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(Aus der Serologisch-bakteriologisch-chemischen Abteilung [Leitender 0berarzt: Prof. Dr. V. Ka/ka] der StaatskrankenanstMt Hamburg-Friedrichsberg [Direktor: Prof. Dr. W. Weygandt].) Die Eiweiflrelation im Liquor eerebrospinalis. VI. Mitteilung. Letzte Kritik der Methodik und Zusammenfassung. Von V. Kalka, C. Riebeling und K. Samson. Mit 1 Textabbildung. (Eingegangen am 15. August 1930.) In den voraufgegangenen Mitteilungen haben wir eine Methode be- schrieben, in kleinen Liquormengen das Eiweig nach Fraktionen ge- trennt zu bestimmen. Es wurden die Beziehungen der EiweiBk6rper, Globulin und Albumin, zur Mastixreaktion, zu den Globulinreaktionen (Pandy, Nonne, Weichbrodt, Braun-Husler), zur Zellzahl, zur H/imo- lysinreaktion und Wassermannschen Reaktion festgestellt. Ein sehr groftes, teils normales, tells pathologisches Material wurde verarbeitet, um die diagnostischen M6glichkeiten dieser Methodik zu studieren. Mit ihr gelingt es auf relativ einfache Weise, nicht nut sehr exakte quantitative Zahlen fiir die gr6beren Liquorver/~nderungen zu erhalten, sondern auch geringe Abweichungen yon der Norm aufzudecken. I. Methodologischer Teil. Die Verwertbarkeit der Methode steht und fMlt mit der Exaktheit der Aus- ffihrung. Deshalb haben wir immcr wieder Versuche unternommen, evtl. mSgliche Fehlerquellen aufzudecken und zu bcseitigen. Rficksprache mit einzelnen Nach- untersuchern hat uns denn auch noch vor allem gezcigt, auf welche Seiten der Methodik besonders die Aufmerksamkeit gelenkt werden muff. Da die Zentrifuge, das wichtigste Hilfsinstrument bei der Untersuchung, an Wirkungsweise (Touren- zahl, Radius) sehr verschieden sein kann, haben wir uns genau yon den Gesetz- miil~igkeiten bei der Bestimmung von EiweiB durch Zentrifugieren fiberzeugt. Wir haben als zweitc wichtige Tatsache immer hervorgehoben, dab die RShrchen, in denen die Niederschl/ige bestimmt werden, gut gearbeitet sein rniissen und deshalb auf peinlich genaue, gleichmi~Bige Konstruktion besonders geachtet werden muG. Trotzdem sich gegenfiber der ill der II. Mitteilung beschriebenen Arbeits- weise nur geringe Abweichungen ergeben h~ben, fassen wit hier in Kiirze noch einmal alles zusammen, um die schon angedeuteten Einzelheiten im Zusammcn- hang besser erl/~utern zu k6nnen.

Die Eiweißrelation im Liquor cerebrospinalis

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(Aus der Serologisch-bakteriologisch-chemischen Abteilung [Leitender 0berarzt: Prof. Dr. V. Ka/ka] der StaatskrankenanstMt Hamburg-Friedrichsberg [Direktor:

Prof. Dr. W. Weygandt].)

Die Eiweiflrelation im Liquor eerebrospinalis. VI. Mit te i lung.

Letzte Kritik der Methodik und Zusammenfassung.

Von

V. Kalka, C. Riebeling und K. Samson.

Mit 1 Textabbildung.

(Eingegangen am 15. August 1930.)

I n den voraufgegangenen Mi t te i lungen haben wir eine Methode be- schrieben, in k le inen L iquormengen das Eiweig nach F r a k t i o n e n ge- t r e n n t zu bes t immen. Es wurden die Beziehungen der EiweiBk6rper , Globul in und Albumin , zur Mas t ix reak t ion , zu den Globu l in reak t ionen (Pandy, Nonne, Weichbrodt, Braun-Husler), zur Zellzahl, zur H/imo- lys in reak t ion und Wasse rmannschen R e a k t i o n festgestel l t . E in sehr groftes, tei ls normales , tel ls pathologisches Mater ia l wurde ve ra rbe i t e t , um die d iagnos t i schen M6gl ichkei ten dieser Method ik zu s tudieren . Mit ihr gel ingt es auf r e l a t iv einfache Weise, n ich t n u t sehr exak t e q u a n t i t a t i v e Zahlen fiir die gr6beren Liquorver /~nderungen zu erha l ten , sondern auch geringe Abweichungen yon der N o r m aufzudecken .

I. Methodologischer Teil. Die Verwertbarkeit der Methode steht und fMlt mit der Exaktheit der Aus-

ffihrung. Deshalb haben wir immcr wieder Versuche unternommen, evtl. mSgliche Fehlerquellen aufzudecken und zu bcseitigen. Rficksprache mit einzelnen Nach- untersuchern hat uns denn auch noch vor allem gezcigt, auf welche Seiten der Methodik besonders die Aufmerksamkeit gelenkt werden muff. Da die Zentrifuge, das wichtigste Hilfsinstrument bei der Untersuchung, an Wirkungsweise (Touren- zahl, Radius) sehr verschieden sein kann, haben wir uns genau yon den Gesetz- miil~igkeiten bei der Bestimmung von EiweiB durch Zentrifugieren fiberzeugt. Wir haben als zweitc wichtige Tatsache immer hervorgehoben, dab die RShrchen, in denen die Niederschl/ige bestimmt werden, gut gearbeitet sein rniissen und deshalb auf peinlich genaue, gleichmi~Bige Konstruktion besonders geachtet werden muG.

Trotzdem sich gegenfiber der ill der II. Mitteilung beschriebenen Arbeits- weise nur geringe Abweichungen ergeben h~ben, fassen wit hier in Kiirze noch einmal alles zusammen, um die schon angedeuteten Einzelheiten im Zusammcn- hang besser erl/~utern zu k6nnen.

V. Kafka u. a. : Die EiweiBrelation im Liquor cerebrospinMis. VI. 611

Voraussetzung ffir ein gutes Arbeiten ist eine genfigende Kenntnis yon Prinzip und theoretischen Grundlagen der ELveiBbestimmung durch Zentrifugieren. Hut man diese Kenntnis, so wird die Anwendung der Methode wesentlich erleichtert, da man yon selbst auf diejenigen ])inge hingeleitet wird, die besonders beachtet werden miissen.

Das Prinzip der Methodik im Liquor besteht darin, dab in kleinen Mengen (0,6 cem) dutch ein EiweiBreagens in einem besonders konstruierten R6hrchen (siehe Mitteilung II) ein Niederschlag des EiweiBes hervorgerufen wird, und das Volumen dieses Niederschlages durch Zentrifugieren bestimmt wird. So erh/~lt man eine relative Zahl fiir die GesamteiweiBmenge im Liquor; durch Versetzen einer gleich grol]en Liquorportion mit der gleichen Menge ges~ttigter Ammoninm- sulfatl6sung isoliert man die Globuline. Diese werden gleichfMls durch Zentri- fugieren gewonnen. Die iiberstehende noch Albumin enthaltende Fliissigkeit wird entfernt. Das im R6hrchen verbleibende Globulin wird in Wasser gel6st. Aus dieser Globulinl6sung wird mit dem auch bei der Gesamteiweifibestimmung benutzten Reagens das Globulin wieder ausgefMlt und dutch Zentrifugieren sein Volumen festgestellt. So erhMt man zuniichst 2 Zahlen, eine fiir die Gesamt- eiweiBmenge, eine fiir die Globulinmenge. Zieht man den Globulinwert von dem GesamteiweiBwert ab, so erhMt man den Zahlenwert fiir die Albumine.

AuBer diesen beiden Werten (Albumin und Globulin) kann man bei der Methodik noch das Volumen des Ammoniumsulfatniederschlages der Globuline feststellen. Da diese Zahl als 2. nach der GesamteiweiBbestimmung gewonnen wird, hat Ka/ka sie II . Zahl genannt. Es handelt sich hierbei nicht, wie man meinen k6nnte, bereits um eine endgfiltige Feststellung der Globulinzahl, da der Ammoniumsulfatniederschlag infolge verschiedener Umst/~nde ein relativ zu groBes Volumen ergibt. Ist z. B. der Ammoniumsulfatniederschlag bei einem normMen Liquor 0,5, so braucht die endgiiltige Feststellung mit dem Esbach-Reagens nur 0,3 zu ergeben. Die II. Zahl zeigt also einen zu hohen Weft an im VerhMtnis zum GesamteiweiB. Und da man nur mit relativen Volumenzahlen arbeitet, so mull zur Bestimmung der wahren Globulinquote noch einmM mit demselben Reagens gef/~llt werden, wie es bei der GesamteiweiBbestimmung geschehen ist. Sonst er- halt man keine untereinander vergleichbaren Werte.

Es hat sich gezeigt, dab verschiedene Faktoren die Gr6lle der II. ZMll be- stimmen. Vor allem wird sie so hoch, weil die Fi~llung in einem Milieu yon hohem spezifischen Gewicht stattfindet, wodurch der abzentrifugierte Niederschlag sich sehlecht zusammenpressen l~Bt. Andererseits aber gibt die Tatsache, dab bei verschieden hohen II. Zahlen sich doch gleich hohe Globulinwerte oder umgekehrt, dab bei gleicher II . Zahl sieh verschiedene Globulinwerte ergeben, zu der Vermutung AnlaB, dab auch die Art des Globulins bei der Gr6Be des Ammoniumsulfat- niederschlages yon Belang ist. Anf/~nglich glaubten wit in dieser Tatsache einen Beweis ffir das verschiedene Wasserbindungsverm6gen, die sog. Hydrata- tion, der Globuline zu sehen. Zum Tell mug dies zutreffen, aber weitere Unter- suchungen mit verschiedenen Zentrifugen haben gelehrt, dab die II . Z~hl iiber- haupt schlecht gleichm~iBig zu gewinnen ist. So verzichten wir vorl/~ufig auf die Angaben der t tydratation, well sie nicht mit geniigender Exaktheit erfolgen k6nnen; doch sind die gewonnenen Befunde immerhin so interessant, dab hier bei verbesserter Methodik noch nmnches wertvolle Resultat zu erwarten is t Als quantitativer Mallstab bei gr6lleren Globulinvermehrungen verdient die II . Zahl weniger Beachtung. Hingegen ist sie wichtig bei minimalen Liquor- veri~nderungen, denn hier zeigt sie doch schnell und deutlich kleinste Ab- weiehungen an, was die einfache Trfibungs~blesung in Form der Phase I nicht oder nur unsicher gestattet.

612 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

Bei den Versuchen, das eben geschilderte Prinzip der Bestimmung des Ei- weiBes dureh Zentrifugieren zu verwirklichen, haben sich nun die folgenden Punkte als beachtenswert herausgestellt.

I. Bei der Benutzung der Zentri/uge ist zu beachten:

a) Es gelingt kaum, einen Eiweii~niederschlag bis zur endgiiltigen Konstanz zu bringen. Man mui~ also durch einen einmaligen Vorversuch fiir jede Zentrifuge diejenige Zeit feststellen, welche ausreichend ist, um innerhalb erlaubter Fehler- grenzen gute Proportionalwerte zu erhalten. Es wird also geprfift, innerhalb welcher Zentrifugenzeit eine beliebige eiweiBhaltige LSsung bei den Verdiinnungen 1:1, 1:2 und 1:4 auch volle, halbe und viertel Werte ergibt (siehe unter Eichung weiter unten).

b) Die so gewonnene Zeitangabe ist maBgebend fiir alle weiteren Bestim- mungen, weshalb auf genaue Einhaltung immer gleicher Zentrifugenzeit geachtet werden muB.

c) Dabei mui3 natiirlich immer die gleiche Zentrifuge genommen werden und darauf geachtet werden, dab sie immer die gleiche Tourenzahl hat (Tourenziihler!). Als Mindesttourenzahl hat sich 2500 herausgestellt.

d) Sehr bew~hrt hat sich bei uns die Einffigung eines Zeitsehalters, der nach der vorgeschriebenen Zeit die Zentrifuge automatisch ausschaltet.

e) Die Zentrifuge daft w~thrend der Zentrifugierdauer nicht unzuli~ssig heiB werden, da bei hSheren Temperaturen zu niedrige Werte gefunden werden. Man fiberzeuge sieh durch rasch hintereinander ausgeffihrte Doppelbestimmungen, dab die Erwi~rmung nicht so groB wird, dab beim zweiten Zentrifugieren falsehe Werte entstehen.

Im allgemeinen bedienten wir uns einer hi~ngenden Ecco-Superior-Zentrifuge yon etwa 3000 Touren. Einer yon uns (S.) benutzt seit fiber einem Jahr eine neue h~tngende Ecco-Record-Zentrifuge mit 5000 Touren. Sie ergab ihm sehr gute l~esultate, da sie sehr gleichmi~l~ig arbeitete. Fiir sie eignen sich besonders die unten angegebenen neueren R6hrchen (Modell 1930 B) im Verein mit dem Esbach- Sul/osalicyls~urereaffens (siehe unten).

Wir hatten aueh Gelegenheit, eine kfirzlich in den Handel gebrachte Zentri- fuge der Firma Ecco ffir 10000 Touren auszuprobieren. Da die Gef/~13e zur Auf- nahme der ZentrifugierrShrchen sehr klein sind, mu6ten unsere E.-R,-R6hrchen verkiirzt werden. Ein Nachteil der Zentrifuge ist, dab sie nur 4 RShrchen auf einmal aufzunehmen vermag. Ob die Angabe der ,,10000 Touren" stimmt, konnten wir nicht nachkontrollieren; mit den iibliehen Handz~hlern kann man an der Zentrifuge nieht auskommen. Die Kraft, mit der das Sediment gesenkt wird, ist ja auBerdem nieht allein proportional der Tourenzahl, sondern auch proportional dem Halbmesser des Kreises. Wir kontrollierten die Zentrifuge in der fiblichen Weise mit Serumverdfinnungen. Leider wird die Zentrifuge sehr schnell heiB, so dab man trotz der 5-Minuten-Zentrifugierung, die als gentigend gefunden wurde, nicht unmittelbar danach weiterzentrifugieren kann. Ein Nachteil dieser kurzen Zentrifugierung seheint es zu sein, dab wir schon oberhalb yon 4 Teil- strichen unregelmaftige proportionale Werte bekamen, wenn auch an und fiir sich leidliche ~bereinstimmung erzielt wurde.

Im Gegensatz zu den Befunden bei den groBen Zentrifugen mit geringerer Umdrehungszahl und li~ngerer Zentrifugierungsdauer fanden wit ffir diese kleine Zentrifuge, dab die grol~en Niederschl~ge aus eiweiBreichen Flfissigkeiten kompri- miert wurden, z.B.

Die EiweiBrelation im Liquor cerebrospinalis. VI. 613

Serum 1 : 5 0 �9 . . . . . . 9,0 ,, 1 : 100 . . . . . . . 5,0 ,, 1:200 . . . . . . . 2,8 ,, 1:400 . . . . . . . 1,4

Demnach ist die Zentrifuge fiir seltenere Untersuchungen, bei denen nur ge- ringere Eiweil]mengen erwartet werden, ganz gut brauchbar, eignet sieh abet nieht ffir ein grSl3eres Laboratorium.

I I . Bei der Benutzung des Eiweifireagens ist zu beachten:

a) Alle Reagenzien miissen vor der Anwendung durch gute Filter yon aueh kleinsten Verunreinigungen befreit werden, da diese sonst in den Niedersehlag gehen.

b) Sowohl die I~eagenzien als aueh der Liquor miissen sehr sorgf~ltig in die RShrehen abgemessen werden. Falsehe Dosierung fiihrt nieht nut dutch die fehler- hafte Abmessung zu falsehen Resultaten, sondern aueh dureh die dadureh hervor- gerufene Verinderung des spezifisehen Gewiehtes, welehe aueh eine Anderung des Niedersehlagsvolumens zur Folge hat.

e) Man kann mit gleiehmi~l~igem Effolge versehiedene Reagenzien verwenden. Wit benutzten vor allem Esbaeh-Reagens. Das relative Volumen ist bei Ver- wendung der versehiedenen Reagenzien versehieden. Prinzipiell kann man unter- seheiden zwisehen grobkSrnigen Fillungsmitteln (Typus: Esbaeh-Reagens) und feinkSmigen (Typus: 10proz. Sulfosalieylsiure).

d) Fiir ihre Anwendung gilt folgendes: Die grobkSrnigen Fillungsmittel geben im allgemeinen einen voluminTseren Niedersehlag, was bei den kleinen Substanz- mengen angenehmer ist. Die f6ink6rnigen Mittel haben den Vortefl, dal~ sie leiehter zu handhaben sind, da sie welt weniger yon Temperatur, spezifisehem Gewieht, geringen Abweiehungen yon der Zentrifugierzeit und der Standdauer des Nieder- sehlages abhingig sind. Aueh lassen sie sieh bei hoher Tourenzahl sehnell bis praktiseh zur Konstanz zentrifugieren, was yon Vorteil ist. Daftir sind ihre kleineren Werte ein Nachteil, der aber durch andere RShrchenbauart (siehe unten) ausgegliehen werden kann. Es hat sieh gezeigt, dab die feink0rnigen Reagenzien mit Vorteil bei den neuen Zentrifugen yon 5000 Touren (siehe oben) brauchbar sind.

e) Sehr wiehtig is't es, dab besonders die grobkTrnigen Fillungsmittel immer die gleiehe Zeit stehen bleiben zwisehen Beginn der Fiillung und Abzentrifugieren ~beste Zeit 1/2 Stunde Standdauer).

f) Ebenso wichtig ist es, da$ vor dem Zentrifugieren immer alle Niedersehlige gleiphm~tBig dureh nochmaliges Aufrfihren verteilt werden, denn nur so kommt man zu leidlich gleiehmiBiger TeilchengrSBe, die zum Erhalten gleiehmiiBiger Resultate nStig ist. Sonst sinken die Teilchen versehieden sehnell ab, da sie ja, je naeh ihrer GrSSe, auch unter der Zentrifugalkraft eine verschiedene Senkungs- gesehwindigkeit haben bzw. yon seiten der Fliissigkeit ein versehiedener Wider- stand sieh ihnen entgegenstellt. Selbstverstindlich kann man sieh durch Misehen yon Esbaeh-Reagens mit 10proz. Sulfosalieylsiure (hSherprozentige ist unbraueh- bar) jedes beliebigeReagens herstellen. So hat einer yon uns (S.) sehr sehfne Resul- tare bei 5000 Touren und relativ kurzen Zentrifugierzeiten mit folgendem Gemiseh �9 erzielt:

Esbaeh-Reagens . . . . . . . . . . . 15,0 10proz. Sulfosalieyls~ure . . . . . . . . 85,0

(E.-S.-Reagens.)

Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 131. 40

614 V. Kafka, C. l:tiebeling und K. Samson:

I I I . Bei der Benutzung der R6hrchen ist zu beachten:

a) Die RShrchen miissen gleichmi~i~ig gearbeitet sein, insbesondere muB der untere geeichte Tefl immer gleich lang sein. Ist das Verhi~Rnis yon HShe zu Li~nge bzw. Inhalt des geeichten Teiles nicht innerhalb gewisser Grenzen gleich, so er- folgt ein ungleichmi~l~iges Absinken der Teilchen des EiweiBniedersehlages, und es ergeben sich ungleichm~l~ige Werte. Zur Herstellung genauer RShrchen gibt es ein Verfahren, welches absolut gleichm~l~ige ROhrchen liefert *.

b) Zahlreiche Untersuchungen haben uns gelehrt, dab die Wkhl der R5hrehen- art eng mit der Wahl der Zentrifuge und des EiweiBreagens zusammenh~ngt. Bei den Zentrifugen, die wir bisher benutzten, und die etwa 3000 Touren batten, hat sich die alte RShrchenbauart und das Esbach-Reagens sehr gut bew~hrt. Bei diesen R5hrchen betrug der geeichte Teil bisher 40 Teilstriche. Diese hohe Teil- striehzahl wird nie ausgenutzt, da meist welt niedrigere Werte erhalten werden und aueh nur bis zu 5 Teilstrichen eine ganz genaue Proportionalit~t zu erhalten ist. Deshalb haben wir bei der Neukonstruktion, ohne sonst die CapillarmaBe des Unterteils zu verandern, nur 15 Teilstriche genommen und den Oberteil ent- sprechend verlangert (siehe Abb. 1).

Bei den schneller laufenden Zentrifugen (angangig ist dies auch bei den anderen Zentrifugen) benutzt man besser das E.-S.-Reagens (siehe oben) und ein R5hrchen, welches einen feineren Capillarteil hat. Der capillare Durehmesser ist 0,93, so dal~ das Velum eines Teflstriches genau 1/a des Volums der Teilstriehe der groBen RShrchen ist.

Das RShrehen ist in seinen sonstigen Ma$en genau so gebaut wie das oben besehriebene, nut ist eben der Capillarteil feiner, weil der Sulfosalieyls/~urenieder- schlag ein geringeres Volumen hat.

7 ,9 s

Beschreibung der nebenstehenden Abb. 1.

L~nge . . . . . . . . . . . 9,50 cm Weite des Oberteils . . . . . 1,00 ,, Lichte WeRe des Oberteils . 0,80 ,, L/rage des Obertcils . . . . . 5,50 ,, L~nge der Verjiingung . . . 1,50 ,, L~tnge des Unterteils ~ . . . 2,50 ,, L~nge des geeichten Teils . . 1,50 ,, (genau! !) Jeder Teilstrich . . . . . . . 1,00 mm (genau! !)

~lteres R6hrchen (Modell 1930a). Capillardurchmesser . . . . . 1,62 mm

Neueres RShrchen (Modell 1930b). Capillardurchmesser . . . . . 0,93 mm

Bei O, 5, 10, 15 sind Ringteilstriche.

Abb. 1 (ModeU 1930b).

c) Auf dle Reinigung ist grol~es Gewicht zu legen. Kann man unmittelbar naeh dem Zentrifugieren und Ablesen die RShrchen reinigen, dann l~llt sich die Reinigung am einfachsten durcMfihren. Wit lassen aus einer langen Kaniile, die mittels Druckschlauch an den Wasserhahn angeschlossen ist, Wasser im Strahl auf den Boden der RShrchen spritzen. Dadureh, dab die Kaniile vorn schr~g ab- gesehnitten ist, wird der Niederschlag in toto abgehoben und dann in BrSckeln ausgeschwemmt. Nach kurzem Durchspiilen ist das R6hrchen rein, das dana

* Herstdler: A. Dargatz, Hamburg 1, Pferdemarkt 66.

Die Eiweil~relation im Liquor cerebrospinalis. VI. 615

nach Nachspiilen mit destilliertem Wasser im Trockenschrank (mit Alkohol und Ather !) getrocknet werden kann. Alle 8 Tage werden die R5hrchen dann griind- lich dureh mehrsttindiges Stehen mit Kaliumbichromat-Sehwefels~ure (1% Bi- ehromat in 50% Schwefels~ure) gereinigt.

I V . Bei der Ablesung und Eichung ist zu beachten:

a) Bei kleinen Mengen ~iederschlag macht dem Anf~nger h~ufig das Ab- lesen Schwierigkeiten, da diese oft schr~g abgelagert werden; das trifft nur ffir die R5hrchen mit weiter Capillare zu. In den engen Capillaren des Modells 1930b ist die Oberfl~che immer anni~hernd horizontal. Es ist deshMb zweckmiiBig, dab das Ablesen der Ergebnisse grunds~ttzlich immer yon demselben Untersucher vor- genommen wird.

b) Vor dem eigentlichen Beginn der Methode mu$ eine Eiehung der Zentri- fugenzeit vorgenommen werden. Als Ausgangsl6sung benutzt man hierbei eine Serumverdfinnung von etwa 1 : 30 mit physiologischer Koehsalzl6sung. Von dieser verdfinnt man sich eine grSBere Menge welter mit dem Quotienten 2, d.h. auf 1:60, 1 : 120, 1:240 und 1:480. Je 0,6 ccm dieser Verdfinnungen werden mit 0,3 ccm des zur Verwendung kommenden Reagens versetzt, umgerfihrt, 1/2 Stunde stehen gelassen, abermals umgerfihrt und alsdann 30 Minuten zentri~ugiert. Ist Proportionalit~t vorhanden, so genfigt diese Zentrifugenzeit, sonst muB weiter zentrifugiert werden. Kiirzere Zentrifugenzeit Ms 1/2 Stunde haben wir nie als brauchbar gefunden. Man vergesse nicht das Umrfihren vor dem Zentrifugieren.

c) Ffir den Ammoniumsulfatniederschlag ist keine besondere Eichung nStig. Es geniigt hier dig halbe Zentrifugenzeit des Gesamteiweil~niederschlages.

d) Eine absolute Eichung, wieviel Milligrammprozent Eiweil3 einem Teilstrich des R6hrchens entsprechen, ist durch parallele Kjeldahlbestimmung oder Refrakto- metric des Serums vor der Verdfinnung und Berechnung zu erhalten. Letztere ist ungenauer als die Kjeldahlbestimmung.

e) Ffir jedes EiweiBf~llungsmittel und jede Zentrifuge gibt es eine obere Bestimmungsgrenze. Diese liegt meist bei 5 Teilstrichen. Wird diese Grenze fiberschritten, so werden die Werte relativ zu hoch. Es gibt dann 3 Korrektur- ver/ahre~ :

1. Man setzt den Liquor noch einmal mit geringeren Mengen an, etwa 1:2 oder gar 1:4 verdfinnt, und multipliziert die gewonnenen Resultate dann mit der Verdiinnungsziffer. Dieses Verfahren eignet sich vor allem ffir reine Esbach- Niederschl~ge, und wenn man die Zentrifuge nicht zu sehr in Anspruch nehmen kann.

2. Man zentrifugiert weiter bis Proportionalitat erhalten wird. Dieses Ver- fahren eignet sich besonders ffir das E.-S.-Reagens, welches die kleinen Werte zur Konstanz zu zentrifugieren gestattet. Man braueht hier nur die h6heren Werte nachzuzentrifugieren. Wir fanden, dab mit diesem Reagens bei Benutzung beider RShrchenarten und einer 5000-Tourenzentrifuge bis 5 Teilstriche 30Minuten zentrifugiert werden mu~, dartiber gentigt bis 15 Teilstriche 20 Minuten Nach- zentrifugieren.

3. Die hSheren Werte ergeben immer eine gleichm~Bige prozentuale Erh6hung. Man kann sich also mit Hilfe abgestufter hSherer Serumverdiinnungen eine Eieh- kurve zeiehnen, welche die prozentuale ~berh6hung zu errechnen gestattet. Dieses Verfahren ist das schlechteste und sollte mSgliehst wenig verwendet werden.

f) Um eine objektive Priifung der Niederschlagsh6he in den Zentrifugier- r6hrehen zu erreiehen und gleichzeitig die jeweilige Zentrifugierdauer festzustellen, die ffir gute proportionale Bestimmung nStig ist, kann man aueh folgendermaBen vorgeb en:

40*

616 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson:

In die RShrchen ffillt man je 0,5 cem kalt ges/~ttigte Bariumehloridl6sung. Dann gibt man aufsteigend zu dem 1. R6hrchen 0,2 ccm, zu dem 2. R6hrehen 0,3 ecru usw. bis ins 5. R6hrehen 0,6 ecru n/l- bzw. n/~-H~SO4 (genaue MaB16sungen benutzen!). Der sofort sieh bildende Niedersehlag kann naeh einmaligem Um- riihren mit der auch sonst immer gebrauehten Sonde zentrifugiert werden. Diese Methode maeht die Einstellung der R6hrehen von dem viel labileren Eiweil]- pr/~eipitat unabh~ngig und kann fiberall mit Leichtigkeit ausgefiihrt werden. DaB die R0hrehen vor oder naeh dem Zentrifugieren beliebig lange stehenbleiben k6nnen, ohne dab sich im geringsten etwas ver/~ndert, ist ein weiterer Vorteil.

Die Notwendigkeit fiir jeden einzelnen Untersueher, erst seine Befunde zu eichen, k6nnte zun~chst als ein Nachtefl erseheinen. Aber wie jede chemisehe Untersuehung erst ausprobiert werden muB, bis Doppelbestimmungen fiberein- stimmen, so ist auch die Forderung der Eichung yon Zentrifuge und Zentrifugat selbstverst/~ndlich. Im Gegentefl erscheint die Leichtigkeit, mit der auf Grund yon Standardbefunden jeder einzelne Untersucher seine Resultate priifen kann, als ein besonderer Vorzug der Methode. Man muB aber auch im Verlauf l~ngerer Untersuehungen und besonders bei regelm/~Biger Anwendung der Methodik die Tourenzahl der Zentrifuge gelegentlieh einmal nachprfifen. Aueh die besten Zentrifugen laufen ihre Lager aus und beginnen zu schlagen. Dadureh kann die Tourenzahl ganz erheblich sinken. DaB gute Behandlung die Lebensdauer der Zentrifuge verl/~ngert, ist selbstverst/~ndlich.

V. Bei der endgiiltigen Aus/iihrung ist zu beachten:

a) Die Einzelheiten der Bestimmung selbst sind schon ausffihrlich in der II. Mitteilung geschildert, so dab wir uns bier kurz fassen kSnnen. Wir nehmen nach wie vor 0,6 ecm Liquor und versetzen ihn einmal mit dem EiweiBreagens (0,3 ccm) zur Bestimmung des GesamteiweiBes. Man beachte dabei die oben auf- gefiihrten Einzelheiten, die wit frfiher noch nicht alle angeben konnten: vor allem gleiche Standdauer (1/2 Stunde) und gutes Durchmischen vor dem Zentrifugieren. Auch ist es angebracht, den Liquor vor dem Ansetzen kurz vorzuzentrifugieren, um sicher zu gehen, daB er keine st6renden kleinen Verunreinigungen enth/flt.

b) Ffir die Bestimmung der Globuline nehmen wir bei der Feststellung der II. Zahl dieses Aufwirbeln vor dem Zentrifugieren nieht vor, da sich ohne dieses besser abzentrifugieren 1/~flt. Im allgemeinen genfigt eine 2stiindige Standdauer zur F/~llung der Globuline, nur wenn sie in sehr groger Menge vorhanden sind lassen sie sich besser gewinnen, wenn man l~nger stehen 1/~flt (fiber Naeht). Ab und an bei sehr eiweiBreiehen Liquores gelang es nicht, das Globulin aus der Ammoniumsulfatf/~llung ganz herunterzuzentrifugieren: es verblieb eine geringe Trfibung in der fiberstehenden Flfissigkeit. Wie wir feststellen konnten, beruht dies auf einer Wirbelbildung an den verjfingten Stellen des Rfhrehens bei groBen Globulinmengen, denn in breiten RShrchen 1/~$t sieh in solchen F/~llen alles Globulin leieht abzentrifugieren. In solehen F/~llen haben wir folgenden Weg eingesehlagen:

1,0 ccm Liquor wird in einem unten spitz zulaufenden Zentrifugenglas yon etwa 6--8 cm L/~nge und 1--1,5 em Durehmesser mit 1,0 ccm Ammoniumsulfat- 15sung versetzt und nach 16 Stunden auszentrifugiert. Die fiberstehende Flfissig- keit wird entfernt. Zu dem Rest gibt man etwa 0,5 ecru Aqu. dest. und 15st das Globulin. Man miBt nun mit einer Auslaufpipette, wieviel Gesamtflfissigkeit man in dem G1/~sehen hat und erg/~nzt die Lfisung mit Aq. dest. auf 1,0 ecru. Von den 1,0 eem dieser GlobulinlSsung fiberffihrt man 0,6 cem in ein RShrehen der EiweiB- relation und bestimmt auf diese Weise mittels 0,3 ecm Eiweiflreagens den Globulin- gehalt. Allerdings erhiflt man auf diese Weise keinen Weft fiir die II. Zabl. Aueh ist das Veffahren verh~ltnismi~l]ig grob. Aber wir haben sehon oben betont, dab

Die EiweiBrelation im Liquor cerebrospinalis. VI. 617

der Wert der II. Zahl uns vor allem in den kleinen Abweichungen gelegen zu sein scheint. Diese Abweichungen der II. Zahl yon den Normalwerten sind sehr in- struktiv zu demonstrieren und auch bei ein und demselben Liquor immer wieder in Doppelbestimmungen festzustellen. Bei diesen kleinen Globulinmengen maeht sich die Ungleichm~Bigkeit der II. Zahl nieht bemerkbar, sie beginnt erst bei den h6heren Werten, wo ein ungleichm~Bigeres Absinken stattfindet. Wir haben diese kleinen Abweichungen schon fr/iher bei Luesf~llen und Meningitis vor allem auf- gezeigt. Auch bei einzelnen Poliomyelitisf/fllen haben wir sie jetzt gesehen.

Daneben liegt der Wert der II. Zahl vor aUem bei der Differentialdiagnose metaluetischer Erkrankungen, wo wir bei der Paralyse beobachten k6nnen, dab die II. Zahl gr6Ber wird als das Gesamteiweifl, was sonst nur sehr selten vorkommt und auf die relative Albuminarmut und den Globulinreichtum bei dieser Krank- heir zurfickzufiihren ist.

Erw/~hnenswert w/~re noch die Bestimmung der Euglobuline durch Drittel- s/~ttigung mit Ammoniumsulfat. Hierbei hat sich uns die Umf~llung des Ammo- niumsulfatniederschlages dann als unn6tig erwiesen, wenn er nieht sehr groB war. Man geht in gleicher Weise wie bei der Globulinbestimmung vor, nur dab man 0,3 cem Ammoniumsulfat zusetzt, selbstverst/~ndlich genau. Nut Niederschl/ige sind verwendbar, die mindestens 0,1 anzeigen. Hier finder durch Umf/fllung keine J~nderung der Zahl start. Bei dem sehr geringen Euglobulinanbefl der meisten Liquores (mit Ausnahme der luisehen Erkrankungen) I/~fl~ sich die Menge nidht so exakt angeben, wie selbst das Volumen des auch geringen Globulinanteils. Das ist aber kein Grund, die Bestimmung deshalb zu vernachl/~ssigen.

Vor der Auswertung pathologischer F/file ist es eine Selbstverst/indlichkeit, dab man sich an einer gr6Beren Zahl yon Normalf/fllen fiber den Normalliquor- EiweiBgehalt orientiert.

Zweifellos sind mit diesen letzten Ausgestaltungen der Methodik die einzelnen Angaben sicherer und besser reproduzierbar geworden und aueh dem Naehunter- sucher ist die Arbeit so erleiehtert worden. An den einzelnen Ergebnissen, wie wit sie fr/iher ansffihrlich geschfldert haben, hat sich nichts geandert. Wir glauben so nieht nur ein weiteres gutes Hilfsmittel fiir die Liquordiagnostik zu besitzen, sondern aueh eine Reihe theoretiseher Fragestellungen gel6st zu haben. Weiter- kommen in der Frage der LiquoreiweiBkfrper werden wir hiernaeh wohl erst, wenn es gelingt, auf dem einen oder andern Wege weitere spezifisehe Unterschiede zwisehen den einzelnen K6rpern zu finden.

W~hrend der Zeit der Beobachtung der EiweiBrelation s ind eine

Reihe neuer Methoden zur Eiwei[3bestimmung im Liquor verSffcntl icht worden. Auf eine Reihe yon ihnen ist Samson bereits in einer beson-

deren Arbei t eingegangen. E ine kritische Wii rd igung der bei Samson noch n ich t d iskut ier ten

Methoden soll demn~chst in einer Zusammenfassung des einen yon uns effolgen.

Ausf/ihrlicher muB n u r eingegangen werden auf eine Methode, die

auf dem Zentrifugie 'rprinzip beruht .

Young und Bennett haben 1926 eine Methode zur Bestimmung des EiweiBes im Liquor ver6ffentlicht, bei der sie ,,Hopkins Vacciner6hrchen" benutzten. Es handelt sieh bei diesen R6hrchen um Zentrifugengl/~ser mit eapillarem, gra- duiertem Unterteil, die im Prinzip und in der Ausf/ihrung durehaus den alten Nissl-R6hrehen entspreehen und den R6hrchen, wie wir sie oben noeh einmal beschrieben haben. Die Angaben in der Arbeit yon 1926 waren mit zahlreichen

618 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

FeMern behaftet, so haben die Autoren zur FMlung des EiweiBes ein ~aterial benutzt, was, wie sie sp~ter selber erw~hnten, nur die Globuline fMlte. Aul3erdem hatten sie den Volumgehalt der R6hrchen falsch berechnet, so dab die ZaMen- angaben 5 mal zu hoch gewesen waren. Diese Fehler sind mittlerweile ausgemerzt, so dab die Methode sieh kurz folgendermaBen darstelR:

Die F~llung der EiweiBe wird vorgenommen mit dem Tsuchija-Reagens (1,5 g Phosphorwolframs~ure, 5 ccm konzentrierte Salzs~ure, 95proz. Alkohol ad 100), und zwar werden zu 1 ccm Liquor 2 cem des Reagens zugegeben. Die R6hrchen mit dem Gemisch bleiben 10 Minuten stehen und werden dann 5 Minuten bei 2000 Touren zentrifugiert. Danach soll der Niederschlag quantitativ sein und vollkommen komprimiert. Die Eiehung der NiederseMagsh6he nahmen die Autoren mittels Kjeldahl-Bestimmungen vor, indem sie Gesamtstickstoff- und Reststickstoffgehalt bestimmten und aus der Differenz der beiden Werte den Eiweil3stickstoff errechneten.

Die Tabelle yon 15 Bestimmungen, die in der 2. Arbeit gemeinsam mit Christ- lieb und Myers abgedruekt ist, ergibt eine vollkommene Diskrepanz zwisehen NiederschlagshShe und Teilstrichwert. Die Teilstrich~quivalente schwanken zwischen 4,5 und 21 rag%. Trotzdem ziehen die Verfasser ohne Fehlerbestimmung das arithmetisehe Mit~el als Eiehwert fiir die Teilstriehh6he eines R6hrchens - - 10,3 mg% - - heran.

Aus den theore~ischen Ausfiihrungen des einen yon uns fiber die Brauehbar- keit yon Zentrifugiermethoden und aus dem oben Gesagten geht deutlieh hervor, dab das Vorgehen der Autoren zu keinem einheitlichen Resultat ffihren kann, da auf die zahlreiehen Schwierigkeiten bei allen Zentrifugiermethoden fiberhaupt nicht achtgehabt wurde.

Die Nissl-Methode und die Eiweil~relation seheinen den Verfassern fibrigens nicht bekannt zu sein.

Mittels des Stufenphotometers versuehte Wol]heim das EiweiB im Liquor quantitativ zu bestimmen. Er verziehtet bewuflt auf eine getrennte Bestimmung einzelner Liquorfraktionen, und will im wesentlichen die Grenze normal-patholo- gisch sowie den Verlauf von Meningitiden mit seinem Verfahren beobaehten kSnnen.

Die alte Hewittsehe Methode der colorimetrischen Bestimmung der Eiweil~- fraktionen auf Grund ihres verschiedenen Tyrosingehalts haben Matz und ]Vovick wieder aufgenommen und verbessert. Zu einer Bestimmung sind 7 cem Liquor erforderlich.

Fanny Halpern hat die Albumine und Globuline des Liquors dureh Kjeldahli- sierung bestimmt. Die Globuline wurden dureh 22,5proz. S~tigung mit Na-Sulfat ausgesalzen.

Beil~ufig sei noeh eine ganz grobe nephelometrische Methode erw~hnt (Berger), die die Triibung sch~tzt, die dureh Zugabe yon Sulfosalicyls~ure zum Liquor ent- steht. Der Methode kommt keinerlei Bedeutung zu.

W~hrend der Korrektur der Arbeit kam uns eine Arbeit von St. G~irtner zu Gesieht, der die Bestimmung des Gesamteiweii~es und der EiweiBfraktionen im Liquor photometrisch im Stufenphotometer yon Zeiss vornimmt. Die einzelnen Fraktionen werden dutch verschiedene Alkoholkonzentrationen aus dem Liquor ausgef~llt. Die erheblichen theoretischen Einwendungen gegen diese Methode werden demnachst in der oben erwahnten Arbeit fiber neue Eiweil3bestimmungs- me~hoden im Liquor cerebrospinalis niedergelegt.

II. Beziehungen der Eiweigrelation zu anderen Reaktionen. l~ber die Beziehungen der Eiweil~relation zu den anderen Liquor-

reakt ionen haben wir uns in den Mit te i lungen I I I , IV u n d V ge~ul~ert. Hier

Die Eiwei]relation im Liquor cerebrospinalis. VL 619

sei nur zusammenfassend das Folgende bemerkt. Bezfiglich der Zellzahl w~re zu sagen, dab wir bei normaler Eiwei•relation lediglich Zellwerte bis 8/3 im Kubikmillimeter gefunden haben, 89 % der F~lle der Tab. la der IV. Mitteilung zeigten Zellwerte bis 5/3 im Kubikmillimeter auf. In dem Gebiet der Zellwerte zwischen s/3 und 15/3 Zellen im Kubik- millimeter war die Eiwefl]relation fast immer schon pathologisch und nur in sehr seltenen F~llen normal. Dann zeigten aber meist die anderen Liquorreaktionen irgendeine Abweichung von der Norm. Bei Werten fiber ~/3 Zellen im Kubikmillimeter liel~ sich natfirlich ein enger Paralle- lismus mit der Eiweil~relation nicht feststellen; zwar batten F~lle mit sehr hohen Zellwerten erhebliche Werte der Eiwei~relation, aber zumal bei der Paralyse konnten stark gesteigerten Werten der Eiwei{~relation nur wenig vermehrte Zellzahlen gegenfiberstehen. Bezfiglieh der fibliehen Globulinreaktionen konnten wir schon die auf den ersten Bliek auf- fallende Tatsacbe feststellen, dab nur ein grober Parallelismus mit der Eiwei~relation zu erkennen war; dieses gilt sowohl beziiglich der Phase I als auch der Reaktion nach Pandy wie auch jener nach Weichbrodt. Am deutlichsten war der Parallelismus noch bei der Pandy-Reaktion. Wit mu~ten hier immer wieder erkennen, wie subjektiv doch die Ab- lesung dieser Eiweil~f~llungsreaktionen ist. Eine besondere Stellung nimmt dagegen die Braun-Huslersche Reaktion ein. Diese Reaktion ging der Eiweil~relation insofern parallel, als sie erst positiv war bei 1,5 Teilstriehen des Globulins und 1,0 Teilstrieh des Euglobulins. Die Braun-Huslerscbe Reaktion stellt also gewisserma~en eine quantitative Globulin- und Euglobulinprobe dar, was natfirlieh von theoretiseher und praktischer Bedeutung ist und die h~ufigere Ausfiihrung dieser Reaktion dringend empfiehlt. Die WaR. und die Floekungsreaktion bei Syphilis zeigten selbstverst~ndlich nur auf dem Gebiete der syphili- tisehen Erkrankungen des Zentralnervensystems und auch da nur einen sehr groben Parallelismus mit der EiweiBrelation, denn oft zeigte sich ein Ph~nomen, auf das sp~ter noch ausffihrlich einzugehen sein wird, indem bei mit Malaria behandelten Paralysen eine vollkommen negative WaR. im Liquor einer deutlieh ver~nderten und charakteristi- schen Eiweil~relation gegenfiberstand, w~hrend das Umgekehrte viel seltener der Fall war. Wir kSnnen sagen, dal~ wir eine absolut normale Eiwei~relation bei positiver WaR. im Liquor nur selten gesehen haben, da] sie aber vorkommt. 2 Beispiele bringen wir auf S. 627. In diesem Zusammenhange sei auch eines Befundes gedacht, der ffir die Theorie der WaR. im Liquor von Bedeutung ist. Wir konnten stark positive Wal%. im Liquor beobaehten bei ganz versehiedenen Eiwei~quotienten. Hier seien nur 2 Befunde aus Tab. 5 unserer V. Mitteilung erw~hnt. Fall 3 zeigt folgende Teilstrichwerte: 2,7 ffir Gesamteiweil~, 0,9 fiir Globulin, 1,8 fiir Albumin, so dal~ ein Eiweil~quotient von 0,5 resultiert. Fall 4 der

620 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

Tabetle bietet folgende Teilstrichwerte : 3,0 fiir das GesamteiweiB, 2,1 fiir das Globulin, 0,9 fiir das Albumin, so da/~ ein Eiweil3quotient yon 2,3 resultiert. In diesen beiden F~llen war aber die WaR. akt iv und inakt iv yon 0,2 angefangen, t rotzdem die HShe der Globulin- und Albumin- mengen sieh in diesen beiden Fiillen gerade umgekehrt verliielt. Solehe F~lle sind fraglos yon Bedeutung fiir das Problem der Wirksamkeit der Globuline und Albumine beim Zustandekommen der WaR. Die H~mo- lysinreaktion war natiirlich nur bei erh6hten Werten der EiweiBrelation positiv, doch zeigte sich kein Parallelismus zwischen der St~rke der H~- molysinreaktion und der absoluten H6he der Eiwei~relation. Ebenso war die H~imolysinreaktion nur positiv bei mindestens 1 Teilstrieh Euglobulin, innerhalb dieses Gebietes war aber ein feinerer Parallelismus nieht nach- zuweisen. Besonders ausfiihrlich haben wir uns beziiglich der Kolloid- reaktionen ge~ul~ert. Wir haben die Beziehungen zwischen EiweiB- relation und Kolloidreaktionen besonders an dem Beispiel der Normo- Mastixreaktion studiert. Dieser Vergleieh hat te sich theoretisch als sehr ergiebig erwiesen; auch praktisch liel~ sich zeigen, da~ sieh dig beiden Methoden notwendig ergiinzen. Wir konnten aber besonders darauf hinweisen, dal~ die verschiedenen Kurventypen der Kolloidreaktionen ,,nieht aus dem Verh~ltnis von Albumin zu Globulin allein erkl~rt werden kSnnen, sondern es miissen individuelle Untersehiede im Glo- bulin bei verschiedenen Erkrankungen vorhanden sein". Diese Zu- sammenstellung ergibt also, wie bedeutungsvoll sich die Eiweil~relation in den Rahmen der iibrigen Liquorreaktionen einfiigt und wie diese l~Iethode nieht nur ergiinzt, sondern viele Ergebnisse erst exakt ge- stal tet und so fiir dis Praxis brauchbar maeht.

III. Kliniseher Tell.

Klinische Naehpriifungen des Wertes der Eiweil~relation liegen zur Zeit des Schreibens dieser Zeilen nur wenige vor. Zwar stehen wir mi t vielen Untersuchern im Briefwechsel und kSnnen sie durch praktisehe Winke unterstiitzen, aber grSBere Publikationen sind nur sp~rlich vor- handen. Die Ursache liegt wohl darin, da~ die Methode nicht leieh~ zu erlernen ist und dab der Ungeiibte im Anfang vor manchen Fehler- quellen steht.

Am ausfiihrlichsten hat sich Demme mit der EiweiBrelation besch~ftigt. Wit freuen uns, feststellen zu k6nnen, dab er an dem grol~en Material der Nonneschen Nervenklinik unsere Befunde his auf geringe Abweichungen vollstandig best~tigen konnte. Seine Befunde hat Demme in einer Reihe yon Arbeiten niedergelegt und es ist interessant zu sehen, dal3 es ihm gelungen ist, mit Hilfe der EiweiBrelation nicht nur diagnostische Anhaltspunkte zu erhalten, sondern auch eine Reihe auderer praktisch wichtiger Fragen zu beantworten. Nee/ iiihrt Parallelun~ersuchungen der EiweiBrelation mit anderen EiweiBbestimmungsmethoden des Liquors im Protokoll an, aul3ert sich aber nicht ausfiihrlich dariiber. Es zeigt sich aber die

Die Eiweil3relation im Liquor cerebiospinalis. VI. 621

gute ~bereinstimmung mit der Brandberg-Stolnikow-Methode. Schmitt hat sich in einem Referat sehr lobend fiber die Eiweiflrelation ausgesprochen, die er die exakteste der heute bestehenden Eiweil3bestimmungsmethoden des Liquors nennt. Sacristan ffihrt in einer Arbeit die EiweiBrelation als Standardmethode an. Mein friiherer Mitarbeiter Samson ffihrt jetzt die Eiweiflrelation an der Dort- munder Kinderklinik mit bedeutsamen Ergebnissen welter und best~tigt roll und ganz seine frfiheren Resultate. Wir mSchten alle, die sich mit der Eiweiflrelation beseh~ftigen, bitten, im Falle des Versagens in diesem oder jenem Punkte sich direk~ an uns zu wenden, well sich dadurch manches Mil3versti~ndnis schnell aus dem Wege r~umen l~Bt.

Nach diesem ~berblick fiber die bisherigen Nachpriifungen seien unsere lclinischen Ergebnisse noeh einmal nach dem neuesten Stande zusammenfassend mitgeteilt. Wir betonen dabei, dab unser Material, auf das wir hier ful3en, schon auf 2500 Cerebrospinalflfissigkeiten an- gewachsen ist. Die Methode ist genau die, wie wir sic in den Mittei- lungen 2--5 angegeben und auch in dieser Arbeit noch weiter besprochen haben.

Wenn wir nun zur .Besprechung des normalen Liquors kommen, so seien als Grenzwerte ftir ihn folgende Zahlen genannt: I. Zahl (Ge- samteiwei~) 0,9--1,3 Teilstriche, II . Zahl 0,3--0,5 Teilstriche, Globulin 0 , 1 - 0 , 3 Teilstriche, Albumin 0,8--1,0 Teilstriche. Zu dieser letzten Zahl mul3 freilich bemerkt werden, dab wir nach den Erfahrungen einer l~ngeren Zeit doch als Mindestwert fiir das Albumin 0,6 anzusehen haben. Der Hydratationskoeffizient ist im normalen Liquor durchschnittlich 1,5. Demme fiihrt auf Grund seiner Untersuchungen an einem sehr groBen Material folgende Zahlen als Durchschnittswerte an : fiir die erste Zahl 1,0, ffir das Globulin 0,2, fiir das Albumin 0,8, alles in Teilstrichen, ffir den EiweiBquotienten 0,25. Diese Zahlen stimmen also gut mit den unseren fiberein. Hier w~re gleich anzufiihren, dab es auch sub- normale Werte der Eiweiflrelation gibt (s. Tab. 2). Diese kommen be- sonders bei der Schizophrenie und bei der Epilepsie vor und sie beziehen sich vor allem auf das GesamteiweiB und das Albumin. Das Gesamt- eiweil] kann hier auf 0,5 Teilstriche zurfickgehen, der Albuminwert auf 0 , 3 - 0 , 4 Teilstriche. Solche subnormalen Werte finden wir au~erdem im Ventrikelliquor (s. Tab. 1) und, was das Albumin betrifft, bei der Paralyse. Beziiglich der Schizophrenie und der Epilepsie kann man feststellen, daI3 solche subnormalen Werte mit fibernormalen abwechseln, so dab wir yon oscillierenden IAquorbefunden gesprochen haben. Die Tabelle gibt ein gutes Bild dieser Verh~ltnisse.

Ist dem Liquor Blur beigemengt, so wissen wir heute, dab wir mit Hilfe der EiweiBrelation und der Kolloidreaktionen in der Beurteilung der praktischen Bedeutung welter kommen als friiher. Samson hat gezeigt, dal~ man, wenn man die roten BlutkSrperchen des blutigen Liquors sofort nach der Entnahme z~hlt, einen guten Indicator fiir die

622 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

Tabelle 1. Eiweiflrelatlon des Ventrikelliquors.

Name

K n ~

Schn.

Eben.

Schu.

Ko.

Diagnose

Tumor ?

KaSatonie. Ver- daeht auf Tumor Epilepsie, Lues cong. Verdacht

auf Tumor Tumor ? Tumor ? Tumor ?

Eiweiilrelation

Ges.- Globu- Albu- EiweiB- Eiweifl lin min Quot.

I 0,4 .! 0,1 0,3

0,5 i 0,15 0,35 I

0,5 0,2 0,3

0,5 0,05 0,45 0,6 0,05 0,55 1,3 0,2 1,1

0,33

0,42

0,66

0,11 0,1 0,17

Ph. I Zellen

1/3

8/3

12/3 23000/3

Rote 1/3 3/3 1613

500/3Rote

Bemer- kungen

Zucker 79mg% Leieht blutig

Tabelle 2. Subnormale und oszillierende Liquorbe/unde.

Diagnose

Normal Schizophr. Epilepsie

i Eiweiflrelation

Minimalwerte Maximalwerte I in rag% in rag%

I~ses ~ A l l b u G l o b ~ u - Ei~:: l in" min" Ges.- Eiw. I lin I min

18 10 12

I 3 I 15 26 6 20 3 7 56 18 38 3 9 44 16 28

Interferometer- Weft

Mini- Maxi- mal- mal- wert wert

1365 1408 1292 1355 1308 1420

Spezifisehes Gewicht

Mini- Yfaxi- mal- mal- wert wert

1007,4011007,80 1006,87 1007,30 I007,13 1008,84

St~rke der Blutbeimengung bekommt. Ha t man nun, wie es Samson getan hat, sich Schemata der EiweiBrelation und der Kolloidreaktionen bei verschiedenen Blutbeimengungen und unter Zugrundelegung des normalen Liquors, des Paralyse- und meningitischen Liquors hergestellt, so kann man in einem best immten Falle nach Z/ihlung der roten Blut- kSrperchen feststellen, welche Anteile der EiweiBrelation und welcher Bestandteil der Kolloidkurve der Blutbeimengung anzureehnen sind, so dab man ein gutes Bild der wirklichen Besehaffenheit des Liquors be- kommt. Sehwieriger ist es schon, wenn der Liquor nach Zentrifugieren xanthochrom bleibt. Hier ein Schema aufzustellen, ist sehr schwer, d~ auch bei l~ngerem Stehen naeh Zusatz von Blur zum Liquor eine Gelb- fi~rbung des Liquors schwer zu erreichen ist. Man wird also, wenn Xanthochromie naeh dem Zentrifugieren vorhanden ist, sehr vorsichtig in der Beurteilung der Befimde sein mfissen.

Gehen wir nun zur Syphi l is fiber. Hier kSnnen wir gewissermaBen w/ihrend des ganzen Verlaufs der Erkrankung, falls Liquorver/~nderungen iiberhaupt vorliegen, Besonderheiten finden, die sich in der EiweiB- relation charakteristisch/~uBern, und zwar vor atlem in einer quantita-

Die EiweiBrelation im Liquor cerebrospinalis. VI. 623

riven und qualitativen Ver~nderung der Globuline, die sich in einer Er- hShung der Globulinwerte und des Hydratationskoeffizienten ~uBert. Diese Erscheinung kann wenigstens angedeutet auch bei Fehlen anderer Liquorver~nderungen und beim Nichtvorhandensein kliniseher Sym- ptome yon seiten des Zentralnervensystems vorhanden sein. Das klarste Bild der syphilitischen Erkrankungen der Cerebrospinalflfissigkeit bietet die Paralyse. Hier ist die erste Zahl deutlich vermehrt, die zweite Zahl steht meist weit fiber der ersten, die Globuline sind deutlich ver- mehrt, w~hrend die Albumine meist normal, ja vermindert sein kSnnen. Der Hydratationskoeffizient ist hoch, ebenso der Eiweii~quotient, der so gut wie immer fiber 1 ist. Hier ist die innere Analyse der Eiweii~- relation wichtiger als die H6he der Werte, denn diese, kann ja bekannt- lich sehr variieren. Wir sind aber doeh zu folgenden Durehschnittszahlen gelangt, indem wir aueh die Werte abgerundet haben, die das Bild der EiweiBrelation in absoluten Zahlen bei der Paralyse sehr schSn aus- drficken. Gesamteiwei~ 60 mg %, Globulin 40 mg %, Albumin 20 mg %, Eiweil3quotient 2,0, Euglobulin 20 mg%, Euglobulin-Globulin-Quotient 0,5. Sehr interessant ist die Albuminverminderung, die freilich nieht oft und meist nur in frisehen Fallen vorkommt. Sie ist von uns nicht nur errecbnet, sondern auch direkt bestimmt worden. Es ist klar, dal~ ein so eharakteristisches Bild auch dazu berufen sein wird, uns theore- tiseh auf dem Paralysegebiet weiter zu bringen. Wir wollen aber hier nicht so weitgebende Sehlu]3folgerungen ziehen, bevor wir nieht die Herkunlt der versehiedenen Eiweil3k6rper genauer feststellen kSnnen. Dal~ Versuche dazu im Gange sind, dariiber haben wir schon an ver- sehiedenen Stellen berichtet. Hier sei nur erw~hnt, dal3 wir mit Hilfe der Eiweil3relation im Serum der Paralytiker erhShte Globulinwerte ge- funden haben.

Unter der Malariabehandlung senken sich meist die Werte der Eiweil3relation, doch ist es sehr interessant, dai~ die inneren Be- ziehungen der Werte meist erhalten bleiben bis auf eine geringe Albuminvermehrung. Wir werden an anderer Stelle auf die Bedeutung der Eiwei~relation in der Liquoranalyse der Malariatherapie einzugehen haben.

Bei der Tabes sehen wir eine gr613ere Buntheit der Werte. Sie h~ngen hier meist yon der Dauer und der Akuit~t des Prozesses ab. Im all- gemeinen steht die Eiwei~relation der Tabesf~lle jener der Paralyse sehr nahe und zeigt aueh deren innere Stuktur.

Die Gehirnsyphilis bietet, auch was die Eiweii~relation betrifft, ein der Paralyse in vielen Punkten entgegengesetztes Bild. Nehmen wir wieder abgerundete Durchschnittszahlen an, so finden wir: Gesamt- eiweil3 60 mg%, Globulin 20 rag%, Albumin 40 rag%, EiweiBquotient 0,5, Euglobulin 7 rag%, Euglobulin- Globulin- Quotient 0,35.

624 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

Wenn wir dieses Bild genauer betrachten, so sehen wir also, dal~ eine Albuminvermehrung sehr deutlich und fast immer vorhanden ist. Sie ist oft mit einer Globulinvermehrung verbunden, doch fiberragt der Albuminwert so gut wie framer den Globulinwert ; daher ist der Eiweil~- quotient niedrig, n~mlieh um 0,5 herum. In den meisten F~llen fiber- ragt die II. Zahl kaum die I., so dab der Hydratationskoeffizient nie- driger ist als bei der Paralyse. Auffallend ist ferner die geringe Be- teiligung des Euglobulins an den Gesamtglobulinen. Diese Differenzen treten gegenfiber dem Liquorbilde der Paralyse nicht immer so deutlich zutage, sie sind abet meist doch ausgesproehen genug, um eine Diffe- rentialdiagnose zu unterstfitzen. Freilieh hatten wir schon Fglle, die sich yon der einen oder anderen Seite her n~hern, so dal~ dann die starken Differenzen etwas verwischt werden. Die versehiedenen For- men der Gehirnsyphilis wollen wir hier nicht in bezug auf das Liquor- bild differenzieren. Es ist eigentlich nur erlaubt, wenn der Sektions- befund vorliegt, der uns die besondere Art der Gehirnsyphilis aufzeigt. Doch kSnnen wir im allgemeinen sagen, dab die meningitische Form die

h6chsten, die endarteriitische Form die niedrigsten Werte bietet. Die Qualit~t des Brides der Eiweigrelation ist meist gewahrt. Die aus- gesproehene akute syphilitische Meningitis steht in ihren Befunden zwischen denen der nichtsyphilitischen akuten Meningitis und der Gehirnsyphilis. Entsprechend der etwas mehr nach links verlagerten Kolloidkurve ist auch der Globulinwert, seine Hydratation und der Eiweii~quotient hSher als bei der akuten nichtsyphilitischen Meningitis. Wir werden weiter unten Beispiele aus der Praxis anffihren.

Der letzterw~hnte Befund leitet uns fiber zu jenem der akuten nicht- syphilitischen Meningitis. Charakteristiea der Eiweil~relation sind hier : sehr hohe absolute Werte, die meist fiber jenen aller anderen Erkran- kungen, vom Sperrliquor abgesehen, stehen. Oft sind die Werte der II. Zahl etwas hSher als jene der I. Zahl. Auch der Globulingehalt ist, absolut genommen, hoeh, wird aber dureh eine sehr starke Albumin- vermehrung bei weitem fiberboten. Der Hydratationskoeffizient ist etwas niedriger als bei der Paralyse, aber doeh recht hoch, w~hrend der Eiweil3quotient relativ niedrig ist und meist unter 0,3 liegt. Der Eu- globulingehalt ist im Durchschnitt 24 mg % ; das Euglobulin zeigt also relativ hohe Werte und ist an dem Aufbau des Globulins fast so stark beteiligt wie bei der Paralyse, d. h. der Euglobulin- Globulin- Quotient ist 0,43. Aus all dem ergibt sich, dal~ die Eiweigrelation der Meningitis bier der Paralyse etwas nahe steht, aber sich doch in wichtigeren Punk- ten yon ihr unterscheidet, und zwar 1. dureh die sehr hohen absoluten Werte, 2. abet durch starke Albuminvermehrung, die ~ene der Globuline fibertrifft und sich daher in einem niedrigen Eiweii~quotienten ~uBert. Die verschiedenen Formen der Meningitis zeigen meist das gleiche Bild

Die Eiweillrelation im Liquor cerebrospinalis. VI. 625

in bezug auf die Eiweil3relation, nur kann man sagen, daB, im allgemeinen gesprochen, die tuberkulSse Meningitis die niedrigsten und die eitrige Meningitis die h6ehsten absoluten Werte hat. Bei lgngerer I)auer der Meningitis zeigt sich, wie Samson an seinem Material besonders beob- achtet hat, ein Anwachsen der Globuline, wobei ein der Paralyse ghn- liches Bild hervorgerufen wird. Samson hat dieses besonders bei der epidemischen Meningitis im Laufe der Behandlung beobachtet. Da auch die Mastixl~rve in solchen FMlen sich jener der Paralyse nghert, entsteht tats~chlich ein der Paralyse ~hnliches Bild, das vielleicht nur durch die absolute HShe der Werte, wenn man die EiweiBrelation und die Kolloidreaktion allein betrachtet, sich yon jenem der Paralyse unterscheidet; freilich als weitere Charakteristica sind natfirlich ffir die akute Meningitis zu nennen die starke und charakteristische Zellvermeh- rung, das Sinken des Zuckerwertes und das Fehlen der WaR. im Liquor. Hier sei auch eines Befundes yon .Demme gedacht, der in einer sch6nen Arbeit nachgewiesen hat, dab bei der sympathischen Meningitis eine deutliche relative Globulinvermehrung vorhanden ist, so dab der EiweiB- quotient meist hoch, aber nicht fiber 1 ist, w/~hrend bei dem ~bergang der sympathischen in eine eitrige Meningitis nieht nur die absoluten Werte der Eiweil~relation ansteigen, sondern auch die Albuminwerte nun stark anwachsen, so da$ der Eiweil~quotient deutlich sinkt. Demme hat diese Beobachtungen sogar Ifir die Praxis, n/imlich fiir die Frage der Operation z. B. bei einer vom Ohr ausgehenden sympathischen Me- ningitis, herangezogen.

Bezfiglich der Encephalitis und der multiplen Sklerose wgre auf das schon friiher Gesagte hinzuweisen und es dahin zu erg/inzen, dal~ wir bei diesen beiden Erkrankungen so gut wie immer Ver/~nderungen der EiweiBrelation finden ; diese sind im frischen Stadium am st~rksten aber aueh im chroniseh-station/~ren Zustande deutlich. Besonders interessant war nach dieser Richtung hin ein Fall yon akuter multipler Sklerose mit folgenden Werten der EiweiBrelation: Gesamteiweil~ 2,7 Teilstriehe, Globulin 2,0 Teilstriche, Albumin 0,7 Teilstriehe, Eiweil~quotient daher 2,86, also eine ausgesprochene Globulinvermehrung, die vielleieht ffir die Frage der Pathogenese der multiplen Sklerose interessant ist. ~ber- haupt ist die Globulinvermehrung eher fiir die multiple Sklerose als Iiir die Encephalitis charakteristisch, da wir bei dieser letzteren Er- krankung nur maximale Werte des Globulins bis 0,9 Teilstriche gesehen haben, w/irend der maximale Teilstrichwert der Globuline der multiplen Sklerose 2,0 war. Die Albuminwerte erreiehen bei beiden Krankheiten ungef/ihr die gleichen Werte, und Iwar als Maximum 1,6 Teilstriehe. Aus dem Material des letzten Vierteljahres bereehneten wir fiir die multiple Sklerose den EiweiBquotienten zu 0,64, fiir die Encephalitis 0,35. Beziiglieh des Gehirnriickenmarkstumors wgre ebenfalls auf das

626 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

frfiher Gesagte zuriickzugreifen. Wir haben hier zu unterscheiden zwischen den Liquorveri~nderungen, die durch den Tumor fiberhaupt hervorgerufen worden sind und jenen, die entstehen durch die Blockie- rung, denn dann wird das Syndrom des Sperrliquors hervorgerufen. Wir sehen so gut wie immer beim Tumor des Zentralnervensystems eine Eiweil~vermehrung, die dadurch charakterisiert ist, da[~ die Albumine bedeutend starker als die Globuline vermehrt sind. Dadurch ist in der groBen Anzahl der F~lle der Eiweil~quotient unter 0,5, meist aber weir niedriger, zwischen 0,1 und 0,3.

Bei der Riickenmarkskompression linden wir unterhalb der Kom- pressionsstelle das Froin-Nonnesche Syndrom, das ja in seinem Aufbau und seinem Aussehen bekannt ist und das in bezug auf die Eiweil3- relation sehr starke ErhShung der absoluten Werte mit besonderer Be- teiligung der Albumine zeigt, so dal~ ein niedriger Eiweil~quotient resul- tiert. Es sei diesbezfiglich auf die Tab. 3 der II. Mitteilung hin- gewiesen ; aber auch oberhalb der Kompressionsstelle bei Rfickenmarks- tumoren haben wir ~hnlich wie Ayer und Salomon EiweiSvermehrungen gefunden, die ebenfalls die gleiehen Charakteristica hatten wie der er- w~hnte Befund des Liquors bei Tumoren. Im fibrigen wird fiber das Verhalten der Eiweil~relation bei Tumoren des Zentralnervensystems noch ausffihrlich zu spreehen sein.

Bezfiglich der Arteriosklerose w~re folgendes zu sagen: Es sind so gut wit immer Eiweil~vermehrungen nachzuweisen. Diese beziehen sich in erster Linie auf die Albumine, in zweiter auf die Globuline, so dab der Eiwei6quotient niedrig (meist unter 0,5) ist.

Von der Schizophrenie und der Epilepsie ist schon die Rede gewesen. Besonders bei der ersten Erkrankung k5nnen erhShte und erniedrigte Befunde der Eiweii~relation weehseln, weswegen wir yon oszillierenden Liquorbefunden gesprochen haben. Die Tab. 2 besagt fibrigens das Wesentliche ffir diese beiden Erkrankungen. Dal~ man bei der Epilepsie aus der Feststellung der Eiwefl~relation etwas Besonderes beziiglich der Form, besonders der organischen Genese, wird sagen kSnnen, ist wahr- scheinlich. Wir haben eine ganze Reihe Beispiele daftir. Freilieh wird dazu auch eine Untersuchung der verschiedenen HShen nStig sein, die aber in unseren sp~ter zu erSrternden Befunden nicht durch den Reiz der Lufteinblasung gestSrt sein dfirfen.

Auch fiir die Urdmie konnten wir eine Reihe interessanter Befunde beibringen. Im akuten Stadium bestand neben den hohen Chlorid- und Rest-N-Werten eine pathologisehe Eiweii~relation. Bei ehro- niseher Ur~mie war die Eiweil~relation nur geringfiigig ver~ndert oder normal.

Eine Reihe anderer organiseher Erkrankungen des Zentralnerven- systems hat Demme in seinen Arbeiten gebracht und manehes Inter-

Die EiweiI~relation im Liquor cerebrospinalis. VI. 627

essunte dariiber berichtet. Eine Besprechung sei einer sp~teren Zu- sammenfassung vorbehalten.

Zum Verst~ndnis der Bedeutung der Eiweifirelation bringen wir hier nun eine Reihe yon Fdllen aus der Praxis und hoffen, dab aus diesen Beispielen der Wert der Methode deutlich hervorgeht.

Wir gehen bei der Mitteilung der Resultate an die Kliniker in der Weise vor, dan wir auf dem Blatte A eines in der Mitte perforierten Doppelformulars den Liquorbefund zusammenfassen, ihn der vor- l~ufigen klinischen Diagnose gegeniiberstellen und kritisch beleuchten. Das Blatt B soll uns dann naeh Kl~rung der vorl~ufigen Diagnose zuriickgestellt werden. Viele Statistiken leiden n~mlich darunter, dai~ das Material auf Grund der vorl~ufigen Diagnosen zusammengefa~t wird. I m folgenden geben wir nun einige Beispiele yon F~llen, bei denen diese klinische Kl~rung mehr oder weniger stattgefunden hat.

1. Paralyse dureh Malariabehandlung und Bi kliniseh geheilt. Liquor normal, EiweiBrelation nur Albuminvermehrung (1,5), kleine Zaeke der Mastixkurve.

2. Klinisch: Vorl~ufige Diagnose Paralyse, spi~tere Sehizophrenie. Liquor: alles normal. EiweiSrelation: 0,6Teilstriche GesamteiweiB, 0,15 Teilstriehe Glo- buline, 0,45 Teilstriche Albumine (sehr niedrig!).

3. Alkoholische Polyneuritis. Nut Albuminvermehrung auf 2,2 Teilstriche. 4. Tabes. Verdacht auf Paralyse ? Zellen 2/3 im Kubikmillimeter, Phase I

Opal, WaR. 1,0 negativ. EiweiBrelation: 1,6 Teilstriche GesamteiweiB, 0,4 Teil- striehe Globuline, 1,2 Teilstriche Albumine. Eiweii~quotient 0,33. Mastixkurve kleine Zacke. Paralyse ist auszuschlieBen.

5. Organische Erkrankung. Multiple Sklerose ? Zellen 108/3 im Kubikmilli- meter, Phase I -~+, Wal~. 1,0 negativ. Eiweifirelation: 6,2 Teilstriehe Gesamt- eiweiB, 1,8 Teilstriche Globuline, 4,4Teilstriche Albumine, EiweiBqotient 0,4. Normomastixreaktion: III , IV, V, VI, VI--VII, VI. Es wurde eine akute Meningo- myelitis angenommen, Sektion atypische multiple Sklerose (A. Jalcob).

6. Syphilitische Meningitis. Zellen 853/3 im Kubikmillimeter (Lympho- cyten), Phase i ~-, WaR. 0,2 negativ, 0 ,5-~--~, 1,0-~-~-~-. EiweiBrelation: 2,4 Teilstriehe GesamteiweiB, 1,1 Teilstriehe Globuline, 1,3 Teilstriche Albumine, EiweiBquotient: 0,84. Normomastixreaktion: IV, VI, VII, IX, VIII, VII.

7. Multiple Slderose. l~ur Globulinvermehrung (0,6) und I~ormomastix- sowie Paraffinkurve.

8. Funikul~re Myelitis. lgur Albuminvermehrung (1,6). 9. Verdacht auf P~ralyse. Zellen 147/3 im KubikmiUimeter, Phase I Opal.

WaR. 0,2 ~-, 0,5 -~-~- , 1,0 ~ - - ~ - ~ . EiweiBrelation: 1,9Teflstriche Gesamt- eiweil3, 0,5 Teilstriche Globuline, 1,4 Teilstriche Albumine. EiweiBquotient 0,36. Normomastixreaktion: V, VI, VIII, VIII, VI--VII, V. Lues cerebri wahrsehein- lieher, atypischer Fall.

10. Lues cerebrospinalis. Zellen 18/3 im Kubikmillimeter. Phase I Opal. WaR. 0,2 (( ~- )), 0,5 ((~-)), 1,0 (+); EiweiBrelation: 0,9 Teilstriche GesamteiweiB, 0,3 Teilstriche Globuline, 0,6 Teilstriehe Albumin, Eiweil~quotient 0,5. Normo- mastixreaktion: III , IV, V, VI, V. Normale EiweiBrelation bei schwaeh positiver WaR.

11. Kliniseh Paralyse ? Zellen 54/3 im KubikmiUimeter, Phase I ~-~-, WaR. 1,0 negativ, Zucker 90,5mg%. EiweiBrelation: 9,2Teils~riehe Gesamteiweii~,

628 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

2,6 Teilstriche Globuline, 6,6 Teilstriche Albumine. Eiweil3quotient 0,4. Normo- mastixreaktion und Paraffinreaktion Rechtskurve. Keine Paralyse, Gehirn- tumor.

12. Ur~mie? Globulinvermehrung. Chloride: 781 mg% etwas erhSht.

IV. Einige mehr theoretische Ergebnisse. In einer Reihe yon Fi~llen konnte Ventrikelliquor intravital unter-

sucht werden. Die Tab. 1 zeigt uns die Ergebnisse. Wir finden, dal3 die Werte der EiweiBrelation im Ventrikelliquor sehr niedrig sind, hervor- gerufen durch eine Albumin-, vor allem aber durch eine so deutliche Globulinverminderung, dab man sagen kann, dab der Ventrikelliquor kaum Globuline enth~lt. Daraus resultiert der niedrige Wert des Eiweifl- quotienten, hYben diesen Feststellungen ist von Wichtigkeit jene des Befundes der Eiweii~relation im subarachnoidealen Cerebralliquor, in der Zisterne und in den verschiedenen HShen des Subarachnoideal- spinalraumes. Wir wissen ja heute, dab bei organischen Erkrankungen des Zentralnervensystems, besonders z. B. bei der Paralyse, die Werte des subarachnoidealen Zerebralliquors sehr hoch sind. Im Zisternen- liquor finden wir oft infolge des ZustrSmens des Gehirnliquors Werte, die hSher sind als die im Lumballiquor, sie kSnnen aber auch etwas schw~cher sein. Wesentlich geringere Befunde sieht man dann im Cervical- und Thorakalliquor, wi~hrefld jene im Lumballiquor infolge der Sedimentierung und anderer Ursachen wieder wesentlich hSher sind. Uns stehen leider nach dieser Richtung hin nur Untersuchungen des bei der Encephalographie in verschiedenen Portionen entnommenen Liquors zur Verffigung. Die oben genannten Verschiedenheiten der Zusammensetzung machen sich vielleicht bis zu einem gewissen Grade in den verschiedenen Portionen geltend. Auch sind diese Befunde dadurch maskiert, dal~ es infolge der Lufteinblasung zu einer pro- gressiven Vermehrung der Zellen kommt, und dab parallel damit wohl auch der Globulingehalt des Liquors etwas zunimmt. Es wird daher weiterer Erfahrungen bedtirfen, um aus dem bei der Ence- phalographie erhaltenen Liquor, der in verschiedenen Portionen unter- sucht ist, etwas Deutliches zur Frage der organischen Natur einer Er- krankung des Zentralnervensystems herauszulesen. Die deutliche (~bereinstimmung dieser Portionen spricht aber dafiir, dab man durch die EiweiBrelation recht gute Werte erh~lt.

Von grol3er Bedeutung erscheint es schlieBlich, die EiweiBrelation in Beziehung zu bringen zu den Ergebnissen der Permeabilit~tsunter- suchungen, besonders der Befunde des Permeabilit~tsquotienten nach .F.K. Walter. Die Tabelle 3 bringt eine Reihe solcher Versuche, und zwar sind den steigenden Werten des Permeabilit~tsquotienten bei der Para- lyse und Schizophrenie die Werte des Eiweil3quotienten gegeniiber-

Die Eiweii3relation im Liquor cerebrospinalis. VI.

Tabelle 3. Permeabilitdts- und Eiweiflquotient (nach Walter).

629

Name

Bo.

Cha. Tw. Ke. Kn. Wa. Kn. Hi. He. Bi.

Diagnose P.Q. E.Q.

Paralyse

Schizophrenie

2,125 2,6 2,693 2,7 2,95 3,099 2,68 2,729 2,79 3,53

0,4 0,9 1,5 3,0 0,7 4,6 0,5 0,6 0,5 0,5

Bemerkungen

gestellt. Wir sehen hier kaum einen Parallelismus, was ja aueh nahe- liegend ist, da wir heute der Meinung sind, da$ bei einer Permeabiht~ts- erh6hung nicht nur Albumin, sondern auch Globulin aus dem Blur in den Liquor iibertreten kann. Wenn man n/~mlich die Eiweil~relation auch mit dem Blur ansetzt, so zeigt sich bei der Paralyse so gut wie immer eine Vermehrung der Globuline. Es wird also niehts anderes iibrig bleiben, als die Versuche weiter fortzusetzen, die uns fiber die Herkunft der Eiweif3kSrper belehren.

V. SchlulL

Wir haben in dieser 6. vorl/s letzten Mitteilung die Technik sowie die praktische Bedeutung der EiweiSrelation der Cerebrospinalfliissig. keit an uns vorbeiziehen lassen. Wir haben gesehen, dal3 wir in der Ei,weil3relation eine Methode besitzen, die, wenn sie richtig ausgefiihrt wird, uns ein getreues Bild der Eiweil~verh/~ltnisse der Cerebrospinal- flfissigkeit bietet, wie es vorher mit keiner anderen Methode - - wir ver. ftigen diesbeztiglich fiber langj/~hrige und ausfiihrliche Erfahrungen - - mSglich ist. Dadurch ist auch die Eiweil3relation bef/~higt, uns nicht nur auf diagnostische Fragen Antwort zu geben. Zwar liegen eine grol3e Reihe von Vorteilen der EiweiBrelation auf praktisehem Gebiete, wie wir gesehen haben, wenn freilieh auch die grol3e Empfindhchkeit dieser Methode naeh mancher Richtung hin das diagnostische Bereich leieht etwas einengt. Doch werden daffir unsere Kenntnisse nach mancher anderen SeRe vertieft. Durch die bessere MSgliehkeit des Einbhcks in die Eiweil3verh/~ltnisse der Cerebrospinalfliissigkeit kommen wir auch einen Schritt welter in dem Verst~ndnis der normalen und pathologischen Liquorph/~nomene. Hier ist freilich erst ein Anfang gemacht. Wenn wir gelernt haben werden, welter zu differenzieren, werden wir in der Liquorforsehung eine Erkenntnisquelle ffir patho- ]ogische Prozesse haben, werden pathogenetisehe Einblieke erhalten

Z. f. d. g. Neur. u. Psych. 131. 41

630 V. Kafka, C. Riebeling und K. Samson :

und werden die Pa thophys io log ie des Liquors selbst besser f iberbl icken. Dureh die EiweiBrela t ion s ind wir hierzu schon bis zu e inem gewissen Grade bef~higt . I ch erw~hne hierzu als Beispiel die Fes t s t e l lungen von

Demme beziigl ich der sympa th i s chen Meningit is , ferner die theore t i sche Bearbe i tung des L iquorph~nomens bei der Ma la r i abehand lung der

Para lyse . H ie r h a t sich durch den Vergleich der EiweiBrela t ion mi t den Kol lo id reak t ionen eine MSglichkei t ffir das Vers tandn is u n d die Auf- fassung des Liquorbi ldes ergeben, die uns bisher gefehlt ha t , so d a d

Fehlschl i isse an der Tagesordnung waren. Darf iber k a n n die Geschichte der L iquor forschung der l e tz ten J a h r e so manches ber ichten .

So kSnnen wir denn die Eiweil3relat ion un te r jene Methoden der Liquorforschung einreihen, deren Ergebnisse n ich t nur das augenbl ick- liche Bedfirfnis der P rax i s befr iedigen, sondern die dar i ibe r h inaus weg- weisend s ind ffir die B e a n t w o r t u n g manche r F ragen der P a t h o p h y s i o -

logie des Zen t r a lne rvensys t ems .

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Die Eiweil~relation im Liquor cerebrospinalis. VI. 631

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