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(Aus der Universit~ts- Kinderklinik zu Osaka- Japan [Direktor: Prof. Dr. M. Kasahara].) Die Veriinderungen des Liquors naeh subduraler Serum- bzw. Proteink~rperinjektion. Von Prof. Dr. Michio Kasahara, Sei-ichi Taniguchi und Shoshiro Ohi. (Eingegangen am 28. Februar 1930.) Es gibt bereits viele Mitteilungen dariiber, dal3 die parenterale In. jektion yon Serum- rasp. Proteink6rpern physikoehemische Ver/~nderungen im Blute hervorruft. In der vorliegenden Mitteilung berichten wir fiber die Ver/~nderungen des Liquors naeh subduraler Serum- resp. Protein- k6rperinjektion. Methodik. Als Versuchstiere nahmen wit immer mittelgrol3e Kaninchen yon 1500--1900 g K6rpergewicht. Wir punktierten zuerst das Tier suboceipital und gewannen 0,2 bis 0,4 ccm Liquor, dann injizierten wir die gleiche Menge normales Pferdeserum oder Aleuronataufschwemmung (3 g in 100 ccm Aqua). Eine Stunde bis 24 Stunden nach erfolgter subduraler Injektion untersuehten wir den Liquor. 1. Aussehen. Normaler Kaninchenliquor ist wasserklar. 3--6 Stunden naeh subduraler In- jektion yon 0,2--0,4 ccm Pferdeserum oder Aleuronataufschwemmung zeigt der Liquor eine Trtibung. Die Starke der Trtibung h/~ngt im allgemeinen yon der In- jektionsmenge ab. 2. Reaktion. Der PH-Wert des normalen Kaninchenliquors schwankt zwischen 7,40--7,55. Die Ver~ndenmg der Konzentration der Wasserstoffionen mit Liquor nach effolgter subduraler Serum- resp, Aleuronatinjektion ist folgende. Sie wurde mittels der Gaskettenmethode nach Michaelis bestimmt (Tab. 1). Daraus geht hervor, dab die Konzentration der Wasserstoffionen im Liquor nach subduraler Injektion von Serum- resp. Aleuronat eine Zeitlang eine Abnahme zeigt. Der PI4-Wert des Liquors ist nach 24 Stunden wieder normal. 3. Kohlensguregehalt. Nagasawa hat den Kohlens~uregehalt des Kaninchenliquors nach der van Slyke. sehen Methode bestimmt und dabei gefunden, dab beim normalen Kaninehen der Kohlensiiuregehalt zwischen 41,2--48,5, durchsclmittlich 44,5 Vol.-~ schwankt.

Die Veränderungen des Liquors nach subduraler Serum- bzw. Proteinkörperinjektion

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(Aus der Universit~ts- Kinderklinik zu Osaka- Japan [Direktor: Prof. Dr. M. Kasahara].)

Die Veriinderungen des Liquors naeh subduraler Serum- bzw. Proteink~rperinjektion.

Von

Prof. Dr. Michio Kasahara, Sei-ichi Taniguchi und Shoshiro Ohi.

(Eingegangen am 28. Februar 1930.)

Es gibt bereits viele Mitteilungen dariiber, dal3 die parenterale In . jekt ion yon Serum- rasp. Proteink6rpern physikoehemische Ver/~nderungen im Blute hervorruft . I n der vorliegenden Mitteilung berichten wir fiber die Ver/~nderungen des Liquors naeh subduraler Serum- resp. Protein- k6rperinjektion.

Methodik.

Als Versuchstiere nahmen wit immer mittelgrol3e Kaninchen yon 1500--1900 g K6rpergewicht. Wir punktierten zuerst das Tier suboceipital und gewannen 0,2 bis 0,4 ccm Liquor, dann injizierten wir die gleiche Menge normales Pferdeserum oder Aleuronataufschwemmung (3 g in 100 ccm Aqua). Eine Stunde bis 24 Stunden nach erfolgter subduraler Injektion untersuehten wir den Liquor.

1. Aussehen.

Normaler Kaninchenliquor ist wasserklar. 3--6 Stunden naeh subduraler In- jektion yon 0,2--0,4 ccm Pferdeserum oder Aleuronataufschwemmung zeigt der Liquor eine Trtibung. Die Starke der Trtibung h/~ngt im allgemeinen yon der In- jektionsmenge ab.

2. Reaktion.

Der PH-Wert des normalen Kaninchenliquors schwankt zwischen 7,40--7,55. Die Ver~ndenmg der Konzentration der Wasserstoffionen mit Liquor nach effolgter subduraler Serum- resp, Aleuronatinjektion ist folgende. Sie wurde mittels der Gaskettenmethode nach Michaelis bestimmt (Tab. 1).

Daraus geht hervor, dab die Konzentration der Wasserstoffionen im Liquor nach subduraler Injektion von Serum- resp. Aleuronat eine Zeitlang eine Abnahme zeigt. Der PI4-Wert des Liquors ist nach 24 Stunden wieder normal.

3. Kohlensguregehalt.

Nagasawa hat den Kohlens~uregehalt des Kaninchenliquors nach der van Slyke. sehen Methode bestimmt und dabei gefunden, dab beim normalen Kaninehen der Kohlensiiuregehalt zwischen 41,2--48,5, durchsclmittlich 44,5 Vol.-~ schwankt.

Miehio Kasahara, Sei-iehi Taniguchi u. Shoshiro Ohi: Die Ver~nderungen usw. 895

Wir untersuchten den Kohlens~uregehalt des Liquors nach subduraler Aleuronat- injektion und bestimmten ihn naeh der van Slykesehen Methode. Die Resultate sind in Tabelle 2 niedergelegt.

Tabelle 1.

Nr. der Injizierte Injektions- Untersueht Tiere Substanz menge nach P~

ccm Stunden

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17

Normales Pferdeserum

Aleuronataufschwemmung

0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4

1 2 3 5

24 1 2 3 4 5

24 1 2 3 4 5 6

Tabelle 2.

7,56 7,56 7,62 7,63 7,48 7,67 7,67 7,71 7,62 7,62 7,47 7,62 7,69 7,70 7,70 7,60 7,43

Nr. der

Tlere

Menge der Aleuronat -

aufsohwemmung c e m

Untersucht nach

Stunden

Co2- Gehalt Volumprozent

0,4 0,4 0,4 0,4

52,6 52,6 54,6 60,3

Aus diesen Versuchen ergibt sich einwandfrei eine Zunahme des Kohlens~ure- gehaltes im Liquor nach subduraler Proteink6rperinjektion.

4. Eiweiflgehalt. Nomalerweise enth~lt der Liquor des Kaninchens 0,015--0,0190/0 Eiwei~. In

den folgenden Versuehen haben wir die EiweiBmenge und die Globulinreaktion im Liquor nach subduraler Serum- resp. ProteinkSrperinjektion bestimmt. Zur Unter- suehtmg der EiweiBmenge haben wit die Brandbergsehe Methode angewandt. Als Globulinreaktion bedienten wir uns der ~oguchischen und Pandysehen Methoden. Die Resultate sind in der Tabelle 3 niedergelegt.

Wir beobaehten also eine starke Zunahme des EiweiBgehaltes und positive Reak- tion des Globulins im Liquor nach der subduralen Injektion yon Serum- oder Protein- kSrpem.

5. Zuckergehalt. Nomaler Kaninchenliquor enthalt durchschnittlich 0,054~ Zucker. Um das

Verhalten des Liquorzuckers bei subduraler Serum- resp. ProteinkOrperinjektion

896 Michio Kasahara, Sei-ichi Taniguchi und Shoshiro Ohi: Die Veranderungen

zu untersuchen, haben wir folgende Experimente gemacht. Nach erfolgter Injektion untersuchten wir in verschiedenen ZeitintervalIen den Liquorzucker nach Bangscher Methode. Die 10 Versuche steUen wir tabellarisch zusammen (Tab. 4).

Tabelle 3.

Nr. der Injizierte Injektions- Untersucht EiweiB- Globulin- Tiere Substanz menge nach menge corn Stunden ~ reaktion

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18

Normales Pferdeserum

7 ' "

Aleuronataufschwemmung

0,4 0,4 0 4 o14 0,4 0,4 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,4 0,4 0;4 074 0,4 0,4

1,05 1,50 1,61 1,12

5 0,7 24~ 0,03

1 0,085 2 0,097 3 0,060 4 0,58 5 0,30

24 0,12 1 0,91 2 ] 1,20 3 1,00 4 0,78 5 0,53

24 I 0,21

+ -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- -4- + -4- -4- -4-

Tabelle 4.

Nr. der Injizierte Injektions- Untersucht Zuckergehalt Tiere Substanz menge nach cem Stunden ~176

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10

Normales Pferdeserum

Aleuronataufschwemmung

0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4

1 2 3 4

24 1 2 3 4

24

0,072 0,064 0,068 0,065 0,061 0,065 0,067 0,061 0,057 0,056

Daraus geht hervor, dab der Liquorzucker nach subduraler Injektion von Serum- oder Aleuronataufschwemmung eine Zeitlang zunimmt.

6. Zdlen.

In der normalen Cerebrospialfliissigkeit des Kaninchens befindet sich nur eine geringe Anzahl yon ZeUelementen, und zwar sind es fast nur Lymphocyten. Ihre Menge betr/~gt 0- -5 in 1 ccm. I~ach der subduralen Serum- resp. Proteink6rperin- jek~ion haben wir die Zellelemente im Liquor nach derAWuehs-Rosenthalschen Me~hode bestimmt. Die Resultate der Versuche haben wir in Tabelle 5 zusammengefallt.

Es erglbt sich aus diesen Versuchen, dab sich die Zellen im Liquor nach sub- duralerInjektion vonSerum-oderProteinkSrpemstarkvermehren. Wie dieTabelle5

des Liquors nach subduraler Serum- bzw. ProteinkSrperinjektion. 397

zeigt, treten die polymorphkemigen Leukocyten kurz nach der Injektion auf und nehmen rasch zu. Die Vermehrung der Leukocyten dauert eine Zeitlang an.

Tabelle 5.

Nr, der Tiere

Injizierte Substanz

Injektions- Untersuch mcnge nach

ccm Stunden

Polymorph- Lympho- kcrnige cyten

Leukocytenin 1 cram in 1 cram

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12

Normales Pferdeserum

Aleurona taufschwemmung

0,4 0,4 0,4 0,4 0,2 0,2 0,2 0,2 0,4 0,4 0,4 0,4

1 2

24

13 85

2500 2100

80 125

1200 1850 250

1200 1800 2540

40 560 450 560

I8 54 68

130 120 300 318 250

7. Kolloid-, Fibrinogen- und Hdmolysinreaktion. Mit normalem Kaninchenliquor fallen die Kolloid-, Fibrinogen- und H~molysin-

reaktionen alle negativ aus. Die Kolloidreaktion des Liquors zeigt nach der sub- duralen Aleuronatinjektion die sog. ,,entzfindliche" Kurve. 4 Stunden nach der subduralen Injektion yon normalem Serum fallen die H~molysin- und Fibrinogen- reaktionen stets positiv aus.

Aus den im Vors tehenden beschr iebenen Unte rsuchungen geht mi t geniigender Deut l i chke i t hervor , dab die subdura le In j ek t i on yon Prote in- kSrpern (Pferdeserum, Aleuronat ) be im Kan inchen eine Veri~nderung des Liquors hervorruf t . Nach erfolgter I n j e k t i o n zeigt der L iquor folgende Beschaffenhei ten: Tr i ibung, Abnahme der Wassers tof f ionenkonzent ra t ion , Zunahme des Kohlens~uregehal tes , ve rmehr t e r EiweiBgehalt , posi t ive Globul inreakt ion, Zunahme des Zuckergehal tes , P leocytose und posi t ive Kolloid- , H~molysin- und F ibr inogenreak t ion . Da die Veri~nderungen des Liquors durch Meningealreizung infolge yon kSrper f remder Prote in- kSrper in jekt ion s ta t t f inden , h~ngt die Sti~rke haupts~chl ich yon den angewandten EiweiBar ten und ihrer Menge ab.

Fassen wi t nun die Resu l t a t e unserer Unte r suchungen kurz zu- sammen, so haben wir das Folgende festgestel l t .

Zusammenfassung .

Die subdura le I n j e k t i o n von Pferdeserum resp. P ro te inkSrpern ruf t beim Kan inchen eine Ver~nderung des Liquors hervor . Der Liquor ha t dabei ungef~hr die gleichen Beschaffenhei ten wie bei asept ischer Meningitis .

Li tera turverzeiehnis . 1 Kaaahara, M. : Z. Neut. 88 (1923). -- ~ Kaaahara, M.: Klin. Wschr. 2 (1923).

Z. f . d. g. Neur. u. Psych. 126. 26