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DIE ENERGIE UND DER ELEKTRISCHE WIDERSTAND VON
GROSSWINKELKORNGRENZEN IN METALLEN*t
A. SEEGER und G. SCHOTTKYJ
Mit Hilfe der Elektronentheorie der Metalle wird fur ein einfaches Model1 die Energie und der elektrische Wider&and von Grosswinkelkorngrenzen berechnet. Der Grundgedanke ist, dass an der Korngrenze die Atome einen etwas grosseren mittleren Abstand haben als im idealen Kristall. Der durch die Verschiebung der Ione nriimpfe entstehende Mange1 an positiver Ladung muss durch Umlagerungen im Elektronengas des Metalls abgeschirmt werden. Die mit dieser Umlagerung verbundene Energieer- hiihung wird fiir ein Gas quasi-freier Elektronen bereobnet und bei Silber und Kupfer in tiberraschend guter Ubereinstimmung mit den Messwerten der Korngrenzenenergie gefunden. Daraus wird ge- schlossen, dass das Model1 tatsiichlich den wichtigsten Beitrag zur Energie von Grosswinkelkorngrenzen in Metallen erfasst. Mit demselben Model1 wird such der elektrische Widerstand einer Korngrenze berechnet und zur Abschiitzung des Verhiiltnisses von Widerstandsilnderung zu Dichteanderung bent&t. Es zeigt sich, dass dieses etwns kleiner als bei Leerstellen und Zwischengitteratomen ist.
ENERGY AND ELECTRICAL RESISTIVITY OF HIGH-ANGLE GRAIN BOUNDARIES IN METALS
Electron theory of metals is employed to calculate the energy and the electrical resistivity for a simple model of high-angle grain boundaries. The basic idea is this: At the grain boundary the average
‘distance between atoms is somewhat larger than in the ideal crystal. The displaced positive charge of the atom cores has to be screened by a redistribution of the conduction electrons. The increase in energy due to this redistribution is calculated for a gas of quasi-free electrons. For silver and copper surprisingly good agreement with measurements of grain boundary energies is found. From this it is concluded that the model accounts for the main contribution to the energy of high-angle gram boun- daries in metals. The same model is used to calculate the electrical resistivity of a grain boundary and to estimate the ratio between increase in resistivity and relative change in crystal density. This ratio turns out to he somewhat smaller than that for vacancies and interstitials.
L’ENERGIE ET LA RESISTIVITE ELECTRIQUE DES JOINTS DE GRAINS A GRAND ANGLE DANS LES METAUX
Les auteurs utilisent la theorie Blectronique des metaux pour calculer 1’8nergie et la resistivite electrique pour un modele simple de joints a grand angle. L’idee fondamentale est la suivante: it la frontiitre, la distance moyenne entre atomes est un peu plus grande que dans le cristal ideal. Le d&placement de la charge positive des noyaux doit etre compense par une redistribution des electrons de conduction. L’augmentation d’energie provoquee par cet effet est calculee pour un gaz d’electrons quasi libres. Dans le cas de l’argent et du cuivre, le resultat est en excellent accord avec les valeurs mesurees pour les energies de front&e. On en conclut que le modele adopt6 explique la partie essentielle de cette Bnergie.
Le meme modele a servi au calcul de la resistivite electrique du joint et l’estimation du rapport entre l’augmentation de resistivite et la variation relative de la densite. Ce rapport s’avere leg&rement plus petit que celui prevu pour des lacunes et interstitiels.
1. EINLEITUNG UND ijBERBLICK
Das Hauptthema der vorliegenden Arbeit ist die
Berechnung der speziji,fischen Fltichenenergie (im folgen-
den kurz Energie genannt) von Grosswinkelkorn-
grenzen. Die Unterscheidung zwischen Kleinwin-
kelkorngrenzen und Grosswinkelkorngrenzen treffen
wir folgendermassen: Wir sprechen von einer
Kleinwinkelkorngrenze, wenn die Struktur der Korn-
grenze durch das Burgers-Braggsche Versetzungs-
* Received September 8, 1958. t Elektronentheoretische Untersuchungen iiber Fehlstellen
in Metallen VII.
model1 der Korngrenzen gut dargestellt werden
kann.(lp2) 1st dies nicht der Pall, so bezeichnen wir
die Korngrenze als Grosswinkelkorngrenze. Unterhalb
von welchem Orientierungsunterschied 6 zwischen
den Kijrnern auf beiden Seiten der Korngrenze das
Versetzungsmodell eine zufriedenstellende Beschrei-
bung der Verhaltnisse gibt, hangt von mancherlei
Nebenumstanden ab: Von der zu beschreibenden
Eigenschaft (z.B. Korngrenzenenergie, Einfluss der
Korngrenze auf die Kristalldichte, die Diffusion,
oder auf den elektrischen Widerstand etc.), von der
Orientierung der Korngrenze gegeniiber den kristal-
lographischen Richtungen der Kristalle, von der
Versetzungsweite und damit den Eigenschaften
f Max-Planck-Institut fiir Metallforschung, Stuttgart, und Institut fiir theoretische und angewandte Physik der Tech- nischen Hoohschule Stuttgart.
ACTA METALLURGICA, VOL. 7, JULY 1959 495
496 ACTA METALLURGIC-4, VOL. i, 1959
der Atome und Ionen und anderem mehr.* Als
ersten Anhaltspunkt kann man beniitzen, dass das
Versetzungsmodell im allgemeinen zu versagen be-
ginnt, wenn der Abstand der parallelen Versetzungs-
linien in der Korngrenze nurmehr einige Atomab-
St&de betrkgt, der Orientierungsunterschied 6 also
etwa 15” bis 20” ist. Hierbei spielen Einzelheiten
des verwendeten Modells eine Rolle, z.B. ob man bei
Berechnung der Korngrenzenenergie nach dem Ver-
setzungsmodell wie Read und Shockley(3) noch einen
experimentell zu bestimmenden Parameter mitfiihrt,
ob man wie Seeger und H6rnigt4) das Peierlssche
Model1 verwendet und dadurch den bei Read und
Shockley noch verfiigbaren Parameter im Rahmen
der Theorie festlegt, oder ob man die nichtlineare
Elastizit&tstheorie zugrunde legt, was fiir eine
quantitative Behandlung des Einflusses der Korn-
grenzen auf die Kristalldichte und die Fremd- und
Selbstdiffllsion unerl%sslich ist.
Fiir Grosswinkelkorngrenzen gibt es zwar ver-
schiedene geometrische Beschreibungen der Korn-
grenzenstruktur (z.B. diejenigen von Mott, T’ing
Sui KB, Smoluchowski-siehe die zusammenfassende
Darstellung(5)-sowie von Teissier du Cros(Q), aber
ausser einer einfachen AbschLtzung von Friedel,
Cullity und Crussard”), die sich mit der Variation
der Korngrenzenenergie mit der Orientierung befasst,
gibt es unseres Wissens keine theoretische Berechnung
der Energie von Grosswinkelkorngrenzen. Experi-
mentell ist bekannt (siehe z.B. die Messungen von
Aust und Chalmers an Zinn und Blei(*)), dass die
Energie von Grosswinkelkorngrenzen vielfach vom
Korngrenzenwinkel 8 unabhgngig ist. Dies gilt,
wenn man von kohgrenten Zwillingsgrenzen absieht,
was wir in dieser Arbeit tun wollen.
Wir berichten in der vorliegenden Mitteilung iiber
eine elektronentheoretische Berechnung der Korn-
grenzenenergie einwertiger Metalle, die von den-
selben Grundideen ausgeht wie die Berechnungen
der Bildungsenergie von Leerstellen durch Fumicg)
und der Assoziationsenergie von Doppelleerstellen
durch Seeger und Bross.‘l”) In unserem Model1
hLngt die Korngrenzenenergie eng zusammen mit
* Es handelt sich bei dem Unterschied zwischen Gross- winkelkorngrenzen und Kleinwinkelkorngrenzen urn eine theoretische Fragestellung. Vom experimentellen Standpunkt aus erscheint es zweckmiissig, die Trennlinie zwischen Korngrenzen mit grossen Orientierungsunterschieden zwi- schen benschbarten KGmern und solchen mit kleinen Orientie- rungeunterschieden anders (niimlich bei wesentlich kleineren Werten van 8) zu ziehen. Wir unterscheiden zwischen Grobkorngrenzen, die mit den klessischen metallographi- schen Methoden des Atzens und Polierens sichtbar gemacht werden k6nnen, und Feinkorngrenzen (wie sie z.B. bei der Polygonisierung oder bei der Zellbildung entstehen), deren Nachweis verfeinerter Verfahren bedarf.
v FIG. 1. Readsches Model1 fiir eine Grosswinkelkorngrenze mit Korngrenzenwinkel 6. Die Spuren der auf der Korn- grenze endigenden Netzebenen sind gestrichelt gezeichnet.
der VergrGsserung des Kristallvolumens durch die
Korngrenze. Da man nach einem Gedanken von
Read zeigen kann, dass diese Volumvergriisserung
bei Grosswinkelkorngrenzen in guter NLherung vom
Korngrenzenwinkel 6 unabh&ngig ist, l&St sich mit
unserem Model1 der oben erwlhnte experimentelle
Befund verstehen. Wir werden ferner sehen, dass sich
such der absolute Betrag der Korngrenzenenergie
in der richtigen GrGssenordnung ergibt. In Abschnitt
4 werden wir das erwghnte Model1 beniitzen, um
eine theoretische AbschLtzung des Beitrags von
Grosswinkelkorngrenzen zum elektrischen Wider-
stand von Metallen zu geben, fiir den experimentelle
Werte nicht vorzuliegen scheinen.
2. DAS MODELL
Es ist anschaulich klar und auf zahlreichen Abbil-
dungen des Braggschen Seifenblasenmodells deutlich
zu erkennen, dass eine Grosswinkelkorngrenze in
dicht gepackten Krist&trukturen ein Gebiet
weniger dichter Packung und damit geringerer
Dichte als der ungestiirte Kristall darstellt. Ein
schematisches Bild der Verhcltnisse gibt die auf
Read(‘l) zuriickgehende Fig. 1. Die Volumvergriis-
serung pro Flscheneinheit der Korngrenze AV ist
gegeben durch
Fiir die Stufenhijhe c der einzelnen auf der Korn-
grenze endigenden Netzebenen setzen wir den Abstand
SEEGER I,N~ SCHOTTKY: ENERGIE UND WIDERSTAXD IN METALLEX 497
der dichtgepackten Ebenen ein, der beim kubisch-
flichenzentrierten Gitter mit der Kantenlange a,
des Elementarwiirfels gem&s der Gleichung
c = a,/$3 (4
zusammenhingt. Da das Atomvolumen Q = as3/4
betragt, ist die Zahl Z der pro Flacheneinheit einer
Korngrenze fehlenden Atome
2 = 4c/2as3 = 2&/3a02 = 1,15/as2. (3)
Die Volumvergriisserung durch eine Korngrenze
betragt in diesem Model1 grossenordnungsmassig
ein Atomvolumen pro Elementarwiirfelflache. Bemer-
kenswert ist, worauf Readol) hinweist, dass in Gl.
(1) der Abstand D der auf der Korngrenze endigenden
Netzebenen herausfallt, so dass die berechnete
Volumanderung unabhangig vom Korngrenzenwinkel
8 ist. Dies gilt natiirlich nicht mehr fiir kleine Winkel
8, bei denen das Model1 Fig. 1 durch das Verset-
zungsmodell zu ersetzen ist.
Ahnliche Volumanderungen wie nach Fig. 1
erhalt man durch Auszahlen der Atome auf beiden
Seiten einer Korngrenze im Seifenblasenmodell.
Wir haben die bekannte Aufnahme von C. S. Smith(12)
beniitzt und daraus die Zahl der in einer {Ill}-Ebene
in Grosswinkelkorngrenzen fehlenden Atome ermit-
telt. Dividiert man diese Zahl mit dem Abstand c
der {Ill)-Ebenen, so bekommt man fur die Volum-
anderung pro Flacheneinheit
Al’ = ZQ = 0,9Q/as2, (4)
also einen ahnlichen Wert wie in Gl. (3).
Sowohl in Gl. (3) wie in Gl. (4) ist die Voluman-
derung durch eine Korngrenze tiberschatzt worden.
Im Model1 Fig. 1 sind weder die Kompressibilitat
der einzelnen Atome und Netzebenen noch die
Anziehungskrafte zwischen den Atomen beriick-
sichtigt . Die “Atome” des Seifenblasenmodells
sind zwar kompressibel, doch sind die Anziehungs-
krafte in diesem Model1 wesentlich schwacher als
bei einem Metall. Die Annahme, dass 2 bei einem
Metal1 gegeniiber Gl. (4) im selben Mass verringert
wird wie beim Ubergang vom Model1 Fig. 1 zum
Seifenblasenmodell diirfte etwa den wirklichen Ver-
haltnissen entsprechen. Wir nehmen deshalb an,
dass bei einem kubisch-flachenzentrierten Metal1
Z zwischen 0,6aoe2 und 0,7a0-2 liegt.
Zur Berechnung der Korngrenzenenergie ein-
wertiger Metalle verwenden wir folgendes, fur
verschiedene Zwecke gut bewahrtes Modell: Das
Metal1 ist aufgebaut aus einwertigen positiv geladenen
Ionen, die in eine gleichfijrmige Verteilung “freier”
Elektronen mit entgegengesetzt gleicher Gesamt-
ladung eingebettet sind. Die oben berechneten
Volumanderungen geben die Zahl der aus der
Korngrenze “herausgedrangten” positiven Ladungen
an. Wiirden die Elektronen nicht teilweise den
Ionenriimpfen folgen, so ware eine negative Aufladung
der Korngrenze mit weitreichendem elektrischen
Feld die Folge. Dies ist natiirlich in einem Metal1
wegen der Beweglichkeit der Ladungstrager nicht
moglich. Infolgedessen ordnen sich die Elektronen
so urn, dass die effektive negative Ladung der
Korngrenze abgeschirmt wird. Diese Umordnung im
Elektronengas ist mit einem Energieaufwand ver-
bunden, den wir als Hauptbeitrag zur Korngrenzen-
energie ansehen und im nachsten Paragraphen mit
Hilfe eines einfachen, der Rechnung zuganglichen
Modells ermitteln werden.
3. BERECHNUNG DER KORNGRENZENENERGIE
Die Ermittlung des genauen Potentialverlaufs in
der Nahe einer Korngrenze und die Berechnung der
damit zusammenhangenden Erhohung der Energie
des Elektronengases ware eine sehr schwierige
Aufgabe. Wir verwenden ein vereinfachtes Verfahren,
das zuerst von Friedelo3) in der Theorie der Legie-
rungen beniitzt worden ist. Es besteht darin, einen
plausiblen und mathematisch gut zu behandelnden
Verlauf der potentiellen Energie U der Elektronen
zugrunde zu legen und einen zur freien Verfiigung
gehaltenen Parameter (z.B. die Starke des Potentials)
so zu wahlen, dass die in Abschnitt 2 erwahnte
Ladungsbedingung (Gleichheit der in der Korn-
grenze “fehlenden” positiven Ladung und der
abschirmenden Ladung) erfiillt ist.
Den von uns beniitzten Verlauf V(z) der potentiellen
Energie zeigt Fig. 2, in der 2B eine effektive Breite
der in der y,z-Ebene liegenden Korngrenze ist.
1st U(x) = 0, so kann man die Eigenfunktionen der
Elektronen in der Form (von einem Normierungsfaktor
abgesehen)
& ’ . rot k,x . ‘ln kuy . Fat k,z cos (5)
FIG. 2. Potentialverlauf U(z) fiir die Berechnung der Korn- grenzenenergie. Die HGhe der Potentialschwelle ist U,,
die Breite 2B.
498 ACTA METALLURGICA, VOL. 7, 1959
schreiben. Die zugehorige Energie eines Elektrons in einem Z&and mit den Wellenzahlen (k,, kg, k,)
ist
E =; if& (ke2 + k,,2 + kz2) = ‘L’S k2 7 (6)
wo % die durch 2~ geteilto Plancksche Konstante und na* die effektive Masse der Elektronen ist. Im Bereich -B 2 x 5 + B ist aus Stetigkeitsgriinden die y- und x-Abhangigkeit der v-Funktion dieselbe wie in Gl. (5): so dass wir nur den x-abhangigen Faktor der ly-Funktion, den wir mit fi(x) (i = 0: symmetrische Losung; i = 1: antisymmetrische Losung) abktirzen wollen, zu betraohten brauchen.
1st tT, > E, so gilt im Interval1 -B 2 5 5 -+-B
f”(Z) = 00s lc$x
1 (7)
fr(x) I= Sin Kg
mit
Kx 2 = 2g u, - #l&2. (9)
1st U, < E, so treten an die Stelle der Gl. (7) und (8) die Ausdriicke
f,(x) = cos k*‘x
fi(x) I=: sin ko’x 1 (9)
und
Die Eigenfunktionen fiir x > B schreiben wir in der Form
(11)
Die Anschlussbedingungen besagen bekanntlich, dass fiir die Funktionen Gl. (11) und GI. (9) bzw.
~~(x)~~x Gl. (7) ?(-,- an den Stellen x = f B iiberein-
stimmen miissen. Dies fiihrt auf
~~=-~r~~~~rt~~K~~-~~~
q1=arctg(2ti,RKa) - Bk,, “>’ (12)
Q, = -.Bk=
ql = arc tg BkE - Bka, ] u, = E (13)
Wie man sieht, ergibt sich fiir B-+ 0 (fur festes U,), und fiir U,+ 0, also beim Fehlen des von der Korngrenze herriihrenden “Storpotentials”, q0 = 0 und ql = 0. q, und q1 bedeuten somit die Phasen- verschiebungen, die in den El~ktronenwelle~unk- tionen durch die Einf~ng der Korngrenze entste- hen. Die Phasenverschiebungen hangen eng mit der von den Korngrenzen abgestossenen Ladung und mit der Energieanderung im Elektronengas zusammen.
Urn dies im Einzelnen zu zeigen, betrachten wir die Zustandsdichte im k-Raum. Die Wellenfunk-
A tionen Gl. (5) miissen fur x, y, z = & -- ver-
schwinden. (Wir denken uns der Einfachheit halber den Kristall in y- und z-Richtung in gleicher Weise wie in x-Richtung begrenzt.) Man erhiilt
A 277 sin k, 2- = 0; ki = --- n,
A
Die Zustands~ch~ im Oktanten ki 2 0 des k-
Raums ist somit fiir jede der 8 in Gl. (5) enthaltenen Losungstypen A3/(2~)3. Der Einfachheit halber kann man sich die zugehorigen Zustandspunkte iiber den gessmten k-Raum verteilt denken und erh< dann als Gesamtzustandsdichte im ganzen k-Raum ebenfalls Rs/(2~)3.
Im “gestiirten” Fall treten an Stelle von Gl. (15) die Gleichungen
Die Wellenzahlvektoren werden bei der Einfiihrung der Stiirung also urn
Ak% = -Qk,) * ; i=O;l (17)
geandert. Nach Friedelcls) ist die Zahl der durch das Storpotential abgestossenen Elementarladungen gleich der beim Einfiihren der St&rung iiber die Fermi- oberflachc verschobenen Zustlinde (unter Beriick- sichtigung des Elektronenspins) . Wir kennzeichnen hier die Fermioberflache durch die Wellenzahl
k, an der Fermioberflache und die Fermienergie
SEEGER UND SCHOTTKY: EXERGIE UND WIDERSTAND IN XETALLEN 499
Pro FlBcheneinheit der Korngrenze ist die
aus dem Fermikarper hinausgeschobenen
(einschliesslich Spin)
Zahl der
Zustiinde
und
AE, = 5 . F$ (i - k (1 + ~2)” arc cot p + A /J + $
(19)
Die so errechnete Zahl Z muss bei einwertigen
Metallen gleich der in Ziff. 2 besprochenen Zahl Z
sein.
Die Anderung der Energieeigenwerte Gl. (6) durch
das StGrpotential betrggt
A.+,Ak,= -;;*k,qi (i=O,l). (20)
Die linderung AE, der Summe der Elektronenenergien
(pro Flgcheneinheit gerechnet) erh< man durch
Summation iiber den Fermikiirper in guter NBherung
zu
Die Vergriisserung des Kristalls urn 2 Atomvolu-
mina fiihrt zu einer Erniedrigung der kinetischen
Energie des Elektronengases urn
AE, = g zg, (22)
so dass sich schliesslich als Korngrenzenenergie
unseres Modells
ergibt .
AE = AE, _ AE, (23)
Zur numerischen Ermittlung von AE als Funktion
von Z hat man so vorzugehen, dass man die effektive
Breite 2B der Schwelle durch Wahl des Parameters
k,B festlegt. (Bei kubisch-fllchenzentrierten ein-
wertigen Metallen ist i&a, = 31/12n2 = 4,91; speziell
bei Kupfer k, = 1,37 A-l.) Fiir verschiedene Werte
von U, erhglt man zusammengehijrige Wertepaare
AE und Z. Fiir Bk, < 1 (und gegen unendlich
gehendes U,) ergibt sich
kF2 n 1 z=q
I
B z-2(1+@2)arccotp+2 +
f G Bk, . o”(l - /T arc cot ,L?)) (24)
+ i Bk, . P”(1 + g 8” - i PC1 + B2) arc cot p ,(25)
wobei zur Abkiirzung die beim Grenziibergang endlich
bleibende Grijsse
(26) 4
eingefiihrt wurde .
Fiir griissere Bk, muss man die Integrale Gl. (19)
und Gl. (21) numerisch auswerten. Das Ergebnis
der ZahlenmBssigen Auswertung ist in Fig. 3 darge-
stellt. Ein interessantes und wichtiges Resultat ist’,
dass fiir Zao2 < 1 die Korngrenzenenergie nur
wenig von der Breite B des Potentials abh&ngt’.
4. ABSCHdTZUNG DES ELEKTRISCHEN WIDER-
STANDS EINER KORNGRENZE
Das in Abschnitt 3 zur Berechnung der Korn-
grenzenenergie verwendete Model1 kann such zur
Absch%tzung des elektrischen Widerstands von Gross-
winkelkorngrenzen beniitzt werden. In diesem Model1
werden Elektronen, deren Wellenzahlvektor k parallel
AE I -I
8oo 0.06 t
200
c/ 100
0.2 0.4 0.6 0.6 1 12 14 b6 ai.2
0 I I I I 0.1 I I 0.2 $3 t O-4 0,s
0.6 97 n’ gz
FIG. 3. Elektronischer Ant&l AE der Korngrenzenenergie als Funktion van ao2Z (spezifische Volumvergrasserung der Korngrenze) bzw. .ir’Z/k$ mit BkF ala Parameter (ausgezo- gene Kurven). Die Zahlenangaben fiir AE sind in Einheiten van (kp/n)“~ bzw. (fiir Silber, u0 = 4,078. IO-* cm, kp = 1,204. lOa cm-l, m* = wa) in erg/cm2 gemacht. Die gestri- chelten Kurven sind fiir verschiedene Werte des Parameters c(
(Gl. 30a) berechnet.
500 ACT.4 METALLURGICA, VOL. 7, 1959
zu einer ebenen, unendlich ausgedehnt gedachten
Korngrenze ist, nicht gestreut. Man kann also einen
Retlexionskoeflizienten R definieren, der das Ver-
haltnis der reflektierten zur auffallenden Intensitiit
einer auf die Korngrenze auftreffenden ebenen Welle
ergibt und der nur von der Wellen~ektorl~omponente
lC, parallel zur Korngrenzennormalen abhgngt.
Eine kurze Rechnung zeigt, dass R mit den in
Abschnitt 3 bereehneten Phasenkonstanten q,, und
~1~ naeh der Beziehung
R = sin2 (qO - vr) (27)
zusammenh%ngt. Den Zusammenhang zwischen dem
Reflexionskoeffizienten R und dem zu&tzlichen
elekt~schen Widerstand A< haben fiir die hier
vorliegende Geometrie und fiir das benutzte Model1
spharischer Energieflachcn Stehle(r4) und Seeger(15)
angegeben. Bezeichnet 19 den Winkel zwischen dem
k-Vektor der einfallenden Welle und der Korn-
grenzennormalen, ist also an der Fermioberfliiche
cos 0 = k,JkF, (28)
so gilt unter der Annahme, dass Ap klein ist gegen
den gesamten elektrischen Widerstand des Metalls,
fiir den Korngrenzenwiderstand
F hk s ?rje
+ =7 2 ._ 2 Vm* 0
R(6) cos3 0 sin 0 de. (29b)
Hier bedeuten no die Zahl der Leitungselektronen
pro ~~olun~enei~eit, c die elektrische EIementar-
ladung und P/V die Korngrenzenfliiche pro Volu-
meneinheit , In Gl. (29b) ist eine Verteilung der
Richtungen der Korngrenzen angenommen, die
mindestens kubische Symmetrie hat, und somit
l~er~cksichtigt, dass nur ein Drittel der gesamten
Korngrenzenfhiche F fiir die Stremmg der Leitungs-
clektronen wirksam ist .
Aus Gl. (12) findet man nach einigen Umformungen
R = ~4 sin2 {2Rk,2/~--~: ~052 e)/[4 ~0~2 efoc2- cos2 ef] -.-- ~
+ [x4 sin2 (2Bk,l/x2 - COG fI)l (30)
mit der Abktirzung
(30a)
Demit geht Gl. (29b) iiber in
- P Rk T-1=2 _ 2 K4
V m* s 1 a(1 - 2~") sin2 ye
--- ___ dx v~l-l,ap 4x2( 1 ~ 9) + sin2 ye
(314
mit
y = 2&k,. (W
Gl. (31a) eignet sich fur die numerische Auswertung,
wenn ~12 2 1 ist. Fur tc2 < 1 ist es eweckmassig,
den mittleren Reflexionskoe~zienten
nn
J R= 2 R(8) ~053 e sin e d0 (32) 0
in der Form
R z a4 4 ’ sin2 y% . ~$1 - x2) ~__.._____~_. ds +
0 4z2(1 - x2) + sin2 yx
_+ Cc4
c
1
J- __~ _____~ ,_ ~~___ 2 -1 x(1 +.x2) sin2 ye
4d(l + x2) ,f sin2 yx da (33)
0
zu schreiben. Man sieht leicht ein, dass fur y+ co,
also sehr “breite” Korngrenzen (Bk, + co), sich
z = l/4 gibt. Mit der in Abschnitt 3 bentitzten
Abkiirzung p gilt fiir Bk, < 1
In Fig. 4 ist i als Funktion von a,2Z bzw ( *$I
mit BkF als Kurvenparameter aufgetragen. Ferner
sind in Fig. 4 diejenigen Kurven gestrichelt ange-
geben, die man erhllt, wenn man tc = ( Ilo/f)1/2, also die HShe der Potentialschwelle, als Parameter
wahlt . Fur einen Vergleich mit experimentellen Daten
und mit Ergebnissen iiber den elektrischen Wider-
stand von anderen Fehlstellen ist es bequem, das
VerhSiltnis der Anderung Ap des spezifischen elektri-
schen Widerstands zur relativen ~~olum~nderung
zu betrachten. Dies ist in Fig. 5 geschehen. Wir
werden in Ziff. 5 darauf zuriickkommen.
5. DISKUSSION DER ERGEBNISSE
In AbschI~itt 3 und 4 haben wir mit einem ver-
einfachten elektronentheoretischen Model1 die spezi-
fische Korngrenzenenergie einer Grosswinkelkorn-
grenze in einem einwertigen Metal1 berechnet. In
den Fig. 3 his 5 sind die Result&e als Funktion des
spezifischen Zusatzvolumens der Korngrenze auf-
getragen (2 = Zahl der pro Flacheneinheit, der
Korngrenze ‘ ‘fehlenden” Atome). Die Potential-
schwelle, durch die die Korngrenze beschrieben
wurde, wurde (mit Hilfe geeigneter dinlensiorlsloser
Grossen) entweder durch ihre Breite 3 oder ihre
HGhe U,, als Parameter charakterisiert
SEEGER U?;D SCHOTTKY: ENERGIE UND WIDERSTAND IN METALLE?U’ 501
FIG. 4. Der mittlere Reflexionskoeffizient R einer Gross- winkelkorngrenze als Funktion van ao2Z. Parameter sind
RkB (ausgezogene Kurven) und CI (gestrichelte Kurven).
Die fiir Z zugrunde zu legende Griissenordnung
wurde in Abschnitt 2 besprochen; wir haben dort
ge funden, dass fiir die kubischflachenzentrierten
Edelmetalle die Kantenlange aa des Elementar-
wiirfels Za,s wohl zwischen 0,6 und 0,7 liegen diirfte.
In diesem Bereich hangt die Korngrenzenenergie
lo-'cj-,,% Volumtind.
as-
0.4
93-
0.2 0.4 0.6 0.8 1 I.2 /4 1.6& 0 FIN. 5. X/a,., (vergl. Gl. 35) als Funktion van a,zZ. X bedeutet die Anderung des spezifischen Widerstands geteilt durch die relative Volumiinderung und wird in POhm cm/% VolumSinderung erhalten, wenn man die Ordinaten van Fig. 5 mit der in &gstrGm-Einheiten ausgedrtickten Gitterkon-
stanten a, multipliziert.
kaum von B und lJ, ab; es ergibt sich AE w
kF2 0,055 -_ 5.
Die experimentelle Bestimmung von Korngren-
zenenergien von Metallen wird von McLeant5)
ausfiihrlich besprochen; die bis Anfang 1955 bekannt-
gewordenen experimentellen Daten sind in der
dortigen Tabelle 3.1 aufgefiihrt. Dabei handelt es
sich durchweg urn freie Energien, die bei den oft
nicht sehr weit vom Schmelzpunkt entfernt liegenden
Messtemperaturen kleiner als die (von uns berech-
neten) inneren Energien sind. Aus neuester Zeit
liegen jedoch an Ag, Al und Zn such kalorimetrische
Messungen der inneren Energie vor(i6); diejenigen
an Silber liefern Korngrenzenenergien zwischen
720 erg/cm2 und 845 erg/cm2. Als theoretischer
Wert ergibt sich fiir Silber, wenn man die effektive
Masse m* der Leitungselektronen gleich der Elektro-
nenmasse m setzt, E = 700 erg/cm2, also die experi-
mentell bestimmte Grossenordnung. Ahnliche Werte
ergeben sich, wenn man nach den Vorschlagen von
Astrom und McLean15) die von Greenough und
King(l”) gemessenen freien Energien hinsichtlich
der Temperaturabhangigkeit der freien Korngren-
zenenergie korrigiert An Kupfer liegen bis jetzt nur Messungen der
freien Energie vor; die Messungen vier verschiedener
Autoren liefern freie Korngrenzenenergien zwischen
490 erg/cm2 und 860 erg/cm2 (siehec5)). Beriick-
sichtigt man wiederum die Temperaturabhangigkeit
der freien Energie, so kommt man auf innere Energien
zwischen 800 erg/cm2 und 1200 erg/cm2. Der theo-
retische Wert fiir Kupfer ist etwas unsicher, da die
effektive Masse der Leitungselektronen nicht genau
bekannt ist. Beniitzt man den aus optischen und
thermischen Daten abgeleiteten und in der Literatur
vielfach verwendeten Wert m* = 1,45m, so erhalt
man eine Korngrenzenenergie von 800 erg/ems;
beniitzt man naher bei m liegende Werte fiir m*,
so ergibt sich die Korngrenzenenergie entsprechend
grosser.
Der Vergleich zwischen Experiment und Theorie
zeigt, dass unser einfaches Model1 einer Korngrenze
die Beobachtungen recht gut wiedergibt. Dies gilt
zunachst fiir den in Abschnitt 1 und 2 besprochenen
Befund, dass bei Grosswinkelkorngrenzen die Korn-
grenzenenergie praktisch unabhangig vom Korn-
grenzenwinkel ist, bei Edelmetallen aber such fur die
absolute Grosse der Korngrenzenenergie. Hinsicht-
lich der Absolutgrosse kiinnte man fast vollkommene
ifbereinstimmung mit den experimentellen Ergeb-
nissen bekommen, wenn man das spezifische Korn-
grenzenvolumen etwas grosser wahlte als wir es
502 ACTA METALLURGICA, VOL. 7, 1959
getan haben. Dies zeigt nach unserer Auffassung,
dass der in der vorliegenden Arbeit behandelte
“elektronische” Beitrag wohl den Hauptanteil zur
Korngrenzenenergie der einwertigen Metalle gibt.
Alle andern Beitrage, z.B. die von der Wechsel-
wirkung der Ionenriimpfe herriihrenden, sind offen-
sichtlich wesentlich kleiner oder kompensieren sich
gegenseitig.
Die in Abb. 3 wiedergegebenen Zahlenwerte sind
unter der Annahme “quasi-freier” Leitungselekt-
ronen ausgerechnet. Dies diirfte fur die Edelmetalle
eine zulassige Annahme darstellen, da bei diesen
etwaige starkere Abweichungen der Energielbichen
von der Kugelgestalt auf die unmittelbare Umgebung
der Fermioberflache beschrankt sind, in die Berech-
nung der Energieanderung jedoch vor allem die
Elektronenzustande im Innern des Fermikorpers
eingehen. Hingegen muss man fiir quantitative
Rechnungen bei mehrwertigen Metallen sicherlich
die von der Kugelgestalt abweichende Form der
Energieflachen beriicksichtigen. Dariiber hinaus hangt
die Korngrenzenenergie in unserem Model1 davon
ab, ob der Ionenrumpf bei dem betreffenden Metal1
klein gegen den Atomabstand ist oder nicht. Im
ersten Fall diirfte die Volumvergrosserung an der
Korngrenze erheblich kleiner als oben abgeschatzt
sein und damit such die Korngrenzenenergie zu
kleineren Werten hin tendieren. Dies scheint bei
Aluminium zuzutreffen, wo trotz verhaltnismassig
grosser Fermienergie die Korngrenzenenergie nach
Astriim(16) nur 600 erg/cm2 bis 650 erg/cm2 betrlgt.
Anomal hoch wurde dagegen von Astrom die
Korngrenzenenergie in Zink gefunden, nlimlich in der
Grijssenordnung 1600 erg/cm2 bis 1900 erg/cm2.
Ohne detaillierte Rechnungen kann man zweifellos
nicht sagen, ob ein derart grosser Wert sich mit
unserem Model1 verstehen lasst oder nicht. Ver-
standlich dagegen ist, dass die Volumvergrijsserung
und damit die Energie einer Korngrenze ceteris
paribus in einem hexagonalen Metal1 wesentlich
grosser als in einem kubisch-flachenzentrierten Metal1
ist. Dies ist dadurch bedingt, dass man wegen der
niedrigeren Symmetrie des hexagonalen Gitters
zwei verschieden orientierte hexagonale Kristallite
im Durchschnitt weniger gut zusammenpassen kann
als zwei Kristallite kubisch-flachenzentrierter Struk-
tur. Es wire sicherlichinteressant, diese Uberlegungen
bei Kobalt, wo man in einem fiir die Messungen
geeigneten Temperaturbereich sowohl die kubisch-
flachenzentrierte als such die hexagonale Struktur
findet, experimentell weiter zu verfolgen.
Die Diskussion iiber die Korngrenzenenergie ab-
schliessend, wollen wir nochmals darauf hinweisen,
dass fiir kleine Orientierungsunterschiede zwischen
benachbarten Kiirnern das von uns behandelte
Model1 durch das eingangs erwahnte Versetzungs-
model1 zu erganzen ist. Eine selbstverstandliche
Forderung ist, dass fur mittlere Orientierungs-
unterschiede, d.h. 20” bis 30”, die beiden Modelle
etwa dieselbe Grossenordnung fiir die Korngrenzen-
energie liefern. Dies ist bei Kupfer und Silber in der
Tat der Fall.
Wir diskutieren nun noch kurz die in Ziff. 4
gegebene Abschitzung des elektrischen Widerstands
einer Grosswinkelkorngrenze. Diese ist ziemlich
grob, da sie der Gitterstruktur in den beiden Kijrnern
und dem tatsachlichen Verlauf der Wellenfunktionen
in den ungestorten Kristallbereichen nicht Rechnung
tragt und da bekannt (14p15) ist, dass in die Berechnung
des elektrischen Widerstands eines Stapelfehlers der
genaue Verlauf der Wellenfunktionen wesentlich
eingeht. Im vorliegenden Fall liegen die Verhaltnisse
allerdings insofern etwas giinstiger, als die ziemlich
hohe Potentialschwelle an der Korngrenze die
Wellenfunktionen sehr stark modifiziert und die
Elektronen auf der einen Seite der Korngrenze doch
nicht so sehr vie1 vom Detailcharakter der Wellen-
funktionen auf der andern Seite “merken”.
Vom praktischen Standpunkt aus interessiert
vor allem das Verhaltms der Anderung des spezi-
fischen elektrischen Widerstands zur relativen ;inde-
rung des Kristallvolumens, da dieses Verhaltnis fiir
die quantitative Diskussion der Wirkungen anderer
Gitterfehler (Leerstellen, Zwischengitteratome, Ver-
setzungen) eine Rolle spielt und man wissen mochte,
ob man bei feinkiirnigem Material den Einfluss der
Korngriisse beriicksichtigen muss. In Fig. 5 ist
dementsprechend die Griisse
X/a, = &a0 e2zg zG 0 O2
(35)
fur ein einwertiges kubisch flachenzentriertes Metal1
gegen ao2Z aufgetragen, und zwar in Einheiten
[
POhm cm
---I. lOpa cm * y. Volumanderung
X bedeutet bei statistischer oder kubisch-sym-
metrischer Verteilung der Korngrenzenanordnung
gerade das oben erwahnte Verhaltnis der Anderung
des spezifischen Widerstands zu relativer Voluman-
derung. Fur ein bestimmtes Wertepaar von ao2Z
und Blc, (bzw. x) liest man an der Ordinate von
Fig. 5 einen bestimmten Zahlenwert ab. Multipliziert
man diesen mit dem in A gemessenen Zahlenwert
von a,, so bekommt man X in der iiblichen Einheit
POhm-cm/% Volumanderung. In dieser Einheit liegen
SEEGER UND SCHOTTKY: ENERGIE LTND WIDERSTAND IN METALLEN 503
fiir die Edelmetalle die theoretischen Werte zwischen
0,5 und 1,2, also urn einen Faktor der Griissenordnung
2 bis 3 kleiner als die zum Teil experimentell, zum
Teil theoretisch gefundenen Werte fiir Leerstellen,
Zwischengitteratome und aufgespaltene Versetzungen.
Hat man einen Korndurchmesser d = 104a,, so
betragt die relative Volumanderung nach unseren
Abschatzungen bei den Edelmetallen 5 x 10e5.
Dies bedeutet, dass man bei Messungen, wahrend
deren sich die Korngrosse sehr stark andert, unter
Umstanden den Einfluss der Korngrenzen auf die
Dichteanderung, den elektrischen Widerstand (und
such die freiwerdende innere Energie) beriick-
sichtigen muss.
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