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Beltz Juventa | Zeitschrift für Theoretische Soziologie 1/2016 Inhaltsverzeichnis Die Redaktion Editorial ....................................................................................................................................... 3 Doppelte Kontingenz Andreas Tutić Doppelte Kontingenz ................................................................................................................. 6 Forum: Grundriss einer integrativen Theorie der Gesellschaft II Nicole Burzan ›Haare in der Suppe‹ einer integrativen Gesellschaftstheorie ............................................ 25 Christoph Deutschmann Kommentar zu Uwe Schimank: Grundriss einer integrativen Theorie der modernen Gesellschaft ................................................................ 32 Jörg Rössel Theorie der modernen Gesellschaft oder theoretisch fundierte Makrosoziologie? ............................................................................... 41 Jan Sparsam Primat der funktionalen Differenzierung oder Primat der Ökonomie? .......................... 52 Anja Weiß Diskussionsbeitrag zu Uwe Schimank: Grundriss einer integrativen Theorie der modernen Gesellschaft ................................................................ 60 Uwe Schimank Replik ......................................................................................................................................... 66 ZTS_1_2016.indd 1 01.08.2016 12:08:18

Doppelte Kontingenz Forum: Grundriss einer integrativen ... · Beltz Juventa Zeitschrift für Theoretische Soziologie 1/2016 3 Editorial Reduktion und Integration von Theorienvielfalt

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Inhaltsverzeichnis 1

Beltz Juventa | Zeitschrift für Theoretische Soziologie 1/2016

Inhaltsverzeichnis

Die RedaktionEditorial ....................................................................................................................................... 3

Doppelte Kontingenz

Andreas TutićDoppelte Kontingenz ................................................................................................................. 6

Forum: Grundriss einer integrativen Theorie der Gesellschaft II

Nicole Burzan›Haare in der Suppe‹ einer integrativen Gesellschaftstheorie ............................................ 25

Christoph DeutschmannKommentar zu Uwe Schimank: Grundriss einer integrativen Theorie der modernen Gesellschaft ................................................................ 32

Jörg RösselTheorie der modernen Gesellschaft oder theoretisch fundierte Makrosoziologie? ............................................................................... 41

Jan SparsamPrimat der funktionalen Differenzierung oder Primat der Ökonomie? .......................... 52

Anja WeißDiskussionsbeitrag zu Uwe Schimank: Grundriss einer integrativen Theorie der modernen Gesellschaft ................................................................ 60

Uwe SchimankReplik ......................................................................................................................................... 66

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2 Inhaltsverzeichnis

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Forum: Reduktiver Individualismus

Gregor BongaertsReduziert sein – zur Kritik des reduktiven Individualismus ............................................. 90

Rainer SchützeichelWelcher Individualismus? Welche Reduktion? .................................................................. 101

Jens GreveReplik zu Gregor Bongaerts und Rainer Schützeichel ...................................................... 115

Rezension

Christoph ValentinThomas Kirchhoff (Hg.): Konkurrenz. Historische, strukturelle und normative PerspektivenRalph Jessen (Hg.): Konkurrenz in der Geschichte. Praktiken – Werte – Institutionalisierungen ...................................................................... 138

Tagungsbericht

Fabian AnickerJenseits des Kapitalismus – ein Workshop über Zukunft im Zeichen der Krise ........... 142

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Editorial

Reduktion und Integration von Theorienvielfalt

Es gehört zum rituellen Standardrepertoire der Soziologie, die überbordende Vielfalt der Theorielandschaft und die quasi-babylonische Sprachverwirrung, die mit der Zersplitte-rung der Fachdiskurse in diverse Sonderströmungen und Spezialforen einhergeht, zu be-klagen. Man sollte daher erwarten, dass Versuche, die Theorievielfalt auf gemeinsame Grundlagen zurückzuführen und Surplus-Komplexität zu reduzieren, auf breite Zustim-mung im Fach hoffen könnten. Das ist nicht der Fall: Reduktionismus ist häufig keine Be-schreibung für ein Erklärungsprogramm, sondern ersetzt als Invektiv bereits die Kritik an Positionen, auf die man nicht genauer eingehen zu müssen glaubt. Demgegenüber kann die Theorie-Integration zwar die konnotativen Früchte politischer »Euphemisie-rungsarbeit« (Bourdieu) einstreichen, muss aber spätestens an diesem Zeitpunkt damit rechnen, als leitkulturelle Assimilationszumutung bekämpft zu werden, wenn der je ei-gene Ansatz sich zur Integration aufgefordert sieht.

Man kann vermuten, dass fachliche Distinktionslogiken tendenziell dazu führen, ge-teilte Grundlagen und Potenziale für theoretischen Konsens zu verdecken. Es gilt daher die sachliche Adäquatheit von Versuchen der Integration oder Reduktion von Theorien-vielfalt, aber auch die Berechtigung der Einwände gegen solche Programme, besonderes aufmerksam zu prüfen. Die aktuelle Ausgabe der ZTS bietet eine Übersicht über die Rechtfertigkbarkeit einer integrativen Gesellschaftstheorie (Uwe Schimank) und die Haltbarkeit einer reduktiv-individualistischen Position in der Sozialtheorie (Jens Greve).

Uwe Schimank reagiert im zweiten Teil der Diskussion (vgl. ZTS 2/2015) auf ganze zehn Kommentare zu seinem Grundriss einer integrativen Gesellschaftstheorie, von de-nen sich die Hälfte im aktuellen Heft findet. Jörg Rössel bezweifelt sowohl die Notwendig-keit als auch die Kohärenz der integrativen Gesellschaftstheorie und skizziert die Alter-native einer mikrosoziologisch fundierten Makrosoziologie mit klar eingegrenzten Er-klärungsphänomenen. Nicole Burzan stellt kritische Anfragen besonders an die Begründbarkeit der Hierarchie und Art der Verknüpfung von Differenzierungs- und Un-gleichheitstheorie sowie von Differenzierungstheorie und Kapitalismus. Auch Christoph Deutschmann bezieht sich auf die differenzierungstheoretischen Grundprämissen und liefert teils kritische, teils konstruktive Anmerkungen zu der Frage, wie die Vorrangstel-lung der Geldwirtschaft in der Differenzierungstheorie deutlicher gefasst werden kann. Auch Jan Sparsam vermutet, dass Schimanks Theorieentwurf besser gedient wäre, wenn die kapitalistische Wirtschaft nicht nur als dominantes Teilsystem, sondern als analyti-scher Ausgangspunkt für die Gesellschaftstheorie insgesamt angesetzt würde. Anja Weiß bemängelt eine zu geringe Berücksichtigung sozialer Herrschaftsverhältnisse und macht einen eigenen Vorschlag, wie funktionale Differenzierung und herrschaftsförmige Re-

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gime im Rahmen einer integrativen Gesellschaftstheorie vermittelt werden könnten. In seiner umfassenden Replik moniert Schimank eine Fokussierung der Diskussion auf »Vorfragen« zur Berechtigung und Fundierung der Theorie, auf die er mit einer Klarstel-lung seines Verständnisses von Gesellschaftstheorie reagiert. Gesellschaftstheoretisch diskutiert Schimank vor allem Einwände zum Verhältnis der verschiedenen Teiltheorien und verteidigt die These einer Asymmetrie der funktionalen Differenzierung zugunsten des Kapitalismus.

Eine Alternative zur Integration von Theorienvielfalt ist die Entscheidung theoreti-scher Kontroversen zugunsten einer der Positionen. Jens Greve strebt mit dem an eine Formulierung von Max Weber anknüpfenden Programm des »Reduktiven Individualis-mus« die Reduktion des Gegenstandsbereichs der Soziologie auf Eigenschaften von Indi-viduen an. Dafür mobilisiert er neuere Argumente aus der Philosophie des Geistes und der Diskussion um Emergenz. Dieses Programm wird von Rainer Schützeichel und Gre-gor Bongaerts kritisch gewürdigt. Schützeichel kritisiert Ambiguitäten in Grundpro-gramm und Zielen des reduktiven Individualismus. Es sei weder klar, was mit ›individu-ell‹, noch, was mit ›Reduktion‹ genau gemeint sei. Greve springe zwischen sich wechsel-seitig ausschließenden Referenzebenen der Reduktion (ontologisch, kausal, konstitutionslogisch) und verdecke so die Inadäquatheiten seiner »atomistischen Posi-tion«, die ihm den Weg zu einer adäquaten Beschreibung sozialer und individueller Ei-genschaften verstelle.

Auch Gregor Bongaerts greift in seiner Kritik zentrale Prämissen des Reduktiven In-dividualismus an: Durch das Ausblenden der Frage nach der Zurechnungsfähigkeit von Akteuren sei der Begriff des Individuums entweder auf den voll handlungsfähigen Stan-dardakteur mit präexistenter Interessenstruktur verengt oder aber systematisch unbe-stimmt und daher soziologisch nicht gehaltvoll. Handlungstheoretisch komme man ohne einen Begriff objektiven Sinns nicht aus und könne auch nicht davon ausgehen, die kausal wirksame Urheberschaft von Sinngehalten eindeutig zuweisen zu können. Damit schlägt er in eine ähnliche Kerbe wie bereits Schützeichel – in Frage steht insbesondere die Fähigkeit des reduktiven Individualismus, die Reduzierbarkeit von sämtlichen Sinn-gehalten auf individuelle Eigenschaften zu zeigen.

In seiner Replik nimmt Jens Greve die Kritik zum Anlass, um das Verhältnis ontolo-gischer und epistemologischer Aussagen des Reduktiven Individualismus klarzustellen und die kritische Pointe seiner Position gegen solche Sozialtheorien herauszustreichen, die sowohl von einer eigenständigen Kausalität der Sozialebene als auch einer notwendi-gen Trägerschaft der Sozialität in Individuen ausgehen. Seine Replik schließt daher mit einer Serie von Rückfragen, die eine Umkehr der Beweislast nahelegen.

Reduktion in Aktion, auch wenn sie nicht als solche firmiert, lässt sich im Aufsatz ›Doppelte Kontingenz‹ von Andreas Tutić begutachten. Tutić fragt nach der Eigenstän-digkeit der spieltheoretischen Lösung des soziologischen Standardproblems doppelter Kontingenz und zeigt mit Mitteln der epistemischen Spieltheorie, dass in den Prämissen der Erklärung von Gleichgewichtsstrategien ähnliche Annahmen gemacht werden müs-sen, wie sie auch für die ›traditionelle‹ Lösung des Problems sozialer Ordnung bei Par-sons charakteristisch sind. Durch diese Dekonstruktion der Erklärungsfigur ›spontane

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Ordnung‹ wären die Antworten der Spieltheorie und des Strukturfunktionalismus auf die Frage nach der Überwindung doppelter Kontingenz nur prima facie Alternativen, die sich bei genauerer Prüfung auf die gemeinsam behauptete Notwendigkeit eines Kernbe-standes geteilter kultureller Schemata und sozialer Normen reduzieren ließen.

Fabian Anicker berichtet von der Tagung Jenseits des Kapitalismus an der Bergischen Universität Wuppertal, auf der u.a. Wolfgang Streeck, Claus Offe und Colin Crouch Ana-lysen zur Zukunft des Gegenwartskapitalismus vorlegten. Über zwei aktuelle Sammel-bände zum Thema Konkurrenz informiert die Doppelrezension von Christoph Valentin.

Zum Schluss möchte sich die Redaktion bei allen Autorinnen und Autoren, sowie den Gutachterinnen und Gutachtern für ihre Beteiligung an diesem Heft bedanken.

Fabian AnickerMünster, Mai 2016

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