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I294 ]KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 12. JAHIRGANG. Nr. 33 19. AUGUST I933 Wit entnehmen aus unserem Material ferner, dab einmalige Bestrahlungskuren naeh der fraktionierten Methode gew6hn- lieh nicht zur Dauerheilung fiihren, dab vielmehr hier Nach- bestrahtungen erfolgen mfissen. Zu schematischen Vorsehlggen, in welchen Zeitr~umen diese vorgenommen werden mfissen, reicht unser Material noch nicht aus. Die Regel lggt sich je- doch aufstellen, dab nicht gewartet werden darf, bis neue Krankheitssymptome auftreten. Einen Anhaltspunkt ffir die Naehbestrahlungstermine und die Dosen, welche yon der Haut vertragen werden, gibt das yon HOLF~LDER Ifir Mam- matumoren angegebene Schema, ohne dab bei im K6rloer- inneren gelegenen Tumoren die groBe ZahI der yon ihm angegebenen Nachbestrahlungen eingehalten zu werden braucht. (SchluB Iolgt.) REFERATENTEIL. DER GEGENW~*RTIGE STAND DER EPITHEL- KORPERCHENFORSCHUNG*. Yon Dr. Z. BYCHOWSKI, Vorsitzender des Gesundheitsamtesin Warschau. Die Physio-Pathologie der Epithelk6rperchen (EK.) ist wghrend der ]etzten Jahre Gegenstand zahlreicher und mfihevolter Unter- suchungen gewesen, die oft zu einander widersprechenden Fest- stellungen und Hypothesen geffihrt haben. Je mehr man sich in das Problem vertieft, desto gr613er wird die Zahl der neu anf- tauchenden Fragestellungen und der noch auszuf~llenden Lficken in nnserem Wissen. Das Problem ist aber besonders aktuell ge- worden, seit eine Reihe nnerwarteter therapeutiseher Erfolge auf diesem Gebiete erzielt wurde. Eine {)bersicht fiber den gegen- wgrtigen Stand der EK.-Forschung scheint somit nicht nur theo- retiseh wichtig, sondern entspricht auch den praktischen Bedtirf- nissen des Arztes**. Mit Ausnahme der Knochenfische hat man die EK. bei allen Wirbeltieren gefunden. Das Auffinden der EK. ist sogar bei groBen Tieren, wie reich die eigene Erfahrung gelehrt hat, oft sehr miihsam. Angeborener Mangel der EK, scheint sehr selten zu sein. (Es liegt nur ein yon R6SSLE beschriebener Fall ans dem Pathologischen Institut Berlin vor; er betrifft ein Mgdchen, das yon der 6. Woche an an Xrgmpfen gelitten hatte und im Alter yon Io Woche~ starb.) Auch beim totalen Fehlen der Schilddrfise sind EK. gefunden worden. Wie auch die anderen endokrinen Organe, sind die g.I~. mit einem reichen GefgBapparat versehen. Auf die Topographie und die Anzahl der EIK. und die sie versorgenden GefgBe, wie auch anf die vorkommenden Variationen kann hier nicbt ngher eingegangen werden (vgl. GULEKE und HERXI~EIMER, deren Werke gute Ab- bildnngen enthalten). Der histologische Aufbau der EK. ist eben- falls umstritten; Verhalten and Bedeutung der vorkommenden Zellarten sind noch wenig geklgrt. Wghrend GEZOWA, der wir die erste grundlegende Arbeit verdanken, die rosaroten Zellen als die spezifisch funktionierenden und die Wasserzellen Ms Ersch6pfnngs- stadien betrachtet, sind andere Forscher entgegengesetzter Meinnng. ~r herrscht auch in bezug anf die ~relsh- schen oxyphilen Zellen, die yon manchen als ttaupttrgger der parathyreoiden Funktion, yon anderen nut als bedeutungslose Rudimente betrachtet werden. Nach manchen Forschern sollen die oxyphiIen Zellen erst im Pubertatsalter auftreten und bis znm hohen Alter stgndig an Zahl zunehmen. Weitere Forschungen werden vermutlich zeigen, dab die verschiedenen Zellen besondere Funktionen haben, deren Ausfall wohl spezifische pathologische StOrungen hervorrufen kann. Eine der Hauptfragen betrifft die Beziehungen der EIZ. zum Kalkspiegel des Blares. Dieser Frage wurde eine groge Anzahl experimenteller Arbeiten gewidmet. Da bei der 14alkbestimmung -- selbst bei Menschen -- mjt Mikromethoden gearbeitet wird, ist die angewandte Untersuchungsrnethode yon groBer Wichtigkeit. * Nach elnem Vortrag in der Klinischen Abteiinng der Gesellschaft fiir SozialeMediain in Warschau am 29. Oktober 1932. ** Die 51tere Literatur findet mall bei GULEKE, Chirurgie der Nebenschilddrtisen. Stuttgart, Ferdinand Enke 1913. Die neuere bei BIEDL, Innere Sekretion a, i92e. HERXHEIMER, Die EK. im Handbueh der spezLellen pathologischen Anatomie und Histologie yon ttENKE uud LUBARSCH, 8. Die uul~ngst ersehieneneMonographieyon J. A. LIEVRE, Ostdose parathyroidienne et les ost6opathiesehroniques. Paris, Masson eC Co. I932, enthalt eine reiche, aueh deutsche Axbeiten beriicksichtigende Eiblio- graphie. Die biochemische Literatur ist u.a. in den Arbeiten yon BOMSKOV,Arch. f. exper. Path. 157 -- Z. exper. Med. 83 -- Z. Kinderheilk. 52 u. 5a. -- EDITH BUL- BI~ING, Arch. f. expeJc. Pa~h. 162.- HRAND~ HOLZ u. PUTSCHAR,AreE. f. exper. Path. 167, angefiihrt. So arbeiteten BOMSKOV, BULBRING 1.1.&. mit der Methode yon KRAMER-TISDAL, OPPEL mit der Methode yon DE WAARD, LERICHE und seine Mitarbeiter behaupten, dab die allerempfind- lichste Methode die in StraBburg ausgearbeitete yon HIRTI~ sei, die amerikanischen Forscher gebrauchen die Methode von COLLII" und CLARK usw. Gew6hnlich werden io mg Ca pro IOO,O Blutsernm als Norm angenommen. LEEICHE verschiebt die untere Normalgrenze auf 8,6 rag. Ein hOherer oder niedrigerer Kalkspiegel wird also als Hyper- bzw. Hypocalc~imie betrachtet. In allerletzter Zeit haben SPIEOLER und STERN (Xlin. Wschr. 1932, Nr 38) sich auch mit der Bestimmung der Zustandsformen des Serumkalkes beschMtigt. Unter Zustandsformen verstehen SPIEOLER and STEm~- die durch ,,die Elektrofiltration zu trennenden Kalkteile", und zwar i. ultra- filtrablen Kalk, der etwa dem ionisierten Kalk entspricht; 2. den durch die Elektrofittration zu trennenden elektrouttrMiltrablen Kalk, der etwa den Kalksalzen entsprechen dfirfte und 3. den kolloidalen EiweiBkalk, der auch der Elektrouttrafiltration wider- steht. Diese pr~zise Differenzierung des ]31utkalkes ist theoretisch nnd praktisch yon Interesse und muB in den weiteren Untersuchungen berficksiehtigt werden. ]3el der Betrachtung des Einflusses der EK. bzw. ihres Hormons (Parathormon-Collip = PT.) auf die Funktion des iK6rpers ist folgen- des festzuhalten. Es scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, dab die Entfernung der EK. bzw. der Hypoparathyreoidismus zu einer Hypocale~mie fiihrt. Bei n~herer Analyse (vgl. u. a. SPIEGLER und STERN) hat sich herausgestellt, dab es sich um komplizierte Vorg~nge handelt, aus denen nur mit u Schlfisse gezogen werden dfirfen. Bei der Katze -- dem Hauptobjekt der EK.- Forschung -- steigt der Kalkspiegel schon io Minuten nach einer Parathyreoideahormoneinspritzung, bei Menschen erst nach I Stunde, um schon ilach 2 Stunden zur Norm zurfickzukehren. Die Steige- rung des Kalkspiegels durch PT. ist nicht unbegrenzt, wie an- genommen wurde. Der Kalkspiegel kann auch durch Kalksalze oder Vitamin D erh6ht werden. Nach Erh6hung des I~alkspiegels durch Gaben yon Kalkprgparaten und Injektionen yon Parathormon wird keine Summierung, sondern im Gegenteil eine Senkung des Kalkspiegels, oft unter die Norm, beobachtet. Es liegt der Schlul3 nahe, dab die EK. die Aufgabe haben, den Kalkspiegel im Blut zu regulieren, also sowoht beim Uberschul3 von Blutkalk den IKalk- spiegel herabznsetzen wie umgekehrt ihn manchmal zu erh6hen. Als Depot, aus dem der Kalk entnommen wird, dienen die Kalk- salze der Knochen, wie die klinische nnd experimentelle Erfahrung lehrt. Interessant sind in dieser Beziehnng die Versuche yon DIETRICH and die gleiehsinnigen Experimente yon LEWI in Paris. Einem Hund wurde eine Gallenfistel angelegt, so dab die Galle auBerhalb des I~6rpers entleert wurde. L~wI ist es gelungen, solche Tiere fiber ein Jahr am Leben zu erhalten. Der Kalkspiegel im Blute blieb bei diesen Tieren trotz des Kalkverlustes normal. (ioo ccm Galle enthalten 2o mg Calcium.) Nun zeigte die Autopsie bei den Tieren Entkalkung der Knochen und eine betrgchtliche Hyperplasie der EK. im Bereiche der Zellem Auch MARINA er- zielte bei kalkarmer Nahrung sine Vergr6~3erung tier ]s bei Tieren. Durch diese Versuche wnrde der kausale Zusammenha.ng zwischen Kalkspiegel, EK. and Knoehen sichergestellt. Ob die Verarmung der I~nochen an I~alksalzen primgr und die Vergr613e- rung bzw. I-Iyperfunktion der EK. nur sekundgr bedingt sind, wie ERDI~EI~a meint oder umgekehrt , ist noch nicht sicher fest- gestellt. Nach diesen einleitenden Bemerkungen sei fiber die Ergebnisse auf dem Gebiete der Pathologie bei Menschen berichtet. Auch hier fehlt es durchaus an Einstimmigkeit, doch das bisher Erreichte er6ffnet welts und verheiBungsvolle Perspektiven. Der kausale

Der Gegenwärtige Stand der Epithelkörperchenforschung

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I294 ] K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 12. J A H I R G A N G . N r . 33 19. AUGUST I933

W i t e n t n e h m e n aus u n s e r e m Mate r i a l fe rner , d a b e inmal ige B e s t r a h l u n g s k u r e n n a e h de r f r a k t i o n i e r t e n M e t h o d e g e w 6 h n - l ieh n i c h t zu r D a u e r h e i l u n g f i ihren, d a b v i e l m e h r h ie r N a c h - b e s t r a h t u n g e n er fo lgen mf issen . Zu s c h e m a t i s c h e n Vor seh lggen , in w e l c h e n Z e i t r ~ u m e n diese v o r g e n o m m e n w e r d e n mfissen, r e i ch t u n s e r Ma te r i a l n o c h n i c h t aus . Die Rege l l g g t s ich je- d o c h aufs te l len , d a b n i c h t g e w a r t e t w e r d e n darf , bis neue

K r a n k h e i t s s y m p t o m e a u f t r e t e n . E i n e n A n h a l t s p u n k t ffir die N a e h b e s t r a h l u n g s t e r m i n e u n d die Dose n , we lche y o n der H a u t v e r t r a g e n we r de n , g ib t das y o n HOLF~LDER Ifir Mam- matumoren a n g e g e b e n e Schema , o h n e d a b bei i m K6rloer- inneren ge legenen T u m o r e n die groBe ZahI der y o n i h m a n g e g e b e n e n N a c h b e s t r a h l u n g e n e i n g e h a l t e n zu w e r d e n b r a u c h t . (SchluB Iolgt.)

REFERATENTEIL. D E R GEGENW~*RTIGE STAND DER EPITHEL-

KORPERCHENFORSCHUNG*. Yon

Dr. Z. BYCHOWSKI, Vorsitzender des Gesundheitsamtes in Warschau.

Die Physio-Pathologie der Epi thelk6rperchen (EK.) ist wghrend der ]etzten Jahre Gegenstand zahlreicher und mfihevolter Unter- suchungen gewesen, die oft zu einander widersprechenden Fest- stellungen und Hypo thesen geffihrt haben. Je mehr man sich in das Problem vertieft, desto gr613er wird die Zahl der neu anf- tauchenden Fragestel lungen und der noch auszuf~llenden Lficken in nnserem Wissen. Das Problem ist aber besonders aktuell ge- worden, seit eine Reihe nnerwar te te r therapeut i seher Erfolge auf diesem Gebiete erzielt wurde. Eine {)bersicht fiber den gegen- wgrt igen Stand der E K . -Fo r schung scheint somit nicht nu r theo- retiseh wichtig, sondern entspr icht auch den prakt ischen Bedtirf- nissen des Arztes**.

Mit Ausnahme der Knochenfische ha t m a n die EK. bei allen Wirbelt ieren gefunden. Das Auffinden der EK. ist sogar bei groBen Tieren, wie reich die eigene Er fah rung gelehrt hat , oft sehr miihsam. Angeborener Mangel der EK, scheint sehr selten zu sein. (Es liegt nur ein yon R6SSLE beschriebener Fall ans dem Pathologischen In s t i t u t Berlin vor; er betriff t ein Mgdchen, das yon der 6. Woche an an Xrgmpfen gelitten ha t te und im Alter yon Io Woche~ starb.) Auch beim totalen Fehlen der Schilddrfise sind EK. gefunden worden.

Wie auch die anderen endokrinen Organe, sind die g.I~. mi t einem reichen GefgBapparat versehen. Auf die Topographie und die Anzahl der EIK. und die sie versorgenden GefgBe, wie auch anf die vo rkommenden Variat ionen kann hier nicbt ngher eingegangen werden (vgl. GULEKE und HERXI~EIMER, deren Werke gute Ab- bi ldnngen enthalten). Der histologische Aufbau der EK. ist eben- falls ums t r i t t en ; Verhal ten and Bedeutung der vo rkommenden Zellarten sind noch wenig geklgrt. Wghrend GEZOWA, der wir die erste grundlegende Arbei t verdanken, die rosaroten Zellen als die spezifisch funkt ionierenden und die Wasserzellen Ms Ersch6pfnngs- s tadien betrachtet , sind andere Forscher entgegengesetzter Meinnng. ~r her rscht auch in bezug anf die ~relsh- schen oxyphi len Zellen, die yon manchen als t t a u p t t r g g e r der para thyreoiden Funkt ion, yon anderen nu t als bedeutungslose Rudimente be t rach te t werden. Nach manchen Forschern sollen die oxyphiIen Zellen erst im Puber ta t sa l t e r auf t re ten und bis znm hohen Alter stgndig an Zahl zunehmen. Weitere Forschungen werden vermut l ich zeigen, dab die verschiedenen Zellen besondere Funk t ionen haben, deren Ausfall wohl spezifische pathologische StOrungen hervorrufen kann.

Eine der Haup t f r agen betrifft die Beziehungen der EIZ. zum Kalkspiegel des Blares. Dieser Frage wurde eine groge Anzahl experimentel ler Arbei ten gewidmet. Da bei der 14alkbestimmung - - selbst bei Menschen - - mj t Mikromethoden gearbeitet wird, ist die angewandte Untersuchungsrne thode yon groBer Wichtigkeit .

* Nach elnem Vortrag in der Klinischen Abteiinng der Gesellschaft fiir SozialeMediain in Warschau am 29. Oktober 1932. ** Die 51tere Literatur findet mall bei GULEKE, Chirurgie der Nebenschilddrtisen. Stuttgart, Ferdinand Enke 1913. Die neuere bei BIEDL, Innere Sekretion a, i92e. HERXHEIMER, Die EK. im Handbueh der spezLellen pathologischen Anatomie und Histologie yon ttENKE uud LUBARSCH, 8. Die uul~ngst ersehienene Monographie yon J. A. LIEVRE, Ostdose parathyroidienne et les ost6opathies ehroniques. Paris, Masson eC Co. I932, enthalt eine reiche, aueh deutsche Axbeiten beriicksichtigende Eiblio- graphie. Die biochemische Literatur ist u.a. in den Arbeiten yon BOMSKOV, Arch. f. exper. Path. 157 -- Z. exper. Med. 83 -- Z. Kinderheilk. 52 u. 5a. -- EDITH BUL- BI~ING, Arch. f. expeJc. Pa~h. 162.- HRAND~ HOLZ u. PUTSCHAR, AreE. f. exper. Path. 167, angefiihrt.

So arbeiteten BOMSKOV, BULBRING 1.1. &. mit der Methode yon KRAMER-TISDAL, OPPEL mit der Methode yon DE WAARD, LERICHE und seine Mitarbeiter behaupten, dab die allerempfind- lichste Methode die in StraBburg ausgearbeitete yon HIRTI~ sei, die amerikanischen Forscher gebrauchen die Methode von COLLII" und CLARK usw. Gew6hnlich werden io mg Ca pro IOO,O Blutsernm als Norm angenommen. LEEICHE verschiebt die untere Normalgrenze auf 8,6 rag. Ein hOherer oder niedrigerer Kalkspiegel wird also als Hyper- bzw. Hypocalc~imie betrachtet.

In allerletzter Zeit haben SPIEOLER und STERN (Xlin. Wschr.

1932, Nr 38) sich auch mit der Bestimmung der Zustandsformen des Serumkalkes beschMtigt.

Unter Zustandsformen verstehen SPIEOLER and STEm~- die durch ,,die Elektrofiltration zu trennenden Kalkteile", und zwar i. ultra- filtrablen Kalk, der etwa dem ionisierten Kalk entspricht; 2. den durch die Elektrof i t t ra t ion zu t r ennenden elektrouttrMil trablen Kalk, der e twa den Kalksalzen entsprechen dfirfte und 3. den kolloidalen EiweiBkalk, der auch der Elekt rout t raf i l t ra t ion wider- s teht .

Diese pr~zise Differenzierung des ]31utkalkes ist theoret isch nnd prakt isch yon Interesse und muB in den weiteren Unte r suchungen berficksiehtigt werden.

]3el der Be t rach tung des Einflusses der EK. bzw. ihres Ho rmo n s (Parathormon-Coll ip = PT.) auf die Funk t ion des iK6rpers ist folgen- des festzuhalten. Es scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, dab die En t f e rnung der E K . bzw. der Hypopara thy reo id i smus zu einer Hypocale~mie fiihrt. Bei n~herer Analyse (vgl. u. a. SPIEGLER und STERN) ha t sich herausgestell t , dab es sich u m komplizierte Vorg~nge handelt , aus denen n u r mi t u Schlfisse gezogen werden dfirfen. Bei der Katze -- dem H a u p t o b j e k t der EK. - Forschung - - steigt der Kalkspiegel schon io Minuten nach einer Para thyreoideahormoneinspr i tzung, bei Menschen erst nach I Stunde, um schon ilach 2 S tunden zur N o r m zurfickzukehren. Die Steige- rung des Kalkspiegels durch PT. ist n icht unbegrenzt , wie an- genommen wurde. Der Kalkspiegel kann auch durch Kalksalze oder Vi tamin D erh6ht werden. Nach Erh6hung des I~alkspiegels durch Gaben yon Kalkprgpara ten und In jekt ionen yon P a r a t h o r m o n wird keine Summierung, sondern im Gegenteil eine Senkung des Kalkspiegels, oft un te r die Norm, beobachtet . Es liegt der Schlul3 nahe, dab die EK. die Aufgabe haben, den Kalkspiegel im Blut zu regulieren, also sowoht beim Uberschul3 von Blutkalk den IKalk- spiegel herabznsetzen wie umgekehr t ihn manchmal zu erh6hen. Als Depot, aus dem der Kalk e n t n o m m e n wird, dienen die Kalk- salze der Knochen, wie die klinische nnd experimentelle E r f ah rung lehrt. In t e res san t sind in dieser Beziehnng die Versuche yon DIETRICH and die gleiehsinnigen Exper imente yon LEWI in Paris. E inem H u n d wurde eine Gallenfistel angelegt, so dab die Galle auBerhalb des I~6rpers entleert wurde. L~wI ist es gelungen, solche Tiere fiber ein J a h r am Leben zu erhalten. Der Kalkspiegel im Blute blieb bei diesen Tieren t rotz des Kalkverlustes normal . (ioo ccm Galle enthal ten 2o mg Calcium.) Nun zeigte die Autopsie bei den Tieren En tka lkung der Knochen und eine betrgchtl iche Hyperplasie der EK. im Bereiche der Zellem Auch MARINA er- zielte bei ka lkarmer Nah r ung sine Vergr6~3erung tier ]s bei Tieren. Durch diese Versuche wnrde der kausale Zusammenha.ng zwischen Kalkspiegel, EK. and Knoehen sichergestellt. Ob die Vera rmung der I~nochen an I~alksalzen pr imgr und die Vergr613e- rung bzw. I-Iyperfunktion der EK. nu r sekundgr bedingt sind, wie ERDI~EI~a meint oder umgekehr t , ist noch nicht sicher fest- gestellt.

Nach diesen einleitenden Bemerkungen sei fiber die Ergebnisse auf dem Gebiete der Pathologie bei Menschen berichtet. Auch hier fehlt es durchaus an Einst immigkeit , doch das bisher Erre ichte er6ffnet welts und verheiBungsvolle Perspektiven. Der kausale

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19 . AUGUST i933 K L I N I S C H E W O C I ~ ] ~ N S C I - I R I F T . I2. J A H R G A N G . N r . 33 1295

Zusammenhang der Tetanie mit den EK. unterliegt wohl keinem Zweifel. Die schon im vorigen Jahrhlindert yon v. EISELSBEEG an Menschen lind yon GLEY an Tieren nach der Entfernung der El<. beobachtete Tetanie wurde allgemein bestXtigt. Bet der spontan anftretenden Tetanie finder man I-Iypocaldtmie. SchSne Erfolge wurden bet Menschen dutch Verpilanznng der Elf . und die In- j.ektioli yon loT. erzielt (OPPEL). Freilich liegen die Dinge nicht so Mar, wie man es sieh fr~]her vorgestellt hatte. BLIJM, der auf dem Gebiete der EK.-Forschung groBe Erfahrung hat, hat mit seiner Schutzkost (I Tell Milch, 3 Teile frisches Blur) gute ]{rfolge bet parathyreopriven Tieren erzielt, wi~hrend Milch allein trotz ihres reichen IZalkgehaltes und vielleicht auch EK.-Hormon vor Tetaliie nicht schfltzt. BLUM ist daher der Meinung, dab nieht das Hormon an sich, sondern erst zusammen mit den im Blute kreisen- den Siibstanzen antitetanisch wi rk t Auch bet einer schweren Tetanie bet Menschen hat ILSE GRAF Erfolge mit der Blumschen Schutzkost gehabt. Aus den Versuchen BOMSKOVS scheint hervor- zugehen, dab bet der E]{<Wirkling auch das Adrenalin eine Rolle sloielt, was dutch lforrelation der endokrinen Organe erklArt werden konnte (s. spliter). Viele Anh~nger (NoEL-loATON, FRANI{, HE~X- HEIMER, BIEDL U. a.) land die Guanidintheorie der Tetanie. Nach dieser I-Iypothese sollen die Symptome der Tetanie die gleicheli sein wie bet ether Vergiftung mit Guanidinderivaten (erh6hte elektrische Erregbarkeit If. dgl.). Die entstehenden Guanidine sollen dlirch die EK.-Hormone entgiftet werden, wAhrend beim Ausfall der EK. die Guanidine wirksam werden und ihren toxischen Einflug entfalten. HERXHEIMER illustriert diese Ansehauung dutch den Ring EK.-Guanidine-Tetanie. Die Guanidintheorie, die auch viele Gegner hat, zeitigte eine umfangreiche Literatlir, alif die ich nicht eingehen kann. Ich habe diesen lounkt nlir angeffihrt, um die lfompliziertheit der EK.-Tetaliiefrage zu belelichten.

Die Tetanie, die fibrigens jetzt seltener als frfiher vorzukommen scheint, zeigt gewisse jahreszeitliche Schwankungen. Ferner kennen wit die Schwangersehaftstetanie, die Tetanie bet Magensptilungen, die professionelle Tetanie bet Schustern usw. Freilich scheineli auch andere endokrine Erkranklingen zu gewissen Jahreszeiten hXufiger vorzukommen, was mit der wechselnden Erli~thrung in Zusammenhang stehen dfirfte. W~thrend der Schwangerschaft sind ja auch andere endokrine Organe (Hypophyse, Nebennieren usw.) in ihren Funktionen ver~ndert.

Die pathologische Anatomic der Elf . ist speziell bet der Tetanie trotz zahlreicher Arbeiten nicht ganz Mar. Am h~nfigsten wurden Blutergiisse in den Elf . gefunden, die abet yon manchen Forschern nicht in Zusammenhang mit der Tetanie, sondern mit dem Geburts- t rauma gebracht werden. Pathologisch-anatomisch finden wit in den El( . nichts Charakteristisches (s. HERX~IMER).

Die sehr bemerkenswerten Erfolge der EK.- und loT.-Dar- reichullg bet der Tetanie haben viele Autoren veranlal3t, eine St6rung der EK. bet anderen Krankheiten zu vermuten, bet denen es sich, wie bet der Tetanie, um Funktionsst6rungen der Miiskeln handelt. So hat LUNDBORG schon vor mehreren ]ahren eine Reihe voI1 lfrankenheiten zusammengestellt, die durch eine Dysflink- tion der EK. bedingt sein sollen (Paralysis agitans, Myotonie, myoklonische Epilepsie), als Ausdruck eines Hypo- (Myastheliie und famili~re periodische L~hmung) oder eines Hyperparathyreoidis- mils. BOLTEN ist in mehreren Arbeiten ifir die Annahme eines I-Iyperparathyreoidismlis bet der Epilepsie eingetreten, wobei er auch ermutigende therapeutische Erfolge zu verzeichnen hatte. Letztens sind auch kasuistische Beitr~ge fiber gute Heiterfolge mit l~ bet dem Veitstanz und der Eklampsie erschienen, bet der fibrigens auch pathologische Ver~tnderungeli in den E!K.beschrieben wlirden (HABEtlFELD). Auch bet dem postencephalitischen Parkin- sonismus soll loT. vereinzelt Gutes geleistet haben. Leider ist es infolge der Kfirze der Krankengeschichten und der Beobachtungs- zeit schwer, ein objektives Urteil zu gewinnen. Ich selbst habe die Elf.-Therapie bet einigen echten loarkinsonikern, freilich nur kurze Zeit, ohne Erfolg angewandt. Aiich bet einer so haufigen Krankheit, wie der Epilepsie, hat aulger BOLTEN niemand fiber Erfolge berichtet. DaB bet der Epilepsie auch die endokrinen Organe, m6glicherweise also auch die EK., eine gewisse Rolle spielen, ist nicht ausgeschlossen. Es hat hier vielleicht der EinfluB der Elf . auf den iKalkspiegel eine gewisse Bedeutnng, mall sieht ja auch manchmal gute Erfolge mit KalkprfLparaten. Auch die Nebennieren (Flsc~IxR) und die I-Iypophyse sind in den Kreis der

Betrachtungen fiber Epilepsie gezogen worden. Von dem Stand- punkte ausgehend, dab es sich bet verschiedenen Blutungen in dell inneren Organen haupts~chlich um eine Blutkalkverarmung handelt, haben manche Au• bet Mageu- und Duodenum- gesehwfiren die Elf.-Therapie vorgeschlagen. OPPEL in Leningrad hat bei Lungenbtutungen EIK. mit gutem Erfolg transplantiert . Theoretisch haben diese Vorschl~ge eine gewisse Begrfindung. Sie sind aber noch zu wenig nachgeprfift worden.

Zuletzt hat auch die Dermatologie ein grol3es Interesse ffir die EK. gezeigt. Es wird yon gnten Erfolgen bet Urticaria, chronischem Ekzem, Rosacea, Neurodermatitiden usw. berichtet, t{ritische Nachprfifung ist hier besonders erforderlich, da bet diesen und anderen Hautleiden angeblich noch andere Organpr~parate Gutes leisten. LERICHE verOffentlicht einen Fail Dupuytrenseher t(rank- heir, die er durch PT. beseitigt haben will. Bet Knochenbrfichen soll durch PT. eine beschleunigte Bildung des Knochencallus ex- perimentell und klinisch stattfinden. (Wghrend des Weltkrieges wurde fibrigens in dieser Beziehung das Thyreoidin gerflhmt.)

Das loT. wird auch bet Bleivergiftung empfohlen. Das l~ soll n~mlich das im Blur kreisende Blei an die' Knochen verankern, wodurch es nnsch~dlich gemacht wird, da das Blei in den lfnochen, die auch physiologisch Spuren yon Blei enthalten (BARcI~T), nicht giftig wirkt.

Obwohl diese Beobachtungen recht verheii3ungsvoll erscheineli, kann man yon sicheren Resliltaten nlir bet der experimelitellen und menschlichen Tetanie sprechen. Bet der Organotherapie mill3 man fiberhaupt in anderen Kategorien als in der loharmakotherapie denken, was leider oft vergessen wird. Die Organotherapie ist eine Siibstitutionstherapie, bet der es sich darlim handelt, eine Ifir den Organismlis IInentbehrliche Funktion, die alisgefallen ist, alis- zugleichen lind nicht nur bestimmte, zeitweilig auftretende Sym- ptome zu beseitigen. Von diesem Grundsatz ausgehend, muB jede endokrine Behandlung systematiseh jahrelang durchgef0hrt w er- den, wie wit es bet Myx6dem und beim Diabetes mellitus gewOhnt stud. ]{s klingt vielleicht drastisch, wenn ich die Organotherapie rnit einer kfinstlichen Prothese vergleiche, die immer getragen werden mug. Man darf nur mit groBer Reserve yon einem Erfotg oder Migerfolg sprechen, solange die Behandlung mit EK.-lor&- paraten nur klirze Zeit durchgeffihrt wurde. Ich kenne z. B. seit Jahren Fiille yon Diabetes insipidlis, die dnrch t-Iypophysenhinter- lappenpr~parate gl~nzend beeinfluBt werden, aber nur w~hrend der Dalier der Therapie. Nhnliches ist ja auch bet der Behandlung yon Myx6dem bekannt. Diese These yon der Notwendigkeit eines langdauernden Gebrauches der Hormone hag auf dem gesamten Gebiet der endokrinen Therapie ihre Gf~itigkeit. Auch die Trans- plantationsversuche haben keine dauernden Erfolge gezeitigt, was sich dutch Resorption des Transplantats erklXren lgBt. Leider ist bet der langdauernden Behandlung die }{ostspieligkeit der lorA- parate sehr stSrend. Hoffentlich wird die Chemie bald in der Lage setH, die Hormone synthetisch herzustellen, lind dadlirch die Durch- ffihrung der Therapie erleichterli.

Die Frage der EK. wird durch die kfirzlich verOffentlichten Unterslichungen yon ROBINSON und THOMPSON noch verwiekelter. Diese Verfasser haben durch mehrere Monate dauernde Ein- spritzungen yon E!K. eine ausgesprochene Verlangsamung des Wachstums auch des Skelets bet M~usen und Rat ten erreicht, woraus sic schlieBen, dab die EK. eine wachstumshemmelide Siib- stanz enthalten. Da das Vitamin D aueh den Kalkstoffwechsel lind den lfnochenbau beeinflul3t, wurden zahlreiche vergleichende Untersuchungen mit dem Vitamin und den EK. angestellt. BRAND und seine Mitarbeiter kommen zum Schlul3, dab die Zufuhr yon Calcinosefaktor und EK.-Hormon zwar ~hnliche Symptomen- komplexe hervorrufen, dab abet eine Reihe yon Unterschieden in der Art der Verkalkung und in dem Verlanf der Serlimkalkspieget- kurve bestehen. Zu Ahnlichen Resultaten kommen auch LESLIE HARRIS und loUGSLEY. D e r Endokrinologe hat es leichter, zu ent- scheiden, wenn eine Hyperfunktion dieses oder jenes endokrinen Organs vermutet wird. Der therapeutische Erfolg kann bier viel einwandfreier belirteilt werden, da ja die therapeutischen Resliltate bier viel dauerhafter sind, wenn auch die Chirlirgie des Basedow und der Akromegalie mit Rezidiven zu rechnen hat. Die Chirnrgie der ElK. hat sich schon jetzt ungewShnlicher Erfolge zu erfreuen. In der ersten Reihe steht hier die Recklinghausensche lfnochen- krankheit - - Ostitis Iibrosa cystica generalisata ( v o n d e r Paget-

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1296 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I2. J A H R G A N G . N r . 33 xg. AUGUST 1933

schen K n o c h e n e r k r a n k u n g u n d der Ost i t is f ibrosa local isa ta zu un te rsche iden) . E s h a n d e l t sich, wie b e k a n n t , u m eine ziemlich se l tene K r a n k h e i t haup t s~ch l i ch des mi t t l e r en Alters, die s ieh in e iner a l lgemeinen Schw~che, A b m a g e r u n g , An~rnie, Muske lhypo- ton ie u n d Schmerzen in den E x t r e m i t ~ t e n ~uBert. I m Laufe der Zei t t r e t en Deformi t i i t en der K n o c h e n auf. Oft bewegt sich ein solcher I~ranker noch ziemlich frei, bis eine R 6 n t g e n a u f n a h m e , die infolge eines p l6tz l ichen K n o c h e n b r u c h e s v o r g e n o m m e n wird, die t rag ische Diagnose erm6gl icht . Tragisch , well der K r a n k e schlieB- lich bewegungs los an s B e r t g e b n n d e n i s t u n d in d iesem Z u s t a n d e s t i rbt . Das Le iden gal t noch vor e inigen J a h r e n als unhef lbar . Die R 6 n t g e n a u f n a h m e zeigt eine Decalc i f ikaf ion vieler I (nochen und den Ver lus t der n o r m a l e n K n o e h e n a r c h i t e k t o n i k , der oft so vo rgesch r i t t en ist, dab m a n I~nochen yon den Weich te i l en k a u m un te r sche iden kann . I n m a n c h e n t~nochen s ind Meine cys t i sche H 6 h l e n zu sehen. A n a t o m i s c h - p a t h o l o g i s c h s ind kalklose I~nochen- b~ lkchen u n d eine groBe Anzah l yon Osteoklas ten , A u f l a g e r u n g yon Os teob las ten u n d os te idem Gewebe an die noch e rha l t enen K n o c h e n b ~ l k c h e n u n d U m w a n d l u n g des n o r m a l e n Marks in Fase r - m a r k charak te r i s t i sch . Kl in i sch is t es besonders wicht ig, dab hier fas t regelm~Big eine Hyperca l c~mie u n d Hyperca l c inu r i e u n d eine H e r a b s e t z u n g der m e e h a n i s c h e n u n d e lek t r i sehen Muskeler regbar - kei t g e f u n d e n wird, also ein Spiegelbild der Tetanie . Auf G r u n d yon me i s t ens zuf~llig e rhobenen B e f u n d e n yon E K. -Ve rg r6Berung u n d a u c h yon theo re t i s chen Ube r l egungen fiber den Z u s a m m e n - h a n g der E K . m i t d e m K n o c h e n s y s t e m entsehloB sieh MANDL in Wien, den yon SCHLAGENHAUFER schon I915 g e m a e h t e n Vorsch lag zu befolgen u n d die R e c k l i n g h a u s e n s c h e K r a n k h e i t d u r e h E n t - f e r n u n g yon EK. zu behande ln .

A m 3 o. VII . 1925 l and die Opera t ion bei e i n e m 33 j~hr. Schaf fner s ta r t , der sei t m e h r e r e n J a h r e n weder gehen noeh s tehen , noch s i tzen konn te . Die E K : w a r e n vergr6Ber t : das Formolpr~ .para t ha t t e e in V o l u m e n yon 25 • 15 • 12 ram, w~hrend die Normalgr6Be 8 - - 9 • 4 - - 5 • 2 - - 3 m m bet r~gt . Es hande l t e s ich u m die Reckl ing- h a u s e n s c h e K r a n k h e i t , bei welcher versch iedene l~uren, sogar T r a n s p l a n t a t i o n e n yon E K . erfolglos gewesen waren . Die ver- gr6Ber ten E K . w u r d e n en t fe rn t . Aus der m u s t e r h a f t e n I~ranken- gesehichte , die noch je tz t s t ud i e r t zu werden verdient , geh t hervor , dab schon n a c h e in igen W o e h e n Gehver suche nl6gl ich waren, dab der Z u s t a n d s ich ob jek t iv und s u b j e k t i v so besser te , dab der Pa t . n ach e in igen W o c h e n m i t Hilfe zweier St6cke s t u n d e n l a n g gehen konn te . Der Blu tka lksp iege l is t n a c h der Opera t ion yon 18 auf 13 gesunken , die T a g e s a u s s e h e i d u n g y o n Ka l k im Harn , die vor der Opera t ion 54 m g be t rug , war I I Tage n a c h der Opera t ion bei der- gleiehen Di~t n u r 7,6. A u c h die R 6n t genb i l de r ze ig ten e inen be- m e r k e n s w e r t e n For t~chr i t t . Der K r a n k e wurde mehre re J ah re beobaeh te t , bei z u n e h m e n d e r Besse rung .

Bis j e t z t s ind e twa 5 ~ F~Ile yon Ost i t is f ibrosa genera l i sa ta beschr ieben worden. 30 P a t i e n t e n s ind operier t worden, yon denen 24 gebesser t wurden , 3 s ta rben , bei 3 war kein R e s u l t a t zu ver- ze ichnen (s. ASI~-UPMARK, Ac ta chit . scand. (Stockh.) 68). I m B r e n n p u n k t der Diskuss ion s t ehen hier foIgende F ragen : a) g ib t es F~lle y o n Osfi t is f ibrosa genera l i sa ta ohne E K . - V e r ~ n d e r u n g , b) g ib t es F~lle yon EK. -Verg r6Berung ohne Ost i t is f ibrosa generali- sa ra u n d c) g ib t es FXlle yon Ost i t i s f ibrosa genera l i sa ta , bei dener~ eine r icht ige E n t f e r n u n g der E K . resu l t a t los blieb? Ohne bier au f E inze lhe i t en e inzugehen, die yon HO~HEINZ u n d LI~VRE ausff ihr- l ich d i sku t i e r t wurden , muB m a n zugeben, dab alle die e rwXhnten M6gl ichkei ten wirkl ich beobach t e t wurden . Die Zahl der posi- r iven Ergebnisse (Ostit is fibrosa, EK. -Vergr6Berung , opera t ive r Heilerfolg) i s t aber viel gr6ger. Aus prinzipiel len Grf inden k a n n m a n keine Pa thologie au f n e g a t i v e n F~llen au fbauen . Es g ib t ja fas t keine t t r a n k h e i t , bei der negat ive , n i e h t allen Be- d i n g u n g e n e n t s p r e c h e n d e F~lle n i ch t v o r k o m m e n . Besonder s w e n n es sich u m endokr ine Organe handel t , muB m a n in dieser Bez i ehung sehr vors ieh t ig sein. Vor a l lem mul3 die Fes t s t e l l ung einer EI42.-Vergr6Berung pr~zisier t werden. E s wird in der ~l teren L i t e r a t u r yon e inem A d e n o m gesprochen, j e t z t viel h~uf iger yon einer Hyperp la s i e oder yon W u c h e r u n g s h e r d e n . N u n is t ja eine schar fe A b g r e n z u n g ech te r T u m o r e n yon geschwul s t a r t i gen H y p e r - p las ien hier wie fiberall unm6gl ich . Die Geschich te der Akromega l ie l ehr t zur Genfige, dab m a n mi t t heo re t i s chen SchluBfolgerungen n ich t vors icht ig genug sein k a n n : Gegen die H y p o p h y s e n t h e o r i e der Akromega l i e wurde in der Xlteren L i t e r a t u r eine Reihe kasui - s t i scher Mi t t e i lungen yon Akromega l i e ohne H y p o p h y s e n t u m o r u n d u m g e k e h r t ins Feld geffihrt . J e t z t wissen wir, d a n k den Ar-

be i t en von BENDA, E. J. KRAUS, CUSHING U. a., wie m a n diese n e g a t i v e n F~lle, die im Lich te unse res gegenw~r t igen Wis sen s eine Bes t i i t igung der H y p o p h y s e n t h e o r i e der Akromega l i e sind, zu d e u t e n hat . Bei "den endokr inen Organen s ind n i eh t die m a k r o - skopischen D i m e n s i o n e n en tsche idend , sonde rn v ie lmehr das mikro- skopische Bild u n d das gegensei t ige Verh~l tn is der ve r sch iedenen Zellar ten. Wi r k e n n e n ja sogar sehwere Basedowf~l le ohne S t r u m a . DaB mi t den ve r sch iedenen Zel lar ten der E K . a u c h verseh iedene F u n k t i o n e n v e r b u n d e n sind, is t nach dem, was wir y o n der H y p o - p h y s e wissen, s eh r wahrschein l ich .

Leider s ind die B e f u n d e noch widersprecbend, wie wit eben bezfiglich der oxyph i l en Zellen gesehen haben . No ch an t ein M o m e n t m 6 c h t e ich die A u f m e r k s a m k e i t lenken. Es un te r l i eg t j e t z t ke inem Zweifel mehr , dab allen endokr inen t ( r a n k h e i t s - f o rmen eine S t6 rung mehre r e r endokr ine r Organe z u g r u n d e liegt. Es ist also n i ch t ansgeschlossen , dab auch bei der Reck l i n g h au sen - schen I~rankhei t in ande ren endokr inen Organen V e r ~ n d e r u n g e n ge funden werden k6nnen . W i t verff igen j e tz t fiber eine zwar noch kleine K a s u i s t i k yon K o m b i n a t i o n e n der R e c k l i n g h a u s e n s c h e n l~ rankhe i t m i t ande ren endokr inen Leiden, so m i t M a t u r i t a s p raecox (VERA GAUPP), Diabe tes ins ipidus , S t r u m a thyreo idea , T u m o r h y p o p h y s e o s ohne Akromegal ie , E u n u e h o i d i s m u s usw. Die V e r ~ n d e r u n g e n in den E K . k 6 n n e n also so subt i l sein, dab sie f ibersehen werden k6nnen .

Wi r k e n n e n flbrigens a u c h d u r c h kf ins t l iehen H y p e r p a r a - t h y r e o i d i s m u s he rvo rge ru fene IZnochenver~nderungen , die als Ost i t is f ibrosa gedeu t e t werden . So h a b e n die A m e r i k a n e r JOFFE u n d seine Mi ta rbe i t e r (diese Wsehr . 193 o, Nr 37) d u r c h m eh re r e W o e h e n d a u e r n d e s u b c u t a n e I n j e k t i o n e n von E K . - E x t r a k t bei Meer schwe inchen und H u n d e n I~noehenve r~nde rungen he rvor - gerufen, die allen A n f o r d e r u n g e n der Diagnose Ost i t is f ibrosa ge- nfigen. •bnl iches f anden JOHNSON u n d WILDER (Amer. J. reed. Sci. I931 ) bei R a t t e n u n d H u n d e n . Diese A u t o r e n h a t t e n sogar den Mut , e inem 35j~Lhr. Menschen wiederhol t 5 ~ P T . - E i n h e i t e n zu spr i tzen. Der Serumkalksp iege l u n d die Calcinurie g ingen in die H6he , u n d n a c h 12 T a g e n t r a t e n Schmerzen in den K n o c h e n u n d eine allgelneine As then ie ant, die die Verfasser als ~Vorboten einer b e g i n n e n d e n Ost i t i s f ibrosa d e u t e n zu k 6 n n e n g laub ten . Le tz t ens be r i ch te t RUTISHAUSER aus d e m in dieser Bez i ehung besonders zu- ver l~ss igen I n s t i t u t yon ASKANAZY (Zbl. allg. Pa tho l . x932 ), daft es i h m ge lungen sei, du r eh In j ek t i on menseh l i che r E K . bei K a n i n - chen ausgesp rochene os teok las t i sehe Resorp t ionsprozesse u n d Bil- d u n g yon f ib r6sem Mark - - also eine Ost i t is f ibrosa - - zu erzeugen. Merkwfirdigerweise soll in demse lben I n s t i t u t KATASE - - wie RUTISHAUSER mi t t e i l t - - Bilder von Ost i t i s f ibrosa bei Tieren, denen er im Laufe yon IOO T a g e n Glykose gespr i t z t h a t - - erzielt haben . Die ausff ihr l iche Arbe i t KATASES sehe in t noch n i ch t ve r6f fen t l i ch t worden zu sein.

Vor e inigen J a h r e n k a m der b e k a n n t e russ i sche Chi rurg OPPEL-Leningrad auf die Idee, die P a r a t h y r e o i d e k t o m i e au ch bei anderen , his j e tz t ganz auss i eh t losen E r k r a n k u n g e n des K n o c h e n - s y s t e m s a n z u w e n d e n . Das t raur ige Bild der Marie-Strf lmpel l - Beeh t e r ewsehen Vers te i fung der Wirbe ls~ule (Spondylose rhizo- myel ique) is t a l lgemein bekann t . Die K r a n k h e i t schre i te t a l lm~h- lieh fort, und die m i t ihr B e h a f t e t e n s ind wah re M~rtyrer . Da n u n OPPEL bei d iesen I~ranken oft eine Hyperealci~mie land, entschloB er s ich zu einer E K . - E k t o m i e , die yon ganz u n e r w a r t e t e m Erfolg g e k r 6 n t wurde . Seine e r s t en 3 K r a n k e n erk l~r ten schon a m n~ch- s t en T a g n a c h der Opera t ion , dab sie s ich wie , , e n t f e s se l t " ffihlen. Vor der Opera t ion h a b e n sie sich m i t groBer Mfihe bewegen k6nnen , sie wa ren wie , , g ebunden" (OPPEE). L ine K r a n k e n g e s c h i c h t e sei hier ku rz mi tge te i l t . Es h a n d e l t sich u m einen 53j~hr . Mann , dessen Blick infolge einer bogena r t ig de formie r ten Wirbe ls~ule i m m e r n a e h u n t e n ger ich te t war . Der Unte rk ie fe r saB fas t a m Brus tbe in . U m ins B e t t zu k o m m e n , muBte er die Beine in i t den H ~ n d e n n e h m e n u n d ins B'ett Iegen, er konn t e n i eh t ein Bein fiber das andere legen. Die Bewegl ichke i t der Beeken- u n d Kniege lenke war ill allen R i c h t u n g e n e ingeschrank t . Abe t s chon eine W o c h e n a c h der Opera t ion k o n n t e der P a t i e n t die Beine se lbs t ins Be r t heben. Der Unte rk ie fe r k o n n t e v o m B r u s t b e i n b e d e u t e n d gehoben werden. 193o be r i ch te t OPPEL, dab er die E K . - E k t o m i e bei 3 ~ K r a n - ken ( letztens wird schon yon 55 F~llen ber ichte t ) ausgef f ihr t ha t . Rezid ive t r a t e n 7real auf, 6 rea l keine ]3esserung, 16real Besserung . Leute , die frfiher an s Be r t ge schmiede t waren, s ind arbe i t s f~hig

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geworden. VCie m a n n a c h der j e t z t schwer zug~ngl ichen rus s i schen med iz in i schen L i t e r a t u r u r te i l en kann , h a t Ot'PEL his j e tz t aus - ffihrliche K r a n k e n g e s c h i c h t e n n i ch t ver6ffent l icht . Man h a t oft den E ind ruck , dab bet OPPEL die Mar iesche K r a n k h e i t n icht , wie wir bis j e t z t g e w 6 h n t waren, s t r ik te y o n der anky los i e r enden Ar th r i t i s un t e r s c h i eden wird. Jede~lfalls s ind die R e s u l t a t e seh r bemerkenswer t . DaB dieser W e g der r icht ige ist, g l a u b t OPPEL m i t d e m S inken des Kalksp iege l s u n d der S te igerung der frfiher h e r a b g e s e t z t e n e lek t r i sehen 1Viuskelerregbarkeit begr i inden zu k6nnen , i3ber die a n a t o m i s c h - p a t h o l o g i s c h e n ]3efunde bet den Oppe l schen F/illen be r i ch te t SSAMARIN (Virchows Arch. 269). I n 31 i h m zuges te l l t en P r ~ p a r a t e n (w/~hrend LERICHE sich m i t der U n t e r b i n d u n g einer Art . thyreo id , inf. begnflgt , e n t f e r n t OPPEL a u e h e inen Schi lddrf isenlappen) h a t er ein E K . n u r 2 I m a l ge- funden . Makroskop i sch w a r e n die E K . sogar , , un te r d e m n o r m a l e n D u r c h s c h n i t t " , das mikroskop i sche Bild ze ichnete sich besonders d u r c h i ] lbergangsformen zwischen den wasserhe l len u n d ro sa ro t en Zellen aus, was SSAMARIN , ,viel leicht als ein Zeichen der Mehr- l e i s tung der E K " ans ieh t . OPP~LS Vorsch lag scheint , wie jede neue Idee, z u n ~ c h s t ke inen groBen Wide rha l l g e f u n d e n zu haben . Es wurde sogar schar fe Kr i t i k (GOLD) get~bt u n d die e r re ich ten gt~n- s t igen Erfolge als Zufal l gedeu te t . Viel zu d e n k e n g ib t jedenfa l ls der U m s t a n d , dab SSAMARIN in lO P r ~ p a r a t e n f i be rhaup t keine E K . g e f u n d e n hat , u n d dab die u n t e r s u c h t e n E K. , i m Gegensa t z zu den B e f u n d e n bet der R e c k l i n g h a u s e n s c h e n l~rankhei t , n i ch t n u r n i ch t hype r t roph ie r t , s onde rn sogar verk le iner t waren. Dies k a n n al lerdings, n a m e n t l i c h w e n n m a n noeh die Menge der r / i t se lhaf ten ~ b e r g a n g s z e l l e n in den S s a m a r i n s c h e n P r ~ p a r a t e n berf lcksicht igt , n i ch t en t s che idend seth.

N u r der S t raBburger Chi rurg LERICHE u n d sein Schiller JuIqG h a b e n sich der Sache w a r m u n d grt~ndlich a n g e n o m m e n u n d h a b e n die Erfolge OPPELS, w e n n auch mi t groBen E insch r l inkungen , be- sti~tigt. 1KaBgebend is t ffir diese A u t o r e n die Hypercalc / imie , die sie d u r c h eine ver fe iner te Me thode yon HIRTI~ fes ts te l len. Sie h a b e n 20 F~lle yon Po lya r t h r i t e a n k y l o s a n t e u n t e r s u c h t u n d n u r in dre ien eine Hyperca lc i imie (o,12: o, I I o ' I I ) ge funden . I n diesen F~llen h a t die Opera t ion , die in einer U n t e r b i n d u n g der Art . t hy reo idea inf. bes t eh t , e r m u t i g e n d e R e s u l t a t e gegeben: in 2 F/illen eine 4 Mona te d a u e r n d e Besserung , in e inem Fall Rez id iv n a c h 6 Wochen . F/~lle ohne den ges te iger ten Kalkspiege l s ind n a c h L~I~ICHE aus- s ichts los . Die Lehre LERICHES gipfel t in d e m Satz : , ,L ' hype r - ca lcaemie es t le t e s t d ' u n e p e r t u r b a t i o n pa ra thy ro~d ienne* . "

"Wenn m a n n u n die n i ch t zu neg ie renden R e s u l t a t e OI~PELS u n d LERICHES bei der anky los i e r enden P o l ya r t h r i t i s m i t den zweifel losen Er fo lgen bet der R e c k l i n g h a u s e n s c h e n 1~rankhei t vergleicht , d a n n s t6Bt m a n auf Gegens/itze, die unvers t /~ndl ich sind, da ja im L ich te des Ka lks to f fwechse l s diese be iden K r a n k - he i t en sich g runds~ tz l i ch un te r sche iden . Hier K a l k a b b a u in den K n o e h e n u n d dor t augensche in l i che r Kalkf lberschuB, besonder s in den Gelenken. ]Sine theo re t i s che Erk l / i rung is t t ro tz der in ter - e s s a n t e n d ia lek t i schen Ver suche Oe~ELS u n d LXRICHES be im je tz igen S t a n d unser~s Wissens me ines E r a c h t e n s unm6gl ich . W a h r s c h e i n l i c h k o m m t bier eine Re ihe noch ganz u n b e k a n n t e r b iochemische r Prozesse in B e t r aeh t , die hof fen t l i ch frfiher oder sp~iter k larges te l l t we rden k6nnen . Die Z u k u n f t der Endok r ino -

* Anmerkung bei der Korrektur: In Amerika habcn n. a. M. BALLIN und seine Mit- arbeiter eine Reihe interessanter Arbeiten ver6ffentlicht. Sie haben selbst 45 F~lle operiert, viele mit sch6nem Erfolg (J. Bone Surg., January I933).

KLINISCHE WOCIIENSCHRIFT. 12. JAHRGANG. Nr. 33 1297

logie l iegt in der Biochemie u n d p r a k t i s c h viel leicht a u c h in de r Chirurgie. LERICHE be r i ch te t y o n e inem sehr schweren Fal l y o n Sklerodermie, die 2 3 J a h r e dauer te , bet der der P a t i e n t sei t 16 J a h - r en eine I n v a l i d e n r e n t e yon 75 % bezog, u n d bet der der ]31utserum- kalkspiegel 11,2 b e t r u g ; d u r c h U n t e r b i n d u n g einer Art . thyreo id . inferior erzielte er bier e inen gt / inzenden Erfolg. Die S c h m e r z e n ve r schwanden , die H a u t g e w a n n die no rma le Fa rb e zurflek. 9 Mo- n a t e sp~te r wurde der K r a n k e p r ak f i s ch gehei l t ( p r a t i q u e m e n t gu4ri) ge funden* . Merkwflrdigerweise is t es e inem a m e r i k a n i s c h e n Forsche r ge lungen, d u t c h P a r a t h o r m o n i n j e k t i o n e n bet R a t t e n eine der mensch l i ehen Sk le rode rmiek rankhe i t ~hnl iche h e r v o r z u r u f e n * * . Auch B~AND U. a. haloen in ihren Versuchen mit Parathormon- einspritzungen bet l~atten, Miiusen und Hunden Verkalkungen in verschiedenen inneren Organen, besonders in den Lungen und Nie- rell, gesehen. Wie bekannt, sind Verkalkungsherde bet der Reckling- hausenschen I~rankheit in den Nieren keine seltene Erscheinung (vgl. eine instruktive Abbildung einer Kalkniere bet AsK-UI~MARK, 1. C.). Auch bet der sog. Vigantolkrankheit (Vitamin D) kommen ja hi~ufigVerkalkungen vor. P~diater und Anatomopathologen Inachen auf die jetzt viel h~iufiger als frflher vorkommenden Nierensteine bet I~indern aufmerksam, die nach Ansicht mancher Autoren der modernen Vitaminern~hrung zur Last zu ]egen sind.

Will man nun eine Synthese yon allen hier mitgeteilten Tat- sachen, Fragestellungen und Vermutungen -- wobei viele Einzel- iragen aus l~aummangel und um die allgemeine Ubersicht nicht zu verlieren, bier ganz unberfihrt blieben -- versuchen, so mul3 man gestehen, dab die jetzige l{enntnis der Physiologie nnd Pathologie der EK. trotz der enormen anlgewandten Arbeit noch viele Fragell offenlliI3t. Es scheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, dab die EIK. eine bedeutende Rolle im Organismus spielen, die vor allem in der IRegulation des I~alkstoffwechsels, wahrseheinlich mit Hilfe anderer endokriner Organe, besteht.

Wir wissen ja schon seit den Untersuchungen JACQUES LoEss und vieler anderer Physiologen, dab bestimmte Mengenbeziehungen der Ca-Ionell die Voraussetzung fiir normale Muskelerregbarkeit sind, und dal3 ihre Verminderung Erregungssteigerung bis zu l~r~impfen bewirkt. Auch fiir die Erregbarkeit des Gehirns ist ja eine gewisse Menge l~alk nStig. I~alkentziehende Mittel wirken auf die Gehi rn r inde er regend his zu ep i lep t i schen l~r~mpfen, u n d u m g e k e h r t se tzen Calciumpr/~parate die m e c h a n i s c h e wie elek- t r i sche E r r egba rke i t wesen t l i ch herab . Von allen en d o k r in en Organen bef inden sich die E K . in der gf ins t igen Lage, dab sie in den l~nochen ein groBes Ca -Rese rvedepo t bes i tzen, au s d e m bet jeder Krise, ohne dab der ganze biologische Be t r ieb gesch~idigt wird, der Ka lk e n t n o m m e n werden kann .

Aus d iesem Grunde s ind wahrsche in l i ch auch die E K . - S t 6 r u n g e n n ich t i m m e r ffir das n i ch t besonders d a r a u f e ingeste l l te Au g e er- fal3bar. D a h e r auch die angebl iche Se l tenhe i t der spez i f i schen E K . - E r k r a n k u n g e n . Z ieh t n l an aber in Be t r ach t , wieviel der H o m o sapiens e rec tus e inem fes ten s tab i l en u n d a r ch i t ek ton i sch n a c h den Gese tzen der Mechan ik ausgeb i lde ten I 4 n o c h e n s y s t e m zu ver- d a n k e n ha t , so wird die ganze B e d e u t u n g der E K . u n d die Wich t ig - ke i t der b isher igen u n d der wei te ren Forschu l lgen au f d iesem Ge- bier besonders e in leuch tend .

* Anmerkung bei der Korrektur: L. berichtet letztens tiber 7 F~lle operierter Sklero- dermie, teilweise mit sch6nem Erfolg. ** H. SELYE, Acondition simulating human scleroderma in rats. J, amer. med. Assoc. 99, lO8 (1932) .

BUCHBESPRECHUNGEN. Die weibl ichen S exua l ho rmone in ihren Bez iehungen z u m

Geni ta lcyclus u n d z u m Hypophysenvorder lappen . Von C. CLAU- B E R G . lO 3 T e x t a b b . VI, 191 S. Ber l in : Ju l ius Spr inger 1933. Geh. RM. 22 . - - , geb. RM. 24.80.

Es l iegen aus al]er letzter Zeit zwei z u s a m m e n f a s s e n d e Dar - stellungen fiber die Sexualhormone vor. Die amerikanischen Autoren haben vor kurzem unter Leitung yon E. ALLEI~ ein ersch6pfendes Sammelwerk herausgegeben. Nunmehr wird yon CLA~IBERG eine Darstellung fiber das Corpus luteum-Hormon geliefert. ~,s ergab sich zwangslliufig die Notwendigkeit, das andere Hormon des Ovariums, das Follikelhormon, und gleiehzeitig die Beziehung zum gonadotropen Hormon des Hypophysenvorder]appens abzuhandeln. Als wertvolle Bereieherung wird ein Abschnitt fiber die vergleichende Betrachtung des Genitalcyclus verschiedener Laboratoriumstiere

b e t r a c h t e t werden . Gleiches In te resse b e a n s p r u c h t das Kap i t e l L u t e o h o r m o n , in we lehem sich CLAUB~ERG au f u m f a n g r e i c h e s e igenes U n t e r s u c h u n g s m a t e r i a l s t f i tzen kann . Die exper imen te l l e Er- f o r s chung des spez i f i schen H o r m o n s des Corpus l u t e u m h a t - - wie erneu% aus dieser Z u s a m m e n s t e l l u n g ers ich t l ich i s t - - ihre T r i u m p h e gefeiert , leider i s t die Res igna t ion bet ]3e t r ach tung der t h e r ap eu t i - sehen Auswirkungen sehr groI3. CLAUBERG hat der Behandlung der glandul~r-cystischen Hyperplasle der Uterusschleimhaut seln H a u p t i n t e r e s s e z u g e w a n d t u n d b i sher 12 F~lle behande l t . Diesen w u r d e n Dosen bis zu 85 • a n i n c h e n e i n h e i t e n I-Iormon verabfo lg t . Zur Her s t e l l ung dieser Menge s ind e twa 25oo g fr ischer Corpus l u t e u m - S u b s t a n z yon 700 Schweinen no iwendig . Diese Zahlen s ind seh r wicht ig , well CLAUBERG die G e w i n n u n g andere r A u s g a n g s - quel len ffir das H o r m o n ffir sehr u n w a h r s c h e i n l i c h h~It. I n e i n em