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Die Wirkung Intravenöser Injektionen auf das Magenbild

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Page 1: Die Wirkung Intravenöser Injektionen auf das Magenbild

1658 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 35 27. AUGUST I927

Daneben wurde letzthin auch die yon ]~RUCK angegebene Flockungsreaktion (Zentrifugiermethode) zum Zwecke der Nachprfifung mit herangezogen.

Das Ergebnis der 3oo nach der Aktiv- und Inakt ivmethode untersuehten Sera war folgendes:

Lues-Komplement - Lues-Komplement- Gruppe bindungsreaktion bindungsreaktion ZahI der Falle

inaktiv aktiv

I II

I I I IV V

VI

positiv schwach positiv negativ positiv negativ geringe

positiv schwach positiv negativ negativ positiv Abweichungen

55 I I

217 4 2

i i

Unterzieht man nun die einzelnen Gruppen einer n~heren Betrachtung, so dfirften die Ergebnisse der Falle yon Gruppe I, I I und I I I keiner weiteren Erl~uterung bedtirfen. 13el den 4 Fallen der Gruppe IV, bei denen die Inaktivuntersuchung positiv, die Aktivuntersuchung negativ ausfiel, handelte es sich bei dreien um F~lle yon Lues latens bzw. Lues, bei denen die gleichzeitig ausgeffihrten Dold-, lX{einicke- und Bruck- schen Flockungsreaktionen ebenfalls ein positives Ergebnis zeigeen. Bei einem Fall (Diagnose Meningomyelitis) war die WaR. am ersten Tage wie die Aktivuntersuchung negativ, bei der Wiederholung am n~chsten Tage zeigte sie ein positives Resultat.

Bei dem einen Fall der Gruppe V (Aktivuntersuchung positiv und Inaktivuntersuchung negativ) handelte es sich um Lues II, wo die Dold-, Meinicke- und Brucksche Flockungs- reaktion negativ waren; bei dem 2. Tall bestand Verdacht einer Ansteckung dutch den Ehemann. Die Dotd-, Meinicke- und Sachs-Georgireaktionen waren negativ.

Eine besondere Beachtung verdienen die i i F~lle der Gruppe VI. Hier handelte es sich 3mal um Lues II, wo die Aktivmethode ein positives bzw. schwach positives Ergebnis zeigte, die Inaktivuntersuchung sowie die Kontrollreaktionen teils negativ, tells positiv ausfielen. Bei den restierenden 8 FMlen yon Lues waren 13ehandtungen vorangegangen. Es zeigten sich bei beiden Methoden geringe Abweichungen der Resultate nach der positiven und negativen Seite. Der Ausfall der Trfibungs- und Flockungsreaktionen stimmte teils mit der Aktiv-, teils mit der Inaktivuntersuchung fiberein.

Die an 3oo Seren angestellten vergleichenden Unter- suchungen ergaben somit, dab die yon BRIJCK empfohlene Methode der Lues-Komplementbindungsreaktion mit aktiven Seren an Spezi/itiit der Inaktivuntersuchung gleiehsteht, ihr in den Frfihstadien der Lues sogar h~ufig tlberlegen ist. Der negative Ausfall bei den 3 F~llen yon Lues latens der GruppeIV ist auf die stat tgehabten t3ehandlungen zu beziehen. Gering- ffigige Abweichungen der Resultate werden ja auch bei Unter- suchungen an verschiedenen Tagen mit demselben Serum be- obachtet. Sie sind grSBtenteils auf Labilit~t des Syphilitiker- serums und Komplementes, auf Avidit~tsschwankungen der Ext rakte und technische Ungleichheiten zurtickzuffihren.

Von der Einfachheit der Technik der t3ruckschen Aktiv- methode und ihrem groBen u einer erhebliehen Zeit-, Material- und Kostenersparnis haben auch wir uns liberzeugt.

Bei der Beurteilung unserer Erfahrungen mit der Bruck- schen Aktivmethode ist allerdings zu berficksichtigen, dab die 3oo yon uns untersuchten Blutproben in der Ven~le ein- gesandt worden waren. Wenn die Venfile ganz mit Blur geffillt ist, d .h . ca. 7--8 ccm Blur enthiilt, dann reicht die abgesetzte Serummenge aus, um die Aktiv- und Inaktiv- untersuchung sowie eine oder mehrere I~ontrollreaktionen auszuffihren. Die Ven~te hat eben den groBen praktischen Vorzug, daB in der tZegel eine genfigende Blutmenge ein- gesaugt w~rd, und dab diese dann in einwandfreier Beschaffen- hei• zur Untersuehung gelangt. Der aebrauch der Veni~le er- leichtert somit die Gewinnung des erforderlichen Patienten- serums sehr, da sich die Venfile automatisch nach Offnen des

Ventils vollsaugt. Viel weniger giinstig werden die Ver- h~ltnisse in Hinsicht auf die Erlangung gentlgender Serum- mengen in jenen Untersuchungsanstalten liegen, wo noch die alten Blutversandgef~tl3e im Gebrauch sind, bei denen man erfahrungsgemM3 durchschnittlich vim weniger Blue bzw. Serum erhXlt.

Schwieriger als die Material/rage, die bei Verwendung der Ven~len leicht 16sbar ist, ist die Zeit]rage. Die Blutproben ]r~hzeitig genug zur Untersuchung zu erhalten, durfte ffir viele Untersuchungsanstalten, namentlich ftir solche, die das Material yon weither eingeschickt bekommen, leider oft un- m6glich sein. Die yon uns verwandten Sera waren fast alle 24, einige sogar fiber 48 Stunden alt. in 2o F~llen waren die Resultate nicht verwertbar, well die Sera zu sp~it zur Unter- suchung kamen. Aus diesem Grunde dfirfte die Ausffihrung der Bruckschen Aktivmethode in den serodiagnostischen I nstituten, in denen yon ausw~rts eingesandte Blutproben untersucht werden, h/~ufig auf Schwierigkeiten stoBen. Da- gegen ist auch nach unseren Erfahrungen die Akt ivmethode der Lueskomplementbindungsreaktion nach Brtt'CK ffir das Kliniklaboratorium, in dem bald nach der Blutentnahme das Serum untersucht werden kann, sehr geeignet, und wit m6chten empfehlen, die Brucksche Aktivmethode auch sonst in geeigneten F~llen neben der Inakt ivmethode (Original Wa R.) auszu~fihren, da sie besonders in den Frtihstadien der Lues an Spezifit~t und Sch~rfe der Ausschl~ge der Inaktivunter- suchung (Original WAR.) h~ufig fiberlegen ist.

L i t e r a t u r : HBCHT, Dermat. Wochenschr. 68, 289; 74, 3 ~ 1919. -- 2r STERN, Berlin. klin. Wochenschr. 19o8, Nr. 32; Zeitschr. f. Immunit~tsforsch. u. exp. Therapie Orig. i, 422. 19o9; Orig. 22, t-I. 2. 1914. -- Bt~UClq tlandbuch der Serodiagnose der Syphihs. Berlin: Julius Springer; IGin. Wochenschr. 1926, Nr. 26.

DIE WIRKUNG INTRAVENOSER INJEKTIONEN AUF DAS MAGENBILD.

II. Mitteilung. Klinische Wertung.

Von

Pr iva tdozen t Dr. W. UNWRR:C~T und Dr. E. FREUDE. Aus der III. :Ied. Umversitatsklimk Berlin

(Direktor. Geh. ~Iedizinalrat Prof. Dr. GOLDSCHEIDER).

Bei einer therapeutischen intraven6sen KochsalzinfuMon nahm der eine yon uns (U.) bei zuf~llig gleichzeltiger Beobach- tung des breigeftillten Magens vor dem RSntgenschirm Ver- ~nderung bezfiglich Tonus und Peristalt ik an diesem wahr. Das lenkte unser Interesse darauf, einmal generell die Wir- kung intraven6ser InjektioneI1 auf den Magen zu studieren.

V~ir haben daraufhin im Laufe des Jahres an einer ganzen Reihe yon F~llen (tiber 5 o) intraven6se Einspritzungen mit den verschiedensten L6sungen vorgenommen und charakteristische Veriinderungen am Magen beobachtet.

Ffir die Feststellung dieser unmittelbaren Vqirkungen w~ihrend und kurz nach der Injektion (40--60 Sekunden) scheint uns im klinischen Experiment die R6ntgendurch- leuchtung mit sofort verfertlgten Skizzen em anschauliches und lebendiges Bild zu geben.

R6ntgenaufnahmen, die zur Erh~rtung des Beobachteten notwendig wurden, k6nnen naturgem~13 nicht immer w~hrend der dauernden Bewegung des Magens die gewtinschte und charakteristische Phase in Peristaltik und Peristole festhalten und wiedergeben.

Wir sind grunds~tzlich folgendermaBen verfahren: Nach der Breiffitlung des Magens warteten wit 2 - - 3 Mi~

nuten, um die mitunter forcierte Anfangsperistaltik zur IZuhe kommen zu lassen; dann wurde bei entspanntem Leib eine Skizze gemacht, hierauf Iixierten wir den R6ntgenschirm und injizierten L6sungen von je 2--2o ccm und trugen nun die sich darbietenden VerXnderungen tonischer und peristal- tischer Natur in die Skizze ein. Nach der Art der Wirkungen der Injektionen am Magen konnten wit folgende L6sungen unterscheiden :

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27. AUGUST i927 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . N r . 35 I659

I . i nd i i f e r en t e L6sul lgen, die ke iner le i wesen t l i chen Aus- schlag a m Magen geben.

2. L6sl lngen, die T o n u s u n d P e r i s t a l t i k in a n r e g e n d e m S inne beeinf lusse l l .

3. L6sungen , die eine abso lu t e H e m m u n g s w i r k u n g aus- f ibten.

Zu den n e n t r a l e n L 6 s u n g e n mfissen wir gel6ste Salicylst iure, gel6stes H e x a m e t h y l e n t e t r a m i n u n d Aql l a dest . in ge r ingeren Q u a n t i t E t e n r echnen . Bet gr613eren Mengen (tiber 5 ccm dest . Wassers) k o n n t e n wi t m i t u n t e r e twas v e r m e h r t e P e r i s t a l t i k b e o b a c h t e n .

Zu den a n r e g e n d e n L 6 s u n g e n mi issen die CholsEureverb in- dul lgen (Decho! in-Riede l w u r d e y o n uns a n g e w a n d t ) , die j a b e k a n n t l i c b alle V agus r e i zm i t t e l s ind, zEhlen. H i e r h e r geh6r t vo r a l l em a u c h die h~uf ig yon uns a n g e w a n d t e u n d y o n n n s modi f i z ie r t e R inger l6sung . Die a n r e g e n d e W i r k u n g de r R inge r l6 sung k o n n t e n ~ i r wesen t l i ch s te igern d u t c h Z u s a t z yon 1 - -2 ccm Ka l i um - u n d N a t r i n m l 6 s u n g e n ( o , 5 % - - I % ) . W i t k 6 n n e n h ie rbe i e rw~hnen , d a b das O p t i m u m der an regen - den W i r k u n g bet e ther A p p l i k a f i o n y o n 1 5 - - 1 8 ccm G e s a m t - f l f i ss igkei t smengen lag.

W e n n m a n ger ingere M e n g e n inj iz ier te , k o n n t e n u t e ine g le ichgute W i r k u n g d u r c h Z u s a t z yon K a l i um - oder N a t r i u m - 16sung erziel t werden .

Zu den b e m m e n d e n L 6 s u n g e n mfissen w i t al le hoch- p r o z e n t i g e n C a l c i u m v e r b i n d u n g e n rechnen , wie CaC!2CaBr 2 und Ca lc iumharns to f f ch lo r id (-Afenil).

Diese L 6 s u n g e n wl l rden in 5 - - 1 o ccm in j i z ie r t u n d ih re W i r k l l n g se tz te augenb l i ck l i ch ein.

Nach den b i she r m i t g e t e i l t e n F~l len k6n l len w i t speziell fo lgende Magenve rEnde ru l l gen n a c h i n t r a v e n 6 s e n I n j e k t i o n e n u n t e r s c h e i d e n :

Die yon uns angew and t e , d u t c h Zusa t z yon i ccm K a l i u m und 2 ccm N a t r i u m modi f iz ie r te R inge r l6 sung war i m s t a n d e , bet e inem hypo to l l i s chen S a n d u h r m a g e n in V e r b i n d u n g m i t Ulcus im obe ren D r i t t e l den P y l o r o s p a s m u s zu 16sen.

Pat . bekam noch zweimal die gleiche Injektion. Es war ihr dalln m6glich, die unterbrochene Sippykur wieder aufzullehmen (Fall i ; Dtsch. med. Woehenschr. 1927, Nr. 9).

15 ccm Ringerl6sung ulld 2, 5 ccm Kalium Natr iuml6sung be- wirkten bet einem hypotonischen iVlagen lebhafte Peristalt ik und gehauften PylorusabsehluB mit guter Durchschnfirung und raschem Breiflbertri t t ins Dnodellum.

Das VOllegeffihl, welches der Pat . groBeBeschwerden bereitete, schwand nach der Injektion, natfirllch nur insoweit, Ms wit sie an diesem Tage beobachten konnten. Bet diesem Fall wurde auch 8 Tage sparer das 2oproz. dehydrocholsaure Natr ium (Decholin- lZiedel) injiziert, das m die gleiche 1Richtung wirkte.

N i t dieser B e o b a c h t u n g were eine Mi t t e i l ung ADLERS aus der M o r a w i t z s c h e n Kl in ik , der f iber eine r e so rp t ionsbesch leu- n igende W i r k u n g des Dechol ins be r i ch te t , in E i n k l a n g zu b r i ngen (Fall 2, s. o./. I m a l lgemeinen k o n n t e n wi t beobach - ten , d a b bet s tErke rem N a t r i u m z l l s a t z zur R inger lSsung gleich- zei t ig bet E i n s e t z e n der P e r i s t a l t i k de r T o n u s sich zu s t r a i t e n begann .

Bet e inem Fa l le yon h y p e r t o n i s c h e m M a g e n t y p und fiber- s t l i r z te r l e b h a f t e r P e r i s t a l t i k (4 - -5 gleichzei t ige Wel len) , sowie gehEuf t em Py l o r u s abs ch l ug , liel3 sich a l le rd ings d u t c h N a t r i u m r i n g e r l 6 s u n g weder de r Tonus noch die P e r i s t a l t i k in a l l r egendem Sinne beeinf lussen .

Die pe r i s t a l t i s chen Wellell , sowie die Py lo rus6 f fnung , t r a t e n in gle icher Zah l u n d Folge auf ; eine B e o b a c h t u n g , die wi t ge rade bet d iesem M a g e n t y p in de r Folge noch 0f re t mache l l k o n n t e n .

Bet e inem a n d e r e n Fal le , bet d e m es sich u m den k r a n k - h a f t e n Dauersch luB de r P y l o r u s m u s k u l a t u r , also u m einen P f 6 r t n e r k r a m p f ohlle Ulcus u n d ohne na rb ige S tenose h a n - delte, wa r es m6gl ich, d u t c h A n w e n d u n g de r k o m b i n i e r t e n K a l i u m - N a t r i u m r i n g e r l 6 s u n g i h n zu 16sen ul ld die Bre i en t - l ee rung abzukf i rzen .

Es handel t sich bet diesem Fall, der hier nur ganz kurz auf- geffihrt wird, l lm eine 6Ij~hr. Frau, die seit einem halben Jahre nu t brefige und dflnnflfissige Nahrung zu sich n immt ; jede gr6bere

t~2ost ruf t bet ihr Brechreiz und SpeichelfluB hervor. Bet der r6nt- gellologischen Kontrolle fanden wit bet der ersten Durchleuchtung einen fast orthotonischen Magen, der sogar m~Bige Peristal t ik aufwies. Bet einer Kontrolle nach einer Stunde ha t te sich das 3/Iagenbfld v611ig verandert . Von einer Orthotonie war nichts mehr wahrzunehmen; wir beobachte ten nur noch einen plumpen kahll- I6rmigen atonischen Magenteil, der keinerlei Bewegung zeigt. Nach 24 Stunden zeigte sieh ungef~hr der gleiche Befulld, der sich aueh nach der Kontrolle nacti 72 Stunden - - bis auf eine m~BigeVer- r ingerung des Magenrestes - - wenig ver~ndert hat te . Selbst nach 12o Stunden konnten wir noch einen m~Bigen Bariumbreischat tel l wahrnehmen. Die einzelnen Phasen dieses Falles wurden tells durch Skizzell, teils durch R6ntgenaufnahmen Iestgehalten. Bet einer abermaligen Kontrolle, bet der wir dell Magen llochmals mi t Brei ffillten, iillderte sich null das Magellbfld llach Injekt ion sowohl der yon uns angegebenell anregellden L6sungeu (16 ccm der yon uns dureh Natr ium- und Kaliuml6sung modifizierteu Ringerl6sung) Ms auch durch Zuftihrung des 2oproz. dehydrocholsaurell Natriums, ein Versuch, der einer besonderell Kontrol ldurchleuchtung vor- behal ten war, v611ig. Die Peristal t ik setzte bet Injekt ionen 2 Stun- den nach der Breifflllung ill tebhaften Wellen ein. Es zeigte sich gute Dllrchschnfirung und rascher Breifibertri t t ins Duodenum. Nach weiteren 2 Stunden wurde wieder eine Kalium-Natrium-Rillger- 16sung gemacht. Die Kontrolle zeigte einen erheblich verringe, r ten Breirest im Magen. Bet der Kontrol ldurchleuchtung nach 24 Stun- den war zwar noch ein geringer Breischat ten wahrzuuehmen~ der jedoch - - es wurden wieder io ccm Kalium-Natr ium-Ringerl6sung injiziert - - dann nach 48 Stunden nicht mehr zu bemerken war. Es war uns also gelllngen, durch wiederholt applizierte Kalium- Natrium-Rillgerl6sullg einen Pylorospasmus im gfinstigell Sinne zu beeinflussen und die Austreibungszeit erheblich zu verkflrzen. Die Breimahlzeit, die der Pat. bet der ersten Durchleuchtung - - ohne Injekt ionen - - groBe Beschwerden berei te t~ wurde dleses Mal ohne jegliches Unbehagen ertragen.

Be t I n j e k t i o n e n yon C a l c i u m v e r b i n d u p g e n (vgl. 3 a u n d 4) s ahen wir s te t s eille sofor t ige H e m m u n g s w i r k u n g e in t re t en , die sich im S t i l l s t and de r P e r i s t a l t i k u n d St i l legung des P f 6 r t n e r s ~uBerte.

M i t u n t e r t r a t d a n a c h eine kurzwell ige, s t ichel l lde, yon uns als S y m p a t h i c u s p e r i s t a l t i k beze ichne te W e l t e n b e w e g u n g h a u p t - s~chl ich a n de r groBell K u r v a t u r ein. E ine Ehnl iche Per i - s t a l t i k h a t BIICEL auf A d r e n a l i n i n j e k t i o n b e o b a c h t e t ; diese wurde ebenfa l l s au f KEl tere iz des s egmen tEren H a u t b e z i r k e s (D. S. V I I - - I X ) w a h r g e n o m m e n (I~'~EUD~-RUHMANN). N a c h de r A r t dieser IReakt ionsaus l6sung is t C a l c i u m i n j e k t i o n zu den g le ichs inn igen s y m p a t h i c o t r o p e n Re izen zu zEhlen. So- ba ld wir dazu f ibergingen, Calc ium in V e r b i n d u n g m i t B r o m zu inj iz ieren, s a h e n wir in e inigen F~l len (vgl. 3a) eill Tiefer- t r e t e n des u l l t e ren Magenpols .

Bet einem Fall yon Basedow (Struma mit typischem Befund: 30% erhOhter Grundumsatz, Tachykardie, Haarausfall) f l ihrten eine Zeitlang (4 Wochen) physikalisch-diatetische Magnahmeu, sowie medikamentOse Verordnungen zu einer erheblichen Besserung sowie Beseitigung der Beschwerden. Nach einem Monat kam die Pat . wieder zu uns und ldagte fiber Unruhe und Druck in der Magengegend; daneben waren wieder die Erregungszust~nde t rotz strenger Befolgung aller therapeutischen MaBnahmen zu bemerken. Die Tachykardie, die bet der Kontrolle 14 Tage nach Beginll dei Behandlung yon 14o Pulsschl~igen auf 96 heruntergegangen war, war wieder ant i2o gestiegen.

Bet der ROntgendurchleuchtung bemerkten wir einen ortho- tonischen Magen mi t sehr lebhafter, stfirmischer Peristaltik. Die ausgefflhrte Calciuminjektion io ccm CaC12 Itlhrte eine Beruhigung des Magens herbei. Bet einer Rontgenkontrolle nach einer Stunde sahen wir einen normal tonisiertell Magen mit mAtliger Peristal t ik (zwei gleichwertige Wellen, vorher 5).

Der Erregungszustand lieB an demselben Tage llach; vor allem sprach die Pa t ien t in wieder an ant die bisher bew~hrten, medi- kament6sell MaBnahmen.

Bet einem anderen Falle (27jkhr. Frau), die wegen zeitweilig und haupts~chlieh w~hrend des Essens auf t re tender NIagenschmer- zen zu uns kam, beobachte ten wir bet einem weir orthotonischen Magell eine im Sinus-Antrum-Tell auftreteude spasmoide scbmerz- hafte Peristaltik. Bel Anftreten dieser Wellen Xul3erte die Pat . Schmerz- und Druckgefuht. Infolge einer CaC12-Injektioll t r a ten diese Schmerzen w~hrend der Dauer des Beobachtungstages nicht mehr auf.

Die b i s h e r mi tge t e i l t en , u n s e r e m vor l i egenden Mate r i a l e n t n o m m e n e n FElle lassen die R i c h t l i n i e n k l in i scher W e r t u n g e r k e n n e n .

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166o K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr. 35 27, AUGUST I927

Wenn wir uns jetzt zur Bedeutung unserer experimentellen Untersuchungen kurz ~iugern, so k6nnen wir sagen, dab es nns m6glich war, durch kombinierte L6sungen den Magen in seinen Bewegungen und seiner Form, sowohl nach seiner positiven als such negativen Seite zu beeinflussen. Diese Injektionen haben diagnostischen Wert dadurch, dab man aus der Reaktion des Magens einerseits auf seine Einstellung und Form (hypertonischer Magen l~il3t keine Steigerung der Peristaltik zu) schliegen kann, andererseits der Effekt die Erkennnng yon Krankheiten (organische Stenose oder Dauer- schluB des Pf6rtners ohne Narbe) zul~igt. Therapeutisch sind die L6sungen wirksam, indem sie es uns gestatten, eine u der Entleerungszeit herbeizuffihren und die mit einem bewegungstr~gen Zustande verbundenen Beschwerden zu beseitigen, m6glicherweise die nerv6sen Elemente des Magens zu sensibilisieren und sie so wieder ansprechbar ms- chert Iiir medikament6se oder di~itetische Darreichung.

Literatur: UNVERRICHT-FREuDE, Dtseh. med. Wochenschr. 1927. Nr. 9. - - :BICKEL, Klin. Wochenschr. 1925, Nr. 5; I925, Nr. I2; Festzeitschrift zum 7 o. Geburtstag PAWLOWS 1924. - - F R E U D E - R U H M A N N , Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. S. 338--376.

SOLL D I E K O N G E N I T A L E S Y P H I L I S E N E R G I S C H U N D U N T E R V E R W E N D U N G VON S A L V A R S A N

B E H A N D E L T W E R D E N ? Erwiderung auf die Arbeit yon Buschke und Gumpert: ,,Kon- genitale Lues", in Jg. 6, Nr. 6, S. 263 dieser Wochenschrift.

V o n

Dr. ALBERT MEYERSTEIN. Aus dem Kinderkrankenhaus der Stadt Berlin (Direktor: Prof. Dr. H. FINKELSTEIN).

BUSCHKE und GUMPERT wollen mit ihrem Beitrag zur kon- genitalen Lues in dieser Wochenschrift , ,Erfahrungen mit- teilen und austauschen, die als Richtlinien ffir das praktische Handeln geI• kSnnten". In diesem Sinne m6chten wit yore p~idiatrischen Standpunkt aus die Iolgenden Bemerkungen machen:

Wit sind bisher Anh~inger der energischen Behandlung lnit Salvarsan gewesen, und wir waren der Meinung, damit auf dem rechten Wege zu sein. Mfissen wit nun nach den Ausftih- rungen BUSCHKES und GUMPERTS diese unsere Anschauung andern oder zum wenigsten in ihr unsicher werden?

BUSCHKB und GU~PERT grfinden ihre ablehnende Haltung gegenfiber energischen spezifischen Kuren unter Verwendung yon Salvarsan vor allem auf die Besorgnis, dab solche ,,die natfirlichen SchutzkrMte zu stark hemmenden" Kuren ein sp~iteres Auftreten yon ,,Nervensyphilis" provozieren k6nn- ten. Sie stfitzen sich dabei, auger auf eigene Beobachtungen, unter anderen, auf die noch zuriickgekommen werden soil, besonders auch auI eine Statistik PEs~s, die so aussieht:

I. I I . I I L I IV. I I . + I I L + IV Behandek : I~s- Geistig Defekte Summe der geistig

amt Idioten ges [ , S ehwer / leieht Minderwertigen

I 6 II = 42,3% ~4 I 3 s = 5 %

4 [ 9 20=44 ,4%

Wir dagegen sind der Meinung, dab die Pesesche Statistik n,.'eh~ zu dem yon ihrem Verfasser gezogenen Schlusse be- rechfigt, namlich der Annahme, ,,einer auffalligen Zunahme der IntelligenzstSrungen mit der St~irke der Salvarsan- behandlung". Auf ein so geringes, allen Zuf~illen ausgesetztes Material, kann man keine so schwerwiegende Behauptung stfitzen.

Ihr und den Besorgnissen BUSCHKES und GU~PERTS stellen wit folgende eigenen Feststellungen gegenfiber: Unter den seit 192o in nnserem Krankenhause behandelten kongenital

Nur mit Hg . . . . . Nur mit Hg und kleinen

Salvarsandosen . . . Nach EI~ICH MOLLER "...L-"

luetmchen Kindern, die im Alter yon 2--14 Jahren zur Auf- nahme kamen, befanden sich 53 mit Zeichen yon Nervenlues, progressiver Paralyse oder erheblicherer geistiger Mmder- wertigkeit und 9 mit Keratitis interstitialis. Von diesen 62 Kin- dern waren 39 bis dahin vSllig unbehandelt geblieben, 5 hatten nut je eine Schmierkur durchgemach~, also 7o % bat ten noch niemals eine Salvarsaninjektion erhalten. Alle fibrigen Kinder waren v611ig unzureichend behandelt, bis auf 2, wovon das eine schon mit 2 Jahren 3 spezifische Kuren, darunter mindestens zwei kombinierte, das andere mit 9 Jahren mehrere kombi- nierte, abet verzettelte Kuren hinter sich hatte.

Wit mfissen aus dieser Zusammellstellung den SchluB ziehen, dab in diesen unseren Fallen die energische spezifi- sche Kur, resp. die Behandlung mit Salvarsan keinesfalls die Schuld am Zustandekommen der Nervenlues, der Debilifiit oder der Keratitis interstitialis tr~gt. Auch dann noch nicht, wenn wit sehen, dab yon I9 anderen Kindern der gleichen Altersstufe ohne Zeichen yon Nervenlues oder Debil i tat (4 da- yon waren unter 3 Jahren) I i ebenfalls noch nicht spezifisch behandelt worden waren. Wir kSnnen daraus nut auis neue entnehmen, was ja allbekannt ist, daft die kongenitale Syphilis das Zentralnervensystem eben in hohem Mage gef~hrdet. Diese Gefiihrdungsziffer ist so hoch, dab wir uns kaum vor- stellen kSnnen, dab eine Statistik fiber energisch behandelte Kinder ein noch schlimmeres Bild geben kSnnte,

Wir mfissen uns ferner klar darfiber sein, dab durch dm Krankheit einmal zustande gekommene Sch~tdigungen des Nervensystems nicht reversivel sind; ebensowenig, wie wir eine vorhandene Sattelnase beseitigen k6nnen, wird es uns auch durch die energischste Kur gelingen, aus einem debilen Kinde ein intelligentes zu machen. Hier wird es der Arz~ dem Erzieher fiberlassen mii.~]sen, zu entfalten, was noch erweckbar ist. Arztliche Aufgabe kann es nur sein, die Krankheit zum Stillstand zu bringen und dadurch weiterem Intelligenzverfall vorzubeugen. Unter diesem Gesichtspunkte mtissen wir auch die weiteren yon BUSCHKE und GU•PERT angezogenen Statistiken in ein anderes Licht rficken, als es diese Autoren tun. Das ResuItat AnMANNS, der yon 79 ausreichend behan- delten Kindern nut 13 ausgesprochen debil und nut 2 idiotisch land, mug als recht gtinstig angesehen werden, zumal diese Zahlen durch schematische ,,Intelligenzprfifung" gefunden wurden. Die Ansprtiche des Lebens sind aber ganz andere und leichter zu erfiillende, als die eines Schemas zur Intelligenz- prfifung. So wurden denn such yon i2o ausreichend behandel- ten, kongenital luetischen Kindern, die GERTRUD MEYER nachuntersuchte, 9o% berufsf~Lhig, f3brigens sieht such EHLERS (Conf6rence de la syphilis h6r6ditaire, 1925, Paris) den Hauptgrund dafiir, dab die danischen Welanderheime noch immer 13 % Idioten entlassen, in dem Umstande, dab viele Kinder erst in sp~iterem Alter in die Heime eintreten, ohne dab sie friiher schon behandelt worden waren

Erst wenn eine neue Statistik der mit Salvarsan energisch behandelten F~ille ein noch schlimmeres Bild geben wiirde, als wi res oben zeigen mugten, w~ire ffir die Ansicht BUSCI~KES und GU~PERTS eine Unterlage geschaffen. Vorlaufig aber fehlt eine solche noch, und wit sehen deshalb keinen Grund, an eine st~irkere Gefahrdung des Nervensystems dutch die energische Behandlung der kongenitMen Syphilis zu glauben, als sie an sich schon dutch die tgxankheit selber besteht. Daraus ergibt sich auch, dab wir unseren Standpunkt beztig- lich der Therapie nicht ~Lndern zu mfissen glauben.

ZUR FUNKTIONELLEN PATHOLOGIE DER LEBER. Bemerkungen zu der in Nr. xT, 6. Jg. dieser Wochenschrift erschie-

nenen Arbeit yon Prof. G. v. Bergmann.

Von

O. KANNER.

v. BEEGMANN diskutiert im Zusammenhange mit der Frage einer Retention von in die Blutbahn injiziertem Bilirubin die M6gliehkeit einer Speicherung dieses Farbstoffes in den Retieulo- endothelien, besonders den Kupfferschen Sternzellen der Leber, wobei er sieh auf eine meiner diesbeziiglichen Arbeiten (I(lin.