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Die ,,Restperiodenpriifung" als vollwertiger Ersatz far die Peststellung der Gesarntjahresleistung mittelst Fallennest beim Huhn. Unter Mitarbeit von Diplom-Landwirt Hans Korff von Adalf R. Walther. (Mit 3 Abbildungen.) I. Einleitung. Die planmaige Verwendung der Leistungspriifung bei der Erziichtung hochleistungsfahiger Hiihnerstamme wird dadurch stark gehemmt, da13 diese Leistungsprufung in ihrer jetzigen Form eine im Verhaltnis des Arbeits- aufwandes zum Rohertrsg recht kostspielige Sache ist. Das ist haupt- sachlich dadurch bedingt, daB der Ges am tertrag des Jahres festgestellt werden mull. Es liegt nahe, die Verhliltnisse beim Huhn mit denen bei der Leistungspriifung des Rindes zu vergleichen - z. B. hat noch vor kurzem Weinmiller (11) in der Einleitiing seiner Arbeit einen derartigen Vergleich angestellt -, man erkennt dann klar den fur die Rosten aus- schlaggebenden Unterschied. Beim Rinde hatte die Leistungspriifung und damit die planmaBige Ziichtung auf Leistung auch nicht annahernd den jetzt schon erreichten Umfang annehmen konnen, wenn es nicht moglich ware, aus der an etwa 20 Tagen erfolgenden Beststellung der Milch- produktion die Gesarntjahresleistung mit weitgehender Annaherung zu er- rechnen. Dasu kommt aber, daB die Leistungsprufung bei Hiihnern erst am Anfang ihrer Entwicklung steht und immer mehr an Ausdehnurig gewinnen muB, wenn die zuchterische Arbeit voll durchgefuhrt werden soll. Bisher war die Leistungspriifung bei Huhnern in der Hauptsache eben nur eine Prufung der Tiere ziim Zwecke direkter Auslese der zur Zucht zu ver- wendenden. Bei weiterem Ausbau des Gedankens der Leistungsxucht wird man notwendigerweise immer mehr von dieser Individualauslese xur Leistungsfeststellung ganzer Nachkommenschaften iibergehen miissen. So sehr es dabei im Vergleich mit anderen Haustierarten beim Huhne von VoIteil ist, daB fur jedes einzelne Zuchttier - auch jedes weibliche Zucht- tier - eine gro13ere Nachkommenschaft die Noglichkeit gibt, verhaltnis- maBig schnell sich einen klaren Uberblick uber den erblichen Zustand

Die “Restperiodenprüfung” als vollwertiger Ersatz für die Feststellung der Gesamtjahresleistung mittelst Fallennest beim Huhn

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Die ,,Restperiodenpriifung" als vollwertiger Ersatz far die Peststellung der Gesarntjahresleistung mittelst

Fallennest beim Huhn. Unter Mitarbeit von Diplom-Landwirt Hans Korff

von

Adalf R. Walther. (Mit 3 Abbildungen.)

I. Einleitung. Die planmaige Verwendung der Leistungspriifung bei der Erziichtung

hochleistungsfahiger Hiihnerstamme wird dadurch stark gehemmt, da13 diese Leistungsprufung in ihrer jetzigen Form eine im Verhaltnis des Arbeits- aufwandes zum Rohertrsg recht kostspielige Sache ist. Das ist haupt- sachlich dadurch bedingt, daB der Ges a m tertrag des Jahres festgestellt werden mull. Es liegt nahe, die Verhliltnisse beim Huhn mit denen bei der Leistungspriifung des Rindes zu vergleichen - z. B. hat noch vor kurzem Weinmi l le r (11) in der Einleitiing seiner Arbeit einen derartigen Vergleich angestellt -, man erkennt dann klar den fur die Rosten aus- schlaggebenden Unterschied. Beim Rinde hatte die Leistungspriifung und damit die planmaBige Ziichtung auf Leistung auch nicht annahernd den jetzt schon erreichten Umfang annehmen konnen, wenn es nicht moglich ware, aus der an etwa 20 Tagen erfolgenden Beststellung der Milch- produktion die Gesarntjahresleistung mit weitgehender Annaherung zu er- rechnen.

Dasu kommt aber, daB die Leistungsprufung bei Hiihnern erst am Anfang ihrer Entwicklung steht und immer mehr an Ausdehnurig gewinnen muB, wenn die zuchterische Arbeit voll durchgefuhrt werden soll. Bisher war die Leistungspriifung bei Huhnern in der Hauptsache eben nur eine Prufung der Tiere ziim Zwecke direkter Auslese der zur Zucht zu ver- wendenden. Bei weiterem Ausbau des Gedankens der Leistungsxucht wird man notwendigerweise immer mehr von dieser Individualauslese xur Leistungsfeststellung ganzer Nachkommenschaften iibergehen miissen. So sehr es dabei im Vergleich mit anderen Haustierarten beim Huhne von VoIteil ist, daB fur jedes einzelne Zuchttier - auch jedes weibliche Zucht- tier - eine gro13ere Nachkommenschaft die Noglichkeit gibt, verhaltnis- maBig schnell sich einen klaren Uberblick uber den erblichen Zustand

92 Walther:

eines Stammes zu rerschaffen, ebenso hinderlich ist es dabei naturlich, daB die Hosten der Fallennesterkontrolle sehr schnell uber das wirtschaft- lich zulassige MaS hinauswachssn. Dazu kommt noch als ein in der Praxis haufig sehr wesentlicher Paktor, daB der Ziichter nur sehr ungern die Anzahl der mit solchen wichtigen Arbeiten zu beschaftigenden Personen in seinem Betrieb vermehrt, weil es ihm nicht immer leicht ist, zu- verliissiges Personal fur diese Arbeit zu bekommen.

Es handelt sich also nm die Frage, ob es miiglich ist, aus der un- mittelbaren Feststellung eines bestimmten begrenzten Teiles der Leistung mittelbar die Gesamtleistung beim Huhn mit so weitgehender Sicherheit zu errechnen, daI3 der zuchterische Wert dieser Zahlen unter der Ab- kiirzung des PeststellungsveI.fahrens nicht leidet. Wir glauben nach ein- gehendem Studium der biologischen Verhaltnisse bei der Eiererzeugung der Huhner einen Weg gefunden zu haben, der zunachst einmal die R a g e zum mindesten grundsatzlich lost. In den Abschnitten II-IV wird zu- niichst iiber diese Untersuchungen berichtet werden; i m Abschnitt V werden dann die Untersuchungen amerikanischer Porscher mit den unserigeo verglichen und gezeigt werden, daB diese Arbeiten im Ausland die Richtig- keit und Allgemeingiiltigkeit unserer Ausfuhrungen weitgehend bestiitigen.

11. Untervuchungsmaterial.

Der erste und wesentlichere Teil unserer Untersuchungen wurda ausgefuhrt an dem Material, das Herr HoIderlin, Pfarrer in Bchonaich bei Stuttgart, in nahezn 2Ojahriger Arbeit gesammelt hat. Es handelt sich hier um eine Zucht rebhuhnfarbiger Italiener, einen der wenigen Sthmme, bei denen aach wlhrend des ganzen Krieges und der Nachkriegszeit eorg- fiiltige Aufieichnnngen gemacht worden sind. Fur unsere UntersuchungeD benatzten wir die 16 Jahrgiinge von 1908-19'24. Dqr Bestand weist einen Dorchschnitt von 137 Eiern fur diese game Zeit anf. Diese Leistung darf als sehr boch hezeichnet werden, besonden wenn in Betracbt gemogen wird. daB eine ganze Reihe a l t e r e r Huhner (bewuSt, aus zuchterischea und anderen Qrttnden) gehalten und mit in die Berechnung genommen worden sind. Geztichtet wnrde mit eigenen Hennen, es wnrde nur eine beschrankte Zahl von Hlihnen fremder Zuchten zur ,,Blntauffrischnng" eingestellt. Es kann im allgemeinen nur von einer miiSig streng durch- gefiihrtsn Zucht anf Leistung - gernessen etwa an den hachaten Forde- rungen entsprechender groBer Anatalten der neuesten Zeit - gesprochen werden. Die Flitteruag der Hiihner ist im Durchscbnitt eine ziemlich gate, war aber wohl wahrend der ganzen Zeit niemale so, daS man von einem starken Treiben der Eierproduktion sprechen kann. Sie hat wiihrend der Kriegszeit selbstversttindlich gelitten, allerdings, wie die Tabelle 2 zeigt, nicht 80 stark, daB die Ergebnisse dieser Jahre Mr unsere Untersuchuogea unbrauchbar wvilren. Zieht man nun in Betracht, daS diese Aufzeichnangen

Die Restperiodeupriifung mittelst Fallenuest beim Huhn. 93

gemacht wurden, ohne daB, auch nur unbewuRt, irgend eine wissenschaft- liche Tendenz einen EinfluB auf die Durchfiihrung der Leistungspriifung gehabt hiitte, so miissen unseres Erachtens die gefundenen Ergebnisse ii berzeugend wirken.

Zum Zwecke der Nachprufung der an dem Holdorlinschen Material festgestellten Ergebnisse haben wir uns dann noch das Material a m einer grolen Gefliigelzuchtanstalt verschafft, die unter ganz anderen Verhdtnissen arbeitet. Ihr Besitzer, Herr H. Engel, Lohbriiggerhohe bei Hamburg, hat uns sein Material, das. ebenfalls von keiner wissenschaftlichen Tendenz beeinflufit, in erster Linie fur die eigene praktjsche Ziichtung gesammelt worden ist, gleichfalls bereitwilligst zur Verfugung gestellt; wir haben hier nur einen geringen Teil der vorhandenen wertvollen Aufzeichnungen ver- arbeiten konnen. Sie entstammen einer Zucht, die, auf eingefuhrte gute arnerikanische Zuchttiere von weiBen Leghorns sich griindend, in sorg- fiiltiger Arbeit sich zweifellos zu einer der besten Leistungszuchten Deutsch- lands entwickelt hat. Die Zucht ist allerdings auch nicht annahernd so alt wie die Holderlinsche, uns lagen uberhaupt nur die jungsten Jahr- gange vor, befindet sich dafiir aber, von einem Berufsgefliigelzuchter ge- leitet, in bezug auf Fiitterung, Aufzucht, Benutzung von Fruhbruten und ausgesprochene Leistungszuchtung, voll auf der Hohe mocierner Geflugel- groW betriebe.

111. Untersuehnngen an dem Material Hblderlin. Den ersten oberblick uber dieses Material gibt uns die Tabelle 2,

die die Zahlen fur die Durchschnittsleistungen von 16 einzelnen Jahren bringt. Der Bestand betrug dabei 11-29 Hiihner, im Durchschnitt 19. Fur die einzelnen Jahre sind wepgelassen worden alle Tiere, uber die kein volles, einwandfreies Jahresergebnis vorliegt, also ror allem diejenigen, die wahrend des Legejahres eingingen, geschlachtet wurden oder bruteten.

Die Tabelle 2 zeigt nun zunachst, wie sich diese Legeleistung auf die einzelnen Abschnitte des Jahres verteilt. Dabei haben wir die Ein- teilung des Jahres in drei verschiedenen Formen, als A, B und C be- zeichnet, gewahlt. Die Einteilung geschah in diesen Formen aus Griinden, die aus den weiter unten folgenden Ausfiihrungen hervorgehen.

Tabel le 1. Ein te i lung d e r verschiedenen Formen von Haup t - und Restper ioden.

Marz, April, Mai . . . . 3 Monate Kurze Bezeichnung: A, Juni-Nebruar. . . . . 9 ,, 1 19 449

April, Mai, Juni . . . . *3 ., 1 1 B, Juli-Miirz . . . . . . 9 ., 1, 77 B9

11 c 4 Marz-Juni . . . . . 4 .( 11 C8 Juli-Februar . . . . . 8 ,l 7

94 Walther:

149 141 129 125 149 1.10 141 136 120 135 135 126 152 145 124 134

Im folgenden werden wir nur diese Bezeichnungen beniitzen und dabei die 3- bezw. 4monatigen Abschnitte, die H a u p t p e r i o d e n , die zugehorigen 9- bezw. 8monatigen Abschnitte, die Res tper ioden , nennen.

Tabet le 3. Uberbl ick iiber d a s Ho lde r l in sche Mater ia l und seine E i n t e i l u n g

i n d i e verschiedenen Iformen der Haup t - und Restper ioden.

~~

62 64 56 59 57 62 62 63 57 58 60 59 60 60 56 57

Jahrgang

64 61 57 57 60 55 62 62 59 57 61 59 59 62

1908--09 1909-10 1910-11 1911-12 1912-13 1913-14 1914-15 1915-16 1916-17 1917-18 1918-19 191 9 -20 1920-21 1921-22 1922-23 1923-24

D urchschni tt

87 85 77 i 80 73 72 66 68 92 89 78 85 79 79 73 74 63 61 77 78 75 74 67 67 92 93 85 83

15 15 14 11 20 15 14 16 26 24 29 26 23 17 20 16 - 60

67 74

Verdeich

Haup tperiode

4 I 4 j c4

13 14 12 3 2 4

I - 1 -

- - - - - - - - l - l -

Restpenode -

A, j BE3 I C8

6 5 5 2 2 3 2 4 4 3 3 1 3 3 -

83 81 75 77 77 75 81 82 75 74 80 77 79 81 74 76 -

19 1 137 I 60 I 60 I 77 I 77 I 78

Tabel le 3.

2 - e Q P Z

I = s c: 66 60 54 48 72 65 60 54 45 61 55 49 73 64 50 58 59

yg 2 -

-

A b w e i c h u n g e n d e r Jahresdurchschnittsleistungen von d e m 16 jabr igen Gesamtdurchschn i t t , f u r die verschiedenen Pormen

de r Haupt- u n d Res tper ioden berechnet .

QroBe der Ab-

weichunge:

3 n. weniger 4-6 7-9

10-12 13-15 16-18

Die Restperiodenpriifung mittelst Fallennest beiin Etuhn.

Ein nberblick iiber die Tabelle 2 zeigt nun folgendes: 1. Die Legeleistung wahrend der Abschnitte A, und B, ist praktisch

Es ist geradezu uberraschend, wie gering die Unterschiede sind;

95

gleich. sie belaufen sich bei 16 Legejahren:

auf 0-2 Eier in 12 Fallen

73 7 ,, ., 1 Fall. Entsprechend sind naturlich auch die Abschnitte A, und B, gleich. Daraus ergibt sich, da13 es fur die praktische Anwendung unserer Vor- schlage ziemlich gleichgultig ist, ob wir die 9 monatige Restperiode vom Juni-Februar oder vom Juli-Marx rechnen.

2. Es mu13 uberraschen, wie gering die Schwankungen zwischen, den verschiedenen Jahrgangen bei den 3- beaw. 4 monatigen Haupt- perioden sind im Verqleich mit den Schwankungen bei den 8- bezw. gmonatigen Restperioden. Nun ist ja jedem Zuchter bekannt, daB die Hiihner nicht das ganze Jahr hindurcb gleichmaBig legen, sondern sich die Hauptleistung auf wenige Monate - namlich die naturliche Brutzeit des Huhnes - zusammendrangt; aus diesem Grunde haben wir auch fur diesen Abschnitt die Bezeichnung Hauptperiode gewahlt. Die Tabelle 3 zeigt deutlich dies verschiedene Verhalten der beiden A bschnitte des Jahres. Damit ist aber zunachst einmal klar bewiesen, daB die Hauptunterschiede zwischen den einzelnen Jahrgangen bedingt sind nicht so sehr durch die Leistung in den Hauptperioden, sondern in den Restperioden. In der Hauptperiode legen die Huhner praktisch genommen immer, was ja auch die hohen Leistunpen mit durchschnittlich 2 Eiern in 3 Tagen fur die 3- sowohl wie fur die 4monatige Periode beweisen. Deshalb sind auch all- gemeine Angaben der Ziichter iiber die Legeleistung ihrer Hiihner, wie sie so gerne etwa in der Form erfolgen: ,,Meine Huhner legen beinahe jeden Tag" von sehr geringem Wert. Auch schlecht legende Huhner legen in der Hauptperiode verhaltnismafiig sehr gut, um dann in der Restperiode umso grundlicher zu versagen.

Es erhebt sich nunmehr die hage , ob das, was wir hier fur die jahrliche D u r c hsc h n i t tsleistung d es g anzen S tam me s gefunden haben, iiuch gultig bleibt. wenn wir die Leistungen des e inae lnen Tieres ins Auge fassen. Wir haben diese Rage studiert, indem wir:

a) Die Tabelle 4 zusammenstellten, die einen ifberblick iiber die Schwankungen der einzelnen Leistungen um den Jahresmittelwert gibt,

b) indem wir die als Tabelle 5-7 folgenden Korrelationstafeln auf- gestellt haben. Diese geben die Beziehungen zwischen Jahresleistungen und A, bezw. B, und C, fur jedes einzelne Tier an.

Was nun zunachst die Tabelle 4 betrifft, so ist sie derart berechnet, daB, f u r j eden J a h r g a n g g e t r e n n t , der Jahresdurchschnitk von A, und A,, C, und C;, errnittelt wurde; und da13 dann die Abweichungen samk licher Eineelxahlen von jedem dieser Nittelwerte, zu dessen Rerechnung

,, 3 ). 9, 3 1.

96 W alther:

Tabelle 4. Abweichungen d e r 301 d e r Berechnung zugrunde l iegenden J a h r e s l e i s t u n g e n vom S t a m m e s m i t t e l w e r t d e s j e w e i l s eu- gehorigen J a hres, berechnet f u r 2 verschiedene Formen d e r

Haupt- und Restperioden.

Die Ab- weichnngen

betrugen Eier

0-3 4-6 7-9 10-12 13-15 16-18 19--21 22-24 25-27 28-30 31-33 34-36 37-39 40 - 42 43- 45 46-48 49-51 52-54 55-57

4

41 36 38 33 28 26 15 23 11 13 8 10 6 3 3 3 2 1 1

93 74 51 28 28 11 8 2 1 1 1 2 1 - - - - - -

41 42 34 35 33 23 22 16 10 13 10 7 4 4 3 2 1

1 -

sie beigetragen hatten, zusammengestellt wurden. Ein kurzer Blick auf die Tabelle lohrt, daS diese Schwankungen fur A, und C, sehr viel grtjfler s ind ah fur A, und C,. Wahrend z. B. Abweicbungen uber 21 Eier bei A, und C, nur vereinzelt vorkommen, machen diem bei den andern noch rund 25--30°/0 aller Werte pus. Die Schwankungen betragen im Durchschnitt rund:

Bei A, : lo%, bei A, :'200/,, bei C, : 9,5 o/o, bei C, : 25% des durch- achnittlichen Wertes. Das zeigt klar, daB die Legetiitigkeit in den 3- bezw. 4 Hauptlegemonaten nicht nur einen ganz wesentlichen Teil der Gesamt- produktion auamacbt, sondern, auch wenn wir die Tiere einzeln ins Ange fassen, viel regelmaaiger erfolgt oder mit andern Worten: die Jahres- legeleietung eiqes H u b nes w i r d uberwiegend durch die Leistulig i n den Restper ioden bedingt. Versucht man sich diese Verhiiltnisse klareumachen, 80 stoat man eigentlich von selbst auf die Frage: wurde 8s nicht geniigen, die Legeleistungen nur wahrend der Restperioden fest- eustellen und die Tiere nach diesen Leistungen in den Restperioden zu bewerten? Daa ist naturlich nur dann moglich, wenn entweder die Reihen-

Die Restperiadenprufung mittelst Fallennest beim Buhn. 97

folge bei der Bewertung nach der Oesamtjahresleistung und nach den Ilestperioden annahernd die gleiche bleibt, oder wenn im Falle von Ab- weichungen wichtige Grunde fur die Restperiodenbewertung sprechen. A u € diese Fragen geben uns die Korrelntionstabellen 5-7 Antwort. Diese Tabellen zeigen fur jedes einzelne Legejahr die Beziehungen zwischen der Jahresleistung und der Leistung in den 3 verschiedenen Formen der Restperiode Bus den Tafeln und den ihnen angeschlossenen Berechnnngen kann man folgendes entnehmen:

a) Die Korrelation is1 in allen 3 Fallen sehr hoch d. h. in allen 3 Fallen wachst mit steigender Jabresleistung gleichsinnig auch die Leistung in den einzelnen Restperioden. Die Siorrelationskoeffizienten sind 0,93 und 0,94 bei den 9monatigen Restperioden und erreichen damit Werte, die sonst in biologischem Material nur selten vorkommen; die auch noch als sehr boch gelten mussen, wenn man beriicksichtigt, daB die XWerte in den YWerten enthalten sind. Auch der Wert fur den Korrelations- koeffizienten der Smonatigen Restperiode ist mit 0,86 sehr hoch. Bei Betrachtung der Tabellen selbst fallt es auf, da13 besonders bei den Tafeln der 9 monatigen Restperioden die Korrelation bei den hoheren Lege- leistungen e:ne engere ist, als bei den geringeren Leistungen, was sich vor allem darin ausspricht, da13 das linke obere Tiertel eine breitere Streuung der Zahlen zeigt als das rechte untere. Dies kann im Orunde nicht iiberraschen. Denn eine j ede Storung in der normalen Legeleistung wahrend einer Legeperiode, etwa durch Krankheit oder Brutigkeit, mu13 sich ja in den allermeisten Fallen darin ausdrucken, da13 1. die Leistung im allgemeinen niedriger wird und 2. die Korrelation der beiden Ab- schnitte zueinander sinkt.

b) Was nun den Vergleich der Streunngen betrifft, so zeigt die Betrachtung der 6 Variationskoeffizienten, daB die Variabilitiit in den 9- monatigen Restperioden 5/3 der Variabilitat der Jahresleistung betragt. Bei der 8monatigen Restperiode betriigt sie rund das Doppelte der Jahresleistung. Da nun aber die Streuung der Jahresleistungen sich aus der Streuung der Hauptperioden und der Restperioden zusammensetzt, so folgt daraus, ohne daB wir es erst zu berechnen hrauchen, auch hier wieder; daB in der Hauptperiode die Legeleistnng eine sehr vie1 gleichmafiigere ist, als in der Restperiode. Also mit anderen Worten, es wird hier das bestatigt, was wir in anderer Form oben in Tabelle 4 entwickelt haben. Mit diesen aus den Korrelationstabellen abgeleiteten Angaben ist nun aber klar gezeigt, da13 die Beurteilung der Leistungsfahigkeit einer Lege- heme allein nach der Leistung der Restperiode zu einer ganz Ihnlichen Klassifikation fuhren mu13, wie die Beurteilung nach den Jahresleistungen selbst.

Zeitschrift fiir Tierziichtong ond Ziichtungsbiolo&3e. I[', 1/2. 7

-

2u 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 83 90 95 100 105 110 115 120 125 130 135 140 145 150

~

Tab

elle 5. l) K

orrelation swischen Jahresleistung und A

, (Juni-Februar). Y

75 80

85 90

95 100 105 110 115 120 125 130 135 140 145 150 155 ls0-165

170 175 180 Id5 190 195 200 205 1 1 1

12

11

1

32

1

21

1

12

2

22

1

22

22

1

41

1

12

23

11

1

12

32

51

1

13

17

53

1

11

10

8

9 2

2 3

12 10

3 2

1

78

75

2

2 21014 6

12

73

71

1

33

52

1

11

33

84

1

31

1

1

1

12

1

33

1

1 1

1

11

1

1 1

3 3

9 11

9 8

10 13

20 21

25

29

17

21 30

16 16

15 9

2 4

4 1

2 2

2 Mx =

77;20 My =

135,80 ~y =

25,15 ux =

21,55 YX =

27,91 ~y =

18,52 r =

+ 0,91

~

1 1 6 6 5 10 14 11 15 22 31 30 30 36 21 15 21 5 4 7 3 2 2 1 1 1 301

m

l) A

nm. Tab. 5-7.

Wir geben hier nur die errechneten Zahlen an, und setzen die A

rt der Berechnung als bekannt voraus. Im

ubrigen verw

eisen wir fur alle Einzelheiten

auf die Blicher yon:

Johannsen, Elemente

der exaktsn Erblichkeitslehre; K

ronacher, Allgem

eine Tierzucht, Bd. 2, D

ie Biom

etrit

Ta

bel

le 6

. K

nrre

lati

on z

wis

chen

Jah

resl

eist

ung

und

B, (J

uli-M

arz)

. Y

U

Mx =

76,

40

My =

135,

79

ox =

21.8

0 ~y

=

25,1

5 V

X =

28,5

3 ~y

=

18,5

2 r =

+ 0:9

3

0

0

10 I

15

Tab

elle 7. K

orrelation zwischen Jahresleistung und C,

(Juli-Februar).

1

1 2

11

9

11

2

11

1

20 25 30 35 40

11

1

35

21

45

1 3

42

64

5

I 50

2 1

22

55

61

55

1 2

59

81

1

60 65 70 75

42

11

2

12

3

3 1

1

12

41

21

2 2

41

1

6 7

4 1

11

12

29

94

4

2 3

11

1

3 4

2 1

22

33

43

2

4 5 10 9

13 14 26 24

' :; 33 27 19

I 95 I

100 I

105 I 110

I E I

1

1

21

1

1 1

1 2

1

1

Die Restperiodenpriifung mittelst Fallennest beim Huhn. 101

Zu einem ganz ahnlichen Ergebnis kommen wir auch noch auf einem anderen Wege. Wir haben in Abb. 1 die Verteilung dargestellt, die 99 Junghennen der Holderlinschen Zucht mit ihrer Leistung im ersten Legejahre aufwiesen. Zum Vergleiche geben wir (der besseren Ubersicht

Abb. 1. \-erg:eich minderwertiger, mittelguter und hochleistungsflhiger Junghenuen in bezug auf den Anteil j a e s

Monats an der Gesamtjahresleistung. H 6 Id erl i n se h e s Mat er i a 1.

Monute

Abb 2.

VeTgleich mhderwertiger, mittelguter und hochleistungsf&higer Jooghennen in bezug auf den Anteil i d e s Yonats an der Gesaml jahresleistnng. A m e r i k a c i s c h e W e t t l e e eleis t ungen.

-. IIennen des unteren Drittels, - - - Hennen mit mlttlerer Leistunr, - Henneu bester Leistung.

halber in diesem Falle dem Kapitel V vorgreifend, das die amerikanischen Untersucbungen uber die hier einschlagigen Fragen zusammenfassend bringen wird) in Abb. 2 die Aufstellung eines amerikanischen Unter- suchers (1 j, nach dessen Beispiel unsere Abbildung gefertigt ist. Die unserer Abb. 1 zugrunde liegenden Zahlen gibt Tabelle 8. Die Be- rechnung erfolgte derart, daB zunachst die samtlicheu vorhandenen Jung-

102 W a l t her:

Tabelle 8. Zahlenniater ia l xu Abb. 1 , verg le ichend den An te i l den j ede r Monat bei minderwer t igen Hennen , be i mi t t e lgu ten u n d bei wertvol len H e n n e n a n d e r Gesamt jahres le i s tung hat. A n g a b e

in Hunder t t e i l en f u r 99 Junghennen .

19.5

16,5

13,5

Niederste 1 I - 1 ~

Jshresleistmg 0,2 1,8 6,5 20,o 17,O I i1,5 i 5.5 I

16-5 13,5 12,O

13,5 11,s 13,O

Mittlere

Hochste Jahresleistung

Jahresleisttmg

- - 111 -

15,5

13,5

12,5

-

1

5 0,5 0,5

2'5 - I - hennen in drei Gruppen (--ngel-ilt wurden, namlich die,"nigen mit den geringsten Legeleistungen, mit mittleren Leistungen und mit hohen Leistungen im ersten Jahre. Es ergab sich, da13 die Grenzen fur diese Einteilung fur unser Xaterial bei 115 und 139 Eiern liegen. Dann wurde fur jede der drei so entstandenen Gruppen berechnet, wie sich, in hundert Teilen ausgedruckt, die Leistung der Gruppe auf die einzelnen Monate verteilt. Es ergibt sich eindeutig, dad die geringwertigen Hennen ehen unverhaltnismadig groderen Teil ihrer Produktion in der Hauptperiode erzeugen, wahrend die Hennen mit hohen Leistungen in diesen Zeiten eine verhal tnismaBig geriuge Produktion haben, dagegen in der Rest- periode anteilmaflig sehr vie1 mehr legen. Da13 es sich dabei um eine ganz allgemein gultige Erscheinung handelt, geht daraus hervor, daR

1. die amerikanischen Angaben sich auf drei mi t t e l schwere Rassen lbeziehen (die Abb. 2 auf Rhode Island Reds, ganz ahnliche Ergebnisse zeigten jedoch auch die Untersuchungen von Wyandottes und Plymouth Rocks), wahrend unsere Untersuchungen die wesentlich leichteren Italiener- huhner behandeln;

2. es sich bei der amerikanischen Putterung urn eine wesentlich bessere handelt als in unserem Falle;

3. die amerikanischen Huhner ausgelesene Tiere eines Legewett- bewerbs maren wiihrend es sich bei uns um eine zwar gute aher ziichte- risch auch nic! ' annahernd so gut durchgearbeitete Zucht handelt. Tor allem durfte es sich bei den amerikanischen Tieren urn ziemlicb aus- gesprochene Fruhbruten handeln, wahrend unsere Junghenneu sweifellos nicht ais Priihbruten angesprochen werden konnen. Diese UnOerscbiede erkliiren gewisse Verschiedenheiten im Verlauf der Kurven der beiden Abbildungen, wobei jedoch an dem bier in erster Linie in Frage kom- menden Verhaltnis der drei Kurven zueinander sich nichts Weseo tYches lndert.

Die Restpexiodenpriifung mittelst Fallennest beim H u h 103

Kommen wir nun zuruck zu unserer Hauptfrage am Eingang unserer Untersuchungen, so konnen wir zunachst einmal ganz im allgemeinen sagen, daB ea tatsachlich moglich sein muB, eine abgekiirzte und doch vollwertige Leistungskontrolle beim Huhn dadurch auszufiihren, daB man nur die Ergebnisse der Restperioden im einxelnen verfolgt, was auf die Kontrolle von hiichstens der Halfte der Eier herauskommt und - worauf es vor allem anzukommen scheint - die Hauptarbeitszeiten des Zuchters im Fruhjahr wesentlich entlastet.

IV. Nachpriifung des von uns vorgeschlagenen Verfahrens auf seine Brauchbarkeit.

Wir haben in Kapitel 111 in groBen Ziigen gezeigt, daB die Rest- periodenleistung ein sehr guter Ausdruck fur die Leistung der Huhner iiberhaupt ist. Wir schlagen demnach vor, drei oder vier Monate der Hauptlegezeit den Fallnesterbetrieh stillzulegen (selbstverstiindlich gilt das nicht fur Buchthuhner, deren Eier zur Erbrutung dienen sollen) und i n n e r h a l b d e r Zuch t die Tiere nach ihrer Restperiodenleistung zu be- werten. In Erganzung dieser Angaben ware es dann noch notwendig f u r den Verg le i ch ve r sch iedene r Z u c h t e n , eine Angabe iiber die Durch- schnittsleistung des betr. Stammes wahrend der Hauptperiode zu machen. Wir schlagen vor, dies in folgender Form durchzufuhren: (8l)* + 63. Das hltte zu bedeuten: Die Henne hat in der 8monatigen Restperiode, einzeln im Fallennest nachgewiesen, 63 Eier gelegt, und gehort einem Stamm an, der in der auf 4 Monate berechneten Hauptperiode einen Durchschnitt von 81 Eiern hat. Diese Durchschnittszahl ist nicht jm einzelnen durch Pallennester nachgewiesen, sondern wird nur durch Notierungen der tag- lichen Qesamtleistungen des Stammes ermittelt.

Unsere Aufgabe ist es jetzc, zunachst einmal darzulegen, welche Differenzen entstehon, wenn wir die tatsachlich gefundenen Jahreswerte rnit den auf diese Weise errechneten vergleichen. Das sol1 in diesem Abschnitt im einzelnen untersucht werden.

Wir beginnen mit einer Xachpriifung unseres bisherigen Untersuchungs- materials, d. h. wir stelien fest, um wieviel der nach unserem abgekurzten Verfahren errechnete Betrag die in Wirklichkeit mit dem Fallennest ge- fundene Jahresleistung ubersteigt oder gegen ihn zuriickbleibt. Daruber gibt die Tabelle 9 AufschluB. Wir geben sie in der Form wieder, daB wir unser gesamtes Hennenmaterial von 301 Tieren in 3 (fruppen teilen:

93 Tiere mit den geringsten Jahresleistungen, 116 Tiere mit den mittleren Jahresleistungen,

93 Tiere mit de3 hochsten Jahresleistungen. Dabei ist die Zugehorigkeit zu den 3 Gruppen, iim den Schwankungen

der einzelnen Jahre ihren EinfluB auf die Rechnung zu nehmen, so ge- troffen worden, da5 fur jedes e inze lne J a h r eine solche Drittelung dnrch-

104 W a l t h e r :

-~ -

I 1 9 16 1 3 1 10 7 3 - 3 1 3

6 + 3 6 bis bis bis bis bis bis bis

'21 I "zil" 18 15 12 9

gefuhrt wurde, wobei der Rest der nicht durch 3 tejlbaren Zahl immef zur mittleren Gruppe geschlagen wurde.

7 1 0 1 13 16 19 bis bii 1 bi; 1 bis bis 9 18 21

Die Tabelle zeigt, daB zunachst einmal rund ein Drittel aller Tiere eine Ahweichung zwischen irn Fallennest gefundenem und nach teilweiser paIlewesferkontrolle errechnetem Jahresertrag von 3 und weniger Eier zeigen, was man praktisch geuommen als keine Abweichung bezeichnen kann, da diese geringen Utiterschiede keine Rolle spielen gegenuber den Fehlerquellen, wie sie durch gelegentliches Verlegen usw. leicht antstehen. Weitere 125 der Abweichungen liegen zwischen 3 und 9 Eiern, die Unter- schiede sind also nur gering. Der Rest liegt mit 93 Pallen auBerhalb der Gfrenze von 9 Eiern.

Es versteht sich nach der Art der Berechnung von selbst, da13 diese Abweichungen gleichbedeutend sind mit den A bweichungen der einzelnen Legeleistungen in der 4monatigen Hauptperiode von der jahrlichen Durch- schnittsleistung wabrend dieser Hauptperiode. Dabei ergibt sich aus der Tabelle, daB diese Abweichungen bei jenem Drittel der Hennen mit scblechter Jahresleistung iiberwiegend auf der Minusseite, bei dem Drittel der Hennen mit guter Jabresleistung ubermiegend auf der Plusseite liegen, wahrend sie sich in der Mitte ziemlich regelmahg urn den Kullwert ver- teilen. D. h. mit andern Worten: Hatten wir es hior nicht mit einer relativ kleinen Zucht zu tun, wo neben Junghennen zu Zuchtzwecken auch ein Ted iilterer Tiere mitgehalten aerden, die den Durchschnitt der Gesarnt- jahredeistung drucken, so fiele ein wesentlicher Teil der Tiere des unteren Urittels weg. Damit miifits in der 8monatigen Restperiode die Leistung

Die Restperiodenpriifung mittelst Fallennest beim Buhn. 105

entsprechend steigen und so die Abweichungen fiir das obere Drittel kleiner werden. Die Tabelle laBt deutlich erkennen, da8 die Tiere rnit geringer Jahresleistung auch irn Durchschnitt eine etwas geringere Leistung in der 4monatigen Hauptperiode haben. Diese bedingt eben die Minusabweichung vom Hauptperiodendurchschnitt, wie sie in der Tabelle klar zum Ausdruck kommt. Unser Verfahren mu8 naturgemaB zu wesentlich besseren Ergeb- nissen fuhren, wenn wir nur Hennen derselben Jahresklassen zu einer Qruppe zusammenfassen. Dabei konnte man im ersten Legejahr noch ein Ubriges tun, indem man alle Hennen, die bis zum 1. Mare im ersten Legejahre nicht gelegt habeu und die dadurch zeigen, daB sie (sofern es sich nicht gerade urn Spatbruten handelt) minderwertig fur das Legen veranlagt sind, vom Stamm absondert und damit fur die Berechnung der Hauptperiode das Material vereinheitlicht. Auf diesem Wege werden die Abwejchungen gnnz zweifellos wesentlich erniedrigt werden konnen, wie sich aus Tabelle 10 ergibt, die die in Tabelle 9 enthaltenen 94 Jung- hennen ohne die alteren Tiere bringt.

Tabelle 10. Abweichungen d e r absolu ten Lege le i s tung v o m aus d e r

Smonat igen Res tper iode e r r echne ten Re t r ag (alle Hi ihner im ersten Legejahr) .

- Ahweichung + Ahweicliung _______ ____.__ _ _ _ -

I I

31 29 4-

8 j 1 0 1 3 4 / 1 1 1 2 1 5 1 L 1 .- 6 1 1 1 2 1 4 - H ---

-

Diese ganze Frage laI3t sich weiterhin noch dadurch klaren, daB wir i nne rha lb e ines jeden J a h r e s die Hennen ordnen

1. nach ihrer Jahresleistung und 2. nach ihrer Kestperiodenleistung,

urn dann die Reihenfo lge der Tiere in beiden Fallen miteinander zu vergleichen. Wir haben dies fiir die 8 monatige Restperiodenleistung, also ebenso wie in Tabelle 9 unter besonders verscharften Verhaltnissen durchgefuhrt und dann bestimrnt, inwieweit Verschiebungen in der Rang- ordnung beim zweiten Verfahren gegeniiber dem ersten eingetreten sind. Eine obersicht uber das Ergebnis findet man in der linken Halfte der Tabelle 11. Dort wird gezeigt, um wieviel Stelleu die Tiere in der Rang- ordnung bei dem ejnen Verfahren gegeniiber dem anderen verschoben sind. Wir sehen also, dafi 56O/, der Tiere entweder garnicbt oder nur urn eine Stelle verschoben sind, d. h. also praktisch an derselben Stelle stehen; da13 2S0/, der Tiere urn 2-3 Stellen verschoben sind und daB

106 W a1 t h er :

Tabel le 11. Uberb l ick iiber d ie Verschiebung i n der Rangordnung bei der E i n o r d n u n g nach der 8 monat igen Res tper iode gegeriiiber de r E inordnung nach de r Jahres le i s tung . L inke HLlfte f u r s ln i t - l ic l ie Hennen d e s Holder l inschen Mater ia ls , r ech te HLlfte f u r

die 93 bes ten Leger innen .

J ahrgang

1908,09 1909/10 1910/11 1911/12 1912113 1913114 1914115 1915116 19 16/17 1917118 1918/19

' 1919/;'0 1920121 192 1/22

1923124 G iundzahl

in ausgediiicltt

1922i23

Zahl der Hennen

15 15 14 11 20 15 14 16 26 24 29 26 23 17 20 16

30 1 -

- ~

0-1

- 10 9

10 10 14 10 5

15 16 11 12 4

12 13 11 11

1 i 0 58 "lo

- -_

2-3

- 2 4 3 1 2 3 5 1 8 7

12 12 8 6 9 4

87 28 "io

- -__

4 und mehr -

3 ' 2 I

4 2 4

2 6 5

10 3 1

I 44

-

-

-

14 "0

Znhl der 1 o-l 1 2--3 4 und Hennen melir

nur 14O/, um 4 und mehr Stellen abweichen.

I I 5 4 ' 1 - 5 5 1 - 1 - 4 4 ) - 1 - 3 3 1 - 1 -

5 1 3 , 2 1 -

5 5 1 -

fj 1 6 1 - , -

I 2 l 2 1 1 - -

8 6 2 ' - 8 1 6 9 ' 7 8 7 5 6 5

93 -

6 7 4 6 5

79 84 "a

1 1 1 2 1 - 2 1 -

- I - 1 -

- 1 -

13 I 1

, - -

16O,b , - Dies ware aber zunachst

eine relativ geringe Ubereinstimmung. Eine nahere Priifung zeigt aber. daB dieser Fall auch wieder verschieden beurteilt werden muB, je nach- dem, ob es sich um ein Tier mit hoher oder geringer Leistung handelt. Das ersehen wir sehr deutlich aus der rechten Halfte der Tabelle 11, die nur das beste Drittel der Legerinnen umfaBt, also diejenigen Tiere, die fiir uns ziichterisch erst eigentlich unmittelbares Interesse haben. Hier sind uber 84 aller Tiere praktisch im abgekurzten Verfahren ebenso eingestuft wie bei vollstandiger Jahreskontrolle. Rund 16 weisen Ab- weichungen von 2 und 3 Stellen auf, und nur ein Tier zeigt eine Ver- schiebung von mehr als 4 Stellen. Diese Erscheinungen erklaren sich eben durch die schon auf Seite 07 erwahnte Tatsache, da13 jede Storung im Normallegeverlauf glejchzeitig die absolute Eierleistung herabsetzt und die Korrelation zwischen Hauptperiode und Restperiode stort (eine Aus- nahme von dieser Itegel kame nur fur den selbstverstandlich sehr seltenen Fall in Frage, daB die Storuog zeitlich auf die beiden Abschnitte so ver- toilt ware, daB beide gleichmaBig davon beruhrt wurden).

Die Restperiodcnpriifung mittelst Fallennest beim Huhn. 101

I n Erganzong dieser Untersuchungen am H 6 1 d e r 1 i n schen Material haben wir dann, wie schon einleitend bemerkt, Aufzeichnungen aus einer Zucht herangezogen, die unter vollig anderen Verhaltnissen arbeitet so- wohl in klimatischer, wie in ziichterischer und futterungstechnischer Hin- sicht. Wir entnahmen diesen Aufzeichnungen aus dem Engelschen Be- triebe zunachst die Angaben uber die Legeleistung von 258 wei13en Leg- hornhennen verschiedener Altersstufen aus den Jahren 1922123 ; damit bringen wir natiirlich den EinfluB der natiirlichen Verhaltnisse der ver- schiedenen Jahre aus der Rechnung heraus, der bei dem Zusammenziehen verschiedener Jahre, wie beim Hold erlinschen Material notwendig, eine gewisse Rolle gespielt haben mag. Diese Angaben folgen in den Tabellen 12-14.

Tabelle 12 bestimmt die Korrelation zwixhen Haupt- und Rest- periode, also nicht wie in den 3 Korrelationstabellen 5-7 zwischeu Rest- periode und Gesamtjahresleistung. Die Tafel zeigt, daB unter diesen ver- anderten Verhaltnissen die Leistungsanlagen des Huhnes sich in denselben Ciriindziigen auswirken.

Das zeigt sich in folgenden Punkten: 1. Es besteht eine ausgesprochene Korrelation zwischen beiden db-

schnitten von + 0,48. (Sie ware ohne eine vereinzelte ganz heraus- fallende Zahl wesentlich groBer.)

2. Die Variabilitat der Leistung, ais relative Variabilitat am Variations- koeffizienten gemessen, ist in der Hauptperiode kaum groBer als balb so groB wie die der Restperiode.

Ordnet rnau nun die Hennen des Engelschen Materials, so wie das fiir die Hennen des Holderlinschen in Tabelle 11 geschehen ist, einmal nacb der Gro13e der Jahresleistung und dann nach der GroWe der Rest- periodenleistung, und bestimmt man dann fur jedes einzelne Tier, um wie- vie1 Stellen es in der einen Reihenfolge gegeniiber der andern verschoben ist, so erhalt man dami t die beste Vergleichsmoglichkeit zwischen Kest- periodenprufung und Jahresfallennesterkon trolle. Diese Arbeit habeu wir fur die 258 Tiere des Jahrgangs 1922/23 durchgefiibrt. Daq Ergebnis findet sich in der Tabelle 13 zusammengefaljt. Danach jst die Stellen- verschiebung - bedenkt man, da13 es sich urn 268 Tieru hmdelt - i m allgemeinen nicht groS. Rund 600/, der Tiere zeigen Terschiebungen um 20 und weniger Stellen. Dagegen kann man den Einwand erheben, da13 eine groljere Zahl von sehr groljen Verschiebungen - in 15 Fallen Verschiebungen FOU iiber 50 Stellen - das Verfahren sehr unsicher machen. Diese hohen Zuhlen erhohen auch die du rchschn i t t l i che Ver- schiebung auf rund 21 Stellen. Urn diese Verhaltnisse richtig beurteilen zu konnen, mu13 man sich aber zunachst einmal die Grundlagen ansehen, auf denen die Tabelle 13 errechnet worden ist. Es ist leider nicht moglich, dieses Material in voller Ausdehnung hier zu bringen, es ware in dieser Form auch zu uniibersichtlicb, deshalb haben wir in Tabelle 14 3 Stiicke

108 Walther:

c C

c

c.

r.

c-

c.

L

___ ~ 10 16 21 26 31 I 36 41 51 1 61

0-3 4-6'7-9 bis bis bis bis bis bis bis bis , bis I 15 20 I 25 30 35 40 50 60 70

Es ergaben sich Verschiebungen urn

dieser Haupttabelle wiedergegeben, namlich die 25 FBlle mit den geringsten Leistungen, ebenso 25 Falle mit den hochsten Leistungen und dann 25 Falle, die die Jahresleistung 140-147 Eier umfassen und damit um den Mittelwert der ganzen Werte herumliegen. Sieht man sich diese Zahlen der Tabelle 14 im einzelnen an, so fallt sofort auf: die beiden extremen Jahresleistuogsgruppen, die mit geringer und die mit hoher Leistung, zeigen ein sehr weitgehendes Ubereinstimmen der Rangordnung bei beiden Verfahren. Anders die mittlere Gruppe; hier betragt die Ab- weichung im Uurchschnitt 30 Stellen, wahrend sie bei den Tieren mit hiichster Leistung nur ein Sechstel dieser Zahl betragt. Das hangt aber vor allem damit zusammen, da13, wie die Tabelle deutlich zeigt und was ja nach unserer Kenntnis vom Wesen der Vhriabilitat durchacs zu er- warten war, die Fiille urn den Mittelwert sehr viel dichter liegen. Ein Abweichen zwischen beiden zum Vergleich stehenden Zahlen in Hohe von z. €3. 5 Eiern mu13 eben eine sehr viel grofiere Rangdifferenz geben, wenn sie sich auf mittlere Leistungen als wenn sie sich auf extreme Werte be- zieht. Damit aber verlieren die gro13en Zahlen in Tabelle 13 viel von ihrem Gewicht, und es bleibt vor allem die Tatsache iibrig. da13 besonders in jenem Teil der Tabelle, der zuchterisch in erster Linie in Frage kommt, namlich bei den Tieren mit hoher Leistung, die beiden Beurteilungs- verfahren weitgehend iibereinstimmen.

An dieser Stelle mu13 aber nun noch darauf aufmerksam gemacht werden, da13 eine Voraussetzung nicht in allen Fallen zutrifft, die wir bisher stillschweigend gemacbt haben. Wir haben namlich immer an- genommen, da13 die Zahl der Gesamtjahresleistung der ,,richtigeLL Ausdruck fiir die Leistungsform ist. Das trifft aber in einigen Fallen ganz sicher nicht zu, in einigen Fallen ist die Einstufung nach der Restperiodenleistung mehr oder weniger die bessere. Nehmen wir als Beispiel, an dem wir djese Verhaltnisse klarlegen. die in der Mitte der mittleren Spnlte der Tabelle 14 eingetragene Heme mit einer Jahresleistung von 145 bei 126 Eiern in der Restperiode, die dabei die sehr hohe Differenz von 119

> 70

110 W a l t h e r :

Tabel le 14. Auszug a u s e i n e r Tabel le , d i e den J a h r g a n g 1922/23 a l l e r Alters- s tufen d e r Engelschen Zucht urnfafit. Es wird fu r j e 25 Tiere rnit d e n n i ed r igs t en und hochsten Jah res l e i s tungen und f u r 25 dafiir in d e r Mi t te s tehende Tiere angegebeu: I n Spa l te 2, 5 u n d 8 d ie en t sp rechende Le i s tung in C,, sowie in den Spal ten 3, 6 u n d 9 die S te l lenzahl , urn d ie . s i ch in der Le i s tungso rdnung f u r 258 T ie re d i e E i n o r d n u n g g e g e n u b e r d e r J a h r e s l e i s t u n g ver-

sch ieb t , menn man d ie Tiere nach d e r 8mona t igen Rest- per iode ordnet .

25 Tiere mit den geringsten Jahresleistungen

64 65 69 69 72 72 76 78 79 80 130 80 86 91 92 02 94 95 95 98 98 98 98 98 99

- h U q+ 5Z.E a Z m 5 ag a m

35 12 37 28 26 32 13 31 21 34 31 32 33 35 40 49 45 34 39 36 40 48 44 56 56

0 0 %

-

-- Jnterschied ir Ler Einstufuq iach d. Jabres. eistung gegen, ber der in de: Restperiode

13 1

14 1 1 2 5 1 6 2 5 3 3 1 9

28 18 7 2 4 4

19 8

39 40

25 Tiere mit in der Mitte stehender Jahresleistung

140 142 142 143 143 143 143 143 143 143 144 144 144 144 145 145 145 145 146 146 146 146 146 147 147

80 71 6'2 58 61 69 72 68 74 63 63 62 87 88

126 68 77 77 84 52 77 74 67 78 83

Dnterschied in ler Einstufuog ach d. Jahres- Wung gegen- .ber der in der Restperiode

44 10 29 47

1 7 5

10 31 31 31 40 40

119 18 10 10 42 86 9 4

29 11 35

* 39

25 Tiere mit den hochsten Jahresleistungen

193 193 194 195 195 198 198 198 199 201 203 203 203 504 205 207 208 211 211 212 221 222 224 230 234

104 114 109 105 126 111 107 122 117 121 116 119 118 122 111 13 1 127 114 111 122 129 135 142 145 146

- Untenuhied in 4er Einstnfung nach d. Jahres- leistuog gegen- iiber der in der Restperiode

10 5 4

13 12 2

10 6 0 3 3 0 2 1

13 5 2

12 16 4 1 0 0 0 0

Differenz zwischen jeweils hochster und niedrigster Zahl in Spalte 1, bezw. 4 oder 7.

Die durchschnittliche Differenz betriigt fur jede der drei Spalten 3, bezw. 6 oder 9. 351 - 1 - 1 7 1 ' - I - 1 4 1 1 - I -

- I - I 974 1 - 1 - I 30 1 - 1 - I 5

Die Restperiodenpriifung mittelst Fallennest beirn Euhn. 111

in tfer Rangordnung aufweist. Die H e m e hat also - BUS welchen Griinden 1a5t sich nicht mebr nachweisen - in der Hauptperiode eine ganz mini- male Leistung gehabt, die es als sicher erscheinen IaBt, daB hier eine Storung vorliegt. Nun mag die sehr hohe Restperiodenleistung - sie ist eine der hochsten iiberhaupt vorkommenden - auch zum Teil dadurch bedingt sein: daS die Henne in dieser Zeit das in der Hauptperiode Ver- saumte nachzuholen in der Lage war. Sicherlich aber hat sie sich damit als eine gute Legerin erwiesen. Die Verhaltnisse liegen eben augenscheinlich so, da8 Storungen in der Hauptperiode mit ihrer zeitlich sehr stark zu- sammen gedrangten Leistung sich schwerer auswirken. Es steht somit au5er Zweifel, da5 da, wo zwischen beiden Berechnungsformen durch- greifende Unterschiede herauskommen, ein Teil derselben mehr oder weniger durch Fehler der Hauptperiode bedingt ist. die Beurteilung nach der Rest- periode also in diesen Fallen mehr oder weniger die richtige sein mu&

Zum SchluB mu5 aber betont werden, daS wir bisher den hoheren Verkaufswert der Restperiodeneier nicht in Betracht gezogen baben. Sollten es wirklich erblich bedingte Unterschiede sein, die beim Vergleich der beiden Verfahren herausgekommen sind, sollte also mit anderen Worten eine Auslese nach der Restperiodenleistung eine wesentliche Verschiebung des Stammes in Richtung auf eine hohere Leistung in diesem Zeitabschnitt zur Folge baben, so ware das noch nicht einmal dann ein wirtschaftlicher Nachteil fur die Zucht, wenn damit, was nicht bewiesen und in stiirkerer Ausdehnung nach dem oben Ausgefuhrten so ziemlich ausgeschlossen ist, ein Zuriickgehen der Hauptperiodenleistung verbunden ware.

V. Angaben in der ausltndischen Literatur zu den hier in Frage stehenden Problemen.

Die Richtigkeit der vorstehenden Untersuchuogen kann an Hand der wissenschaftlichen Ergebnisse nordamerikanischer Forscher nachgepriift werden. Yon dort liegen iiber die biologischen Verhaltnisse der Fort- pflanzung des Huhnes eingehende Arbeiten vor, die nicht nur von Nutzen sind fur die spexielle zuchterische Arbeit an diesem Tiere, sondern auch \'om Standpunkt der allgemeinen Biologie aus Anregendes und Wert- volles zu bieten vermogen. In Deutschland ist leider das Geflugel in volliger Verkennung seiner volkswirtschaftlichen Bedeutung, hauptsachlich un ter der Einwirkung des vollig verfehlten in den Vordergrundschiebens der sportziichterischen Interessen , noch stark vernachlassigt - selbst Landwirte, die auf dem Gebiete der Tierzucht fiihrend sein wollen, blamieren sich bei uns immer wieder ungeniert offentlich durch TTrteils ubur das Gebiet der Gefliigelzucht, h e n Unrichtigkeit leicht nachzu- weisen ist.

Es ist fur uns rorlaufig noch mit ziemlich gro8en Schwierigkeiten verbunden, nordamerikanjsche wissenschaftliche Literatur zu beschaffen.

112 Walther:

Der Austausch von Zeitschriften und in besonderen Heften veroffen tlichten Arbeiten ist, trotz der auflerordentlich dankenswerten Bemuhungen einiger Stellen in Nordamerika wie bei uns, noch unvollstandig. So haben wir einen Teil der Arbeiten, uber die in diesem Zusammenhang berichtet wird, erst ganz kurzlich erhalten; einige Arbeiten fehlen noch - sie scheinen jedoch, soweit wir uber sie unterrichtet sind, nichts Wesentliches an unseren Ausfuhrungen zu andern. Deshalb haben wir auch nichf wie sonst ublich, eine allgemeine und nach Vollstandigkeit strebende Literatur- ~bersicht vorausgeschickt, sondern wir fassen nur ganz kurz aus dem reichen Material der vorliegenden Arbeiten diejenigen Punkte heraus, die unsere Untersuchungen unmittelbar erliiutern konnen oder doch auf gana aahverwandten Gebieten liegen.

Der Gedanke, den sehr kostspieligen Fallennester jahresbetrieb durch andere Priifungen zu ersetzen, 1st in nordamerikanischen Arbeiten mehr- fach erortert worden. Teils versuchte man ganz au€ das Fallennest zu verzichten, indem man nach Korpermerkmalen auf Leistung auszulesen vorschlug. Teils wollte man aus den im Fallennest festgestellten Leistungen einiger Monate auf den Wert des Tieres schlieleo, entweder um das Tier zeitig zuchterisch beurteilen zu konnen oder um minder- wertige Legehuhner zeitig im ersten Jahr ausscheiden m konnen, solange ihr Fleisch noch einen hohen Wert hat.

Untersuchungen, die diese Frage beruhren, liegen zunachst ails der Zeit von 1909-1913 von Pearl und Surface vor, die mit Recht kiirzlich als die ,,pioneer investigations of fecundity" bezeichnet wurden. (Ein Sammelreferat uber diese und abnliche Arbeiten habe ich vom Standpunkte des die Wirkung der Selektion Studierenden bereits 1913 gegeben.) Es sind die ersten genauen Untersuchungen iiber Legeleistung und Variabi- litat entstanden unter den1 EinfluB des allmahlichen Einfuhrens zweck- maSiger mathematischer Methoden in die Biologie. Unter den zahlreichen Fragen, die diese Arbeiten besprechen, ist von Bedeutung fur uns vor allem der Nachweis (9, S. 97), daB der Variationskoeffiaient im Mare und April am geringsten ist und von da nach den Enden der Legezeit stark (bis etwa auf das 3fache) ansteigt. Am niedrigsten ist er im Marz und April, im 31ai und Juni nur wenig hoher. Uber diesen Punkt herrscbt vollige Klarheit nnchdem Dun (1) 10 Jahre spater an pane mderem Material EU dem- selben Ergebnis gekommen ist. Wir haben seine Zahlen abgekurzt in Tabelle 15 zusammengestellt, sie sind vollig eindeutig.

Pearl weist dann vor allem von Anfang an auf die besondere Stellung der Wintereierperiode hin, von der er sagt. daB sie ,,the best practical measure of relative fecundity we have".

Die weiteren daran anscblielenden Untersuchungen der amerikanischen Porscher beziehen sich zunachst einmal auf zwei fur uns hier wichtige Fragen : I . die Prage, ob sich allgemeine Grundsatze herausarbeiten lassen, gultig fur alle Kassen ; oder ob groflere grundsatzliche Unterschiede

Die Restperiodenprufung mittelst Fallennest heim Huhn. 113

zwischen den einzelnen Kassen bestehen. 2. Welche Korrelationen zwischen den Leistung2n in den einzelnen Monaten und der Gesanit- jahresleistung bestehen.

2. Die erste Frage ist dahin geklart, da13 zwar auch bei den hoch- geziichteten Tieren der grol3en Wettlegeveranstaltungen, fur die jedes einzelne Tier ails hochgexuchteten Stammen noch besonders ausgelesen wurde, die typischen Unterschiede zwischen halbschweren Hiihnern (Wyandottes, Plymouth Rdcks und Khode Island Reds) und leichten Huhnern (Leghorns) in der Leistung wahrend der Winterperiode noch nicht verwischt sind. Die Abb. 3 (abgekurzt nach Dunn 1, Bull. 100) zeigt diese Verhaltnisse klar. Diese Verschiedenheit der Rassen greift jedoch nicht so tief, daW die monatliche Verteilunp davon irgendwie be- riihrt wird; die Untersuchungen an den verschiedenen Rassen zeigen das deutlich, so z. B. die weitgehende Ubereinstirnmung der Streuung in drei verschiedenen Rassen, die das Material zu Tabelle 15 geliefert haben.

Monuk?

Ahh. 3. V u r g l e i c h d e r E i e r l c i s t u n F r o n L o p h o r n s ( - - - - ) m i t r n i t t e l s c h w e r e n Rasscn (-).

Xach n u n n. (,Durchschnitt mehrerer .Jahre und vcrschiedener StBmme.)

2. Die Korrelation zwischen den verschiedenen Monaten und der Gesarntjahresleistunp wurde teils unmittelbar in dieser Form studiert, teils mittelbar dadurch geklart, da13 Korrelationen zwischen einem einzelnen Monat und einer Gruppe ron Nonaten oder zwischen demselben Monat zweier verschiedener ,Jahre stiidiert wurden. Eingehendes Naterial liegt vor allern von H a r r i s und verschiedenen Nitarbeitern vor. Sie beniiihen sich in der altesten der zitierten Arbeiten (1921), Gleichungen aufznstellen, die fur eine ganz bestimmte Haltungsweiee auf Qrund der Ergebnisse einiger rorhergehenden Jahre berechnet, es erlauben sollen, nach der Lege- leistung eines oder einiger weniger Monate den Wert des Tieres schon sehr friihzeitig im ersten Jahr Z U berechnen. Diese Bemuhungen er- scheinen mir nicht gelijst und sind wohl auch in der hier vorliegenden Form RUS inneren Griinden unlosbar. Imnierhin zeigten diese Unter- suchungen wichtige Ergebnisse auch fiir unsere spezielle Frage. H a r r i s und seine Xitarbeiter beurteilen den Wert der Gleichung. niit der sie arheiten, indem sie die Abmeichungen zwischen zwei Zahlen feststellen,

8 Zoitschrift fur Tierziichtung und Ziichiungshiolo$io. ITT, l /Z.

114 Wal t her:

namlich einerseits der Zahl, die auf Grund der Leistung von einem Monat oder wenigen Monaten mit Hilfe dieser Qleichung fur eine groBere Zeit- spanne berechnet worden ist und der Zahl, die fur diese groBere Zeit- spanne (eine groBere Gruppe von Monaten bezw. das gauze Jahr) tatsach- lich gefunden wurde. Die Beurteilung dieser Abweichung erfolgte ein- ma1 ,,With regard to sign", das andere Ma1 ,,Without regard to sign". Im ersteren Falle gleichen sich naturlich die Plus- und Minusabweichungen zwischen den einzelnen errechneten und den gefundenen Werten auf Grund des Vorzeichens in der Hauptsache aus, das letztere Verfahren be- rechnet die abso lu t e durchschnittliche Hohe der Abweichung, so wie sie bisher in dieser Arbeit ausschlieBlich verwendet wurde. Es ist klar, daB bei der Berechnung mit Berucksichtigung des Vorzeichens die Genauigkeit der Anpassung der Gleichung an den Durchschn i t t swer t , bei Berech- nung o h n e Berucksichtigung des 'i'orzeichens die Genauigkeit d e r ein- ze lnen F a l l e zum Ausdruck kommt. Damit ist dann aber auch erklart: 1. das merkwurdige Ergebnis der amerikanischen Forscher, daB die Genauig- Beit der Berechnung nicht groBer wird, wenn man die Jahresleistung auf Grund von mehrmonatlicher Kontrolle berechnet als bei Berechnung auf Grund von einrnonatlicher Kontrolle. 2. DaB die Verfasser diese Gleichungen nur zur Berechnung des Wertes von Gruppen von Tieren fur geeignet halten. Damit ist aber die Verwendungsmoglichkeit auf das engste begrenzt, da der Zuchtwert wie die Ausmerzungsnotwendigkeit in den allermeisten Fallen nur fur das einzelne Tier beurteilt werden kann. Wir befinden uns mit dieser Ansicht im Gegensatz zu H a r r i s und seinen Mitarbeitern, die die Ansicht aussprechen, daB Berechnungen fur das einzelne Tier nur einen geringen Wert gegeniiber Vorausberech- nungen fiir gauze Gruppen von Tieren haben. Bei der Berechnung ,,ohne Berucksichtigung des Vorzeichens" sind die absoluten Abweichungen zwischen Voraussagen auf Grund der Gleichung im Durchschnitt bei Berechnung anf Grund von einem Monat 15,7--19.1 O / i o

1, 11 ,, zwei Monaten 14,7-17,s ,, 11 17 l l drei Monaten 12,6-16,5 ,, des Ertrages.

Die Berechnung der Streuung fuhrt zii ganz denselben Ergebnissen mie die in Tabelle 15 niedergelegten.

Wesentlich weitergestellt als in dieser iilteren Arbeit mit begrenzter mehr praktischer Zielsetzung sind die Aufgaben von H a r r i s und seinen Mitarbeitern in den spateren Veroffentlichungen. Sie gehen von keiner so unmitteIbar praktischen Fragestellung aus und kommen, wie das ja nun einmal meist ens so ist, von der allgemeineren wissenschaftlicben Basis aus vie1 schneller zu praktisch brauchbaren Ergebnissen. Unter diesen erwahnen w i r hier folgende Punkte: Sie vergleichen einerseits die verschiedenen Abschnitte des Jahres miteinander, dann die Legeleistung im ersten und zweiten Jahr (Korrelationskoeffizienten 0,35 - 0,55 gegen- uber wesentlich niedrigeren Zahlen alterer Arbeiten) und dann den Zeit-

Die Restperiodenpriifung mittelst Fallennest beim H u h . 115

Vyandottes

Tabel le 15. Vnrint ionskoeff iz ienten d e r verschiedenen Monate f iir 3 ver-

s ch iedene Rassen . Xach D u n n (abgekiirzt). -

Kliode Idand Reds llasse

Kovemher . . . . Ikzember . . . . .Jannar . . . . . Febniar . . . . . Xirz . . . . . . April . . . . . . Vni . . . . . . Juni . . . . . . Juli . . . . . . hngnst . . . . . September . . . . Olitobor . . . . .

106 78 53 34 31 35 39 45 44 5 1 80

119 81 Bz 31 30 34 41 44 50 60 95

I'lymonth Racks

174 108 82 ,58 34 3 1 33 39 43 45 53 89

punkt des Legebeginns mit dem des Abschlusses der Legeleistung in1 gleichen Jahr. Es zeigt sich eine ausgesprochene Korrelation von + 0,2 bis + 0,44 zwischen jedem Monat des ersten Jahres und der Gesamtleistung des zweiten Jahres. Es zeigt sich weiterhin, daB diese Korrelation am geringsten ist in den Monaten Xarz und April, etwas hoher im Pebruar und Mai, daB dagegen die Zeit von Juni bis Oktober weit uber dem Durchschnitt steht und auch Dezernber und Januar verhaltnismaBig hocb liegen. Die Verfasser machen darauf aufmerksam, daB es von grol3er praktischer Bedeutung ist, daB in den Nonaten Juli-August die grol3te Korrelation zwischen einem Monat des ersten Jahres und der Gesamt- leistung des zweiten Jahres besteht, da hier vielfach die Auslese der schlechten Hennen erfolgt; eine weitere Untersuchung zeigt, daB immer der gleiche Monat des ersten und zweiten Jahres eine relativ starke Korrelation zueinander zeigen, daB die benachbarten Monate meist auch sehr hohe Korrelationen aufweisen, daB dann von da ab nach beiden Seiten der sich anschlieBenden Monate die Korrelation sinkt. Weiterhiii finden die Verfasser. da13 ,,the winter and autumn periods show il tendency to correlation with each other although they are the most widely sepa- reted periods". Gegenuber P e a r l , der nach ihrer Ansicht die Winter- eierproduktion zu sehr in den Vordergrund geschoben hat, heben sie die Bedeutung anderer Perioden tiervor : ,,The birds are, therefore, not prima- rily differentiated by winter production but by summer and autumn (d. i. Juni - Oktober) production.'. Sie fassen zum SchluR diese Ergebnisse in den Satz zusammen: ,,In short, the good layers owe their superiority largely to increased egg production during the autumn and winter months."

8*

116 W alther:

Zu ahnlichen Ergebnissen kommen die Verfasser, wenn sie nicht die Hohe der Leistungen der einzelnen Monate, sondern nur die Tatsache, ob die Huhner in dem fraglichen Nonat legen oder nicht, in Rechnung ziehen. So zeigte eine Gruppe von Hennen, die wahrend der ersten drei Monate ihres Junghennenjahres nicht legten, eine Durchschnittsleistung von 113 Eiern im zweiten Jahr, wahrend die Leistung a l l e r Hennen im zweiten Jahre durchschnittlich 146 betrug. Dasselbe wie hier fur den Anfang der Legezeit wird in ausfuhrlichen Angaben auch fur den SchluB der Legezeit nachgewiesen. Beginn und Ende der Legezeit im ersten und zweiten Jahre stehen also in enger Beziehung; fruh legende Hennen horen also verhaltnismaBig spat auf.

Eine Bestatigung finden diese Angaben, mie sie in der Hauptsache an den ausgesuchten Tieren der groBen Weltlegeveranstaltungen festgestellt worden sind, in der Arbeit von H a r r i s und Goodale an der gewohn- lichen Herde von Rhode Island Reds der Massachusetts Agricultural Ex- periment Station. So stehen alle Monate wieder in guter Korrelation mit dem Jahresergebnis, der Korrelationskoeffizient sinkt selten unter 0,45. Hier finden sich zum ersten Male auch Angaben uber die Regression. Fur sie sind die Zahlen am geringsten im Mare-April, teilweise auch Mai und steigen von da aus ziemlich gleichmaBig nach den beiden Enden der Legezeit an. Das Ansteigen geht von rund 60 fur Marz-April auf rund 120 fur November (Anfangsmonat) und Oktober (Endmonat). D. h. mit anderen Worten : Beim Vergleich zweier Hennen von verschiedener Leistung lie& die Sache im allgemeinen so. daB wenn die Hennen in der Hauptperiode den Unterschied x in der Legeleistung zeigen, dieser Unterschied in den Monaten November und Oktober auf 2 x ansteigt. In anderer Form also eine neue Bestiitigung fur den besonderen Auslese- wert der extremen Monate.

VI. Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit geht von der Annabme aus, daB eine Ver-

einfachung des Fallennesterbetriebs als eine die Kosten der planmagigen Leistungszucht nicht un wesentlich verbilligende Mafinahme weiten Zuchter- kreisen erwunscht ist. lm Gegensatz zu den geschilderten Bemuhungen amerikanischer Forscher, die eine ziemlich umstandliche B e r e c h n u n g der Jahresleistung auf Grund eines nur sehr kleinen dbschnittes des Jahres vorschlagen, die auch nur fiir ganz bestimmte Verhaltnisse und nicht fur das einzelne Tier brauchbar ist, schlagen wir auf Grund des heutigen Standes unserer Kenntnisse von der Biologie der Fortpflanzung beim Huhn vor, die Legeleistung jedes einzelnen Huhnes zu kennzeichnen durch 2 Zahlen, ,die be ide t a t sach l i ch fes tges te l l t , also nicht er- rechnet worden sind; namlich einmal durch die Leistung des e inze lnen Huhnes in d w Monaten der Restperiode, dann durch den Durchschnitt

Die Restperiodenprufung mittelst Fallennest beim IIuhn. 117

des ganzen Stammes, des betr. Trupps oder einer ahnlichen Gruppe in der 3- oder 4monatlichen Hauptperiode. Bus ihnen la& sich mit sehr weitgehender Sicherheit ein Urteil uber den Zuchtwert des einzelnen Tieres be im V e r g l e i c h i n n e r h a l b s e i n e r Z u c h t sowohl wie d e r V e r g l e i c h g a n z e r Z u c h t e n und der V e r g l e i c h e i n z e l n e r T i e r e ni i t e i n z e l n e n T i e r e n a n d e r e r Z u c h t e n durchfuhren. Die &hi der im Fallennest einzeln festzustellendeu Eier ware damit auf die Halfte herabgedruckt, die Hauptarbeitszeit des Zuchters nicht unwesentlich entlastet.

Unsere Vorschlage werden dann nur vollen Wert bekomnien, wenn sie niclit nur beim einzelnen Ziichter, sondern wenn sie Verwendung in weiteren Kreisen finden. Es ist demnach Sache der Zuchterorganisationen, unsere Vorschlage nachzuprufen und, wenn sie als verwertbar befunden werden, dafur zu sorgen, daB die so festgestellten Zahlen in] Verkehr niit Zucht- und Kutzgefliigel in richtiger und zuverlassiger Weise \-er- wendung finden. So wiire von den Organisationen zu entscheiden, ob eine 3- oder eine 4rnonatige Hauptperiode den Angaben zugrunde zu legen ist, ob die von uns vorgeachlagene Wiedergabe der Zahlen die zweckmaliigste ist usw. Dann ist es jedem Ziichter ohne weiteres moglich, Arheiten zii vermeiden, die auf Griind der gescliilderten Uefunde als iiberfliissig bezeichnet werden durfen.

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118 Walther: Die Restperiodenpriifung mitteht Fallennest beim Hnhn.

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