5
~57 o KLINISCHE WOCHENSCHRIFT/ IO. JAHRGANG. Nr. 34 Es ist natiirlich m6glich, dab die verschiedenen Minerale auch die Bactericidie spezifisch gegen verschiedene Mikroben beeinflussen k6nnen. So w/ire es immerhin m6glieh, dab nach den Resultaten yon LAUBER die Bactericidie gegen Pneumokokken sich doch durch Calcium erhShen 1/il3t. Die gr6Bten Erfolge bei Tierinfektioncn hatte aber auch LAUBER mit MagnesiumsaIzen, und diese Resultate konnten dutch die vorliegenden Untersuchungen in vitro erklArt werden. In gewisser Weise stimmen die Ergebnisse unserer Unter- suchungen zu schon beschriebenen Angaben in der Literatur. PERELMANN konnte mit der Whrigthschen Methode der Be- stimmung des opsonischen Index feststellen, dab Magnesium- ionen ein energisches Stimulans ffir den phagocytiiren ProzeB in vitro sind. Ebenso land LEBDUSKA, dab Zusatz yon kolloidem Magnesiumperoxyd die Phagocytose steigert. Es ist wohl anzunehmen, dab versehiedenartige Verh~ilt- nisse bei dem Zustandekommen der erh6hten Bactericidie durch Magnesiumanreicherung des Tieres zusammenwirken. Vielleicht wirken Calcium- und Magnesiumsalze auch ganz verschiedenartig bei einer Infektion. Die bis jetzt vorliegen- den Untersuchungen k6nnen aber doch vielleicht dazu er- mutigen, die yon HARRAR inaugurierte Magnesiumbehandlung yon Sepsisi~llen noch einmal aufzunehmen. Zusammen/assung: Nit der Whrightschen Methode zur Niessung der Blutbactericidie wird gezeigt, dab es gelingt, die Blutbactericidie durch IVIagnesium-Sulfatinjektionen beim Kaninchen zu erh6hen. Literatur: CHIARI u. JANUSCHK~, Arch. f. exper. Path. 65, (1911). -- HARRAR, Ref, Z.org. Chir. 4, 44 t, -- LAUBER, ]3runs' Beitr. 151, 193o. -- DELBET, Zit. nach LAUBER. -- WALBUB{, Arch. f. exper. Path. 147- -- BARBOUR u.WINTER, Ref., Ber. Physiol. 46. -- PR.aUSNITZU. MEISSNER, Zbl. Bakter. I Orig. 56, 344- -- PFALZ, Klin. -Wschr. 1929, Nr 36; 193o, Nr 29 -- Arch. f. GynXk. ~38, It. I (1929). -- PFALZ u. RITTAU, Arch. Gyn~ik. 141, H. I (193o). -- PERELMANN,Ref., Z.org. Chir. 3o, 545. -- LEBDUSKA, Ref. Bet. Physiol. 55. DIE RESORPTION DER SALICYLS•URE DURCH DIE HAUT. Von H. KIONKA. Aus dem Pharmakologischen Institut der Universit~t Jena. Die Salicyls~ure und ihre Verbindungen geh6ren bekannt- lich zu den Stoffen, welche verh/iltnism~Big leicht durch die Hant aufgenommen werden.- Die Frage nach der Auf- nahmef~higkeit der Haut ffir die verschiedenen Substanzen ist in den letzten Jahren, namentlich yon balneoiogischer Seite, wieder viel er6rtert worden; doch herrscht auI diesem Gebiet zur Zeit framer noch groBe UnMarheit, besonders da viele derartige Untersuchungen mit unvollkommenen Versuchsanordnungen und zum TeiI auch ungenfigender ]3e- wertung der zu berficksichtigenden physiologischen und physikalischen VerhMtnisse angestellt sind. Grundlegend und maBgebend sind auch heute immer noch die schon ~ilteren Yersuche yon FILt~HNt~ 1 und seinen Schfilern MAHN 2 und BIBERF~LD 8. FILEHNE wies als erster darauf lain, dab fiir die Frage der Aufnahmefiihigkeit der Haut vor alien Dingen die mehr oder weniger groBe Durchg~ngigkeit der Epidermis in Betracht k/ime. Wohl iinden sich in den Ausfiihrungsg/ingen der SchweiB- und Talgdrfisen und in den Haarb,ilgen andere Bedingungen iiir die Resorption yon Stoifen; aber die Haupt- fi~iche der Haut wird doch dutch die Epidermis gebildet. Deren Verhalten muB also in erster Linie mal3gebend sein. Die Epidermis wird zun~chst iiir alle diejenigen Stoffe durchdringbar sein, welche sie selbst oder Teile derselben zer- stSren, d.h. also, zun/ichst ffir alle haut,,~tzenden" Stoile. Anderen Substanzen gegenfiber muB die Epidermis- schicht als eine ,,Diffusionsmembran" betrachtet werden, die aber ihrer eigenartigen ]3eschaffenheit wegen nut ffir ganz bestimmte Substanzen durchg/ing~g ist. Wir miissen nach ihrem anatomischen Bau die Epidermis als eine mit Cholesterinfetten durchtriinkte Zellschicht auf- fassen, auf. welcher sich nach augen zu eine aus Hauttalg, 22. AUGUST z93z also einem fetten ()1, gebildeteDeckschicht befindet. Durch eine solche ,,Diffusionsmembran" k6nnen also nur Stoffe hin- durchgehen, welche sowohl in der aufliegenden Tatgschicht, als auch in Cholesterinfetten der Epidermiszellen (Lanolin) 16slich sind. FIL~HNE und BIBERFELD haben nun in Modell- versuchen geprfift, f fir welche Substanzen diese L6slichkeit zutrifft. Diese k6nnen also unbedingt die unverletzte Epider- mis passieren. Von vorneherein ist es auch klar, dab Wasser und w~iBrige L6sungen die Epidermis nicht durchdringen und die Haut auf diesem Wege passieren k6nnen; -- eine ffir die Deutung der B~derwirkungen grundlegende Feststellungl WohI abet k6nnen Wasser nnd allerhand andere Stoffe yon der Haut resorbiert werden dutch die Ausfiihrungsg~inge der Hautdrfisen und die Haarb/ilge, wobei noch die besondere capillare ,,Saugwirkung" der Haare (Keratingebilde) mit in Betracht kommt. Diese Saugwirkung wird n~mlich in bezug auf Salzaufnahme nicht beschr~inkt, wenn diese Keratin- gebilde mit Cholesterinfett impfiigniert sind. Aber die Mengen einer Substanz, welche auf diesem Wege durch die Haut resor- biert werden k6nnen, sind so auBerordentlich gering, dab sic bei der Beurteilung der l%sorptionsfiihigkeit der Gesamthaut kaum in Betracht kommen. Eine besondere Gruppe in bezug auf die Durchdringbarkeit der Haut nehmen, wie oben schon gesagt, diejenigen Sub- stanzen ein, welche 16send auf die Epidermis und ihre Teile einwirken, dieselbe unter Umst~inden bei h6herer Konzen- tration ver~tzen. So wird die Salicyls~ure durch ihre Cutis 16sende Eigenschaft ohne weiteres befghigt, die Epidermis zu durchdringen. Diese Fi~higl/eit kommt aber nur der freien S/iure zu. Bei der Anwendung ihrer Verbindungen entwickelt sich diese Durchdringungsf/ihigkeit also erst, wenn aus dem auf die Haut gebrachten Salicylat S~iure frei gemacht wird; ein Vorgang, der aber offenbar immer verh~ltnism/il3ig leicht eintritt. Aul3erdem werden nach Obigem natfirlich diejenigen Sali- cylverbindungen, welche in Yetten, bzw. Lipoiden 16slich sind, wie die Ester und die Amide der Salicyls~iure, befiihigt sein, durch die Epidermis durchzudringen und also yon der Haut aus vom K6rper anfgenommen zu werden. Bei der Applikation yon Substanzen ant die ~ugere Haut wird aber ftir die l%sorbierbarkeit dieser Stoffe nicht nut in Frage kommen, wie weft diese selbst die Epidermis bzw. Haut zu durchdringen imstande sindl sondern es wird auch das Substrat, in welchem die Aufbringung auf die Haut start- finder, yon ]3edeutung sein. Das Substrat kann, wie eben gesagt, zerlegend und leicht hantdurchdringende Stoffe frei machend auf das angewandte Mittel wirken. Es kann aber auch einen EinfluB ausfiben auf die Beschaffenheit der Haut selbst und deren Resorptionsfiihigkeit veriindern. Wenn, wie wir oben gesehen haben, Wasser und w~iBrige L6sungen die Epidermis nicht zu durchdringen verm6gen, so kann doch unter Umstgnden eine Imbibition der Haut statt- finden, wenn diese selbst in bestimmter Weise ver~ndert ist. Dies ist, worauf FILEHNE besonders hinweist, der Fall an der Hohlhand und der FuBsohle, manchmal auch fiber der Kniescheibe, wo infolge der kr~iftigen, Iortw~hrend entstehen- den Druckwirkungen die Epidermis verdickt und pathologisch veriindert ist. So k6nnen auch auf chemischem Wege durch immer wiederholte Einwirkungen solche Vefiinderungen der lebenden Epidermis entstehen, die schlieBlich die Schutzkraft der Epidermis gegenfiber dem Eindringen yon Stoffen auf- heben (Sublimatwirkung). In gleicher Weise karm ein, z. B. als SalbengrundIage auf die Haut gebrachter Stoff diese der- artig ver/indern, dab sic auch ffir andere, z. B. in der Salbe enthaltene Substanzen leicht aufnahmef/ihig wird. Diese resorptionsbef6rdernde Wirkung gewisser Salben- grundlagen war mir bei frfiheren Untersuchungen4 aufge- fallen. Gerade in bezug auf die Resorption yon Salieyls~iure- pr~iparaten zeigten sich je nach der angewandten Salbengrund- lage deutliehe Unterschiede. Ich stellte mir deshalb die Aufgabe, die Durchl/issigkeit der Haut der Salicyls~ure und ihren Verbindungen gegenfiber einmal in bezug auf das versehiedene Verhalten verschie- dener Salicylverbindungen, sodann abet unter dem EinfluB

Die Resorption der Salicylsäure Durch die Haut

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Page 1: Die Resorption der Salicylsäure Durch die Haut

~57 o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T / IO. J A H R G A N G . Nr. 34

Es ist natiirlich m6glich, dab die verschiedenen Minerale auch die Bactericidie spezifisch gegen verschiedene Mikroben beeinflussen k6nnen. So w/ire es immerhin m6glieh, dab nach den Resultaten yon LAUBER die Bactericidie gegen Pneumokokken sich doch durch Calcium erhShen 1/il3t. Die gr6Bten Erfolge bei Tierinfektioncn hatte aber auch LAUBER mit MagnesiumsaIzen, und diese Resultate konnten dutch die vorliegenden Untersuchungen in vitro erklArt werden.

In gewisser Weise stimmen die Ergebnisse unserer Unter- suchungen zu schon beschriebenen Angaben in der Literatur. PERELMANN konnte mit der Whrigthschen Methode der Be- s t immung des opsonischen Index feststellen, dab Magnesium- ionen ein energisches Stimulans ffir den phagocytiiren ProzeB in vitro sind. Ebenso land LEBDUSKA, dab Zusatz yon kolloidem Magnesiumperoxyd die Phagocytose steigert.

Es ist wohl anzunehmen, dab versehiedenartige Verh~ilt- nisse bei dem Zustandekommen der erh6hten Bactericidie durch Magnesiumanreicherung des Tieres zusammenwirken. Vielleicht wirken Calcium- und Magnesiumsalze auch ganz verschiedenartig bei einer Infektion. Die bis jetzt vorliegen- den Untersuchungen k6nnen aber doch vielleicht dazu er- mutigen, die yon HARRAR inaugurierte Magnesiumbehandlung yon Sepsisi~llen noch einmal aufzunehmen.

Zusammen/assung: Nit der Whrightschen Methode zur Niessung der Blutbactericidie wird gezeigt, dab es gelingt, die Blutbactericidie durch IVIagnesium-Sulfatinjektionen beim Kaninchen zu erh6hen.

L i t e r a t u r : CHIARI u. JANUSCHK~, Arch. f. exper. Path. 6 5, (1911). - - HARRAR, Ref, Z.org. Chir. 4, 44 t, - - LAUBER, ]3runs' Beitr. 151, 193 o. - - D E L B E T , Zit. nach LAUBER. - - W A L B U B { ,

Arch. f. exper. Path. 147- -- BARBOUR u.WINTER, Ref., Ber. Physiol. 46. -- PR.aUSNITZ U. MEISSNER, Zbl. Bakter. I Orig. 56, 344- -- PFALZ, Klin. -Wschr. 1929, Nr 36; 193o, Nr 29 -- Arch. f. GynXk. ~38, It. I (1929). -- PFALZ u. RITTAU, Arch. Gyn~ik. 141, H. I (193o). -- PERELMANN, Ref., Z.org. Chir. 3 o, 545. -- LEBDUSKA, Ref. Bet. Physiol. 55.

DIE RESORPTION DER SALICYLS•URE DURCH DIE HAUT.

V o n

H. KIONKA. Aus dem Pharmakologischen Insti tut der Universit~t Jena.

Die Salicyls~ure und ihre Verbindungen geh6ren bekannt- lich zu den Stoffen, welche verh/iltnism~Big leicht durch die Han t aufgenommen w e r d e n . - Die Frage nach der Auf- nahmef~higkeit der Haut ffir die verschiedenen Substanzen ist in den letzten Jahren, namentlich yon balneoiogischer Seite, wieder viel er6rtert worden; doch herrscht auI diesem Gebiet zur Zeit framer noch groBe UnMarheit, besonders da viele derartige Untersuchungen mit unvollkommenen Versuchsanordnungen und zum TeiI auch ungenfigender ]3e- wertung der zu berficksichtigenden physiologischen und physikalischen VerhMtnisse angestellt sind. Grundlegend und maBgebend sind auch heute immer noch die schon ~ilteren Yersuche yon FILt~HNt~ 1 und seinen Schfilern MAHN 2 und BIBERF~LD 8. FILEHNE wies als erster darauf lain, dab fiir die Frage der Aufnahmefiihigkeit der Hau t vor alien Dingen die mehr oder weniger groBe Durchg~ngigkeit der Epidermis in Betracht k/ime. Wohl iinden sich in den Ausfiihrungsg/ingen der SchweiB- und Talgdrfisen und in den Haarb,ilgen andere Bedingungen iiir die Resorption yon Stoifen; aber die Haupt- fi~iche der Hau t wird doch dutch die Epidermis gebildet. Deren Verhalten muB also in erster Linie mal3gebend sein.

Die Epidermis wird zun~chst iiir alle diejenigen Stoffe durchdringbar sein, welche sie selbst oder Teile derselben zer- stSren, d .h . also, zun/ichst ffir alle haut, ,~tzenden" Stoile.

Anderen Substanzen gegenfiber muB die Epidermis- schicht als eine , ,Diffusionsmembran" betrachtet werden, die aber ihrer eigenartigen ]3eschaffenheit wegen nut ffir ganz best immte Substanzen durchg/ing~g ist.

Wir miissen nach ihrem anatomischen Bau die Epidermis als eine mit Cholesterinfetten durchtriinkte Zellschicht auf- fassen, auf. welcher sich nach augen zu eine aus Hauttalg,

22. AUGUST z93z

also einem fetten ()1, gebildeteDeckschicht befindet. Durch eine solche , ,Diffusionsmembran" k6nnen also nur Stoffe hin- durchgehen, welche sowohl in der aufliegenden Tatgschicht, als auch in Cholesterinfetten der Epidermiszellen (Lanolin) 16slich sind. FIL~HNE und BIBERFELD haben nun in Modell- versuchen geprfift, f fir welche Substanzen diese L6slichkeit zutrifft. Diese k6nnen also unbedingt die unverletzte Epider- mis passieren. Von vorneherein ist es auch klar, dab Wasser und w~iBrige L6sungen die Epidermis nicht durchdringen und die Haut auf diesem Wege passieren k6nnen; -- eine ffir die Deutung der B~derwirkungen grundlegende Feststellungl

WohI abet k6nnen Wasser nnd allerhand andere Stoffe yon der Haut resorbiert werden dutch die Ausfiihrungsg~inge der Hautdrfisen und die Haarb/ilge, wobei noch die besondere capillare ,,Saugwirkung" der Haare (Keratingebilde) mit in Betracht kommt. Diese Saugwirkung wird n~mlich in bezug auf Salzaufnahme nicht beschr~inkt, wenn diese Keratin- gebilde mit Cholesterinfett impfiigniert sind. Aber die Mengen einer Substanz, welche auf diesem Wege durch die Haut resor- biert werden k6nnen, sind so auBerordentlich gering, dab sic bei der Beurteilung der l%sorptionsfiihigkeit der Gesamthaut kaum in Betracht kommen.

Eine besondere Gruppe in bezug auf die Durchdringbarkeit der Haut nehmen, wie oben schon gesagt, diejenigen Sub- stanzen ein, welche 16send auf die Epidermis und ihre Teile einwirken, dieselbe unter Umst~inden bei h6herer Konzen- tration ver~tzen. So wird die Salicyls~ure durch ihre Cutis 16sende Eigenschaft ohne weiteres befghigt, die Epidermis zu durchdringen. Diese Fi~higl/eit kommt aber nur der freien S/iure zu. Bei der Anwendung ihrer Verbindungen entwickelt sich diese Durchdringungsf/ihigkeit also erst, wenn aus dem auf die Haut gebrachten Salicylat S~iure frei gemacht wird; ein Vorgang, der aber offenbar immer verh~ltnism/il3ig leicht eintritt .

Aul3erdem werden nach Obigem natfirlich diejenigen Sali- cylverbindungen, welche in Yetten, bzw. Lipoiden 16slich sind, wie die Ester und die Amide der Salicyls~iure, befiihigt sein, durch die Epidermis durchzudringen und also yon der Haut aus vom K6rper anfgenommen zu werden.

Bei der Applikation yon Substanzen ant die ~ugere Haut wird aber ftir die l%sorbierbarkeit dieser Stoffe nicht nut in Frage kommen, wie weft diese selbst die Epidermis bzw. Haut zu durchdringen imstande sindl sondern es wird auch das Substrat, in welchem die Aufbringung auf die Hau t start- finder, yon ]3edeutung sein. Das Substrat kann, wie eben gesagt, zerlegend und leicht hantdurchdringende Stoffe frei machend auf das angewandte Mittel wirken. Es kann aber auch einen EinfluB ausfiben auf die Beschaffenheit der Haut selbst und deren Resorptionsfiihigkeit veriindern.

Wenn, wie wir oben gesehen haben, Wasser und w~iBrige L6sungen die Epidermis nicht zu durchdringen verm6gen, so kann doch unter Umstgnden eine Imbibit ion der Haut statt- finden, wenn diese selbst in best immter Weise ver~ndert ist. Dies ist, worauf FILEHNE besonders hinweist, der Fall an der Hohlhand und der FuBsohle, manchmal auch fiber der Kniescheibe, wo infolge der kr~iftigen, Iortw~hrend entstehen- den Druckwirkungen die Epidermis verdickt und pathologisch veriindert ist. So k6nnen auch auf chemischem Wege durch immer wiederholte Einwirkungen solche Vefiinderungen der lebenden Epidermis entstehen, die schlieBlich die Schutzkraft der Epidermis gegenfiber dem Eindringen yon Stoffen auf- heben (Sublimatwirkung). In gleicher Weise karm ein, z. B. als SalbengrundIage auf die Haut gebrachter Stoff diese der- artig ver/indern, dab sic auch ffir andere, z. B. in der Salbe enthaltene Substanzen leicht aufnahmef/ihig wird.

Diese resorptionsbef6rdernde Wirkung gewisser Salben- grundlagen war mir bei frfiheren Untersuchungen4 aufge- fallen. Gerade in bezug auf die Resorption yon Salieyls~iure- pr~iparaten zeigten sich je nach der angewandten Salbengrund- lage deutliehe Unterschiede.

Ich stellte mir deshalb die Aufgabe, die Durchl/issigkeit der Haut der Salicyls~ure und ihren Verbindungen gegenfiber einmal in bezug auf das versehiedene Verhalten verschie- dener Salicylverbindungen, sodann abet unter dem EinfluB

Page 2: Die Resorption der Salicylsäure Durch die Haut

~.z. AUGUST I932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

verschiedener als Salbengrundlagen angewandter Substanzen bzw. Substanzgemischeli zu priifeli. Ieh beliutzte zu diesen Versuchen das allgemein verwandte Kriterium fiir die stat t- gehabte Aufnahme dutch die Haut, n~mlieh den. Naehweis ,der betreffenden Substanz im ausgeschiedenen Harn. o-'

Die Versuche wurden an Kaninchen yon ungef/ihr gleicher Gr6Be und einem durchschnittlichen Gew~cht. yon 2500 g angestellt. Die salicylhaltige Salbe wurde jedesmal auf ether unmit te lbar vorher rasierten, aber sicher unver le tz ten Haut- fl&ehe yon etwa x2o qem genau 2 Mill. lang mit dem Finger eingerieben, bet m6glichst gleiehem Druek. Verwandt wurden dazu jedesmal -- mit Ausnahme einiger besonderer Anferti- gungeli (s. u.) -- je 5 g Salbe.

Der H a m der Versuehtiere wurde in den ersten Versuchs- reihen nach 2 4 Stunden und 4 8 Stunden; sp&ter aber bereits nach 8 Stunden auf die Anwesenheit yon Salicyls~ure unter- sueht. Der Nachweis fand, wie fiblich, durch Zusatz yon Eisenchloridl6sung und verdfilinter Schwefels~ure statt, jedoch wurde anlehnend an die von NEUBAuR-HuPPERqr ge- gebene Vorsehrift eine ganz besonders exakte Methodik an- gewandt, deren Zuverl~ssigkeit ulid Empfindsamkeit .vorher an Salicyls~urel6sungen festgestellt war. Naeh unserer Me- thode erfolgte der positive Aussehlag in destilliertem Wasser bereits bet einem Gehalt yon o, oooi % Salicylsiiure. Bet An- wesenheit von Bleiacetat ging die Empfindsamkeit naturgem&B i~erunter. Es erwies sich n&mlich als zweckm~Big, den H a m vorher mit Bleiacetat zu entf~rben. Es bestand abet regel- m&f~ig bereits bet o,ooi % Salieyls~ure eine deutliehe positive Reaktion.

Bet der groBen Empfindlichkeit dieser Methode war es unwesentlich, dab der innerhalb bestimmter Zeit yon dell Kaninchen elitleerte H a m nieht framer die gleiche Melige aus- machte, die Schwankungen wareli abet -- mit ganz wenigen Ausnahmen --, da ja die Art der Fii t terung und die Menge des gereichten Futters in allen Versuchen die gleiche war, verh~ltnism~Big gering.

Natfirlich wurden alle Versuche mit den zu untersuchen- d e n Salieylmengen in jeder Versuchsreihe gleichzeitig an mehreren Tieren angestellt. Es sind in der unten folgenden Zusammensteltung immer die aus mehreren gleichartigeli Versuchen gewonnenen Durchsehliittszahlen eingetragen.

In den folgenden Versuchen werden also versehiedene Salicylpr~parate auf ihre Resorbierbarkeit durch die unver- letzte, geschorene Kaninchenhaut miteinander verglichen.

Es wurde ferlier besfimmt, ob sich die ffir die verschiedenen Salicylpr~parate gefundenen Resorptionswerte unter dem EinfluB verschiedener Salbengrundlagen in bezug auf die Starke der Resorption ver~ndern.

Es wurde 3- untersueht, ob etwa die Resorptionsgeschwin- digkeit nnter, dem EinfluB der verschiedenen Salbengrund- lagen fiir die einzelnen Salieylpr~parate ze#lieh e i n e Ver- schiebung erlitte,

I . .Die untersuchten Pr~iparate. Zur Untersuchung kamen: SalicylsAure, Natr ium sali-

cylicum, Aeetylsalicyls&ure, Salicyls&ure-Methylester (Methyl- salicylat), Salicyls&ure-Bornylester (Salit), Salicyls&ure-Sali- eylester (Diplosal) und Salicyls~ureamid.

R I F T . IO, JAHRGANG. Nr. 34 2572

meinen Wunsch besonders hergestellt yon der Firma Helfen- berg A.G.

Das Material fiir diese Untersuchungen wurde mir zum Teil yon ether Anzahl chemisch-pharmazeutischer Fabriken* in liebenswiirdigerweise zur Verffigung gestelIt, woffir ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreehe.

Die Resultate dieser Untersuchungen sind auf der folgen- den Tabelle I zusammengestell t .

Die Durchsieht derselben ergibt folgendes. Die Resorbierbarkeit der Salicyls~ure und des salicyl-

sauren Natrons ist -- auf die Salieylkomponente berechnet in allen angewandten Salbengrundlagen gteieh.

Dagegen ist Acetylsalicyls/iure in s&mtlichen Grundlagen bedeutend leichter und schneller resorbierbar.

Von den Salieyls&ureestern, die alle langsamer resorbiert bzw. ausgeschieden werden als die reine Salieyls~ure und das Salicylat, erweisen sich der Methylester (Oleum Gaultherii) lind der Salicyls~ureester (Diplosal) auf die Salicylkompo- nente berechnet ungefAhr gleich gut resorbierbar. Nut in der

Nr. Gramm der Ver- ~ -

ttchs- IlOeS Pra- s~elhe paratcs

Tabelle 1.

5 6 7 8 9

IO 1I 12 13 I4 15 16

Entspre. cher~der Salicyl- gehalt in g

Salbengrundlage Reaktion des Harns nach

8Std. I 24Std. 48Std. i

17 18 19 2O 2 I 22 23 24 25 26 27 28 29 3 ~ 31

I O,O25 O,O2 5 2 O,O 5 O,O 5 3 0 , 0 6 5 , 0 , 0 6 5 4. ~176 0,075

o,i ~ o , i

o,i " - o , i "

o ,15 o ,15 0 ,5 0 ,5 O ,15 O, I5 O,O 5 O,O 5 0,075 0,075 O,15 O,15 o,o75 o,o75

[ o,15 o,15 o,o65 o,o65 }

]0,075 0,075

Salicyls~iure.

indifferent

Lanolin

indifferent ! mit 1% Soda

mit fliichtigem Liniment

indifferent mit 1% Campher

[

_ I

-vT+ +

+ + + - - ~ + + +

+ ~ + - - I+ -k+ + ] -

+ + I +

m

m

+ dy

+ + +

1I. Die untersuehten Salbengrundlagen. 32 Die genalinten Salicylpr~iparate wurden angewandt in 33

folgenden Verreibungen : 34 I. E iner ilidiiferenten Salbe, bestehend aus Vaselin (Vase. 35

l inum album) und Oliven61 zu gleiehen Teilen. 36 2. Lanolin (Adeps Lanae anhydricus). 37

38 3. Die indifferente Salbe unter I. mit 1% Natr ium earbo- 39

nicum. 40 4. Limmentum ammoniatum. 41 5. Die indifferente Salbe unter I. mit 1% Campher. 42 6. Eine indifferente Salbe aus Lanolin und gelbem Wachs 43

mit o,27% Extractum Capsiei. 44 7. Desgl. mit einem weiteren Zusatz yon 2 % Campher. 8. Eine Reihe yon bereits Salicyls&ure enthal tenden

Anfertigungen yon verschiedener Zusammensetzulig, auf

Natrium sallcylicum. 0,025 o,o214 [/ o,o 5 o,o428 ]] 0,065 0,055661 ]

Jr o,o75 o,o6422]} indifferent 0'8563 ]1 ~ ~ I

::55 0'428' o, 1284 Lanolin

0,05 '0,0428 [1 0'075 ~176 /[ indifferent

Io, I699 o,2447 :lJ mit I% Soda 0,075 mit o,o6422 [ ~ fliichtigem

]o, I699 o, I447 [J Liniment 0,o65 o,o556 [ indifferent o,o75 0,0642 J mit 1% Camphcr

- - m

++ - - i - - + i --

+% +% + + + i + i -

+ i -- i [ - + + , - - _

+ + + q 7 +_

+ + + + +

++§ ++ -

A cetylsalicylsgure, 9'~ 0'0304 I] o,o5 o,o38I i[

//o,o75 0,057 /[ ~ o,114~ //// indifferent

o, I9I o,1454 / o,03 0,0229 t/ 0,04 0,0304 ~ indifferent

I o,I9I ~o, i454 j mit i% Soda i o,o4 o,o3o 4 ~ mit fliichtigem o,19I ] o, i454 j Liniment

1[~176 r o,o2287[/ indifferent 11o,o4 ]0,o3o44[~ n i t 1% Campher

+

+ + +

+ -

+ + - t +

+ + q

+ + q

+

+ +

C. F. Boefiuger s6tme Marmheim WaldhoL Chemise.he Fabrik yon Heyden, Radebeul b. Dresden. Chemische Fabrik Helfenberg A,-G., HeHenberg b. Dresdem Kyffh~user Laboratorium H. Quincke, Frankenhausen a. K y f ~ u s e r .

Page 3: Die Resorption der Salicylsäure Durch die Haut

i 572 K L I N I S C t l E W O C H E N S C H R I F T . io. J A H R G A N G . Nr. 34 22. AUGUST ~931

Tabelle I (Fortsetzung).

]l ] Entspre- . Nr. Gramm chender serVer-Ildes Pr~i-I Saiicyl- suchs- reihe parates I gehalt

[ in g

Salbengrufidlage

Reakti0n des Harns nach

8 Std. 24 Std. 48 Std.

45 1'~~ 46 II o,I5 47 ii 0,25 48 io,125 49 t o,I65 5 ~ O,125 51 o, I65

52 II o, I25

53 54 55 56 57 58 59 60 61 62

63 64 65

66 67 68 69 7 ~ 71

72

73

0,1106

0,1327 0,2212 0 ,1106 o, I46O o,11o6 0,I46O

o, IiO6 t

II o,I~176 ] o,1~176 /

o,o75 o,o75 0,075 /o,o75 O,I 0~I

o,o75 oO,O75 O,I 0,065 o1o65 0,075 0,075 O,I I 0, I

O,125 O,O214 o,15 0,0403 0,2 o,o645

Salicylsiiure-Methylester.

o, I5 o,I343 o, I5 o,1343 o,225 ! 0 2010 o,175 o,I567 0,25 0,2239 0,25 o,2239

0,27 Io2o32{I i

o,27 0,2032{

indifferent { +

indifferent { + mit i % Soda mit fiflchtigem { q-

Liniment indifferent }

mit 1% Campher §

Saticylsiiure-Salicylester.

indifferent I

indifferent mit 1% Soda

mit flfichtigem [ Liniment

indifferent mit 1% Campher

-t + +

SalicylsSurebornylester.

7 Salicylsgureamid.

i + _

indifferent + + + + + i

indifferent !} i mit 1% Soda [ i

mit Iliichtigem } Liniment

!+-_ § ~- + +

++ + + + -

+ + + -

+++1- -

+ --

- I -

+ -- +

+

indifferenten Salbe mit 1% Campherzusatz wird Diplosal er- sichtlich bedeutend st~irker resorbiert -- ])er ]3ornylester (Sa- lit) wurde in der yon der Fabrik gelieierten fertigen Auf- machung als ,,Salit" mit etwa 35 % Salicyls~ture-Bornylester verwandt. ])ieses Pr~tparat zeigte eine recht gute Resorbier- barkeit, welche der des Salicyls~ureesters unter Zusatz yon 1% Campher entsprach.

])as Salicylsaureamid wurde geprtift, weft, wie MAN?,'ICH und ROJAIIN gezeigt haben, in den ammoniakhalfigen Salben- grundlagen im Laufe der Zeit Umsetzungen statffinden, die schlieBlich die darin enthaltenen Salicylverbindungen in Salicylamid fiberftihren. Man sieht, dab die Resorption bzw. Ausscheidung der Salicylkomponente in dieser Verbindung ebenfalls, wie bei den Estern, weir langsamer ist als bei An- wendung yon Salicyls~ure oder salicylsaurem Natron.

Hiernach findet also -- abgesehen yon Acetylsalicylsaure -- die st~rkste Salicylresorption aus Salicylsaure und salicyl- saurem Natron start. Dies ist begreiflich, d a j a , wie oben dargestellt, die Salicyls~ure, die such leicht aus den Salicy- laten frei wird, direkt aggressiv auf die Epidermis und nament- lich deren Cutisteile einwirkt und dadurch natfirlich leichter zur Aufnahme kommt.

]3etrachten wir nun den Ein.fluB, welchen die verschiedene Zusammensetzung der geprfiften Salbengrundlagen auf die Resorbierbarkeit der Salicylpr~parate ausiibt, so geht dies am besten a u s d e r folgenden Tabelle 2 hervor, in welcher die Sehwellenwerte zusammengestellt sind, wie die sich aus der Untersuchung des 8-Stunden-'Harnes ergaben:

Tabelle 2. Schwellenwerte des 8-Stunden-Harnes.

Salbe~ rundlage

Pr~iparat indifferent mit indifferent indifferent mit i% flfichtigem mit 1%

Soda Liniment Campher

Salicyls~ure . . . . o,o75 0,05 o,o75 o,o65 Natrinm salicylicum . 0,064 0,043 0,064 0,056 Acetylsalicyls~ure . . o,o 3 0,o22 o,o 3 o,o22

�9 Salicyls~turemethylester o,111 o,11i o,1ii o, i I i Salicyls~uresalicylester o, i o, i o, I o, 065 Salicyls~ur ebornylest er 0,065 -- -- -- Salicyls~ureamid. . . o,I57 -- -- --

Nach dieser Zusammenstellung wird die Resorption yon Salbengrundlagen, welche durch 1% Soda alkalisch gemacht sind, oder 1% Campher enthalten bei Salicyls~ure und Natri- um-Salicylat nur unwesentlich gefdrdert. ])er Sehwellenwert nach 8stfindigem Sammeln des Harnes ist bei Salicyls~ure in indifferenter Salbengrundlage o,o75 g in 5 g Salbe; bei derselben Salbe mit i % Soda o,o 5 g und mit ~ % Campher o,o65 g. Bei fliichtigem Liniment als Salbengrundlage wurde der Schwellenwert ebenfalls zu o,o75 g gefunden.

Auch die Resorption der Acetylsalicyls~ure wird dutch die genannten Zus~tze zur Satbengrundlage in gleicher Weise beeinfluBt.

Bei den Estern der Salicyls~ure zeigt sich bei dem Methyl- ester fiberhaupt kein Unterschied in der Resorption dnrch die genannten Salbenzus~tze. Beim Salicylester wird durch den Zusatz yon 1% Campher dagegen die Resorption sehr erheblich (um 7o%) gesteigert.

Reined Lanolin (Adeps Lanae anhydricus), wie w i r e s zu einer Reihe yon Versuchen verwandt hatten, erwies sich ftir derarfige Einreibungen als unzweckm~gig, da einmal die z~he Beschaifenheit des Lanolin eine wirklich gleichm~Bige Ver- teilung des Salicytpr/~parates nicht mit Sicherheit ohne Zu- satz eines weiteren Lbsungsmittels gestattete, vor allen ])ingen aber ein Verreiben des Lanolins in derselben Menge wie bei den anderen Salbengrundlagen innerhalb der gleichen Ein- reibungszeit, yon 2 Min. nicht mdglich war. Die mit den Lanolinsalben erzielten Werte kdnnen daher keinen Anspruch auI absolute Riehtigkeit haben, und wir lassen die besser beim Vergleich der Werte mit den anderen Salbengrund- lagen aus.

Bei alien Versuchsreihen wurden Salicyls~urebestimmun- gen nicht nnr in dem t ta rn der ersten 8 Stunden vorgenom- men, sondern such noch einmal nach 24 und nach 48 Stundem Vergleicht man diese sp~teren Werte mit dem Anfangswert im 8-Stunden-Harn und miteinander, so zeigt sich zunachst~ daB, wenn nicht auffallend groBe Mengen des Salicylpr~parates zur Einreibung kamen, nach 48 Stunden, d. h. also in dem Ham, der am 2. Tage nach dem Einreiben gelassen war, keine Salicylreaktion mehr zu linden war. Aber such in' diesen F~tllen war die bedeutend schw~tcher als im Harn des. I. Tages.

Im allgemeinen ist nach kleinen Salicylgaben in dem Ham, der am SchluB des I. Tages untersucht wurde, d .h . also in dem Harn, welcher zwischen der 8. und 24. Stunde nach dem Einreiben gelassen wurde, bereits die Salicyl- reaktion schw~cher als in dem Harn der ersten 8 Stunden. Die durch die Haut anfgenommene Salicyls~ure wird also immer verh~ltnism~Big rasch im Kdrper wieder verschwinden.

Eine Ausnahme machen in dieser Hinsicht, wie ant Ta- belie i zu sehen ist, die Ester der Salicyls~ure, be1 denen h~iufig erst in der 2. Probe, also nach 24 Stunden, die Hdhe der Reaktion im H a m erreicht wird. Man wird hieraus. schlieBen mtissen, dab der Abbau bzw. die Ausscheidung der resorbierten Salicyls~ure bei den in diesen Versuchen ein- geriebenen Salicyls~urepr~iparaten entweder nicht in gleicher Weise und gleicher Geschwindigkeit vor sich geht, oder daB. die Resorption der Salicylsgureester yon der H a u t aus lang- darner erfolgt als die yon Salicyls~mre und den Salicylaten.,

Dieser Unterschied w/ire bei den verschiedenen Bedin- gungen, welche einmal die Cutis 16senden Siiuren und Sali- cylate und andererseits' die lanotinldslichen Ester und Amid~

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e2. AUGUST I93I K L I N I S C H E \ u io. J A H R G A N G . Nr. 34 1573

Entspre-

Salicyl- palates gehal* reihe ] in g

I

SalbengTundlage Reaktion des Hams nack

8 Std. 24 Std. 48 Std.

Salbe 1.

7574 5, o5'~ ~176176176 j [ [ Extractum Capsici J,! +--

Salbe 2. 76 i 5,o o ,o5 }ExtractnmCapsici { 77 5,o 0,075 + 2% Campher ~-.

+

+

Als Schwellenwert kommt atso bei diesen beiden Pr~ipara- ten o, o75 g nach der Untersuchung des 8-Stunden-Harnes in Betracht.

Welter wurde eine Salbe mit derselben Grundlage yon Salbe 2 verwandt, welcher yon der Fabrik bereits ein Salicyl- pr~parat, n~mlich I5 % Gaultheria61, zugesetzt war (Salbe 3). Diese ergab folgendes Resuttat:

Tabelle 4.

Nr [ Entspre ' l �9 i Gramm d:uVesr.'l des Pr~i-chenderl

gehalt i parates Salicyl- [ reihe i in g

Salbengrundlage Reak~ion des Harns nach

8 Std. z4 Std. 48 Std.

Salbe 3. 781[ 0'55 o,0919 ] ExtractumCapsici [I @--

+ 2% Campher /I 79 0,7 io,o984[J + i5% O1. Gaulth.[[ + + +

Der Schwellenwert wurde hier im 8-Stunden-Harn zu o, o9!9 g festgestellt.

Auffallend war bei den Versuchen mit diesen 3 Salben alas lange Anhalter~ der Salicyla~tsseheidung. Dieselbe war

durchaus nicht wie bei dell bisher untersuchten Salben gleich zuerst sehr stark und klang dann schnell ab, sie ring vielmehr im 8-Stunden-Harn wohl deutlich, aber nicht iiberm~gig stark an, und h ie l t auch bei niederen Salicylgaben noctl gleichstark im 24-Stunden-Harn an.

Sehr interessant waren auch Versuche mit zwei weiteren mir zu diesen Untersuchungen yon der Firma Helfenberg hergestellten salicylsiiurehaltigen Salbengemischen, yon denen das erstere (Salbe 4) eine sehr prompte Resorption der Sali- cylkomponente zeigte, w~hrend diese in dem zweiten Pr~t- parat (SMbe 5) langsamer verlief. Dies ist nach dem oben Gesagten auch verst~indlich, well in diesem die Salicyls~iure neben Ammoniak vorhanden war und wir also eine teilweise Umsetzung zu Salicylamid (s. o.) annehmen mfissen.

Tabelle 5.

Nr. Gramm En~spre- i Reaktion des Hams nach der ver- i I chender suchs, des Pra-[ Salicyl- Salbengrundlage / relhe [Iparates[ gehalt in g I 8 Std. 24 Std. 48 Std.

Salbe 4. 80 0,550,05382 ] Salicyls~ur6 [ + q- -- 81 0,55 0,05382 ~ gebunden an Na- / + 82 1, 5 o,i4762 ] trium + + + +

Salbe 5. 1,25 o,o775!1 I I ! -

84 2,0 o, I24 + _ 85 2,0 o, t24 /~gebunden an Am-~ I i --

/ monium I! + i + ~ + -- 86 2, 5 o, 155

Die urspr~ngliche Zusammensetzung dieser Salben, in denen also die Salicyls~ure in Salbe 4 an Natrium, in Salbe 5 an. Ammonium gebunden war, war folgende:

Tabelle 6 (Salbe 4). SalicylsXure gebmlden an Natrinm durck nachtr~gliche Umsetzung aus folgender Vorschrift:

50% Vaselin, 15% Adeps Lanae, 25% Sapo medicat., 8 % Acidum salicylicum, 2 % Methylsalicylat.

(Salbe 5). Salicyls~ure gebunden an Ammonium durch nach- tr~gliche Umsetzung aus folgender Vorschrift:

1,3% NH S, 6,2 % SMicyls~ure, o, 5 % Senf61, 6,o% TerpentinS1, o,6% 3/fenthol,

12,o% Chloroform, 1,5% Fetts~ure an fettem 01, 6,7% Mineral61.

Eine kombinierte, SalicylsXureester enthaltende Salbe mit Extractum Capsici lind Campher stellt das bekannte, yon der Firma ,,Chemische Fabrik Helfenberg A.G." schon seit langem hergestellte und vim gebrauchte Pr~parat CapsiJor dar. Dasselbe enth~lt folgende therapeutisch wirksamen Stoffe: Campher, Menthol, Oleum Gaulther. (15 %), NH 3 lind Tinct. Capsici auf Basis eines alkoholischen Seifengelees.

Es wurde in derselben Weise wie die anderen untersuchten Salicylsalben geprfift. AuGerdem wurden 2 weitere Prliparate, Salbe I und Salbe I I , nntersucht, welche mir zum Vergleich yon der genannten Firma ffir diese Versuche zur Verffigung gestellt waren.

Ihre Zusamlnensetzung war ~olgende:-

Salbe I au] Lanolinbasis. Menthol, Oleum Oaulther. (15%), Extr. Capsici, Campher,

Adeps Lanae, Cera flava.

Salbe I I and Spiritusbasis. Lanolin, Waehs- und Wasseranteil sind ersetzt durch

Spiritus yon 90 %. Die prozentuelle Zusammensetzung dieser beiden Zu-

bereitungen war analog dem Capsifor mit Ausnahme-der Grundlagen.

der Ss ffir die Aufnahme durch die Haut finden, wohl verst/indlich. Weiter wird aber die L6slichkeit in den Zell- lipoiden ein 1Xngeres f 'esthalten tier Ester und Amide der Sali- cyls/iure in den Geweben, namentl ich in den lipoidreichen Nervenzellen, zur Folge haben und dadurch die Wirkung dieser Salicylpr/iparate bei einer solchen Percutan-Therapie eine protrahiertere sein.

Bei alien untersuchten Salicylpr~paraten zeigt sich, wie in dem ersten 8-Stunden-Harn, auch die Reaktion im Harn nach 24 Stunden starker, wenn die Salbengrundlage alkalisch gemacht war oder Campher enthielt. Von einer zeitlichen ,,Verschiebung" der Resorptionsgeschwindigkeit durch die ge- nann ten Zus~tze zu den Salbengrundlagen kann man jedoch nicht sprechen.

h i der bisher gegebenen Zusamnrenstellung der Resultate waren noch nicht aufgenommen die oben in der Aufz~hlung der untersuchten Salbengrundlage n u n t e r 6., 7- und 8. auf- geffihrten Satben, welche zum Tell durch eilien Zusatz yon Extractuln Capsici ausgezeichnet waren. Es handelt sich dabei um Salbenpr~parate, welche mir auI meine Bitte yon der Chemischen Fabrik Helfenberg A.G, hergestellt waren.

Da wires also mit Anfertigungen yon einem ganz bestimm- .ten Gehalt der Salicylkomponente zu tun batten, so muBten wir, da es sich ja zun~chst darum handelte, die Intensit~tt der Resorption der Salicylkomponente ans diesen Salbenmischun- gen zu bestimmen, natfirlich ebenfalls zun~chst den ,,Schwel- lenwert" feststellen. Dazu muBten wir aber vim geringere Mengen Pr~tparat einreibeli als die bei den irtiheren Versuchen jedesmal verwandte Salbenmenge yon 5 g.

Nur bei den beiden indifferenteli Salbengrundlagen, die oben nnter 6. und 7. aufgeffihrt sind, ans LanoIin lind gelbem Wachs, yon denen die erstere o,27 % Extrac tum Capsici, die zweite auBerdem noch 2 % Campher enthielt, konnten wir, wie bei den frfiheren Versuchen, 5 g Salbe jefesmal zum Ein- reiben verwenden mit dem entsprechenden Zusatz yon Salicyl- s~ure.

Wir sehen bei diesen beiden Pr~paraten iolgende Re- sultate :

Tabelle 3.

Page 5: Die Resorption der Salicylsäure Durch die Haut

1574

]Die Untersuchung dieser 3 Pr~parate Resultate :

Tabelle 7.

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . IO. J A H R G A N G . Nr. 34

Nr l/ I Entspre- �9 Gramm orVe - I o oo er

suchs- - Salicyl- reihe parates gehalt

in g

Salbengrundlage

ergab tolgende

Reaktion des H a m s nach

87 88 89 9 ~ 9I

92

93 94 95

96 97 98

11~ i~176 , !o,o7962 i 0,07962

!o,75 o,o9954 1,o965 o,1488

00?5 o,o5 o9i/ 0,073 I[

o,55 1o,o73 [ I,o9651 o,1488 J

o,75 0,09954 ] o,75 o,o9954 ~ auf 1,o965 o, I488 J'

dcvpsqor.

8 Std. 24 Std. 48 Std.

+

- I

I +

+

+ +

m

Salbe I.

aui Lanolin-Basis [

Salbe 11.

Spiritus-Basis / +--

Die Salicylresorption aus dem ,Ca/psi]or" ist also eine ganz vorzfigliche. Bei den zum Vergleich geprfiften Salben (Tabelle 7) k0mmt bei der ersten dieser Salben die Resorption der Salicyls/iure ungef~hr in derselben St~irke und Geschwin- digkeit zustande wie beim Capsifor. Jedoch n immt eine griindliche Einreibung in die Haut infolge der schwer verreib- baren Lanolinbasis eine erheblich l~ngere Zeit in Anspruch als beim Capsifor. Die Salicylresorpfion bei Salbe I I ist abet bedeutend versehlechtert. Ein so hoher Alkoholgehalt wie in dieser Salbe ist also fiir die Resorption der Salicylkompo- nente yon Nachteil. Wir kommen weiter unten darauf zurtick.

Zusammen]assend l~tBt sich sagen, dab meine Unter- suchungen gezeigt haben, wie die Resorption der Salicyls~ure and ihrer Verbindungen yon der Haut aus je nach der Art des eingeriebenen Salicylpr~iparates verschieden schnell und in verschiedener St~irke erfolgt,

Die Salicyls~iureester werden durchweg langsamer, aber l~inger dauernd aus den verschiedenen Salben resorbiert als die Salicyls~iure selbst und das Salicylat. Auch die Resorption bzw. Ausscheidung der Salicyls~iureamide ist eine verz6gerte.

Salicyls~iureester and Salicylamid sehen wir daher auch vorzugsweise in den zur Percutantherapie eingeffihrten Salicyl- salbengemischen, so in den yon uns untersuchten: GapsiJor und Sa/it sowie in anderen viel gebrauchten Pr~paraten: t~heumasan, Spirosal, Mesotan, Salen, Doloresum usw.

Welter haben meine Untersuchungen ergeben, dab ge- wisse, die Haut reizende oder auch ihre Resorptionsf~higkeit Xndernde Zust~inde zu derarfigen Salbengrundlagen yon be- I6rderndem oder verz6gerndem EiniluB auI die Resorption der percutan verabiolgten Salicylpr~parate sein k6nnen.

Und damit kommen wit zu einem sehr wesentliehen Punkt, der bei der Beurteilung des therapeutischen Wertes einer solchen SaIicylsalbe yon ebenso groBer Wichtigkeit ist wie die St~rke der Resorption der in der Salbe enthaltenen Salicyl- komponente: die besondere direkte Einwirkung der anderen Salbenbestandteile auf die Haut bzw, auf deren Durchblutung. Diese Reizung und damit verbundene Erweiterung der Haut : gef~Be bringt eine bessere Blutversorgung der behandelten Hautstelle zuwege. Man reibt ja bei rheumatischen Be- schwerden oder auch bei Muskelkater, leichter Prellung der Weichteile and Gelenke diese Salicylsalben direkt auI die er- krankte bzw. schmerzhafte K6rperpartie ein. FRI~DLX~D~R ~ hat recht, wenn er in solchen F~llen yon diesen leicht haut- reizenden Salicylpr~paraten als yon einer , ,Unterstiitzung der Massagewirkung" spricht.

Diese also direkt als Heile]Jekt in Betracht kommende bessere Durchblutung der eingeriebenen Stellen durch die ,,hautreizenden" Mittel bewirkt auch gleichzeitig eine bessere Resorption der Salicylkomponente dieser Salben und durch

22. AUGUST 193~

die erh6hte CO2-Spannung in dem behandelten Gewebe eine st~rkere Abspaltung der freien Salicyts~ure aus derselben.

AuI diese Weise -- also in doppelter Hinsicht! -- ist der Gehalt yon Salicylsalben an solchen Hautreizmitteln, wie Campher, Extractum Capsici, Chloroform, Menthol u . a . , namentlich ~therischen ()len, sehr wertvoll.

Natfirlich muB es die Auigabe der pharmazeutischen Industrie sein, ihren Einreibungen diese Hautreizstofie nur in solchen Mengen zuzusetzen, dab auch bei fortgesetztem Gebrauch nieht eine i~bermi~flige Reizung und sch~digende Entzi indung der t t au t entsteht.

Um festzustellen, ob dies beim Capsifor, derjenigen der yon uns untersuchten Salben, welche die meisten ,,haut- reizenden" Stoffe enth~lt, erreicht sei, wurde zun~tchst die Einwirkung einer Salbe ohne Salicyls~ure, welche die im Capsifor enthaltenen Hautreizstoffe in demselben prozen- tualen Verh~ltnis enthielt, auf die -- ja auBerordentlich emp- findliche -- Haut des Kaninehens geprfift. Diese Salbe wurde auf der geschorenen Kaninchenhaut in der !Vienge eingerieben, welche bei der Verwendung des ,,Capsilor" wohl h6chstens ftir eine Itautstelle yon dieser Gr6Be zur Verwendung kommt. Es wurde also geprtift, ob durch den Gehalt yon Capsicum- extrakt und bei gleichzeitiger Anwesenheit yon Campher, Menthol and anderen hautreizenden Substanzen die einge- riebene Haut etwa in einer zu starken Weise gereizt wiirde. Ist doch Tinctura Capsici nicht bloB hautr6tend, sonden~ wirk* auch blasenziehend. Indessen haben die Versuche mi t dieser Salbe keine derarfige Reizung der Kaninchenhaut gezeigt, so dab eine Sch~digung der weft weniger empfind- lichen Haut des Menschen in diesem Sinne auch dutch wieder- holte Einreibungen durch diese Salbe und also auch durch das Capsifor nicht Zu fiirchten ist.

Es ist demnach, wie aus diesen Untersuchungen hervor- geht, sehr wohl m6glich, Salicylpr~parate herzustellen, welche bei der lokalen Behandlung rheumatischer Beschwerden und Xhnlichen Erscheinungen den therapeutischen Eifekt aui zweierlei Weise erzieten, einmal dureh eine 6rtliehe ,,reizende" Wirkung auf die behandelte t tautstelle in krXftiger Form, zum zweiten durch resorptive Wirkungen, die sieh dureh die aus der Einreibung leicht und schnell yon der t t au t aus aufgenom- menen Salicylkomponenten entwickeln. Diese Feststellung. wird man in Zukunft bei der Beurteilung des therapeutischerx Wertes einer Salicylsalbe oder Salicyleinreibung berfiek- sichtigen mtissen.

L i t e r a t u r : 1 W. F I L E H N E , Berl. klin. Wschr. I898 , 3. -- 2 L. MAHN, Inaug.-Dissert. Breslau 1897. - - ~ W. FILEHNE U, J. BIBERFELI), Beitr. z. chem. Physiol. u. Pathol. 5, 449 (I9~ . __ 4 H. KIONKA, Fortschr. Ther. 1929, Nr 6. - - s R. FRIEI~- LXNDER, Der prakt. Arzt 193o, 2.

R E K O N V A L E S Z E N T E N S E R U M B E H A N D L U N G D E R

E N C E P H A L I T I S U N D F R A G E I H R E R

fi, T I O L O G I E * .

V o n

Pr iva tdozen t JoAcI~I~ BI~OCK, Oberarzt der Universitfits-Kfixderldfixik Marburg a. d. Lalm

(Direktor: Prof. E. FRBUDENBERG) .

DaB etwa seit dem Ausgange des Weltkrieges, der die Economo-Encephalitis-Pandemie brachte, die infekti6sen Erkrankungen des Zentralnervensystems fiberhaupt zu- genommen haben, ist sehon 6fters Gegenstand der Er6r terung gewesen. Fiirs Kindesalter sind bier in erster Linie zu nennen~ einmal die parainfekti6sen Encephalitiden (zu welchen ja auch die postvaccinale geh6rt), ferner die anderen sporadi- schen Encephalitiden und schlieBlich die unter verschiedenen Namen gehenden F~lle selbst~ndiger, im allgemeinen gut- artiger Meningitis mit ser6sem his eitrigem Liquor. Gemein- sam ist alien diesen Krankheitsformen, dab der Liquor mi t

* Nach einem Vortrage, gehalten auf der Tagung Siidwestdeutscher und Rhefixisch~- westfNischer Kfixder~rzte fix GieBen am x2..April I93I.