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268 Editorial JDDG |4 ˙ 2007 (Band 5) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist mir eine besondere Freude, Sie als neu gewählter Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (OeGDV) begrüßen zu dürfen. Ich folge in meiner Präsidentschaft der Funktionsperiode von Dr. Hans-Jörg Rauch, dem ich an dieser Stelle nochmals für seine hervorragende, engagierte und kluge Leitung unserer Gesellschaft danken möchte. Er hat es nicht nur verstanden, die Gesellschaft mit Umsicht zu leiten, sondern auch mit ausgleichendem Geschick für den Vorteil der Gesellschaft zu wirken. Als Fachgruppenobmann vertrat Dr. Rauch die Interessen der niedergelassenen Kollegenschaft, schuf jedoch durch neue Stipendien und der Forschung zugute kommende Ressourcen einen substanziellen Beitrag zur Forschungsförderung. Seine Präsidentschaft war in weiterer Hinsicht bedeutsam. Er war der erste Präsident der OeGDV aus dem niedergelassenen Bereich; ein Zeichen jede Spaltung der Gesellschaft zu vermeiden, um somit die Anforderungen an die Dermatologie gemeinsam zu lösen. Wir stehen vor großen Herausforderungen. In Zeiten europaweiter Budgetknappheiten und dem drohenden Kollaps der Gesundheitssysteme, werden die Beschränkungen auch vor unserem Fachgebiet nicht halt machen. Als Dermatologen sind wir in Europa, insbesondere in den deutschsprachigen Ländern, noch in der glücklichen Lage, das Fachgebiet in umfassender Form betreuen zu dürfen. Dies reicht von der allgemeinen Dermatologie und der Immundermatologie mit „orphan diseases“ über die operative Dermatologie und Dermato-Onkologie, die Allergologie, die Phlebologie, STD und HIV-Infektionen, um nur die wichtigsten zu nennen. Ich muss nicht erwähnen, dass diese Teilgebiete des Faches in anderen Ländern, bereits von anderen Disziplinen betreut werden und Begehrlichkeiten auch schon bei uns merk- und spürbar werden. Es gibt eine einzige Möglichkeit, diese wichtigen und integralen Bestandteile unseres Faches zu erhalten – das ist Kompetenz. Die angesprochene Kompetenz können wir nur durch hervorragende Ausbildung und Qualitätssicherung erreichen. Die Qualität der Ausbildung muss die postpromotionelle Facharztausbildung und die ständige Weiterbildung bereits tätiger FachärztInnen umfassen. Facharztprüfungen sind in der Zwischenzeit glücklicherweise gesetzlich vorgeschrieben und sollen von einer verpflichtenden, dokumentierten Weiterbildung ergänzt werden. Es ist die Aufgabe der Fachgesellschaften, gemeinsam mit den Ärztekammern die entsprechenden Programme auch unter Einsatz neuer Medien (z. B. Telelearning) auszuarbeiten und durchzuführen. Die Qualitätssicherung steht derzeit auf zwei Säulen: Leitlinien und Zertifizierung. Im Rahmen des European Dermatology Forum arbeiten derzeit unter der Leitung von Wolfram Sterry und teilweise auf Basis der von der DDG bereits erstellten Leitlinien Experten aus ganz Europa an klinischen Guidelines für die wichtigsten Gebiete unseres Faches. Diese Guidelines sollten auf höchstem Niveau die Basis Grußwort des Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie Hubert Pehamberger

Editorial – Grußwort des Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie

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268 Editorial

JDDG | 4˙2007 (Band 5)

Liebe Kolleginnen und Kollegen!Es ist mir eine besondere Freude, Sie als neu gewählter Präsident der ÖsterreichischenGesellschaft für Dermatologie und Venerologie (OeGDV) begrüßen zu dürfen.Ich folge in meiner Präsidentschaft der Funktionsperiode von Dr. Hans-Jörg Rauch,dem ich an dieser Stelle nochmals für seine hervorragende, engagierte und kluge Leitung unserer Gesellschaft danken möchte. Er hat es nicht nur verstanden, die Gesellschaft mit Umsicht zu leiten, sondern auch mit ausgleichendem Geschick fürden Vorteil der Gesellschaft zu wirken. Als Fachgruppenobmann vertrat Dr. Rauch dieInteressen der niedergelassenen Kollegenschaft, schuf jedoch durch neue Stipendienund der Forschung zugute kommende Ressourcen einen substanziellen Beitrag zurForschungsförderung. Seine Präsidentschaft war in weiterer Hinsicht bedeutsam. Erwar der erste Präsident der OeGDV aus dem niedergelassenen Bereich; ein Zeichenjede Spaltung der Gesellschaft zu vermeiden, um somit die Anforderungen an dieDermatologie gemeinsam zu lösen. Wir stehen vor großen Herausforderungen. In Zeiten europaweiter Budgetknappheitenund dem drohenden Kollaps der Gesundheitssysteme, werden die Beschränkungenauch vor unserem Fachgebiet nicht halt machen. Als Dermatologen sind wir in Europa, insbesondere in den deutschsprachigen Ländern, noch in der glücklichenLage, das Fachgebiet in umfassender Form betreuen zu dürfen. Dies reicht von derallgemeinen Dermatologie und der Immundermatologie mit „orphan diseases“ überdie operative Dermatologie und Dermato-Onkologie, die Allergologie, die Phlebologie,STD und HIV-Infektionen, um nur die wichtigsten zu nennen. Ich muss nicht erwähnen, dass diese Teilgebiete des Faches in anderen Ländern, bereits von anderenDisziplinen betreut werden und Begehrlichkeiten auch schon bei uns merk- undspürbar werden. Es gibt eine einzige Möglichkeit, diese wichtigen und integralen Bestandteile unseres Faches zu erhalten – das ist Kompetenz.Die angesprochene Kompetenz können wir nur durch hervorragende Ausbildung undQualitätssicherung erreichen. Die Qualität der Ausbildung muss die postpromotionelleFacharztausbildung und die ständige Weiterbildung bereits tätiger FachärztInnenumfassen. Facharztprüfungen sind in der Zwischenzeit glücklicherweise gesetzlichvorgeschrieben und sollen von einer verpflichtenden, dokumentierten Weiterbildungergänzt werden. Es ist die Aufgabe der Fachgesellschaften, gemeinsam mit den Ärztekammern die entsprechenden Programme auch unter Einsatz neuer Medien (z. B. Telelearning) auszuarbeiten und durchzuführen. Die Qualitätssicherung steht derzeit auf zwei Säulen: Leitlinien und Zertifizierung.Im Rahmen des European Dermatology Forum arbeiten derzeit unter der Leitungvon Wolfram Sterry und teilweise auf Basis der von der DDG bereits erstellten Leitlinien Experten aus ganz Europa an klinischen Guidelines für die wichtigsten Gebiete unseres Faches. Diese Guidelines sollten auf höchstem Niveau die Basis

Grußwort des Präsidenten der

Österreichischen Gesellschaft für

Dermatologie und Venerologie

Hubert Pehamberger

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unseres ärztlichen Handelns, ohne Einschränkung der individuellen Entscheidungund persönlichen ärztlichen Verantwortung sein. Zertifizierung: Ohne in einen Zertifizierungswahn zu verfallen, sollten wir einer externen, strukturierten Kontrolle unseres Handelns und unserer Abläufe positiv gegenüber stehen. Dies gilt gleichermaßen für den akademischen Bereich, die Spitälerund die KollegInnen in der Praxis. Einer weiteren Herausforderung werden wir unsin diesem Zusammenhang stellen müssen, das ist die Interdisziplinarität. Als Beispiel seien Biologika, systemische onkologische Therapie, Allergologie und Immunologie, Angiologie oder Infektionskrankheiten, insbesondere HIV Infektionen,genannt. Spezielle Ausbildungen, wie ein Zusatzfacharzt oder ein Zusatzzertifikat als klinischer Experte/Expertin werden als Kompetenznachweis erforderlich sein. Es wird jedoch auch an der klugen Verhandlungstechnik liegen, Rand- und Überschneidungsgebiete in unserem Fach zu verteidigen und zu sichern. Dies gilt in besonderem Maße für die kosmetische Dermatologie, wo die Versuchungdurch ökonomische Aspekte nicht nur von außen, sondern auch von innen auf unseinwirkt. Die kosmetische Dermatologie ist ein integraler und wichtiger Bestandteilunseres Faches, doch sei der Appell gestattet – behalten wir die Qualität und die Dimension vor Augen.Forschungsförderung: Eine wesentliche Aufgabe wird es sein, sowohl die Klinische- alsauch Grundlagenforschung in der Dermatologie zu festigen. Klinische Studien, wie z. B. mit Biologika oder innovative Therapien in der Dermato-Onkologie (Mimotope,Antikörper, Vakzination) – müssen von Dermatologen führend ausgerichtet werden.Die Grundlagenforschung in der Dermatologie muss erhalten bleiben: Wir müssenunsere jüngeren Mitarbeiter motivieren und Ihnen eine Möglichkeit schaffen, im In- und Ausland zu forschen und sie anregen, die richtigen Fragen zu stellen. Last but not least, wird es in zunehmendem Maße unsere Aufgabe sein, die Fachkompetenzdurch Öffentlichkeitsarbeit zu präsentieren. Die OeGDV startet im Frühjahr eineKampagne – „Was macht der Dermatologe“ –, in der namhafte Kollegen aus Klinik und Praxis Kerngebiete der Dermatologie vorstellen werden. Als Präsident der OeGDV freue ich mich, die Aufgaben und Anforderungen zumWohle unserer Gesellschaft zu übernehmen.

Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger

KorrespondenzanschriftUniv.-Prof. Dr. Hubert PehambergerPräsident der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und VenerologieLeiter der Abteilung für Allgemeine DermatologieMedizinische Universität WienUniv. Klin. f. DermatologieWähringer Gürtel 18–20A-1090 WienTel.: 00 43-(0)1-40 40 0-77 10Fax: 00 43-(0)1-40 40 0-19 66E-Mail: [email protected]