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Die Anwendung von Jodmonobromid bei der Analyse von Fetten und Oelen

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Page 1: Die Anwendung von Jodmonobromid bei der Analyse von Fetten und Oelen

He~ 20.

Z e i t s c h r i f t fiir

gntersuchung der Nahrungs- und Genussmittel, sowie der Gebrauchsgegensfitnde.

i I , I

15. Oktober 1901. 4. Jahrgang.

Die Anwendung von Jodmonobromid bei der Analyse yon Fetten und Oelen.

Von

Jos. Hanu~. Mit the i lung aus dem chemischen I n s t i t u t e der b6hmischen technischen

Hochschule zu Prag.

Zur Bestimmung der ungesSttigten Yerbindungen -- der Si~uren C,~H,,._~O~, C,,H~n_40., u. s. w. - - in Fetten und Oelen benutzt man ihr Verhalten zu den Halogenen; diese Verbindungen addiren n~mlich die Elemente der Chlorgruppe im Verhi~ltnisse der unges~ttigten Bindungen, welche sie in ihren Molekfilen ent- halten. Die Menge der addirten Halogene, in Procenten ausgedrtickt, ist dann das Maass aller unges~ttigten SSuren in dem untersuchten Fette, woraus nicht nur auf die Zusammensetzung der fraglichen Substanzen, sondern auch auf ihre anniihernde Menge geschlossen werden kann.

Zur Addition wurden im Laufe der Zeit J o d und B r o m empfohlen. Brom selb~t addirt sich direkt, ohne dass ein HalogeniibertrSger nothwendig wird, wSh- rend bei Jod die Reaktion nur sehr ]angsam vorschreitet und die ungesSttigten Bindungen nut unvollkommen aufgelSst werden; wird jedoch ein Halogeniibertr~ger angewendet, so wird die Addition des Jods eine vollst~ndige, in den meisten F$11en eine quantitative.

Die Arbeit mit den Bromliisungen ist jedoch eine sehr unangenehme, da Brom fortwShrend entweicht, und erfordert auch bei den Versuchen selbst g~- wisse Vorkehrungen, damit nicht durch Verfliichtigungsverluste des Broms die Addition als eine gr(issere erscheint. Aus diesem Grunde land die Bestimmung der Bromzahl keine allgemeine Anfnahme, obschon noch in der neuesten Zeit Versuche angestellt wurden~ welche ihre Anwendung bezwecken, da sie viel weniger Zeit in Anspruch nimmt, als die iibliehe Bestimmung der Jodzahl.

Allgemein anerkannt ist aber flit Fette und Oele die J o d z a h l , zu deren Bestimmung yon Hf ib l im Jahre 1884 eine JodlSsung vorschlug, welche bis jetzt benutzt wird . Die Hiibl ' sche L~isung wird hergestellt durch Vermischen gleicher Raumtheile einer alkoholischen Jodliisung und einer ebensolchen L(isung yon Quecksilberchlorid. Die Additionsgeschwindigkeit dieser Liisung ist indessen nicht so gross, wie die der BromlSsnng, sondern es wird, um konstante Ergebnisse zu erhalten, eine li~ngere Beriihrung mit dem Fette oder Oele nothwendig - -

N. 01. 58

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[ Zeitsehr. f. Untersuchung 914 Jos . H a n u ~ , Die Anwendung yon Jodmonobromid. [d. Nahr.-u. E4enussmittel.

2 bis 24 Stunden - - je nach der Menge und Art der unges~ttigten S/iuren, welche die untersuehte Substanz enthglt, sowie auch nach der Koncentration tier JodlSsung.

Bald wurde abet festgestellt, dass sich die Hiibl 'sche L5sung mit tier Zeit in ihrem Wirkangswerthe ~ndert; die Aenderung des Titers in einem Tage ist schon so bedeutend, class die analytischen Werthe, wenn zu ihren Bestimmungen eine 15.ngere Reaktionszeit erforderlich ist, unrichtig werden. EiIlen Monat alte LSsungen verlieren an ihrem Werthe so viel, dass die Anwendung der doppelten Menge nothwendig wird, damit die Ergebnisse den mtt frischer LSsung erh~ltenen entsprechen.

In Anbetraeht dieser )r der Hflbl'sehen LSsung, ngmlich des fort- w~hrenden Fatlens ihres Titers und der verh~ltnissm~ssig langen Reaktionsdauer, wurde zu ihrer Beseitigung in ersterem Falle eine Aenderung des LSsungsmittels vorgeschlagen, in letzterem die reagirenden Substanzen Jod und Quecksilber durch andere w~rksamere ersetzt. Die grSssere Haltbarkeit der LSsung wollte man er- reichen durch Ersetzung des Aethylalkohols durch Methylalkohol, Aethylacetat, Schwefelkohlenstoff u. s. w., wodurch jedoch nut geringe Vortheile erzielt wurden. Endlich waren diese Bemiihungen mit Erfolg gekrSnt, als W a l l e r empfahl, zu der Hiibl 'sehen L6sung eine bestimmte Menge konc. Satzs~ure hinzuzufiigen; es wurde so eine LSsung erhalten, welche ihren Titer w~hrend zweier Monate nur um 10~ gnderte.

Die LSsung der Frage betreffend die ttaltbarkeit der Hiibl 'schen Jod- 15sung wurde auf ein anderes Feld [ibertragen, als Wi j s ~) die Reaktionen er- kl~rte, welche einerseits bei der Darstellung der LSsung, andererseits wS~hrend l~ngerer Aufbewahrung und bei der Addition selbst stattfinden. Von Hiibl selbst fiigte in Betreff der Addition hinzu, class sich durch Einwirkung seiner LSsung auf die unges~ttigten Yerbindungen ihre Jodchlorderivate bildeten. J. E p h r a i m ~) erk]/~rte diese Reaktion damit, dass in der Hiibl 'schen Jod- 15sung Jodmonochlorid entstehe, das sich mit den Molekfilen tier unges~ttigten S~uren binde, u n d e r empfahl statt tier alten LSsung eine solche yon Jodmono- chlorid in Aethylalkohol, welche jedoch an Haltbarbeit die Htibl 'sche LSsung keineswegs iibertrifft. Aber seinen Gedanken arbeitete W ij s weiter aus und es gelang ihm eine LSsung zu finden, welche auch in dieser Richtung allen Anforderungen votlkomraen entspricht. Er 15ste Jodmonoehlorid in Eisessig, welche LSsung mit unges~ttigten Yerbindungen sofort reagirt und w~hrend tier ersten zwei Tage unver~ndert bleibt. O. A s e h m a n n 3) l~sst jedoch auch diese LSsung 24 Stunden auf die Oele einwirken. Die Darstellung der LSsung ist aber sehr langwierig und unangenehm, besonders, wenn es sich um grSssere Mengen derselben handelt.

1) Zeitschr. angew. Chem. 1898, 291; Ber. Deutsch. Chem. Ges. 1898, 81, 750; diese Zeitscln'. 1898, 1, 559, 561; vergL ferner 1899, 2, 721 u. 1900, 8, 275.

2) ZeitGschr. angew. Chem. 1895, 254. 8) Chem.-Ztg. 1898, 2~, 59, 70--72; diese Zeitschr. 1898, 1, 262.

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4. Jahrgang. ] 15.0ktober 1901.] JOS. Hanu~, Die Anwendung yon Jodmonobromid. 915

Ich suehte daher eine Verbindung aufzufinden, welche gleiche chemische Eigenschaften wie das Jodmonochlorid hat und an SchnelligkeiV der Addition diesem gleichkommt. Diese land ich in der Verbindung des Jods mit Brom~ im J o d m o n o b r o m i d , welches zum Unterschiede yore Jodmonochlorid lest ist, so dass die Darstellung der LSsung eine sehr einfache und schnelle Operation ist. Diese bekannte Verbindung wird durch gegenseitige Einwirkung yon Brom auf Jod im u ihrer Atomgewichte erhalten. In ein Becherglas mit feingeriebenem Jod (20g) t~sst man aus einem" Scheidetrichter unter "Riihrung und Kiihlung (auf 5 bis 8 ~ damit die Verdampfung des Broms nicht bedeutend wird) all- mi~hlich Brom (13 g) hinzufliessen. Dutch jeden Tropfen Brom bildet sieh eine feste Substanz, so dass man tiichtig riihren muss, damit nicht die ganze Masse plStzlich fest wird und dadurch ein Theil des Jodes der Reaktion entgeht. Nach Beendigung der Reaktion, welche etwa 10 Minuten verlangt, wird das Reaktions- produkt, welches einige Zeit lang noeh rothe D~mpfe entwickelt, die man aus dora Becherg]ase ebenso wie das iiberschiissige Brom durch einen starken Kohlens~urestrom vertreiben kann~ in ein Glasgefiiss mit eingeschliffenem Glas- stopfen eingeftillt. Das so dargestellte Jodmonobromid ist eine graue krystal- linische, metallgl~inzende Substanz, 15slich in Aethyla]kohol und Eisessig, in wohl- verschlossenen Gef~ssen aufbewahrt vollkommen haltbar. Aus den oben ange- fiihrten Jod- und Brommengen enth~lt man 30g Jodmonobromid. Das Reagens zur Addition wird am besten dargestellt durch LSsen yon 10g Jodmonobromid in 500 ccm Eisessig in einer Reibschale.

Eine meinem Reagens ~hnliche LSsung ist die von B el l i e r I), Dieser bereitet aber seine LSsung durch direktes LSsen yon bestimmten Mengen Jod, Brom und Quecksilberchlorid in Eisessig und benutzt die so erhaltene LSsung zur Titration der unges~ttigten Verbindungen in Fetten und Oelen.

Die dargestellte LSsung yon Jodmonobromid wurde auf ihren Wirkungswerth, ihre Haltbarkeit, sowie auf ihre Reaktionsgeschwindigkeit untersucht. Behufs E r m i t t e l u n g des T i t e r s wurde das Brom in der LSsung durch die ~qui- valente Menge Jod ersetzt, indem zu 20ccm der JodbromlSsung 15ccm Jod- kaliumlSsung (1: 10) hinzugefiigt wurden und naeh dem Vermischen mit unter- schwefligsaurem Natrium yon bekanntem Titer ohne Stiirkezusatz titrirt, da der Farbumschlag yon der gelben Farbe in klare farblose Fliissigkeit ein sehr auffa|lender ist. Es werden etwa 50 ccm NatriumthiosulfatlSsung (lccm ~ 10 mg Jod) verbraueht, die etwa 500 mg Jod entsprechen.

Die H a l t b a r k e i t der LSsung geht aus folgender Versuehsreihe hervor: In eine Reagensflasche wurden 200 cem JodbromlSsung, deren Koncentration bestimmt war, abgemessen und dann nach Verlauf bestimmter Zeiten - - nach einem Tage, zwei Tagen, einer Woche, ~ierzehn Tagen, endlich in monatlichen Zwischen- rgumen 20 ccm der LSsung herausgenommen und titrirt. Die Ergebnisse waren folgende: 20ccm frisch bereiteter LSsung enthielten an Jod:

1) Annal. chim. analyt. 1900, ~, 128--131; diese Zeitschr. 1900, 8, 772. 58*

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[Zeitsehr. f. Untersuchung 916 Jos. Hanu~, Die Anwendung yon Jodmonobromid. [d.l~ahr.-u.Genussmittel.

Zu Beginn des Versuches 577,4 mg Nach 1 Mona~ 540,2 mg Nach 1 Tage . . . . . 577,4 ~ , 2 Monaten . . 535,4 ,

2 Tagen . . . . 577,0 ~ , 3 , 525,2 7 , . . . . 569,0 ~ ~ 4 , . 516,6

, 14 , . . . . 559,5 ,

Die K o n c e n t r a t i o n ha t t e sich also b innen zwei Tagen n icht ge~nder t , wenn der Veri i f icht igung vorgebeugt wurde ; die Un te r sch iede nach 1 bis 2 Wochen

be t r agen nur 2,4 bis 3,8 ~ und nach der ganzen Versuchszei t Yon 4 Mona ten nur 10 ~ W e n n m a n die H a l t b a r k e i t der JodbromlSsung mi t j e n e r de r H i i b l ' -

schen LSsung , de ren T i t e r b innen e inem T a g e , wie ich selbst fes ts te l l te , um

8 mg Jod zuri ickgeht , so dass schon nach 14 Tagen die Abnahme 1 0 % bet r~gt ,

verg le icht , so e rkenn t m a n gleich das Uebergewich t der e r s t e r en LSsung fiber die H i i b l ' s c h e . A b e r die JodbromlSsung is t auch bes t~ndiger ,a ls d ie

W a l l e r ' s c h e LSsung, welche im Laufe eines Monats um 4,8~ abn immt .

Die we i te re F r a g e der R e a k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t wnrde an

zwei Oelsor ten gepr i i f t , an einem O d e mi t e iner Jodzahl nahe 1 0 0 , und "m einem anderen Oele m i t e iner Jodzahl fiber 150. Es wurden verwendet SesamSl

und LeinS1. Der Versuch wurde in fo lgender W e i s e ausgeff ihr t : 1 g SesamS1

bezw. LeinS1 wurde in e iner wei tha ls igen Reagensf iasche mi t gu tsch l iessendem

Glass topfen abgewogen, in 50 ccm Chloroform gelSst und mi t 200 ccm J o d -

bromlSsung versetz t . Aus der MisChung wurden nach bes t immten Ze i t en j e 25 ccm he rausgehoben und nach Hinzuf i igen yon 15 ccm Jodka l iumlSsung das

nnve rb rauch t e Ha logen t i t r i r t . 25 cem dieser Mischung en t sp rachen a b e t 0,1 g

Oel~), und 20 ccm JodbromlSsung , die 57,3 ccm Nat r iumth iosuf fa t lSsung e r ro r -

de r t en (1 ccm Na~S~08 ~--- 9,56 mg J). Die Ergebn i sse d ieser u waren

folgende : Sesams1 LeinOl

Nach 3 Minugen wurden verbrauch~ 46,40 ccm Na2S~O3 35,65 ccm Na2S~O3 , 5 ~ , ~ 46,I5 , ~ 34,40 ,

10 , , , 46,10 , , 33,45 , , , 15 , , , 46,10 ,, , 33,40 , , , 30 ~ , , 46,10 , , 33,45 , , , 60 . , , 46,15 , , 33,40 , , , 90 , , , 46,10 ~ , 33,40 , ,

120 ~ , , 46,10 , , 33,40 , ,

also Jodzahl . . . . . . . . . 107,07 171,12

Es ist , wie m a n aus d iesen ~e r suchse rgebn i s sen ers ieht , d ie A d d i t i o n b e i

F e t t e n a n d Oelen mi t e iner Jodzahl , d ie k l e ine r als 110 ist, schon nach 5 Minu ten , bei den Oelen m i t grSsserer Jodzah l nach l 0 Minuten schon vol lkommen beendig t , d a

nach Ablauf d ieser Zei ten die Menge des u n v e r b r a u c h t e n Halogens in ccm

Natr iumthiosulfa t l i~sung ausgedr i ick t , sich i i be rhaup t n ieh t ~nder t . Es i s t also anch

der ande ren Anforde rung Genfige ge le i s te t , dass die neue LSsung sehnel le r

~) Die etwaige Volumver~tnderung wurde, weil ohne Belang, nicht in Rechnung gezogen.

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4. Jahrgang. ] 15. Oktober 1901.J Jos. Hanuw Die Anwendung yon Jodmonobromid. 917

einwirken soll, als die alte Hi ibl ' sche LSsung. Es bleibt nun noch die weitere Frage often, ob und in wieweit die Versuchsergebnisse, welche mit der Jodbrom- 15sung ermittelt werden, mit den in allgemeinem Gebrauche befindlichen Jod- zahlen iibereinstimmen und ob sich nicht vielleicht eine Aenderung der alten Z~hlen als nothwendig erweisen diirfte, was natiir]ieh die Analyse der Fette und Oele nur mmSthig ersehweren wiirde. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden Versuche mit versehiedenen Fetten und Oelen angestellt und zugleich die Versuehs- bedingungen ermittelt, bei welchen konstante Additionszahlen erhalten werden, sowie auch auf die MSglichkeit einer Substitution Rficksicht genommen, welche bei der Bestimmung der Bromzahl ziemlich bedeutend ist. Um die Ergebnisse, welche mit der JodbromlSsung gefunden wurden mit den mittelst der H fibl'schen LSsung erhaltenen vergleichen zu kSnnen, wurde nach der: zur Bestimmung der Jodzahl gegebenen allgemeiu giltigen Vorschrift vorgegangen, besonders wurden die angegebenen Mengen der Fette und Oele eingehalten und auf die noth- wendige Menge des LSsungsmittels sowie einen geniigenden Uebersehuss des Reagenses geachtet. Die Zeit der Einwirkung der H iibl 'sehen LSsung betrug 4 Stunden, wobei der Titer der LSsung stets vor und naeh dem Versuehe bestimmt wurde, w~Lhrend das Oel mit der JodbromlSsung unter zeitweiligem Sehiitteln 10 unter Umstiinden 15 Minuten in Berfihrung gelassen wurde, worauf der Uebersehuss des Halogens in oben angefiihrter Weise ermittelt wurde. Es wurden fiir versehiedene Oelsorten folgende Jodzahlen erhalten:

Bezeichnung des

Fettes

Kokosbu~ter Butter PalmS1 Schweinefe~t Oelsaure (gewtihnliche) OlivenM RicinussS1 ArachisS1 (Erdnuss61)

LSsung

des Jodmonobromids

9,13 ; 8,92 ; 9,06 30,55 ; 30,60 48,62 ; 48,60

56,94 83,54 ; 83,09 83,19 ; 83,40

83,93 88,47 ; 88,50

von Ht ib l

9,03 30,78 49,46 56,40 82,50 82,70 84,43 88,36

Bezeichnung des

Fettes

Rfibs1 Mandel(il SesamM BaumwollsamenS1 MohnS1, alt

frisch Hanf61 Lein(il

L6sung

de8 Jodmonobromids

98,52; 98,67; 99,15 102,87; 102,4; 102,46 107,5; 107,8; 107,48 109,6; 109,2; 109,25

122,6 135,25

138,6 ; 139,1 ; 171,36; 171,09; 170,76

yon Hf ib l

99,30 101,86 107,10 108,80 122,40 134,60 138,30 170,24

Die gefundenen Zahlen stimmen sehr gut iiberein; hShere Jodzahlen wurden mit der Jodbroml5sung nur in einem Falle in einem Betrage yon 1,12 % bei dem LeinSle erhalten; sonst bewegen sie sich immer innerhalb der Versuchs- fehlergrenzen. Niedrigere Ergebnisse wurden mit der neuen L5sung nur in zwei Versuchen gefunden. Es l~sst sieh nach diesen Vergleichsversuchen schliessen, dass die JodbromlSsung mit vollem Recl~te als Ersatz fiir die H iibl'sche Jodl5sung empfohlen- werden kann, ohne dass die Analyse der Fettarten erschwert wird, im Gegentheil die Anwendung des Jodbrom-Reagenses hat eine Vereinfachung des ganzen Vorganges zur Folge. W~thrend der Versuche trat der Einfluss des iiberschfissigen Jodbroms auf den Additionsverlauf, sowie auch die Bedeutung der Gegenwar~

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[Zeitschr. f. Untersuchmlg 918 J o s . H a n u ~ , Die Anwendung yon Jodmonobromid. [d. lqahr.-u. Oenussmittel.

eines LSsungsmittels bei der Ausfiihrung der Addition gegeniiber der direkten Addition an ungelSsten Fetten klar hervor. Aendert man die Menge des ab- gewogenen Oeles, und l~sst man auf diese immer dieselbe Menge der Jodbrom- 15sung reagiren, so sinkt die Jodzahl in dem Maasse, in welchem die Menge des Oeles ansteigt, was besonders bei dem LeinSle sehr auffallend ist. Wenn aber das Verhgltniss des Oe]es zu der Menge der angewendeten JodbromlSsung konstant bleibt, ~ndert sich an dem Ergebnisse auch bei Anwendung grSsserer Mengen der Oele nichts. Die Ursache dieser Aenderung der Ergebnisse ist aber in dem verschiedenen Ueberschusse des Jodbromids zu suehen, indem die Addition umso unvollstindiger ist, je kleiner der Ueberschuss an Reagens i st, was iibrigens auch fiir die Hiibl'sche LSsung nachgewiesen wurde. Man kann die Addition als quantitativ nur dann auffassen, wenn der Jodbromiiberschuss geniigend gross ist. Um also konstante und der hSchsten Addition entsprechende Werthe zu erhalten, muss man bei Oelen ,:on einer Jodzahl unter 120 einen Ueberschuss yon etwa 80 ~ bei denen mit einer hSheren einen solchen yon 100 ~ anwenden; d~sselbe gielt auch fiir Fisehthr~ne mit hoher Jodabsorption.

De s richtige Verlauf der Re~ktion wird dutch Anwendung eines LSsungs- mittels sehr unterstiitzt, aber auch die Reaktionsgeschwindigkeit h~ingt yon der Art des ~ngewendeten LSsungsmittels ab. Lisst man die JodbromlSsung auf das Oel oder Fett direkt einwirken, ohne ein LSsungsmittel anzuwenden, so verl~uft die Addition sehr langsam und erreicht nie die HShe, wie bei Mitwir- kung desselben; so wurden bei OlivenS1, welches in Chloroform gelSst war, 83,19 ~ d~gegen ohne L5sungsmittel nur 79,6 ~ Jod addirt; bei dem ErdnussSle, welches in Gegenwart yon Chloroform die Jodzahl 88,50 ergab, wurden nach s/,-stiindiger Einwirkung ohne LSsungsmittel nur 81,1% addirtes Jod gefunden. Ohne LSsungs- mittel ist aueh die Riicktitration mit Natriumthiosulfat ungenau, da sich Oeltropfen ~usseheiden, welche einen Theil des Jodes in sich zuriickhalten, welches nur schwer titrirt werden kann; dieser Fehler lgsst sich wieder nur durch Anwendung eines L5sungsmittels beheben. Auch alas LSsungsmittel fiir Jodbrom tibt eineu Einfluss auf die Richtigkeit der Ergebnisse, sowie die Reaktionsgeschwindigkeit aus. Bei Anwendung einer alkoholischen JodbromlSsung wurden bei LeinS1 unter gleichen Bedingungen viel niedrigere Werthe (148,8 start 171) erhs~lten, weleher Unterschied in gleicher Weise aueh bei den iibrigen Oeten ermittelt wurde. Die atkoholische JodbromlSsung wurde urspriinglich zwecks Verfolgung des Additionsverlaufes bei fester Krotonsi~ure und dann bei Zimmts/iure verwendet, da diese beiden Stoffe mit der Essigs~urelSsung des Jodbromides unter den gegebenen Bedingungen nur unvollkommen reagirten. Sowurdegefunden, dass dieKrotonsiurebinnen 15 Minuten aus der essigs~uren LSsung nur 8 ~ addirte; aber auch mit der alkoholischen LSsung wurde keine qu~mtitative Addition erzielt, sondern es wurde eine noch kleinere, n~mlich 5 ~ erhalten. Bei tier Zimmtsi~ure verlief die Addition in n0ch langsamer Weise. Die Urs~che dieses Verhaltens der genannten unges~it- tigten Siuren ist jetzt der Gegenstand weiteren Studiums.

Benut~ man die LSsung yon Hiibl, so addiren sich, wie schon erwghnt,

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4. Sahrgang. ] JOS. ttanu~, Die Anwendung yon Jodmonobromid. 919 15. Oktober 1901.J

Jod und Chlor unter Bildung yon Jodchlorderivaten der unges~ttigten S~uren. Analog liisst sich such bei der Einwirkung des Jodbroms schliessen, dass beide Halogene oder das Molekiil Jodbrom in das Molektil der ungesgttigten Verbindung eintritt. Vorliiufige Versuehe, an der Oels~ure ausgefiihrt, fiihrten in der That zu der erwarteten Jodbromverbindung C,7H~aJBr. COOH - - der Jodbromstearins~ture. Da die ehemisehen und physikalisehen Eigensehaften dieser Verbindung sowie der Jodbromderivate anderer Siiuren in einer besonderen Abhandlung demn~tehst ver- 5ffentlieht werden sollen, fiihre ich hier bloss an, dass die Jodbromstearins~ure eine gelbe 51ige Fliissigkeit ist, welche aueh naeh sehr langer Einwirkung einer alkoholischen KalilSsung nur einen Theil der addirten Halogene abspaltet und zwar haupts~ichlieh des Jods, welches leiehter aus dem Molektil austritt, als das Brom.

Es mSge zum Sehlusse noch das V e r f a h r e n de r B e s t i m m u n g d e r J o d z a h l m i t t e l s t d e r J o d b r o m l S s u n g im Zusammenhange angeftihrt werden :

0,6 bis 0,7 g bei festen Fetten, 0,2 bis 0,25 g bei Oelen yon einer Jod- zahl unter 120, und 0,1 bis 0,15 g bei Oe]en yon hSherer Jodzahl als I20 werden in ein Fl5schchen mit eingesehliffenem Glasstopfen yon ~00 ecru Inhalt eingefiihrt und in 10 ccm Chloroform gelSst. Sodann fiigt man 25 cem der JodbromlSsung (10 g Jodbrom auf 500 cem Eisessig), deren Werth bekannt ist, hinzu, versehliesst das Fliischchen und l~tsst es eine Viertelstunde (bei Oelen yon niedriger Jodzahl als 100 nur 10 Minuten) unter zeitweiligem Durchsehiitteln stehen. Naeh der Vollendung der Reaktion fiigt man 15 ecru JodkaliumlSsung ( l : 10) hinzu, woraus das Brom die ~tquivalente Menge Jod frei maeht und titrirt mit NatriumthiosulfatlSsung yon bekanntem Gehalt den Jodiiberschuss zuriick. Da der Umschlag der gelb gefiirbten Fliissigkeit in die farblose ein sehr genauer ist, ist die Anwendung yon St~rke als Indikator iiberfliissig.

Alle Bestimmungen lassen sieh, wenn auch etwas weniger genau statt in einem Reagensfl~sehchen in einem Beeherglase ausfiihren, da der Verlust an Jodbrom unter den angegebenen Bedingungen nur 5msserst klein ist. Damit beim Abmessen der ,lodbroml6sung keine Fehler entstehen, i s tes vortheilhaft Biiretten anzuwenden, wobei auch das unangenehme Pipettiren der Essigs~iurelSsung wegfSollt.

Die EssigsgurelSsung des Jodbroms kann nach den vorstehenden Ausftih- rungen zur Bestimmung der Jodzahl aus folgenden Griinden empfohlen werden:

1. Es l~sst sieh eine grSssere Menge des festen Jodbroms leicht herstellen und 15~ngere Zeit aufbewahren.

2. Die EisessiglSsung ist u lange haltbar, so dass es nieht nothwendig ist, v o r u n d nach jeder Bestimmung einen blinden u aus- zufiihren.

3. Die L6sung red, girt sehr schne]l, die Addition ist in '/~ Stunde vollendet, so dass man rasch eine grosse Anzahl yon Versuchen anstellen und in kurzer Zeit vollenden kann.

Page 8: Die Anwendung von Jodmonobromid bei der Analyse von Fetten und Oelen

[Zeitschr. f. Untersuchung 920 Ed. Spaeth, Fruchts~tfte und deren Untersuchung. [d. Nahr.-u. Genussmittel.

4. Die gefi~ndenen Z~hlen stimmen mit den mittelst der Hi ib l ' schen LSsung ermittelten gut iiberein.

Ueber Fruchts~ifte (besonders Himbeersaft) und deren Untersuchung.

III. Der Nachweis der iibrigen Bestandtheile und Verfiilschungsmittel. V o n

Dr. Eduard Spaeth.

Mitthei lung aus dem Laborator ium der kgl. Un te r suchungsans t a l t fiir Nahrungs- und Genussmi~tel in Erlangen.

1. Die P o l a r i s a t i o n und der lqachweis der E r s a t z s t o f f e des Z u c k e r s (S t~rkesyrup , Saccha r in , Dulcin).

Im II. Theil dieser Abhandlung 1) wurde der ~achweis eines Wasserzusatzes zu dem Himbeersaft (Succus) besprochen und dort auch Untersuchungsergebnisse yon reinen und gef~lschten Himbeersyrupen mitgetheilt. Die Ausfiihrungen der Bestimmungen der T r o c k e n s u b s t a n z , sowie des I n v e r t - und des R o h r - z u c k e r s finden sich~ als mit der Frage des Nachweises eines Wasserzusatzes zu- sammenh~ngend, gleichfalls an genannter Stelle erSrtert. Im Ansehlusse an die letzterwEhnten Bestimmungen soll zuerst des Werthes und der Ausfiihrung der Polarisation Erw~hnung geschehen, da die Ergebnisse dieser uns fiber manches Aufschluss zu geben vermSgen. Man ist z. B. in den Stand gesetzt, zu ent- scheiden, ob ein in der zweckentsprechenden Weise und mit der nSthigen Zucker- menge eingekochter Syrup u oder ob an Stelle des Rohrzuckers vielleicht St~rkesyrup Verwendung gefunden liar; die Polarisation l~sst ferner erkennen~ ob ein frisch eingekochter oder ein schon l~nger lagernder Fruchtsyrup vorliegt~ da j~ bekanntermassen mit dem zunet~menden Lagern des Syrupes eine fort- schreitende Iuvertirung des Rohrzuckers statthat. - - Betrachtet man die Unter- suchungsergebnisse, die Seite 98 und 99 des II. Theiles mitgetheilt wurden~ so sehen wir z. B.~ dass alle nach dem Arzneibuche hergestellten Himbeersyrupe bei der Polarisation ihrer 10 % -igen invertirten SyruplSsung eine Linksdrehung yon 2 o 20~--2 ~ 44 ~ zeigen, also eine Drehung, die in nur engen Grenzen sich bewegt; eine hohe Rechtsdrehung der direkt polarisirten 10 ~ LSsung 1Esst das Vorhandensein yon Sti~rkesyrup oder nocil reichlich u Rohrzucker, also Syrupe erkennen, die entweder mit Stiirkesyrup verfs oder nieht lange genug mit Zucker eingekocbt worden sind. Der unter ~No. III angegegebene Syrup ist z. B. mit Zucker nicht im richtigen Verhiiltnisse hergestellt worden.

1) Diese Zeitschrift 1901, 4, 97.