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2 VDVmagazin 3/11 l Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen Feststellung vertikaler und horizontaler Ver- schiebungen der Leitungen mit einem Mes- spunktraster, das zudem die Ermittlung von Krümmungen erlaubt. Hierfür sollte im ers- ten Schritt für eine der Rohrleitungen aus dem Dükerpaket die aktuelle Lage im Raum ermittelt und in Form von Gauß-Krüger-Ko- ordinaten angegeben werden. 3 Messverfahren Die dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen ist eine komplexe messtech- nische Aufgabe. Die Höhenlage einer Lei- tung lässt sich hydrostatisch sicher und ein- fach bestimmen. Eine vergleichbar exakte Bestimmung der Richtung (links-rechts) ei- ner Rohrleitung ist dagegen problematisch, insbesondere bei kleinen Leitungsquer- schnitten (hier: DN 250). Für die gestellte Messaufgabe wurde eigens ein Inertialsys- tem adaptiert, das üblicherweise in der Na- vigation und bei der Messung von Verdre- hungen zum Einsatz kommt. Das Verfahren Setzungen an der Rethesohle führen. Die Ausbreitung der Setzungen und die daraus resultierenden Belastungen für das im Mini- mum nur rund 20 m entfernt liegende Rohr- auflager des Dükers wurden mathematisch modelliert. Wegen der kaum bekannten und vor Ort auch nur schwer bestimmbaren me- chanischen Eigenschaften der Leitung und insbesondere des Rohrauflagers war es je- doch nur bedingt möglich, die zu erwarten- den Schäden zuverlässig abzuschätzen. Der Auftraggeber AG wollte sich deshalb zusätz- lich durch ein Beweissicherungsverfahren absichern. Ziel der Beweissicherung war die Florian Kölsch und Sven Weißenborn Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen* 1 Einleitung In Hamburg-Wilhelmsburg soll die Rethe- hubbrücke (Baujahr 1934) durch den Neubau einer Klappbrücke ersetzt werden (Bild 1). Für die Baumaßnahme im südlichen Hafen- randgebiet sind umfangreiche Beweissiche- rungen der sich in der Nähe befindlichen Bauwerke notwendig. Insbesondere für ei- nen oberflächlich nicht zu verfolgenden Dü- ker unter der Rethe ist die vermessungs- technische Aufnahme der Rohrleitungen geboten, da die Baugruben zur Herstellung der Brückenwiderlager in einem Abstand von etwa 10 m parallel zum Dükerbauwerk hergestellt werden. Der Düker selbst besteht aus insgesamt acht Rohrleitungen mit un- terschiedlichen Durchmessern (Bild 2). Ei- gentümer des Dükers ist das Tanklogistik- unternehmen VOPAK Dupeg Terminal Hamburg GmbH. Die Leitungen werden ge- nutzt, um Treibstoffe und Mineralölprodukte von den Piers auf der Nordseite zu den La- gerbehältern auf den südlich der Rethe ge- legenen Betriebsflächen zu pumpen. Die Planer konnten im Vorfeld nicht voll- ständig ausschließen, dass im Zuge der Bautätigkeiten die fast 40 Jahre alten Rohre durch Setzungen und Horizontalverschie- bungen mechanischen Belastungen ausge- setzt werden, die zu Schäden führen. Eine Beschädigung der Leitungen könnte unmit- telbar zu Umweltschäden, in jedem Fall aber zu kostenträchtigen Betriebsein- schränkungen führen. Aus diesem Grund sollte die örtliche Lage des Dükers mess- technisch bestimmt werden, um einerseits die Rammarbeiten entsprechend schonend auszugestalten, andererseits eine Grund- lage für die Beweissicherung zu schaffen. Der Projektträger, die Hamburg Port Autho- rity (HPA), hatte deshalb die Dr. Kölsch Geo- und Umwelttechnik GmbH (Braun- schweig) mit einer ausführlichen Zustand- serfassung des Dükers beauftragt. 2 Zielsetzung Nach den durch die Ingenieurgesellschaft Dr. Veenker (Hannover) ausgeführten Vor- planungen zu den Gründungsarbeiten wurde davon ausgegangen, dass die Schwin- gungseinträge aus den Rammarbeiten zu Bild 1a und 1b (unten): Rethehubbrücke mit Dükereinlässen (gelbe Markierungen) * Nachdruck aus „ROHRLEITUNGEN – WAS WIRD SEIN IN DEN NÄCHSTEN 25 JAHREN“, IRO-Schrif- tenreihe, Band 35, erschienen im Vulkan Verlag GmbH, Essen. Der Tagungsband erschien zum 25. Oldenburger Rohrleitungsforum 2011, durchge- führt vom „Institut für Rohrleitungsbau an der Fach- hochschule Oldenburg e.V.“

Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen* · 2012. 2. 14. · Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen l VDVmagazin 3/11 3 sätzlich wird die Querneigung kontinuierlich

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  • 2 VDVmagazin 3/11 l Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen

    Feststellung vertikaler und horizontaler Ver-

    schiebungen der Leitungen mit einem Mes-

    spunktraster, das zudem die Ermittlung von

    Krümmungen erlaubt. Hierfür sollte im ers-

    ten Schritt für eine der Rohrleitungen aus

    dem Dükerpaket die aktuelle Lage im Raum

    ermittelt und in Form von Gauß-Krüger-Ko-

    ordinaten angegeben werden.

    3 MessverfahrenDie dreidimensionale Vermessung von

    Rohrleitungen ist eine komplexe messtech-

    nische Aufgabe. Die Höhenlage einer Lei-

    tung lässt sich hydrostatisch sicher und ein-

    fach bestimmen. Eine vergleichbar exakte

    Bestimmung der Richtung (links-rechts) ei-

    ner Rohrleitung ist dagegen problematisch,

    insbesondere bei kleinen Leitungsquer-

    schnitten (hier: DN 250). Für die gestellte

    Messaufgabe wurde eigens ein Inertialsys-

    tem adaptiert, das üblicherweise in der Na-

    vigation und bei der Messung von Verdre-

    hungen zum Einsatz kommt. Das Verfahren

    Setzungen an der Rethesohle führen. Die

    Ausbreitung der Setzungen und die daraus

    resultierenden Belastungen für das im Mini-

    mum nur rund 20 m entfernt liegende Rohr-

    auflager des Dükers wurden mathematisch

    modelliert. Wegen der kaum bekannten und

    vor Ort auch nur schwer bestimmbaren me-

    chanischen Eigenschaften der Leitung und

    insbesondere des Rohrauflagers war es je-

    doch nur bedingt möglich, die zu erwarten-

    den Schäden zuverlässig abzuschätzen. Der

    Auftraggeber AG wollte sich deshalb zusätz-

    lich durch ein Beweissicherungsverfahren

    absichern. Ziel der Beweissicherung war die

    Florian Kölsch und Sven Weißenborn

    Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen*

    1 EinleitungIn Hamburg-Wilhelmsburg soll die Rethe-

    hubbrücke (Baujahr 1934) durch den Neubau

    einer Klappbrücke ersetzt werden (Bild 1).

    Für die Baumaßnahme im südlichen Hafen-

    randgebiet sind umfangreiche Beweissiche-

    rungen der sich in der Nähe befindlichen

    Bauwerke notwendig. Insbesondere für ei-

    nen oberflächlich nicht zu verfolgenden Dü-

    ker unter der Rethe ist die vermessungs-

    technische Aufnahme der Rohrleitungen

    geboten, da die Baugruben zur Herstellung

    der Brückenwiderlager in einem Abstand

    von etwa 10 m parallel zum Dükerbauwerk

    hergestellt werden. Der Düker selbst besteht

    aus insgesamt acht Rohrleitungen mit un-

    terschiedlichen Durchmessern (Bild 2). Ei-

    gentümer des Dükers ist das Tanklogistik-

    unternehmen VOPAK Dupeg Terminal

    Hamburg GmbH. Die Leitungen werden ge-

    nutzt, um Treibstoffe und Mineralölprodukte

    von den Piers auf der Nordseite zu den La-

    gerbehältern auf den südlich der Rethe ge-

    legenen Betriebsflächen zu pumpen.

    Die Planer konnten im Vorfeld nicht voll-

    ständig ausschließen, dass im Zuge der

    Bautätigkeiten die fast 40 Jahre alten Rohre

    durch Setzungen und Horizontalverschie-

    bungen mechanischen Belastungen ausge-

    setzt werden, die zu Schäden führen. Eine

    Beschädigung der Leitungen könnte unmit-

    telbar zu Umweltschäden, in jedem Fall

    aber zu kostenträchtigen Betriebsein-

    schränkungen führen. Aus diesem Grund

    sollte die örtliche Lage des Dükers mess-

    technisch bestimmt werden, um einerseits

    die Rammarbeiten entsprechend schonend

    auszugestalten, andererseits eine Grund-

    lage für die Beweissicherung zu schaffen.

    Der Projektträger, die Hamburg Port Autho-

    rity (HPA), hatte deshalb die Dr. Kölsch

    Geo- und Umwelttechnik GmbH (Braun-

    schweig) mit einer ausführlichen Zustand-

    serfassung des Dükers beauftragt.

    2 ZielsetzungNach den durch die Ingenieurgesellschaft

    Dr. Veenker (Hannover) ausgeführten Vor-

    planungen zu den Gründungsarbeiten wurde

    davon ausgegangen, dass die Schwin-

    gungseinträge aus den Rammarbeiten zu

    Bild 1a und 1b (unten): Rethehubbrücke mit Dükereinlässen (gelbe Markierungen)

    * Nachdruck aus „ROHRLEITUNGEN – WAS WIRD SEIN IN DEN NÄCHSTEN 25 JAHREN“, IRO-Schrif-tenreihe, Band 35, erschienen im Vulkan Verlag GmbH, Essen. Der Tagungsband erschien zum 25. Oldenburger Rohrleitungsforum 2011, durchge-führt vom „Institut für Rohrleitungsbau an der Fach-hochschule Oldenburg e.V.“

  • 3Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen l VDVmagazin 3/11

    sätzlich wird die Querneigung kontinuierlich

    über einen Neigungssensor erfasst.

    Da es sich um einen einachsigen Kreisel

    (rechts-links) handelt, der in der zweiten

    Achse (auf-/abwärts) „blind“ ist, wird in

    Schrägstellung die Richtungsänderung

    nicht vollständig erkannt. Bis zu einer

    Schrägstellung von etwa 10° sind die Ab-

    weichungen gering, bei größeren Neigun-

    gen ergeben sich jedoch schnell signifi-

    kante Messfehler. Im Extremfall steht der

    Kreisel 90° quer geneigt und würde dann

    eine Kurve in rechts-links-Richtung gar

    nicht erfassen. Bei Verwendung eines zwei-

    achsigen Inertialsystems wie in der Pipe-

    line-Vermessung wären diese Probleme

    nicht aufgetreten, ein solcher Sensor ist je-

    doch für Querschnitte DN 250 und kleiner

    nicht verfügbar. Zudem handelt es sich im

    geodätischen Sinn um einen Polygonzug,

    so dass sich geringere Richtungsfehler be-

    trächtlich akkumulieren können, ohne dass

    die Möglichkeit einer Korrektur besteht (kein

    definierter Endpunkt oder Kontrollquer-

    schnitt vorhanden). Dieses grundlegende

    physikalische Problem lässt sich durch

    sorgfältiges Messen (Doppelmessung) ein-

    grenzen, jedoch nicht gänzlich beseitigen.

    4 DurchführungBei dem Düker handelt es sich um ein ver-

    senktes Leitungspaket bestehend aus acht

    Stahlrohren unterschiedlicher Durchmes-

    ser. Für die erste Vermessung wurde die so

    genannte Stickstoffleitung (Bild 5) ausge-

    erfolgt während des

    Herausziehens des

    Messkopfes im Ab-

    stand von 1 m. Bei

    der hydrostatischen

    Höhenvermessung

    handelt es sich um

    ein langjährig einge-

    setztes, präzises und

    robustes Messver-

    fahren.

    Die Richtung der Leitung an einem Mes-

    spunkt angegeben als Azimut wird über ei-

    nen faseroptischen Drehwinkelsensor (Krei-

    sel) ermittelt. Es handelt sich um einen

    μFORS-6 Sensor der Fa. Litev, der aus ei-

    nem Gerät zur Verdrehungsmessung frei

    drehbarer Inklinometer stammt und für die

    Anwendung angepasst wurde. Der Sensor

    wird ebenfalls von der Kameralafette in die

    Rohrleitung eingefahren (Bild 4). Er ist so an

    der Kamera montiert, dass er durch Nach-

    regeln in der Horizontalen gehalten werden

    kann. Dazu dient als optische Hilfe eine vor

    der TV-Linse platzierte Wasserwaage, zu-

    wurde am Rethedüker erstmalig eingesetzt.

    Aus der Pipelinevermessung sind Inertial-

    messverfahren gut bekannt, dort kommen

    in der Regel zweiachsige Verfahren (rechts-

    links, auf-ab) zum Einsatz. Ein Einsatz die-

    ser Verfahren war unter den Randbedingun-

    gen aus verschiedenen Gründen nicht

    möglich (zu kleiner Leitungsquerschnitt,

    kein Transportfluid, keine Kontrollquer-

    schnitte zur Fehlerkorrektur).

    Das Messprinzip des eingesetzten hy-

    drostatischen Höhenmessgerätes ist dem ei-

    ner Schlauchwaage ähnlich. In das zu ver-

    messende Rohr wird ein Messkopf

    geschoben, der eine Messleitung hinter sich

    herzieht. Der Vortrieb erfolgt mittels eines

    Hilfssystems, in diesem Fall einer selbst fah-

    renden Kameralafette. Die Messleitung be-

    steht aus mehreren elektrischen Adern, so-

    wie einem mit entgastem Wasser gefüllten,

    dünnen Polyamidschlauch. Der Wasser-

    schlauch ist einseitig mit einem Niveaugefäß

    und auf der anderen Seite mit dem elektro-

    nischen Messaufnehmer im Messkopf ver-

    bunden. Erfasst wird der hydrostatische

    Druck, der von der Flüssigkeit in dem Ni-

    veaugefäß über die Schlauchleitung auf den

    Messaufnehmer im Messkopf ausgeübt wird.

    Daraus lässt sich unter Berücksichtigung

    des spezifischen Gewichtes der Flüssigkeit

    der geodätische Höhenunterschied zwi-

    schen Messkopf und Niveaugefäß ermitteln.

    Änderungen des auf der Wassersäule wir-

    kenden atmosphärischen Druckes werden

    durch eine barometrische Druckmessung er-

    fasst und ggf. berücksichtigt. Die Messung

    Bild 2: Leitungspaket mit Dükereinlass (Südseite)

    Bild 3: Prinzip der hydrostatischen Höhenvermessung

    Bild 4: Inertialsensor auf Kameralafette

  • 4 VDVmagazin 3/11 l Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen

    Sensor in die gleiche Lageposition zu brin-

    gen, um die Drift einzelfallgenau zu bestim-

    men. Dies war unter den gegebenen Rand-

    bedingungen nicht möglich. Der mögliche

    Fehler aus einer einzelfallspezifischen Ab-

    weichung bei der Drift ist allerdings gering,

    da er sich erst mit zunehmender Zeitdauer

    stärker bemerkbar macht.

    Winkelverlust durch Querneigung des ●●Sensors

    Ein spezifisches Problem stellt die Quernei-

    gung des Sensors während einer Rich-

    tungsänderung dar. Sobald der Sensor eine

    Querneigung aufweist, wird nicht mehr die

    volle Richtungsänderung erfasst, sondern

    nur noch der trigonometrische Anteil. Bis zu

    einer Querneigung von rund 10° ist der Feh-

    ler vernachlässigbar. Im Extremfall (Sensor

    ist um 90° geneigt) wird eine Richtungsän-

    derung gar nicht mehr erfasst, der Sensor

    wird quasi „blind“ in der rechts-links-Ebene.

    Während der Befahrung gelang es dem

    Fahrwagenbediener mittels einer vor der

    Linse auf dem Sensor angebrachten Libelle

    recht gut, den Sensor in der Waage zu hal-

    ten. Gleichzeitig wurde die Querneigung

    rechts, anschließend liegt der Azimut kon-

    stant bei etwa 9°.

    Die Messwerte wurden in den von HPA

    übergebenen CAD-Bestandslageplan ein-

    gepflegt. Die CAD-Darstellung erlaubt am

    Rechner Betrachtungen des Leitungsver-

    laufes aus verschiedenen Blickwinkeln.

    6 MessunsicherheitenDie hydrostatische Höhenvermessung er-

    reicht unter den gegebenen Randbedingun-

    gen eine Messunsicherheit von etwa ±2 cm.

    Es gab keine Hinweise auf außergewöhnli-

    che, unsystematische Messfehler. Die Rich-

    tungsmessung mit dem Drehwinkelsensor

    erwies sich insgesamt als erfolgreich, die

    ermittelten Ergebnisse erscheinen absolut

    plausibel. Nichtsdestoweniger müssen bei

    diesem erstmalig eingesetzten Messverfah-

    ren mögliche Messunsicherheiten umfas-

    send diskutiert und dargestellt werden.

    Drift●●Die systemimmanente Drift des Sensors

    konnte im Vorfeld mit hoher Zuverlässigkeit

    bestimmt werden. Allerdings empfiehlt der

    Hersteller, zu Messbeginn und -ende den

    wählt. Die Leitung war bis dahin ausschließ-

    lich mit Stickstoff beschickt worden, der als

    Treibgas für Molche in den anderen Produk-

    tenleitungen dient. Es handelt sich um ein

    Stahlrohr 267 x 6,3 mit einem Innendurch-

    messer von 254,4 mm. Bei den Arbeiten

    stellte sich heraus, dass ein Teil der Haltung

    durch ein bei einer früheren Kamerainspek-

    tion abgerissenes, verloren gegangenes Ka-

    merakabel blockiert war (Bild 6). Die freie

    Haltungsstrecke konnte von Süden aus auf

    einer Länge von rund 120 m mit allen Sen-

    soren befahren werden. Die Messungen

    wurden im September 2008 durchgeführt.

    Im Oktober 2010 wurde im Zuge der ersten

    Baumaßnahmen eine weitere Leitung ver-

    messen. Diese Haltung konnte mit besse-

    rem Erfolg nahezu auf der ganzen Länge

    (225 m) befahren werden. Die Auswertung

    ist noch nicht abgeschlossen.

    5 MessergebnisDie hydrostatische Höhenvermessung

    konnte ohne Probleme durchgeführt wer-

    den. Der Leitungsverlauf ist sehr gleichmä-

    ßig und weist keine Knicke oder ähnliche lo-

    kale Abweichungen auf. Auf der Südseite

    konnte eine Länge von 118 m vermessen

    werden. Die Leitung verläuft im Uferbereich

    nahezu horizontal, bevor sie dann unter un-

    terschiedlichen Gefällen auf die Endtiefe von

    -17,15 m NN unter dem Fluss hinuntergeht.

    Im Sohlbereich nimmt die Tiefe noch leicht

    zu und liegt bei Befahrungsende bei einem

    Höhenwert von minus 17,42 m NN (Bild 7).

    Während für die Anbindung der Höhen-

    vermessung ein Festpunkt ausreicht, muss

    die Lagemessung, genauer gesagt die Win-

    kelmessung, auf einer Achse beginnen, für

    deren Festlegung die Koordinaten von min-

    destens zwei Festpunkten erforderlich sind,

    außerdem müssen die Gauß-Krüger-Koordi-

    naten des Startpunktes bekannt sein. Bild 8

    zeigt den Rohranfang mit den geodätischen

    Punkten für die Anfangsrichtung. Die Start-

    richtung des Fahrwagens mit dem Lagesen-

    sor wurde zu -103,136° bestimmt.

    Aus dem gemessenen Azimut und der

    aus der hydrostatischen Höhenvermessung

    bestimmten Horizontalentfernung wurden

    ausgehend von den Koordinaten des Start-

    punktes die Gauß-Krüger-Koordinaten für

    jeden Messpunkt im Abstand von 1 m er-

    rechnet. Die Lage der Messpunkte in ebe-

    ner Projektion (Draufsicht) kann Bild 9 ent-

    nommen werden. Die Leitung macht im

    Uferbereich annähernd eine 90°-Kurve nach

    Bild 5: Stickstoffleitung Bild 6: Hindernis bei der Befahrung

    Bild 7: Höhenprofil der Stickstoffleitung

  • 5Dreidimensionale Vermessung von Rohrleitungen l VDVmagazin 3/11

    gehörigen Wiederholungsmessungen noch

    nicht vorliegen. Die erfolgreicher verlaufene

    zweite Messung in einer weiteren Leitung

    des Dükerpaketes ist ausgewertet, liegt je-

    doch zur Publikation nicht vor. Vorläufig

    bleibt festzustellen, dass mit der Kombina-

    tion aus hydrostatischer Höhenvermessung

    und einachsiger Inertialmessung eine Lage-

    messung in Rohrleitungen ab DN 250 mög-

    lich ist. Vermessungsarbeiten und Auswer-

    tung sind jedoch mit erheblichem Aufwand

    verbunden und lohnen derzeit wohl nur bei

    besonders sensiblen Randbedingungen.

    AutorenDr.-Ing. Florian KölschDr. Kölsch Geo- und Umwelttechnik GmbHGliesmaroder Straße 10038106 [email protected]

    Dipl.-Ing. Sven WeißenbornHamburg Port AuthorityNeuer Wandrahm 420457 Hamburgsven.weissenborn@hpa.hamburg.dewww.hamburg-port-authority.de

    Fahrwagens in beide Richtungen wirken.

    um die Vergleichbarkeit (und Wiederholbar-

    keit) der Messungen abzusichern, ist es

    deshalb empfehlenswert, zu Messbeginn

    koordinatenmäßig definierte Kontrollab-

    schnitte auf 3–4 m zu durchfahren

    Zusammenfassend ergibt sich hinsicht-

    lich der Messunsicherheit, dass in Folge von

    Winkelverlusten oder Anschlussfehlern

    durchaus ein absoluter Lagefehler im Meter-

    bereich auftreten kann. Bei einem Winkelver-

    lust läge die Leitung

    näher an der Brücke,

    der Anschlussfehler

    hat dagegen keine

    bestimmte Richtung.

    Die relative Rich-

    tungssicherheit (un-

    abhängig von Einzel-

    abweichungen)

    erscheint dagegen

    hoch, es gibt keinen

    Anlass für den Mess-

    verlauf ab der Kurve

    Fehler von mehr als

    einem Dezimeter zu

    erwarten.

    7 BewertungDie Messung ergab

    ein insgesamt gutes

    Ergebnis mit gesi-

    cherten Erkenntnis-

    sen zur Höhenlage

    und zum Richtungs-

    verlauf ab dem süd-

    lichen 90°-Bogen.

    Die Arbeiten an der

    Hubbrücke haben

    noch nicht begon-

    nen, so dass die zu-

    über einen Neigungssensor kontinuierlich

    erfasst. Lediglich beim Durchfahren des

    90°-Bogens am Südufer wurde die kritische

    Querneigung von 10° überschritten. Winkel-

    verluste in Folge Querneigung des Sensors

    wirken immer in eine bestimmte Richtung.

    Messfehler bedeuten stets, dass der ge-

    messene Winkel kleiner ist als die tatsäch-

    liche Richtungsänderung. Im vorliegenden

    Fall erlaubt die Lage des Bogens (noch an

    der Oberfläche) eine nachträgliche Korrek-

    tur durch terrestrische Messungen. Gene-

    rell bedeuten scharfe Leitungsknicke jedoch

    eine erhebliche Beeinträchtigung.

    Offene Messung●●Da die Messung nicht wie beabsichtigt bis zu

    einem geodätischen Festpunkt geführt wer-

    den konnte (anderes Rohrende), kann keine

    Fehlerkorrektur durchgeführt werden. Ver-

    messungstechnisch handelt es sich um ei-

    nen offenen Polygonzug mit 115 Stützstel-

    len, bei dem sich Fehler kumulieren oder

    auch aufheben können. Die Messunsicher-

    heiten, die sich aus diesen offenen Messun-

    gen ergeben, sind aus Inklinometermessun-

    gen bestens bekannt. Messunsicherheiten

    können ausschließlich durch eine oder meh-

    rere Kontrollmessungen spezifiziert werden.

    Anschlussrichtung●●Die exakte Richtung des Kamerafahrwa-

    gens bzw. des Richtungssensors als Azi-

    mut am Startpunkt zu bestimmen, ist tech-

    nisch schwierig. Eine Abweichung bei der

    Anschlussrichtung wirkt sich ebenso aus

    wie ein Winkelverlust in der Kurve. Ein Rich-

    tungsfehler von 1° würde bei fehlerfreier

    Messung „mitgeschleppt“ und zu starken

    Lageabweichungen von über 1 m führen.

    Der Fehler kann je nach Aufstellung des TV-

    Bild 8: Lage der Richtungsanschlusspunkte Südseite

    Bild 9: Lage der Dükerleitung (rote Punkte), ebene Projektion