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2350 KLINISCHE WOCI-IENSCHRIFT. 7. JAHRGANG. Nr. 49 2. DEZEMBERI928 PRAKTISCHE ERGEBNISSE. DIE VENTRIKULOGRAPHIE SPEZIELL BEI HIRNTUMOREN*. Won Prof. Dr. OTTO J~JNGLING, Stuttgart. Fiir die Ventrikulographie und Encephalographie kommt praktisch fast nut GasJi~llung in Frage. Stark absorbierende SalzlSsungen haben sich alle als zu giftig ftir das Zentral- nervensystem erwiesen. Lipiodol ascendens, das yon manchen Seiten (GORTAN, SAIZ, CHOROSCHKO U.a.) verwendet wird, vermag nut die Durehggngigkeit der Engen (Foramina Magendii und Luschka, Aquaeductus Sylvii, Foramen Monroi) zu beweisen; auch k6nnen die oberen Ventrikelgrenzen sowie grobe Verdrgn- gungen erkannt werden. Ein richtiges Abbild der Ventrikel kSnnen die Lipiodoltropfen niemals geben. Ob das sehr langsam zur Resorption kommende Lipiodol auf die Dauer ftir das Zentralnervensystem gleichgtiltig ist, bleibt noch eine offelle Frage. Von Gasen kommen in Betracht: Luft, Sauerstoff, Kohlen- siiure. Luftembolie ist nie beobachtet. Sauerstoff wird rascher resorbiert, soll aber nach GOTTE mehr reizell. Kohlen- s~iure wird fiir die Darstellung feiner Einzeiheiten fast zu rasch resorbiert. Das darzustellende System ist sehr kompliziert gestaltet. Die buchtigen Hirnkammern stehen untereinander und mit den SubarachnoidealrAumen dutch Engen, dutch capillAre R~ume in Verbindung. Auch die Subarachnoidealrgume an der Oberfl~che des Gehirns sind grSl3tenteils capillgr. Das Ventrikelsystem als solches kann als geschlossenes System betrachtet werden, das nut durch capillAre Spalten (Foramen Magelldii, Foramina Luschka) mit der Cisterna cerebello- meduUaris in Verbindung steht. Die erhaltenen Bilder h~tngen ab vom Eindringen und yon der Verteilung des eingedrungenen Gases in dem geschlossenen Ventrikelsystem. Wenn bei lumbaler oder suboccipitaler Gaszufuhr das Gas nicht in die Ventrikel eilldringt, so beweist alas keinen Yerschlul3 des Foramen Magendii oder der Foramina Luschka. Welche Momente fiir das Eindringen oder Iqichteindringen der Luft im einzelnen Falle ausschlag- gebend sind, ist schwer zu sagen (pulsatorische oder respira- torische Druckschwankungen [JONGLING~, wechselnde Weite des Foramen Magendii [HEIDRICHJ). GtiTTE konnte bei einem und demselben Patienten bei wiederholten Encephalo- graphien das eine Mal die Ventrikel darstellen, wghrelld die Luft ein anderes Mal nicht eindrang. Umgekehrt dtirfte das Eindringen yon Gas in die Ventrikel die Durchggngigkeit des Foramen Magendii beweisen. Um bei Anwendung der direkten Ventrikelpunktion einen An- haltspunkt fiir die DurchlAssigkeit des Foramen ~V[agendii zu bekommen, elnpfiehlt es sich, Indigocarmin (DANDY) oder Jodnatrium (F~RSTER) in den Ventrikel zu injizieren, welche Stoffe dann bei freier Kommunikatioii im Lumbalsack nach- gewiesen werden kSnnen. Sehr wichtig ist die richtige Verteilung des Gases im Ven- Die ganzen Schliisse beruhen auf der Voraus- setzung, dab sich die Fliissigkeit bei Allwesenheit yon Gas im Ventrikelsystem nach den Gesetzen der Hydrostatik gleichmAl3ig verteilt. Ob dies bei den sehr komplizierten Raumverhgltllissen der Ventrikel der Tall ist, wissen wir nicht. Manche Asymmetrien, die sich bei geringer Gasiiillung linden nnd bei weiterer Gasftillung ausgleichen (KoscHEwNII~OW, G6TTn), scheinen darauf hinzudeuten, dal3 hierbei mechanische Momente hereinspielen, die wit noch llicht vSllig iibersehen. Jeden~alls ist die Technik der Gas]i~llung so zu gestalten, dab cine gteichm~tl3ige Ftillung mSglich und wahrscheinlich ist..Es ergibt sich ffir die lumbale und suboccipitale Methode die sitzende Haltung bei gerade nach vorn gerichtetem Kopf * Nach einemauf der 9 o. Versammlung deutscher Naturforscher und )[rztein Ham- burg erstatteten Referat. ohne jede Seitneigung. Vor-und Rtickw~irtsbewegungen in der Sagittalebene im Sinne yon STRECKER halten wir f/ir niitzlich. Fiir die direkte Punktion wiihlen wir daher die Gesichts- lage und punktieren das Vorderhorn, im Gegensatz zu DANDY und GRANT, welche meist das Hinterhorn punktieren. Un- mittelbar fiber der Nadel ist bei Punktion in Stirnlage das Foramell Monroi, durch welches das Gas in beide Seiten- Velltrikel gleichm~iflig aufsteigen kann. Auch bier ist jede Seitneigung zu vermeiden. Die Gleichm/iBigkeit der Bilder, die wir in FAllen ohne Verdriingung haben, spricht ftir die Richtigkeit der Technik. Selbstverstiindlich sind alle die genannteii VorsichtsmaB- regeln such noch his zur Vollendung der Aufnahme einzu- halten. Es empfiehlt sich grunds/~tzlich, zuerst im Sitzen zu durchleuchten. Es kann dabei noch ein gewisser Ausgleich der Fltissigkeitsspiegel geschaffen werden. Sollen Aufnahmen im Sitzen gemacht werden, danll erfolgen diese zuerst. Bei Aufnahmen im Liegen mud als erste die Aufnahme in Hinter- hauptslage gemacht werden, darauf die Aufnahme in Gesichts- lage, zuletzt erst die Aufnahme in Seitenlage, well dadurch der gr6Bte Tell der Luft in einell Seitenvelltrikel einstr6mt. Die Einhaltung dieser Vorschri/ten ist die Conditio sine qua non ]i~r eine brauchbare Au]nahme. Ge]ahren bestehen haupts~chlich bei Hirndruek. Die Ausdehnung der Luft durch Erw~irmung (:BRINKMANN) diirfte kaum ein Gefahrenmoment bedeuten. Sie betritgt pro Grad Celsius 1/27a des Volumens, gr613tenteils wird die Er- wArmullg schon auf dem Wege zum Ventrikel stattfinden. Ftihrt man die direkte Ventrikelpullktion unter dauerllder I(ontrolle des Druckes aus, so kann dutch die Erw~irmung keine Drucksteigerung ausgel6st werden. Die subiektiven Besehwerden silld am gr6i3ten bei der lumbalen, kleiner bei der suboccipitalen, am geringsten bei der direktell Punktion. Mal3gebend fiir die Wahl der einen oder anderen Methode ist das Vorliegen oder Fehlen yon Hirndruck. Besteht Stauungspapille, besteht Verdacht auf Tumor der.hinteren Schi~delgrube, so warnen wit mit DANDY, GRANT, DENK dringend vor der Ausffihrung der lumbalen Me- rhode, vor allem deshalb, well durch das Punktionsloch in der Dura nachtrgglich noch Liquor absickern kann, wodurch die Abdrosselungdes Atemzentrums im Foramen Magnum begtiu- stigt wird. Wir halten daran iest, welln such neuerdings yon TR6MNER, CHORROSCtlKO u n d YANIGASIWA Je I Tall yon Tumor der hinteren Schiidelgrube mitgeteilt wurde, bei dem die lumbale Encephalographie nicht geschadet hat. Die an der Ventrikulographie zugrunde gehenden F~ille sind ausschlieBlich solche mit schwerem Hirndruck, die im labilen Gleichgewicht sind und bei denen hiiufig, auch ohlle jeden Eingriff, pl6tzlich Ateml~ihmung eintritt. Alle (8) in Tfibingen im AnschluB an die Velltrikulographie ver- storbenen F~ille waren schwerste inoperable bis faustgrol3e Gliome. Der statistische Vergleich der Mortalitgt bei Ven- trikulographie (8%) mit der bei der lumbalen Encephalo- graphie ist unstatthaft und gibt ein v611ig schiefes Bild, weil die beiden Methoden aus ganz verschiedenen Indikatiollen ausgeftihrt werden, und zwar die Ventrikulographie meist bei bestehendem Hirndruck, die Encephalographie bei F~illen, in deneu keinerlei Gefahr yon seiten des Gehirlls besteht. In Anbetracht der groBen Empfindlichkeit yon Patienten mit bestehelldem Hirndruck ist bei komat6sen Patienten die Ventrikulographie besser zu unterlassen, etwa durch die bloBe Ventrikelpunktion mit Injektion roll Farbl6sung (ventricular-estimation DANDY) ZU ersetzen. Durch vor- sichtigste Entlastungspunktion k6nllen solche Kranke auf die Ventrikulographie oder Entlastungstrepanation vorbereitet werdell. ~lber die Art, wie sich die eillzelnen Teile der Ventrikel im R6ntgenbild darstellen, geben die yon SCHOTT und EITEL an-

Die Ventrikulographie Speziell bei Hirntumoren

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P R A K T I S C H E E R G E B N I S S E . DIE VENTRIKULOGRAPHIE SPEZIELL BEI

HIRNTUMOREN*. Won

Prof. Dr. OTTO J~JNGLING, Stu t tgar t .

Fiir die Ventrikulographie und Encephalographie kommt praktisch fast nu t GasJi~llung in Frage. Stark absorbierende SalzlSsungen haben sich al le als zu giftig ftir das Zentral- nervensystem erwiesen.

Lipiodol ascendens, das yon manchen Seiten (GORTAN, SAIZ, CHOROSCHKO U.a.) verwendet wird, vermag nut die Durehggngigkeit der Engen (Foramina Magendii und Luschka, Aquaeductus Sylvii, Foramen Monroi) zu beweisen; auch k6nnen die oberen Ventrikelgrenzen sowie grobe Verdrgn- gungen erkannt werden. Ein richtiges Abbild der Ventrikel kSnnen die Lipiodoltropfen niemals geben. Ob das sehr langsam zur Resorption kommende Lipiodol auf die Dauer ftir das Zentralnervensystem gleichgtiltig ist, bleibt noch eine offelle Frage.

Von Gasen kommen in Betracht: Luft, Sauerstoff, Kohlen- siiure. Luftembolie ist nie beobachtet. Sauerstoff wird rascher resorbiert, soll aber nach GOTTE mehr reizell. Kohlen- s~iure wird fiir die Darstellung feiner Einzeiheiten fast zu rasch resorbiert.

Das darzustellende System ist sehr kompliziert gestaltet. Die buchtigen Hirnkammern stehen untereinander und mit den SubarachnoidealrAumen dutch Engen, dutch capillAre R~ume in Verbindung. Auch die Subarachnoidealrgume an der Oberfl~che des Gehirns sind grSl3tenteils capillgr. Das Ventrikelsystem als solches kann als geschlossenes System betrachtet werden, das nu t durch capillAre Spalten (Foramen Magelldii, Foramina Luschka) mit der Cisterna cerebello- meduUaris in Verbindung steht.

Die erhaltenen Bilder h~tngen ab vom Eindringen und yon der Verteilung des eingedrungenen Gases in dem geschlossenen Ventrikelsystem. Wenn bei lumbaler oder suboccipitaler Gaszufuhr das Gas nicht in die Ventrikel eilldringt, so beweist alas keinen Yerschlul3 des Foramen Magendii oder der Foramina Luschka. Welche Momente fiir das Eindringen oder Iqichteindringen der Luft im einzelnen Falle ausschlag- gebend sind, ist schwer zu sagen (pulsatorische oder respira- torische Druckschwankungen [JONGLING~, wechselnde Weite des Foramen Magendii [HEIDRICHJ). GtiTTE konnte bei einem und demselben Pat ienten bei wiederholten Encephalo- graphien das eine Mal die Ventrikel darstellen, wghrelld die Luft ein anderes Mal nicht eindrang.

Umgekehrt dtirfte das Eindringen yon Gas in die Ventrikel die Durchggngigkeit des Foramen Magendii beweisen. Um bei Anwendung der direkten Ventrikelpunktion einen An- ha l t spunkt fiir die DurchlAssigkeit des Foramen ~V[agendii zu bekommen, elnpfiehlt es sich, Indigocarmin (DANDY) oder Jodnatr ium (F~RSTER) in den Ventrikel zu injizieren, welche Stoffe dann bei freier Kommunikatioii im Lumbalsack nach- gewiesen werden kSnnen.

Sehr wichtig ist die richtige Verteilung des Gases im Ven- • Die ganzen Schliisse beruhen auf der Voraus- setzung, dab sich die Fliissigkeit bei Allwesenheit yon Gas im Ventrikelsystem nach den Gesetzen der Hydrostat ik gleichmAl3ig verteilt. Ob dies bei den sehr komplizierten Raumverhgltllissen der Ventrikel der Tall ist, wissen wir nicht. Manche Asymmetrien, die sich bei geringer Gasiiillung l inden nnd bei weiterer Gasftillung ausgleichen (KoscHEwNII~OW, G6TTn), scheinen darauf hinzudeuten, dal3 hierbei mechanische Momente hereinspielen, die wit noch llicht vSllig iibersehen.

Jeden~alls ist die Technik der Gas]i~llung so zu gestalten, dab cine gteichm~tl3ige Ftillung mSglich und wahrscheinlich i s t . .Es ergibt sich ffir die lumbale und suboccipitale Methode die sitzende Hal tung bei gerade nach vorn gerichtetem Kopf

* Nach einem auf der 9 o. Versammlung deutscher Naturforscher und )[rzte in Ham- burg erstatteten Referat.

ohne jede Seitneigung. V o r - u n d Rtickw~irtsbewegungen in der Sagittalebene im Sinne yon STRECKER halten wir f/ir niitzlich.

Fiir die direkte Punktion wiihlen wir daher die Gesichts- lage und punktieren das Vorderhorn, im Gegensatz zu DANDY und GRANT, welche meist das Hinterhorn punktieren. Un- mittelbar fiber der Nadel ist bei Punkt ion in Stirnlage das Foramell Monroi, durch welches das Gas in beide Seiten- Velltrikel gleichm~iflig aufsteigen kann. Auch bier ist jede Seitneigung zu vermeiden. Die Gleichm/iBigkeit der Bilder, die wir in FAllen ohne Verdriingung haben, spricht ftir die Richtigkeit der Technik.

Selbstverstiindlich sind alle die genannteii VorsichtsmaB- regeln such noch his zur Vollendung der Aufnahme einzu- halten. Es empfiehlt sich grunds/~tzlich, zuerst im Sitzen zu durchleuchten. Es kann dabei noch ein gewisser Ausgleich der Fltissigkeitsspiegel geschaffen werden. Sollen Aufnahmen im Sitzen gemacht werden, danll erfolgen diese zuerst. Bei Aufnahmen im Liegen mud als erste die Aufnahme in Hinter- hauptslage gemacht werden, darauf die Aufnahme in Gesichts- lage, zuletzt erst die Aufnahme in Seitenlage, well dadurch der gr6Bte Tell der Luft in einell Seitenvelltrikel einstr6mt.

Die Einhaltung dieser Vorschri/ten ist die Conditio sine qua non ]i~r eine brauchbare Au]nahme.

Ge]ahren bestehen haupts~chlich bei Hirndruek. Die Ausdehnung der Luft durch Erw~irmung (:BRINKMANN) diirfte kaum ein Gefahrenmoment bedeuten. Sie betritgt pro Grad Celsius 1/27a des Volumens, gr613tenteils wird die Er- wArmullg schon auf dem Wege zum Ventrikel stattfinden. Ftihrt man die direkte Ventrikelpullktion unter dauerllder I(ontrolle des Druckes aus, so kann dutch die Erw~irmung keine Drucksteigerung ausgel6st werden.

Die subiektiven Besehwerden silld am gr6i3ten bei der lumbalen, kleiner bei der suboccipitalen, am geringsten bei der direktell Punktion. Mal3gebend fiir die Wahl der einen oder anderen Methode ist das Vorliegen oder Fehlen yon Hirndruck. Besteht Stauungspapille, besteht Verdacht auf Tumor der.hinteren Schi~delgrube, so warnen wit mit DANDY, GRANT, DENK dringend vor der Ausffihrung der lumbalen Me- rhode, vor allem deshalb, well durch das Punktionsloch in der Dura nachtrgglich noch Liquor absickern kann, wodurch die Abdrosselungdes Atemzentrums im Foramen Magnum begtiu- stigt wird. Wir halten daran iest, welln such neuerdings yon TR6MNER, CHORROSCtlKO und YANIGASIWA Je I Tall yon Tumor der hinteren Schiidelgrube mitgeteilt wurde, bei dem die lumbale Encephalographie nicht geschadet hat.

Die an der Ventrikulographie zugrunde gehenden F~ille sind ausschlieBlich solche mit schwerem Hirndruck, die im labilen Gleichgewicht sind und bei denen hiiufig, auch ohlle jeden Eingriff, pl6tzlich Ateml~ihmung eintritt . Alle (8) in Tfibingen im AnschluB an die Velltrikulographie ver- storbenen F~ille waren schwerste inoperable bis faustgrol3e Gliome. Der statistische Vergleich der Mortalitgt bei Ven- trikulographie (8%) mit der bei der lumbalen Encephalo- graphie ist unsta t thaf t und gibt ein v611ig schiefes Bild, weil die beiden Methoden aus ganz verschiedenen Indikatiollen ausgeftihrt werden, und zwar die Ventrikulographie meist bei bestehendem Hirndruck, die Encephalographie bei F~illen, in deneu keinerlei Gefahr yon seiten des Gehirlls besteht.

In Anbetracht der groBen Empfindlichkeit yon Pat ienten mit bestehelldem Hirndruck ist bei komat6sen Patienten die Ventrikulographie besser zu unterlassen, etwa durch die bloBe Ventrikelpunktion mit Injektion roll Farbl6sung (ventricular-estimation DANDY) ZU ersetzen. Durch vor- sichtigste Entlastungspunktion k6nllen solche Kranke auf die Ventrikulographie oder Entlastungstrepanation vorbereitet werdell.

~lber die Art, wie sich die eillzelnen Teile der Ventrikel im R6ntgenbild darstellen, geben die yon SCHOTT und EITEL an-

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geregten Projektionsversuche am Heidrichschen Modell gute Hinweise. Sehr demonstrabel ist das R6ntgenbild des Wachs- ausgusses yon BINGEL. Die bei der Gasffilhng erhaltenen ]3ilder mfissen verschieden sein, je nachdem man einen v611igen oder nut einen teilweisen Ersatz des Liquors dutch Gas vorgenommen hat. Bei v611igem Ersatz werden sich die Ventrikel in voller Ausdehnung ~hnlich wie beim Wachs- ausguB darstellen. Bei teilweiser Ffillung wird man in Hinter- hauptslage vorwiegend die Vorderh6rner (Schmetterlings- figur), bei Gesichtslage vorwiegend das Ventrikeldreieck, das Hinterhorn und Teile des Unterhorns sehen (umgekehrte Stierhornform).

Bezfiglich der Menge des einzuffihrenden Gases kann kein Schema gegeben werden. Auch bei starkem Hydro- cephalus braucht man fiber 12o ccm nicht hinauszugehen, weil die damit erreichte partielle Ffillung nach unseren Er- fahrungen zur Darstellung des Wissenswerten ausreicht. Im Gegensatz dazu fordert GRANT grunds~tziich die Ent- fernung m6glichst des ganzen Liquors, sieht sich dann aber hAufig gezwungen, die Luft nach Vornahme der Aufnahme wieder abzulassen und Teile des Liquors wieder einzuffihren.

Die Gr6fle und die Form der Ventrikel ist bei verschiedenen Gesunden keineswegs einheitlich. Diese Frage ist vorzfiglich bearbeitet yon G6TTE. Dieser zeigte, dab die Gr6Be des Yentrikels je nach Ffillung betrAchtlich schwankt, dab man einen Ventrikel leicht i~berblahen kann, ferner zeigte er, dab Asymmetrien durch den mehr oder weniger vollst~ndigen Ffillungsgrad bedingt sein k6nnen. Er erinnert an den inter- essanten Selbstversuch yon KOSCHEWNIKOW, bei dem eine bei geringer Luftzufuhr hochgradige Asymmetrie sich mit weiterer Ffillung weitgehend ausglich. Die dann zurfick- gebtiebene Asymmetrie braucht auch noch nicht patho- logisch zu sein, da G6TTE zeigen konnte, dab bei wiederholten Encephalographien beim selben Menschen die Asymmetrie sich umkehren kann. Es mfissen also mechanische Momente hereinspielen, die wir noch nicht fibersehen. Diese Dinge mfissen bei der Deutung der Bilder bedacht werden, wenn n u t geringffigige Asymmetrien vorhanden sind.

Die Art, wie Hirntumoren das Ventrikelbild beeinflussen, ist je nach Gr6Be nnd Sitz sehr verschieden. Grunds~tzlich ikann man zwei verschiedene A r t e n d e r Beeinflussung aus- ,einanderhalten, einmal VerschluB der AbfluBwege des Liquors, zneist am 3. oder 4. Ventrikel. Folgen: Hydrocephalus :internus. Dieser VerschluB kann durch kleinste, meist in .der Medianlinie gelegene Tumoren bewerkstelligt werden, .durch welche die Form des erweiterten Ventrikels nicht be- einfluBt wird. Als Folgezustand ist zu erwarten ein sym- ,metrischer Hydrocephalus occlusivus. Die Differentialdiagnose gegen Verschlul3 der AbfluBwege auf entzfindlicher Basis ~(wohl viel seltener) ist aus dem RSntgenbild allein nicht zu ;stellen.

Der Hydrocephalus muB nicht unbedingt symmetrisch :sein, wie BINGEL an zwei Beispielen zeigte, in denen auch .die Autopsie eine starke Erweiterung eines Seitenventrikels bei ganz kleinem Verschlul3tumor ergab. Eine Erkl~rung daffir haben wir bis jetzt nicht. Auf diesen Punkt ist weiter zu achten.

Der Hydrocephalus oeclusivus wird asymmetrisch, wenn ,der VerschluBtumor eine solche GrSl3e erreicht, dab er einen ,einseitigen Druck auf den Occipitallappen ausfibt. Dann .kann sich das Hinterhorn auf der Tumorseite weniger aus- dehnen als auf der tumorfreien Seite. Dies kann, wie wir a n autoptischen Beispielen nachweisen konnten, der Tall sein bei Tumoren des Hirnstammes, des Kleinhirnbrficken-

winkels und des Kleinhirns. WAhrend die R6ntgenaufnahme .die Seitendiagnose unterstfitzt, kann sie differentialdiagno- stisch zwischen den drei M6glichkeiten des Sitzes nicht ent-

scheiden. SelbstverstAndlich mfissen alle VorsichtsmaBregeln ergriffen werden, dab die Asymmetrie nicht dutch falsche iLagerung bei den Aufnahmen vorget~uscht wird (vorherige Durchleuchtung im Sitzen).

Tumoren der Groflhirnhemisph~re pftegen im allgemeinen keinen Verschlug der Liquorwege, sondern eine Verdr~ngung rand Detormierung der Ventrikel hervorzurufen. GroBe

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Tumoren k6nnen dabei einen Seitenventrikel mehr oder weniger stark komprimieren. Bei v611igem VerschluB be- kommen wir eiue einseitige Ffillung. Diese ist nur Beweis ffir den Sitz auf der nicht geffillten Seite. Der Tumor kann aber im vorderen, mittleren oder hinteren Abschnit t des Grol3hirns sitzen.

Ffir die 4 FMle, in denen BINGEL bei Epileptikern auf lumbale Luftzufuhr eine einseitige Ventrikelffillung bekam, haben wir keine Erkl~rung. Wir empfehlen daher, bei ein- seitiger Ffillung grunds~tzlich die nachtrXgliche Punktion des Vorderhorns auf der nicht geffillten Seite. Wir haben auI dicse Weise schon genaue Lokalisationen durchffihren k6nnen.

Stirnhirntumoren erzeugen im wesentlichen einen Defekt in der Stirnbucht, Tumoren der postzentralen Region im wesent- lichen einen DeJekt der Pars eentralis.

Ffir Schl~Jenlappentumoren glauben wit ein charakteri- stisches Symptom gefunden zu haben. Es ist dieses neben der Seitenverdr~ngung ein atlm~hliches Unscharfwerden und Verschwimmen der Aufhellung des Seitenventrikels nach der Schl~fengegend him

Auf ein wichtiges Symptom: die paradoxe Eindellung, ha• neuerdings WINKELBAUER aufmerksam gemacht. Es ist dies die Erscheinung, dab der obere PoI des Seitenventrikels, also beispielsweise die Pars centralis, auf der Tumorseite tiefer steht als auf der gesunden, also yon oben herabgedrfickt er- scheint, obwohl der Tumor unterhalb des Ventrikels sitzt. Die ErklArung liegt in einem Ausweichen der tumortragenden Hirnh~lfte nach der gesunden Seite unterhalb der Falx. Da- durch wird der Ventrikel der tumortragenden Seite nach unten verzogeu. Die Eiudellung ist also keine Druck-, sondern eine Zugfolge. Diese Feststellung wird bei ktinftigen Deutun- gen sehr zu beachten sein.

Die Ventrikel sind bei HemisphArentumoren, soweit sie komprimier t sind, meist erweitert, was wohl als Folge eines Sekretionsanreizes auf die Plexus chorioidei dutch den Tumor aufzufassen ist.

DaB intraventrikul~re Tumoren das Ventrikelbild in der mannigfachsten Weise beeinflussen kSnnen, ist selbstverstAnd- lich. Tumoren am Dach des Ventrikels sind als luftnmhfillte Schatten darsteltbar (JONGLING, GRANT). Bei v611igem Verschlul3 ergibt sich natfirlich ein v611iger Defekt des Seiten- ventrikels und die Unm6glichkeit, ihn zu punktieren. Auf diesem Gebiet mfissen noch viele Erfahrungen gesammelt werden, ehe man daran gehen kann, Typen aufzustellen.

Eine Pachymeningitis haemorrhagica interns kann die- selben Erscheinungen machen wie ein Hemisph~rentumor.

In der Beurteilung der Gr6Be yon Hirncysten kann die Gasffillung sehr gute Anhaltspunkte hinsichtlich der Aus- dehnung, der Ein- oder Mehrkammerigkeit und damit unter Umst~nden der OperabilitAt geben.

Inwieweit das ventrikulographische Bild bei weiterer Durchbildung der Methode Anhaltspunkte fiber die Operabili- t~t des Tumors geben wird, l~13t sich nach den bisher vor- liegenden Erfahrungen noch nicht sagen. Mit DANDY ist ZU hoffen, dab dutch geeignete Anwendung der Ventrikulo- graphie die Frfihdiagnose hAufiger gestellt werden kann.

Von manchen Seiten wird die Ventrikulographie ffir die Tumorlokalisation als fiberfliissig abgelehnt. Die Neurologen, welche 9o % ihrer Tumorf~lle auf Grund der neurologischen Untersuchung allein richtig lokalisieren, dfirften in der Minder- zahl sein. Nach GRANT hat die Ventrikulographie in 30 % yon 311 Fallen ffir die Lokalisation den entscheidenden Ausschlag gegeben. SelbstverstXndlich soil sie nur vorgenommen werden, wenn alle anderen Methoden der Untersuchung ergebnislos sind. F fir diese FMle dfirfte sie aber, mit den erw~hnten Ein- schrXnkungen und mit peinlichst exakter Technik ausgeffihrt, wohl immer ihren Platz behaupten.

L i t e r a t u r : t3is x926 bei O. JONGLING, Ventrikulographie bzw. Encephalographie mit besonderer Berflcksichtigung der Hirntumo- ren. Erg. med. Strahlenforschg 2, I. -- Seit 1926 erschienene Arbeiten: BlSaEL, Encephalograph.!sche Erfahrungem Z. Near. xx 4, H. 3/4, 323 (1928). -- BOEING, Uber Encephalographie. Mfinch. reed. Wschr. 73, Nr 32, t34 o (1926). -- TH. BRE~ME, Uber Ence-

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REFERATENTEIL. 10BER DEN PERIPHEREN BLUTKREISLAUF UND

DESSEN SELBST~NDIGE STROMFORDERUNG. Von

Prof. HASEBROEK, HAMBURG.

Sehon in m e i n e n e r s t en Arbe i t en babe ich be ton t , dab ,,die bio- logischen Au]gaben des peripheren Systemes nicht nur in der Selbst- regulierung des Zu]lusses, sondern auch in der Regulierung der Ge- schwindigkeit des Durch]lusses bestehen" 1~. E he m a n s ich n i ch t dazu vers tehe , d iesen Un t e r s ch i ed zu m a c h e n , so l ange werde m a n n i ch t dazu k o m m e n , die Selbsti~ndigkeit der Per ipher ie r icht ig zu be- wer ten . Wie schar f ieh das G e s a m t p r o b l e m d a m a l s s chon faBte, geh t aus d e m SchluB des Vorwor tes zu m e i n e m B u c h e Ib hervor , n a c h we lchem ich die pe r iphe ren Vorg~nge l e t z t en E n d e s ffir e in Zell- problem der Organe erkl~rte, A u c h I923 habe ich nach den Tor t - s c h r i t t e n de r Capi l la rmikroskopie we i t gehend au f die Mi twi rkung des S tof fwechse lbe t r iebes in den Zellen a m Kre i s l auf h ingewiesene . Es is t m i r eine gewisse G e n u g t u u n g , dab die Kl in ik j e t z t zu einer im Pr inz ip ~hnl ichen, w e n n n i ch t g le ichen A u f f a s s u n g g e k o m m e n ist. I n den be iden neue ren M onograph i en y o u ]~PPINGER und se inen MitarbeiLern fiber das , , A s t h m a cardia le ''S u n d das , ,Versagen des Kre i s l au fes usw. ' '~ t r a g e n die e r s t en Kapi te I die Uberschr i f t : ,,Die Str6rnungsgeschwindigkeit des Blutes als Marl des peripheren Kreis- lau]es", u n d eine , ,Protoplasmadynamik" bi ldet die Grund lage der U n t e r s u c h u n g . E i n I u n d a n i e n t a l e r Un t e r s ch i ed b e s t e h t j edoch h ~ m o d y n a m i s c h zwischen mi r ulld den n e u e n A u t o r e n dar in , dab le tz tere die Var i a t ion der B l u t ge schwi nd i gke i t n u t y o n d e m Ver- h~ l tn i s der zen t ra l en D r u c k k r a f t zu den L u m e n w i d e r s t ~ n d e n der Per ipher ie a b h ~ n g i g sein lassen, w~hrend ich die M i tw i rkung einer gewissen Q u o t e aktiver Strom]6rderung y o n se i ten des Gef~Bsys temes fiir erforder l ich hal te , obgleich die heu t ige Physio logie dergle ichen wegen feh lender , ,d i rek te r" Beweise abso l u t ve rne in t . Die jenigen Kl in iker , die den Phys io logen folgen, l ehnen die S t romfOrderung na t f i r l ich ab. Ande re sp rechen ein n o n l i q u e t . Noch andere be- k e n n e n s ieh u n t e r d e m Druck der E r s c h e i n u n g e n a m S y s t e m of ten zu r h e u r i s t i s c h e n B e w e r t u n g e iner h y p o t h e t i s c h e n pe r iphe ren S t r o m t r i e b m e c h a n i k .

Der Phys io loge A, FLEISCH h a t die A b l e h n u n g jeder FSrder- t~ t igke i t ausf f ihr l ich begr f inde t 5. Ffir die do r t z u s a n i m e n g e s t e l l t e n P u n k t e feh len a l lerdings die y o u i h m v e r l a n g t e n d i r ek t en Beweise

e iner F6 rde rung . I n t e r e s s a n t ist, dab ffir 2 P u n k t e , n~ml ich ffir die , ,pu l sa to r i schen A k t i o n s s t r 6 m e der A r t e r i e n " u n d die , , sys tol ische S t r o m s c h w e l l u n g " des Pu l se s Ht)RTHLE n a c h ihrer E n t d e c k u n g vor f ibe rgehend e iner D e u t u n g im Sinne ak t i ve r Ar t e r i ena rbe i t gene ig t war. Die A k t i o n s s t r 6 m e lieBen sich jedoch spa re r a u c h a n S t r 6 m u n g e n in t o t e m Mater ia l nachwe i sen u n d die sys to l i sche Schwel lung soll nach FLEISCH d u t c h den auf sle a n g e w a n d t e n Be- r e c h n u n g s m o d u s einer Kr i t ik n i ch t s t a n d h a l t e n W e n n FLEISCH wel ter die A b l e h n u n g e iner S t r o m f 6 r d e r u n g aus d e m R e s u l t a t der r echne r i s ehen B e h a n d l u n g des P rob lemes begrfindet , u n d zwar m i t W. 1~. HESS n a c h d e m , ,Pr inz ip des k le ins t en K r a f t m a B e s i m Dien s t h ~ m o d y n a m i s c h e r F o r s c h u n g ' ' s und aus der , ,ZweckmABigkeit im B lu tk re i s l au f ''7, so sche in t m i r dies a u c h au f gegner i scher Seite kelne , ,direkte" Beweis f f ih rung zu sein. U m so weniger, als FLEISCH hin- zuffigt , dab die erfolgreiche rechner i sche B e h a n d l u n g y o n Kre is lauf- f r agen bei B e s t h t i g u n g einer a k t i v e n F 6 r d e r u n g z u m groBen Teit u n m 6 g l i c h w~re, well a l s d a n n die , ,S t romgeschwind igke i t n i ch t m e h r e ine F u n k t i o n yon Druckgef~lle , Q u e r s c h n i t t der Gef~Be u n d W i d e r s t a n d der pe r ipheren Gef~l~bahn sei". Also eine einzige s ichere T a t s a c h e e iner S t romf6rde rung , sei sie, wo sie a u c h sei, k a n n genfigen, u m das rechner i sche Geb~ude ins W a n k e n zu b r ingen . H i e r a u s erg ib t s ich ffir n l ich die ]3erecht igung, yon n e u e m n a c h sol- chen T a t s a c h e n zu suehen , bei denen die Var i a t i on der Geschwind ig- kei t des B lu t s t r omes . enzgegen d e m Verh~l tn i s der L u m e n w i d e r - s t~nde zur jeweil igen zen t r a l en D r u c k e r h 6 h u n g resp. - senkung , m i t se lbs t~nd igen ~ v a n d u n g s e n e r g i e n in Z u s a l n m e n h a n g g eb rach t we rden muB.

I . ]Die Str6mung im CapiUarsystem.

N o c h 1926 l ehnen die k o m p e t e n t e s t e n Forsche r au f d i e sem Gebiet , der Phys io loge EBBECKE u n d de r Kl in iker O. MOLLER, in' i h r en Re fe r a t en au f der N a t u r f o r s c h e r v e r s a m m l u n g eine S t r o m - f 6 r d e r u n g wegen Mangel an d i r ek t en Beweisen ab. Obgle ick EBBECKE se lbs t in e igenen U n t e r s u c h u n g e n s in se ine r , , lokalen v a s o m o t o r i s c h e n R e a k t i o n " an der h y p e r ~ m i s c h e n H a u t u n d a ~ den i nne ren O r g a n e n e inen , , r h y t h m i s c h e n W e c h s e l " ies ts te l l t , wobei e r d i e E r w e i t e r U n g s m e c h a n i k als E r r e g u n g s v o r g a n g u n d n i c h t als H e m m u n g de r ~ Cons t f i c to ren auffaBt . A u c h KROGH h~It es Ifir s eh r wahrsche in l i ch , dab an der H a u t die Capi l laren s ich in ter - m i t t i e r e n d 6 f fnen und schlieBen 9. Ob d ieserar t Vorg~ng e in so k le inkal ibr igen R S h r e n s y s t e m e n m i t an s ich f l ieBendem l n h a l t e in~