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CHEMISCHE REVUE Pumpe oder Montejus Benzin- Reservoir Extracteur . . UBER DIE # I - I Destillateur Kiihler FETTm U" HARZ-INDUSTR-IE. Abonnementspreis : GanzjShrig . . . fl. 6.- der Lacke und iitherischen Ode. Organ fur die Fett-, Harz-, Seifen- und Rlineralol-lndustrie, fur % Gnnzjtihrig . . . M. 12.- Chef-Redacteur : Dr. J. Elimont. Inserate : Die viermil gespaltene Petit- zeile 20 Pfa. oder 12 kr. Redaction und Vernaltang: Wien, II1. 5 Y-. -.\ tL4".-- Erscheint am 5. und 20. des Monates. Zu beziehen durch die Post den Buchhnndel oder direct. - - - __-- _____- - - -- - _. Nr. 10. Wien und Leipzig, am 5. Februar. Der gegenwartige Stand der .. Ceresinindustrie. I.. Von Dr. B. Lach. v. und Schluss. I) (Nnchdruck verboten.) Die nach dem Abpressen des Ceresins resultirenden Ruck- st3nde lieissen Prcsskohle. - Man thut gut, dieselben sofort nach dem Entleeren der Presse mit einem auflockernden Ma- teriale, . wie Sagespihe, Strohhacksel, Reispulpe etc. zu mischen, da dadurch .ein leichteres Extrahiren ermoglicht wird. Die Riickstande werden je nach Qualitat separirt und extrahirt, da man dadurch die verschiedenen Qualitaten von Extractionswachs erhalt. - Man darf die Presskohle jedoch nicht in zu grossen Haufen geschiclitet aufbewahren, da sich diese sonst bis zur Entziindung erhitzt. Von Zeit zu Zeit muss man sich uberzeu- gen, ob die Ruckstande nicht zu warm werden, eventuell muss man durch Umschaufeln Abhiilfe schaffen. Die Ruckstande glimmen oft Tage lang im Innern fort, bis irgend ein Umstand z. B. Luftzug ein Aufflammen bewirkt. Einmal im Brande ist es schwer, dieselben abzuloschen, insonders in .geschlossenem Raume, da sich erstickende Dampfe bilden, welche ein Vordringen ungemein erschweren. - Ehe eine Venvertung der Riickstande durch Extraction bekannt war, bildeten diese den w'unden Punkt mancher Fabriken. Man wusste absolut nichts mit ihnen zu beginnen und warf sie einfach auf die Halde, oder verwendete sie zu Brennzwecken. Man versuchte sie' durch Destilation in kleinen Blasen, soge- nannten ,,Schildkroten" auf Paraffin zu verarbeiten, doch standen die Ergebnisse in keinem Verhaltnisse zu den Unkosten. Erst als man die Extraction einfuhrte - welches Verdienst 1) Vergl. Chem. Revue 1894, 3, 4, 5, G, 7. mit dem Namen Ujhely in Stockerau und M. Matschelto in der Firma Wagenmann in Wien innig verlcnupft ist - gestaltete sich die Sache anders. In wolverstandener kaufmannischer Um- sicht hatten die Fabriken in Stockerau - damals Baron Hopfen gehorend, Wagenmann in , W e n und Firma Sarg u. Sohn '' in Liesing, ganze Berge dieser Rhckstande zu Spottpreisen ange- kauft und zogen nun daraus brillnnten Nutzen. Die ersten Extractionsaniagen waren naturlich recht primitiv; - einc bedeutende Verbesserung fuhrte van Haecht ein, dessen System sich bis auf den heutigeii Tag noch bewahrt. Derselbe verlor im besten Mannesalter durch den Sturz in einen kleinen Kessel voll heissen Ceresins sein Leben. - Als Extractionsmittel benhtzt man SchwefelkohIenstoff und Benzin. Der Schw efelkohlenstoff hat den Vortlieil unter Wasser- verschluss aufbewahrt werden zu konnen, da er specifisch schwe- rer als Wasser ist. Sein Nachtheil ist die grossere Feuer- gefahrlichkeit ; auch erhalt das extrahirte Ceresin einen eigen- thumlichen Geruch und vermehrten Gehalt an Schwefel, wol von sich zersetzenden oder unreinem Schwefellcohlen&ofi herru hrend. Das Benzin, dem Wesen nach ein Gemenge von leichten Petrolathern, soll moglichst gleichformigen Charakters sein, d. h. nicht aus einer Mischung schwerer und sehr leichter Kohlen- wasserstoffe bestehen. Erstere sind schwer abtreibbar, LetzCG; schwer condensirbar. . Das spec. Gewicht soll o 700 sein; - bei go-xoo0 C. muss -alles uberdestillirt sein, wahrend bei 600 C. erst eine schwache Destillation beginnen soll. - Die Edractionsanlage. Dieselbe wird an der Hand eines Schemas am besten Das WEsen 'derselben besteht in folgendem Verfahrgn. - verstandlich sein. - d. e. f. I I I ' I a. b. C. I I

Der gegenwärtige Stand der Ceresinindustrie

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Page 1: Der gegenwärtige Stand der Ceresinindustrie

CHEMISCHE REVUE

Pumpe oder Montejus Benzin-

Reservoir Extracteur

. . UBER DIE

#

I- I Destillateur Kiihler

FETTm U" HARZ-INDUSTR-IE. Abonnementspreis : GanzjShrig . . . fl. 6.- der Lacke und iitherischen Ode.

Organ fur die Fett-, Harz-, Seifen- und Rlineralol-lndustrie, fur

% Gnnzjtihrig . . . M. 12.-

Chef-Redacteur : Dr. J. Elimont. Inserate :

Die viermil gespaltene Petit- zeile 20 Pfa. oder 1 2 kr. Redaction und Vernaltang: Wien, II1.

5 Y-. -..\ tL4".--

Erscheint am 5. und 20. des Monates. Zu beziehen durch die Post den Buchhnndel oder direct.

- - - __-- _____- - - -- - _.

Nr. 10. Wien und Leipzig, am 5. Februar.

Der gegenwartige Stand der .. Ceresinindustrie.

I . . Von Dr. B. Lach. v. und Schluss. I ) (Nnchdruck verboten.)

Die nach dem Abpressen des Ceresins resultirenden Ruck- st3nde lieissen Prcsskohle. - Man thut gut, dieselben sofort nach dem Entleeren der Presse mit einem auflockernden Ma- teriale, . wie Sagespihe, Strohhacksel, Reispulpe etc. zu mischen, da dadurch .ein leichteres Extrahiren ermoglicht wird. Die Riickstande werden je nach Qualitat separirt und extrahirt, da man dadurch die verschiedenen Qualitaten von Extractionswachs erhalt. - Man darf die Presskohle jedoch nicht in zu grossen Haufen geschiclitet aufbewahren, da sich diese sonst bis zur Entziindung erhitzt. Von Zeit zu Zeit muss man sich uberzeu- gen, ob die Ruckstande nicht zu warm werden, eventuell muss man durch Umschaufeln Abhiilfe schaffen. Die Ruckstande glimmen oft Tage lang im Innern fort, bis irgend ein Umstand z. B. Luftzug ein Aufflammen bewirkt.

Einmal im Brande ist es schwer, dieselben abzuloschen, insonders in .geschlossenem Raume, da sich erstickende Dampfe bilden, welche ein Vordringen ungemein erschweren. -

Ehe eine Venvertung der Riickstande durch Extraction bekannt war, bildeten diese den w'unden Punkt mancher Fabriken. Man wusste absolut nichts mit ihnen zu beginnen und warf sie einfach auf die Halde, oder verwendete sie zu Brennzwecken. Man versuchte sie' durch Destilation in kleinen Blasen, soge- nannten ,,Schildkroten" auf Paraffin zu verarbeiten, doch standen die Ergebnisse in keinem Verhaltnisse zu den Unkosten.

Erst als man die Extraction einfuhrte - welches Verdienst

1) Vergl. Chem. Revue 1894, 3, 4, 5 , G, 7.

mit dem Namen Ujhely in Stockerau und M. Matschelto in der Firma Wagenmann in Wien innig verlcnupft ist - gestaltete sich die Sache anders. In wolverstandener kaufmannischer Um- sicht hatten die Fabriken in Stockerau - damals Baron Hopfen gehorend, Wagenmann in , W e n und Firma Sarg u. Sohn '' in Liesing, ganze Berge dieser Rhckstande zu Spottpreisen ange- kauft und zogen nun daraus brillnnten Nutzen.

Die ersten Extractionsaniagen waren naturlich recht primitiv; - einc bedeutende Verbesserung fuhrte van Haecht ein, dessen System sich bis auf den heutigeii Tag noch bewahrt. Derselbe verlor im besten Mannesalter durch den Sturz in einen kleinen Kessel voll heissen Ceresins sein Leben. -

Als Extractionsmittel benhtzt man SchwefelkohIenstoff und Benzin.

Der Schw efelkohlenstoff hat den Vortlieil unter Wasser- verschluss aufbewahrt werden zu konnen, da er specifisch schwe- rer als Wasser ist. Sein Nachtheil ist die grossere Feuer- gefahrlichkeit ; auch erhalt das extrahirte Ceresin einen eigen- thumlichen Geruch und vermehrten Gehalt an Schwefel, wol von sich zersetzenden oder unreinem Schwefellcohlen&ofi herru hrend.

Das Benzin, dem Wesen nach ein Gemenge von leichten Petrolathern, soll moglichst gleichformigen Charakters sein, d. h. nicht aus einer Mischung schwerer und sehr leichter Kohlen- wasserstoffe bestehen. Erstere sind schwer abtreibbar, LetzCG; schwer condensirbar. . Das spec. Gewicht soll o 700 sein; - bei go-xoo0 C. muss -alles uberdestillirt sein, wahrend bei 600 C. erst eine schwache Destillation beginnen soll. -

Die Edractionsanlage. Dieselbe wird an der Hand eines Schemas am besten

Das WEsen 'derselben besteht in folgendem Verfahrgn. - verstandlich sein. -

d. e. f.

I I I ' I a. b. C.

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._ . . ... . . Cliemische Revue iiber die Fett- und Harz-Tndustrie. Nr. 10. --

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In den Ext rac teur ,,cLc werden die Rucbtande eingcfullt, derselbe hierauf gcschlossen und durch Dampfzufuhr envarmt. Die eingeschlosscnc Luft, sowie ctwas ,Dampf l%st man oben durch einen Hahn im Deckel entweichen. Sich bildendes Con- densationswasser zieht man unten am Apparat ab. - 1st der Extracteur genugend heiss, so treibt man mittels Pumpe ,,b" Benzin aus Reservoir ,,ac' nach ,,cc'. Rationeller ist es, mit Monlejus zu arbeiten, da man hierbei gleich heisses Benzin in den Apparat ,,c" bekommt.

1st der Apparat ,,ccL genugend voll ; so liisst man ihn einigc Zeit ruhig stehen, um dem Benzin die Gelegenheit zii geben, moglichst vie1 Wachs aus den Ruckstanden aufzulosen.

Dieses mit Wachs beladene Benzin l a s t man nun nach dem Destillateur ,,d" fliessen und destilirt aus deniselben durch Erwarmen und Einstromen von Dampf das Benzin nach dein Kiihler ,,el' ab. - Schliesslich bleibt in demselben d. h. in dem Destillateur nur mehr Wachs zuruck. - Das abdestillirte Renzin condensirt sich zugleich rnit dem Wasserdampf in dem Kuhler ,,elc, fliest nach dem Separateur ,,f", wird hier vom Wasser geschieden und fliesst in das Reservoir ,,abL zuriick. - Dieser Kreislauf wird so oft wiederliolt ( 1 0 - 1 5 Male) bis eine Probename von Benzin aus dem Extracteur anzeigt, dass in den Ruckstanden sich nur noch minimale Spuren von Wachs sich befinden. Eine totale Extraction ist als zu kostspielig unrationell- -Man destillirt hierauf aus dem Extracteur sowol, als auch aus dem Destillateur alles Benzin ab, entfernt die extrahirten Riick. stande, die nun ein trockenes, schwarzes Pulver vorstellen, zieht das gewonnene Wachs aus dem Destillateur ab und kann sofort mit einer neuen Charge beginnen. Auf die nahere Beschreibung der Apparate iibergehend, beginnen wir rnit :

a. dem Benzinreservoir. Hierzu dient ein beliebig geformtes Gefass aus Schmiedeeisen, eventuell ein alter Dampf- kessel. -

An demselben befinden sich Wasserstandsglas und Hahne zum Ablassen von Benzin. - Hauptsache ist die Dichtigkeit des Reservoirs.

b. das Montejus ist ein beliebig geformter Kessel aus Schmiedeeisen, der einen Druck von 4 Aim. aushalten muss. Es ist versehen mit einem sensitiven Manometer, Wasserstands. zeiger, Rohren fur Zu- und Ableitung des Renzins und einei entsprechenden Heizschlange fur Dampf. Der Apparat wird '18 mit Benzin gefullt, hierauf erwarmt, bis das Benzin zu ver. dampfen beginnt und da alle anderen Hahne, mit Ausnahme desjenigen fur die Benzinableitung geschlossen sind, welche ver. mittels eines bis an den Boden reichenden Rohres geschieht, durch den eigenen Dampfdruck nach dem Extracteur getrieben

c. D e r E x t r a c t e u r ist ein stehender Cylinder aus Guss oder Schmiedeeisen. Letzterer ist der Sicherheit halber vorzu, ziehen. Am Boden befinden sich' geschlossene und offene Dampfschlangen. - In ihn passen genau cylindrische Einsatzt mit siebformig durchlochten Boden hinein, welche behufs Fiillung und Entleerung aus dem Apparate mittels Flaschenzug zu ent fernen sind. Ueber dem Extracteure ruhen Laufschienen, fui einen Transportwagen, an dem der Flaschenzug befestigt ist

Verschlossen wird der Extracteur durch einen gut passen den Deckel, zwischen dessen Rand und dem Rande des Extracteui in mit aufgeweichter Lehmerde getrankte weiche Stricke behuf! Abdichtung eingebettet werden. Befestigt wird der Decke durch sogenannte Kloben. Es ist jedoch absolut n8tig, nod einen zweiten Reserve - Verschluss anzubringen, sei es durcl

. Schrauben, sei es durch Bugelverschluss, - da die Kloben leich,

mosten oder abspringen und Veranlassung zu Explosionen , geben ronnen. Sicherheitsventil und genaue sensitive Manometer sipd iotig, ebenso Wasserstandsgefaisse und Probirhahne. Am Hoden st der Extracteur durch ein Rohr mit dem Destillateur verbunden, - am Obertheil des Apparates befindet sich ein Helm mit Zohr, das zu den1 Kiililer geht. -

In die unterste Schale oder Einsatz wird ein Tuch einge- Iettet, um das Durchpassiren des feinen Pressruckstandes mog- ichst zu verhindern.

d. Der Dest i l la teur . Derselbe kann wiederum eine Deliebige Form haben, meistens ein cyliiidrischer Kessel, der 3ben einen Helm rnit Roltrverbhidung zum Kuhler trag.

Monometer, Sicherheitsventil, Probirhahne, Schauglaser und Ablasshahn sind dessen Garnitur. Erhitz: wird der Apparat h rch geschlossene und offene Dampfschlangen.

e. Der I<uhler, ofter eigentlich die Kuhler, sind Reser- lroire mit eingebetteten Schlangen, durch welche die conden- sirten Dampfe streifen. Die Kiihlung geschielit durch Wasser, iessen Zufulir von uiiten stattfindet.

Oefter ist die Anordnung der Kiihler so getroffen, dass das condensirte Renzin inimer wieder iiach dem Extracteur zuruckfliesst, in Form voii einem Riickflusskiihler. Bei com- plicirter Construction nnd schwieriger Arbeit gewahrt diese Vorrichtung keinen nenneiiswerthen Vortheil. -

f . D e r S e p a r a t e u r ist jene bekannte Vorrichtung, die auf dem verschiedenen spec. Gewichte von Renzin und Wasser beruhend, eine Scheiduiig bcider ermoglicht.

Bei der Adage' voii Extractionen sollen folgende Gesichts- punkte massgebend sein. Der Bau, in Stein nnd Eisen con- struirt, soll vollig separirt von den ubrigen Fabrikanlagen stehen, und von jedem Feuerheerde, wie z. 13. Dampfltcsselfeuerung' etc. mindestens I jO Meter entfernt sein.

Der Dachstuhl soll luftig construirt sein, ein Entweichcn der Dampfe gestattend. Ausgange, die sich nach aussen offnen, wie Schiebethuren, miissen nach allen Richtungen vorhanden sein.

Die Benzinreservoire sollen ausser dem Locale im Freien placirt sein, ebenso die Kiihler. Das Fullen und Entleeren der. Einsatzschalen hat ausserhalb des Locales zn geschehen.

In. der Extraction durfen keine Vorrathe von Presskohle lagern. -

D i e V e r a r b e i t u n g d e s d ii r c h d i e E x t r a c t i o n.ge won n e- nen Wachses ist eine sehr einfache. - Entweder erhitzt man dasselbe bis auf 1800 C. um alle Spuren von Benzin zu entfernen und demselben den ublen Geruch zu nehmen, pulvert dann etwas z. B. mit 1-2 O I O Entfarbungspulver, oder man sauert mit wenig Saure und verarbeitet es wie das Rohwachs. - Eigen- thumlicher Weise ist das Extractionswachs stets ein wenig-weicher, als das ursprunglich durch Abpressen gewonnene Wachs. - Die extrahirten Ruckstande stellen ein trockenes schwarzes Pulver vor, dessen chemische Zusammensetznng nach einer vorge- nommenen Analyse folgende ist: Wachs Kohlentoff 62.60 ,, (durch Gluhen gefunden)

Fe, 0, 12 '10 , ,

KIO

SiOs I .80 ,,

Differenz 0.S4 ,,

I . 5o010 (durch Extraction im Soxlrthapperat)

Ca. 0 7'30 I 9

NaaO 2'20 ,,

s Oa 1 1 ' 1 0 ,,

P¶ 01 0.06 91

0.50 ,, Bei 120O getrocknet.

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Nr. 10. Chemische Revue uber die Fett- und Harz-Industrie. Seite 3.

In Folge -seines hohen Gehaltes an Kohlenstoff kann man es als Brennmaterial benutzen, wenn man es vorher mit einem Bindemittel zu compacterer Form bringen kann. -

Auch als Dungemittel kann es Verwendung finden.

Das Ceresin des Handels. Auf die chemische Zusammensetzung des Ceresines einzu-

gehen ist hier nicht der Platz und kann diesbezuglich auf Schadlers Technologie verwiesen werden'). Hier sol1 nur das Ceresin und dessen schliessliche Fertigstellung fur Handelszwecke besprochen werden. Ceresin kommt von dunkel braungelb bis blendend weiss in den Handel vor, ausserdem noch gefarbt und zwar zumeist in gelben Nuancen.

Das wirklich reine ganz paraffinfreie Wachs ist dem geub- ten Fachmann an seiner eigenthumlichen Knetbarlceit und wol auch am Bruche erkennbar. Es besitzt einen Schmelzpunkt von 65-820 C, je nachdem man weichere oder hartere Sorten von Rohwachs verarbeitet hat. Die Bestimmung des Schmelz- oder Erstarrungspunktes ist ein wunder Punkt dieser Industrie. Jede Fabrik hat ihre eigene Methode, jede Methode ihre verschiedene Auffassung, so dass oft Differenzen bis zu 5 O C vorkoinmen uiid beide Theile haben von ihrem Standpunkte aus Recht.3

Bei Abschlussen genugt es also nicht zu sagen: ,,Ich liefere an N. N. Ceresin vom Schmelz- resp. Er-

starrungspunkt 72O C" sondern, man muss die Bestimmungs- methode beifugen, insbesondere bei Auslandhandel ist da Vor- sicht am Platze. - Die Bemusterung des Ceresins hat stets durch Probenahme von bereits fertiger Waare zu erfolgen, indem man Stucke davon abschlagt. Bei Mustern die in kleine Formen vergossen werden, kommen haufig Uebelstande vor, da die Kaufer zuweilen behaupten, - die Waare entspticht nicht dem Muster.

Die Form untcr welcher Ceresin in den Handel komint ist verschieden.

Fur Europa vergiesst man zumeist zu rechteckigen Kuchen von 6-10 Ctm. Hohe.

In Russland geht ausschliesslich die sogenannte Pudform, das sind abgestutzte Kegel, deren einc Form 16 Kilo wiegt.

Fur Indien ist es notig die Waare in Scheibenform zu

liefern, die fur die einzelnen Orte genaue Dimensionen und Gewichte haben mussen. Die Verpackung geschieht in S5cl;cii - Weisse Sorten werden friiher noch in Papier geschlagen.

Vor dern Vergiessen wird das Ceresin kalt geruhrt. Dei Zweck hiemon ist einestheils die leichtere Herausbringung au: den Formen ; anderentheils dejenige, der Waare ein bessere: Aussehen zu geben, denn durch das Ruhren und Peitschen bir n&e dem Erstarrungspunkte und oft unter denselben erscheinl das Ceresin weisser und kann dadurch der paraffinartige trans parente Charakter bei stark paraffinhaltiger Waare verdeck' werden. Der erfahrene Kaufer weiss dies und bestellt seir Ceresin als ,,warm vergossen", das heisst nicht geruhrte Waare

A h Surrogate oder Verfdschung werdsn dem Ceresin zu gesetzt: Paraffine, Hane - seltener Stearin, Carnauba- unc Japanwacb. Ueber die Ermitdung derselben im Ceresin ver weise ich auf das trefflliche Buch von Prof. R. Benedikt ,,Dic Analyse der Fette".d)

Der Zusatz von Paraffin geschieht durch Paraffinschupper oder raffinirtes Paraffin.

1) VergL Chemirche Revue 1894 4 and Inserat 1) Vergl, Chemisehe Revue 1894, 5 and Inserat. 8) VergL Chem. Reme 1894, 7 ; 1895, 8 und die folg. BUeber gcgeir

w W i g gebrDuchliche Methoden zur Bestimmung der Schmelz- und Erstnrrnnga temperatar ron Paraffin nnd Vorschlag m einer einheitlichen Meth0de.u

4) Berlin 1892 11. And.

Die Paraffinschuppen werden in zwei Formen in den Handel :ebracht:

I . Als weisse gereinigte Schuppen, mit Schmelzpunkt [IO-I 12" F.; dieselben sind nicht nur theuer, sondern auch veicher und olhaltiger als

2. die sogenannten gelben amerikanischen Schuppen mit khmelzpunkt 122-1250 F. Diese bilden den Hauptzusatz bei jer heutigen Ceresinindustrie. -

Man verkocht sie bei der Raffination durch Saure auf ueisse Waare direkt mit dem Rohwachs gemischt. Bei gelben Sorten setzt man die Schuppen ohne weitere Reinigung zu. Besser naturlich ist es, die Schuppen fur sich allein zu bleichen. Sie lassen sich dem Charakter des Ceresins vie1 besser an- pssen ills

3. das raffinirte Paraffin, wie dieses in seinen verschiedenen ;2nalit?iten als Zug und Gussparaffin, hoch- und niedergradiges, Hallencer oder schottisches Paraffin massenhaft zugesetzt wird.

Fi.r iiidische Sorten setzt man auch stark,Colophonium zu, - fi-tiller bis zu 70 O I o vom Gewichte 1 - Der Zusatz von Harz muss fo!gendermassen erfolgen :

In die abgewogene Menge Ceresin, die in' verzinntem Kessel oder im Duplicator aufgeschmolzen und bis IOOO C. er- hitzt ist - tragt man langsam dasHarz ein, in dem Massstabe in welchem sich dasselbe im Wachse auflost. Hohere Temperatur oder umgekehrtes Verfahren verleihen dem so bearbeiteten Ceresin starken Geruch nach H a n resp. Terpentin.

Weitere Zusatze sind Japanwachs, nm das Ceresin dem Bienenivachse khnlicher zu machen. Man darf jedoch nicht altes Japanwachs verwenden, da sich dasselbe sonst sofort durch deli Geruch verrath.

Carnaubawachs wird in geringen Quantitaten zugesetzt, um den ScErnelzpunkt deswachses zn heben. - Zuviei kann man davon nicht verwenden, da das Ceresin dadurch sprode und briicliig wird. Ein langjahriges Streben der Ceresinfabrikanten ist es, das Ceresin derart zu parfumiren, dass es dem echten Bieneiiwachs an Geruch gleichkommt. Man versuchte dies durch Zusatz von Wintergreenol, Tabakabsude etc. ohne bis heute einen practischen Erfolg enielt zu haben.

Das FWen des Wachses. I lcr lieutige Ceresintechniker hat in den sogenannten

Sudnnfarben ein Mittel, auf rasche und elegante Weise Ceresin in jeder beliebigen Nuance zn farben. Fruher besass man zu diesem Zwecke nur vegetabilische Farbstoffe, deren Anwendung nicht gain einfach zu nennen ist. -

Die einzelnen Farbstoffe dieser Klasse sind : G u m m i g u t t i. Dasselbe wird fur ganz Iichtechte hell

citronengelbe Ceresinsorten. verwendec. jedoch nur bei feineren Marken, da diese Farbe relativ theuer ist. _-

Man schmilzt das zu f&bende Wachs im Duplicator uber etwas Wasser, libst dann langsam kochen und setzt das Gummigutti in groben Stiicken auf einmal zu. Unter stetem Umriihren und Ersetzen des verdampfenden Wassers kocht man so lange, bis der aufsteigende Schaum nicht mehr gelb, sondern grauweiss erscheint, als Zeichen, dass aller Farbstoff in das '

Wachs iibergegangen ist. - Dies dauert oft mehrere Stunden lang. Man lasst es setzen und schopft dann vorsichtig das klare Ceresin ab. -

Diese Wurzel kommt feingepulvert zur Ver- wendung. Man erhitzt das zu farbende W,achs in passenden Gefassen bis auf IOOOC und setzt das Curcumapulver langsam

C u r c u m a.

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Page 4: Der gegenwärtige Stand der Ceresinindustrie

Cliemisclie Revue uber die Frtt- und Hars-Industrie. Nr. 10. __ __ __ __ Seite 4. . - .__ _ _ - - - - -

Auf Grund dieser Analysen wurden gekauft

unter starkem Uniriihren zu. Je nach Nuance und Intensitat der Farbe benotigt man 1-3 "10 von diesemFarbstoffe. - Er verleiht dem Ceresin einen nicht unangenehmen Geruch, den der Klufer oft' bei den mit Sudanfarben gefarbten Wachse ver- misst. - Um deni so gelb gefiirbten Waclise einen Stich in's Rothe 211 verleihen, setzt man dem Curcumapulcer zuweilen Papricapulver zu. Da dieses jedocli aiisserordentlih stark ver- falscht wird und nicht sonderlich firbekriftig ist - so ersetzt man es besser durch das Rothfarben rnit

Bromadditionsmethoder) l u f Harzole fand ich nun, dais, sich auf

Eine neue Methode zur Bestimmung von Harzol in Mintiralol.

O r l e a n s . Dieser Farbstoff komnit in Teigform in den 1 Handel und wird zu I-2'In dem Ceresin zugcsetzt, indem man es I

gerade so, wie bei dein Farben mit Gummigutti, iiber Wasser I

durch .~

Verkoh-

- \'on Dr. J. Rlimont. .

Fiir geringere Sorten von Schmierolen bildet das Harzol

Miscliung- insbesondere deshalb schadlich, weil es zii sehr den

aufkocht, bis ein weisses Schaumeii, anzeigt, dass sich aller Farbstoff dem Wachse mitgetheilt hat. -

M~~~ kalln alle sprittl~slicllen Farbstoffe dem ceresin a,i. eines tier beliebtesten Falscliungsmittel und wirkt in solcher

Ansbeute an \Vachs

farben, indeni man Stearin in Alkohol in der Wartne lost, bier- auf die gewunschte Farbe niogliclist concentrirt deni Genienge zusetzt und das Stearin erstarren lksst, um es d a m nach Bedarf dein fliissigen Wachse zuzusetzen, in welcliem sich Stearin sofort lost und dem Wachse die Farbe mittheilt. -

Zum Sclilusse mogeii noch einige Analysen von Rohwaclis

Wegen einer Offertbemusterung wurden im Jahre I 892 Erwahnung finden. -

acht Sorten mit folgendem Resultate untersucht :

Herkunft preis ill I Schmelz-

fl. 0. N'. ' --

27'5 28.0 3'

28.5 27'5 2s

28.5

37

2t .55

70'73 16-68 13.62 10.53 14-80 12-91 '7.15

71.60 83'97 80.02

S1.68 84'47 78-90 77-19 79'85

Verlus ~-

Ver- fliichtig.

6.55 5'30 3'30 4'70 5 '00 6.30 9'90 3.00

'

65-66 70-72 74-75

84

Die einlangenden Wnaren wurden conform den Mustern befunden und ergaben bei der Verarbeitung folgende Resultate.

Sorte Nr. 5 verarbeitet auf Naturell rnit 10~10 Monohydrat

1 0 ~ 1 0 Pulver Zusatz 5ojn rnuchender Saure verkocht

Angewandt 2.000 kg Rohwachs Abgepresst I 400 kg Naturell Extrahirt 2 j6 ' kg Wachs aus 650 kg Presskohle

Verincieyungen clurcli die Atiiiospliiire ausgesetzt, leiclit verliarzt, klebrig wird iind die Reibung vergrossert. ., Man war .. darum schon seit Langem bemiiht, . eine expeditive Methode zum Nach- weis von Harzol in Mineralolen ausfindig zu macheii. Die nieisten dieser Verfahren sind sogenannte Farbenreactionen- und beruhen e1itwede.r nuf der Pinivirkung vbn Schwefelsaure, welcher Storchl) Essigsaureauhydrid zufiigt, oder auf der Einwir1;ung v.on Zinnchlorid oder Zinnbronicl~) auf Harzole. Indes macht Valental) einerseits aiif den Unterschied der Jodzahl bei., Harzol uiid Mineral01 aufmerksani, indem die Jodzahl der-.'Mineralole in den seltensten Fallen 14 ubersteigt, wahrend' sie fur Harzole zwischen 43 und 48 liegt, andererseits weist er darauf hin, dass Harzol die Polnrisationsebene nach rechts drehe , wahrend Mineralole den polarisirten Strahl nicht,iablenl<en. Besitzen die erwahntcn Methoden wohl fur den qualitativen Nachweis Be- deutung, so sind sie zur quantitativen Bestimmiing nicht anwend- bar, es sei denii dass man die Jodzahl zur Herechnung heranzieht. Meines Wissens, hat br.l;i:fr; qunntitn'iiver Bestimmung nur die Methode von Storch in der Litteratur Eingang gefunden, ,welche auf der Loslichkeit von Harzol. in Alkohol beruht. . Ob dieses Verfahren auch thatsachlich in Laboratorien angewendet wird, weiss i.zh nicht, erscheint niir aber zweifelhaft, da es nur sehr vague Schlussfolgerungen gestattet.

Bei der Anwendung der kiirzlich von mir Dublicirten

Harzole 52.1, 50.9, 49'4, 44'5, 48 .1 , 5 1 . 1 , 63.2, 52.1 Mineralole: 5.6, 4.8, 4'9, 4.8, 4.9, 4.7

Es lasst sich soniit fur Harzole eine Terebentlienzahl im Mittel von 5 I , fiir Mineralmaschinenole eine solche von 5 anneh- men, und zeigt ein Mineralol eine von 5 erheblich abweichende Terebenthenzahl, so ist, falls nicht auf andere .Weise zu ermittelnde fette Ocle beigemengt sind, die Anwesenheit von Harzol hochst wahrscheinlich gemacht. Die quantitative Bestimmung erfolgt sodann durch Berechnung folgender Gleichungen : a. sei die gefundene Terebenthenzahl s die 'im Procenten ausgedriickte Menge Harzol,

Sorte Nr. 3 wurde auf Secunda verarbeitet mit 3 0 O1l0 6 6 engl. Same und 10 '10 Pulver.

Angewandt : 2000 kg Rohwachs Abgepresst; 1245 kg IIa Wachs Extrahirt 395 kg ,, Ausbeute: 1640 kg ,,

Sonlit 82.00 oiio gegen 83.97 '/lo der Analyse. Schliesslich mogen noch einige Dichten von Ceresin bei

,.ersclliedenen Temperaturgraden Erwahnung finden. -

I 0 0 und: s - j - y = 1 0 0

Zur Durchfuhrnng des Versuclies5) sind erforderlich. I . Eine schwache Bromlosung in Chloroform. Man wahlt

sie am besten ungefiihr I proc. und stellt sie her, indem man in 500c ccni 2,5 ccm Brom eintropfen lasst.

1) 2) Renard, Allen C. c. a) Zeitschr. f. anal. Chemie. 9 Chem.. Ztg. 1894, 35, 37. 5) Vide Chem. Ztg. 1894, 35. 37.

Benedikt Analyse d. Fette und Rachsorten.