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44 F. Neuner und E. S t i a s n y ~) tats~ichlich ein gewisses DiffusionsvermOgen besitzen and daft die OerbstofflOsungen slier Art die verscliieden- sten Dispersit~tsgrade umPassen und die in ihnen enthaltenen Gerbstofheilchen daher ein entsprechend abgestuftes Diffusionsverm~gen zeigen werden. Man kann sich vorstellen, dab die niedrig molekularen bezw. kristalloiden Gerbstoffteilchen leicht in das Innere der Haut and die feinen Hauffibrillen diffundieren, dort unter dem katalytischen Einflul~ der Hautfasern dureh Kondensationsvorg~nge in den hoch- molekularen bzw. kolloiden Zustand 0bergefiihrt und dann yon der Hautfaser adsorbiert werden, withrend die yon vornherein hochmolekularen be~w. koiloiden Oerbstoffteilchen unmittelbar oberflttchlich and in grober Verteilung in der Haut zur Adsorption gelangen. Niedrig mole- kulare Stoffe bezw. deren LOsungen zeigen dem- nach a I s s o l c h e keinegerbenden Eigenschaften, sondem nur die an sich hochmolekularen bezw. kolloiden, sowie die nach dem Eindringen in die Haut unter dem EinfluB der Hautfasern entstehenden hochmolekularen bezw. kolloiden Umwandlungsprodukte kristalloider bezw; niedrig molekularer Stoffe. Die Haut wirkt bei der Oerbung in der Hauptsache wohl hnuptsachlich in der Weise, da~ sie infolge ihres fasrigen Geffiges, ihres gequollenen Zustandes and der l~) Collegium Hr. 404, S. 192 (]910); DerGerber Nr 850, S. 31 (1910). dadurch bed ingten grGiseren Oberfliichenent- wicklung, sowie vielleicht such katalytisch die zur Molekularvergr6flerung and zum Uebergang i!l den Kolloidzustand ffihrenden chemischen Vorgiinge einleitet und beg/instigt und in ihrer Eigenschaft sis ,organisiertes Ciel" die hoch- molekularen bezw. koliotden Stoffe durch Ad- sorption aufnimmt. Schlieflllch mu~ noch an- genommen werden, daft die yon der Hautfaser adsorbierten Oerbstoffteilchen noch weitere in der Hauptsache irreversible Zustands~inderungen im Sinne der Theorie S t i a s n y's durchmachen, wodurch sic zum grSllten Tell unlOslich werden. Nach dieser Anschauung mOiSten gerberisch verwertbare Stoffe entweder an sich hochmole- kulare bezw. kolloide Beschaffenheit zeigen oder die Fihigkeit besitzen, beim Eindringen in die Haut unter dem Einflufl der Hauffasem in diesen Zustand, soweit er noch nicht vorhanden ist, fiberzugehen. C h e m i s c h Vorgange spielen bei der Oerbung eine Relic, soweit sie etwa zur Ueberf~hrung der Gerbstoffe in jenen Zustand ncStig sind und soweit sie die sekun- d~ren Zustands,~nderungen der yon der Haut- laser adsorbierten Oerbstoffe bedingen. Im fibrigen kommen nur physikalische Wirkungen und Zustands~nderungen in Betracht. Insbe- sondere ist die Vereinigung des Oerbstoffes mit der Haut sis Adsorptionsvorgang, die ento stehende Verbindung als ,Adsorptionsverbin- dung ~ auf'zu fassen. Die Kolloidtone, Kaoline und Talke in der Dermatologie. Von Pa~l Rob land (Stuttgart)+ (Eing~-augen ~m 4.^.~ Im~ In der Derma~ologie werden jetzt viei- inch Priiparat~ mit B o l u s , Kaolin, Tier- kohle, |erner Kleseis.~ure- und Tonerde- pr~iparate in der Kriegsseuchentherapie zur Behandlung yon C h o i e r a i) und Ru h r, Diphtheric, Pisch- und F|eischvergiftung, ferner yon Colitis ulcerosa2), auch in der Au- genheilkunde s) angewandt. ~) R. Marcus, Kolloide Kiesels/iure und Kiesei- sllurepr~iparate, dere~ Anwendung in der inneren hie. dizln, Chin,rgie, Oynakoiogie und-Detmstologie (Verb. d. Oes, d. Natuff. u. Aerzte 1912). 2) R. A I b u, Zar Kenntnis der Colitis uicerosa (Mitt. a. d. Orenzgebieten d. Med. u. Chit. 1914)+ s) A. Rosen, Therapeutische Effahrungen mit Kolioidpr/iparaten, Salusil, in der Augenheilknnde (.MLlnch. reed. Woghenschrift 6, [915). lhr Heilwert beruht au[ ihrer Wasser- imbibitionskraft und ihrem starken Ad- sorptionsverm~gen. Was die Bolusarten, Talke und Kao- ! i n anbetrifft, so haben meine Untersuch- ungen 4) ergeben, daft diese Silikate k el I o id veran lagt sind, sic besitzen in lufttrockenem Zustande gewissermaBen im latenten Stadium kol 1o id e Stoffe, die Hydroxyde des Sillziums, Aluminiums und Eisens und organische Stoffe, und bi|den sie in Berfihrung mit Wasser oder Feuchtigkeit aug. Nicht j e d e Bolusart ist zu dermato|ogischen Zwecken verwendbar; diejenigen, die Anwen- 4) Vgl. P. Rohland, Die Tone (A. Hartleben, 1909).

Die Kolloidtone, Kaoline und Talke in der Dermatologie

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F. N e u n e r und E. S t i a s n y ~) tats~ichlich ein gewisses DiffusionsvermOgen besitzen and daft die OerbstofflOsungen slier Art die verscliieden- sten Dispersit~tsgrade umPassen und die in ihnen enthaltenen Gerbstofheilchen daher ein entsprechend abgestuftes Diffusionsverm~gen zeigen werden. Man kann sich vorstellen, dab die niedrig molekularen bezw. kristalloiden Gerbstoffteilchen leicht in das Innere der Haut and die feinen Hauffibrillen diffundieren, dort unter dem katalytischen Einflul~ der Hautfasern dureh Kondensationsvorg~nge in den hoch- molekularen bzw. kolloiden Zustand 0bergefiihrt und dann yon der Hautfaser adsorbiert werden, withrend die yon vornherein hochmolekularen be~w. koiloiden Oerbstoffteilchen unmittelbar oberflttchlich and in grober Verteilung in der Haut zur Adsorption gelangen. Niedrig mole- kulare Stoffe bezw. deren LOsungen zeigen dem- nach a I s s o l c h e keinegerbenden Eigenschaften, sondem nur die an sich hochmolekularen bezw. kolloiden, sowie die nach dem Eindringen in die Haut unter dem EinfluB der Hautfasern entstehenden hochmolekularen bezw. kolloiden Umwandlungsprodukte kristalloider bezw; niedrig molekularer Stoffe. Die Haut wirkt bei der Oerbung in der Hauptsache wohl hnuptsachlich in der Weise, da~ sie infolge ihres fasrigen Geffiges, ihres gequollenen Zustandes and der

l~) Collegium Hr. 404, S. 192 (]910); DerGerber Nr 850, S. 31 (1910).

dadurch bed ingten grGiseren Oberfliichenent- wicklung, sowie vielleicht such katalytisch die zur Molekularvergr6flerung and zum Uebergang i!l den Kolloidzustand ffihrenden chemischen Vorgiinge einleitet und beg/instigt und in ihrer Eigenschaft sis ,organisiertes Ciel" die hoch- molekularen bezw. koliotden Stoffe durch Ad- sorption aufnimmt. Schlieflllch mu~ noch an- genommen werden, daft die yon der Hautfaser adsorbierten Oerbstoffteilchen noch weitere in der Hauptsache irreversible Zustands~inderungen im Sinne der Theorie S t i a s n y's durchmachen, wodurch sic zum grSllten Tell unlOslich werden. Nach dieser Anschauung mOiSten gerberisch verwertbare Stoffe entweder an sich hochmole- kulare bezw. kolloide Beschaffenheit zeigen oder die Fihigkeit besitzen, beim Eindringen in die Haut unter dem Einflufl der Hauffasem in diesen Zustand, soweit er noch nicht vorhanden ist, fiberzugehen. C h e m i s c h �9 Vorgange spielen bei der Oerbung eine Relic, soweit sie etwa zur Ueberf~hrung der Gerbstoffe in jenen Zustand ncStig sind und soweit sie die sekun- d~ren Zustands,~nderungen der yon der Haut- laser adsorbierten Oerbstoffe bedingen. Im fibrigen kommen nur physikalische Wirkungen und Zustands~nderungen in Betracht. Insbe- sondere ist die Vereinigung des Oerbstoffes mit der Haut sis Adsorptionsvorgang, die ento stehende Verbindung als ,Adsorptionsverbin- dung ~ auf'zu fassen.

Die Kolloidtone, Kaoline und Talke in der Dermatologie. Von Pa~ l Rob l and (Stuttgart)+ (Eing~-augen ~m 4 . ^ . ~ Im~

In der D e r m a ~ o l o g i e werden jetzt viei- inch Priiparat~ mit B o l u s , K a o l i n , T i e r - k o h l e , |erner K l e s e i s . ~ u r e - und Tone rde - p r ~ i p a r a t e in der K r i e g s s e u c h e n t h e r a p i e zur Behandlung yon C h o i e r a i) und Ru h r , Diphtheric, Pisch- und F|eischvergiftung, ferner yon C o l i t i s u l c e r o s a 2 ) , auch in der Au- g e n h e i l k u n d e s) angewandt.

~) R. M a r c u s , Kolloide Kiesels/iure und Kiesei- sllurepr~iparate, dere~ Anwendung in der inneren hie. dizln, Chin, rgie, Oynakoiogie und-Detmstologie (Verb. d. Oes, d. Natuff. u. Aerzte 1912).

2) R. A I b u, Zar Kenntnis der Colitis uicerosa (Mitt. a. d. Orenzgebieten d. Med. u. Chit. 1914)+

s) A. Rosen, Therapeutische Effahrungen mit Kolioidpr/iparaten, Salusil, in der Augenheilknnde (.MLlnch. reed. Woghenschrift 6, [915).

lhr H e i l w e r t beruht au[ ihrer W a s s e r - i m b i b i t i o n s k r a f t und ihrem s t a r k e n Ad- s o r p t i o n s v e r m ~ g e n .

Was die B o l u s a r t e n , T a l k e und Kao- ! i n �9 anbetrifft, so haben meine Untersuch- ungen 4) ergeben, daft diese Silikate k e l I o id v e r a n l a g t sind, sic besitzen in lufttrockenem Zustande gewissermaBen im latenten Stadium kol 1o id e Stoffe, die Hydroxyde des Sillziums, Aluminiums und Eisens und organische Stoffe, und bi|den sie in Berfihrung mit Wasser oder Feuchtigkeit aug.

Nicht j e d e Bolusart ist zu dermato|ogischen Zwecken verwendbar; diejenigen, die Anwen-

4) Vgl. P. Rohland, Die Tone (A. Hartleben, 1909).

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dung finden kOnnen, haben ganz bestimmte Eigenschaften; erstens ste z e r f a l l e n im Wasser yon selbst zn einem feinen Pulver, zweitens in Berfihrung mit H y d r o x y l i o n e n erfoigt eine A u s f l o c k u n g der Tonteilchen, die mit einer vorfibergehenden Volumenver- grOt~erung verbunden ist, drittens sie adsor- bieren kompliziert zusammengesetzte F a r b- s t o f f e , kfinstliehe, wie die Anilinhrbstoffe, ferner pflanzliche und tierische, k o 11 o i d- g e l S s t e Stoffe und K o l l o i d e , auch starke O e r / i e he .

Ebenso verh[tlt es sich mit den Kaolinen, yon denen sich die gering plastischen nicht eignen.

Ein sehr adsorptionsfiihiger Koiloidton hat der Analyse naeh folgende Zusammensetzung:

Gliihverlust 8,26 Proz. s i o ~ 61,3o .

Ti 02 1,01 ,, SOs 1,79 . CO~ 0,74 ,, P,zO~ o,o6 . A12 O~ ! 7,03 +, MnsO~ 0,14 . Ca 0 1,53 . K~O 1A5 , ,

Na~ O 0,71 ,,

Aber die koUoidchemische Konstitution der Tone spielt dabei die Hauptrolle.

Beim Kaolin h/ingt diese auch von seiner E n t s t e h u n g s w e i s e ab; der von mir be- nutzte Kaolin, der sich aus Quarzporphyr unter Mitwirkung yon Humusstoffen gebildet hatte, besitzt Kolloidstoffe in gro~er Menge und groge Adsorptionsf/ihigkeit; der Analyse nach hat er folgende Zusammensetzung :

Gltihverlust I2,67 Proz. Si O~ 49,96 . A1.20a 36,33 ,, Fe2 O+ 0,72 . Ca O Spuren Na~ O 0,34

100,02 Proz.

Kolloidtone und Kaoline sind durch h o h e n (31 fi h v e r I u s t ausgezeichnet, sie enthalten auch o r g a n i s c h e , sehr wahrscheinlich kol - l o i d e Stoffe, vielleicht Ueberreste einst orga* nisierter Materie.

In der T ide eines b6hmischen Kaolinwerks ist ein Kaolin ge.funden worden, der ganz un- p ! a s t i s c h war und keine koUoiden Eigen: schaften hatte. "

Bei solchen Adsorptionsversuchen mit Kol- Ioidton und Kaolin muB also darauf geachtet werden, dab das Versuchsmaterial die erwiihn- ten Eigenschaften hat.

G. U n n a a) vertritt die Ansicht, dab diese Adsorptionen n i c h t auf die Kolloidstoffe zu- rfickzufiihren sind, er meint, dab g e g l f i h t e r Kaolin keine organischen Kolloide enthalten k6nne und anorganische in sehr geringer Menge und doch adsorbiert.

Das erstere ist richtig, das zweite nicht. Auch der gegliihte Kaolin bildet in Ber/ihrung mit peuchtigkeit oder Wasser geniigend anor- ganische Kolloide, um diese Adsorptionen aus- fiben zu k6nnen.

Dann hat U n n a auch k r i s t a l l o i d e Stoffe, wie Magnesiumkarbonat, angewandt; hier han- delt es sicfi aber garnicht um eigenfliche Ad- sorptionen; ein bedeutsames Kennzeichen dieser ist, daft ein kompliziert zusammengesetzter Farbstoff, wie ein Anilinfarbstoff, der yon Kol- loidton oder Kaolin adsorbiert worden ist, yon Wasser, auch yon heiflem, n i c h t w i e d e r h e r a u s g e w a s c h e n w e r d e n k a n n .

Besonders interessant ist die Adsorption dieser kolloid veranlagten Silikate gegenfiber s t a r k e n G e r fi c h e n ; schfittelt man Kolloid- ton mit einer LSsung yon E i s e n s a c c h a r a t , so geht der den Tonen eigentfim|iche C~ruch und Geschmack auf des Eisensaccharat fiber, w~ihrend der Ton dann stiff schmeckt.

Schfittelt man Kaolin mit A m m o n i a k - 16 s u n g, so hat diese den Geruch yon Kaolin angenommen, wahrend der Kaolin nach Am- moniak riecht. Es findet also ein A u s t a u s c h start.

Talk, in Beriihrung mit C h l o r k a l k , hatte in starkstem Mafle den Cblorgeruch ange- nommen. Auch Wohlgertiche werden iiber- tragen%

Um j a u c h i g e Gerfiche zu entfernen, emp- fiehlt K. O p i t z T) zehnprozentiges | c h t h y o l- k i e s e l s ~ i u r e p u l v e r .

Da der Kaolin im Gegensatz zu den Kol- loidtonen am wenigsten Verunreinigungen ent- h,~It, die St6rungen verursachen k0nnten, so ist am besten ein sehr plastischer, kolloidreicher Kaolin, z. B. vom Kaolinwerk S p e r g a u in Magdeburg in der Dermatologie zu verwenden+

~).O.'U ttn a, Die Kaolinglyzerinpaste in det Der- matotogie (Med. Klinik 41 und 42, 1913).

~)Vgl. P. R o h l a n d , Kolloidchemie mid Plr- ffimeriefabrikatioa (Deutsclle Parftimeriezeitung Nr. 6,

�9 R. Marcus , Verh. d. Oes. d. Natuff. an Aerzte 19!2, loc. cir.

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Die Prfifung, ob sich ein Kaolin, Talk oder golloidton hierzu eignet, kann bequem dutch eine q u a n t~i t a t i v e Bestimmung der Kolloide mit Hilfe der Adsorption durch einen kompli- ziert zusammengesetzten Farbstoff, z. B. Methy- lenblau, ermittelt werden.

10 g Bolus oder Kaolin werden mit 100 ccm der Farbstoffl6sung bekannten Gehalts geschiit- telt, mehrere Stunden absitzen gelassen, filtriert end durch eine k o l o r i m e t r i s c h e Bestim- mung der Farbstoffgehalt ermittelt.

Die Differenz des urspriinglichen Gehalts der FarbstofflSsung und des Gehalts des Fil- trats gibt die vom Kaolin adsorbierte Farbstoff- menge an, und nach dem Grad seiner Adsorp- tionsfahigkeit liiBt sich auch der G r a d s e i n e r V e r w e n d b a r k e i t in d e r D e r m a t o i o g i e b e u r t e i l e n .

Die zu den Versuchen benutzten T a l k e a) batten nach der Analyse folgende Zusammen- setzung :

Si O.~ 61,65 Proz. Mg 0 34,52 , AI~ Os 2,61 ,

He 0 (chem. geb.) 0,60 . Fe2 08 0,25 .

Kalziumkarbonat Spuren

99,83 Proz.

Die Talke, saure Salze der Metakiesels,iure, Mg8 H2 (SiOs)4 werden schon bei gewtihnlicher Temperatur h y d r oi y t i s c h gespalten, noch starker bei 50 0, sic bilden in Beriihrung mit Wasser kolloide Stoffe, die Hydroxyde des Si- liziums, Magnesiums, Aluminiums und Eisens und haben daher eine s e h r s t a r k e Adsorp- tionsfiihigkeit.

Werden aufler dem Wasser ein paar Tropfen verdiinnte S al z s au r e zu dem Talk gesetzt, so.tritt ein eigentiimliches S c h i i u m e n auf, in iihnlicher Weise wie helm Eiweifi.

Beziaglich der K i e s e l s f i u r e sind noch einige Unstimmigkeiten vorhanden in Hinsicht

s) Bezogen yon der Firma B e r n f e l d & Rosen- b e r g in Wiem

auf ihre Adsorptionsfahigkeit gegen/.iber To x i - n en. So i s t gefunden worden, daft es etne chemisch reine Kieselsfiure gibt, die Diphtherie- toxin adsorbiert, a b e r n i c h t D i p h - t h e r i e a n t i t o x i n , und eine andere, eben- falls chemisch reine, die dieses n i c h t adr, or- biert, hingegen D i p h t h e r i e t o x i n . Die zweite Kiesels~ture ist auf e l e k t r o o s m o t l * s c h e m Wege gewonfien worden, die erste auf rein chemischem. Nach Versuchen yon E. Z u n z 9) adsorbiert die chemisch reine Kiesel- saute Antitoxin yon Tetanus und Antilysin yon Cobra: die. osmotische a b e t nicht.

Die beiden chemisch reinen Kiesels/lure- pr~iparate s c h e i n e n ganz verschieden in ihren Adsorptionseigenschaften zu sein.

Auch K i e s e | g u r hat nicht die geringste F~ihigkeit, Diphtherietoxin zu adsorbieren.

Die Erkl~irung hierfiir dfirfte darin zu suchen sein, da~ in den AdsorptionsvermSgen der ein- zelnen Kiesels~iuren gegeniiber den Toxinen ie nach ihrer Struktur eine Abstufung stattfindet; bei keiner aber ist die Adsorptionsfahigkeit gleich Null, sondern nur sehr klein.

Etwas Aehnliches ist auch bei den Kolloid- tonen zu beobachten; sie adsorbieren zwar a 11 e Anilinfarbstoffe, abet je nach ihrer Kon- stitution in verschiedenem Marie; und dann wieder die blauen viel besser als die gelbeniO).

Nach einem neuen Verfahren ist es jetzi gelungen, auch B al s a m e, z. B. Perubalsam, yon Kiesels[iure usw. adsorbieren zu lassen; trotzdem adsorbieren diese Pr~parate noch Toxine.

Nach meinen Versuchen hatten yon den Pr~iparaten der Salusitwerke in Mainz-Kastel bzw. Frankfurt a. M. die griiflte Adsorptions- ffihigkeit gegeniiber kompliziert zusammenge- setzten Farbstoffen diejenigen, die aus K ie se l - s ~ i u r e g a l l e r t e , e l e k t r o o s m o t i s c h e r K i e s e l s a u r e , c h e m i s c h g e f i i l i t e r r e i n e r Kiese ls~iure und T i e r k o h l e zusammengesetzt waren.

9) E. Z u n z, Zeitschr. f. Immun.- Forseh. 19, Heft 3 0913).

lo) Vgl. P. Roh land , Die Adsorptions|~lligkeit des Kolloidtons (Koll.-Zeitschr. 16, 16, 1915).