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Ein Neuanfang in Guinea-Bissau? [A New Beginning in Guinea-Bissau?]

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Ein Neuanfang in Guinea-Bissau? [A New Beginning in Guinea-Bissau?]Author(s): Johannes AugelSource: Africa Spectrum, Vol. 35, No. 1 (2000), pp. 31-40Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174826 .

Accessed: 14/06/2014 20:09

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afrika spectrum 35 (2000) 1: 31 - 40

Johannes Augel

Ein Neuanfang in Guinea-Bissau?

In seiner Antrittsrede vor dem Parlament, der Assembleia Nacional Populär, am 13.4.99 benannte Übergangs-Premierminister Francisco Fadul als tiefere Gründe für den am 7.6.98 ausgebrochenen bewaffneten Konflikt die nicht gelösten Pro- bleme der Veteranen des Befreiungskampfs, die wirtschaftliche und soziale Krise des Landes, mangelhafte Arbeit der Regierung, insbesondere mangelnde Fort- schritte bei der Demokratisierung und der Errichtung eines Rechtsstaates sowie "den größer werdenden Graben zwischen einer Minderheit, die Reichtum und Pri- vilegien ausschließlich für sich in Anspruch nimmt, und dem Rest der Nation, der verarmt ist und dessen Perspektiven sich ständig verdüstern".

Der "Krieg von Bissau" ist der dramatische Ausbruch von Spannungen und nicht gelöster gesellschaftlicher Probleme, die sich seit den Anfängen des Staates verschärften und mit der militärischen Auseinandersetzung in einer nationalen Ka- tastrophe mündeten. Nach der Aufbruchstimmung des Unabhängigkeitskriegs hatten Regierung und die "internationale Gemeinschaft" versucht, den drastischen Verfall von Wirtschaft und Moral durch den Diskurs der nationalen Einheit, Ent- wicklung und Demokratisierung zu beeinflussen und zu kaschieren. Die Ergeb- nisse sind bekannt. Guinea-Bissau wurde zu einem der ärmsten Länder der Erde. Die Nach-Unabhängigkeitszeit geht ab Juni 1998 schlagartig zu Ende, ohne dass die grundlegenden gesellschaftlichen Bedingungen für einen Neuanfang geschaf- fen wurden. Im bisherigen politischen Machtzentrum verschieben sich ein paar Figuren; selbst die für alle Misswirtschaft verantwortliche PAIGC (Partido Africano da Independencia da Guine e Cabo Verde) und fast die Gesamtheit ihrer Protago- nisten setzen ihren Vorkriegsdiskurs fort und lassen - nachdem ein paar Sünden- böcke in die Wüste geschickt wurden - weder personelle noch programmatische Erneuerung erkennen.1 Aber auch die Oppositionsparteien sind Teil der städti- schen Elite, der gegenüber die Mehrheit der Bevölkerung unmündig und abhängig ist. Während die Wahlen die Machtverteilung neu legitimieren, sind keine Neuan- sätze für den Einbezug der Bevölkerung und die Neudefinition des Verhältnisses von Herrschern und Beherrschten zu erkennen. Zur Parlaments- und Präsidenten- wahl 1999/2000 war das einzige Programm der Kandidaten, gegen das alte

Regime zu sein und alles besser machen zu wollen. Der folgende Beitrag versucht, die Chancen zu einem Neuanfang des Landes

nach der Katastrophe des Kriegs von 1998/99 auszuleuchten. Die Militärs und die

1 Vgl. die Rede des Kandidaten der PAIGC, Malan Bacai Sanhä, in Canchungo am 16. 11. 1999 (It.

Banobero 20.10.1999:5). Interessant ist, dass der amtierende Präsident dazu aufrief, Tribalismus,

Regionalismus und Betonung der Religionszugehörigkeit, "die immer vom abgesetzten Präsidenten gefördert wurden", nicht als Kriterium für den Wahlkampf zu nehmen. Francisco Benante rief bei derselben Wahlveranstaltung zu einer "Veränderung des Verhaltens, der Men- talität und des Systems" und zum Verzeihen der begangenen Sünden auf (ibidem).

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politisch-bürokratische Schicht bestimmen entscheidend die Ereignisse. Sie schei- nen nicht nur entschlossen, ihre Einflussmöglichkeiten zu institutionalisieren, son- dern der Krieg selber und die Notwendigkeit des Wiederaufbaus könnten das be- stehende Übergewicht Bissaus gegenüber dem Landesinnern weiter verschärfen. Die sozialen Strukturen und die Gepflogenheiten bisheriger Politik sprechen für eine Kontinuität und Verstärkung der Selbstprivilegierung der städtischen Eliten und bedeuten eine Gefahr zunehmender Verarmung der Landbevölkerung.

1 Die Militärs

Die den Krieg anzettelnde Militärjunta war ein maßgeblicher Teil des alten Macht- blocks. Ihre Ziele waren konkret und begrenzt. Sie erklärte immer wieder, kein poli- tisches Programm und keine politischen Ambitionen zu haben. Die kurz vor den Wahlen vom 28.11.99 aufgetauchte Magna Carta2 zeigt jedoch, auch wenn sich bald alle Beteiligten davon distanzierten, dass bei den Militärs antidemokratisches Denken vorherrscht3 und sie versuchen, ihren Einfluss über die demokratischen Institutionen zu stellen und für die nächsten zehn Jahre festzuschreiben.4 Sie wol- len sicherstellen, dass ihre Forderungen nicht wieder unbeachtet bleiben. Sofort nach der allseitigen Distanzierung von der Magna Carta tauchte der Vorschlag ei- nes Pacto de Regime5 und eines Conselho Consultivo da Repüblica auf mit dem Ziel, die "Aufrechterhaltung der Errungenschaften des guineischen Volks" zu ge- währleisten.6 Alle Seiten zeigen Verständnis dafür, dass die Militärs am Monats- ende ihren "Reis" gesichert haben wollen - bei der Erhöhung der Zahl der Aktiven von 15 auf 25.000 während des Kriegs keine geringe Aufgabe für die neue Regie- rung.7 Der von dem selbst ernannten "Obersten Kommando der Militärjunta für die Konsolidierung der Demokratie, des Friedens und der Gerechtigkeit" angekündigte freiwillige Rückzug in die Kasernen steht auch Mitte 2000 noch aus8 und wird an Bedingungen geknüpft, die ihren Einfluss über die Verfassung und die demokrati- schen Institutionen stellen wollen. Eine Einigung zwischen Militärs und der politi-

2 Auszüge wurden veröffentlicht in der Zeitung N6 Pintcha (19.11. 1999:12). Der Herausgeber des Diärio de Bissau wirft Ansumane Manö Arroganz, Menschenverachtung

und massive Einschüchterungen vor (17.11.1999:20). Ein hoher Offizier bedrohte einen Richter des obersten Gerichtshofs mit einer Pistole, weil dieser gegen jemanden aus seiner Familie

gerichtlich vorgehen wollte (Banobero 5.11.1999:2); Pedro M. Milaco nennt viele ähnliche

Beispiele in derselben Ausgabe dieser Zeitung. Am 15.11.1999 teilte der Radiosender Voz da Junta Militär mit: "O comando da Junta Militär

convoca as seguintes pessoas para uma reuniäo...." zur Vorstellung der Magna Carta. 5 Text in Diärio de Bissau (26. 11. 1999). 6 "A criacäo de um Conselho Consultivo incumbido da funcäo de "guardiäo das conquistas" (Pübtico 28.11.1999). 7 Antonio Soares Lopes nennt im Püblico (10.12.1999) auch die Zahl von 10.000 Neuzugängen, die im Haushaltsplan nicht vorgesehen waren und größte Zahlungsprobleme und soziale Unruhen verursachen, spricht aber anscheinend von der Gesamtheit der öffentlichen Bediensteten, wenn er eine Zunahme von 1 7.000 auf "mehr als 25.000" beziffert. ° "Niemand weiß genau, bis wann diese Institution der Militärs aufgelöst wird [... und] niemand

wagt, dieses Geheimnis zu lüften" (Athizar Mendes Pereira in: Diärio de Bissau 9.3.2000:3).

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sehen Führung steht unter der latenten Drohung der Waffen9, bedeutet politische und wirtschaftliche Instabilität und verfolgt Ziele, in denen "das Volk" nur als leere Floskel vorkommt. Wie die Zeitung Diärio de Bissau schreibt, "hat man schon seit langem verstanden, dass es nicht zum guten Ton gehört, die Truppe zu verär- gern".10

"Es gibt keine demokratischen Projekte", stellt Carlos Lopes fest.11 Die Perso- nalisierung des Desasters ist ein Weg, Struktur- und Sachfragen zurückzustellen. "Nino" Vieira, Carlos Correia und Delfim da Silva wurden von der Partei ausge- schlossen. Es werden Vorwürfe gegen Einzelne erhoben.12 Trotz der Fülle der täg- lich von Militärs, Politikern und Staatsbediensteten praktizierten Illegalitäten13 und des nach wie vor entscheidenden Einflusses einer selbst ernannten, durch Waf- fengewalt, Mord und Zerstörung hervorgetretenen Institution, der Junta Militär, be- scheinigen sich PAIGC und Militär eine "Erneuerung", für die es keine Anzeichen gibt, wenn man eine solche als grundlegende Neudefinition eines gesellschaftli- chen Modells versteht.14 Die aus den Wahlen vom 28.11.99 hervorgegangene und am 21.2.00 angetretene neue Regierung steht vor unlösbar scheinenden politi- schen, wirtschaftlichen und sozialen Aufgaben.

2 Die politisch-bürokratische Elite

Schon vor den Wahlen von 1994 betonte Gertrud Achinger die Dominanz der bü- rokratischen Elite im Staat, besonders der Landbevölkerung gegenüber. Sie orga- nisiere die Staatsmacht zentralistisch, besetze alle politischen und wirtschaftlichen Positionen und werde von keiner "Gegenelite" kontrolliert; sie eigne sich die Res- sourcen des Landes an und bereichere sich auf Kosten der von ihr beherrschten und ausgebeuteten Landbevölkerung (in: Cardoso/Augel 1996:379).

9 Z.B. in den Revolten vom 3.11. und 8.12.1999 und der Weigerung des Chefs des Generalstabs der Marine, Mohamed Lamine Sanhä, im April 2000, seiner durch den Präsidenten wegen des Verdachts auf Korruption verfügten Absetzung Folge zu leisten (Püblico 30.4.2000). 1U Rui de Brito e Silva (26. 11. 1999:3). 11 Püblico 28.11.1999. u Z.B. gegen Helder Proenca, Manuel Saturnino und Conduto de Pina, an politischen Morden

beteiligt gewesen zu sein (s. Diärio de Bissau 17. 11. 1999:5). Auch die politischen Morde von 1986

(vgl. z.B. Raul Mendes Fernandes (1993), Partido ünico e poderes tradicionais, in: Soronda. Re- vista de Estudos Guineenses, Bd. 16, 39-50) wurden endlich thematisiert und das Massengrab mit den Überresten des Premierministers Paulo Correia und 23 anderen Personen "gefunden". 1J

Vgl. Pedro Morato Milaco in Banobero (5. 11. 1999:6). 1 "... um regime que no entanto näo acabou com o derrube de Nino Vieira, e muito menos,

quando alguns responsäveis cujo dever seria garantir a mudanga täo almejadamente solicitada

pela sociedade guineense, continuam contrariamente ao que se esperaria, a fazer-nos assistir ao mesmo estilo do regime hediondo de Nino, que conduziu o Pais ä mis&ria colectiva... O regime continua intacto, recompöe-se quäl Fänix saida das cinzas podres do regime anterior" (Joäo de Barros in: Diärio de Bissau 17.11.1999:20). Auf Grund dieser Stellungnahme wurde der

Herausgeber der Zeitung von Ansumane Mane' mit dem Tode bedroht (ibidem, 25.11. 1999:20; ein Satz aus Barros Stellungnahme dazu, ibidem: "A maioria do nosso povo 6 analfabeto, mas 6 re-

speitador, ordeiro, simpätico, diria mesmo sem demagogia que 6 um dos melhores povos deste mundo. £ pena que a capaeidade e o nivel dos seus governantes seja täo baixo").

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Die Demokratisierung hat die elitäre Struktur der herrschenden Schicht nicht geändert. Eine Schichtenanalyse der Minister und Abgeordneten ist mir nicht be- kannt. Es gab jedoch - trotz der Wahlen von 1994 - eine Kontinuität des Macht- blocks der strikt hierarchisch organisierten PAIGC, der gegenüber in Regierung, Parlament und Verwaltung die Oppositionsparteien keine Rolle spielten. Carlos Lopes (1982:70f.) weist darauf hin, dass es schon in den Anfängen des unabhän- gigen Staates "Manipulationen gewisser Intellektueller" im Parlament, der Assem- bleia Nacional Populär, gegeben habe, durch die die Unwissenheit der teils anal- phabetischen Abgeordneten ausgenutzt wurde. Galli und Jones (1987:53) spre- chen vom "Ausschluss der Bauern" von den Entscheidungen der PAIGC schon in der Zeit des Unabhängigkeitskriegs und von der "sozialen wie physischen Distanz [der Leitungskader] von der Landbevölkerung".

Dies entspricht der schon während des Unabhängigkeitskriegs begonnenen und nach 1973 verstärkten Tendenz der Hierarchisierung und der Marginalisierung der Landbevölkerung. Besonders aber hinderte die 1990 begonnene und 1994 mit pluralistischen Wahlen besiegelte Demokratisierung den Staatspräsidenten nicht an der Fortsetzung seines autokratischen, "armseligen patrimonialen" Herrschafts- stils, der sich im Alltag in einem Klima des Verschweigens und der stereotypisier- ten Rhetorik von Herrschenden und Beherrschten und - wie Fafali Koudawo sagt - in einem "engherzigen Rahmen von Meinungsäußerungen" der Guineer zeigte.

Alle. 14 Präsidentschaftskandidaten der Wahlen vom 28.11.1999 waren "Dokto- ren".16 Es wird sich zeigen, ob mit der Machtübernahme durch Koumba Yalä und die bisherigen Oppositionsparteien PRS (Partido da Renovagäo Social) und RGB (Resistencia da Guine-Bissau/Movimento Bafatä) - "die beiden einzigen Parteien, von denen die Leute glauben, dass sie eine Alternative in der Opposition darstel- len"17 - sich die Machtbasis des Landes erweitern wird. Die neue Regierung unter Ministerpräsident NTchoma verfügt über eine breite Basis und unabhängige Mit- glieder. Die im Wahlkampf von vielen gestellte Forderung nach einer Regierung der nationalen Einheit unter Einschluss aller politischer Kräfte mag gut gemeint sein im Sinne der Überwindung tief greifender gesellschaftlicher Spaltungen, birgt jedoch die Gefahr, dass sich die alte und neue politische Elite auch nach den zweiten freien Wahlen vor allem auf den Erhalt ihrer Pfründe konzentriert.

3 Bissau

Die (wenigen) Fernsehübertragungen aus dem Wahlkampf zeigen das gewohnte Bild: Die aus der Hauptstadt anreisenden Wahlkämpfer vor einer mehr oder weni-

15 Fafali Koudawo, O Ninismo. Uma versäo mesquinha do patrimonialismo? Teil III (in: Banobero

5.11.1999:7). 16 Diärio de Bissau (17.11.1999:12-15) bringt biographische Angaben zu den Präsidentschafts- kandidaten Koumba Yalä, Joäo Tatis Sä, Joaquim Baldä, Bubacar Rachid Djalö, Faustino Fudut Imbali und Fernando Gomes. Die darauf folgende Nummer der Zeitung, in der die Reihe fortge- setzt werden sollte, war mir nicht zugänglich, ebenso wenig wie Angaben über die soziale

Zusammensetzung der Abgeordneten bzw. der Kandidatinnen und Kandidaten. 17 Pedro Mendes Pereira, Gewerkschaftsführer und Abgeordneter (in: Diärio de Bissau

26.11.1999:9).

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ger großen Ansammlung lokaler Bevölkerung, der sie in stereotypen Formulierun- gen all das vorstellen, was sie als Regierende für das Wohl des Volkes unterneh- men werden; Akklamationsdemokratie; nirgends Anzeichen eigenständigen Den- kens auf Ortsebene, nirgendwo Diskussionen, Forderungen nach Mitbestimmung und Autonomie, nirgendwo gar eine Analyse der Gründe für das Scheitern des bis- herigen Modells und Ansätze für einen Neuanfang.18

Nach den gemachten Erfahrungen scheinen Zweifel angebracht an der Fähig- keit der Staatselite, die Geschicke des Landes und der Mehrheit seiner Bevölke- rung zum Positiven zu wenden. Wo ist die Alternative? Marc Hobart hat schon 1993 und viele haben seither auf die Bedeutung lokalen Wissens und die zerstöre- rische Rolle wachsender Distanz zwischen 'Wissenden* und 'Unwissenden' verwie- sen. Henning Melber (1999) fordert "Lösungsansätze von unten und innen". Nur sollte damit nicht die Vorstellung verbunden sein, dass die Stärkung lokaler und regionaler Interessen eine Wende zum Besseren garantiert. Ohne eine Stärkung der Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Eigeninitiative lokaler Gruppen ist zwar die Überwindung von Selbstprivilegierung und Kleptokratie19 nicht vorstellbar; für Guinea-Bissau sehe ich jedoch nicht die von Stefan Mair (1999:28) in anderen afrikanischen Ländern festgestellten "positiven Tendenzen ... in den ... Bemühun- gen lokaler Autoritären, ... einen langsamen Aufbau quasi-staatlicher Strukturen von unten" zu initiieren.

Die Abhängigkeit des Landes von Auslandshilfe hat nicht nur bei der politi- schen und administrativen Führung zu einer, wie Abdulai Sila es nennt, Bettler- Mentalität geführt, sondern auch auf dem Land ein Bewusstsein eigener Unfähig- keit und vom "leichten Geld" der Entwicklungshilfe geschaffen. Ich nenne als klei- nes, symptomatisches Beispiel den gerissenen Strick bei einem von der ONG Al- ternag gebauten Brunnen, den die Dorfbewohner nicht ersetzten, da es doch der Brunnen des Projekts sei. Auch das Scheitern der mit den besten Ideen und Über- zeugungen und mit langfristigen Programmen arbeitenden integrierten regionalen Entwicklungsprojekte kann als Warnung dienen.20

Der Krieg konzentrierte sich in Bissau. Die übrigen Landesteile und Städte wa- ren weniger betroffen. Die Afrika-Nachrichten des portugiesischen Fernsehens brachten fast ausschließlich Berichte aus Bissau, ebenso die Presse. Selbst aus der unmittelbaren Umgebung von Bissau, Safim, Antula, Prabis, Cumura, wo

18Dem Präsidentschaftskandidaten Faustino Imbali wird nachgesagt, er habe als Einziger der Kandidaten eine Art Wahlprogramm entwickelt Als Mitarbeiter des Nationalen Forschungsinstituts INEP hatte Imbali von 1993 bis 1996 die "National Long Term Perspectives Studies" geleitet; vgl. ders. (Hg.), GuM-Bissau 2025. Djitu ten. Relatörio final dos Estudos Prospectivos a Longo Prazo, 1996.

Ein Problem mit potentiell großer gesellschaftlicher Sprengkraft ist das der "Pontas" genannten privaten Ländereien. Angehörige der städtischen Elite traten den Dorfbewohnern gegenüber nicht nur als "Staat" auf, zwangen sie zu persönlichen Arbeitsleistungen und kanalisierten Entwick-

lungshilfegelder auf ihre privaten Ländereien; die städtische Elite und insbesondere die politische Spitze privatisierte systematisch große Teile des Landes. 20

Dargestellt am Beispiel Bula durch Mamadu Jao (in: Cardoso/Augel 1996:247-261). Das in Buba angesiedelte integrierte Entwicklungsprogramm der Region Quinara (PADIQ) wurde 1990 auf den Bereich Infrastruktur reduziert; s. Secretariado de Estado das Obras Püblicas, Con-

strugöes e Urbanismo (Hg.), O modelo Buba, Bissau, Darmstadt u. Herdecke: SEOPCU/GTZ, 1998.

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zehntausende Flüchtlinge Zuflucht suchten und wo chaotische Zustände herrsch- ten, gab es kaum einmal eine Reportage. Abgesehen davon, dass sich die Be- richte auf billigen Ereignis-Journalismus beschränkten, erfuhr man fast nichts über das übrige Land. Die wenigen Zeitungsausgaben, die in Bissau während der elf- monatigen kriegerischen Auseinandersetzung erschienen, konzentrierten sich ebenfalls auf die Hauptstadt. Auch während des Wahlkampfs hatte das Landesin- nere nichts zu vermelden.

Die Beseitigung der Zerstörungen verstärkt die Position der Hauptstadt als Zentrum der Akkumulation, die das übrige Land vernachlässigt. Die üblichen und notwendigen vorzeigbaren Symbole der Staatlichkeit wie Flughafen und seine au- tobahnähnliche Verbindungsstraße zur Stadt, Regierungsgebäude, physische und soziale Infrastruktur konzentrieren sich überproportional in der Hauptstadt. Hinzu kommt die mit der Hauptstadt und ihren Bewohnern verbundene Lebenswelt, die sich für jeden - positiv oder negativ - vom "platten Land" abhebt und Schichtzuge- hörigkeit, Aspirationen und Lebensplanung staatlicher und privater Akteure prägt. Dies bedeutet die "Notwendigkeit", die Verbindungsstelle zwischen Außen und In- nen so zu gestalten, wie es den internationalen Gepflogenheiten und den Erwar- tungen der in- und ausländischen Mittlerpersonen entspricht, erfordert also nicht nur die von Menzel (1999) genannten städtischen Symbole, sondern Schulen, Krankenhäuser, "moderne" Freizeitmöglichkeiten, die gesamte Ausrichtung einer Alltagskultur, die eben nicht ländlich ist, sondern möglichst städtisch und haupt- städtisch sein will.

Man nimmt an, dass die Globalisierung neben Inklusions- auch und für den größten Teil der Länder vor allem Exklusionsprozesse mit sich bringt. Für Afrika scheint ein konstanter Rückgang der relevanten Indikatoren der Teilhabe an der Weltwirtschaft offensichtlich21, für Guinea-Bissau in noch stärkerem Maße, da ausländische Investitionen im produktiven Bereich gegen Null tendieren und die interne Sparquote negativ ist. Der relative Bedeutungsverlust eines Landes wie Guinea-Bissau bringt für die Staatselite eine noch dramatischere Gefahr der Mar- ginalisierung, die um so stärker empfunden wird, als sie in ständigem Kontakt mit der "entwickelten" Welt und den Metropolen der Weltmacht steht, zum größten Teil an ausländischen Universitäten studiert hat, also den ungeheuren Abstand zwi- schen der "großen weiten Welt" und den ärmlichen Verhältnissen zu Hause täglich am eigenen Leib empfindet. Ich halte es für natürlich und es entspricht allgemeiner Erfahrung, dass jeder in dieser Situation versucht, die eigenen Lebenschancen und damit seine Ressourcenbasis zu verbreitern.

Zudem gibt es Anzeichen dafür, dass der Krieg zu einer Stärkung von Bissau und seiner exklusiven Vermittlerfunktion zwischen dem Ausland und Guinea- Bissau und seiner Bevölkerung führte. Ressourcenfluss und Abhängigkeiten strukturieren ein Gefälle von außen nach innen, in dem Bissau eine Monopolstel- lung in der Kanalisierung der staatlich und privat vermittelten Akkumulation inne hat.

21 Vgl. z.B. World Development Report 1999/2000; Human Development Report; Erich Gundlach/

Peter Nunnenkamp, Aufholprozesse oder Abkoppelungstendenzen? Entwicklungsländer im Zeit- alter der Globalisierung, in: Hans-Bernd Schäfers (Hg.), Die Entwicklungsländer im Zeitalter der

Globalisierung. Berlin- Duncker & Humblot, 1996, S. 87-112.

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Neben illegaler Bereicherung stehen viele Formen der Teilhabe an dem vom Ausland kommenden Zufluss von Mitteln als wesentlicher Bestandteil der öffentli- chen und privaten Haushalte. Dabei beruht die Selbstprivilegierung vor allem auf dem eklatanten Unterschied zwischen einer "normalen", europäisch geprägten Le- bensführung und den absolut unterhalb eines entsprechenden Einkommensni- veaus liegenden Möglichkeiten außerhalb der Partizipation am Zufluss ausländi- scher Mittel.

4 Die ländliche Mehrheit

Schon die Wahlen von 1994 eröffneten keine Ansätze im Sinne einer stärkeren Be- rücksichtigung der Interessen der Landbevölkerung, so wie sie - trotz einiger Ver- suche - nicht der Korruption und dem autoritären politischen Stil Einhalt geboten. Auch den in der Staatskrise gestärkten Nichtregierungsorganisationen gegenüber bestehen Vorbehalte ihrer Fähigkeit, die Interessen der Mehrheit legitimerweise zu repräsentieren (vgl. Koudawo). Die NRO bewegen sich physisch und mental in einer Lebenswelt, die näher bei Lissabon und Paris angesiedelt ist als in der un- mittelbaren ländlichen Nachbarschaft.

Der Dorfbevölkerung gegenüber verhält sich der einheimische und ausländi- sche "Zivilisierte" so, wie Edward Said (1981) es in seiner These des "Orientalis- mus" analysiert hat. In der Pose "des anmaßenden Verhaltens eines europäischen Kolonialismus des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (ibid.:9) spricht der städtische Politiker für das Volk, da dieses ja der Außenwelt gegenüber die eigenen Belange nicht vertreten kann. Die Vermittlerrolle zwischen Außen und Innen zusammen mit dem Diskurs der Entwicklung etablierte einen Stil fürsorglicher Herrschaft und Autorität, während der Landbevölkerung nur die Bittstellerrolle, der Jubel bei spo- radischen Besuchen von Politikern in den tabankas und das Antichambrieren und Schmieren bei Behörden und Politikern in Bissau blieb. Auch dieses Phänomen ist seit den Anfängen der Unabhängigkeit bekannt (Galli/Jones 1987; Lopes 1982, 1987).

Dabei sollte man das Verhalten der Bevölkerung und der sie manipulierenden Politiker nicht als Lügen oder Irrationalität betrachten. Es entspricht vielmehr einer rationalen Nutzung des großen Abstands an Macht und Ressourcenausstattung zwischen beiden. Über Patronage und klientelistische Beziehungen lässt sich al- lemal mehr erwirtschaften als durch harte Arbeit in der bolanha. Und von Bissau aus gesehen scheint die Verstärkung der Verbindung zur "internationalen Gemein- schaft" und deren Finanzen ebenfalls die einfachste, schnellste und im Grunde die einzige Form, den Entwicklungsrückstand zu überwinden.

22 Auch Menzel (1999:31) warnt "davor zu glauben, dass es etwas grundsätzlich Anderes wäre, wenn man mit Nichtregierungsorganisationen (NRO) zusammenarbeitet".

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5 Ausblick

Stefan Mair schreibt von "staatsfreien Territorien" in dem Sinne, dass der Staat in großen Teilen Afrikas keine der ihm obliegenden Minimalfunktionen wirklich wahr- nehmen kann: die Garantie öffentlicher Ordnung und Sicherheit und die Erstellung der physischen und sozialen Infrastruktur. Guinea-Bissau hat schon lange die Auf- rechterhaltung eines Minimums an Staat in allen Bereichen an externe Akteure übertragen. Die Regierung reduziert ihre Funktionen auf die formale und symboli- sche Ebene und lenkt im Einvernehmen mit der "internationalen Gemeinschaft" die Ressourcen vornehmlich auf Bissau, während das übrige Land zur Legitimation des Staates dient. Im Falle des Kriegs übertrug "Nino" ausländischen Truppen auch die Schutzfunktion des Militärs. Für Menzel (1999) ist das "Projekt National- staatsbildung" in Afrika gescheitert.

Eine solche Charakterisierung bedeutet im Falle Guinea-Bissaus eine Konti- nuität der Außenbestimmtheit des Landes (Augel 1998), dessen "Mutterland" seit Beginn der Kolonialzeit die Häfen als Stützpunkte für seine Handelsverbindungen nutzte und kaum Interesse für das Landesinnere entwickelte. Dem entspricht die bis heute nur verbal deklarierte Absicht der Dezentralisierung der politischen und administrativen Strukturen des Landes. Die notwendige Verfassungsänderung wurde 1995 einstimmig im Parlament beschlossen (Rudebeck 1997:45); das Vor- haben verschwand dann jedoch wieder in der Versenkung. Auch das bei der städ- tischen Elite sehr ambivalente Verhältnis zu den traditionellen lokalen Autoritäten bedarf einer gründlichen Neubestimmung.

Der Krieg führte zu einer Intensivierung der seit jeher bestehenden Verbindun- gen und Migrationen zwischen dem Landesinnern und Bissau. Etwa 200.000 Men- schen flohen aus der Hauptstadt, insbesondere in die näher gelegenen Ortschaf- ten. Viele blieben dort etwa ein Jahr lang, betrieben Landwirtschaft und integrierten sich in die örtlichen Gemeinschaften. Solche Erfahrungen können tendenziell zu einem Überdenken der Beziehungen zwischen Stadt und Land führen. Die Men- schen erlebten drastisch, dass Bissau ihnen keine Sicherheit bot und nur die auf dem Land bestehenden Sozialstrukturen und landwirtschaftlichen Anbaumöglich- keiten ihr Überleben sicherten. Eine solche Erfahrung entspricht der weit verbrei- teten Praxis und führt diese weiter, dass viele Stadtbewohner ihre Ernährungs- grundlage, nämlich ihren Reis, und teils auch andere Güter des alltäglichen Be- darfs zu einem wesentlichen Teil durch Rückgriff auf ihre Felder und Familien im Landesinneren bestreiten. Ob solche Erfahrungen zu einer Korrektur der Einschät- zungen und Wertvorstellungen von Stadt und Land führen könnten?

Ein anderer Aspekt, der in einer Aufarbeitung der Erfahrungen dieser großen Zäsur, die der Krieg von 1998/99 bedeutete, ausgewertet werden müsste, ist die Rolle der Kirche(n) und der Nichtregierungsorganisationen. Katholische Missions- stationen und sonstige Einrichtungen, z.B. in Antula und Cumura, retteten vielen Menschen das Leben. Der 1999 verstorbene Bischof Settimio Arturo Ferrazzetta erwarb sich in allen Gesellschaftskreisen Ansehen durch seine Vermittlungsversu- che zwischen den Kriegsparteien. Caritas International erreichte durch die im Land bestehenden kirchlichen Strukturen die Menschen mit Hilfsgütern schneller und zuverlässiger als andere Hilfswerke. Und es blieb nicht unbemerkt, dass viele Prie-

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ster und Ordensschwestern im Lande blieben, während die übrigen Ausländer gleich nach Beginn des Konflikts evakuiert wurden.

Neben der Präsenz kirchlicher Stellen ist die Tätigkeit von Nichtregierungsor- ganisationen relevant.23 Einerseits tragen die zahlreichen nationalen und ausländi- schen NRO offensichtlich zur Entblößung des Landesinnern von seinen tatsächli- chen und potenziellen Führungspersönlichkeiten bei: Wer engagiert ist, findet oft und meist in Bissau in einer NRO eine Aktionsmöglichkeit und eine Beschäftigung. Viele verließen das Land zusammen mit der großen Flüchtlingswelle; einige kehr- ten bis heute nicht zurück. Andererseits waren es gerade die privaten Organisatio- nen, die schnell und effektiv halfen und die Nothilfe wie die Aufbaumaßnahmen nicht nur nach Bissau, sondern auch aufs Land brachten. Auch hier ergeben sich viele Fragen, deren Beantwortung wichtig wäre, damit der "Krieg von Bissau" we- nigstens unter einigen Aspekten einen Neuanfang bedeuten kann.

23 Vgl. Moema Parente Augel, Relatörio do encontro international das ONGs em Lisboa, 29 a 30

de abril de 1999 (www.uni-bielefeld.de/sdrc/APSA/).

Literatur

Augel, Johannes (1998), "Urbanizacäo sob condicöes da globalizagäo", in: Congresso da So- ciedade Latino-Americana de Estudos sobre America Latina e Caribe - SOLAR, Säo Paulo, PROLAM/USP, 1998, 155-168.

Augel, Johannes/Cardoso, Carlos (1996), "Transicäo democrätica na Guine-Bissau e outros en-

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Page 11: Ein Neuanfang in Guinea-Bissau? [A New Beginning in Guinea-Bissau?]

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Summary

This article attempts to analyse the outlook for a new beginning in Guinea-Bissau after the disas- ter of the war of 1998/99. The military and the political and bureaucratic elite are decisive for the shaping of the dynamics of events and perspectives. They seem determined on institutionalizing their influence. The effects of the war and the necessity of reconstruction are likely to further in- tensify the existing preponderance of Bissau vis-ä-vis the interior of the country. The social struc- tures and the prevailing practices of politics in the country seem to point in the direction of conti- nuity and even reinforcement of the selfprivileging of the urban elites. This signifies the danger of further impoverishment of the mal population.

Resume

Cet article essaie d' analyser les perspectives d'un nouveau döbut en Guinee-Bissau apres la catastrophe de la guerre en 1998/99. L'armee et I' elite politique et bureaucratique d&erminent de maniere decisive le cours des övenements. Non seulement elles semblent decidees ä eriger leur influence en Institution, mais encore la guerre elle-meme et la nöcessite d'une reconstruction menacent de renforcer la preponderance de Bissau par rapport ä l'intärieur du pays. Les structures sociales et les pratiques politiques en usage jusqu'ici vont dans le sens dune continuite et d'un renforcement des Privileges que s'accordent les 6lites citadines, et d'un appauvrissement croissant de la population rurale.

Resumo

O artigo pretende analisar as perspectivas e chances de um recomego na Guinö-Bissau, depois dos trägicos acontecimentos de guerra de 1998/99. Os militares e a camada politico-burocrätica da sociedade guineense tem marcado decisivamente os acontecimentos no pais. Continuam a mostrar-se decididos a institucionalizar seu campo de influencias. Ao mesmo tempo, a pröpria guerra e as necessidades trazidas pela reconstrugäo constituem uma ameaga no sentido da preponderäncia de Bissau face ao interior tender a tornar-se cada vez maior. As estruturas sociais e os usos e costumes praticados ate agora na politica guineense apontam para uma continuidade e mesmo um fortalecimento do autoprivilegiamento das elites urbanas e representam o perigo de um empobrecimento cada vez maior da populagäo rural.

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