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240 Kurze wissensehafttiehe Mitteflungen. Kliniseho Woohensohrif~ sprechen ffir ihre endokrine Natur. ~'ber gleiche Behand- Iungserfolge bei der Injektionstherapie berichtete in den ver- gangenen Jahren v. Bs~A~¢~¢, MAX~A:bTOibT, I~ILTO3ff,SYLLA u.a. Die Wirkung erldgrt man sich in einer Durehblutungs- steige~ung des periarticutgren Gewebes. SxnnA konnte eine Be'einflussung der Allergielage dureh SexuMhormone fest- stellen. Bisher haben wir tiber 50 Frauen, bei denen wir eine Arthropathia dyshormonMis, wie ich es bezeiehnen ~ m6ehte, annahmen, mit Cyren A-Implantation mit sehr gutem En[olg behandelt. Wir implantierten 25--50 mg und riehteten uns dabei naeh der Dauer der ~enopause. Selbst bei den 60j~hri- gen und ~lteren Frauen, die 50 nag implantiert erhielten, traten bei 90% die bekarmten Follikelhormonblutungen auf, die jedoeh nach Ex~lantation nach wenigen Tagen zum Stehen kamen. Trotzdem schwand nicht der therapeutisehe Effekt. Aus diesem Grunde empfehlen wir jedoeh, je naeh Dauer der IV~enopause die therapeutisehe Dosis zwisehen 10--25 mg zu bemessen. Der therdpeutis~ehe Effekt tritt ebenfalls schon naeh wenigen Tagen ein und das Auftreten einer Blutung Ms Sp/~tkomplikation, als Zeiehen einer Uber- dosierung, I/~Bt Meh auf ein l~finimum besehr&nl~en. Bei einem Fall, es war eine 64j~hrige adipTse Patientin, die wegen ihrer Arthrosis deformans bereits lmM r6ntgentlefenbesSrahlt worden ist und bei der 50 mg implantiert worden war, trat die Blutung erst nach 4~/~ ~¢Ionaten auL Das Auftreten der Blutung post Implantationem naeh einer so langen Zeit ist meines Wissens in der Literatur noeh nicht beschrieben worden, weswegen wir den Fall ftir mitteilenswert hMten. Die Zeitdauer kSnnte man auf die starke Adipositas zmWiek- ~fihren nnd damit auf die mangelhafte Resorption, trotz Naehlassens der Gelenkbesehwerden wenige Tags naeh der Implantation. Die Stelle der Implantation am Oberschenkel wurde mi~ scharfem LTffel, wobei subeutanes Fettgewebe ent- fernt wgrden ist, ausgekratzt und ausgespiilt, ~'onaeh inner- hMb weniger Tage die ]~lutung spontan zum Stillstand kam. Unter den Frtihkomplikationen waren in den ersten 2 bis 4 Tagen bei nnseren Xranken ~belkeit,~ Breehreiz, Kopf- sehmerz, ~igr~ne und typiseh~ Gestationssymptome zu be- obaehten. Therapeutisehe MaBnaht~en waren fi~icht erforder- lieh. Bei in der Fraklimax stehenden oder noeh jiingeren Frauen und M~nnern injizierten wir Anertan (urn sich bei den noeh menstruierenden Frauen nieht an den Zytdus zu halten) mit gleieh gutem Erfolg. Bei allen F~llen war der subjektive Effekt mitunter eklatant, tiler w~re noeh zu erw~hnen, dab wit eine Cyren-Implantation yon 25 mg bei einer kliniseh Ms aueh rSntgenologiseh naehgewiesenen B~c~rr~Ew-Erkrankung vorgenommen haben. Aueh in diesem Fall war die auffallende Besserung nut ant die Implan- tation zurtiekzufiihren, wenn anch mitgeteilt werden muB, dab Patient bis zum Tage der Implantation, d. h. t/~glieh 4 Tage lang Capysat intra~ en6s erhMten hatte. Zum SehluB noeh einen tIinweis auf die Blutsenkungs- geschwindigkeit. In der Klinik gibt die Blutsenkungsgesehwin- digkeit bei den Polyarthritiden, gleieh welcher Genese, einen I-Iinweis und AnhMtspunkt ftir die I~eilung des Prozesses. Aus diesem Grunde ist darauf hinzuweisen, dab es naeh Cyren- Implantation zu 0dembildung kommen kann, die wir nieht beobaehtet haben, und damit infolge der vorausgehenden ttydr~mie im Blur zu einem nieht wesentliehen Absinken des ~/~moglobins, der Erythroeyten und zu einem Anstieg der Bhtsenkungsgeschwindigkeit. Man darf sieh also yon einem Ansteigen der B]utserAungsgeschwindigkeit nach der Im- plantation nieht irritieren lassen, sondern man sell sich naeh dem subjektiven Befinden richten. Die Blut~enkungsge- sehwindigkeit f~llt naeh etwa 8--14 Tagen, wie nnsere F~lle es zeig~en, spontan ab. Die Erkl~rung ftir die ttydrgmie und eventuell 0dementstehung Iiegt in der Sediertmg des Xypophysenvorderlappens dutch die SexuMhormone, wo- bei gleichzeit]g eine I-Iemmung des diuretisehen kIormons erfolgt. AbsehlieSend ist zu sagen, dab wit die Implantations- therapie bei wegen Arthrosis deformans bereits 1 und 2real rOntgentiefbestrahlten Xranken mit dem gleiehen guten Erfolg durchgeffihrt haben. Aus diesem Grunde hMten wires filr angebraeht, die Therapie mit SexuMhormonen vor der ROntgentiefenbe- strahlung ats der letz~en therapeutisehen MaBnahme einzu- sehMten und zumindestens eines Versuches erw~hnenswert. EIN FALL VON ICTERUS GRAVIS NEONATORUM INFOLGE UNVERTR~GLICHKEIT DES BLUT- KORPERCHENMERKMALS A 1. Von ]KA~IA~hUS BooK, MA~I~-A~s F ~ vo~ F~cK und MAItIAiWNE EILEI%S. Aus dem Chemotherapeutischen Laboratorium der FarbenfablJken Bayer in Elberfeld (LeRer: Prof. KIKUTlt), tier Landesfrauenklinik der Rhein- provinz in Wuppertal-Elberfeld (Direktor: Prof. ANSEL~IINO)und der Universit~s-Kinderklinik in i~Iiinster (kern. Direktor: Prof. KO~TGEN). (Eingegangen am 11. Dezember 1948.) Mit der Entdeekmlg des t~hesusfaktors land zugleieh die Gruppe der h~molytisehen Neugeborenenerkrankungen: die Neugeborenenan£mie, der Icterus gravis und der Hydrops congenitus ihre pathogenetisehe Erklarnng. Man nahm zu- nachst an, dab aussehlieBlich die Rh-AntikTrper ftir das Zu- standekommen der h/~molytisehen h%vgeborenenerkrankun- gen verant%,ortlich sind. JoNsso~¢, S~wn~ u.a. haben abet darauf aufmerksam gemacht, dab in einer heterospezifischen Schwangerschaft aueh innerhMb des AD0-Systems eine Iso- immunisierung vorkommt. Besitzt der Pet ein AB0-Antigen, das der Mutter fehtt, so werden nach 8~I~ die natfirliehen AB 0-AntikTrper im mtitter]ichen Serum vermehrt. W~, BOOX~:~A~N, DODD u.a. beobachteten ferner, dab fiir die Isoimmunisierung das Auftreten yon univMenten-AB0- AutikSrpern charakteristisch ist. Diese AntikTrperart l~St sich aueh in vitro differenzieren und ist in serotogischer I-Iin- sicht den blockierenden ]gh-Antikfrpern verg]eichbar. Obwohl in 19,5% Mler Schwangerschaften eine ABq- Sensibilisierung mit Titeranstieg bei der Mutter vor]iegt, sind die hamo]ytischen Erkrankungen des Neugeborenen, die durch AB0-Antik6rper hervorgerufen werden, auBerordent- lich selten (D~ B~G~r). Fiir die Seltenheit des Vorkommens sind verschiedene Erkl~rungen angeftihrt worden. So nimmt WI:~E~ an, dM] die Planzeata flit AB 0-Antikbrper schwerer durehlassig ist Ms fiir Rh:AntikTrper, weil die AB0-Anti- k6rj3er an gr6Bere EiweiBmolektile gebunden s ein solten. Tov~z vermutet, dab sieh die AB0-Antik6rper im kindHchen Organismus desh~lb nieht auswirken k6nnen, weil sie bereits in der Plazenta dutch 16sliehe AB0-Substanzen neutrMisiert werden. Weiterhin bleibt zu bedenken, ob nicht die geringe antigene Kraft der fetMen A- und B-Btutk6rperchen aueh nur schwache Antigen-AntikSrperreaktionen innerhMb des AB0-Systems auslTsen kann. In der Weltliteratur sind bisher nur einzelne kindtiehe Erkrankungsf~lle infolge yon AB0-Unvertr~gliehkei~ mit- geteitt worden. (A~B~w, Coc~o~, E~,~s, CAPPed, WIEI~Et~, BOOR~/IAI~N, DODD, DE BUJgG~.) Im deutschen Sehrifttum wurde unseres Wissens noeh kein derartiger Fall ver6ffenttieht. Wir 'mOehten daher eine eigene Beobaeht~mg mitSeilen, wo die A~-Unyertraglichkeit bei 3 Geschwistern zu sehweren hgmolytischen ~eugeborenenerkrankungen ge~iihrt hat. Die Diagnose wurde erstmalig yon der Landesfrauen- "ldinik Elberfeld gestellt, der die Patientin am 19. 3.48 im 8. Sohwangerschaftsmon~t veto l~ausarzt tiberwiesen wurde. Die Mutter, die keine Blutfibertragungen erhMten hatte, bet folgende Geburtenanamnese: 1943 Abort mens. IIL 1943 Zangenentbindung, Kind lebt undist gesund. 1945 Abort mens. HI. 1946 Spontangeburt o. B., sehwerer Ikterus mit Xr~mpfen und Ted am 3. Lebenstag. 1947 Totgeburt am Ende der Sehwangersctiaft. Die serologisehe Untersuehung der Familienmitgtied6r ergab: Pater: Az Rh, Kin& (1943) A~ 1%h; .Mutter: 0 l~h. Eine Unvertr~gliohkeit innerhMb des Rh-Systems lieB sieh Ms Ursaehe ffir die vorausgegangenen kindtichen Er- krankungen mit Sieherheit aussehlieBen, well naeh Feststel- lung des Lister-Instituts in London v beide Eheleute tier gleiehen Rh-Untergruppe I~R~ angehTren. Im mtitterliehen Serum wurde ein relativ hoher Anti-A-Titer festgestellt und Blutproben der 1Vfutter in regekm~Bigen Abst£nden kontrol- liert (Farbenfabriken Bayer). 19. 3. Anti-A 1:1024; 27.3. Anti-A 1:512; 5.4. Anti-A 1:256. Der TiterabfM1 am Ende der Sehwangersehait deekt sieh mit den entsprechenden Beoba.ehtuugen bei Rh-Unvertr~g- lichkMt. Leider konnte sich die Patientin wegen der sehr groBen Entfei~ung zur En~bindung in der Klinik nicht entsehlieBen und so war es nieht m6glieh, w/~hrend der Gebm-t und wa.hrend Wir mSehten ]~errn ~rof. :~O~A~T aueh an dieser SSelle fgr seine Untersuchungen danken.

Ein Fall von Icterus gravis neonatorum infolge Unverträglichkeit des Blutkörperchenmerkmals A1

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240 Kurze wissensehafttiehe Mitteflungen. Kliniseho Woohensohrif~

sprechen ffir ihre endokrine Natur. ~'ber gleiche Behand- Iungserfolge bei der Injektionstherapie berichtete in den ver- gangenen Jahren v. Bs~A~¢~¢, MAX~A:bTOibT, I~ILTO3ff, SYLLA u.a . Die Wirkung erldgrt man sich in einer Durehblutungs- steige~ung des periarticutgren Gewebes. SxnnA konnte eine Be'einflussung der Allergielage dureh SexuMhormone fest- stellen.

Bisher haben wir tiber 50 Frauen, bei denen wir eine Arthropathia dyshormonMis, wie ich es bezeiehnen ~ m6ehte, annahmen, mit Cyren A-Implantation mit sehr gutem En[olg behandelt. Wir implantierten 25--50 mg und riehteten uns dabei naeh der Dauer der ~enopause. Selbst bei den 60j~hri- gen und ~lteren Frauen, die 50 nag implantiert erhielten, traten bei 90% die bekarmten Follikelhormonblutungen auf, die jedoeh nach Ex~lantation nach wenigen Tagen zum Stehen kamen. Trotzdem schwand nicht der therapeutisehe Effekt. Aus diesem Grunde empfehlen wir jedoeh, je naeh Dauer der IV~enopause die therapeutisehe Dosis zwisehen 10--25 mg zu bemessen. Der therdpeutis~ehe Effekt t r i t t ebenfalls schon naeh wenigen Tagen ein und das Auftreten einer Blutung Ms Sp/~tkomplikation, als Zeiehen einer Uber- dosierung, I/~Bt Meh auf ein l~finimum besehr&nl~en. Bei einem Fall, es war eine 64j~hrige adipTse Patientin, die wegen ihrer Arthrosis deformans bereits lmM r6ntgentlefenbesSrahlt worden ist und bei der 50 mg implantiert worden war, t rat die Blutung erst nach 4~/~ ~¢Ionaten auL Das Auftreten der Blutung post Implantationem naeh einer so langen Zeit ist meines Wissens in der Literatur noeh nicht beschrieben worden, weswegen wir den Fall ftir mitteilenswert hMten. Die Zeitdauer kSnnte man auf die starke Adipositas zmWiek- ~fihren nnd damit auf die mangelhafte Resorption, trotz Naehlassens der Gelenkbesehwerden wenige Tags naeh der Implantation. Die Stelle der Implantation am Oberschenkel wurde mi~ scharfem LTffel, wobei subeutanes Fettgewebe ent- fernt wgrden ist, ausgekratzt und ausgespiilt, ~'onaeh inner- hMb weniger Tage die ]~lutung spontan zum Stillstand kam.

Unter den Frtihkomplikationen waren in den ersten 2 bis 4 Tagen bei nnseren Xranken ~belkeit,~ Breehreiz, Kopf- sehmerz, ~igr~ne und typiseh~ Gestationssymptome zu be- obaehten. Therapeutisehe MaBnaht~en waren fi~icht erforder- lieh. Bei in der Fraklimax stehenden oder noeh jiingeren Frauen und M~nnern injizierten wir Anertan (urn sich bei den noeh menstruierenden Frauen nieht an den Zytdus zu halten) mit gleieh gutem Erfolg. Bei allen F~llen war der subjektive Effekt mitunter eklatant, t i ler w~re noeh zu erw~hnen, dab wit eine Cyren-Implantation yon 25 mg bei einer kliniseh Ms aueh rSntgenologiseh naehgewiesenen B~c~rr~Ew-Erkrankung vorgenommen haben. Aueh in diesem Fall war die auffallende Besserung nut ant die Implan- tation zurtiekzufiihren, wenn anch mitgeteilt werden muB, dab Patient bis zum Tage der Implantation, d. h. t/~glieh 4 Tage lang Capysat intra~ en6s erhMten hatte.

Zum SehluB noeh einen tIinweis auf die Blutsenkungs- geschwindigkeit. In der Klinik gibt die Blutsenkungsgesehwin- digkeit bei den Polyarthritiden, gleieh welcher Genese, einen I-Iinweis und AnhMtspunkt ftir die I~eilung des Prozesses. Aus diesem Grunde ist darauf hinzuweisen, dab es naeh Cyren- Implantation zu 0dembildung kommen kann, die wir nieht beobaehtet haben, und damit infolge der vorausgehenden ttydr~mie im Blur zu einem nieht wesentliehen Absinken des ~/~moglobins, der Erythroeyten und zu einem Anstieg der Bhtsenkungsgeschwindigkeit. Man darf sieh also yon einem Ansteigen der B]utserAungsgeschwindigkeit nach der Im- plantation nieht irritieren lassen, sondern man sell sich naeh dem subjektiven Befinden richten. Die Blut~enkungsge- sehwindigkeit f~llt naeh etwa 8--14 Tagen, wie nnsere F~lle es zeig~en, spontan ab. Die Erkl~rung ftir die ttydrgmie und eventuell 0dementstehung Iiegt in der Sediertmg des Xypophysenvorderlappens dutch die SexuMhormone, wo- bei gleichzeit]g eine I-Iemmung des diuretisehen kIormons erfolgt.

AbsehlieSend ist zu sagen, dab wit die Implantations- therapie bei wegen Arthrosis deformans bereits 1 und 2real rOntgentiefbestrahlten Xranken mit dem gleiehen guten Erfolg durchgeffihrt haben.

Aus diesem Grunde hMten w i r e s filr angebraeht, die Therapie mit SexuMhormonen vor der ROntgentiefenbe- strahlung ats der letz~en therapeutisehen MaBnahme einzu- sehMten und zumindestens eines Versuches erw~hnenswert.

EIN FALL VON ICTERUS GRAVIS NEONATORUM INFOLGE UNVERTR~GLICHKEIT DES BLUT-

KORPERCHENMERKMALS A 1.

Von ]KA~IA~hUS BooK, M A ~ I ~ - A ~ s F ~ vo~ F~cK

und MAItIAiWNE EILEI%S.

Aus dem Chemotherapeutischen Laboratorium der FarbenfablJken Bayer in Elberfeld (LeRer: Prof. KIKUTlt), tier Landesfrauenklinik der Rhein- provinz in Wuppertal-Elberfeld (Direktor: Prof. ANSEL~IINO) und der Universit~s-Kinderklinik in i~Iiinster (kern. Direktor: Prof. KO~TGEN).

(Eingegangen am 11. Dezember 1948.)

Mit der Entdeekmlg des t~hesusfaktors land zugleieh die Gruppe der h~molytisehen Neugeborenenerkrankungen: die Neugeborenenan£mie, der Icterus gravis und der Hydrops congenitus ihre pathogenetisehe Erklarnng. Man nahm zu- nachst an, dab aussehlieBlich die Rh-AntikTrper ftir das Zu- standekommen der h/~molytisehen h%vgeborenenerkrankun- gen verant%,ortlich sind. JoNsso~¢, S~wn~ u.a . haben abet darauf aufmerksam gemacht, dab in einer heterospezifischen Schwangerschaft aueh innerhMb des AD0-Systems eine Iso- immunisierung vorkommt. Besitzt der Pet ein AB0-Antigen, das der Mutter fehtt, so werden nach 8 ~ I ~ die natfirliehen AB 0-AntikTrper im mtitter]ichen Serum vermehrt. W ~ , BOOX~:~A~N, DODD u.a . beobachteten ferner, dab fiir die Isoimmunisierung das Auftreten yon univMenten-AB0- AutikSrpern charakteristisch ist. Diese AntikTrperart l~St sich aueh in vitro differenzieren und ist in serotogischer I-Iin- sicht den blockierenden ]gh-Antikfrpern verg]eichbar.

Obwohl in 19,5% Mler Schwangerschaften eine ABq- Sensibilisierung mit Titeranstieg bei der Mutter vor]iegt, sind die hamo]ytischen Erkrankungen des Neugeborenen, die durch AB0-Antik6rper hervorgerufen werden, auBerordent- lich selten (D~ B~G~r). Fiir die Seltenheit des Vorkommens sind verschiedene Erkl~rungen angeftihrt worden. So nimmt WI:~E~ an, dM] die Planzeata flit AB 0-Antikbrper schwerer durehlassig ist Ms fiir Rh:AntikTrper, weil die AB0-Anti- k6rj3er an gr6Bere EiweiBmolektile gebunden s ein solten. Tov~z vermutet, dab sieh die AB0-Antik6rper im kindHchen Organismus desh~lb nieht auswirken k6nnen, weil sie bereits in der Plazenta dutch 16sliehe AB0-Substanzen neutrMisiert werden. Weiterhin bleibt zu bedenken, ob nicht die geringe antigene Kraft der fetMen A- und B-Btutk6rperchen aueh nur schwache Antigen-AntikSrperreaktionen innerhMb des AB0-Systems auslTsen kann.

In der Weltliteratur sind bisher nur einzelne kindtiehe Erkrankungsf~lle infolge yon AB0-Unvertr~gliehkei~ mit- geteitt worden. (A~B~w, C o c ~ o ~ , E~,~s, CAPPed, WIEI~Et~, BOOR~/IAI~N, DODD, DE BUJgG~.) Im deutschen Sehrifttum wurde unseres Wissens noeh kein derartiger Fall ver6ffenttieht. Wir 'mOehten daher eine eigene Beobaeht~mg mitSeilen, wo die A~-Unyertraglichkeit bei 3 Geschwistern zu sehweren hgmolytischen ~eugeborenenerkrankungen ge~iihrt hat.

Die Diagnose wurde erstmalig yon der Landesfrauen- "ldinik Elberfeld gestellt, der die Patientin am 19. 3.48 im 8. Sohwangerschaftsmon~t veto l~ausarzt tiberwiesen wurde. Die Mutter, die keine Blutfibertragungen erhMten hatte, bet folgende Geburtenanamnese: 1943 Abort mens. I I L 1943 Zangenentbindung, Kind lebt u n d i s t gesund. 1945 Abort mens. HI . 1946 Spontangeburt o. B., sehwerer Ikterus mit Xr~mpfen und Ted am 3. Lebenstag. 1947 Totgeburt am Ende der Sehwangersctiaft. Die serologisehe Untersuehung der Familienmitgtied6r ergab: Pater: Az Rh, Kin& (1943) A~ 1%h; .Mutter: 0 l~h.

Eine Unvertr~gliohkeit innerhMb des Rh-Systems lieB sieh Ms Ursaehe ffir die vorausgegangenen kindtichen Er- krankungen mit Sieherheit aussehlieBen, well naeh Feststel- lung des Lister-Instituts in London v beide Eheleute tier gleiehen Rh-Untergruppe I~R~ angehTren. Im mtitterliehen Serum wurde ein relativ hoher Anti-A-Titer festgestellt und Blutproben der 1Vfutter in regekm~Bigen Abst£nden kontrol- liert (Farbenfabriken Bayer). 19. 3. Anti-A 1:1024; 27.3. Anti-A 1:512; 5.4. Anti-A 1:256.

Der TiterabfM1 am Ende der Sehwangersehait deekt sieh mit den entsprechenden Beoba.ehtuugen bei Rh-Unvertr~g- lichkMt. Leider konnte sich die Patientin wegen der sehr groBen Entfei~ung zur En~bindung in der Klinik nicht entsehlieBen und so war es nieht m6glieh, w/~hrend der Gebm-t und wa.hrend

Wir mSehten ]~errn ~rof. :~O~A~T aueh an dieser SSelle fgr seine Untersuchungen danken.

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~g. 2~, Heft ~S/I~ Buehbespreehungen. 241 1. April 1949

des Woehenbetts serologische Untersuchungen vorzunehmen, die besonders aufsehlutreieh gewesen waren. 18 Tage post partum waren bei der Mutter die A-Antik6rper a~f 1:128 abgesunken.

Die hgusliche Entbindung erfolgte am 26.4. 48. Es wurde ein lebensfrisches M/~dchen yon 3500 g Gewicht und 51 cm Lange geboren, bei dem sich jedoch sehon sac h wenigen Stunden ein Ikterus der Skleren einstellte. Der ttausarzt hatte bereits aus dem Blutbild bei der Geburt eine Erythro- blastose diagnostiziert und Leberinjektionen, Vitamin K und Follikelhormon verabreieht. Die Gelbsueht nahm jcdoch w~hrend des ersten Lebenstages so stark zu, dal~ das Kind in die Universit~ts-Kinderklinik Mfinster fiberwiescn wurde, die folgenden Aufnahmebefund erhob: Intensiver rOtlicher Ikterus; Kind im fibrigcn gut entwickelt, innere Organe o. B. Leber und MiIz nicht zu tasten, Urin o.B. Bilirubinwerte naeh ttiJ~rxxs v . D . B ~ o ~ : dir. Diazo: 2,8mg-%, indir. DXaZO .1],6 rag- ~o, Takata-Ara-Reaktmn negat~v. B~utbdd: Hamo 107 %, Erythro 4,5 Mill/cram; auf 100 Leuko 54 Normo- blastgn, 4 Makroblasten; starke Anise- und Poikilocytose, Polychromasie; Leuko 14800, 3% Eosin, 2% Promyeloeyten, 2% Myelocyten. Die kindliehen Blutk0rperchen wurden im gerichtsmedizinischen Xnstitut Mfinster als A1 Rh getestet, freie A-Antik6rper waren nicht nachzuweisen.

]qach der Aufnahme ~urden dem Kind aus dem Sinus 30 cm ~ Blur entnommen und durch Injektion yon 40 em ~ gruppengleichen Blutes ersetzt, da zungchst kein anderer Spender zur Verffigung stand. Blutentnahme und Trans- fusion ~q~rden nach 3 Stunden wiederhol~ und reaktions]os ver~rag~n, wohl zum Zeichen daffir, da$ sieh keine matter- lichen Antik6rpcr mehr im kindlichen B]ut befanden. Das Kind erhiclt am 28. und 29, 4. noch je 2 Bluttransfusionen

der Gruppe 0. Die Hg~noglobinwerte sehwankten zwischen 100 und 130 %, die Ery~hrocyten zwischen 4, 8und 5,5 ~ / c m m . Die Normoblasten gingen dbu~lich zurfiek, bis sie am 4. Le- benstag aus dem peripheren Blur verschwunden waren. Der Xkterus war nach 8 Tagen behoben. Das Kind ist bei regel- mgl~igSr Gewichtszunahme gut gediehen: es wurde am 17. Le- benstag in gutem Allgemeinzustand entlassen: H~mo 94%, Ery~hro 1,5 Mill. Nach }]'itteilung des Hausarztes und der Mutter hat sich das Kind im Verlauf des ersten halben Jahres normal entwickelt, ohne dal~ eine sekundi~re Anamie eintrat.

Zusammenfassun 9. Es wird fiber einen Fall yon A~- Isoimmunisierung di~rch Schwangersehaft berichtet. ~aeh einer vorausgegangencn ~otgeburt und einem t6dlich ver- laufenen Icterus gravis ffi'hrtc die A~-Unvcrtragliehke)t erneut zu einem Icterus gravis des ~eugeborenen. Eine Rh-Unver- tragtichl~eit konnte durch die Zugeh0r~gkei~ der Eltern zur gleichen Rh-Un~ergruppe ausgeschIossen werden. Dagegen wurde bei Zugeh6rigkeit der Mutter zur Blu tgruppe 0, des Vaters und des Kindes zur Blntgruppe A, im Serum der Sehwangeren ein hoher Titer an A-Antik6rpern gefunden. Der Icterus gravis wurde dutch me hrere ldeine Austansehtrans- fusionen behandelt. Das Kind wurde am Leben erhalten und hat sich in einer ~/~j/~hrigen Beobachtungszeit normal ent- wickelt.

Litera~ur. D~ B~mo~ and S A ~ : Med. J. Australia 1, 199 (~947). - - CA~r~,LL, D. F. : Brit. reed. J. 1946, 601,641. - - DonD, B. E., K. E. B o o ~ and P.L. Mo~.~ISO~: J. Path. a. Batter. 57, 157 (1945). - - ~c~. , R.R. : Brit. reed. Bull. 4, 188 (1946). - - S ~ - ~ , G.H.: J. Path. a. Baeter. 57, 113 (194,5). - - ~ 1 ~ , A. : J. Labor a. din. Med. (Am.) 31, 1020 (1946). ~ Studies on individual Differences in Human Blood and their practical Applicatfon§, ~o 1. 1946.

REFERATENTEIL. BUCHBESPRECHUNGEN.

Erich Hesse; Angewandte Pharmakologie flit Xrzte und Studierende der Medizin. 2. verb.Aufl. Berlin-Mfinehen-Wien: Urban & Schwarzenberg 1947. VIII u. 419 S. Get. DM 21".--.

Biieher pharmakologischen !nhalts sprechen ,,Xrzf~ und Studierende" sicherlich um so - leichter an, je mehr sie den Stoff im ttinblick auf eine unmittelbare praktische An- wcndung darbieten. HEss~ geht darin noch welter als etwa G o o D ~ und GIL)tA~¢ in ihrer ,,Pharmacological Basis-of Therapduties". Er ordnet nicht nur die Pharmaca,,im wesent- lichen nach Krankheitslndikationen (was natitrlich niche ohne Wiederholungen geling~), sondern erSrter~ im Zu- sammenhang mit ihnen die physikalische und digtetische Therapie, aueh etwa die Bluttransfusion und die Blutgruppen, endlich sogar, diagnostische MaBnahmen. Die eigenen Er- fahrungen des Veffassers, die in weitem AusmaB sowohl im Laboratorinm wie am Krankenbett gewonfien wurden, spiegeln sieh vielfaeh wohlt/~tig wieder. Vor einer l~ber- wertung des Tierversuchs gegenfiber arztlichen Beobach- tungen weig er sich zu hiiten, we sic nieht am Platze ist, z- B. bei den Expectorantien. Daher sind auch unerledigte Pro- bleme vielfach nur angedeutet und theoretisehe Ausfithrungen nicht in die Tiefe verfolgt. Ale Beispiel sei d~s tL~pitel Schilddrfise erw/~hnt. Demgegentiber sind viele praktisch wichtige und in anderen Lehrbtichern der ,,experimentellen" Pharmakologie ungebfihrlieh vernachlassigte Mitre1 aus- ffihrlich und sor~altig behandelt, wie e~wa die lokal ~drken- den, die Bitterdrogen u. dgl. Zuweilen freilich seheint etwas viel traditioncll l~berkommenes und allm~hlich obsoiet Ge- wordenes mitgeschleppt zu sein. - - Nieht ganz zu iibersehen vermag ein gewissdnhafter Rezensent, dab dem :zweifellos sehr belesenen und urtgilsfahigen Autor neben Lapsus cglami und impressi auch Lapsus cerebri unterhufen sind. ,,Glomus earoticus" mag nur dcm sprachlich gesehulten Ohr schmerz- lich klingen, und ,,Cedigilanid" ~ start Cedilanid ~ ist bei'm Korrekturenlesen setbst einer zweiten Auflage leicht zu tibersehen, abet dal~ tier Koehsalzgehalt ,,ira Ham maximal die Konzentration des Blu~serums" erreiehe (S. 12), dal~ Salicylsaure an der Nierg ,,keratolytiseh" wirke (S. 124), da~ im Magensaft ,neben" der Salzsaure Natriumbic'arbonat und -carbonat gefunden warde (8.275), alas Seife ,,grund. satzlJch die keim~stende Kraft einer ehemisehen yerbindung herabsetzt" (S. 64), da$~. im Gewebe ,,infolge Chlbrmangels

ein relatives Obergewicht an Calcium" entstiinde (S. 54) und manches ~hnliche sonst sollte man besser Stitdlerenden nicht zu lesen'geTden. Etwas stSrend wirl~ es auch, da$ neben modernsten Errungenschaften der Erkenntnis auch alte Ladenhfiter wiedergegeben werden, die yon dcr -Wissenschaft langst beiseite gelegt wurden: immer noch gibt es ,,Albumi- hate", immer noch wirken Aluminium,,ionen", immcr noeh steht Hypochlori~ beim Chlor statt bei den Oxydations- mittein, immer noeh ist Chinonimin ein wesentIiches Zwischen- produkt bei der Anilinvergiftung u. a, m. Es wird auf dem weiten Felde der Pharmakologie immer sehr schwer sein und bleiben, 'jedes Gewgchs zu kenngn und seinen Wuehs zu veffolgen; das Einsammeln tier Ernte bedarI 6ines ~e er- lahmenden Bemfihens. M6gen weitere Auflagen dem Verfasser zum Lohn and Ausporn werden. WonFo~'¢~ H ~ R .

Hans Braun: Rezepturm~Bige Arzneiverordnung fiir ~ z t e und Studierende. Stuttgal~: Wissenselmfhliche Verlagsgesetl- schaft 1947. 269 S. Geb. DM lfi.--.

Als Oberarzt der Mfinchener reed. Poliklinik kennt der Verf., der schon einige brauehbare Schriften fiber Arznei- mitteIfragen ale Grenzgebie~ zwischen Arzt und Apotheker verfal3t hat, die heute vordringlichen Aufgaben der Arznei- verordnung aus der Praxis. Das vorliegende Werk stel[t seine Aufgabe bescheiden, erftillt sic abet mit vielseitigen Einzel- anregungen und praktischen Auskiin~ten. Die Absicht, die rezepturm~$ige Arzneiverordnung zu fSrdern, wird nieht unter Ablehnung dcr modernen Spezialitatcn verfolgt. Beiden wird ih r Wert ,,nebeneinander" zuerkannt. Die rezeptur- maBige Verordmmg kann, riehtig ausgefibt; eine individuellere medikament0se Therapie ermOglichen und hat "heute die besondere Aufgabe, noch vorhandene Restbestande des Arz- neimittelmarktes oder Ausweichstoffe ~ mit heranzuziehen. Der Verf. lal~t eine besondere Vcrliebe far die ,,Reichsformeln" (R. F.) erkennen, den~n aueh sehr vide Beispiele seiner guten und praktischen Rezeptauswahl angehSren. Er weist abet mit Recht darauf hin, dab diese nut als Musterrezepte dienen sollten, um indivlduell variiert zu werden und nieht, wie vielfaeh fiblieh, als neue Art yon Apothekenspezialitat mit Kurznamen schematisch verordnet werden sollten. - - In einigen allgemeinen Kapiteln we rden einleiiend die Grund- prinzipien der rationellen Arzneimi~elkombination, die