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634 Akademie DOI: 10.1111/j.1610-0387.2010.07483.x JDDG | 8 ˙ 2010 (Band 8) © The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2010/0808 Redaktion Prof. Dr. Rainer Rompel, Kassel pannung eingenäht werden. Dabei kann die gewünschte Spannung während des Nähens durch Nachziehen oder Locke- rung des Fadens variiert und gleichmäßig Spalthauttransplantat zirkulär unter Spannung am Wundrand fixiert. Wie in Abbildung 1 gezeigt, wird zunächst eine erste überwendliche Naht gelegt, gekno- tet und der Faden lang gelassen. Dann sticht man parallel zur ersten Naht einen zweiten Kanal. Der Faden wird ansch- ließend lotgerecht über Transplantat und Wundrand gelegt und unter dem zuvor gelegten Einstich durchgezogen. Da- durch kreuzt der Faden den Wundver- lauf nicht diagonal, sondern rechtwink- lig und verläuft parallel zum Wundrand immer auf einer Seite (Abbildung 2). Anschließend wird in gleicher Weise fortlaufend zirkulär weiter genäht. Die Adaptation erfolgt wie bei einer Einzelknopfnaht mit senkrecht zum Wundrand gerichteter Zugspannung. Bevorzugt wird die Lage des fortlaufen- den Fadens auf dem äußeren Wundrand, ein innen liegender Verlauf auf dem Transplantat ist jedoch auch möglich. Das Verfahren ist lokalisationsungebun- den mit guten kosmetischen Ergebnissen anwendbar (Abbildung 3, 4). Diskussion Die Fixierung von Hauttransplantaten mittels durchschlungener fortlaufender Naht bietet mehrere Vorteile im Ver- gleich zu Einzelknopfnähten oder der einfachen, fortlaufend überwendlichen Nahttechnik. Sie gewährleistet eine ex- akte, überlappungsfreie Wundrandadap- tation ohne Störung der Blutversorgung von Transplantat und Wundrand. Das Transplantat kann gleichmäßig mit senk- recht zum Wundrand gerichteter Zugs- Einleitung Die Deckung großer, nicht durch Deh- nungs- oder Nahlappenplastiken ver- schließbarer Wunddefekte nach Tumor- exzision erfolgt in der Regel mittels Spalt- oder Vollhauttransplantation. Die Transplantate werden zumeist mittels Einzelknopf- oder fortlaufender Naht fi- xiert [1, 2]. Die Annaht dient nicht nur der Fixierung des Transplantates am Wundrand, sondern ist auch für das kos- metische Spätergebnis mitverantwort- lich. Um breite und wulstig-hypertrophe Narben zu verhindern, ist eine überlap- pungsfreie und unter gleichmäßiger Spannung stehende Wundrandadapta- tion notwendig. Die verwendete Naht- technik soll zudem zeitsparend sein. Die Einnaht mittels Einzelknopfnähten ist bei großen Transplantaten sehr zeit- aufwändig, die spätere Entfernung des Nahtmaterials oft mühsam. Zudem kann es durch häufigeren Einsatz von Schere, Fadenmesser oder Skalpell bei der Fadenentfernung eher zu Verletzun- gen am Wundrand kommen. Die fort- laufend überwendliche Naht ist zwar zeitsparender, es besteht jedoch das Pro- blem, dass keine senkrechte Zugspan- nung zum Wundrand entsteht und sich der Transplantatrand häufig einrollt oder verzieht. Eine unseres Erachtens besser geeignete Technik zur Annaht von Trans- plantaten ist die eingeschlagene bzw. durchschlungene fortlaufende Naht. Methode Bei der durchschlungenen fortlaufenden Naht wird das Voll- oder ungemeshte Die durchschlungene fortlaufende Naht zur Fixierung von Hauttransplantaten The locked running suture for fixation of skin grafts Gerhard H. Weyandt, Anja Gesierich, Sabrina Lang, Henning Hamm Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg Dermatochirurgie – Tricks of the Trade Abbildung 1: Einnaht eines Vollhauttransplan- tates am linken Unterarm mittels durchschlunge- ner fortlaufender Naht (a–c).

Die durchschlungene fortlaufende Naht zur Fixierung von Hauttransplantaten

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Page 1: Die durchschlungene fortlaufende Naht zur Fixierung von Hauttransplantaten

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JDDG | 8˙2010 (Band 8) © The Authors • Journal compilation © Blackwell Verlag GmbH, Berlin • JDDG • 1610-0379/2010/0808

RedaktionProf. Dr. Rainer Rompel,

Kassel

pannung eingenäht werden. Dabei kanndie gewünschte Spannung während desNähens durch Nachziehen oder Locke-rung des Fadens variiert und gleichmäßig

Spalthauttransplantat zirkulär unterSpannung am Wundrand fixiert. Wie inAbbildung 1 gezeigt, wird zunächst eineerste überwendliche Naht gelegt, gekno-tet und der Faden lang gelassen. Dannsticht man parallel zur ersten Naht einenzweiten Kanal. Der Faden wird ansch-ließend lotgerecht über Transplantat undWundrand gelegt und unter dem zuvorgelegten Einstich durchgezogen. Da-durch kreuzt der Faden den Wundver-lauf nicht diagonal, sondern rechtwink-lig und verläuft parallel zum Wundrandimmer auf einer Seite (Abbildung 2).Anschließend wird in gleicher Weisefortlaufend zirkulär weiter genäht. DieAdaptation erfolgt wie bei einer Einzelknopfnaht mit senkrecht zumWundrand gerichteter Zugspannung.Bevorzugt wird die Lage des fortlaufen-den Fadens auf dem äußeren Wundrand,ein innen liegender Verlauf auf demTransplantat ist jedoch auch möglich.Das Verfahren ist lokalisationsungebun-den mit guten kosmetischen Ergebnissenanwendbar (Abbildung 3, 4).

DiskussionDie Fixierung von Hauttransplantatenmittels durchschlungener fortlaufenderNaht bietet mehrere Vorteile im Ver-gleich zu Einzelknopfnähten oder dereinfachen, fortlaufend überwendlichenNahttechnik. Sie gewährleistet eine ex-akte, überlappungsfreie Wundrandadap-tation ohne Störung der Blutversorgungvon Transplantat und Wundrand. DasTransplantat kann gleichmäßig mit senk-recht zum Wundrand gerichteter Zugs-

EinleitungDie Deckung großer, nicht durch Deh-nungs- oder Nahlappenplastiken ver-schließbarer Wunddefekte nach Tumor-exzision erfolgt in der Regel mittelsSpalt- oder Vollhauttransplantation. DieTransplantate werden zumeist mittelsEinzelknopf- oder fortlaufender Naht fi-xiert [1, 2]. Die Annaht dient nicht nurder Fixierung des Transplantates amWundrand, sondern ist auch für das kos-metische Spätergebnis mitverantwort-lich. Um breite und wulstig-hypertropheNarben zu verhindern, ist eine überlap-pungsfreie und unter gleichmäßigerSpannung stehende Wundrandadapta-tion notwendig. Die verwendete Naht-technik soll zudem zeitsparend sein.Die Einnaht mittels Einzelknopfnähtenist bei großen Transplantaten sehr zeit-aufwändig, die spätere Entfernung desNahtmaterials oft mühsam. Zudemkann es durch häufigeren Einsatz vonSchere, Fadenmesser oder Skalpell beider Fadenentfernung eher zu Verletzun-gen am Wundrand kommen. Die fort-laufend überwendliche Naht ist zwarzeitsparender, es besteht jedoch das Pro-blem, dass keine senkrechte Zugspan-nung zum Wundrand entsteht und sichder Transplantatrand häufig einrollt oderverzieht. Eine unseres Erachtens bessergeeignete Technik zur Annaht von Trans-plantaten ist die eingeschlagene bzw.durchschlungene fortlaufende Naht.

MethodeBei der durchschlungenen fortlaufendenNaht wird das Voll- oder ungemeshte

Die durchschlungene fortlaufende Naht zurFixierung von Hauttransplantaten

The locked running suture for fixation of skin grafts

Gerhard H. Weyandt, Anja Gesierich, Sabrina Lang, Henning HammKlinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Bayerischen Julius-Maximilians-UniversitätWürzburg

Dermatochirurgie – Tricks of the Trade

Abbildung 1: Einnaht eines Vollhauttransplan-tates am linken Unterarm mittels durchschlunge-ner fortlaufender Naht (a–c).

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führt zu guten kosmetischen Ergebnis-sen. Sie ist zeitsparend, komplikations-arm und sowohl für Vollhauttransplan-tate als auch für nicht gemeshteSpalthauttransplantate geeignet. Dabeiwird sie durch Zeitersparnis und geringeTraumatisierung bei der Entfernung desNahtmaterials ökonomischen und Pati-enteninteressen gerecht.

KorrespondenzanschriftDr. Gerhard WeyandtKlinik und Poliklinik für Dermatologie,Venerologie und AllergologieUniversitätsklinikum WürzburgJosef Schneider Str. 2D-97074 WürzburgTel.: 0931-20126768Fax: 0931-20126700E-Mail: [email protected]

Literatur1 Breuninger H. DermOPix® und die

Hautchirurgie. Steinkopff Verlag 2008;S. 38.

2 Rohrer TE, Cook JL, Nguyen TH,Ramsey Mellette Jr J. Flaps and graftsin dermatologic surgery. Saunders Else-vier, Philadelphia, 2007; S.109.

geklebter OP-Inzisionsfolie entnommenund mit Steristrips am Wundrand fixiertwerden. Zur Fixierung ist auch die Verwendung von Fibrinkleber auf demTransplantatbett oder von Cyanoacrylat-kleber auf der Wundumgebung beiüberstehenden Spalthauttransplantatenmöglich.

SchlussfolgerungDie durchschlungene fortlaufende Nahtist nach unseren Erfahrungen zur über-lappungsfreien Wundrandadaptation vonTransplantaten sehr gut geeignet und

verteilt werden. Zudem ist dieses Vorge-hen bei gleicher Zahl von Adaptations-punkten deutlich schneller als die Fixie-rung mit Einzelknopfnähten. Auch dieEntfernung des Nahtmaterials ist einfa-cher, rascher und weniger traumatisie-rend als bei Einzelknopfnähten. Bei sehrgroßen Transplantaten und schwierigerLokalisation können zu Beginn einzelneFixationsnähte notwendig werden, diezumeist am Ende der Operation wiederentfernt werden können.Alternativ können Spalthauttransplan-tate auch mit auf die Entnahmestelle

Abbildung 3: Fixierung des Vollhauttransplanta-tes mittels durchschlungener fortlaufender Nahtnach Exzision eines sklerodermiformen Basalzell-karzinoms an der Stirn.

Abbildung 4: Einnaht eines Vollhauttransplan-tates mittels durchschlungener fortlaufenderNaht nach Exzision des kompletten Nagelorgans.

Abbildung 2: Schematische Darstellung der Nahttechnik (a, b).