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!~eferate der achten Frfihjahrstagung 353 Tage n~eh Infusion untersucht. Infusion, Extraktion mud quantitative Bestimmung yon BG 60 erfolgten nach den frfiher gemaehten Angaben. Wi~hrend BG 60 im Blut schon nach 3 Std nur noeh in Spuren nachweis- bar ist, nimmt seine Konzentration in den meisten Organen nur langsam ab. Am st~rksten wird BG 60 im tIerzen zurfickgehalten. Die nach 3 Std erreichte maximale Konzentration yon 29,4 9g/g Organ bleibt bis zu 7 Tagen unver~ndert und sinkt aueh dalm nur sehr langsam ab; nach 58 Tagen betr~gt sie 20,9, naeh 122 Tagen 18,7 ~g/g. Leber, Lunge, M/lz und lqebennieren weisen zwar nach 7 Tagen einen BG 60-Gehalt anf, der den unmittelbar naeh Infusionsende gefundenen Wert zum Teil hoch fibersteigt, doch ist im Gegensatz zum Herzen im weiteren Unter- suehungszeitraum eine schnellere Konzentrationsverringerung zu be- obachten. 122 Tage nach Infusian sind nur noch geringe BG 60-Mengen (1,1--2,1 ~g/g) in diesen Organen nachzuweisen. Aueh die Nieren ent- halten zu diesem Zeitpunkt nur noch 5,7 ~g/g ,w£hrend sie anfangs den bei weitem hSehsten BG 60-Gehalt van allen Organen aufweisen, z.B. naeh 3 Std 162 ~g/g. Neben der zu allen Zeitpunkten geringen Konzen- tration in den Nebennieren liegt der anff~lligste Unterschied im Vergleieh zum Digitoxin in der langsamen Elimination van BG 60 aus verschiede- nen 0rganen, unter denen das Herz eina Sonderstellung einnimmt; bei keinem anderen Organ wurda eine ~hnlich ausgepr£gte Verweildauer yon BG 60 gefunden wie beim Herzen. Literatur I-IOFMANI'%, P., G. KUSCBINSKY, E. •UTSCIILER 11. U. WaLLERT : Naunyn-Schmiede- bergs Arch. Pharmak. exp. Path. 255, 28 (1966). Professor Dr. G. I{USC/LtNSKY Pharmakologisches Institut der Universit£t, 6500 Mainz, Langenbeckstrai~e 1 Differenzierungsmiiglichkeiten tranquillisierender Wirkungen im Tier- versuch. Von W. WUTTKE lind F. HOFFMEISTER Versuche versehiedener Autoren [1,2] haben ergeben, dai~ Ataractica in zwei Versuchsanordnungeh yon T~D~SCHI [4] bzw. YE~ [5] et al., in denen jeweils die Hemmung des Kampfes yon M~usem~nnehen bewertet wird, unterschiedliehe Wirkungsstiirke zeigen. Eine Analyse der beiden ~ethoden unter verhaltensphysiologischen Gesichtspunkten ergab folgen- des : In der Methode nach Y~ et al. (isolierte M~usem~nnchen) wird der Einflul~ auf die Aggression, d.h. auf die durch Wut ausgelSste Ver- haltensweisen, in dec Methode nach T~DESCHI (elektrisch gereizte Mi~use- m~nnchen) in erster Linie der Einfiul3 auf die Abwehr, d. h. anf die durch Angst ausgelSsten Verhaltensweisen bewertet. 24 ~aunyn-Schmiedebergs Arch. Pharmak. exp. Path., Bd. 257 (Tagungsbericht)

Differenzierungsmöglichkeiten tranquillisierender Wirkungen im Tierversuch

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Page 1: Differenzierungsmöglichkeiten tranquillisierender Wirkungen im Tierversuch

!~eferate der achten Frfihjahrstagung 353

Tage n~eh Infusion untersucht. Infusion, Extrakt ion mud quantitative Bestimmung yon BG 60 erfolgten nach den frfiher gemaehten Angaben. Wi~hrend BG 60 im Blut schon nach 3 Std nur noeh in Spuren nachweis- bar ist, nimmt seine Konzentrat ion in den meisten Organen nur langsam ab. Am st~rksten wird BG 60 im tIerzen zurfickgehalten. Die nach 3 Std erreichte maximale Konzentrat ion yon 29,4 9g/g Organ bleibt bis zu 7 Tagen unver~ndert und sinkt aueh dalm nur sehr langsam ab; nach 58 Tagen betr~gt sie 20,9, naeh 122 Tagen 18,7 ~g/g. Leber, Lunge, M/lz und lqebennieren weisen zwar nach 7 Tagen einen BG 60-Gehalt anf, der den unmittelbar naeh Infusionsende gefundenen Wert zum Teil hoch fibersteigt, doch ist im Gegensatz zum Herzen im weiteren Unter- suehungszeitraum eine schnellere Konzentrationsverringerung zu be- obachten. 122 Tage nach Infusian sind nur noch geringe BG 60-Mengen (1,1--2,1 ~g/g) in diesen Organen nachzuweisen. Aueh die Nieren ent- halten zu diesem Zeitpunkt nur noch 5,7 ~g/g ,w£hrend sie anfangs den bei weitem hSehsten BG 60-Gehalt van allen Organen aufweisen, z .B. naeh 3 Std 162 ~g/g. Neben der zu allen Zeitpunkten geringen Konzen- tration in den Nebennieren liegt der anff~lligste Unterschied im Vergleieh zum Digitoxin in der langsamen Elimination van BG 60 aus verschiede- nen 0rganen, unter denen das Herz eina Sonderstellung einnimmt; bei keinem anderen Organ wurda eine ~hnlich ausgepr£gte Verweildauer yon BG 60 gefunden wie beim Herzen.

Literatur I-IOFMANI'%, P., G. KUSCBINSKY, E. •UTSCIILER 11. U. WaLLERT : Naunyn-Schmiede-

bergs Arch. Pharmak. exp. Path. 255, 28 (1966).

Professor Dr. G. I{USC/LtNSKY Pharmakologisches Institut der Universit£t, 6500 Mainz, Langenbeckstrai~e 1

Differenzierungsmiiglichkeiten tranquillisierender Wirkungen im Tier- versuch. Von W. WUTTKE l ind F. HOFFMEISTER

Versuche versehiedener Autoren [1,2] haben ergeben, dai~ Ataractica in zwei Versuchsanordnungeh yon T~D~SCHI [4] bzw. YE~ [5] et al., in denen jeweils die Hemmung des Kampfes yon M~usem~nnehen bewertet wird, unterschiedliehe Wirkungsstiirke zeigen. Eine Analyse der beiden ~e thoden unter verhaltensphysiologischen Gesichtspunkten ergab folgen- des : In der Methode nach Y ~ et al. (isolierte M~usem~nnchen) wird der Einflul~ auf die Aggression, d .h . auf die durch Wut ausgelSste Ver- haltensweisen, in dec Methode nach T~DESCHI (elektrisch gereizte Mi~use- m~nnchen) in erster Linie der Einfiul3 auf die Abwehr, d. h. anf die durch Angst ausgelSsten Verhaltensweisen bewertet.

24 ~aunyn-Schmiedebergs Arch. Pharmak. exp. Path., Bd. 257 (Tagungsbericht)

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354 Refer~te der achten Friihjahrstagung

Das Neurolepticum Chlorpromazin hemmt sowohl das Abwehrver- halten (DEs0:1,77 mg/kg p.o.) als auch das Angriffsverhalten (DEso: 2,35 mg/kg p. o.), die Ataractica Chlordiazepoxid (DEs0:9,99 mg/kg p.o.) und Diazepam (DEs0:0,53 mg/kg p. o.) spezflisch nur das Abwehrver- halten der Maus. Das Angriffsverhalten wird durch diese beiden Sub- stanzen erst in allgemein zentrald~mpfenden Dosen beeinfluBt.

An der Katze, die fiir verhaltenspharmakologische Untersuchungen besonders geeignet ist, da Abwehrverhalten und AngrhTsverhalten ph~no- menologisch scharf voneinander getrennt sind, konnte die unterschied- lithe Wirkung der oben genannten Substanzen auf das Abwehr- bzw. Angriffsverhalten best~tigt werden.

4 mg/kg p .o . Chlorpromazin bzw. 10 mg/kg p. o. Chlordiazepoxid hemmen das Abwehrverhalten der Katze vSllig. Das Angriffsverhalten, daB, wie LV, YHAUS~N [3] gezeigt hat, nut beim Kampf der Kater gegen- einander vorkommt, wird dureh 4 mg/kg p. o. Chlorpromazin ebenfalls aufgehoben, durch 20 mg/kg p. o. Chlordiazepoxid, also durch die doppel- re, auf das Abwehrverhalten wirksame Dosis jedoeh nieht beeinfluBt.

Da sich die tranquillisierenden Wirkungen der beiden Substanz- gruppen, Ataractica bzw. Neuroleptica, auch am Menschen deutlich von- einander unterscheiden -- Chlordiazepoxid vermindert in erster LiLle Angst und Spannung, Chlorpromazin ist dariiber hinaus auch bei aggres- sivem Verhalten, z. B. bei erregten Psychotikern wirksam -- stimmen die aus unseren Versuchen ableitbaren SehluBfolgerungen mit der klinischen Erfahrung weitgehend iiberein.

Literatur 1. GRAY, W. D., A. C. OSTERB~G, and C. E. RAUH: Arch. int. Pharmacodyn. 142,

30 (1963). 2. JA~ss~, P. A. J., A. H. JAGENEAU, and C. J. E. NI~EGEE~S: J. Pharmaeol.

exp. Ther. 129, 471 (1960). 3. LEY~USE~, P.: Verhaltensstudien an Katzen. Berlin u. Hamburg: P. Parey

1956. 4. TEDESCIII, 1~. E., D. H. TEDESCHI, A. IVIUCHA, L. COOK, P. _h. MATTIS, and E. J.

FELLOWS: J. Pharmacol. exp. Ther. 12~, 28 (1959). 5. ¥]~, H. C. Y., 1~. L. S~:A~G]~R, and N. M~L~A~: J. Pharmacol. exp. Ther. 122,

85 A (1958). Dr. W. WUTTKE

Institut fiir Pharmakologie der Farbenfabriken Bayer AG, 5600 Wuppertal-Elberfeld, Friedrich Ebert-StraBe 217