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(Aus der Universitats-Frauenklinik Freiburg i. Br. -- Dir. : Prof. Dr. O. Pankow,) Die prognostische Bedeutung der Senkungsgesehwindigkeit beim Carcinoma uteri. Von Dr, reed. P. Goldschmidt-Fiirstner~ Assistent der Klinik. Mi~ 21 Textabbildungen. (Eingega~gen am 1. August 1929.) Im Halban-Seitzschen Handbuch sehreibt Linzenmeier in seiner Abhandlung fiber die BlutkSrperchensenkungsgeschwindigkeit (B.S.G.) dal~ man sich erst in diese l~eaktion hineinleben, Hunderte yon F~lien sedimendiert haben, nicht nur einmal bei einer Frau die Reaktion an- stellen soll, sondern wom~iglich Kurven schreiben und sich in sie ver- tiefen mul~, um dann erst den Befund im Rahmen der Gesamtunter- suchung diagnostisch oder prognostisch zu verwerten. I~ diesem Sinne haben wir 106 F~lle yon Carcinoma uteri, die im Laufe von etwa 3 Jahren in der Freiburger Univ.-Frauenklinik zur Behandlung kamen, bearbeitet. Da fast alle diesbezfiglichen Arbeiten der letzten Jahre sich fiber den geringen diagnostischen Weft der B.S.G. beim Uteruscarcinom klar aussprechen, ist die Frage der diagnostischen Bedeutung ausgeschaltet worden und lediglich in fortlaufender, der klinischen Untersuchung parallel gehender Prfifung der B.S.G. ihr prognostiseher Wert beobach- tot worden. Die meisten gyn~kologischen Autoren bevorzugen die Linzen- meiersehe Methode zur Bestimmung der B.S.G. In der Freiburger Klinik wurde die Fdhraeussche Methode folgendermal~en modifiziert angewandt : In einer 10 ccm-Rekordspritze werden 4 ccm Venenblut mit 1 ccm einer 5proz. Natr. citr.-L6sung gemischt. Diese Mischung wird der Kontrolle der Genauigkeit wegen in zwei ll cm lange GlasrShrchen yon 5 mm lichter Weite bis zur 10 cm- Marke eingeffillt. Die tt6be der Plasmas~ule wird 3m~l alle 10 Minuten, d~nn 2ma] nach je 15 Minuten abgelesen. Die ]etzte Ablesung erfo]gt alse nach 60 Minuten. Als Norm wurde eine B.S.G, yon 10 cm in 60 Minuten gefunden. Wie bei den anderen Autoren wurde die B.S.G.-Reaktion in niichternem Zustand bei Zimmer- temperatur angestellt.

Die prognostische Bedeutung der Senkungsgeschwindigkeit beim Carcinoma uteri

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Page 1: Die prognostische Bedeutung der Senkungsgeschwindigkeit beim Carcinoma uteri

(Aus der Universitats-Frauenklinik Freiburg i. Br. - - Dir. : Prof. Dr. O. Pankow,)

Die prognostische Bedeutung der Senkungsgesehwindigkeit beim Carcinoma uteri.

Von Dr, reed. P. Goldschmidt-Fiirstner~

Assistent der Klinik.

Mi~ 21 Textabbildungen.

(Eingega~gen am 1. August 1929.)

I m Halban-Seitzschen H a n d b u c h sehre ib t Linzenmeier in seiner A b h a n d l u n g fiber die B lu tkSrpe rchensenkungsgeschwind igke i t (B.S.G.) dal~ m a n sich ers t in diese l~eak t ion h ine in leben , H u n d e r t e y o n F~l ien sed imend ie r t haben, n ich t nur e inmal bei einer F r a u die R e a k t i o n an- s te l len soll, sondern wom~iglich K u r v e n schre iben und sich in sie ver- t ie fen mul~, u m d a n n ers t den Befund im R a h m e n der Gesamtun te r - suchung d iagnos t i sch oder p rognos t i sch zu verwer ten . I ~ d iesem Sinne h a b e n wir 106 F~l le yon Carc inoma uter i , die im Laufe von e twa 3 J a h r e n in der F r e ibu rge r U n i v . - F r a u e n k l i n i k zur Behand lung kamen , bea rbe i t e t . D a fas t alle diesbezfigl ichen A r b e i t e n der l e tz ten J a h r e sich fiber den ger ingen d iagnos t i schen W e f t der B.S .G. be im Ute rusca rc inom k la r aussprechen, is t d ie F r a g e der d iagnos t i schen B e d e u t u n g ausgescha l te t worden und ledigl ich in for t laufender , der k l in ischen Un te r suchung pa ra l l e l gehender Prf i fung der B .S .G. ihr prognostiseher W e r t beobach- to t worden.

Die meis ten gyn~kologischen A u t o r e n bevorzugen die Linzen- meiersehe Methode zur B e s t i m m u n g der B.S .G. I n der F r e ibu rge r K l i n i k wurde die Fdhraeussche Methode folgendermal~en modi f iz ie r t a n g e w a n d t :

In einer 10 ccm-Rekordspritze werden 4 ccm Venenblut mit 1 ccm einer 5proz. Natr. citr.-L6sung gemischt. Diese Mischung wird der Kontrolle der Genauigkeit wegen in zwei l l cm lange GlasrShrchen yon 5 mm lichter Weite bis zur 10 cm- Marke eingeffillt. Die tt6be der Plasmas~ule wird 3m~l alle 10 Minuten, d~nn 2ma] nach je 15 Minuten abgelesen. Die ]etzte Ablesung erfo]gt alse nach 60 Minuten. Als Norm wurde eine B.S.G, yon 10 cm in 60 Minuten gefunden. Wie bei den anderen Autoren wurde die B.S.G.-Reaktion in niichternem Zustand bei Zimmer- temperatur angestellt.

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242 P. Goldschmidt-Fiirstner: Die prognostische Bedeutung

Ebenso wie Ca//ier, Rump/, v. Molnar, Eick und Frommolt fanden wir, dab bei der 1. Senkung normale oder der Norm nahekommende Werte keine Seltenheit sind. Bevor es der Kolloidchemie nieht ge- lungen ist, die Vorg~nge bei der B.S.G. ]darer zu pri~zisieren, kann der Kliniker sieh nur erlauben, Vermutungen fiber den Grund solcher Verschiedenheiten auszusprechen. Trotz einer gewissen Zahl yon Aus- nahmen hat die Annahme Wahrseheinlichkeit, dal~ die verschiedenen, der Norm nahe oder fernstehenden ersten Senkwerte mit der individu- ellen Verschiedenheit des Aufnahmezeitpunktes (beginnendes oder schon fortgeschrittenes Careinom) in Zusammenhang stehen.

Ca//ier hat in seiner Arbeit aus der Leipziger Klinik auf die Wert- losigkeit einmalig festgestellter B,S.G. hingewiesen. Seiner Ansicht folgend haben aueh wit nut die geihenbeobachtungen gewertet. Bei den 106 F~llen von Uteruscareinom wurden 355 Senkungen ausgeffihrt. Es handelte sieh um 64 Portioeareinome, 25 Cervixcarcinome und 17 Corpuscarcinome, die 2--10mal in einem Zeitraum yon 1 Monat bis fiber 3 Jahren gesenkt wurden. Naturgem~B ist nur ein geringer Prozentsatz f iber 3 Jahre hindurch regelm~Big untersucht worden, etwa 2/3 der Fglle konnten nur bis zu 1 Jahre nachgeprfift werden. Die Behandlung bestand in einer geringen Anzahl yon Fgllen (Corpus- earcinom) in Totatexst~rpation mit naehfo]gender RSntgenbestrahlung, die weitaus grSl~ere Zahl wurde kombiniert mit Radium und RSntgen bestrahR. Die B.S.G. wurde jeweils vor dem therapeutisehen Eingriff angestellt und das ngchste Mal erst bei der gew5hnlich nach 6 Woehen f~lligen Nachuntersuchung, sodal~ die yon v. Milculicz geprfiften Ver- ~nderungen der B.S.G. naeh Operation oder Bestr~hlung unberfick- sichtigt blieben. Wie Ca//ier kamen auch wit zu Kurvenbildern, die f fir den Verlauf der Careinomfglle in gewisser Weise typisch sind. Grob gesagt sind die in hiesiger Klinik aufgenommenen Senkungskurven infolge unserer anderen Senkungsmethode, bei der nicht die Zeit, sondern die ItShe der Plasmasgule gemessen wird, Spiegelbilder der Ca//ier. schen Kurven. Und es ist interessant, die Ca/]iersehen Kurven mit den unseren zu vergleiehen. Ein Beispiel mSge das zeigen. Ca//ier zeigt folgende Kurve eines trotz Bestrahlung welter wachsenden Portioear- cinoms. Ein Parallelfall unserer Klinik sieht kurvenmgBig folgender- m~l~en aus (siehe Abb. 1 und 2).

Bei sorgf~ltiger Prfifung der von uns gezeichneten Senkungskurven ergeben sich 4 Gruppen yon Kurven, deren Verlaufsart mit dem klini- schen Befunde mehr oder weniger in Einklang steht. Zun~chst einmal stehen sieh 2 in ihrer Tendenz entgegengesetzte Kurvengruppen gegen- fiber, die eindeutige und klare Bilder zeigen.

1. Die Kurven der ansteigenden Senkwerte, F~lle deren klinischer Verlauf fiber die Verschlechterung zum Exitus fiihrt.

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der Senkungsgeschwindigkeit beim Carcinoma uteri. 243

2. Die Kurven der fallenden Senkwerte, denen klinisch weitgehende Besserung oder - - falls lange genug beobachtet - - Heilung entsprieht. Zun/~chst seien yon beiden Gruppen einige Kurven gezeigt.

Gruppe I : Kurve 11, 19, 23 (Abb. 3--5 , S. 244). Gruppe I I : ,, 6, 7, 8, 26 (Abb. 6--10, S. 245). In Kurve 19 steht der zweite, um fiber 10 m m hShere Senkwert mit

dem inzwischen im rechten Lig. sacrouterinum aufgetretenen Rezidiv in deutlichem Zusammenhang.

In Kurve 23 erreicht die ansteigende Kurve bei der 3. Senkung 60 m m HShe; klinisch hat sich inzwischen ein Por t iokrater ausgebildet,

Abb. 1.

I Abb. 2. T 60

50 //! SO qO qO ~ 30 /

3o 20 ~ 2o ~ 1o

"10 0 X .,]~. IT. ~ .Z~. 23.5.27 C2.Z2Y 27.7.27 2q 2/t 25 25 25 Z. ~-. voP Be~r. Kurve 3. Frau B. 52 Jahre. Kurve 3 a. (3a]]ier. Cervix-Ca.

und die hintere Beckenwand ist infiltriert. Trotzdem beim gleichen Fall der klinische Befund bei der zweiten, 6 Wochen nach der ersten an- gestellten B. S.G. deutlich besser ist (nut noch 1 Parametr ium infiltriert), ist die H5he der Plasmas~ule angestiegen. Hier ist der prognostisehe Wef t deutlieh, eilt doeh die B.S.G. hier der erst bei der dri t ten 3 Monate sp/~ter klinisch festgestellten Versehlechterung voraus.

Aus der 2. Gruppe sei Kurve 7 herausgegriffen. Bei der 2., 6 Woehen nach der 1. angestellte n B.S.G. finder sieh ein Abfall yon 62 auf 35 ram PlasmahShe. Ohne Anstellung der B.S.G. w/~re der klinisehe Befund bezfiglieh der Prognose durchaus nicht deutlich gewesen, da die starke Verkiirzung und Verdickung des linken Parametr iums und Sacro- uterinums an ein, wenn auch nicht sicheres Rezidiv denken lieS. Die nKchste, w i d e r nach 6 Wochen angestellte klinisehe Untersuehung zeigt jedoeh den prognostisehen Wert der vorhergehenden Senkung, eine Infi l t rat ion hat sieh nicht ausgebildet, der Senkwert ist entsprechend welter abgesunken. Xhnliches ist aus den Kurven 8 und 26 zu ersehen.

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24~ P: Goldschmidt-Fiirstner: Die prognostische Bedeutung

Zu einer 3. Gruppe vereinigten wir die F/~lle, bei denen Sich eine voriibergehende, durch den Ausfall der ]3.S.G. best/~tigte Besserung im klinischen Befunde ~eststellen lieB, bei denen jedoch sparer die ungiir/stige Entwicklung wieder einsetzte und 'zu Rezidiv und Tod fiihrte. Bei

\

~ . ~ . - ~

~ ..~

4-

\ \

m

diesen F/illen - - es sind leider etw~ 12% -- ist ein Vor~useilen der B.S.G. gegeniiber dem klinischen Befunde seltener feststellbar, die yon Ca]]ier sog. ,,l~ezidivbercitschaft" wird ~lso durch die B.S.G. nicht immer ~ngezeigt, die Senkwerte gehen hier dem klinischen Befunde

Page 5: Die prognostische Bedeutung der Senkungsgeschwindigkeit beim Carcinoma uteri

der Senkungsgesehwindigkeib bei Carcinoma uteri. 245

5fter parallel, als dab sie ihm vorauseilen. Als Beispiele aus dieser Gruppe m6gen die Kurven 2, 17, 29, Abb. 1 0 ~ 1 2 dienen. In Kurve 2 wird 6 Wochen nach der ersten Beh~ndlung ktinisch festgestellt, 7o dat3 die Portio gut abgesetzt und glat t ist. Beide Parametr ien sind 6o

frei, die B.S.G. ist~ um fast 20 m m so~ abgesunken, ,,RezidivbereitsehafV'

440 Abb. 6.

3 0 i

r ~ 7/0

0 0 #.E2z/ 30.s /7.5.2s 76..5.27 30,8.27

Z 27:. JZr. . I V 2:

K u r v e 6. A u f n a h m e : ]![6ckeriger T u m o r der vorderen Mmlippe ( :~ut termundsl ippe) . l~ech- tes :Pa ramet r ium verkth 'zt . I = ~!ach 3/4 5ahren ~2ortiogegend glat t . P a r a m e t r i e n frei. Wohi- beffnden; I I = 1)or~io u ich t m e h r vorhanden . Gutes Al lgemeinbef inden; I I I = S ta tus i dem;

I V = S ta tus idem. Beide 1)arametr . frei.

30

Abb. 7.

\ \

t r /Q 27 2 9 . ~ Z 7 11. 7.28

K u r v e 7. I = A u f n a h m e : 3[andarinengroi3er hScker iger Tumor . 1)arametrion frei ; I I = 1)or - rio g u t abgesetzt , glat t , zapfenf6rmig. Ver- k i i rzung uncl Yerd ickung des l inken ;Para- metx~ums und Sacrou te r inums; I I I = 1)ortto

g la tL S ta tus idem; I V = 1)ortio g la t t . S ta tus idem.

Abb. 8.

2o

0 ~5:..q. 2 7 26./0.27 5..3.20 ~ 1~ 4~ 28 207.28 8.1Z28

K u r v e 8. I = A u f n a h m e : Cervix-Ca., Ubergang a~ffs Vagiualgew61be. L inkes P a r a m e t r i u m in- f i l t r ier t ; I I = l~ortio k a u m abgesetzt , aber glat t . :Rechtes P a r a m e t r i u m und Sacrout. frei. L inks Spannung ; I I I = Rech tes l ) a r ame t r i um uu4 Sacrout frei. L inks ge~inge Spannung ; I V = S ta tus

idem; u = Sehr gutes Al lgemeinbef inden; V I ~ S ta tus idem.

scheint nicht vorhanden. Nach wei- teren 6 Wochen jedoch ist das linke Parametriuminfiltriert, die Senkung ist angestiegen, und in steil aufstei- gender Kurve und sich immer weiter verschleehterndem Befund fiihrt nun das Carcinom die Patientin dem letMen Ende entgegen. Ganz ~hn- lich ]iegen die Verhaltnisse bei den anderen hier gezeigten Kurven.

Als 4 . Gruppe fal~ten wit die F~llel zusammen, bei denen 6fter

Abb. 9.

20

/0

0 Z3.1s 2g 28.2.25" 2~. 10 2f. 2 s

K u r v e 26. I = A u f n a h m e : 5 • 3 cm groBer h6cker iger T u m o r der ]?ortio. L inkes Pa ra - m e t r i u m bre i t inf i l t r ier t ; I I = An Stelle der Por t io einige grobe HScker , in der l inken Beckenwand haselnut~groi3er T u m o r i I I I = L i u - kes P a r a m e t r i u m frei ; I V ~ 2~irgends m e h r

Inf i l t ra t ion .

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246 P. G o l d s c h m i d t - F i i r s t n e r : D i e p r o g n o s t i s c h e Bedeutung

wiederkehrende Zaeken der B.S.G.-Kurven nach unten oder oben der Beurtei]ung des giinstigen bzw. ungfinstigen Gesamtverlaufs Sehwierig- keiten maehten. Oft finder man in diesen F~llen ein ganz erstaunliehes Zusammengehen zwischen khnisehem Befund und B.S.G., bier und da abet aueh unverst~ndliche Diskrep~nzen, auf die j~ auch Ca//ier hin. gewiesen ha~ (s. Abb. 13---15).

Kurve 1 zeigt, bei der 4. fiinf Monate naeh der ersten geloriiften B.S.G. einen Anstieg yon 24 mm; kliniseh ist bei sehlech~em Allgemeinzustand ein Kra~er festzustellen. Tro%z weiterer Versehleehterung, Ubergriff auf Scheidenhinterwand und Rectum is%

6O

5O

30

20

I0

i b b . 10.

P

\ / /

/ /

o 23.8.28 8 .10 .28 2Z71.2g 3~7Z.28 ]5.2.F2

I. K. ~ IV/. PT.

Kurve 2. I = i t t f n a h m e : Pottle derb. Vordere Mmlippe vcrkiirzt. Parametrien frei; I I = Pottle gut abge- setzt, glatt. Parametrien frei; I I I = Linkes Parame- trittm infiltriert; IV = Pottle zerkliiftet. Linkes Para- metrium infiltrierk Saerout beiderseits straff, rcehts schmerzhaft; V = Cervicalkanal starrwandlge Htihle.

Beide Parametrien und Saerouterinae infiltriert.

Abb. 11. 50

g0

30 / m

20 ~ / 20

~ fO

0 3~126 Zs s CZfO. /,Z/Z Is ZZ271117

Kurve17 . I = Anfnahme: Petrie zerklfiftet. Parametrien frei; I I = Gewichtszunahmc. Petrie plump, l%eeh%es Parametrium straff, frei; I I I = Per- tie zeigt kleine KnStchen. Bcide Parametrien frei; IV=Port ioatrophisch. Parametrien frei; V=Sep- turn recto rag. im hinteren Drlttel verdiekt, derb. Parametrien sehr straff. Infiltration ? VI = Sta- tus idem; VII ~ Gewichtsabnahme, Kraterbil- dung der Cervix, Parametrien nicht sicher infil- triert; V I I I = ReetovaginaHistel. Beide Para-

metrien infiltriert.

bei der 6. Senkung ein Ab- sinken um 16 mm erfolgt, fiir das eine Erkls nich% zu finden ist. Interess~nt ist auch Kurve 5. Bei der 2. Sen- kung steig~ die H6he der Plasmasaule steil yon 24 auf 60 mm an. Dabei besteht klinisch Gewichtszunahme und kein Rezidivverdacht. Nach 2 Monaten wird ein Infiltrat der Seheide fest- gestell~ und man w~re sehr geneig~, auf die dureh die vorige Senkung angezeigte Rezidivbereitsehaft hinzu- weisen, wenn nicht gs

Abbl 12.

/ \ // \/

/

0 2~.4.z~ 1o.s 7.8.2// 3Q Iz~r

I. 2Z. ~ /K.

Kurve 29. I = Anfnahme: PIu-mpe Portio mit groBen erodierten blnfenden Fl~chen. Ver- ktirztes Unkes Parametrium; II=Verki i rz tmg des linken Parametriums ohne Infiltration, subjektives Wohlbefinden; I I I = Pottle schmierig belegte und blutende Fl~che. Rcchts vorn ~el~ose. Sehwaehe; IV = In Finger- gliedlange zirkuli~rer Wall yon Filnfmarkstiick- grtiBe. Dahinter hSckeriger Krater. Para-

mctrien beiderseits infiltriert.

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der Senkungsgeschwindigkeit beim Carcinoma uteri. 247

widersinnigerweise die HShe der Plasmas~tule nun yon 60 ~uf 18 m m herabfiele, um dann allm~hlieh wieder anzusteigen. In diesem Falle scheint der plStzliche Anstieg bei der 2. Senkung durch irgendeine andere interkurrente Ursache (lokaler, entzfindlicher Prozel3, Stauungs-

pyelitis bei Kompression des Abb. 13. Ureters, unbeaehteteAngina oder

zl0 / ~ 60 Abb. 14.

20 / 50

10

O 2Z~2& 2i.5:. 2g..Z l&.9. 18.I0. 12.IZZSIglZ.9311Zq _,5. ~ 2~r. ~ . V. /22:. V~. ~ ZO

K u r v e 1. I ~ Aufuahme: ~ i n t e r e Mmlipl)e ~0 rtisselfSrmig verli~ngert, haselnu~gro~er Tumor . Adnexe und ]Jarametr ien frei; I I = Status idem; I I I = Gut abgesetzte vordere und hintere Lippe; 0 IV = Starke Gewichtsabnahme und Blutung, vor- dere ~Imlil)pe s tark hypertrophisch. Fingerglied* langer Zerfal lskrater ; V = Cervicalkanal bildet Kra ter , linkes P a r a m e t r i u m verki irzt ; V I ~ Sta- tus idem; V I I = Allgemeine Verschlech~erung, Scheidenhinterwaud inftltriert. ~bergre i fen aufs t t e c tum; V I I I = K n o t e n im linken P a r a m e t r i u m kleiner geworden, T u m o r wSlbt sich gegen das

Rec tum vor.

3gq.26 23..s 2 .g .26 J3..7026

K u r v e 5 (nach Totalexstirpation). I = Klei- ne t K n o t e n im ScheidengewSlbe; I I ~ Ge- wichtszunahme, Paramet r i en frei; I I I ~ Lin- kes P a r a m e t r i u m straff, Inf i l t ra t ion in der Scheide ; IV ~ ]~eide :~arametrien infil- tr iert , RStung und Schwellnng der hinteren

Blasenwand.

sonstiges) bedingt zu sein, doch ist Sicheres d~rfiber natiirlich nicht zu sagen.

Innerhalb eines Zeitrau- rues yon 4 Jahren wurde der Fall der Kurve 27 9real ge- senkt. Bei der 6. Senkung nach fiber 2 Jahren steigt die Plasmah6he pl6tzlieh yon 15 auf 32 mm. Der klinische Befund war sich nicht kl~r darfiber, ob die Spannung der Parametrien dureh ein Rezidiv oder nur narbig be- dingt sei. Die nach 1 Monat

Abb. 15.

8 1221Zl/'/O1.Z$ 2T..2.252g.6.26.12826 3.7..27 ~2.27 )'~.5.Z7 3.]023.

2-. ~ ZZ. .,,T': V, ~ ~ VAZ. Z~.

K u r v e 27. I ~ Vordere Mmlippe bleistiftdicker, glat- ter Wulst . Hin te re Mmlippe atrophisch, t techtes 1)arametr ium kiirzer als links; I I = Port io tpta l atro- phisch, Pa ramet r i en frei; I I I = Sta tus idem; IV ~ Te- leangiektasiea an Stelle der friiheren Port io; V = Sta- tus idem; V I = ]~eide Pa ramet r i en gespannt , infiltriel~ ? V I I = Desgleichen; V I I I = Beide Paramet r i en u n icht inffl tr iert ; I X = Sta tus idem. Wohlbefinden.

wiederholte Untersuchung zeigt keine Versehleehterung des klinisehen Befundes und ein Absinken der B.S.G.-Werte, die dann unten bleiben. In diesem Falle wi~re man berechtigt gewesen, eine Rezidivbereitschaft

Zeitschrif t fiir Krebsforschung. 30. Bd. 18

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248 P. Goldschmidt-Fiirstner; Die prognostische Bedeutung

anzunehmen und ihr evtl. prophylaktisch durch erneute Bestrahlung zu begegnen.

Aus den zuletzt besprochenen Kurven geht hervor, dab einmMige schroffe Anstiege, die im ~Tiderspruch zum Minischen Befund und zum Allgemeinbefinden stehen, kein Signum mMi ominis zu bedeuten brauchen. In dieser Feststellung gehen wir mit Ca//ier einig.

Eingangs wurde erwi~hnt, dab bei unserer Senkmethode 3mal nach 10 Minuten, 2mal nach 15 Minuten die H6he der Plasmasgule abgelesen wird. Wir haben versuchsweise auch diese Einzelableseung w~hrend def. B.S.G.-Reaktionen kurvenm~gig dargestellt und zeigen hier die Ergeb- nisse (Abb. 16--21). Wit legten uns dabei die Frage vor, ob man evtl. schon nach kfirzerer Zeit als 1 Stunde Werte ablesen k6nnte, die in so bestimmtem Verh~ltnis zum nach 1 Stunde abgelesenen End- wert stehen, dag sie ebenso verwertbar sind. Leider haben sich ge- naue Daten hierbei nicht feststellen lassen, jedoch kann gesagt werden, dag im allgemeinen in der Zeit zwischen 20 und 45 Minuten nach Be- ginn der B. S.G. der steilste Anstieg erfolgt, so dab es m6glich wgre, die B.S.G.-Werte schon nach einer halben Stunde abzulesen und dabei durchaus verwertbare Resultate zu erhalten. ~ber diese Frage werden weitere Untersuchungen angestellt und fiber ihr Ergebnis wird sps berichtet werden.

Zusammen/assung. Die B. S. G. ist als Reihenbeobachtung bei der Beurteilung der Prognose

der Uteruscarcinome und des Behandlungseffolgs durchaus verwertbar. Die B.S.G. scheint dem klinischen Befunde nut in den F~llen voraus- zueilen, bei denen ein konsequenter, nicht schwankender Verlauf zu weitgehender Besserung oder entgegengesetzt zum Tode ffihrt. Bei hin- und herschwankendem, unsicherem klinischem Verlauf ist durch die B.S.G. die Ca//iersche ,,Rezidivbereitschaft" nur selten festgestellt worden. ~r geht die B.S.G. hier, ohne vorauszueilen, dem Mini- schen Befunde parallel.

Ausnahmen, bei denen die B.S.G. dem klinischen Befunde aueh bei Annahme des Vorauseilens durchaus widerspreehen, kommen vor, und sind vermutungsweise auf interkurrente entzfindliehe Ursachen zurfick- zuffihren, die der klinisehen Beobachtung entgangen sind.

Die Ablesung der B.S.G. zu versehiedenen Zeitpunkten wghrend der fiblichen 60 Minuten hat ergeben, dab die Zeit zwischen 20 und 45 Minuten auch sehon zur Ablesung geeignet ist. Man k6nnte viel- leieht bei einer Ablesung naeh sehon 30 Minuten ebenso brauehbare Werte erhalten wie nach 1 Sgunde.

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d e r S e n k u n g s g e s c h w i n d i g k e i t b e i m C ~ r c i n o m a u t e r i . 249

l~rau D., 40 Jahre. Portiocarcgnom.

50 Frau B., 53 Jahre. Collumcarcinom. t .

t ~ i ~ ~

30 ~ ~" ~ 20 J

~o / . . . . . ~ ' " " " " .......

~ ' ~-.-- 0 10 20 30 qO 50 50

o ~ ~ " ~ . . . . . . . . . es.3.----~ 75.~.-zY t~.e.26 z.J.e~

30.6.25 3.8,25 5.r 2G 25.5.26 f g . G . 2 E 27.10.26 1s I. ~. ~.. ~. ~ VX.

Abb. 16. Abb. 17.

Frau F., 47 Jahre. Portiocarcinom.

1o ~ e :._ ..._ . ~ ~ ' " ..: I - -

10 20 30 qO 5g 60 10 ZO 38 gg 50 60

30.~25 26,8.25 8.10. Z5 3.3.2G Z.gZ6 s Z~26 13.1,27 /g2,22 70...s I. ~, L~. Z~, V VL. V~. V2E. Z2E. ~ .

Abb. 18. Abb. 19.

Frau G., 36 Jahre. Portiocarcinom.

6g

30 f /

28 -

. . . . . % 1 . . . .

30.1, ZG Z6.26 5.8.26 77,19.25 fg.f~26 15.12.26 f.2,Z7 3,3.21

Abb. 20. Abb. 21.

In allen 8 Abb. - - . . . . . normaler Senkwert.

] 8 "

Page 10: Die prognostische Bedeutung der Senkungsgeschwindigkeit beim Carcinoma uteri

2 5 0 P. Go ldschmid t -F i i r s~ner : Die p rognos t i s che B e d e u t u n g usw.

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