16
Die Veriinderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkiiner im Znsammenhang mit den Verandernngen des EiweiSumsatzes. VIJII Karl Erieh Ferber. A. Einleitung. Die Tiitigkeit der ~Iikroorganismen in1 €’;insen der IViederkiiiier be- scliiftigte in den letzten Jahren wiederholt einige Foixcher, nnd niit Hecht, denn gerade die neuesten Arbeiten zeigen, daI3 hier reichc Moglichkeitcn z w Erkenntnis der \’ctrdauungsvor~angc heini IViederkiiirer vorliegen. HC‘S(III~PI’S iiber dicb Infusorien tles I\’iederkaiierriiiigeiis haben C. Sc h w ;I rz (1) in IVieii uiitl E. It ;in gold untl Blitnrbeiter einc ljeihe von Untersuchungen veriifkntlicht. die die Wichtigkeit dieser Tiere fiir die Aufschliehag der Siilii*stoffc beim I\’ietlcrkiiuer tlartun. 3leine auf Anregnng von E. MilngOld dui-chgcfiihi-ten Arbeiten (2) (3) hetrafen vorwicgend die ,\Iengenverliiiltnisse dcr Infusorien ini Pansen und ihre Bedeiituiig fur den RiweiShauslialt heini IVictlerkauer. Icll ging liierbei davon nus, zunachst ids Grundlage f i r die biologische Beurtdung tler Pnnseninfusorien eine Ziihlniethode iitls- zuarhcitcn, und konnte dabei als I)iirch~clinitts\~ert~ fiir nurniale dchafe die reclit erheb1ic:lic: A nzalil win 900 Infuscrien pro mnis des Pansen- in ha1 ts festqtellen. Da es von groSer Betleutung sein mulate, auch die absolute EiweiR nienge der Infusorien ini Pansen zu erniittdn, die von Sch iv arz angegebcnc Methode des Herausverdauens niit Pepsin- Sdzsiiurelosung uns liierfiir ;iber nicht sicher genug erschien, arbeitete ich weiter eine llethotle zur Isolicwing der Infusorien nus. Die liierbei und in Verbiiidung init \Vinogri\dom;i (3) erhnltenen Ergd)nisse, ei-fiillten die an die neuen Metliodcn gekniipften Eiwartungen. Mit Hilfe der Xotgemeinschaft der Dentschen Wissenschaft, der auch i111 dieser dtelle wiirnister Dank ausgcsproctien sei, konnten die IJntersuchungen fortgesetzt wei-den. Hivriibcr sol1 ini fulgentlen berichtet weiden. ~~~ ) Awgrfiiht niit I’iiteihtiitmii:: llcr ~nt::eiiiei~isi~l~nft (lei De~itsclirm \Yissciis~:linft.

Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

Die Veriinderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkiiner im Znsammenhang mit den Verandernngen des EiweiSumsatzes.

VIJII

Karl Erieh Ferber.

A. Einleitung. Die Tiitigkeit der ~Iikroorganismen in1 €’;insen der IViederkiiiier be-

scliiftigte in den letzten Jahren wiederholt einige Foixcher, nnd niit Hecht, denn gerade die neuesten Arbeiten zeigen, daI3 hier reichc Moglichkeitcn z w Erkenntnis der \’ctrdauungsvor~angc heini IViederkiiirer vorliegen. HC‘S(III~PI’S iiber dicb Infusorien tles I\’iederkaiierriiiigeiis haben C. Sc h w ;I rz (1) i n IVieii uiit l E. It ;in gold untl Blitnrbeiter einc ljeihe von Untersuchungen veriifkntlicht. die die Wichtigkeit dieser Tiere fiir die Aufschliehag der Siilii*stoffc beim I\’ietlcrkiiuer tlartun. 3leine auf Anregnng von E. MilngOld dui-chgcfiihi-ten Arbeiten (2) (3) hetrafen vorwicgend die ,\Iengenverliiiltnisse dcr Infusorien ini Pansen und ihre Bedeiituiig fur den RiweiShauslialt heini IVictlerkauer. Icll ging liierbei davon nus, zunachst ids Grundlage f i r die biologische Beurtdung tler Pnnseninfusorien eine Ziihlniethode iitls- zuarhcitcn, und konnte dabei als I)i irch~clinit ts\~ert~ fiir nurniale dchafe die reclit erheb1ic:lic: A nzalil win 900 Infuscrien pro mnis des Pansen- i n ha1 ts festqtellen.

Da es von groSer Betleutung sein mulate, auch die absolute EiweiR nienge der Infusorien ini Pansen zu erniittdn, die von Sch iv arz angegebcnc Methode des Herausverdauens niit Pepsin- Sdzsiiurelosung uns liierfiir ;iber nicht sicher genug erschien, arbeitete ich weiter eine llethotle zur Isolicwing der Infusorien nus.

Die liierbei und in Verbiiidung init \Vinogri\dom;i (3) erhnltenen Ergd)nisse, ei-fiillten die an die neuen Metliodcn gekniipften Eiwartungen. Mit Hilfe der Xotgemeinschaft der Dentschen Wissenschaft, der auch i111

dieser dtelle wiirnister Dank ausgcsproctien sei, konnten die IJntersuchungen fortgesetzt wei-den. Hivriibcr sol1 ini fulgentlen berichtet weiden. ~~~

’ ) Awgrfiiht niit I’iiteihtiitmii:: l lcr ~nt::eiiiei~isi~l~nft (lei De~itsclirm \Yissciis~:linft.

Page 2: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

B. Dic Zalil dcr Panscninfusorien be1 Triichtipliei t und Lalitation. In der eisten Arbeit ivurde gezeigt, daR bei einer I;iktierentlen Ziege

nicht nur die Zahl der Infusorien ini Pansen auf das Doppelte iingewtidlsien war, sondern auch der Anteil des Infusoi~ieneiwciRes am (iesaniteiweifl des Paiiseninlialts bedeutend zugenoninien hatte. Hieraus niiiRte geschlosson werden, daR dcti Infusoritn einc gewissc! Rolle beini Eiweiflaufbau der WiederkSuer zufiillt. In den i iun fortgetztea Versuclien ergah sicti, \vie aus Tabclle 1 zu eiselien ist, dafl niit der Abnahnle der tliglich von d r ~ Tieren geliefei-ten Milchnienge bei der allmiililic~lien 'l'ro ckc nstel lu ng d e r Z iege e i tie d e 11 t l i c h e A b n a h 111 ( h d e r I n f 11 s ori e lizil ti 1 einhcr- ging. Die anfanglichen hoelisten 1nfusorienz;ihlen dcr 'l'abellc 1 f;dlen niit den griiflten Nilchleistungen zusaniitien ; den letzten, niedrigsten Milcli- mengen entsprechen die niedrigstcn Infusorienznlilen dicser ganzen Milcli- pcriode. In der nun folgenden Zcit nach 1)urchfiihrung der Trockcnstelluog wird die Hiihc dieser niedrigstcn Iiifnsorienzalilcti nur i n den ersten fiinf IVocIien noch einige Male und i n der siebentcn Wovhe nocli einnial erreicht. In1 ganzen aber sinkt die %ah1 ininier weiter, bis 41/, Monnte nach der Trockenstellung mit 640-740 der tiefste Stand erreicht ist, ivo- nach sit weiter. mit auch sonst hobachteten Schwankungcn, niit etw;.;l 700-1000 aiif den1 dritten Teil bis Hiilftc der auf cler Laktationsliiilie vorhanden gewesenen 2000 Itifusorien pro nini:i I)estehen bleibt. Auch die iiber nclit Monate fortgcsetzten Zahlnngen hcstatigen also den I'i i 1'-

id lel i s ni u s ziv i s cli e n I n f u s o ri en za h 1 11 ti d E i mei II 11 nisn tz. U ti1 dieses fiir die pliysiolog isc he Bedeu tu ng der I'ansen i nf us( riel 1

bcmerkenswerte Ergebnis noch weiter sicherzustellen, wurde c i i i glcicli- ivtiger Versuch mit einer zweiten Ziegc durchgefiihrt. Die Tabelle 2 giht die gefandenen \\'erte an und zeigt, dnR auch hier grundsiitzlicli die gleiclien Verhaltnisse vorliegen. Wenn auch quantitative Unterschicde in1 T'ergleich mit den Versuchen an der ersten Ziege (Tab. 1) zu 'I'age treten, die das Bild etwas weniger klar eisclieineii lassen, besondeix \veil die Ziege (2) an einem leicht entziindliclien Euter litt, und sich das Trockenstellen bei ihr schwieriger gestaltete, so ist docli irn groRen und ganzen das gleiclie Resiiltat wie bei Ziege (1) festzustellen.

So zeigt die Tabelle 2: wie die lnfusorienzahl bis zuni Lamnien tioch ansteigt, bald danach fast 2000 pro m n i ~ erreicht, uiid sich nach i t her- windiing der E:uterentziindungen und einer auf 1)arreichung eines andcin Heus brruhenden Depression, voni 11. 9.-19. 11. auf rund 2000 hiilt, w$hrend zugleich i n dieser Xeit auch die tiigliclie Milcltlcistung koiistunt auf ihrer Hiihe bleibt. Nachher, wiihrend uiid iiach der Trockenstellung, wiirden diese Tnfnsori~mzahlen dann nur noch eitiige Yale erreicht.

Page 3: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

-

Jfilcli- neuge in

n kg

38.8 38.1 38.2 41 2

39.2 4 0 3 :!1.5 39.0 40.5 40.0 40.2 412 41 2 41.5 42.2 42.5 42.:1 4;5) 46,0 4g.1 4G.P 41.0 44.8 47.3 45.0 45.0 41.:1 46.3 48.0 4i,7 1

Page 4: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

*.-

ii;

-I W

Page 5: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

l i . I . lW!) 24. I . 1W!1 :;o. I . l!P!) 2. 2. 192!1 (i 2. l!E!)

11. 2. I!)?!) 1 ti. 2. l!P!) 21. 2. 193!) 2 i . 2. 1929 i;. :\. l!E!)

14. 3. l!El 2 0 . :1. I!?!)

M i 1 tier Infosorien

piv 1 mm:'

Konsistenz tles ent-

ncmnenm ';uisrninhal ts

C. Die Zahl der Panseninfusorfen bei jungen witchsenden Tleren. Yach diesen Feststellungen muRte es wiinschenswert und nahelicgend

ei~vheinen, den otl'enbar zwischen E i \v ei Buni sa tz un d Infuhori enza h 1 b e s t e ti e 11 den Z u sit m m en h a ng a u ch b e i an d e re n m it ges t e i ge r t e ni E i w e i R h e d R r f v e r h 11 n d e n en Z u s t ii n d e n aufzusuchen.

Von diewii Gesichtspunkt ausgehend, muRte die C'ntersuchung \v;ictisender Liimmer, bei denen ja ein besonders shrker Eiweinumsatz vor sich geht, eine wertvolle Ergiinzung bringen. Es wurden daher die drei Liinimer cler Ziegen 1 und 2 wahrend ihres Wachstums regclmaflig nuf ihre Infnsorienz:,hlen untersucht. Die Ergebnisse sind in Tahelle 3 zii~niiiniengestellt.

Piir nlle drei Tiere beginrit die Titbelle niit den1 Auftreten dcr l'ansen- infusorien nach dem Beginn der Heuaufnahnie. W e man sehen kann, bestiitigen sich auch hier iinsere Annahmen, denn bald nnch der ersten Aufnahme von Heu erscheinen die Infusorien, um tlann, in individuell venchiedenem Tempo, stark zuziinehmen und nach einiger Xeit die Zahlen der Inktierenden Ziegen zii erreichen.

Bei dcni von Ziege 1 stammenden Lamm I iht dies bereits nach 7 Wochen der Fa11 (21. 5. 1928), bei 2 und 3, die ah (ieschwister Yon Ziegc 2 herriihrten, erst etwa 3 llonate nach Beginn der Heufiitterung; bei allen dreien fiillt dies aber mit den1 Alter von -1 Monaten zusarnnien. Zwischen Lanim I und den mit ihm nicht verwandten Gescliwistern 2 und 3 fallt als individiieller Unterschied sofort auch auf, dan sich die hohe Zahl von rund 2000 Infusorieri 4 Yonate lang (21. 5. bis 19. 9. 192s) auf dieser Hiihe hiilt, wiihrend 2 iiberhaupt nicht und 3 in1 ganzen Ver- lnuf niir drtimtil die Ziihl 2000 erreicht. %ur behsercn Verglckliung dieser

Page 6: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

350

Page 7: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

-

Page 8: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

I'erliiiltnissc~ hei den 3 Liinimern und zur Beurteilung der eventnellew Z usa m m e n h ii ti g e L w i s c 11 e 11 I n f u s o r i e n z a 11 1 11 ti d G e w i c 11 t sz 11 II n 11 m e gebe ich in den Kurvenbilderii 1 bis 3 eine graphische Darstellung.

-v I I

Kurvc 2. Zieyenlamm 111. - - - Infusoricn. - Gewichte.

Kiirve 3. Ziegenlmm I I . - - - Infusorien. - (ienichtc.

Individuelle Unterscliiede sind auch hier festzustelleti, und bcwndcrs stii1-t bei Ziegeiilanini 2 und auch bel Ziegenlanini 3 eine zeitweilige Ue- pression das Kurvenbild. Diese Depression ist auf einct Buttersiiuregiirung in1 Piinsen zuriickzufiilrren, was sicli sclion deutlich ani (ierncli des elit- noninienen Panseninhalts benierlibnr maclite.

Page 9: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

Am instruktivsten sind wohl zrmiicllct dic Iiur\wi voii Latnm 1. Sic. zeigen einen Aufstieg der hifusorienzalil bis ziim 5 . bezw. i. Lebens- monat, iibereinstimniend mit den1 steilen Anstieg der Wachstuniskurve, die im i. Monat horizontal verliiuft und hiernnch hedeutend weniger steil weitersteigt lils in der Zeit bis Zuni 7. Monnt. In d e r Zei t d e s schne l l s t en IVachstunis haben wir a lso aucl i d i e s chne l l s t e Z u - nahnie und d i e griiflte Hiihe d e r Infusor ienz i ih l ; auch beini wac Iise n deli 'l' i e r den P a r a l lc l i snius z \Y i sch e n E i we i fl b edarf u 11 d I 11 f u s o r i en ni L' nge.

Dies wird durcli den weitereii Kurven\-erlauf noch erhiirtet. Denii im 8. Monat setzt, zugleicli niit deni nun langsamer werderiden Anstieg der Geivichskurve, auch ein Sinken der Infusorienznhl ein, die in1 11. Ifonat (uni den 6. 11.) auf die fiir erwachsenc Ziegen festgestellte Zahl herabgeht.

In ganz tler gleichen Weise \vie bei Lanim 1 selien wir bei 2 dic ansteigende Tnfusoricnkui.ve die der Gewichtszunahnie begleiten. Der Hiihepunkt der Infusorienzahlen wird hier ini 4. llonat bezw. 5. Ifonat (1s. 10. !). 11.) erreicht. Im 4. Jlonat zeigt aucli die Gewichtskur\e deli Stillstand und hiernacli den bedeutend weniger steileii weitereii Anstieg, von dessen Beginn an aucli die Infusorienkurve absinkt, uni, wenii wir von der offeiibar abnornien Ytijrung am 23. 11. absehen, ani Ende des 7. Muiiats ( 2 5 . 1.) auf die Norm der erwachsenen Tiere lierabzugehen. Der bei Lamni 1 hei einem Gewicht voii 30 kg, bei Lanim 2 bei eineiii (kwicht von 24 kg auftrctende, vo rube rgehende S t i l l s t and d e r Ge- wich t szunahme fi i l l t also bei be iden Tiereii mi t dem Aufhiireii d e r Zunahme d e r I n f u s o r i e n z a h l znsammen , fi ir d ie er zugleicl i den allmiililicheli Abfnll z u r Normalzahl de r Erwacl i s t~ne i i e i nle i t e t.

Dicser iJbereinstininiung zwischeii den iiiclit \-erscli\visterten Liininierii 1 und 2 gcgentiber, zeigeii die Kurven von LLnmm 3 ein etwas abweiclieiides Verhdtiiis insofern als h e r schon im 2. bis 3. Moiiat ein Stillstand der Wachstuniskiirve uiid erst nachher, a h ganz wie bei deni Gescliwister- lamni 2, im 5 . llloiiat der Hiihepunkt der Infusorieiizahl eintritt, die dam aucli wieder abfallt, und etwas spiiter aLs bei 2, e t w ini 9. Monnt nuf dic Erwaclisenennorni heriibgelit.

Der Yergleich zwischeii den Geschwistern 2 und 3 gestattet besonders in der ei.;ten Hiilfte des Kurvcnverlaufs noch eine iiberraschende und durcli- aus niit der Annahme eines ursiichlichen Zusammenhanges zwischen In- fusorienzahl nnd Eiwciflunisatz in1 Einklang xtehende Peststellung. Bei 3 setzt uiimlich der Anstieg der Infusorienzalil iiber das anfiingliche Minimum iiberhaupt erst nnch iiber 3 Ninaten (22. 9.) ein, wiihrend 2 ZLI die,er Zcit sclion 1250 Infusorien erreicht hat. Lamni 3 wiegt zii dieser Zeit nun auch erst 15 kg, wiihrend 2 bereits 20 kg wiegt. Dies deutet 1111-

verkennbar dnrnuf liin, dan der ( iewic l i t svorspr i ing be i Lanini 2 niit d c r x n 11 l re i cli ereii E: n t w i c k 1un g d e l I n f u s o r i en in Z 11 sniii 111 eii-

Page 10: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

t i ii ng s te ti t. Da13 diesc Schlulifolgerung gcrechtfcrtigt ist, g i h t dcutlich tlilrans htwor, dall bei 3, zugleiclt mit den1 sttil einsetzenden Anstieg dtrr Infiisorienzahl voni 29. 9. ah, aiicli die Gewichkknrve iliren Anstieg wieder foitwtzt.

1). Die Zahl der Panseninfusorien bei Ziegen and Schaf‘en vcr- schiedenen Alters, Geschlechtb und Ern#hrungszustrn(lcs, iiach

Untersiichungen ius der Praxis.

Die bishwigen Untersuchungen RUS dem hiesigen Institiit licllen es schhr wiinschenswert erscheinen, die Beziehungcn zwizctien Panseninfusorien 11 nd Ei \v ei [hi ni sa tz auch n liter den Verh iiltnissen der lan dw irtscli aft1 i clien I’raxis nachzupriifen an Tieren, die dort Weidegairg usw. ziir Verfiigung haben. Z M l t’s niir miiglich war, eine g r o h Anzahl von Inhaltsproben iiiis dcm Pansen v011 normal getialtenen Schafen und Ziegcn zii entnelinien, dafiir ni5chte ich auch hier moinen Dank Herrn Kittergutsbesitzer Haa ke, Schlabendorf, Herrn Jlajoratsbesitzer von R . e i n ~ r s d o r f t - R e i n c r ~ d o i f iind Hewn ()berinspektor K u r n o t h , Reinersdorf, aussprechen.

Die Ergehiiisse dieser Untersucliungen, dies sei gleich ~u1’~ve~getiuniiiieii, iit)errmchen durcli dicb getiaiie Bestiitigung der in1 Institut gewonncnen E:rfahrungen und Anschauungen, und hriichten nocti eine ganze Heilic v i m

hieri~uf bezdglichen Tntsacheii zutage. I)ie Entnahnien des Pnnsenintinlts t.1-folgtcn \vie Iiier im Itistitut stet.;

vorniittags gegen 10 Uhr mittels Sclilundsonde; die entnommenen Panscii- p b e n wurden dnnn niit einer 4 prozent. Formolliisung auf das Dreifache verdiinnt, ein Teil davon nach guter 1)urchniiscliung in kleinen Keagenz- gliiseni aufhewalirt iind nach nitiner Hiickkehr in i Institiit untersncltt. Die l’roben tiidten sich infolge der Forniolkonservierung sehr gut, so tlnH

keine \’eriindei*nngen der Infusorien gegeniibei- den sofort unteiwichten liier im Laborntoriam zu benierketi waren.

1 Die Panseninfusorien bei laktierenden Ziegen sowie bei Schaf- und ZiegenlPmmern.

E:rfreuliclier\\,eise konnte ich die 1nstitutserfatll.ungen an lnktierenden iind wachsenden Ziegen anch an einigen Tieren dcr l’rasis nachpriifen, incleni ich die Tnfusorienzahlen hei 3 , in) 4. bezw. 5. IIonat dei. Laktation hetitidlichen Ziegen und den dnzu gehiirigen Liinimt~rn feststellte. I)ie Xrgebnisse sind in ‘l‘abelle 4 wiedergcgeben. Die Ziegen hekanien nehen IVeide und Kiichennhfiillen, \vie Kohl usw. einc l’riinkc \-on Kartoffeln, Gersten- und Haferschrot, dazu ca. 250 g gecluetschten Hafer in der Iirippe iind nachts Heu. Die von ilinen gelieferte Milchniengc konnte iiur an- niiherncl angegeben werden. W k nus Tabelle 4 zu elwhen ist, stimnien die Infusorienzahlen auul3erordentlich gut mit den hier iiii Institiit gefundcneii iibwein. .\iich drniinen in der land\virtschaftlichen I’raiis hahcn die Iloch-

Page 11: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

Iiiktic~renden Ziegen rund 3000 Infusorien pro 1111113. Dasselbe ist hei den Liimniern der Fall; die untersuchten bekanien ktine Nilcli mehr und etwas wcniger ()uetschhafer (nur ca. 12.5 g), im tibrigen dasselbe $'utter wie die Zicgen. Wie Tabclle 4 zeigt, haben die drei 5 Monate a1tc.n Liirnrner die Hiichstzahlen der Infusorien erreicht, wiihrend das 1 Uonilt jiingere noch eine wesentlich niedrigere %ah1 aufweist. Auch dieses Er- gebnis btimmt also niit den Peststellungen RUS dem Institut sehr gut iiberein (vgl. Tab. 3). %urn Vergleich mit dieseri Ziegen shinden niir an dieser Stellv noch eine Anzahl Heidsclinuckenliimnier zur Verfdgung, und zwar 4 Jlonate alt, wie das jiiiigste %iegenlanini. Auch bci diescn cntsprechen die 1nfu~)rienzatilen gnnz den bei jencn gefiindenen. Diese Tiere werden sehr hart gelialten, sind bei IVind und IYetter im Freien iind erhalten kcin Kraftfutter, nur dcs Nacht.; etwas Stroh iii1Rer der Weide (ziir Zeit der Entnahnie Wegriinder iind Stoppel mit schwacher Serradella).

'1'abclle 4. Zalil dcr Panseninfosorien bei Laktntion und Wachhtuni.

9 . 1 iei Zal1l Milclimenge

l e i Infusorien ' i i i (iramm Iiro 1 mm" I zirkil

Eine witere Bereichcrung dieser Zdilen bietet Tabelle 5, sie stcllt die Zahlen znsamnien. die bei scchszehn Lammern der Schlabendoiler Hcrde, nlle :j/, Jahre alt, gefundeii wurden.

Die Tiere erhielten neben IYcide (Hoggenstoppel mit Serradella', Stroh wid etwa ein Viertel Pfund Kraftfutter in Gestalt von entbitterten Lupinen, Sojaschrot, Haps und Hafer im (kmisch. Bei der Entnahme vernierkte icli fur jedes Tier, ob es in guteni, mittlereni oder schlechtern Erniihriings- zustnd war, und zwar nach dern Urteil des Schafmeistels, dcr ja die Tiere iini genauesten kannte. I n der Tabelle sind die Tiere auch in dieser Heilicmfolge angeordnet. Es ist n u n interessant zu sehen, \vie das Urtcil

Zeitschrilt fur TlenuchtonK nnd Zlichtungsbiologie. XV, 3. "G

Page 12: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

386 Ferl ier :

Konsisteiiz

I’;uiseiiinh:iltz Alter tles

in Monntrii

,,gutU in den nieistcn Fiilleti nucli niit deli tiotivn Itifusorieiizalilen zu- sammentrifft und aucli die als ,,niittelu beurteilten tiolic Znhlen aiifweiseti, wiilirend die ,,sclileclitu beuijeilten Tiere aucti die wenigsten Infusorien haben. Xur ein ,,gutu und ein ,,mittel” heurteiltes Tier fallen aus dieser Reihe lieraus ; hier ist es aber nach unseren Erfahrungen die Konsistenz des l’anseninlinlts, die liier nls ,,selir diinnU die niedrigere Infusorienznhl bedingt.

‘l’iibelle 5. Anzahl dcr Patiseiiinfusorien bei Sctiafliitiinicrii vci-scliiedeneti

Ertiiiliruiigszns;t;lndes,

Zalil tler Infusorien

pro 1 n w Tier iind Nr.

n

So crgibt sicli HUS dciii iiacli Tabelle 5 durclifulirhareii Vcrgleicli gleichaltriger Scliafe voti verschiedeneiii Erniilirungszustand, dall iiebeu dcr Laktatioii und den1 \\-achstuiii aucli der n l lgemeiuc Erti i ihru tigs- zuPtaiid des Wiederk i iuers i i i Bez ie l iung z u r Anzalil d e r Paiiseii- i n fuso r i en stelit. Dies wird sicli aucli gleicli nocli nus ‘l’abelle 6 be- stiitigen. Man liiinrite iiiernacli \whl unniitte1l)ar v oii dcr Infusoriet i - zalil nuf d i e Befi ihigung e ines Tieres z ~ r F u t t e r v e r w e r t n n g sctilienen. Allerding mnl3 dabei aucli (18s Alter der Tiere heriickhiclitigt werden. Schon Tabelle 5 zeigt, dal3 bei Jaliren die Infiisorieiiznlil sclioii wiecler iiii Absteigen hegrithi ist, wie dns aucli bei den Institiitstiereti ini Alter von Jatireii der Fall war (vgl. Tab. 3). uiid 11 ie sich die %all1 bereits derjenigen niiliert, innerlinlh dcreti dic Infuwrien hei er\vnc.ltheneti Tieron ZII scliwnken pflcgen.

Page 13: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

2. Die Panseninfusorien bei Schafen vemchiedenen Lebensalters. Sehr deutlicli gelit der Eintlun des Lebensalters auf die Znhl der

1';iiiseiiiiifusorieii aus dei. l'abelle 6 hervor, in der die Ergehnisse der Untcwuchungen an deii Muttern der Xchlahendorfcr Herde zusaninien- gefaljt sind. Auch hier wurden zugleich der EriiPliriiiigsziistaiid, je nacli dcm Urteil des Schiifers als ,,sclilecht" oder .,gut" I ernierkt, wohei !,schlecht" nur an Rlcrzen, anller der eisten festgestellt wurde. Diese erste Merze war aber nuch trotz ihrer 9 Jahi-e i n allen Leistnngen iibernormal. Sie liatte nun nnch entsprechend ihreni guten EinCIirungszustande. in1 Ver- liiiltnia zii deii iihrigen Meizen, eine bedeutend holiere 1iifnsoi.ic~nzalil.

Tahe l l e 6. Xnhl der L'niiaetiinfnst~rieii bei Muttemcliafen veixchiedenen A l t m

und Ernahruiigszustandes.

hlwre ' ) 10:: . . . . ~ 2 5 - l . . . .

181 . . . . :K! . . . .

\Iuttcncllaf 284 . . " 418 . .

491 . . .. ( i l i . .

G35 . . ,1 760 . .

~lcidsc.h~iiiche~~iiii~tter . n

P

n

n

n gut P

n

lni iibrigen zeigt dicsc 'hbelle ci selir deutlicli, dafi i ti1 allgeiiieitieti die % a h 1 d e r I 'nna( . i i infusoriet i ni i t s t e i g e n d e m L e b e n s a l t e r a bn i nini t. Es siiid in der 'l'abelle nur zwei Ausnahiiien zii yerzeiclineri (Schaf 491 und 418), bei dcneti abvr mch die Konsistenz wicder nls ,,selir diinn.' bezw. , ,diiiin- vernierlit iat, was die etwas geringcrcn Zahlen er- kliirt. Yergleicht iiiiin abcr ziini Beispiel Rlcrze ,,schlecht" 5 Jahre alt, mit deni Scllaf ..gut" 5 Jahre alt, so ist nuch hier wiedcr zii ersehen, dafl Erniilir~iiigszustand niid Infusorieiinieiige im Z ~ ~ ~ i i ~ i l t n e ~ i h ~ ~ i g steheii.

Einc gute Ergiinzung stellen uocli die Befunde bei den Heid- scliiiiicketitiiutt~rii day, die iti tler gleichen Tahelle 6 nngefiilirt sind. D:I

Page 14: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

3 88 P e 1'11 c' 1':

Tirrart

i!ie;enliamrnel

3

lIei~l~i:linu~:kenliam~n~l

tliesc 'I'iere ebenso wie die I~eidschnuckenl~ni~iier sehr Iia1.t gelidten iverden und ihnen nur ein nialliges Futter zur Verfiigung steht, wiiren 11ac11 unseren Nrfahrungen auch etwas geringere Infusoriexiniengen zii tbr-

~vaiten. ]lies hat sich hesthtigt, und doch sind einige aiiffdlende IJnter- sctiitde zii vernierken. Wlhrend drei Tiere ziemlich gleiche Zahlen auf- wiesen, war hei eixieni anderen eine sehr geringe Infusorienzahl, bei eineni .3. cine bcdeiitend hohere Zahl fcstzostelleii. Icli glaube nicht fell1 zii

qehen! wenn i r h die Unterschiede i i i der Infusorienanzalil auf das ver- hchiedene Alter der untersuchten Tiere, aucli bei Beriicksichtigung der Niiglichkeit individiieller Unterscliiede, zuriickfiilire. I)a ich erst durch diese Untersuchungen auf die Kotwendigkeit der Beacahtung des Alters der l'iere %am, kann ich aher fiir diese Scliafe keine niiheren Angaben darii ber m ittcilen.

Zahl (lei. 1 (;ewiclit des Alter Konsistenz des Infnsorien l ' ieres in

pro 1 rnrn:' 1 kg cr. k'iinseninhalts

1 Jalir nolmai 51:iti tjo

4 Non. diinn 1 1578 "5 ''5 5 Non. sehr tlick l G j U -

1 Jahr normal 1980 50 I Jalir i dirk 2505 1 45

Page 15: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

C. Zusammenhssung. In ciiikten Institutsverxuclien wurde die Anzahl der l’atisen-

infusorien bei laktierendcn Ziegen wahrcnd dcr ganzen Dauer der Lnk- tationsperiode gepriift und eine Verdoppelung der Infusorienzableti (auf 2000 pru rnni 4) dabei festgestellt, die nacli Trockenstellen der Ziegen nuf norniale Znhl(~n zutiickging (1000 pro niinY). nasselbe war an drci wachsenden Liirnrnern festzustellen, die votti Erscheinen der Itifusorien an auf ihre Infusoricnmengen h in untersucht wurden. Nach Wegfall der Milchfiitterung stiegen die Infusorienzahlen bis zurn 5. Monat auf dns 1)oppelte der Komia1z;ihlen an, urn danti hei nachlassender Wachstunis- geschwindigkeit wieder auf die Norrnnlznhlen fiir ausgewachsene Tiere zuriickzugelien.

Die \‘eiwche wiirden crgiinzt durch eine groSch Zalil einnialiger Feststellungen der lnfusorienzahlen bei Ziegen und Schafen ails der land- wixtschaftlichen Praxis, und zwar bei laktierenden Ziegen, Mutterschnfen verscliiedenen Alters, Ziegen- und Schafliinirnern, Ziegen- und Schaf- hiininieln. Diese Untersuchungen bestiitigten vollauf die Institutsversuche. Die auflalligen I J nterscliiede in der Infusorienanzahl lagen alle einheitlicli in der Hichtung, dnfl siirntlichc Zustiinde der besseren Erniihrung, des leb- hafteren Stoffwechscls, des griiBeren EiweiBbedarfs. dcs stirkeren Ansatzes von Leibessubshnz, des schnelleren Wachstums, niit Erhirhung der Zahleii der I’anseninfusorien auf rund 2000 pro tiini:1 des Panseninhalts einher- gehen. wiihrend schleclitere Ernlihrung, Herabsetzung der Milchleistung. Verlangsarnung des Wachsturns, wie auch von Jahr zu Jahr das Xltcr- werden, die Infusorienzahl auf niedere Werte von rund 1000 auf etwa 500 Iiernbdriicken. Mittlere Werte fiir die Infusorienzahl zeigen erwachsene, normal erniih rte l’iere ohne besondere Leistungen. Bei dieseni l’aralle- lisnius zwischon Infusorienzahl und StoffwechselgroBe liegt der Zusaninien- hanq so, dnfl die verstiirkte Kahrutigs- und besonders Eiweinzufuhr als dns l’rirniire zu bi:trachten ist und i hrerseits die gesteigerte Entwicklutig und griiBere Zahlen der Piinseninfusorien hervorruft. Diese sind als Syni- bionteti anzusehen, die ihr Wirtstier, den Wiederkauer, bei der Auf- schliehng des Panseninhalts unteistutzen und besonders pflanzliches Ei- wein in wertvolleres Infusorien-Eiwein urnwandelti. Bei Herahsetzung des Stoffiimsatzes oder der Kahrunpszufuhr gehen die Infusorieii itifolge der sclilechtercn Erniihrung 011 Zalil wieder zuriick.

Page 16: Die Veränderungen der Infusorienzahl im Pansen der Wiederkäuer im Zusammenhang mit den Veränderungen des Eiweißumsatzes

390 Fe be 1’: Die Yerandeinngen dei Infusorienzahl im I’nnsen PI' \Virtlerk;incr.

F. Literatur. Sc Iiwa I’Z , C., Die erii~nirigsyh~siologische Bedeutung tler !diikroorganisrnen in den Voimiigen der IViederkaiier. F e rhe I , , K. E., Die Zdil und Masse der Infiisorien irn Pansen, untl ihiv Ikdeuhing fiir tlrn EiweiWaufbau beim Wiederkliuer, Zeitschr. f. Tierriicl~t~lng uiitl Ziichtiings- hiologie. 1028, Bd. 12, H. 1, S. 31. Fr rber, li. E , 11. T. IVinogradoffa-Fedoro\\.a, Ziihlung und Teiluii~y~~iote dry In- fu~or~irn irn I’iinsen der iViederkiiner. . Biologisches Zentralblntt, I $I?!).

Biochem. Zeitschrift 1925, Hd. 156. S. 130.

Hingegangen nni 30. Marz 1929.