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22. OKTOBER 1932 meisten diagnostischen Schwierigkeiten -- verh/iltnism/iBig noch so hliufig (IO yon 28) zu einem positiven Ausfall der AZR., dab ihr ohne Zweifel eine groBe Bedeutung bet der Diagnostik der Extrauteringraviditlit zukommt. Natiirlich kl~irt man die meisten Zweilel am schnellsten mit Hilfe der Douglas-Punktion auf, aber auch die versagt bet manchen Fiillen. Ich denke in diesem Zusammenhange besonders an die noch ungest6rte Extrauteringravidit~it, an manche F~ille mit innerem Fruchtkapselaufbruch und an solche F~tlle, wie sie oben beschrieben sind. Ffir alle diese ist die AZR. oft yon ausschlaggebender ]3edeutullg. Grunds~tzlich stehen wir heute auf dem Standpunkt: erzielen wit bet einem Tall, bet dem Minisch der Verdacht auf eine Extrauterin- graviditgt besteht, zweimal eine positive AZR., dann halten wir trotz negativer Douglas-Punktion die Laparotomie far indiziert. Selbstverst~ndlich mul3 man auf der anderen Seite auch daran denken, dab die AZR. in einem wenn auch nur geringe n Prozentsatz, trotz sicher nicht bestehender Gravidit~t, positiv ausfallen kann (s. Verf., Zbl. Gynlik. x932, Nr 1I -- Klin. Wschr. 1932, Nr 3). Ferner haben wir noch bet 46 F~illen mit Verdacht allf Extrauteringravidit~it, bet denen sich aber der Verdacht sp~ter nicht best~tigt hat, die AZR. angestellt. Sie ist bis auf einen Tall stets negafiv ausgefalleI1. Bet diesem einen Ausnahmefalle, beidem wir die Reaktion III erhielten, handelte es sich um ein I9j~hr. M~dehen mit Blutungen nach einer Ameilorrh6e yon 6 Wochen. Man ffihlte links lleben dem Uterus einen walnul3groBen Tumor. Die Punktion des Tumors ergab eine ser6se Flfissigkeit, uild es wurde die Diagnose Follikelcysfe gestellt. Die t~rkl~rung des posifiven Ausfalles der AZR. bleibt hier natfirlich offeil, doch muB man entweder an eineI1 Fehlschlag der Methode fiberhaupt oder aber an irgendwelehe besonderen endokrineu Verh~ltnisse denken. Es ist yon anderer Seite bereits der Grundsatz aufgestellt, dab der negative Ausfall der AZR. bet einer Extrauterin- gravidit/~i einen operativen Eingriff fiberfltissig macht und eine konservative Behandlung veranlassen soll. Gewil3 ist diese Ansicht theoretisch zu begrfinden. Bet dem negativen Ausfall der AZR. ist eine lebensbedrohliche Blutung framer- bin unwahrscheinlich. Wir halten aber bet dem heutigen Stande der Dinge diese Frage zum mindesten nocl~ nicht fiir so sieher gekl~rt, dab wir allein yon ihr unser therapeutisches Handeln abh~ngig machen k6nnen. Ziehen wir ferner ill Betraeht, dab die konservative Behandlung einer Extra- uteringravidit~t lange dauert und das endgfiltige Ergebnis h/~ufig nicht befriedigt, so halten wir unseren Standpunkt aufrecht, dab eine Extrauteringravidit/~t stets operiert werden muB, soweit keine strenge Kontraindikation gegen die Operation besteht. Bet einer vereiterten oder schwer infizier- ten H~matocele retrouterina begnfigen wir uns mit Incision und Drainage des Douglasschen Raumes. Es ist selbstverstAndlich, dab ffir viele Extrauteringravidi- t~ten eine Besehleunigullg der biologischen Schwanger- sehaftsreaktion besonders wertvoll sein wfirde. Zu der Frage der ZuverlXssigkeit und klinischen Brauchbarkeit einer Schnellmethode der Schwangelschaftsreaktion habe ich Inich bereits frfiher ge~uBert. Ieh werde sp~ter nochmals zu den Schnellmethoden Stellung nehmen. ZusammenJassung: I. Die AZR. ist aueh ffir die Diagnose der Extrauteringravidit~t yon groBer Bedeutung. 2. FXllt die AZR. 2real positiv aus, so operieren wir bet Verdaeht auf Extrauteringravidit~tt, auch wenn die Punktion gegen eine Extrauteringravidit~t spricht. 3. Negativer Ausfall der AZR. veranlaBt uns nicht zur abwartenden Behandlung, wenn wir im fibrigen die Diagnose Extrauteringravidit~Lt stellen. 4. Von besonderer Bedeutung ffir die Diagnose der Extra- uteringravidit~t sind naturgemXB die Schnellmethoden der Reaktion. 5. Die AZR. kann bet Extrauteringravidit~t noch wochen- lang nach Beginn der Blutung positiv ausfallen, doch nimmt die H~ufigkeit des positiven Ausfalles mit der Zeit, die seit dem Beginn der Blutung verstrichen ist, ab. Von 29 frischen ExtrauteringraviditXten haben 23 die Reaktion Ill und z he- Klinisehe Wochenschrift, II. Jahrg. KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. I1. JAHRGANG. Nr. 43 1793 gative Reaktion ergeben. Bet 5 sind alle Versuchstiere gestorben. Von 18 Fiillen, bet denen die Blutungen 3 bis i4Tage bestanden haben, haben 12 ReaktionII oder III, I Re- aktion I und 4 eine negative Reaktion gezeigt. Von 28 F~illen, bet denen 2--8 Wochen seit Beginn der Blutung vergangen sind, haben noch IO eine Reaktioll II oder III, 3 eine Reaktion I und 14 negative Reaktioll gehabt. Bet je I Fall auch der beiden letzten Gruppen sind alle Versuchstiere gestorben. L i t e r a t u r : WLADIKA,Zbl. Gyn~k. I931, Nr 3. -- HAUPTSTEIN, Zbl. Gyn~k. I93I, Nr 9. DIE SPEZIFITAT DER CHOLESTERINRESORPTION UND IHRE BIOLOGISCHE BEDEUTUNG*. Von RUDOLF SCHOENHEIMER. Aus der Chemischen Abteilung des Pathologischen Institnts der Universit~it Ereiburg i. B. Cholesterin geh6rt zu den biologisch wichfigen Substanzen, die bet geeigneter Zufuhr leicht resorbiert werden k6nnen. Es gibt eine grol3e Anzahl von Versuchsanordnungen, die das beweisen und die entweder am akuten oder chronischen Versuch durchgeffihrt werden k6nnen. Eine etwas grobe, aber allgemein biologisch und pathologisch interessante Methode ist die Ffitterung von Kaninchen oder anderen Tieren mit Cholesterin fiber 15ngere Zeit, im Laufe derer das resorbierte Material in verschiedenen Geweben deponiert wird und in dem empfindlichsten Gewebe, der Intima der Aorta, zu auBerordentlich starken Ablagerungen ffihren kann, die mit der menschlichen Atherosklerose groBe Ahnlich- keit besitzen und als experimentelle Atherosklerose bezeichnet werden** 1. Sehon aul3erordentlich kteine Mengen von Chole- sterin oder vort tierischen Organen, die Cholesterin enthalten, genfigen bet Zufuhr fiber l~tngere Zeit hindurch, um diese typisehen VerSnderungen am Kaninchen, die normalerweise niemals beobachfet werden, hervorzurufen. Zwar werden beim Kaninchen sehr oft spontane Verkalkungen der Aorta gefunden. Aber eine spontane Cholesterinesterverfettung, wie sic ffir die Fiitterungsatherosklerose charakteristisch ist, konnte bisher trotz eingehendster Untersuchung yon keinem Autor beschrieben werden. Aus diesem Grunde ist das Kallinchen zu Versuchen fiber den Cholesterinstoffwechsel besonders geeignet. Das Kaninchen ist ein reiner Pflanzenfresser und an die Zufuhr yon Cholesterin mit der Nahrung nicht gew6hnt. Cholesterin kommt in Pflanzen Ilicht vor und ist nut ant das h6here Tierreich beschr~inkt. Dagegen werden in allen Pflanzeil Stoffe angetroffen, die dem Cholesterin chemisch ulld physikalisch auBerordentlich llahestehen. Sie werden als Pflanzensterine oder Phytcsterine bezeichnet. W~hrend im tierischen Organismus in der Hauptsache nur Cholesterin anzutreffen ist, liegen die Pflanzensterille im allgemeinen in sehr komplizierten Gemischen vor, nnd da die Trellnung yon chemisch so gleichartigen Stoffen auBerordentlich schwierig ist, kennen wir hellte wahrscheinlich nur wenige yon den tatsXchlich existierenden Pflanzensterinen. Am verbreitet- sten und besten bekannt ist das sog. Sitosterin, das dem Cholesterill yon alien bekannten Pilanzellsterinen am ghnlich- sten ist (WlNDAUS U. RAHLs ~)*** Der aul3erordentlich komplizierte chemische ]3au der Sterille und die Tatsache, dab das Tier mit der pfianzlichen Nahrung dauerncI derartige Substanzen anfnimmt, fiihrte zu der Annahme, dab das Tier diese Sterine nach der Resorption durch einfache chemische Reaktionen in Cholesterin fiber- fiihrt. Wenn diese ursprfingliche Annahme aber richtig wiire, so sollte man bet jedem IKaninchen eine spontane ,,Ftitte- * Vortrag, gehalten auf der Versammlung Deutscher Naturforscher und .Krzte am 28. September 1932. Die Arbeit wurde teilweise ausgeltkhrt mit Mitteln der Josiah Macy jr. Foundation. * * Nach L0WENTHAL soll bet M~iusen manehmal eine spontane Intimaverfettung vor. kommen. *** Naeh neueren Untersuchtmgen ist auch das Sitosterin noch ein Gemlsch yon 3 ver- sehiedenen optisehen Isomeren. [ANDERSON, J. of biol. Chem. 18, 2987 (x926) -- BONSTEDT, Hoppe-Seylers Z. 140, 269 (I923). ] 128

Die Spezifität der Cholesterinresorption und Ihre Biologische Bedeutung

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22. OKTOBER 1932

meisten diagnostischen Schwierigkeiten -- verh/iltnism/iBig noch so hliufig (IO yon 28) zu einem positiven Ausfall der AZR., dab ihr ohne Zweifel eine groBe Bedeutung bet der Diagnostik der Extrauteringravidi t l i t zukommt. Natiirlich kl~irt man die meisten Zweilel am schnellsten mit Hilfe der Douglas-Punktion auf, aber auch die versagt bet manchen Fiillen. Ich denke in diesem Zusammenhange besonders an die noch ungest6rte Extrauteringravidit~it, an manche F~ille mit innerem Fruchtkapselaufbruch und an solche F~tlle, wie sie oben beschrieben sind. Ffir alle diese ist die AZR. oft yon ausschlaggebender ]3edeutullg. Grunds~tzlich stehen wir heute auf dem Standpunkt: erzielen wit bet einem Tall, bet dem Minisch der Verdacht auf eine Extrauterin- graviditgt besteht, zweimal eine positive AZR., dann halten wir trotz negativer Douglas-Punktion die Laparotomie far indiziert. Selbstverst~ndlich mul3 man auf der anderen Seite auch daran denken, dab die AZR. in einem wenn auch nur geringe n Prozentsatz, trotz sicher nicht bestehender Gravidit~t, posit iv ausfallen kann (s. Verf., Zbl. Gynlik. x932, Nr 1I -- Klin. Wschr. 1932, Nr 3).

Ferner haben wir noch bet 46 F~illen mit Verdacht allf Extrauteringravidit~it, bet denen sich aber der Verdacht sp~ter nicht best~tigt hat, die AZR. angestellt. Sie ist bis auf einen Tall stets negafiv ausgefalleI1. Bet diesem einen Ausnahmefalle, beidem wir die Reaktion I I I erhielten, handelte es sich um ein I9j~hr. M~dehen mit Blutungen nach einer Ameilorrh6e yon 6 Wochen. Man ffihlte links lleben dem Uterus einen walnul3groBen Tumor. Die Punktion des Tumors ergab eine ser6se Flfissigkeit, uild es wurde die Diagnose Follikelcysfe gestellt. Die t~rkl~rung des posifiven Ausfalles der AZR. bleibt hier natfirlich offeil, doch muB man entweder an eineI1 Fehlschlag der Methode fiberhaupt oder aber an irgendwelehe besonderen endokrineu Verh~ltnisse denken.

Es ist yon anderer Seite bereits der Grundsatz aufgestellt, dab der negative Ausfall der AZR. bet einer Extrauterin- gravidit/~i einen operativen Eingriff fiberfltissig macht und eine konservative Behandlung veranlassen soll. Gewil3 ist diese Ansicht theoretisch zu begrfinden. Bet dem negativen Ausfall der AZR. ist eine lebensbedrohliche Blutung framer- bin unwahrscheinlich. Wir halten aber bet dem heutigen Stande der Dinge diese Frage zum mindesten nocl~ nicht fiir so sieher gekl~rt, dab wir allein yon ihr unser therapeutisches Handeln abh~ngig machen k6nnen. Ziehen wir ferner ill Betraeht, dab die konservative Behandlung einer Extra- uteringravidit~t lange dauert und das endgfiltige Ergebnis h/~ufig nicht befriedigt, so halten wir unseren Standpunkt aufrecht, dab eine Extrauteringravidit/~t stets operiert werden muB, soweit keine strenge Kontraindikation gegen die Operation besteht. Bet einer vereiterten oder schwer infizier- ten H~matocele retrouterina begnfigen wir uns mit Incision und Drainage des Douglasschen Raumes.

Es ist selbstverstAndlich, dab ffir viele Extrauteringravidi- t~ten eine Besehleunigullg der biologischen Schwanger- sehaftsreaktion besonders wertvoll sein wfirde. Zu der Frage der ZuverlXssigkeit und klinischen Brauchbarkeit einer Schnellmethode der Schwangelschaftsreaktion habe ich Inich bereits frfiher ge~uBert. Ieh werde sp~ter nochmals zu den Schnellmethoden Stellung nehmen.

ZusammenJassung: I. Die AZR. ist aueh ffir die Diagnose der Extrauter ingravidi t~t yon groBer Bedeutung.

2. FXll t die AZR. 2real positiv aus, so operieren wir bet Verdaeht auf Extrauteringravidit~tt, auch wenn die Punktion gegen eine Extrauter ingravidi t~t spricht.

3. Negativer Ausfall der AZR. veranlaBt uns nicht zur abwartenden Behandlung, wenn wir im fibrigen die Diagnose Extrauteringravidit~Lt stellen.

4. Von besonderer Bedeutung ffir die Diagnose der Extra- uteringravidit~t sind naturgemXB die Schnellmethoden der Reaktion.

5. Die AZR. kann bet Extrauter ingravidi t~t noch wochen- lang nach Beginn der Blutung positiv ausfallen, doch nimmt die H~ufigkeit des positiven Ausfalles mit der Zeit, die seit dem Beginn der Blutung verstrichen ist, ab. Von 29 frischen ExtrauteringraviditXten haben 23 die Reakt ion I l l und z he-

Klinisehe Wochenschrift, I I . Jahrg.

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I1. J A H R G A N G . Nr . 43 1793

gative Reaktion ergeben. Bet 5 sind alle Versuchstiere gestorben. Von 18 Fiillen, bet denen die Blutungen 3 bis i4Tage bestanden haben, haben 12 Reak t ionI I oder I I I , I Re- aktion I und 4 eine negative Reaktion gezeigt. Von 28 F~illen, bet denen 2--8 Wochen seit Beginn der Blutung vergangen sind, haben noch IO eine Reaktioll I I oder I I I , 3 eine Reaktion I und 14 negative Reaktioll gehabt. Bet je I Fall auch der beiden letzten Gruppen sind alle Versuchstiere gestorben.

L i t e r a t u r : WLADIKA, Zbl. Gyn~k. I931, Nr 3. -- HAUPTSTEIN, Zbl. Gyn~k. I93I, Nr 9.

DIE SPEZIFITAT DER CHOLESTERINRESORPTION UND IHRE BIOLOGISCHE BEDEUTUNG*.

Von

RUDOLF SCHOENHEIMER. Aus der Chemischen Abteilung des Pathologischen Institnts der Universit~it Ereiburg i. B.

Cholesterin geh6rt zu den biologisch wichfigen Substanzen, die bet geeigneter Zufuhr leicht resorbiert werden k6nnen. E s gibt eine grol3e Anzahl von Versuchsanordnungen, die das beweisen und die entweder am akuten oder chronischen Versuch durchgeffihrt werden k6nnen. Eine etwas grobe, aber allgemein biologisch und pathologisch interessante Methode ist die Ffit terung von Kaninchen oder anderen Tieren mit Cholesterin fiber 15ngere Zeit, im Laufe derer das resorbierte Material in verschiedenen Geweben deponiert wird und in dem empfindlichsten Gewebe, der Int ima der Aorta, zu auBerordentlich starken Ablagerungen ffihren kann, die mit der menschlichen Atherosklerose groBe Ahnlich- keit besitzen und als experimentelle Atherosklerose bezeichnet werden** 1. Sehon aul3erordentlich kteine Mengen von Chole- sterin oder vort tierischen Organen, die Cholesterin enthalten, genfigen bet Zufuhr fiber l~tngere Zeit hindurch, um diese typisehen VerSnderungen am Kaninchen, die normalerweise niemals beobachfet werden, hervorzurufen. Zwar werden beim Kaninchen sehr oft spontane Verkalkungen der Aorta gefunden. Aber eine spontane Cholesterinesterverfettung, wie sic ffir die Fiitterungsatherosklerose charakteristisch ist, konnte bisher trotz eingehendster Untersuchung yon keinem Autor beschrieben werden. Aus diesem Grunde ist das Kallinchen zu Versuchen fiber den Cholesterinstoffwechsel besonders geeignet.

Das Kaninchen ist ein reiner Pflanzenfresser und an die Zufuhr yon Cholesterin mit der Nahrung nicht gew6hnt. Cholesterin kommt in Pflanzen Ilicht vor und ist nut ant das h6here Tierreich beschr~inkt. Dagegen werden in allen Pflanzeil Stoffe angetroffen, die dem Cholesterin chemisch ulld physikalisch auBerordentlich llahestehen. Sie werden als Pflanzensterine oder Phytcsterine bezeichnet. W~hrend im tierischen Organismus in der Hauptsache nur Cholesterin anzutreffen ist, liegen die Pflanzensterille im allgemeinen in sehr komplizierten Gemischen vor, nnd da die Trellnung yon chemisch so gleichartigen Stoffen auBerordentlich schwierig ist, kennen wir hellte wahrscheinlich nur wenige yon den tatsXchlich existierenden Pflanzensterinen. Am verbreitet- sten und besten bekannt ist das sog. Sitosterin, das dem Cholesterill yon alien bekannten Pilanzellsterinen am ghnlich- sten ist (WlNDAUS U. RAHLs ~)***

Der aul3erordentlich komplizierte chemische ]3au der Sterille und die Tatsache, dab das T ie r mit der pfianzlichen Nahrung dauerncI derartige Substanzen anfnimmt, fiihrte zu der Annahme, dab das Tier diese Sterine nach der Resorption durch einfache chemische Reaktionen in Cholesterin fiber- fiihrt. Wenn diese ursprfingliche Annahme aber richtig wiire, so sollte man bet jedem IKaninchen eine spontane , ,Ftitte-

* Vortrag, gehalten auf der Versammlung Deutscher Naturforscher und .Krzte am 28. September 1932. Die Arbeit wurde teilweise ausgeltkhrt mit Mitteln der Josiah Macy jr. Foundation. * * Nach L0WENTHAL soll bet M~iusen manehmal eine spontane Intimaverfettung vor. kommen. *** Naeh neueren Untersuchtmgen ist auch das Sitosterin noch ein Gemlsch yon 3 ver- sehiedenen optisehen Isomeren. [ANDERSON, J. of biol. Chem. 18, 2987 (x926) -- BONSTEDT, Hoppe-Seylers Z. 140, 269 (I923). ]

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I79~: i~: L I N I S CH E W 0 C H E 2( S C H R t:tr,~, : Ix. J A H R G A N G. N r. 43 22. OKTOBER i93e

rungsatherosklerose" sehen, weil die t/iglich mit der Nahrung; aufger~ommene Pilanzensterinmenge nach Umwandlung in Oholesterin zu einer schweren Ver~nderung ffihren rnfil3te.

. Diese Differenz zwischen Annahme und Tatsache gab Veranlassung zu den folgenden Experimenten fiber Sterin- resorptionen:

Ffit terung sehr groBer, Mengen yon isolierten Pflanzen- sterinen, vor allem yon Sitosterin, fiihrte niemals zu einer Sterinablagerung bei Bianinchen und anderen Tieren ~,4. Der Cholesteringehalt des Blutes, der im Laule der Chole- sterinffitterung sehr hohe Werte annimmt, blieb w~hrend der ganzen Versuchsperiode normal, und weder hat ten die Tiere, die nach der T6tung im ganzen analysiert wurden, eine Er- h6hung des Cholesteringehattes, noch lieB sich etwa neben dem Cholesterin eine Spur Pflanzensterin nachweisen~. In Bilanz- versuchen stellte sich dann heraus, dab bei reiner Pflanzen- sterinifitterung eine der geffitterten lVignge entsprechende Sterinmenge mit den Faeces ausgeschieden wird und dab das ausgeschiedene Sterin in seinen chemischen Eigenschaften mit dem geffitterten Sterin identisch ist ~, ~, s.

]3esonders eindeutig erscheinen die Versuche mit der Fiste! des Ductus thoracicus. Das resorbierte Cholesterin nimmt seinen Weg vom Darm in den K6rper haupts~ichlich d urch die Lymphe und l~iBt sich dort, sozusagen jenseits der Darmwand, leicht wiedergewinnen. Wenn Cholesterin zu- sammen mit Pflanzensterinen geffittert wurde, lieB sich aus der Ductuslymphe nur reines Cholesterin isolieren, u n d e s konnte keine Spur yon Pflanzensterinen gefunden werden~.

Diese Versuche zeigten eindeutig, dab trotz der grogen ~hnlichkeit mit dem leicht resorbierbaren Cholesterin die Pjlanzensterine nicht resorbierbar aind und vom Darm~rac~us wie kOrper]remde N~bstanzen behandelt werden, die der Organis- mus ablehn~.

Alle diese Versuche schlossen eine geringe Fehlergrenze ein, die durch die biologische NIethode und die chemische Analvse gegeben sind. Die beste Analysemethode der Sterine nach WIND,US arbeitet noch mit einem Fehler yon e~wa 2 %, so dab fiber lViengen, die unter dieser Grenze liegen, nichts ausgesagt werden kann. Es war daher nicht auszuschlieBen, dab sehr Meine Mengen, die der Feststellung mit der er- w/ihnten Methode entgehen wfirden, trotz allem resorbiert und abgelagert worden sind.

F fir diese Annahme sprach ursprfinglich die Tatsache des Vorhandenseins Meinster lViengen yon Ergosterin im KSrper, yon denen m a n annahm, dab sie aus der Pflanze smmmen und nach der Resorption im Gewebe abgelagerz werden, um nach der Bestrahlung der Haut mit ul traviolet tem Licht in das hochwirksame Vitamin D .iiberzugehen.

Bei der Einbeziehung des Ergosterins in die Resorptions- versuche muB.te eine scharfe Trennung zwischen dem un- bestrahlten.und unwirksamen Ergosterin und der bestrahlten und wirksamen Form gemacht werden, die beide chemisch }somere Substanzen darstellen und nicht nur in ihren bio- logischen, sondern auch in ihren physikalischen und chemi- schen Eigenschaften verschieden sind. Es unterliegt natfir- lich keinem Zweifel, dab die bestrahlte Form (Vitamin D) leicht resorbierbar ist, da sie sonst nach der Ffitterung keine biologische Wirksamkeit entfalten wfirde und bei Uber- dosierung s0gar hoch toxisch wirken kann. Die Unter- suchung des unbestrahlten Ergosterin G also der biologisch unwirksamen Substanz, hat te ein anderes Ergebnis als er- wartet war. Resorptionsversuche mit diesem P,'odukt waren insofern sehr vim genauer und empfindlicher, als die Ver- suche mit den anderen Sterinen, da sich die Analyse des ]?;rgosterins mit Hilfe der Absorption im ultravioletten Licht and mit der Austestierung am biologischen Objekt noch etwa tausendmal empfindlicher gestaltet als die Unter- suchung der anderen Pflanzensterine. Schon allerMeinste Mengen yon resorbiertem ]?;rgosterin k6nnten der Analyse kaum entgehen*. Ergosterin lie13 sich ebenso wie die anderen

" Die Ergosterinanalysen unserer Prfiparate wurden liebenswiirdigerweise im chemischen Institut der Universit~it G6ttingen ausgefiihrt, woftir auch an dieser Stelle Herrn Prof. WINDAUS. Herrn Or. PALLUTZ und Herrn Dr. v. GOTTBERG meln pester Dank ansgesprochen werden soll.

Sterine trotz riesigen Angebots mit der Nahrung nicht speichern12, i~. Da aber Speicherungsversuche bei negativem Erfolg niemals einen sicheren Beweis ftir mangelnde Re, sorp- tion darstellen, sondern noch eine ganze Reihe anderer Er- MXrungsmOglichkeiten zulassen, wurden auch direkte Resorp- tionsversuche an Hunden mit Ductus thoraeicus-Fisteln durchgeffihrt mit dem Ergebnis, dab bei Ffitterung yon gro/3en Mengen eines Gemisches yon 5o% Cholesterin und 5o % Ergosterin nur reines Cholesterin mit einem Z{aximal-

�9 gehalt yon 0,02 0,0 3 % Ergosterin gefunden wurde11,~ was dem normalen . Gehalt des Ductus thoracicus-Sterins an Ergosterin entspricht. Wenn Cholesterin und Ergosterin gleich schnell resorbiert worden wXren, h~itte in der Lymphe etwa 2ooo--3ooomal mehr Ergosterin gefunden werden mfissen. Selbst diese Versuche schlieBen vorl~iufig nicht vSllig aus, dab auch yon dieser Substanz minimalste Mengen, die auch noch unterhalb der Empfindlichkeitsgrenze der optischen Methoden liegen, resorbiert werden k6nnen und vielleicht bei konstanter Zufnhr, in Anbetracht ihrer hohen Aktivit~it nach der Belichtung, biologische Wirks,amkeit ent- falten k6nnen. Sicher aber geht aus alledem hervor, daB, wenn fiberhaupt resorbiert wird, diese Resorption nnr in einer Gr6BerLordnung liegen kann, die ganz augerordentlich niedrig ist*.

Diese eigenartigen biologischen Differenzen yon so ~ihn- lichen Sterinen deuteten daranf lain, .dag in dieser KSrper- Masse eine besondere Spezifit~it in bezug auf die Resorption obwaltet, der wahrscheinlich auch eine besondere biologische ]3edeutung zukommt. Es wurden daher Versuche mit chemi- schen Derivaten des Cholesterins angestellt, bei denen nur ganz geringe J~nderungen am Molekiil vorgenommen waren und bei denen noch die besonderen Eigentfimlichkeiten der Sterink6rper erhalten waren 4.

CH2 CH 2

HoCk3 ~JCH . H2C CH !C~H~ 8 /Cl~Ho~

HCI ~0CH C CH J - /\~/ /\. "

H2C~ C CH2 I H2C C CH 2 2 8 I

H~C3 5CH 7CH H2C CH CH 2 .,~/~r \ , / \ / C C C CH e

/\ /\ I-I OH H OH

Cholesterin Allocholesterin

CH~ CH 2 / \ / \

CH CH ~t2C C]~ ] c14H28 I2s I2~2C C~ H - - } C14H28 e l i

/\/ "\,"

H~C C CH 2 3 H2C C CH~ 4

H~C CH CH~ H2C CH CH 2 \ , / \ / " - . / \ / C CH 2 C CH e

/ \ / \ H OH H OH

Dihydrocholesterin Koprost erln

CH~ CII 2

II2C CH H~C CH / /G14 H2s CH ~ CI~H2s

HC CH J CH /\/ /\. -

H2C C CH 5 H~C C CH 2 6

H2C CH CH 2 H2C CH CH 2 \ / \ / ". / \ /

C CH 2 C CH 2 /\ /\

OH H OH II ~-Cholestauol Pseudokoprosterin

Neuerdings hat sich eine minimale Resorptibh yon Ergosterin bei der legende~ Henne nachweisen Iassen (SCHONHEIMER u. DAM im Druek~.

2 2 . 0 K T O B E R I932 K-L.I N I S C H E Vf Q C I t E N S C H

Das g r S B t e Ir~teresse bo~ die U n t e r s u c h u n g :_ des Al lo / choles te r ins , wei l es d e m C h o l e s t e r m a m f ihn l i chs ten ist u n d s ich yon i h m n u r d u r c h eine V e r s c h i e b u n g de r D o p p e l b i n d u n g u n t e r s c h e i d e t : N i t e m e r neuen , q u a n t i t a t i v e n B e s t i m m u n g s - m e t h o d e l ieg s ich eine R e s o r p t i o n y o n Al locho les t e r in n i c h t nachwe i sen . N a c h F i i t t e r u n g m i t dieser S u b s t a n z wi rd zwar e in S t e r i n r e so rb ie r t , dieses S t e r i n is t a b e r Choles ter in , das d u r c h E i n w i r k u n g des s a n r e n Magensa f t e s aus d e m sehr e m p f i n d l i c h e n Al locho les t e r in e n t s t a n d e n i s t* . Auch y o n d e n a n d e r e n S u b s t a n z e n de r Tabe l le wurde , ke in einziges r e so rb ie r t . F.tir Nachweis n n d B e s t i m m u n g dieser S u b s t a n z e n w a r e n sehr e m p f i n d l i c h e M e t h o d e n a u s g e a r b e i t e t wordenl~, u n d sie h ~ t e n n i c h t i i be r sehen werden k6nnen . Dieses auf- fa l l ende E r g e b n i s h a t seirm besonde re B e d e u t u n g in der Ta t - saehe , d a b D i h y d r o e h o l e s t e r i n u n d Kopros te~ in (Formel 3 und 4) i m D a r m k a n a l v o r k o m m e n , also biologische S te r ine de r T ie r re ihe da rs te l l en . Die U n t e r ' s u c h u n g zeigte also, daB ~ats~tchlich eine sehr h o h e Spez i f i t~ t fiir die R e s o r p t i o n des Choles te r ins ex i s t i e r t , da s chon die a l l e rk l e in s t en 2 i n d e r u n g e n a m iViolekiil, die das a t lgeme ine V e r h a l t e n der Stoffe k a u m ~indern, die R e s o r p t i o n s f ~ h i g k e i t a u f h e b e n * * .

Sowei t m i r b e k a n n t ist, k o n n t e b i sher noch n i ema l s in de r Phys io log ie eine solche Spezif i t / i t der Reso rp t ion , ab- h~ing~g y o n de r K o n s t i t u t i o n b e s t i m m t e r Stoffe, b e o b a c h t e t werden . Meis t i s t die Geschwind igke i t des D u r c h t r i t t s d u r c h die D a r m w a n d nu r y o n de r L6s l i chke i t des b e t r e f f e n d e n t ( 6 r p e r s abh~ingig, u n d J~nderungen in de r Resorpt ionsf~ihig- ke i t gehen de r A n d e r u n g i m MoleMil n u r inso fe rn parallel , als m i t de r V e r s c h i e d e n h e i t de r c h e m i s c h e n S t r u k t u r eine LSslichkeitsvsrschiedenheit e in t r i t t . Die u n t e r s u c h t e n S te r ine s ind n u n in i h r e m c h e m i s c h e n u n d p h y s i k a l i s c h e n Verha l t en , vo r a l l em ih re r L6sl ichkei t , au l3erordent l ich ~hnl ich Es h a n d e l t s ich ja bet e in igen i i be rhaupz n u r u m Isomere , die g a n z ger inge A n d e r u n g e n in d e n e h e m i s c h e n E i g e n s c h a f t e n bes i t zen . Diese V e r s c h i e d e n h e i t e n k 6 n n t e n a b e r k a u m das p r inz ip ie l l a n d e r e V e r h a l t e n bet de r R e s o r p t i o n erkl~iren.

N a c h d e n neue ren A n s i c h t e n h a n d e l t es s ich bet d e m Resor .pt ionsprozeB y o n wasse run l6s l i chen K6rpe rn*** u m e inen re in p h y s i k a l i s c h e n V o r g a n g (VERzs de ra r t , d a b solche S u b s t a n z e n d u r c h a n d e r e sog. h y d r o t r o p e K 6 r p e r (NEuBER~) in 15sliche, d i f fus ible A d d i t i o n s v e r b i n d u n g e n t ibergef t ihr t werden. Es u n t e r l i e g t k a u m e inem Zweifel mehr , daB f/Jr d ie R e s o r p t i o n v o n L i p o i d e n und s u c h S t e r i n e n die A n w e s e n h e i t y o n Gallens~iuren, die solche A d d i t i o n s v e r b i n - d u n g e n e i n g e h e n k6nnen , g t ins t ig oder sogar n o t w e n d i g ist. Die S te r ine b i lden m i t den Ga l l ens~uren t a t s~ch l i ch solche 15slichen Aggrega te (die a l l e rd ings n i c h t als Ganzes di f fus ibel sind) 1~, u n d zwar s ind die T y p e n dieser V e r b i n d u n g e n bet d e n v e r s c h i e d e n e n S t e r i nen f a s t gleich. F a s t alle Gal lensXuren besch l eun igen zwar die R e s o r p t i o n y o n Choles te r in e rheb- i tch ls,17,~s, k 6 n n e n abe r ein sons t u n r e s o r b i e r b a r e s Ster in , s e lb s t w e n n sie m groBer Menge m i t d e m S te r in ge f t i t t e r t werden, n i c h t d u r c h die D a r m w a n d b r ingen . Die, phys i - ka l i schen L 6 s l l c h k e i t s b e d i n g u n g e n m 6 g e n zwar i m Sinne yon VZ~Zs bet a n d e r e n un l6s l i chen S u b s t a n z e n die aussch lag- gebende Rol le spielen, in de r S te r ink lass9 k a n n das abe r n i c h t de r Fal l seth.

M a n di i r f te k a u m feh lgehen , a n z u n e h m e n , , daB .d iese Spez i f i t~ t de r R e s o r p t i o n i h r e .Bedeu~ung da r in ha t , d a b de r O r g a n i s m u s s ich vo r d e m E i n t r i t t ode r de r ~ ;be r schwem- m u n g m i t n i c h t a r t e i g e n e n S t e r i n e n schi i tz t . Leider wissen wlr h e u t e nu r wen ig dar i iber , ob d iesen f r e m d e n S te r inen , e t w a den P f l a n z e n s t e r i n e n , i rgende ine p h a r m a k o l o g i s c h e oder tox iko log i sche W i r k u n g l m O r g a n i s m u s z u k o m m t Der F i i t t e r u n g s v e r s u c h komm~ daz t t nichf i~ B e t r a c h t , d a die Stoffe j a n i c h t r e s o r b i e r b a r sind, und I n j e k t i o n s v e r s u c h e k 6 n n e n m i t d e n h e u t e zur Ver f i igung s t e h e n d e n M e t h o d e n n i c h t s aussagenJ ' . D a r t i b e r wi rd e r s t die Z u k u n f t en t sche iden .

* SCHONHEIMER, DAM u. v. GOTTBERG, z. Z. im Druek. ** Neuerdings wird die Nichtresorbierbarkeit des Dihydrocholesterins und Koprosterins yon BITRGER und WINTERSEELbes t~ t ig t . *** Alle untersuehten Sterine sind in Wasser unl6slieh. t Sterine in grSBerer Menge ~n eine injektionsf~higeL6sung zu bringen, ist bisher noeh nieht gelungen. Die vielfach benutzten sog. kolloidalen CholesterinlSsungen entfalten

R I F T . i i . J A t t R G A N G , N i r . 43 I~9.~

N u r b e i - e i n e m Ste#in, r i~mlich b e i m . ErgoSier ih , isf die Be~ d e n t u n g d e r -Reso rp f io~sh inde rung s c h o n ,hea te v e r s t g n d l i c h : D a s u n b e s t r a h l t e E r g o s t e r i n (sog. Provitam~r~ D), das i m nie- d e r e n P f l a n z e n r e i c h (z. t3. Hefe) i n sehr g rogen M e n g e n v o r , k o m m t , i s t zwar se lber phys io log i sch u n w i r k s a m , erh~ilt a b e t n a c h der B e s t r a h l u n g eine e n 0 r m e W i r k s a m k e i t i m S inne des V i t a m i n s D u n d v e r u r s a c h t d a n n .in grSBeren D o s e n schwere A l lgeme ins t6 rungen m i t V e r k a l k u n g e n . W'enn E r g o s t e r i n so gu t r e so rb i e rba r w~ire .wle Cholester in , so k 6 n n t e es bet ge- e igne te r N a h r u n g au l3erorden t l i eh le ich t ' zu U b e r s c h w e m - m u n g e n des O r g a n i s m u s mi l E r g o s t e r i n k o m m e n , das n a c h A k t i v i e r u n g d n r c h H a u t b e s t r a h l u n g zu t o x i s c h e n Ersche i - n u n g e n AnlaB geben k6nnte . Die N i c h t r e s o r b i e r b a r k e i t oder schwere R e s o r b i e r b a r k e i f de r u n b e s t r a h l t e n S u b s t a n z sch i i t z t den K 6 r p e r davor .

E ine wei te re B e d e u t u n g k o m m t der Spezifit~it der S te r in- r e so rp t ion bet der E x k r e t i o n dieser S n b s t a n z e n zu. Die Mengen yon S te r inen , die t~iglich in den D a r m ergossen werden, s ind a n g e r o r d e n t l i c h groB. Die Gal le f i ih r t d a v o n n u r e inen k le inen Teil m i t sich Der gr6Bere Tell wird m i t d e m D a r m s e k r e t a u s g e s c h w e m m t ( S A L O M O N 20, S P E R I R Y 21). Das Ster in , das urspr i ing l ich seze rn ie r t wird, b e s t e h t aus e~wa 97 % Choles te r in u n d 3 % Dihydrocho le s t e r in , welch l e t z t e res i m O r g a n i s m u s aus Choles te r in d u t c h B e s e t z u n g de r Doppe l - b i n d u n g m i t Wasse r s to f f en• Die Sekre t ion dieser, S u b s t a n z e n geh t a n s c h e i n e n d z u m Teil cellul~ir vo r sich, d. h. die S te r ine e n t s t a m m e n Zellen, die in das D a r m l u m e m e i n w a n d e r n (Leukocy ten und L y m p h o c y t e n ) 24 und s e h r schnel l in d e m Sekre t a b s t e r b e n . W~ihrend n u n der g r 6 g t e Teil des aus d e m Zel lkSrper fret gewordenen Ster ins , n ~ m - l ich das Choles ter in , r e s o r b i e r b a r ist, i s t das i m K 6 r p e r e n t s t a n d e n e und m i t d e m Choles te r in a u s g e s c h w e m m t e Di - h y d r o c h o l e s t e r i n n i c h t r e so rb ie rba r , d. h es t r e n n t , s ich yon d e m Choles te r in n a c h der Sekre t ion in den D a r m . W~ihrend das Choles te r in r i i ck reso rb ie r t wird, r e i che r t sich das Di-. h y d r o c h o l e s t e r i n im D a r m l m m e r m e h r a n n n d e r s c h e i n t in r e l a t i v groBer K o n z e n t r a t i o n in den Sekre ten . D i e s e r Vorgang k a n n besonders e indeu t ig a n be iderse i t ig geschlosZ senen s te r i len D a r m s c h l i n g e n des Dick-2a n n d D i i n n d a r m s 2~ ver fo lg t werden, in d e n e n s ich m i t der Zei t i m m e r m e h r D i h y d r o e h o l e s t e r i n an re i che r t , w~ihrend das Cho les te r in ve r schwinde t . Auf diese A r t k a n n das D ihyd rocho le s t e r i n , das im O r g a n i s m u s se lber n u r in Me inen Mengen V o r k o m m t und ansche inend e in re ines S c h l a c k e n p r o d u k t ist, kon- zen t r i e r t we rden u n d m i t d e n Faeces den K6rpe r ver lassen .

Es set i n d ie sem Z u s a m m e n h a n g d a r a u f h ingewiesen , d a b n i c h t alles Choles ter in , das in den D a r m seze rn ie r t wird, a u c h wieder zu r i i ck reso rb ie r t wird. ]?;in- Teil Wird vo r der Rfick- r e so rp t ion y o n d e n D a r m b a k t e r i e n angegr i f f en u n d zu Kopro - s t e r in (Formel 4) n m g e b i l d e t , das d a m i t s u c h u n r e s o r b i e r b a r wird.

Der D a r m sche in t in m a n c h e r Bez i ehung ~ihnlich w i r k e n zu k S n n e n wie die Niere, die zuergt e ine sehr groBe Menge von S u b s t a n z e n sezernier t , d u t c h nachfolgende~ Riiekresorp§ t ion abe r die me i s t en S u b s t a n z e n aus d e n i ursprt ingl ieh. s eze rn i e r t en Sekre t r i i ck reso rb ie r t (z. B. Zucker usw.) und n u r die n i c h t r i i ck re so rb i e rba ren Sch lacken mi t d e m U r i n - he rausscha f f t . A n t diese Be funde a n s te r i l en D a r m c y s t e n , die s u c h a n a n d e r e n - S u b s t a n z e n Ms d e n Steriner~ erhobei~ wurden , wi rd an ande re r Stelle n i iher e ingegangen werden . .

L i t e r a ; u r : ~ ANITSC~KOW, Virchows Arch. 249, 73 (1924). - - 2 WI~OAUS u. RAL~,N Hoppe-Seylers Z.' Ioi , 223 (1918). _ a SC~6N- ~ I 5 i ~ u. Y UASA, Hoppe-Seylers Z. I8o, 5 (!929), - - ~ Scu6.N#~ HEIM:ER, V. BHERING~U. HUMMEL, Hoppe-Seylers Z. I92, 117 (193o):

5 SCH6NHEIM:ER, Hoppe-Seyle~s Z. 18o, 16 (1929). s Sci~6N2 HEINZR, Hoppe-Seylers Z. I8O, 32 (1929). -- ~ SCI~6Nm~IMXR

8 , ~_ ?c Hoppe-Seylers Z. I85, 119 (1929) . - - - DOREE~ '. GARI)NXR,"Pr0c~: roy. Soc. Lond. 8o, 2~ 7 (19o8). - - 9 v. BEHEING n. Se~6~HEIM~, Hoppe-Seylers Z. I92, 97 (193o). - - l0 PAGe, Biochem. Z. 220, 42o

_ {193o)" l~ SCHONHEIMER 11. V. BEHRING, I(lin. Wschr. 193o , 13o8. - - ~ B~UME~ U. t t E ~ N ~ , ]Biochem. Z. 222, 204 (193o). - - ~a SCH6~-

eine v6llig unphysiologisehe Wirkung. Das Cholesterin findet slch nach der[Injektion sehr sehnell im Retlculoendothel und vor alien Dingen in den Lungencapiltaren wieder. In der sog. kolloidalen Verteilung, die anscheinend v61Iig anders let als im Blur, wird das. Cholesterin wie ein Fremdk6rper behandelt (s. a. LOWENTttAL).

128"

z796 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I I . J A H R G A N G . Nr . 43

~EII~R, Hoppe-Seylers Z. 19~, 77 (193o) . ~- i~ V~ZZIR u. Kv~tIY, Biochem. Z. 205, 369 (1929); 21o, 265 u. 28i (1929). - - i~ SCH6I~'- ~ R u. HRDINA, Prec. See. exper. Biol. a. ivied. 28, 944 (1931) �9 ie SCI~6NHEIMXR, Biochem. Z. 147, 258 (I924). -- ~ L6FI~L~R, Hoppe-Seylers Z. I78, t86 (I928). - - is HUS~5~EL, Hoppe-Seyiers Z. 185, Io5 (1929). -- i~ SCH6NtlXnv~R u. YUASA, Hoppe-Seylers Z. 18o, 19 (1929). - - ~o H. SALOMON, Z. exper. 5ied. 60, 75 ~ (1928). ~l SPZRRY, J. physiol. Chem, 82, 56o (1929); 85, 455 (193o) �9 - - ~ SC~6~EI~ZR, v. B~XmNa, ttU~M~L U. SCmND~L, Hoppe-Seylers Z. 19e, 73 (I93O) �9 - - ~a OHIO, Bioehem. Z. 218, 2o6 (193o). - - ~4 SCHSNHEIMgR U. V. BEI-IRING, Hoppe-Seylers Z. I92, lO2 (i93o). -- s~ Im /)nick.

M A G N E S I U M R A C H I T I S .

~'on

Dr. GEORG MEYER ZU HORSTE. Aus der Universit~ts-Kinderklkfik zu Mfinster i, W.

(Direktor: Prof. Dr. HANS VOGT).

Magnes ium als t3estandteiI der Knochenerde l and frfih Beach tung bei Un te r suchungen fiber die E n t s t e h u n g der Rachi t i s . GASSMANN stel l te lest, dab rachi t i scher Knochen erhebl ich m e h r Magnes ium enth~ilt Ms normale r I (nochen. D e n gleichen Befund erhoben MOPURGO und CATTANEO, w i h r e n d BZUBAC~tE~ im Gegentefl eine Verminde rung des Magnes iumgeha l tes im rachi t i schen Knochen gefunden ha t te . Be i der Os teomalac ie landen HUPPERT und McCRuDDEN eine starke Vermehrung des l\[agnesiumgehalts des Kno- chens.

Auf Grund yon 13ilanzstoffwechseluntersuchnngen kam SCHLOSS ZU der I)berzeugung, dab Calcium und Magnesium bei frischer und heilender Rachitis ein gegens~tzliches Ver- halten zeigen, w/ihrend BIRK eine gleichsinnige Verschiebung des Calcium- und Magnesiumstoffwechsels bei dieser E r - k rankung land. Auch TELFXR stel l te e inen v e r m e h r t e n Magnes iumansa tz bei hei lender Rachi t i s fest. Neuerdings schlieBt sich SCHUELER der Ans ich t BIRKS ebenfalls an. E r b e t o n t nach caner kr i t i schen Zusammens te l lung aller bis d a m n vor l iegenden Magnes iumstof~wechsehmtersuchungen bei der Rachi t i s jedoch, dab fiber das Verha l ten des Magne- siums i m Verlauf der rachi t i schen E r k r a n k u n g nach den bisherigen Un te r suchungen noch keine bindeI~den Schlfisse m6glich sand.

Die Magnes iumaufnahme in den K6rper und die Magne- Siumausscheidung aus d e n K6rper werden in we i t em Umfange du rch dieselben Umst~inde - - S iuerung , Alkalis ierung, Zu- fuhr yon P h o s p h a t und Fettfiberschut3 in der N a h r u n g - - gleichsinnig b e s t i m m t wie die A u f n a h m e und Ausscheidung des Calciums. Selbst die Zufuhr yon Nebenschi lddrf isen- e x t r a k t bewi rk t e inen Ver lus t des K6rpers sowohI an Calc ium als auch an Magnesium.

Die angeff ihr ten Beobach tungen fiber eine gIeichart ige Wi rkung des Calciums und des Magnesiums im I~6rper- geschehen u n d die sich widersprechenden Angaben fiber die B e d e u t u n g des Magnes iums bei der E n t s t e h u n g mid Hei Iung t ier Rachi t i s ve ran laBten reich, die le tz te F rage ffir die p h o s p h a t a r m e Ra t t en rach i t i s zu nntersuchen~ zumal KRA~]~R, SH~LI-IN~ und O ~ N T bei der Verka lkung in v i t ro d e m Magnes iumion im Gegensatz z u m Calcium eineri h e m m e n d e n Eini luB auf das Z u s t a n d e k o m m e n der Verka lkung znschreibem

Ich s te l l te mAr daher die F rage : Wirken Calcium und Magnesium als Bestandtei~ der Kost bei der Erzeugung der phosphatarmen Rattenrachitis gleichslnnig?

Die Versuchsanordnung war die in meinen frfiheren Ar- beAten ve rwand te . Als Versuchskost d iente unsere N e s t

22.0KTOBER 193~

Mr. 32, die der b e k a n n t e n McCol lum-Kos t Nr. 3143 nach- gebi ldet ist. Sie e n t h i l t :

Ganze W e i z e n k 6 r n e r . . 33,o g Kochsalz . . . . . . . . 1,og Ganze M a i s k 6 r n e r . . . 33,o,, Calciumearbonat . . . . o,3,, Gelatine . . . . . . . 15,o ,, Magnesiumcarbonat . . �9 2,3,, Weizengluten . . . . . 15,o ,,

Unsere Kont ro l lkos t Nr. 32a unterschied sich yon der eben beschr iebenen K o s t nu t durch den For t fa l l des Magne- s iumcarbonats . Die Ergebnisse meaner Un te r suchungen habe ich in der beigegebenen Tafel zusammengefaBt .

I Woehen alte Batten wurder~ am 15. l~ebruar 1932 (Tier Nr, 1--4) und am 7. April 1932 (Tier ~rr. 5--7) in Versuch genommen.

G e *

Dauer wieht I des zu Be-

Tier ver- ginn suehs I des

i h~ Wo-I Ver- I ehen i suehs

Nr. I g

I 6 55,4

2 6

3 7

4 6

5 ' 4

6 4

7 4

E Ge- I ' I I wieht

Se~l halt / halt ]Im Im hAste- , I des des i R6ntgen. iogisehen ..aes ]SerumstSerums| bild BAld ver l I suchs

g ling% mg~l '~

lO9 lO, 5

6o,9 Io8 11, 5

52,4 . I32 6,3

51,7 97 13,5

,7 57,51 --

61,9t io3 [ 8,4

8,4

4,8

10,2

5,4

6,8

7,4

1o,4

Heilende Heilende iRachitis Rachitis

Schwere Schwere Rachitis Rachitis

Schwere $chwere lZachitis Rachitis

MAtte1- MitteI- schwere schwere Rachitis Rachitis

Normal Normal

Kost

Normal

Nr. 32

Nr. 32 Die letzten

I4 Tage t~gl. i[~ Sfd, H6hensonne

2dcCol- lure-Nest Nr. 3143

Nr. 32

Nr. 32

Mr. 3za

Wie m a n aus d e r Tafel sieht, b le iben junge ?Batten bei F f i t t e rung mAt der Kont ro l lkos t ebenso wie mAt NormMkos t frei yon rachi t i schen Krankhei t sersche inungen. Dagegen e rzeugt unsere Versuchskos t in al len F~llen eine schwere Rachif is , ebenso wie die tvlcCollum-IZost Nr. 3143 . His to- logiseh war das e rzeugte Krankhei t sb i ld yon der phospha t - a r m e n Ra t t en rach i t i s n ich t zu unterscheiden. Das R6n tgen- bAld weis t in alien F i l l e n die gleichen schweren rachi t i schen Ver~inderungen auf. B lu tchemisch hande l t e s sicll bei der Magnes iumrachi t i s u m eine phespha t a rme Rachi t i s form. Eine 14 t~igige Bes t rah lung mAt H6hensonne erzeugte bei e inem Tier eine foi~geschri t tene Hei lung der IRachitis (t~glich eine halbs t i indige Bes t rah lung b e i i m Abstand) .

In wei te ren Versuchen ergab sich, dab die Versuchskos t auch bei jungen Kaninchen in 4 Wochen schwere rachi t ische V e r i n d e r u n g e n hervorruf t .

Zusammen]assung: Zusatz y o n ~Iagnes iumcarbona t zu cAner n ich t Rachi t i s e rzeugenden N e s t bewi rk t das Auf- t r e t en einer p h o s p h a t a r m e n Rachi t i s b e i d e r R a t t e und beAm Kaninchen in der gleichen Weise, wie ein 13berschuB yon Calc iumcarbonat . His to logisch und b lu tchemisch gleicht die Magnesiumrachi• der phospha t a rmen Ra t t en rach i t i s und der k indl ichen Rachi t is . Sie is t du tch die b e i d e r k ind l ichea Rachi t i s wi rksamen Mit te l zu heilen. Bei der B e t r a c h t u n g der Ursachen der Rachi t i s muB m a n daher auf das Verh~ltnis yon (Calcium + Magnesium) : Phcsphor achten. (Ausffihr- liche Ver6ffent l ichung erfolgt in der Mschr. Kinderhei lk . )