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Heft lS. ] Bhrhnv : Der Schwindel und seine 2- 5. 1913 l~atfirlich erheben diese Ausffihrungen nicht den Anspruch, die schwierige Frage de~initiv zu er- Iedigen. Sie wollen nur darer warnen, die Theorie yon der Assimilierbarkeit niederer Stickstoffver- bindungen durck die tierischen Protoplasmen vor- zeltig zu dogmatisieren. Erst eingehende Ver- suche, bei denen die hier vorgebrachten ]3edenken ]3eriicksichtigung linden, werden eia helleres Licht fiber dieses wichtlge biologische Problem verbreiten. Der Schwindel und seine Beziehungen zum Bogengangapparat des inneren Ohres. Bogengangapparat u. Kleinhirn. (Historische Darstellung. Eigene Untersuchungen.) Vo~ U~iv.-Doz. Dr. Robert Bd@ny, Wien. (Schlu~3 Es sei mir nan erlaubt, die Geschichte meiner eigenen Entdeckungen kurz mitzuteilen. Bei der Behandlung ambutatorischer Patienten, die an Ohr- eiterung litten, katte ieh bemerkt, dab sie nach der Ausspfihng hgufig fiber Sc~lwindel klagten. Es lag nahe :ffir mich, ihre Augen anzusehen and ich bemerkte einen starken Augennystagmus, der eine ganz bestimmte Form und Richtung katte. Ieh notierte mir die Beobaektung. Als ich zirka 20 der- artige F~lle geseken hatte, verglich ich die Beob- achtungen miteinander nnd war fibei'rascht, fiber- all dense]ben lqystagmus notiert zu haben. Ieh hatte in allen F~]len einen rotatorischen und kori- zontalen Iqystagmus naeh der nieht ausgespritzten SeRe verzeiehnet. Da erkannte ieh, dab hier ein gesetzm~Biges Yerhalten vorlag, wiewohl es mir noch ganz unklar war, was denn die Ursache dieser Gesetzm~l]igkeit sei. Ich ]as in den Lehrbfichern nach, land abet keine Au~kliirung. Der ~Nystagmus nach Ausspritzen war wohl nicht vollkommen un- bekannt, aber man hatte ibm blsher keine besondere Beachtung geschenkt, insbesondere war auch auf seine Form and Riehtung nicht geachtet worden. Die Erkl~rungen fiir die Erscheinung lauteten ver- sehieden. Die einen erkl~rten sie dutch den Druck der Spfilfliissigkeit hervorgerufen, die anderen dutch Reizung der sensiblen lqervenendigungen im GehSrgang infolge der K~lte der Spiilflfiss~gkeit, eine dritte Erkl~rung beschuldigte die Reizung der Bogengangsnerven durch die K~lte, alles Er- kl~rungen, die mich gar nieht befriedigten. Da kam mir der Zufall zu ttitfe. Ein Patient, den ick t~glich behandelte, erkl~irte einmah ,,Herr Dr., ieh werde nur dann schwindellg, wean das Wasser zu kalt ist, wenn es warm genug ist, werde ieh nieht schwindelig." Ich gab deshalb der W~r- terin den Auftrag, w~rmeres Wasser in den Ballon zur Ausspiihng zu ffillen. Sie meinte, das ~Vasser sei warm genug. Ich erkl~irte ihr aber, dab often- bar das Wasser im Ballon rasch abkfihle, so da~ es im Ohr des Patienten doch zu kiihI sei. Darauf fiillte die W~rterin den Ballon mit sehr heil]em Wasser. Als ich nun die Ausspiilung wiederholte, Beziehungen zum Bogengangapparat. 425 fief der Patient: ,,Das Wasser ist viel zu heil~, jetzt bill ieh wieder sehwindlig." Raseh beobaeh- tete ieh die Augen des Patienten und sah, dab jetzt ein rotatorischer und korizontaler Nystagmus zur ausgespritzten SeRe bestand, also genau der mngekekrte Nystagmus wie der bisher beobachtete. In diesem Moment erkannte ich, dab es die Tern- peratur des Wassers sein miisse, welcke den ~ystsg- rags verursaeht, welche an seiner Form nnd Richtung schuld ist. Aus dieser Erkenntnis ergab sich sofort eine ganze Reihe yon Konse- quenzen naeh versehiedenen Richtungen him Ich zog zun~chst den SchluI] daraus, da~, wenn zu kiihles Wasser ~ystagmus nach der einen, zu heiSes l~ystagmus naeh der anderen SeRe bewirkt, Wasser yon genauer XSrpertemperatur keinen Nystagmus hervorrufen werde. Die AussprRzung einer Anzahl yon Fgllen mit genau kSrperwarmem Wasser ergab die Richtigkeit dieser Vermutung. Dann zog ich den Schhl~, dal], wenn die Tempe- ratur an dieser Erscheinnng sehuld sei, sie auek bei unverletztem Trommelfell hervorrufbar sein mfisse. Auch hier best~tigte sich der Schlul]. ~[it dieser Konstatierung war mir der mSg]ieherweise grol]e k]inische \Vert der gefundenen Reaktion klar geworden. So wie jeder Menseh mit norma]em Bogengangapparat diese Reaktion zeigen rnul3, so mull umgekehrt dort, we die Reaktion fehlt, der Bogengangapparat zerstSrt sein. Ich suehte nun unter dem reiehen Material der Wiener Ohren- klinik naeh derartigen F~illen. Binnen kurzer ZeR land ich einen Fall yon Mittelokreiterung, bei dem die Ausspiilnng der kranken SeRe keinerlel Nystagmus kervorrief, wghrend die Ausspfilung der gesunden SeRe prompte Reaktion ergab. Bei der Operation dieses Falles zeigte sick das Laby- rinth dutch ein tier eindringendes sogenanntes Cho]esteatom zerstSrt. Xhnliehe F~ille fanden sieh raseh hintereinander und damit war die ]~edeu- tung der gefundenen Reaktion gesiehert. Denn aus diesen F~llen ergab sich unzweifelhaft, dab bei der kalorischen Prfifung nur das Labyrinth der a usgespritzten SeRe anf seine Funktion unter- sucht wird, im Gegensatz zur Prfifung mittelst der Drehung, dab die kalorische Pri~fung somit das einfachste and slchsrste Mittel darstellt, um sfeh binnen wenige~ Minuten ein Urteil iiber die F~n~- tlon eines jeden Vestibularapparates zu versehaf- fen. Die k]inisehe Bedeutung der gefundenen Reaktion wird noeh dadureh vermekrt, dal] sie einen veto Wi]]en des Patienten vSllig unabh~ngi- gen Verlau£ nimmt, somit ein vollkommen objek- tires Urteil ermBglicht. (3ber die Erkl~rung der gefundenen Erscheinungen dachte ich ]ange Zeit fruehtlos naeh, bis mir eines Tages ein EinfalI kam. Ich stel]te folgendes Experiment an. Ich spritzte einen Mann mit kiihlem Wasser aus. So- wie der Iqystagmus erschien, ]Jell ich den Patienten den Kopf mit dem Scheitel nach abw~rts biegen, soweit, his zwischen der ersten and zweiten Kopf- stellung ein Winkel yon 180 e sich befand. Das erwartete Phgnomen zeigte sieh sofort in aller Deutlickkeit. Der ~ystagmus zur nicht ansge- spritzten SeRe verwandelte sick in dieser Stelhmg

Der Schwindel und seine Beziehungen zum Bogengangapparat des inneren Ohres. Bogengangapparat u. Kleinhirn. (Historische Darstellung. Eigene Untersuchungen.)

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Heft lS. ] Bhrhnv : Der Schwindel und se ine 2- 5. 1913

l~atfirlich erheben diese Ausffihrungen nicht den Anspruch, die schwierige Frage de~initiv zu er- Iedigen. Sie wollen nur darer warnen, die Theorie yon der Assimilierbarkeit niederer Stickstoffver- bindungen durck die tierischen Protoplasmen vor- zeltig zu dogmatisieren. Erst eingehende Ver- suche, bei denen die hier vorgebrachten ]3edenken ]3eriicksichtigung linden, werden eia helleres Licht fiber dieses wichtlge biologische Problem verbreiten.

Der Schwindel und seine Bez iehungen zum Bogengangapparat des inneren

Ohres. Bogengangapparat u. Kleinhirn. (Historische Darstellung. Eigene

Untersuchungen.) Vo~ U~iv.-Doz. Dr. Robert Bd@ny, Wien.

(Schlu~3 Es sei mir nan erlaubt, die Geschichte meiner

eigenen Entdeckungen kurz mitzuteilen. Bei der Behandlung ambutatorischer Patienten, die an Ohr- eiterung litten, katte ieh bemerkt, dab sie nach der Ausspfihng hgufig fiber Sc~lwindel klagten. Es lag nahe :ffir mich, ihre Augen anzusehen and ich bemerkte einen starken Augennystagmus, der eine ganz bestimmte Form und Richtung katte. Ieh notierte mir die Beobaektung. Als ich zirka 20 der- artige F~lle geseken hatte, verglich ich die Beob- achtungen miteinander nnd war fibei'rascht, fiber- all dense]ben lqystagmus notiert zu haben. Ieh hatte in allen F~]len einen rotatorischen und kori- zontalen Iqystagmus naeh der nieht ausgespritzten SeRe verzeiehnet. Da erkannte ieh, dab hier ein gesetzm~Biges Yerhalten vorlag, wiewohl es mir noch ganz unklar war, was denn die Ursache dieser Gesetzm~l]igkeit sei. Ich ]as in den Lehrbfichern nach, land abet keine Au~kliirung. Der ~Nystagmus nach Ausspritzen war wohl nicht vollkommen un- bekannt, aber man hatte ibm blsher keine besondere Beachtung geschenkt, insbesondere war auch auf seine Form and Riehtung nicht geachtet worden. Die Erkl~rungen fiir die Erscheinung lauteten ver- sehieden. Die einen erkl~rten sie dutch den Druck der Spfilfliissigkeit hervorgerufen, die anderen dutch Reizung der sensiblen lqervenendigungen im GehSrgang infolge der K~lte der Spiilflfiss~gkeit, eine dritte Erkl~rung beschuldigte die Reizung der Bogengangsnerven durch die K~lte, alles Er- kl~rungen, die mich gar nieht befriedigten. Da kam mir der Zufall zu ttitfe. Ein Patient, den ick t~glich behandelte, erkl~irte einmah ,,Herr Dr., ieh werde nur dann schwindellg, wean das Wasser zu kalt ist, wenn es warm genug ist, werde ieh nieht schwindelig." Ich gab deshalb der W~r- terin den Auftrag, w~rmeres Wasser in den Ballon zur Ausspiihng zu ffillen. Sie meinte, das ~Vasser sei warm genug. Ich erkl~irte ihr aber, dab often- bar das Wasser im Ballon rasch abkfihle, so da~ es im Ohr des Patienten doch zu kiihI sei. Darauf fiillte die W~rterin den Ballon mit sehr heil]em Wasser. Als ich nun die Ausspiilung wiederholte,

Beziehungen zum Bogengangapparat. 425

fief der Patient: ,,Das Wasser ist viel zu heil~, jetzt bill ieh wieder sehwindlig." Raseh beobaeh- tete ieh die Augen des Patienten und sah, dab jetzt ein rotatorischer und korizontaler Nystagmus zur ausgespritzten SeRe bestand, also genau der mngekekrte Nystagmus wie der bisher beobachtete. In diesem Moment erkannte ich, dab es die Tern- peratur des Wassers sein miisse, welcke den ~ystsg- rags verursaeht, welche an seiner Form nnd Richtung schuld ist. Aus dieser Erkenntnis ergab sich sofort eine ganze Reihe yon Konse- quenzen naeh versehiedenen Richtungen him Ich zog zun~chst den SchluI] daraus, da~, wenn zu kiihles Wasser ~ystagmus nach der einen, zu heiSes l~ystagmus naeh der anderen SeRe bewirkt, Wasser yon genauer XSrpertemperatur keinen Nystagmus hervorrufen werde. Die AussprRzung einer Anzahl yon Fgllen mit genau kSrperwarmem Wasser ergab die Richtigkeit dieser Vermutung. Dann zog ich den Schhl~, dal], wenn die Tempe- ratur an dieser Erscheinnng sehuld sei, sie auek bei unverletztem Trommelfell hervorrufbar sein mfisse. Auch hier best~tigte sich der Schlul]. ~[it dieser Konstatierung war mir der mSg]ieherweise grol]e k]inische \Vert der gefundenen Reaktion klar geworden. So wie jeder Menseh mit norma]em Bogengangapparat diese Reaktion zeigen rnul3, so mull umgekehrt dort, we die Reaktion fehlt, der Bogengangapparat zerstSrt sein. Ich suehte nun unter dem reiehen Material der Wiener Ohren- klinik naeh derartigen F~illen. Binnen kurzer ZeR land ich einen Fall yon Mittelokreiterung, bei dem die Ausspiilnng der kranken SeRe keinerlel Nystagmus kervorrief, wghrend die Ausspfilung der gesunden SeRe prompte Reaktion ergab. Bei der Operation dieses Falles zeigte sick das Laby- rinth dutch ein tier eindringendes sogenanntes Cho]esteatom zerstSrt. Xhnliehe F~ille fanden sieh raseh hintereinander und damit war die ]~edeu- tung der gefundenen Reaktion gesiehert. Denn aus diesen F~llen ergab sich unzweifelhaft, dab bei der kalorischen Prfifung nur das Labyrinth der a usgespritzten SeRe anf seine Funktion unter- sucht wird, im Gegensatz zur Prfifung mittelst der Drehung, dab die kalorische Pri~fung somit das einfachste and slchsrste Mittel darstellt, um sfeh binnen wenige~ Minuten ein Urteil iiber die F~n~- tlon eines jeden Vestibularapparates zu versehaf- fen. Die k]inisehe Bedeutung der gefundenen Reaktion wird noeh dadureh vermekrt, dal] sie einen veto Wi]]en des Patienten vSllig unabh~ngi- gen Verlau£ nimmt, somit ein vollkommen objek- tires Urteil ermBglicht. (3ber die Erkl~rung der gefundenen Erscheinungen dachte ich ]ange Zeit fruehtlos naeh, bis mir eines Tages ein EinfalI kam. Ich stel]te folgendes Experiment an. Ich spritzte einen Mann mit kiihlem Wasser aus. So- wie der Iqystagmus erschien, ]Jell ich den Patienten den Kopf mit dem Scheitel nach abw~rts biegen, soweit, his zwischen der ersten and zweiten Kopf- stellung ein Winkel yon 180 e sich befand. Das erwartete Phgnomen zeigte sieh sofort in aller Deutlickkeit. Der ~ystagmus zur nicht ansge- spritzten SeRe verwandelte sick in dieser Stelhmg

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426 Bgtr~ny: Der Schwindel und seine

in einen solchen zur ausgespritzten Seite gleich dem bei Ausspritzung des Ohres mit heil~em Wasser in aufrechter Kopfstellung.

Die Uberlegung, welehe mich dieses Experiment anstellen liet~, war folgende: Wenn es die Tempe- ratur des Wassers ist, we]che ~ystagmus erzeugt, dann mull sich das Labyrinth wie ein Gef~il~ ver- halten, welches mit 37 0 Celsius warmem Wasser geffillt ist, dessen elne Wand kalt angespritzt wird. Es mu~ dadureh die dieser Wand benaehbar~e Fli~ssigkeit zun~chst abgekfihlt werden und, spezi- fiseh sehwerer geworden, zu Boden sinken, w~h- rend an der entgegengesetzten Wand umgekehrt als- bald die Flfissigkeit in die HShe steigen mull Iqehme ieh start des kalten Wassers heil~es, so mul~ die ]~ewegung genau umgekehrt erfolgen. Ich kann die Bewegung aber auch dadurch umkehren, dal] ieh das Ge£~l~ um 180 o nmkehre, wie dies eben bet Neigung des Kopfes mit dem Seheitet nach ab- w~rts der Fall ist. Es mul3 deshalb bet dieser zwei- ten ge~nderten Kop£stetlung derselbe Nystagmus auftreten, wie beim Ausspritzen mit heil~em Wasser in der ersten Stellung. Da diese Seh]ul3folgerung sich a]s riehtig erwiesen hatte, so war noch eine weitere Schlul~folgerung zu ziehen. Jede Ver- 5nderung der Kopistelhng mul~te den kalorisehen Nystagmus veriindern. Je zwei Kop~stellungen, die um 180 o voneinander verschieden sind, mfissen genau den entgegengesetzten ~Nystagmus ergeben. A]le diese Sehlfisse linden ihre Best~tigung dureh (]as Experiment.

War auf die gesehilderte Weise die kalorische t:eaktion entdeckt, ihre klinisehe ~Bedeutung er- grfindet und ihre Erkl~rung gefunden wo.rden, so war noch ein grol]es Stfick Arbeit in ihrer Anwendung auf die versehiedenen Erkran- kungen des peripheren GehSrorgans und auf die Erkrankungen des Gehirns zu leisten. Die Be- ziehungen zum Gehirn sind gegeben: 1. dutch das so h~ufige ~bergreifen der eitrigen Erkrankungen des GehSrorgans auf das Gehirn; 2. durch den Ver]auf des Bogengangsnerven innerhalb der Seh~de]kapsel und die mannigfaltigen Verbindun- gen des :Bogengangsnerven in seinem weiteren ~er- ]aufe innerhalb des Gehirns selbst. Es wfirde viel zu' welt ~fihren, wotlte ich hier mieh ins Detail verlieren. Es set ~edoch erw~ihnt, dat~ sich erst auf Grund der kalorischen Reaktion eine Klinik der verschiedenen Erkrankungen des Labyrinths au£stellen iie~, und dal] sich die versehiedenen Grade der Erkrankung, die herabgesetzte, die ge- steigerte und die aufgehobene Funktion unschwer feststellen lassen. Yon der kalorischen Reaktion ausgehend, habe ich dann auch die anderen Prii- ~ungsmethoden des ]3ogengangapparates systema- tlsch geprii~t und ihnen ihre klinische Stellung angewiesen. So babe ich, nachdem schon vorher yon versehiedenen Seiten in elnzelnen F~]len die ~Iethode angewendet worden war, ohne ihren k]ini- schen Weft richtig elnzusch~tzen, systematisch die ~rfifung auf Iqystagmus bel Ln~tverdichtung und Luftverdfinnung im ~ul~eren GehSrgange einge- ~fihrt, mittelst der es gelingt, Defekte in der knSchernen Labyrinthwand, wie sie bei Ohreiterun-

Beziehungen zum Bogengangapparat. [ Die Natur- [ wissenschaften

gen bestehen kSnnen, in einwandfreier Weise zu diagnostizieren. Diese Diagnose ist yon gro.Ber Wichtigkeit, well derartige Defekte das Vor- stadium der lebensbedrohenden Labyrintheiterung bilden. Durch die rechtzeitige Diagnose der Laby- rintheiterung ist man jetzt auch in die Lage ver- setzt, die, wie erw~ihnt, yon Jansen zuerst ausge- f~ihrte Labyrinthoperation zur richtigen Zeit aus- zuffihren. Um die Indikationsstellung und Tech- nik der Labyrinthoperation hat sieh insbesondere der Wiener Otologe Neumann gro~e Yerdienste erworben. Sehr wichtige und auch praktisch hoeh bedeutsame Resultate ergab die genaue Fun](- tionspriifung des [Bogengangapparates ferner ffir (lie Diagnose des Kleinhirnabszesses, ether nicht so seltenen Folgekrankheit der )~ittelohreiterung. Hier haben Neumann und Bdrdny zusammen- gearbeitet. Bdrdny entdeckte ferner zuerst das Fehlen der kalorischen Reaktion beim sogenannteu Akustlkustumor, ether der h~ufigstenttlrngeschwii]ste, die wit kennen. Es handelt sieh dabei um ein sehr frfihzeitiges Symptom dieser Geschwulst und es ist zu hoffen, dal3 bet genfigender Yerbreitlmg dieser Prfifungsmethode die Diagnose dieser Ge- schwfi]ste immer friiher gestellt werden wird und die Patienten so noch rechtzeitig chirurgisch be- bande]t und geheilt werden k5nnen. ]}[eine Me- thoden der Untersuchung des Labyrinths wurdea zuerst naturgem~]~ in ausgedehntem Mal3e in Wien angewendet und die Wiener Ohren~rzte Alexander, Bondy, Frey, Leidler, Neumann, Ruttin, E. und V. Urbantschitsch haben sieh haupts~chlieh an der Sehaffung der Klinik des Bogengangapparates be- teiligt. ]=[eute sind dlese l~[ethoden allerdings be- reits auf der ganzen Welt eingeffihrt, so dal] kein Ohrenkranker als vollst~ndig untersucht gilt, der nicht nach meinen ~[ethoden in bezug auf seinen Bogengangapparat untersucht wurde.

Im Verlaufe meiner Untersuchungen war es mir klar geworden, da]~ nur die Untersuchung zahIreicher F~ille yon Erkrankungen des Gehirns imstande sein kSnne, fiber den komplizierten Meehanlsmus des Bogengangapparates in seinen Beziehungen zum Zentralnervensystem Klarheit zu bringen. In diesem Bestreben wurde ieh dutch das freundliche Entgegenkommen zahlreicher Internisten und Neu- rologen, insbesondere des Hofrats v. Wagner-Jau- regg unterstfitzt, der mir das gesamte ~[aterial der yon ihm geleiteten psychiatrisch-neurologischen Klinik zur Verfiigung stel]te. ~eine Erfahrungen bei der Untersuchung yon Nervenkranken wurden in zwei Kapiteln des yon Lewandowsky heraus- gegebenen Handbuches der Neurologie zusammen- gefal3t. Hatte sich bls •909 mein Hauptaugenmerk dem Studlum des Nystagmus zugewendet, so wurde dies nun in der Folge anders. Schon in meinen ersten Arbelten hatte ich nicht nur den Augen- nystagmus, sondern auch die fibrigen Begleit- erscheinungen der Reizung des Bogengangappa- rates, insbesondere die den Sehwindel beg]eitenden GleichgewichtsstSrungen berficksichtigt und ein neues gesetzm~il~iges Verhalten dieser sogenannten Reaktionsbewegungen konstatiert. Ich land, dal3 die Richtung der GleichgewichtsstSrung in abso-

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Heft 18. ] B'~r~my : Der Schwindel und seine 2. 5. I913 j

lut gesetzm~t~iger Weise mit der R ich tung des Nystagmus und der S te l lung des Kopfes verkni ipf t ist. Die R ich tung der Gleiehgewichtss tSrung is t eine F u n k t i o n zweier Variabeln, deren eine x der Nystagmus, die andere y die Kopfs te l lung dar- stellt . Besteht z. B. Nystagmus ro ta tor ius nach l inks und gewShntiche aufrechte Kopfs te l lung, so f~ll t die Versuchsperson naeh rechts. W i r d der t (opf 90 o nach l inks gedreht , so ffillt die Versuchs- person nach vorne, wird der Kopf 90 o n a c h reehts gedreht , so f~ll t sie nach riickw~rts. Erzeugt man s tar t eines ro ta tor i schen Nystagmus naeh l inks einen ver t ika len Nystagmus nach abw~irts, so f i i l l t bei auf rechter Kopfs te l ]ung der Normale nach rfickw~rts nsw. Dutch eine Reihe recht kompli- z ier ter Uberlegungen, auf die einzugehen zu weir ffihren wiirde, kam ich nun zur Annahme, dab diese normal i t e r ents tehenden Gleichgewichts- st5rungen, die sogenannten l~eaktionsbewegungen, im Kle inh i rn zustandekommen diirf ten und dal3 bei Erkrankungen des Kleinhirns die normalen Reaktions- bewegungen fehlen miissen, w~ihrend gleichzei t ig spontane GleichgewiehtsstSrungen auf t re ten mils- sen. Die kl in isehen Untersuchnngen und Befunde, die bei der Sekt ion genau un te rsuch te r Kranke n erhoben wurden, ergaben mir bald eine Best~ti- gung meiner Annahme und forder ten reich gleich- zeit ig zu wei te rer Forsehung in dieser R ieh tung auf. Zu dieser Zei t kamen mi r zwel Biicher in die I Iand , die f i ir meine weitereu Entdeekungen yon grSl~ter Bedeutung wurden. Das eine is t die His tologie des Zentra lnervensystems von Ramon y Cajat, dem beri ihmten, mi t dem Nobelpreis aus- gezeiehneten spanischen I~istologen, 1909 und 1911 ersehienen. I n diesem Bueh weist Cajal nach, dal3 der Bogengangappara t auflerordentl ich zah]- reiche Verb indungen mit dem Kle inh i rn besitzt , dal3 e igent l ieh jede Fase r des Bogengangsnerven im K l e i n h i r n endigt . Das K le inh i rn besteht aus einem !~[itte]stfick, dem sogenannten Wurm, und zwei sei t l ichen Teilen, den sogenannten K le inh i rn - hemisphiiren. Ca]al gibt nun an, dab jede F a s e r des Bogengangsnerven sowohl mi t dem ]~[itte]stftck als auch mit beiden t t emisphgren des Kle inh i rns in Verb indung sei. Das zweite Buch, das mir yon groger Bedeutung wurde, r f ihr t von einem ho]l~n- disehen Anatomen Louis Bolk her nnd ist 1906 er- schienen. I n diesem Buche ve r t r i t t Bol~ auf G rund verg]eiehend-anatomiseher S tud ien im Gegensatz zu den bisher igen Ansehauungen mi t ahem Nachdruck die Ansicht , dab auch im Kle in- h i m analog wie im Grol3hirn eine ganz best immte Lokal isa t ion vorhanden sein mfisse, d. h., daft ganz best immte Bezirke des Kle inh i rns ledigl ieh mit be- s t immten ]~[uske]partien des KSrpers in Beziehung stehen, dab deren Inne rva t ion Zusammenziehungen ganz bes t immter ~uske ]g ruppen erzeugen mfisse. Er geht sogar noch wel ter ; er weist bes t immten Pa r t i en des K le inh i rn s ganz bes t immte N[nskel- provinzen zu. Seine SchluBfolgerung ist so Mar und ein]euehtend, dab ich sie hier kurz wieder- geben mSchte. Bol~ sagt also: Alle Anatomen und Physiologen s ind dari iber einig, dab das K l e i n h i r n etwas mi t der Innerva t ion der Musku la tn r des

Beziehungen zum Bogengangapparat . 427

KSrpers zu tun haben mul l Be t rach ten wir nun verschiedene S~tugetiere, so werden wir gewahr, dab bei verschiedenen Ar ten verschiedene ~ u s k e l g r u p - pen ganz enorm versehieden entwickel t s ind; z. B. hat die Gi ra f fe einen enorm langen und enorm beweglichen Hals, w~ihrend der ~ a u l w u r f , der ja aueh zu den S~iugetieren gehSrt, einen ganz kur- zen, unbeweglichen Ha l s hat. Es is t doeh Mar, meint Bolls, dag die H i rnpa r t i e n , welehe fi ir die Inne rva t ion der t t a l s m u s k u l a t u r dienen, beim Maulwur f nicht so gut entwickel t sein k5nnen, wie bei der Giraffe . I n der Ta t f inder er nun, dab bei der Gi ra f fe eine K le inh i rnpa r t i e enorm ent- wickelt ist, die beim )£aulwurf fast fehlt . Und diese Pa r t i e des K le inh i rn s be t raehte t er darum als Sitz der Inne rva t ion der Halsmuskula tur . In analoger ~Veise schlieBend, weist BolIc nun alien Kle inh i rnbez i rken ihre F u n k t i o n zu. Und so er- fuhr ich auch, dab Bolls den ttemisph~tren des Menschen die Verb indung mi t der ~ u s k u l a t u r der Ext remi t~ten , dem W u r m die Verb indung mi t der ~ u s k u l a t u r des Rumples zuweist. Als ieh diese Ausf i ih rungen las, wurde mir Mar, dab die soge- nann ten Fa l l r eak t ionen , die Gleichgewiehts- st5rungen, die w~hrend des Nys tagmus auf t re ten , haupts~ehlieh yon der Inne rva t ion der Rumpf- muskula tur , also yore Wurm des Kle inhi rns , ab- h~ingen, dab ieh dagegen bisher die F u n k t i o n der K l e i n h i r n h e m i s p h i r e noch gar n ieh t gepr i i f t hat te . Da f iel mir e in Exper iment ein, das ich sehon Jah re vorher angeste l l t hatte, ohne aber seine Be- deutung zu ahnen. Die Augen~rzte wenden bei L~ihmung yon Augenmuskeln zur Diagnose ge- wisser S tSrungen den sogenannten Graefeschen Tastv.ersnch an. Dieser besteht darin, dal~ der Pa t i e n t einen vorgehal tenen Gegenstand - - bei ver- deektem gesunden Auge - - mit dem kranken Allge ansieht, dann das Auge schtiel3t und nun naeh dem Gegens tand greif t . Der Normale kann dieses stets fehlerlos. Besteht eine Augenmuskel l i ihmung, so er re icht der Kranke den Gegens tand nicht , son- dern grei~t daneben vorbei. I ch wnrde anf diesen Versuch insbesondere durch die Arbei ten des Wiener Augenarztes Prof. Sachs aufmerksam u n d e s inter- essierte reich, nun zu erfahren, was macht ein Nor- maler, wenn ich ibm einen Nystagmus dutch Drehung oder Ausspri tzen erzeuge? Als ich diese Versuche anste]lte, ~and ieh, daft w~hrend des Nys tagmus der Normale den vorgeha]tenen F i n g e r n icht t r i f f t , sondern in ganz bes t immter Weise daneben vor- beigreif t . Ich legte mi r nun die F r a g e vor, h~ngt dieses Vorbeigre i fen yon den Bewegungen des Auges ab oder nicht? Um diese F rage zu entsehei- den, ]ieg ieh den ganzen Versueh mi t geschlossenen Angen vornehmen. Waren die Empf indungen de~ Auges am Vorbe igre i fen sehuld, so mngte bei ge- schlossenen Augen r i ch t ig gegr i f fen werden. Der Versuch spielte sich je tzt folgendermaSen ab. Ieh ]leg zun~ehst den Normalen bei geschlossenei~ Augen meinen vorgehal tenen F i n g e r berfihren, dann den Arm auf das Kn ie senken und nun wie- der zum F i n g e r erheben. Der Normale konnte dies stets anstands]os. Nun erzeugte ich einen Nystag- nms z. B. naeh links. Ieh lieB nun wieder bei ge-

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seh!ossenen Angen meinen vorgehal tenen F i n g e r berfihren, den A r m senkeJ1 und zn meinem F i n g e r wieder erheben. Je tz t abet t r a f die Versuehs- person den F i n g e r nieht , sondern zeigte naeh reehts vorbei. Es war klar, dab das Vorbeizeigen wiihrend des Bogengangsreizes niehg veto Ange abhing. Soweit war ieh damals gekommen. Ieh zog den Schlug daraus, dab aueh die ~ u s k e l n der Ex t remi t~ ten dureh den Bogengangsreiz innerv ie r t wfirden, konnte mir abet Ngheres fiber die Ar t und den Of t der Inne rva t ion nicht vorstellen. Als ich nun das Bolksche Bueh las, daehte ich mir folgen- des: Wenn es r i eh t ig ist, dab die Gleiehgewiehts- s tbrnngen w~ihrend des Bogengangsreizes veto Wurm des K le inh i rn s ausgehen, dann mug das Vorbeizeigen der Ex t remi t~ ten w~hrend des Nys tagmns yon den t Iemisph~ren des Kle inh i rns abhbngen. Bei E rk rankungen des Wurms t re ten spontane Gleiehgewiehtss tbrungen au~ und es feh- len die normalen Reakt ionsbewegungen. Bei den E rk rankungen der Kle lnh i rnhemisph~ren ist daher spontanes ¥orbeize ige~ zu erwarten und Fehlen der normalen Ze ige reak t ionen bei I I e r v o r r u i u n g eines Nystagmus. Die Tatsaehen haben nun meinen SehhlBfolgerungen reeht gegeben. Es is t mir gelungen, in einer grogen Zahl yon F~llen den Naehweis zu fiihren, dal~ bei Erkrankung der Klein- hirnhemisphbren spontanes Vorbeizeigen der Extre- n, i tbten in ganz best immter Riehtung anftr i t t . Es ist mlr gelungem naehzuweisem dab in der Rinde der Kle inhi rnhemisph~ren sich zum mindesten vier Zentren fiir d~e Bewegungen der oberen Extremi- ta ten in den versehiedenen Riehtungen des Rau- rues, also naeh reehts und links, ~meh oben und nnten l inden. Erheben Sie z. B. Ih ren reehten A r m yon unten naeh obe,t zu meinem vorgehalte- hen F inger , so geht diese Bewegung natf i r l ieh yon de~" Rinde des GroBhirns aus. Das Reehts- und L inkszen t rum in der rechten Kle inhi rnhemisph~re wi rk t aber wie ein P a a r gespannter ZfigeL zwi- sehen denen sieh der A r m bewegt. Sie ver le ihen der 2~[uskulatnr eine gewisse Spannung, eine ge- wisse Energie , Tonus genannt , und dadureh, dag sie beide gle ichgespannt mind, bewegt sieh tier Arm genau in der gewo]]ten Lin ie nach oben und t r i f f t meinen F i n g e r stets wieder, so oft er gesenkt und gehoben wird. Stel len wir uns jedoch vor, dal.~ der elne Zfige], z. B. der ]inke, s ta rker angespannt wird als der reehte. Was wi rd gesehehen? Es muf~ nati~rlieh der Arm jetzt, wenn das Grol~hirn dieselbe Bewegung aus i f ihr t wie vorher, naeh ]inks abweichen, es muB Vorbeizeigen naeh l inks auf- t, 'eten. Die s tbrkere Anspannung des l lnken Zfigels k5nnen wir beim Normalen dadureh herbei- ffihren, dab wir einen Nystagmus naeh reet~ts er- zeugen, also z. B. das l inke Ohr mi t ka]tem Wasser ausspfilen. Es f indet dann, wghrend der ] )auer des Nys tagmus nach reehts, ¥orbe ize igen naeh ]inks start . W i r kbnnen aber auch Vorbeizeigeu nach l inks dadureh bewirken, dab wir den reehten Zibgel durchsehneiden. Je tz t wirkt nur der l inke Zfigel a n d der A r m mnB bei jeder ]~ebung immer mebr and mehr naeh l inks abwelehen. Eine der- ar t ige , ,Durchsehneidnng" des einen Zfigels tern-

Beziehungen zum Bogengangapparat . F Die Natur- [wissenschaften

poriir im physiologischen Exper iment auszuffihren, is t mir eben~alls g e h n g e n . Bei manchen Opera- t ionen wi rd das K le inh i rn au~ betr~chtl iche Streeken yon Knoehen entblbllt und l iegt dann nur yon der bar ren ~ i r n h a u t bedeckt frei . I n ~ o d i f i - z ierung e iner ~ e t h o d e des Physiologen Trendelen- burg is t es mir nun gelungen, dureh Abkfihlung der H a u t fiber dem f re i l iegenden K le inh i rn die darunte r l iegende Pa r t i e des K le inh i rns ffir die Dauer der Abki ih lung zu l~hmen und ieh erhieI t auf diese Weise ebenfalls Vorbelzeigen. Die L~th- mung durch die Abkfihlung erwies sich in zahl- reichen Fi i l len als giinzlieh unseh~dlich, denn es genfigt sehon eine Abki ih lung au~ ca. 20 0, um tern- poriir die F u n k t i o n der betref~enden t t i r n p a r t i e aufzuheben. Zwei bis drei ~f inuten naeh Auf- hebung der Abkfih]ung war berei ts wieder die nor- male F a n k t i o n nachweisbar. I rgendwe]ehe Be- sehwerden fi ir den Pa t i en ten ergab diese !~[ethode niemals. Ieh ]~abe berei ts wiederhot t empfohlen, diese Methode zum S tnd inm der Funk t ion nnbe- kannter H i r n p a r t i e n anzuwenden, da sie vollkom- men ungef~hr l ich und auBerordentl ich brauchbar ist. Abgesehen yon dieser tempor~ren , ,Durch- sehneidung" des Zfigels ha t te ich aber aueh sehor~ in zahlreichen F~illen Gelegenheit , bei Erkran- kungen des Xle inhi rns , bei Operat ionen an dem- selben die R ieh t igke i t meiner Lokal isa t lonslebre zu erproben. Es ist mir bisher gelungen, fi~nf Bezirken an der Oberflgehe des Kle lnh i rns ihre F u n k t i o n zuzuweisen. Noeh ist eine grol~e 5fenge yon Arbe i t zu leisten, denn die unbekannten Be- zirke i iberwiegen noeh bedeutend fiber die bekann- ten. Aber der r ieht ige Weg is t gefunden und wir di irfen herren, dab es blnnen nieht zu langer Zeit gelingen wird, die F u n k t i o n des Kle inh i rns gauz aufzuklgren und damit aueh wieder der leidenden }[ensehheit e inen wesent t iehen Dienst zu leisten, indem nun Erk rankungen des Kle inh i rns reeht- zei t ig e rkannt und soweit sie e iner ehi rurgisehen Therapie zug~nglieh sind, aueh ~rfthzeitig der- st]ben zugef[ihrt werden.

Literatur.

Ausfiihrliehe Liter~tur~ngaben linden sich, ~bgesehen yon den im Text gen~nnten Werken, in:

Bdrd,n.y, Untersuchungen fiber den veto Vestibular- ~pparat des Ohres reflektoriseh ausgelbsten rhythmischen Nyst~gmns und seine Begleiterscheimmgen. MonMs- schrHt fiir Ohrenheilkd., ?[906.

Bdrd~,y u. Wittmaack, Funktionelle Prtifung des Vestibulara.ppar~tes. Verhandhmgen der deutsche~t otolog. Oesellschaft, Frankfurt ,~. IV[., 1911. Fischer, J ena.

Ewa/d, Physiologisehe Untersuehungen fiber dt~s End- organ des Nervus oet~vus, Wiesbaden, 1892.

v. ~tvin, Die Lehren you den Funktionen des Ohr- labyrinths, Jen~, 1894.

Wann,~r, Dber die Erseheinungen yon Nyst~gmus bei NormMhbrendem L~byrinthlosen un4 Taubstummen. l~Iiinehen, 1901, MiihlthMer.