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© Copyright K.H. Brisch München 2015. Alle Rechte vorbehalten.
Die Bedeutung der sicheren Bindung. Chancen und Risiken der kindlichen
Entwicklung
Karl Heinz Brisch
Kinderklinik und Kinderpoliklinikim Dr. von Haunerschen Kinderspital
Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie
Ludwig-Maximilians-Universität München
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Übersicht
• Überlebenswichtige Systeme• Bindungsentwicklung• Risiken• Prävention
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Überlebenswichtige Systeme
Beziehung
Bindung
Selbstwirksamkeit
Vermeidung von negativen Reizen
SensorischeStimulation
PhysiologischeBedürfnisse
Exploration
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John Bowlby
"Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet."
Die zwei Seiten von Bindung
• Bonding– Bindung der Eltern an das Kind
– Gewähren von Schutz und Sicherheit
• Attachemnt– Bindung des Kindes an die Eltern
– Suche nach Schutz und Sicherheit
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Bindung zum Überleben
• Bindung ist für das Leben so grundlegend wie Luft zum Atmen und Ernährung
• Die emotionale Bindung sichert das Überleben und die Entwicklung des Säuglings
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BindungstheorieJohn Bowlby
• Ein Säugling entwickelt im Laufe des ersten Lebensjahres eine spezifische emotionale Bindung an eine Hauptbindungsperson
• Die emotionale Bindung sichert das Überleben des Säuglings
• Die Bindungsperson ist der
„sichere emotionale Hafen“für den Säugling
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Bindungstheorie I
• Durch Angst und Trennung wird das Bindungsbedürfnis aktiviert
• Durch körperliche Nähe zur Bindungsperson wird das Bindungsbedürfnis wieder beruhigt
• Die primäre Bindungsperson muss nicht die leibliche Mutter/Vater sein
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Bindung Erkundung
Bindungaktiviert
Bindungde-aktiviert
Erkundungaktiviert
Erkundungde-aktiviert
„Bindungs - Explorations - Wippe“
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Feinfühligkeit
• Die Pflegeperson mit der größten Feinfühligkeit in der Interaktion wird die Hauptbindungsperson für den Säugling
• große Feinfühligkeit fördert eine sichere Bindungsentwicklung
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Feinfühligkeit II
• Verhalten
• Sprache
• Rhythmus
• Blickkontakt
• Berührung
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Bindungsqualitäten I
• Sicher (ca. 60-65%)• Unsicher
– Vermeidend (ca. 20-25%)– Ambivalent (ca. 10-15%)
• Beginnende Psychopathologie– Desorganisiert (ca. 5-15%)
• Psychopathologie– Bindungsstörung (ca. 3-5%)
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Bindung und psychische Entwicklung
• SichereBindung SCHUTZ
• Un-sichere Bindung RISIKO
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Folgen der Bindungsentwicklung (1)
• SichereBindung– Schutzfaktor bei Belastungen– Mehr Bewältigungsmöglichkeiten– Sich Hilfe holen– Mehr gemeinschaftliches Verhalten– Mehr Beziehungen– Mehr Kreativität– Mehr Flexibilität und Ausdauer– Bessere Gedächtnisleistungen, Lernen, Sprachentwicklung– Empathie und Mentalisierung über sich und andere
Menschen
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Folgen der Bindungsentwicklung (2)
• Un-SichereBindung– Risikofaktor bei Belastungen
– weniger Bewältigungsmöglichkeiten
– Lösungen von Problemen eher alleine
– Rückzug aus gemeinschaftlichen Aktivitäten
– weniger Beziehungen
– Mehr Rigidität im Denken und Handeln
– Weniger prosoziale Verhaltensweisen
– schlechtere Gedächtnisleistungen und Lernen
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Persönlichkeit von Pflegepersonen
• hilfreiche Eigenschaften für die sichere Bindungsentwicklung von Kindern– Feinfühligkeit– Emotionale Verfügbarkeit– Verarbeitung von eigenen Traumata vor Pflege
von Kindern– Bereitschaft, eigene Traumata durch
Psychotherapie zu verarbeiten– Ressourcen
Trennung und Scheidung
• Extreme Belastung für Kinder
• Bindungspersonen kein sicherer Hafen
• Symptome bei Kindern – Ängste bei Trennungen
– ADHS – als Symptom von Stress und Trauma
– Psychosomatische Beschwerden
– Aggressionen
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Beratung und Therapie
• Beratung, Mediation und Therapie für Eltern
• Trennung von Paar- und Elternebene
• Kinderpsychotherapie für die Kinder
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SICHERE AUSBILDUNG
FÜR ELTERNEin Präventionsprogramm zur Förderung einer sicheren
Bindung zwischen Eltern und Kind
SAFE
Karl Heinz BrischKinderklinik und Kinderpoliklinik
im Dr. von Haunerschen Kinderspital
Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie
Ludwig-Maximilians-Universität München
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Ziele der primären Prävention
• Förderung der psychischen Gesundheit von Elternund Kindern
• Entwicklung von sicheremBindungsverhalten
• Sensibilisierung der Eltern für die emotionalenBedürfnisse ihrer Kinder
• Einübung von feinfühligemInteraktionsverhalten
• Verarbeitung von elterlichen Traumatisierungen
• Durchbrechung von „Teufelskreisen“
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Innovation
• Beginn in der Schwangerschaft
• Nutzung des Gruppeneffektes
• Fortführung bis Ende des 1. (2.-3.) Lebensjahres
• Kombination von Gruppe und Einzelberatung
• Hotline bietet Sicherheit im Alltag
• Präventive individuelle Psychotherapie durchbricht „Teufelskreis“
• Keine Diskriminierung von High-Risk-Eltern
Bedeutung von pränatal ungelöster Traumatisierung für das Geburtserleben und PTSD
• Sichere Bindung der Mutter – Keine Traumatisierungen– Normale UND stressvolle Entbindung – postnatal keine
PTSD Symptome
• Ungelöstes Trauma im Bindungsinterview während der Schwangerschaft
• 3 Monate postnatal– Normale Entbindung – PTSD Symptome
– Stressvolle Entbindung – ausgeprägte PTSD© Copyright K.H. Brisch München 2015. Alle Rechte vorbehalten.
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Multiplikatoren
• Weiterbildung in SAFE für – Hebammen
– Schwangerschaftsberaterinnen
– Krankenschwestern
– Geburtshelfer
– Kinderärzte
– Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
– Psychologen
– u. a.
SAFE - Mentor-
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DVD „Nähe zulassen“ von Lydia Oehling
• Bindungsentwicklung und SAFE Programm www.naehe-zulassen.de
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DVD Dokumentationsfilm
Nähe zulassenvon Lydia Oehling
www.naehe-zulassen.de
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SAFE-Info DVDs
• SAFE-Info DVD für Eltern
• SAFE-Info DVD für Fachpublikum
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Zusammenfassung
• Die Bindungsentwicklung ist von zentraler Bedeutung während Schwangerschaft, Geburt und Entwicklung des Kindes
• Eltern und Erzieher_innen haben eine zentrale Aufgabe in der Förderung der sicheren Bindung des Kindes
• Begleitung, Beratung von Eltern und Kindern sowie Prävention sind ab der Schwangerschaft und jederzeit möglich