Der Tempel Der Freimaurer

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    Originalgetreuer Nachdruck der Ausgabe Bern 1937

    der 2. Auflage

    Der Kaufer verpflichtst sich bei Erwerb dieser Schrift,

    diese nUT zu Zwecken der staatsbiirgerlichen Aufk larung,

    der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der

    Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre sowie der Bericht-

    erstattung tiber Vorgangs der Zeitgeschichte zu verwenden.

    NUT zu wissenschaftlichen Zwecken fur Bibliotheken und Sammler

    rnd n i c h t zur stratbaren Verbreitung C 86 ff, 130 ff, 131 8tGB).

    Januar 1995

    Gestaltung und Gesamtherstellung

    MDV-Verlag Postfach 1111 31077 Sibbesse

    ISBN 3-930471-06-X

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    Vorworl des Verlages

    In meinem Gutachten 1 im Berner ProzeB urn die Geheimnisseder Weisen von Zion habe ich im Auftrage des Richters auch dieFreimaurerei gestreift. Der Freimaurer 33. Grades, Tobler, Mit-glied des Hochgrad-Kapitels Caritas und des Hochgrad-

    Areopages Excelsior und aktives Mitglied des Obersten Ratesder 33. Grad-Hochgradfreimaurer hat mich deshalb wegen Be-leidigung verklagt.

    Man hatte wohl gehofR, ich wurde als Auslander vor demSchweizer Gericht nicht erscheinen. Es gehort ja gerade nicht zu

    . den Annehmlichkeiten des Daseins, vor einem gewahlten sozial-demokratischen Einzelrichter zu stehen. Als ich nicht kniff und

    . mich bereit erklarte, den Wahrheitsbeweis fur meine Gerichts-

    aussagen anzutreten, wurde die ProzeBlage von der Freimaurereials fur sie nicht gerade giinstig betrachtet. Man wollte dahermeinem Prozef aus dem Wege gehen und strengte einen Beleidi-gungsprozeB gegen den Major Leonhardt, Basel, den Fuhrer desVolksbundes an, weil dieser in einem Prozesse, den er mit derFreimaurerei hatte, dem Tobler Verletzung der Zeugenpflichtvorgeworfen hatte. Hatte man, wie es in Basel zu erwarten war,einen schnellen Erfolg gegen Leonhardt vor Gericht erzielt, so

    war der Ehre der Freimaurerei Genugtuung verschafft, MeinenProzeB konnte man dann als Lappalie abtun.Dieser Plan mi.Blang, da der Welt-Dienst mich und einen ehe-

    maligen Freimaurer 33. Grades 2 nach Basel als Zeugen entsand-te, wo wir jedoch nicht vernommen wurden.

    Ich selbst babe nun gegen Tobler wegen offentlicher, schwer-ster Verleumdung in Bern Strafanzeige gestellt. Ferner wirdbinnen kurzem Strafanzeige gegen Tobler wegen Verletzung der

    Zeugenpflicht erstattet werden.Aile diese Prozesse werden in der Welt Aufsehen erregen. Sie

    finden auBerdem statt in einer Zeit, in der die Volksinitiative ge-gen die Freimaurerei in der Schweiz bevorsteht.Tobler hatte wohl anfanglich geglauht, es mit einem alleinste-

    henden Profanen zu tun zu haben. Zwar bin ich ein Profaner,stehe aber nicht allein, sondern habe den Welt-Dienst hinter mir.Dieser Welt-Dienst hat nun den oben genannten ehemaligen

    1 Ulrich Fleischhauer, die echten Protokolle der Weisen von Zion, Gerichts-Gutachten, 416 SeitenGroBfonnat mit zahlreichen Illustrationen. U. Bodung-Verlag, Bern2 siehe umstehend "Personliches tiber den Verfasser"

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    Freimaurer 33. Grades gebeten, eine ganz kurze Schilderung derFreimaurerei zu schreiben. Das Heft soll so kurz werden, daf esinfolge billigsten Preises in weitesten Kreisen verbreitet werdenkann.Die Schrift ist eine meiner ProzeBvorbereitungen gegen das

    Freimaurertum.Cavete caneml Hutet Euch vor dem Welt-Dienst!

    Ulrich Fleischhauer

    Personfiches iiber den VerfasserGeboren 1899. Vom Jahre 1922 bis 1932 Mitglied des Freimau-

    rerbundes, in dem er die hochsten Grade und Amter erwarb: War

    als Inhaber des 33. und letzten Grades Aktivmitglied des Ober-sten Rates fur Osterreich, GroBbeamter der GroBloge von Wien,Vorstandsmitglied der Allgemeinen Freimaurer-Liga (Basel),Meister vom Stuhl der Hochgradloge Voltaire u. v. a.Die arge Verjudung des Geistes und der Mitgliedschaft des

    Weltbundes, sowie die Tats ache , daB die vorgegebene Weltan-schauung der Freimaurerei nur in leeren Worten besteht, ihrewirklichen Taten ganz anderer Gesinnung und Inhaltes sind, lie-

    Ben in dem Verfasser den EntschluB reifen, nicht nur der Frei-maurerei den Riicken zu kehren, sondern sie auch auf Grund dervolligen Kenntnis, die er von ihr gewann, aufs scharfste undstichhaltigste zu bekampfen.

    InhaltsverzeichnisSeite

    Vorwort 11 , 3Ursprung und Ziele 5][)~lr ~l1c:li~IlclE! ~ Jl()Die Arbeit cler Lehrlingsloge 17][)er ~ C l I ( ) l I l ( ) l 1 i ~ < : h e1 r e l I l p e l . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .~Gehorsam und Verschwiegenheit 30Das konigliche Gewolbe 37][)i~ ~~~~~\l~E! lr . . ~Aufklarung und Gewissensfreiheit 49Der Ra.chegrad 55

    Die Fiirsten der Maurerei- ~ 61Der Oberste Ra.t " '11 69Nach wort ~ It It " 77

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    Ursprung und Ziele.

    Der Freimaurerbund, der mit der Grundung der LondonerGroBloge im Jahre 1717 in die Weltgeschichte eintrat, hat sichaus der Werkmaurerei, aus der englischen Steinmetzgilde ent-

    wickelt.1

    Die heutige spekulative Maurerei, die Geistesmau-rerei, ist aus den Steinmetzbruderschaften, den Bauhutten derWerkmaurerei hervorgegangen, von denen sie auch den Grund-stock des Brauchtums ubernommen hat.Aus den klosterlichen Bruderschaften der Bauhandwerker wa-

    ren die Bauhutten entstanden, die von den am Bau beteiligtenSteinmetzen als ziinftige Vereinigungen gebildet wurden. DieLoge als Bauhutte und Mittelpunkt einer Bruderschaft findetsich in der altesten Verfassung (Konstitution) der alten Stein-metzen, dem sogenannten Halliwell-Gedicht erstmalig bezeugt,das gegen Ende des 14. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde.Die Monche als Baukunstler ihrer Kloster und Klosterkirchenschlossen sich in Deutschland, England und Frankreich als erstezu Baubriiderschaften zusammen. Ihre Bauhutten, die machtigeKirchen, Kathedralen und Munster errichteten, die oft von vielenSeiten Auftrage erhielten, muBten, urn die Arbeiten bewaltigenzu konnen, bald zahlreiche Laienbruder, Architekten ohne geist-liche Weihen und weltliche Steinmetzen in ihren Verband auf-nehmen. Der Mischung von geistlichen und weltlichen Mitglie-dern in den Klosterhiitten folgte in der weiteren Entwicklung dieStiftung rein toeltlieher Steinmetzbruderschaften. Der deutscheDombaumeister Erwin von Steinbach, der Schopfer des StraB-burger Munsters, griindete im Jahre 1275 die erste Laienbru-derschafl der Steinrnetzen und loste diese damit von den mon-chischen Bauvereinigungen los.

    Die englischen Baubruderschaften, Gild of Masons, Companyof Freemasons, sollten die unmittelbaren Vorlaufer der Geistes-maurerei werden. Schon fruhzeitig wurden bei den geistlichenund weltlichen Innungen die Bruderliebe und die Geselligkeitgepflogen. Langsam gestalteten sich Ordnungen heraus, ein

    I Bemerkung des Verlages: Wir halten die Freimaurerei fur viel alter. (Vergl. Heft 2 der Welt-Dienst-Bueherei. Markow: Der Kampf der dunklen Maehte Seite 36: ,,1mJahre 1717 entbrannte auf demwiedererstandenen Altare del' GroI3logevon England ...")

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    immer mehr bestimmt geartetes Brauchtum. Die Ztinfte schufensich einen eigenen Vorstand, haufig auch ein eigenes Vereins-haus. Sie hatten ihre Versammlungen, ihre Kapitel, Pflichtenund Eide. Das ganze soziale und gesellschaftliche Leben derZunftmitglieder spielte sich in der Bauhutte ab, die allmahlichzum Symbol der Briiderschaft wurde, in der sich Meister und Ge-

    sellen gemeinsam verbanden. Sie war eine Welt im kleinen, inder sich das tagliche Leben infolge seiner AbschlieBung mit poe-tischen Formen umkleidete. Da die Steinmetzen haufig den Ortihrer Betatigung wechselten, traten die verschiedenen Bauhiit-ten miteinander in Verbindung, die Gebrauche tauschten sichaus, naherten sich einander und wurden schlieBlich gleichmalligeUbung, ein einheitliches Ritual.

    Einen sprechenden Beweis dafiir, daB die Freimaurerei aus der

    Werkmaurerei hervorgegangen ist, liefert die Tatsache, daB sichin der Steinmetzordnung die innere Gliederung der spaterenspekulativen Loge findet. Die Baubruderschaften kannten be-reits Meister, Gesellen und Lehrlinge, und jede der drei Mit-gliedsstufen hatte ihr Geheimnis: die verschiedenen Erken-nungszeichen. 1m Bruderbuch der Breslauer Steinmetzen ausdem Jahre 1707 kann man lesen: "Ich gelobe und verspreche, daBich den Steinmetzen-GruB und die Bruderschaft, wie auch die

    Schenk (Handgriff) niemandem eroffnen oder sagen will ..." DieErkennungszeichen waren eingefuhrt worden, urn Nichtzunfti-gen den Eintritt in die Bauhtitte unmoglich zu machen. DerEinlaBheischende muBte sich einer Prufung unterwerfen, bei derer sein Wissen von den vorschriftsmafiigen Zeichen, Worten undGriffen (Handschenk) ausweisen muBte: "Was tragt er unter derZunge? - Verschwiegenheit! Was tragt er unter seinem Hut? -Zucht und Ehrbarkeit! Warum tragt er einen Stock? - Gott und

    allen braven Steinhauern zur Ehr', mir zum Nutz und Hundsfot-tern zum Trutz! Warum tragt er einen Schurz? - Allen bravenSteinhauern zur Ehr' und mir zum Nutz!" Die Steinmetzen tru-gen aIle einheitlich Hut, Stock und Schurz; in der spaterenspekulativcn Loge wurde, wie auch heute noch in vielen frei-maurerischen Werkstatten, mit aufgesetztem Hut 1 gearbeitet. AnStelle des Stockes trat unter dem EinfluB der adeligen Mitgliederund der eingedrungenen Ritterlegenden der Degen, der in der

    Gegenwartsmaurerei nur mehr bei bestimmten Ritualen und Ze-I Der Verfasser erwahnt nicht, daf der aufgesetzte Hut auch judischern Synagogen-Gebrauche ent-spricht, Der Verlag.

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    remonien eine Rolle spielt. Den Schurz jedoch band und bindetder speculative mason immer urn die Huften, wenn er daslangliche Viereck, die Loge betritt. Die hauptsachlichstenSinnbilder der Freimaurerei, wie WinkelmaB und Zirkel, Senk-blei und Wasserwaage, MaBstab und Spitzhammer stammen ne-ben anderen durchgangig aus der Symbolik der Werkmaurerei .

    John Boswell von Auchinlek war der erste Nichtzun/fige, vondem es feststeht, daB er in eine Loge von operative masons, al-so in eine Werkmaurerloge, aufgenommen wurde. Das Protokollder Edinburger Loge Mary's Chapel vom 8. Januar 1600 haltdieses Ereignis ausdrucklich fest. Als in die monehischen Bau-

    bruderschaften auch Laienmitglieder, nichtgeweihte Stein-metzen aufgenommen werden muBten, wurde fur die Werkmau-rerei ein neues Stadium vorbereitet: das der Entstehung reinuieltlicher Baubriiderschaften aus den geistlichen. Als Nicht-zun(tige in die weltlichen Logen der Werkmaurerei aufge-nommen wurden, war der Keirn zu einer neuen Entwicklung derMaurerverbande gelegt worden, zur Entstehung der Geistes-maurerei, der heutigen Freimaurerei aus der Werkmaurerei.Aus der alten Sloane-Handschrift, die bis zum Jahre 1640 zu-riickreicht, entnimmt man, daB sichbei den Bauhiitten die Sitteeingeblirgert hatte, zur Erhohung der Geselligkeit und Unterhal-tung, Gewinnung des Wohlwollens der koniglichen Forderer undMazene der Koniglichen Kunst, wie sich die Freimaurerei sym-bolisch noch heute bezeichnet, und aus Dank Manner, die nichtzum Handwerk gehorten, in die Engbiinde aufzunehmen. DieEntwicklung der modernen Geistesmaurerei, die durch Aufnah-me von Laien im handwerklichen Sinne in die Steinmetzhru-derschaften ihren Anfang nahm, setzte zuerst in England ein,das dadurch zum Mutterland der Weltfreimaurerei wurde. Diesymbolischen, von den Werklogen freien und angenommenen,also nichtzunftigen Maurer gewannen mit der Zeit in manchenBauhutten die Mehrzahl. Es entstanden ferner mehrere Logen,deren samtliche Mitglieder mit der Zunft gar nichts mehr zu tunhatten und sich auch nicht an den Zunftstatten der Bauleute,sondern in Tavernen versammelten.Der ideelle Unterbau und organisatorische Aufbau des

    Tempels der Humanitat, der heutigen Freimaurerei, sollte erst

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    mit der am 24. Juni 1717 gestifteten ersten GroBloge der Weltbeginnen. An jenem denkwiirdigen Tag, dem Tag Johannes desTaufers, des dritten Jahres der Regierung Georgs II., fand in derLondoner Schenke Goose and Gridiron- (Zur Gans und zumBratrost) eine feierliche Zusammenkunft der freien und ange-nommenen Maurer statt. Vier Logen, die sich nach ihren Ver-

    sammlungsorten Zur Gans und zum Rost, Zur Krone, ZumApfelbaum, Zum groBen Glas und Zur Traube benannten,griindeten eine gemeinsame Oberbehorde, eine GroBloge undwahlten deren erstes Direktorium, das keinen Werkmaurer mehrin seinen Reihen sah. Der Keirn zur Weltfreimaurerei war gelegtworden!

    Die Vereinigung von Mannern verschiedenster Berufe zu ei-nem Bund mit Bausymbolen und Baugebrauchen, die Geistes-maurerei, ist also organisatorisch nicht alter als zwei Jahrhun-derte. Die Werkmaurerei wurde von ihr ins Symbolischeumge-setzt, vergeistigt. Die sittliche Baukunst, die Errichtung einesTempels der Humanitiit und der allgemeinen Menschenliebe,wurden die Grundideen und Ziele der Freimaurerei. Sie will die

    Menschen tiber aIle Rassen und Nationen, tiber aIle konfessionel-len und sozialen Schranken hinweg zu Weltbiirgern erziehen, inden weltbiirgerlichen Gemeinden, den Logen, verbriidern. Des-halb predigt sie absolute Gewissensfreiheit und Toleranz, Pazi-fismus und bloB jene Religion, in der aIle Menschen uberein-stimmen, So lautet es in den Alten Pflichten, den Grundgeset-zen, die, von der GroBloge von England ausgehend, fur die ge-samte Maurerei verpflichtend wurden.

    Von der Idee aus gesehen ware die Freimaurerei ein schonstesBeginnen, eine unpolitische Organisation, die zu bekampfen keinGrund vorlage. Aber schon in den ersten Jahrzehnten ihres Be-standes wurde die Zugehorigkeit zum Logentum ein politischesBekenntnis, eine politische Weltanschauung. Als Vorkampferinder liberalistischen Aufklarung wurde die Freimaurerei die Ge-genkirche zur katholischen, ein politischer Ausdruck der Religi-onslosigkeit und Religionsfeindlichkeit. Die absolute Gewissens-

    freiheit dogmatisierte sich mit innewohnender Folgerichtigkeittiber die religiose Bekenntnislosigkeit zuerst zum philosophi-schen Atheismus, dann zum marxistischen Gottlosentum. Die

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    Idee der Verbruderung der Menschen tiber alle Nationen hinwegpolitisierte sich im Laufe der Entwicklung zum radikalen Inter-nationalismus, zum vaterlandslosen Pazifismus, zum Antinatio-nalismus. Der friihzeitige Einbruch des Judentums in die Frei-maurerei - schon fur das Jahr 1736 lassen sich judische Namenin der GroBloge von England nachweisen - brachte es mit sich,

    daB die Humanitat1

    in erster Linie als Philosemitisrnus ausgelegtund gefordert wurde. Zweifellos war die Freimaurerei zufolge ih-rer tiberkonfessionellen Organisation und humanitaren Ideen-welt ein iiberaus giinstiges Einfallstor fur die Judenheit, urn aufdas politische und kulturelle Leben Europas und der Welt tiber-haupt immer bestimmenderen EinfluB zu nehmen. Unter dersich einstellenden Fuhrerschaft des Judentums gerieten die Dok ..trinen des Logentums mehr und mehr in das Fahrwasser des

    radikalen, revolutionaren Liberalismus und Marxismus. Es istgeschichtlich ein wandfrei nachzu weisen, daf nahezu alle Revo-lutionen seit dem Jahre 1717 von der Dreipunkt-Bruderschaft-geistig vorbereitet und angefuhrt wurden. Es ist keine grundloseFabel, daB die Freimaurerei ein starkes Machtmittel des Juden-turns geworden ist. Aus einer schonen Idee war im Laufe der Ge-schichte eine politische Geheimbtindelei geworden, die nur zu oft,wie auch in der Gegenwart, die Regierungen zwang, die Frei-

    maurerei als Staat im Staate zu verbieten und zu unterdriicken.Von den auBenpolitischen Aktionenvdes Logentums in Vergan-genheit und Gegenwart, von der Aufienarbeit der Freimaurerei,wird in der Offentlichkeit immerhin noch viel mehr gewuBt, alsvon der viel intimeren Inneriarbeit der Loge, den Geschehnis-sen, die wahrhaftig vom Teppich der Loge verdeckt werden. Uberdie aufieren Aktionen des Geheimbundes erschienen und er-scheinen zahlreiche Bucher, wird von der Weltpresse in irgend-

    einem Zusammenhange fast standig berichtet. Was aber in derWerkstatte der Freimaurer unmittelbar vorgeht, in der Arbeit-der Loge selbst, im langlichen Viereck, daruber ist Authenti-sches im Zusammenhange noch nicht veroffentlicht worden. DieAullenarbeit der Loge muf schon von sich selbst aus in Er-scheirtung treten, nicht so die Innenarbeit. In diesem Buchewird der gegenstandliche und geistige, ritualistische,symbolische und politische Innenraum der Loge vor demLeser vollkommen erschlossen werden. Die Pforten desI Das Judentum betrachtet nach talmudischem Sprachgebrauche nur die Juden als Menschen. DerVerlag.

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    Tempels sollen geoffnet werden, in den der Leser, ohneein Erkennungszeichen geben zu miissen, eintreten kann.Nicht nur der blaue Tempel des Lehrlings und derschwarze des Meisters, sondern die Werkstatten allerGrade, auch die der Hochgrade, his zum hbchsten, demdreiunddreiBigsten, sollen durchwandert werden.

    Der Suchende.

    Wie wird man Freimaurer? Was geht in der Loge vor? Worinbesteht die sogenannte Arbeitder Freimaurer? Was wollen dieverschiedenen Grade? Was bedeuten die Symbole?Unzahlige Bii..

    cher sind schon uber das Logentum geschrieben worden. Antwor-ten auf vorstehende Fragen in erschbpfender Weise geben siejedoch aIle nicht. Mussen doch diese Antworten die intimstenGeheimnisse der Freimaurerei enthullen, Geheimnisse, die nurjemand im vollen Umfange kennen kann, der selber als Frei ..maurer alle Grade bis zum hochsten, den 33. Grad, durchwan-dert hat.Dieses Buch will dem Leser, geleitet vom Verfasser als einem

    ehemaligen Freimaurer des hochsten Grades, den Werdegang ei-nes Logenbruders von dem Stadium, als er noch ein Suchenderwar, bis zu jenem, da er die hochste Wiirde im Orden, die desSouveranen General-GroBinspektors, bekleidete, gedrangt,aber doch alles Wesentliche berichtend, zur Darstellung bringen.1m Verlaufe dieser Wanderung wird der Leser den Innenraumder Loge jeden Grades geistig erblicken, die Einweihungszere-monien in alle Erkenntnisstufen rnitmachen, die Arbeiten der

    unteren Grade wie der Hochgrade kennenlernen.In der regularen, sich durch ihre GroBlogenund Obersten Rate

    gegenseitig als gerecht und vollkommen anerkennenden Welt-freimaurerei durfen nur Manner Mitglieder sein. Die Schwe-ster, diejenige Frau, die dem Herzen des einzelnen Bruders amnachsten steht, also entweder die Gattin, die Braut, die Verlobteoder auch die leibliche Schwester und Mutter, gilt wohl als mitdem Bunde verknupft, darf aber nicht selbst als ordentliches

    Mitglied der Loge angehoren und den Sitzungen beiwohnen. DerMann, der den Weg zur Loge sucht, zur Mitgliedschaft im Frei-maurerbunde, wird Suchender, Suchender nach dem Licht

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    genannt. Er muB ein freier Mann von gutem Rufe sein, DieFreiheit, die Unabhangigkeit des Aufnahmebewerbers, beziehtsich nicht in erster Linie auf die wirtschaftliche Unabhangigkeit,die wohl auch gefordert wird, sondern auf die Freiheit von natio-nalen, religiosen und rassischen Vorurteilen, SolI der Wunsch,einer Loge beitreten zu durfen, Erfolg haben, dann ist es am ge-eignetsten, wenn der Suchende in seinem Bekanntenkreise einenFreimaurer hat, der das Begehren vermittelt. Mangels eines sol-chen Verbindungsmannes kommt es nicht selten vor, daB sichSuchende unmittelbar schriftlich an das Sekretariat der GroBlogedes bestimmten Landes wenden.Hat eine Loge, entweder durch die GroBloge oder eines ihrer

    Mitglieder, erfahren, daB ein Herr X. den Wunsch hat, Freimau-rer zum werden, so setzt das Vorverfahren ein. Voraussetzung zu

    diesem ist, daB die GroBlogefur den Suchenden einen Biirgen be-stellt oder daB ein Logenmitglied, dem der Suchende personlichgut bekannt ist, die Burgschaft fur dessen Wiirdigkeit tiber-nimmt. Zur Eignung gehort, nach Auffassung der Loge, in ersterLinie ein gewisses MaE an allgemeiner Bildung und die schonerwahnte Vorurteilslosigkeit. Der Suchende mufl, in der freimau-rerischen Sprache ausgedriickt, ein Maurer ohne Schurz, dasheiBt, in seinem Sinnen und Trachten schon ein angehender

    Freimaurer sein, bevor er der Loge beigetreten ist, die ihn nachvollzogener ritueller Aufnahme mit demSchurze bekleidet .

    Das Voroerfahren beginnt damit, daB von dem Aufnahmebe-werber durch den Burgen eine ausfiihrliche Beschreibung desLebenslaufes, eine wahre Darlegung der inneren und aufleren

    Grtinde, warum er der Freimaurerei beitreten will, und einLichtbild verlangt werden. Sind diese Forderungen der Loge er-fullt worden, dann wird der Lebens- und Motivenbericht in einerSitzung den versammelten Brtidern vorgelesen, das Lichtbild aufdem schwarzen Brett der Suchenden ausgehangt. Entsprichtdas Aufnahmegesuch, die Grundeinstellung des Suchenden zurkiinftigen Mitarbeit in der Bruderkette den Ausspriichen der Lo-ge, so wird vom Vorprufungsausschufi eine Anzahl Bruder be-

    auftragt, tiber den Suchenden Erkundigungen einzuziehen. DieAushangung des Lichtbildes bezweckt, daBjeder Bruder von demAufnahmebewerber Kenntnis bekommt und an die Verpflichtung

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    gemahnt wird, falls er uber diesen irgendwelche Angaben zu ma-chen imstande ist, solche dem Meister vom Stuhl der Loge be-kanntzugeben.

    Verlaufen die Recherchen gunstig und kann mit einer hell-leuchtenden Ballotage (Kugelung) gerechnet werden, dannwird diese, meistens zusammen mit der Ballotage tiber andereSuchende, fur eine bestimmte Logensitzung ausgeschrieben. Sinddie Erkundigungen uber den Aufnahmebewerber derartige, daBmit seiner sicheren Ablehnung gerechnet, die Kugelung eineschwarze werden mull, wird der Burge beauftragt , seinemSchiitzling nahezulegen, das Gesuch zuruckzuziehen, In der Sit-zung, wahrend der die Kugelung durchgefuhrt wird, geht dienochmalige Verlesung des Lebens- und Motivenberichtes voran.Nach dieser durch den Meister vom Stuhl vorgenommenen Le-sung werden die schriftlich niedergelegten erschopfenden Aus-kunfte tiber den Suchenden zur Kenntnis gebracht. Der Kuge-lungsakt selbst vollzieht sich in der Weise, daB stillschweigend,ohne Debatte, jeder Bruder dadurch sein Urteil abgibt, daB erentweder die weifle oder schwarze Kugel im Geheimen abgibt.Wurde keine schwarze Kugel abgegeben, dann ist die Ballotagehelleuchtend, der Suchende fur die Aufnahme wiirdig erkannt.Drei schwarze Kugeln bedeuten seine Ablehnung. Weniger alsdrei schwarze Stimmen machen die Ballotage trube. Ein oderzwei absprechende Stimmen mussen beim Meister vom Stuhl be-griindet werden, der sie dann fiir gerechtfertigt oder ungerecht-fertigt erklart. Von dieser Entscheidung hangt das weitere mau-rerische Schicksal des Bewerbers aboIm Verlaufe einiger Monate hat eine Loge gewohnlich mehrere

    Bewerber hell-leuchtend ballotiert. Wieder fur eine bestimmteLogensitzung wird die feierliche rituelle Aufnahme der Kandida-ten, deren Eingliederung in die uieltumspannende Bruderket-te festgesetzt. Die Arbeit, die der Aufnahme des Suchendengilt, ist das bedeutendste Fest im Maurerjahr. Wegen der ziem-lich hohen Kosten der Aufnahmearbeit werden die Kandidatenauch nicht einzeln aufgenommen. Sie mussen nach ihren Vermo-gensverhaltnissen eine Aufnahmegebiihr bezahlen, eben so wiespater den laufenden Mitgliedsbeitrag. Doch haben alle Logen furdiese materiellen Verpflichtungen Mindestsatze, die einem Mit-

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    tellosen oder wenig Begiiterten die Zugehorigkeit zur Frei-maurerei unmoglicb machen. Das Logentum - Ausnahmenbestatigen nur die Regel - schlieBt durch die materiellen Be-stimmungen die armeren sozialen Schichten von sieh aus. DerGroBteil der Weltfreimaurerei ist eine durchaus biirgerliche, jasogar, besser gesagt, bourgeoise Angelegenheit .

    Die Kandidaten haben sich, von ihren Burgen geleitet, in dasLogenhaus begeben und dort versammelt. Unterdessen habensich die Logenmitglieder im festlich ausgeschmucktenIanglichen Viereck, im Logentempel, eingefunden, und es wur-de die Arbeit durch die drei symbolisehen Hammerschlage des

    Meisters eroffnet, Zu den Suehenden, die sieh abseits vom Logen-tempel befinden, tritt ein dienender Bruder, der ihnen mit ei-nem doppelten Flor, einem schwach durchsichtigen und einemganzlich undurehsichtigen, die Augen verbindet. Naeh langenUmwegen wird in einem anderen Raum gehalten, und den Kan-didaten wird die Augenbinde abgenommen. Sie befinden siehjetzt in der dunklen Kammer, im Vorbereitungsraum.

    Die im 18. Jahrhundert iiblichen schreehenerregenden Ein-

    richtungsgegenstiindesind, dem modernen Geist entspre-

    chend, heute zumeist abgesehafft.: Es befindet sich in demganzlich schwarz ausgeschlagenen, nur schwach erleuchtetenRaum lediglich ein vollstandiges Totengerippe, als Sinnbild derVerganglichkeit, Die dunkle Kammer soll uberhaupt den Zustanddes Suchenden symbolisieren, sein bisheriges, unerleuchtetesLeben, das nun ein neues werden soIl, aus dem Dunkel zumLicht," zum Licht und wahren Leben der Freimaurerei fuhrensoIl. Neben dem Totengerippe steht ein lebender Mensch,schwarz vermummt, mit schwarzer Kapuze, nur die Augen, diedurch Schlitze hervorleuchten, lassen die Lebendigkeit der Ge-stalt erkennen. Der sehrechliehe Bruder, wie er in der Lo-gensprache genannt wird, halt ein blankes Schwert in der rech-ten Hand.

    Die Kandidaten sitzen nun je vor einem Tische, auf dem siehSchreibpapier und Federzeug befinden. Seltsam ist der Gegen-satz des weiBen Papieres zu dem volligen Schwarz der Wande, zudem matten Lichte, dem schwarzen Bruder und dem Totengerip-pe. Ein anderer Bruder tritt ein. Auch von ihm sieht man nur die

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    Augen. Doch er schlagt die Kapuze zuruck: Es ist der wichtigsteMann der Aufnahmearbeit, der oorbereitende Meister, unterdessen Fuhrung die Kandidaten in die Kette der Freimaurer ein-gegliedert werden sollen. Er tritt vor die Suchenden, die die un-gewissen kommenden Ereignisse zagend, nicht ganz furchtloserwarten. Er erteilt ihnen eine Frist, innerhalb welcher sie

    schriftlich auszufuhren haben, was sie von der Loge erwarten,was die Loge von ihnen erwarten konne, und wie sie sich, jeder inseinem besonderen Berufe, die Verwirklichung der maurerischenIdeen vorsteUen. Die Bekenntnisse der Kandidaten werden vomvorbereitenden Meister der Loge iibermittelt und dort verlesen.Noch immer kann gegen einen Bewerber Einspruch erhobenwerden, falls die Erklarungen desselben ungeniigend sind. Eskann ihm der weitere Einweihungsakt vorenthalten werden .

    +

    Wieder beraubt die Suchenden die doppelte Binde jeglichenLichtes. Wieder werden sie auf langen Wegen gefuhrt, diesmalan die Pforte des Tempels. Die oft wirklich ernsten und nicht un-gefahrlichen Proben der Standhaftigkeit und des Mutes, wie sieim 18. Jahrhundert, VOT allem im franzosischen Logenleben, an-

    gewandt wurden, sind in der Gegenwart ebenfalls ganzlich ausdem Ritual gestriehen. Der vorbereitende Meister begehrt durchKlopfen an die Tiire fur die Suchenden EinlaB in die Loge, ausder ihnen Musik entgegendringt. Sie werden in den Tempel gelei-tet und stehen mit verbundenen Augen vor den Geheimnissen, indie sie eingeweiht werden sollen. Die Musik hort auf. Der Mei-ster vom Stuhl richtet seine Worte an die Kandidaten. Er erklartihnen die menschenoerbrtidernden Ziele der Freimaurerei, dieIdeen der Toleranz und der Gewissensfreiheit, freilich aber nichtjene letzten und wahren Geheirnnisse, die sich dem Freimaurererst im dreiJjigsten Grade enthullen, wenn er ein wirklich Er-probter und Auserwahlter ist. Er fragt die Suchenden, ob sie mit-bauen wollen am Tempel der Humanitat, am Tempel der allge-meinen Menschenliebe. Noeh sei es Zeit, zuriickzutreten, nochbande die Kandidaten kein Gelobnis, Es folgen die drei Reisen-der Suchenden, die das Wandern zum Licht symbolisieren, denWeg versinnbildlichen aus der dunklen Kammer, dem Tod, zumgroBen Licht, dem neuen Leben, da ihre Augen entschleiert dengeheimnisvollen Innenraum der Loge erblicken, Diese Reisen

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    werden von Musik, von rituellen Wechselreden zwischen demMeister vom Stuhl und den Aufsehern der Loge begleitet. DieWorte und die Musik dringen dem Kandidaten urn so tiefer insHerz, da er verbundenen Auges ist. Die drei symbolischen Reisensind voriiber! Der Vorsitzende verweist neuerlich in ausfuhrli-cher Rede auf das Wesen der Freimaurerei, auf die Idee der

    Menschlichkeit, die aIle Rassen, Nationen, Konfessionen und80-

    zialen Stande verbrudern will. Die Kandidaten sind entzuckt undbegliickt von dem Tugendbund, in den sie aufgenommen werdensollen. Ein zweitesmal richtet der Stuhlmeister an sie die Frage,ob sie Freimaurer werden wollen; noch immer sei es nicht zuspat, urn zuriickzutreten.Nach langeren, vom Ritual vorgeschriebenen Zwiegesprachen,

    erteilt der Vorsitzende dem vorbereitenden Meister den Befehl:

    "Bruder vorbereitender Meister, gib dem Suchenden das hlei-ne Licht!" Hinter jeden Kandidaten ist ein helfender Bruder ge-treten und hebt seinem Schutzling den undurchdringlichen Flortiber die Stirne zuriick, so daB der Suchende durch die etwasdurchsichtige Augenbinde die Loge erblickt: Nicht eigentlichschauend, sondern mehr ahnend. Das halbverschleierte Tastenseiner Augen nach den Dingen im Raum umhiillt ihn fast nochmit mehr mystischer Dunkelheit als die friihere vollige Finster-

    nis! Doch nicht lange wahren diese Empfindungen, denn wiederfallt die schwere Binde tiber die Stirne, tiber die Augen. Nunwerden die Einzuweihenden vor den Altar der Loge gefuhrt,dem erhohten, unter einem Baldachin befindlichen Sitz undTisch des Meisters vom Stuhl. Zum letzten Male richtet dieser ansie die Frage, ob sie dem Bunde der Freimaurer einverleibt wer-den wollen, und nimmt ihnen das feierliche Gelobnis der Ver-schwiegenheit ab, schlieBt mit ihnen im Namen des Weltbundes,

    im Namen der betreffenden GroBloge, als der Oberbehorde jenerLoge, der sie von nun ab angehoren soIlen, und kraft seines Am-tes als Meister vom Stubl dieser Loge den Bund fUrs Leben. DieKandidaten sind nunmehr in die Bruderkette eingegliedert, sindgerechte und vollkommene Freimaurer. Aber noch immer mitverbundenen Augen werden sie vom vorbereitenden Meister indie Mitte der Loge gefiihrt, deren raumliche Weite, deren Anord-nung der Dinge und Menschen sie noch immer nicht abzuschat-.zen wissen."Bruder vorbereitender Meister, gib den Suchenden das grope

    Licht!" Mit diesen Worten erreicht der Initiationsritus seinen

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    Hohepunkt und SchluBpunkt zugleich, ist der bedeutsamsteAugenblick der Einweihungszeremonie fur Suchende und Bruderzugleich gekommen. Wieder sind die helfenden Bruder hinter dieManner getreten, die das volle maurerische Licht, sym bolisiertdurch die Loge, erblicken sollen. Ein rascher Zugriff, beide Bin-den fallen von den Augen! Im rauschenden Lichte der Festlich-keit erblickt der junge Freimaurer die Loge. Das obere Ende desgroBen langlichen Viereckes (die Loge ist ein grofler rech teckigerSaal) ist der Osten der Loge, wo die Sonne aufgeht, das Lichtder Freimaurerei ausgestrahlt wird, in welchem der Stuhlmeisterseinen Platz hat, umgeben von der stattlichen Runde der Grofj-toiirdentriiger der Grofjloge und der jeweils anwesendenhohen maurerisehen Persbnlichheiten des Auslandes. SieaIle geben in der Tracht ihrer verschiedenfarbigen und verschie-

    den bestickten Bander und Sch iirzen ein prunkendes Bild. SieaIle stehen, reichen sich gegenseitig die weiBbehandschuhten,vor ihrer Brust gekreuzten Hande - sie stehen in der Kette -und mit ihnen die iibrigen Bruder der Loge und der befreundetenBauhiitten, die sich ebenfalls von ihren Sitzreihen an den Langs-seiten des Rechteckes erhoben haben. Am unteren Ende der Lo-ge, dort wo sich der Tempeleingang, flankiert von den beidenSaulen des Tern pels, befindet, wird die Kette von den beiden

    Tempelhiitem geschlossen. AIle Bruder sind im Festgewand, imSmoking oder Frock, mit wei/3er Binde. Sie tragen das blaueBijou (das Logenabzeichen), am blauen Halsbande die Medaillenihrer Logen und das weifJeSehurzfell. Ein Teil der Bruder stehtauBerhalb der Kette, dicht vor den Neuaufgenommenen. Siestrecken Schwerter waagrecht vor sich hin, geziickt gegen dieHerzen der Jiingsten des Bundes. Ein symbolischer Akt, dernotigen Schutz, aber auch mOgliche Bestrafung durch die

    Loge andeutet.Die Schwerler senken sich. Der Hohepunkt ist voruber. DieSchwerttrager und die Neuaufgenommenen treten ebenfalls indie Kette. Eine feierliche BegriiBungsrede des Meisters vomStuhl! Dann waltet der vorbereitende Meister seines letzten Am-tes, er teilt den jungen Briidem Lehrlingen das Erkennungs-zeichen, das Erkennungswort und den Erkennungsgriff desereten Grades Freimaurerei mit. Aus dem Suchenden ist derLehrling der Loge geworden.

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    Die Arbeit der Lehrlingsloge.

    Die Logen eines Landes sind organisatorisch meistens nur ei-ner GrofJloge unterstellt. Die GroBloge, an derer Spitze derGroBmeister steht, ist ein leitender und verwaltender AusschuBfur samtliche Bauhutten, der sogenannte GroBbeamtenrat. DerBildung mehrerer GroBlogenin einem Lande ist durch keine in-ternationalen Bestimmungen der Weltfreimaurerei eine Schran-ke gesetzt. Oft ist es aus administrativen Grunden eine stattlicheZahl von GroBlogen,die das maurerische Leben eines Staates re-gelt und iiberwacht: Jeder Bundesstaat der U.S.A. zum Beispielhat seine eigene Grofibehorde, und alle diese GroBlogenarbeiteneintrachtig nebeneinander. Manchmal sind es aber auch politi-sche Unterschiede innerhalb einer Landesfreimaurerei, die zurGruppenbildung unter verschiedenen GroBlogenfuhren .

    +++

    Ist die Freimaurerei eine geheime Gesellschaft? Sie selbstweist naturlich die Behauptung zuruck, daB ihr Bestand undWirken geheim sei: Der Bund der Freimaurer sei vielmehr bloBeine geschlossene Gemeinschaft. Geschlossene oder geheimeGesellschaft? Das Aufwerfen dieser Frage ist eine Ausflucht inrechtliche Begriffsbestimmungen! Die Tatsachen, daB der Frei-maurer jedes Grades seine geheimen Erkennungszeichen, Wor-te und Griffe hat, daB die Mitgliederlisten weder der Polizeibe-horde, geschweige denn der Offentlichkeit bekanntgegeben wer-den, die rituellen und sonstigen Vorgange in den Logen nur demeingeweihten Freimaurer zuganglich sind, stempeln die Frei-maurerei tiber alle juristischen Spitzfindigkeiten hinweg zu ei-nem Geheimbund. Als solcher wurde er auch zu jeder Zeit undan jedem Orte empfunden!Der Vereinsbehorde, beziehungsweise der Staatspolizei ist

    einzig und allein der leitende AusschuB der einzelnen Logen, dersogenannte Beamtenrat, und der leitende AusschuB der GroBlo-ge, der GroBbeamtenrat bekannt. Nach dem Vereinsgesetz dermeisten Staaten miissen die alljahrlich neugewahlten Vorstandeder maurerischen Korpcrschaften, die Namen und Anschriftender verschiedenen Stuhlmeister, deren Stellvertreter, der Schrift-fuhrer (Sekretare der Loge) und der Kassierer bekannt gegeben

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    werden. Aber der Beamtenrat der Loge und der GroBbeamtenratder GroBloge besteht aus mehr Funktionaren, als der Vereinsbe-horde gemeldet werden miissen, und die Meldungen selbst sindschwer oder kaum uberprufbar. Da die Mitgliederzahl, was denDurchschnitt in Europa anlangt, in den Bauhutten zwischen 20bis 200 Bruder betragt, sind also - nehmen wir eine Loge von100 Mitgliedern an - hochstens vier derselben in ihrer Frei-maurereigenschaft den staatlichen Behorden bekannt. Die breiteOffentlichkeit weif meistenteils nicht einmal, wo die Zusammen-kiinfte der Freimaurer stattfinden.Es ist heute in der maurerischen Welt ublich, daB jede Loge

    wochentlich an einem bestimmten Tag, und zwar urn 7 Uhr oderhalh 8 Uhr abends, zur Arbeit zusammentritt. Nach der feierli-chen Aufnahme, die gewohnlich an einem Sonntag abgehaltenwurde und von vormittag bis spat nachmittags dauerte, betrittwenige Tage spater der junge Freimaurer, das neuaufgenomme-ne Bundesmitglied, der Neophyt, den Tempel, der sich ihm dies-mal nicht im Festesglanz, sondern im Gewande des Werktagesdarbietet. Die Bruder erscheinen zu den normalen Logenzusam-menkunften auch nicht im Smoking oder Frack, sondern meistim dunklen StraBenanzug. Sie versammeln sich, den Beginn derArbeit abwartend, in einern Vorraum des Tempels, im Saal derverlorenen Schritte, Die Vorhalle wird deshalb so benannt, weilin sie nicht mit den vorgeschriebenen symbolisch geregeltenMaurerschritten eingetreten wird, mit denen dann spater die Lo-ge selbst betreten werden muB. Es werden zwanglose Gesprachegefuhrt, es darf noch geraucht werden, es herrscht keine Symbo-lik, kein Ritual im Saal der verlorerien Schritte. Endlich wirddie Tur zum eigentlichen Logenraum aufgetan, und der Tempel-huter, einen langen Stab in der Hand, ladt die Bruder ein , auf

    GeheiB des Meisters vom Stuhl einzutreten. Inzwischen hat jedesMitglied den Schurz umgebunden und das Bijou (Halsband mitAbzeichen der Loge) umgehangt, Meistens zu zweit treten dieBriider mit den drei symbolischen Schritten des ersten Grades,wahrend sie gleichzeitig die Hand im Zeichen dieser Erkenntnis-stufe halten, in das langliche Viereck- ein. Die gewohnlicheLogenarbeit findet, damit die Bruder aller Grade daran teilneh-men konnen, als Lehrlingsarbeit statt. Daher treten auch die Ge-

    sellen und die Meister nach Lehrlingsart in die Loge. Die Grad-stufe, die das einzelne Mitglied besitzt, - soweit es die erstendrei Grade gibt - ist am Schurz, der aus feinem Glace-Leder

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    besteht, erkenntlich. Der des Lehrlings ist ganz weiB, der des Ge-sellen blau umrandet, der des Meisters blau umrandet und mitdrei blauen Rosetten im weiBen Feld. Die Bruder, die Hochgradebesitzen, treten als einfache Meistermaurer auf und sind in ihrerhoheren oder hochsten Einweihung ganzlich unkenntlich.An den Langsseiten der Loge befinden sich die Sitzreihen. In

    ihnen wird stehend die Eroffnung der Arbeit mitgemacht, die derStuhlmeister vom Ende des Tempels aus unter erhohtem Balda ..chin in Wechselrede mit dem ersten und zweiten Aufseher, diebeide ihren Platz am Eingang der Loge haben, durchgefiihrt. Inder Mitte des Raumes liegt der mit Symbolen durchwirkte Tep-pich der Loge, den drei hohe Kerzenstander umgeben, die Leuch ..ter der Weisheit, Starke und Schonheit. Der erhohte Endraumder Bauhiitte, auf dem der Meister vom Stuhl seinen Platz hat,

    Wurdentrager der GroBloge oder fremder Oriente, ferner derRedner und der Schriftfuhrer Sitz nehmen, wird wie schon ge..sagt der Osten genannt: Von ihm strahlt das Licht der Mau ..rerei aus. Vor dem Meister befindet sich der Alt.ar der Loge, aufdem ein WinkelmaB, ein Zirkel und die Bibel liegen. Die Wandeund die Decke der Bauhutte sind in blauer Farbe gehalten. DerEingang "des Tempels, der Westen ist von zwei Strebepfeilemflankiert, die die Buchstaben J und B tragen, die Anfangsbuch-

    staben der hebriiisehen Worle Jakin und Boas, die Namender heiden Saulen des salomonischen Tempels, der das Symboldes Tempelbaues der Humanitat ist,Nachdem der Tempelhuter versichert hat, daB die Loge nach

    aupen gehorig gedeckt ist und die Arbeit in Ruhe und Sicher-heit vorgenommen werden konne, wird mit dem Eroffnungsritualbegonnen. Aile Bruder stehen im Erkennungszeichen des erstenGrades, und die heiden Aufseher konnen dem Meister vom Stuhl

    melden, daB die Loge auch von innen gehorig gedeckt, also keinNichtfreimaurer anwesend ist. Nunmehr erklart der Vorsitzende,daB die richtige Zeit gekommen sei, die Loge zu crleuchten, undes werden die drei hohen Kerzen der Weisheit, Starke undSchonheit vom Meister und den heiden Aufsehern entzundet:"Weisheit leite den Bau, Starke fuhre ihn aus, Schonheit ziereihn!" N ach altern Brauch der Freimaurer verkiindet schlieBlichder Meister vom Stuhl unter drei Hammerschlagen, daB die Ar-

    beit eroffnet ist. Alles nimmt Platz.Dient die Arbeit nicht einem hesonderen, vorher bestimmtenZweck, wie der Kugelung von Suchenden, der festlichen Auf-

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    nahme solcher (Rezeptionsloge), der Trauer und des Gedenkensan verstorbene Bruder (Trauerloge), der ausdriicklichen Beleh-rung der Neophyten tiber die Symbolik und Ritualistik(Instruktionsarbeit), dann werden bestimmte standige Pro-grammpunkte abgewickelt. Nachdem das Protokoll der letztenLogenarbeit verlesen und genehmigt wurde, bringt der Meistervom Stuhl die verschiedenen jtmgsten Erlasse und Mitteilungen,die Tafeln, der GroBloge und der befreundeten Bauhutten derVersammlung zur Kenntnis. Die administrativen und organisa-torischen Fragen und Gegenstande geben zu den Debatten undBeschlussen der Loge AnlaB. Ihnen folgt der eigentliche, derHauptteil der Arbeit: Ein durchschnittlich einstundiger Vortrageines Bruders der betreffenden Bauhiitte oder irgendeiner be-freundeten, haufig auch auslandischen Loge. Uber alle moglichenThemen werden Vortrage gehalten, die letzten Endes den Zweckhaben, in Art freimaurerischer Exerzitien die Geisteshaltungder Mitglieder zu den verschiedensten Fragen nach den ideellenGrundsiitzen der Loge zu bestimmen und zu beeinflussen. Der li-beralistische Aufklarungsgeist, der philosophische Relativismus,die Uberbekenntlichkeit und Uberstaatlichkeit, Humanitat undSozialismus sind das geistige Antlitz der Loge, die Grundlinieneiner Weltanschauung, die der einzelne Freimaurer, vor allemder Neophyt, zu seiner eigenen machen soIl. Ohne Zwang, kaummerklich vollzieht sich im Junger der Koniglichen Kunst- durchdas allwochentliche Anhoren der immer auf die gleichen Grund-satze abgestimmten Vortrage ein Wandel seiner Standpunhte,er wird, falls er nicht schon vor seiner Aufnahme ein Freimaurerohne Schurz gewesen ist, unterstiitzt von seiner inneren Bereit-schaft und Geneigtheit mit der Zeit von den Ideen der Loge noll-hommen durchsetzt, die Loge nimmt von ihm geistig Besitz. Erselbst aber glaubt, von der Loge seinerseits ebenso geistig Besitz

    genom men zu haben: Eine arge 'I'auschung, die er lange nichtahnt, denn er ist bei weitem noch kein Wissender, wenn er esauch von sich glaubt. Noch immer ist er Lehrling, ist er im erstenGrad, und das volle Wissen fiber die Maurerei wird erst denhochsten Graden, dem Ritter Kadosch, dem Prinzen desKoniglichsn Geheimnisses und den Souoeriinett Genera 1-groJjinspektoren unverhiillt eroffnet!

    Wohl wird der Lehrling in die schonste Symbolik eingeweiht!

    Er weiB, daB er den rauhen Stein seiner Menschlichkeit zu be-hauen hat, urn als kubischer in den Tempelbau der allgemeinen

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    Menschenliebe eingefugt zu werden. Es wird ihm eingepragt,daB das WinkelmaB das Symbol der Rechtschaffenheit und Ge-wissenhaftigkeit ist, als Sinnbild die menschlichen Handlungennach dem Gesetz der Rechtwinkeligkeit ordnet und richtet. Erlernt, daf der Spitzhammer das eigentliche Lehrlingswerkzeugist, urn den rauhen Stein zu bearbeiten, daB der Zirkel das Sym-bol der allumfassenden Menschenliebe, der seelischen Einstel-lung zur Briiderschaft ist, daB WinkelmaB und Zirkel zusammenmit der Bibel die drei groBen Lichter- der Freimaurerei sind.Uber die Bibel hart er Besonderes. Sie ist der Freimaurerei nurein Symbol fur die allgemein verpflichtende Sittenlehre: derBund verlangt ja keinen Bibelglauben. Jeder Bruder kann sich indie Bibel sein eigenes Sittengesetz eingetragen denken. In man-chen Logen liegt daher statt der Bibel das sogenannte weife

    Buch am Altar auf, ein Buch mit lauter leeren Seiten als Symbolder absoluten Undogmatik und Gewissensfreiheit der Freiman-rerei. Die Bibel spricht also keineswegs fur eine positive religioseEinstellung des Bundes. Ebensowenig beweist das Symbol desAllmachtigen Baumeisters aller Welten, das Gottessymbol derFreimaurerei, eine Religionsbejahung durch die Loge. Abgesehendavon, daB machtige GroBlogen, wie zum Beispiel der GroBorientvon Frankreich, dieses Gottessymbol iiberhaupt aus ihrer Konsti-

    tution gestrichen haben, kann der in keiner Weise festgelegte In-halt des Begriffes eines Baumeisters aller Welten wiederumvon jedem Freimaurer beliebig bestimmt werden: auch im Sinneeines materialistischen oder atheistischen Weltbildes .

    ++

    Mit der Teilnahrne an der zehnten Logenarbeit wird der Neo-

    phyt stimrnberechtigt: er kann bei Beschliissen, bei Kugelungenmitentscheiden. An Logenarbeiten zweiten Grades, die von Zeitzu Zeit stattfinden, durfen nur Gesellen und Meister, an solchendritten Grades nur Meistermaurer teilnehmen. In einer Arbeitzweiten Grades wird auch, wenn ungefahr ein Jahr seit der Auf-nahme der Neophyten verstrichen ist, tiber die Erhebung derLehrlinge in den zweiten, in den Gesellengrad, durch Kugelungbeschlossen. Zur Beforderung in den zweiten Grad geniigt es, daf

    der Kandidat den Logenarbeiten nicht unentschuldigt ferngeblie-ben ist, die Mitgliedsbeitrage in Ordnung entrichtet und sonstkein Bundesgesetz grob verletzt hat.

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    1m allgemeinen wird jeder Freimaurer innerhalb von drei bisfiinf Jahren Meistermaurer, Inhaber des dritten Grades. DieWeiterbildung des Lehrlings im Gesellengrad wird als eine Be-lohnung fur geleistete Arbeit aufgefaBt, daher auch der AusdruckBeforderung. Das Beforderungsritual in den zweiten Grad isteines der wenigen durftigen innerhalb der Freimaurerei. Das Ri-

    tual erhebt sicb dagegen bei der Erhebung in den Meistergrad zudramatischer Hohe und zu einer von starken Motiven und Sym-bolen getragenen Kulthandlung. Im zweiten Grad, in seiner Leh-re und seinem Ritus wird das symbolische Wandern zum Lichtwie im ersten Grad weiter fortgesetzt. Auch der Kandidat fur denGesellengrad mufi, wie der Lehrling, allerdings nur mit leichtoerschleierten Augen, im Tempel drei Reisen, die symboli-schen Wanderungen, zur weiteren volleren Erschauung desLichtes machen. Sein Gesicht ist deshalb nur durch einen leich-ten Flor bedeckt, weil er ja bereits in das Licht des Tempels alsLehrling eingeweiht wurde. Durch Mitteilung der Erkennungs-zeichen, Worte und Griffe des zweiten Grades erhalt er schlieB-lich die Erkenntnisstufe des Gesellen. Er ist zum kubischen Steingeworden, den er als Lehrling aus dem rauhen Stein seinerMenschlichkeit erarbeitet hat. Er kann dern Bau des Tempelseingefiigt werden!Der kubische Stein ist das Sinnbild der Gesellen.

    Der salomonische Tempel.

    Die Freimaurerei nimmt gegentiber dem Vereinsgesetz in allenStaaten stillschweigend eine Ausnahmestellung ein. Die gesetzli-chen Bestimmungen tiber die Vereinstatigkeit geben der Behordedas Recht, in jede Versammlung eines Vereins entweder stich-probenweise oder regelmalrig Polizeifunktionare zu entsenden,die festzustellen oder zu iiberwachen haben, ob das Vereinslebenmit den Gesetzen im Einklang steht und wirklich dem gemelde-ten Vereinszwecke dient. Gegeniiber der Freimaurerei wird die-ses Recht normalerweise niemals geiibt. Die Loge wiirde auch nievor einem Nichteingeweihten, einem Profanen, eine zeremo-nielle Arbeit, zum Beispiel die Aufnahme von Suchenden, die Er-hebung in den zweiten oder dritten Grad, abhalten. Aber auchdie gewohnliche Logenarbeit mit ihrer rituellen Eroffnung und

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    SchlieBung wird vor einem Nichtfreimaurer auf keinen Fall ah-gewickelt.

    Die Bauhutten der GroBlogen von Wien sahen seit ihrer ge-setzlichen Duldung, seit dem Jahre 1919, als sie von dem dama-ligen sozialdemokratischen Staatssekretar Hanusch die be-hordliche Genehmigung zu ihrem Wirken erhielten, his zum Jah-

    re 1934 hein einzigesmai einen Vertreter der Vereinsbehordebei ihren Arbeiten. Als vor einigen Jahren anlalllich der Be-standfeier einer Wiener Loge eine festliche Arbeit in einem Saalder Hofburg stattfand und sich zufolge der Meldung dieser Zu-sammenkunft bei der Vereinsbehorde auch ein Funktionar der-selhen eingefunden hatte, konnte es die Loge durch einen tele-phonischen Anruf ohne weiteres beim Polizeiprasidium durchset-zen, daB der Beamte nicht an der Logenarbeit teilnahm. Auch die

    aufgezogene Feuerwache muBte den Saal raumen.Mit dem Jahre 1934 anderte sich das Bild, als die Regierung

    regelmalsig Betraute der Vereinsbehorde zu den Logenzusam ...menkiinften entsenden lieB. Es setzte ein Uberwachungsdiensttiber das Wirken der osterreichischen Freimaurerei ein! SolcheMaBnahmen haben zur Folge, daB die Logenarbeit naturlich an-ders vonstatten geht: alles Ritual wird unterlassen, keine Erken-nungszeichen und -worte werden gegeben, der Logenabend be ..

    schrankt sich auf das Administrative und die entsprechend ge-stellten Vortrage, Aufnahme und Beforderung in aIle Grade kon ..nen auch historisch- vorgenommen werden, das heiBt ohne je-den Ritus, ohne jede Feierlichkeit, ja selbst nicht einmal in einerLoge, sondern in einer privaten Wohnung .

    Lernt man nur die Rituale der verschiedenen Grade kennen,ihre Symbolik und Esoterik, so kann man hochstens daran dieFrage kniipfen, wie sich ernste, aufgeklarte, vorurteilsfreieManner solchen Gebrauchen hingeben, derart weitgehende Ze..remonien iiben und mitmachen konnen. Man kann in dieser Fra ..ge verschiedener Meinung sein: der eine sieht nur Mummen-schanz und Hokuspokus, der andere den Zweck, wirkliche Ge-heimnisse, wahre Ziele unter Sinnbildern und ritualistischen

    Handlungen zu verbergen, ein dritter schlieBlich mag zugeben,daB man von Symbolen und Riten wirklich gefangen genommenwerden kann! Tatsache ist, daB der freimaurerische Ritus, mit

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    Ausnahme des 30. Grades, nirgends die realpolitischen undkulturellen Ziele, die AufJenarbeit der Loge aus den Sinnbilderndeutlich durchblicken HiBt.

    Ist die Freimaurerei eine politische Geheimgesellschaft? Waszwingt die Regierungen so oft, das Logentum als Staat im Staatezu verbieten? Warum gehoren heute ungefahr oiereinhalb Mil-

    lionen Menschen auf der ganzen Welt der Bruderkette an?Der Bund leugnete zu jeder Zeit, irgendwie Politik zu treiben.Nach einem iiber zweihundertjahrigen Bestand des Logentumskann man den Beteuerungen der Freimaurer keinen Glaubenmehr schenken. Ist doch die Geschichte der Weltfreimaurerei, obes sich nun urn Italien, Spanien und Portugal, Frankreich, Polenund Griechenland, samtliche siidamerikanische Lander und an-dere Staaten handelt, einwandfrei als mit der Geschichte der po-

    litischen Revolutionen aufs innigste verkniipft erwiesen.Als das faschistische Italien daran ging, dem hochpolitischenTreiben des romischen Gro13orients ein Ende zu bereiten, dieserpente verde (griine Schlange) - wie die Freimaurer inItalien wegen der griinen Bander und schiirzen der Bruder desGroBorients bezeichnet wurde - auszurotten, hielt Mussoliniim Jahre 1932 die beriihmt gewordene Rede zu Turin, in der erdie Satze aussprach:

    "Fur die Freimaurerei ist das Yolk nicht dazu da, um ihm inunserer offenen Art entgegenzukommen, fur sie ist es nur dazuda, betrogen zu werden, ihm eingebildete Bediirfnisse und tru-gerische Rechte vorzugaukeln. Sie waren gar nicht abgeneigt,bloB wegen der entgegengesetzten Lehrmeinungen und Prinzipi-en einen Krieg ins Auge zu fassen, denn niemand ist ein argererFeind des Friedens als jene, die sich offentlich als Anhanger derNeutralitat und des Friedens urn jeden Preis bekennen ... !"

    Der reine Bestand des Freimaurerordens, der die Welt nachseinen iiberhonfessionellen und iiberstaatlichen Grundsatzengestalten will, ist schon ein Politikum! Hinzu kommt, daB derBund jederzeit bis in die hochsten Regierungsstellen seine fuh-renden Manner stellt, Nur einige Beispiele aus der unmittelba-ren Gegenwart: der Prasident der U.S.A., Roosevelt, ist Hoch-gradfreimaurer des 32. Grades; in England ist der Herzog vonConnaught GroJ3meister der GroJ3loge, der Prinz von WalesProvinzialgroBmeister und, wie der Herzog, Aktivmitglied desObersten Rates fur England. 1m neuen belgisehen Kabinett sit-zen fUnf Freimaurer, die Haupter der Liberalen und Soziali-

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    sten, der bekannteste von ihnen, der Fuhrer der belgischen 80-zialdemokratie, Vandervelde; der spanische MinisterprasidentLerroux, der tschechoslowakische AuBenminister Benesch sindHochgradfreimaurer. Von 50 Gouverneuren der nordamerika-nischen Bundesstaaten sind 36 Bruder! Im Senat sitzen 339Freimaurer! Diese wenigen Tatsachen, Namen und Ziffern be-antworten in Kiirze die Frage nach dem Verhaltnis des Geheim-bundes zur Politik.

    Von den wenigsten Mannern an entscheidenden Staats-, Indu-strie- und Wirtschaftsstellen, in der Armee und Marine, in derPresse und im Unterrichtswesen weiB die Offentlichkeit etwas

    von deren Zugehorigkeit zur Loge. Was sich aber giinzlich imGeheimen unhontrollierbar abspielt, sind die Weisungen unddie Richtlinien, nach denen sich das offentliche Handeln der fuh-renden und bestimmenden Freimaurer im Staat abwickelt, ist dieFreimaurerei als Staat im Staate, die erst, wenn die Gefahr ih-res unterirdischen Wirkens auf das hochste gestiegen ist, er-kannt und dann, wenn ihre Gegner machtvoll genug sind, verbo-ten wird: Wie heute in Ungarn und Italien, RuBland 1 , Deutsch-

    land und in allerjungster Zeit in Portugal.In diesen Zusammenhang wirft sich die Frage auf, warumnicht auch im christlich-standischen Staat Osterreich? Wohl ha-ben sich die Bauhiitten in den Bundeslandern, die LogenParacelsus in Klagenfurt, Mozart in Graz, Pythagoras inWiener-Neustadt, ZU den sieben Weisen in Line eingeschla-fert, das heiBt freiwillig ihre Arbeit eingestellt, aber noeh beste-hen der Zahl nach unangetastet die 22 Logen in Wien selbst!

    ZahlenmiiJ1ig ist die Bedeutung der osterreichischen GroBlogehauptsachlich durch die ausgiebigen Austritte nach der marxi-stischen Februarreoolte im Jahre 1934 sehr geschwacht: DieMitgliederzahl sank von 1900 auf ungefahr 1300. Kulturell undpolitiseb ist das Wirken der GroBloge iiberhaupt lahmgelegt.Von ihren jetzigen Brudern steht kein einziger an einem ir-gendwie bestimmenden Staatsposten. Die Wiener Bauhiitten set-zen sich lediglich aus Angehorigen der privaten Berufe zusam-

    men, aus dem Arzte- und Anwaltestand, aus dem des Handels

    1 1935wieder erlaubt.

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    und der Industrie. Die vielen Presseleute, die Redakteure der li-beralen Zeitungen, sind ebenfalls aus der Loge ausgetreten,driicken aber ihren J ournalen eifriger als zuvor den freimaureri-schen Stempel auf. Die Regierung hat his jetzt die Organisationder GroBloge von Wien und ihrer Bauhiitten nicht gesetzlich ver-boten, sondern 1a6t lediglich die Arbeiten- strenge uberwachen .

    Die Loge fordert von clem Aufnahmebewerber, vomSuchenden, daB er nicht aus Neugierde, aus personlichem Vor-teil, zu geschaftlichem Nutzen und politischen Zwecken demFreimaurerbund beitrete. Nur wenige gibt es, die diese Fragenebenso innerlich bejahen, wie sie es nach aufJen hin beteuern.Die Verpflichtung, jeden Bruder zu fordern und zu stutzen, ist solange verstandlich und unanfechtbar, als sie sich in gewissenGrenzen halt. Vielfach wachst sich aber der Protektionism us in-nerhalb der Freimaurerei zur sogenannten )Geschaflsmaure-rei aus, zur gegenseitigen Forderung im politischen, wirtschaft-lichen und Iiterarischen Leben, bei der nicht die personlichenWerte der Bruder ausschlaggebend sind, sondern bloB die Tatsa-che, daB sie Freimaurer sin d! Fur den GroBteil der Mitgliederder Freimaurerei der Anreiz zum Beitritt! Viele wurden aberauch darum Bruder, weil sie aus Sucht nach Geheimniskrame-rei ihr SelbstbewuBtsein gesteigert fuhlen, ein Glied einer derartgeheimen und exklusiven Gesellschaft, eingebildeter oder wirkli-cher Mitwisser der geheimen Ziele und Machinationen des Or-dens zu sein!

    Wird der Bruder Geselle, der in den Meistergrad erhobenwird, durch diese Erhebung und Beforderung ein wirklich Wis-sender der Koniglichen Kunst? Nein! Er lernt nur ein weiteresStuck des freimaurerischen Ritus kennen, das ihm iiber jenenpolitischen Innenraum der Loge gar nichts sagt, den erst dieBruder des 30. Grades und daruber hinaus betreten durfen,

    Der Logenraum ist fur die Zeremonie der Meistererhebungvollkommen schwarz ausgeschlagen. Die drei in der Mitte des

    Tempels stehenden hohen Leuchter, die Saulen der Weisheit,Starke und Schonheit, tragen Becken, in denen je eine freie

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    Flamme lodert: die einzige Beleuchtung des groBen Saales! Zwi-schen den Saulen liegt ein schwarzer offener Sarg. Die Bruder,an ihrer Spitze im Osten der Meister vom Stuhl, sind samtlichim schwarzen, bis zu den FiiBen reichenden Talar, die Kapuzensind vorn iibergeschlagen und tragen nur die Schlitze fur die Au-gen. Die zu erhebenden Gesellen, an denen der Ritus vollzogenwird, treten, vom vorbereitenden Meister gefiihrt, in die Logeein. Sie sehen die schwere Dusternis, die vermummten Bruder inschauriger Undeutlichkeit, denn diesmal sind ihnen nicht, wiebei der Einweihung in den Lehrlingsgrad, die Augen verbunden.Diesmal ist nicht ihr Gesicht durch Binden in Finsternis gehiillt,sondern die Dinge und Menschen, die sie als geheimnisvolleSchemen sehen, haben sich in die Farbe der Nacht und des Todesgekleidet. Ein Teil der verhiillten Gestalten steht in den Sitzrei-

    hen, an den Langsseiten des Logenraumes, ein anderer Tell derschwarzen Manner umsteht im Kreis, den Briidern in den Sitz-reihen die Riicken kehrend, die in der Mitte des Tempels befind-lichen Flammentrager und den zwischen diesen ruhenden Sarg.Sie umstellen den Sarg derart, daB er den Kandidaten bis zu je-nem Zeitpunkt unsichtbar bleibt, wo der dramatische Hohepunktder Zeremonie einsetzt, Dumpfe Musik, dumpfe Zurufe und ri-tuell vorgeschriebene Wechselreden zwischen dem Vorsitzenden,

    dem vorbereitenden Meister und den heiden Aufsehern beglei-ten die ganze Kulthandlung. Der Meister vom Stuhl erklart denKandidaten, warum die Loge in tiefer Trauer ist: Sie beklagt denerschlagenen Meister Hiram Abif. Es soll aber auf mystischenReisen- der Leichnam Hirams symbolisch gesucht, gefunden undwiedererweckt werden. Der Redner der Loge erhalt den Auftrag,

    > die iiberlieferte Legende vom Hergang der Ermordung Hiramsvorzutragen. In melodramatischer Weise - den Redner begleitet

    untermalende Orgelmusik - wird erzahlt, wie Hiram im TempelSalomos, mit dessen Erbauung er betraut ist, von neugierigenGesellen gestellt wird, die von ihm die vorzeitige Einweihung indas Meistergeheimnis fordern, ihm das Meisterworl abverlangen.Trotz der Bedrohung mit dem Tode bleibt Hiram standhaft. Daversetzt ihm einer der Gesellen einen Schlag vor die Brust, derHiram straucheln macht. In diesem Augenblick schlagt ihm einanderer mit dem Spitzhammer auf dem Kopf, so daB der Meister

    todlich zu FaIle kommt. Hiram ist erschlagen, mit ihm das Mei-sterwort verloren! Die Legende berichtet noch, wie Salomo dieMarder dingfest macht, der Leichnam Hirams gesucht und ge-

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    funden wird, die Missetater die verdiente Strafe erhalten.Auch die Beforderung in den Meistergrad wird nicht an einem

    einzelnen Gesellen, sondern gleichzeitig an mehreren vollzo-gen. Von den Kandidaten ist jedoch einer, vollig ahnungslos, da-zu ausersehen, daB an ihm, was die Legende dramatisch von Hi-rams Tod erzahlt, symbolisch vollzogen wird. Bevor der Vortrag

    der Legende beginnt, hat sich der Kreis der Bruder, die den Sargumstehen, an dessen Ende geoffnet, Mit dem Riicken zum Sargwird der eine ausersehene Meisteranwarter gestellt. Vor ihn istder Meister vom Stuhl getreten. Die anderen Kandidaten stehenso, daB sie Zeugen der Handlung sind, die nun folgt. Der Rednerliest die Legende. Wenn er zu der Stelle gelangt ist, da Hiramden Schlag vor die Brust bekommt, stoBt der Meister vom Stuhlden Kandidaten vor die Brust. Wenn dann dem strauchelnden

    Hiram in der Legende mit dem Spitzhammer der Tad gegebenwird, schlagt der Meister mit dem Hammer - dem Sinnbild undKleinod des Stuhlmeisters - den Kandidaten leicht auf die Stir-ne, wahrend ihn mehrere Arme von ruckwarts erfassen und inden hinter ihm stehenden Sarg niederreiBen. Der Sarg wird miteinem Trauertuch bedeckt. Einer fur aIle der zu Erhebenden hatsymbolisch den Tod, die Erschlagung Hirams, durchgemacht! DerKreis urn den Sarg schlieBt sich wieder.

    Der Meister vom Stuhl, einzeln hinter ihm die Bruder Gesellen,die bald die letzte Szene ihrer Beforderung erfahren sollen, voIl-fiihren nun die mystischen Reisen, sie umwandern dreimal denKreis der Bruder, die den Sarg umgeben: es wird gemessenenSchrittes symbolisch der Leichnam des erschlagenen Meistersgesucht. Nach der dritten Wanderung treten der Stuhlmeister,der vorbereitende Meister und die heiden Aufseher der Loge -die Bruder urn den Sarg machen ihnen Platz - zu dem symboli-

    schen Leichnam. Das Tuch wird vom Sarge gehoben. Die LeicheHiram Abifs ist gefunden! Vergeblich versuchen nun die Aufse-her und der vorbereitende Meister unter vorgeschriehenenWarten den Leichnam zu heben. SchlieBlich erklart der Meistervom Stuhl, daB er es seinerseits anstellen wolle, kraft seiner Mei-sterschaft als Hammerfuhrender der Loge, die Leiche aus demSarge zu hehen. Die Aufhebung des Toten versinnbildet seineWiedererweckung zum Leben. Nicht mit dem Worte, das ja mit

    Hirams Tode verloren ging, kann die Leiche erweckt werden!Aber Salomo ersetzte das Wort Hirams durch ein anderes blei-bendes Wort, das neue Meisterwort, und durch dieses gelingt es

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    dem Meister vom Stuhl, den Kandidaten zu erwecken: Hiramwird dadurch sinnbildlich dem Leben wiedergegeben, daB es inder Nachkommenschaft der Freimaurer weiterlebt: er lebt imSohne! Die Freimaurer nennen sich darum auch die Sohne derWitwe (Hirams), Das neue Meisterwort wird allen Beforderten,zugleich mit den Erkennungszeichen und dem Meistergriff, mit-geteilt, nachdem die Handlung urn den Sarg voriiber ist. DieEinweihung in den dritten Grad schlieB mit einem Treuegelobnisder Neuerhobenen und einem Vortrag des vorbereitenden Mei-sters uber die symbolische und esoterische Bedeutung des Mei-stergrades und der Hirams-Legende .

    Das Ritual der Meistererhebung ist die unter Symbolen undKulthandlungen ausgedriickte Stellungnahme der Freimau-rerei zum Problem des Todes. Der zu erhebende Geselle solldie Zusammenhange von Leben, Tod und Auferstehung ver-sinnbildet durcherleben. Wie er im ersten Grade aus dem Vorbe-reitungsraume, der dunklen Kammer mit dem Tote ngerippe,durch die drei Reisen zum vollen Licht der Maurerei, symbolischzu neuem bewuBten Leben aufsteigt, so soll er durch die drei my-stischen Wanderungen bei der Meistererhebung, durch den Todzur Auferstehung gelangen. Das Mysterium vom Tode urid derAuferstehung Gottes wird im freimaurerischen Ritus bewuBtganz ins Menschliche umgedeutet. An die Stelle Gottes tritt, urnin der Unsterblichkeit durch die Nachkommenschaft der Kronedes ewigen Lebens teilhaftig zu werden, ja der Vergottung zuge-fuhrt zu werden, die hebriiische Sagenperson Hiram Abif, derBaumeister des salomonischen Tempels .

    Der Ritus und die Lehren der Grade des Lehrlings, Gesellenund Meisters sind aus der jiidisch-biblischen Geschichteheriibergeholt. Im Mittelpunkt der Bausage der Johannisfrei-maurerei steht die Erbauung des salomonischen Tempels unddessen Baumeister Hiram. Konig Salomo ist die wichtigste Fi-gur im Gestaltenschatz der blauen Loge. Die Errichtung desTempels der Humanitat- wird durch den salomonischen Tempelversinnbildet. Salomo ist auch fur die Freimaurerei das Sinnbild

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    der strafenden und vollziehenden Gerechtigkeit, er fuhrt dieMorder seines Baumeisters der verdienten Strafe zu und siehertdie Weiterleitung der Arbeit an seinem und dem symbolischenTempel der Freimaurerei.

    Gehorsam und Verschwiegenheit.

    Das Geheimnis der Freimaurerei sind die Hochgrade. Aus denversehiedenen, vorzuglich im 18. Jahrhundert in das Logentumeingedrungenen Hochgrad-Riten, jenen Lehrarten, die zu denErkenntnisstufen des Lehrlings, Gesellen und Meisters noch wei-tere hohere hinzufiigten, entstand nach vielen Wirrnissen undSystemstreitigkeiten das in der Gegenwart herrschende Lehr-gebaude des Sehottischen Ritus. Der Alte und AngenommeneSchottische Ritus vom 33. und letzten Grade, wie die vollstandi-ge Bezeichnung lautet, ist jenes einzige miichtige Hochgradsy-stem, das die gauze Welt umspannt, in 36 Staaten der Erde seineObersten Rate, das sind die verwaltenden und leitenden Ober-behorden, besitzt. Wenn im allgemeinen von Hochgradfreimau-rem gesprochen wird, dann sind immer nur Mitglieder diesesSchottischen Ritus gemeint.Die Hochgrade, vor allem in den romanischen Landern, waren

    und sind die Trager jenes hochpolitisehen Freimaurertums, dasauf die Macht im Staate abzielt. Mussolini wuBte nur zu gut,warum er mit dem Logentum des italienischen GroBorients unddes romischen Obersten Rates- ganzlich aufraumte. Waren dochdie Hochgradfreimaurer seit den Zeiten Mazzinis und Garibaldis,seit den Unabhangigkeita- und Einigungskampfen des jungenItalien bis zur Herrschaft des Faschismus die unbeschranktenpolitischen Machthaber gewesen. Die Inhaberschaft des 33. Gra-des beim romischen GroBorient und Oberaten Rat war mit derInhaberschaft eines Ministerpostens im Kabinett oder gar derMinisterprasidentschaft selbst verknupft gewesen. Zu Ende desvorigen J ahrhunderts, zur Zeit der hochsten Blute undMachtentfaltung der italienischen Freimaurerei, taten die Bru-der vielfach AuBerungen, mit denen sie aus ihren Geheimnissenheraustraten. Auf die Frage: Was wollen die Schottischen Hoch-grade? - wird am besten mit einer Stelle geantwortet, welchedie >FREIMAURERZEITUNG< (Leipzig, 9. Mai 1874) aus einer Rede

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    abdruckte, die bei einer Tagung des italienischen GroBorientsehalten wurde:

    "Die Johannisloge ist notwendig als Vorstufe der Hochgrade.Auch ist sie gut zur Ausubung von Werken der Barmherzig-keit. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in den Hochgra-den. Dort machen wir den Fortschritt, die Politik und die

    Weltgeschichte. Darum ungeschmalerte Aufrechterhaltungdes Schottentums! In ihm hatten unsere Vater (Mazzini undGaribaldi waren Freimaurer des 33. Grades) ihre glorreichenTaten vollbracht, die Tyrannen gesturzt, die Fremden verjagt.Darum brauchen wir das Schottentum. Was soIl uns die Jo-hannisfreimaurerei? Nichts anderes, als uns ihren friedsamenNamen leihen, damit wir unsere Feinde iiberlisten, Was solluns das Symbol? Es soll uns Schirm und Schild sein am Tage

    des Kampfes. Nichts weiter. Was sollen uns alle Formen derLoge? Sie sollen uns verstecken vor unseren Feinden, wenn wirUngluck haben oder der Erholung und Sammlung bedurfen."Freilich konnte die Hochgradfreimaurerei nicht zu jeder Zeit

    und in jedem Staate solche Machtstellungen erringen, daB siewahrhaft Weltgeschichte machen konnte. Es sind zum Beispielim gegenwartigen Italien die Freimaurerei und ihre gesamtenHochgrade mit Stumpf und Stiel ausgerottet; ebenso in Ungarn

    und in Deutschland; die Hochgrade in Osterreich, unterstelltdem Obersten Rat fur Osterreich, sind einflufslos, konnennichts weniger als Politik oder gar Weltgeschichte machen. 801-che, durch politische Machtverschiebungen geschaffene zeitlicheAusnahmen andern natiirlich nichts an dem Programm derHochgrade, als den eigentlichen Aktionslogen des Geheimbundes,an jenem -Programm, das symbolisch am starksten in den Zere-monien des 30. Grades zum Ausdruck kommt.

    Erst dem Freimaurer des dritten Grades ist es naturlich mog-lich, in die Hochgrade aufgenommen zu werden. Der Kandidatfur den Schottischen Ritus muB zunachst ein vollwertiges Mit-glied der gewohnlichen Loge geworden sein, also die Erkenntnis-stufe des Meistergrades besitzen. Durch die Erhebung in dendritten Grad hat der Dreipunkte-Bruder auch andere Rechte be-kommen. Er ist fur die Logenamter wahlbar geworden. Er kannin den leitenden AusschuB der Bauhutte, in den Beamtenrat

    gewahlt werden. Dieser setzt sich aus dem Meister vom Stuhl,der als solcher nur ein Logenamt bekleidet, und keinen hiihe-ren Grad besitzen muls, seinen beiden 8tellvertretern, dem Red-

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    ner, den heiden Aufsehern, dem korrespondierenden und demprotokollierenden Schriftfuhrer, dem Almosenier (Vermogensver ..walter), dem Bibliothekar und Tempelhiiter zusammen. Der AI . .mosenier laSt am Ende jeder Logenarbeit den Sack der Witwekreisen, in den jeder Bruder eine Spende fur wohltatige Zwecke,zur Unterstutzung von Logenmitgliedern oder deren mittellosenHinterbliebenen (Witwe) gibt. Erst der Meistermaurer besitzt dasRecht, mit anderen Briidern des 3. Grades eine Loge zu grunden,zu stiften. Zumindest sind sieben Meister fur eine Neugriin-dung notig. Sie mussen vom GroBmeister die Erlaubnis zur Ab-haltung einer Versammlung unter freiem Himmel erhalten.Fruher war dies wortwortlich zu verstehen, heute symbolisiertder freie Himmel- den Umstand, daB sich die Versammlungnicht unter dem Schutze einer schon bestehenden Loge vollzieht.In dieser Zusammenkunft wird der kunftigen Bauhiitte ein Na-me gegeben, zum Beispiel Zur Freundschaft, Zu den drei Sau-len, Hiram, Konig Salomos Tempel, Archimedes, ZumReiBbrett und viele andere. Auch werden die besonderen Richt-linien der Logenarbeiten, das Programm der Bauhiitte, festge-legt. Die GroBloge erteilt nach Prufung und Beratung ein Patent,die Arbeitsbewilligung, oder verweigert es. Eine Logengriindungist schlieBlich erst dann ganz vollzogen, wenn seitens der GroBlo-ge, meistens durch den GroBmeister selbst, in die neue Bauhiittedas maurerische Licht eingebracht und die Loge in die Registerder Grobbehorde eingetragen worden ist .

    Das Symbol des Meistermaurers ist das ReiBbrett, auf dem erseine Entwiirfe fertigt, den Arbeitern am Werk den Baurif gibt.Mit der Meistererhebung findet die Lautbahn des durehechnitt-lichen Freimaurers, der nicht dazu berufen ist, in die Hochgra-de aufgenommen zu werden, ihren AbschluB.

    Den Hochgraden des Schottischen Ritus ist traditionell derApostel Andreas heilig, sie sind die Andreasmaurerei. Hierherrscht die rote Farbe.Die Logen der Hochgradfreimaurerei werden Ateliers genannt

    und bearbeiten die Grade vom 4. bis zum 33. Sie unterstehennicht der Verwaltung und Leitung, der Jurisdiktion der GroB-loge, sondern haben in jedem Staate ihre eigene, selbstandigesouverane Oberbehorde, den Supreme Conseil, den Obersten

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    Rat. Die GroBloge regiert und verwaltet einzig und allein dieLogen der Johannisfreimaurerei, die maurerischen Werkstat-ten, in denen die Hochgradfreimaurer, in ihren Wiirden undin ihren Einweihungsstufen den anderen Briidern ganz-lich unbekannt, als einfache Meistermaurer sitzen. DieMitglieder es Schottischen Ritus sind aufs strengste verpflichtet,in der Johannisloge niemals anders als im Zeichen des Meister-grades aufzutreten, nur die Bekleidung des Meisters zu tragen,niemals die farbenprachtigen Bander und Schurzen der hohenund hochsten Grade, sie diirfen keinem Bruder, Lehrling, Ge-sellen oder Meister davon Mitteilung machen, daft sie denHochgraden angehoeen. Nicht nur die Lehren und Ritender Schottischen Maurerei, sondern sogar die Namen derHochgradbriider bleiben demnach dem Durchschnitts-freimaurer unbekannt. Die Hochgrade sind das Geheimnisinnerhalb des Geheimbundes, ein doppeltes fur die profaneAuBenwelt. Da sie die eigentlichen Trager des freimaurerischenAhtioismue, soweit sie den hochsten Graden angehoren, diewirklich Eingeweihten, die Wissenden sind, besitzen sie diewahre Macht im Orden. In den Leitungen der Logen und derGroBlogen schalten sie als Bruder 3. Grades, scheinbar aisGleiche unter Gleichen, sind aber ausschlaggebend durch ihreKenntnisse, Fahigkeiten und Beziehungen. Die anderen Bru-der wissen natiirlich noch weniger, nach welchen Weisungendes Obersten Rates die unerkannten Hochgradbruder die Lo-gen und GroBlogen beeinflussen und lenken. Mehr als einmaihat es sich ereignet, daB sich Logen ziemlich einmiitig gegen dieunkontrollierbare Vorherrschaft der Hochgradmaurer in ihrenReihen aufgebaumt haben. Immer aber war dieses vergeblich!Die Autonomie der GrofJloge und ihre Regierung der Logen be-steht nur auf dem Papier. In Wahrheit hat der Oberste Ratdie gesamte Fuhrung des Ordens, mitsamt der GroBloge und denLogen, inne. Ein Beispiel! Der GroBbeamtenrat der bis 1933 be-standenen Symbolischen GroBloge von Deutschland hestandaus 16 Mitgliedern. Von diesen 16 Mitgliedern gehoren 11 denHochgraden an, unterstanden den Weisungen ihres OberstenRates, die iibrigen 5 waren Meistermaurer ohne Wissen von derHochgradeinweihung und -verpflichtung der anderen. Auch derGro/lmeister kann, wie dies zum Beispiel bei der Wiener GroBlo-ge der Fall. ist, blofJ Meistermaurer sein, wahrend neben ihmim GroBbeamtenrat, ohne seine Kenntnis, Bruder sitzen, die

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    nicht seiner Leitung, sondern der des Supreme Conseil unter-stellt sind. Bei den Beratungen, Beschliissen und Erlassen derGroBloge gehen naturlich die Hochgradbruder, unter sich einig,im Sinne des Obersten Rates- vor, so daB die Johannisfrei-maurerei nach den Grundsatzen, Aktionen und Zielset-zung des Schottischen Ritus gelenkt wird, ohne daf sie

    davon mehr als eine Ahnung hat. Eine wohl einzig daste-hende, raffinierte, meisterhaft durchdachte und angelegteOrganisation, die den Hochgraden neben der Anonymitat derFiihrung auch die Moglichkeit gibt, sich der VerantwortungfUr die Leitung zu entziehen .

    Wenn ein Bruder des 3. Grades, ein Meistermaurer,' denWunsch besitzt, in die Hochgrade eingeweiht zu werden, von de-ren Existenz als solcher er nur ganz allgemeine Kenntnisse er-hielt, so niitzt ihm das Aussprechen dieses Strebens in heinerWeise. WeiB er doch auch nicht, daB man sich nicht fur dieHochgrade melden kann, wie fur die gewohnliche Maurerei,sondem daB man berufen werden muB. Als Lehrling, meistensauch noch als GeselIe, ahnt der Durchschnittsmaurer nicht ein-mal etwas vom Bestand des Schottischen Ritus. Ist er als Mei-stermaurer beflissen, hat er wache Ohren und gute Beobachtung,betreibt er eifrige Lektiire der maurerischen Schriften, dannweif er naturlich, wenn auch nichts Genaues, vom Bestehen derHochgrade. Mit diesem grundlegenden Wissen kann er sich aucheine Frage beantworten, die ihn, wenn er kritischen Verstand be-saB, wahrend seiner Maurerschaft immer lebhafter beschaftigenmuBte: die Frage, wo und wann fassen die Freimaurer eigentlichjene Beschliisse, die notwendig sind, daB die Maurerei ihre Prin-zipien im offentlichen Leben durchsetzte? Denn in den Arbeitender Johannislogen harte er doch immer nur Vortrage, nur wenigetiber das enge Vereinsleben hinausgehende Beschlusse und Er-lasse, machte er bloB solehe Abstimmungen und die ritualisti-schen Vorgange und Zeremonien mit. Der Ausdruck Arbeitwurde ihn immer mehr und mehr wirklieh zu einem Sym-bol fUr etuias, das er nicht sah und das ihm darum fehlte:fur die AujJenarbeit, die Verwirklichung der Ideen, diekonkrete Verfolgung der kulturpolitischen Ziele der Freimau-rerei. Mit dem grundsatzlichen Wissen vom Bestehen der Hoch-

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    grade beantwortet er sich die Frage nach der tatsiichlichen Ar-beit dahin, daB diese eben den hoheren Erkenntnisstufen vorbe-halten sein miisse! Mit dieser Annahme geht er nicht fehl!

    Die Beforderung vom 1. bis in den 3. Grad ist nur eine Frageder Zeit, in der sie sich rein automatisch abwickelt. Die Erhe-bung vom 3. in den 4. Grad ist dagegen eine Frage prinaipiellerWilrdigkeit und Be(iihigung. Ein Freimaurer kann zeitlebensim Meistergrade sitzen bleiben, ja, deren Zahl ist weitaus groBerals die jener Bruder, die der Einweihung in die 4. Erkenntnisstu-fe teilhaftig werden, in jenen Grad erhoben werden, mit dem siein das System des Schottischen Ritus eintreten, in die Weltkette

    der Hochgrade eingegliedert werden. Mit der Erhebung in den4. Grad werdensie, wie ihnen das Ritual ausdrucklich sagt,Lehrlinge der Hochgradfreimaurerei, mussen sie, trotzdem siebereits Meister der Johannisloge sind, neuerlich von vorne an-fangen. Der 4. Grad beleiht ihnen die Wiirde des GeheimenMeisters .

    Die Hochgrade sind auf dem Grundsatz der Auswahl der Fahigsten aufgebaut. Deshalb nutzt eine Selbstanmeldung nichts.

    Hat sich dagegen ein Mitglied in den drei unteren Graden be-sonderer Tatigkeit befleiBigt, Fahigkeiten aufgewiesen, die dar-auf schlieBen lassen, daB er berufen ist, Arbeiten tiber daslangliche Viereck, tiber die blaue Loge hinaus, zu leisten,dann tritt die Perfektionsloge, ohne dafJ er es weifj, tiber ihn zueiner Abstimmung zusammen. In der Perfektionsloge sitzen diefahigen, die wurdig befundenen Bruder der oersehiedenen Bau ..hutten eines Landes. Uber den Bruder, tiber dessen Aufnahme

    abgestimmt werden soll, hat ein Hochgradfreimaurer, der dessenAktivitiit im Logenleben verfolgt hat, ausfuhrlich berichtet. DieBallotage vollzieht sich dann im Unterschiede zur Johannislogenicht durch Abgeben von weiBen und Schwarzen Kugeln, son ..dern durch miindliche Aussprache und nichtgeheime Abstim ..mung. Es ist Stimmeneinhelligkeit notwendig. Eine einzigeStimme verschlieBt dem Kandidaten die Ture. Ist die Abstim-mung oerneinend ausgefallen, so erfahrt der Vorgeschlagenenichts! Weder, daB er in Aussicht genommen war, noch, daB tiberseine Beforderung abgestimmt wurde. Waren alle Stimmen derHochgradbruder fUr seine Beforderung, dann wird ein Mitglied

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    der Perfektionsloge beauftragt, mit dem Kandidaten in Fuhlungzu treten. Mit dem Meistermaurer wird ein unverbindliches, reingrundsatzliches Gesprach tiber die Hochgrade gefuhrt, und ganznebenbei wird er gefragt, ob er fur die hoheren maurerischenWerkstatten und Tatigkeit Interesse habe. Der betreffende Mei-ster ist fast in jedem Fane uber seine Unterhaltung erstaunt,

    weiB nicht, was mit ihr bezweckt wird, worauf sie hinaus will.Fast immer wird aber auch die Frage nach dem Interesse fur dieHochgrade bejaht. Urn Tage spater teilt derselbe Hochgradbruderdem Kandidaten mit, daB er zur Aufnahme wurdig erkannt wur-de und strengstes Stillschweigen tiber alles bisher vernommenebewahren miisse.

    Das Atelier des Geheimen Meisters ist schwarz ausgeschla-gen und mit weiBen, unregelrnalsigen Tupfen, den Tranen be-sat: Auch der 4. Grad steht im Zeichen der Trauer urn den er-schlagenen Hiram. Die Kandidaten tragen leiehte Augenbinden.Sie werden an Stricken, die urn den Hals gelegt sind, in die Logegefuhrt, Der Strick ist das Sinnbild der Vorurteile und der Lei-denschaften, von denen die Menschen im Leben hin und her ge-zerrt werden. Bei der Erhebung in den 4. Grad werden viermystische Reisen nach dem Lichte, nach dem vollen Leben imGeiste der Freimaurerei durchgefuhrt. Stimmen aus demOsten, Westen, Suden- und Norden rufen dem KandidatenErkenntnisspruche ZU, verweisen darauf, daB die Haupttugendendes Geheimen Meisters Gehorsam und Verschwiegenheit seinmussen. 1m ausdrucklichen Gelobni ist dies besonders unter-strichen.Der Dreimalmachtige Meister, der Vorsitzende, nimmt einen

    Kranz aus Lorbeer- und Olivenzweigen. Die Kandidaten habenvor dem Altar der Loge, das rechte Knie leicht gebeugt, einebrennende Kerze, das Symbol der Suche nach dem Licht, zu tra-gen. Jedem einzelnen legt der Vorsitzende den Lorbeer- und Oli-venkranz im Vorubergehen auf die Stirne: "Ich krone euch mitLorbeer und Oliveri!" Dann ergreift er ein Schwert, das er waage-recht tiber die Kopfe der Kandidaten hebt: ,,1mNamen und unterden Auspizien des Obersten Rates unseres Staates und allerObersten Rate, die mit uns die Weltkette des Schottischen Ritusbilden, im Auftrage der Souveranen GeneralgroBinspektoren die-

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    ses Obersten Rates, weihe ich euch und nehme ich euch auf alsBruder Geheime Meister dieser Perfektionsloge". Wahrend derEinweihung wurden den Neuerhobenen die Binden von den Au-gen genommen. Der Strick wird nunmehr auch entfernt; die Ker-zen werden verloscht.Die Zusammenkunfte der Hochgradfreimaurer finden in den-

    selben Raumlichkeiten statt, in denen die Logenarbeiten der dreiunteren Grade abgehalten werden. Naturlich an anderen Tagenund zu anderen Tageszeiten, die nur den Mitgliedern des Schot-tischen Ritus bekannt sind.

    Das konigliche Gewolbe,

    Der Schottische Ritus will mit seinen verschiedenen Erkennt-nisstufen symbolisch die geistige und kulturelle Entwicklung derMenschheit durchwandern. Seine 33 Grade, in welchen die dreiStufen der Johannis-Freimaurerei, die des Lehrlings, Gesellenund Meisters mitgezahlt sind, teilt er in drei Perioden, denen diegroBen Kulturabschnitte der Menschheitsgeschichte, die judisch-architektonische, die religios-christliche und die freiheitlich auf-

    geklarte Zeit entsprechen sollen. Die Werkstatten vom 4. bis zum14. Grad, die sogenannten Perfektions- oder Vervollkomm ..nungslogen, kennzeichnen zusammen mit den drei Graden derblauen Loge die judisch-architektonische Periode, denn ihreRituale wurzeln ausschlieBlich in biblischen Uberlieferungen,spielen im judischen Milieu des Alten Testamentes, und in ihremMittelpunkte stehen das Bausymbol des salomonischen Tempelsund dessen Erhauer Hiram Abif.

    Nach der Gradfolge heiBen die Wiirden der 4. bis zu der 14. Er-kenntnisstufe: 4. Geheimer Meister; 5. Vollkommener Meister; 6.Geheimer Sekretar; 7. Vorgesetzter undRichter; 8. Intendant derGebaude; 9. Auserwahlter Meister der Neun; 10. AuserwahlterMeister der Funfzehn; 11. Erhahener Auserwahlter Ritter; 12.GroBmeister-Architekt; 13. Meister des Koniglichen Gewolbes;14. GroBer Auserwahlter. Mit Ausnahme cler Vereinigten StaatenNordamerikas, deren zwei Oberste Rate, in Washington und

    Boston, jeden einzelnen dieser Grade in eigenen Logen rituell be-arbeiten und erteilen, werden in der ubrigen maurerischen Weltnur der schon dargestellte 4. Grad, der des Geheimen Mei-

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    pflegt in ihrem uberstaatlichen Wirken die Esperantosprache,wie sie iiberhaupt aus einer freimaurerischen Esperantistenver-einigung hervorgegangen ist. Offiziell heiBt sie (in Esperanto)Universala Framasona Ligo. Die Zentralstelle ihrer auf dieganze Welt verstreuten Landesgruppen befindet sich ebenfalls inder Schtoeiz; und zwar in Basel, Byfangweg 13. Ihr jetziger

    Prasident ist der Dozent Dr. Fritz Uhlmann, einer der eifrig-sten mitteleuropaischen Hochgradfreimaurer, Verfasser zahlrei-cher Werke tiber das Logentum und Vorsitzender des Rosenkreu-zerkapitels Veritas in Basel. Die AFL., wie sie kurz bezeichnetwird, ist im Unterschiede zur Al\1I. keine Organisation vonGroBloge zu GroBloge, sondern von Bruder zu Bruder, von Mannzu Mann. Ihr kann jeder reguliire Freimaurer auf der ganzenWelt beitreten. Auch ist sie keine allgemein durchgreifende und

    wirklich die ganze Erde umspannende Weltkette. Die Hochgrad-freimaurer der Grofjloge von Wien waren die tatigsten Mitbe-griinder dieser Organisation. Die osterreichische Landesgruppeder AFL. besteht ebenso noch heute, wie die GroBloge von Wienauch in der Gegenwart noch Mitglied der AMI. ist und durch sieihre iiberstaatlichen Beziehungen pflegt. J a, die osterreichischeFreimaurerbehorde ist im beratenden AusschuB der AMI., imComite Consultatif, fuhrend vertreten. Sie war es auch, die

    durch die AMI., in Verbindung mit der schsoeizerischen und derNew-Yorker GroBloge, im letzten Jahrzehnt jene politischen In-terventionen bei der ungarischen Regierung unternahm, urn dasVerbot der Symbolischen GroBloge von Ungarn aufzuheben. IhreBemuhungen scheiterten an der damaligen Haltung der MinisterGraf Bethlen und Rakovszky und auch an der des Reichsverwe-sers Horthy. Die Freimaurerei blieb im Lande der Stephanskroneweiterhin untersagt.Anders steht es, wie gesagt, urn den iiberstaatlichen Zu-

    sammenhang der Hochgradfreimaurerei. Irn Jahre 1875 be-grundeten siimtliche damals bestehenden Obersten Rate, diemaurerischen Grofjmiichte der Hochgrade, eine Gesamtvereini-gung, wieder in cler Schweiz, die sogenannte Lausanner Konfb-deration. In der Verfassung dieses Weltverbandes sind aIle jeneGrundsatze niedergelegt, die eine straffe administrative Organi-sation, einen einheitlichen geistigen Zusammenhalt, ein konkre-tes Zusammengehen in allen wichtigen Belangen und Aktionengewahrleisten: Mit der Lausanner Konfoder-ation wurdewirklich jene Weltfreimaurerei ins Leben gerufen, die von

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    den Gegnern der Loge immer wieder behauptet, von denBriidern selbst jedoch stets, entweder wissentlich oderunwissentlich, abgeleugnet wird. Eine der wichtigsten Be-stimmungen der Konfoderation ist die, daB in jedem Staate, imUnterschiede zu den Groflbehorden der Johannis-Freimaurerei,nur eine einzige Grofikorperschaft der Schottischen Hochgracle,nur ein einziger Supreme Conseil bestehen darf. Eine Ausnah-me wurde einzig und allein fur die USA., wegen der territorialenund numerischen maurerischen Verhaltnisse, vorgesehen. In denVereinigten Staaten durfen zwei Supremes Councils- waIten,der der nordlichen -Jurisdiktion in Boston, der der sudlichenJurisdiktion in Washington. Letztere ist der alteste ObersteRat- der Welt; 1801 gegriindet, gilt er als der Mutter-Supreme-Conseil cler gesamten Hochgradfreimaurerei. Sein Chef ist JohnH. Cowles, der vor wenigen Jahren zur Errichtung einer Metho-distenkirche und Griindung einer Hochschule fur Diplomatiezwei Millionen Dollars aus den Mitteln des Obersten Rates stif-tete. Der Washingtoner Oberste Rat hat nur eine moralischeVormachtstellung, er stellt keineswegs eine Zentralregierung desSchottischen Ritus dar. Der Angelpunkt der Schottischen Welt-kette ist die Lausanner Konfoderauion, in der auch ein ein-heitlicher Ritus, eine einheitliche Symbolik und Esoterik,vor allem aber eine einheitliche weltanschaulische Prin-zipienerklarung fUr die gesamte rote Maurerei geschaffenwurde. Die kulturaktivistischen, besser gesagt, die kulturkamp-ferischen romanischen Hochgradfreimaurer, die der liberalrevo-lutionaren und marxistisch -freidenkerischen Obersten Ratevon Frankreich, Belgien, Spanien, Mexiko, seinerzeit auch vonItalien und Ungarn, spielen in der Konfoderation die gewichtig-ste Rolle.

    In den Vereinigten Staaten von Nordamerika geht die Frei-maurerei in die Weite und die Breite, wie sonst nirgends in derWelt, hochstens noch wie im britischen Imperium. Das nordame-rikanische Logentum zahlt allein 3.300.000 Mitglieder. Schon dieGriindung der USA. ist mit der Geschichte der Freimaurerei aufsengste verknupft, Der Vater des Vaterlandes, der Columbus

    des Unabhangigen Staates, der erste Prasident George Wa-shington, war Freimaurer und legte als erster - seitdem ist dies

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    ublich geworden - auf die Freimaurerbibel den Staatseid aboVon den bisherigen Staatsoberhiiuptern der USA. waren zwolfFreimaurer. Der jetzige Prasident Roosevelt, Inhaber des 32.Grades, ist Mitglied der -Holland Lodge Nr. 8 in New York. Inseinem Kabinett sitzen fiinf Bruder. Die offentlich aufliegendenamtlichen Listen der Mitglieder des WeiBen Hauses enthalten je-

    dem N amen des Senators beigefugt die Gradziffer seiner maure-rischen Wurde. Die Vermogensverhaltnisse cler amerikanischenFreimaurerei gehen ins Gigantische. Jeder Bundesstaat hat seineeigene GroBloge. Manche von ihnen, wie zum Beispiel die GroB-behorden von New York oder von New Jersey, besitzen einFondsvermogen, das zwischen 50 bis 80 Millionen Dollarschwankt, von den laufenden, uberaus groBziigigen Ausgaben furWohlfahrtszwecke gar nicht zu sprechen. Die Freimaurerei

    Nordamerikas ist ebenso wie in England eine offentlicheMacht, die Loge muB in diesen Staaten nicht mehr urn ihre Vor-herrschaft oder gar ihren Bestand kamRfen. Deshalb ist die an-gelsachsische Maurerei nicht militant , wie das Logentum injenen Landern, wo es sich einer starken Gegnerschaft gegenubersieht. Staatsregime und Politik vollziehen sich in den USA.und in England derart ganz im Geiste der Freimaurerei, dafJ dieLoge einfach deshalb unpolitisch sein kann, weil die offentliche Politik eine [reimaurerisehe ist. De