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Seminar Nr.: 3134 L 305 „Diagnostik und Evaluation“ Seminar Nr.: 3134 L 305 Raum FR 4060 Dozentin: Rebecca Lazarides Adresse: Franklinstraße 28/29 Tel.: 314-73656 Raum FR 4060 Sprechzeiten: Di 14:00-15:00 Uhr (oder nach Vereinbarung) [email protected] Pädagogische Psychologie, HS Diagnostik und Evaluation, SoSe 2009

„Diagnostik und Evaluation“ - ewi.tu-berlin.de · - Pawlik (1976): Statusdiagnostik - diagnostisches Ergebnis ist zeit- und situationsvariant -ist auf andere Zeitpunkte und Erhebungsbedingungen

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Seminar Nr.: 3134 L 305

„Diagnostik und Evaluation“

Seminar Nr.: 3134 L 305

Raum FR 4060Dozentin: Rebecca Lazarides

Adresse: Franklinstraße 28/29 Tel.: 314-73656Raum FR 4060

Sprechzeiten: Di 14:00-15:00 Uhr (oder nach Vereinbarung)

[email protected]

Pädagogische Psychologie, HS Diagnostik und Evaluation, SoSe 2009

Scheinvoraussetzungen:

Leistungsschein:ØRegelmäßige Teilnahme ØReferat (20 Min.) + Übung oder angeleitete Diskussion

& Reflexionspapier zum Referat (1-2 Seiten)Teilnahmeschein:

ØRegelmäßige Teilnahme ØReferat (20 Min.) + Übung oder angeleitete Diskussion

Grundlagenliteratur:

Ingenkamp, K. & Lissmann, U. (2008): Lehrbuch der pädagogischen Diagnostik. 6. Auflage. Beltz. Weinheim, Basel.

Zusätzliche Literatur ist im Seminarplan themenbezogen angegeben

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Seminarplan:

Termin

16.04. 2009

23.04. 2009

30.04. 2009

Thema

Einführung in das Thema Lazarides

Methoden der Schulleistungsdiagnostik Lazarides

Kompetenzmessung bei Lernenden

Lehrkräfte als Diagnostiker Referat 1

07.05. 2009

14.05.09

Pädagogische Diagnostik

bei Schullaufbahnentscheidungen Referat 2

Beurteilung mündlicher Leistungen Referat 3

Schriftliche Prüfungsarbeiten und Notengebung Referat 4

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21.05.2009 Feiertag

28.05.2009 Mathematische Grundbildung Referat 5

04.06.2009 Selbstkonzept Referat 6

11.06.2009 Einführung in den Themenschwerpunkt Evaluation Lazarides

Schulische Evaluation Referat 7

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18.06.2009 Professionalisierung durch Evaluation Referat 8

25.06.2009 Problemfelder der schulischen Evaluation Referat 9

02.07.2009 Unterrichtsentwicklung durch Evaluation Referat 10

09.07.2009 Internationale Schulleistungsvergleiche Referat 11

Internationale Schulleistungsvergleiche am Beispiel von TIMMS Referat 12

16.07.2009 Internationale Schulleistungsvergleiche

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16.07.2009 Internationale Schulleistungsvergleiche am Beispiel von PISA Referat 13

Abschlussbesprechung

Definition, Ziele und Aufgabenbereiche

pädagogischer pädagogischer pädagogischer pädagogischer Diagnostik

Ø Was versteht man allgemeinhin unter „pädagogischer Diagnostik“?Diagnostik“?

Ø Welches sind die Ziele pädagogischer Diagnostik?Ø Was sind die Aufgabenbereiche pädagogischer

Diagnostik?Ø In welchen Kontexten findet pädagogische Diagnostik statt?Ø Welche beiden Haupthandlungsfelder sind innerhalb der

pädagogischen Diagnostik zu unterscheiden?

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Problemstellungen-Beispiel:

Der Physiklehrer lässt einen Schüler ein Experiment vor der Klasse erklären. Der Schüler beschreibt die Anordnung sicher, als die Sekretärin den Unterricht kurz unterbricht. Nach der Unterbrechung bittet der Physiklehrer den Schüler, fortzufahren. Der Schüler ist wie erstarrt und kann das Experiment nicht weiter erklären.

Der Physiklehrer überlegt: Hat der Schüler alles nur auswendig gelernt oder reagiert er überängstlich auf

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Hat der Schüler alles nur auswendig gelernt oder reagiert er überängstlich auf jedes ungewohnte Ereignis? Wie soll er sich Klarheit verschaffen?

Wie sind solche Beobachtungen zu bewerten?Wie lässt sich das Verhalten erklären?Was ist zu tun?

à Pädagogische Diagnostik bearbeitet diese Fragen theoretisch und methodisch begründet.

Diagnose: Ø bewertende Schlussfolgerung über eine Person, Sache oder Institution

im Rahmen eines vorgegebenen KlassifikationssystemsØ Ergebnis einer systematischen Sammlung und Aufbereitung von

Informationen mit dem Ziel, eine diagnostische Schlussfolgerung zu begründen und zu optimieren (Heuer et al 2006)

Prognose:

bezieht sich auf eine Vorhersage

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bezieht sich auf eine VorhersageØ hierbei wird von einer IST-Situation ausgegangen und eine Aussage

über ein Verhalten in der Zukunft gemachtØ JETZT-Situationen und Zukunft unterscheiden sich als ZeiteinheitenØ die Struktur der Prognose entspricht der Diagnose, der Unterschied

besteht hier lediglich in der zeitlichen Fixierung

„diagnostische Tätigkeiten“

Ø im Forschungskontext- Lernende als Merkmalsträger- Entscheidung über Hypothesen (wahr/nicht wahr)

Ø im Evaluationskontext-Lernende als Merkmalsträger

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-Lernende als Merkmalsträger -Entscheidung über päd. Maßnahmen/Institutionen

Ø im Kontext pädagogischer Diagnostik-Lernende als „Entscheidungsfall“

Pädagogische Diagnostik

Ø umfasst alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen Lernenden und denen in einer Gruppe Lernenden Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und Lernergebnisse festgestellt werden, um individuelles Lernen zu optimieren

Ø zur Pädagogischen Diagnostik gehören ferner die diagnostischen Tätigkeiten, die die Zuweisung zu Förderungsprogrammen oder Lerngruppen ermöglichen, sowie die mehr gesellschaftlich verankerten Aufgaben der Steuerung des Bildungsnachwuchses

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verankerten Aufgaben der Steuerung des BildungsnachwuchsesIngenkamp&Lissmann 2008

Ziele pädagogischer Diagnostik:

Sammeln und Bewerten von Informationen zum Zweck

1. Der Diagnose von Stärken und Schwächen des Lernens 2. Der Planung und Verbesserung des Unterrichts 3. Der Evaluation von Leistungen einschließlich Platzierungsentscheidungen

Aufgabenbereiche Pädagogischer

Diagnostik

Diagnostik zur Verbesserung des Lernens

Diagnostik zur Erteilung von Qualifikationen/Steuerung des Bildungsnachwuchses

� eher didaktisch orientiert

� „Modifikations-/Förderdiagnostik“

� Bsp.: Entscheidung über Maßnahmen zur Veränderung

� „Selektionsdiagnostik“

� Bsp.: Entscheidung über individuelle Qualifikationen (z.B.

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Maßnahmen zur Veränderung persönlicher & umweltbedingter Voraussetzungen (Lernumwelt)

� Handlungsleitende Frage:

Wann treten Schwierigkeiten im Lernprozess auf?

individuelle Qualifikationen (z.B. durch Notenvergabe) in Schulübergangssituationen/

Berufseinstieg

� Handlungsleitende Frage: Welche Platzierungs-entscheidung ist zu treffen?

Nach Ingenkamp & Lissmann 2008:

Ø Hauptaufgabe pädagogischer Diagnostik ist es, für den Lernenden richtige Entscheidungen zu treffen-diese Entscheidungen beziehen sich auf Förderungs-, Platzierungs- und Selektionsmaßnahmen

Ø Pädagogische Diagnostik folgt dabei dem Optimierungsansatz und verwendet wissenschaftliche Methoden

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Ø Untersuchung von Lernvorgängen einschließlich ihrer Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Ergebnisse, um aktuelle Lernvorgänge zu optimieren oder Lernerfolge für die Gesellschaft zu optimieren

Pädagogische Diagnostik ist nicht nur auf den Kontext Schule begrenzt, da auch in anderen Kontexten Lehren, Lernen und Erziehen (Sozialisation) stattfindet:

Pädagogische Diagnostik in den Gebieten:

Bildungssystem

Berufliche Aus-und

Weiterbildung Erziehungsberatung

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- bezieht sich auf Lehren- bezieht sich auf Lehren & & Lernen in OrganisationenLernen im schulischen Kontext

-bezieht sich auf pädagogischeEntscheidungen bei Lern- & Erziehungsproblemen

PÄDAGOGISCHE DIAGNOSTIK IM BILDUNGSSYSTEM

Ø wird durchgeführt von Lehrkräften o. in besonderen Fällen von entsprechend eingerichteten Stellen (z.B. schulpsychologischer Dienst)

Laufbahnberatung: betrifft die Vorbereitung von Entscheidungen über den weiteren Verlauf einer Person im Bildungs-, Ausbildungs- und Erziehungssystem

Einzelfallhilfe: pädagogische Diagnostik, um Entscheidungen über Maßnahmen zur Behebung spezifischer Lern- oder Entwicklungsschwierigkeiten vorzubereiten und hinsichtlich ihres Erfolges zu überwachen

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und hinsichtlich ihres Erfolges zu überwachen

Selektionsdiagnostik / Laufbahnberatung Förderdiagnostik / Einzelfallhilfe

- Schulreife und Schulfähigkeit - Diagnostik bei Teilleistungsschwächen- Schulübergang - Lernfortschrittsdiagnostik- Sonderschulbedürftigkeit- Intelligenz und Begabung- Auswahl von Studienbewerbern- Notenvergabe

Abgrenzung

psychologische Diagnostik &

pädagogische Diagnostik

Was unterscheidet pädagogische von psychologischer Diagnostik?

Was sind die Handlungsfelder psychologischer Diagnostik?

Was sind die Handlungsfelder pädagogischer Diagnostik?

Und was ist mit pädagogisch-psychologischer Diagnostik gemeint?

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Psychologische Diagnostik

…beschäftigt sich mit der Theorie, der Konstruktion und der Analyse von psychologisch-diagnostischen Verfahren und Methoden, welche vor allem der Beschreibung, Klassifikation, Erklärung und Evaluation von Eigenschaften oder Zuständen von Personen, Personengruppen oder auch Organisationen dienen

… als wissenschaftliche Disziplin stellt die psychologische DiagnostikForschungsergebnisse sowie Instrumente für die Psychologische Praxis

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Forschungsergebnisse sowie Instrumente für die Psychologische Praxisund Forschung in unterschiedlichen Bereichen der Psychologie zur Verfügung, wie etwa für die Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie, aber auch die Arbeits- und Organisationspsychologie, die Pädagogische Psychologie, die Gesundheitspsychologie, die Verkehrspsychologie und die Forensische Psychologie

Pädagogische Diagnosen

Ø Taxonomie von Dimensionen

Ø Interaktionen günstiger und ungünstiger interner und externer Einflussfaktoren als Ursache

Ø Diagnose mittels Tests,

pädagogischer Beurteilung &

Psychologische Diagnosen

Ø Taxonomie von Störungsbildern

Ø Interaktion von störungsbildspezifischen Anlage-und Umweltbedingungen als Ursache

Ø Diagnose mittels Klassifikationssystemen, klinischen

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pädagogischer Beurteilung &

Beobachtung in Realsituationen

Ø Motivation hat wesentliche Bedeutung

Klassifikationssystemen, klinischen Interviews, Verhaltensanalyse

Ø Motivation nicht zentral

Klauer 1982:

„Die pädagogische Diagnostik ist aus der psychologischen herausgewachsen.“

Ingenkamp & Lissmann 2008:

„Pädagogische Diagnostik war ihren Aufgaben, Zielen und Handlungsfeldern immer eigenständig.“

Während sich zwischen pädagogischer und psychologischer Diagnostik

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Ø Während sich zwischen pädagogischer und psychologischer Diagnostik noch Unterschiede erkennen lassen, verschwinden sie bei der Gegenüberstellung pädagogischer und pädagogisch-psychologischer Diagnostik

Ø Zumeist werden beide Begriffe synonym verwendet (Ingenkamp & Lissmann 2008; Jäger 2003; Leutner 2001)

Modelldiskussion in der

Pädagogischen Diagnostik

Ø Welche Modelle zum Vorgehen in der pädagogischen Diagnostik

werden voneinander unterschieden?

Ø Was unterscheidet Modelle pädagogische Diagnostik von Modellen

psychologischer Diagnostik?

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1. Eigenschafts- versus Verhaltensdiagnostik

2. Ergebnis- versus Prozessdiagnostik

3. Selektions- versus Förderdiagnostik

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3. Selektions- versus Förderdiagnostik

4. Norm- versus Kriterienorientierung (-> Methoden)

1. Eigenschafts- versus Verhaltensdiagnostik

- Kontroverse entstand in 70er & 80er Jahren des 20. Jh. in der Psychologie

- Persönlichkeitspsychologie/ Differentielle Psychologie: `Hinter` individuell unterschiedlichen Verhaltensweisen und Erlebnisverarbeitungen vermutet man eine begrenzte Anzahl von Eigenschaften, Persönlichkeitsmerkmalen, Verhaltensdispositionen, Wesenszügen o.Ä., die dieses Verhalten steuern & ihm über verschiedene Situationen hinweg eine gewisse Stabilität verleihen àEigenschaften = Konstrukte

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- Da Menschen sich unterschiedlich verhalten: unterschiedliche Eigenschaftenà Persönlichkeitsdiagnostik, Intelligenzdiagnostik

- Differentielle Psychologie versuchte einzelne Eigenschaften, die das Verhalten steuern, zu diagnostizieren

- Bald kam jedoch Erkenntnis, dass es nicht einzelne Dispositionen sind, die das Verhalten steuern, sondern versuchte, mittels verschieden kombinierten Eigenschaftenbündeln Prognosen für späteres Verhalten zu entwerfen

Eigenschaftsmodell:

1. Individuen müssen sich in ihren Messwerten unterscheiden2. Messwerte müssen relativ situationsüberdauernde & langfristige Prognosen

ermöglichen

Ø Modell klassifiziert Menschen & weist sie langfristig bestimmten Ausbildungen/ Tätigkeiten zu, anstatt sie nur zeitlich begrenzten Trainingsprogrammen zuzuführen und sie je nach Lernerfolg immer wieder neu zu gruppieren

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Ø Erfolge/Misserfolge werden auf „innere“ Wesenszüge zurückgeführt

Ø Eigenschaftsdiagnostik wurde vor allem von Vertretern der Klinischen Psychologie in Frage gestellt, die von einer stärkere Situationsabhängigkeit von Verhalten ausgehen

Verhaltensmodell:

1. besonderer Wert wird auf die Erfassung der situativen Komponenten gelegt, die für die jeweilige Ausprägung des Verhaltens verantwortlich sein sollen

2. Verhaltensweisen sind direkt Gegenstand der Analyse-nicht mehr Symptome eines dahinter liegenden Konstrukts

v Relevanz für pädagogische Diagnostik:

Sieht der Lehrer die alleinige Verantwortung für Lernversagen beim Schüler und dessen Eigenschaften oder bezieht er auch die eigene Verantwortlichkeit mit

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dessen Eigenschaften oder bezieht er auch die eigene Verantwortlichkeit mit ein?

à Ziel und Aufgabe der Pädagogik war immer Veränderung- dem muss sich pädagogische Diagnostik unterordnen (Ingenkamp & Lissmann 2008)

à in bestimmten Kontexten (z.B. Schuleingangsdiagnostik) ist eigenschaftsorientiertes Vorgehen sinnvoll, um dies als Anstoß für Fördermaßnahmen und Ursachensuche zu nutzen

2. Ergebnis- versus Prozessdiagnostik

- Gegenüberstellung ist beeinflusst durch die in den 70ern des 20. Jhd. in der Psychologie geführte Diskussion um „Status- oder Prozessdiagnostik“

- Pawlik (1976): Statusdiagnostik - diagnostisches Ergebnis ist zeit- und situationsvariant

- ist auf andere Zeitpunkte und Erhebungsbedingungen verallgemeinerbar

Prozessdiagnostik - Diagnostik mit dem Ziel, Veränderungen in psychologischen Variablen festzustellen

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psychologischen Variablen festzustellen- solche Veränderungsmessungen können der

Beschreibung spontaner (z.B. durch pädagogische Maßnahmen) induzierter Verhaltensänderungen dienen

v Relevanz für pädagogische Diagnostik:

- statt Statusdiagnostik Ergebnisdiagnostik: Pädagogik will zielgerichtet Dispositionen verändern- Erfolg pädagogischer Bemühungen kann als Produkt oder Ergebnis betrachtet werden

- Je nach Fragestellung kann sowohl Ergebnis- als auch Prozessdiagnostik angebracht sein:

Ergebnisdiagnostik: - Leistungsprüfung umfangreicher Lerneinheiten- Bildungsberatung- Übergangsentscheidungen

Prozessdiagnostik: - Diagnostik zur Evaluation von Fördermaßnahmen oder unterrichtlicher Abläufe

-> setzt häufige Messungen voraus, die den Prozess zuverlässig abbilden

-> Häufigkeits-Genauigkeits-Dilemma

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-> Häufigkeits-Genauigkeits-Dilemma

à Pädagoge muss versuchen, Lern- und Erziehungsabläufe durch häufige Messungen möglichst genau abzubilden & diese Verlaufsdiagnosen in gewissen Abständen durch aufwendigere Verfahren kontrollieren

à alle Informationen sollten gezielt für Förderung und Einstufung genutzt werden

3. Selektions- versus Förderdiagnostik

- Modelldiskussion ist noch nicht beigelegt (vgl. Heller 2000)

- Gegenüberstellung ist Zuspitzung der in Pädagogischer Diagnostik möglichen Strategien

PAWLIK (1976):- Selektionsstrategie: für vorhandene schulische Angebote werden die am Besten geeigneten Personen bzw. für bestimmte Personen werden die am Besten geeigneten Bildungsangebote ausgesucht à Personenselektion vs. Bildungsselektion

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à Personenselektion vs. Bildungsselektion

INGENKAMP & LISSMANN (2008): - Begriff „Selektionsstrategie“ unangemessen, stattdessen „Zuordnungsstrategie“

- Pädagogik führt Selektionen nicht im Sinne von Wirtschaftsunternehmen durch, sondern eher zur Anbahnung von Modifikations- bzw. Förderstrategien

- schlagen folgendes Modell für Entscheidungsstrategien pädagogischer Diagnostik vor:

- Zuweisung zu abgrenzbaren Lerngruppen nach relativ groben Individualmerkmalen

- Zuweisung zu binnendifferenzierten Gruppen, Förderkursen o.Ä.

Gruppenbezug

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nach Merkmalen mittlerer Differenziertheit

- Auswahl von vorgefertigten didaktischen Materialien in der für individuelle Bedürfnisse optimalen Kombination

- Gestaltung individueller Hilfen je nach Erfordernis

Individueller Bezug

Geschichte und Entwicklung

pädagogischer Diagnostik

Welches sind die Vorläufer pädagogischer Diagnostik?

Wann entstand pädagogische Diagnostik?

Welche Kritik wird an standardisierter pädagogischer Diagnostik Welche Kritik wird an standardisierter pädagogischer Diagnostik geübt?

Warum werden dennoch zumeist standardisierte Verfahren angewendet?

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Ø Vorläufer der Schulleistungstests um 1864 in den Scalebooks des Engländers George Fishers

Ø Vereinigung der amerikanischen Schulräte befürwortete 1914 objektive Verfahren-> Flut von Schulleistungstests setze in den USA ein

Ø Hauptanwendungsbereiche objektiver Individual- und Gruppentests waren in den in den 70er und 80er Jahren hauptsächlich Einschulungstests und Tests zur Diagnose von Lese- und Rechtsschreibschwäche-> Tests zur „Übergangsauslese“ spielten eine

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Rechtsschreibschwäche-> Tests zur „Übergangsauslese“ spielten eine geringe Rolle

Ø in Deutschland waren in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war pädagogische Diagnostik noch eher ein heftig umstrittenes und unklares Programm als eine etablierte wissenschaftliche Teildisziplin

In den 70er Jahren: „Anti-Test-Bewegung“:

Ø allgemeine politische Kritik an der Wachstumsgesellschaft und neomarxistische Kapitalismuskritik

Ø Kritische Theorie der Frankfurter Schule griff auch auf Psychologie und Pädagogik über und wandte sich gegen quantitative Verfahren

Ø stattdessen Betonung von Subjektivität und subjektivem Verstehen

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Ø Kritik war vor allem eine methodische Kritik an Tests und an möglichen Nebenwirkungen von Tests wie die Vermessung des Menschen, Systemstabilisierung, Steigerung von Angst- und Konkurrenzdenken etc.

à Aus der „Anti-Test-Bewegung“ entwickelten sich alternative Beurteilungsverfahren wie Beobachtungsbögen, ziffernlose Zeugnisse und Zeugnisberichte

à gleichzeitig wurden standardisierte Verfahren weiterentwickelt und pädagogische Diagnostik mit empirischen Verfahren verbreitete sich stark

à dies wird deutlich an nationalen und internationalen

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à dies wird deutlich an nationalen und internationalen Repräsentativerhebungen mittels objektiver Verfahren wie PISA, die Anstoß dazu gaben, bundesweit Bildungsstandards zu etablieren und deren Einhaltung mit überregionalen Tests zu kontrollieren

Ø Zu Zeiten des Hausunterrichts konnte auf formalisierte Qualitätsmerkmale des diagnostischen Vorgangs verzichtet werden

Ø bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts:Pädagogischen Diagnostik zur Feststellung von Qualifikationen = eminentes gesellschaftliches Reformpotential

Ø Liberalisierung des individuellen Aufstiegs statt Geburtsrecht auf Aufstieg und hohe Positionen

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Geburtsrecht auf Aufstieg und hohe Positionen (Adel, Stände)

Problemstellungen pädagogischer

Diagnostik:

Objektivität vs Erwartungseffekte

ØKann eine pädagogische Diagnose objektiv sein?

Ø Inwiefern sind diagnostische Lehrerurteile von

Voreinstellungen und Erwartungen der Lehrer beeinflusst?

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Empirische Studien zur Beurteilerübereinstimmung:

Ø Die Benotung von Aufsätzen sowie von Klausuren durch unterschiedliche Lehrerkräfte stimmt nicht sonderlich gut überein (Weiss 1965)

Ø Vermeintlich Hochbegabte Schüler und Schülerinnen werden von Lehrern nachsichtiger behandelt und erhalten eher die Gelegenheit, sich am Unterricht zu beteiligen (Rosenthal & Jacobsen1968)

Ø PISA 2000: Lehrkräfte an Hauptschulen sollten jene Schüler und Schülerinnen nennen, deren geringe Lesefähigkeit ein ernsthaftes Problem beim Übergang

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nennen, deren geringe Lesefähigkeit ein ernsthaftes Problem beim Übergang ins Berufsleben darstellt-> und identifizierten nur jeden Zehnte der 23% in PISA 2000 erfassten Hauptschüler, deren Lesefähigkeit unter der basalen Lesekompetenzstufe 1 lag

Merkmale der Beurteilungssituation: z.B. Ziel des Beurteilungsvorgangs, Verwendetes Beurteilungsverfahren, spezifische Prüfungssituation, Qualität des vorangegangenen Unterrichts; Art der zu beurteilenden Qualifikation

Lehrer:Erwartung

Informations-aufnahme

Urteilsbildung

Schüler:

Handlung

Erwartungs-korrektur;

Kompetenzen

z.B.Urteils-kompetenz

Orientierungenz.B. implizite Theorien über

Kompetenzen, z.B. Wahrnehmungs-kompetenz

Orientierungen

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Urteilsbildung

Urteilsreaktion

korrektur; Handlungs-planung

Informations-aufnahme

Erwartung

Institutionelle Rahmenbedingungen

Theorien über Schüler

Sozial-emotionale Aspekte

Erfahrungen

Sozial-emotionale Aspekte

Erfahrungen

Nach Ingenkamp & Lissmann 2008, S. 16

à Schwierigkeiten zutreffender und zuverlässiger Beurteilungen und Bewertungen von Schulleistungen

Diese Problemstellung ist insofern relevant, als dass Leistungsbewertungen in der schulischen Praxis weit mehr sind, als eine Schlussfolgerung über das bisher gezeigte Lern- und Leistungsverhalten.Sie haben häufig die Funktion, die Geeignetheit eines Schülers für weiterführende Bildungsgänge abzuschätzen (Übertrittsentscheidungen am Ende der Grundschule, Entscheidung über die Befähigung, nach dem Realschulabschluss noch eine Hochschulreife zu erreichen).

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Realschulabschluss noch eine Hochschulreife zu erreichen).

à Nächste Sitzung: Methodenfragen pädagogischer Diagnostik