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v. Graefes Archiv fiir Ophthalmologie, Bd. 157, S. 149--157 (1955) Aus der I. Universit~tsaugenklinik in Wien (Vorst~nd: Prof. Dr. A. PILLAr) und der Augenabteilung des Paracelsusinstitutes in Bad Hall, O.0. (Vorst~nd: Prof. Dr. A. PIL~AT) Die Jodverteilung im Kaninchen~uge nach oraler, percutaner und lokaler Applikation Von F. TRICHTEL Mit 1 Textabbfldung Da seit langer Zeit das Jod bei Behandlung yon Augenleiden yon Bedeutung war, erschien es notwendig, nach den in Bad Hall fast aus- schlieBlich verwendeten App]ikationsarten, :Baden, Trinken und Be- sprfihen der Augen, Untersuchungen anzustel]en, um fiber das Aufnahme- vermSgen der einzelnen Augengewebe in qualitativer und quantitativer Hinsicht Klarheit zu erhalten. Durch die Verwendung yon radioaktivem jlal als Indicator, das chemisch gleiche Eigenschaften wie das zugehSrige stabile Element besitzt, jedoch infolge seiner Strahlung mittels Geiger-iV[filler-Z~hler qualitativ und quantitativ leicht erfal~t werden k~nn, lieBen sich die Schwierigkeiten chemischer Methoden vermeiden. Wiederholt wurde die Frage der percutanen Jodaufnahme unter- sucht (HEFFT:EI~ 1904, Hff~E 1927, K6HL~ und Ji)~GE~S 1933, LI~ 1933, l~Ynci 1932, sowie STVR~I und iVfitarbeiter 1925--1933). TRAU]~S- MENGAaI~I (1892) konnte dutch Pinselungen der I-Iaut mit Jodtinktur und nactffolgender histologiseher Untersuchung eine Aufnahme yon Jod durch die Itaut beweisen. Durch Jodbestimmungen ira Ham konnten HmSCH~LD (1904), C~r2]~A (1927) und sparer in qualitativer Analyse FELL~B~RG (1930) die Aufnahme yon Jod aus B~dern nach- wcisen. Durch Differenzbestimmungen konnte BORGI (1938) auf inter- ferometrischem Weg aus 10%igen LSsungen keine percutane Jod- aufnahme feststellen, dagegen kamen CAv~ und CAvE~ (1943) durch chemische !gethoden zu fiberraschend hohen Werten. In neuerer Zeit wurde dieses Problem yon den verschiedenen Abteilungen des Para- celsus-Instituts in Bad Hall wieder aufgegriffen. HOF~ANN-CREDNE~ und SrITZu (1954) untersuchten mit Itilfe einer kombinierten chemischen und Isotopenmethode die Aufnahme von Jod unter normalen Badebedingungen am )/[enschen. Sie konnten fest- stellen, daI~ elementares Jod in grSBerer Menge yon der Haut auf- genommen wird Ms Jodid und dab der aerogenen Aufnahme bei der B~derverabreichung eine fiberwiegende Bedeutung im Hinbliek auf die G~aefes Arch. Bd. 157 11

Die Jodverteilung im Kaninchenauge nach oraler, percutaner und lokaler Applikation

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v. Graefes Archiv fiir Ophthalmologie, Bd. 157, S. 149--157 (1955)

Aus der I. Universit~tsaugenklinik in Wien (Vorst~nd: Prof. Dr. A. PILLAr) und der Augenabteilung des Paracelsusinstitutes in Bad Hall, O.0. (Vorst~nd: Prof. Dr.

A. PIL~AT)

Die Jodverteilung im Kaninchen~uge nach oraler, percutaner und lokaler Applikation

Von

F. TRICHTEL

Mit 1 Textabbfldung

Da seit langer Zeit das Jod bei Behandlung yon Augenleiden yon Bedeutung war, erschien es notwendig, nach den in Bad Hall fast aus- schlieBlich verwendeten App]ikationsarten, :Baden, Trinken und Be- sprfihen der Augen, Untersuchungen anzustel]en, um fiber das Aufnahme- vermSgen der einzelnen Augengewebe in qualitativer und quantitativer Hinsicht Klarheit zu erhalten.

Durch die Verwendung yon radioaktivem jlal als Indicator, das chemisch gleiche Eigenschaften wie das zugehSrige stabile Element besitzt, jedoch infolge seiner Strahlung mittels Geiger-iV[filler-Z~hler qualitativ und quantitativ leicht erfal~t werden k~nn, lieBen sich die Schwierigkeiten chemischer Methoden vermeiden.

Wiederholt wurde die Frage der percutanen Jodaufnahme unter- sucht (HEFFT:EI~ 1904, H f f ~ E 1927, K 6 H L ~ und Ji)~GE~S 1933, L I ~ 1933, l~Ynci 1932, sowie STVR~I und iVfitarbeiter 1925--1933). TRAU]~S- MENGAaI~I (1892) konnte dutch Pinselungen der I-Iaut mit Jodt inktur und nactffolgender histologiseher Untersuchung eine Aufnahme yon Jod durch die I tau t beweisen. Durch Jodbestimmungen ira H a m konnten HmSCH~LD (1904), C~r2]~A (1927) und sparer in qualitativer Analyse FELL~B~RG (1930) die Aufnahme yon Jod aus B~dern nach- wcisen. Durch Differenzbestimmungen konnte BORGI (1938) auf inter- ferometrischem Weg aus 10%igen LSsungen keine percutane Jod- aufnahme feststellen, dagegen kamen C A v ~ und CAvE~ (1943) durch chemische !gethoden zu fiberraschend hohen Werten. In neuerer Zeit wurde dieses Problem yon den verschiedenen Abteilungen des Para- celsus-Instituts in Bad Hall wieder aufgegriffen.

HOF~ANN-CREDNE~ und SrITZu (1954) untersuchten mit Itilfe einer kombinierten chemischen und Isotopenmethode die Aufnahme von Jod unter normalen Badebedingungen am )/[enschen. Sie konnten fest- stellen, daI~ elementares Jod in grSBerer Menge yon der Haut auf- genommen wird Ms Jodid und dab der aerogenen Aufnahme bei der B~derverabreichung eine fiberwiegende Bedeutung im Hinbliek auf die

G~aefes Arch. Bd. 157 11

150 F. T~mHTEL:

Resorption zukommt. Welt.ere Versuehe yon HOF~A~N-C~EDNE~ (1954) galten der percutanen Resorption bei Applikation auf verschiedene kleinfl~chige Hautpartien. Eingehende Untersuchungen stammen yon HAGMt~LLER, HELLAUER und SPITZu (1955), welche dutch vergleiehende Schilddrtisenaktivitgtsmessungen an Ratten, nach Baden ihrer Schwgnze in radioaktiv markierten, isotonischen LSsungen verschiedenen Jod4 gehalts, die quantitative lqautresorption ffir elementares Jod und Jodid bestimmen konnten. Aus LSsungen mit 65 #g Jodid in 6,5 ml wurden bei 3stfindiger Badedauer mit 16 Std Nachwirkungszeit 1--10 ng Jod aufgenommen. Eine ErhShung der Jodidkonzentration im Bad steigerte die Resorption im genau gleichen Verh~Itnis. Aus LSsungen e]ementaren Jods 10#g/ml permeierte bei einer Badedauer yon 3 Std 6mal soviel, von 20 rain 12real soviel Jod, wie aus gleich konzentrierten Jodid- 16sungen.

Mit der Frage der Jodresorption aus den Verdauungswegen beseh~f- tigte sieh GALA (1927), weleher naeh peroraler Zufuhr yon 5 mg Na- trinm jodatum in 50 ml Aqua destillata naeh 6 Std 3,2 mg- % im Kammer- wasser, nach 16 Std nur mehr Spuren finden konnte.

Als erste haben voN SALLMANN and DILLON (1950) den GehMt der Augengewebe an radioaktivem Jod naeh Iontophorese dureh die IIorn- haut und naeh intraperitoneMer Injektion beim Kaninehen studiert und l%adiogramme in Gefriersehnitten gemaeht, die mit dem Densitometer ausgemessen wurden. Naeh Iontophorese sammelte sieh das meiste jlsl in der Hornhaut, in geringerem Grade in der vorderen Urea; 24 Std naeh intraperitonealer Einfuhr enthielten die Augengewebe mehr als die Augenflfissigkeiten. Die Verteilung in den einzelnen Augenabsehnitten ergab eine Konzentration in fallender l%eihenfolge in Cornea, Sklera, Chorioidea, Retina, Iris, Kammerwasser und GlaskSrper.

Von HAGM~LLEI~, HELLAUEI~ und SPITzY (1953), sparer yon HEL- LAUE~ und SPITZY (1954) wurde die Jodaufnahme in die Vorderkammer naeh Bespfilung yon I%attenaugen mit radioaktiv markierten Jod- 15sungen untersucht. Der Jodgehalt des Kammerwassers wurde mikro- ehemiseh und durch Aktivit~tsmessung sowie durch Kombination beider Mel.hoden bestimmt. Der hSehste Jodkammerwasserspiegel mit 0,23 rag-% wurde naeh 30 rain festgestellt. Nach 16 Std war die Vorder- kammer wieder jodfrei.

PILLAT und PO~MER (1954) untersuehten den Einfhl[~ der Temperatur und tier Applikationsdauer yon JodlSsungen am Tierauge und fanden naeh 5rtlieher Einwirkung einer ruhenden, kSrperwarmen, markierten JodlSsung im Kammerwasser die hSchsten Werte naeh 60 rain, bei bewegten JodlSsungen frfiher.

In neuester Zeit berichtete PILLAT (1955) fiber die M5gliehkeiten und die Wege zur Erzielung einer Jodanreieherung im Tierauge mittels

Die Jodverteitung im Kaninchenauge 151

R~diojod TM. Durch die parenterale (subcutane und peritoneMe), durch die in tmven5se sowie durch die enterale Jodverabre ichung lieflen sich die verschiedenen Gewebe des Auges in folgender absteigender Reihen- folge anreichern; Sklera, Kammerwasser , GlaskSrper, Hornhaut , hintcre Urea , vordere Urea , Retina, Opticus und Linse. Durch den Weg yon aul]en 1leg sich hauptsgchlich der vordere Augenabschni~ anreichern, durch den Weg veto KSrper her auch die ~ieferen Augengewebe.

Aus Grtinden der therapeutischen Anwendung yon JodlSsungen am Ange interessiert die Beantwor tung folgender 3 Fragen: 1. Wieviel Jod wird veto ganzen Ange bei den oben erw~hnten, in Bad Hall tiblichen Appl ikat ionsar ten aufgenommen ? 2. Wie verteilt sich das Jod in den verschiedenen Augengeweben ? 3. Von welchen Augengeweben kann an H a n d ihres JodaufnahmevermSgens ein therapeu~ischer Erfolg erwarte t werden ?

Versuchsanordnung. Die 1. Versuehsreihe g~lt der Fr~ge der Aufnahme und der Verteilung des Jod ira Auge bei oraler Verabreich~tng einer Jodidl6sung. Es wurden Kaninehen mittels Sonde 400 ? Jod in einer, darch 100 Mikroeurie j l a markierten LSsung als Trinkfliissigkeit eingebraeh~. Nach 1 Std wurden den Kaninehen, die bei allen Versuehen gMehen Alters and gleieher 1%sse waren, das reehte, 2 Std spgter das ]inke Auge entfernt. Die Enudeation dieser Augen wurde bei s/~mtlichen Versuehen nach sorgf~Itiger auBerer Abspiilung durehgefiihrt. Das mittels Amslerkaniile punktierte Kammerwasser wurde auf einen gohlsehliff- objekttrgger gebraeht. AnsehlieBend wurden die Augen in ihre Einzelabschnitte zerlegt.

Die Hornhaut wurde mit einer kleinen Sehere dem Limbus entlang aus- gesehnitten und nach DurchreiBen der Zonulaf~sern die Linse entfernt. Dutch sanften Druck auI den SklerMbMg konnte der Glask5rper miihelos entfernt werden. Von der Ora serr~ta wurden Iris und CiliarkSrper, hier als vordere Uveg bezeichnet, mittels Spatel glatt abgetrennt. Mit feinem Haarpinsel konnte men die Netzhaut yon der stgrker an der Sklera haftenden Chorioidea 15sen. Die Chorioidea muBte mit einem Spatel yon der Sklera kraftig abgeschabt werden. Von der nun frei- liegenden Sklera wurde yore Optieus ein etwa 3 mm langes Stiiek abgeschnitten. Die einzelnen Tefle warden nun m6gliehst diinn und breitflgchig auf Objekttrgger aufgetr~gen, tiber einem elektrisehen Heizofen getroeknet und abgeki~hlt,

Die Aktivitgtsmessungen erfolgten mittels /~-Zghlrohres FHZ 11 des Geiger- ~Ftiller-Strahlungsmeflgergtes FH 44 (Friesecke-Hoepfner, Erlangen} in einem konstanten Abstand yon 10 ram. Jede einzelne Messung dauerte 3 rain, wurde 3real wiederhol~, yon diesen Messnngen der Mittelwert genommen and auf t rain bezogen. Vorversnehe ga,tten der Feststellung der versehiedenen Vor~bsorptionsgrSl]en, die bei den angegebenen Werten beriieksieh~igt warden.

Tabelle 1 zeigt die Jodver te ihmg in den einzelnen Augenabschni~ten naela i und 2 Std bei oraler Zufuhr einer JodlSsung am Kaninehen. Die Zahlen sind Mittelwerfe aus 3 Versuehen unter gleichen Bedingungen. Der Aktivi tgtsantei l der einzelnen Absehnit te wird in Prozenten der gesamfen am Auge gemessenen Akt iv i tg t angegeben.

In teressant sind die Jodmengen der Augengewebe nach dem Bade yon Kaninehen. Um eine Reizung der I-Iaug der Versuehstiere und dadurch

11"

152 F. T~Io~T~L:

unphysiologische Resorptionsverhi~ltnisse zu vermeiden, wurden de n Tieren mi t gekri immter Schere die KSrperhaare auf 2 m m gekiirzt.

Nach sorgsamer ~ b e r - Tabelle 1. Arithmetisches Mittel der Impulszahlen 1 und 2 Std nach oraler Zu/uhr einer radioakfiv mar- kierten Jodl6sung sowie deren prozentueller Anteil an

der gesamlen im Auge gemessene~ Aktivi~St

Hornhaut . . . Kammerwasser Linse . . . . . Vordere Urea . Glask5rper . . Chorioidea . . Netzhaut . . . SMera . . . . Opticus . . . .

_ Trinkversuch

1 Std I 2 Std

iml)Uls-e ( Prozent~-e[Impuls~ / pr~zente

369 785

12 266 340 341 79

125~

3450

10,70 22,75

0,35 7,70 9,85 9,90 2,30

36,25 0,20

100,00

510 914

14 281 557 318 103

1278

3983

12,80 22,95

0,35 7,05

14,00 8,00 2,60

32,05 0,20

100,00

lichst auszuschlieBen, wurde das Badegefii8 des Kan inchens dicht abschliegenden De@el

Tabelle 2. Arithmetisches Mittel der Impulszahlen 1 und 2 Std nach dem Bad in einer radioaktiv mar- kierten Jodl6sung sowie deren prozentuellsr Anteil an

der gesamten im Auge gemessenen Aktivitgt

Badeversuch

1 St4 2 Std

Impulsel Prozente Impulse! Prozente

H o r n h ~ u t . . . Kammerwasser Linse . . . . . Vordere Urea . Glask6rper . . Chorioidea . . Netzhaut . . . SMera . . . . Opticus . . . .

22

15 18 31 I0

280

7,87 17,14 0,71 5,37 6,42

11,07 3,57

47,14 0,71

10O,00

21 40

i 13 19 18

0 i71

12,28 23,39 0,58 7,60

11,11 10,52 2,95

31,57 0,00

100,00

prfifung der I n t a k t h e i t der t I a u t kamen die Versuchstiere in ein etwa 4 Liter fassendes Badegefi~$. Die Bade- fliissigkeit bes tand aus i500 ml Lei tungswasser , 500 ml Jodidl6sung, 50 mg Jod als N a J en t - sprechend, sowie 300 Mikrocurie j l s l als I nd i -

cator. Die Tempera tur be t rng 38~ die Bade- dauer 30 rain. U m eine zusgtzliche respiratori- sche Jodaufnahme mSg- durch einen am Halse verschlossen.

Tabelle 2 zeigt die Jodverteilung i s den ein- zelnen A ugenabschnitten des Kaninchens beim Bad. Mittelwerte aus 2 Versuchen. Der Akti- vi t~tsantei l der einzel- ne n Abschni t te wird in Prozenten der gesamten am Auge gemessenen Akt iv i t~t angegeben.

Der Jodbespriihung der Hornhaut, eine in Bad Hall sehr gebrauch- liche Applikat ionsart , galten unsere weiteren Versuche. Kan inchen

wurden in einer Hal tekis te derar t festgehalten, dab der t Iornhautsche i te l eines Auges 5 cm vor dem AuslaB des Spraygeri~tes ( Inhabad Spraygergt, Berlin) im Spraykegel zentr ier t lag. Dureh 20 mill wurden mi t 1 Ati i PreBluft 400 ml mi t 100 mg J i m Liter eingestelltes Jodkonzen t ra t , welches bei unseren Versuchen mit je 100 Mikroeurie j lal markier t war,

D i e J o d v e r t e i l u n g i m K a n i n c h e n a u g e 153

bespriiht. Ohne Lidhal- ter hielten die Kanin- chen wi~hrend der gan- zen Behandlung beide Augen often.

Tabelle 3 zeigt die godverteilung in den versehiedenen Augen- abschnitten des Xanin- chens bei Bespriihung der ttornhant nach 1 und 2 Std. Mittelwerte aus 3 Versuchen unter glei- chen Bedingungen. Auch hier wird der Aktivitgts- anteil der einzelnen Ab.

T a b e l l e 3. Arithmetisches Mittel der Impulszahlen bel Bespriihung der Hornhaut nach I und 2 Std so- wle deren prozentueller Anteil an der qesamten im Auqe

emessenen Aktivit~it

H o r n h a u t . . . K a m m e r w a s s e r L i n s e . . . . . V o r d e r e U r e a . G l a k S r p e r . . C h o r i o i d e a . . N e t z h a u t . . . S k l e r a . . . . O p t i c u s . . . .

Besprghungsversueh

1 St4 I 2 Std

Prozente Impulse

87

106 28 63 18

229 0

629

Prozente I Impu l se

13,72 43 14,47 38

1,10 2 16,90 86

4 ,45 22 10,00 19

2 ,86 13 36 ,40 71

0 ,00 1

100,00 296

14,64 13,13

0 ,67 29,11

7 ,45 6 ,44 4 ,40

23,83 0,33

100,00

schnitte in Prozenten der gesamten am Auge gemessenen Aktivitgt angegeben.

Zum besseren Vergleich wnrden die Augengewebe naeh iiblieher Prgparation mittels analytischer Waage in feuehtem Zustand gewogen und die einzelnen Gewichte in Prozenten des Gesamtaugengewichts ausgedriickt. Diese so erzielten Zahlen wnrden in Abb. 1 mit den bei den einzelnen Applikationsarten erhaltenen Werten verglichen.

~.

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Xbb. 1. Graphiseher Vergleieh der Gewiehtsprozente der einzelnen Augengewebe mig ih rem bei unseren Versuehen fes tges te l l ten Ak~iv i tg tsan te i l

Graefes Arch. ]3d. 157 l l a

154 F. T~m~T~T,:

Tabelle 4. Berechnung des i~ber- oder unter,schrittene~ Jodgehaltsolls bei angenommener gleichmiifiiger Ver- teilung in allen Augengeweben. Die einzelnen Augen- abschnitte sind nach ihrem Jod-Au/nahmeverm6gen yon oben nach unten in [allender Reihen/olge geordnet

1 St4 % I 2 St4 %

Trinkversuch

Sklera . . . . + 25,32 Kammerwasser + 11,99 Hornhaut . . ~ 7,51 Chorioidea . ~- 7,11 Vordere Urea ~ 2,81 Ne~zhaut . . + 0,03 Opticus . . . - - 0,06 Lhlse . . . . - - 15,22 G la sk6 rpe r . . --39,49

SMera . . . . -t- 21,12 Kammerwasser ~- 12,19 t tornhaut . . ~- 9,61 Chorioidea . . @ 5,21 Vordere Urea -~ 2,16 N e t z h a u t . . . + 0,33 Opticus . . . - - 0,06 Linse . . . . - - I5 ,22 Glask6rper . . - -35,34

Badeversuch

Sklera . . . . + 36,21 Chorioidea . + 8,28 Kammerwasser + 6,38 t tornhaut . . -~ 4,68 Netzhaut . . ~ 1,30 Vordere Urea ~- 0,48 Opticus . . . + 0,45 Linse . . . . - - 14, 86 G l a s k 5 r p e r . . - -42,92

Sklera . . . . -~ 20,64 Kammerwasser ~- 12,63 t tornhaut . . ~- 9,09 Chorioidea . . ~ 7,73 Vordere Uvea ~ 2,71 N e t z h a u t . . . @ 0,68 Opticus . . . - - 0,26 Linse . . . . - - 14,99 GlaskSrper . . - -38,23

Sklera . . . . Vordere Urea Hornhaut . . Chorioidea . Kamm erwasser

Netzhaut . . ~ 0,59 Opticus . . - - 0,26 Linse . . . . - - 14,47 G l a s k 6 r p e r . . - -44,89

Bespri~hungsversuch

+ 25,47 Vordere Urea + 24,22 -]- 12,01 Hornhaut . . zr 11,45

10,53 Sklera . . . . -~ 7,90 ~- 7,21 Chorioidea . . -{- 3,65 -~ 3,71 Kammerwasser -t- 2,37

N e t z h a u t . . . -~ 2,13 Opticus . . . + 0,07 Linse . . . . - - 14,90 Glask6rper . . - -41,89

1. Trinkversuch.

Die O r d i n a t e ze ig t

d e n p r o z e n t u e l l e n Amteil

d e r e i n z e l n e n G e w i c h t e

y o r e g e s a m t e n A u g e n -

g e w i c h t (in ~ e u c h t s u b -

s t anz ) , d ie e i n z e l n e n

SKu]en d e n a n d e n e inzel -

n e n A u g e n a b s c h n i t t e n

g e m e s s e n e n A k t i v i t ~ t s -

an t e i l de r g e s a m t e n a m

A u g e r e g i s t r i e r t e n I m -

pu lse . Bei g l e i c h m ~ N g e r

V e r t e i l u n g in d e n e inzel-

h e n A u g e n a b s c h n i t t e n

wi i rden d ie Gewich t s -

p r o z e n t e d e m p r o z e n -

tue l l en A n t e i l an I m p u l -

sen e n t s p r e c h e n . Aus

d e m U n t e r s c h i e d Ge-

w i c h t s p r o z e n t u n d I m -

p u l s p r o z e n t l~$t s ich das

J o d a u f n a h m e v e r m S g e n

de r e inze lnen A u g e n -

g ew eb e e r r e c h n e n .

Tabel le 4 ze ig t n u n

in f a l l ende r R e i h e n f o l g e

u m w e l c h e n P r o z e n t w e r t

das bei a n g e n o m m e n e r

g le ichmi~gigerVer te i lung

e n t s t e h e n d e J o d g e h a l t -

sol] f iber- ode r u n t e r -

s e h r i t t e n wh 'd .

Besprechung der Ergebnisse Bei d iese r A p p l i k a t i o n s a r t f i n d e r m a n in a l len

A u g e n a b s c h n i t t e n e i n e n r e c h t h o h e n J o d g e h a l t . D e n w e i t a u s g r S g t e n

An te i l f i nde r m a n in de r Sklera . A n 2. Stel le s c h e i n t das K a m m e r w a s s e r

auf , we lches n a c h 1 u n d 2 S t d d e n s e l b e n MTert ze ig t . Dies k S n n t e m a n

d u r c h e ine g le ichmEgige , l a n g s a m e R e s o r p t i o n aus d e m D a r m t r a k t ode r

d u r c h e ine S ~ t t i g u n g des K a m m e r w a s s e r s an J o d erklEren.

E i n h o h e s J o d a u f n a h m e v e r m 6 g e n b e s i t z t a u c h die t t o r n h a u t . D e r

h S h e r e 2 S t d - W e r t k S n n t e v ie l l e i ch t d u t c h d ie l a n g s a m e Di f fu s ion y o n

d e n R a n d g e b i e t e n z u m Z e n t r u m b e d i n g t sein .

Die Jodverteflung im Kaninehenauge 155

Sowohl Chorioidea als aueh vordere Urea zeigen noch eine deutliche Jodaffiniti~t. Ob diese Gewebe selbst in diesem Mal3e jodavid sind oder ob die gesul ta te dureh die s~arke Vascularisation bedingt sind, ]~gt sich bei unserer Untersuehungsmethode nicht entscheiden. In Anbetraeht der Kleinheit des untersuchten Objekts ]~Bt sieh der Optieus bei dieser Priiparation schwer beurteilen. Da die bereehneten Impulse in die Nghe der Normalzerstreuungswerte fallen, wird die Fehlergrenze sehr groB. Sieherlieh kann abet aueh hier eine hShere Jodaufnahme angenommen werden.

Die Retina enthfi.lt den bei gteichmggiger Jodverteilung ange- nommenen Sollwert. In diesem Falle kann man also kaum yon einer versehiedentlieh ausgesproehenen Jodspeieherung spreehen.

Versehwindend geringe Mengen fanden sieh in der Linse. Obwohl iiberrasehend hohe Impulswerte im GlaskSrper gemesssen

wurden, sind diese im Verh~tltnis zu seiner grogen Masse ohne Bedeutung. 2. Badeve~such. Bei hoher Aktivit~tskonzentration der Badefliissig-

keit konnte zwar eine eindeutige Hautresorption Iestgestellt werden, die Impulswerte am ganzen Auge sind jedoeh sehr niedrig.

Den grSB~en Jodgehalt zeigt wieder die Sklera. Der nach 2 Std deutlieh absinkende Weft diirfte auf den Mangel einer Zufuhr aus den Hau~depots zurfiekzufiihren sein.

An 2. Stelle erseheint hier die Chorioidea, welehe sieherlieh infolge Sinkens des Blutjodspiegels in ihren GefS, gen naeh 2 Std erst an 4. Stelle aufseheint.

Die Zunahme des Jodgehalgs der Hornhaut naeh 2 Std dfirfte wieder dureh die langsame Diffusion yon den Randgebieten zum gent,rum zu erkl/~ren sein.

Die fibrigen Augenabsehnitte zeigen eine ~hnliehe Verteilung wie beim Trinken.

8. Bespriihusgsversueh. I m ganzen Auge hier wieder h6here Ak- tivit/itswerte. Die Verteilung erseheint hier wesentlich ge~indert, da die vordere Urea naeh 1 6td an 2. nnd naeh 2 Std sogar an 1. Stelle steht.

Die Sklera diirfte bei dieser Applikat.ionsart weniger beeinflul3t werden, da sie nach 2 Std erstmalig an 3. Ste!le rfiekt. Wider Erwarten n immt die Hornhaut bei diesem Versueh nieht mehr auf als beina Trinken oder Baden. Wahrseheinlieh kommt der Hornhaut aneh n.ur eine best immte Aufnahmefiihigkeit zu.

Das Kammerwasser zeigt hier einen sehr iiberrasehend niedrigen Jodgehalt. Die iibrigen Ergebnisse sind den frtiheren ~thnlieh.

Diskussion vo~ ~ SALL~AN~ und DILLO~ (1950) haben die Ver~eilung yon radio-

akt ivem Jod bei Iontophorese und naeh intraperitonealer Injektion

Graefes Arch. Bd. 157 1 lb

156 F. TRIC]:ITEL :

sowohl in ~hnlieher Versuchsanordnung als aueh dureh densitometrische Messungen studiert. Da diese Untersuehungen bei anderen Appli- kationen und naeh anderen Einwirkungszeiten stattfanden, sind die Ergebnisse kaum vergleichbar.

1954 wurde die Jodverteilung am Auge bei 5rtlieher Einwirkung voil H]~LLAU]~ und SPITZY untersucht. Der Besprfihungsversueh wurde in ahnlieher Anordnung am Kaninchen durchgefiihrt. Beide Autoren untersuehten nur den JodgehMt des Kammerwassers. Der 2 Std-~Vert wurde wesentlich niedriger angegeben a]s der 1 Std-~rert. Einen ~,hnlichen, jedoch weniger steilen AbfM1 konnten wit' beobachten. Weiter untersuehten beide Autoren den weiteren Weg des fiber die Hornhaut aufgenommenen Jod zum GlaskSrper und zur Netzhaut an Rattenaugen. Naeh 2 Std wurde ein NetzhautgehMt yon fiber 50 % des Kammerwasser- spiegels festgestellt. Naeh Rficksprache mit den Autoren erkl/irt sieh die Differenz zu unseren Befunden durch die yon ihnen zur Retina ein- bezogene Chorioidea. Bei Addition dieser beiden Werte kommen wir zu dem yon ihnen angegebenen Ergebnis. Die Verschiedenheit der GlaskSrperwerte ]~tBt sieh vielleicht dureh die Sehwierigkeiten der Rattenangenpraloaration sowie durch die Verschiedenheit der Pro- portionen zwischen Kaninchen- und Rattenaugen erklaren.

1955 wurde yon PILLAT die Jodvertei]ung im Kaninchen- und 3/[eer- schweinchenauge nach intraperitonealer, subcutaner und intravenSser Injektion sowie nach enteraler Zufuhr (Trinken) einer radioaktiv markierten JodlSsung nntersueht. Die Unterschiede in den bekannt- gegebenen Werten sind nur auf die verschiedene Vorbereitung der Praparate zur Messung zurfiekzuffihren. Naeh Abzug bzw, Zuzahlung der Vorabsorptionswerte sind a]le bekanntgegebenen Werte in Uber- einstimmung zu bringen.

Zusammenfassung Es wurde die Jodau/nahme und Verteilung in den verschiedenen

Augenabschnitten des Kaninchens nach Trinken, Baden uncl Bespriihen der Hornhaut mittels radioaktiv markierten JodlSsungen untersucht. Gleichzeitig wurden die Gewichte der einzelnen Absehnitte im feuchten Zustund festgestellt. An Hand dieser Werte wurde bei angenommener gleichm~giger Verteflung in allen Augengeweben ein Aktivit~tssollwert errechnet. Der prozentue]le Antei] der tatsiichlich gemessenen Aktivit~tt, vergliehen mit diesem Sollwert, erlaubte, Schlfisse fiber das Jodau/nahme- verm6gen zu ziehen. Es l~gt sieh erkennen, dab bei allen 3 Applikations- arten alle Augengewebe Jod aufnehmen, wobei Opticus, Linse und Glas- kSrper an letzter Stelle stehen. Hohe Werte /inden sieh in der Sklera, Hornhaut, Kammerwasser und Chorioidea, aber aueh die vordere Urea und Netzhaut nehmen erhebliche Jodmengen auf. Die gr6fiten Jod-

Die Jodvertei lung im Kaninchenauge 157

mengen /anden sich bei u n s e r e n U n t e r s u e h u n g e n beim Trinken und Bespri~hen. Bei A u s s c h a l t u n g d e r r e s p i m t o r i s c h e n J o d ~ u f n ~ h m e k o m m t

d e m B ~ d e n n n r u n t e r g e o r d n e t e B e d e u t u n g zu.

U n t e r s c h i e d l i e h e B e f u n d e z u a n d e r e n Au t . o r en l a s s e n s ich te l l s a u s

d e r V e r s c h i e d e n h e i t d e r V e r s u e h s t i e r e , t e i l s a u s d e r V e r s e h i e d e n h e i t

d e r P r e p a r a t i o n e r k l ~ r e n .

A u s d e n E r g e b n i s s e n d e r U n t e r s u e h u n g e n g e h t z u s a m m e n f a s s e n d

h e r v o r , d a b d u r e h d ie 3 u n t e r s u c h t e n A p p l i k a t i o n s a r t e n e ine t h e r a -

p e u t i s c h e B e e i n f l u s s u n g a l l e r A u g e n g e ~ : e b e zu e r w a r t e n ist .

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Dr. F. TRICRTEL, Paracelsus-Inst i tut , Augenabt. , :Bad Hall (Ober6sterreich)