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244 W. BvD~Ass: Das Spanmaterial is~ biologisch hochwertig. Im ersatzf~higen Lager steht es dem au~oplastisehen Span sicher nieht nach. Die besondere SpangestalSung unter geeigneter Zusammensetzung yon Corticalis und Spongiosa, vie sie sich in der Klinik besonders be- wi~hrte, ermSglicht uns allein der Tierspan. Darum glauben wir zu der Behauptung berechtigt zu sein, dab der Kieler Span innerhalb seines Indikationsbereiehes (und dieser Bereich ist sehr groB) sogar dem auto- plastisch frischen Span fiberlegen ist. Stellv. PrSsident FELIX: Ich danke Herrn MAATZ fiir seinen schSnen Vortrag und fiir die ausfiihrliche Begrfindung der hohen Wertigkeit des Kieler Spans. Wir kommen zum Vortrag Nr. 37. Die Verp/lanzung ~onservierter menschlicher und tierischer Knochen. Ieh bitte Herrn BUDRASS. 37. Die Verpflanzung konservierter menschlicher und tierischer Knochen Von W. BuDRASS-Bochum Die Verwendung von Fremdspgnen, homoioplastischen und hetero- plastischen Knoehen, hat in den ]etzten Jahren in der Welt fiberall zu- genommen. Die Entwicklung daffir war in den einzelnen Landern sehr untersehiedlich. In Frankreieh und Italien wurde heteroplastisehes Knochengewebe bevorzugb, ws in den USA und neuerdings aueh in der Sowjetunion die homoiop]astischen Knochenverpflanzungen fiber- wiegen. Der Grund dieser verschiedenartigen Entwicklung auf dem Ge- bier der Fremdsp$ne liegt einmal in der Schwierigkeit, das Grund- material zu beschaffen, and ist anch oft in juristisehen Problomen zu sachem Wer sieh nicht selbst mit der Herstellung dieser Fremdknoehen be- fa6t, steht etwas verwirrt vor dem derzeitigen gro6en Angebot. Nur zu oft fibersteigt das Eigenlob der Angebote bei weitem den tat- s~chlichen Erfolg in der Praxis. Schon 1954 und auch 1959 hat hier Bi)BKLE DE LA CAlV~ ausffihrlich fiber die Verwendung konservierten Knoehengewebes beriehtet, und GOItl~BANDT sprach bier 1954 fiber die I-Iomoioplastik und Heteroplastik allgemein. Inzwisehen lgl~t sieh die homoioplastische Knochenverpflanzang welter abgrenzen und die Heteroplastik besser fibersehen. Zur I-Ierstellung und Konservierung yon Fremdspiinen ist allgemein folgendes zu sagen : Die eigentliehe Spanverpflanzung hat sehon so viele

Die Verpflanzung konservierter menschlicher und tierischer Knochen

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Page 1: Die Verpflanzung konservierter menschlicher und tierischer Knochen

244 W. BvD~Ass:

Das Spanmaterial is~ biologisch hochwertig. Im ersatzf~higen Lager steht es dem au~oplastisehen Span sicher nieht nach.

Die besondere SpangestalSung unter geeigneter Zusammensetzung yon Corticalis und Spongiosa, vie sie sich in der Klinik besonders be- wi~hrte, ermSglicht uns allein der Tierspan. Darum glauben wir zu der Behauptung berechtigt zu sein, dab der Kieler Span innerhalb seines Indikationsbereiehes (und dieser Bereich ist sehr groB) sogar dem auto- plastisch frischen Span fiberlegen ist.

Stellv. PrSsident FELIX: Ich danke Herrn MAATZ fiir seinen schSnen Vortrag und fiir die ausfiihrliche Begrfindung der hohen Wertigkeit des Kieler Spans.

Wir kommen zum Vortrag Nr. 37. Die Verp/lanzung ~onservierter menschlicher und tierischer Knochen. Ieh bitte Herrn BUDRASS.

37. Die Verpflanzung konservierter menschlicher und tierischer Knochen

Von W. BuDRASS-Bochum

Die Verwendung von Fremdspgnen, homoioplastischen und hetero- plastischen Knoehen, hat in den ]etzten Jahren in der Welt fiberall zu- genommen. Die Entwicklung daffir war in den einzelnen Landern sehr untersehiedlich. In Frankreieh und Italien wurde heteroplastisehes Knochengewebe bevorzugb, ws in den USA und neuerdings aueh in der Sowjetunion die homoiop]astischen Knochenverpflanzungen fiber- wiegen. Der Grund dieser verschiedenartigen Entwicklung auf dem Ge- bier der Fremdsp$ne liegt einmal in der Schwierigkeit, das Grund- material zu beschaffen, and ist anch oft in juristisehen Problomen zu sachem

Wer sieh nicht selbst mit der Herstellung dieser Fremdknoehen be- fa6t, steht etwas verwirrt vor dem derzeitigen gro6en Angebot.

Nur zu oft fibersteigt das Eigenlob der Angebote bei weitem den tat- s~chlichen Erfolg in der Praxis. Schon 1954 und auch 1959 hat hier Bi)BKLE DE LA CAlV~ ausffihrlich fiber die Verwendung konservierten Knoehengewebes beriehtet, und GOItl~BANDT sprach bier 1954 fiber die I-Iomoioplastik und Heteroplastik allgemein. Inzwisehen lgl~t sieh die homoioplastische Knochenverpflanzang welter abgrenzen und die Heteroplastik besser fibersehen.

Zur I-Ierstellung und Konservierung yon Fremdspiinen ist allgemein folgendes zu sagen : Die eigentliehe Spanverpflanzung hat sehon so viele

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St6rungsm6gliehkeiten, dab die Vorbereitung und Konservierung der Spgne hier keine zusgtzlichen Gefahren bringen darf. Das bedeutet, dal~ wit nur einwandfreie und erprobte Verfahren zur Konservierung der Fremdspgne verwenden diirfen, such wenn dabei das teuerste Verfahren das beste sein sollte. Wer im Hinblick auf die Kosten der Herstellung von Fremdspgnen ein unsicheres, aber vielleicht billiges Verfahren be- nutzt, gefghrdet unn6tig das Endergebnis.

Bei der Konservierung von homoioplastischem Knochengewebe sollten nur die Tiefkiihlung oder die sog. Gefriertrocknung verwendet werden. Alle chemischen Konservierungsmittel sind schlechter und nur sis Notbehelf anznsehen, such wenn derartig konservierte Spgne meist einheilen. Die Verwendung yon ionisierenden Strahlen hat sich ebenfMls aus verschiedenen Grfinden znr Knochenkonservierung nicht bewghrt. Da organische Subs~anzen im Knochen wie Fet t und EiweiB bei keiner Konservierung unbegrenzt haltbar sind, m~issen auch die Lagerungszeiten beachtet werden. Beim Knochengewebe betrggt die Lagerungszeit bei der Tiefkiihlung yon --12 bis --20 o C etwa 10 Wochen, bei Temperaturen ab --250 C etwa 6 Monate. Die Lagerungszeiten zu iibersehreiten, be- deutet immer eine Gefghrdung der Transplant~te, such wenn gelegentlich Knochenverpflanzungen bei iiberlanger Lagerung gegliickt sind. Bei der Gefriertrocknung und einwandfreiem Vakuum kann das konservierte Knochengewebe etwa 4 Jahre anfbewahrt werden. Licht und Warme sind schgdlich fiir Mle konservierten organischen Stoffe. Das gilt auch ftir die tteteroplastik, so lange das Knochengewebe nicht v611ig frei yon Fet t nnd Eiweil~ ist.

In den letzten 10 Jahren haben wir bei Verpflanzungen von konser- vierten homoioplastischen Knochen Erfahrungen gesammelt und welt fiber 1000 derartig e Verpflanzungen durchgefiihrt. Der homoioplastische Span ist sehr stabil und eignet sich hervorragend zur Schienung yon l~ngen R6hrenknochen und zu versteifenden Operationen, auch an der Wirbelsgule. Bewghrt hat sich der homoioplasLische Span zur Behand- lung bei verz6gert~er Bruchheilung, vor Mlem innerhMb der ersten 10 Mo- nate. Besonders giinstig ist die Verpflanzung dieser Spgne zwischen dem 3. und 6. Monat nach der Bruchschgdigung, wenn eine kn6cherne I~eil- neigung in dieser Zeit fehlt. Wir sehen in diesen Fallen, dag der Fremd- span schnell Anschluft finder, besonders an den Enden und auch auff/~llig schnell zur Knochenneubildung und -umbildung anreizt. Wegen seiner Festigkeit eignet sich der homoioplastische Span besonders zum Keilen bei 0steotomien und zum Heben eines eingedrfickten Schienbeinkopfes.

Gtinsgige Ergebnisse sind auch bei Sch~deldachplastiken erzielt worden.

Das heteroplas~ische Knochengewebe ist im ganzen spr6der und je nach Restmenge des Eiweil~es such weicher. Der v611ig enteiweil3te

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tierische Knochen li~[3t sich biegen und ist daher gut formbar. Er eignet sich besonders gut zum Ausffillen yon Knochenh6hlen. Auff/illig ist die grol3e Reiz~Srkung des konservierten Tierknochens bei ausgebildeten Pseudarthrosen, besonders dann, wenn der an- oder eingelagerte Tier- knochen sich rasch aufzulSsen beginnt. Allerdings ben6tigt die Knochen- neubildung nnd -umbildung beim Tierknochen mehr Zeit als beim homoioplastischen Knochengewebe, es ist deshalb eine 1/ingere Ruhig- ste]lung erforderlich, um Refrakturen zu vermeiden.

Die Beurteilung der I{6ntgenaufnahmen nach der Verpflanzung heteroplastischen Knochengewebes ist nicht einfach. Die Verwendung yon Fremdsp/~nen beider Arten hat sich bei der Pfannendachplastik und der Edenschen Operation am Schultergelenk nicht bew/~hr~. Man sollte in diesen und/~hnlichen F/~llen auf Fremdsp/~ne verzichten. Nach dem heutigen Stand gibt es ffir das konservierte homoioplastische und hetero- plastische Knochengewebe ganz bestimmte gfinstige Verwendungs- m6glichkeit.en.

Aus den Erfahrungen der le~zten Jahre sollte man die Vorteile der Fremdsp/~ne nut auf diesen Anwendungsgebieten roll ausnutzen. Die tterstellung der homoioplastischen Knochensp/~ne wird anch in Zukunft die Aufgabe des Chirurgen bleiben. Der heteroplastische Knochenspan sollte nur ein Gerfistwerk sein ohne jegliche organische Substanzen. Die }Ierstellung dieser Spine k6nnte man dann zweckm/igigerweise der Industrie iiberlassen.

SteUv. Priisident FELIX: Ich danke tierrn BUDRASS und bitte zum Vortrag Nr. 38, Er/ahrungen mit heteroplastischen Knochen bei der Knochenbruchbehandlung, tIerrn KiJPPERMANN.

38. Erfahrungen mit heteroplastischen Knochen bei der Knochenbruchbehandlung

Von W. K~3~'ERMANI~-Dor tmund

Mit 3 Textabbildungen in 8 Einzeldarstellungen

Seit 1955 werden an meiner Klinik heteroplastische Knochen ver- pflanzt. Zur Verwendung kommen aus kompaktem Knoehen herge- stellte Ni~gel, die ein besonderes Profil haben, Schrauben mit einem Spezialgewinde, Plat~en, die aus Compacta bestanden, jetz~ aber durch Compacta-Spongiosa-Pla~ten ersetzt werden. AuBerdem wurden Wtirfel zum Ausffillen yon Knochenh6hlen und RShren fiir Frakturen der Clavieula und des Unterarmes genommen. Wfirfel und l~6hren sind aus spongi6sem Knochengewebe.