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Produktion und Technik 33 Waldbau BWagrar - 7 / 2013 Mit der leuchtend goldenen Herbstfärbung, dem frischen Grün im Frühjahr und mit ih- rer markanten Borke ist die Lärche eine Schönheitskönigin unter unseren Nadel- bäumen. Abgesehen von dieser ästheti- schen Attraktivität zeigt Armin Jacob vom Landratsamt Heidenheim in diesem Beitrag die waldbaulichen Möglichkeiten der Lär- che auf. D ie europäischen Lärche (im weiteren verkürzt mit Lärche bezeichnet) hat ihre größte natürliche Verbreitung in den Alpen und in den Karpaten, wo sie örtlich die Wald- grenze bilden kann. Da sie ein kontinentales Klima bevorzugt, kommt sie in Osteuropa auch bis in tiefere Lagen vor. Dort gibt es natürliche Vorkommen in den Sudeten und in Südostpolen. In Baden-Württemberg hat die Lärche einen Flächenanteil von knapp zwei Prozent, mit einem Verbreitungs- schwerpunkt im Odenwald mit sechs Pro- zent Flächenanteil. Kleinere Vorkommen finden sich im Neckarland, im Schwarzwald sowie auf der Alb und im Oberland. Wegen ihrer Pionierbaumeigenschaften und wegen der guten Saatfähigkeit wurde die Lärche häufig zur Aufforstung devastier- ter Wald- und Kahlflächen verwendet. Am bekanntesten dürfte die sogenannte Oden- wälder Mischsaat sein, die zur großen Ver- breitung der Lärche im Odenwald geführt hat. Ein Kind der Nachkriegszeit und der Stürme Einen weiteren Schub für die Lärchenver- breitung hat die Aufforstung der Reparati- onshiebsflächen in der Nachkriegszeit und in jüngerer Zeit die gut laufende Lärchen- Naturverjüngung auf den Sturmflächen der 1990er Jahre und des Orkans Lothar ge- bracht. Heute stammt in Baden-Württem- berg fast die Hälfte der Lärchen aus den 1950er und 60er Jahren. Für den Lärchenanbau bieten sich Stand- orte mit mindestens mäßig frischem Wasser- haushalt bei guter Wasserspeicherfähigkeit und ohne Staunässe sowie mit mindestens mittlerer Nährstoffversorgung an. Zu beach- ten ist ferner, dass die Lärche in Europa in Gebieten mit Jahresdurchschnittstempera- turen von mehr als 9,5°C nicht mehr vor- kommt. Auch beim Niederschlag sollte es in der Jahressumme mindestens 750 mm sein. Die größte Vitalität und das niedrigste Be- triebsrisiko zeigt die Lärche in Baden-Würt- temberg in der submontanen und montanen Höhenstufe. Um die Lärche als Mischbaumart einzu- bringen ist es ratsam von Beginn an ihrem hohen Lichtbedarf Rechnung zu tragen. Am besten pflanzt man sie auf einer Mindestflä- che von 0,1 ha in Kulturen oder auf Fehlstel- len von Naturverjüngungen, damit sie später bei der Bestandespflege mit weniger Auf- wand – weil räumlich konzentriert – geför- dert werden kann. Ein ausreichender Ab- stand zu bereits etablierter Naturverjüngung und zu Konkurrenzbaumarten ist bereits bei der Pflanzung herzustellen. Ohne Fegeschutz geht es meist nicht Als Pflanzsortiment gewährleisten Topf- oder Containerpflanzen (25 bis 50 oder 30 bis 60 cm) den besten Anwuchserfolg, da wurzel- nackte Pflanzen bei Frühjahrstrockenheit hö- here Ausfälle haben. Der Pflanzverband kann wegen der späteren Ästung kostensparend auf 5,0 x 5,0 m ausgedehnt werden. Ein Fege- schutz ist bei der Lärche meist unverzichtbar. Die Mischwuchsregulierung zugunsten der Lärche muss ab 2,0 m Oberhöhe sehr konsequent erfolgen, damit die Lärchenkro- ne vollen Lichtgenuss hat und einen Wuchs- vorsprung aufbauen kann. Auch bei der Durchforstung ist bei den 100 bis 120 Z- Bäumen durch stetige Entnahme von Be- drängern eine freie Krone zu erhalten. Da die Lärche ein ausgesprochener Totas- terhalter ist und die lichtwuchsartige Be- handlung eine natürliche Astreinigung ver- hindert, ist eine stufenweise Ästung unab- dingbar. Dabei ist bei einer Oberhöhe von 7,0 m eine Reichhöhenästung, bei 12 m eine Äs- tung auf 5,0 m und ab 20 m auf 10 m durch- zuführen. Die Lärchen-Z-Bäume sollten mög- lichst zwei Drittel Kronenlänge behalten, da sie sonst an Wuchsvorsprung einbüßen. Auf- grund der Ästung sind Zieldurchmesser von min. 60 cm, bei 10 m Ästung von mindestens 70 cm anzustreben, damit ausreichend ast- freies Holz an die Stämme wachsen kann. Als wertschaffende Mischbaumart bestens geeignet Lärchenholz ist eines der wertvollsten, wi- derstandsfähigsten und dauerhaftesten hei- mischen Nadelhölzer. Bei den diesjährigen Wertholzsubmissionen Südschwarzwald und Fichtelberg erzielten Lärchen-Stammab- schnitte Durchschnittserlöse von 303 bezie- hungsweise 304 Euro/fm. Diese lagen deut- lich über der Douglasie (242 Euro/fm bezie- hungsweise 185 Euro/fm), wobei es sich bei beiden Baumarten um ausgesprochen fein- astige oder geästete Ware handelte. Den- noch ist bei all diesen Vorzügen die Lärche eines sicherlich nicht, ein schöner Weih- nachtsbaum. Die Lärche – Laub abwerfende Exotin der Nadelbäume Mit Mischbaumarten den Wald verbessern – Teil 7 Die europäische Lärche ist an den nach innen gebogenen Zapfenschuppen gut zu erkennen (oben). Zur Wertholzerzeu- gung ist eine stufenweise Ästung wichtig; im Bild ist eine Reich- höhenästung erkennbar. Fotos: Jacob In der Serie „Steckbriefe von Mischbaumarten“ sind bereits erschienen: Die „Weißtanne“ (BWagrar 43/2012, Seite 30), der „Bergahorn“ (47/2012, Seite 31), die „Edelkastanie“ (50/ 2012, Seite 34, die „Walnuss“ (51-52/2012, Seite 37), die „Eiche“ (3/2013, Seite 24) und die „Bu- che (4/2013, Seite 30). i

Die Lärche – Laub abwerfende Exotin der Nadelbäume · Produktion und Technik 33 Waldbau BWagrar - 7 / 2013 Mit der leuchtend goldenen Herbstfärbung, dem frischen Grün im Frühjahr

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Produktion und Technik 33Waldbau

BWagrar - 7 / 2013

Mit der leuchtend goldenen Herbstfärbung, dem frischen Grün im Frühjahr und mit ih-rer markanten Borke ist die Lärche eine Schönheitskönigin unter unseren Nadel-bäumen. Abgesehen von dieser ästheti-schen Attraktivität zeigt Armin Jacob vom Landratsamt Heidenheim in diesem Beitrag die waldbaulichen Möglichkeiten der Lär-che auf.

Die europäischen Lärche (im weiteren verkürzt mit Lärche bezeichnet) hat ihre

größte natürliche Verbreitung in den Alpen und in den Karpaten, wo sie örtlich die Wald-grenze bilden kann. Da sie ein kontinentales Klima bevorzugt, kommt sie in Osteuropa auch bis in tiefere Lagen vor. Dort gibt es natürliche Vorkommen in den Sudeten und in Südostpolen. In Baden-Württemberg hat die Lärche einen Flächenanteil von knapp zwei Prozent, mit einem Verbreitungs-schwerpunkt im Odenwald mit sechs Pro-zent Flächenanteil. Kleinere Vorkommen finden sich im Neckarland, im Schwarzwald sowie auf der Alb und im Oberland.

Wegen ihrer Pionierbaumeigenschaften und wegen der guten Saatfähigkeit wurde die Lärche häufig zur Aufforstung devastier-ter Wald- und Kahlflächen verwendet. Am bekanntesten dürfte die sogenannte Oden-wälder Mischsaat sein, die zur großen Ver-breitung der Lärche im Odenwald geführt hat.

Ein Kind der Nachkriegszeit und der Stürme

Einen weiteren Schub für die Lärchenver-breitung hat die Aufforstung der Reparati-onshiebsflächen in der Nachkriegszeit und in jüngerer Zeit die gut laufende Lärchen-Naturverjüngung auf den Sturmflächen der 1990er Jahre und des Orkans Lothar ge-bracht. Heute stammt in Baden-Württem-berg fast die Hälfte der Lärchen aus den 1950er und 60er Jahren.

Für den Lärchenanbau bieten sich Stand-orte mit mindestens mäßig frischem Wasser-haushalt bei guter Wasserspeicherfähigkeit und ohne Staunässe sowie mit mindestens mittlerer Nährstoffversorgung an. Zu beach-ten ist ferner, dass die Lärche in Europa in Gebieten mit Jahresdurchschnittstempera-turen von mehr als 9,5°C nicht mehr vor-kommt. Auch beim Niederschlag sollte es in der Jahressumme mindestens 750 mm sein. Die größte Vitalität und das niedrigste Be-triebsrisiko zeigt die Lärche in Baden-Würt-temberg in der submontanen und montanen Höhenstufe.

Um die Lärche als Mischbaumart einzu-bringen ist es ratsam von Beginn an ihrem hohen Lichtbedarf Rechnung zu tragen. Am besten pflanzt man sie auf einer Mindestflä-che von 0,1 ha in Kulturen oder auf Fehlstel-len von Naturverjüngungen, damit sie später bei der Bestandespflege mit weniger Auf-wand – weil räumlich konzentriert – geför-dert werden kann. Ein ausreichender Ab-stand zu bereits etablierter Naturverjüngung und zu Konkurrenzbaumarten ist bereits bei der Pflanzung herzustellen.

Ohne Fegeschutzgeht es meist nicht

Als Pflanzsortiment gewährleisten Topf- oder Containerpflanzen (25 bis 50 oder 30 bis 60 cm) den besten Anwuchserfolg, da wurzel-nackte Pflanzen bei Frühjahrstrockenheit hö-here Ausfälle haben. Der Pflanzverband kann wegen der späteren Ästung kostensparend auf 5,0 x 5,0 m ausgedehnt werden. Ein Fege-schutz ist bei der Lärche meist unverzichtbar.

Die Mischwuchsregulierung zugunsten der Lärche muss ab 2,0 m Oberhöhe sehr

konsequent erfolgen, damit die Lärchenkro-ne vollen Lichtgenuss hat und einen Wuchs-vorsprung aufbauen kann. Auch bei der Durchforstung ist bei den 100 bis 120 Z-Bäumen durch stetige Entnahme von Be-drängern eine freie Krone zu erhalten.

Da die Lärche ein ausgesprochener Totas-terhalter ist und die lichtwuchsartige Be-handlung eine natürliche Astreinigung ver-hindert, ist eine stufenweise Ästung unab-dingbar. Dabei ist bei einer Oberhöhe von 7,0 m eine Reichhöhenästung, bei 12 m eine Äs-tung auf 5,0 m und ab 20 m auf 10 m durch-zuführen. Die Lärchen-Z-Bäume sollten mög-lichst zwei Drittel Kronenlänge behalten, da sie sonst an Wuchsvorsprung einbüßen. Auf-grund der Ästung sind Zieldurchmesser von min. 60 cm, bei 10 m Ästung von mindestens 70 cm anzustreben, damit ausreichend ast-freies Holz an die Stämme wachsen kann.

Als wertschaffende Mischbaumart bestens geeignet

Lärchenholz ist eines der wertvollsten, wi-derstandsfähigsten und dauerhaftesten hei-mischen Nadelhölzer. Bei den diesjährigen Wertholzsubmissionen Südschwarzwald und Fichtelberg erzielten Lärchen-Stammab-schnitte Durchschnittserlöse von 303 bezie-hungsweise 304 Euro/fm. Diese lagen deut-lich über der Douglasie (242 Euro/fm bezie-hungsweise 185 Euro/fm), wobei es sich bei beiden Baumarten um ausgesprochen fein-astige oder geästete Ware handelte. Den-noch ist bei all diesen Vorzügen die Lärche eines sicherlich nicht, ein schöner Weih-nachtsbaum. ❑

Die Lärche – Laub abwerfendeExotin der NadelbäumeMit Mischbaumarten den Wald verbessern – Teil 7

Die europäische Lärche ist an den nach innen gebogenen Zapfenschuppen gut zu erkennen (oben). Zur Wertholzerzeu-gung ist eine stufenweise Ästung wichtig; im Bild ist eine Reich-höhenästung erkennbar. Fotos: Jacob

In der Serie „Steckbriefe von Mischbaumarten“ sind bereits erschienen: Die „Weißtanne“

(BWagrar 43/2012, Seite 30), der „Bergahorn“ (47/2012, Seite 31), die „Edelkastanie“ (50/ 2012, Seite 34, die „Walnuss“ (51-52/2012, Seite 37), die „Eiche“ (3/2013, Seite 24) und die „Bu-che (4/2013, Seite 30).

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