Die Druckbranche Im Wandel

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  • 7/26/2019 Die Druckbranche Im Wandel

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    Frher war es eine mhsame Handarbeit der Schriftsetzer, heute mssen nur

    wenige Knpfe bedient werden, um Druckerzeugnisse herzustellen. Dem

    Wandel stellte sich auch eine traditionsreiche Lneburger Druckerei.

    Mit dem Druckvon Bibeln fing es bei der von Sternsche Druckerei im norddeutschenLneburg im Jahr 1614 an. Es folgten Gesangbcher, spter Schulbcher und ab 1810 dieerste Zeitung. Heute deckt die Druckerei das komplette Spektrum ab: Bcher, Broschrenmit Informationen zu bestimmten Themen, die rtliche Tageszeitung sowie diverse

    Wochen- und Anzeigenbltter und das Lneburger Adress- und Telefonbuch. Traditionverpflichtet. Das wei auch Unternehmenschef Christian von Stern, der mit Blick auf dielange Tradition stolz erzhlt:

    Das Stampfen der Rotationsmaschinewar immer im Rckendes jeweiligenFirmenchefs. Als ich damals begann, Verantwortung zu bernehmen, da waren es dann jaauch schon 380 Jahre. Das spren Sie schon. Ich gehre jetzt der 14. Generation an. Und ichmchte auch nicht derjenige sein, der dafr verantwortlich ist, dass der Lebensfadendurchtrenntwird. Mir war auch klar, natrlich im Zuge meines Aufwachsens, meinerberuflichen Prgung, dass ich aus dieser Nummernichtwerde herauskommen

    knnen, es sei denn, ich stemmemich mit aller Gewaltdagegen. Aber das wollte ichauch nicht.

    Schon als Sechsjhriger begleitete Christian von Stern den Vater in die Firma. Er wuchs mitder Druckerei und dem Gerusch von Druckmaschinen wie der Rotationsmaschineauf,er hatte sie im bertragenen Sinn im Rcken. Rotationsmaschinen werden auch heutenoch hauptschlich zum Druck von Zeitungen eingesetzt. Sie heien so, weil zwei Zylinderrotieren, in gegenlufiger Bewegung Druckformen gegeneinanderdrcken. Christian vonStern selbst wurde kein Drucker, sondern studierte Wirtschafts- undKommunikationswissenschaften. Im Wissen um die sehr lange Tradition des

    Familienunternehmens und die Prgung, den Einfluss, durch den Beruf des Vaters, warihm aber klar, dass er aus dieser Nummer nicht herauskommenwrde. Er konnte esnicht ndern, die Firma weiterzufhren, es war eine Art Verpflichtung. Er htte sich sonstmit aller Gewalt dagegen gestemmt, htte alles getan, dass es nicht dazu kommt. Nurin diesem Fall, das wusste Christian von Stern auch, wre er vielleicht fr das Ende derFirma verantwortlich gewesen, der Lebensfadenwre durchtrenntworden. Er stelltesich der Verantwortung und den Vernderungen in der Druckbranche. Denn dieNachfrage nach traditionell hergestellten Druckerzeugnissen ist stark gesunken. Um dementgegenzuwirken, muss viel berzeugungsarbeit geleistet werde, wei GeschftsfhrerAndreas Jr:

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    Da sind wir sicherlich bei einem Kernthemader Druckbranche: Kunden zu finden, dieheute auch noch sagen, das sogenannte in Anfhrungszeichen hlzerne Mediumistimmer noch das richtige Medium. Das heit, unsere Aufgabe besteht darin, Kunden zufinden, die in dem gedruckten Produkt ihre Botschaften am besten dargestellt sehen gegenber beispielsweise den konkurrierendenelektronischen Medien.

    Das Kernthema, das, womit sich die traditionelle Druckbranche, das hlzerneMedium, derzeit am meisten beschftigen muss, ist die sinkende Nachfrage. Die saloppe

    Bezeichnung hlzernes Medium stammt aus der Zeit um 1390, dem Beginn derPapierproduktion in Europa. Damals ritzte man mhsam Grafiken und Texte in eine

    Holzplatte und druckte diese dann. Der Umbruch in der Druckbranche kam durch dieelektronischen Medienmit ihrer digital zu speichernden Schrift. Diese Medien sindschneller, weniger personalintensiv und auch das Ausdrucken beispielsweise amheimischen Drucker ist leicht und kostengnstig. Vieles geht mit einem einzigenKnopfdruck. Sich von den elektronischen Medien bewusst abzusetzen, mit Qualitt zuberzeugen und jeden Kunden eingehend zu beraten, das sind Methoden, mit denen sich die

    von Sternsche Druckerei als weltweit lteste Druckerei in Familienbesitz am Marktbehaupten kann. Und dafr so Geschftsfhrer Andreas Jr muss dann auch mal dieeine oder andere teure Maschine angeschafft werden:

    Hier sehen wir im Unterschied zur Rotationsmaschine eben eine Bogendruckmaschine.Sie sehen ganz andere Dimensionen, wesentlich kleiner, aber nicht mindermodern. DieseMaschine Listenpreisheutzutage zwischen 2,5 und drei Millionen Euro je nachAusstattung. Das ist eine sogenannte Fnf-Farbenmaschinemit Lackim FormatDIN A1oder 70 mal 100.

    Die Bogendruckmaschine ist eine Maschine, in der Papierbgen mit mehreren Farbengleichzeitig bedruckt und anschlieend dann in einer Lackierstation mit Lack beschichtetwerden. Bedruckt werden knnen hier auch sehr groe Papierbgen im FormatDIN A1,das entspricht einer genormten Gre von etwa 70 mal 100 Zentimetern.Im Gegensatz zur

    Rotationsmaschine ist die Auflage deutlich kleiner, die Maschine aber nicht weniger,minder, modern. Ihr Listenpreis, also der Preis inklusive der Mehrwertsteuer, liegt imeinstelligen Millionenbereich. Heutzutagekommen Bilder und Texte per Datentransfer inden Betrieb. Fehler in der Rechtschreibung und in der Grammatik sind Sache des Kunden.Im nichtelektronischen Zeitalter sah das anders aus. Da war die Druckerei, die den Textmhsam per Hand mit Bleilettern setzte, verantwortlich, wenn etwas mal nicht stimmte.Mehr als 400 Jahre ist die von Sternsche Druckerei schon alt. Christian von Stern wei,unter welchen Druck man durch diese Familientradition gesetzt wird, stellt aber dennochfest:

    Wir haben drei Kinder, meine Frau und ich. Ich sehe keine Zwangslufigkeit, dass eins

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    meiner Kinder hier zwingend meine Nachfolge antreten muss.

    Christian von Stern mchte nicht, dass sich seine Kinder automatisch, weil es nicht andersmglich ist aus einer Zwangslufigkeitheraus dafr entscheiden, dieFamilientradition weiterzufhren. Keines seiner Kinder soll gezwungen werden, seineNachfolge anzutreten. Es soll deren eigener Wunsch sein wie bei ihm selbst.

    Autor / Autorin: Godehard Weyerer, Katrin Hofmann

    Redaktion: Beatrice Warken

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