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51 4 4. Be Koehtdvkraft von StahL und Eiselz 496 Bhrer AbhUmg4gke6t urn der Temperatar; von R. Sws. Ktirzlich habe ich 1) die Temperatwabhiingigkeit der Koerzitivkraft des Nickels in weitem Tempersturbereich, ngmlich von der Siedetemperatur der fliissigen Luft bis Zuni Versohwinden des Ferromagnetismus, dem sogenannten Curie - schen Punkte, studiert. Jetzt sollen nnologe Messungen an einem Magnetstah]*) tler Firma Heinrich Remy in Hagen i. W., sowie an weicheni Eisen mitgeteilt werden. uber die Versuchsanordnung ist kaurn etwas hinzuzu- fugen, da sie die gleiche ist wie bei der friiheren Arbeit. Da aber der Ferromagnetismus von Eisen und Stahl bis nahezu 800° C reioht, so koniite ich die friiher benutzten. von mir konstruierten ofen aus Glasrohr mit Konstantan- tlrahtwicklung nicht mehr gebrauchen, sondern lieB mir zwei Ofen init Platindraht von der Firma Heraeus in l%naii a. M. bwen. Ferner muBte fiir Temperaturen, die 350° C uberstiegen, itnstatt des bei tieferen Temperaturen angewandten Kupfer- Konstantan-Thermoelementes ein von der Physikalisch-Tech- nischen Reichsanstalt geeichtes Platin-Platinrhodium-Element bcnutzt werden. Beide mir von Heraeus gelieferten Ofen zeigten in der Mitte keine raumlich konstante Temperatur, sondern einen Temperaturabfall nach der einen Seite hin. Diese Ungleich- fcjrmigkeit blieb auch noch zum Teil bestehen, wenn der Stshl- stab sich im Innern befand. Deshalb wurrlc bei den Messungen mit Stahl die Kurve 1) R. Gans, Ann. d. Phys. (4) 42. p. 1065. 1913; Phpik. Zcitachr. '3) F'gl. R. Gans, Physik. Zeitschr. 16. p. 96. 1913. 14. p. 831. 1913.

Die Koerzitivkraft von Stahl und Eisen in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur

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Page 1: Die Koerzitivkraft von Stahl und Eisen in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur

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4. B e Koehtdvkraft von StahL und Eiselz 496

Bhrer AbhUmg4gke6t urn der Temperatar; von R. Sws.

Ktirzlich habe ich 1) die Temperatwabhiingigkeit der Koerzitivkraft des Nickels in weitem Tempersturbereich, ngmlich von der Siedetemperatur der fliissigen Luft bis Zuni Versohwinden des Ferromagnetismus, dem sogenannten Curie - schen Punkte, studiert.

Jetzt sollen nnologe Messungen an einem Magnetstah]*) tler Firma Heinrich Remy in Hagen i. W., sowie an weicheni Eisen mitgeteilt werden.

uber die Versuchsanordnung ist kaurn etwas hinzuzu- fugen, da sie die gleiche ist wie bei der friiheren Arbeit.

Da aber der Ferromagnetismus von Eisen und Stahl bis nahezu 800° C reioht, so koniite ich die friiher benutzten. von mir konstruierten ofen aus Glasrohr mit Konstantan- tlrahtwicklung nicht mehr gebrauchen, sondern lieB mir zwei Ofen init Platindraht von der Firma Heraeus in l%naii a. M. bwen.

Ferner muBte fiir Temperaturen, die 350° C uberstiegen, itnstatt des bei tieferen Temperaturen angewandten Kupfer- Konstantan-Thermoelementes ein von der Physikalisch-Tech- nischen Reichsanstalt geeichtes Platin-Platinrhodium-Element bcnutzt werden.

Beide mir von Heraeus gelieferten Ofen zeigten in der Mitte keine raumlich konstante Temperatur, sondern einen Temperaturabfall nach der einen Seite hin. Diese Ungleich- fcjrmigkeit blieb auch noch zum Teil bestehen, wenn der Stshl- stab sich im Innern befand.

Deshalb wurrlc bei den Messungen mit Stahl die Kurve

1) R. Gans , Ann. d. Phys. (4) 42. p. 1065. 1913; Phpik. Zcitachr.

'3) F'gl. R. Gans, Physik. Zeitschr. 16. p. 96. 1913. 14. p. 831. 1913.

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Die Koerzitivkraft von Stah1 und Eisen usw. 51 5

126 l i 6 230 800

. j 12Y85 .: , , 507 , 0 , 5,626

+ ; 12,20 ~ 538 + ~ 5,912 x I 11,68 'I 552 I x ' 4,558 + I 11,OB ~ 577 ' 5,104 I

Die Koerzitivkraft von Stah1 und Eisen usw. 51 5

einmal bestimmt, indem das Thermoelement sich am kaltereii Ende befand, das andere Mal, wahrend es das wtirmere Stab- ende b e r ~ r t e . Die ersteren sind in der Tabelle und in der Fig. 1 durch ein X, letztere durch cin + beseichnet.

Sodann habe ich, urn sicherer zu gehen, den Stahlstab mit einem kupfernen Hohlsylinder umgeben, in den der Stahl- stab gerade hineinpaBte, damit die vorhandenen Temperatur- differensen besser ausgeglichen wiirden ; habe jedoch der Vor- sicht halber auch wieder die Temperaturen an beiden Stab- enden festgestellt. Ein bedeutet die Messmgen der Tem- peratur an dem heiBeren, ein o die an dem k8lteren Ende.

Bei den spater angestellten Beobachtungen an weichem Eisen wurde direkt mit Kupferhohlzylinder, jedoch wiederum an beiden Seiten, gemessen.

Zuerst habe ich die Koerzitivkraft eines Mignetstahls beobachtet, da sie wesentlich groBer als die des weichen Eisens ist, und infolgedessen die Messungen sich leichter gestalteten.

Die Resultate sind im folgenden tabellarisch und graphisch mitgeteilt.

1. MagnetetbhL Es ergitb sich

Bei tieferen Temperaturen wurde, wie friiher beim Nickel. die Wirkung eines Pols des Versuchsstabes auf das Magneto- meter benutst. Diese Methode ist nicht so exakt; sie ergeb, wie die folgende Tabelle und die Kurve der Fig. 1 zeigt, durch-

33 *

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51 6 R. Gans.

w g etwas tiefer liegende Werte der Koerzit,ivkraft. Deshalb mird es erlaubt sein, die direkt beobachteten Werte durch Nultiplikation mit dem wenig von 1 verschiedenen Faktor 1,025 so zu vergrofiern, da13 die Kurve fiir niedrige Tempe- raturen die stetige Fortsetzung der fur hohere Temperaturen giiltigen wird. Die so errechneten Werte finden sich nebm den beobachteten unter der Kolonne ,,Ckom.".

2. f a r t i e f e r e Temperaturen.

Temp. Koerz.-Kraft Roere.-Kraft I ckorr. t I C in Gaul3 I 'lrorr* I Teyp' I C in Gau6 ,

I - .- . - -.

13,27 i 13,61 i o 13,91 , 7S,5 I 13,06 I 13,39 I 87,s I 13,55 j 13,90 I

16,64 14,91 ~ 15,29

Fig. 1. &gnetstahl.

11. Weiohee Eisen. Es ergab sich _-

Temp. Koerz.-graft Temp. t I I c ill GRUB I) t

2,444 465 2,362 493 2,283 553 2,005 ; ' 607 1,837 643 1,696 :I 656 1,531 670 1,484 I 721

____ .

Koerz-K raft G in GauS

1,490 1,443

. .. .. -

1,220 1,089 1,009 0,838 0,712 0,736

Page 4: Die Koerzitivkraft von Stahl und Eisen in ihrer Abhängigkeit von der Temperatur

Die I<oer,&vkraft von Stahl und Eisen US‘LU. 517

C

1 2 4

2.2

2.0

1.8

1.6

1.4

1.2

10.

0.8

0 6

04

02

- -

- -

- - -

-

- - -

“ “ ‘ - 2 ; O - I l k 0 I d 0 260 360 .Id0 5;o sbo 7bo &

-r Fig. 3. Nickel.

Funktion der Temperatur ist, unabhangig von der Vorgeschichte, wenigstens nachdem das Material durch vorherige Erwarmung suf ca. 800° einmal gegltht war.

Vergleichen wir die fiir Stahl und Eisen gewonnenen Kurven mit der friiher fiir Nickel erhaltenen P g . S), so

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615 R. Gans.

fiillt der zwischen 4000 und 500° C gelegene Haltepunkt, in die Augen.

Dieser Haltepunkt ist derselbe, den Ash w0rt.h l) durch die Remanenz des Eisens festgest.ellt hat, bei dem nach Mor- ],is: 2) sich eine Unstetigkeit in der Permeabilitiit bemerkbar inacht, bei dem nach R o b e r t s - A u ~ t e n ~ ) eine Warmr- c!ntwicklnng a u f t d t , und bei dem die elektrische Leit,fa.higkt it des Eisens eine Anomalie ~ e i g t . ~ )

Bei 7740 verschwindet, ria,cli W-eiss urid Foex5) dc.1: Ferru- magnetisrnus des Eisens und Sta,hls, nnd sorriit, auch die Ko- erzitivkraft .

Bei tiefen Tempera,turen verhalten Rich Nickel und weiches Eisen sehr ahnlich, wahrend beim Magnetsiahl, 0ffenba.r infolge cler Beimengungen, die das Eisen cnt.ha,lt., noch keine Tendenz t h e s Konstantwerdens der Koerzitivkraft' zu erkemen ist .

Fiir Nickel lieB sich die Koerzit,ivkraft C a.ls Funkt.ion der absolut.en Temperat,iir T sehr gut, durcli da,s Forinelsystem

darstellen, wo

L(z) = ctgh z -!Ll (3) p:

bedentet, linter Co die Koerzit,ivkraft in1 absoluten Nullpunkt, iint.er 0 die Curiesche Teniperat,ur verstanden (vgl. die zit.iert,e Annalenarbeit, p. 1077). Dic Ubereinstimmung erkennt man aus der fiir Nickel gelt,enden Fig. 4, die mit C, = 29,40 und 0 = 27S0 + 5600 = 6890 lronstruiert ist.

So einfach kiinnen natiirlich die Vrrhaltnisse fiir weiches Eisen nicht liegen, wie sich aus dcr Exist,enz des Haltepunktes schon ergibt. Konst,ruiert man aber in demselben Koordinaten- system zwei Kurven nach Gleichung (1) bis (S), h i d e mit

. .

1) J. H. Ashworth, Phil. Mag. (6) 23. p. 36. 191.2. 2) D. K. Morris, Phil. Mag. 44. p. 213. 1897 (mir unzugiinglich). 3) Roberts -Austen, -4lloys Resrarch Comm. 5th Report, (iiiir

4) A. A. Somervi l le . , Physical Review 31. p. 274. 1910. 6) P. Weis s und G. FoSx, Arch. drs sciences phyfi. e t nat. (4) 81.

unzugiinglich).

1911, Sepamtabdruck p. 23.

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Die Koerzitivkraft vim Stahl u?d Eisen usw. 519

demselben C, = 2,468, aber mit den vriwhirdrncn charak - teristischen Temperaturen 0, = 929 und 0, = 1063, so erhalt m n die in Fig. 5 wiedergegebenen Verlsuf. Die Iireise stellen die beobnchteten Punkte dar.

Fig. 4. Nickel. 0 = 633

Fig. 5. 8, = 929 @* = 1063

Darnach *re Eisen ein Korper, der unter 400, C eine Curiesche Ternperatur 0, = 929 hat, uber 600° C aber durch die Curiesche Temperatur 0, = 1063 charakterisiert ist und zwischen 400° und 500° C sich aus den1 (.inen Zustand in den anderrn umwnndelt.

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520 R. Gans. Die Koerzitickraft von Stahl und Eisen usw.

Nach der Weissschen Theorie l) sind die magnetisclirn Momente p der Elementarmagnete den Wurzeln aus den be- treffenden Curieschen Temperaturen proportional; es miiWte a.lso nach unseren Beobachtungen

sein. Da aber nach den Messungen von Kamer l ingh Onnes

und Weiss 2) die Elementarmagnete des Eisens bei tiefen Temperaturen aus 11 Magnetonen - in der Weissschen Aus- drucksweise - bestehen, so wiirde bei Temperaturen, die hoher als 5000 C sind, der Elementarmagnet 11 1,070 = 11,77 Magnetonen besitzen, was genahert gleich 12 Magnetonen ist.

Aus Messungen oberhalb 8000 C geht aber hervor, daB der Elementarmagnet dort in der Tat 12 Magnetonen hat.8)

Somit ware der von uns beohachtete Haltepunkt dadurch gelcennzeichnet, daB dort die 11 Magnetonen enthaltenden Elementarmagnete sich revrrsibel in solche von 12 Mngne- tonen umwandeln.

Diese le tz ten niagne tonenth ewe tischen SchluBf olgerungen inochte ich aber nur mit aller Reserve ausgesprochen haben, da, es erw~inscht ist, erst mehr Beobachtungsmaterial zu sammeln, auf das sich diese Schldsse sicherer griinden kiinnten.

L a P l a t a , Instituto de fisioa, 15. Mai 1915.

1) P. Weiss, Arch. des sciences phyr. rt nat. (4) 81. Mai 1911, 8 4 Formel (10).

2) P. Weiss und H. Kamerlingh Onnes, Leiden Comm. Nr. 114 1910; Journ. de phys. (4) 9. p. 555. 1910.

3) P. Weiss und G. FoCx, Arch. des sciences phys. et nat. (4) 81. p. 4 u. 89. 1911; Journ. de phys. (5) 1. p. 275, 744, 805. - Renker. Ziiricher Diss. 1913 (mir unzugiinglich). Vgl. die Zusammenstellung der Resultate bei P. Weiss, Revue gbnbrale des sciences 15. Jan. 1914, Separst- abdruck, p. 21.

(Eingegangen 17. Juni 1915. )

.- -