11
DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge ein Missgeschick, ist man trotz moderner Kommunikations- technologie (z.B. Notruf per Mobiltelefon) zumindest eine Zeitlang, möglicherweise aber auch stunden- oder gar tagelang völlig auf sich allein gestellt. Kein Rettungs- wagen und kein Notarzt sind binnen Minuten ver- fügbar. Das erfordert unter anderem auch ein ent- sprechendes Erste-Hilfe- Material. Traditionell nennt man das in den Bergen Tourenapotheke oder Rucksackapotheke. Deren Zusammensetzung unter- scheidet sich natürlich grundsätzlich etwa von einer Autoapotheke oder von einer Reiseapotheke. Da man „nur das tun soll was man kann“ und „nur das mitnehmen soll, womit man umgehen kann“, hängt viel auch von der einschlägigen Qualifikation des Benützers ab. Die Tourenapotheke eines Bergsteigers, der über keine medizinische Berufsaus- bildung verfügt, wird zwangsläufig anders konzipiert sein wie jene eines Arztes, und auch da gibt es nahe liegender weise Unterschiede: die Tourenapotheke eines berg-

DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

  • Upload
    dokien

  • View
    219

  • Download
    3

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

DIE RUCKSACKAPOTHEKE

FÜR DEN BERGSTEIGER

UND

FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT

Franz Berghold

Passiert im Gebirge ein Missgeschick, ist man trotz moderner Kommunikations-

technologie (z.B. Notruf per Mobiltelefon) zumindest eine Zeitlang, möglicherweise

aber auch stunden- oder gar tagelang völlig auf sich allein gestellt. Kein Rettungs-

wagen und kein Notarzt

sind binnen Minuten ver-

fügbar. Das erfordert unter

anderem auch ein ent-

sprechendes Erste-Hilfe-

Material. Traditionell nennt

man das in den Bergen

Tourenapotheke oder

Rucksackapotheke. Deren

Zusammensetzung unter-

scheidet sich natürlich

grundsätzlich etwa von einer Autoapotheke oder von einer Reiseapotheke.

Da man „nur das tun soll was man kann“ und „nur das mitnehmen soll, womit man

umgehen kann“, hängt viel auch von der einschlägigen Qualifikation des Benützers

ab. Die Tourenapotheke eines Bergsteigers, der über keine medizinische Berufsaus-

bildung verfügt, wird zwangsläufig anders konzipiert sein wie jene eines Arztes, und

auch da gibt es nahe liegender weise Unterschiede: die Tourenapotheke eines berg-

Page 2: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

2

steigenden Zahnarztes wird wohl anders zusammengesetzt sein als die eines berg-

steigenden Notarztes.

In den folgenden Ausführungen geht es ausschließlich um die Erste-Hilfe-Ausrüstung

eines Bergwanderers bzw. Bergsteigers, der auf Tour zufällig Hilfe leisten muss. Die

medizinische Ausrüstung im Rahmen eines organisierten alpinen Rettungseinsatzes

(Bergrettung, Flugrettung) wird hier nicht besprochen.

1. Die Frage der Menge: WIE VIEL soll mitgenommen werden ?

Neben dem konkreten In-

halt hängt vor allem der

Umfang (die Menge) einer

alpinen Erste-Hilfe-Ausrü-

stung auch vom Ausmaß

der zu erwartenden Gefähr-

dung ab. So wird naturge-

mäß das medizinische Ma-

terial bei einer technisch

schwierigen Hochgebirgs-

expedition wesentlich um-

fangreicher sein müssen als das für ostalpine Mittelgebirgswanderungen. Wenn auch

für alle der Erfahrungswert gilt: „Man hat immer zuviel und immer zuwenig mit“. Oder:

„Was man im konkreten Notfall benötigt ist dann oft nicht vorhanden.“

Wie viele Tourenapotheken sollen pro Seilschaft bzw . Gruppe vorhanden sein?

Die Antwort auch diese Frage gilt generell für alle Arten und Charakteristika von

alpinistischen Unternehmungen: Jeder Seilschafts- bzw. Gruppenteilnehmer hat

immer je eine Tourenapotheke dabei.

Page 3: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

3

Dieser Aspekt ist in der Praxis besonders bedeutsam. Man denke beispielsweise an

den Sturz eines Seilpartners, der schwer verletzt und mit aufgerissenem Rucksack

im Seil hängt (die Reste der einzigen Tourenapotheke der Seilschaft liegt jetzt

vielleicht hunderte Meter tiefer im Kar). Oder folgendes durchaus realistische Sze-

nario: Mehrere Mitglieder einer Bergwandergruppe werden durch Steinschlag verletzt

(also zahlreiche Wunden mehrerer Personen müssen erstversorgt werden), und nur

einer, vielleicht der selbst verletzte Gruppenführer, hat eine der üblicherweise küm-

merlichen Tourenapotheken dabei.

Das Gewicht meiner ärztlichen Tourenapotheke (Inhalt siehe unten)

beträgt nur bescheidene 0,8 Kilogramm, ist also als unter Um-

ständen lebensrettendes Zusatzgewicht im Rucksack wohl zu ver-

nachlässigen.

2. Die Frage des Inhalts: WAS soll mitgenommen werden ?

Jeder Wanderer bzw. Bergsteiger sollte eine individuelle Tourenapotheke im Ruck-

sack mittragen, deren Zusammensetzung in erster Linie seiner Qualifikation entspre-

chen muss. Dabei gelten für alle immer folgende

Grundsätze

• Der wohl wichtigste Grundsatz lautet: „Nimm nur das mit, womit Du auch

umgehen kannst“. Das betrifft Medikamente genauso wie anderes Material.

• Achte in Deiner Tourenapotheke auf Ordnung und Sauberkeit.

• Der Inhalt muss hitze- und kältebeständig sein.

• Wegen Kälte keine Medikamente in flüssiger Form (z.B. Augentropfen).

• Medikamente (Tabletten, Zäpfchen, Ampullen, Salben usw.) immer ohne

Verpackung, aber mit Beipackzettel (Medikamenteninformation).

• Ablaufdatum von Medikamenten berücksichtigen.

• Sofort nach Tourenende verbrauchtes Material ersetzen.

• Einmal jährlich wird der gesamte Inhalt durchgecheckt.

Page 4: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

4

• Bei Grenzübertritt müssen die betreffenden Suchtgiftgesetze des Gastlandes

beachtet werden.

3. Vorschlag für den Inhalt einer Tourenapotheke f ür den Bergsteiger

Der nichtärztliche Bergsteiger wird mit einfachem Wundverbandsmaterial und einer

elastischen Stützbinde in der Regel sein Auslangen finden:

• 2 Dreiecktücker

• Mehrere sterile Wundkompressen 10 x 10 cm

• Elastische Mullklebebinde 8 cm breit

• Pflastertape

• Wundpflaster in verschiedenen Größen

• Elastische Binde 10 cm x 5 m

• Kleine Verbandschere

• Einmalhandschuhe unsteril

• Bleistift und Notizblock

Page 5: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

5

Soll ein nichtärztlicher Bergsteiger zusätzlich auch Medikamente mitführen? Dabei

muss man zweierlei unterscheiden:

• Medikamente für den Eigengebrauch: Abgesehen von ärztlich verordneten

Dauermedikamenten können und sollen Medikamente mitgeführt werden, die

man aus eigener Erfahrung gelegentlich benötigt und deren Wirkweise man daher

gut kennt (z.B. Blutdruckmittel, Migränemittel, Magenmittel usw.).

• Medikamente für fremde Personen: Als nichtärztlicher Laie sollte man Medi-

kamente, auch wenn man mit ihnen selbst gute Erfahrung hat, niemals an andere

Personen verabreichen (Risken von Fehlindikation, Fehldosierung, Nebenwir-

kungen, Allergien usw).

4. Vorschlag für den Inhalt einer Tourenapotheke f ür den bergsteigenden Arzt

Der bergsteigende Arzt stellt quasi einen Sonderfall dar: Wenn ein Arzt im Gebirge

Zeuge eines Unfalls oder Notfalls wird, gerät er in eine schwierige Situation, wenn er

nicht seinem Können und seiner Ausbildung entsprechend ausgerüstet ist, und zwar

nicht nur aus rechtlichen (gesetzliche ärztliche Hilfeleistungspflicht) sondern wohl vor

allem aus moralischen Gründen. So ist ein Arzt, der Zeuge beispielsweise eines

Asthmaanfalls wird, ohne entsprechende Medikamente ziemlich hilflos.

Entscheidend bei der Zusammensetzung der Tourenapotheke ist jedenfalls immer

die persönliche Qualifikation und Erfahrung (z.B. Fentanyl für den Anästhesisten –

Piritramid für den Nicht-Anästhesisten).

Die folgende Auflistung ist daher keine allgemeingültige Standardempfehlung (siehe

oben), sondern stellt den etwa 800 g schweren Inhalt der ärztlichen Touren-

apotheke des Autors dar:

Page 6: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

6

Allgemeines: Alufolie

2 Dreiecktücher

PH-Haft-Binde (elastische Klebebinde)

Elastische Binde 12 cm x 5 m

OpSite-Pflaster in verschiedenen Größen

Salbengaze

Verbandmull

Heftpflaster

Einmalhandschuhe unsteril

Einmalskalpell

Lederfingerling

Butterfly Band-Aid (Wundstreifen)

2 Vasofix-Braunülen

Mehrere 5ml-Einmalspritzen und Nadeln

Kleine Verbandschere

Bleistift, Notizblock

Ampullen: Prednisolon (Solu Dacortin 1g) (1)

Dexamethason (Dexabene) (3)

Piritramid (Dipidolor) (3)

Morphin (Vendal) (1)

Ketamin (Ketanaest) (2)

Metoclopramid (Paspertin) (2)

Diazepam (Valium 10 mg) (2)

Biperiden (Akineton) (1)

Epinephrinhydrochlorid (Suprarenin) (2)

Enoxaparin (Lovenox 100 mg Fertigspritze) (1)

Xylocain 2% (1)

Medikamente:

Dexamethason (Fortecortin 4mg Tbl.)

Cetirizin (Cetirizin Tbl)

Famotidin (Famosin 40mg FTbl.)

Nifedipin ret . (Adalat ret. 20mg. FTbl.)

Bromazepam (Lexotanil 3mg Tbl.)

Page 7: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

7

Acetylsalicylsäure (Herz-Ass 100mg Tbl.)

Ciprofloxacin (Ciproxin 500mg FTbl.)

Azithromycin (Zithromax 500 mg FTbl.)

Diclofenac (Diclofenac 50mg FTbl.)

Valaciclovir (Valtrex 500 mg FTbl.)

Dihydrocodein (Codidol 120mg Tbl.)

Nitroglycerin (Nitrolingual 0,8mg Kps.)

Salbutamol (sultanol Dosieraerosol)

Fusidinsäure (Fucidin Salbe, Fucithalmic Augengel)

Phenylephrin (Vibrocil Nasengel)

Page 8: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

8

5. Alpinistische Notfallsausrüstung

Beim Bergwandern und Bergsteigen sollte man neben der Tourenapotheke immer,

auch bei noch so schönem Wetter, routinemäßig folgende Ausrüstung im Rucksack

mitführen:

• Samsplint (dient auch als Sitzunterlage)

• Wollhaube

• Wollhandschuhe

• Zwei-Personen-Biwaksack (pro Person !)

• Regenumhang

• Stirnlampe

• Mobiltelefon (siehe unten)

… immer in jedem Rucksack:

Samsplint

Regenumhang

Wollhaube

Wollhandschuhe 2-Personen-Biwaksack

Stirnlampe

Mobiltelefon

Page 9: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

9

6. Alpiner Notfall: Alarmierung und Ortung

Moderne Technologien der Alarmierung und Ortung mittels Mobiltelefon ermöglichen

neue Perspektiven bei der Alpinrettung. Dazu sind allerdings einige Vorausse-

tzungen nötig: eingeschaltetes Mobiltelefon, bekannte Mobiltelefonnummer, gelade-

ner Akku, Flugwetter, ein vom Mobilfunk versorgtes Gebiet sowie Erreichbarkeit von

Technikern der Mobilfunkbetreiber.

Wichtig ist also, während der Tour (vor allem in „brenzligen“ Situationen) das Mobil-

telefon gesichert (Hosentasche mit Reißverschluss, Rucksack) mitzutragen und stän-

dig eingeschaltet zu haben. Will man von keinen privaten Anrufen gestört werden,

stellt man das Gerät am besten auf „stumm“ und schaltet auch die Vibrationsfunktion

aus.

Das Mobiltelefon hat beim alpinen Notfall zwei Funktionen: Alarmierung und Ortung.

7.1. Alarmierung bei Alpinunfällen über 140 bzw. 14 4

Grundsätzlich ist in Österreich eine Alarmierung über den gebührenfreien Alpin-

Notruf 140 oder über den allgemeinen Rettungs-Notruf 144 möglich. Über diese

Nummern erreicht man rund um die Uhr die zuständige Bezirkseinsatzzentrale des

Roten Kreuzes. Von dort erfolgt eine situationsgemäße Alarmierung und Koordinie-

rung des Rettungseinsatzes (Bergrettung, Flugrettung, sonstige Rettungseinrichtun-

gen bzw. Einsatzkräfte). Weitere mögliche Notrufnummern in Österreich: 122 (Feuer-

wehr), 133 bzw. 112 (Polizei). Diese Alarmierungswege erfolgen über das Telefon-

Festnetz oder über den eigenen Mobiltelefon-Netzbetreiber.

Euro-Notrufnummer 112

Über die EU-weite Notrufnummer 112 erreicht man die nächste Polizei-Einsatzzen-

trale (in Österreich: Polizei-Bezirksleitzentrale), die sofort eine situationsgemäße

Alarmierung an die zuständige Bezirkseinsatzzentrale des Roten Kreuzes veranlasst.

Page 10: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

10

GSM-Notrufservice 112 unabhängig vom eigenen Netzbe treiber: Alle zugelas-

senen bzw. typisierten GSM-Mobiltelefone müssen über ein einheitliches und zuver-

lässiges Notrufsystem auch außerhalb des persönlichen Netzbetreibers verfügen, um

Hilfe alarmieren zu können, wenn der Empfang des eigenen Netzbetreibers schlecht

oder gar nicht vorhanden ist bzw. wenn man ein Handy eines ausländischen Netz-

betreibers hat.

Mit jedem GSM-Mobiltelefon besteht die Möglichkeit, über jedes vorhandene Netz

einen Notruf 112 abzusetzen. Das Mobiltelefon sucht sich dafür das jeweils stärkste

Übertragungsnetz. Dieses Netz unterscheidet den Notruf automatisch von einem

normalen Telefongespräch: Der Notruf wird mit höchster Priorität behandelt - notfalls

werden andere Gespräche automatisch unterbrochen, um eine freie Leitung zu be-

kommen. Der Notruf kann auch ohne PIN-Eingabe oder überhaupt ohne SIM erfol-

gen.

Wie alarmiert man über 112 ?

• Falls der Empfang schlecht ist, kann es helfen, das Mobiltelefon aus- und

wieder einzuschalten.

• Keinen PIN-Code eingeben.

• 112 wählen und „Abheben“-Taste drücken.

Damit wird der Notruf auch über einen verfügbaren fremden Netzbetreiber gestartet.

Bei jeder Alarmierung eines Notrufes ist unbedingt zu beachten: Alle Fragen der Ein-

satzzentrale beantworten, die eigene Handynummer angeben und das Alarmierungs-

gespräch erst beenden, wenn die Einsatzzentrale dazu auffordert.

7.2. Ortung bzw. Handy-Peilung

Wie bereits erwähnt, sollte der Akku möglichst voll geladen und das Mobiltelefon auf

Tour immer eingeschaltet sein. Es kommt immer wieder vor, dass Opfer keine Zeit,

Fingerfertigkeit oder Kraft mehr haben, einen Notruf abzusetzen bzw. die kleinen

Page 11: DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER … Rucksackapotheke.pdf · DIE RUCKSACKAPOTHEKE FÜR DEN BERGSTEIGER UND FÜR DEN BERGSTEIGENDEN ARZT Franz Berghold Passiert im Gebirge

© Berghold 2010

11

Tasten korrekt zu bedienen. Möglicherweise liegt man mehr oder weniger hilflos im

Gelände und ist vielleicht sogar bewusstlos. In solchen Situationen leistet ein ein-

geschaltetes Handy mittels der SMS-Technologie wertvolle Dienste.

Das System funktioniert auf folgender Basis: Jedes Handy, das ein SMS erhält,

sendet bei Empfang automatisch ein Signal zurück. Damit kann der Netzbetreiber

den zumindest ungefähren Standort des Betreffenden ermitteln, wobei die Peilge-

nauigkeit in Abhängigkeit von Peilwinkel und Senderentfernung sehr schwankt.

Wichtig dazu sind folgende Voraussetzungen: Sobald eine Alarmierung aus dem

alpinen Gelände erfolgt, muss das Handy eingeschaltet bleiben. Auch soll unbedingt

vermieden werden, mit dem Verunglückten privat zu telefonieren oder private SMS

zu schicken. Das hilft vor allem, die Akkus im Handy zu schonen.

Eine Direktpeilung eines Handy`s vom Hubschrauber aus ist derzeit entgegen

weitverbreiteter Meinung technisch nicht möglich.

Was aber die suchende Hubschraubercrew im täglichen Betrieb gerne nutzt ist der

direkte Gesprächskontakt mit dem Handyträger . Mit dem GSM-Telefon an Bord

kann der Pilot durch gegenseitiges Einweisen – per Sprache oder im Handy gehörten

Hubschrauberlärm – das Auffinden der in Not geratenen Person erleichtern.

Kapruner Bergführerverein um 1895

In der Frühzeit der Alpinistik lag die Rettung aus Bergnot in den Händen der

ortsansässigen Bergführer