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TU 7-8/2011 · 291 ORIGINALIEN Abstract African swine fever in Eastern Euro- pe – a threat also for German pig holdings? Key words: African swine fever – cur- rent situation – epidemiology – risk of incursion – risk assessment The occurrence and almost unhindered spread of African swine fever (ASF) in Trans-caucasian countries and the Russian Federation gives reason to analyze the level of threat for the Ger- man pig population. In view of a pos- sible risk of introduction into the Euro- pean Union, disease awareness cam- paigns and disease recognition training is urgently required, especially since ASF has never been reported in Ger- many. ASF is caused by a large, com- plex DNA virus of the Asfarviridae family. Beside domestic pigs and wild boar, soft ticks of the genus Ornitho- dorus are involved in the infection cycle, especially in Africa. Like classi- cal swine fever (CSF), ASF can be as- sociated with a wide range of clinical syndromes. Based on clinical signs on- ly, discrimination of ASF and CSF is impossible. The virus strains prevailing in the Trans-caucasian countries and the Russian Federation are currently highly virulent indiscriminately both for domestic pigs and wild boar. Morta- lity may reach up to 100 % in pigs of all ages. As legal animal movements and the transport of pig products from Rus- sia into the EU are not possible, the in- troduction risk rests with food waste and passenger traffic. Moreover, insuf- ficiently disinfected transport vehicles returning from the Russian Federation and other affected countries pose an additional risk to the German pig popu- lation. 1 Einleitung Mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) befindet sich zurzeit eine gefähr- liche Tierseuche auf dem Vormarsch. Seit dem ersten Auftreten der ASP in Georgien im Jahre 2007 breitete sich die Seuche in kurzer Zeit in die Nach- barstaaten Armenien und Aserbaid- schan sowie in große Teile der Russi- schen Föderation aus. Dort traten seit- her multiple Seuchenausbrüche auf, die gegenwärtig eine vorherrschende Aus- breitungstendenz in nördliche Richtung zeigen. Die bisherige Ausbreitungs- geschwindigkeit lag nach Angaben des russischen Veterinärdienstes im Durch- schnitt bei ca. 350 km pro Jahr und ist in hohem Maße besorgniserregend (N. Vlasov und D. Kolbasov, persönliche Mitteilung, 2011). Im Jahr 2011 gab es schließlich mehre- re Ausbrüche in der Nähe der Außen- grenzen der Europäischen Union (EU). Viele dieser Ausbrüche offenbarten weitreichende Probleme bezüglich der Früherkennung, der Seuchenanzeige und der Durchführung von Seuchen- bekämpfungsmaßnahmen. Nach Einschätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Tierärztl. Umschau 66, 291 – 296 (2011) Aus dem Friedrich-Loeffler-Institut: 1 Institut für Virusdiagnostik, Greifswald – Insel Riems, 2 Institut für Epidemiologie, Wusterhausen 3 Arbeitsgruppe Internationale Tiergesundheit, Greifswald – Insel Riems Die Afrikanische Schweinepest in Osteuropa – eine Gefahr auch für deutsche Schweinebestände? von Sandra Blome 1 , Matthias Kramer 2 , Detlef Höreth-Böntgen 2 , Franz J. Conraths 2 , Klaus Depner 3 , Wolfgang Böhle 3 , Yvonne Gall 2 , Thomas Selhorst 2 , Andreas Micklich 2 , Christoph Staubach 2 , Doris Kämer 2 und Martin Beer 1 (2 Abbildungen, 1 Tabelle, 10 Literaturangaben) Kurztitel: Übersicht zur Afrikanischen Schweinepest Stichworte: Afrikanische Schweinepest – aktuelle Situation – Einschleppungsrisiko – Epidemiologie – Risikobewertung Zusammenfassung Das Auftreten und die seit dem Jahr 2007 stattfindende rasche Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in transkaukasischen Ländern, Teilen der Kaukasusregion der Russischen Föderation sowie Ausbrüche in ande- ren Gebieten des europäischen Teils von Russland geben Anlass, die Bedro- hungslage für die Bundesrepublik zu analysieren. Vor dem Hintergrund ei- nes gestiegenen Einschleppungsrisikos in das Gebiet der Europäischen Union und damit auch nach Deutschland er- scheint Aufklärungsarbeit zu dieser Tierseuche, die in Deutschland noch nie festgestellt wurde, dringend gebo- ten. Die Afrikanische Schweinepest wird durch ein DNA-Virus aus der Familie der Asfarviridae (ASPV) verursacht. Neben Haus- und Wildschweinen sind zumindest in Afrika auch Lederzecken der Gattung Ornithodorus in den Infek- tionszyklus involviert. Wie die Klassi- sche Schweinepest, von der die ASP kli- nisch nicht zu unterscheiden ist, kann auch die ASP mit sehr variablen Krank- heitsbildern einhergehen. Die in den transkaukasischen Ländern (Georgien, Armenien und Aserbaidschan) und der Russischen Föderation vorherrschen- den Virusstämme sind für Schweine al- ler Altersstufen hoch virulent und ver- ursachen eine Mortalität von nahezu 100 Prozent. Da die Einfuhr lebender Schweine und frischen Schweinefleisches aus der Russischen Föderation und den ande- ren betroffenen Ländern in die Eu- ropäische Union gegenwärtig nicht ge- stattet ist, geht ein vorherrschendes Einschleppungsrisiko des Erregers ins- besondere von im Personen- und Güter- reiseverkehr mitgeführten ASPV-konta- minierten Lebensmitteln bzw. Speise- abfällen aus. Weiterhin können konta- minierte und unzureichend desinfizierte Transportfahrzeuge, die aus betroffe- nen Gebieten zurückkehren, ein erhöh- tes Einschleppungsrisiko darstellen.

Die Afrikanische Schweinepest in Osteuropa – eine Gefahr auch für

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AbstractAfrican swine fever in Eastern Euro-pe – a threat also for German pig holdings?Key words: African swine fever – cur-rent situation – epidemiology – risk ofincursion – risk assessmentThe occurrence and almost unhinderedspread of African swine fever (ASF) inTrans-caucasian countries and theRussian Federation gives reason toanalyze the level of threat for the Ger-man pig population. In view of a pos -sible risk of introduction into the Euro-pean Union, disease awareness cam-paigns and disease recognition training

is urgently required, especially sinceASF has never been reported in Ger-many. ASF is caused by a large, com-plex DNA virus of the Asfarviridae family. Beside domestic pigs and wildboar, soft ticks of the genus Ornitho-dorus are involved in the infection cycle, especially in Africa. Like classi-cal swine fever (CSF), ASF can be as-sociated with a wide range of clinicalsyndromes. Based on clinical signs on-ly, discrimination of ASF and CSF isimpossible. The virus strains prevailingin the Trans-caucasian countries andthe Russian Federation are currentlyhighly virulent indiscriminately both

for domestic pigs and wild boar. Morta-lity may reach up to 100 % in pigs of allages. As legal animal movements andthe transport of pig products from Rus-sia into the EU are not possible, the in-troduction risk rests with food wasteand passenger traffic. Moreover, insuf-ficiently disinfected transport vehiclesreturning from the Russian Federationand other affected countries pose anadditional risk to the German pig popu-lation.

1 Einleitung

Mit der Afrikanischen Schweinepest(ASP) befindet sich zurzeit eine gefähr-liche Tierseuche auf dem Vormarsch.Seit dem ersten Auftreten der ASP inGeorgien im Jahre 2007 breitete sichdie Seuche in kurzer Zeit in die Nach-barstaaten Armenien und Aserbaid-schan sowie in große Teile der Russi-schen Föderation aus. Dort traten seit-her multiple Seuchenausbrüche auf, diegegenwärtig eine vorherrschende Aus-breitungstendenz in nördliche Richtungzeigen. Die bisherige Ausbreitungs -geschwindigkeit lag nach Angaben desrussischen Veterinärdienstes im Durch-schnitt bei ca. 350 km pro Jahr und istin hohem Maße besorgniserregend (N.Vlasov und D. Kolbasov, persönlicheMitteilung, 2011).Im Jahr 2011 gab es schließlich mehre-re Ausbrüche in der Nähe der Außen-grenzen der Europäischen Union (EU).Viele dieser Ausbrüche offenbartenweitreichende Probleme bezüglich derFrüherkennung, der Seuchenanzeigeund der Durchführung von Seuchen-bekämpfungsmaßnahmen. Nach Einschätzung der Ernährungs-und Landwirtschaftsorganisation der

Tierärztl. Umschau 66, 291 – 296 (2011)

Aus dem Friedrich-Loeffler-Institut: 1Institut für Virusdiagnostik, Greifswald – Insel Riems,2Institut für Epidemiologie, Wusterhausen

3Arbeitsgruppe Internationale Tiergesundheit, Greifswald – Insel Riems

Die Afrikanische Schweinepest in Osteuropa –eine Gefahr auch für deutsche Schweinebestände?

von Sandra Blome1, Matthias Kramer2, Detlef Höreth-Böntgen2, Franz J. Conraths2, Klaus Depner 3, Wolfgang Böhle3, Yvonne Gall2, Thomas Selhorst 2, Andreas Micklich2, Christoph Staubach2, Doris Kämer 2 und Martin Beer 1

(2 Abbildungen, 1 Tabelle, 10 Literaturangaben)Kurztitel: Übersicht zur Afrikanischen Schweinepest

Stichworte: Afrikanische Schweinepest – aktuelle Situation – Einschleppungsrisiko – Epidemiologie – Risikobewertung

ZusammenfassungDas Auftreten und die seit dem Jahr2007 stattfindende rasche Ausbreitungder Afrikanischen Schweinepest (ASP)in transkaukasischen Ländern, Teilender Kaukasusregion der Russischen Föderation sowie Ausbrüche in ande-ren Gebieten des europäischen Teilsvon Russland geben Anlass, die Bedro-hungslage für die Bundesrepublik zuanalysieren. Vor dem Hintergrund ei-nes gestiegenen Einschleppungsrisikosin das Gebiet der Europäischen Unionund damit auch nach Deutschland er-scheint Aufklärungsarbeit zu dieserTierseuche, die in Deutschland nochnie festgestellt wurde, dringend gebo-ten. Die Afrikanische Schweinepest wirddurch ein DNA-Virus aus der Familieder Asfarviridae (ASPV) verursacht.Neben Haus- und Wildschweinen sindzumindest in Afrika auch Lederzeckender Gattung Ornithodorus in den Infek-tionszyklus involviert. Wie die Klassi-sche Schweinepest, von der die ASP kli-

nisch nicht zu unterscheiden ist, kannauch die ASP mit sehr variablen Krank-heitsbildern einhergehen. Die in dentranskaukasischen Ländern (Georgien,Armenien und Aserbaidschan) und derRussischen Föderation vorherrschen-den Virusstämme sind für Schweine al-ler Altersstufen hoch virulent und ver-ursachen eine Mortalität von nahezu100 Prozent. Da die Einfuhr lebender Schweine undfrischen Schweinefleisches aus derRussischen Föderation und den ande-ren betroffenen Ländern in die Eu-ropäische Union gegenwärtig nicht ge-stattet ist, geht ein vorherrschendesEinschleppungsrisiko des Erregers ins-besondere von im Personen- und Güter-reiseverkehr mitgeführten ASPV-konta-minierten Lebensmitteln bzw. Speise -abfällen aus. Weiterhin können konta-minierte und unzureichend desinfizierteTransportfahrzeuge, die aus betroffe-nen Gebieten zurückkehren, ein erhöh-tes Einschleppungsrisiko darstellen.

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Vereinten Nationen (Food and Agricul-ture Organization, FAO) wird die ASPinzwischen zu einer globalen Proble-matik und stellt nicht nur für Europa ei-ne Bedrohung dar.Vor dem Hintergrund des Einschlep-pungsrisikos in die EU ist es erforder-lich, in Deutschland Aufklärungsarbeitzu dieser gefährlichen Tierseuche zuleisten, um die Personenkreise, die be-ruflich oder gewerblich mit lebendenSchweinen, Schweinefleisch bzw.Schweinefleischerzeugnissen oder -zu-bereitungen umgehen, zu sensibilisie-ren. Dies ist umso notwendiger, da dieKrankheit in Deutschland bisher nochnie aufgetreten ist und Erfahrungen inder Bekämpfung der ASP fehlen.Darüber hinaus sind bei einem etwai-gen Vorkommen der ASP im Bundesge-biet wesentlich weitreichendere be-triebs- und volkswirtschaftliche Aus-wirkungen als bei der KlassischenSchweinepest (KSP) zu befürchten, da,von Ausnahmetatbeständen abgesehen,insbesondere erheblich längere Stand-still-Zeiten in Restriktionsgebieten(Sperrbezirke und Beobachtungsgebie-te) vorgeschrieben sind (Verordnungzum Schutz gegen die Schweinepestund Afrikanische Schweinepest; Ano-nymus, 2005).In diesem Zusammenhang sollen hierdie Charakteristika dieser Erkrankung,die aktuelle Situation und die wichtig-sten Risikofaktoren für die Einschlep-pung in die EU und speziell nachDeutschland dargestellt werden.

2 Erregereigenschaften und Klinik

Die Afrikanische Schweinepest (ASP)wird durch ein großes, komplexes DNAVirus aus dem Genus Asfivirus der Familie Asfarviridae (»ASFAR« stehtfür »African Swine Fever And Relatedviruses«) verursacht (Dixon et al.,2005). Sie gehört aufgrund ihrer im-mensen sozio-ökonomischen Folgen,insbesondere für Exportnationen, zuden wichtigsten viralen Erkrankungendes Schweins. Ausbrüche von ASP inbisher nicht betroffenen Ländern oderRegionen sind an das Tierseuchen-Nachrichtensystem ADNS der Eu-ropäischen Kommission sowie eben-falls als Dringlichkeitsmeldung derWeltorganisation für Tiergesundheit(OIE) zu melden (Penrith u. Vosloo,2009).

2.1 Virus und ÜbertragungDas Virus der ASP (ASPV) ist das ein-zige bekannte Virus mit einem DNA-Genom, das man als Arbo-Virus (ar-thropod-borne-virus) bezeichnen kann(Kleiboeker u. Scoles, 2001). NebenHaus- und Wildschweinen als Reser-voirtierarten sind zumindest in Afrikaauch Lederzecken der Gattung Or-nithodorus als Arthropodenvektoren inden Infektionszyklus involviert. Dortexistiert ein geschlossener Zyklus zwi-schen afrikanischen Wildschweinen(v.a. Warzen- und Buschschweinen)und Lederzecken (Ornithodorus mou-bata), die sich bei der Blutmahlzeit aneinem virämischen Schwein infizierenkönnen und das Virus dann sowohltransstadial als auch transovariell über-tragen können.Lederzecken sind nachtaktiv, blind undaufgrund ihrer speziellen Lebensweiseschwer ausfindig zu machen. Währenddes Tages verbergen sie sich in allen Ar-ten von winzigen Spalten und Rissen inWänden oder im Boden. Die relativkurze Blutmahlzeit (selten länger als ei-ne Stunde) nehmen sie gewöhnlich nurwährend der Nachtzeit auf, wenn dievon ihnen befallenen Wirtstiere schla-fen. Lederzecken sind sehr wider-standsfähig gegen Austrocknung undVerhungern und können über Jahre oh-ne eine Blut-Mahlzeit überleben, siebleiben aber dennoch ansteckend. Afrikanische Wildschweine könnendas Virus über längere Zeit in sich tra-gen, ohne klinisch zu erkranken, undstellen daher das Reservoir des Virusdar. Über infizierte Zecken oder direk-ten Kontakt mit Wildschweinen kanndas Virus in Hausschweinebestände ge-langen. Letzteres trifft vor allem in Re-gionen zu, in denen Hausschweine

halb-wild und freilaufend gehaltenwerden (z. B. Tansania, Mozambik undMalawi). In der Hausschweinepopula-tion verbreitet sich das Virus vor allemüber direkten und indirekten Kontaktmit infizierten Tieren, wobei insbeson-dere dem Kontakt mit Blut bzw. blut-haltigen Ausscheidungen eine großeBedeutung zukommt. Hausschlachtun-gen und Direktvermarktung sind inOst-Afrika ein wichtiger Verschlep-pungsweg.

2.2 Widerstandsfähigkeit und Überle-benszeitenDas ASPV ist sehr widerstandsfähiggegenüber pH-Wert-Änderungen (ins-besondere pH 4-10) und Temperatur -einflüssen.Von besonderer Relevanz für Trans-portfahrzeuge ist die Überlebensfähig-keit in Kot. Diesbezüglich konnte gezeigt werden, dass das Virus inSchweinekot über 60–100 Tage infek-tiös bleiben kann.In Serum (oder Zellkulturmedium) istes bei 5 °C im Dunklen für sechs Jahre,bei Raumtemperatur für 18 Monate, bei37 °C bis zu einen Monat und bei 56 °Cfür 3,5 Stunden überlebensfähig, eswird allerdings bei 60 °C in ca. 30 Mi-nuten inaktiviert. Abhängig von der An-wesenheit organischen Materials kannInfektiosität in Serum bei pH 3,1 auchnoch nach 22 Stunden, bei pH 3,9 nachdrei Tagen bzw. bei pH 13,4 nach einerWoche nachgewiesen werden (EFSAScientific Report, 2009). Es ist also zubeachten, dass das Virus auch bei derFleischreifung sehr stabil ist.Weitere exemplarische Daten, die ei-nem Übersichtsartikel (EFSA ScientificReport, 2009) entnommen wurden,sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

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Tabelle 1: Überlebenszeiten von ASPV in unterschiedlichen Materialien (EFSA; 2009; 2010)

Blut Blutkuchen, verwesend 15 Wochen

Blut 4°C 18 Monate

Skelettmuskel 4°C 150 Tage–4°C 104 Tage

Knochenmark –4°C 6 Monate

Entbeintes Fleisch 4°C 150 Tage

Schinken (gesalzen, getrocknet) 4°C 140 Tage

Iberischer Schinken, Serrano Schinken 140 Tage

Parma Schinken 399 Tage

Schweinekot Außentemperaturen 60-100 Tage

Gülle 50 °C/53 °C Mind. 15 Minuten, Inakti-vierung nach 30 Minuten

Material Konditionen Überlebenszeit

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Empfindlich ist das Virus gegenüberChlor-, Iod- und Phenolverbindungen,quaternären Ammoniumverbindungen,Lipidlösungsmitteln, Detergenzien undoxidierenden Agenzien.

2.3 Krankheitsbild, Virulenz undBekämpfungIn Hausschweinen ruft die ASP einhäufig schweres, von der KlassischenSchweinepest nicht zu unterscheiden-des Krankheitsbild hervor. Sie kann so-wohl mit perakuten Todesfällen undschweren hämorrhagischen Syndro-men als auch transienten und chroni-schen Erkrankungsbildern einherge-hen. Selbst inapparente Verläufe wur-den beschrieben. Letztere spielen ins-besondere in Endemiegebieten einegrößere Rolle.Ein Impfstoff ist bisher nicht verfügbar(EFSA Scientific Report, 2009). DerVerhinderung einer Einschleppung derASP in bisher freie Regionen kommteine entscheidende Bedeutung zu, daim Falle der amtlichen Feststellung derASP gegenwärtig nur die Tötung undunschädliche Beseitigung der infizier-ten und ansteckungsverdächtigen Tiereund weitreichende Handelsrestriktio-nen als wesentliches Mittel der Seu-chenbekämpfung zur Verfügung stehen(Anonymus, 2005).Sowohl die Beobachtungen im Feld alsauch Infektionsversuche haben gezeigt,dass der in der Transkaukasusregionund in anderen Teilen der RussischenFöderation vorkommende Virusstammeine hohe Virulenz für Haus- und Wild-

schweine aller Altersklassen besitzt. Inexperimentellen Studien in der Russi-schen Föderation und in Deutschlandlag die Mortalität immer bei 100 Pro-zent.Bei den infizierten Tieren wurdenhauptsächlich Störungen des Allge-meinbefindens beobachtet, wobei dieseSymptome wenig spezifisch waren. Sotrat insbesondere hohes Fieber, beglei-tet von Apathie bis hin zur Somnolenz,Anorexie und Zyanose der Akren beiErregung auf. In einigen Fällen kamenwässrige bis blutige Diarrhöe undAtemprobleme als weitere Komplika-tionen hinzu (Abb. 1).

3 Aktuelle Seuchensituation

3.1 Übersicht weltweite SituationDie ASP ist in den meisten LändernAfrikas südlich der Sahara endemischund flammt dort immer wieder epide-mieartig auf. Darüber hinaus waren inden 1980er Jahren einige Länder Süd -amerikas und der Karibik betroffen, wodie Erkrankung jedoch getilgt werdenkonnte.In Europa trat die Seuche wiederholtbis Ende der 1990er Jahre auf der Iberi-schen Halbinsel (in Spanien bis 1994und in Portugal bis 1999) auf. Es wer-den jedoch immer noch vereinzelt Ausbrüche auf der italienischen InselSardinien gemeldet.Einzelne Ausbrüche wurden in der Vergangenheit auch in Belgien (1985),den Niederlanden (1986), Frankreich(1974) und Malta (1978) verzeichnet

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(Dixon et al., 2004; WAHID Interfaceder OIE, 2011, Stand: 08. 06. 2011).Während die ASP in den meisten europäischen Ländern erfolgreichbekämpft werden konnte, ist die Er-krankung auf Sardinien inzwischen en-demisch und betrifft dort sowohl Haus-als auch Wildschweine. In Deutschlandist die ASP noch nie aufgetreten.

3.2 Epidemiologische Entwicklung imKaukasus und in der Russischen Fö-derationIn der Transkaukasusregion und ande-ren Teilen der Russischen Föderationentwickelte sich die epidemiologischeSituation wie folgt:Am 18. Mai 2007 meldete der georgi-sche Veterinärdienst das Auftreten vonfünf Ausbrüchen mit dem porcinen Cir-covirus vom Typ 2 (Postweaning Multi-systemic Wasting Syndrome – PMWS),wobei zunächst KSP und ASP durchdie georgischen Veterinärbehörden aus-geschlossen wurden. Bereits zu diesemZeitpunkt wurden 3.000 verdächtigeTiere unschädlich beseitigt. WeitereUntersuchungen am OIE Referenz -labor in Pirbright (Vereinigtes König -reich) erbrachten jedoch am 4. Juni2007, dass es sich um ASP handelte(WAHID Interface der OIE, 2011,Stand: 08. 06. 2011).Innerhalb weniger Wochen breitete sichdie Seuche landesweit aus und erreichtebereits im Juli die nordkaukasische au-tonome Region Abchasien (WAHID In-terface der OIE, 2011, Stand: 08. 06.2011).Unmittelbar nach dem Bekanntwerdender ersten Ausbrüche wurden Hilfsmis-sionen von der OIE, der FAO, der EUsowie aus anderen Staaten wie denUSA und der Schweiz in die betroffe-nen Regionen entsandt.Im November 2007 wurde bei fünfWildschweinen im tschetschenischenGrenzgebiet zu Georgien die ASP fest-gestellt. Im Juni 2008 wurde dann überdie Ausbreitung und Einschleppung inHausschweinebestände in Nord-Osse-tien berichtet. Seitdem breitete sich dieASP immer weiter in der Nordkauka-sus-Region im Süden der RussischenFöderation aus und wurde sowohl beiWildschweinen als auch bei Haus-schweinen festgestellt.Anfang des Jahres 2008 meldete derVeterinärdienst Aserbaidschans einenAusbruch der ASP in der nördlich gele-genen Region Galaba unweit der Gren-

Abb. 1: Klinische Symptome der ASP nach Infektion mit einem hochvirulentenASPV-Isolat. Neben einer ausgeprägten Störung des Allgemeinbefindens und hohem Fieber treten vor allem zirkulatorische Symptome auf (Zyanose, Taumeln).

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ze zur Russischen Föderation. Als In-fektionsursache wurden Verschleppun-gen über belebte und unbelebte Krank-heitsüberträger angenommen. Im wei-teren Verlauf des Jahres 2008 kam es zuacht Ausbrüchen bei Wildschweinen inTschetschenien, Nord-Ossetien und In-guschetien sowie insgesamt 37 Aus-brüchen in Hausschweinebeständen.Letztere betrafen Nord-Ossetien, Stav -ropol und Krasnodar sowie Orenburg.Der Seuchenzug setzte sich auch in denFolgejahren fort: 2009 wurden weitere19 Ausbrüche bei Wildschweinen inden Gebieten Rostow, Dagestan,Tschetschenien und Krasnodar und 35Ausbrüche in Hausschweinebeständenin den Gebieten Rostow, Dagestan,Kalmykische Republik, Nord-Ossetienund Stavropol an die OIE gemeldet undes kam zu einem Ausbruch in einemlandwirtschaftlichen Betrieb der russi-schen Streitkräfte in der Nähe von St.Petersburg (Oblast Leningrad), 1.500km vom Südkaukasus entfernt.Im Jahr 2010 wurden weitere 18 Aus-brüche bei Wildschweinen in den Ge-bieten Adygeya, Astrachan, Karat-schai-Tscherkessien, Krasnodar, Ro-stow und Dagestan sowie 59 Ausbrüchein Schweinehaltungen in den GebietenKalmykien, Berg-Karabach, Adygeya,Wolgograd, Astrachan, Karatschai-Tscherkessien, Nischni-Nowgorod,Krasnodar, Rostow, Stavropol und Le-ningrad an die OIE gemeldet. Auch indiesem Jahr kam es wieder zu drei Aus-

brüchen in Kleinsthaltungen im Lenin-grader Gebiet. Darüber hinaus wurdeim Oktober 2010 auch ein weitererAusbruch bei Wildschweinen in Ar-menien gemeldet, der die Provinz Wa-joz Dsor betraf.Seit Beginn des Jahres 2011 wurden biszum 25. Mai bereits acht Ausbrüche beiWildschweinen in den Gebieten Ro-stow, Adygeya, Krasnodar und Karat-schai-Tscherkessien sowie 13 Aus-brüche in Schweinehaltungen in denGebieten Rostow, Wolgograd, Krasn-odar, Nischni Nowgorod, Leningrad,Murmansk, Archangelsk und im OblastTwer an die OIE gemeldet (WAHID In-terface der OIE, 2011, Stand: 08. 06.2011). Eine Ausbruchsmeldung im Ge-biet von Kaliningrad vom 10. Februarhat sich glücklicherweise nicht be-stätigt (D. Kolbasov, persönliche Mit-teilung, 2011). Eine zusammenfassen-de räumliche Darstellung der epide-miologischen Situation der ASF beiHaus- und Wildschweinen in den Jah-ren 2007 bis Mitte 2011 ist aus Abbil-dung 2 ersichtlich.

3.3. Bilanz zur epidemiologischen Si-tuation in der Russischen FöderationNach Aussage der russischen Behördengelingt es derzeit nicht, die Ausbreitungder ASP vom Süden der Russischen Föderation in Richtung Norden zu ver-hindern. Die Fernverbreitung der Seu-che scheint häufig im weiteren Sinnemilitär-assoziiert zu sein.

Es bleibt festzuhalten, dass bestimmteRegionen durch ein intensiveres Seu-chengeschehen charakterisiert sind,wobei nicht nur Ausbrüche in Schwei -nehaltungen auftreten, sondern auch ver-mehrt Ausbrüche in der Wildschwein-populationen festgestellt wurden. Hiersind besonders die Gegenden um Rostow, Nord-Ossetien und Krasnodarerwähnenswert, wobei in der RegionRostow fast die Hälfte aller seit Sep-tember 2009 an die OIE gemeldetenAusbrüche auftraten, gefolgt von Kras-nodar. Besonders besorgniserregendsind die Ausbrüche im weiter nördlichgelegenen Wolgograd, in Nizhny Nov-gorod, das östlich von Moskau an -nähernd auf derselben geographischenBreite liegt, der erneute Eintrag in dasGebiet von St. Petersburg, die Aus-brüche in Archangelsk und vor allemder Ausbruch in Murmansk. Der jüng-ste Ausbruch im Oblast Twer gibt eben-falls Anlass zur Sorge. Es besteht das Risiko, dass die Seucheauch in die Europäische Union einge-schleppt werden kann.

4 Risikofaktoren und Bewertung

Im Auftrag der Europäischen Kommis-sion befasste sich die Europäische Le-bensmittelbehörde (European Food Sa-fety Authority; EFSA) jüngst mit:a) der Bedeutung des Auftretens und

dem Risiko einer Endemie der ASPin den EU-Nachbarstaaten,

b) der Möglichkeit, dass die ASP inHausschweinebeständen der EU endemisch werden und sich in denWildschweinepopulationen selbsterhalten könnte und

c) der Rolle von Vektoren bei der Ver-breitung und Erhaltung der ASP(EFSA Scientific Opinion, 2010).

Für die Bewertung des Risikos wurdendie Risikostufen wie folgt definiert: – Vernachlässigbar = die Eintrittswahr-

scheinlichkeit ist so niedrig, dass sieignoriert werden kann oder das Ein-treten ist nur unter außergewöhnli-chen Umständen möglich

– Niedrig = das Auftreten ist in einigenFällen eine Möglichkeit

– Moderat = das Auftreten ist eineMöglichkeit

– Hoch = das Auftreten ist eine offen-kundige Möglichkeit

Begleitet wurden diese Risikostufenvon einer Angabe der Unsicherheit die-ser Schätzung, die vor allem auf der

Abb. 2: Entwicklung der epidemiologischen Situation bei ASP vom 01.01.2007 bis09.06.2011 unter Berücksichtigung der betroffenen geographischen Regionen beiHausschweinehaltungen (rot) und Wildschweinen (blau schraffiert) und Einbezie-hung der Ausbruchs- bzw. Fallzahlen (Quelle: WAHID Interface der OIE, 2011).

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Datenlage beruhte (niedrig, moderat,hoch). Die resultierende Risikobewertung lässt sich wie nachfolgend dargestelltzusammenfassen (EFSA Scientific Opi-nion, 2010; Wieland et al., 2011).

4.1 Risiko einer Endemie in der EUDas Risiko, dass die ASP in der Kauka-susregion und Russland endemischbleibt, wird als moderat eingestuft. DasRisiko der Verbreitung in diesen Regio-nen wird dagegen als hoch einge-schätzt. Daraus folgt ein moderates Ri-siko des Eintrages der ASP aus diesenRegionen in die EU, wobei das Risikohauptsächlich von Speiseabfällen (z.B.Reiseproviant im grenzüberschreiten-den LKW- und PKW-Verkehr) ausgeht.Das Risiko, dass die Erkrankung in denWildschweinepopulationen endemischbleibt, und das sich daraus ergebendeRisiko der Einschleppung in die EUwerden als niedrig für die Kaukasusre-gion und als moderat für die RussischeFöderation angesehen. Der Unterschiedergibt sich aus der höheren Popula -tionsdichte des Schwarzwildes in derRussischen Föderation und den mögli-cherweise mit der EU verbundenenMetapopulationen.

4.2 Risiken für eine Endemisierungbei Haus- bzw. WildschweinenNach Meinung der EFSA wären inner-halb der EU hauptsächlich frei lebendeSchweine und Schweinehaltungen mitlimitierter Biosicherheit einer ASPV-Exposition durch Speiseabfälle zu-gänglich. Sollte die ASP in diesen Sek-tor eingetragen werden, ist das Übertra-gungsrisiko vor der Entdeckung insbe-sondere durch Tierbewegungen, Perso-nenkontakte und Transportfahrzeugehoch. In Betrieben mit hoher Biosicher-heit wäre das Übertragungsrisiko nachEinschätzung der EFSA-Experten mo-derat. Das Risiko einer Endemie in der Haus-schweinepopulation wird als vernach-lässigbar für Betriebe mit hohem Bio -sicherheitsstandard und als niedrig fürBetriebe mit niedriger Biosicherheitangesehen. Dies gründet auf der An-nahme, dass die Bekämpfungsmaßnah-men gegebenenfalls effektiv umgesetztwürden. Für freilaufend gehalteneSchweine könnte dieses Risiko höhersein (moderat), insbesondere aufgrunddes schwierigeren Zugangs zu den Tie-ren, eines möglichen Kontaktes mit

Wildschweinen bzw. einer Nicht-Ein-haltung des Verbringungsverbotes.Das Endemierisiko in der Wildschwei-nepopulation wird in der EU als mode-rat angesehen, insbesondere in Regio-nen mit zusammenhängenden Popula-tionen.

4.3 Risiken durch VektorenAufgrund ihres langen Lebenszykluskönnen Ornithodorus Zecken des Erra-ticus-Komplexes für die Erhaltung lo-kaler Foci der ASP von Bedeutung sein,insbesondere in traditionellen Hal-tungssystemen, die sich im Verbrei-tungsgebiet der Zecken befinden.Für die geographische Ausbreitung desVirus spielen die Zecken keine aktiveRolle. Darüber hinaus wird das Eu-ropäische Wildschwein (Sus scrofascrofa) aufgrund seiner Lebensweise(keine Höhlen/Baue) nicht von Zeckendieser Arten befallen.

4.4 Qualitative Risikoeinschätzungfür DeutschlandSpeziell für Deutschland wurde einequalitative Risikoeinschätzung zur Ge-fahr der Einschleppung der ASP im Zu-sammenhang mit der Ausfuhr von le-benden Schweinen vorgenommen. Da die Einfuhr lebender Schweine undfrischen Schweinefleisches aus derRussischen Föderation EU-rechtlichnicht gestattet ist, liegt der Fokus aufder möglichen Vektorfunktion zurück-kehrender, kontaminierter und unzu -reichend desinfizierter Tiertransport-fahrzeuge, mit denen zuvor Tiere, ins-besondere Schweine, in die RussischeFöderation transportiert wurden.Zusammenfassend kann gesagt werden,dass bei der Rückkehr leerer Transport-fahrzeuge, mit denen Zuchtschweineexportiert wurden, das Einschleppungs-risiko infolge der höheren Biosicher-heitsmaßnahmen der Zuchtbetriebe alsmäßig eingestuft wird. Für Transportevon Schweinen, die zur Mast bzw. zurSchlachtung exportiert wurden, wirddas Risiko der Einschleppung durchrückkehrende Transportfahrzeuge alsmäßig bis erhöht eingestuft.Insbesondere die Desinfektionsmaß-nahmen bei der Rückkehr der Trans-portfahrzeuge in die EU bedürfen dahereiner näheren Überprüfung. Vor demHintergrund, dass nicht alle gängigenDesinfektionsmittel gegen das ASPVwirksam sind, wird hier Handlungsbe-darf gesehen.

5 Fazit

Die ASP konnte sich in den vergange-nen Jahren von Georgien ausgehend inandere transkaukasische Länder undTeile Russlands nach Norden und We-sten und damit auch in Richtung derbaltischen EU-Mitgliedstaaten bzw.der östlichen EU-Anrainer Ukraine undWeißrussland ausbreiten.Ein Eintragsrisiko ist auch für Deutsch-land nicht von der Hand zu weisen. Ob-wohl keine legalen Eintragswege in dieEU existieren, wird das Risiko insge-samt als moderat eingeschätzt.Das höchste Risiko wird der Einschlep-pung über Speiseabfälle beigemessen.Es ist daher im Rahmen der Krisen-prävention erforderlich, die Personen-gruppen, die Schweine halten oder son-stigen beruflichen oder gewerblichenUmgang mit diesen Tieren haben, zusensibilisieren.Es sei an dieser Stelle daran erinnert,dass der Tierbesitzer die Grenzwerteder Schweinehaltungshygieneverord-nung (SchHaltHygV) zu beachten hatund spätestens bei Überschreitung derMorbiditäts- und Mortalitätsgrenzwer-te durch den Hoftierarzt unverzüglichdie Ursache feststellen zu lassen hat(Anonymus, 1999). Da dabei immerauch auf Schweinepest zu untersuchenist, erfolgt somit die differentialdiagno-stische Einbeziehung der ASP. Wie dasBeispiel der ASP-Feststellung in Geor-gien im Jahr 2007 gezeigt hat, sollteselbst bei positivem Nachweis differen-tialdiagnostisch relevanter Erreger(bspw. Pasteurellen, Salmonellen,PCV-2) gegebenenfalls eine zusätzli-che Abklärung auf ASP erfolgen. Jagdausübungsberechtigte und anderePersonen, die Kontakte zu Wildschwei-nen haben, sollten ebenfalls verstärktan die Gefahren durch ASP und an dieAnzeigepflicht erinnert werden. Da dieWildschweinedichte in Deutschland imVergleich zu vielen anderen europäi-schen Ländern sehr hoch ist, bestehtnicht nur ein vergleichsweise höheresEndemierisiko, sondern auch ein er-höhtes Kontaktrisiko für Hausschwei-nebestände, insbesondere durch blut-kontaminierte Ansteckungsträger.Sollte ASP oder der Verdacht von ASPfestgestellt werden, empfiehlt es sich,sofort umfangreiche Maßnahmen desKrisenmanagements einzuleiten, umdie Infektionsquelle zu identifizieren,die Weiterverbreitung zu verhindern

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O R I G I N A L I E N

und insbesondere die tierschutzrelevan-ten und wirtschaftlichen Auswirkungendurch großflächige und langdauerndeVerbringungssperren zu lindern.Dies ist jedoch nur durch ein rascheskonzertiertes Mobilisieren von Perso-nal und Sachmitteln auf lokaler, regio-naler und Bundesebene möglich. DieBund-Länder-Task-Force Tierseuchen-bekämpfung steht mit ihren Strukturenund das Friedrich-Loeffler-Institut mitseiner diagnostischen und epidemiolo-gischen Expertise zur Unterstützungder zuständigen Behörden zur Verfü-gung.

Literatur1. Anonymus (1999): Verordnung über hygieni-sche Anforderungen beim Halten von Schweinen(Schweinehaltungshygieneverordnung – SchHalt-HygV) vom 07. Juni 1999, zuletzt geändert durch

Artikel 4 der Verordnung vom 17. Juni 2009 (BGBl. I S. 1337). 2. Anonymus (2005): Verordnung zum Schutz ge-gen die Schweinepest und Afrikanische Schwei-nepest (Schweinepestverordnung), in der Fas-sung der Bekanntmachung vom 20. Dezember2005 (BGBl I S. 3547) geändert durch Artikel 4der Verordnung vom 4. Oktober 2010 (BGBl. S.1308).3. Dixon, L. K., Abrams, C. C., Bowick, G., Goat-ley, L. C., Kay-Jackson, P. C., Chapman, D., Li-verani, E., Nix, R., Silk, R., Zhang, F. (2004): Afri-can swine fever virus proteins involved in evadinghost defence systems. Vet Immunol. Immunopa-thol. 100 (3-4), 117-134.4. Dixon, L. K., Escribano, J. M., Martins, C.,Rock, D. L., Salas, M. L., Wilkinson, P. J. (2005):In: Fauquet, C. M., Mayo, M. A., Maniloff, J.,Desselberger, U., Ball, L. A. (Eds.): Virus Taxo-nomy. VIII. Report of the ICTV. Elsevier/Acade-mic Press, London, 135-143.5. EFSA Scientific Report (2009): Scientific re-port submitted to EFSA prepared by Sánchez- Vizcaíno, J. M., Martínez-López, B., Martínez-Avilés, M., Martins, C., Boinas, F., Vial, L., Michaud, V., Jori, F., Etter, E., Albina, E. and Roger, F. on African Swine Fever. 1-141, http://www.efsa.europa.eu/en/scdocs/doc/5e,0.pdf

6. EFSA Scientific Opinion (2010): EFSA Panelon Animal Health and Welfare; Scientific Opinionon African Swine Fever. EFSA Journal 8(3): 149ff, http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/doc/1556.pdf7. Kleiboeker, S. B., Scoles, G. A. (2001): Patho-genesis of African swine fever virus in Ornitho-dorus ticks. Anim. Health Res. Rev. 2 (2), 121-128.8. Penrith, M. L., Vosloo, W. (2009): Review of Af-rican swine fever: transmission, spread and con-trol. J S. Afr. Vet. Assoc. 80 (2), 58-62.9. WAHID Interface der OIE (2011): http://web.oie.int/wahis/public.php?page=home.10. Wieland, B., Dhollander, S., Salman, M., Koe-nen, F. (2011): Qualitative risk assessment in adata-scarce environment: a model to assess theimpact of control measures on spread of AfricanSwine Fever. Prev Vet Med. 99 (1), 4-14.

Korrespondenzadresse:Dr. Sandra Blome, Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Virusdiagnostik,Südufer 10, 17493 Greifswald – InselRiems, [email protected]