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Die ruhmvollen Blumenkohl-Ohren des Pionios von Smyrna Author(s): R. Merkelbach Source: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bd. 76 (1989), pp. 17-18 Published by: Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn (Germany) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20187002 . Accessed: 08/11/2014 17:49 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn (Germany) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. http://www.jstor.org This content downloaded from 207.41.185.226 on Sat, 8 Nov 2014 17:49:38 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Die ruhmvollen Blumenkohl-Ohren des Pionios von Smyrna

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Die ruhmvollen Blumenkohl-Ohren des Pionios von SmyrnaAuthor(s): R. MerkelbachSource: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Bd. 76 (1989), pp. 17-18Published by: Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn (Germany)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/20187002 .

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DIE RUHMVOLLEN BLUMENKOHL-OHREN DES PIONIOS VON SMYRNA

In dieser Zeitschrift 18,1975,108-136 habe ich dargelegt, dass die Christen das Vocabular

der Agonistik fubemommen und so umgewertet haben, dass es auf die Glaubenshelden ihrer

Religion, vor allem auf die Mirtyrer, Ubertragen wurde. Ich weise hier auf ein merkwturdiges

Beispiel hin, das in den Acta des Pionios von Smyma steht. Der Text ist nicht verstanden

und daher geandert worden; aber die Uberlieferung ist ganz richtig.

Es ist von einer Verletzung die Rede, die oft beim Ringen auftritt, und in der Antike auch

beim Pankration: Die Ohren, welche ja aus Knorpel bestehen, werden gebrochen, wenn der

Gegner den Kopf umfasst und presst. Sie heilen wieder, aber die Verletzung hinterla'sst

sichtbare Spuren. Solche Ohren werden im Jargon der Sportler Blumenkohl-Ohren

(cauliflower ears) genannt.

Die feinen jungen Herren der attischen Oberklasse trafen sich im Gymnasium und in der

Palaistra und wollten so aristokratisch sein wie die Spartaner. Sie legten besonderen Wert

darauf, "zerbrochene Ohren" zu haben, denn dies war ein sichtbares Zeichen ihres Standes,

ungefahr so, wie die "Schmisse" eines friiheren deutschen Corps-Studenten ihn als einen

Herm der fiihrenden biUrgerlichen Schicht auswiesen.

Platon kommt an zwei Stellen auf diese Xc)XKcv4ovtec zu sprechen. Im Protagoras 342

B heisst es von ihnen o't 4&V d& & E KrT0yvIvxVT ... Kat quXoyuvjcixoUctcv, und im

Gorgias 515 E 8 heissen sie kurz ol T& iCOa M1 U C(XOTEC. Schon Aristophanes hat in den

"Babyloniem" in der Schilderung der AaKWVtc?cdt das "Zerbrechen der Ohren" erwihnt

(dnoK6V?xctv, Fr. 100 Kassel-Austin). Ein coroOxo8foc war ein Athlet ra& drxa

tE0kxacjivoc Ev nXxatpczpt (Aelius Dionysius w 13 bei H.Erbse, Untersuchungen zu

dem attizistischen Lexika S.151; Diogenes Laertios V 67).

Diese Verunstaltung der Ohren blieb in der ganzen Antike ein Kennzeichen der Ringer

und Pankratiasten; der Hercules Famese kann uns dies noch heute vor Augen fuhren, und

Martial sagt, dass "der Ringlehrer sich um die jungen Marnner mit den gebrochenen Ohren

bem(uht" (VII 32,5 iuvenes ... fracta colit aure magister). Damaskios gebraucht in der Vita

Isidori die platonische Vocabel olt & rxa xCacnayO?c in iubertragenem Sinn von Leuten,

welche der Philosophie Schande bringen (p.108/9 Zintzen; vielleicht meint er die Christen).

Vor diesem Hintergrund wird nun die Stelle aus den Acta Pionii (Kap.22) leicht

verstiandlich sein.

Als Pionios gekreuzigt und verbrannt worden war und so "in dem grossen Wettkampf

gesiegt hatte" (-orv pkyav &ydvx vticjcc), nahm man seine Leiche ab:

..TonoItoV V Nxitv P'tSopv ol irxpwyev6jivot biroi6v Tr. 'Tn ca4trx &iCWoVToC OXtyoi5 iceKOCJ?rELVO1Y ic&i y&p -r& dXrc ax&oiv jixXX cvov'to ic&i il 'tpixec Ev

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18 R.Merkelbach

xpq Tfc KiceqACXf itpoCeKVcOqv TOt 8& y?vetov avtovI 6c tovXotc btavOolktv EKeKOCcIlTO ElXaagne &? rtO ipOcCOrOV alxroi^ Kcx.

"Wir, die wir dabei waren, erblickten seinen Korper wie den eines jugendfrischen,

geschmLuckten Athleten; denn seine Ohren waren zerknautscht, die Kopfhaare lagen eng an

der Haut, sein Kinn war wie mit aufbluhenden Milchhaaren geschmiuckt, und sein Gesicht

glanzte ..."

In den Editionen steht die Konjektur <oh> jixXXi, "nicht zusammengedruckt, nicht

zerknautscht"; aber es ist klar, dass von dem charakteristischen Aussehen der Ohren eines

Ringers die Rede ist und dass Pionios als ein glanzvoll siegreicher Athlet dargesteilt wird.

Ktoln-Bernied R.Merkelbach

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