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AUS DER AUGENKLlNIK DES KRANKENHAUSES SABBATS: BERG (CHEFARZT: DR. E. FORSMARK). EIN FALL VON SYMPATISCHER OPHTHALMIE NACH HOLTHS IRIDENCLEISIS ANTIGLAUCOMATOSA G. F. OLSON.*) VON An der Augenabteilung des Krankenhauses Sabbatsberg er- eignete sich im Jahre 1933 ein Fall von sympatischer Ophthalmie im Anschluss an eine Iridencleisis nach Holth, die an einem mit primarem, einfachem Glaukom behafteten Auge ausgefiihrt wurde. Da nur sehr sparliche Mitteilungen iiber solche Falle vorliegen, wurde eine nahere Beschreibung als begriindet angesehen. Ferner wurden Statistiken von verschiedenen Kliniken durchgesehen, um womoglich zu ermitteln, wie gross die Gefahr des Eintretens dieser ominosen Komplikation sein kann. Krankengeschichte. Pat. war eine 62jahrige Frau. Als Kind hatte sie Phlyktanen gehabt. Vor 4 Jahren begann das Sehvermogen infolge eines chronischen Glaukoms, das sich am linken Auge entwickelt hatte, hier zu sinken. Pat. wurde mit Pilokarpintropfen behandelt. Status am 26. V. 1933. L. Auge: Blepharitis und eine unbedeutende zentrale Macula corn. Die Pupille eng durch Wirkung von Miotika. Keine Synechien. Linse klar. Papille blass, totalexkaviert. Das Gesichtsfeld recht be- deutend eingeschrankt. Tension = 7,5/4. Sehscharfe: Mit + 7,O: V 7 0,4. R. Auge: Blepharitis und eine unbedeutende Macula corn. Tension 7,5/5. Sehscharfe: Mit + 7,O V 7 0,5. Das Auge sonst 0. B. Da die Tension am 1. Auge trotz Pilokarpin-Eserin nicht abnahm, wurde 3. VI. 1933 Holths lridencleisis cum lridotomia meridionali an diesem Auge gemacht. Am 12. VI. war das Auge reizfrei. Mit + 7,O war V. 7 0,4. Die Tension subnormal. Pat. wurde aus dem Kranken- hause entlassen. Am 21. VII. kehrte Pat. mit subjektiven Beschwerden vom Konjunk- tivitistypus ins Krankenhaus Sabbatsbergs zuriick. Die Augen waren etwas gerotet, besonders das rechte. Von den Konjunktiven recht vie1 schleimige Sekretion. Der Druck auf beiden Augen betrug 5,5/.5-6. Die *) Eingegangen am 21’ Jan. 1935.

EIN FALL VON SYMPATISCHER OPHTHALMIE NACH HOLTHS IRIDENCLEISIS ANTIGLAUCOMATOSA

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Page 1: EIN FALL VON SYMPATISCHER OPHTHALMIE NACH HOLTHS IRIDENCLEISIS ANTIGLAUCOMATOSA

AUS DER AUGENKLlNIK DES KRANKENHAUSES SABBATS: BERG (CHEFARZT: DR. E. FORSMARK).

EIN FALL VON SYMPATISCHER OPHTHALMIE NACH HOLTHS IRIDENCLEISIS ANTIGLAUCOMATOSA

G. F. OLSON.*) VON

An der Augenabteilung des Krankenhauses Sabbatsberg er- eignete sich im Jahre 1933 ein Fall von sympatischer Ophthalmie im Anschluss an eine Iridencleisis nach Holth, die an einem mit primarem, einfachem Glaukom behafteten Auge ausgefiihrt wurde. Da nur sehr sparliche Mitteilungen iiber solche Falle vorliegen, wurde eine nahere Beschreibung als begriindet angesehen. Ferner wurden Statistiken von verschiedenen Kliniken durchgesehen, um womoglich zu ermitteln, wie gross die Gefahr des Eintretens dieser ominosen Komplikation sein kann.

Krankengeschichte. Pat. war eine 62jahrige Frau. Als Kind hatte sie Phlyktanen gehabt. Vor 4 Jahren begann das Sehvermogen infolge eines chronischen Glaukoms, das sich am linken Auge entwickelt hatte, hier zu sinken. Pat. wurde mit Pilokarpintropfen behandelt. Status am 26. V. 1933. L. Auge: Blepharitis und eine unbedeutende zentrale Macula corn. Die Pupille eng durch Wirkung von Miotika. Keine Synechien. Linse klar. Papille blass, totalexkaviert. Das Gesichtsfeld recht be- deutend eingeschrankt. Tension = 7,5/4. Sehscharfe: Mit + 7,O: V 7 0,4.

R. Auge: Blepharitis und eine unbedeutende Macula corn. Tension 7,5/5. Sehscharfe: Mit + 7,O V 7 0,5. Das Auge sonst 0. B.

Da die Tension am 1. Auge trotz Pilokarpin-Eserin nicht abnahm, wurde 3. VI. 1933 Holths lridencleisis cum lridotomia meridionali an diesem Auge gemacht. Am 12. VI. war das Auge reizfrei. Mit + 7,O war V. 7 0,4. Die Tension subnormal. Pat. wurde aus dem Kranken- hause entlassen.

Am 21. VII. kehrte Pat. mit subjektiven Beschwerden vom Konjunk- tivitistypus ins Krankenhaus Sabbatsbergs zuriick. Die Augen waren etwas gerotet, besonders das rechte. Von den Konjunktiven recht vie1 schleimige Sekretion. Der Druck auf beiden Augen betrug 5,5/.5-6. Die

*) Eingegangen am 21’ Jan. 1935.

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Sehscharfe des r. Auges = 0,4, des 1. Auges = 0,3. Kein Lichtweg. All- mahlich nahm die lnjektion am r. Auge mehr ziliaren Typus an, weshalb Pat. rnit der Spaltlampe untersucht wurde. Am 8. VIII. (also ca. 2 Mon. nach der Operation) wurden an beiden Augen sparliche, feine Prazipitate bcobachtet. Das Pilokarpin wurde ausgesetzt, Salizyl und Skopolamin verordnet und Rontgenbehandlung des rechten Auges eingeleitet. Die Bestrahlung wurde jedoch schon nach der ersten Behandlung ausgesetzt, weil eine ziemlich starke Reizung des Auges eingetreten war. Nach einem weiteren Monat hatten sich die Symptome verstarkt. Das rechte Auge schmerzte und war recht gereizt. Die Tension war bedeutend er- hoht, und die Iris vorgewolbt. Da die Pat. Salizyl schlecht vertrug, wurde Atophanyl eingesetzt. Durch Skopolamin-Kokain und Druckver- band konnte der Druck auf dem r. Auge fur eine Woche auf das Nor- male hinuntergebracht werden, stieg danach aber wieder auf ca. 75 mm Hg. Jetzt war der Druck auch am 1. Auge erhoht (50 mm Hg) und das Auge leicht gereizt. Ein Versuch mit Glaukosantropfen im r. Auge hatte nur temporare Wirkung, indem der Druck schon nach einigen Tagen wieder anstieg. Danach ging der Verlauf ziemlich gleichmassig weiter. Trotz lnjektionen von Hydrarg. salicylicum und wiederholten kraftigen Kuren rnit Neo- und vor allem mit Myosalvarsan wurde der Zustand des r. Auges immer schlechter. Der Druck blieb hoch. Es entwickelte sich eine immer dichtere Pupillarmembran; Kolobom und Pupille zogen sich zu einem schmalen Streifen zusammen. Die Sehscharfe sank, und schliesslich blieb nur noch Lichtperzeption iibrig. Das linke Auge, d. h. das operierte, erhielt sich dagegen besser. Allerdings sank auch hier die Sehscharfe auf Handbewegungen (gute Lokalisation), weil sich eine Pupillarmem- bran entwickelt hatte. Der Druck blieb aber, abgesehen von kleineren, vorubergehenden Steigerungen, normal. Am 9.111. 1934 schritt man zur Enukleation des r. Auges, und Mitte Mai dieses Jahres wurde Pat. ent- lassen. Das 1. Auge wies damals folgendes Bild auf: Reizfrei rnit ein- zelnen erweiterten episkleralen Gefassen. Leichtes Odem iiber der Iris- einklemmungsstelle (Seidelsche Probe neg.). Die vordere Kammer seicht, aber kein sicherer Lichtweg, keine sicheren Prazipitate. Der temp. Teil der Iris vorgewolbt. Die Pupillarzone atrophisch. Pupille und Kolobom hilden einen ca. 1 mm breiten Streifen. Druck normal. Pat. sieht Hand- bewegungen. Die Lokalisation gut (ausser vielleicht ganz weit nasal).

Path.-anat. Untersuchung des eunkleierten Auges zeigte eine aus Lymphozyten und Plasmazellen bestehende Infiltration der Chorioidea und des Corpus ciliare. Die Chorioidea war nur unbedeutend verdickt. Die Retina war frei von entzundlichen Veranderungen.

Die histologische Untersuchung zeigt also nicht das fur sympathische Ophthalrnie klassische Bild, da sowohl Epitheloid- als auch Riesenzellen fehlen. Dass dies bei sicheren Fallen von sympatischer Ophthalrnie der Fall sein kann, wird von Ruge (20), Gilbert (8) und anderen hervorgehoben. Der klinische

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Verlauf in unserem Fall ist so typisch, dass er allein ausreichen durfte, urn die Diagnose sympathische Ophthalmie zu rnotivieren.

Der oben erwahnte Fall von sympathischer Ophthalmie im Anschluss an eine regelrecht ausgefuhrte Iridencleisis antiglau- comatosa cum Iridotomia meridionali (Holth) hat fur uns die Frage aktuell gemacht, wie gross die Gefahr der Entstehung schwererer entzundlicher Zustande nach Iridencleisis an pri- maren Glaukomen ist, besonders im Vergleich zur selben Gefahr bei der Elliotschen Trepanation.

Die Glaukomoperationen, die sich auf lrisinheilung in einen Skleral- oder Korneoskleralschnitt griinden, haben sich wenig- stens hier im Norden als ernste Konkurrenten f u r die iibrigen Glaukomoperationen, einschliesslich der Elliotschen Trepanation erwiesen.

Gegenwartig diirfte Holths Iridencleisis antiglauconiatosa die am meisten angewendete von den Operationen mit lriseinheilung sein. Ein ihnen gemeinsamer Voretil wiirde u. a. die relativ ge- ringe Gefahr eines Auftretens von Spatinfektion sein. Dies mag auf den ersten Blick eigentiimlich erscheinen. Die Irisprolapse nach einer Staroperation wurden ja immer als eine unvillkom- mene Komplikation betrachtet, die nicht nur Verzdgerung der Heilung u n d starkere Irisreizung, sondern auch eine gewisse Gefahr spaterer boser Folgen hervorzurufen imstande ist. Diese Erfahrung veranlasste ja auch eine Anzahl bekannter Ophthal- mologen, sich den Iridencleisisoperationen gegenuber a priori abweisend z u verhalten. Die Erklarung fur die geringe Infek- tionsgefahr durfte vor allem darin liegen, dass bei einer absicht- lich hervorgerufenen Iriseinheilung der Prolaps vollig rnit einem guten Konjunktivallappen gedeckt wird. Leichte Irisreizungen in unmittelbarem Anschluss an die Operation sollen dagegen nach Pillat (19) und Holst (13) sehr haufig sein. So fanden bei Un- tersuchung rnit der Spaltlampe der erstere bei 70 % hintere Synechien, - d. h. wenigstens so oft wie nach Elliots Trepana- tion, und der letztere bei 55 %. Andere Operateure, z. B. Holth (15) heben dagegen die relativ geringe Reizung nach Iriden- cleisis hervor.

Was nun die ernsteren entzundlichen Zustande nach Iriden- cleisis betrifft, so fand Holth (14) unter seinen im Laufe von 25 Jahren operierten 223 primaren Glaukomen nur 2 solche Falle,

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die iibrigens absolute Glaukome waren. Der eine wurde gesund. Gjessing (9) nahm Nachuntersuchungen an 122 Fallen vor, die in einem Zeitraume von 20 Jahren operiert worden waren. Unter diesen Fallen befand sich keine Sparinfektion, und er aussert sich dahin, dass praktisch genommen keine solchen vorkamen. Auch Pillat ( 19) kam unter ungefahr hundert nachuntersuchten Fallen (Beobachtungszeit 1-7 Jahre) auf keine solchen Folge- zustande. Hagen und Holst fanden in ihrem Material von 81 nach- untersuchten Fallen (Beobachtungszeit 1-10 Jahre) keine Spat- infektion. Dagegen sah T. Harrison Butler (3, 4) unter seinen 60 operierten Augen (Beobachtungszeit bis zu 6 Jahren - die kiirzeste Beobachtungszeit ist nicht angegeben) einen Fall von doppelseitiger Iritis, die sich 6 Monate nach dem Eingriff ein- stellte. Die Iritis erwies sich als gutartig. Sichere Anhaltspunkte fiir sympathische Ophthalmie lagen nicht vor. Kleinere Statistiken mit relativ langer Beobachtungszeit (bis zu 8-10 Jahren) brachten Galetzki-Olin (7), Lafgren (17) und Gunnufsen (10). Sie enthalten insgesamt 92 nachuntersuchte Falle, aber keine Spatinfektion. Rechnet man alle obenerwahnten Statistiken zu- sammen, die wenigstens eine ganze Reihe durch Iangere Zeit beobachtete Falle enthalten, so findet man 3 Spatinfektionen auf 670 Falle, d. h. 0,45 %. Werden Bentzens ( l ) , Blaickners (2), Herberts (1 l ) , Ikonomopoulos (16), Weekers et Hubins (23) Falle mitgezahlt, bei welchen die Beobachtungszeit in der Regel ziemlich kurz ist (Falle mit kiirzerer Beobachtungszeit alt 6 Mo- nate sind hier nicht mitaufgenommen), so steigt die Anzahl der nachuntersuchten Falle um 141, und die Spatinfektionsprozent- zahl fur primare Glaukome wird 0,49 %. Unter den letzterwahn- ten befindet sich nahmlich ein Fall mit gewohnlicher Spatinfek- tion (siehe Herbert), welcher Fall jedoch zur Genesung kam.*)

Die letzterwahnte Prozentzahl stimmt ziemlich gut mit der- jenigen von Wilmers (24) Zusammenstellung aus der Literatur iiberein. Bei 5 17 irisinkarzerierenden Glaukomoperationen (hier ist auch Borthens Iridotasis mitgerechnet) fand er in 0,38 %

*) Das Verfahren der verschiedenen Operateure war nicht ganz gleich- artig, sondern unterscheidet sich in gewissen, mehr oder weniger wesentlichen Einzelheiten. lridotomie wurde in der Regel gemacht, in gewissen Fallen Iridektomie. Nach Borthen ausgefiihrte irisin- karzerierende Operationen sind hier nicht einbezogen.

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der Falle Spatinfektion. Die kiirzeste Beobachtungszeit betrug deutlich 4 Monate, die Iangste 15 Jahre. Auch sekundare Glau- kome wurden mitgerechnet.

Vergleicht man nun diese Resultate bei Iridenkleisis mit der Spatinfektionsgefahr nach Elliots Trepanation, so findet man, dass der Vergleich zugunsten der ersterwahnten Operation aus- fallt. So gibt Wilmer (24) als Prozentzahl der Spatinfektionen nach Elliots Trepanation 1,2 yo an (von fast 3500 Operationen), Davenport (5) 3,4 % (14 Faille von 407 Trepanationen) und Scardapane (22) 2,3 %.

Die Ursache fur die geringere Spatinfektionsgefahr nach Iri- denkleisis wurde natiirlich vielfach erortert. Holth (14), der histologisch nachwies, dass sich bei seiner Operation eine sub- konjunktivale, mit Uvealepithel ausgekleidete Fistel bildet, hebt hervor, dass das Ende der Fistel weiter vom Limbus entfernt liegt als die Sklerektomiefistel, was eine geringere Infektions- gefahr bedeuten diirfte. Die Iris ist ja zurn grossen Teil durch den vorderen Sklerallappen geschiitzt, und das Corpus ciliarc durch den hinteren (15). Gjessing (9) weist darauf hin, dass die Konjunktiva, die die Iris bekleidet, dick und gut vaskulari- siert ist, zurn Unterschiede von derjenigen, die die Offnung bei einer Trepanation nach Elliot deckt. Hier bildet sich nahmlich eine diinnwandige Blase am Limbus. Die Konjunktiva nachst den1 Limbus ist ja relativ diinn. In einem nach Elliot operierten Auge wird sie tlirekt dem intraokularen Druch ausgesetzt und atro- phiert. Eventuell halt sie nicht stand, und es bildet sich eine Fistel, die die vordere Kammer mit dem Konjunktivalsack ver- bindet. Es ist namlich eine interessante Beobachtung, dass die Seidelsche Probe nach Elliots Trepanation bedeutend iifter po- sitiv ist als nach Iridencleisis. Es besteht also bei Iridencleisis gewiihnlich keine direkte Verbindung nacb aussen. Nach Holth ist die Seidelsche Probe hicr so gut wie immer negativ. Er fand sie nur zweimal positiv, einmal spontan, einmal erst nach Massa- ge. Gjessing sagt (S. 12) : ,,In only three between 50 and 100 patients examined .with the fluorescein test did I find free fistula- tion. In all of them the incision was made too near the limbus and a thinwalled bleb had formed". Pillat (19) hat die hiichste Anzahl mit freier Fistelbildung, namlich 12-14 yo. Die Opera- tion, die er ausfiihrte, war Holths Iridencleisis cum Iridotomia

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rneridionali. Freie Fistelbildung fand sich ausschliesslich unter den Fallen, wo sog. zystoide, kissenforrnige Narben vorlagen, wahrend die flachen und die wenigen, ektatischen Narben keine freie Fistelverbindung rnit dern Konjunktivalsack besassen. Nach Elliots Trepanation ist die freie Fistelbildung bedeutend haufiger. Nach Pillat (19) sol1 sie 30 % betragen, nach Serr ca. 60 %. Nun gibt Pillat an, dass die Spatinfektionsgefahr fur die Elliot- falle rnit freier Fistelverbindung ca. 3 ma1 so gross ist wie fiir die nach Elliot operierten iiberhaupt. Dies wiirde auch die Er- klarung dafiir geben konnen, dass die Spatinfektionsgefahr nach lridencleisis geringer ist als nach Elliots Trepanation. Die freie Fistelverbindung ist ja bei der letzterwahnten Operation bedeut- end haufiger.

Was nun die Gefahr einer sympathischen Ophthalmie be- trifft, so sollte er offenbar bei lridencleisis an primaren Glau- kornen sehr klein sein. Die oben erwahnten Statistiken enthalten nur einen solchen Fall, der bei Herbert zu finden ist. Die Ent- ziindung trat hier im direkten Anschluss an die Operation auf. Pillat beobachtete eine solche unrnittelbare Kornplikation einer Iridencleisis, die jedoch an einern Sekundarglaukorn (Cyclitis tu- berculosa) ausgefiihrt worden war. Auch ein Fall, der von Lunds- gaard (18) erwahnt wird, ist von Interesse. Er hatte eine Sklero- tornie nach Bjerrurn ausgefiihrt. Die Iris war dabei in die Skleral- wunde eingeklernrnt liegen geblieben. Der Irisprolaps war hirse- korngross, zum grossten Teil von Konjunktiva bedeckt. L. be- schloss, den Prolaps eine Woche nach der Operation in eine subkonjunktivale Iridencleisis zu verwandeln. Er schnitt den un- bedeckten Teil der Iris a b und kauterisierte rnit Galvanokauter. Nach ca. 8 Tagen wurde das Auge rot und zeigte eine Iridozyk- litis, gut 14 Tage danach bekam der Patient sympathische Ophthalmie, die zurn.Verlust des Sehvermiigens fiihrte.

Von den obenerwahn ten Fallen von syrnpathischer Ophthal- mie ist also nur ein ,,reher", insofern als die Entziindung ein Prirnarglaukorn betroffen hatte, bei dern die Operation selbst normal verlaufen war. Ferner komrnt nun der oben beschriebene Fall aus dern Krankenhause Sabbatsberg hinzu. Hier stellten sich ja einige Wochen nach der an einern Prirnarglaukorn regelrecht ausgefiihrten lridencleisis cum lridotomia rneridionali die Zei- chen einer syrnpathischen Ophthalrnie ein. Die beiden Falle von

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syrnpathischer Ophthalrnie traten also in rnehr oder weniger di- rektern Anschluss an die Operation auf. In der oben erwahnten Zusarnrnenstellung von rnehr als 800 Prirnarglaukomen befinden sich also 4 Falle von gewohnlicher Spatinfektion, aber nur 1 Fall von syrnpathischer Ophthalrnie; hinzu kornrnt der ebenerwahnte Fall aus Sabbatsberg, an welchern Krankenhause ungefahr 50 Operationen an prirnarern Glaukorn ausgefuhrt worden waren. Hier sei jedoch hervorgehoben, dass diese letzte Gruppe noch nicht systernatisch nachuntersucht ist.

Es ist klar, dass nach einer lridencleisis ebenso wie nach jeder anderen, den Bulbus eroffnenden Operation die Gefahr einer sympatischen Ophthalrnie besteht. Es ware interessant zu wissen, ob Holths Iridencleisis in dieser Beziehung unvorteilhaf- ter ist als eine Trepanation nach Elliot. Auch diese letztere kann ja Veranlassung zu einer syrnpathischen Ophthalrnie geben. So hat H. Schonenberger (21) aus der Literatur bis zurn Jahre 1930 insgesarnt drei solsche Falle herausfinden konnen. Einer von ihnen entstand in unrnittelbarern Anschluss an die Operation, einer nach drei Jahren sowie einer nach funf Jahren. In einern von ihnen hatte unrnittelbar vor der Operation eine luetische lritis vorgelegen. Ausserdern referiert S. drei gleichfalls histolo- gisch untersuchte Falle von syrnpathischer Ophthalrnie nach Elliots Operation an primaren Glaukornen. Zwei von den Fallen hatten einen typischen histologischen Befund, einer war weniger typisch. Zwei von den Fallen traten in direktern Anschluss an die Operation auf, einer nach zwei Jahren. Diese letzterwahnten drei Falle starnrnen von der Universitatsaugenklinik in Zurich aus den Jahren 1925-1929. S. fragt sich, ob die soeben erwahnte Kornplikation der Elliotschen Trepanation wirklich so selten vor- kornrnt, wie die Literatur zu zeigen scheint. 1st vielleicht von den lridencleisisoperationen classelbe zu sagen?

Ob nach einer Iridencleisis griissere Gefahr einer sympathi- schen Ophthalrnie besteht als nach einer Trepanation nach Elliot, daruber lassen sich aus der obenerwahnten Zusarnrnenstellung keine sicheren Schlusse ziehen. Dass es durch eine starke anti- sctptische Vorbehandlung der Konjunktiva u n d genaue Aseptik wahrend der Operation selbst miiglich ware, die Entstehung einer syrnpathischen Ophthalmie zu verhindern, ist hiichst zweifelhaft. Herbert (12) aussert jedoch Hoffnungen in dieser Richtung. Man

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muss ja zugeben, dass die Vorbehandlung der Konjunktiva und Tranenwege des -Patienten in der Regel bei einer Glaukomope- ration bedeutend oberflachlicher gemacht wird als bei einer Star- operation. Es ist ja moglich, dass die unmittelbare Infektions- gefahr bei den Glaukomoperationen durch eine energische Vor- behandlung noch weiter verringert werden konnte; die sympa- thische Ophthalmie kann ja aber auch als Spatkomplikation auf- treten. Wenigstens gilt dies bei Elliots Trepanation. Eine noch so genau Prophylaxe bei der Operation - das diirfte man logi- scherweise annahmen konnen - wird wohl- nicht imstande sein, solche Falle zu verhindern.

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