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Diskrete Ereignissysteme, Kapitel 4 4. Stochastische diskrete Ereignissysteme 4.1 Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung 4.2 Stochastische Prozesse in diskreter Zeit Markov-Ketten in diskreter Zeit 4.3 Stochastische Prozesse in kontinuierlicher Zeit Markov-Ketten in kontinuierlicher Zeit Warteschlangen Material/Folien von Thomas Erlebach. Vielen Dank! Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich Ecole polytechnique fédérale de Zurich Politecnico federale di Zurigo 1 Institut für Technische Informatik und Kommunikationsnetze

Diskrete Ereignissysteme, Kapitel 4 - ETH Z · Diskrete Ereignissysteme, Kapitel 4 4. Stochastische diskrete Ereignissysteme 4.1 Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung 4.2

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Diskrete Ereignissysteme, Kapitel 4

4. Stochastische diskrete Ereignissysteme

4.1 Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung

4.2 Stochastische Prozesse in diskreter Zeit

➥ Markov-Ketten in diskreter Zeit

4.3 Stochastische Prozesse in kontinuierlicher Zeit

➥ Markov-Ketten in kontinuierlicher Zeit

➥ Warteschlangen

Material/Folien von Thomas Erlebach. Vielen Dank!

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Literatur zu Kapitel 4 der Vorlesung

☞ Schickinger, Steger: Diskrete Strukturen. Band 2:

Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik.

Springer, Berlin, 2001.

[Kapitel 1–2: Grundlagen, Kapitel 4: Stochastische Prozesse]

☞ Bertsekas, Gallager: Data Networks. Second Edition.

Prentice Hall, Upper Saddle River, NJ, 1992.

[Chapter 3: Delay Models in Data Networks]

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Weitere Literatur

✰ Kleinrock: Queueing Systems, Volume 1: Theory, John Wiley &

Sons, 1975.

✰ Kleinrock: Queueing Systems, Volume 2: Computer

Applications, John Wiley & Sons, 1976.

✰ Gross, Harris: Fundamentals of Queueing Theory, Wiley, 1998.

✰ Tanner: Practical Queueing Analysis, McGraw-Hill, 1995.

✰ Nelson: Probability, Stochastic Processes, and Queueing

Theory, Springer, 1995.

✰ . . .

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Stochastische Prozesse

➤ Bisher: Das Verhalten von DES war deterministisch.

➤ Jetzt: Einbeziehung von “Unsicherheit” auf der Grundlage

stochastischer Prozesse. Unsicherheit bezuglich der Funktion und

des Zeitverhaltens.

➤ Beispiele:

❏ Modellierung nur statistisch beschreibbarer Ereignisse, wie

Telefonanrufe, Berechnungszeiten von Tasks.

❏ Quantitative Analyse von Verkehrsprozessen (Zahl von

Anrufen/Zeit, . . . ), Warteschlangen, Computernetzwerken,

Rechnerarchitekturen.

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4.1 Grundbegriffe

➢ Menge � von Elementarereignissen

➢ ����� bezeichnet die Wahrscheinlichkeit von � � �

➢ Es muss gelten: � � ����� � � und

���� ����� � �.

➢ Wahrscheinlichkeitsraum: � mit ����� fur alle � � �

➢ diskret, falls � endlich oder abzahlbar, sonst kontinuierlich.

➢ Ereignis: Teilmenge von �

➢ Wahrscheinlichkeit von � � �: ����� ��

��� �����

➢ Ereignisse � und � heissen unabhangig, falls

���� ��� � ����� � �����.

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Beispiel 1

Zufallsexperiment: Werfen eines Wurfels mit 6 Seiten

➤ � � �➊�➋�➌�➍�➎�➏�

➤ ���➊� � ���➋� � � � � � ���➏� � ��

➤ � � “gerade Zahl” � �➋�➍�➏� � �

➤ ����� � ���➋� � ���➍� � ���➏� � ��

➤ � � “durch 3 teilbare Zahl” � �➌�➏� � �

➤ ���� � � ���➌� � ���➏� � ��

➤ � und � sind unabhangig, da

���� � � � � ���➏� � ��� ����� � ���� �.

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Beispiel 2

Zufallsexperiment: Paketubertragung

➤ Jeder Ubertragungsversuch gelingt mit W’keit �.

➤ Elementarereignis ��: Es braucht � Versuche bis zur ersten

erfolgreichen Ubertragung.

➤ � � ���� ��� � � �� abzahlbar unendlich

➤ ������ � �, ������ � �� ��, ������ � �� ���

➤ Allgemein: ������ � �� �����➤ Es gilt:

������� ����� � ���

����� �� � � �

�������� �

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Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten

Seien ��� � � Ereignisse. Es gilt:

➤ ����� � �, ����� � �

➤ ��� ��� � �� �����, wobei �� �� � �

➤ ���� �� � ����� � �����➤ ���� �� � ����� � ������ ���� ���

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Bedingte Wahrscheinlichkeiten

Seien ��� Ereignisse mit ����� �.

Die bedingte Wahrscheinlichkeit von � gegeben � ist definiert

durch:

���� � �� �� ���� ���

�����

Multiplikationssatz. Fur Ereignisse ��� � � � � �� mit

����� � � � � � ��� � gilt:

����� � � � � � ��� � ������ � ����� � ����

������ � �� � ��� � � � � � ����� � �� � � � � � �����

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Totale Wahrscheinlichkeit

Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit

Seien ��� � � � � �� paarweise disjunkte Ereignisse und

� � �� � � � ��. Dann folgt:

����� �

�����

���� � ��� � ������

Bemerkung: Der Satz gilt analog fur unendlich viele paarweise

disjunkte Ereignisse ��� ��� � � �:

����� �

�����

���� � ��� � ������ Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich Ecole polytechnique fédérale de ZurichPolitecnico federale di Zurigo

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Zufallsvariablen

➤ Eine Abbildung � �� � heisst Zufallsvariable. Wir

schreiben�� als Abkurzung fur den Wertebereich�.

➤ Falls � diskret (endlich oder abzahlbar unendlich) ist, heisst auch

diskret. Wir betrachten vorerst nur diskrete Zufallsvariablen.

➤ Die Funktionen �� � � � ��� �� und �� � � � ��� �� mit

�� � ��� � � und �� � ��� � � heissen

Dichte(funktion) und Verteilung(sfunktion) von .

➤ Erwartungswert: � �� ���

����

� ��� � �

(falls die Summe konvergiert)

Varianz: ���� �� � � � � ���� � � ���� � ���

(falls � ��� und � �� existieren)

Standardabweichung: � ���

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Rechnen mit Erwartungswert und Varianz

Mit �� � � � gilt fur die transformierte Zufallsvariable � � � �:

➤ � �� � � �� � � � � �� � �

➤ ���� � � �� � �� � ����.

Linearitat des Erwartungswerts:

Fur Zufallsvariablen�� �� � � � � � und

�� ��� � � � � � ��� mit ��� � � � � �� � � gilt:

� �� � ��� ��� � � � � � ��� ��� Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich Ecole polytechnique fédérale de ZurichPolitecnico federale di Zurigo

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Unabhangigkeit von Zufallsvariablen

➤ Zufallsvariablen�� � � � � � heissen unabhangig, wenn fur alle �� � � � � � ���� � � � ��� gilt:

���� � �� � � � � � � �� � ���� � ���� � ������ � ��

➤ Fur unabhangige Zufallsvariablen und � gilt:� � � � � � � �� � � �� �

��� � � � � ���� � ���� �

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Beispiele diskreter Verteilungen (1)

➤ Bernoulli-Verteilung mit Erfolgsw’keit �:

��� � �� � �� ��� � �� � �� �

Es gilt � �� � � und ���� � ��� �.➤ Binomial-Verteilung mit Parametern � und �:

��� � �� ���

��

���� ����� fur � � � � �

Es gilt � �� � �� und ���� � ���� �.➤ Poisson-Verteilung mit Parameter �:

��� � �� �����

��� fur � � � �

Es gilt � �� � � und ���� � �.

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Beispiele diskreter Verteilungen (2)

➤ Geometrische Verteilung mit Parameter �:

��� � �� � �� ����� fur � � �

Der Erwartungswert ist

� �� �

������������� � �

������������ � � � �����

Die Varianz ist �����

.

Anwendungsbeispiel: Paketubertragung mit Erfolgsw’keit �

➱ Es sind im Mittel ��

Versuche notig, bis ein Paket erfolgreich

ubertragen werden kann.

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4.2 Stochastische Prozesse in diskreter Zeit

➤ dynamisches System � zeitliche Folge von Zufallsexperimenten

➤ Zustand und Verhalten des Systems zur Zeit �

wird als Zufallsvariable modelliert. Wir betrachten nur

Prozesse mit diskreten Zufallsvariablen (zustandsdiskret).

➤ stochastischer Prozess: Folge von Zufallsvariablen ��

➥ in diskreter Zeit: � � � �

➥ in kontinuierlicher Zeit: � � �

➤ Zufallsvariablen� und� konnen abhangig sein.

➤ Markov-Prozesse: Weiterer Ablauf ist nur vom aktuellen Zustand

abhangig, nicht von der Vergangenheit.

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Beispiel: Paketubertragung (1)

➤ Paketubertragung von Rechner � zu Rechner �.

➤ Jede Sekunde wird ein Paket ubertragen.

➤ Zufallsvariablen fur � � � � :

���

�� falls Ubertragung zur Zeit � erfolgreich

� sonst

➤ Annahme: Wahrscheinlichkeit fur erfolgreiche Ubertragung zur

Zeit � ist nur abhangig vom Erfolg der Ubertragung zur Zeit �� �.

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Beispiel: Paketubertragung (2)

➤ W’keit fur Erfolg der Ubertragung zur Zeit �� �:���� � � � � �� � ��� ���� � � � � �� � ���

���� � � � � �� � ��� ���� � � � � �� � ���

➤ Graphische Veranschaulichung durch Ubergangsdiagramm:

0 1

0.2

0.1

0.8 0.9

Kante von � nach � wird mit ���� � � � � �� beschriftet.

Ablauf des Systems: Random Walk im Ubergangsdiagramm.

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Beispiel: Paketubertragung (3)

➤ Ubergangsdiagramm

0 1

0.2

0.1

0.8 0.9

➤ Alternative Darstellung: Ubergangsmatrix

� ��

��� ���

��� ���

� ��

��� ���

��� ���

Eintrag ��� entspricht ���� � � � � ��.

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Beispiel: Paketubertragung (4)

Entwicklung des Systems uber die Zeit:� ��� � �� ��� � ��

0 0 1 Anfangszustand (vorgegeben)

1 0.1 0.9

2 0.17 0.83

3 0.219 0.781 ���� � �� � ���� � ��� � ���� � ���

4 0.253 0.747 � �����

...

1000 0.333 0.667

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Definition: Markov-Kette

Endliche Markov-Kette in diskreter Zeit

uber der Zustandsmenge � � ��� �� � � � � �� ��:

➥ Folge von Zufallsvariablen ��� mit Wertemenge �

➥ Startverteilung �� � ���� ���� � � � � �� ��� mit �� � � � und����

��� �� � � �.

➥ � hangt nur von ab, d.h. fur alle � � und alle

� � ��� �� � � � � �� �� und �� �� �� � � (fur alle � � �) gilt:

���� � � � � ���� � � � � � ��� � ���� � � � � ��

(Falls � � � � , dann unendliche Markov-Kette in diskreter Zeit.)

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Zeithomogene Markov-Ketten

➤ Falls ���� � � � � �� fur alle �� � � � unabhangig von �

ist, so heisst die Markov-Kette (zeit)homogen.

➤ Wir betrachten (fast) nur zeithomogene Markov-Ketten.

➤ Fur zeithomogene Markov-Ketten sind die Werte��� �� ���� � � � � ��

eindeutig definiert und ergeben die Ubergangsmatrix

� � �� ���� ����

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Ablauf einer Markov-Kette

➤ Beobachtung einer Markov-Kette von Zeit � bis Zeit ��.

➤ Moglicher Ablauf: Zustande �, �, �, . . . , � .

➤ Wahrscheinlichkeit fur diesen Ablauf (Musterpfad):

�� ������� � � � � � ���� � ������ � � � ��� � ����

Beispiel: Paketubertragung mit � ��

��� ���

��� ���

� und �� � ���� ���:

➥ Wahrscheinlichkeit fur Ablauf �� �� �� �� �� � ist:

��� � ��� � ��� � ��� � ��� � ��� � �������

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Verweildauer

➤ Betrachte eine Markov-Kette, die zur Zeit � im Zustand � ist.

➤ Modelliere die Anzahl der Zeitschritte, die die Kette ab Zeit � im

Zustand � bleibt, als Zufallsvariable ��.

➤ Es gilt: ����� � �� � ����

�� �� ���

und ����� �� � ����.

➤ �� ist also geometrisch verteilt.

➤ Beachte: Die Verweildauer ist unabhangig davon, wie lange die

Kette schon im Zustand � war.

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Rechnen mit der Ubergangsmatrix (1)

➤ Startverteilung: �� (Zeilenvektor mit � Elementen)

➤ Wahrscheinlichkeitsverteilung auf den Zustanden zur Zeit �:� � � �� � � � � � ��� mit � � � ��� � ��

➤ Berechnung von �� aus �:

�� � � ���� � ��

�����

������ � �� � ���� � � � � �� �����

���� � � ���

Geschrieben als Multiplikation Vektor mit Matrix:

�� � � � �

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Rechnen mit der Ubergangsmatrix (2)

➤ Wir wissen also: �� � � � � .

➤ Dann muss gelten: �� � �� � �

�� � �� � � � �� � � � � � �� � � �

�� � �� � � � �� � � � � � � �� � � �

...

� � �� � �

➤ Ebenso: �� � � � � � fur alle � � �

➤ Der Eintrag in Zeile � und Spalte � von � �, bezeichnet mit

����

�� �� � ��� , gibt die Wahrscheinlichkeit an, in � Schritten von

Zustand � nach Zustand � zu gelangen.

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Chapman-Kolmogorov-Gleichungen

Kurze Exkursion: Zeitinhomogene Ketten

➤ ����� � �� ���� � � � � � ��, � �� � �� ����� �� ��� .

➤ Betrachte Zeitpunkt � mit � � �:

����� � � ���� � � � � � ��

��

������� � � � � � !�� � �� � ���� � ! � � � ��

��

������� � � � � � !� � ���� � ! � � � ��

��

�������� � � ����� �

➤ � �� � � � �� � � � �� � fur � � �.

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Transientenanalyse

Typische Fragen:

➤ Wie gross ist die W’keit, nach � Schritten im Zustand � zu sein?

➤ Wie wahrscheinlich ist es, irgendwann von � nach � zu kommen?

➤ Wie viele Schritte benotigt die Kette im Mittel, um von � nach � zu

gelangen?

Viele dieser Fragen konnen mit Hilfe der Gleichung

�� � � � � � fur alle � � �

beantwortet werden!

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Beispiel (1)

Rechnersystem aus 2 Computern

➤ In jedem Zeitschritt wird dem System hochstens ein Task

ubergeben. Dieses Ereignis tritt mit W’keit � auf.

➤ Der ankommende Task wird nur bearbeitet, wenn mindestens

einer der beiden Prozessoren frei ist oder im selben Zeitschritt frei

wird.

➤ Falls ein Prozessor belegt ist, beendet er den Task in jedem

Zeitschritt mit W’keit �.

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Beispiel (2)

Modellierung als Markov-Kette mit Zustandsmenge � � ��� �� ��:

0 1 2

�� ��� �

�� ��� �

�� �

�� � �� �

�� �

Ubergangsmatrix:

� ��

������ � � �

���� �� ��� ����� �� � �� ���� ��

����� �� ���� ����� ����� �� ��� ��� � ����� ���

�����

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Beispiel (3)

Fur � � ��� und � � ��� ergibt sich:

� ��

����� ��� �

���� ��� ����

����� ����� ���

Sei �� � �� �� �.

Fragen und Antworten:

➤ W’keit, dass System zur Zeit 3 leer ist?

�� � �� �� � � � � � ��������� ��������� ������

➱ ���� � �� � ��������

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Beispiel (4)

➤ W’keit, dass System zur Zeit 2 und zur Zeit 3 leer ist?

���� � �� � � �� �

� ���� � �� � ���� � � � � � ��

� �� �� � � � �� � �� � � ����� � ��� � ������

➤ W’keit, dass zwischen Zeit 3 und 4 kein Task beendet wird?

���“keiner fertig zwischen 3 und 4”�

�����

���“keiner fertig zwischen 3 und 4” � � � �� � �� �

� � � �� � � �� � � �� � � �� �� � �� �

� � � �������� � ��� � �������� � ���� � ������ � �����

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32 Institut für Technische Informatik undKommunikationsnetze

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Ubergangszeit

➤ Definition: Ubergangszeit (engl. hitting time)

Zufallsvariable ��� �� ����� � � � � � ��wenn� � ��

(falls Zustand � nie erreicht wird, setze ��� ��)

➤ "�� �� � ���� � ist die erwartete Ubergangszeit von � nach �.

➤ ��� �� ������ �� ist die Ankunftswahrscheinlichkeit von �

nach �.

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Beispiel

0 1 2 30.5 0.5

1.0

0.5

1.0 0.5

➤ ��� � ��� � ��� ��➤ ��� ist �, falls� � �, und �, falls� � �

➥ ��� � ��� und "�� � � ����� � ��� � � � ��� � � ��

➤ "�� � ��� � � � ���� � � � ���� � � � � � � �

��� ������ ������ � � � ��� � �

�������� �.

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Berechnung der erwarteten Ubergangszeiten

Lemma. Fur die erwarteten Ubergangszeiten gilt fur alle �� � � �

"�� � � ��

��� ������"�� �

falls die Erwartungswerte "�� und "�� existieren.

Fur die Ankunftswahrscheinlichkeiten gilt analog

��� � ��� ��

��� ��������� �

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Beweis

Beweis. (nur fur "�� � � ��

��� ��� ���"�� )"�� � � ���� � ��

���� ���� � � � �� � ���

� � ���� � � � �� � ��� ��

��� ���� ���� � � � �� � ���

� � � ��� ��

��� ���� � � ���� � � ���

� � ��

� ���� ���� � � ��� � � ��

��� ������"��

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Anwendung auf das Beispiel

0 1 2 30.5 0.5

1.0

0.5

1.0 0.5

Wende "�� � � ��

��� ��� ���"�� auf �� � � ��� �� an:

"�� � � � "�� "�� � � � ��� � "��

"�� � � "�� � � � ��� � "��

Losen des Gleichungssystems liefert:

"�� � �, "�� � ���, "�� � � und "�� � �.

(Analog: ��� � ��� � ��� � ��� � �.)

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Stationare Analyse

➤ Reale dynamische Systeme laufen oft uber eine lange Zeit.

➤ Betrachte Verhalten fur ���.

➤ Wahrscheinlichkeitsverteilung auf den Zustanden der

Markov-Kette zur Zeit � ist � � �� � � . Konvergenz?

➤ Intuitiv klar: Falls � fur ��� gegen einen Vektor # konvergiert,

so sollte # die Gleichung # � # � � erfullen.

➤ Definition. Ein Zustandsvektor # mit #� � � und

���� #� � �

heisst stationare Verteilung der Markov-Kette mit

Ubergangsmatrix � , falls # � # � � .

➤ Die stationare Verteilung # ist ein Eigenvektor von � zum

Eigenwert �.

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(Nicht-)Eindeutigkeit der stat. Verteilung

➤ Ubergangsdiagramm einer Beispiel-Markov-Kette:

0 1 2

0.3

0.7

1.0 1.0

➤ Ubergangsmatrix: � ��

��� � �

��� � ���

� � �

➤ Diese Markov-Kette besitzt mehrere stationare Verteilungen:

zum Beispiel �� �� � und �� �� � und ���� �� ���

➤ Ursache: Zustande � und � sind “absorbierend”.

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Irreduzible Markov-Ketten

Definition. Eine Markov-Kette heisst irreduzibel, wenn es fur alle

Zustande �� � � � eine Zahl � � � gibt, so dass ����

�� �.

Satz. Eine irreduzible endliche Markov-Kette besitzt eine eindeutige

stationare Verteilung # und es gilt #� � �$"�� fur alle � � �.

Frage: Konvergiert eine irreduzible endliche Markov-Kette immer

gegen ihre stationare Verteilung?

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Konvergenz?

Frage: Konvergiert eine irreduzible endliche Markov-Kette immer

gegen ihre stationare Verteilung? NEIN!

0 1

1.0

1.0

Diese Kette ist irreduzibel und endlich, aber der Zustandsvektor �

konvergiert nicht unbedingt fur ���:

�� � �� �, �� � �� �, �� � �� �, �� � �� �, . . .

Ursache: Periodizitat!

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Aperiodische Markov-Ketten

➤ Die Periode eines Zustands � � � ist die grosste Zahl % � � , so

dass gilt:

�� � � � � ������ �� � �� � % � � � � ��

➤ Ein Zustand mit Periode % � � heisst aperiodisch.

➤ Eine Markov-Kette heisst aperiodisch, wenn alle Zustande

aperiodisch sind.

➤ Nutzliche Testbedingung: Zustand � ist aperiodisch, falls eine

der beiden folgenden Bedingungen gilt:

➥ ��� �

➥ ���& � � � ����

�� � ����

�� � und ���&�� � �

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Ergodische Markov-Ketten

➤ Irreduzible, aperiodische Markov-Ketten heissen ergodisch.

Fundamentalsatz fur ergodische Markov-Ketten

Fur jede ergodische endliche Markov-Kette gilt unabhangig vom

Startzustand�����

� � #�

wobei # die eindeutige stationare Verteilung der Kette ist.

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Beispiel: Rechensystem mit 2 Computern

0 1 2

�� ��� �

�� ��� �

�� � �� �

�� �

Ubergangsmatrix � ��

����� ��� �

���� ��� ����

����� ����� ���

➤ Kette ist aperiodisch und irreduzibel, also ergodisch.

➤ Aus # � #� und #� � #� � #� � � erhalt man die eindeutige

stationare Verteilung: # � ������ ������ ����� Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich Ecole polytechnique fédérale de ZurichPolitecnico federale di Zurigo

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Beispiel: Paging (1)

Modellierung eines Paging-Systems

➤ Hauptspeicher eines Rechners mit � logischen Seiten und& � physikalischen Seiten.

➤ Zugriff auf logische Seite �, die nicht im physikalischen

Hauptspeicher ist � � wird von Platte geladen, eine andere

Seite wird aus dem physikalischen Hauptspeicher verdrangt.

➤ Zufallsvariable' gibt an, auf welche der � logischen Seiten zur

Zeit � zugegriffen wird.

➤ Annahme:' unabhangig von � und von Zugriffen in anderen

Zeitschritten, also ���' � �� � (� fur � � � � �, wobei����� (� � �.

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Beispiel: Paging (2)

➤ Betrachte Paging-Strategie LRU (least recently used): Die Seite,

die am langsten nicht mehr zugegriffen wurde, wird verdrangt.

➤ Modell des Paging-Systems: Markov-Kette in diskreter Zeit.

➤ Zustand � zur Zeit �: Menge der& im phys. Hauptspeicher

befindlichen logischen Seiten nach Zugriff zur Zeit �� �.

➤ Betrachte Spezialfall& � �: Zustand � zur Zeit � ist Paar

� � �� �, wenn � und � die Seiten im physikalischen Speicher

sind und zuletzt auf � zugegriffen wurde (zur Zeit �� �).

➤ Wenn � � �� �, dann �� �����

����� � falls' � �

�� � falls' � �

�� � falls' � �

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Beispiel: Paging (3)

Fur& � � und � � � erhalten wir folgende Ubergangsmatrix � :

�� � �� � �� � �� � �� � �� �

�� � (� (� � (� � �

�� � (� (� � � � (�

�� � � (� (� (� � �

�� � � � (� (� (� �

�� � (� � � � (� (�

�� � � � (� � (� (�

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Beispiel: Paging (4)

➤ Markov-Kette ist irreduzibel und aperiodisch, also ergodisch.

➤ Durch Losen des Gleichungssystems # � # � � ,��� ���� #�� �� � � erhalt man:

#�� �� �

(�(�

�� (� �

➤ Wahrscheinlichkeit, dass im Zustand �� � eine Seite

nachgeladen werden muss, ist �� (� � (�.

➤ Uber lange Zeit ist in jedem Zeitschritt die Wahrscheinlichkeit,

dass eine Seite nachgeladen werden muss, gegeben durch:��� ����

�� (� � (� (�(��� (�

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Vektor-Ketten

➤ Prozesse, bei denen nicht nur von�� abhangt, sondern

auch von��� � � � � ��, sind keine Markov-Prozesse.

➤ Sie konnen aber in Vektor-Ketten mit Markov-Eigenschaft

umgewandelt werden.

➤ Beispiel: Der Prozess mit Zustandsmenge � � � und

� �� ��� erfullt nicht die Markov-Bedinung.

➤ Der Vektorprozess mit Zustandsvektoren ) � � ���

erfullt die Markov-Bedingung:

) ��

��

� ��

� ��� �

��

� ��

��

� ��

� ��� �

��)��

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4.3 Stoch. Prozesse in kontinuierlicher Zeit

Stochastische Prozesse in kontinuierlicher Zeit

➤ Oft mussen diskrete Ereignis-Systeme betrachtet werden, bei

denen die Ereignisse zu beliebigen Zeitpunkten eintreten konnen

(d.h. in kontinuierlicher Zeit).

➤ Im Weiteren:

☛ Kontinuierliche Zufallsvariablen

☛ Markov-Ketten in kontinuierlicher Zeit

☛ Warteschlangen

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Kontinuierliche Zufallsvariablen

➤ Einer kontinuierlichen Zufallsvariable liegt der kontinuierliche

Wahrscheinlichkeitsraum � � � zugrunde.

➤ ist definiert durch eine integrierbare Dichte (auch:

Dichtefunktion) �� � � � �

� mit der Eigenschaft� ���

�� � � �

➤ Jeder Dichte �� kann eine Verteilung (auch: Verteilungsfunktion)

�� zugeordnet werden:

�� �� ��� � � �� �

��

��� ��

➤ ���� � �� � ��� ���� � � ���� ���

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Erwartungswert und Varianz

➤ Zur Berechnung von Erwartungswert und Varianz einer

kontinuierlichen Zufallsvariable ersetzen wir die Summen aus

dem diskreten Fall durch Integrale.

➤ � �� �� �

��

� � ��� ��,

falls

����

��� � ��� �� endlich.

➤ ���� � � � � � � ��� �� �

���� � � �� � ��� ��,

falls � � � � ���� existiert.

➤ Kontinuierliche Zufallsvariablen und � heissen unabhangig,

falls � � * � � : ��� � � � � *� � ��� � � � ���� � *�

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Beispiele

Beispiele kontinuierlicher Verteilungen

➤ Gleichverteilung auf ��� ��:

�� ���

��

���� falls � � � �

�� sonst

� �� � ���

, ���� � ������

��

➤ Normalverteilung mit Parametern + und �:

�� �

���#�� � !�

� � +����

� �� � +, ���� � �� Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Swiss Federal Institute of Technology Zurich Ecole polytechnique fédérale de ZurichPolitecnico federale di Zurigo

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Exponentialverteilung (1)

Exponentialverteilung mit Parameter � � �

➤ Dichte �� ���

�� � ���� falls � �

�� sonst

➤ � �� � �

, ���� � ��

➤ Verteilungsfunktion �� ���

��� ���� falls � �

�� sonst

➤ Gutes Modell fur: ➠ Dauer von Telefongesprachen

➠ Zwischenankunftszeiten von Anfragen

➠ Ausfuhrungszeiten von Tasks

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Exponentialverteilung (2)

Eigenschaften der Exponentialverteilung

➤ Gedachtnislosigkeit: Fur alle � * � gilt:

��� � * � *� � ��� �

➤ Skalierung: Falls exponentialverteilt mit Parameter �, so ist

fur � � die Zufallsvariable � �� � exponentialverteilt mit

Parameter �$�.

➤ Warteproblem: Falls�� � � � � � unabhangig und

exponentialverteilt mit Parametern ��� � � � � ��, dann ist

�� ������ � � � � �� exponentialverteilt mit dem Parameter

�� � � � � � ��.

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Ereignissysteme in kontinuierlicher Zeit

Diskrete Ereignissysteme in kontinuierlicher Zeit

➤ In vielen Systemen ist es unnaturlich, Ereignisse nur zu diskreten

Zeitpunkten zuzulassen:

➥ Ankunft von Paketen in einem Router

➥ Auftreten von Anfragen an einen Server

➤ Um stochastische Prozesse in kontinuierlicher Zeit zu

modellieren, konnen wieder Markov-Ketten verwendet werden:

☛ Zustandsubergange nicht nur zu diskreten Zeitpunkten

zulassen, sondern exponentialverteilte Aufenthaltsdauern

annehmen!

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Markov-Ketten in kontinuierlicher Zeit (1)

Endliche Markov-Kette in kontinuierlicher Zeit

uber der Zustandsmenge � � ��� �� � � � � �� ��:

➥ Folge von Zufallsvariablen �����

mit Wertemenge �

➥ Startverteilung �� � ���� ���� � � � � ����� mit

��� � � und����

��� ��� � �.

➥ Markov-Bedingung: Fur alle � � � � und beliebige

� � �� �� � � � �� � und �� ��� � � � � �� � � gilt:

���� � � � �� � ��� ���� � ����� � � � � �� � ���

� ���� � � � �� � ���

(� � � � � unendliche Markov-Kette in kontinuierlicher Zeit.)

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Markov-Ketten in kontinuierlicher Zeit (2)

➤ Bemerkung: Aus der Markov-Bedingung (Gedachtnislosigkeit) fur

die Markov-Kette kann man folgern, dass die Aufenthaltsdauern in

den Zustanden exponentialverteilt sein mussen.

➤ Falls ����� � � � � � � �� � ���� � � � � � ��

fur alle �� � � � und �� � � �

� , so heisst die Markov-Kette

zeithomogen.

➤ Wir betrachten im Folgenden ausschliesslich zeithomogene

Markov-Ketten.

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Beispiel

Beispiel einer Markov-Kette in kontinuierlicher Zeit:

0 1

�+

“kaputt”“betriebsbereit”

➤ Aufenthaltsdauer in Zustand 0 ist exponentialverteilt mit

Parameter �.

➤ Aufenthaltsdauer in Zustand 1 ist exponentialverteilt mit

Parameter +.

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Zustande mit mehreren Nachfolgern (1)

0

1

2

3

4��� ��

���

0

1

2

3

4

����

��

Gleichwertige Sichtweisen:

① Zustand 0 hat Aufenthaltsdauer exponentialverteilt mit Parameter

�. Wenn Zustand 0 verlassen wird, so werden die Nachfolger mit

Wahrscheinlichkeit ��, ��, ��, � ausgewahlt, �� � �� � �� � � � �.

② Es werden gleichzeitig vier Werte zufallig bestimmt gemass

Exponentialverteilungen mit Parametern �� bis � , wobei

�� � � � �� fur � � �� �� �� �. Der kleinste Wert “gewinnt”.

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Zustande mit mehreren Nachfolgern (2)

Allgemein bedeutet das:

➤ Jeder Zustand � � � hat eine exponentialverteilte

Aufenthaltsdauer mit Parameter ,�.

➤ Wenn Zustand � � � verlassen wird, so wird mit

Wahrscheinlichkeit ��� der Nachfolgezustand � � �

angenommen, wobei �� � � � und

���� �� � � �.

➤ Die Ubergangsrate von Zustand � nach � ist als ,� � �� ,� � �� �

definiert.

➤ Es gilt fur � � �:

���� ,� � � ,�.

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Aufenthaltswahrscheinlichkeiten (1)

Bestimmung der Aufenthaltswahrscheinlichkeiten

➤ Startverteilung ��: ��� � ���� � �� fur � � �

➤ Verteilung zur Zeit �: ��� � ���� � �� fur � � �

➤ Die Anderung der Aufenthaltswahrscheinlichkeiten kann durch

Differentialgleichungen fur alle � � � beschrieben werden:

������� �� �

Anderung

��

��� ������ � ,� �

� �� �Zufluss

� ��� � ,�� �� �

Abfluss

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Aufenthaltswahrscheinlichkeiten (2)

������ ��

��� ������ � ,� � � ��� � ,�

➤ Losung dieser Differentialgleichungen ist meist aufwandig.

➥ Betrachte Verhalten des Systems fur ���.

➥ Falls die Aufenthaltswahrscheinlichkeiten gegen eine stationare

Verteilung konvergieren, so muss ����� � � gelten.

➥ Man erhalt fur ��� ein lineares Gleichungssystem, das von

einer stationaren Verteilung # erfullt werden muss:

� ��

��� ���#� � ,� � � #� � ,�� fur alle � � �

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Irreduzible Markov-Ketten

➤ Ein Zustand � ist von � aus erreichbar, wenn es ein � � � gibt mit���� � � � � � �� �.

➤ Eine Markov-Kette, in der jeder Zustand von jedem anderen aus

erreichbar ist, heisst irreduzibel.

Satz. Fur irreduzible Markov-Ketten existieren die Grenzwerte#� �� �����

���

fur alle � � � und ihre Werte sind unabhangig von ��.

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Berechnung der stationaren Verteilung

Im Beispiel:

0 1

�+

Gleichungssystem:

� � + � #� � � � #�

� � � � #� � + � #�

Zusammen mit #� � #� � � erhalt man:

#� �

+�� +

#� �

��� +

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Warteschlangen (1)

Warteschlangentheorie

➤ Besonders wichtige Anwendung von Markov-Ketten mit

kontinuierlicher Zeit.

➤ Systeme mit Servern, die Jobs abarbeiten

➤ Ankunftszeiten der Jobs und Bearbeitungsdauern auf den

Servern werden als Zufallsvariablen modelliert.

➤ Jobs, die ankommen, wenn alle Server belegt sind, werden in

eine Warteschlange eingefugt.

➤ Ein freiwerdender Server wahlt einen neuen Job aus der

Warteschlange zur Bearbeitung aus (hier: FCFS, “first come, first

serve,” aber andere Strategien denkbar).

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Warteschlangen (2)

➤ Beispielanwendung: Paketverzogerung in Datennetzen (Pakete =

Jobs), Antwortzeiten von Tasks in Rechenzentren, . . .

➤ Interessante Grossen wie

➥ durchschnittliche Anzahl Jobs im System

➥ durchschnittliche Verzogerung (Antwortzeit, Systemzeit,

Aufenthaltsdauer) der Jobs

werden in Abhangigkeit von der Ankunftsrate (mittlere

Anzahl ankommender Jobs pro Zeiteinheit) und den

Bearbeitungsdauern analysiert, wobei das System

uber lange Zeit betrachtet wird.

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Kendall-Notation ������ � � �

➤ steht fur die Verteilung der Zwischenankunftszeiten (Zeiten

zwischen zwei ankommenden Jobs).

➤ � steht fur die Verteilung der reinen Bearbeitungszeiten (d.h.

ohne Wartezeit) der Jobs auf dem Server.

➤ Die Zwischenankunftszeiten und Bearbeitungszeiten sind

unabhangige Zufallsvariablen.

➤ & steht fur die Anzahl der Server.

➤ Die Verteilungen fur und � werden angegeben als:

➥ “D” fur feste Dauer (engl. deterministic)

➥ “M” fur exponentialverteilt (engl. memoryless)

➥ “G” fur beliebige Verteilung (engl. general)

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Der Poisson-Prozess

➤ Im Fall von exponentialverteilten Zwischenankunftszeiten (mit

Parameter �) ist der Ankunftsprozess der Jobs ein

Poisson-Prozess mit Rate �.

➤ Die Anzahl ankommender Jobs in einem Intervall der Lange - ist

namlich Poisson-verteilt mit Rate �- :

���.�� -�.� � �� � ��� �-�

��� fur � � �� �� �� � � �

� �.� � -� .�� � � � -

➤ Poisson-Prozesse sind ein gutes Modell fur die Ankunft von

Paketen, Anfragen, Telefongesprachen, Jobs, etc., die von vielen

unabhangigen und ahnlichen Benutzern erzeugt werden.

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M/M/1-Warteschlangen

Die M/M/1-Warteschlange

➤ Zwischenankunftszeiten und Bearbeitungszeiten exponential-

verteilt mit Parameter � (Ankunftsrate) bzw. + (Bedienrate).

➤ Definition: Verkehrsdichte / ���

+

➤ Modellierung als Markov-Kette in kontinuierlicher Zeit:

➥ Zustand: Anzahl Jobs im System (Warteschlange + Server)

➥ Zustandsmenge � � � �

➥ Ubergangsrate von � nach �� � ist �.

➥ Ubergangsrate von � � nach �� � ist +.

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M/M/1: Stationare Verteilung (1)

0 1 2 3 � � �

�+

�+

�+

�+

Gleichungssystem fur stationare Verteilung #:

� � + � #� � �#�

� � � � #��� � + � #�� � �� +#� fur alle � � �

Umformen liefert:

+ � #��� � � #� � + � #� � � � #��� � � � � � + � #�� � � #� � �

� + � #� � � � #��� � �� #� � / � #��� � #� � /� � #�

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M/M/1: Stationare Verteilung (2)

Wir wissen: #� � /� � #� fur alle � � �

➥ Falls / � �, ist # � �� �� � � � die einzige Losung. Das System

konvergiert nicht, die Warteschlange wachst ins Unendliche.

➥ Falls / �, so rechnen wir:

� �

�����#� � #� �

�����/� � #� � �

�� / � #� � �� /

Das System konvergiert gegen eine stationare Verteilung # mit

#� � �� //� fur alle � � �.

Die mittlere Auslastung des Servers ist �� #� � /.

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M/M/1: Anzahl Jobs im System (1)

➤ Sei0 der Erwartungswert der Anzahl der Jobs im System

(Warteschlange + Server).

➤ In der stationaren Verteilung ergibt sich:

0 �

������ � #� �

�������� //� � �� //

������/���

� �� // �

�� /� �

/�� / �

�+� �

Die Varianz der Anzahl Jobs im System ist �

�������

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M/M/1: Anzahl Jobs im System (2)

0

10

20

30

40

50

60

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1

Mitt

lere

Anz

ahl J

obs

im S

yste

m

Verkehrsdichte

N

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Little’s Law – Definitionen

➤ 0� �� Anzahl Jobs im System (Warteschlange + Server) zur

Zeit �.

➤ .� �� Anzahl Jobs, die in [0,t] angekommen sind.

➤ �� �� Antwortzeit des �-ten Jobs (Wartezeit + Bearbeitungszeit).

Berechne Durchschnittswerte bis zur Zeit �:

0 ���

��

0- �-� � ��.�

�� � ������

��� ��

.�

Betrachte Grenzwerte fur ���:

0 �� �����

0� � �� �����

�� � �� �����

��

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Little’s Law – Mittelwerte uber die Zeit

Formel von Little

Falls die Grenzwerte0 �� �����

0� � �� �����

�� � �� �����

��

existieren und auch ��������

existiert und gleich � ist, wobei (�

die Anzahl der in ��� �� beendeten Jobs ist, so gilt:

0 � � � �Bemerkung: Die Formel von Little gilt auch fur andere Server-Strategien als

FCFS.

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Beweisidee zur Formel von Little0-

-1234

Annahme:0� � � und0� � � fur unendlich viele, beliebig

grosse �. Dann gilt:

.������

��� �� �.������

�����

� �� �

��� �

��

��

0- �-� �� �

��� 0

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77 Institut für Technische Informatik undKommunikationsnetze

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Little’s Law – Stochastische Variante

Betrachte den Ablauf des Systems als stochastischen Prozess mit

gegebener Startverteilung. Falls die Grenzwerte0 � �����

� �0��� � � ������

� ����� � � �����

� �.��

existieren, so gilt:

0 � � � �

Bemerkung 1: Die Formel von Little gilt fur beliebige Verteilungen der

Zwischenankunftszeiten und der Bearbeitungszeiten.

Bemerkung 2: Meist gilt0 � 0 und � � � mit W’keit 1.

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Little’s Law und M/M/1-Warteschlangen

Mit0 � ����

und der Formel von Little erhalten wir:

➤ � ��

�0 �

/

��� / ��

+� � ,

wobei � die mittlere Antwortzeit eines Jobs im

Gleichgewichtszustand des Systems ist.

➤ � � � � �+�

/

+�� / �/

+� � ,

wobei� die mittlere Wartezeit (ohne Bearbeitungszeit) eines

Jobs im Gleichgewichtszustand des Systems ist.

➤ 0� � �� � �����

, wobei0� die mittlere Anzahl Jobs in der

Warteschlange ist.

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Anwendungen der Formel von Little (1)

Pakete in einem Datennetz

➤ Pakete werden an � Knoten in einem Netz mit Ankunftsraten ��,��, . . . , �� erzeugt.

➤ Jedes Paket wird im Netz zu seiner Zieladresse geleitet und dort

aus dem Netz entfernt.

➤ Sei0 die durchschnittliche Zahl von Paketen im Netz.

➤ Mit der Formel von Little lasst sich die durchschnittliche

Paketverzogerung berechnen als:

� �

0����� ��

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Anwendungen der Formel von Little (2)

Ein geschlossenes Warteschlangensystem

➤ System mit1 Servern und Platz fur0 � 1 Jobs

➤ System sei immer voll (0� � 0 ). Wenn ein Job abgearbeitet

ist und das System verlasst, kommt sofort ein neuer Job an.

➤ Alle1 Server bearbeiten durchgehend Jobs.

➤ Mittlere Bearbeitungszeit ist .

Bestimmung der mittleren Antwortzeit � :

➤ 0 � �� (Formel angewendet auf ganzes System)

➤ 1 � � (Formel angewendet auf1 Server)

➭ � � �

� � ���

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Anwendungen der Formel von Little (3)

Variante des Systems:

➤ Jobs kommen mit Rate � an.

➤ Jobs werden abgewiesen, wenn bereits0 Jobs im System sind.

Analyse des Anteils abgewiesener Jobs:

➤ 1 � mittlere Anzahl aktiver Server

➤ ( � Anteil abgewiesener Jobs

➤ Formel von Little ➱1 � �� (�➤ Also: ( � �� ��

� �� ��

(untere Schranke fur ()

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Durchsatzanalyse fur Time-Sharing (1)

➤ System mit0 Terminals, die mit einem Time-Sharing Computer

verbunden sind.

➤ Benutzer an einem Terminal verhalten sich folgendermassen:

➀ nachdenken (im Mittel 2 Sekunden)

➁ an den Computer einen Job abschicken, der im Mittel

Ausfuhrungszeit � hat

➂ auf die Beendigung des Jobs warten

➃ System verlassen

➤ Im Computer werden die Jobs in einer Warteschlange eingereiht

und von einer CPU abgearbeitet.

➤ Ziel: maximal erreichbaren Durchsatz � abschatzen!

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Durchsatzanalyse fur Time-Sharing (2)

Schematische Darstellung des Systems:

Terminal 1

Terminal 2

Terminal N

ComputerB C

��

A

Annahme: freiwerdende Terminals werden sofort wieder belegt

➱ immer genau 0 Benutzer im System

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Durchsatzanalyse fur Time-Sharing (3)

Terminal 1

Terminal 2

Terminal N

ComputerB C

��

A

➤ Es gilt � � ��

, wobei � � mittlere Aufenthaltszeit. (Formel von

Little angewendet auf System zwischen A und C)

➤ Es gilt � � 2 �3, wobei3 � ���0 � � � die mittlere Zeit vom

Abschicken eines Jobs bis zu seiner Erledigung ist.

➤ Somit gilt: �

���

� � � ���

➤ Klar: � � ��

, da mittlere Ausfuhrungszeit � ist.

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85 Institut für Technische Informatik undKommunikationsnetze

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Durchsatzanalyse fur Time-Sharing (4)

0

0.2

0.4

0.6

0.8

1

1.2

1.4

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Dur

chsa

tz (

bei P

=1,

R=

55)

Anzahl N von Terminals

1/PN/(R+P)

N/(R+NP)

Maximal erzielbarer Durchsatz erfullt �

���

� � � �����

��� ���

.

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Birth-and-Death Prozesse

➤ Verallgemeinerung der Markov-Kette der M/M/1-Warteschlange:

0 1 2 3 � � �

��+�

��+�

��+�

��+

➤ Gleichungssystem fur den Gleichgewichtszustand:

� � ����#��� � +��#�� � �� � +�#� fur � � ��

� � +�#� � ��#�➤ Auflosen liefert #� � #� �

�������

��+��

fur � � �.

➤ Mit

����� #� � � ergibt sich #� �

� ��

�������

���

����

.

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Beispiel 1: Beschrankter Warteraum

M/M/1-Warteschlange mit nur � Platzen

Neue Jobs werden abgewiesen, wenn bereits � Jobs im System sind.

Es ergibt sich der folgende Birth-and-Death Prozess:

0 1 2 3 � � � �

�+

�+

�+

�+

�+

Wir erhalten:

#� � /� � #� fur � � � � �

#� �

������ /��

���

���

fur / � �

���

������sonst

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Beispiel 2: Beschrankte Benutzerzahl

Anfragesystem mit Terminals und einem Server

0 1 2 � � � '

��+

�� � ���

+

�� � ���

+

�+

Wir erhalten:

#� � #� �����

����' � �

+

fur � � � �'

#� �

�� ����

���

�'�

wobei'� ��'' � �' � � � � � � � ' � � � �.

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Das M/M/�-System (1)

System mit einer Queue und& Servern (z.B. Call-Center)

0 1 2 � � � ��� � ��� � � �

��

���

���

������

���

���

���

Wir erhalten mit / �� ��

�:

#� ���

�#� � ������ � #� � �����

��

fur � � � � &

#� � �

����������

� #� � ������

fur � � &

#� �

� �����

���

�����

��

���

���

����

��

�����

���

�����

��

� �����

�������

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Das M/M/�-System (2)

Die Wahrscheinlichkeit ��, dass ein ankommender Job in der

Warteschlange des M/M/&-Systems warten muss, ist also:

�� �

�����#� �

�����

#�/�&�

&�

#�/&�

&�

�����/��� �

#�/&�

&��� /

� �� �

/&�$&��� /����

���

�����

��

� �����

�������

(fur / � ��

�)

Diese Formel wird nach A.K. Erlang (1878-1929) die

Erlang C-Formel genannt.

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Das M/M/�-System (3)

Nun konnen wir aus �� weitere Grossen ableiten:

➤ Fur0� (erwartete Anzahl von Jobs in der Warteschlange)

erhalten wir:

0� �

������ � #�� �

������ � #� � /��&�

&�

� #�/�&�

&�

������/� � #�/��&�

&��� /�

��&��� /

/�&�

� /��&�

&��� /� � �� � /�� /

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Das M/M/�-System (4)

➤ Fur� (mittlere Wartezeit in der Queue) erhalten wir mit der

Formel von Little:

� �0�

� �� � /

��� / �/��

��� /

➤ Die mittlere Antwortzeit � ist dann:

� � � ��

+�

/��

��� / ��

+�

��

&+� � ��

+

➤ Erneute Anwendung der Formel von Little liefert die mittlere

Anzahl0 von Jobs im System:

0 � �� �

���

&+� � ��

+�

/��

�� / �&/

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Das M/M/�/�-System (1)

➤ System mit& Servern und maximal& Jobs im System.

➤ Jobs, die ankommen, wenn alle& Server belegt sind, werden

abgewiesen.

➤ Klassisches Modell fur Analyse von Leitungsvermittlung im

Telefonnetz:

➥ Ankunftsrate von Telefongesprachen �.

➥ Gesprachsdauern exponentialverteilt mit Parameter +.

➥ Kapazitat fur& gleichzeitige Telefongesprache.

➥ Anzahl Benutzer ist viel grosser als&.

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Das M/M/�/�-System (2)

Modellierung als Birth-and-Death Prozess:

0 1 � � � ��� &

�+

��+

&��+

�&+

Wir erhalten:#� � #� ���

+��

���

fur � � � � &

Mit

����� #� � � ergibt sich:

#� �

�������

���

���

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Das M/M/�/�-System (3)

Die Blockierungswahrscheinlichkeit (W’keit, dass ein neu

ankommender Job abgewiesen wird), ist damit:

#� �

���

�����

����

���

���

Diese Formel ist als Erlang B-Formel bekannt.

Bemerkung: Die Erlang B-Formel gilt auch fur M/G/&/&-Systeme

(d.h. wenn die Bearbeitungszeiten (Gesprachsdauern)

Erwartungswert �$+ haben, aber ansonsten beliebig verteilt sind).

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Warteschlangen-Netzwerke

� Warteschlangen-Netzwerke sind Graphen, bei denen die Knoten

Warteschlangen-Systeme darstellen (z.B. M/M/1), und gerichtete

Kanten die Jobs von einem Knoten zum nachsten fuhren.

� Man unterscheidet zwischen offenen und geschlossenen

Warteschlangen-Netzwerken:

– Offene Netzwerke erlauben, dass Jobs von aussen zum

Netzwerk dazustossen oder das Netzwerk verlassen.

– Bei geschlossenen Netzwerken sind die Jobs im Netzwerk

gefangen; die Anzahl der Jobs im Netzwerk bleibt deshalb

konstant.

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Burke’s Theorem

� Gegeben ein M/M/m (& � �� � � � ��) System mit Ankunftsrate

�. Wir nehmen an, dass das System im stationaren Zustand

gestartet wird. Dann ist der Ausgangsprozess (der Prozess, der

das System verlasst) auch ein Poisson-Prozess mit Rate �.

� Dank Burke’s Theorem kann man direkt

Warteschlangen-Netzwerke analysieren.

� Allerdings muss man vereinfachend annehmen, dass die

Servicezeit eines Jobs beim betreten jedes weiteren

Warteschlangen-Systems wieder unabhangig ist.

� Wenn man diese vereinfachende Annahme nicht trifft, kann bisher

schon ein einfaches Tandem-System (zwei M/M/1 Systeme in

Serie) nicht analysiert werden.

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Jackson’s Theorem fur offene Netze

� Jobs kommen bei Knoten � als Poisson-Prozess mit Rate !� von

aussen an.� Jobs verlassen Knoten � mit Wahrscheinlichkeit ��� Richtung

Knoten �, oder verlassen das Netzwerk mit Wahrscheinlichkeit

�� !��, wobei �� !�� ��

�� ��� � ��

� Dann ist der gesamte Ankunftsprozess bei Knoten � gegeben

durch:�� � !� ��

��

�����

� Die Losung dieses linearen Gleichungssystems ergibt direkt die

gesamten Ankunftsraten �� .

� Geschlossene Netze sind etwas komplexer...

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Page 100: Diskrete Ereignissysteme, Kapitel 4 - ETH Z · Diskrete Ereignissysteme, Kapitel 4 4. Stochastische diskrete Ereignissysteme 4.1 Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung 4.2

Simulation

� Kompliziertere und realistischere Warteschlangen-Systeme und

-Netzwerke werden in der Regel simuliert. Eine vereinfachte

Analyse (z.B. M/M/1) kann aber schon einen ersten Eindruck

vermitteln.

� Zum Thema Simulation verweise ich auf die Vorlesung Informatik

2 von Prof. Mattern (Skript ab Seite 225).

� “And now for something completely different...”

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