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mykosen 19 (4) 117-123 0 Grosse Verlag 1976 Eingegangen am 27. August 1374 Aus dem Staatlimen Veterinarinstitut in CeskC Budejovice (Direktor: Dr. S. CERVINKA) und aus dem Hygieneamt des Mittelb6hmischen Bezirks (Direktor: Dr. D. WOKDUNOVA) in Prag, CSSR Disseminierte M u kor-Mykose-A b s i d i a co ry m b i f e r a- der Lymphknoten beim Schwein J. V~TOVEC, P. VLAD~K und P. FRAGNER Zusammenfassung Es wird ein Fall von Mukor-Mykose bei einem 5 Monate alten Schwein, verursacht durch Absidia corymbifera, beschrieben. Makroskopisch handelte es sich um einen chroni- schen, jedoch ausgesprochen progredienten Prozei3, der ausschliei3lich im lympathischen Apparat des Verdauungstraktes, und hier vorwie end in den mesenterialen Lymphknoten, ltular bedingte Nekrosen, be renzt durch von Blutgefai3en durchsetztem, fibros,ierendem Granulationsgewebe mit auffalligem Anteil eosinophiler Leukozyten und mehrkerniger Riesenzellen. disseminiert war. Den mikroskopischen Befund li arakterisierten weitreichende, eher vas- Summary The paper presents a case of mucormycosis caused by Absidia corymbifera in a five- months old hog. Gross findings demonstrated a chronic, yet markedly progressing process disseminated exclusively within the lymphatic apparatus of the digestive tract, mainly in mesenterial lymp nodes. Microsco ically there was an extensive necrosis, - presumably nucleated giant cells and with conspicuous presence of eosinophdic granulocytes. of vascular origin -, delineate B by vascular, fibrotic granulation tissue with multi- Literaturangaben iiber Mukor-Mykosen der Schweine sind im allgemeinen selten. Bei dieser Tiergattung kommen Mukor-Mykosen relativ haufig im Verdauungsapparat, vor- wiegend im Magen, im Diinn- und Dickdarm vor, wo sie sich in der Regel nach Art soli- tarer oder zahlreicher Ulzerationen prasentieren (TSCHERNIAK 1934, WALKIEWICZ 1934 - zit. AINSWORTH & AUSTWICK 1959; CHRISTIANSEN 1929; KRETZSCHMAR 1954; GJTTER et al. 1959; KONIGet al. 1967; SCHIEFER 1967). Aus dem Primarherd im Darm kommt es in der Regel zur Dissemhierung sekundarer mykotischer Herde in die regionaren mesen- terialen Lymphknoten, weniger oft in die Lunge, die Leber und die Nieren (CHRISTIANSEN 1929). Zu solchen Fallen postprimarer Dissemination gehoren wahrscheinlich die Beschrei- bungen mukormykotischer Lasionen in der Leber (HOOGLAND 1932 - zit. AINSWORTH & AUSTWICK 1959, FRAGNER et al. 1972). Es werden auch isolierte Mukor-Mykosefalle in den mesenteriellen, submandibularen, inguinalen und gegebenenfalls in Unterk,iefer- und subaurikularen Speicheldriisen-Lymphknoten beschrieben (VINK 1941 - zit. AINSWORTH Befunde anderer morphologischer Formen sind bei Schweinen selten. Zu solchen Fallen gehoren die Lungen-Mukor-Mykose des Schweines mit morphologischer Manifestation in den Lungen, den zervikalen und bronchialen Lymphknoten, iiber die DAVIS et al. (1955) referierten. & AUSTWICK 1959, CHRISTrANSEN 1929). Sddiisselwiirter : Disseminierte Mukor-Mykose, Absidia corymbifera,Schwein, Granulationsgewebe.

Disseminierte Mukor-Mykose — Absidia corymbifera — der Lymphknoten beim Schwein

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Page 1: Disseminierte Mukor-Mykose — Absidia corymbifera — der Lymphknoten beim Schwein

mykosen 19 (4) 117-123 0 Grosse Verlag 1976

Eingegangen am 27. August 1374

Aus dem Staatlimen Veterinarinstitut in CeskC Budejovice (Direktor: Dr. S. CERVINKA) und aus dem Hygieneamt des Mittelb6hmischen Bezirks (Direktor: Dr. D. WOKDUNOVA)

in Prag, CSSR

Disseminierte M u kor-Mykose-A b s i d i a c o r y m b i f e r a- der Lymphknoten beim Schwein

J. V~TOVEC, P. VLAD~K und P. FRAGNER

Zusammenfassung

Es wird ein Fall von Mukor-Mykose bei einem 5 Monate alten Schwein, verursacht durch Absidia corymbifera, beschrieben. Makroskopisch handelte es sich um einen chroni- schen, jedoch ausgesprochen progredienten Prozei3, der ausschliei3lich im lympathischen Apparat des Verdauungstraktes, und hier vorwie end in den mesenterialen Lymphknoten,

ltular bedingte Nekrosen, be renzt durch von Blutgefai3en durchsetztem, fibros,ierendem Granulationsgewebe mit auffalligem Anteil eosinophiler Leukozyten und mehrkerniger Riesenzellen.

disseminiert war. Den mikroskopischen Befund l i arakterisierten weitreichende, eher vas-

Summary

The paper presents a case of mucormycosis caused by Absidia corymbifera in a five- months old hog. Gross findings demonstrated a chronic, yet markedly progressing process disseminated exclusively within the lymphatic apparatus of the digestive tract, mainly in mesenterial lymp nodes. Microsco ically there was an extensive necrosis, - presumably

nucleated giant cells and with conspicuous presence of eosinophdic granulocytes. of vascular origin -, delineate B by vascular, fibrotic granulation tissue with multi-

Literaturangaben iiber Mukor-Mykosen der Schweine sind im allgemeinen selten. Bei dieser Tiergattung kommen Mukor-Mykosen relativ haufig im Verdauungsapparat, vor- wiegend im Magen, im Diinn- und Dickdarm vor, wo sie sich in der Regel nach Art soli- tarer oder zahlreicher Ulzerationen prasentieren (TSCHERNIAK 1934, WALKIEWICZ 1934 - zit. AINSWORTH & AUSTWICK 1959; CHRISTIANSEN 1929; KRETZSCHMAR 1954; GJTTER et al. 1959; KONIG et al. 1967; SCHIEFER 1967). Aus dem Primarherd im Darm kommt es in der Regel zur Dissemhierung sekundarer mykotischer Herde in die regionaren mesen- terialen Lymphknoten, weniger oft in die Lunge, die Leber und die Nieren (CHRISTIANSEN 1929). Zu solchen Fallen postprimarer Dissemination gehoren wahrscheinlich die Beschrei- bungen mukormykotischer Lasionen in der Leber (HOOGLAND 1932 - zit. AINSWORTH & AUSTWICK 1959, FRAGNER et al. 1972). Es werden auch isolierte Mukor-Mykosefalle in den mesenteriellen, submandibularen, inguinalen und gegebenenfalls in Unterk,iefer- und subaurikularen Speicheldriisen-Lymphknoten beschrieben (VINK 1941 - zit. AINSWORTH

Befunde anderer morphologischer Formen sind bei Schweinen selten. Zu solchen Fallen gehoren die Lungen-Mukor-Mykose des Schweines mit morphologischer Manifestation in den Lungen, den zervikalen und bronchialen Lymphknoten, iiber die DAVIS et al. (1955) referierten.

& AUSTWICK 1959, CHRISTrANSEN 1929).

Sddiisselwiirter : Disseminierte Mukor-Mykose, Absidia corymbifera, Schwein, Granulationsgewebe.

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Abb. 1: Teil des Krankheitsher- des der Submandibularge end. Der Herd ist dvrch eine fi%rose Kapsel begrenzt und teilweise von einer sequestrierten nekrotischen Masse ausgefiillt.

Bei Schweinen ist eine Reihe von Fallen kulturell nachgewiesen worden. Dies gilt namentlich fur 9 Falle, welche CHRISTIANSEN (1929) morphologisch beschrieben und NIELSEN (1929) kulturell bestatigt und bestimmt hat; in acht Fallen erzeugte Absidiu ramosu eine mykotische Erkrankung, in einem Falle Rhizopus cohnii. GITTER et al. (1959) isolierten aus einer Massenerkrankung eines Ferkelwurfes mit gastroinstestinaler Mukor- Mykose Rhizopus rnikrosporus. FRAGNER et al. (1972) isolierten aus vielgestaltigen myko- tischen Leberlasionen Rhizopus cohnii. VINK (1941 - zit. AINSWORTH & AUSTWICK 1959) zuchtete aus Lymphknotenveranderungen Absidia corymbiferu. In anderen Fallen ist lediglich aufgrund morphologischer Kriterien auf eine Mukor-Mykose geschlossen worden.

Fallbeshreibung

Den Gegenstand unserer Beschreibung bildet der Befund bei einem 5 Monate alten, not- geschlachteten Schwein - Gewicht 70 kg - eines privaten Besitzers. Das Schwein wurde vorwiegend mit Schrot und Kartoffeln gefuttert und zkgte bis Ende des vierten Monats keine klinischen Anzeichen einer Erkrankung. Ungefahr einen Monat vor der Notschlach- tung begann es, feste Futterkomponenten abzulehnen. Eine Woche vor der Notschlachtung zeigte sich in der submandibularen Gegend eine Geschwulst, die sich rapide vornehmlich in die anliegenden Partien der Halsgegend vergroflerte. Der Herd war auf Betasten hin nicht schmerzhafl, war kalt und konfluent. B k der Sdrlachtung erreichte dieser patholo- gische Herd die AusmaBe von 40 x 40 cm.

Makroskopischer Befund

Auf der Schnittflache der submandibularen und der oberen Halsgegend hatte der Herd das Aussehen eines Abszesses und war von einer breiten fibrosen Kapsel umgeben. Er erreichte die AusmaBe von 25 X 25 X 25 cm. Der Abszei3 war in den zentralen Partien mit einer mehligen, eiterahnlichen, schmutzig graubraunen bis bmunrot gefarbten Masse angefiillt (Abb. I). Die Wande der Zerfallshohle bededcten brEckelige, manchmal teilweise sequestierte Reste nekrotischer Massen von schmutzig graubrauner bis rosaroter Farbung. An der Innenflache der fibrijsen Knpsel war in den nekrotischen Massen ein zusammen- hangender hamorrhagischer Saum.

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Abb. 2: Pathologisch veranderter mesenterialer Lymphknoten mir anliegendem Didcdarmabschnitt. An der Smleirnhaut des Dick- darms Reste eines geschwollenen Peyerschen Plaques.

Ein betrachtlicher Teil der den Dunn- und Dickdarm drainjierenden Mesenteriallymph- knoten war um ein Mehrfaches vergrodert und erreichte die Grode von 10 x 6 x 6 cni. Stellenweise verschmolzen die Lymphknotengruppen zu Konglomeraten. Einige dieser machtig vergroderten Lymphknoten waren im Schnitt fibros abgekapselt. I m Inneren der fibros abgekapselten Herde war die nekrotische Masse von auffallend trockenem Aussehen, mit angedeuteter konzentrischer Schichtung und peripherer Durchblutung der Umgebung (Abb. 2). Sie war von graugelber oder rosaroter Farbe. In den zentralen Partien waren die nekrotischen Massen oft in verschiedenem Ausmade verflussigt. Andere pathologisch ver- anderte Lymphknoten hatten eine schmale oder nur eine angedeutete fibrose Kapsel. An daie so veranderten Lymphknoten grenzten makroskopisch unveranderte oder nur mai3ig vergroderte Lymphknoten, in denen sich kleine durchblutete Herde von schmutzig gelber Farbe mit den Anzeichen einer peripheren fibrosen Begrenzung befanden.

Auf der Schleimhaut des ansonsten unveranderten Diinn- und besonders des Didrdarmes war eine Aussaat winziger Knotchen, manchmal rnit eingezogenem Zentrum, flach iiber die Schleimhautoberflache vorgewolbt. Die Knotchen erreichten im Durchmesser die Groi3e von 0,2 x O,2 x 0,2 cm. In anderen Organen haben wir mit dieser Infektion zusamnien- hangende pathologische Veranderungen nicht nachgewiesen.

Histologie

Der histologische Befund war im chronisch pathologischen Prozei3 der Lymphknoten im allgemeinen uniform. Im Vordergrund des Befundes standen ausgedehnt verschmelzende Herde, stellenweise durchblutete Koagulationsnekrosen, umsaumt von Granulationsge- webe. In groderen Lasionen verfielen sie zum Zentrum hin der eitrigen Kolliquation. In dem betrachtlich vaskularisierten Granulationsgewebe dominierten zahlreiche, vorwiegend in Klumpen gelagerte Eosinophile und Riesenzellen, mehrkernige Elemente des Frenid- korperzelltyps oder des Langhansschen Zelltyps (Abb. 3). Neben diesen dominanten Zell- komponenten waren im Granulat,ionsgewebe Histiozyten, bisweilen epitheloid transfor- mierte Lymphozyten, neutrophile Leukozyten, Plasmazellen und Fibroblasten vertreten. In den auderen Partien der pathologischen Herde verwandelte si& das Granulationsge- webe allmahlich zu reifem Bindegewebe, dessen Bundel parallel mit der Oberflache ver- liefen. An den Obergangsstellen zum produktiven Granulationsgewebe waren besonders

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Abb. 3: Granulationsgewebe rnit vielen rnehr- kernigen Riesenzellen und in Klurnpen ge- lagerten Eosinophilen (Haematoxylin-Eosin; 300rnal).

zahlreich neugebildete Kapillaren und Blutextravasate. Ferner befanden sich an der Peri- pher'ie thrombosierte Blutgef a8e rneist von grol3erem Kaliber mit anschlief3ender Nekrose von ischamisch-koagulativem Geprage, peripher stellenweise begrenzt nur durch eine von Eosinophilen und Neutrophilen angedeutete Dernarkationszone.

In frischen Lymphknotenveranderungen war das junge gefai3reiche Granulationsgewebe von identischern Aussehen und durchsetzt von Nekrosen. Das Granulationsgewebe proli- ferierte laufend in die erweiterten Raume des lymphatkchen Restgewebes. In den Darrnen, vorwiegend im Dickdarm, waren die Peyerschen Plaques auffallend geschwollen und zeig- ten Merkmale einer Aktivierung gerrninativer Zentren. Die Darmzotten uber den ge- schwollenen lympathischen Follikeln waren 06 verkurzt und atrophiert. In manchen Peyerschen Plaques war das aktivierte lyrnphaische Gewebe mit einer auffallenden Ver- rnehrung der Retikulum-Faden durchsetzt sowie von entzundlichem Exsudat, das vor- nehmlich von Eosinophilen und einzelnen rnehrkernigen Riesenzellen gebildet wurde. Im gesamten Bereich der entzundlichen Infiltrate waren Pilzfaden vorhanden. Zahlreiche Faden der Pilzmikrokolonien waren in den nekrotischen Partien der Lymphknotenveran- derungen, in den thrornbosierten Blutgefaaen sowie irn Plasma mehrkerniger Riesenzellen an der Peripherie der Nekrosen gelagert (Abb. 4 ) . Die Hyphen waren in der Regel relativ breit, verschiedenartig gebogen und eingeschniirt, nicht selten sogar bizarr geformt (Abb. 5) . Sie farbten sich gut nach Grocott, jedoch stellten sich sddecht in Haematoxylin-Eosin dar.

Mykologie

Mikroskopischer Befund im Gewebe: In den hlistologischen Praparaten fanden sich 4-8,5 p d i k e Hyphen, die sich stellenweise bis auf 10 p erweiterten. Diese waren iiber- wiegend unseptiert, deformiert, haufig verzweigt, mit zahlreichen, lateralen Knospen.

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Preisausscheiben Die am 9.6.1965 vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen in Diisseldorf genehmigte

Anna-Monika-Stiftung zur Erforschung der korperlichen Grundlagen und Funktionsstorungen der endogenen Depressionen setzt folgende Preise aus:

1. Preis 10.000,- US Dollar 2. Preis 5.000,- US Dollar 3. Preis 2.500,- US Dollar

Gedacht ist vorwiegend an Arbeiten, die biochemischen, histologischen, neurophysiologischen, psychopharmakologischen, psychiatrischen und psychosomatischen Charakter haben. Die Arbeiten sollen in enger Verbindung mit einer psychiatrischen Fachklinik bzw. einem Universitits- oder einem gleichwertigen wissenschaftlichen Institut entstehen. Sie sollen neue Erkenntnisse enthalten, die geeignet sind, therapeutische Verfahren zu fordern und neue Wege zu eroffnen. Diese Arbeiten konnen in deutscher, franzosischer oder englischer Sprache abgefaI3t sein und mussen dem Chairman der Kommission, Herrn Professor Dr. P. Kielholz - Basel -, eingereicht werden. Neben unveroffent- lichten Arbeiten konnen auch solche eingereicht werden, die innerhalb der letzten zwei Jahre vor dem Einreichungstermin in einer deutschen oder internationalen Fachzeitschrift erschienen sind. EinsendeschluJ zur Ubelpiuifung der Arbeiten durrh die Kommission ist der 30. September 1976. Einreichung von mindestens 4 Exemplaren zwecks Beschleunigung des Prufungsverfahrens unter Beilegung einer kurzen Zusammenfassung aller Arbeiten ist erforderlich. Die Preiszuteilung egolgt am 30. Juni 1977. Die Kommission kann, falls ausreichende Arbeiten nicht vorliegen, auf eine Preis- verteilung verzichten. Die Preiszuteilung und deren Hohe richtet sich nach dem Wert der Arbeit. Jeder der drei Preise kann nach Anhorung der Kommission aufgeteilt werden.

Die als Preisrichterkollegium fungierende Kommission besteht aus:

Chairman: Prof. Dr. P. Kielholz, Direktor der Psychiatrischen Universitiitsklinik Basel, CH 4056 BASEL/ SCHWEIZ, Wilhelm-Klein-Str. 27

Mitglieder: Prof. Dr. Karl Bernhard, Physiologisch-Chemisches lnstitut der Universitiit Basel

Prof. Dr. Otto Creutzfeldt, Direktor am Max-Planck-Institut fur biophysikalische Chemie, Gottingen

Prof. Dr. H.J. Dengler, Direktor der Medizinischen Universitiitsklinik Bonn-Venusberg

Prof. Dr. Fritz A. Freyhan, F.A.P.A. Washington, D.C. 20009

Prof. Dr. K. Heinrich, Direktor der Psychiatrischen Universititsklinik Diisseldorf

Prof. Dr. H. Hippius, Direktor der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik Munchen

Prof. Dr. H. Jatzkewitz, Direktor am Max-Planck-lnstitut fur Psychiatrie, Neurochemische Abteilung, Miinchen

Prof. Dr. D. Palm, geschlftsf. Direktor des Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-Universitit, Zentrum der Pharmakologie, Frankfurt am Main

Prof. Pierre Pichot, Charie de Psychologie Medicale, Centre Psychiatrique Sainte-Anne, Paris

Prof. Dr. Dr. Wilhelm Stoffel, Direktor des lnstituts fur Physiologische Chemie, Koln

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Disserninierte Mukor-Mykose - Absidia coryrnbifera - der Lymphknoten beirn Schwein 121

Abb. 4: Pilzfaden irn Plasma von Riesenzellen, der rnehrkernigen Elernente des Frerndkorper- zell-Typus (Grocott; 735rnal).

Makroskopisches Aussehen der Kulturen: Auf dem schragen Sabouraud-Glukose-Agar- flachen mit Aneurin-Zusatz, Bebrutungstemperatur 7' C, wurde die ganze Agaroberflache binnen 24 Stunden mit einem hellweiden Flaum bedeckt; nach 48 Stunden fullte das Lufl- myzel den ganzen Rauminhalt des Reagenzglases aus. Der obere Teil des Myzels begann sich grau zu farben. Die untere Seite war weidlich cremefarben, der Boden blieb ungefarbt.

Mikromorphologie der Kulturen: In den Nativpraparaten wurden birnenformige Sporangien (20-80 p, am haufigsten um 50 p) auf verzweigten Sporangiophoren (um 4 11. im Diameter) gefunden. Die b lumel len waren oval (8-18 x 13-45 p, am haufigsten 10-15 x 17-20 p), mehrere mit deutlichem Kragen, oft mit einem oder mehreren Aus- wuchsen an der Spitze. Die Grode der Sporangiosporen war unterschiedlich (2,7-4 x 3-7,8 p, am haufigsten 3-4 x 3-5,s p); sie waren kugelig, verschiedenartig unregel- madig, auch madig kantig bis oval.

Diskussion

Unser Fall von Mukor-Mykose des Schweines, verursacht durch Absidia corymbifera, stellte einen ausschliedlich lokal progredienten Lymphknotenprozed mit prolongiertem Verlauf dar und war disseminiert lediglich in den Lymphknotengruppen, die den oralen Teil des Verdauungstraktes, den Dunn- und Dickdarm sowie das lymphadenoide Gewebe in der Darmwand, drainieren. Makroskopisch war der Prozed durch eine mehrfache Ver- groderung der mit Koagulationsnekrosen von trockenem Aussehen durchsetzten Lymph-

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Abb. 5 : Relariv breite, verschiedenartig ver- zweigte Pilzhyphe von Absidia corymbifera (Grocott; 1630mal).

knoten gekennzeichnet und hatte die Tendenz zu zentraler eitriger Kolliquation der nekrotischen Massen, besonders ausgepragt irn pathologishen Herd der Subrnandibular- gegend. Dieser Herd zeichnete sich durch progressives Wachsturn - innerhalb einer Woche erreichte er monstrose Ausrnage -, bei gleichzeitigem Fehlen einer lokalen, akut entziind- lichen Reaktion aus. Hierdurch hatte er eher den Charakter eines sogenannten kalten Abszesses.

Mikroskopisch handelte es sich urn ausgedehnte Nekrosen, umsaumt von blutgefafi- reichern Granulationsgewebe rnit einern reichlichen Anteil an Eosinophilen und rnehrkerni- gen Riesenzellen und auffalliger Tendenz zur Fibrose. Die Nekrosen waren eher vaskulzr bedingt, hatten insbesondere an der Peripherie der pathologischen Herde das Geprsge ischarnisch koagulativer Lasionen, off ensichtlich infolge lokaler Zirkulationsstorungen nach Verstopfung der Blutgefage durch eine hornogene, von reichlich Pilzrnyzel durchsetzten Masse.

Die Affinlitat der Mukor-Mykoseerreger zu Blutgefaflen ist beirn Menschen bekannt (STRAATSMA et al. 1962; SYMMERS 1962; EMMONS et a]. 1970). Sie wird auch bei Schweinen beschrieben (KONIG et al. 1967; FRAGNER et a]. 1972).

Dern Alter des befallenen Tieres, der Tendenz zur Chronizitat des Prozesses, dem trok- kenern Aussehen der Massen rnit einer peripheren harnorrhagischen Zone und dern granulo- rnatosen Charakter der rnikroskopischen Veranderungen gernafi entsprach unser Fall den Beschreibungen, die bei Schweinen bereits friiher, narnentlich von CHRISTIANSEN (1929) und KRETZSCHMAR (1954), veroffentlicht wurden.

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Vom Gesichtspunkt der komparativen Morphologie weichen anscheinend viszerale Mukor-Mykosen bei Schweinen in manchen Aspekten wesentlich von den menschkhen Mukor-Mykosen ab. Die Unterschiede bestehen hauptsachlich in der Lokalisation, im Alter des Prozesses und im Charakter der morphologischen Veranderungen. Beim Menschen kommen durchweg akute, vor allem kraniale Formen vor, mikroskopisch mit typischer polymorphzellularer, leukozytarer Exsudation in ausgedehnten, ausschliei3lich ,ischami- schen Nekrosen (STRAATSMA et al. 1962; EYMONS et al. 1970). Demgegenuber findet man bei Schweinen vor allem chronische Mukor-Mykosen des gastrointestinalen Traktes und der regionaren Lymphknoten mit granulomatoser entziindlicher Reaktion, fur die die reichhaltige Beimengung eosinophiler und mehrkerniger Fremdkorperriesenzellen oder Langhansscher Zellen harakteristisch ist. CHRISTIANSEN (1929) vermutet, dai3 die Ein- trittpforte der mykotischen Infektion eines Groi3teiles der viszeralen Mukor-Mykosen bei Schweinen die Peyerschen Plaques des Darms bilden. Fur diese Vermutung sprach a u k unser Fall. Wir selbst bemerkten bei Fehlen jeglicher anderer Veranderungen an der Darm- schleimhaut eine allgemeine Schwe1,lung dieser lympathischen Knotchen in der Darmwand mit Aktivierung der reaktiven Zentren und des iibrigen Retikulunis. In manchen so ver- anderten Peyerschen Plaques fanden wir entziindliche Infiltrate mit einem Oberwiegen der Eosinophilen und mit einer Beimengung einzelner Fremdkorperriesenzellen, in denen zahlreiche Pilzfaden gelagert waren.

Die Isolierung von A. corymbifera ist wahrscheinlich bisher bei Mukor-Mykosen der Schweine eine Seltenheit. Aus dem Schrifltum geht hervor, dai3 lediglich VINK (1941 - zit. AINSWORTH & AUSTWICK 1959) aus einer Lymphknoten-Mukor-Mykose des Schweines A . corymbifera isoliert hat. In diesem Falle ware unser Befund die zweite Mitteilung einer Mukor-Mykose der Schweine durch A . corymbifera.

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274-276.

Anschr. d. Verff.: Dr. J. V~TOVEC, Staatliches Veterinarinstitut, Ti.. Obr. miru 79,371 39 C. Bud& jovice, Tschechoslowakei.

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