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Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 210, S. 165--174 (1950). J Aus dem Pharmakologisehen Institut der Universit~t Leipzig. Die Blutungszeit und ihre Beeinflussung durch H~imostyptika. Von FRIEDRICH HOHENSEE. (Eingegangen am 12. Obtober 1949.) Der Begriif der Blut ungszeit -- yon DUKE 1 eingefiihrt -- hat sich als ein brauchbarer Anhaltspunkt zur Beriicksichtigung aller jener Faktoreb gezeig~, die, yon der Blutgerinnung unabh~ngig, die Blutung aus einer Wunde dennoch beeinflussen kSnnen. Sp~tere Untersuchungen 2,a,4 best~tigen, dab ~beide Vorg~nge -- die Blutgerinnung und die Blutungs, zeit aus einer Wunde -- manchmal nicht gleichsinnig verlaufen. Kli- nischerseits wird diese Tatsache besonders bei Purpuraerkrankungen beobachtet, wo verl~ngerte und geh~ufte Blutungen bei normaler oder sogar verkiirzter Blutungszeit auftraten. 5. ROSKA~2 untersuehte die Blutungszeit tierexperimentell genauer dadurch, dab er die Dauer der Blutung aus Wunden am Hundeohr maB. Im weiteren Verfolg dieser Studien gingen RosKx~ u. Mitarb. 6, ~, s dazu fiber, ihre Versuche an Kanin- chen fortzusetzen. Die Streuung der dabei erhaltenen Werte veranlaBt~ ROSKA•, den Begrfff der mittleren Blutungszeit, bezogen auf sein untersuchtes Tierkollektiv, in Anwendung zu bringen. Die so gefundenen Mittelwerte bildeten die Grundlage seiner Versuche 9 fiber die Beeinflussung der Blutungszeit durch blutstillende Mittel. Neuerdings wurde yon I~LlCISCE u. Mitarbfl °, 11, 12 diese Frage abermals aufgegriffen. In systematischen Un~rsuchungen an einem groBen Tiermaterial und nach ein- wand~'eier statistiseher Auswertung der dabei erhaltenen Befunde konnten die Verff. zeigen, dab die Blumngszeit keine feste Gr6Be ist. Wenn einem Tier eine Wunde beigebracht worden war -- und es genfigte dazu der kleine Schnibt, der zur Messung der Blutungszeit gesetzt werden muBte --, konnte eine auch st~tistisch gesicherte Verkfirzung der Blutungszeit aus einer zweiten nach einem gewissen Zeit- intervall gesetzten Wunde gefunden werden. Diese Erseheinung -- yon FLEISCHals postSraumatische Blutungsverkfirzung (posttr. Bvk.) bezeichnet -- lieB die bisher erhobenen Befunde fiber die Wirksamkeit yon H~mostatika in einem zweffelhaften Lieht erseheinen, denn bei genauer Betrachtung der darfiber angestellten Versuche 9 muB man feststellen, daB bislang die Versuchsbedingungen so gew~hlt waren, dab die Wirkungen, die den angewendeten Pharmaka zugeschrieben wurden, im zeitlichen Bereich der posttr. B•k. liegen. Im weiteren Verfolg dieser Ergebnisse untersuchte FLEISCH nun die Wirkung eines H~mostatikums (Adrenalon ~ Methylaminoazeto- brenzkateehin -- Chlorhydrat = Stryphnon) am Kaninchen unter Bedingungen, welche den EinfluB der posttr. Bvk. ausschliel3en. Es ergab sich dabei, dab zu einer sieheren Wirkung yon H~mostatika viel grSBere Dosen notwendig sind, als naeh den frfiheren Untersuehungen angenommen werden muflte. Ferner zeigte sich,

Die Blutungszeit und ihre Beeinflussung durch Hämostyptika

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Arch. exper. Path. u. Pharmakol., Bd. 210, S. 165--174 (1950).

J

Aus dem Pharmakologisehen Institut der Universit~t Leipzig.

Die Blutungszeit und ihre Beeinflussung durch H~imostyptika.

Von

FRIEDRICH HOHENSEE.

(Eingegangen am 12. Obtober 1949.)

Der Begr i i f der Blu t ungszei t - - yon DUKE 1 eingefi ihr t - - h a t sich als

ein b rauchbare r Anha l t spunk t zur Ber i icks icht igung aller jener F a k t o r e b

gezeig~, die, yon der B lu tge r innung unabh~ngig , die B l u t u n g aus einer W u n d e dennoch beeinflussen kSnnen. Sp~tere Un te r suchungen 2,a,4

best~t igen, dab ~beide Vorg~nge - - die B lu tge r innung und die Blu tungs , zeit aus einer W u n d e - - m a n c h m a l n ich t gleichsinnig ver laufen. Kli-

nischerseits wird diese Ta t sache besonders bei P u r p u r a e r k r a n k u n g e n

beobachte t , wo ver l~nger te und geh~ufte B lu tungen bei normale r oder

sogar verki i rz ter Blu tungsze i t auf t ra ten . 5.

ROSKA~2 untersuehte die Blutungszeit tierexperimentell genauer dadurch, dab er die Dauer der Blutung aus Wunden am Hundeohr maB. Im weiteren Verfolg dieser Studien gingen RosKx~ u. Mitarb. 6, ~, s dazu fiber, ihre Versuche an Kanin- chen fortzusetzen. Die Streuung der dabei erhaltenen Werte veranlaBt~ ROSKA•, den Begrfff der mittleren Blutungszeit, bezogen auf sein untersuchtes Tierkollektiv, in Anwendung zu bringen. Die so gefundenen Mittelwerte bildeten die Grundlage seiner Versuche 9 fiber die Beeinflussung der Blutungszeit durch blutstillende Mittel. Neuerdings wurde yon I~LlCISCE u. Mitarbfl °, 11, 12 diese Frage abermals aufgegriffen. In systematischen Un~rsuchungen an einem groBen Tiermaterial und nach ein- wand~'eier statistiseher Auswertung der dabei erhaltenen Befunde konnten die Verff. zeigen, dab die Blumngszeit keine feste Gr6Be ist. Wenn einem Tier eine Wunde beigebracht worden war - - und es genfigte dazu der kleine Schnibt, der zur Messung der Blutungszeit gesetzt werden muBte - - , konnte eine auch st~tistisch gesicherte Verkfirzung der Blutungszeit aus einer zweiten nach einem gewissen Zeit- intervall gesetzten Wunde gefunden werden. Diese Erseheinung - - yon FLEISCH als postSraumatische Blutungsverkfirzung (posttr. Bvk.) bezeichnet - - lieB die bisher erhobenen Befunde fiber die Wirksamkeit yon H~mostatika in einem zweffelhaften Lieht erseheinen, denn bei genauer Betrachtung der darfiber angestellten Versuche 9 muB man feststellen, daB bislang die Versuchsbedingungen so gew~hlt waren, dab die Wirkungen, die den angewendeten Pharmaka zugeschrieben wurden, im zeitlichen Bereich der posttr. B•k. liegen. Im weiteren Verfolg dieser Ergebnisse untersuchte FLEISCH nun die Wirkung eines H~mostatikums (Adrenalon ~ Methylaminoazeto- brenzkateehin - - Chlorhydrat = Stryphnon) am Kaninchen unter Bedingungen, welche den EinfluB der posttr. Bvk. ausschliel3en. Es ergab sich dabei, dab zu einer sieheren Wirkung yon H~mostatika viel grSBere Dosen notwendig sind, als naeh den frfiheren Untersuehungen angenommen werden muflte. Ferner zeigte sich,

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166 FRIEDRICH I~OHENSEE :

dab die Wirkung dieses Mittels fltichtig ist und dab sich der pharmakologische Effekt des Stryphnon zur physiologischen Erscheinung der posttr. Bvk. nicht additiv, sondern sogar unteradditiv verh~lt. FLEISCIt und TRIPOD glauben sich daher berechtigt, die Frage aufzuwerfen, ,,ob die Einspritzung yon einem solchen H~mostatikum in der Chirurgie tiberhaupt yon Nutzen sein kann."

Der Einftihrung des Manetol durch die IG-Farben-Industrie Werk Elberfeld folgte eine Mitteilung der Erfinder dieses Mittels, in der DOTTL und RIPKE TM einige methodische Einzelheiten, welche die tierexperimentellen Grundlagen bei der Ent- wicklung dieses Pr~parates umreiBen, angeben. Als Versuchstiere dienten hier weiBe Mituse, bei denen durch 2 Nadelstiche in die Schwanzvene blutende Wunden erzeugt wurden. Die Blutungszeit wurde vor und nach der Applikation des Manetols ge- messen. Eine Berticksichtigung der posttr. Bvk. konnte natiirlich bei diesen Unter- suchungen noch nicht erfolgen, da die Einftibrung des Manetol lange vor der Kennt- his des Verlaufs der physiologischen Blutungsregulation l° stattfand. Allerdings scheinen auch die mitgeteilten Untersuchungen an einem recht kleinen Tiermaterial gewonnen zu sein.

Die wichtige Frage, ob der Einsatz yon H~mosta t ika f iberhaupt eine reale pharmakologische Grundlage hat , dazu der Ums tand , dab solche Mitte | in der Kl in ik und Praxis eine ausgedehnte Verwendung finden, ferner die Tatsache, da~ zur Pha rmakodynamie dieser Stoffe nur wenige experimentet le Grundlagen vorhanden sind, gaben die Veranlassung, diesen Fragenkomplex noch e inmal aufzuwerfen.

Als Versuchsmater ial wiihlten wir wei~e MiSuse. Die mit geringeren Kos ten auch gegenw~rtig beschaffbaren Tiere gesta t ten den Ansatz yon Versuchsserien, die grol~ genug sind, und durch einwandfreie statistische Bearbe i tung zu Wer ten zu kommen, die mi t den Zahlen von FLEISCH und TRIPOD ]0 vergleichbar sind. Die Fragestel lung der hier vorgelegten Arbei t ]~[~t sich wie folgt umrei~en: I. Eignet sich die weil]e Maus als Versuchs- tier zur Bes t immung der mi t t le ren Blutungszei t? Tr i t t die posttr . Bvk. auch bei Mausen auf und wo sind die Ursachen d~ffir zu suchen? Is t eine Beeinflussung der Blutungszei t durch die un te rsuchten H~mosta t ika m6glich? 2. Un te r suchungen zur Deu tung der ~Virkung yon H~mo- stat ika.

Zur Methodik.

Unsere Versuche wurden an tiber 300 weil]en M~usen vorgenommen, an denen wir tiber 1000 Blutungszeiten gemessen haben. Um ein gleichm~Biges Ausgangs- material zu haben, fanden nut m~nnliehe Tiere mit einem Gewicht yon 15,0--26,0 g Verwendung. Die Tiere wurden veranlaBt, in ein kSrpergerecht groBes Loch eines Holzbloeks einzukriechen. Durch eine durchbohrte VerschluBplatte der Einschlupf- 5ffnung konnte der Schwanz ohne Bewegungshinderung oder Stauung heraush~ngen. Ein beweglieher Stempel mit LuftlSehern am Kopfende diente dazu, das Tier so zu fixieren, dab das Hinterteil lest an die VerschluBplatte geprel3t wurde; Schwanz- bewegungen wurden dadurch unmSglieh. Die Tiere blieben ohne Bet~ubung. Mit einem scharfen kleinen SkalpeU wurde in der Verlaufsriehtung der Sehwanzvenen tiber dem Gef~tB ein etwa 1,5 mm langer Sehnitt so tiefgeftthrt, dab das Gef~tB eben er6ffnet wurde. Dies wurde dureh den sofort heraustretenden Bluttropfen siehtbar. Alle Schnitte wurden stets yon derselben Person angelegt. Dadurch gelang es bald,

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die notwendige Routine und Gleichm/~Bigkeit in der Schnittffihrung zu erzielen, auf deren Notwendigkeit schon yon anderer Seite 1° hingewiesen wurde. Der blutende Schwanz wurde in ein Gef/~] mit 50 cm3 kSrperwarmer (38 ° C) 0,9~oiger NaC1- LSsung gehalten, und die Zeit bis zum Abrfl] des gut sichtbar aus der Wunde f liel]enden Blutfadens mit der Stoppuhr gemessen. Das PE der aus bidest. Wasser hergestellten KoehsalzlSsung war auf 7,4 eingestellt. Die Blutmenge, die yon jedem Tier verloren wurde, bestimmten wir im licbtelektrischen HAvEMAN~-Kolorimeter dadurch, daft wir die Extinktion der unbekannten Blutkonzentration mit Werten vergliehen, die wir mit durch Herzpunktion gewonnenem M~useblut bekannter Konzentration erhalten hatten. Die Zahlen werteten wir nach den Regeln der Variationsstatistik ~us 14. Als I-I/~mostatik~ fanden die Organextrakte aus d era R/ickenmark, hergestellt yon den Firmen ,,Bayer" Elberfeld (Manetol) und ,,Wecu- sta-Werke" Dresden (Styptan) Verwendung*. Die Versuche wurden in der Zeit vom Mai bis August 1949 durchgeffihrt. Zum zweiten Versuch wurden die Tiere frfihestens nach einer Pause yon 10 Tagen verwendet. Der Inhalt der handels/Jblichen 1 em3 enthaltenden Ampullen der Originalpackungen wurde als 1 g Substanz an- gesehen, aUe angegebenen Verd/innungen wurden darauf bezogen.

Die normale Blutungszeit und die posttraumatische Blutungsverkigrzung.

Die Ergebnisse de r Un te r suchungen yon FLEISCH u n d TRIPOD l°, welche an K a n i n c h e n gewonnen wurden, zeigen, dai~ durch die pos t t r . Bvk. ein Regu la t i onsmechan i smus v o r h a n d e n ist, de r physiologiseh d a n n einsetzt , wenn durch eine W u n d e eine I r r i t a t i on im Blutgef~tl~system en ts teh t . Es scheint yon grol3er Bedeu tung , zu erfahren, ob es sich be i d iesem Vorgang u m ein a l lgemeines biologisches P r inz ip hande l t . Wi~re doch d u t c h die genauere K e n n t n i s d i e se r Umst~tnde die V e r m u t u n g real is ier t , dab der K S r p e r yon sich aus alles tu t , um nach einer er fo lg ten Ver le tzung die Normal i s i e rung des ges tSr ten Gleichgewichts schnell wieder herzustel len. Eingriffe in diesen Regu la t ionsvorgang kSnn ten also nur nachte i l ig sein - - d ie App l ika t i on eines H ~ m o s t a t i k u m s is t nach FLEISCH auch als solcher anzusehen, und seine Unzweckm~Bigkei t in den Ergebnissen seiner Un te r suchungen fiber die W i r k u n g derse lben auf- gezeigt l°. I n sehr sorgfa l t igen Unte r suchungen , die de r 1. Mi t te i lung yon FLEISCH fotgten n , 13, wurde der F r a g e nachgegangen, ob andere F a k t o r e n die Ursache fiir dieses Verha l t en sein kSnn ten (Narkose, Ionenmfl ieu der Spti lf l i issigkeit , lokale Gefi~13nervenregulation, Loka l i s a t i o~ der W u n d e und zen t ra le vege ta t ive Steuerung) . E in wesent l icher Einflui t dieser Um- s t~nde auf die pos t t r .Bvk , konn te ausgeschlossen werden. Often b le ib t noch die Frage , ob es sieh u m ein ar tspezif isches Verha l t en der Versuchst iere hande l t , oder ob es gelingt , ein a l lgemeines P r inz ip aus diesen Ergebnissen abzule i ten . Dieser U m s t a n d b e s t i m m t die W a h l unserer Versuehs t ie re und es e rgab sich, dai~ die pos t t r . Bvk . in so groBem AusmaB eine Ar te igen- t i iml ichke i t yon K a n i n c h e n ist .

* Die Versuchsmengen wurden mir yon den ,,Wecusta-Werken", Dresden zur Verfiigung gestellt. Es ist mir eine angenehme Pflieht, den Weeusta-Werken auch fiir die weitere Unterstiitzung der Untersuchungen zu danken.

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t68 FRIEDRICH ~OHEI~SEE :

I n de r Tab. 1 s ind die Ergebnisse de r Versuche zur B e s t i m m u n g der no rma len Blu tungsze i t und der pos t t r . Bvk. dargeste l l t . Es e rg ib t sic]a, d a b ein s igni f ikanter Unte r sch ied zwischen den be iden Reihen n ich t bes teh t . Die A n w e n d u n g des Di f fe renzkr i te r iums zeigt einen W e r t ~ 1 , also fal len die Unte r sch iede in den Bereich der normalen St reuung. Auch is t d ie Zah l de r Versuche gro~ genug, u m eine derar t ige Aussage machen zu kSnnen.

Tabelle 1.

Zahl der Blutungszeit I Zahl der I Blutungszeit I I Zahl der Blutungszeit I I I M~use Mittelmert m~ M~use I 60 min nach I M~use 120 min nach I

Mittelwert m~ Mittelwert ms

n l

380 sec t a ± n~ sec a ± [ n a sec a ± 102 34 126 91 29 132 89 38

Oifferenzkriterium berechnet nach: d m I : m~ ~ < 1 m I : m a ~ < I 3]ZD

Es sollen nun kr i t i sch die Ums t~nde e rSr te r t werden, die den hier aufgezeigten T a t b e s t a n d un te r U m s t ~ n d e n beeinflussen k6nnten , u m zu vermeiden , d a b ~uBere Momente , d ie in de r angewand ten Versuchs- a n o r d n u n g ihre Ursache haben, die pos t t r . Bvk. verschleiern. Zu disku- t ie ren is t in d iesem Z u s a m m e n h a n g die GrSl~e des Blutver lus tes . Der mi t t l e r e B lu tve r lu s t be t rug 1,25 g /kg (mi t t le re r B lu tve r lus t je Tier 0,025 g ~ 0,012 g; mi t t le res Tiergewicht 20,5 g ± 4 g). Der GrSBe des B lu tve r lus t e s is t auch yon FLEISCH und TRIPOD A u f m e r k s a m k e i t ge- schenk t worden, die in ihren Un te r suchungen einen Verlust yon 0,5 cm3/kg sicher noch ohne Einflul~ auf die pos t t r . Bvk. fanden. Bei der hier ange- wand t en Method ik war es n ich t mSglich - - ohne eine re la t iv viel grS•ere VerschIechterung der ]~rgebnisse durch einen gr6Beren technischen Feh l e r zu e rha l t en - - d ie gesetz te W u n d e zu verkleinern.

Dieser mSgliche Einwand gegen die Vergleichung der hier vorgelegten Ergeb- nisse mit den Befunden yon FLmsc~ and TRIPOD scheint tragbar unter Bertiok- sichtigung der Ergebnisse anderer Autoren, die bei Untersuchungen ganz anderer Fragestellungen die Behauptung der arteigentiimlichen posttr. Bvk. an Kaninchen stiitzen. Die Richtung dieser ~berlegungen wurde yon FLEmC~ und POSTERNAK schon in einer ]#mderung des Blutchemismus angedeutet.

Dutch die Untersuchungen yon STROMB~.RO 15 und in den neuen Befunden yon D:CCK~RHO]rF U. a. 18, 1~, ls wird der Zusammenhang zwischen Blutungszeit und der Gerinnungsf~higkeit aufgezeigt. Dieser Zusammenbang ist im physio]ogischen Be- reich immer allgemein anerkannt worden. Man sollte dieSem Umstand Rechnung tragen und die Trennung dieser Faktoren nur bei pathologischen Verhiiltnissen vor- nehmen. Es wird durch diese Untersuchungen deutlich, dab die Blutgerinnung nach einer geringfiigigen Verletzung so verkiirzt wird, da~ blutungsverkiirzende Wirkun- gen yon Pharmaka an Kaninehen nicht nachgewiesen werden k6nnen. Analog zu F ~ s c ~ k'dnnte man.hler also yon einer posttraumatischen Gerinnungsverkiirzung sprechen.

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Beim Mensehen und Meerschweinchen seheint dieser ZUsammenhang nicht in diesem Umfang zu bestehen. Sollten sich die dabei gefundenen Werte ~7 an gr6flerem Versuchsmaterial best~tigen lassen, so w~re sehr zu empfehlen die Versuchstiere zur Wertbestimmung yon H~mostatika zu wechseln, und mit Mi~usen oder Meerschweinchen weiterzuarbeiten. Erw~hnt sei die Tatsache, dal~ bei der H~mophflie naeh einer starken Blutung sowohl die Blutungszeit als auch die Gerinnungszeit gegeniiber der (hier aUerdings pathologisch ver~nderten) ~Torm verktirzt ist.

.Die Wirlcung yon H~imostatika.

Die Beeinflussung der Blutungszeit durch Hamostat ika wird in der Tab. 2 dargestellt. Ein signifikanter Unterschied ergibt sich erst bei der hohen Dosierung yon 10 g/kg. Diese groBen Dosen, die zu einer deutliehen Beeinflussung der Blutungszeit notwendig sind, lassen die Wirksamkeit yon H~mostatika abermals in zweifelhaftem Licht erscheinen. Scheinbar werden die Befunde yon FLEISCH best~tigt, daB, um einen gesicherten ]~ffekt zu erzielen, sehr viel gr6Bere Dosen notwendig sind, als die i~ltere Literatur6, 7, s angibt. DaB alle diese Angaben in der bislang ausge- sprochenen Form nieht zutreffend sind, liegt an der bisher verwendeten unzweckm~13igen Versuehsanordnung, die allein fiber das AusmaB der Wirkung nur ungentigende Aufschlfisse gibt. Einzelheiten darfiber werden im n~chsten Abschnitt dargestellt.

Tabelle 2.

Blutungszeit 24 Std I Blutungszeit 24 Std Zahl der Blutungszeit Zahl der n. 10 g]kg Manetol Zahl der n. 10 g/kg Styptan : M~use (normal) M/ius~ Mittelwert m~ ~ Mittelwert ml Mkus~ ~ ~ittelwert m,

n l s e c t a-~- n~ 1 sec [ ( 7~ I n s I see [ ~ 4 - 380 102 34 132 78 28 102 77 26

Berechnung des Differenzkriteriums siehe Tab. 1. m i : m ~ : > 1 m i : m s ~ > 1

E rw ihn t sei nur noch die Untersuchung yon DEROUAUX i9, we der Verf. mi t Recht die Angaben yon DOTTL und RIPKE 13 nachreehnet und das Manetol ablehnt mi t der Begrfindung, dab die efforderliche hohe Dosierung im Tierversueh in einem krassen Gegensatz zu den Angaben fiber die ldinische Dosierung steht. Weiter wird der EinfluB auf die Blutungszeit untersueht und keine Wirkung gefunden. ~i"""'~ch sind die Ergebnisse yon BAU~Ai~I~ 2°. Er beriehtet - - allerdings an wenig umfang- reichen klinischen Untersuchungen - - , keinen EinfluB des Manetol auf die Blutungs- zeit gefunden zu haben.

Zum Angri//sTunIct der H~mostatika.

Der Angriffspunkt dieser Pr~parate war naturgem~B im GefaBsystem zu suchen. Es wurden daher Untersuchungen in dieser l:tichtung ange- stellt, wobei es weniger darauf ankara, fiberhaupt eine unspezifische

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170 ~RIEDRICH I~OHENSEE :

Wirkung zu finden, als quant i ta t iv spezifische Wirkungen zu beobaehten, die im therapeutischen Bereich der verwendeten Pharmaka liegen und erlauben, eine Brficke yon den zum Teil enthusiasmierten klinisehen Berichten zu den experimentellen Befunden zu schlagen, ein Vorgehen, das in diesem Falle notwendig erscheint, da die hier vorliegenden Phar- maka schon lange im Handel sind, ohne dab genfigende Untersuchungen darfiber vorliegen, ob ihre Anwendung rationell zu begriinden ist.

Einleitend soll kurz die Toxizitdit der untersuchten Pr/tparate Manetol und Styptan dargestellt werden. Erwartungsgem/il~ zeigten diese aus dem Rfiekenmark gewonnenen Organextrakte bei parenteraler Zufuhr nur geringe Eigenwirkung. Die t6dliche Grenzkonzentration bei Injek- tionen in den Bauchlymphsack yon l~. esculenta lag bei 50--100 g/kg. Bei subkutaner InjeI~tion an Rat ten und M/tusen waren 100 g/kg t6dlich. Die geringe Toxizit/it und die groi~en Dosen, welche deshalb appliziert werden mul~ten, machten es techniseh unm6glich, die t6dliche Grenze auch bei intraven6ser Injektion festzulegen.

Am isolierten Froschherzen nach STRAUB zeigten ~llanetol und Styptan eine geringe Eigenwirkung erst in Konzentrationen yon 1:20000 bis 1 : 10000. Man sah yon diesen Konzentrationen an geringe Abnahrne der Hubh6he. Der Adrenalin- und Azetylcholineffekt wird unter dem EinfluB der Pritparate nicht ver~ndert. Herzstillstand konnten wir erst bei einer Konzentrat ion yon 1 : 20 erzielen.

In Blutdrucl:versuchen an Kaninchen (TREZCDELEI~13UI~C~sche Gegen- strominfusion, Quecksilbermanometer, Urethannarkose 1,5 g/kg) sahen wit bei Injektion in die V. jugularis flfichtige Blutdrucksteigerungen - - etwa mit der Dauer nach einer Adrenalingabe vergleichbar - - um 20--25 m m Hg. In 4 Versuchen war bei Gaben von 0,1--0,25 g/kg Manetol oder Styptan dieses Verhalten reproduzierbar. Die Adrenalin- wirkung war bei gleichzeitiger Gabe unterschwelliger Dosen bzw. kurz nach der Injektion der Pr/~parate nicht ver/~ndert.

Um die Gef/~l]wirkungen der Pr/~parate genauer zu erfassen, wurden Versuche am i8olierten Arterienstrei]en der A. femoralis, mesenterica bzw. renalis yore Typus bovinus angestellt. Die methodischen Grundlagen der Versuchsanordnung sind in den Arbeiten yon ROTHLIN 21 niedergeleg$. Die neuesten Untersuchungen fiber die Physiologie isolierter Arterien- stficke brachten keine Ergebnisse, die in Anbetracht der hier vorliegenden Fragestellung interessieren e2. Wir folgten daher den technisehen Angaben yon I%OTHLIZ~ genau. Manetol und Styptan hatten dabei in Konzentra- tionen bis 1 : 1000 keine Eigenwirkung auf die Gef/~6streifen. In den Ver- dfinnungen bis 1 : 10000 sahen wit keine Ver'/i.nderungen der Adrenalin- wirkung.

I m LAEWE~-TREZCDELE~BURGschen Versuch wurde an durehstr6mten hinteren ExtremitKten des Frosches nach Einstellung auf Adrenalin an

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gu t empf ind l i ehen Pri~paraten die Gefi~l~wirksamkeit gepri i f t . Die K o n - zen t r a t i on 10 -6 beeinfluBte bei e iner D a u e r d u r c h s t r S m u n g (60 rain lang) die Durchf lul~geschwindigkei t nicht , doch f i ihr te eine naeh der Durch- s t rSmung gegebene Adrena l ingabe , die vorher fas t ohne E igenwi rkung war, nun zu einer s t~rken Gefi~Bkontraktion so, da]~ es meis t zur Blok- k ie rung des Durehf lusses kam. Auch mehrere S tunden h in t e rhe r nach Durehsp i i lung mi t Ringer lSsung war die Adrena l insens ib i l i s ie rung sehr s t a rk und unver~nder t . :Nie b e o b a e h t e t e n wir ein P r a p a r a t welches zu seiner urspr i ingl ichen E m p f i n d l i c h k e i t zur i ickkehr te . Die mSgliche Ste igerung der Adrena l inempf ind l i chke i t de r P r ~ p a r a t e durch , ,A l t e rung" konn te in unseren Versuchen ausgeschlossen werden. I n Lee rve r suchen bei Durchs t rSmungen von gleieher Daue r mi t Ringer lSsung sahen wir in dem uns in te ress ie renden Ze i t abschn i t t n iemals eine Veri~nderung der Adrena l inwi rkung , die das Ma• der i ibl ichen Schwankungsb re i t e i iber- schr i t t .

Ein Protokollauszug eines Versuches soll die hier zusammengefa~ten Ergebnisse im einzelnen erli~utern.

Versuch yore 20. 5. 1949. Rana esculenta.

Zeit Zeit in Sekunden fiir 10 gtt.

9:30 9:45 9:55 9:56

9:58 10:10 10:12

10:16 10:24 10:27

10:30 10:40 11:62 11:30

11:40 11:44 12:45 13:40

8,2 8,0 7,6 7,8 8,6

0,1 cm a Adrenalin 10 -e 11,8; 12,1; 12,8; 13,0; 13,5; 14,0; 12,1; 11,0

8,1 8,0 8,2 9,3 10,8

0,15 cm 3 Adrenalin 10 -6 26,1 29,6 30,1 28,3

8,0 8,0 7,8 8,2

0,1 em a Adrenalin 10 -a 10,0 11,7 13,0

umgeschaltet auf lV~anetol 10 -6 8,0 7,6 7,8

umgeschaltet auf Froschringer 0,1 cm a Adrenalin 10 -s

23,0 31,6 40,2 55,3 B1ockierung des Durchflusses 7,4 8,1 9,8 12,1 16,5 20,8

0,1 cm a Adrenalin 10 -6 28,0 34,3 39,1 45,3 50,8 54,3 Blockierung des Durchflusses.

Unsere Adrenalinl6sungen stellten wir uns aus Suprarenin ,,Bayer" her. Es wurden stets ~rische Lfsungen verwendet/Die DurchfluBgeschwindigkeit wurde mit der Stoppuhr gemessen. Das Adrenalin wurde mit einer Prazisionsspritze in den Schlauch injiziert.

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1 7 2 FRIEDRICH I~Ot[ENSEE :

Bei Injektionsversuchen mit Manetol und Styptan konnte dieser Befund nicht erhoben werden. Der Adrenalineffekt ist also yon einer gewissen Zeitdauer der Einwirkung abhfingig, i/'ber diesen Umstand ist schon in der klinischen Kasuistik fiber die Wirkung der Prfiparate be- richter worden.

Die Steigerung der Adrenalinempfindlichkeit des FroschdurchstrS- mungspr/iparates konnte auch beobachtet werden, wenn man, der therapeutischen Anwendung der Pr/iparate folgend, den FrSschen 10 bis 24 Std vor Versuchsbeginn 0,01--0,1 g/kg in den Bauchlymphsack spritzte. Die Versuche wurden so angesetzt, dab Fr6sche gleichen Ge- schlechts und gleicher Herkunft , die unter gleichen tiugeren Bedingungen gehalten worden waren, zmn Tell mit Manetol bzw. Styptan in der oben angeffihrten Weise behandelt wurden. Eine andere Serie erhielt Leer- injektionen mit 0,6°,0iger KochsalzlSsung und diente als Vergleichs- pr~parat filL' die Adrenalinwirkung. Es zeigte sich, dab eine lmalige Adrenalingabe (0,05--0,2 em a der LSsung 10 -6) gentigte, um bei den mit H iimostatika vorbehandelten Tieren eine Dauerkontraktion hervorzu- nffen, die oft so lange anhielt, dab das Pritparat fiir weitere Versuche fiberhaupt nieht mehr zu gebrauchen war. Die Gef/igkontraktion nach gleieh grogen Adrenalingaben bei den nicht vorbehandelten Pr/iparaten klang in der fibliehen Zeit yon 3- -6 rain naeh der Injektion ab, und war beliebig oft reproduzierbar*.

Am isolierten Kaninchenohr nach KRAWKOFF-PISSEMSKI waren die Ergebnisse analog, besonders auch bezfiglich der wirksamen Grenz- konzentration w)n Manetol und Styptan. Manchmal war die Adrenalin- sensibilisierung hier auch noch in Verdfinnungen yon 10-7 in fihnlichem Unffang erreichbar.

Zur weiteren Analyse des Angriffspunktes injizierten wit FrSschen (R. esculenta) in Urethannarkose 0,1--1,0 g/kg der Organextrakte und beobachteten die Wirkungen auf die Ge/d[3e der Schwimmhdute mikro- skopisch in vivo. Man konnte hier nach einiger Zeit enger gestellte Kapillaren mit verlangsamter Blutstr6mung beobachten. Bei allen Vor- behalten die man bei der Ausdeutung solcher subjektiven Versuche maehen mug, und unter Berficksiehtigung des Umstandes, dab bei unzarter Manipulation ((~'berdehnung) sich die Blutgeschwindigkeit spontan verlangsamen kann, glauben wir doch diese Beobachtungen mit in den Kreis unserer Befunde einbeziehen zu k6nnen. Die Versuchsan- ordnung lieg im fibrigen den Beobachter nicht erkennen, welches Tier mit den Pr/iparaten behandelt worden war.

*Um auszuschliegen, dab diese Effekte auf beigeffigten Konservierungsmitteln beruhen, verwandten wir Styptan-Chargen die ohne konservierende Zus~tze her- gestellt wurden.

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Die Blutungszeit und ihre Beeinflussung durch Hamostyptika. 173

Um festzustellen, ob die untersuehten Stoffe auch noch an anderen 0rganen wesentliche Eigenwirkungen haben, untersuchten wir am isolierten iiberlebenden Meerschweinchendarm mit der MAG~s,Methode. Erst in Konzentrationen yon 1 : 15000 und darfiber sahen wir vermehrte Peristaltik bzw. Tonusanstieg. Ein Verhalten, welches der Adrenalin- wirkung durchaus entgegengesetz$ und nur mit Azetylcholineffekten vergleichbar ist.

Besprechung der Ergebnisse.

Die dargestellten Untersuchungen ergeben, dal~ Organextrakte aus dem Rtickenmark, wie sie in den Pr~paraten Manetol und Styptan vorliegen, eine spezifische und gerichtete Wirkung haben, die ihre An- wendung als H~mostyptika experimentell begriindet erscheinen ]al~t. Am Wirkungsort, der in den Arteriolen bzw. Kapillaren zu suchen ist, erreicht man mit Konzentrationen ohne Eigenwirkungen die durchaus im therapeutisehen Bereich liegen (10-6--10 -7) Sensibilisierungen fiir unterschwellige Adrenalindosen.

Die Spezffitat der Inhaltsstoffe der H~most~tika wird dutch Beobachtungen yon KEr~r~ 24 unterstrichen, der den Einflul~ von Pepton und Adhaegon ,,tIeyden" auf die Adrenalinwirkung am LAEWEN-TRENDELENBURGschen Pr~parat unter- such~e und durch diese S~ffe keine Sensibitisierungen gesehen hat.

Es bestcht nach den hier beschriebenen Befunden kein Grund, bei der therapeutischen Verwendung yon Hi~mostatika einen anderen Wirkungs- mechanismus anzunehmen. Auch macht es keine Schwierigkeiten sich vorzustellen, dal~ bei einer Operation im Sinne einer Notfallfunktion vermehrt ausgeschiitteten Adrenalinmengen genfigen, um bei einem mit Manetol oder Styptan vorbehandelten Patienten eine Gef~13kontraktion in ausreichendem Umfang herbeizuffihren. Bemerkenswert ist die Tat- sache, dab der Sensibilisierungseffekt auf die Arteriolen und Kapillaren beschri~nkt ist. Es ergibt sich daher: 1. die Brauchbarkeit der Pr~parate bei parenchymat6sen Blutungen - - dariiber liegen schon z~hlreiche klinische Berichte vor - - und 2. eine weitere Erkli~rung fiir die in der Literatur oft angegebene schlechte Wirksamkeit der Pri~parate. Eine Tatsache, die durchaus mit den Ergebnissen der eingangs geschildertcn M~useversuche fibereinstimmt. Denn diese Untersuchung wurde an Gef~Bgebieten (Venen) vorgenommen, die durch geringe aktive Kon- traktionsf~higkeit die dargestellten Sensibilisierungseffekte nicht deutlich zeigen kSnnen.

(3ber das in den untersuchten Pr~paraten vorhandene Substra~ der pharmakologischen Wirkung liegen meines Wissens keine Untersuchungen vor. Nach den Angaben der Herstellerfirmen handelt es sich um Lipo- proteide. In der Literatur 23 fanden wir die Angabe, dal~ eine Erkli~rung des Wirkungsmechanismus fiber einen besonders hohen Trombokinase- gehalt der Pr~parate nieht zutreffend sei, da diese bei einer Untersuchung

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174 FRIEDRICH I~OHENSEE: Blutungszcit u. Beeinflussung dutch Hamcstypt ika.

n i e h t n a e h g e w i e s e n w e r d e n k o n n t e . Die ge r i ng e T o x i z i t ~ t u n d d ie r e l a t i v

g e r i n g e n E i g e n w i r k u n g e n d e r u n t e r s u c h t e n O r g a n p r ~ p a r a t e a n a n d e r e n

S u b s t r a t e n in V e r b i n d u n g m i t d e r g e z i e l t e n H a u p t w i r k u n g s c h e i n e n d e r

V e r m u t u n g f iber d ie E x i s t e n z spez i f i s ehe r E x t r a k t f r a k t i o n e n d o c h e ine

gewisse Rea l i t .~ t z u g e b e n . S o l a n g e f iber d a s S u b s t r a t d e r W i r k u n g k e i n e

g e n a u e r e n U n t e r s u c h u n g e n v o r l i e g e n , s c h e i n t es v e r f r f i h t f iber d ie s toff -

l i c h e n G r u n d l a g e n t h e o r e t i s c h e B e t r a c h t u n g e n u n d Ana log i e sch l f i s s e

a n z u s t e l l e n . A u f d ie S c h w i e r i g k e i t e n so l ehe r D e u t u n g s v e r s u c h e w u r d e

v o n GADDUM 25 be i d e r D a r s t e l l u n g d e r W i r k u n g y o n H i r n e x t r a k t e n a u s ,

d r f i e k l i e h h i n g e w i e s e n .

Zusammen]assung. Z u r F e s t s t e l l u n g d e r m i t t l e r e n B l u t u n g s z e i t w u r d e d u r c h S c h n i t t e in

d ie S c h w a n z v e n e v o n m i i n n l i c h e n weil~en M ~ u s e n die B l u t u n g s z e i t a u s

e i n e r W u n d e a n e i n e m grS!~eren T i e r k o l l e k t i v g e m e s s e n .

E i n e p o s t t r a u m a t i s c h e B l u t u n g s v e r k f i r z u n g w u r d e n i c h t b e o b a c h t e t .

Be i U n t e r s u c h u n g e n z u r W i r k u n g s w e i s e y o n H ~ m o s t a t i k a (Manetol u n d Styptan) w u r d e f e s tge s t e l l t , d a ~ d iese S tof fe a n d e n A r t e r i o l e n

bzw. K a p i l l a r e n z u r A d r e n a l i n s e n s i b i l i s i e r u n g f i ih ren .

D ~ r a u s k 6 n n e n Rf icksch l f i s se a u f ~ h n l i c h e E f f e k t e be i d e r t h e r a -

p e u t i s c h e n A n w e n d u n g gezogen w e r d e n .

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Dr. F. ]~OI-IENSEE, Leipzig, Pharmakol . Inst i tut .