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Deutsche Siedler im Tiflis des 19. Jahrhunderts Author(s): Nino Tschogoschwili Source: Iran & the Caucasus, Vol. 8, No. 1 (2004), pp. 65-79 Published by: BRILL Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4030892 . Accessed: 16/06/2014 02:06 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . BRILL is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Iran &the Caucasus. http://www.jstor.org This content downloaded from 91.229.229.44 on Mon, 16 Jun 2014 02:06:08 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Deutsche Siedler im Tiflis des 19. Jahrhunderts

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Deutsche Siedler im Tiflis des 19. JahrhundertsAuthor(s): Nino TschogoschwiliSource: Iran & the Caucasus, Vol. 8, No. 1 (2004), pp. 65-79Published by: BRILLStable URL: http://www.jstor.org/stable/4030892 .

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DEUTSCHE SIEDLER IM TIFLIS DES 19. JAHRHUNDERTS

NINO TSCHOGOSCHWILI

Staatliche Universitat Tbilisi

Die Geschichte der Ansiedlung deutscher Migranten im Sud-Kauka- sus und die damit verbundene Aufarbeitung der von ihnen ausgegan- genen sozio-kulturellen Einflusse sind ein lohnenswertes und immer wieder gern aufgenommenes Forschungsthema.' Besonderer Stellen- wert kommt dabei dem Untersuchungsmaterial zu, welches den zahl- reichen auf uns gekommenen schriftlichen Erinnerungen der Siedler und ihrer Nachkommen entnommen werden kann. Viele dieser Auf- zeichnungen stammen von deutschen Migranten in Georgien und schildern vor allem ihr tagliches Leben und Uberleben in der Lan- deshauptstadt Tiflis.2

Die Grunde fur die Entstehung deutscher Siedlungen in Georgien sind vielfaltig. In politischer Hinsicht lasst sich dabei vor allem auf die Politik der russischen Regierung verweisen, von welcher Georgien im Jahre 1801 annektiert wurde. Ganz offensichtlich sah die damalige Verwaltung nach dem Prinzip divide et impera die Ansiedlung von Deut- schen als geeignetes Mittel zur Festigung ihrer eigenen politischen Vormacht an. Weniger politische als vielmehr wirtschaftliche Grunde waren es, welche die ersten deutschen Zuwanderer zur Migration und Ansiedlung veranlassten, kamen doch viele von ihnen aus okonomisch schwach entwickelten Regionen, oder aber aus Landstrichen, die un- ter den Folgen der napoleonischen Kriege zu leiden hatten.

Nicht zu vergessen seien hier noch die aus heutiger Sicht etwas bizarr anmutenden Anreisegrunde wurtembergischer und badischer Pietisten, die hofften, sich im Schatten des Berges Ararat vor dem ihnen prophezeiten, unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang ret- ten zu konnen. So hatten sich Pietistenvertreter mit der Bitte um Un- terstutzung ihres Anliegens direkt an den russischen Zaren Alexander

I Aleksandr Yaskorskij, Rudol'f Yaskorskij, Svaby v Pricernomor'e in na Kavkaze, Erevan, 2002. 2 Klara Kopp, "Erinnerungen an die Deutschen in Georgien", Kawkasioni (Zeitung), Tbilisi,

2. Marz 1996: 5 (georgisch).

( Brill, Leiden, 2004 Iran and the Caucasus, 8.1

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I. gewandt, worauf dieser ihnen, aus welchen Grunden auch immer, die Zuteilung von Land, die ungehinderte Ausubung ihrer Religion sowie die (befristete) Befreiung von allen Abgaben, Steuern und dem Militardienst zusicherte.3

Die Anhanger dieser Religionsgemeinschaft waren es dann auch, welche sich als erste deutsche Siedler organisiert in Richtung Kauka- sus in Bewegung setzten. Per Schiff erreichten sie uber die Donau und das Schwarze Meer die Hafenstadt Odessa. Von dort ging ihr Weg uber Land via Cherson, Taganrog, Rostov, Georgievsk und Mosdok nach Tiflis, wo die erste Gruppe (circa 30 Familien) am 21. September 1817 eintraf. Trotz allen wahrend der langen, beschwerlichen Reise durchlittenen Strapazen setzten diese Siedlungspioniere ganz offen- sichtlich ein positives Signal, denn schon im darauf folgenden Jahre folgten ihnen weitere 500 Familien nach.

Mit der Obhut uber die deutschen Siedlungen im gesamten Sud- Kaukasus war Generalleutnant A. Jermolow, der Leiter der Russi- schen Imperialen Hauptverwaltung von Transkaukasien betraut. Der ihm unterstellte Stadthalter von Tiflis koordinierte die Grundung und Verwaltung von Siedlungen in seinem Gouvernement. Jedem arbeits- fahigen mannlichen deutschen Neusiedler standen den kaiserlichen Bestimmungen zufolge 35 Dessatinen ( = 1,9 ha) fruchtbares Land zu. Insgesamt wurden von der russischen Verwaltung fur diesen ihr offen- sichtlich sehr willkommenen Zweck nicht weniger als 65.000 Gold- rubel aufgewendet. Auf diese Weise entstanden in Georgien bis Ende 1819 insgesamt 8 deutsche Siedlungen.4

Zwei von ihnen, "Alexanderdorf' und die so genannte "Tifliser Kolonie" wurden auf dem Gebiet der heutigen Stadt Tbilisi ins Leben gerufen. Alexanderdorf, benannt zu Ehren des kaiserlichen Gonners, umfasste 23 Familien. Die Siedlung war am linken Ufer des Flusses Mtkwari gelegen, nordlich der Tifliser Innenstadt, im Bezirk Didube, dort wo sich im Mittelalter die konigliche Residenz befunden hatte.5 Erst in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde Alexanderdorf offiziell ein Teil von Tiflis, doch schon in der ersten Dekade ihres Be- stehens entwickelte sich die Siedlung zu einem der wichtigsten Lebens- mittel- und Dienstleistungslieferanten der Hauptstadt.

Die Tifliser Kolonie entstand 1818, gegrundet von etwa 60, mehr- heitlich schwabischen Familien im damaligen stadtischen Vorort Ku-

3 G. Manshgaladze, Deutsche Kolonisten in Transkaukasien, Tbilisi, 1974: 11-20. 4 Ibid.: 25-32. 5 Tengis Kwirkwelia & Wiadimer Kurtischwili, "Eine Deutsche Siedlung in Tbilisi", Literatur

und Kunst, Nr. 1-6 (Zeitschrift), Tbilisi, 1995: 14-19. (georgisch)

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kia. Die Anordnung der neu errichteten Hauser erfolgte in zwei Zei- len, parallel zum Fluss Mtkwari. Zwischen den Zeilen lag ein breiter Weg, dem spater noch eine bewegte Geschichte zuteil werden sollte. Die Wohnhauser waren eingeschossig, ausgestattet mit Giebeldachern und Holzbalkonen sowie gewolbeartigen Kellern fur die Lagerung von Nahrungsmitteln und Wein. Jede Familie hatte ihr eigenes, freistehen- des Haus, welches entsprechend den individuellen Bedurfnissen der Bewohner eingerichtet war. Vor jedem Haus gab es einen kleinen Garten und auf der Ruckseite Gemusebeete und Obstbaume. Zeitge- nossische Beschreibungen heben stets die Schonheit und Wohlgeord- netheit der Siedlung hervor. Eine imJahre 1829 geweihte kleine Kir- che trug zur Aufrechterhaltung des religiosen Lebens der Migranten bei. Der Englander Richard Wilbraham, welcher Tiflis imJahre 1837 bereiste, beschrieb die festlich gekleideten deutschen Siedler beim Kirchgang: "Die (deutschen) Frauen mit ihren sauberen Huten und Pelerinen bis zur Taille, mit rotlichem Haar und sommersprossigem Gesicht konnen sich zwar hinsichtlich ihrer Schonheit kaum mit ihren sinnlichen, schwarzaugigen Nachbarinnen messen, aber ihr sauberes und bescheidenes AuBeres ist doch eine wahre Freude furs Auge".

Trotz den nicht immer giinstigen politischen Verhaltnissen ent- wickelte sich Tiflis in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum von Handel und Handwerk im Sud-Kaukasus. Einheimische und zugewanderte Handwerker organisierten sich in Gilden, so ge- nannten "Amkaren", die bis 1867 in Tiflis bestanden. Seit den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der in der Stadt tatigen Handwerker bestandig an. Dazu trug ganz sicher auch der Umstand bei, dass die meisten der zuwandernden Deutschen zu eben diesem Berufszweig zahlten. Die Anfangsjahre der Zuwanderung verzeichnen etwa 190 deutsche Handwerker in Tiflis. Im Jahre 1865 zahlte man schon mehr als 300. Unter ihnen fanden sich unter anderem Mutzen- und Hutmacher, Sattler, Nagel- und Waffenschmiede, Uhr- und Nadelmacher, Schlosser, Backer, Tischler, Schuster und Maurer. Un- abhangig von den Amkaren-Gilden existierten in der Stadt auch so ge- nannte "freie Werkstatten", zu deren Betreibern gleichfalls deutsche Siedler gehorten. So nannte zum Beispiel in den Jahren 1843-46 ein gewisser Franz Schulz eine Werkstatt zur Produktion von Seifen und Kerzen in der Nahe der Tifliser Kolonie sein eigen. 1846 gruindete Friedrich Seitzer eine M6belwerkstatt, die in den 80erJahren zu einer

6 Richard Wilbrahams, Reise durch Georgien, Aus dem Englischen ubersetzt von Nana Mela- dze, Tbilisi, 1990: 19.

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groBeren Fabrik erweitert wurde. Der Gerber Bernard Kraus stand einer florierenden Werkstatt fur Lederwaren vor, in welcher er auch Lehrlinge ausbildete und Gesellen beschaftigte. Der Schneider Karl Kugler arbeitete in erster Linie fur die georgische Stadtbevolkerung und konnte sich sogar fur eine gewisse Zeit das Herstellungsmonopol fur die Schulkleidung des Tifliser Gymnasiums sichern. So ist es kein Wunder, dass die deutschen Zuwanderer in den Augen ihrer alteinge- sessenen Handwerkskollegen eine ernstzunehmende Konkurrenz dar- stellten. Dies fuhrte unter anderem dazu, dass schon imJahre 1835 Tifliser Schneider die ortliche Verwaltung dazu aufforderten, von den zugewanderten deutschen Handwerkern Extra-Steuern auf Auftrage von der Stadtbevolkerung zu erheben, oder aber ihnen die Annahme derartiger Auftrage zu untersagen.

Alle neuangesiedelten Migranten-gleich welchen Berufes-profi- tierten von einer administrativen Landzuteilung. Auf den an sie ver- ausserten grozizugigen Parzellen saten sie Getreide, pflanzten Gemuse und naturlich die von ihnen popularisierte Kartoffel. Zudem versorg- ten die Deutschen die Tifliser Stadtbevolkerung mit Milchprodukten, die sich, obwohl in der Regel fast doppelt so teuer wie die von anderen Produzenten, regen Zuspruchs erfreuten. Auch das von deutschen Backern gebackene Brot fand guten Absatz.

Die Verwaltung unterstiitze die zuwandernden Deutschen auch sonst in finanzieller Hinsicht. Jeder neu angereisten deutschen Familie wurden 2.800 Rubel als Startkapital zugeteilt. Diese Summe stand in krassem Gegensatz zu den mageren 25 Rubel fuir armenische Uber- siedler aus Persien oder den 10 Rubel fur Griechen aus der Turkei. In Anbetracht dieser uberproportional hohen staatlichen Investitionen ist es nur zu verstandlich, dass es die Regierungsverantwortlichen nicht gut heiBen konnten, als im Jahre 1843 einige der angesiedelten deut- schen Pietisten begannen, ihr Hab und Gut zu verauBern, um dann in Richtung Jerusalem weiterzuziehen. Die Verwaltung sah sich deshalb dazu gezwungen, restriktive MaBnahmen zu ergreifen, um einer dro- henden Massenubersiedlung ins Heilige Land Einhalt zu gebieten. Den offiziellen Annalen zufolge verhaftete die ortliche Polizei eine ge- wisse Frau Spon sowie andere geistliche Personlichkeiten aus der Sied- lung Katharinenfeld kurz nach deren Aufbruch ins Heilige Land und schickte sie mit Eskorte zuruick nach Tiflis. Abgesehen von diesen dra-

7 G. Manshgaladze, op. cit.: 88-105.

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matischen Vorfallen verlief das Leben der deutschen Siedler in Tiflis in eher beschaulichen und von Stabilitat gepragten Bahnen.8

Reisende aus Deutschland beschrieben die beiden Migrantensied- lungen gewohnlich als ein ruhrendes Stuck Heimat im fernen Sud- Kaukasus: "ein nettes, freundliches Dorfchen ganz von deutscher Bau- art, mit einer huibschen Kirch in der Dorfmitte und kleinen aber schmucken, soliden Hausern, die gegen jedes Wetter schutzen und im Inneren gar wohnlich eingerichtet sind, mit Kachelofen, Pendeluhr und samtenem Lehrstuhl, alles reinlich und behaglich, wie daheim im Schwarzwald und am Neckar".

Im Jahre 1850 wurde gleich neben der evangelischen Peter-Pauls- Kirche in der Tifliser Kolonie eine Schule erdffnet, die auch nicht- deutschen Kinder offen stand. Deutsche Schulen wurden seit den An- fangsjahren der Zuwanderung betrieben. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte fast jede deutsche Siedlung ihre eigene Lehranstalt. In diesen wurde interessanterweise bis in die 70er Jahre des 19. Jahr- hunderts der Unterricht ausschlieBlich auf Deutsch abgehalten.9 Die Lehrer genossen unter den Einwanderern besonderes Ansehen und waren neben dem Pastor die einflussreichsten Personlichkeiten des je- weiligen Ortes. Einige von ihnen reisten zur Weiterbildung nach Deutschland, und in anderen, selteneren Fallen konnten sogar Lehrer aus der alten Heimat fur einen Arbeitsaufenthalt gewonnen werden.

Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Tiflis lebenden Deut- schen waren jedoch nicht nur als Handwerker, Bauern, Lehrer und Pastoren tatig, einige versahen auch Dienst als Offiziere und Beamte des Russischen Reiches. Obwohl diese gewohnlich auBerhalb der eigentlichen Siedlungen lebten und ihr gesellschaftliches Leben mit gleichgestellten russischen Militarangehorigen und Staatsangestellten teilten, tatigten sie ihre Einkaufe doch vorrangig in dem ihnen vertrau- ten heimischen Milieu. Viele von ihnen waren auch evangelisch-luthe- rischen Glaubens und somit Mitglieder der ortlichen deutschen Kir- chengemeinden.

Die Tifliser Kolonie galt uber lange Zeit als "geschlossene Gesell- schaft". So war es in dem "deutschen Dorf', wie es die Tifliser nann- ten, nichtdeutschen Privatperson zum Beispiel ganz unmoglich, ein Grundstuck zu erwerben. Das anderte sich erst in den 60er Jahren, als angesichts des standigen Bevolkerungszuwachses in Tiflis-die

8 Awtandil Songulaschwili, Die Deutschen in Georgien, Ins Deutsche ubersetzt von Nelly Ama- schukeli und Natali Dshanelidze, Tbilisi, 1985: 6-8.

9 Ibid.: 34.

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Stadtverwaltung eine gleichberechtigte Immobilienpolitik fur alle Eth- nien der Stadt durchsetzte. Das war ein entscheidender Schritt in Richtung vollstandiger Eingemeindung der deutschen Tifliser Kolo- nie. Ein weiterer Schritt war die Errichtung von Brucken uber den Fluss Mtkwari, welche die Anbindung der Siedlung an andere Teile der Stadt fbrderte.10

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wich die traditionelle Beschau- lichkeit einer gewissen Aufbruchsstimmung. Als symbolisches Zeichen der neuen Zeit wurde die ortliche HauptstraBe, der ehemalige "breite Weg" zwischen den beiden ersten Hauserzeilen, nach dem russischen Fursten Michail Romanov benannt. Doch es blieb nicht nur beim neuen Namen. Im Laufe der 80er Jahre veranderte die StraBle auch ihr AuBeres. Neue stadtische Gebaude wie Hotels, Geschaftshauser und groBzugige, private Villen wurden errichtet und die Gegend ent- wickelte sich zu einem peripheren Zentrum von Tiflis. Unweit der Michailstrasse, wie sie nun im Volksmund hieB, lagen offentliche Ver- gniigungsgarten wie das "Fantasie" und das "Gofileft", in welchen die Anwohner ihre geselligen Abende verbrachten. Daruber hinaus ent- standen Varietes und Klubs, wie der "Gorgidjanovs Klub" und der "Touristen Klub", Sommer- und Wintertheater wie das "Modern", das "Lira", das "Odeon", das "Saturn" und das "Moulin Rouge". So dauerte es auch nicht lange, bis sich der ehemals so beschauliche brei- te Weg zur beliebtesten und belebtesten Flaniermeile von Tiflis ent- wickelte. Jhrem neuen Status entsprechend wurde die Michailstrasse imJahre 1899 in Michail Prospekt (i. e. Michail Avenue) umbenannt."

Die Mehrzahl der deutschen Migranten viele von ihnen schon in der zweiten und dritten Siedleregeneration lebten und arbeiteten im Stadtviertel um den Michail Prospekt. Nun war man vollwertiger Bur- ger der Stadt Tiflis und auch voll integriert in die georgische Gesell- schaft.

Ab den 50er Jahren verstarkte sich die beruflich bedingte Zureise von deutschen Gelehrten und Geschaftsleuten. Sie kamen vor allem aus den preuBischen Ostseeprovinzen, aber auch aus Osterreich, der Schweiz und dem deutschen Kernland. Unter ihnen waren viele Un-

10 Maia Mania, "Die europaischen Erbauer des geo-physikalischen Observatoriums in Tbi- lisi und die genetische Grundlage seiner Architektur", Abteilungflir Denk/malschutz in Georgien, Beitra- ge der Konferenz, Tbilisi, 2001: 84-123 (georgisch). Im Ubrigen wurden eine Reihe von Brucken uber den Fluss Mtkwari von deutschen Ingenieuren errichtet, so zum Beispiel 1870 die "Eiserne Brucke" im Stadtviertel Awlabari von einem gewissen Ingenieur Sasemann (Vorname unbe- kannt), andere Brucken von Ingenieuren wie Lehmkuhl (Vorname unbekannt) und Ivan Dietz- mann.

" Tengis Kwirkwelia & Wladimer Kurtischwili, op. cit.: 22-23.

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ternehmer, die sich im Kaukasus niederlieBen, um von der Ausbeute der dort vorhandenen Bodenschatze zu profitieren. So nahmen bei- spielsweise die Bruder Werner, Walter, Karl und Otto Siemens (s. Abb. 5.) zeitweise ihren Wohnsitz in Tiflis, wo sie unter anderem 1864 eine Kupfermiene erwarben. Werner Siemens (1816-1892) war der le- gendare Grunder der deutschen Firma "Siemens & Halske", die in den 70erJahren mit der Installation der ersten durchgehenden Tele- grafenleitung von London uber den Kaukasus nach Indien beauftragt war. Sein Bruder Walter (1833-1871) eroffnete ein Handelskontor in Tiflis und war nebenbei als preuBischer Konsul tatig. Nach dessen Tod fuhrte sein jungerer Bruder Otto (1836-1871) die Geschafte fort. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges errichtete die Firma "Siemens & Halske" Fernsprechzentralen in Georgien und verfuigte daruber hin- aus uber das Monopol beim Bau und Betrieb von Stromversorgungs- anlagen im gesamten Russischen Reich. 2

Ein weiterer erfolgreicher deutscher Geschaftsmann in Georgien war der Weinbauer Friedrich Wetzel, der auch das nach ihm benann- te Hotel in Tiflis fuhrte. Die erste Apotheke der Stadt wurde 1829 vom deutschen Apotheker Flor Schonberg eroffnet und blieb uber die folgendenJahrzehnte die einzige Einrichtung dieser Art in Tiflis. Inte- ressanterweise tragt ein zentral gelegenes Viertel der georgischen Hauptstadt noch heute den Namen des deutschen Apothekers Eugen Semmel.

So lebten zu Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 2.500 Deut- sche-standig oder temporar-in der 160.000 Einwohner zahlenden georgischen Hauptstadt. Einige der zeitlich Zugereisten hinterlieBen ihre Spuren in der sud-kaukasischen Wissenschaft, Kunst sowie im of- fentlichen Leben. Eine kleine Auswahl von ihnen soll an dieser Stelle stellvertretend fur alle anderen erwahnt sein:

Der Geologe Hermann Abich (1806-1886; s. Abb. 6.), hatte als Experte fur Vulkanologie in den Jahren 1833-34 die Vulkane Atna, Stromboli und Vesuv untersucht und wurde spater von Alexander von Humboldt zur Erforschung von Erdbeben in den Kaukasus gesandt.

Der Pianist Franz Kessner (1851-1930 in Tiflis; s. Abb. 7.) lieB sich fur den Rest seines Lebens im Sud-Kaukasus nieder und grundete im Jahre 1881 das erste professionelle Quartett der Stadt, nachdem er

12 N. L. Nanitaschwili, Aemeckij kapital v Zakavkaz'e: Dgatel'nost'finny "Siemens und Halske 1860- 1917gg.", Tbilisi, 1982:.35-36.

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sich wahrend eines Aufenthaltes in Tiflis in die Generalstochter Na- djeschda Schewtschenko verliebt hatte.13

Der Schriftsteller Friedrich Bodenstedt (1819-1892) kam 1844 nach Tiflis, wo er uber mehrere Jahre am stadtischen Gymnasium Franzo- sisch unterrichtete. Auf seinen Eindrucken aus jener Zeit basieren die spater von ihm veroffentlichten Kaukasus-Bucher.'4

Der Schriftsteller und Ubersetzter Artur Leist (1852-1927 in Tiflis), ein Kenner des Georgischen und Spezialist fur georgische Literatur, lebte ab 1892 in Tiflis, wo er hauptsachlich als Herausgeber der von den deutschen Siedlern vielgelesenen Zeitung "Kaukasische Post" tatig war. 15

Der deutsche Wissenschaftler und Geograph, Dr. Gustav Radde (1831-1903 in Tiflis), der 1863-1864 seinen Lebensunterhalt als As- sistent am Tifliser Physikalischen Observatorium verdiente, grundete im Jahre 1867 das Kaukasische Museum in Tiflis, das erste landes- kundliche Museum neuen Stils im damaligen Russischen Reich. Dar- uber hinaus veroffentlichte er auch mehrere dem Kaukasus gewidmete Bucher. 16

In der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts lieBi sich das deutsche Kunstlerehepaar Helene und Paul Franken in Tiflis nieder. Paul Fran- ken (1818-1884) wird von der Kunstgeschichte auch als "kaukasischer Kuinstler" klassifiziert.17 Seine der Spatromantik zugeordneten Bilder interpretieren die georgische Landschaft in eigenwilliger Form. Eine Reihe dieser Zeichnungen und Gemalde sind der Stadt Tiflis und ih- rer Umgebung gewidmet. Unter diesen findet sich auch ein grofBes Pa- noramabild mit Ausblick auf die Narikala-Festung, die Schwefelbader am Berghang, die Sioni und die Metechi Kirche und die typischen Hauser der Altstadt.'8 Paul Franken verbrachte insgesamt neunJahre in Georgien. Seine Frau Helene (1825-? in Tiflis) verblieb auch nach

13 "Wurzeln deutscher Klavierkunst, nach den Aufzeichnungen Diana Kessners", Kaukasische Post (Zeitung), Nr. 15, 1999: 31.

14 Friedrich Bodenstedt, Vdlker des Kaukasus und ihre Freiheitskdmpfe. Zur neusten Geschichte des Ori- ents, Zweite Ausgabe, Frankfurt am Main 1849; "Deutsch-Georgische Beziehungen im 19. Jahr- hundert, Friedrich Bodenstedt und Werner von Siemens im Kaukasus", Moskau News, Nr.2, Feb- ruar 1993.

15 Georgische Dichter, ubersetzt von Artur Leist, neue vielfach vermehrte Ausgabe, Dresden und Leipzig, 1900.

16 Kurze Geschichte der Entwicklung des Kaukasischen Museums, Tiflis 1891 ;Jurgen Breuste, "Gustav Radde und sein Wirken als Geograph", Petermanns Geographische Mitteilungen (Sonderdruck), 2/ 1983: 109-1 14.

17 Thieme-Becker, Kiinstlerlexikon, Band XII, Leipzig, 1907: 356. 18 Nino Tschogoschwili, "Deutsche Kunstler des 19. Jahrhunderts in Georgien", Staatliche

Liawachischwili Universitdt Tbilisi, Beitragssammlung, Kunstgeschichte Nr. 4, Tbilisi, 2002: 184-186. (ge- orgisch)

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seiner Abreise nach Deutschland in Tiflis. Dort widmete sie sich der Portratkunst und hinterlieB uns pragnante Bildnisse von Burgern, Ad- ligen und Kunstlern der Stadt.

ImJahre 1858 kam Theodor Horschelt (1829-1871), ein beruhm- ter deutscher Zeichner und Maler nach Tiflis. Er verfugte uber ein Empfehlungsschreiben des russischen Botschafters in Munchen, D. Severin an den Gouverneur und Oberkommandierenden der kaukasi- schen Armee, Furst A. Bariatinski. Horschelts Broterwerb war der eines Kriegszeichners und Reporters, als welcher er schon vorher in Spanien und Algerien gearbeitet hatte. Der durch den Verkauf von Bildern aus diesen Landern erzielte Erlos ermoglichte ihm seine Reise in den Kaukasus. Dort wurde er dokumentierender Zeuge des ver- zweifelten Widerstandes der nord-kaukasischen Bergvolker gegen die zaristische Besetzung ihrer Heimat. Horschelt war dabei, als der legendare Rebellenfuhrer Imam Schamil von russischen Truppen ge- fangen genommen wurde. Auf direkt vor Ort entstandenen Skizzen stuitzen sich seine spater ausgefiihrten, bekannten historischen Gemal- de, wie z. B. "Schamil gefangen vor General Bariatinski" u. a.19 Ande- re Zeichnungen haben die Stadt Tiflis zum Thema. Unter ihnen fin- den sich Darstellungen von alltaglichen Strassenszenen, von Soldaten, Polizisten und Burgern der Stadt, sowie Eindrucke vom Kriegsge- schehen. Einige der erwahnten Bilder haben auch historischen Wert, so das Portrat von Imam Schamil und die der beiden Fursten Levan Mcheidse und Michail Schervaschidse.20

Werke von Helene Kober-Franken, Paul Franken und Theodor Horschelt (s. Abb. 1.-3.) konnen heute in Georgien im Staatlichen Sch. Amiranaschwili Kunstmuseum von Tbilisi sowie in georgischen Pri- vatsammlungen bewundert werden.

Der renomierte Zeichner und Karikaturist Oskar Schmerling (1863-1938; s. Abb. 8.) wurde in Tiflis geboren. Er grundete 1892 in- nerhalb der ortlichen "Gesellschaft der Schonen Kiinste" eine "Schule fur Malerei, Skulptur und Baukunst", die groBles Ansehen genoss und aus welcher imJahre 1922 die Tifliser Staatliche Akademie der Kun- ste hervorging.2

Eine weitere in Tiflis geborene Personlichkeit war der Architekt Albert Salzmann (1833-1897), der mehrere bekannte Bauten im Zen- trum der Stadt errichtete.

19 E. G. Weidenbaums Archiv, Karteikartensammlung, Buchstabe "G": 302 (russisch). 20 Nino Tschogoschwili, op. cit.: 186-187. 21 G. Tschubinaschwili-Institutftr Georgische Kunstgeschichte, Beitragssammlung, Tbilisi, 2000.

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Einer der wichtigsten und symboltrachtigsten Orte fur die Deut- schen in Tiflis war die evangelisch-lutherische Kirche (s. Abb. 4.). Sie wurde finanziert durch private Spenden imJahre 1894 vom deut- schen Architekten Leopold Billfeld (1839-?) auf dem Michail Prospekt errichtet, genau an der Stelle, wo 1817-18 die Wagenkolonnen der ersten deutschen Siedler festgemacht hatten. Ein langes Leben war dem Gebaude jedoch nicht beschieden. Im Jahre 1946 lieB die sowje- tische Regierung die Kirche in einem symbolischen Akt von deutschen Kriegsgefangenen niederreiBen.

So beeinflussten deutsche Emigranten, Kunstler, Wissenschaftler und Geschaftsleute im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert das Le- ben der Stadt Tiflis. Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges kam diese Entwicklung jedoch zum Stillstand, da zusammen mit den meisten der auf dem Territorium der Sowjetunion siedelnden Deutschen auch die Tifliser Burger deutscher Herkunft auf Befehl Stalins nach Sibirien bzw. Kasachstan verschleppt wurden.22 Nur wenige kehrten spater in den Sud-Kaukasus zuruck. Was bleibt, sind Erinnerungen sowie die von deutschen Architekten errichteten Gebaude auf dem Michail Prospekt und andernorts, wie zum Beispiel das Opernhaus, erbaut 1880-1896 von Viktor Schretter, die Nationalgalerie, erbaut 1888-93 von Albert Salzmann, die Katholische Kirche, ebenfalls erbaut von A. Salzmann im Jahre 1870, das Hotel "Wetzel", erbaut 1889 von Leopold Billfeld, das Rathaus, erbaut 1880 von Paul Stern und Alexander Oserov sowie viele andere mehr.23

22 Frieda Mayer-Melikowa, Ein Leben zwischen den Muhlsteinen der Politik, ohne Angabe des Er- scheinungsortes 1998.

23 W. Beridze, Architektur von Tbilisi 1801-1917, Band I & II, Tbilisi, 1963 (georgisch).

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ABBILDUNGEN

Abb. 1. Helene Kober-Franken, "Georgische Frau in Nationaltracht", Aquarell aufPapier, 1888,

Staatliches Sch. Amiranaschwili-Kunstmuseum Tbilisi

Abb. 2. Paul Franken, Tiflis, Aussicht", Aquarell auf Papier, 1855,

Staatliches Sch. Amiranaschwili-Kunstmuseum Tbilisi

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Abb. 3. Theodor Horschelt, "Junge in Nationaltracht", Bleistift und Aquarell auf Papier, 1 86erjahre,

Staadliches Sch. Amiranaschwili Kunstmuseum Tbilisi

Abb. 4. Die evangelisch-lutherische Kirche in Tiflis, gebaut 1894 vom Architekten Leopold Biilfeld

(Foto privat)

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Abb. 5. Die finf Bruider Siemens urn 1860, hinten: Walter, Carl, Werner und Otto

davor: Wlhelm und seine Frau Anne, gebi Gordon (Foto privat)

Abb. 6. Hermann Abich (Foto privat)

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Abb. 7. Franz Kessner (Foto privat)

Abb. 8. Oskar Schmerling (Foto privat)

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DEUTSCHE SIEDLER IM TIFLIS DES 19.JAHRHUNDERTS 79

Summary

The article sheds a new light on the history of German settlers in Tiflis of the 19th century. The main focus lies on emphasizing the important role these settlers played in cultural and economic life of the city. The records the emigrants left behind, depict in vivid tints the circum- stances of their existence. Most of the Germans in Tiflis were crafts- men and merchants, others earned their life, for instance, as teacher, scientist, pastor, painter, musician or as enterpriser and man of busi- ness. Short biographies of some of the most outstanding characters round off the article.

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