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Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkund~ ~4~1,217--240 (1960) Aus dem Pathologisehen Institut des Landeskrankenhauses Neustadt (Holstein) und dem Institut fiir Hirnforschung und allgemeine Biologie Neustadt (Schwarzwald) Die Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil fiir alas biologische Bfld des Menschen Von RUDOLF RABL Mit 7 Textabbildungen (Eingeqanqen am 20. Mai 1960) I. Einleitung W/~hrend der vordere Tell des Hypothalamus sehr oft untersucht wor- den ist, fehlen fast ganz entsprechende Befunde fiber seinen hinteren Abschnitt. Dies ist um so auffallender, da hier Funktionen lokalisiert sind, die fiir die Formung eines biologischen Bildes vom Menschen wesentlich sind. Daher ist es notwendig, dieses Gebiet abzugrenzen sowie in seiner Reaktionsf/ihigkeit und Leistungsbreite zu untersuehen. Sie sin4 wegen der speziellen Funktionen anders als in anderen Grisea oder Areae, da eine TonushShe dieses Gewebes vorausgesetzt werden muB, w~hrend sonst Funktionsschwankungen vorhanden sind, die sich aus den Stoffwechsel- anforderungen ergeben. Zahlreiehe Gebiete des Gehirns sind sogar oft, insbesondere wenn Untersuchungsgut des Menschen benutzt wird, in ihrer T/~tigkeit herabgesetzt, da w/~hrend der Agonie Folgen entstehen, die dureh den Kreislaufkollaps mit einer partiellen Strangulation ver- gleiehbar sind. Unter Beriicksichtigung der nachweisbaren Krankheiten, der Art des Sterbens sowie des Verwendens friseh fixierten Gewebes nach pl6tzlich eingetretenem Tod, erscheint es m6glich, mit ttilfe der Pathoklise aus den Befunden im hinteren Hypothalamusgebiet einen Beitrag zum biologischen Bfld des Menschen zu geben. Die Befunde werden also da- dutch eingeengt, dab die hier lokalisierten Funktionen spezifisehe Cha- rakterzfige des Menschen haben. Hierzu sollen einige Hinweise gegeben werden, die dies erl/~utern. Der Mensch ist ein Lebewesen, das zu sich und seiner Umgebung Stellung nimmt. Er reagiert nieht nur auf die Umwelt, sondern wird auch dureh sie beeinfluBt. Hierfiir ist es notwendig, dal3 er waeh ist, eine Merk- f/~higkeit hat und sieh anpal~t. Dadurch wird erst die Voraussetzung ge- geben, daft sich sein Geist entwickeln kann, dessert Reifung fiber den Zeitpunkt des Gewebssehwundes hinausreiehen kann. Im inneren Kreis- Dtsch. Z. Nervcnheilk,, Bd, 181 16

Die Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil für das biologische Bild des Menschen

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D e u t s c h e Zei tschr i f t f. N e r v e n h e i l k u n d ~ ~4~1,217--240 (1960)

Aus dem Pathologisehen Institut des Landeskrankenhauses Neustadt (Holstein) und dem Institut fiir Hirnforschung und allgemeine Biologie Neustadt (Schwarzwald)

Die Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil fiir alas biologische Bfld des Menschen

V o n

RUDOLF RABL

Mit 7 Textabbildungen

(Eingeqanqen am 20. Mai 1960)

I. Einleitung

W/~hrend der vordere Tell des Hypothalamus sehr oft untersucht wor- den ist, fehlen fast ganz entsprechende Befunde fiber seinen hinteren Abschnitt. Dies ist um so auffallender, da hier Funktionen lokalisiert sind, die fiir die Formung eines biologischen Bildes vom Menschen wesentlich sind. Daher ist es notwendig, dieses Gebiet abzugrenzen sowie in seiner Reaktionsf/ihigkeit und Leistungsbreite zu untersuehen. Sie sin4 wegen der speziellen Funktionen anders als in anderen Grisea oder Areae, da eine TonushShe dieses Gewebes vorausgesetzt werden muB, w~hrend sonst Funktionsschwankungen vorhanden sind, die sich aus den Stoffwechsel- anforderungen ergeben. Zahlreiehe Gebiete des Gehirns sind sogar oft, insbesondere wenn Untersuchungsgut des Menschen benutzt wird, in ihrer T/~tigkeit herabgesetzt, da w/~hrend der Agonie Folgen entstehen, die dureh den Kreislaufkollaps mit einer partiellen Strangulation ver- gleiehbar sind. Unter Beriicksichtigung der nachweisbaren Krankheiten, der Art des Sterbens sowie des Verwendens friseh fixierten Gewebes nach pl6tzlich eingetretenem Tod, erscheint es m6glich, mit ttilfe der Pathoklise aus den Befunden im hinteren Hypothalamusgebiet einen Beitrag zum biologischen Bfld des Menschen zu geben. Die Befunde werden also da- dutch eingeengt, dab die hier lokalisierten Funktionen spezifisehe Cha- rakterzfige des Menschen haben. Hierzu sollen einige Hinweise gegeben werden, die dies erl/~utern.

Der Mensch ist ein Lebewesen, das zu sich und seiner Umgebung Stellung nimmt. Er reagiert nieht nur auf die Umwelt, sondern wird auch dureh sie beeinfluBt. Hierfiir ist es notwendig, dal3 er waeh ist, eine Merk- f/~higkeit hat und sieh anpal~t. Dadurch wird erst die Voraussetzung ge- geben, daft sich sein Geist entwickeln kann, dessert Reifung fiber den Zeitpunkt des Gewebssehwundes hinausreiehen kann. Im inneren Kreis-

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l auf des K6rpers wie auch dem der Grisea und Areae des Gehirns spielen sich Stoffwechselvorg~nge ab, deren H6he wesentlich yon der Durch-

b lu tung abhhngt und den Wi~rmehaushalt beeinflul3t. Wachsein des K6r-

pers und Durchb lu tungsform der Gewebe, also u. a. Blu tdruckregula t ion sind wichtige Symptome des Lebens. Die als St igma einer Langlebigkei t

deutbare Massa in te rmedia braucht n icht erwiihnt zu werden. Die Unte rsuch tmgen beschr~nken sich daher unter Berficksichtigung

der oben angegebenen Fak to ren auf die Cytomorphologie des h interen Hypo tha lamus , yon dem also das Corpus sub tha lamicum und die Felder H 1 und H 2 ausgesehlossen bleiben. Der Paraforniealis (P / . ) wird mit

dem N. magnocellularis (Mmac) des Corpus mamil lare (C. m) und mi t f r i iheren Befunden des Reuniens (Re) als angrenzende Grisea vergliehen.

II. Untersuehungsgut und Abkiirzungen Fiir die histologischen Uutersuchungen wurden vor ahem Schnittserien yon 8 er-

wachsenen Menschen ausgew~hlt. Die zum Verst~ndnis notwendigen ldinisehen und anatomischen Angaben sind im Abschnitt fiber die Cytoarchitektur aufgeffihrt. Die meisten Pr~parate wurden mit Kresylviolett gef~rbt. Einzelschnitte wurden mit Heidenhainschem H~matoxylin, naeh FEULGE~-AzA~ und MASSG~-GoLD~.R, mit Chromalaun-H~matoxylin-Phloxin nach Go~o~r, Perjodsau1~ oder Sudan-Schwarz gef~rbt. Ffir darfiber hinausgehende Einzeluntersuchungen fiber die Gef~i3architek- tur wurden F~rbungen naeh SLO~IMSKY und CCNG~ gemacht.

In der Arbeit werden folgende Abkfirzungen verwendet, die denen yon C. u. O. VOGT und B~OCKHAVS und denjenigen der eigenen Thalamusarbeit entsprechen:

A = Aquaedukt Nz = Nervenzelle C.a ~ Commissura anterior P/. = N. parafornicalis C.m ~ Corpus mamillare Re ~ N. reuniens F. = Fornix Ri ~ Ree. infundibuli M.i = Massa intermedia Rs -- Rec. supraopticus M.mac ~ N. mamfllaris magnocellularis V. d'A. -- Vicq d'Azyrsches Bfindel

III. Anatomische und physiologische Vorbemerkungen Der hintere Hypothalamusteil wird nicht einheitlich umgrenzt. SPATZ betont,

dab sich das Corpus mamillare (C. m) dutch seinen Gehalt an markhaltigen Nerven- fasern und durch das Fehlen yon Faserbeziehungen zur Hypophyse deutlich yon den Zentren des ,,markarmen Hypotha]amus" unterscheidet; das C. m gehSrt abet, wie auch aus den embryologischen Untersuchungen yon KA~LE hervorgeht, zum hinte- ren Hypothalamus. Die C. m bilden sich als Zellwucherungen zu beiden Seiten des Rec. inframamillaris, der selbst verschwindet, also aus dem Boden des Diencephalon. Daher miissen sie auch beim Erwachsenen zum Gebiet des hinteren Hypothalamus gerechnet werden (BRocKHAVS). Die vegetativen Funktionen sind aUerdings auf den markamnen Teil des Hypothalamus beschr£nkt, w~hrend die C.m mit dem Allocortex und dem Mittelhirn verbunden sind. Die mit den C. m zusammenh£ngen- den Fornixs~ulen bilden sich als Wiilste im hinteren Abschnitt der Comissurenplatte neben dem Mittelhirn. ~ber die weitere Ausreifung ihrer ]~ahnen, wie auch fiber die- jenigen der V.d'A. fehlen bisher Angaben.

Vom Tubero-mamillar-Komplex wird im Folgenden nur der zentrale Teil des P[. untersucht, da er neben den C. m liegt. Sein dorsaler Teil ist mehr oder weniger aus-

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamustei l 219

gezogen, wobei h~ufig einzeine Zellen aus dem Gewebsverband abgesprengt werden. Niemals reieht seine Spitze bis zur ventra len F1/~ehe der M. i, obgleich sie die basalen Ausl/~ufer des Thalamus berfihren kann. Sofern eine M. i vorhanden ist, bleibt ein Zwisehenraum bestehen, in dem mehrere Grisea liegen. Von ihnen soil vor allem auf den Paramedianus inferior hingewiesen werden.

Die individuelle Gestalt des ganzen Gebietes ist bereits makroskopisch an der GrfBe der Corpora mamiilaria zu erkennen. ])agegen kann der Abs tand zwischen den C. m un4 der M. i nieht als sicherer Ausdruck ihrer Strukturunterschiede gewertet werden. Anlagestfrungen im Bereieh des Hypotha lamus und des C. m sind anschei- nend selten (JACOB). Trotzdem sind versehieden grofie Anlagen zu beriieksichtigen. Sie bleiben nieht auf die C. m beschr~nkt, sondern greifen auch auf die L/~nge des Tuber cinereum und die Form der Fossa interpeduncularis fiber. Beim Erwachsenen sind sekund~r ents tandene Atrophien in Bet raeht zu ziehen, die dureh spezielle Krankhei ten en ts tanden sind. ])agegen scheinen ])ruckwirkungen yon der Basis sehr selten eine Rolle zu spielen. Hierbei ist insbesondere auf Arterien/~ste zu aehten, die infolge ihrer Erweiterung und vermehr ten Schl/ingelung sowie dutch die Sklerose der Vorderfl/~che anliegen kfnnen.

])er P/. ha t entsprechende GrfBenunterschiede. Daher ist es n icht ohne weiteres mfglich, aus seiner r/~umlichen und fl/iehenm/il]igen Ausdehnung Riickschliisse auf seine Leistungen zu ziehen. In diesem Griseum schwankt n/imlich, ebenso wie im M. mac des C. m d e r NervenzeUgehalt sehr stark. Er ist n /cht nur yore Lebensalter des Pa t ien ten abh/~ngig. Der Abs tand der Nervenzellen voneinander wird dariiber hinaus yore 0 d e m und yon der Schwellung des Gewebes beeinfluBt, die auBerdem zu inneren Gewebsverschiebungen fiihren kfnnen. Vor allem handel t es sich hierbei um die Grenzfl/~ehen zwischen C. m u n d V.d 'A. Im C. m ents tehen Spa~mungen nahe der Oberfl~ehe, so dab hier, insbesondere an der medialen und ventra len Seite h/~ufig atrophisehe Nz zu finden sind. Die urspriingliehe Gewebsfestigkeit und die Capillari- sierung sind also wichtig. Andererseits waren dureh Gewebssehweilungen niemals so starke ~ l d e r u n g e n naehzuweisen, dab hierdurch eine erschwerte ] )urchblutung h/~tte ents tehen kfnnen. Dies gilt insbesondere ffir die lateral vom C. m gelegenen Abschni t te des Tubero-mamillar-Komplexes.

~rber die Funkt ion des hinteren Abschnit tes vom Hypotha lamus liegen eine Reihe yon Befunden vor. Ailerdings werden die C.m als ,,r~tselhaftes Organ" (SPATZ) bezeiehnet. Von ihrer In tak the i t h~ng~ die Merkf/~higkeit in hohem Mai]e ab (G)_MPER , ORT]tZCER). Die besondere Bedeutung der C. m fiir den Menschen wird dadurch unterstr ichen, daft sie erst bei den S/~ugetieren auf t re ten und beim Menschen ihre hfehs te Entwicklung erfahren. Sie haben die SteUung eines wichtigen Knoten- punktes. Die Reize werden bier umgeformt und zum vorderen Thalamuskern weitergeleitet. Hier finder die In tegra t ion mi t Impulsen aus anderen Regionen s ta r t (ULE). Andererseits bestehen vom N. anterior des Thalamus absteigende Bahnen z u m G. m .

Ein Faserbfindel des Tractus fornicis inferior spal tet sieh dabei yon der Fornix- s/~ule ab und endet im Iq. mamiilaris cinereus. Die Fasern der Fornices medius et superior ziehen zum N. parvocellularis und magnoceUularis. Sie t re ten vorwiegend an die laterale Seite des C. m u n d zwar in seinen oralen Teilen. ])er Tractus medius fornieis spl i t ter t sieh im N. magnocellularis auf.

])as V. d'A. ents teh t aus leieht gebogenen, ventro-dorsMen Fasern, die aus der ganzen Breite des M. mac hervorgehen. Sie ziehen lateral yore medialen Kern des Thalamus naeh oben.

])urch den F., das V. d'A. und auch das C. subthalamieum sowie im hinteren TeLl durch den Ruber wird der hintere Hypotha lamus gegliedert, dessen wichtigster Absehni t t oberhalb des C. m liegt. Hier ist der grffite Tell des zum Tubero-mamillar-

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Komplex gehSrende P/ . Die Gliederung des C. m in mehrere Grisea ist deutlicher als in anderen Abschnit ten. Das grSBte Gebiet ist der M. mac, da er an der medialen, ventra len und dorsalen Fl~che bis an den Rand reieht, lateral l~i~t er sich gut gegen den N. mediocellularis abgrenzen, obgleich beide Kerne den gleichen Zellgehalt haben. Subgrisea sind im M. mac an keiner Stelle naehweisbar. Im P/. werden der Pf. supremus, dorso-medialis, dorso-lateralis intermedius, ventro-laterahs, ventro- medialis und eaudalis unterschieden. Da es sieh hierbei nicht um scharf getrennte Grisea, sondern um Teile eines zusammenh~ngenden Gebietes handelt , ist es zweck- m~i3ig, yon ,,Subgrisea" zu sprechen. Der P/. liegt dorsal vom C. m u m den hinteren Tell des F. Das V. d'A. wird yon ihm umgriffen. Daher hegt der P/. gabelfSrmig um den F. Der P/. ventro-medialis und P/ . ventro-lateralis lassen slch dabei n icht t rennen. Die Ghederung in diese Subgrisea ist seheinbar dadurch entstanden, dab sie nieht vollst~ndig in der gleiehen Frontebene hegen. Vorn erreicht der P]. nicht den Infundibularis, da zwischen beiden der Tubero-mamillaris hegt. Ventral schlieBt der P/. an den Tubero-mamillaris an. Lateral wird er von Teilen des Hirnstiels be- grenzt; er reicht dort etwas an den Intereala tus heran, medial nicht vollst~ndig an den 3. Ventrikel, da hier, ebenso wie fiber dem Thalamus, die subependymale Glia- sehicht liegt. Die am weitesten zum Ventrikel gelegenen Nz sind gelegentlich atrophisch.

Auf die Ursache wird sparer noch hinzuweisen sein. Dorsal ist der P]. zipfel- f6rmig ausgezogen. Dabei sind hi~ufig Einzelzellen aus dem Griseum abgesprengt. Ob diese Besonderheiten der Ausdruck yon Wachstumsvorg~ngen shad, l~Bt sich vorl/mfig nicht entseheiden.

Im Gegensatz zu anderen Grisea ist die Zelldichte im P/. ungleichm~ltig. Die zellreichsten Te le hegen in der N~he des C. m. Die lateralen und dorsalen Abschnit te sind aufgelockert. Durch die Spannungslinien um das C. m, dureh den F. und das V. d'A. werden die Zellformen beeinflul3t. Gleichm~Big polygonale Formen k6nnen komprimier t bzw. in die Liknge gezogen werden. Eha geringerer EinfluB scheint durch die Druckverh~ltnisse des Ventrikels zu erfolgen.

In allen Teilen des P/. sind mehrere Zellarten vorhanden. Im Zentrum und be- sonders in der N/~he der Grenzfliiche zum C. m sind besonders grolle Nz. Kleine Nz finden sich gelegentlich sogar in ldeinen Gruppen, ohne dal~ jedoch dana yon Sub- grisea gesprochen werden daft. Das Vorkommen derartiger Nervenzellgruppen scheint individuell verschieden zu sein. Keinesfalls handel t es sich hierbei um ab- gesprengte Nz aus Nachbargrisea, die auf Randgebiete beschr/mkt bleiben. Sie ffihren aul~erdem zu gegenseitigen Verzahnungen, auf die noch zuriickzukommen sein wird.

Die Verbindung des P]. mit anderen Grisea ist vorli~ufig ungekl~rt. Besondere Fasern lassen sich nicht nachweisen. Auch besondere Funktionen, die nur auf den P]. beschritnkt sind, wurden nicht beschrieben, obgleich in das Gebiet des hinteren Hypotha lamus auf Grund experimenteUer Befunde wichtige Funkt ionen lokalisiert werden. Beispielsweise konnte kein umschriebenes Zellareal ffir die St6rung yon Schlaf und Wachsein verantworthch gemacht werden, da eine grSllere Anzahl yon Zellgruppen ha Bet racht kommt, die im Boden und ha den W~nden des 3. Ventrikels sowie am t3bergang yore Zwischen- zum Mittelhirn hegen und den Aqu~edukt um- geben (GAoEL). Eine typische Schlafwirkung ergibt sich bei Katzen, wenn die Reiz- stellen ha einem Gebiet auf der H6he der unteren Zweidrittel der M. i gelegen sind (HESS). Naeh weiteren Reizversuchen bei Katzen (HEss) wird die Blutdrucksteige- rung und die Zunahme der t terzsehlagfrequenz in ein Gebiet lokalisiert, welches sich yon einem Abschni t t seitlich der hinteren Commissur naeh vorn und hinten erstreckt. Daher umfaBt es den ganzen hinteren Hypothalamus, greift auf die laterale infundi- bul~re Gegend und das Gebiet des Tuber cinerum fiber. Auch der Breeheffekt wird auf ein Subst ra t zurfickgeffihrt, welches an das C. m angrenzt, w~hrend es nicht auf

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil 221

dieses Gewebe iibergreift. Diese funktionellen Hinweise entsprechen im wesentlichen dem anatomischen Befund der starken Verzahnung und Ausbreitung des P]. Es ist aber andererseits mSglich, dab es sich hier ebenso wie in den ventrikelnahen Teilen des Thalamus um eine dynamogene Zone handelt, zu der nicht nur ein Griseum gehSrt. Daher muB mit Hilfe der Angio- und Myeloarchitektur versucht werden zu kl~ren, ob sich weitere Anhaltspunkte hierfiir ergeben.

IV. Angio. und Myeloarehitektur Durch die Angioarchitektur wird der hintere Hypotha lamus in mehrere

Gebiete geghedert (GREGORETTI, ENGELHARDT). Die zufiihrenden Gef~13e fiir alle AbschnJtte dringen yon der Basis her ein, wobei die basalen Fl~- chert des C.m ausgespart bleiben. Die meisten GefiiBe gehen also durch das Gebiet des Tubero-mamillaris und s tammen aus •sten in der Fossa interpeduneularis und der Basis des Tuber cinereum.

Das C.m wird aus J~sten versorgt, die insbesondere von der dorso- lateralen Fli~che in die Tiefe dringen. Dann bilden sie Capillarsehlingen, deren Formen weitgehend denen des fibrigen Hypothalamus entsprechen. Das Capillarnetz ist jedoch bedeutend dichter. Die zentralen Teile des C.m sind capillarreicher als die peripheren. Die Subgrisea lassen sich angioarehitektonisch nieht trennen. Dieht unter der Oberfliiehe der me- dialen Fli~ehe finder sieh eine gef~il3arme Schicht, die wahrscheinlich durch die einstrahlenden Fasern des V. d'A. bedingt ist, also nicht mit der subependymalen Zone der Ventrikel verghchen werden darf. Die einzelnen Gefi~B~ste im Inneren des C. m sind dfinner als fin iibrigen Hypothalamus. Besondere Sehlingenbildungen, wie sie beispielsweise am Rand des Para- ventricularis und neben der unteren Olive vorhanden sind, lassen sieh niemals nachweisen. Die Gef~13w~nde zeigen weder durch die Gestalt oder Lage ihrer Endothelien noch die Ausbildung des Grundh£utchens Be- sonderheiten, die darauf hinweisen wfirden, dab mit gef~13abh~ngigen Gewebsstrukturen zu rechnen ist.

Das Gebiet des ganzen P/. hat weitmaschige, zarte Capillarnetze. Aul3erdem finden sich hier grSflere GefKl3e, die ventro-dorsal aufsteigen. Es ist capillariirmer als das C.m. Dagegen wird seine Angioarchitektur durch die angrenzenden Gebiete stark beeinfluBt. Dies gilt insbesondere ffir das C. m, weniger fiir den F. und das V. d'A. Das capillarreichere Cor- pus subthalamicum mid der Thalamus hiingen zwar mit den GefhBen des fibrigen Hypothalamus zusammen, sind aber scharf abgrenzbar. Das Corpus subthalamicum hat enge, gestreckt verlaufende Capillarsehlingen, whhrend die Capillarnetze des ventro-lateralen Kerns des Thalamus etwa gleieh verteilt sind. Besonderheiten der Wandst ruktur der Capillaren lassen sieh niemals nachweisen.

Vom angioarchitektonisehen Standpunkt aus ist daher der hintere Hypothalamus in mehrere AbschRitte zu ghedern. Seine Gef~I3e hitngen

Dtsch. Z. Nervenhei lk . , Bd. 181 1 6 a

2 2 2 RUDOLf" R A B L :

A b b . 1, Itinte~*er I t y p o t h a l a m l u s . Ge f~ i ]du r s t e l l ang n~ch SLONIMS:~Z u ~ d CUN(~E, L a t e r a l = l inks , m e d i a l = rech ts , u n t e n l i n k s engere Gef~l~schli,~ge des C, m

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B e d e u t u n g d e r G e w e b s s t r u k t u r i m h i n t e r e n H y p o t h a l a m u s t e i l 223

Abb. 2. C.m Gef~l~dan'stellung nach SLONIMSKY ~md CUNGE. U n t e n = la teral , oben ~ media] , d icht neben der W a n d des 3. Ventr ikels , rech ts ~ basal.

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zwar miteinander zusammen, haben aber versehieden gelagerte und ver- sehieden dichte Capillarnetze. Unregelm/~figkeiten der Durchblutung seheinen viel seltermr als in den dorsalen Absehnitten des vorderen Hypo- thalamus sowie im Thalamus vorzukommen. Die Angioarehitektur weist somit auf dynamogene Zonen hin, yon denen die Gegend des P]. und des Corpus mamillare hervorgehoben werden mfissen.

Durch die Myeloarehitektur sind weitere Unterschiede zu erkennen (GREw~C~, B~OCKHAUS, ORT~ER). Der markarme Hypothalamus und das markreiche C. m liegen seharf getrennt nebeneinander. Allerdings ist der Markgehalt innerhalb des C. m ungleiehm/~fig verteilt. An der medialen und etwas an der ventralen Seite liegen markreiehere Randzonen, die durch das Einstrahlen der Fasern vom V. d'A. bedingt siud. Der N. parvo- eellularis ist markreieher als der M. mac. I m P]. sind nur wenige mark- haltige Fasern, die auffallend dfinn und ziemlieh gestreekt verlaufen. Vergliehen mit anderen Gehirnabsehnitten zeigen sie seltener dureh ein 0dem bedingt rosenkranzartige Auftreibungen. Zum Vergleieh ist aller- dings anzuffihren, da f ein geringes perieellul~res 0dem im Pf. vorkommt.

V. Cytoarchitektur

U m die Reaktionsf/~higkeit und -art im hinteren Hypothalamus zu erfassen, wurde die Cytomorphologie der Nz untersucht. Hierffir wurden der P]. und der M. mac ausgew/thlt (BRoCKHACS), also grofe, nebenein- under gelegene Grisea, auf deren physiologische, angioarehitektorfsehe und myeloarchitektonisehe Untersehiede hingewiesen wurde. Dorsal yore P[. liegt relativ nahe der Re, fiber den bereits beriehtet wurde, so da f diese 3 Gebiete miteinander verglichen werden kSnnen.

Vom Pf. wurde der ventrale Abschnitt verwendet, dessen medialster Teil allerdings unberficksichtigt blieb. Er hat, verglichen mit dem late- ralen Teil, auffallend h/~ufig kleine Nz, ffir deren Entstehung gelegentlieh ein erhShter Liquordruck des angrenzenden 3. Ventrikels in Betracht kommen kann. Beim Vergleich von Gehirnen versehieden alter Mensehen ergab sich jedoch auferdem, daft die Durchblutungsverh~ltnisse dieses Gebietes zu beachten sind. Es handelt sieh um einen Gewebsstreifen, in dem die am weitesten peripher gelegenen Schlingen eines Capillarnetzes liegen. Dadurch kann es also relativ leicht zu einer Hypoxydose kommen. Es sind dies also Verh~ltrrisse, wie sie auch bei anderen Geweben als Ur- saehe von Gewebssch/~den erkannt werden. Dann liegen sehlieflich die Nz dicht nebeneinander. Sie habengelegentlichuneharakteristische Struk- turen, so dab sie nicht immer sicher zu einer bestimmten Nz-Art zu reeh- nen sind. Die gleiehen Bedingungen finden sich an der medialen und ven- tralen Fl~ehe des C. m. Makroskopisch wird durch die Gewebsatrophie die Ventrikelfl~che aufgerauht. Von einer Ependymitis granularis ist sie

Bedeutung der Gewebsstruk$ur im hinteren Hypothalamusteil 225

deutlich zu unterscheiden. Die Sch/idigung mu/3 daher als ,,atopistische Ver~nderung" (C. u. O. VOGT) angesehen wcrden.

In den erwhhnten Grisea warde also unter Beriicksichtigung der lo- kalen Verh~ltnisse eine Aufgliederung in verschiedene ;Vz-Arten vorge- nommen. Sie ergeben zusammen eine Grundgesamtheit oder Population der Nz des Griseum. Die verschiedenen Nz-Arten lassen sich zu Kollek- tiven zusammenfassen. Ihr Phhnotyp ist yore Funktionszustand und den peristatischen Bedingungen, also yon Anlage und Umwelt abhhngig. Sie ~ul3ern sich am st~rksten im Cytoplasma. Es wird versehieden st~rk auf- gelockert. Die Nissl-Schollen werden dabei nicht nar in ihrer Lage inner- halb der Zelle verschoben und zusammengelagert, sondern es f~rbt sich die Diehte des Cytoplasma ungleiehm~f~ig, die mit entsprechenden Be- funden in anderen Organen vergleichbar ist. Die Kerne werden geringer als das Cytoplasma beeinflul~t, so dab die ffir die einzelnen Zellarten cha- rakteristischen Strukturen deutlicher erhalten bleiben. Die gr613te Kon- stanz zeigen ihre Randk6rperehen und Nueleolen, obgleieh aueh sie dinde- rungen ihrer Dichte und Form durchmachen, die his zu Vacuolisierungen ffihren k6nnen. Die Ausdrucksformen der dVz auf zahlreiche Einfliisse shad, ebenso wie in anderen Organen, begrenzt, so dal~ yon ihnen bUS nnr geringe l~fickschlfisse auf spezielle Ursachen gezogen werden diirfen.

Um vergleichbare Befunde fiber mehrere Nz-Arten in einem Griseum zu erhalten, ist es daher notwendig, alle Besonderheiten der inneren Struktur yon den Zellen zu beriicksichtigen. Erst dann gelingt es, in einem Griseum mehrere Nz-Kollektive zu erfassen, deren Variationsbreite darch Ausmessen ihrer Kerne zu erhalten ist. Die Breite und Form der Verteilungskurven, ihre arithmetischen Mittelwerte, ihre Streuung und ihre mittleren Fehler sowie der Abfall der Kurvenseiten sind, wie bei der Auswertung anderer Kollektive, wichtig (R~ICHEL).

In anderen Organen wurden Kernmessungen hhufig vorgenommen, um Wachstumsvorg£nge oder Funktionsstadien zu untersuchen. Aueh im Gehirn warden sie mehrfach durehgeffihrt (HILLARP, ORTMANN, EICttNER, MACHER, TAMIYA, IMOTO, T.~KA~IISHI sowie I(OV.~CS, BACIt- ~ACH, JXKOBOWTS, ItORV£TH U. KORP£SS¥, H ~ T L , RXBL). Dabei er- folgt ein KernSdem ( B ~ I ~ a H O F F ) , das zu einer Schwellung und Auf- lockerung ffihrt, wobei sich die feineren Struktaren iindern. Auf Grund der Reize werden die Verteilungskurven der Kerne unregelm~Big.

Um die Verh~ltnisse Jm hinteren Hypothalamus zu erfassen, wurde ein Sektionsgut verwendet, bei dem Folgen vorangegangener Krank- heiten, eine Agonie und postmortale Sch~digungen ausgeschlossen werden konnten. Hierauf mul3te geachtet werden, da eine verz6gerte Agonie f/ir die Ausbildung isehgimischer Ganglienzellsch~den ausreicht (JAcoB). Da- her wurde solches ausgew~hlt, das in den ersten Stunden naeh dem Tode

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fixiert werden konnte und teilweise vort pl6tzlich vers torbenen Menschen s t~mmtc.

Die Kerr~e der Nz wurden mi t dem Zeil~schen. Zeichena~ppurat bei 1000father VergrSl3erung gezeichnet und ~nschliel~end mit eiaem Plard- meter ausgemessen. Beim Zeichrmn wurde stets entschieden, u m welche

Zellurt es sich h~r~delte. Die Unter- suchungen betrafen die folgenden Sek- tionsffi.|le, fiir die n£here Anguben fiber die Kernmessungen im Re in meiner Thal~mus~rbei t (J. Hirnforsch. 4, 106 (1958)) zu finden sind. I m P/. ventral is lassen sich 3, im M.mac 2 Zellurten uussondern. Wenige auBerdem vor- handene Nz sind nls atrophische For- men dieser Nz-Arten ~ufzufassen. Die Krankengeschichten wurden nicht im einzelnen erwh.hnt, d~ sie ffir die

A b b . 3 A b b . 4

A b b . 3. P]., N z 1 (S. 1 9 7 / 5 6 - - V e r g r 6 t 3 e r u n g 20 t )0 :1 --- Iah, 30678)

A b b . 4. P]. , N z 2 ~ (S. 235 ]56 - - V e r g r 6 B e r u n g 2 0 0 0 : 1 ---- P h . 30659)

spezielle Fragestel lung unberfieksichtigt bleiben k6n~en. Sie stehen im I n s t i t u t zur Verffigur~g.

i. S. 235/56. - - 35j~hriger Mann. - - Sektion 7 Std nach dem Tode. - - Klinisch: Hilfssch(iler. War sterilisier~. Mit etwa 22 Jahren epileptisehe AafMle. Mit 23 Jahren Imbeziltit~t diagnostiziert. Nach dem Kriege in Heilsti~ttenbehandlung. In den |etz. ten Tagen vor dem Tode un~uff~llig. Wenige Stunden vor dem Tode noch ~ufgestun- den. - - Anatomisch: Tod im epileptischen Anf~ll. Hochgr~dige Cyaaose der oberen KSrperh~lfte. - - Gehirn nicht gewogen. --- P].: Ausgemessen 632 Zellkerne. Auf- fallend lockeres Griseum. H~upts~cMich 3 Arten vorh~nden. Nz t : Sehr grol]e Zellen. Sehr groBe Kerne. Breite, unregelm~Bige Verbreitungskurve. Maximum et~va bei 20 mm ~. GroBe, dunket fa, rbbare Nucleolen, Vereinzelt Andeutung yon

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamustefl 227

Vacuolen. Kaum RandkSrperchen. Sehr wenig lockeres Chromatin. Polygonale Zellformen. Reichlich grobe Nisslschollen, besonders an der Peripherie. l)bergreifen yon NisslschoUen auf das angrenzende Grundnetz. Kein Lipofuscin. N z 2a: Deutl ich kleinere Zellen. Bedeutend kleinere Kerne. Maximum bei 12--15 m m 2. Relat iv breite, etwas unregelmai~ige Verteilungskurve, Nucleolen mittelgrol~ bis klein. Vereinzelt sehr kleine RandkSrperchen. Sehr wenig Chromatin. Wenig Cytoplasma. Keine grSBeren Nisslschollen. Etwas Lipofuscin. Kein ~bergang in das Grundnetz. N z 2b: Bedeutend kleinere Zellen. Maximum bei 11 mm~. Sehr kleine Nucleolen. Keine RandkSrperchen. Kaum Cytoplasma. Keine Nisslschollen. N z 3: Nur 2 aus-

Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 5. P]., Nz 2 (S. 1 9 7 / 5 6 - Vergr6Berung 2000:1 - - P h . 30676) Abb. 6. P]., Nz 3 (S. 197/56 - - Vergr61~erung 2000:1 - - Ph. 30882)

Abb. 7. M.mac (S. 235/56 - - VergrSl]erung 2000:1 - - Ph. 30667)

gemessene Zellen, die ganz klein sind, lockere Kerne mi t kleinen Nueleolen haben. - - M.mac: Ausgemessen 933 Zellkerne. Lockeres Griseum. Haupts~chlich eine Zellart (924). N z 1 : Mittelgro~e Zellen. Kernmaximum bei 13 m m ~. Schmale, gleichm~l]ig abfallende Verteilungskurve. Sehr groBe Nucleolen. Kleine RandkS~perchen. Kaum Chromatin. Gleichm~l~ig u m die Kerne gelagertes Cytoplasma mi t wenig Ausl~ufern, Wenig Lipofusein. Keine Nisslschollen. Vereinzelt geringe Cytoplasmaverdichtungen an der Peripherie mit sehr geringem •bergreifen auf das Grundnetz. N z 2: Wenige an der ventralen, vor allem an der medialen Seite gelegene kleine Zellen mi t wenig homogenem Cytoplasma. - - Re vgl. 1. c. S. 108, Nr. 8.

2. S. 197/54. - - 45j~hrige Frau. - - Sektion 53/4 Std nach dem Tode. - - Klinisch : Schizophrenie. Anatomisch: Zustand nach Amputa t ion der rechten Mamma. Aus- gedehnte Metastasierung in Lungen, Leber und retroperi tonealem Gewebe. - - Ge- hirngewicht 1205 g. P[. ausgemessen: 763 Zellkerne. Sehr dichtes, groBes Griseum. 3. Zellarten. N z 1 : Zellen mi t den grSBten Kernen. Maximum bei 19 mm ~. Sehr breite Verteilungskurve. Ziemlich gleichm~Biger Abfall nach beiden Seiten. Kerne mi t lok- keren Chromatinstrukturen. Nucleolus mittelgroB. Keine Vacuolisierung. Wenig eng gelagerte RandkSrperchen. Grol~er Zelleib. Scharfe Abgrenzung gegen die Um- gebung. Nisslsubstanz gering entwickelt, nicht immer peripher gelegen. N z 2: Zellen reichlicher im dorsalen und medialen Tell des Pf. Zellen kleiner als N z 1. Maximum bis 10 und 12 mm ~. Zieml ch gleichm~$iger Abfall der Vertei lungskurven nach beiden Seiten. Kerngestal t etwa wie bei N z 1. Gleich groSe Nucleolen. Deut- fiche RandkSrperchen. Zarte Kernmembran . Cytoplasma dichter als bei N z 1. Scharfe Abgrenzung des Cytoplasmas gegen die Umgebung. Ira allgemeinen gleich-

228 RUDOLF I:~ABL :

m/~gig f/~rbbar. Etwas Lipofuscin. Keine gr6geren Nisslschollen. Nz 3: Sehr wenige Zellen. Kei~e klein. Nucleolen etwa gleich grog wie bei Nz 1 und 2. gandk6rperchen ausgebildet. Cytoplasma nut in ngchster N~he des Kerns. Reichlich Lipofuscin. Keine umschriebenen NissLSchol len.- -M. mac: Ausgemessen 697 Zellkerne. Dichtes Griseum mit etwas ungleichm~gig verteil ten Nz. 2 Zellarten, yon denen Nz 1 die Hauptmasse des Griseum bildet (648). Die 2. Zellart ist auf Randteile beschr~nkt. Maximum der Kerngr6ge yon Nz 1 bei 11 mm e. Ziemlich schmale, fast gleichm/~gig nach beiden Seiten abfallende Verteilungskurve. GroBe, scharf abgegrenzte Zellen. Kerne mit mittelgrol~en Nucleolen. Keine Vacuolcn. Reichlich staubf6rmiges Chro- matin. Wenige, sehr kleine Randk6rperchen. Scharf abgegrenztes Cytoplasma. Etwas Lipofuscin. Deutliche, mittelgroge Nisslsehollen, besonders in der Peripherie. Nz 2: Sehr wenige Zel]en. Nucleolen s tark aufgetrieben, enthal ten eine groBe Vacuole Vereinzelt 2 kleine Vacuolen, wenige RandkSrperchen. Im Cytoplasma reichlich Lipofuscin. Keine gr6geren Nisslschollen. Nz 3: Sehr wenige sehr kleine Zellen mit kleinen dichten Kernen. Dichtes Cytoplasma. - - Re: Vergleiche 1. c. S. 106, Nr. 2.

3. S. 184/57. - - 52j/ihrige Frau. - - Sektion 23/4 Std nach dem Tode. - - Kliniseh: Seit 30 Jahren mit kurzen, kriegbedingten Unterbrechungen in Pflegeheimen ge- wesen. - - Anatomisch: Sehr kleines ~ ehirn mit besonders kleinen Sehhiigeln. P16tz- lieher Tod bei Verschlug des Kehlkopfeingangs durch Nahrungsbrei. Pralle Fiillung der Speiser6hre mit Nahrungsbrei. - - Gehirngewicht 1075 g.

P/.: Ausgemessen 979 Zellkerne. Ziemlich kleines Griseum mit vielen, jedoch gleichm~Big verteil ten Nz 3 Zellarten, yon denen Nz 1 und 2 etwa gleich h~ufig sind. 2Vz 1: Sehr groBe Zellen und groge Kerne. Maximum zwischen 18 und 20 mmL Breite, ungleichm~Big gestaltete Verteilungskurve. Kerne hell. Nucleolen sehr grog mit geringen Aufhellungen, jedoch keine ausgesprochenen Vacuolen. Kaum Rand- k6rperchen. Sehr ausgedehntes Cytoplasma. Massenhaft grobe Nisslschollen, die vielfach peripher verlagert sind. Polygonale Zellform. Heranreichen der Forts~tze mit kleinen Nisslsubstanzen in das Grundnetz. Nz 2a: Deutlich kleiner als Nz 1. Kernmaximum 14 mm ~. Mittelbreite, ungleichm~Big abfallende Verteilungskurve. Mittelgroge Nucleolen. Sehr wenige, auffallend kleine RandkSrperchen. Sehr wenig Chromatin. Sp~rliches Cytoplasma. I (aum Forts~tze. Wenig Lipofus?in. Ungleich- m~gig dichtes Cytoplasma. Keine gr6beren Nisslschollen. Nz 2b: Sehr viel weniger Zellen als Nz 1 und 2a. Kernmaximum bei 12 mm 2. Ziemlich gleichm/~giger Abfall der Verteilungskurve nach beiden Seiten. Sehr kleine Zellen. Kerne mit staubf6rmi- gem Chromatin. Sehr kleine, blag-f~rbbare Nu leolen. Selten kleine Randk6rper- chen. Wenig Cytoplasma um die Kerne. Keine gr6geren Ni s s l s cho l l en . - M. mac: Ausgemessen 907 Zellkerne. Auffallend zellarmes Griseum. Der dorsale Teil ist zell- reicher als der ventrale. 2 Zellarten, yon denen die erste fiberall vorhanden ist, die 2. mehr an der ventralen und medialen Seite gelegen ist. Im Vordergrund steht Nz 1 : Kernmaximum bei 13 mm ~. Schmale Verteilungskurve. Gleichm/~Biger Abfall nach beiden Seiten. Mittelgroge Zellen. Blag-f rbbare, mittelgroge Nucleolen ohne Va- cuolen. Im allgemeinen keine Randk6rperchen. Staubf6rmiges Chromatin. Sehr wenig Cytoplasma mit l~bergang in das Grundnetz. Blasse Cytoplasmastrukturen ohne umschriebene gr6bere Nisslschollen. Nz 2: Etwas kleiner als Nz 1. Ungleich- m~Bige Verteilungskurve. Chromatinreiche Kerne. Ziemlich kleine Nucleolen. Kaum erkennbare RandkSrperchen. Keine Vacuolen. Wenig, dicht um den Kern gelagertes Cytoplasma mit scharfer Abgrenzung gegen die Umgebung. Keine gr6geren Fort- si~tze in die Umgebung. Zur Erg/~nzung gleichfalls an der ventralen und medialen Seite gelegene Zellen (Nz 3)..hrz 3: Sehr wenige im ventralen und medialen Teil ein- gestreute Zellen. Kleine Kerne mit relativ groBen Nucleolen. Auffallend dichte Kern- membranen. Wenig, sehr dichtes Cytoplasma. Lange diinne Forts~tze im Grundnetz ohne l~bergang yon Nisslsubstanz. - - Re nicht ausgemessen.

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil 229

4. S. 49/55. - - 55j£hriger Mann. - - Sektion 4 Std nach dem Tode. - - Klinisch: Mit 48 Jahren postpleuritisehe Tuberkulose. P15tzlicher Tod. - - Anatomisch: Ful- minante Lungenembolie bei fast station~rer Tuberkulose der Lungen. - - Gehirn nicht gewogen.

Pt.: Ausgemessen 540 Zellkerne. Dichtes Griseum. 4 Zellformen, yon denen Nz 1 und 2 im Vordergrund stehen. Nz 1 : Sehr gro{3e Zellen. Breite, mehrgipflige Vertei- lungskurve ohne deutliehes Maximum. Grol~e Keme mit groBen Nucleolen. H~ufig Vacuolen. Einige RandkSrperchen. Wenig staubfSrmiges Chromatin. Ausgebreitetes Cytoplasma. Sehr viele Nisslsehollen. Mehrfach polygonale Formen mit ~bergang in das Grundnetz. Nz 2a: Kerne wie bei Nz 1, jedoeh kleiner. Breite, unregelm~ige Verteilungskurve. Weniger Cytoplasma. Periphere Nisslschollen. Etwas Lipofuscin. Kein l~bergang in das Grundnetz. Nz 2b: Bedeutend kleinere Zellen. Mehrfach Gruppenbfldungen. Kleine Nucleolen. Keine Vacuolen. KeLue RandkSrperchen. Diehtes Cytoplasms. Wenige Forts~tze. Nz 3: Sehr kleine Zellen mit dichtem, wenig ausgebildetem Cytoplasms. Reichlich Lipofuscin. - - Re vgl. 1. c., S. 106, Nr. 3.

5. S. 44/55. - - 59j~hriger Mann. - - Sektion 7 ~ Std naeh dem Tode. - - Klinisch: 3 Jahre vor dem Tode wegen religiSser Wahnideen in eine Heila~stalt aufgenommen.

- - Anatomisch: Tod an fulminanter Lungenembolie nach Femoralvenenthrombose. Periva~cul~re Atrophic und kleine Erweichungscysten im Gehirn. - - Gehirn 1450 g.

Pl- : Ausgcmessen 644 Zellkerne. Locker gebautes Griseum. Vereinzelte doppel- kernige Nz. 3 Zellarten, yon denen Nz 1 und 2 iiberwiegen. Dichter gelagerte Zellen in der N~he von C.m. Nz 1 : Sehr breite Verteflungskurve. Maxim. zwisehen 20 und 24 mm ~. ZeUen groB, sehr grol~e Nueleolen. H~ufig mit einer Vacuole. Kaum Rand- kSrperchen. Deutliche Kernfalten. Viel Cytoplasma. Reiehlich grol3e, peripher ge- lagerte Nisslschollen. Wenig Lipofuscin. Ausgezaekter Zellrand. Nz 2: Kleiner als Nz 1. Breite Verteflungskurve. Maxim. bei 12 mm ~. Nucleolen blasser f~rbbar als bei Nz 1. H~ufig eine Vacuole. Kleine RandkSrperehen. StaubfSrmige Chromatinteil- ehen. Weniger Nisslsehollen als bei Nz 1. Cytoplasma etwas aufgeloekert. Kein strahliges ]~bergehen der ZeUen in das Grundnetz. Nz 3: Nur sehr sp~rlieh vor- handen. Sehr kleine Zellen. Relativ dunkle Kerne. Kleine Nucleolen. Keine Vaeuolen. Unscharf begrenztes, sehr wenig entwickeltes Cytoplasma. Keine umsehriebenen NisslschoUen. M.~nac: Sehr dickes, seharf abgrenzbares Griseum. Ausgemessen 644 ZeUkerne. 2 Zellarten, yon denen nur Nz 1 (551) vermehrt vorhanden ist. Nz 1 : Maximum 12 mm 2. Sehmale Verteitungskurve mit fast gleiehm~l~igem Abfall. Ein geringer Knick bei 10 mm ~. MittelgroBe Zellen. Kerne dunkel f~rbbar. Kleine Nude- olen. Deutliche RandkSrperehen. Wenige, dicht gelagerte Chromatinst/iubehen. Polygonales Cytoplasma. Wenig Lipofuscin. Dunkel f'arbbares homogenes Cyto- plasma. Keine Nisslsehollen. Nz 2: GleiehfaUs kleine Zellen. Kerne relativ gro~. Kleine Nucleolen. Kaum RandkSrperchen. Keine Vacuolen. Cytoplasma gering ent- wiekelt. Teilweise gegen die Umgebung unscharf abgegrenzt. Nz 3: Kleine Zellen. Relativ kleine Kerne. Nueleolen oft schwer erkennbar. Keine Vacuolen. Cytoplasma sehr dieht. Keine Nisslsehollen. Scharfe Abgrenzung gegen die Umgebung. - - Re vgl. 1.e.S. 106, Nr. 4.

6. S. 216/55. - - 69j~hriger Mann. - - Sektion 3 Std naeh dem Tode. - - Klirdsch: In den letzten Jahren vor dem Tode an Gewieht zugenommen. Bei schnellerem Gehen und beim Treppensteigen Luftkuappheit. 6 Monate vor dem Tode wegen frischem Herzinfarkt aufgenommen. Tod unter dem Bild des Kreislaufversagens. - - Anatomisch: Fortschreitende Arteriosklerose mit Infarzierung des Herzbeutels bei starker Coronarsklerose. Thrombus in der Spitze der linken Kammer. Frisehe, em- bolisch entstandene Erweiehung des Gehirns. Lungenembolie. - - Gehirngewicht 1245 g.

230 RUDOLF RAB~L :

P].: Ausgemessen 294 Zellkerne. Dichtes Griseum. 2 Hauptzellarten. Nz 1: GroBe Zellen. Blab farbbare grofle Kerne. Kein ausgesprochenes Maximum der brei ten Verteilungskurve. Grol]e Nucleolen. Keine Vacuolen. Nur ganz selten Rand- kOrperchen. Polygonale Zellformen. Sehr viel Lipofuscin. Angedeutete Sehollen- bildung der Nisslsubstanz. Nz 2 a: Gleichfalls breite Verteilungskurve mi t mehreren Gipfeln ohne ausgeslorochenes Maximum. Kerne wie Nz 1. Cytoplasma heUer als bei Xz 1. Reichlich Lipofuscin. Kein ~bergreifen auf das Grundnetz. Angedeutete multipolare Formen. Nz 2b: Kleinere Kerne. Kernmaximum bei 11 mm 2. Sehr wenig Cytoplasma. Keine Nisslschollen. Abgerundete Zellform. fVz 3: Nur einige Zellen. Sehr kleine Kerne. Kaum Cytoplasma. - - Re vgl. 1. c. S. 108, Nr. 6.

7. S. 125/58. - - 71j~hriger Mann. - - Sektion 4 Std nach dem Tode. - - Klinisch: Bereits vor 29 Jah ren in eine I-Ieflanstalt aufgenommen, da er fiber ,,elektrisehe Be- einflussung" klagte und sich hypnotisier t fiihlte. Der meist ka ta ton erregte Pat ient wird als hinterh~ltiger Schl~ger geschildert, bei dem Maniriertheit und Grimassen zu beobachten waren. - - Anatomisch: Starke Urinstauung bei l%ostatahypertrophie. Hochgradige Erweiterung und Verdickung der Harnblase. Beiderseitige h~morrha- gische Pyelitis. Geringe Gehirnsehwellung. Herzhypertrophie, besonders rechts, bei Emphysem. - - Gehirngewicht 1285 g.

P]. : Ausgemessene Zellkerne 543. Kleines Griseum mit relativ geringem ZeU- gehalt. Wenige dol0pelkernige Nz. 3 Zellarten. Nz 1 am h~ufigsten. Auffallend breite Verteilungskurve mi t sehr vielen grofen und auch vergr5Bertcn Kerncn. Keine Gipfelbildung. Nz 1: Ziemlich lockere Kerne. GroBe, dunkel f~rbbare Nucleolen h~ufig mi t einer Vacuole. Vereinzelt sehr ldeine RandkSrloerchen. StaubfSrmige Chromatinteile. Polygonale groBe Zellen. GroBe Nisslschollen. Breite Zellforts~tze. ~bergreifen der Nisslschollen auf das dichte Grundnetz. Nz 2: Mittelgroi]e Zellen. Breite Verteilungskurve ohne ausgesprochene Spitze. Chromatinreiche Kerne. Mittelgrofle, mit te ls tark f~trbbare Nucleolen ohne Vaeuolen. Gleichm~Big f~rbbares Cytoplasma. Wenige kleine Zellforts~tze. Nz 3 : Sehr kleine Zcllen. Verteflungskurve ohne Maximum. Dichte Kernstruktur . Mittelgrol3e 1Wucleolen. Keine RandkSrper- chen. Dichtes Cytoplasma. Kein Lipofuscin. Keine Zellforts~tze. M.mac: Aus- gemessen 852 Zellkerne. Sehr groBes, zellreiehes Griseum. Gleiehm~{3ig verteilte Nervenzellen. Mehrere Kolloidtrol0fen im Gewebe ohne Zusammenhang mi t den Nervenzellen. 2 Zellarten. Nz 1 : Fas t ausschlieBlich vorhanden (803). Maximum bei 16--17 mm". Schmale Verteilungskurve mi t gleichmal~igem steflen Abfall. Grofle Nz. Locker gebaute Kerne. GroBe, ziemlich blab f~rbbare Nucleolen. Keine Vacuolen. Kleine RandkSrperchen. Ausgedehntes staubfSrmiges Chromatin. Stark entwickeltes Cytoplasma. Zahlreiche 1Nisslschollen. Etwas Lipofuscin. Geringes f)bergreifen yon den wenigen Zellforts~tzen auf das Grundnetz. Nz 2 : Nur wenige Zellen vorhanden. Keine ausgesprochene KerngrSBe. Kerne wie iVz 1. Cytoplasma homogen. Keine Nisslschollen. Abgerundete Zellen. Nz 3: Wenige, vor allem ventral und medial ge- legene Zellen. Dichte Kernstruktur . Relat iv grol3e, dunkel f~rbbare Nueleolen. Keine Vacuolen. Vereinzelt staubfSrmige RandkSrperchen. Dichtes Cytoplasma. Etwas loolygonale Zellformen. - - Re nieht ausgemessen.

8. S. 197/56. - - 81j~hrige Frau. - - Sektion 21/2 Std nach dem Tode. Nach kli- nischer Angabe Altersdemenz. In den letzten Stunden vor dem Tode lolStzlicher Fieberanstieg. - - Anatomisch: Sehr starke Altersatrophie, insbesondere des Gehirns. Sehr weite, kaum verdiekte, nicht verfettete Hirnbasisarterien. - - Gehirn nicht ge- wogen.

P/. : Ausgemessen 486 Zellkerne. Ungleichm~13ig dichtes Grlseum. 3 Zellarten, yon denen fVz 1 und 2 sehr s tark iiberwiegen. Nz 1 vorwiegend im ventra len Ab- schnitt . Kernmaximum bei 18 mm 2. Breite Verteilungskurve mit ungleichm~I]igem AbfaU. Kerne chromatinarm. Auffallend groge Nueleolen. Kleine deutliche Rand-

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil 231

kSrperchen. Nur vereinzelt eine kleino Vacuole. Cytoplasma sehr ausgedehnt. Zen- trale Aufhellung. Kleine periphere :Nisslsehollen. Ziemlieh seharfe Abgrenzung gegen die Umgebung. Sternf6rmige Gestalt mit l~bergreifen auf das Grundnetz. Nz 2: Vorkommen vorwiegend im dorsalen Gebiet des Griseum. Maximum bei 11 mm 2. Ziemlieh breite Verteilungskurve. Ziemlich gleichm~Siger Abfall. Kerne looker gebaut. 1%elativ groSe, dunkel f/~rbbare Nueleolen. Keine Vacuolem Nur An- deutungen yon Randk6rperehen. Sehr gering eutwickeltes Cytoplasma. Keine um- schriebenen Lipofuscineinlagerungen. Geringe Verdichtung am Zellrand. Poly- gonale Zellform. Nz 3: Sehr wenige Zellen in allen Absehnitten des Griseum, viel- leicht etwas reichlieher im ventralen Absehnitt vorhanden. Sehr kleine Zellen. Kerne klein. Sehr kleine Nucleolen. Keine Vacuolen. Keine RandkSrperehen. Sehr wenig Cytoplasma. M.mac: Ausgemessen 811 Zellkerne. Mit Sieherheit nur 2 ZeUar~en, yon denen Nz 1 fast allein vorkommt. Looker verteflte Zellen. Ziemlich zellarmes Griseum. Nz 1 : Kernmaximum 14 mm ~. Sehmale Verteflungskurve. Ziemlieh gleieh- m~l]iger Abfall nach beiden Seiten. MittelgroSe Zellen. Kerne hell Nucleolen mittel- groB, kleine Vacuolen. Sehr wenige RandkSrperehen. Cytoplasma etwas ungleieh- m&llig f/~rbbar. Keine gr61]eren NisMschollen. Keine periphere Cytoplasmaver- lagerung. Wenig Lipofuscin. Polygonale Form. Kein ~bergang yon Cytoplasma- teflen auf das Grundnetz. hrz 2: Kleine Zellen mit kleinen Kernen. Kleine Nucleolen. Keine Vacuolen, keine l%andkSrperchen. Sehr wenig Cytoplasma. Keine umschrie- bench l~isslschollen. Etwas Lipofuscin. Weitgehend abgerundete Zellformen. - - Re: 1.e.S. 108, Nr. 7.

Mi t Hilfe der Var ia t ionsana lyse is t es m6glich, die Ph/ tnogenet ik der Zellen und d a m i t gleichzeit ig ihre Zusammertfassung in den Grisea trod hSheren E inhe i t en zu erfassen. Dahe r e rgebea sich aus den Befunden i m h in te ren H y p o t h a l a m u s wei tergehende SchluBfolgerungen, die ffir ein biologisehes Bi ld des Mensehen zu ber i icks ieht igen sind.

Besonders der P/. ventr , enth/~lt mehrere Zel lar ten, die als Ko l l ek t ive die Grundgesamthe i t oder Popu la t ion der Grisea bilden. Uber die gegen- sei t igen mengenm/iBigen Verh/tltrtisse mtd die Bedeu tung der Ze l la r ten 1assert sieh keine sicheren Sehlfisse ziehei1, da ~ticht b e k a n n t ist, i nnerha lb welcher Grenzen solehe S t r u k t u r e n ind iv idue l l sehwanken k6nnen (vgl. FEgEMTZTSCrt). S t ruk tu run te r sch iede werden n/~mlich durch die ver- schieden d iehte Lage rung der groBen Zelle~l sehr wesea thch beeinfluBt, die sekund/ t r zu seheinbaren zahlenm/igigen J~nderungen der ldeinen N z f~ihren.

Die versehiedenen, in den Grisea vo rhandenen Nervenzel la r ten haben ~tach den bisher igen Ana lysen die gleiehen, jedoch in der In tens i t&t ver- sehieden s t a r k e a Reak t ionen . I-Lieraus ergibt sich, dab sic eine E inhe i t b i lden k6nnen, obgleieh i rmerhalb des Griseum die einzelnen Kol l ek t ive versehieden d ich t ver te i l t sein kSnnen. Die K e r n f o r m wird du tch die Sparmungsl in ien im Gewebe beeinfluBt, also im P]. durch den F o r n i x und alas C.m. F i i r die Charak te r i s ie rmlg eines Gr iseum seheinen daher die verseh iedenen Zel la r ten n ieh t gleieh wieht ig zu sein. I m a l lgemeinen heben sieh die besonders eharak te r i s t i sehen N z durch ihre Gr6Be und differenzierte S t r u k t u r hervor . I m P/. i s t diese Nz -Ar t in den zent ra len Absehn i t t en reiehl ieher als an der Per ipher ie vorhanden . Dec vent ro-

2 3 2 ~ u ~ o L ~ ~ABL:

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Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil 233

la te ra le und der vent ro- . . . . . . . media le Tell des Gr iseum

is t als E inhe i t aufzufassen. , Zwischen beiden f indet sieh

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . keine Sche idewand oder _ Auf lockerung.

Die Nz der Ko l l ek t ive haben eine sehr verschie- dene Var ia t ionsbre i t e ihrer KerngrSBen. Diese s ind n ich t nu r yon ih ren Anla- gen, sondern auch yon den Umwel tbed ing tmgen , also

. . . . . ~ v o m Genom und yon der I Per is tase abh/~ngig. D a sie ]

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gemeinsam das Bi ld des Kerns pr/igen, is t der Mit tel- wer t der Ver te i lungskurve n ich t als der abso lu te Aus- d ruck des Genoms anzu- sehen. Es i s t vJelmehr die ganze Ver te i lungskurve der Ausdruck der Ph/inogenese. Ein wicht iger per i s ta t i scher EirdtuB is t die zum Zell- 6dem ffihrende Herzinsuf-

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . fizienz, die zu einer Ver- gr6$erung der S t reumlgs- bre i te f i ihrt . Unrege lma$ig- ke i t en der Ver te i lungskur-

.~ ~ ¢¢ .~ .~ .~ ~ .~ yen weisen auf mehrere Ein- flfisse bin, die im Augen- bl ick der Unte r sueh tmg vor- handen sind, sofern sie n ich t

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . du rch ein kleines I n t e r v a l l i

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. . . . . . . . . . . . . . . .

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D t s c h . Z . N e r v e n h e f l k . , B d . 1 8 1

der Gr6Benordnung vorge- thusch t werden. Sie s ind daher auch an 2Yz-Kernen nach exper imente l len Ein- griffen nachzuweisen (Ko- vXcs, BAC~I~tACtt, JAKO- BOVITS, Ho~v.~Ti~ u. K o ~ - PXss¥). Nur R a n d a b - schni t te der Verteflungs-

17

234 RUDOLF RABL:

ku rven sind als Zellsch/~digungen zu deuten. Dies gilt ganz besonders ffir die kleinen Zellkerne. Als ihre Reakt ionen lassen sieh auSerdem gelegent- lich doppelkernige N z nachweisen. Folgen dureh eine verlKngerte Agonie lieSen sich im speziellen Unte rsuchungsgu t aussehliel~en. Uber eLae Ab- h/~ngigkeit der Kurven fo rmen yon bes t immten Krankhe i t en lassen sich

Tabelle 2. Kernverteilungen nach ausgemessenen Fl(ichen verschiedener Zellarten {m M, mac

I S. 197/54 [ S. 184/57

1 2 3 i 1 2 3

I

2 2 1 4 2 3 1 4 7 8 1 7 9 9 6

11 41 14 6

2 1 101 9 2 2 4 120 11 2

1 113 7 2 1 ,04 5 I

i 69 1 62 4 J 42 23 i 14

' i 8 3J

S. 235/56 1 2 ! 3

8 1 7 10l 12

9 3 3 1 31 10 4 5 ' 4 60

11 I i~--I [i09 12 125 2 101 13 137 92 14 130 71 15 118 72 16 90 46 17 66 26 18 23 12 19 18 i 5 20 10 i 1

2, 1 1 22 23 24 1

s. 44/55 ! 1 ~ 3 1 1

I 2 2 6 2

16 1 4 i 1 29 5i 4! 49 2 '13 ! l i : 84 10 6 4 1

97 2 91 3 3 i 4 i 77 3 4 51 3j 42 1 2 80 i 2 31 2 1 113 I 2 17 121 i 2 10 1 2 6 7 9 2 i l 1 71 i 2

i

7

4

S. 125/58 ! S. 197/56 2 1 3 l 1 2 3

1 2 3

1 5 6 3 27 4

46 8 4 86 8 7 106 4 2 129 6 2 91 1 3 97 1 2 6 1 4 63 3 29

l i 1 , 1 1

5

vorl/~ufig keine sicheren Angaben machen. Mehrgipflige K u r v e n haben keinen bes t immten Rhythmus , so da$ mi t verschiedenen Einflfissen ge- rechnet werden m u l l Sofern dagegen ein gleichm/~$iger Abfall der Ver- te i lungskurven nach beiden Seiten yon einem Mittelwert vorhanden ist, ist m i t einer Wi rkung zu rechnen.

Keine der bisher erfaBten K u r v e n der Nz-Kerne entspricht mi t Sicher- heir einer re inen sog. Gau$-Vertei lung. Dies wird bei sehmalen, spitz ver- laufenden K u r v e n mi t einem scharfen Mittelwert deutlich, da die GrSBe u n d Gestal t der Kerne yon der Dynamik der F u n k t i o n abh/~ngig und nicht nu r der Ausdruek einer Stat ik sind. Es zeigen sich also aueh Eia- fliisse aus der Umgebtmg auf die Zellen. Durch sie werden auch die viel- faeh ausgefransten R£nder der ~Vz verst/£ndlich, die in das Grundnetz fibergehen u n d yon flfissigkeitsgeffillten Lfieken umgeben sind. I n diesen S t ruk tu ren eine mi t einer Neurosekret ion vergleiehbare Reakt ion zu sehen, mul~ dagegen abgelehnt werden, obgleich es sich bei beiden Vor-

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamusteil 235

g/ingen u m Eiweii~umsetzungen handelt . Der Fliissigkeitsgehalt des Ge- webes und such die Durchs t r5mung der Gef/~Be sind daher fiir die 2Vz zu beachten. Auffallend gering gegenfiber der yon der Zellart und der Funk- t ion abh/~ngigen GrSBe und St ruktur ist der Einflul3 des Alters, wodurch

Tabelle 3. Auswertung der Kernverteilungskurven im P]. und M. mac nach Mittelwert, mittlerem Fehler und Streuung

NZ IAnzahl Mittelwert (n) (M)

1. S. 235/56 1 226 18,67 2~ 287 13,61

_ _ _ _ _ 2b 117_ _ 10,97 __

2. s. 197/54 I q 342 i 17,77 i 2 ] 4 0 7 ! 11,38

3 S:184~ 1 - ~ I 19,9 i 2~ 1421 14,67

2b 113 I 12,97

4. S. 49/55 I 1 228 21,06 . . . . . 2 ~ 204 14,9~

5. s.44/55 i / 18~ 21,34 I 2 181 I 14,07

2a ] 100 15,42

7.s. 1~)~ 1 . . . . 3 2 4 24,3o I 2 173 I 15,41

8. S. 197/56 i -192 18,38 i 2 12761 12,56

Mittlorer Fohler Streuung

(m)

_____ 0,08 3,97 0,18 3,13 0,22 2,43

0,25 4,67 0,15 2,98

~- 0,25 5,34 _____ 0,17 3,45 ± 0,03 2,98

-]- 0,12 5,88 0,08 3,57

+__ 0,36 4,84 0,26 3,45

0,50 5,64 A- 0,36 3,62

0,34 6,21 0,43 3,04

0,30 4,16 -~ 0,20 3,18

1. S. 235]56 2. S. 197]54 3. S. 184]57 4. S. 49/55 5. S. 44/55 6. S. 216155 7. S. 125/58 8. S. 197/56

924 648 798

551

803 770

13,84 12,71 14,09

11,65

16,37 14,62

-~ 0,08 + O,lO + 0,03

0,11

0,09 0,09

2,55 2,46 2,67

2,50

2,48 2,61

die T£tigkeit fiir das Erhal tenbleiben der Leis tung (C. u. O. VoGT) ~mter- strichen wird.

Zwischen dem P]., dem M. mac un4 dem Re sin4 d~rfiber hinaus deut- liche Unterschiede in der Breite der Verteilungskurve vorhanden, die a u f eine verschiedene •athoklise hinweisen. Dagegen l i~ t sich eine ver-

17"

2 3 6 RUDOLF RABL :

schiedene Blutversorgung als Ursache ausschlieBen. Sofern die Streuungs- breite der Kerngr6Ben als ein Ausdruck des Strukturwandels yon einer einheitlichen Zellart aufgefaBt wird, ist daraus ihre Reaktion zu ersehen. Der Vergleich des P/. mit dem Re und M.mac zeigt, dab im hinteren Hypotha lamus ein reaktionsst/~rkeres Gebiet liegt.

Die Nz lassen zueinander eine Ordnung erke]men, die auBerdem dutch die BlutgefiiBe gestaltet wird. I m Gegensatz zum Isocortex ist keine ]:Iauptachse der Nz nachzuweisen. Sie ist jedoch wahrscheinlich vor- handen, da eine best immte Wachstumsrichtung und eine Ordnung der /Vz zueinander angenommen werden muB. Die Zellen im hi~teren Hypo- thalamus haben gleichwertige Nebenachsen, durch die allseitige peri- statische Einflfisse verst~ndlich werden. Sie bedi~gen die individuell ver- schiedene Lage des Mittelwertes der Kerngr6Ben gleicher Zellkollektive.

Allerdings muB als Ausdruck einer Hypoplasie mit Mikrocyten ge- rechnet werden, in denen dann die Kerne abnorm dicht strukturiert und stark f~rbbar sind. Sie wurden in einigen ~i~llen yon Schizophrenien ge- funden. Von atrophischen Vorg~ngen sind sie dadurch zu trennen, dab keine Satellitenzellen auftreten und der Zellgehalt in den Grisea weder vermindert noch unregelm~iBig verteilt ist. Auf die individuell bedingte Zelldichte und Zellform sowie die Zahl der zellfreien Stellen (PETERS), die im Isocortex vorkommen, soll ffir den Hypothalamus nicht eingegangen werden.

Die Nz-Kollektive bilden durch ihre Zusammenfassung zu Populatio- nen eine h6here EJnheit, d. h. ein Griseum. Dieses ist ein entwicklungs- geschiehtliches Differenzierungsprodukt. Die kleinen, d. h. indifferenten Nz sind bei benachbarten Grisea nicht immer voneinander zu unter- scheiden, so dab Uberschneidungen eintreten. Diese kleinen Nz geh6ren zum Grundgrau, das als allomorph (VoGT), heteromorph (BRocKHAt~S) bzw. polymorph (FEREMUTSCtt) definiert worden ist, wenn auch sein Zell- aufbau variiert (FEI~EMUTSCtt). Seine Aufteilung in einzehae Kerne ist nicht mehr mSglich (FEREMUTSCH). VergleichsweJse zum P]. sei ange- fiihrt, dab die Grundgrauzellen des Paraventricularis kontinuierlich in die Umgebung fibergehen (FEREMUTSCtI). Dasselbe wurde yon Tubero- mamillaris angegeben (BRocKHAUS). Aus der Angabe, dab die Ausl~ufer und Streuungsbreite des Grundgraus in und zwischen den Strukturen des hypothalamischen infundibul/iren Grundgraus anzutreffen sind, geht das- selbe hervor. I m lateralen und dorsalen Tell des P/. ist diese Abgrenzbar- keit undeutlicher, w/ihrend sic gegeu das C. m sehr scharf zu ziehen ist.

Die r~umliche Gestalt einer Nz-Population, d. h. eines Griseum ist yon seinen eigenen Gesetzen des Wachstums und yon der Umgebung ab- h/ingig. Entwicklungsgeschichtlich ist das Griseum ein sp~teres Differen- zierungsprodukt als die Gef£Be im Gehirn. Daher ist die Form des Gri- seum nicht nut gef~Bbedingt. Seine Gestalt erfolgt n/cht durch gleich-

Bedeutung der Gewebsstrttktur im hinteren Hypothalamustefl 237

m~ ige s Wachstum, so dab seine 3 Achsen im Raum verschieden groB sind. Entspreehende Waehstumsgesetze anderer biologischer Populatio- nen sind bekannt.

Mehrere Nz-Populationen werden dureh die GefhBe zu dynamogenen Zonen zusammengefal]t. Im hinteren Hypothalamus ist die Gef~Bver- teilung nieht auf den P]. beschr~nkt. Dagegen ist ein scharfer Unterschied zum C . m vorhanden, l~unktionelle und cy~oarchitektonische Gebiete brauehen daher im Gegensatz zum Isocortex nicht zusammenzufallen. Das Vorkommen kleiner, indifferenter, gleieher, cytoplasmaarmer Nz- Arten in benachbarten Grisea weist darauf bin, dab aueh eytologiseh er- fal3bare Zusammenh~nge grSBerer Einheiten bestehem Sehort Bsocx- HAYS erw/ihnt, dab vom morphologisehen Gesiehtspunkt aus manehe Be- zirke anders geordnet werden kfnnen. Hierauf haben inzwischen die funktionellen Arbeiten yon HEss, l~A~rso~¢ u. a. hingewiesen.

Dynamogene Zonen entstehen daher aus verschiedenea Ursaehen, also nieht nut dutch die Anglo- oder Myeloarehitektur. Sie maehert auch erst den Aufbau der Grisea aus mehrereu Nz-Arten verst/~ndlieh. Die Bildung fmtktioneller Systeme (BEN~CI~CGHOFF, LETTERER) aUS topographiseh ge- trermt liege~tden Einzelteilen wurde ffir andere Abschnitte des KSrpers sehon frfiher entwiekelt. Im Zentralnervensystem liiBt sieh ein vergleieh- bares System beim I)araventrictflaris und Supraopticus erkermea. Aueh bei der K6rpermuskulatur sind entspreehende Verh/fltnisse bekannt, in- dem Teilk6rperehensysteme, z .B. Muskein in verschiedener Weise mit entspreehenden Strukturen fiir die jeweiligen Funktionen zusammenge- fas t werden, die dann als Synergisten bezeichnet werden (BENNrNGHOFF). Erst dadurch sind bestimmte Arbeiten zu erfiillen. In allen F/~llen ergibt sich aus dieser Betrachtungsweise eia Sparsystem des K6rpers, bei dem analytiseh erfaBte Teile mehreren funktionellen Systemea angeh6ren. Teile der Grisea, also eharakteristische Zellformen, lassen sieh mit Naeh- bargebieten zu ,,eyCoarchitektonisehen Einheiten h6herer Ordnung" (FERE~tr~SCR) zusammenfassen. Schon HESS hat yore physiologisehen Standpunkt aus betont, dab ,,die Organisation des Zwisehenhirns nach Funktionszielen und nicht im Sinne einer zentralen Repr/~sentation yon Organen orientiert ist".

Im markarmen hinteren Hypothalamus fi~den sieh mehrere funktio- nelle Systeme, deren eines Zentrum im P/. ist. Die Verteilungskurven seiner Nz zeigen daher viele Unregelm/iBigkeiten, die nicht cytologiseh, sondern funktionell zu deuten sind. Das Gebiet l~13t sieh scharf gegea den M. mac und den Re abgrenzen, deren dynamogene Zonen nicht auf diese Grisea begrenzt zu sein brauehen. Die GefKl3verteilung zeigt beispiels- weise, dab der Re mit dem iibrigen Thalamus zusammerdai~ngt und dal~ der M. mac mit dem Mediocellularis des C. m eine Einheit bildet.

238 RUDOLF P~ABL:

Der Aufbau des Gewebes zeigt, dab die Einzelzellen spezielle Funktio- nen, die Grisea eirm Leistung und die dynamogenen Zonen oder funktio- nellen Systeme hShere Aufgaben haben. Alle haben eine bestimmte mor- phologische und fuaktionelle Breite. Die Aufgabe der dynamogenen Zonen kann durch die Disharmonie seiner Teile gestSrt werden, also z. B. durch herdfSrmige pathokline Sch/tden oder Anlagen entstehen. Im hin- terert Hypothalamus ist eine spezielle ]Pathoklise der C. m bei der Wer- niekeschen Krankheit, bei der Bleitetraaethyl- und der Thalliumver- giftung naehgewiesen worden (PE~TSCHS, W).

Gegenseitige Verzahnungen yon Grisea oder abgesprengte Einzel- zellen scheinen naeh den bisherigeIt Befunden unberiicksiehtigt fiir die Funktion der Einzelzellert bleiben zu kSnnen. Sie lassen sich im hinteren Itypothalamus, besonders an der lateralen und dorsalen Seite des Pf. nachweisen, wghrend sie zwischen Pf. und M. mac unwiehtig sind,

Derartige Streuungen yon Zellen lassen sieh jedoch aueh an anderen Stellen des Zentralnervensystems nachweisen. Sie kSnnten dazu f/ihren, eigene Kernformationen abzugrenzen (FEI~EM]~TSCI4 11. SIMMA). Ihre Ausbildung kann bereits wghrend des Wachstums des Gehirns entstehen (BI~oMA~), oder durch Umformung w~hren4 des Lebens hervorgerufen sein. In keinem Fall ist es notwendig, yon ,,geweblichen Ent- gleisungen" (JAco]~) zu spreehen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dab Zellgruppen des Supraopticus beim Schaf und Rind naeh ventral in die basale Tnberwand streuen. AuSerdem streuen bei den gleichen Tieren Zellen des Supra- opticus zum l~araventricularis (VIE~LI~G). Streuungen der Thalamuskernzellen kommen in den Grenzzonen zu den umgebenden Kerngebieten vor (FEI~EMVTSCH U. SIMMA). Im Riiekenmark kOnnen sogar sensible Kerne aus der dorsalen Zone iIl die ventrale motorische disloziert werden (BI~oI~AN). Entsprechende Absprengungen kommen bei pigmenthaltigen Zellen im verl~ngerten Mark vor (CLARA).

Zusammenfassung

Es wurde zu zeigen versueht, da$ im markarmen Tell des hinteren Hypothalamus, in den mehrere vegetative, ffir ein biologisches Bild des Menschen wJehtige Funktioimn lokalisiert werden, Gewebsbesonder- heiten vorhanden sind. Diese entstehen, well durch die Gef~l~e Gewebs- komplexe zusammengefal~t werden und die verschiedenen Nz-Arten des P]. eine ungleieh grol~e Ausdehnung haben. Dadurch reiehen sie in an- grenzende Gebiete und kSnnen dam1 mehreren gunktionsgemeinsehaften angehSren. Die Streuungsbreite der KerngrSl~en einheitlicher Nz-Kollek- t i re ist im 1)]. grSBer als im M.mac und Re, was auf eine stgrkere Re- aktion dieses Hypothalamusgebietes hinweist.

Dieser Gewebsbau lgBt sieh nur durch die von C. u. 0. VOGT heraus- gearbeitete cytologische und eytoarehitektonische Analyse sowie durch die Pathoklisenlehre klgren, die dazu gefiihrt haben, Histiosysteme und funktionelle Systeme zu erfassen.

Die Abgrenzung und {~berschneidung der Einzelteile ist also wichtig, deren verschiedene Synthese erst die fiir das Leben notwendigen Auf-

Bedeutung der Gewebsstruktur im hinteren Hypothalamustefl 239

gaben un te r gleichzeitigen Sparmal~nahmen im Gewebsbau erm6glicht. Der Ausdruck einer solchen Synthese yon F u n k t i o n e n ist die Zusammen- setzung yon Grisea aus mehreren iVz-Arten. Das Zusammenff igen der TeilkSrper erfordert Regulat ionen, die weiter un te r such t werden mfissen, da ihr Verlust eine K r a n k h e i t bedeu ten kann . Es ist mSglich, dab dutch die Berficksichtigung dieser Befunde auch die vielschichtige Patho- physiologic einiger Geis teskrankhei ten besser als bisher vers tandl ich wird.

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Dr. med. habil. RUDOLF RABL, Neustadt (Holstein), Pathologisches Institut des Landeskrankenhauses