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Referate 625 Ss Versuehe, Fragmente von Wurzelmeristemen naeh den am tierischen Objekt bew~hrten Methoden der Gewebekultur zu ziichten, haben durchaus zu einem negativen Ergebnis geffihrt. Obwohl nur meristematisehe Gewebe in Verwendung kamen (daher der Einwand nicht mSglieh, daft infolge weitgehender Differenzierung die Teilungsbereitschaft dem Gewebe verloren ging), konnte doch in keinem einzigen Falle eine eigentliche Gewebekultur im Sinne der experimentellen Anatomie erzielt werden, sondern nur ein Weiterwaehsen und Differenzieren einer Organanlage. Auf Grund der einzelnen Beobachtungen wird der Standpunkt vertreten, dal~ das bisher negati-~e Ergebnis pflanzlieher Gewebe weniger auf eine metho- dische Unzul~nglichkeit zurfickzuffihren ist, als auf eine prinzipielle Eigenart des pflanzlichen Objektes. Die gemachten Erf~hrungen sprechen daffir, dab eine der tierischen Gewebekultur ~naloge Kultur pflanzlicher Gewebsfragmente unm6glich ist, sofern es nicht gelingt, ein dem tierischen Serum analoges Substrat zu gewinnen und die Zellen ohne sonstige Sch/tdigmlg zum Aufgeben ihres festen Zellverbandes zu veranlassen. -- In entwicklungsmechanischer Hinsicht neigt die Verf. zu der Anschauung, dab die ~ugerste Wurzelspitze (Archimeristem oder Initialen) die Differenzierung der prim/iren Ge,~ebe der Wurzel beberrscht. Pekarek (Graz). Politzer, G., Die Zellteihmg wfi.hrend und nach der Narkose, ein Beitrag zur Kenntnis der StSrungen des Kcrnteilungsrhythmus. Zeitschr. f. Zellf. u. mikr. Anat., Bd. XIII, S. 334---363, 1931. Die Notwendigkeit, Untersuchungen mit zellteilungsf5rdernden und -itemmenden Mitteln am ruhig gestellten Tiere zu unternehmen, fiihrte den Ver:f. zur Untersuchung der Frage, ob eine vorsichtig durchgefiihrte Narkose ohne Sch/~digung der Zellteilung mSglich ist. Es sollte aus der grol~en Zahl der Narkotika das zweckm~l~igste ausgewg~hlt werden; ferner mu~te die zwar wirksame, aber noch nicht toxische Dosis dieses Narkotikums festgestellt werden. Die genaue experimentelle Besch~ftigung mit diesen Fragen ergab klare Ergebnisse fiber StSrungen des Kernteilungsrhythmus, die in der vor- ]iegenden Arbeit eingehend dargelegt werden. Objekt: Larven yon Salamandra maculosa, die 12 Tage nach der Ent- nahme aus dem Fruchthalter der tri~chtigen Weibehen zu den Versuchen verwendet wurden. --- Untersuchte Narkotika: Xthylalkohol, _~thyls Trichlorbutylulkohol (Chloreton) in versehiedenen Konzentrationen. Die Tiere verblieben stets 4 Std. in der entsprechenden LSsung, wurden sodann in reines Wasser fibertragen. Fixierung in ein- oder zweistfindigen Intervallen w~hrend und naeh der Narkose. 1--2 %ige LSsungen von Alkohol bewirken keine Narkose, 3 % ige LSsung tiefe Narkose, jedoch keine StSrungen des Kernteilungsrhythmus und keine Veriinderung der Karyokinesen. 5 ~ AlkohollSsung hemmt die Karyo~ kinese wghrend zweier Pha.sen ,und zwar dauernd anl ~?bergang der Ruhe- zellen in das Spiremstadium, vortibergehend am Ubergang des Asters in das Metakinesestadium; nacb etwa 12 Std. gehen die Tiere zugrunde olme Neu- bildung von Spiremen. 3 ~ AtherlSsung hemmt die Karyokinese wiihrend der gleichen Phasen wie g ~oiger Alkohol, nur ist die Hemmung der Ruhe- zellen vorfibergehend (etwa 6 Std). Die Tiere fiberleben die Narkose ohne sicht- bare Zeiehen einer Sch~digung. -- 1 : 3 verdiinnte kalt ges~tttigte Chloreton- 15sung ffihrt zur Nekrose des ganzen Hornhautepithels. Die jenseits des Asters befindlichen Karyokinesen laufen in norma]er Weise ab; vereinze]t Protoplasma. XV 40

Die Zellteilung während und nach der Narkose, ein Beitrag zur Kenntnis der Störungen des Kernteilungsrhythmus

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Referate 625

Ss Versuehe, Fragmente von Wurzelmeristemen naeh den am tierischen Objekt bew~hrten Methoden der Gewebekultur zu ziichten, haben durchaus zu einem negativen Ergebnis geffihrt. Obwohl nur meristematisehe Gewebe in Verwendung kamen (daher der Einwand nicht mSglieh, daft infolge weitgehender Differenzierung die Teilungsbereitschaft dem Gewebe verloren ging), konnte doch in keinem einzigen Falle eine eigentliche Gewebekultur im Sinne der experimentellen Anatomie erzielt werden, sondern nur ein Weiterwaehsen und Differenzieren einer Organanlage.

Auf Grund der einzelnen Beobachtungen wird der Standpunkt vertreten, dal~ das bisher negati-~e Ergebnis pflanzlieher Gewebe weniger auf eine metho- dische Unzul~nglichkeit zurfickzuffihren ist, als auf eine prinzipielle Eigenart des pflanzlichen Objektes. Die gemachten Erf~hrungen sprechen daffir, dab eine der tierischen Gewebekultur ~naloge Kultur pflanzlicher Gewebsfragmente unm6glich ist, sofern es nicht gelingt, ein dem tierischen Serum analoges Substrat zu gewinnen und die Zellen ohne sonstige Sch/tdigmlg zum Aufgeben ihres festen Zellverbandes zu veranlassen. - - In entwicklungsmechanischer Hinsicht neigt die Verf. zu der Anschauung, dab die ~ugerste Wurzelspitze (Archimeristem oder Initialen) die Differenzierung der prim/iren Ge,~ebe der Wurzel beberrscht. P e k a r e k (Graz).

Politzer, G., Die Zellteihmg wfi.hrend und nach der Narkose, ein Beitrag z u r

Kenntnis der StSrungen des Kcrnteilungsrhythmus. Zeitschr. f. Zellf. u. mikr. Anat., Bd. XII I , S. 334---363, 1931.

Die Notwendigkeit, Untersuchungen mit zellteilungsf5rdernden und -itemmenden Mitteln am ruhig gestellten Tiere zu unternehmen, fiihrte den Ver:f. zur Untersuchung der Frage, ob eine vorsichtig durchgefiihrte Narkose ohne Sch/~digung der Zellteilung mSglich ist. Es sollte aus der grol~en Zahl der Narkotika das zweckm~l~igste ausgewg~hlt werden; ferner mu~te die zwar wirksame, aber noch nicht toxische Dosis dieses Narkotikums festgestellt werden. Die genaue experimentelle Besch~ftigung mit diesen Fragen ergab klare Ergebnisse fiber StSrungen des Kernteilungsrhythmus, die in der vor- ]iegenden Arbeit eingehend dargelegt werden.

Objekt: Larven yon Salamandra maculosa, die 12 Tage nach der Ent- nahme aus dem Fruchthalter der tri~chtigen Weibehen zu den Versuchen verwendet wurden. --- Untersuchte Narkotika: Xthylalkohol, _~thyls Trichlorbutylulkohol (Chloreton) in versehiedenen Konzentrationen. Die Tiere verblieben stets 4 Std. in der entsprechenden LSsung, wurden sodann in reines Wasser fibertragen. Fixierung in ein- oder zweistfindigen Intervallen w~hrend und naeh der Narkose.

1--2 %ige LSsungen von Alkohol bewirken keine Narkose, 3 % ige LSsung tiefe Narkose, jedoch keine StSrungen des Kernteilungsrhythmus und keine Veriinderung der Karyokinesen. 5 ~ AlkohollSsung hemmt die Karyo~ kinese wghrend zweier Pha.sen ,und zwar dauernd anl ~?bergang der Ruhe- zellen in das Spiremstadium, vortibergehend am Ubergang des Asters in das Metakinesestadium; nacb etwa 12 Std. gehen die Tiere zugrunde olme Neu- bildung von Spiremen. 3 ~ AtherlSsung hemmt die Karyokinese wiihrend der gleichen Phasen wie g ~oiger Alkohol, nur ist die Hemmung der Ruhe- zellen vorfibergehend (etwa 6 Std). Die Tiere fiberleben die Narkose ohne sicht- bare Zeiehen einer Sch~digung. - - 1 : 3 verdiinnte kalt ges~tttigte Chloreton- 15sung ffihrt zur Nekrose des ganzen Hornhautepithels. Die jenseits des Asters befindlichen Karyokinesen laufen in norma]er Weise ab; vereinze]t

Protoplasma. XV 40

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626 Referate

Pseudoamitosen. Die Asteren sind gehemmt, die Versuchstiere gehen nach 16 Std. zugrunde.

Als Ursache der Hemmung der Ruhezellen am Eintr i t t in die Xaryo- kinese wird eine durch die Narkotika bewirkte Anderung der Plasmaviskosit~it und der Durchls der Zelloberflgche vermutet. - - Die ffir die gehemmten Asteren typischen Merkmale sprechen nach Ansicht des Verf. da, ffir, daft vielleicht ein dureh die Narkose bewirkter Schwund der Spindel fiir die beobachtete Hemmung der Asteren eine Rolle spielt. Schwund der Kern- membran, Segmentierung des Spirems, L/~ngsspaltung der Chromosomen, die in der narkotisierten Zelle normal verlaufen~ sind nach den Erfahrungen des Verf. von dem Einfluft der Spindel unabhiingig, im Gegensatz zur Po]- wanderung der Chromosomen.

Auf Grund der friiheren Untersuchuugen des Verf. und der nun vor- liegenden fiber St6rungen des Kernteilungsrhythmus werden verschiedene Typen von Rhythmusst6rungen aufgestellt. - - Als Narkotikum bei Versuchen zur Beeinflussung des Kenteilungsrhythmus wird eine i :50 his 1 :25 ver- dfinute, kaltgesi~ttigte Chloretonl6sung empfohlen, well einmal die wirksame Dosis dieses Narkotikums welt unter der toxisehen liegt und weil ferner die Unschgdlichkeit der wirksamen Dosis durch besondere Versuche erwiesen wurde. P e k a r e k (Graz).

Dangeard, P .A. , M6moire sur la terminologie des 616ments cellulaires et son application ~ l'6tude des Champignons. Le Botaniste, sdrie XXII , fascicule VI, 1931.

In der Besprechung der obigen Arbeit wollen wir uns nur mit der Chon- driom-Frage beschKftigen. Es 1/~13t sich zun~chst eine neue Entwicklung der Anschauungen vou D a n g e a r d fiber diese Zellkomponente erkennen. D. selbst gibt an, da6 er den Begriff ,,Chondriom" fallen 1/~ftt: ,,Le chondriome partir de cette note de 1919, n'6xistait plus pour nous: il se trouvait remplac6 par des formations distinctes et ind6pendantes, sans aucune parent6 entre dies" (S. 350). Das hindert ihn aber nicht, in Kapitel 3 das Vorhandensein yon Chondriom-Elementen, die er nun allerdings ,,Zytosomen" nennt, zu- zugeben, deren Entdeckung man ihm sogar zuweilen zuschreibt (vgl. z .B. V. V a r i t c h a k : Contribution ~ l'6tude du d6veloppement des Ascomycbtes. Le Botaniste, 1931).

Frfiher hat D. in den Pflanzenzellen drei Systeme unterschieden: 1. Das Plastidom, d. h. die Gesamtheit der l~lastiden, 2. Das Vakuom oder die Gesamtheit gew6hnlicher und embryonaler

Vakuolen, 3. Das Sph~rom oder ein System der Sph/~rosomen (= Mikrosonlen).

Diese letzten waren, wie schon der Name sagt, als sph~rische t(6rper ver- standen. Zu den Sphi~rosomen hat O. nach seiner kleinen Mitteilung (Snr la distinction du chondriome des auteurs en vacuome, plastidome et sphdrome, C. R. Ac. Sc., T. 169, 1919) auch Lipoidk6rner gerechnet: ,,Le sph6rome est constitu6 par 1'ensemble des microsomes: ces microsomes sont des petites sph6rules t r b s r d f r i n g e n t e s , d ' a s p e c t o l 6 a g i n e u x et qu i n o i r c i s s e n t 1) plus ou moins par l'acide osmique: ils correspondent pour une part aux bio- b l a s t e s d ' A l t m a n n : ils ont 6t6 englob6s aussi parfois dans le chondriome

1) Von mir gesperrt.