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Arbeitsphysiologie, Bd. 14, S. 469--476 (1952). Aus dem Max-Planek-Institu~ ffir Arbeitsphysiologie, Dortmund (Direktor: Prof. Dr. G. LEgMAn,). Der EinfluB von Genui]mitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz w~ihrend der Arbeit. Von ERNST SCHEUBLE und E. A. MCLLER. (Einjegangen am 6. November 1951.) Die Arbeitspulsfrequenz hat bei der lViessung der Leistungsf~higkeit mit dem Leistungs-Puls-Index (E. A. M/JLLE1%l), al8 ~V~agdes Sauerstoff- verbrauchs (BEI%GGI~ENU. CHlgISTEIqSEN 2, LUNDGI~EN3~ SCtIMIDT-BLEIB- TREUa) u n d als Malt der zumutbaren Dauerleistung (KA~ASCH u. Mi~L~E~5) eine neue Bedeutung gewonnen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, fes~zustellen, ob Kaffeetrinken, Rauchen, Alkohol und Nah- rungsaufnahme, also Faktoren, die im tag]ichen Leben eine t~olle spielen, einen wesentlichen Einflull auf die Arbeitspulsfrequenz haben. Von der Beantwortung dieser Frage hangt es ab, ob man bei Verwendung der Arbeitspu]sfreqnenz f/Jr die genannten Bestimmungen diese Einflfisse vernachlassigen kann oder' beriicksichtigen mull. Versuehsanordnung. Die Versuche wurden mi~ einer m/innliehen Versuehsperson (Vp.), die 26 Jahre alt, 176 em groB und 70 kg schwer war, vorgenommen. Die Vp. hatte einen relativ hohen Ruhepuls, war aber kreislaufgesund. Sie befand sieh in mitl~igem Trainings- zustand. Sie arbeitete stets in kurzer Hose und Herod auf einem Fahrrad-Ergo- meter nach KxooH. Die Messung der Pulsfrequenzen erfolgte mittels des yon E. A. MiiLL~R u. J.J. REEKG beschriebenen fo~o-e]ektrisehen Pulsz~hlers. Alle 30 see wurde der Z~hlerstand auf ein Papierband gedruekt. Die Versucbe wurden so angelegt, dab tageweise zwisehen Kontro]Iversuchen ohne Beeinflussung und TesLversuehen geweehselt wurde. Die Kontrollversuehe begannen morgens um 8.00 Uhr. Naeh einem leiehten Frtibstfiek, bestehend aus 2 Butterbroten mit Marmelade und Kornkaffee, lag die Vp. wenigstens ~ Std oder, wenn nStig, sotange ruhig, bis der yon der Vp. selbst morgens beim Wachwerden gemessene Ruhepuls wieder erreicbt war. Dann folgte t5 rain lang leichte Fahrrad-Arbeit rail einer Leistung yon 10 mkg/see. Hieran sehlo8 sieh 30 rain Ruhe im Liegen und nach noehmaliger Bestimmung des Ruhe- pulses 5 rain Radfahr-Arbeit mit 20 mkg/sec. AnsehlieBend tag die Vp. wieder, bis der Puls den Ausgangswert erreichte. W~hrend der ganzen Arbeits- und Ruhe- zeiten wurde der Puls fortlaufend registriert. Die Testversuehe wurden in gleieher Weise durehgefiihrt. Nut wurden hier naeh der ersten Aufnahme des Ruhepu]ses die verschiedenen Stoffe verabreicht. Naeh einer Wartepause wurde der l~uhepuls noch einmal registriert, bevor der Ar- beitsversueh begann. Wir dosierten die Stoffe so, wie sie im t/iglichen Leben gebraueht werdem An- start Kaffee verwendeten wir wegen der genaueren Dosierung Coffeinum lourum,

Der Einfluß von Genußmitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz während der Arbeit

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Page 1: Der Einfluß von Genußmitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz während der Arbeit

Arbeitsphysiologie, Bd. 14, S. 469--476 (1952).

Aus dem Max-Planek-Institu~ ffir Arbeitsphysiologie, Dortmund (Direktor: Prof. Dr. G. LEgMAn,).

Der EinfluB von Genui]mitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz w~ihrend der Arbeit.

Von

ERNST SCHEUBLE und E. A. MCLLER.

(Einjegangen am 6. November 1951.)

Die Arbei t spuls f requenz h a t bei der lViessung der Leis tungsf~higkei t m i t dem Le i s tungs -Pu l s - Index (E. A. M/JLLE1%l), al8 ~V~ag des Sauerstoff- verbrauchs (BEI%GGI~EN U. CHlgISTEIqSEN 2, LUNDGI~EN3~ SCtIMIDT-BLEIB- TREU a) und als Malt der z u m u t b a r e n Dauer le i s tung (KA~ASCH u. Mi~L~E~ 5) eine neue Bedeu tung gewonnen. Das Ziel der vor l iegenden Arbe i t ist, fes~zustellen, ob Kaffee t r inken, Rauchen, Alkohol und Nah- rungsaufnahme, also Fak to ren , die im tag] ichen Leben eine t~olle spielen, einen wesent l ichen Einflull au f die Arbei t spuls f requenz haben. Von der Bean twor tung dieser F rage h a n g t es ab, ob m a n bei Verwendung der Arbei tspu]sf reqnenz f/Jr die genann ten Bes t immungen diese Einflfisse vernachlass igen k a n n oder' ber i icksicht igen mull .

Versuehsanordnung. Die Versuche wurden mi~ einer m/innliehen Versuehsperson (Vp.), die 26 Jahre

alt, 176 em groB und 70 kg schwer war, vorgenommen. Die Vp. hatte einen relativ hohen Ruhepuls, war aber kreislaufgesund. Sie befand sieh in mitl~igem Trainings- zustand. Sie arbeitete stets in kurzer Hose und Herod auf einem Fahrrad-Ergo- meter nach KxooH. Die Messung der Pulsfrequenzen erfolgte mittels des yon E. A. MiiLL~R u. J . J . REEK G beschriebenen fo~o-e]ektrisehen Pulsz~hlers. Alle 30 see wurde der Z~hlerstand auf ein Papierband gedruekt.

Die Versucbe wurden so angelegt, dab tageweise zwisehen Kontro]Iversuchen ohne Beeinflussung und TesLversuehen geweehselt wurde.

Die Kontrollversuehe begannen morgens um 8.00 Uhr. Naeh einem leiehten Frtibstfiek, bestehend aus 2 Butterbroten mit Marmelade und Kornkaffee, lag die Vp. wenigstens ~ Std oder, wenn nStig, sotange ruhig, bis der yon der Vp. selbst morgens beim Wachwerden gemessene Ruhepuls wieder erreicbt war. Dann folgte t5 rain lang leichte Fahrrad-Arbeit rail einer Leistung yon 10 mkg/see. Hieran sehlo8 sieh 30 rain Ruhe im Liegen und nach noehmaliger Bestimmung des Ruhe- pulses 5 rain Radfahr-Arbeit mit 20 mkg/sec. AnsehlieBend tag die Vp. wieder, bis der Puls den Ausgangswert erreichte. W~hrend der ganzen Arbeits- und Ruhe- zeiten wurde der Puls fortlaufend registriert.

Die Testversuehe wurden in gleieher Weise durehgefiihrt. Nut wurden hier naeh der ersten Aufnahme des Ruhepu]ses die verschiedenen Stoffe verabreicht. Naeh einer Wartepause wurde der l~uhepuls noch einmal registriert, bevor der Ar- beitsversueh begann.

Wir dosierten die Stoffe so, wie sie im t/iglichen Leben gebraueht werdem An- start Kaffee verwendeten wir wegen der genaueren Dosierung Coffeinum lourum,

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470 ERNST SCHEUBLE und E. A. Mi)LLER:

in Wasser gel~ist. Die Dosis betrug 0,1, 0,2, 0,3 und einmal 0,6 g, was etwa 1, 2, 3 und 6 Tassen starken Kaffees entspricht. Geraucht wurden vonder Vp. vor dem ersten Arbeitsversuch 2 Zigaretten und vor dem zweiten eine weitere. Im Alkohol- versuch wurden 10 und 30 cm 3 abso]uter Alkohol genommen, die mit Wasser im Verh~ltnis 1 : 2 gemischt wurden. Die Wirkung der Iqahrungsaufnahme wurde nach einer Mahlzeit mit einem Kaloriengehalt yon 1300 bis 1400 Kalorien geprtift.

Wir untersuchten gesondert zuerst die Coffeinwirkung, dann die Nikotin- wirkung, zuletzt alternierend die Wirkung yon Alkohol und die Wirkung der Iqah- rungsaufnahme.

Tabelle 1.

Wo- Datum chen-

1950 tag

25. 9. Mo. 27. 9. Mi. 28. 9. Do. 29. 9. Fr. 30. 9. SMa ~ 2.10. 3.10. Di.

5.10. 6.10. Fr. 7.10. Sa.

7erhalten der Puls/requenz bei Arbeit in den Co~ein. Versuchen.

Dosis in mg

Kontrolle 200 300 300

Kontrolle 300

Kontrolle 300

Kontrolle 6OO

Kontrolle

!~uhe- puls vor

Coffein

74 70 80

72

75

82

15 rain Radfahren 5 Min, Radfahren mit 10 mkg/sec mit 20 mkg/see

Puls vor

Arb.- Beginn

7272

74

7575

6773

7278

79

In d.15.Arb.Min.

Plfls- Diff. PUlSvor fie- geg. Fre- Arb.

quenz quenz v. Beginn Arb.Bg.

143136 7164 69

131 57 6~

145 7056 131 736~

133 6656 129

138 6659 786~ 137 7681

139 60

In d. 5. Arb.Min

P~s- Diff. fre- ~eg.Fre-

quenz !quenz v, I Arb.Bg,

168 99

168 101

175 113 176 103 174 106

173 95 176 95

174 98

Versuchsergebnisse.

1. Co//einversuche.

Einen l]berblick fiber die Coffeinwirkung auf die Arbeitspulsfrequenz gibt Tabelle 1. Die Tabelle zeigt, dab die Ruhepulsfrequenz nach der Coffeingabe bis zu dem 15 rain sp~ter liegenden Arbeitsbeginn etwas abfiillt. Die Arbeitspulsfrequenz und aueh die Differenz zum Ruhepuls vor Arbeitsbeginn liegen in der letzten Arbei tsminute an den Coffeintagen deutlich niedriger als an den benachbar ten Kontroll tagen. Diese Puls- frequenz-Einsparung naeh Coffein wirkt sieh nicht so aus, dab die Ver- suchsperson subjektiv eine geringere Anstrengung empfand.

Auf den leichten Arbeitsversuch mit einer Leistung yon 10 mkg/see folgte in der beschriebenen Anordnung der sehwere mi t der doppel ten Leistung. Der vor dem zweiten Arbeitsversueh aufgenommene Ruhepuls liegt hier bei den Testversuchen mit einer Dosis yon 300 mg sehr viel niedriger als vor dem ersten Arbeitsversuch, bei den Kontrol lversuchen dagegen im Durchschni t t gleich hoch. I n der letzten Arbeitsminute wurden bei der schweren Arbeit mit 176 Sehl~gen sehon Werte erreicht, die zeigen, dab sich die Versuchsperson der ErsehSpfungsgrenze n~herte. Die Versuehsperson brachte diese Leistung zu Beginn der Versuchsreihe nur mfihevoll 5 min lang zustande. Ers t mit zunehmendem Training fiel

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Einflug yon Genugmitteln und Nahrungsaufnahme auf die 1)ulsfi'equenz. 471

ihr die Arbeit leichter. Die Tabelle zeigt fiir die Pulsfrequenzen der letzten Minute keinen Untersehied zwisehenTest- und Kontrollversuchen. Da aber die Ruhewerte vor den Testversuehen tiefer lagen, ergeben sieh etwas hShere Zahlen ffir die Pulsdifferenz .gegen die l~uhefrequenz vor der Arbeit in den Testversuchen. Bei sehwerer Arbeit fiihlte sich die Versuehsperson unter der Einwirkung yon Coffein leistungsfghiger.

TabeUe 2. Verhalten der Puls/requenz bei Arbeit in den Rauch- Versuchen.

Wo~ Da tum chen-

1950 tag

7.10. [ Sa. 1 0 . 1 0 . I Di. 11.10. Mi. 12.10. Do. 13.10. Fr. 14.10. Sa. 16.10. Mo. 1 10 18.10.

Zahl der "~ Zigaretten ~ ~ Puls .~ vor

Arb.- "~ ]3eginn

Kontrolle 2

Kontrolle 2

Kontrolle 2

Kontrolle 2

Kontrolle

I :: ~176

8~ 08

!75 115

!83 % i 89

15 5~in. ~adfahren ~i ~. 5 Min. l~adfahren mi t 10 mgk/sec ~ .~ mit 20 mgk/sec

In ct. 15.Arb.Min, ~ lIn d. 5.Arb.Min.

fre- ~ .g . ~re-i~ ~ Arb. fro'-- [geg.Fre- quenz quenzv ' l~ ~ Beginn ~ = . . _ Iquenz v.

[Ar~. ~g.!~ ~ I qu_..~ ]Arb. Bg

86 7694 174 98 158 6052 76 181 87 133 7199 170 99 156 6344 77 178 79

145 7~03 178 75 160 6545 83 139 163 90 165 48 105 174 69

154 65

2. Rauchversuche.

Die Ergebnisse der Rauchversuche sind in Tabelle 2 zusammengeste]lt. Wie in der Literatur schon h~ufiger beschrieben, t ra t nach dem l~auehen stets eine starke ErhShung der Ruhepulsfrequenz ein. I m Durehschnitt stieg sie um 36 Sehl~ge in 5 min. Die Arbeitspulsfrequenzen in der letzten Arbeitsminute der leiehteren Arbeit liegen an den Rauehtagen hSher als an den Kontrolltagen, die Differenz gegen den l~uhepuls vor Arbeits- beginn dagegen an den Kontrolltagen hSher als an den Rauehtagen. Vor Beginn des zweiten Arbeitsversuches ist die l~uhepulsfrequenz schon sehr nahe zu dem Ruhewert vor dem ersten Rauchen zuriickgekehrt, die Wirkung der 2 Zigaretten also verflogen. Es wurde daher eine weitere Zigarette geraucht, die in 5 min den Ruhepuls erneut um im Mittel 20 Sehl~tge hob. Bei der ansehliel]enden schweren Arbeit ]iegen wieder die Arbeitspulsfrequenzen der letzten Arbeitsminute an den l~auehtagen hSher als an den Kontrolltagen, wi~hrend sieh die Differenz zur Ruhepuls- frequenz vor Arbeitsbeginn umgekehrt verh~tlt.

3. Alkoholversuche.

Der Alkohol wurde nach der morgentlichen Aufnahme des t~uhepulses gegeben. Die Versuchsperson trank ihn im Liegen, um nicht dutch Be- wegungen eine unnStige ErhShung des Pulses hervorzurufen.

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472 ERNST SCI-IEUBLE und E. A. MULLER:

Tabelle 3. Verhalten der Puls]requenz bei Arbeit in den Alkohol-Versuchen.

D a t u m ! ~ 15 Min. !~adfahren I 5 Min. !%adfahren I ~ ~ I m i t 10 mkg / sec I m i t 20mkg/sec

1950 t ag i ~ ~ I vor l~uls - I ~ " - / vor Puls- Diff. ~ I Arb. . fre- g e g . F r e - A r b . - I fre- ~eg.Fre-

! ' ' 7" I Begim quenz ]que~z v. / ]~eginn ] quenz D!uenz v. . . . . . . . - . 4 - - ~ ArD.Bg.! Arb. Bg.

20.10. 21.10. 23.!0. 25.10. 26.10. 28.10. 30.10.

S~. Mo. Mi. :Do. S a . M o .

Kontrolle 30 30

Kontrolle 10

Kontrolle 10

88 77

67

81

77

77 75

72 77

79

137 160

134 57 134 59 136 6264

139 ' 142 63

76 79 77

67 72

77

177 168 173

178 175 173

101 89

103

101 103

96

Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe stehen in Tabelle 3.1/4 Std nach Alkoho] finder sich keine typische Beeinflussung der Ruhepulsfrequenz. Die Pulsfrequenzen bei der leichten Arbeit zeigen in der letzten Arbeits- minute weder in den absoluten ~u noch in den Differenzwerton gegen den Ruhepuls vor der Arbeit einen Untersehied zwisehen Alkoholtagen und Kontrolltagen. Das gill auch yon den Pulszahlwerten der letzten Arbeitsminute der schweren Arbeit, die in den Alkoholversuchen stirker streuen, im Mittel sich aber yon den Werten der Kontrolltage nieht unterscheiden.

4. Versuche nach Nahrungsau/nahme.

Aus technischen Grfinden waren wir gezwungen, diese Versuche erst gegen Mittag zu beginnen. Die Versuchsperson blieb bis zu diesem Zeit- punkt nfichtern. ~ Std vor dem Essen legte sieh die Versuehsperson hin, wobei wghrend der letzten i/a Std der Ruhepuls gemessen wurde. Dann wurde eine Mahlzeit mit den in Tabelle 4 wiedergegebenen Mengen an N~ihrstoffen und Kalorien gegessen.

TabeUe 4.

D a t u m Eiwei0 Fe t t Koh lenhydra te ~- ihrwer t 1950 g g g kcal

24. 10. 38.4 87.4 92.2 1347 27. 10. 37.0 91.2 ]02.8 1417 2. 11. 36,8 91.4 103.6 1423

Den Abstand zwischen Essen und leichtem Arbeitsversuch gestalteten wir verschieden, da wit die Wirkung yon Arbeit in verschiedenen Phasen der spezifisch-dynamischen Wirkung und der ihr parallel laufenden l%uhe- pulsfrequenz erfassen wollten. Wir warteten beim ersten Ei~versuch 11/2 Std und registrierten dabei 1/2 Std nach dem Essen das Maximum der Ruhepulsfrequenz. Dementsprechend begannen wit bei dem folgenden Yersuch ~ Std, bei einem dritten Versuch 1 Std nach der /qahrungs- aufnahme mit der Arbeit.

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Eh~fluB yon GenuBmitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz. 473

Datum 1950

Tabelle 5. Verhalten der Puls/requenz bei Arbeit hash Nahrungs-A u/nahme.

�9 i5 37Iin. l~,a4fahren I 5 Min. Radfahren ~ mi t 10 mkg/sec mi t 20 mkg ]sec ~ ~ ~ I ~ b . M i . . ~ b . 5 { i n

/~= ~i~=~ ~l ~ ~i h'e g e g . F r e - / ~ ~ 1 ~ ' ~ fre geg.Fre- ~ "~ .~ ~ F--~ ~ - I~ ~J~ ~ - ~_ = ~ ~ q u e n z q u e n z v . , ~ ~ ! ~ ~ I q u e n z lqu , e n z v -

i - Arb.BgJ Aro. Bg.

20.10. 24.10. 25.10. 27.10. 28.10.

2.11.

Wo- Aufgenommene cthfg Nahrungsmenge

kcal

Fr. Kontrolle Di. 1347 Mi. Kontrolle Fr. 1417 S~. Kon~rolle Do. 1423

72i1~ 65

68~ 1

77 t37 82 149

75 134 91 154

77 139 78 142

60 67 3

59 63 2

62 64 2 ~

7~7 17~78

76 175 72 175 74 176

101 101

99 103

102

Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle 5 wiedergegeben, Bei dem Testversuch vom 27.10. ]iegt der l~uhepuls nach dem Essen 26 Schl~ge, bei den beiden anderen EBversuchen um 10 Schl~ge hSher als der Ausgangsruhepuls. Die Arbeitspulsfrequenz und die Differenz gegen die Pulsfrequenz vor Arbeitsbeginn erreichte bei allen EBversuchen in d e r 15. Arbeitsminute etwas hShere Werte Ms bei den Kontroll- versuchen. Die Versuche mit schwerer Arbeit folgten in einem Abstand naeh der ~iahlzeit, in dem die l~uhepulse noeh durchschnittlich 7 SchlEge fiber den Werten vor dem Essen liegen. Die Ruhewerte der Kontroll- versuche liegen zuf~llig nur um 2 Sehl/~ge tiefer. Praktiseh beginnt also die sehwere Arbeit in Kontroll- nnd Testversuchen in der gleichen Ruhe- pulshShe, die jedoch in den Testversuchen ein durch die spezifisch- dynamische Wirkung um 7 Schl~ge fiberh6htes );~ormalniveau bedeutet. Unter diesen Bedingungen ffihrt die sehwere Arbeit in den Test- und Kontrollversuchen zu g]eichen Pulsfrequenzzunahmen und zu gleichen Arbeitspulsfrequenzen im Endpunkt der Arbeit. Daraus folgt, dab bei schwerer Arbeit die durch die Arbeit hervorgerufene Pulsfrequenz- erhShung sich zu der Erh6hung durch die spezifisch-dynamische Wirkung addiert.

Die Versuehsperson hatte wi~hrend der Arbeitsversuche nach Nah- rungsaufnahme unangenehme Sensationen in der t{aut. Sie klagte fiber Kribbeln, eine Art Ameisentaufen.

Besprechung der Ergebnisse.

Um einen Uberblick fiber die gesamten Versnehe zu erhMten, haben wir alle Ergebnisse fo]gendermaBen in Tabelle 6 zusammengestellt.

Die erste spMte gibt uns Auskunft fiber die Art der Einwirkung. Die Beeinflussung des Ruhepulses steht in SpMte 2, wobei d- eine Erh5hung, - - eine Erniedrigung angibt. Die Spalten 3- -5 sind aufgeteilt ffir leichte und sehwere Arbeit. Die Spalten 4 und 5 enthalten die Differenzen Test-

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474 ERNST SCIIEUBLE und E. A. MffLLER:

Tabelle 6. Gesamtiiberslcht der Ergebnisse.

Wirkung auf den Art der Einwirkung l%uhepuls vor Beginn Art der Arbeit

der Arbeit

Coffein ~

l~auchen

Alkohol

Nahrungs- aufnahme

belanglos

+ 33 bis 40 + 20

belanglos belanglos

10 bis 26

leicht schwer

leicht schwer

leicht schwer

leicht schwer

1 ohne den Versuch mit 600 mg Coffein.

Wirkung auf die Differenz der Pulsfrequenzen

Testversuch -- Kontrollversuch

Arbeistspuls

- - 8 belanglos

+17 + 9

belanglos belanglos

d- 12 belanglos

I Differenz Arbeits- , puls - - l%uhepuls

--10 + 7

--16 --17

belanglos uneinheitlicb

+ 4 belanglos

versuch-Kontrollversuch fiir die Arbeitspulsfrequenzen und f/Jr die Diffe- renz Arbeitspulsfrequenz-Ruhepulsfrequenz vor der Arbeit.

Auch bei der kleinen Zahl der Versuche ist ersichtlich, dab das Kaffee- tr inken unter Umst~inden einen nieht zu vernaehl~ssigenden Einfiu[~ hat . Es ~iul~erte sich bei unserer Versuchsperson in einer Senkung der Arbeits- pulsfrequenz um durchsehnittlich 8 Sehl~ige, der Pulsfrequenzdifferenz um 10 Pulssehl~ige bei der leichten Arbeit. Bei schwerer Arbeit fanden wit eine ErhShung der Pulsfrequenzdifferenzen um 7 Schl~ge, aber keine Wirkung auf die Arbeitspulsdifferenzen.

Nach dem Zigarettenrauchen finden wir eine ErhShung des Ruhe- pulses und der Arbeitspulsfrequenzen bei leichter und schwerer Arbeit. Die ErhShung der Arbeitspulsfrequenz ist aber nicht so groB wie die des ]%uhepulses, so dab die Pulsfrequenzdifferenzen zum Ruhewert in den l%auchversuehen niedriger liegen a]s in den Kontrollversuchen. Man miBt also nach dem I~auchen zu hohe Arbeitspulsfrequenzen und zu niedrige Differenzen zwischen Arbeits- und Ruhepuls. Diese Fehler betI~gen in unseren Versuehen bis zu 20 Sehl~gen/min.

Die Alkoholversuche bedfirfen keiner Diskussion, da Anderungen der Pulsfrequenzen weder in der Ruhe noch bei der leichten Arbeit gefunden wurden. Bei schwerer Arbeit war der Befund uneinheitlich. In einigen F~illen war der Puls gesenkt, in anderen erhSht, im Durehschnitt jedoch unver~ndert.

Nach Nahrungsaufnahme war die Ruhepulsfrequenz nach 1~ Std um 26 Schliige, nach 1 und 1 ]/2 Std nur noch um 10 Schl~ige erhSht. Diese Wirkung beruht wahrscheinlich auf der Blutversehiebung ins Abdomen, die durch die Verdauungsarbeit entsteht und auf dem erhShten 02-Bedarf des Gesamtk6rpers, den wir als spezifisch-dynamische Wirkung kennen. Bei )/[uskelarbeit kSnnten die Verdauungsti t igkeit und der ihr zufallende

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EinttuB yon Genul]mitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz. 475

Teil der Blutmenge und des Minutenvo]umens zugunsten des arbeitenden Muske]s gesenkt oder ganz zuriickgestellt werden. Wir wtirden dann eine geringere Pulsdifferenz in der letzten Arbeitsminute der Egtage finden Ms in der der Kontroll tage. Wir finden ]edoeh im Endpunkt der leichten Arbeit naeh Nahrungsuufnahm e eine h6here Pulsfrequenzdifferenz. Das miissen wir wohl so deuten, dab die Ansammlung yon Blur im Abdomen bei Arbeit anh~lt und dadureh die gleiehe arbeitspuls-erh6hende Wirkung hat, die fiir grSl3ere Blutversehiebungen in die Peripherie yon ASMUSSEN u. ClZ~ISTE~S~ 7 nigher besehrieben worden ist. DaB bei der sehweren Arbeit die Pulsfrequenzdifferenz nieht aueh dutch diese Wirkung der Blutversehiebung vermehrt ist, liegt wohl an der Kiirze dieser Arbeit und daran, daft sie in einem Zei tpunkt einsetzte, in dem die Verdauungs- ti~tigkeit im Abktingen war. Wi t diirfen sehlieBen, dab nut unmittelbar naeh einer groBen Mahlzeit die beiden Funktionen - - Verdauung und Muskelarbeit - - n icht gleiehzeitig vom Kreislauf roll versorgt werden kSnnen. Das yon der Versuehsperson angegebene Kribbeln deutet auf eine versehleehterte O2-Versorgung der Hunt bei vereinter Beanspruehung des Kreislaufs dureh Muskelurbeit und Verdauungstiitigkeit.

Zu unserer anfs Frage, ob die Wirkungen yon Kaffeetrinken, t~gxtehen, AtkohoI und Nahrungsanfnahme die M6gliehkeit, aus der Arbeitspulsfrequenz den Energieverbraueh oder die Leistungsf/~higkeit zu bestimmen, beeinflussen, ist zusammenfussend zu sugen: Fiir Alkohol bis zu 30 em 3 k6nnen wir diese Frage verneinen. Gr6Bere Mengen werden

o h n e siehtbare Folgen yore Arbeiter wohl nieht genossen. Ffir das Kaffee- tr inken sind jedoch Wirkungen naehweisbar, die u .U . stSrend sein kSnnen. Sie betreffen allerdings sehr hohe Dosen yon 300 mg Coffein, also 3 Tassen starken Kaffees. Man mug also festzustellen suehen, ob Kaffeegenul~ vorlug, bevor man Arbeitspulsfrequenzen zur Best immung des Energieverbrauches oder der Leistungsf~higkeit aufnimmt.

In noeh hSherem ~al~e trifft das f/it das gauehen zu. Naeh M6gliehkeit wird man fiir Pulsversuehe Niehtraueher heranziehen. Die Wirkung der Nuhrungsaufnahme kann ffir die Pulsmessung uuBer aeht gelassen werden, da die Differenz Arbeitspulsfrequenz - - t~uhepulsfrequenz durch sie un- beeinflul3t bleibt, wenn man nieht unmittelbar naeh einer sehweren Mahlzeit untersueht.

Zusammen]assung. Bei der Bestimmung der Leistungsf~higkeit und des Kalorienver-

brauehes bei Muskelarbeit aus der Pulsfrequenzdifferenz Arbeit - - Ruhe kann man die Wirkung der Nahrungsaufnahme und des Alkohols ver- naehls w~hrend die Wirkung des Kaffeetrinkens und vor allem des l~auehens diese l~lessungen stSren.

Page 8: Der Einfluß von Genußmitteln und Nahrungsaufnahme auf die Pulsfrequenz während der Arbeit

476 SC~UBLE u. MiJLLER: EinfluB yon Nahrungsaufn~hme auf die Pulsfrequenz.

Literatur.

1M?)LLER, E . A . : Arb. physiol. 14, 271 (1950). - - ~ BERGGRE:~, G., u. :E. I~. CmCIST~SE~: Arb. physiol. 14, 255 (1950). - - 3 LV~DGR~, N. P. V.: Acta Physiol. Skand. (Stockh.) 13, Suppl. 41. - - 4 SCIt~IDT-]3LEIBTREU, K.: Diss. Bonn 1949. - - 5 I~RASCE, K., u. E. A. MffLL~R: Arb. physiol. 14, 369 (1951). - - ~ Mi~LL~R, E. A., u. J. J. REEH : Arb.physiol. 14,137 (1949). - - 7 A s M u s s ~ , E., u. E. tI. C~ISTE~S~N : Skand. Arch. Physiol. 82, 185 (1939).

Professor Dr. E. A. MULLER, (21b) Dortmund, Rheinlanddamm 201.