Upload
phamkhue
View
217
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Univ.-Prof. Dr. med. Uwe Lange
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin
Universität Gießen
Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
Differenzialindikative physikalische Therapie und
REHA bei Osteoporose�
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Vortragsinhalte 1. Knochenaufbau 2. Risikofaktoren, Diagnostik der Osteoporose 3. Fakten zur Osteoporose 4. Ziele der REHA bei Osteoporose 5. Differentialdiagnose des Osteoporoseschmerzes 6. Probleme der REHA bei Osteoporose 7. Differentialindikative physikalische Therapie-strategien 8. Neue Osteoporose-Studie (Doktorarbeit) 9. To take home message
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Kompakta, Kortikalis, „Knochenrinde� 75% des Knochens niedriges Oberflächen-Volumen- Verhältnis → langsamer Umbau von etwa 2,5% jährlich „Stabilitätsverantwortlich�
Spongiosa, trabekulärer Knochen, „Knochenbälkchen� 25% des Knochens sehr große Oberfläche → schneller Umbau von etwa 25% jährlich; „systemischer Knochenstoffwechsel� „Elastizitätsverantwortlich�
Gesunder Knochen Knochenaufbau
trabekulärer (spongiöser)
Knochen in WK und am SH besonders
hoch
periphere Knochen haben höheren
Anteil an Kortikalis
Knochenzusammensetzung differiert je nach Lokalisation:
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Mesenchymzelle
Lymphozyten
Monozyt Osteoklast
Osteoid
Bone lining cells Osteoblasten
Osteozyten
1 Cohen MM Jr. Am J Med Genet A 2006; 2 Sambrook P, Cooper C. Lancet 2006
Osteoporose Knochendestruktion Osteopetrose
Glukokortikoide
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Vortragsinhalt
• Pathophysiologie der Osteoporose • neue Daten zur Osteoporose – die BEST-Studie • aktuelle Therapiestrategien der Osteoporose und mögliche Nebenwirkungen • Schmerztherapie der Osteoporose • physikalische Schmerztherapie der Osteoporose • zukünftige Osteoporose-Therapeutika • Zusammenfassung
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Wie häufig kommt die Osteoporose in Deutschland bei > 50-Jährigen vor?
A. 2-3 Millionen Betroffene
B. 4-5 Millionen Betroffene
C. 6-7 Millionen Betroffene
D. 8-9 Millionen Betroffene
E. > 10 Millionen Betroffene
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
A. 2-3 Millionen Betroffene
B. 4-5 Millionen Betroffene
C. 6-7 Millionen Betroffene
D. 8-9 Millionen Betroffene
E. > 10 Millionen Betroffene
Wie häufig kommt die Osteoporose in Deutschland bei > 50-Jährigen vor?
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
retrospektive Sekundärdaten-Analyse der Jahre 2006-9 der TKK zu:
Prävalenz, Inzidenz, Frakturen, Mortalität,
Diagnostik, Verordnung, Persistenz der Medikation und Kostenanalyse
Versorgung der Osteoporose in Deutschland – BEST-Studie
Anmerkung: Daten wurden auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsstruktur
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Daten von 331.468 Patienten (≥ 50 J.) • 6,3 Mio. der über 50-jährigen haben eine Osteoporose (jeder Fünfte) • Prävalenz der Osteoporose 14% (Frauen 24%, Männer 6%) • Zunahme mit dem Alter (> 74 J. jeder Dritte!) • 2,1% Inzidenz im Jahr 2009 →"jährliche Neuerkrankungen unter den 50-jährigen: 885.000 (2% dieser Altersgruppe)
Versorgung der Osteoporose in Deutschland BEST-Studie
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
- 27% der Versicherten erlitten von 2006-9 mindestens 1 Fraktur; allein 2009 waren es 11% (am häufigsten LWS u. Becken) - 2009 erlitten 51% 1 Fraktur, 24% ≥ 2 Frakturen - nur 14% mit Frakturen erhielten eine KDM! - mehr als 30% erhielten eine antiosteoporotische Medikation (in 2003 nur 22%), Zunahme der Therapie mit BP (15,2% vs. 10% in 2003) - nur 45% der Pat. mit Fraktur hatten eine Osteoporose-spezifische Medikation
Versorgung der Osteoporose in Deutschland BEST-Studie
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Risikofaktoren für eine Osteoporose periphere Fraktur nach dem 50. LJ TSH < 0,3 mU/l (falls nicht behebbar) Epilepsie singuläre WK-Fraktur 1. Grades Diabetes mellitus Typ I pHPT proximale Femurfraktur (Eltern) Rheumatoide Arthritis multiple Stürze B II-Operation / Gastrektomie STH-Mangel bei Hypophyseninsuff. Immobilität systemische Kortisontherapie
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Strahlenbelastung natürliche Strahlenbelastung pro Jahr ca. 2400 µSv Transatlantikflug 100 µSv Rö-Thorax 100 µSv Rö-LWS seitl. 700 µSv DEXA 10 µSv QCT 100 µSv pQCT 1 µSv
Diagnostik der Osteoporose - Knochendichtemessung
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Fakten zur Osteoporose (1) • OSH-Fraktur bei 75jährigen Pat. → Verkürzung
der Lebenszeit von 6-7 Jahren; bei 80jährigen Pat. deutlich ↑.1
• Risiko an kardiovaskulären Ereignissen zu sterben ist mehrfach erhöht bei Pat. mit ≥ 2 Frakturen. 2
• In Deutschland > 1 Mio. Pat. mit Mehrfachfrakturen. 3
• Weniger als 10% der Pat. mit Osteoporose haben nach ersten Frakturen adäquate und spez. pharmakologische Therapie. 4
1 Pfeifer M et al. Dt Ärzteblatt 2001; 2 Schürch MA et al. J Bone Miner Res 1996; 3 O�Neill TW et al. J Bone Miner Res 1996; 4 Pientka L et al. Osteologie 2005
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Fakten zur Osteoporose (2)
• Osteoporose betrifft nicht nur ältere Menschen 1: z. B. Schwangerschafts-assoziierte Osteoporose, Glukokortikoid-induzierte Osteoporose, Transplantationsosteoporose → Notwendigkeit zur Früh- und beruflichen REHA !
• Pat. mit komplikationslos verlaufender WKF haben selten eine Behinderung von > 20 von 100; Pat. mit ≥ 4 WKF eine Minderung im Erwerbsleben von 50 und mehr von 100. 2, 3, 4
1 Lange U et al. Z Rheumatol 2007; 2 Pollähne W et al. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2001; 3 Pfeifer M et al. Orthopädie Rheuma 2003, 4 Weber K. Z Rheumatol 2007
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Struktureller und funktioneller Circulus vitiosus
Schmerz
Bewegungs- einschränkung
Schonung
Verkürzung von Gelenkkapseln, Bändern,
Muskeln, Sehnen; Muskelatrophie
Gelenkfehlhaltung
Muskel- verspannung
strukturell funktionell
(modifiziert nach Mucha 2005)
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Ziele der REHA bei Osteoporose Allgemeine Aufgaben
Re-Integration in Alltag und Beruf Minimierung krankheitsspezifischer Einschränkungen Aktivierung und Aufbau eigener Ressourcen
Spezielle Aufgaben Körpergewicht überwinden Rumpf stabilisieren Koordination und neuromuskuläre Steuerungsmechanismen optimieren
Übergeordnete Aufgaben Körpergewicht stabilisieren bei Fortbewegung und Gewichtstransfer Alltagsaktivitäten optimieren Stürze vermeiden Muskelmasse erhalten
Hinweis: Die Ziele variieren in Abhängigkeit vom Krankheitsstadium!
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Ziele der Früh-REHA bei „frischer� WK-Fraktur / postoperativ nach SH-Fraktur
1. Schmerzlinderung (medikamentös, physikalische Therapieoptionen)
2. Mobilisierung
3. Erlernen spezifischer Trainingsmaßnahmen (u. a. Sturzprävention)
4. Gesundheitstraining
5. berufliche, soziale REHA
Oberste Priorität: alle Möglichkeiten nutzen zur Vermeidung einer Chronifizierung der Beschwerden!
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Physikalisch-medizinische Maßnahmen der Osteoporose
Prävention der drohenden Osteoporose
Behandlung (kurativ, rehabilitativ) der manifesten Osteoporose
Ziele
allein durch die PT zu erreichen
qualitative Strukturverbesserung der Knochensubstanz
Verlangsamung der Rundrückenbildung
Sturzprophylaxe
in Kombination mit der Pharmakotherapie
Erhöhung der Knochendichte
befundbezogene, differenzierte Schmerzlinderung
Die Wirksamkeit der PT hängt von deren gekonntem und
differenzierten Einsatz ab!
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
neben dem Lokalbefund parallel Kompensations- leistungen und Anpassungsvorgänge prüfen
Prioritätsfestlegung
kausal-symptomatischer neben befundorientiertem
Therapieansatz
„Osteoporose-Schmerz�
affektierte Strukturen
Periost, Band, Sehne, Muskel
„Strukturdefizit�
Muskel, Sehne, Band, Kapsel „Dysfunktion�
Muskel, Sehne „Psychosomatik�
Diskus, Periost, Nerv, Kapsel, Sehne/Band, Muskel „Destruktion/Degeneration�
Uhlemann & Lange 2006
Aktualitätsdiagnostik
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Differente Schweregrade,
Manifestationsformen und Komplikationen der
Osteopenie / Osteoporose gehen mit
einem speziellen Schmerzverhalten
einhergehen !
Differenzialdiagnose des „Osteoporoseschmerzes
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
1. Charakteristika des osteogenen Osteoporoseschmerzes
- Ursache: WK-Infraktionen oder extrem hoher Umbau - es besteht eine nicht immer deutliche Neigung zur reifenförmigen Ausbreitung über die Flanken nach ventral - neben der durchaus auch vorhandenen Belastungsabhängig- keit dominiert der Ruhe- und Nachtschmerz - allenfalls Stoss- und Klopfempfindlichkeit
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
2. Charakteristika des Überbelastungsschmerzes
- Zunahme der Schmerzen im Verlaufe monotoner Haltungen (z. B. auch im Liegen, so dass es gegen Morgen zu Schmerzen kommen kann) - Vorhandensein zusätzlicher schmerzhafter Palpationsorte an den Processus spinosi (kaudal-lateral) und im lumbosakralen Übergangsbereich - beim Auftreten eines zusätzlichen Nachschmerz-Schubes nach einer monotonen Belastung ist von einer Irritations-Komponente der beteiligten Ligamente auszugehen
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
3. Charakteristika des myofaszialen Osteoporoseschmerzes:
- Miteinbezug der gesamten Rückenmuskulatur mit Ausbreitungstendenz in die Gesäßbacken und OS-Hinterseiten - mehr Belastungsmüdigkeit als Belastungsschmerzen - Neigung zu charakteristischen ziehend-drückenden Schmerzen im letzten Drittel der Nacht mit einer begleitenden Bewegungsunruhe, die letztlich zum Aufstehen zwingen - schmerzhafte Muskelpalpationsbefunde - Muskelverkürzungen im Beckengürtel-, OS- und Rumpfbereich
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Cave: „Psychosomatischer Schmerz� - nicht lokalisierbar
- Therapieresistenz
- Begleitende Stimmungsveränderungen; Symptome der autonomen Dysregulation
Hinweis: die Physikalische Therapie nimmt hierbei einen anderen Ansatz, als zur Beeinflussung lokalisierbarer Beschwerden! � Bio-Psychosoziale Beeinflussung i. S. einer Befindlichkeitsverbesserung, Steigerung „self-competence� und des „Empowerments� mittels
KMT, KG-Gruppentherapie. Körperwahrnehmungsschulung (Schaarschuch-Haase)
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Sinn der Früh-REHA bei Osteoporose
• mit fortschreitender Erkrankung werden Therapieoptionen aufwendiger und zeitintensiver; REHA- Ziele oft im Rahmen von 3 Wochen stat. REHA nur in Ausnahmefällen erreichbar. 1
• angemessene REHA macht sich ökonomisch bezahlt bei rascher beruflicher Re-Integration/Vermeidung von Berentung. 2
• Gezielte REHA-Maßnahmen durch regelmäßige Teilnahme an SHG verstärken (Nachhaltigkeit fördern). 2
1 Pfeifer M et al. J Bone Miner Res 2004; 2 Pfeifer M et al. J Menopause 2005
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Zusätzliche Probleme der Früh-REHA bei Osteoporose
• physiologische Leistungsminderung: 30% der 75j. Pat. sind nicht in der Lage 4,5 kg anzuheben. 1
• WKF beeinträchtigen die Lungenfunktion durch Deformierung des Achsenskeletts → spezifisches Training der Atmungsfähigkeit und –leistung indiziert! 2
1 Pfeifer M et al. Exp Clin Endocrinol Diabetes 2001; 2 Schlaich C et al. Osteoporos Int 1998
G. S. 50 Jahre, postmenopausale Osteoporose
Größenabnahme von 5 cm, Frakturen von BWK 6, 8, 11, 12, LWK 3
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
5 motorische Grundeigenschaften als Basis der REHA bei Osteoporose
Kondition
Koordination Ausdauer Kraft Schnellig- keit
Beweglich-keit
Grundlagen der REHA Muskelkraft korreliert mit: 1. Knochendichte und Frakturrisiko 2. Grad der Limitationen im Alltag 3. Befindlichkeit und Schmerzwahrnehmung 4. Sturzrisiko und sturzbedingte Frakturen
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Früh-REHA bei akuten WK-Frakturen
2 Säulen: pharmakologische Schmerztherapie u. differenzialindikative physikalische Therapiestrategien
Hinweis: fließende Übergange der KG beachten! (Ziel Analgesie ⇔ Ziel Förderung der Mobilisation, Verbesserung von Gang- und Standsicherheit und Risiko von Stürzen)
Cave: unkontrolliertes Krafttraining verursacht neue WKF!
Von eminenter Bedeutung ist bei Beginn der REHA den aktuellen Leistungsstand des Pat. zu evaluieren! Passive durch Übergang in aktive
Maßnahmen langsam und kontinuierlich steigern.
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Früh-REHA bei peripheren Frakturen
- gleiche Behandlungsprinzipien postoperativ wie bei WKF. - oberste Priorität: Gang und Standsicherheit verbessern, frakturerzeugende Stürze minimieren.
- 50% d. F. sind trotz optimaler TEP-Versorgung in Gehfähigkeit limitiert und brauchen technische Hilfsmittel; 90% brauchen Hilfsmittel beim Treppensteigen. 1, 2
- bei effizienter REHA sind 90% der Pat. zur häuslichen Selbstversorgung fähig, bei nicht rehabilitierten Pat. nur < 50%. 3
1 Pfeifer M et al. Dt Ärztebl 2001; 2 Schürch MA et al. J Bone Miner Res 1996; 3 Cameron I et al. Health Technol Assess 2000
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Differentialindikative Physikalische Therapiestrategien der Osteoporose in der Früh-REHA
(Lange U. et al. Osteologie 2004; Lange U. et al. Rheumatol Int 2005; Lange U et al. Eur Medicophys 2005; Uhlemann C. + Lange U. Z Rheumatol 2006;
Lange U. + Uhlemann C. Osteologie 2007 )
1. Akuter Knochen- als auch Weichteilschmerz (Urs.: Frakturen, Irritationssyndrom): 5-7 Tage Therapiedauer
entlastende Lagerung; analgetische Kryotherapie (milde Kälte, kalte Wickel 15-20°C, 10-15 Min.; Kaltluft –30°C 300ml/Min., 10 Min), aktive
KG meist kontraproduktiv
2. Chron. Schmerzzustände (Urs.: Haltungsinsuffizienz, dystrophe Strukturen des Bewegungssystems, Limitierung der Mobilität)
KMT, Galvanisation, WT: US 1 Watt/qcm, 10 Min.; Peloide/ Moorpackung (40°C, 30 Min.); Heusacktherapie (48°C, 30 Min.),
Kurzwelle (80 Watt, 10 Min.), Therma Care (40°C, 8 Std.); BGM
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Ergotherapie und Hilfsmittel bei Osteoporose
• Anziehhilfen
• Küchenhilfen / Greifzangen
• Toilettensitzerhöhung
• Gehhilfen
• Rückenorthesen / Mieder
• Hüftprotektor (Evidenzgrad A!)
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
denn: Sicherheit hat hohe Priorität………………
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
und es passiert schneller als man glaubt……..
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Nachhaltigkeit der REHA fördern durch 1. Häusliches Übungsprogramm und 2. Fortsetzung der Behandlung in SHG
Wichtig: Psychologische Betreuung schon in der Früh-REHA !
- Krankheitsentstehung und –folgen rational bearbeiten - Pat. ermutigen zur Eigeninitiative / zum aktiven Handeln zur eigenen Salutogenese. - Zukunftsperspektiven realistisch einzuschätzen - Erarbeitung von Schmerzverarbeitungsstrategien
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Was spricht dafür Sturzprävention zu betreiben?
- Osteoporotische Frakturen sind Sturzassoziiert!
- 30% der über 50 Jährigen haben 1 Sturz/Jahr
- Frauen stürzen um 50% häufiger als altersgleiche Männer
- Stürze nehmen exponentiell mit dem Alter zu
- 6% der Stürze bedingen eine Fraktur
Weber K. Begutachtung der Osteoporose. Z Rheumatol 2007
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Auswirkungen eines standardisierten Osteoporosetrainings auf die Knochendichte, den Knochenstoffwechsel, die Koordination/Balance sowie Kraft und Ausdauer – eine 2-
jährige Prospektivstudie
Hintergrund: Osteoporosepatienten mit und ohne osteoporotische Frakturen haben oft ein erhöhtes Risiko für Stürze und damit Frakturen aufgrund eines Defizits in Kraft, Ausdauer, Koordination und Balance.
Promotionsarbeit: Christian Gelsebach 2011
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Methodik: - 25 Patienten (Durchschnittsalter 68 Jahre, 15/25 mit osteoporotischer Fraktur) mit Osteoporose-Training - altersvergleichbare Kontrollegruppe (n =17, 9/17 mit osteoporotischer Fraktur) ohne Osteoporos-Training - alle waren im follow up unter einer Bisphosphonattherapie und adäquaten Kalzium-/Vitamin D-Supplementation - Einfluss eines standardisierten 1x wöchentlichen Osteoporose-Trainings (Gruppentraining: 20 Min. Aufwärm- und Dehnübungen, 15 Min. Lauftraining, 30 Min,. Balance-Training mit statischen und dynamischen Übungen; alle Teilnehmer hatten ein Manual mit Instruktionen und Illustrationen zu den Übungen) Outcomeparameter (baseline, n. 1 und 2 Jahren): - Knochendichte (BMD/T-Score ges. re. SH und LWK 1-4), baseline und nach 2 J. - Koordination/Balance (Kippelbrett, Tandemstand, Zirkel) - Kraft und Ausdauer (chair-rising-Test, Einbeinstand) - Marker des Knochenstoffwechsels (Osteocalcin, CrossLaps) - Schmerzempfindung (VAS 1-100).
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
auf festem Untergrund ohne festhalten 0 = nicht möglich 1 = nur mit einer Seite
weniger als 15 Sekunden möglich 2 = mit beiden Beinen
weniger als 15 Sekunden möglich
3 = mit beiden Beinen mehr als 15 Sekunden möglich
Kraft und Ausdauer
Einbeinstand
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Chair-Rising-Test
90 Grad Rumpf/Oberschenkel und Hüfte/Knie, höhenverstellbarer Stuhl 5 mal aufstehen und hinsetzen in 10 Sekunden
0 = nicht durchführbar 1 = 5 mal geschafft, keine 90
Grad ohne Zeitvorgabe 2 = 5 mal geschafft, 90 Grad,
Zeit nicht geschafft 3 = 5 mal geschafft, 90 Grad,
Zeit eingehalten Kraft und Ausdauer
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Kippelbrett ( + Zirkel)
Tandemgang 8 Schritte ohne ausweichen
0 = Tandemstand nicht möglich 1 = Tandemstand möglich 2 = Tandemgang weniger als 8
Schritte möglich 3 = Tandemgang 8 Schritte
möglich
0 = ohne festhalten nicht
möglich 1 = stehen ohne festhalten 2 = sicheres stehen mit
Bewegung des Gerätes 3 = einbeiniges stehen
möglich
Koordination und Ballance
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Sportgruppe Kontrolle (n = 25) (n = 17)
BMD LWS baseline 0,83 ± 0,12 0,77 ± 0,09
BMD LWS n. 2 Jahren 0,85 ± 0,11 0,76 ± 0,11
BMD re. SH baseline 0,81 ± 0,12 0,76 ± 0,11
BMD re. SH n. 2 Jahren 0,84 ± 0,10 0,73 ± 0,12
Chair-rising-Test n.s. n.s. nach 1+2 J. vs. baseline (tendenziell besser) (tendenziell besser)
Einbeinstand nach 1 J. vs. baseline p < 0,001 (besser) p < 0,001 (besser) nach 2 J. vs. baseline p < 0,01 (besser) n.s.
Kippelbrett nach 1 J. vs. baseline (tendenziell besser) (tendenziell besser) nach 2 J. vs. baseline p < 0,001 (besser) n.s.
Zirkelübung nach 1 J. vs. baseline p < 0,03 (besser) n.s. nach 2 J. vs. baseline p < 0,01 (besser) n.s. Tandemstand nach 1+2 J. vs. baseline n.s. n.s.
p < 0,02 �
n.s. (↑)
p < 0,02 �
n.s. (↓)
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
P < 0,01
P < 0,01
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
P < 0,01
P < 0,01
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
P < 0,01 P < 0,006
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Diskussion: 1. Unter dem 2-jährigen Osteoprose-Training zeigte sich in der SG eine signifikante Zunahme der BMD am ges. re. SH und tendenziell an der LWS. 2. Kein Patient erlitt während der 2 Jahre eine neue Fraktur. 3. Koordination/Balance sowie Kraft und Ausdauer konnten in der Sportgruppe größtenteils signifikant verbessert werden im Vergleich zur KG (hier nur der Einbeinstand n. 1 J., nicht mehr nach 2 J.!). 4. Die Knochenstoffwechselmarker zeigten nur in der SG eine Verschiebung Richtung Knochenaufbau. 5. Die Schmerzen waren nur in der SG signifikant gebessert nach 1 und nach 2 Jahren.
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Fazit: Ein standardisiertes wöchentliches
Osteoporose-Training bewirkt bei Patienten mit Osteoporose und z. T. stattgehabten
osteoporotischen Frakturen unter einer BP-Therapie im Vergleich zu einer KG signifikant positive Effekte auf den
Knochenmetabolismus, die Knochendichte und Parameter mit Einfluss auf das
Sturzrisiko.
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
ausreichende Kalorienzufuhr Untergewicht vermeiden!
30 Min. tgl. Muskelkraft, Koordination
Vitamin B12 + Folsäure
Empfehlungen für Osteoporose-Patienten
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
1.000 - 1.500 mg Kalzium täglich
800 – 2.000 IE Vitamin D3
täglich
Experten empfehlen bei erhöhtem Osteoporose-Risiko:
+
Sicher ist sicher!
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Osteoporose-medikamente
Derzeit gängige Osteoporose-Medikamente, die durch den Arzt / die Ärztin verordnet werden
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
To take home message:
1. Die Früh-REHA und REHA bei fortgeschrittener Osteoporose ist komplexer Natur und schließt neben primär somatischen Ansätzen auch psychologische Betreuung ein.
2. Die REHA-Ziele umfassen: - Rückgewinnung der ADL - Senkung des Bedarfs an Fremdhilfe im Alltag - Senkung des Risikos frühzeitiger Invalidisierung durch: a) medikamentöse Schmerztherapie und osteoprotektive Medikation, b) konzentrierter Einsatz aller Möglichkeiten der amb. und stat. REHA mit frühzeitigem Beginn.
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen