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Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 62 • Herbst 2014 Liebe DVM-Mitglieder und Freunde des Verbandes, vor zwei Jahren hat das Team die Redaktion für die Nachrichten übernommen, wir haben uns Ihnen in den letzten Ausgaben vorgestellt. Unser wesentliches An- liegen ist es, über DVM-Veranstaltungen zu berichten. Dies führen wir fort, wobei wir immer über den Teller- rand schauen und auch auf technikhistorische Museen oder sonstige Highlights am Veranstaltungsort aufmerksam machen. Auch über DVM-inter- ne Änderungen wird re- gelmäßig informiert, so als die Geschäftsstelle in das Gutshaus Steglitz umgezogen ist. Insbe- sondere sehen wir die Nachrichten als Platt- form für Informationen über das Fortschreiten der DVM-Profilschärfung unter dem Leitgedanken der „Strukturintegrität“. Wir freuen uns daher, Ihnen jetzt das im Heft Nr. 60 angekündigte „DVM-Haus“ vorstel- len zu können. Es visualisiert die „Strukturintegrität“, indem das Zusammenwirken der für zuverlässige Bauteile und Systeme erforderlichen Disziplinen deutlich wird. „Ein System besteht aus Bauteilen, die wiederum aus Werkstoffen bestehen, wobei man die Einflüsse der Fertigung und der Umwelt berücksichtigen muss. Für die richtige Auslegung ist die Kenntnis der Lasten un- abdingbar. Dann folgt die Auslegung und schließlich steht für das konstruierte Bauteil die Prüfung an.“ (M. Brune). Um dieses Wissensportfolio möglichst lückenlos im DVM anzubieten, wurde jüngst der Arbeitskreis „Zuver- lässigkeit tribologischer Systeme“ gegründet. Hierüber haben wir be- richtet. Weitere Arbeits- kreise haben ihre Pro- file und Vernetzungen vorgestellt. Diese Ver- netzung zielt auf einen optimalen Austausch, was sich auch interna- tional in Kooperationen mit der EIS (UK) und der SF2M (FR) zeigt. Letztere wird im aktuellen Heft näher ausgeführt. In den Kommentaren werden interessante techni- sche oder verwandte Themen diskutiert, wie aktuell die Rolle von Ingenieuren bei der Absicherung und Schadensabwicklung technischer Risiken bei einer Versicherung. Aus dem Ziel des Austauschs zwischen Wissenschaft und Industrie entstand die Idee, in loser Folge Forschungsprojekte vorzustellen. Anhand vieler positiver Rückmeldungen sehen wir das besondere Interesse an der Historie. Das Jahr 2014 ist wegen der 100. Todestage von Wöhler und Martens - lesen Sie die Martens-Sonderbeilage in dieser Ausga- be - sowie des 60. Jahrestages der DVM-Neugründung 1954 prädestiniert. Für alle, die ausführlicher einstei- gen möchten, sei das kommende Wöhler-Sonderheft zur Entwicklung der Schwingfestigkeitsforschung emp- fohlen. Wir hoffen auch weiterhin auf Ihr Interesse. Übrigens sind die DVM-Nachrichten auch online verfügbar! Aber vielleicht fehlt Ihnen ja ein Thema? Mit besten Grüßen aus der Redaktion Jens Hoffmeyer Inhalt Profil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Kommentar „In mehreren Welten zu Hause“ . . . . . . . 3 Berichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 – 6 Praxisrelevante Forschungsprojekte . . . . . . . . . . . 7 Interna/Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Beilage Das Leben und Wirken von Adolf Martens (1850–1914) – Zum 100. Todestag NACHRICHTEN Mitteilungen für DVM-Mitglieder www.dvm-berlin.de Strukturintegrität vernetzt im DVM System Bauteil Werkstoff Fertigung Prüfung Auslegung Lasten Umwelt

DVM-Nachrichten 62

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Verbandszeitschrift des Deutschen Verbandes für Materialforschung und Prüfung e.V. Ausgabe 62

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Page 1: DVM-Nachrichten 62

Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. DVM-N 62 • Herbst 2014

Liebe DVM-Mitglieder und Freunde des Verbandes,

vor zwei Jahren hat das Team die Redaktion für die Nachrichten übernommen, wir haben uns Ihnen in den letzten Ausgaben vorgestellt. Unser wesentliches An-liegen ist es, über DVM-Veranstaltungen zu berichten. Dies führen wir fort, wobei wir immer über den Teller-rand schauen und auch auf technikhistorische Museen oder sonstige Highlights am Veranstaltungsort aufmerksam machen.

Auch über DVM-inter-ne Änderungen wird re-gelmäßig informiert, so als die Geschäftsstelle in das Gutshaus Steglitz umgezogen ist. Insbe-sondere sehen wir die Nachrichten als Platt-form für Informationen über das Fortschreiten der DVM-Profilschärfung unter dem Leitgedanken der „Strukturintegrität“. Wir freuen uns daher, Ihnen jetzt das im Heft Nr. 60 angekündigte „DVM-Haus“ vorstel-len zu können.

Es visualisiert die „Strukturintegrität“, indem das Zusammenwirken der für zuverlässige Bauteile und Systeme erforderlichen Disziplinen deutlich wird. „Ein System besteht aus Bauteilen, die wiederum aus Werkstoffen bestehen, wobei man die Einflüsse der Fertigung und der Umwelt berücksichtigen muss. Für

die richtige Auslegung ist die Kenntnis der Lasten un-abdingbar. Dann folgt die Auslegung und schließlich steht für das konstruierte Bauteil die Prüfung an.“ (M. Brune).

Um dieses Wissensportfolio möglichst lückenlos im DVM anzubieten, wurde jüngst der Arbeitskreis „Zuver-

lässigkeit tribologischer Systeme“ gegründet. Hierüber haben wir be-richtet. Weitere Arbeits-kreise haben ihre Pro-file und Vernetzungen vorgestellt. Diese Ver-netzung zielt auf einen optimalen Austausch, was sich auch interna-tional in Kooperationen mit der EIS (UK) und der SF2M (FR) zeigt. Letztere

wird im aktuellen Heft näher ausgeführt.In den Kommentaren werden interessante techni-

sche oder verwandte Themen diskutiert, wie aktuell die Rolle von Ingenieuren bei der Absicherung und Schadensabwicklung technischer Risiken bei einer Versicherung. Aus dem Ziel des Austauschs zwischen Wissenschaft und Industrie entstand die Idee, in loser Folge Forschungsprojekte vorzustellen.

Anhand vieler positiver Rückmeldungen sehen wir das besondere Interesse an der Historie. Das Jahr 2014 ist wegen der 100. Todestage von Wöhler und Martens - lesen Sie die Martens-Sonderbeilage in dieser Ausga-be - sowie des 60. Jahrestages der DVM-Neugründung 1954 prädestiniert. Für alle, die ausführlicher einstei-gen möchten, sei das kommende Wöhler-Sonderheft zur Entwicklung der Schwingfestigkeitsforschung emp-fohlen.

Wir hoffen auch weiterhin auf Ihr Interesse. Übrigens sind die DVM-Nachrichten auch online verfügbar! Aber vielleicht fehlt Ihnen ja ein Thema?

Mit besten Grüßen aus der RedaktionJens Hoffmeyer

Inhalt

Profil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Kommentar „In mehreren Welten zu Hause“ . . . . . . . 3 Berichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 – 6 Praxisrelevante Forschungsprojekte . . . . . . . . . . . 7 Interna/Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Beilage Das Leben und Wirken von Adolf Martens (1850–1914) –

Zum 100. Todestag

NACHRICHTENMitteilungen für DVM-Mitglieder

www.dvm-berlin.de

Strukturintegrität

vernetzt im DVM

System Bauteil Werkstoff Fertigung

PrüfungAuslegungLasten Umwelt

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Profil/Historisches DVM-N 62 • Herbst 2014

Die DVM-WorkshopsEin wichtiges Element im „Strukturintegritäts“-Veran-staltungsportfolio des DVM stellen neben den Tagun-gen und Fortbildungsseminaren die Workshops dar. Hier wird unter der Leitung von Moderatoren gemein-schaftlich aktiv an aktuellen Themen gearbeitet. Es kommen Experten zusammen, die gemeinsam Stra-tegien entwickeln, Probleme lösen und voneinander lernen wollen.

Workshops werden von den DVM-Arbeitskreisen „Fahrradsicherheit“ (Groß), „Zuverlässigkeit mecha-tronischer und adaptronischer Systeme“ (Nuffer) und „Zuverlässigkeit tribologischer Systeme“ (Scholten)

durchgeführt. Diese Workshops finden 2014/2015 wieder statt, die Termine finden Sie auf Seite 8. Dane-ben gibt es im Arbeitskreis „Betriebsfestigkeit“ zwei eigenständige, sich jährlich abwechselnde Workshops, die „Prüfmethodik für Betriebsfestigkeitsversuche in der Fahrzeugindustrie“ (Masendorf; findet 2015 wieder statt) und die „Numerische Simulation in der Betriebs-festigkeit“ (Eufinger, 2016). Ergänzend im technisch-wissenschaftlich branchenübergreifenden DVM-Profil „Strukturintegrität“ sind die arbeitskreis-unabhängigen Workshops „Energietechnik“ (Roos) und „Zuverlässig-keit und Probabilistik“ (Rother, Straub).

Der DVM-Workshop „Zuverlässigkeit und Probabi-listik“ findet am 29. und 30. Oktober 2014 in Mün-chen statt. Herr Prof. Daniel Straub, TU München, führt im Folgenden für die Obleute in das Thema ein: „Ingenieurinnen und Ingenieure waren wegen ihrer Lö-sungskompetenz und ihres breiten interdisziplinären Wissens und Könnens schon immer auch außerhalb ihres Kerngebietes sehr gefragt. Ein solches interdis-ziplinäres Feld ist das Risikomanagement und die Ri-sikoanalyse, wovon auch der Beitrag im „Kommentar“ auf Seite 3 dieser DVM-Nachrichten zeugt. Ob nun bei einer (Rück-)Versicherung oder im klassischen techni-schen Bereich, Risikomanager haben vielseitige und spannende Aufgaben, welche analytische Fähigkeiten verlangen, kombiniert mit interdisziplinärem Verständ-

nis und Kommunikationsfähigkeiten. Ein erfolgreicher Risikomanager benötigt aber auch Kenntnisse der Probabilistik, Statistik, Zuverlässigkeit und Entschei-dungstheorie. In den meisten und insbesondere den sicherheitsrelevanten Gebieten der Technik sind diese Fähigkeiten wesentlich, um zentrale Fragen zur Risiko-reduktion und –optimierung quantitativ und belastbar zu beantworten.

Genau diese Kenntnisse werden im Workshop „Zuverlässigkeit und Probabilistik“ vermittelt. Dieser Workshop wird nach dem großen Erfolg in 2013 nun schon zum zweiten Mal durchgeführt. Das Ziel dieser DVM-Workshop-Reihe ist es, die modernen Methoden der Probabilistik für die Zuverlässigkeitsanalyse tech-nischer Systeme in ihrer ganzen Breite zu vermitteln.“

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DVM-N 62 • Herbst 2014 Kommentar

In mehreren Welten zu Hause

Ingenieure bei Munich Re sind immer auch Risikomanager und Unternehmer

Ingenieure sind eine begehrte Berufsgruppe. Ihr Wissen ist aber beileibe nicht nur gefragt, wenn es um neue Techniken und Konstruktionen geht. Das Fachwissen erfahrener Ingenieure nehmen auch Arbeitgeber wie der Rückversicherer Munich Re gerne in Anspruch. Bei dem Konzern arbeiten weltweit nur etwa 150 Ingenieure. Ohne ihre Expertise würde der Konzern aber wohl so manches Großprojekt nicht begleiten können. Ob es um den Bau neuer Windparks im Meer oder um Solarkraftwerke in der Wüste geht – bei der Absicherung und Schadenabwicklung tech-nischer Risiken spielen Ingenieure eine wichtige Rolle. Um geeignete Fachkräfte zu bekommen, bietet Munich Re für Ingenieure seit einigen Jahren eine zweijährige Ausbildung zum Risikoprüfer (Underwriter) oder Schadenmanager (Claims Manager) an.

Das Programm „Engineering Pool“ richtet sich an Ingenieure, die schon fünf oder mehr Jahre Berufserfahrung mitbringen – vorzugsweise im Bereich Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie-/Verfahrenstechnik, Anlagen-/Kraftwerks- oder Tief bau. Die Aufgaben, die auf die Pro-grammteilnehmer warten, sind nicht leicht. So werden die Ingenieure bei Munich Re von Anfang an mit Projekten betraut und verantworten Budgets in Millionenhöhe.

Bei Auslandseinsätzen, Fortbildungen und im Austausch mit erfahre-nen Kollegen lernen die Ingenieure, etwa Risiken oder Schäden großer Bauprojekte zu identifizieren und zu bewerten sowie entsprechende Versicherungsangebote zu erstellen. „Um bei Großprojekten die Über-sicht zu haben, braucht es fundamentales Ingenieurwissen, risiko- und versicherungstechnisches sowie betriebswirtschaftliches Verständnis“, sagt Stephan Lämmle, Referatsleiter für Kraftwerkstechnik beim Rück-versicherer Munich Re.

Derzeit gehe etwa ein Solarturmkraftwerk in der kalifornischen Wüste in den Testbetrieb, berichtet Lämmle. Die Höhe des Solarturms entspreche der des Kölner Doms – ein Pilotprojekt. Ohne große Versi-cherungsgesellschaften wie Munich Re kämen solche Projekte gar nicht zustande, glaubt Lämmle. Die Risiken wären für die Bauträger viel zu hoch, um sie alleine stemmen zu können. Für die Versicherer, die daran verdienen, einen möglichen Ausfall abzusichern, ist es jedoch wichtig, die möglichen Gefahren richtig einzuordnen.

Wird das Projekt gelingen? Welche Störfaktoren gibt es? Was passiert, wenn es zu einer Betriebsunterbrechung kommt? Die Ingenieure bei Munich Re müssen alle möglichen Gefahren, Naturkatastrophen und sogenannte Worst-Case-Szenarien durchspielen, um mögliche Schäden richtig einschätzen zu können. Wer sich mit erneuerbaren Energien aus-kennt, hat bei Munich Re Vorteile. Bewerber sollten analytisch denken können, ihr Wissen aber auch auf neue Bereiche und Technologien über-tragen können, sagt Lämmle. Denn oftmals müssten die Ingenieure auch Risiken noch unerprobter Technologien bewerten oder wie im Falle des Solarturms in der kalifornischen Wüste Pilotprojekte begleiten, die es in der Weise zuvor noch nie gab.

Trotz der schwierigen Aufgaben sind die Ingenieursstellen bei Munich Re begehrt. Mehrere Hundert Bewerber kommen auf die nur sechs bis acht zu besetzenden Stellen je Programm. Bewerbungen können jeder-zeit eingereicht werden. Die meisten Chancen gebe es bei einer Neu-ausschreibung. Erwünscht sind auch Bewerbungen von Ingenieurinnen.

Im derzeit noch laufenden Programm seien beispielsweise zwei Frauen dabei.

Singapur, Madrid, London – viele der Bewerber reizt die Aussicht auf zahlreiche Auslandsaufenthalte und ein äußerst abwechslungsreiches Programm. Die Bereitschaft zu einer mehrjährigen Auslandstätigkeit werde zwar von Munich Re gewünscht. Auslandseinsätze seien aber keine Pflicht, sagt Lämmle. Die Ausbildung selbst läuft nach einem Rotationsprinzip. Die ersten sechs Monate bleiben die Ingenieure in der Stammabteilung von Munich Re. Danach wechseln sie alle drei Monate die Abteilung. Während der gesamten Ausbildung betreut sie ein Mentor, der laut Lämmle auch versucht, auf Standortwünsche und Urlaubsplä-ne der Ingenieure einzugehen. Von Anfang an erhalten die Ingenieure einen festen Arbeitsvertrag und ein Gehalt, das – entsprechend ihrer Vorerfahrung – mit den üblichen Tarifen in der Industrie vergleichbar sei oder sogar darüber liege.

„Die Ausbildung ist ein gelungenes Angebot, das Unternehmen rasch kennenzulernen und dabei viele Kontakte zu knüpfen“, sagt Wolfgang Voelcker, der am Engineering Pool teilgenommen hat und als Risiko-prüfer im Bereich Energie bei Munich Re arbeitet. Anfangs sei die Arbeit für ihn eine Umstellung gewesen. Ingenieure sind das Baustellenleben gewohnt und weniger die enge Zusammenarbeit mit Juristen, Versiche-rungsmathematikern und Betriebswirtschaftlern. „Ingenieure bringen die Dinge oft schneller auf den Punkt“, meint Voelcker. Wichtig sei aber, dass man offen und kommunikativ sei. Ingenieure hätten bei Munich Re gute Aufstiegschancen. Als Exot werde man nicht betrachtet. „Man wird von den anderen Kollegen geschätzt“, sagt Voelcker.

Auch Verhandlungsgeschick ist gefragt. „Die Ingenieure müssen auf Baustellen gegenüber Kunden professionell auftreten können“, sagt Lämmle. Gerade im Gespräch mit Finanzexperten könnten noch uner-fahrene Ingenieure bei Verhandlungen leicht aus dem Konzept gebracht werden, meint Voelcker. Eine mehrjährige Berufserfahrung sei daher schon eine gute Grundlage. Wer in Sachen Kommunikation Nachhol-bedarf habe, könne dies aber auch noch auf Seminaren lernen.

Die Ingenieure bei Munich Re müssen oft schnell Entscheidungen treffen können. „Eine Herausforderung besteht darin, auf der Baustel-le zu erkennen, wo es Probleme geben könnte. Das gibt auch Punkte beim Kunden“, erklärt Voelcker. Lämmle ergänzt: „Die Verantwortung der Ingenieure bei Munich Re ist sehr hoch. Das Niveau ist durchaus vergleichbar mit dem Geschäftsführer eines mittelständischen Unter-nehmens.“

Die Ingenieure bei Munich Re sind wie Grenzgänger – im-mer in verschiedenen Welten zu Hause. „Man ist nicht mehr so tief im Ingenieurwissen drin. Nach ein paar Jahren ist es nicht so einfach, zum Beispiel wieder als Konstruktionsingenieur in die Industrie zu wechseln“, gibt Lämmle zu bedenken. Dafür eröf f-neten sich aber auch neue Berufschancen, etwa im Bereich Risiko- management.

Katharina Wetzel in: Süddeutsche Zeitung, Beilage, 26.10.2013

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Bericht DVM-N 62 • Herbst 2014

Fortbildungsseminar „Thermomechanische Ermüdung“

Hochtemperaturbeanspruchte Bauteile der Energie-, Motoren- und Anlagentechnik, aber auch elektronische Komponenten unterliegen An- und Abfahrvorgängen, die zyklische mechanische und thermische Beanspru-chungen verursachen. Solche thermomechanischen Lastzyklen führen zu einem komplexen Werkstoff- und Schädigungsverhalten, dessen Beschreibung und Ver-ständnis Voraussetzung für die zuverlässige Auslegung und Lebensdauerberechnung ist.

Das Seminar des DVM-Arbeitskreises „Bauteilver-halten bei thermomechanischer Ermüdung“ fand un-ter der Leitung von Obmann Prof. Tilmann Beck, TU Kaiserslautern, und mit drei weiteren fachkundigen Experten am 9. und 10. April 2014 in Karlsruhe statt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Teilnehmer mit den Grundlagen der thermomechanischen Ermüdung (Thermo-Mechanical-Fatigue/TMF), deren experimen-teller Analyse und Beschreibung, den wesentlichen Schädigungsmechanismen und deren Auswirkungen

auf die Bauteillebensdauer vertraut zu machen. Auf-bauend auf diese grundlegenden Aspekte werden Mo-delle zur FEM-Simulation und Lebensdauerbewertung unter thermomechanischer Belastung dargestellt und diskutiert sowie Anwendungsbeispiele betrachtet.

Das Fortbildungsseminar umfasst Grundlagen der thermomechanischen Ermüdung, aktuelle TMF Norm ISO 12111, überlagerte TMF und hochfrequente mechanische Ermüdung, Verformungs- und Schädi-

gungsmechanismen, Lebensdauerkonzepte für TMF-Beanspruchung sowie Anwendungsbeispiele und Besichtigungen von Prüfeinrichtungen.

Das Seminar hatte 35 Teilnehmer, zu drei Vierteln aus der Industrie von Fahrzeugherstellern und Zulieferern, ein Viertel waren Teilnehmer von Universitäten und Forschungsinstituten.

Das Fachprogramm war wiederum eingebettet in eine Erkundung örtlicher Sightseeing-Highlights und beim kommunikativen Abend konnten mit neu gewonnenen Fachkollegen neu gewonnene Erkenntnisse erfolgreich in lockerem Rahmen ausgetauscht werden.

Obmann T. Beck führt die Teilnehmer mit sachkundiger Unterstützung ins Karlsruher Schloss

Obmann T. Beck, R. Mohrmann, TU Kaiserslautern RWE Technology GmbH, Essen

Hausherr K.-H. Lang, C. Schweizer, KIT, Karlsruhe Fraunhofer IWM, Freiburg

Impressum Die DVM-Nachrichten sind die Verbandsmitteilungen des Deutschen Verbandes für Materialforschung und -prüfung e. V.

DVM-Redaktion: Dr.-Ing. Jens Hoffmeyer Volkswagen AG, EGDB/4Brieffach 1712, 38436 [email protected]

Prof. Dr.-Ing. Manuela SanderUniversität Rostock / Fakultät für Maschi-nenbau und Schiffstechnik / Lehrstuhl für Strukturmechanik Albert-Einstein-Str. 2, 18051 Rostock [email protected]

Dr.-Ing. Andreas MüllerDr.-Ing. h.c. F. Porsche AGWerkstofftechnik BetriebsfestigkeitPorschestrasse, 71287 [email protected]

Susanne Bachofer, MA(Berlin)DVM-Geschä[email protected]

Geschäftsführung: Dipl.-Kfm. Kathrin-Luise [email protected]

DVM-Geschäftsstelle: Schloßstr. 48, 12165 Berlin Tel. (030)8113066 / Fax (030) [email protected] Vorsitzender:Dipl.-Ing. Lothar Krü[email protected]

Stellvertretender Vorsitzender:Prof. Dr.-Ing. H. A. RichardFachgruppe Angewandte MechanikUniversität PaderbornPohlweg 47-49, 33098 Paderborn [email protected]

Redaktionell begründete Kürzungen und Änderungen von Beiträgen sind ausdrücklich vorbehalten.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.

Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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DVM-N 62 • Herbst 2014 Bericht

DVM-Tag 2014 „Erneuerbare Energien – Herausforderungen für die Werkstofftechnik“

In Anbetracht weltweit steigender Nachfrage nach Energie und Verknappung von Rohstoffen vollzieht sich - insbesondere in der jüngsten Vergangenheit - in den westlichen Industrienationen ein tiefgreifender Mei-nungswandel zu den Energiequellen der Zukunft.

Spätestens seit der Reaktorkatastrophe von Fuku-shima muss sich unsere Generation der vordringlichen

Suche und Herausforderungen einer effizienten Nutzung regenerativer Energieformen stellen.

Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft sind aufge-fordert alle Möglichkeiten zur Energiewandlung zu nut-zen. Neben einem hohen Wirkungsgrad sind weitere wesentliche Anforderungen eine hohe Verfügbarkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit der Energieversorgung, d. h. der Erzeugung, Leitung und Speicherung bevorzugt elektrischer Energie. In diesem Zusammenhang kommt

der Werkstofftechnologie eine herausragende Rolle zur Lösung der Aufgaben zu. Dieses sehr umfassende und komplexe Thema wurde im Rahmen des DVM-Tages 2014, der am 08. und 09. Mai 2014 unter der Leitung von Herrn Dr.-Ing. Peter Klose, MBtech Group, Sindelfingen, in Berlin stattfand, übergreifend behandelt.

Das Programm erstreckte sich dabei von den regene-rativen, klassischen Energieträgern Wind und Wasser über die Solarthermie bis hin zu den Technologien der Speicherung oder dem „Energy Harvesting“.

Dabei wurden grundlegende Probleme aufgezeigt, die die geforderte hohe Zuverlässigkeit, Versorgungssicher-heit, Wirtschaftlichkeit und hohen Wirkungsgrade an die Werkstofftechnik stellen.

In weiterführenden Fachvorträgen wurden neuent-wickelte Methoden der Integritätsanalyse und Lebens-dauervorhersage, der Werkstoffbehandlung zur Eigen-schaftsverbesserung, aber auch angepasste Konzepte zur Qualitätssicherung und Betriebsüberwachung dis-kutiert.

Auf Grund des großen Interesses der Tagungsteilneh-mer und des hohen Diskussionsbedarfs, der den Be-ginn der abendlichen Grillparty im Hof des Gutshauses deutlich nach hinten verschob, wird überlegt, das Thema „Energietechnik“ in einem Workshopformat im DVM wei-terzuführen.

Der DVM-Tag 2015 findet vom 22. bis 24. April 2015 in Berlin mit dem Thema „Federn im Fahrzeugbau“ statt. Mehr auf der DVM-Website www.dvm-berlin.de.

DVM-Tag am Standort der DVM-Geschäftsstelle im Gutshaus Steglitz in Berlin

25 Jahre Mauerfall 1989 – 2014

An dieses historische Datum möchten wir mit einem Ar-tikel zum DVM-Tag 1990 aus dem Berliner Tagesspiegel vom 17.05.1990 erinnern – und weiter nicht viele Worte machen, lesen Sie selbst …

Anm.: Aus dem Bundespresse-amt wurde uns die Website www.freiheit-und-einheit.de empfohlen. Hier gibt es eine Chronik der Ereignisse sowie viele Erinnerungsfotos mit er-läuternden Texten und vieles mehr!

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Bericht DVM-N 62 • Herbst 2014

Die Kooperation des DVM mit dem SF2M macht Fortschritte

Vor nunmehr drei Jahren wurde ein Anlauf unternom-men, um die Zusammenarbeit zwischen dem DVM und dem französischen Verband „Société Francaise de Métallurgie et de Matériaux“, kurz SF2M, zu kon-kretisieren und zu festigen. Insbesondere Herr Prof. Cetin M. Sonsino hat sich für eine Internationalisie-rung des DVM stets eingesetzt. So hatte er auch ei-nen maßgeblichen Anteil bei den Vereinbarungen, die während eines Treffens in Paris im Oktober 2011 mit den Beteiligten M. Bacher-Höchst, C.M. Sonsino und M. Brune seitens des DVM und den Herren J.-H. Schmitt, H.-P. Lieurade, L. Remy und R. Alberny seitens des SF2M getroffen wurden. M. Bacher-Höchst als da-maliger DVM-Vorsitzender hatte die Rolle des DVM-Mentors für die Zusammenarbeit der beiden Verbän-de übernommen.

Mittlerweile haben schon einige gemeinsame Akti-vitäten stattgefunden. Eine der initialen Veranstaltun-gen war der DVM/SF2M-Workshop im Januar 2013 in Darmstadt, wo in den Räumen des Fraunhofer-Insti-tuts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit, LBF, getagt wurde. Das Motto lautete: „Automotive Applications for Structural Durability – Best Practice“. Dieser Workshop wurde von den Obleuten der Betriebsfestigkeitsarbeitskreise, M.Brune (DVM) und H.-P. Lieurade (SF2M) organisiert. Da die Resonanz zu die-ser Veranstaltung sehr positiv war, wurde der Beschluss gefasst, einen derartigen Workshop zu wiederholen.

So wurde im April 2014 wieder unter der Regie von M. Brune und H.-P. Lieurade der zweite Workshop durchgeführt. Gastgeber war das CETIM-Institut in Senlis nahe Paris. Diesmal lautete das Motto “The Reliability of Fatigue Lifetime Assessment for Ground Transportation” und beinhaltete insgesamt 6 hervor-ragende Fachvorträge, die ausgiebig diskutiert wur-den. Aufgrund der wiederum sehr positiven Resonanz der Teilnehmer stand der Beschluss fest, einen drit-ten Workshop im April 2015 durchzuführen, diesmal wieder auf deutschem Boden. Klaus Dreßler vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsma-thematik, ITWM, hat sich bereiterklärt, die Veranstal-tung am Institut in Kaiserslautern zu organisieren und durchzuführen.

Neben der Organisation der Workshops hat sich M. Brune als Obmann des DVM-Arbeitskreises „Betriebsfestigkeit “ auch auf den SF2M-Spring- meetings in Paris für den DVM engagiert. So trat er beim 13. Internationalen Springmeeting des SF2M im Jahr 2013 als Keynote-Lecturer auf und organisierte auf der SF2M-Konferenz „Fatigue Design & Material Defects“ im Juni 2014 eine Session mit dem Titel

„Evaluation of Constructural Manufacturing Defects with Regard to Structural Fatigue“.

Die Zusammenarbeit des DVM mit dem SF2M hat sich auf diese Weise mittlerweile sehr gut etabliert. Im September fand wieder ein Meeting mit den jeweiligen Vorsitzenden L. Krüger (DVM) und J.-M. Chaix (SF2M) und weiteren Vertretern der jeweiligen Verbände in Paris statt, um sich auszutauschen und die nächsten Aktivitäten festzulegen.

Informationen zu SF2M finden Sie auf der Website sf2m.asso.fr und zum „SF2M-Betriebsfestigkeitsarbeits-kreis“ unter sf2m.asso.fr/Fatigue/default.htm. Einen Auszug haben wir hier aus dem Französischen übersetzt:Der Ausschuss „Ermüdung“ des SF2M wurde 1956 von Jac-ques Pomey, Wiss. Direktor der Renault -Fabriken und Mit-glied der Akademie der Wissenschaften, gegründet und bis 1972 geleitet. Gilles Pomey (1972-1980), Paul Rabbe (1981 bis 2006) und Henri-Paul Lieurade (ab 2007) haben den Aus-schuss dann weiterentwickelt. Dies spiegelt sich in der heuti-gen Bezeichnung „Ermüdung von Materialien und Strukturen“ wider.

Von Anfang an war das erklärte Ziel, den Austausch von Wissen im Bereich der Ermüdung zwischen Forschungsein-richtungen und Industrie zu fördern, um an der Verbesserung der Kenntnisse und Herangehensweisen sowie zugehöriger Verfahrensweisen teilzuhaben.

Diese Zielsetzung spiegeln die Themen der jährlich stattfin-denden Veranstaltung „Journées de Printemps“, die sich jedes Jahr mit einer aktuellen Frage zur „Ermüdung“ beschäftigt.Darüber hinaus hat die Kommission mehrere Arbeitsgrup-pen, die sich mit Ermüdungsversuchen und Entwicklungs-methoden beschäftigen. Diese Arbeiten beinhalten konkret Ausarbeitungen von Empfehlungen bestimmter Handlungs-weisen, Normierungsdokumente und die Initiierung von Fort-bildungsmaßnahmen.

Dr.-Ing. Martin Brune BMW Group München

Teilnehmer des zweiten DVM/SF2M-Workshops in Senlis bei Paris

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DVM-N 62 • Herbst 2014 Praxisrelevante Forschungsprojekte

„Festlegung von Inspektionsintervallen mittels bruchmechanischer Methoden“ gestartet

In der Vergangenheit kam es trotz einer dauerfesten Auslegung von Radsatzwellen im Nah-, Fern- und Gü-terverkehr zu unvorhergesehenen Schadensfällen, wie z.B. der Radsatzwellenbruch eines Güterwagens im Juni 2009 in Viareggio (Italien) zeigt. Um derartige Schadens-fälle zu verhindern, sind somit regelmäßige Inspektionen mit zerstörungsfreien Prüfverfahren durchzuführen, deren Ziel es ist, einen potentiellen Riss zu detektieren, bevor er eine kritische Größe erreicht.

Die entsprechenden Inspektionsintervalle wurden in der bisherigen Praxis sehr häufig auf der Basis von em-pirischen Erkenntnissen oder Erfahrungswerten fest-gelegt. Im Rahmen des von der Karl-Vossloh-Stiftung geförderten Projekts soll daher eine Berechnungsme-thodik entwickelt werden, mit der eine auf abgesicher-ten Intervallen basierende Inspektionsstrategie sowie eine sichere Dimensionierung von neuen Radsatzwel-len gewährleistet werden kann.

Die theoretisch fundierte Festlegung von Inspekti-onsintervallen ist mittels bruchmechanischer Betrach-tungen in Form von Restlebensdauerberechnungen grundlegend möglich (Abbildung 1). Jedoch befinden sich die Modelle zur Restlebensdauerberechnung dick-wandiger Wellenstrukturen mit nichtlinearen Kerb- und Pressspannungsverteilungen im Gegensatz zu den Riss-ausbreitungsmodellen dünner Blechstrukturen der Luft- und Raumfahrt noch im Forschungsstadium. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens sollen deshalb entsprechende experimentelle, analytische und nume-rische Untersuchungen zur abgesicherten Restlebens-dauervorhersage durchgeführt werden.

Um den Einfluss unterschiedlicher Strukturdetails ei-ner Radsatzwelle, wie z.B. bei Korbbögen, Mulden und Presssitzen auf die Restlebensdauer zu prüfen, sollen Versuche an skalierten Bauteilproben unter Variation geometrischer und mechanischer Parameter bei kon-stanter Umlaufbiegebelastung getestet werden. Zur

Untersuchung einerseits der Reihenfolgeeffekte durch Betriebsbelastungen und andererseits der Sequenzein-flüsse durch Bemessungskollektive auf die Restlebens-dauer und den Rissfortschritt werden bauteilnahe Kleinproben unter variabler Umlaufbiegebelastung getestet. Zusätzlich wird das Betriebslastspektrum sys-tematisch manipuliert, um zu überprüfen, ob dadurch eine Versuchszeitverkürzung von Bauteilprüfungen möglich ist, ohne die Restlebensdauer zu beeinflussen.

Bei besonderen Rad-Schiene-Bedingungen können zusätzlich zur Biegebeanspruchung auch Torsionsbean-spruchungen in Radsatzwellen entstehen, die phasen-gleich (in-phase) oder phasenverschoben (out-of-phase) auftreten. Da bei einer phasenverschobenen Beanspru-chung bislang nur wenige Untersuchungen hinsichtlich des Risswachstums existieren, soll der Einfluss einer überlagerten Biege- und Torsionsbeanspruchung auf den Rissfortschritt und damit die Restlebensdauer in einer Radsatzwelle untersucht werden. Zur Berück-sichtigung einer phasenverschobenen Beanspruchung wird ein Versuchsstand inklusive der zu verwendenden größeren Proben konzipiert. Als ein Teilaspekt dieser Untersuchung wird analysiert, ob die Konzepte zur in-phase Mixed-Mode-Beanspruchung auch auf die out-of-phase-Belastung übertragen werden können.

Aufbauend auf den experimentellen und numeri-schen Untersuchungen sollen unterschiedliche ana-lytische Restlebensdauerkonzepte bei variabler Ampli-tudenbelastung und bei Mixed-Mode-Beanspruchung bewertet und modifiziert werden. Die erarbeiteten, allgemeingültigen Konzepte, sowie die abgesicher-ten Spannungsintensitätsfaktorlösungen werden dann in ein Rissfortschrittstool integriert und durch die experimentellen Untersuchungen validiert. Unter Berücksichtigung der Streuung bruchmechanischer Kennwerte und verschiedener Einflussfaktoren kön-nen stochastische Simulationen der Restlebensdauer von Radsatzwellen durchgeführt werden. Gegenüber deterministischen Risswachstumssimulationen ist da-durch die Angabe von Überlebenswahrscheinlichkei-ten der berechneten Restlebensdauer möglich.

Aus diesen statistisch abgesicherten Restlebens-dauern können Inspektionszeiträume definiert, dar-auf aufbauend Inspektionsintervalle abgeleitet und Inspektionsstrategien formuliert werden.

Abbildung 1: Bestimmung des Inspektionsinter-valls mittels der

Restlebensdauer in Form einer

Risslängen-Lauf-leistungs-Kurve

M. Sc. Robert HannemannM. Sc. Paul Söllig Lehrstuhl für Strukturmechanik Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik Universität Rostock

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Intern/Veranstaltungen DVM-N 62 • Herbst 2014

Veranstaltungen 2014 / 2015

29. und 30.10.2014, MünchenWorkshop „Zuverlässigkeit und Probabilistik“

05.11.2014, Dresden

Arbeitskreises „Zuverlässigkeit von Implantaten und Biostrukturen“

02. und 03.12.2014, BerlinWorkshop des DVM-Arbeitskreises „Fahrradsicherheit“„S-Pedelecs“

04. und 05.12.2014, BerlinVortrags- und Diskussionsveranstaltung des Gemeinschaftsgremiums DVM, DGM und Stahlinstitut VDEh

Forschung und Technik“

Veranstaltungen 2014 / 2015

28. und 29.01.2015, ZwickauWorkshop „Prüfmethodik für Betriebsfestigkeitsversuche in der Fahrzeugindustrie“

09., 10. und 11.02.2015, FreibergFortbildungsseminar und Tagung des DVM-Arbeitskreises „Bruchvorgänge“

25. und 26.02.2015, DresdenWorkshop des DVM-Arbeitskreises „Zuverlässigkeit mechatronischer und adaptronischer Systeme“

17. und 18.03.2015, FreiburgFortbildungseminar „Bruchmechanische Prüfverfahren“

NachrufAnfang August 2014 verstarb unser DVM-Ehrenmitglied

Professor Dr.-Ing. habil. Ewald MachaTechnische Universität Opole, Polen

Herr Professor Macha, geb. 1940, lang--

chanik und Maschinenkonstruktionen der Technischen Universität Opole, Polen, wurde 2009 während der Tagung „Mate-rial and Component Performance under

-stadt mit der DVM-Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Mit dieser Ehrung hat der DVM seine fachlichen Verdienste in der

-

tischen multiaxialen Belastungen durch Entwicklung von Energiekonzepten sowie spektralen Methoden gewürdigt, ebenso seine Bemühungen um internationale Ko-operationen. Der DVM und die deutsche Fachcommunity verlieren mit Ewald Macha einen international angesehenen renom-mierten Experten. Der Verband wird Herrn Professor Macha ein ehrendes Angedenken bewahren.

C.M. Sonsino, Darmstadt

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DVM-N 62 • Herbst 2014 Beilage

Das Leben und Wirken von Adolf Martens – Zum 100. Todestag

Adolf Martens (1850 – 1914)

Adolf Martens wurde am 6. März 1850 in Backendorf im Raum Meck-lenburg geboren und erhielt seine Ingenieursausbildung an der König-lichen Gewerbeakademie in Berlin und trat 1871 dem Konstruktions-personal der Königlich-Preußischen Eisenbahn bei. Hier arbeitete er auf den Gebieten des Eisen- und Stahl-baues und der Gütesicherung von Eisenbahnteilen. Ab 1880 war er Assistent von Professor Consentius an der Technischen Hochschule (TH) Berlin und wurde im Jahre 1884 zum Direktor der kleinen Königliche Me-chanisch-Technische Versuchsan-stalt an der TH ernannt.

Adolf Martens war eine starke Persönlichkeit mit einem enormen Arbeits- und Leitungs vermögen, breitem technischen Interesse, soliden ingenieurtechnischen Fertigkeiten und wissenschaftlicher Kreativität. Mit diesen Talenten erweiterte er in den folgenden 20 Jahren sein Institut kontinuierlich durch Eröffnung neuer Arbeitsfelder, einschließlich einem chemischen Prüfinstitut und ei-ner Prüfanstalt für Baustoffe als neue Abteilungen und schließlich wurde im Jahre 1904 das Königliche Material-prüfungsamt gegründet, dem er als Direktor vorstand.

Martens wurde 1889 zum Professor berufen, 1904 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaf-ten und erhielt 1905 die Ehrendoktorwürde der Tech-nischen Hochschule Dresden. Er starb am 24. Juli 1914 nach einem von wissenschaftlich-technischer Arbeit erfüllten Leben [1,2].

Zum Hauptarbeitsgebiet von Adolf Martens gehör-ten Metalluntersuchungen, besonders von Eisen und Stahl. In den Anfangsjahren, in denen er für die König-lich-Preußische Eisenbahn arbeitete, konnte er seine metallografischen Arbeiten nur in seiner Freizeit und auf eigene Kosten durchführen. Er untersuchte Bruch-flächen sowie polierte Oberflächen und entwickelte spezielle Ätzverfahren, um die spezifischen Merkmale des Mikrogefüges sichtbar zu machen. Martens‘ For-schungsergebnisse und Veröffentlichungen wurden mit großem Interesse von seinen Kollegen aufgenom-men und Osmond [3] benannte das „martensitische“ Gefüge des Stahles nach ihm.

Neben den metallografischen Untersuchungen und der Entwicklung von zugehörigen Apparaturen und

Verfahren, konstruierte und entwi-ckelte er Geräte und Verfahren für andere Gebiete der Materialfor-schung und –prüfung, beispielswei-se die Martens-Zugprüfmaschine (50 000 kg), den Martens-Schmieröl-prüfstand und das Martens-Spie-gelgerät (Dehnungs messer), um nur einige zu nennen. Martens ver-öffentlichte seine umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen zur Werkstoffkunde und –prüfung im „Handbuch der Materialienkunde“ [4].

Ein weiterer Verdienst von Adolf Martens sind die Bemühungen um die Vereinheitlichung von Prüfver-fahren. Diese begannen bereits in den achtziger Jahren des neunzehn-

ten Jahrhunderts und führen über die so genannten Bauschinger-Konferenzen zur Gründung des Inter-nationalen Verbandes für die Materialprüfung in der Technik (IVM) im Jahre 1885 und zur Koordinierung der deutschen Mitarbeit 1896 im Deutschen Verband für die Materialprüfung der Technik (DVM). Mitbegründer und Obmann war Adolf Martens. In den Händen des DVM lag praktisch die gesamte Normung auf dem Ge-biet der Materialprüfung in Deutschland bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, obwohl es das DIN schon seit 1917 gab.

Die Arbeitsergebnisse des DVM wurden zu-nächst in Form nummerierter Schrif ten heraus-

gegeben. So erschien b e r e i t s i m J a h r e 1900 die Schrif t Nr. 1 „Grundsätze für ein-heitliche Materialprü-fungen“, deren Inhalt wie auch die Unter-g l ieder ung der Ma -ter ialprüfung , noch bis in die heutige Zeit nachwirken. Bemer-kenswert ist der Text, der am Fuß der ersten

DVM-Schrift Nr. 1 „Grundsätze für einheitli-

che Materialprüfungen“

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Beilage DVM-N 62 • Herbst 2014

Seite abgedruckt ist, siehe Bild 1: „Der deutsche Ver-band für die Materialprüfung der Technik will nicht Vorschriften erlassen, sondern aufgrund der Sach-kenntnis seiner Mitglieder feststellen, in welcher Weise nach dem gegenwärtigen Stande der Technik in Wissenschaft und Praxis die Materialprüfungen am besten ausgeführt werden.“

Diese Aussage stimmt im Kern mit der heutigen Auffassung über Normung überein. Man kann die alte Schrift des DVM als die Urahnin der Material-prüfungen auffassen.

In dieser Schrif t des Ausschusses 1 (Obmann: Adolf Martens) sind zum Beispiel dem Zugversuch drei Seiten gewidmet. Die 5 Jahre später erschiene-ne DVM -Schrift Nr. 13 „Zugversuche mit eingekerb-ten Probekörpern“ war eine 21 Seiten umfassende Zusammenfassung vorliegender Erfahrungen. Fol-gendes Beispiel zeigt, wie auf der Basis des DVM-Blattes 125 die spätere DIN 50125 für Zugproben entstand (siehe Bild 2), die in überarbeiteter Form bis heute angewendet wird. Eine sehr informative Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der Materialprüfung ist in der Chronik von 1996 ent-halten, die anlässlich des 125jährigen Bestehens der heutigen Bundesanstalt für Materialforschung und

– prüfung (BAM) herausgegeben wurde [5].

Auch für das Gebiet der Härteprüfung sind Mar-tens’ Erfahrungen und Geräteentwicklungen nach-haltig bis in die heutige Zeit. So ist mit der von ihm entwickelten mechanisch-hydraulischen Tiefenmess- einrichtung die Messung der Eindringtiefe unter Prüfkraft möglich. Deshalb kann dieses Gerät als frühe Ausführung einer „Instrumentierten Härte-prüfmaschine“ angesehen werden (Bild 3).

Die Werkstoffeigenschaft „Härte“ wird seit mehr als 100 Jahren durch Eindringprüfung ermittelt. Das

elastisch-plastische Deformationsverhalten unter dem Eindringkörper ist dabei so komplex, dass zur Charakterisierung des Kontaktverhaltens je nach Werkstoffklasse und Aufgabenstellung unterschied-liche Methoden der Härtebestimmung in die La-borpraxis eingegangen sind. Auf Grund der großen Bedeutung der Härte als technologischer Werkstoff-kennwert waren die Aktivitäten der Fachwelt schon immer auf eine Verbesserung der Vergleichbarkeit der Prüfergebnisse gerichtet.

Die nationalen und internationalen Bestrebungen führten zur Vereinbarung einer Härteprüfung, die für alle Werkstoffklassen einschließlich dünner Schich-ten universell einsetzbar ist und allein auf Messauf-zeichnungen ohne den subjektiven Einfluss eines Beobachters beruht (auch als Härte nach dem Kraft–Eindringtiefe–Verfahren bezeichnet). So konnte im Zeitraum von 1988 bis 2002 auf deutsche Initiative im Internationalen Normungsgremium ISO/TC 164/ SC 3 die Norm ISO 14577 erarbeitet werden, die den Anwendern die Bewertung von Härteeindrücken an Hand der bleibenden und elastischen Verformung ermöglicht. Mit der Aufzeichnung von Kraft und Weg während des gesamten Zyklusses von ansteigender Prüfkraft und Entlastung können sowohl die traditio-nellen Härtewerte als auch ergänzende Eigenschaften des Werkstoffes, wie Eindringmodul, Kriechen, Rela-xation sowie elastische und plastische Eindringarbeit bestimmt werden. Einer dieser Parameter, der mit der

Bild 2: Vom DVM-Blatt 125 zur DIN 50125

Bild 3: Mechanisch-hydrauli-sche Tiefenmesseinrichtung nach MARTENS, Fabrikat Schopper

B Brinellkugel, in L gelagert,

F Fühlstifte, deren Bewegung über

Ü auf den Kolben K über- tragen wird,

S Einstellkolben zur Justierung des Quecksilbermeniskus R,

T Skala

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Dr. sc. techn. Alois Wehrstedt war bis 2009 Geschäftsführer des Normenausschusses Materialprüfung (NMP) im DIN, Deutsches Institut für Normung e.V. und Sekretär des Internationalen Normungsgremium ISO/TC 164/ SC 3 „Härteprüfung von Metallen“.

Literaturverzeichnis[1] E. Heyn, Adolf Martens, Stahl und Eisen 34 (1914), p. 1393[2] H. Czichos, In memoriam Adolf Martens, Materialprüfung 31 (1989),

p. 215[3] M. F. Osmond, Methode generale pour l analyse micrographique

des aciers au carbone, Arts Chimiques 94 (1895), p. 480[4] A. Martens, Handbuch der Materialienkunde für den Maschinen-

bau, Springer Verlag, Berlin 1898[5] 125 Jahre Forschung und Entwicklung - Prüfung, Analyse, Zulassung

- Beratung und Information in Chemie und Materialtechnik – Die Chronik der BAM, Wirtschaftsverlag NW, 1996, ISBN 3-89429-714-X

Tipps zum Weiterlesen

In der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung wurde aus Anlass des 100. Todestages von Adolf Martens eine Publikation erstellt:

Engineering failure analysis / Materials Structures Components Reliability DesignSpecial Issue A Tribute to Prof. A. MartensVolume 43, August 2014, ISSN 1350-6307, Elsevier

Adolf Martens war einer der Pioniere der Werkstoff-technik und Schadensanalyse im Europa des 19. Jhds. 1884 übernahm er die Leitung der Königlichen Mechani-schen Versuchsanstalt, aus der später die heutige BAM hervorging. Martens beschäftigte sich mit zahlreichen für die Schadensanalyse erforderlichen Methoden der Werkstoffprüfung wie Makrofotographie, Fraktographie, Metallographie und Härtemessung und verbesserte sie entscheidend. Obwohl die Methoden der Materialprü-fung und Schadensanalyse seit dem 19. Jhd. weiterent-wickelt und neue Verfahren der chemischen Analyse und zerstörungsfreien Prüfung eingeführt wurden, hat sich die interdisziplinäre Vorgehensweise bei der Scha-densanalyse seit Martens Tagen bewährt: Gründliche Vor-Ort-Bestandsaufnahme, eingehende visuell-zerstö-rungsfreie Anfangsuntersuchung, Entwicklung eines Grundverständnis für die Betriebsweise und -geschich-te, Materialprüfungen und Belastungsanalysen sowie Aufstellen einer widerspruchsfreien Hypothese zu den Schadensursachen und –abläufen.Anlässlich seines 100. Todestages wurde in der Zeit-schrift Engineering Failure Analysis mit Band 43 ein

Sonderheft unter dem Titel “A Tribute to Prof. A. Mar-tens” veröffentlicht. Diese Ausgabe gibt mit 17 bedeu-tenden Schadensuntersuchungen der BAM und ihren Vorgängerinstitutionen, wissenschaftlich aufbereitet von 25 Autoren, einen Überblick über fast 120 Jahre interdisziplinäre Schadensanalyse beginnend mit einer Original-Untersuchung von A. Martens aus dem Jahr 1896 bis hin zu aktuellen Fällen.Als ein Beispiel wird auf die nun erstmals international veröffentlichte Untersuchung der BAM an Prüfstücken der Ostseefähre MS ESTONIA verwiesen, deren Unter-gang sich am 28.9.2014 zum 20sten Mal jährt.

Auf das o.g. Sonderheft kann bis Ende Nov. 2014 unter folgender Adresse kostenfrei zugegriffen werden:www.sciencedirect.com/science/journal/13506307/43

Für Rückfragen wenden Sie sich an [email protected]

Weiter hat uns Herr Prof. Klaus Hentschel, Universität Stuttgart, Historisches Institut, Abt. für Geschichte der Naturwissenschaften und Technik, folgende Lektüre empfohlen:

Wolfgang PiersigHenry Clifton Sorby - Adolf Martens - Emil Heyn: Die Nestoren der Technikwissenschaft MetallographieGrin Verlag, Januar 2010, ISBN-10: 3640509625, ISBN-13: 978-3640509621

instrumentierten Eindringprüfung ermittelt werden kann, ist die „Härte unter Prüfkraft“, bisher als „Uni-versalhärte HU“ bezeichnet. Diese Bezeichnung wird hauptsächlich in Mitteleuropa verwendet, während in den Englisch sprechenden Ländern die Bezeich-nung „Vickershärte unter Prüfkraft“ gebräuchlicher ist. In diesen Ländern hat „Universalhärte“ eine voll-kommen andere Bedeutung und deren Gebrauch im Titel einer Internationalen Norm würde für den englischen Sprachraum sehr irreführend sein. Das für die Erarbeitung von Normen für Härteprüfungen verantwortliche Technische Komitee ISO/TC 164/ SC 3, hatte – neben vielen technischen Einzelheiten – auch über eine neue Bezeichnung für dieses Härteprüf-prinzip zu entscheiden.

Auf der Beratung am 21./22. Juni 2000 in Berlin haben die Delegierten des ISO/TC 164/SC3 nach der Diskussion von mehreren Möglichkeiten beschlossen, die „Härte unter Prüfkraft“ in dieser Norm und in Zukunft als „Martenshärte HM“ zu bezeichnen, in Ge-

denken an Adolf Martens, einem der um die Wende zum 20. Jahrhundert führenden Fachmann auf dem Gebiet der Werkstoffprüfung von Metallen und be-sonders der Härteprüfung.

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DVM-Satzung und -Mitgliederverzeichnis 1898 (ältestes erhaltenes DVM- Dokument)

Büste von Adolf Martens am Stammsitz der BAM Bundesanstalt für Material- forschung und –prüfung in Berlin

DVM-Vorstand 1898 (Originaldokument)

DVM-Huldigung anlässlich des

100. Todestages am Ehrengrab von

Prof. Adolf Martens

auf dem Friedhof Dahlem

in Berlin

Adolf-Martens-Straße in Berlin ... … an der Ecke BAM/Unter-den-Eichen Adolf-Martens-Haus, Foyer des Haupt-gebäudes am Stammsitz der BAM, Berlin

Beilage DVM-N 62 • Herbst 2014

Impressionen – Spuren des DVM-Gründungsvorsitzenden Prof. Adolf Martens