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Masterarbeit zum Thema: Eine empirische Erhebung und Analyse zur Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn als Füllmaterialien in Outdoor-Produkten unter Berücksichtigung ausgewählter Tierschutzaspekte Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) Abbildung Daune (NATURFOTOGRAFEN FORUM 2013) vorgelegt von: Name: Maren Uhde Anschrift: Onckenstr. 13, 12435 Berlin E-Mail: [email protected] Immatrikulationsnummer: 12208352 Studiengang: Öko-Agrarmanagement M. Sc. 1. Gutachter und Betreuer: Prof. Dr. Jens Pape 2. Gutachter und Betreuer: Ing. Agr. Gerriet Trei Abgabe der Arbeit: 05.01.2015

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M a s t e r a r b e i t z u m T h e m a :

Eine empirische Erhebung und Analyse zur Rückverfolgbarkeit von

Daunen und Federn als Füllmaterialien in Outdoor-Produkten unter

Berücksichtigung ausgewählter Tierschutzaspekte Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE)

Abbildung Daune (NATURFOTOGRAFEN FORUM 2013)

vorgelegt von:

Name: Maren Uhde Anschrift: Onckenstr. 13, 12435 Berlin E-Mail: [email protected] Immatrikulationsnummer: 12208352 Studiengang: Öko-Agrarmanagement M. Sc.

1. Gutachter und Betreuer: Prof. Dr. Jens Pape

2. Gutachter und Betreuer: Ing. Agr. Gerriet Trei Abgabe der Arbeit:

05.01.2015

I

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... II  

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ................................................................................. III  

1   Einleitung .......................................................................................................................... 1  1.1   Status quo und Problemstellung .................................................................................. 1  1.2   Ziel dieser Arbeit .......................................................................................................... 3  1.3   Vorgehensweise dieser Arbeit ..................................................................................... 3  

2   Aspekte zur Herstellung und Verwendung von Daunenprodukten ............................. 5  2.1   Daunen und Federn ..................................................................................................... 5  2.2   Tierschutzaspekte und gesetzliche Regelungen ....................................................... 11  2.3   Daunen und Federn als Füllmaterialien ..................................................................... 15  2.4   Akteure und Aktivitäten in der Daunenindustrie ......................................................... 17  2.5   Produkt- und Lieferketten von Daunenprodukten ...................................................... 21  2.6   Standards und Zertifizierungen für Outdoor-Produkte mit Daunenfüllungen ............. 23  2.7   Zwischenfazit ............................................................................................................. 33  

3   Forschungsdesign ......................................................................................................... 36  

4   Forschungsergebnisse .................................................................................................. 45  4.1   Allgemeine Kenntnisse zur Thematik ........................................................................ 45  4.2   Kenntnisse zur Gewinnung und dem Herstellungsprozess ....................................... 49  4.3   Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn ............................................................. 62  

5   Diskussion der Ergebnisse ........................................................................................... 69  

6   Kritische Betrachtung der Erhebung ........................................................................... 76  

7   Handlungsempfehlungen .............................................................................................. 78  7.1   Handlungsempfehlungen für die Outdoor-Branche ................................................... 78  7.2   Handlungsempfehlungen für Endverbraucher ........................................................... 79  

8   Schlussbetrachtung ....................................................................................................... 80  8.1   Zusammenfassung .................................................................................................... 80  8.2   Executive Summary ................................................................................................... 82  

9   Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 84  

Anhang .................................................................................................................................. 91  

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

II

Abkürzungsverzeichnis

BSI Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie

e.V.

CCS Content Claim Standard

CSR Corporate Social Responsibility

CUIN cubic inch (es)

EDFA European Down and Feather Association

EFSA European Food Safety Authority

EOG European Outdoor Group

FGO Fachgruppe Outdoor

FR Fjäll Räven

IDFL International Down and Feather Testing Laboratory

IDFB International Down and Feather Bureau

IFS International Finance Corporation

Kat. Kategorie

Kap. Kapitel

ME Mountain Equipment

NGO Non Governmental Organization

NRO Nichtregierungsorganisationen

NSF National Sanitation Foundation

RDS Responsible Down Standard

SFG Small Farmer Group (s)

TDS Traceable Down Standard

TE Textile Exchange

TNF The North Face

VDFI Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie

e.V.

ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS

III

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1   Gänsefeder, Gänsedaune, Entenfeder (PINGEL 2008: 39) .............................. 6  Abbildung 2   Gänsegefieder und verwendete Areale (IDFL o.J.: 5) ..................................... 15  Abbildung 3   Beispiellieferketten für Daunenprodukte (IDFL 2014b: 6) ................................ 21  Abbildung 4   RDS Kennzeichnungslogos für blended- und 100% zertifizierte Daune (TE

2014b: 1) .......................................................................................................... 24  Abbildung 5   Daune mit 100% Herkunftsnachweis (PATAGONIA 2014b) ............................ 26  Abbildung 6   The Fjäll Räven Down Promise (FR 2014a) .................................................... 28  Abbildung 7   Mountain Equipment - Down Codex (ME 2014c) ............................................. 29  Abbildung 8   ME Trace your Down (eigene Aufnahme) ........................................................ 30  Abbildung 9   Darstellung und Erklärung Ethical Down Code angelehnt an YETI 2014 ........ 31  Abbildung 10  Links: Downpass Etikett, Rechts: Traumpass Logos (DOWNPASS 2014a; DIN

CERTO 2014a) ................................................................................................ 32  Abbildung 11  Ablaufschema einer strukturierenden Inhaltsanalyse (KUCKARZT 2014: 78) 41  Abbildung 12  Produkt- und Lieferkette angelehnt an JAMAL 2014: 4 ................................... 50  Abbildung 13  Produkt- und Lieferkette angelehnt an MÜLLER 2014: 8 ................................ 50  Abbildung 14  Produkt- und Lieferkette für die Ukraine angelehnt an SILENKOV 2014: 4 .... 50  Abbildung 15  Produkt- und Lieferkette für Frankreich, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien

und China angelehnt an RITT 2014: 12f. ......................................................... 50  Abbildung 16  Produkt- und Lieferkette angelehnt an NENDZA 2014: 5f. .............................. 51  Abbildung 17  Produkt- und Lieferkette angelehnt an ERNST 2014: 5ff. ................................ 51  Abbildung 18  Produkt- und Lieferkette angelehnt an PATZWALL 2014: 6 ............................ 51  Abbildung 19  Produkt- und Lieferkette angelehnt an ESKILDSEN 2014: 5ff. ........................ 51   Tabelle 1 Übersicht der Interviews ........................................................................................ 39  Tabelle 2 Haupt- und Subkategorien der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse ............ 43  

1 EINLEITUNG

1

1 Einleitung

1.1 Status quo und Problemstellung

Die Herkunft verwendeter Rohstoffe, die Transparenz von Herstellungsprozessen sowie die

Nachhaltigkeit in Wertschöpfungsketten1 gewinnen in der Nahrungsmittel- und Textilindustrie

für Endverbraucher und Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Dies liegt einerseits an der

Bewusstseinszunahme der Konsumenten für einen ressourcenschonenden Umgang mit der

Umwelt. Andererseits werden Endverbraucher durch Forderungen und Kampagnen von

NGOs 2 weiterhin sensibilisiert. Die Bedeutung nachhaltiger Produktionsprozesse und

Produkteigenschaften sowie der Einsatz umweltfreundlicher Materialien nehmen auch in der

Outdoor-Branche zu. Darüber hinaus legen sowohl Produzenten als auch Konsumenten

Wert auf soziale, ökologische und ökonomische Aspekte in der Produktion. Dies spiegelt sich

u.a. auch in den Nachhaltigkeitsberichten vieler Outdoor-Hersteller wieder. Ebenso spielen

Tierschutzaspekte nicht nur in der Lebensmittelindustrie sondern auch bei der Herstellung

von Outdoor-Artikeln eine relevante Rolle (DOHM 2013; SEURING und MÜLLER 2013: 245,

257).

In Outdoor-Produkten werden Daunen und Federn aufgrund ihrer guten isolierenden

Eigenschaften als Füllmaterialien in z.B. Schlafsäcken und Jacken verwendet. Diese sog.

Nebenprodukte der Fleischindustrie können jedoch u.U. von Enten und Gänsen stammen,

die für die Herstellung der französischen Spezialität foie gras3 zwangsgemästet, und/oder

lebend gerupft4 wurden. Beide Verfahren sind aus Tierschutzgründen als problematisch

anzusehen, da sie mit Stress, Schmerzen und Verletzungen einhergehen. Darüber hinaus

sind die weltweiten Haltungs- und Lebensbedingungen dieser Tiere als kritisch zu betrachten

(MÜLLER 2014: 4f.; JAMAL 2014: 13f.; SALDEN 2014).

Mittlerweile versichern jedoch viele bekannte Outdoor-Hersteller, dass sie für die Füllungen

ihrer Daunenprodukte5 nur Material von toten Vögeln oder von Tieren aus artgerechter

Haltung verwenden (TE 2014: 5; PATAGONIA 2013: 1; ME 2014; SALDEN 2014).

Diese Zusicherungen unterschiedlicher nationaler und internationaler Outdoor-Hersteller

können jedoch aus folgenden Gründen als fraglich betrachtet werden. Zum einen stellen

nicht eindeutige Gesetzgebungen bezüglich dieser Tierschutzthematiken sowohl auf

europäischer als auch auf internationaler Ebene und die sich daraus ergebenden 1 „Supply Chains bestehen aus drei oder mehr Einheiten [..], die direkt in die vor- und rückwärts gerichteten Flüsse von Produkten, Dienstleistungen, Finanzen und Informationen von der Quelle bis zum Kunden eingebunden sind.“ (übersetzt nach Mentzler et al. 2001:3, in: SEURING und MÜLLER 2013: 246) 2 Non Governmental Organization 3 Synonyme: Stopflebermast, Stopfmast, Zwangsmast, Zwangsfütterung, force-feeding u.a. 4 Synonyme: Lebendrupf, Mauserrauf, Raufe, „harvesting“, live-plucking, Zupfen, Pflücken u.a. 5 Die Wörter, wie bspw. Daunenprodukte, -industrie, -standards, -aufbereitung und -händler, beziehen sich in dieser Arbeit immer auf die Gesamtheit des Gefieders und beinhalten sowohl Federn als auch Daunen.

1 EINLEITUNG

2

Gestaltungsspielräume ein Problem dar. Zum anderen kommen kulturelle

Ausnahmereglungen für einige europäische Länder bezüglich der foie gras Produktion hinzu.

Da Daunen und Federn jedoch auch aus diesem Produktionszweig verwendet werden, kann

es zu Vermischungen mit diesen ungewollten Materialien in den Endprodukten kommen.

Weiterhin liegen bis dato weltweit keine Mindestanforderungen für die artgerechte Haltung

von Enten und Gänsen vor (MÜLLER 2014: 5; RITT 2014: 3; BSI 2014: 1f.).

Der Beschaffungsmarkt von Daunen und Federn ist zudem global geprägt. So ermittelte

bspw. die European Outdoor Group, dass die von der Outdoor-Industrie verwendeten

Daunen und Federn größtenteils aus Asien stammen. Die Produkt- und Lieferketten von

Daunenprodukten sind jedoch gerade im asiatischen Raum sehr komplex und bestehen aus

vielen teilweise unüberschaubaren Stufen. Das bringt ein weiteres Vermischungsrisiko von

Materialien aus unerwünschten Quellen mit sich, da Nachweise über einen Lebendrupf

besonders nach der Aufarbeitung der Rohstoffe schwer möglich sind. Für das Verfahren der

Zwangsmästung fehlen Identifizierungsmethoden hingegen gänzlich (RITT 2014: 16; EFSA

2010: 9; EOG 2014; IDFL 2009).

Diese aufgeführten Problembereiche griff die internationale Tierschutzorganisation Vier

Pfoten im Jahr 2012 auf und initiierte eine Kampagne gegen die zwei großen

amerikanischen Outdoor-Hersteller The North Face und Patagonia. Der erhöhte Druck auf

die naturnahe Outdoor-Branche führte dazu, dass sich diese intensiv mit der Thematik

auseinandersetzte und eine positive Entwicklung vorantreiben konnte. Es folgten u.a. runde

Tische zum Thema Daunen und Tierschutz, entsprechende Anpassungen von

Lieferantenverträgen und die Entwicklung von Daunenstandards und

Zertifizierungssystemen in Zusammenarbeit mit weiteren Unternehmen (PATAGONIA 2014).

Passend zur kalten Jahreszeit wird dieses Thema jedoch erneut in den Medien thematisiert.

In einem jüngsten Artikel des Spiegelmagazins „Lukrativ wie Drogenhandel“ wird die

Herkunft von Daunen und Federn sowie die Transparenz der Rückverfolgbarkeit dieser

Füllmaterialien als zweifelhaft beschrieben. Dabei werden u.a. auch Outdoor-Firmen

benannt. Das deutet darauf hin, dass trotz der guten Bemühungen in der Outdoor-Branche

diese Probleme scheinbar nach wie vor existieren. Als Grund wird u.a. auch der steigende

Anspruch nach Spitzenqualitäten in Daunenprodukten erwähnt, der zumeist nur durch den

Lebendrupf gewährleistet werden kann. Damit steht im Raum wie sich diese

Qualitätsforderungen mit dem Tierschutz und dem Nachhaltigkeitsgedanken vereinbaren

lassen (SALDEN 2014).

Ob und wie diese tatsächlich durch eine angemessene Transparenz und Rückverfolgbarkeit

garantiert werden können, soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden.

1 EINLEITUNG

3

1.2 Ziel dieser Arbeit

Ziel dieser Masterarbeit ist es, einen Beitrag zur Transparenz über die Herstellung von

Outdoor-Daunenprodukten für bspw. Endverbraucher zu leisten. Aufgrund ungenügender

und wissenschaftlich fundierter Literatur soll die Arbeit darüber hinaus einen

Erkenntniszuwachs für die Outdoor-Branche geben.

Hauptaugenmerk wird dabei auf die Problematiken bei der Verwendung von Daunen und

Federn als Füllmaterial in Outdoor-Produkten im Hinblick auf kritische Tierschutzaspekte

gelegt. Dazu zählen z.B. das Verfahren der Zwangsmästung für die sog. foie gras Produktion

und das Gewinnungsverfahren des Lebendrupfes. Diese Ausführungen sollen die genannten

Verfahren beleuchten und für die Lebens- und Haltungsbedingungen landwirtschaftlicher

Nutztiere sensibilisieren, um weitere Verbesserungen anzustoßen. Weiterhin sollen die damit

verbundenen Transparenzschwierigkeiten, die sich in Bezug auf den Herkunftsnachweis von

Daunen und Federn ergeben, aufgezeigt sowie die Produkt- und Lieferketten von

Daunenprodukten dargestellt werden. Im Fokus steht dabei die Rückverfolgbarkeit der

Rohstoffe Daunen und Federn vom Ursprung bis zum Endprodukt.

Die Bearbeitung der vorliegenden Arbeit orientiert sich erkenntnisleitend an folgenden

Leitfragen und verleiht der Masterarbeit eine Struktur:

• Inwieweit können Hersteller bei der Verwendung von Daunen und Federn als Füllmaterial

in Outdoor-Produkten den Verbrauchern Tierschutzkonformität gewährleisten?

• Inwiefern ist die Rückverfolgbarkeit der Herkunft von Daunen und Federn und somit die

Herstellung der Outdoor-Produkte transparent?

1.3 Vorgehensweise dieser Arbeit

Für die Bearbeitung und Beantwortung der dargestellten Leitfragen werden in Kapitel 2 die

theoretischen Grundlagen aufgezeigt und der aktuelle Forschungsstand herausgearbeitet.

Das Kapitel 2.1 umfasst den Aufbau und die Eigenschaften von Daunen und Federn, den

Gefiederwechsel, einen Überblick der relevanten Enten- und Gänserassen sowie die

üblichen Produktions- und Haltungsformen. Beispiele für die Voraussetzung einer

artgerechten Haltung der Tiere und die Gewinnungsverfahren des Gefieders werden

ebenfalls kurz beschrieben. In Kapitel 2.2 werden die Tierschutzprobleme Lebendrupf und

Stopfmast, sowie die damit zusammenhängenden gesetzlichen Regelungen dargestellt.

Weiterhin werden in Kapitel 2.3 wesentliche Aspekte für die Eigenschaften als

Füllmaterialien dargestellt und die Unterschiede zu synthetischen Füllungen erörtert. Folgend

werden in Kapitel 2.4 relevante Akteure der Daunen-Branche vorgestellt wie bspw. die

1 EINLEITUNG

4

Bettfedern-Industrie, die Bekleidungs-Industrie und insbesondere die Outdoor-Industrie.

Darüber hinaus werden in diesem Unterpunkt die Aktivitäten der Outdoor-Branche wie z.B.

die durchgeführte Studie der European Outdoor Group verdeutlicht. Anschließend erfolgt in

Kapitel 2.5 die Darstellung von möglichen Produkt- und Lieferketten entsprechender

Outdoor-Produkte. In dem folgenden Kapitel 2.6 werden die richtungsweisenden Standards

und Zertifizierungssysteme für Outdoor-Produkte mit Daunenfüllungen vorgestellt. Hierzu

zählen der Responsible Down Standard von der amerikanischen Firma The North Face, der

Traceable Down Standard des kalifornischen Herstellers Patagonia, der Daunen-Kodex des

schwedischen Produzenten Fjäll Räven, der Down-Codex der englischen Marke Mountain

Equipment, der Ethical Down Code des deutschen Unternehmens Yeti und der Best Practice

Standard der von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten entwickelt wurde sowie weitere

relevante Zertifizierungssysteme. Das International Down and Feather Testing Laboratory

(IDFL) wird ebenfalls dargestellt. Abschließend wird in Kapitel 2.7 ein Zwischenfazit

abgeleitet.

Im zweiten Teil der Arbeit wird aufbauend auf dem Forschungsstand das Forschungsdesign

der Erhebung erläutert. Das Kapitel 3 Forschungsdesign, führt in die Vorgehensweise der

Datenerhebung, das entwickelte Erhebungsinstrument und das Instrument der Auswertung

ein. Anschließend stellt diese Abschlussarbeit die Ergebnisse der durchgeführten Erhebung

vor (Kap. 4 Forschungsergebnisse).

Hierbei orientiert sich die Struktur der Argumentation an den erstellten Themenbereichen

Allgemeine Kenntnisse zur Thematik (Kap. 4.1), Kenntnisse zur Gewinnung und dem

Herstellungsprozess (Kap. 4.2) und Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn (Kap. 4.3).

Die Diskussion der Ergebnisse in Kapitel 5 schließt sich der Ergebnispräsentation an und

führt die ermittelten Erkenntnisse mit dem Forschungsstand zusammen und diskutiert diese

weiterhin Bezug nehmend zu den Leitfragen. In Kapitel 6 wird die Erhebung ebenfalls einer

kritischen Betrachtung unterworfen. Abschließend erfolgen ausgewählte

Handlungsempfehlungen für die Outdoor-Branche (Kap. 7.1) und für Endverbraucher (Kap.

7.2). In der Zusammenfassung (Kap. 8) werden die wesentlichen Erkenntnisse auf englisch

und deutsch noch einmal kompakt dargestellt und die zugrundeliegenden Leitfragen

beantwortet.

Zu Gunsten der Lesbarkeit wird in dieser Arbeit auf die umständlicheren Schreibweisen

„..._Innen“ oder Verdoppelungen wie „Endverbraucher und Endverbraucherinnen“ verzichtet

und vielfach die männliche Schreibform verwendet, es sei denn es wird nur von weiblichen

Personen gesprochen. Leserinnen mögen sich bitte ebenso in dieser Form wiederfinden.

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

5

2 Aspekte zur Herstellung und Verwendung von Daunenprodukten

Zum allgemeinen Verständnis werden in diesem theoretischen Teil der Aufbau und die

Eigenschaften von Vogelgefieder beschrieben, sowie die relevanten Federarten benannt.

Darüber hinaus werden bedeutsame Enten- und Gänserassen dargestellt und die

Produktions- und Haltungsbedingungen dieser erläutert. Weiterhin werden die

unterschiedlichen Gewinnungsverfahren von Daunen und Federn veranschaulicht, sowie

ausgewählte Tierschutzprobleme und deren rechtliche Bestimmungen dargestellt. Auf die

Verwendung und Eigenschaften als Füllmaterial wird ebenso eingegangen. Ferner werden

Hauptakteure der Daunenindustrie benannt und mögliche Produkt- und Lieferketten von

Daunenprodukten dargestellt. Im letzten Unterpunkt werden entwickelte

Daunenzertifizierungssysteme im Outdoor-Bereich vorgestellt. Abschließend erfolgt ein

Zwischenfazit zu diesem theoretischen Grundlagenteil.

2.1 Daunen und Federn

Daunen und Federn vom Wassergeflügel6 sind wertvolle Nebenprodukte der Fleisch- und

Eierproduktion und stellen eine zusätzliche Einnahmequelle dar (BIERSCHENK et al. 1991:

65,92; LUTTITZ 2004: 139).

Gefiedereigenschaften

Das Gefieder, die Gesamtheit der Federn, bildet zusammen mit der Haut die Körperdecke

von Vögeln. Es befähigt diese einerseits zum Fliegen und andererseits dient es als Schutz

vor mechanischen und thermischen Einwirkungen, sowie zur Regulierung der

Körpertemperatur. Weiterhin bestimmt es die Körpergestalt des Tieres und kann dem Vogel

sowohl zur Tarnung als auch zu Signalzwecken nützlich sein (BUSCHING 2005: 37;

BROWN et al. 2003: 41; BIERSCHENK et al. 1991: 16; HUMMEL 2000: 198; PINGEL 2008:

35).

Federarten

Das Vogelgefieder besteht, je nach Vogelart, aus einer großen Anzahl von verschiedenen

Einzelfedern und unterschiedlichen Federtypen. Jede Feder entspringt dabei aus einem

Federbalg und besteht aus dem Proteinkomplex Keratin (BUSCHING 2005: 37; BROWN et

al. 2003: 141f.)

Es wird aufgrund von Bau und Funktion, sowie der Anordnung zwischen verschiedenen

Arten von Federn unterschieden. Zu den äußerlich sichtbaren Federn, die form- und

6 Wassergeflügel oder Wasservögel sind nach CLAUSS: Vögel, die an das Leben auf dem Wasser, an dem Wasser oder unter dem Wasser angepasst sind (CLAUSS 2004: 18). Das Zitat von PLATZBECKER besagt weiterhin: „Enten und Gänse zählen zum Wassergeflügel.“ (PLATZBECKER 1994: 1) Zoologisch gesehen ist dieser Begriff allerdings nicht vorhanden (PLATZBECKER 1994: 1).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

6

gestaltgebend sind, zählen die Konturfedern, auch Deckfedern genannt, welche die

Körperoberfläche des Vogels bedecken. Diese bilden den Hauptteil des Gefieders. Mit ihrer

Funktion als Witterungsschutz werden sie weiterhin unterteilt in das Fluggefieder und

Körpergefieder. Zu den Flugfedern zählen die Schwungfedern des Flügels, die Steuerfedern

des Schwanzes und die Deckfedern der Basis. Die Federn, die den Kopf, den Hals, die

Hintergliedmaßen und den restlichen Vogelkörper bedecken, werden als Körpergefieder

bezeichnet und sind größtenteils von den Konturfedern verdeckt. Andere Federarten, die

unterhalb der Konturfedern sitzen, stellen die Daunen und Halbdaunen dar. Darüber hinaus

sind Nebenfedern und weitere Federarten bekannt. Daunen werden bei Enten und Gänsen

auch als Dunen oder Flaumfedern bezeichnet. Sie dienen dem Vogel als isolierende Kälte-

und Wärmeschicht und sind bei Landvögeln i.d.R. nicht vorzufinden. Abb. 1 zeigt die

unterschiedlichen Formen von Gänsefedern (links), Entenfedern (rechts) sowie die

Darstellung einer Gänsedaune (Mitte) (ESTERMANN 2001: 12; PINGEL 2008: 17;

BIERSCHENK et al. 1991: 16f.; HUMMEL 2000: 200f.).

Abbildung 1 Gänsefeder, Gänsedaune, Entenfeder (PINGEL 2008: 39)

Aufbau: Federn – Daunen – Halbdaunen

Der Aufbau von Federn und Daunen ist sehr umfassend und wird daher nur verkürzt

dargestellt. Die fertige Konturfeder setzt sich aus einer festen Federfahne und einem langen

Federkiel zusammen. Der Federkiel besteht im unteren Abschnitt aus einer runden, hohlen

Spule und im oberen Teil aus einem sichtbaren Schaft welcher die Federfahne trägt. Dieser

Federkiel ist mit der Spule tief im Federbalg der Haut verankert und wird während des

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

7

Federwachstums durch die Versorgungsgefäße mit Blut ernährt. Werden die Federn

während dieser Zeit entfernt, kann es zu starken Blutungen kommen. Man spricht hier

deshalb auch von unreifen Federn. Bei ausgewachsenen bzw. reifen oder auch sog. toten

Federn ist dies nicht der Fall, da sich die Blutgefäße nach Beendigung der Wachstumsphase

zurückbilden. Ausgehend vom Schaft gehen in einer Ebene jeweils nach links und rechts

mehrere kurze, feine Äste hervor. Jeder Ast trägt wiederum in beide Richtungen weitere

Nebenäste. Diese kleinen Nebenäste besitzen Häkchen und überkreuzen sich mit den

benachbarten Nebenästen. Dieser verzahnte Aufbau wird deswegen auch oft als

Gitterstruktur bezeichnet, welche u.a. das Eindringen von Feuchtigkeit unterbindet

(BIERSCHENK et al. 1991: 16f.; BUSCHING 2005: 22; PINGEL 2008: 37ff.; HUMMEL 2000:

198).

Daunen und Halbdaunen haben im Gegensatz zu Federn einen etwas anderen Aufbau.

Daunen setzen sich aus einem dünneren Schaft und einer lockeren Fahne zusammen. Sie

besitzen weiterhin einen kurzen Kiel und lange Dunen- bzw. Federäste. Diese Federäste

besitzen büschelförmige feine Fäden, die sog. Strahlen, welche oft in alle Richtungen

angeordnet sind. Im Vergleich zu den Federn besitzen diese Federstrahlen keine Häkchen.

Die Daunenäste sind durch die Reibung, die durch die Körperbewegung entsteht, negativ

geladen und halten dadurch einen großen Abstand zueinander. Beim Geflügel sind die

Daunen vornehmlich an der Brust- und Bauchseite vorzufinden (BIERSCHENK et al. 1991:

16f.; HUMMEL 2000: 201; LUTTITZ 2004: 139,141).

Halbdaunen nehmen eine Mittelstellung zwischen Daunen und Konturfedern ein. Bei dieser

Daunenart ist der Schaft länger als die längsten Federäste. Halbdaunen verfügen außerdem

im unteren Abschnitt über eine feste Fahne und sind im oberen Teil den Daunen ähnlich

aufgebaut. Sie sind oft an den federfreien Bereichen der Geflügelhaut anzufinden und dienen

als Isolation (BIERSCHENK et al. 1991: 16f.; HUMMEL 2000: 201f.).

Die Mauser

Die Mauser ist nach ESTERMANN der natürliche Wechsel des Gefieders. Beim

Wassergeflügel wird zwischen einer Sommer- und Herbstmauser unterschieden. Die

Zeitdauer des Gefiederwechsels beträgt durchschnittlich ca. zwei bis drei Monate. Während

der Mauserzeit benötigt das Tier eine intensive Pflege und ist auf energiereiches Futter

angewiesen, da der Federnwechsel hohe Anforderungen an den Geflügelorganismus stellt.

Weiterhin wird in dieser Zeit von einer verminderten Leistung und einer erhöhten Anfälligkeit

für Krankheiten ausgegangen. Bei der Mauser wird das Gefieder aufgrund hormoneller

Steuerung, sowie je nach Tierart, meist nicht komplett und zum gleichen Zeitpunkt

abgestoßen, um die bereits erwähnten Schutzfunktionen zu erhalten (BIERSCHENK et al.

1991: 16f.; EFSA 2010: 2,9; ESTERMANN 2001: 13; PINGEL 2008: 7).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

8

Überblick Enten- und Gänserassen

Die Entenvögel gehören zu der Unterfamilie der Gänse. Es sind in etwa 150 Arten bekannt.

Zu den Nutz- und Wirtschaftsrassen für Fleisch und Federn zählen die Pekingenten7, die

Moschusenten8, die Mulardenten, die Wildenten, die Aylesbury-Enten, die Rouen-Enten,

sowie die Pommern- und die Sachsenenten. Weiterhin sind z.B. bei der domestizierten

Moschusente sieben verschiedene Farbschläge bekannt, während Pekingenten entweder

weißes oder hellgelbes Gefieder haben können.

Bei den Gänsen zählen die Emdengänse, Pommerngänse, Diepholzergänse, Rheinischen

Viellegergänse, Höckergänse 9 sowie Locken- und Toulousergänse zu den wichtigsten

Wirtschafts- und Nutzrassen für Federn und Fleisch. Die Farbe des Gefieders ist bei Gänsen

zumeist rein Weiß oder Grauweiß (LUTTITZ 2004: 18ff.,26ff.; DTB 2013: 6).

Produktions- und Haltungsformen von Enten und Gänsen

Bei der Gänse- und Entenhaltung kann generell zwischen der Zucht zur Eierproduktion und

der Aufzucht bzw. Mast für die Fleischproduktion unterschieden werden. Innerhalb dieser

beiden Verfahren, sind weitere Unterteilungen möglich.

Der Anteil der Wassergeflügelproduktion macht ca. 7% der weltweiten

Geflügelfleischproduktion aus. Enten und Gänse werden aufgrund ihrer einfachen Haltung

weltweit gehalten. Die Haltungsformen reichen dabei vom Kleintierbetrieb bis hin zu großen

industriellen Gänse- und Entenfarmen. Global gesehen ist die Kleintierhaltung allerdings am

häufigsten anzufinden. In Europa werden vornehmlich in den Ländern Holland,

Großbritannien, Dänemark und Deutschland, in Osteuropa vor allem in Polen und Ungarn,

sowie in den GUS-Ländern10, hohe Produktionszahlen in vorwiegend größeren Betrieben

erreicht. Aber auch in den USA ist die Entenproduktion auf Großfarmen verbreitet. Kleinere

Enten- und Gänsemastfarmen sind hauptsächlich in Frankreich zu finden. Weiterhin zählt

Frankreich zu dem Hauptland der Entenproduktion. Während Ungarn Vorreiter in der

Gänseproduktion ist.

Mehr als 80% der Gänse- und Entenbestände sind auf dem asiatischen Kontinent

vorzufinden. Zu den Hauptproduktionsländern gehören u.a. China, Indonesien, Indien und

Taiwan. Auch in diesen Ländern findet die Geflügelhaltung und -produktion in Form von

Kleinfarmen, aber auch auf großen Betrieben statt. China übernimmt hierbei die Hauptrolle

als Fleisch-, Rohfedern- und Rohdaunenlieferant. Somit basieren auch Importe der Daunen

und Federn aus diesen Gebieten.

7 Weiße- und amerikanische Pekingente (LUTTITZ 2014: 18) 8 auch Flugente, Barbarieente, Warzenente, Stumm- oder Türkenente genannt (LUTTITZ 2014: 18) 9 auch Chinagans oder Schwanengans genannt (LUTTITZ 2014: 27) 10 Gemeinschaft unabhängiger Staaten: Zusammenschluss aller Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion außer Lettland, Litauen und Estland (BPB 2014).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

9

In Deutschland werden Enten und Gänse in kleineren und größeren Beständen eher in

kleinbäuerlicher Form gehalten. Es existieren nahezu keine Gänsegroßfarmen und nur

einige wenige größere Entenfarmen (LUTTITZ 2004: 10ff.; PINGEL 2008: 5,8f.;

BIERSCHENK et al. 1991: 29, 72).

Artgerechte Haltung von Enten und Gänsen

Zu einer art- und tiergerechten Haltung vom Wassergeflügel gehören laut dem Deutschen

Tierschutzbund e.V. u.a. folgende Voraussetzungen:

• Freilandhaltung oder kombinierte Auslauf- oder Stallhaltung (keine Käfighaltung)

• Haltung in Gruppen mit geringen Besatzdichten11

• Stall mit Tageslicht, Einstreu sowie Ruhe- und Aktivitätsbereiche

• keine Gitter- oder Vollspaltenböden

• Zugang zu Futter und Wasser, sowie Bademöglichkeiten

• keine Krallen- und Schnabelkürzungen

• Überprüfung der Tiere und Stalleinrichtungen mind. zweimal pro Tag

• keine Haltung von Moschusenten (DTB 2013: 17f.).

Gewinnungsverfahren von Daunen und Federn

Die Gewinnung von Daunen und Federn kann entweder vom toten oder lebenden Tier

erfolgen. Dieser Abschnitt beschreibt die Vorgehensweisen der Gewinnung nach der

Schlachtung. Für die Entfernung des Gefieders gibt es prinzipiell unterschiedliche Methoden.

Dabei wird zwischen Trockenrupf, Naßrupf und dem Dämpfen unterschieden. In kleineren

Betrieben erfolgt die Gewinnung meist manuell, während in Großbetrieben der Schlachtrupf

häufig mit Maschinen durchgeführt wird. Der Trockenrupf wird i.d.R. angewandt, wenn das

Gefieder als Füllmaterial weiter verwendet werden soll. Diese Rupfmethode erfolgt

unmittelbar nach der Schlachtung, da sich die Daunen und Federn leichter entfernen lassen,

wenn sich das Tier noch im Köpertemperaturbereich befindet. Der Naßrupf ist eine weitere

Methode. Die Federn lassen sich bei diesem Verfahren noch einfacher entfernen, da das

Tier z.B. in heißem Wasser gebrüht wird. Das Dämpfen ist eine mildere Variante, um Federn

und Daunen zu gewinnen. Hierbei wird das tote Tier über eine Dampfquelle gehalten. Die

Reihenfolge des Rupfens sollte generell von groben Federn zu feinen Daunen erfolgen. In

einem ersten Schritt erfolgt die Entfernung der großen Schwung- und Schwanzfeder, da

diese i.d.R. nicht für die Herstellung von verschiedenen Produkten verwendet werden.

Anschließend können, aufgrund schneller Abkühlung, besonders beim Trockenrupf Daunen

und Federn von Hals, Flügeln und Beinen gewonnen werden. Folgend werden Rücken- und

Brustfedern mit Vorsicht entfernt. Zu den Nachbearbeitungsmethoden zählen das 11 Empfehlungen für Besatzdichten: max. 21kg/m2

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

10

Abflammen und die anschließende heiße Wachsbadbehandlung des toten Tierkörpers, um

die restlichen Gefiederreste zu entfernen. Die gewonnenen Daunen und Federn werden

i.d.R. maschinell gewaschen und getrocknet und als Rohware weiter verkauft. Dabei ist die

erste Aufbereitung, speziell die Waschung, bereits am Tag der Schlachtung notwendig, da

es sonst zur Geruchsentwicklung aufgrund von Haut-, Fleisch- und Fettteilchen kommen

kann. Darüber hinaus existiert ein weiteres Gewinnungsverfahren am lebenden Tier. Dieses

wird im Abschnitt Tierschutzproblem Lebendrupf bei Gänsen dargestellt (CLAUSS 2004:

142f.; LUTTITZ 2004: 111ff.,115,141f.).

Qualität und Wert vom Gefieder

Wie bereits einleitend erwähnt, sind Daunen und Federn von Enten und Gänsen wertvolle

Nebenprodukte der Geflügelvermarktung. Bei gewissenhafter Gewinnung und sachgemäßer

Verwertung, können diese eine weitere Einnahmequelle darstellen. Dabei sind Qualität und

Wert dieser Naturprodukte von verschiedenen Faktoren abhängig. Zu den wichtigsten zählen

die Reife des Gefieders, das Tieralter, der Gewinnungsprozess, die unterschiedlichen

Haltungsformen und die Fütterung, sowie das Geschlecht, die Gefiederfarbe und die Feder-

und Vogelart.

Die höchste Gefiederqualität findet man bei älteren Tieren, da diese i.d.R. über größere

Daunen verfügen. Weiterhin liefert das Vogelkleid von älteren Masttieren ca. 60% mehr

Daunen und Federn. Außerdem ist das Gefieder das durch den Trockenrupf gewonnen wird

im Vergleich zum Naßrupf qualitativ hochwertiger. Daunen und Federn, welche per Hand

nach der Schlachtung gewonnen werden, haben zudem höhere qualitative Eigenschaften als

jene mittels Maschinengewinnung. Allerdings weisen ausgereifte Daunen und Federn die

durch den Lebendrupf gewonnen werden, die höchsten Qualitäten im Vergleich zur

Gewinnung aus dem Schlachtrupf auf. Die Qualität wird zusätzlich erhöht, je öfter dieser

Lebendrupf stattfindet. Bessere Qualitäten werden bei der Freilandhaltung erreicht, da im

Gegensatz zur ausschließlichen Stallhaltung sowohl Auslauf als auch Bademöglichkeiten

vorhanden sind. Eine saubere Einstreu ist darüber hinaus förderlich für gute

Gefiedereigenschaften. Die Fütterung ist ebenfalls ein Qualitätsparameter für diese

tierischen Nebenprodukte. Dabei verleiht eine natürliche und mastfreie Fütterung dem

Gefieder mehr Füllkraft und eine längere Haltbarkeit. Weiterhin gibt es

geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Daunen von z.B. Flugerpeln sind größer und

flockiger als jene der Weibchen. Aber auch die verschiedenen Federarten haben

unterschiedliche monetäre Werte. Am wertvollsten sind dabei die ausgereiften Daunen, da

diese langlebiger sind und mehr Füllkraft besitzen. Die Preise für das Gefieder unterliegen

dem Weltmarkt und sind abhängig von der Qualität, sowie der aktuellen Marktlage. Der

Grundpreis der Ware wird dabei aus dem kostbaren Daunenanteil errechnet. Die Farbe spielt

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

11

außerdem eine weitere Rolle für die Preisbildung. Aufgrund der größeren Nachfrage können

für weiße Gänsedaunen die höchsten Preise erzielt werden. Die Erlöse für das Gefieder von

Ententieren sind aufgrund geringerer Qualitätseigenschaften wie bspw. die Elastizität, halb

so hoch wie die Erlöse für das Gänsegefieder. Eine Mischung von verschiedenen Tierarten

sollte aufgrund dessen vermieden werden (BIERSCHENK et al. 1991: 66f.,92f.; LUTTITZ

2004: 35,139ff.,143ff.; CLAUSS 2004: 142f.; FAO 2002: 59; EFSA 2010: 3).

2.2 Tierschutzaspekte und gesetzliche Regelungen

Tierschutzproblem: Lebendrupf bei Gänsen

Eine weitere und durchaus lukrative Methode der Gefiedergewinnung ist der bereits

erwähnte sog. Lebendrupf. Er wird u.a. auch als Raufe bezeichnet. Auch „Pflücken“ und

„Zupfen“ werden synonym verwendet. Diese Gewinnungsmethode kann aus Tierschutzsicht

als problematisch eingestuft werden, da sie oft nicht korrekt und zum richtigen Zeitpunkt

ausgeführt wird und die Tiere große Schäden wie bspw. offene Wunden davon tragen

können. Zudem wird diese Gewinnungspraktik meistens bei ganzen Herden angewandt.

Unberücksichtigt bleiben dabei oft die Mauserstadien der unterschiedlichen Tiere in der

Herde, sowie am einzelnen Tier selbst (vgl. Kap. 2, Abschnitt: Die Mauser). Da der

Lebendrupf häufig mit Stress, Verletzungen und Schmerzen für die Tiere einhergeht ist diese

Methode in einigen Ländern verboten. Die gesetzlichen Regelungen diesbezüglich werden in

einem der anschließenden Abschnitte näher erläutert. Folgend werden ausschließlich die

Vorgehensweisen erklärt, sowie die Erträge dargestellt.

Bei diesem Verfahren werden dem lebenden Tier manuell oder mittels Maschinen i.d.R. die

reifen Daunen und Federn ausgezupft. Angewandt wird der Lebendrupf üblicherweise nur

bei Zucht- und Mastgänsen zum Zeitpunkt der Mauser, um die Rentabilität der

Geflügelproduktion zu steigern. Bei Enten wird dieses Verfahren i.d.R. nicht angewandt.

Damit die Tiere, wie bereits erwähnt, keine dauerhaften Schäden wie z.B.

Leistungsminderungen während der Legeperiode davon tragen, ist es wichtig, den optimalen

Zeitpunkt einzuhalten. Bei richtiger Anwendung der Rupf-Methode kann dies sogar einen

positiven Effekt auf die Gewichtsentwicklung, sowie günstige Auswirkungen auf den

Knochenaufbau haben und zu guten Zuchtkonditionen bei älteren Gänsen führen.

Bei dem Hand-Rupf wird die Gans mit dem Kopf nach unten auf den Schoß gelegt. Das Tier

befindet sich dabei mit fixierten Paddeln12 in Rückenlage. Geübtes Personal kann pro Stunde

etwa acht bis zehn Gänse rupfen, während eine Maschine das drei bis vierfache der

Leistung erbringt. Ein Lohnraufen durch sog. Raufkolonnen ist darüber hinaus bekannt.

12 Als Paddel werden bei Enten und Gänse die Füße bezeichnet, da die Vorderzehen dieser mit Schwimmhäuten versehen sind und zum Zwecke der Fortbewegung in Gewässern dienen (PINGEL 2008: 17).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

12

Das erste Pflücken sollte besonders schonend erfolgen und kann bei jungen Gänsen im Alter

von zehn bis 13 Wochen durchgeführt werden, wobei das Reifestadium der Federn

ausschlaggebend dafür ist. Der richtige Zeitpunkt für die Raufe kann anhand von

ausgefallenem Gefieder erkannt, oder mittels eines sog. Proberupfes festgestellt werden.

Weiterhin ist der richtige Reifegrad, wie bereits erläutert, an den Enden der Federkiele

ersichtlich. Diese müssen trocken und frei von Blut sowie Hauttaschen sein. Es dürfen dem

jungen Tier dabei nur Federn von der Brust- und Bauchpartie entfernt werden. Aufgrund der

isolierenden Eigenschaften der Daunen, sollten diese zum größten Teil am Vogel belassen

werden. Bei älteren Zuchtgänsen können dagegen reife Federn und Daunen von Brust-,

Bauch- und Rückenbereich behutsam entfernt werden. Die besten Daunen sind unter den

Flügeln zu finden. Dort empfiehlt sich allerdings ein eingeschränktes Rupfen, da sonst die

Gefahr besteht, dass die Tiere die Flügel hängen lassen.

Die Angaben zu den Raufintervallen sind in der Literatur unterschiedlich angegeben und

liegen zwischen 44 und 51 Tagen. Nach dieser Zeitspanne ist die Entwicklung und erneute

Reife von nachwachsenden Federn abgeschlossen. Um dem Tier nicht zu schaden und um

eine gute Produktqualität zu gewährleisten, sollte ein erneuter Rupf erst nach dieser Zeit

erfolgen. Das Raufen von Mastgänsen sollte spätestens sieben bis acht Wochen vor der

Schlachtung eingestellt werden, damit die Federn nach dem Schlachtprozess wieder über

den nötigen Reifegrad verfügen. Bei Zuchtgänsen sollte die jährliche Raufe nach dem Herbst

eingestellt werden, um die Gesundheit der Tiere für die folgende Legeperiode nicht zu

gefährden.

Die Erträge des Rupfes sind u.a. davon abhängig, ob es sich um Zucht- oder Masttiere

handelt. In der Literatur sind unterschiedliche Angaben hierfür zu finden. Bei dem ersten

Rupf liegt der Gefiederertrag bei ca. 60 - 80 g pro Gans. Der Ertrag der darauffolgenden

Raufe liegt bei ungefähr 100 - 160 g pro Gans. Nach der Schlachtung kann von einer

zusätzlichen Ertragsmenge von ca. 180 g pro Gans ausgegangen werden. Man erhält

dementsprechend einem Gesamtertrag von ca. 340 - 420 g pro Tier, mit einem Daunenanteil

von etwa 15 - 25%. Somit ergeben sich ungefähr 1020 - 1260 g Federn und Daunen von

einer dreijährigen Gans, die dreimal pro Jahr gerauft wurde (LUTTITZ 2004: 143ff.;

GRASHORN 2008: 66f.; FAO 2002: 57; BIERSCHENK et al. 1991: 16,65ff.; ESTERMANN

2001: 84f.; SALDEN 2014).

Tierschutzproblem: Stopfmast bei Enten und Gänsen

Ein weiteres Tierschutzproblem ist die Zwangsfütterung von Enten und Gänsen, welche bei

der Erzeugung von Stopflebern praktiziert wird. Dieses Verfahren geht bis in die Zeiten der

ägyptischen Pharaonen zurück. Bei der Stopflebermast, wie sie z.B. in Frankreich und

Ungarn sowie in weiteren Ländern betrieben wird, handelt es sich um ein Verfahren bei dem

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

13

es zu einer anormalen Vergrößerung und Verfettung der Leber kommt. Dazu wird dem Tier

auf unnatürliche Weise zwei bis sechsmal täglich Futter zugeführt um die Lebergewichte

innerhalb weniger Wochen auf 0,6 kg bis 1,2 kg zu bringen. Dies kann sowohl maschinell als

auch manuell erfolgen. Bei dem heutzutage angewandten maschinellen Verfahren wird dem

Tier mittels elektrischer, hängender Futterpumpe innerhalb von zehn Minuten Futter wie z.B.

Mais und Fett in den Kropf gepumpt. Dazu wird der Vogelkopf mit einem Bügel fixiert und ein

Füllstutzen in den Schnabel gesteckt. Für diese Verfahren ist geschultes Personal

erforderlich, da der Kropf des Tieres sehr empfindlich ist, schnell reißen kann und die Tiere

nicht selten notgeschlachtet werden müssen. Das Prinzip der manuellen Methode ist ähnlich

und erfolgt mittels Trichter oder speziellen handbetriebenen Stopfapparaten. Zur

Verdauungsförderung wird dem Vogel zusätzlich salzhaltiges Wasser verabreicht. Hinzu

kommt, dass die Tiere während dieser Zwangsmast i.d.R. in engen Ställen, ohne Auslauf

gehalten werden. Selbige Methoden werden auch verwendet, um Gänseleberpasteten

herzustellen. Die Einnahmen für Stopfleber und Leberpasteten sind dabei nicht unerheblich,

wobei die Erlöse der Gänselebern höher sind. Der Konsum dieser Produkte findet

hauptsächlich in Frankreich, aber auch in weiteren Ländern statt. Betroffene Gänse- und

Entenrassen sind vor allem die grauen Toulouser Gänse, die Mulardenten und die

Moschusenten. Diese werden hauptsächlich in Frankreich, Ungarn und China für die

Stopfleberproduktion verwendet.

Anzumerken ist weiterhin, dass eine Gans während ihrer Lebenszeit sowohl lebend gerupft,

als auch zusätzlich zwangsgemästet werden kann (LUTTITZ 2004: 26ff.,107f.,128; PINGEL

2008: 10; FAO 2002: 59; FAO 2002: 60).

gesetzliche Regelungen zu den Tierschutzproblemen

In der EU bestehen bezüglich der beiden beschriebenen Tierschutzproblematiken einige

Regelungen, wie bspw. die EG Richtlinie 98/5813 und die Empfehlungen des Europarates in

Bezug auf Hausgänse14 und Moschussenten15. Die Richtlinie 98/58 besagt u.a., dass Tieren

keine Schäden, unnötige Schmerzen oder Leiden zugefügt werden dürfen. Konkreter werden

die Empfehlungen in Bezug auf Moschusenten und Hausgänse, welche ein Herausreißen

der Federn am lebenden Tier untersagen. Unterzeichnet wurden die Empfehlungen von allen

Mitgliedsländern außer von Rumänien, Kroatien, der Slowakei und Slowenien.

In der Bundesrepublik Deutschland existiert darüber hinaus das Deutsche Tierschutzgesetz,

welches die Zwangsfütterung von Tieren untersagt. Die gleiche Gesetzgebung gilt für 22

13 Richtlinie 98/58/EG des Rates vom 20. Juli 1998 über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere 14 Empfehlungen in Bezug auf Hausgänse (Anser Anser F. Domesticus, Anser Cygnoides F. Domesticus) und ihre Kreuzungen 15 Empfehlung in Bezug auf Moschusenten (Cairina Moschata) und Hybriden von Moschusenten und Pekingenten (Anas Platyrhynchos)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

14

weitere EU-Mitgliedstaaten. Kulturelle Ausnahmeregelungen bestehen allerdings für die

beiden Länder Frankreich und Ungarn. Weiterhin haben Belgien, Bulgarien und Spanien

keine Regelungen in den landeseigenen Tierschutzgesetzen bezüglich der

Stopfleberproduktion.

Der Bundesstaat Kalifornien hingegen verfügt seit 2012 über ein Gesetz, welches die

Produktion und den Verkauf von Stopfleber verbietet. Außerdem ist der Verkauf aus

resultierenden Produkten, wie z.B. Enten- und Gänseteilen, diesen Verfahrens verboten.

In China existieren zwar politische Diskussionen über Tierschutzgesetze, bis dato ist aber

kein Gesetz welches Tiere schützt bekannt (BSI 2014: 1f.).

Weiterhin hat die European Food and Safety Authority (EFSA) im Oktober 2010 aufgrund

einer Anfrage der EU-Kommission eine Studie mit dem Titel: „Scientific opinion on the

practice of harvesting (collecting) feathers from live geese for down production“

angenommen. In dieser Studie über die Gewinnung von Daunen und Federn werden die

Wörter „gathering“, „harvesting“, „collecting“ und „plucking“ folgendermaßen definiert:

„Gathering feathers from live geese is defined as removing feathers that are ripe due to the phenomenon of moulting and would never result in tissue damage. [..] and would refer to using a brushing or combing action to remove feathers or down which are ready to fall out.“ (EFSA 2010: 2) „Plucking is the forcible removal of feathers that results in bleeding follicles and possibly other skin damage such as tears and bruising.“ (EFSA 2010: 1) „The term ‚harvesting’ in the mandate is replaced throughout this opinion by the term ‚gathering’ and the word ‚collecting’ is used if it is not clear wheter feathers are being plucked, which is forbidden, or gathered, which is allowed.“ (EFSA 2010: 6)

Ergebnisse dieser Studie waren u.a., dass das „gathering“ oder „harvesting“ von Federn an

lebenden Gänsen ohne Schmerzen, Leiden oder Verletzungen durchgeführt werden kann.

Aufgrund von wirtschaftlichen Aspekten kann nicht vermieden werden, dass dabei auch

unreifes Gefieder herausgerissen („plucking“) wird. Weiterhin können bei beiden Methoden

u.U. folgende unsachgemäße Tierbehandlungen auftreten:

„[..] carrying [..] by the neck, legs or by one wing [..] restraining by sitting on the neck [..] throwing or dropping the bird.“ (EFSA 2010: 1)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

15

Laut dieser Studie können folgende Indikatoren für die Bewertung der Tiergesundheit

verwendet werden:

„Bloody feathers, skin injuries, posture changes (e.g. hanging wings), dead birds and broken or dislocated bones [..].“ (EFSA 2010: 1) Weitere Empfehlungen und Vorschläge der Studie sind z.B. die Gewinnung von

ausschließlich reifen Federn, sowie die Schaffung eines Kontrollsystems zur Überprüfung

der Gewinnungsmethoden. Die oben genannten Indikatoren könnten dafür verwendet

werden, um zwischen „plucking“ und „gathering“ unterscheiden zu können. Personen die an

den Gewinnungsprozessen beteiligt sind, sollten Kenntnisse über tierfreundliche

Behandlungsmethoden haben und darüber hinaus den Reifegrad von Federn unterscheiden

können. Außerdem werden weiterführende Untersuchungen empfohlen, um einerseits die

Indikatoren für die Bewertung der Tiergesundheit verbessern zu können und andererseits

sollten Studien durchgeführt werden, um die Methoden für die Beurteilung der Federreife

weiterzuentwickeln. Zu weiteren Erkenntnissen dieser Studie zählen, dass zwar der

Unterschied zwischen reifen und unreifen Federn durch Experten anhand von z.B. Blut- oder

Hautresten erkannt werden kann. Eine Differenzierung aber nach dem Reinigungs- und

Aufbereitungsprozess weitaus schwieriger ist, da eine Unterscheidung nur noch am

Schaftende der Feder möglich ist (EFSA 2010: 1f.,9).

2.3 Daunen und Federn als Füllmaterialien

Abb. 2 verdeutlicht nochmals, von welchen Bereichen des

Gänsekörpers das Gefieder für Füllmaterialien verwendet

wird. Wie eingangs schon erwähnt, werden die Flug- und

Schwanzfedern im Normalfall nicht verarbeitet. Weiterhin

sind die Daunen- und Federmengen, Daunencluster-

größe 16 , die Vogelart sowie die Daunenaufbereitungs-

methoden wichtige Faktoren, welche die

Daunenleistungsfähigkeit in Produkten beeinflussen

können (IDFL o.J.: 5).

Abbildung 2 Gänsegefieder und verwendete Areale (IDFL o.J.: 5)

16 „Down Cluster is the group of components: down, nestling down and plumule.“ (IDFL 2010: 2)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

16

Daunen und Federn vs. synthetische Füllungen

Aufgrund der Leichtigkeit, sowie der Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit eignen sich

Daunen und Federn besonders gut als natürliche atmungsaktive Füllmaterialien für z.B.

Bettdecken, Schlafsäcke und Bekleidung. Im Vergleich zu synthetischen Füllstoffen weisen

sie Feuchtigkeitsaufnahmen von 11,6% bei normaler Raumtemperatur und -feuchtigkeit auf.

Synthetische Füllungen, wie bspw. Polyamid-Fasern, können hingegen nur ca. 4% und

Polyester-Fasern etwa 0,8% an Feuchtigkeit aufnehmen (LUTTITZ 2004: 139,141; PINGEL

2008: 5).

Fill power

Die fill power 17 ist ein weiterer und wichtiger Qualitätsparameter und wird laut dem

International Down and Feather Bureau (IDFB) folgendermaßen definiert:

„Fill power is a measure of loft, or the insulation ability of down products in cubic inches per

ounce“ (IDFB 2014).

„[..] Generally, the higher the fill power the greater the amount of warmth or puffiness [..].

Down with higher fill-power numbers include fewer feathers and use bigger, more mature

down clusters. Larger down clusters are more durable and can better withstand repeated

compression.“ (IDFB 2013)

„[..] and most importantly for campers, the higher the fill power, the more insulation the

product will provide per one ounce. Most experienced campers opt for a fill power of 900 as

optimum. Down’s value is a result of its ability to provide lightweight warmth. As the fill power

of down increases, it is possible to use less weight in the product while achieving the same

warmth provided by heavier products.“ (IDFB 2014a)

Laut weiteren Angaben des Produktmanagers für Schlafsysteme der Firma Vaude, können

Daunenqualitäten in hochwertigen Outdoor-Produkten eine fill power von 950 bis 1000

CUIN18 erreichen (ERNST 2014: 7).

Für die Messung der fill power sind weltweit unterschiedliche Methoden bekannt (IDFL 2008:

1).

17 weitere deutsche und englische Synonyme sind z.B. filling-power, Loft, CUIN, Bauschkraft, Füllkraft, Füllpower 18 cubic inch(es)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

17

Mischungsverhältnisse

Eine Mischung von Daunen und Federn in der Bettfedern- und Bekleidungsindustrie ist

möglich und üblich. Dabei ist eine Mischung umso hochwertiger, je höher der Daunenanteil

in dem Produkt ist. Für Outdoor-Produkte sind Mischungsverhältnisse von z.B. 95:519 üblich.

Während im Modebereich das Verhältnis von Daunen zu Federn bei ca. 50:50 liegt. Im

Bettenwarenbereich dagegen können Mischungsverhältnisse von z.B. 90:10 und 80:20 oder

70:30 vorliegen (LUTTITZ 2004: 139ff.; FAO 2002: 55; ERNST 2014: 9; NENDZA 2014: 4).

Normen für Daunen und Federn

Weiterhin sind verschiedene europäische Normen für Daunen und Federn vorhanden. Zu

den Wichtigsten zählen die beiden Folgenden.

Die DIN EN 1885 ist gültig für alle Artikel und Fertigartikel, die Daunen und Federn als

Füllmaterial enthalten und umfasst Definitionen bzw. Grundbegriffe welche in dem Bereich

Verwendung finden (CEN 2004: 3).

Die DIN EN 12934 legt Kennzeichnungsvorschriften für fertig verarbeitete Elemente des

Füllmaterials (z.B. Daune, Feder oder andere Elemente), sowie für die Geflügelarten

(Wasser- oder Landgeflügel) fest. Zwingende Angabe auf dem Endprodukt ist das

Mischungsverhältnis von Daunen zu Federn (VFDI 2007).

2.4 Akteure und Aktivitäten in der Daunenindustrie

Das Gefieder von Enten und Gänsen wird wie bereits erwähnt in verschiedenen Bereichen

der Industrie als Füllmaterial verwendet. Diese Bereiche umfassen u.a. Bettwaren und

Bekleidung. Letztes kann nochmals in z.B. Fashion- bzw. Modeartikel, sowie Sport- und

Outdoor-Artikel unterteilt werden. Daunen und Federn werden allerdings hauptsächlich als

Füllstoffe für Bettwaren wie bspw. Kissen und Decken verwendet. Die Bekleidungsindustrie

stellt hierbei nur einen Nebenzweig dar (LUTTITZ 2014: 129,141; SALDEN 2014).

Vereinigungen und Verbände – Bettfedern-Industrie

Weltweit sind einige Vereinigungen und Verbände für die gesamte Daunenindustrie, für den

Daunenhandel sowie für unabhängige Daunenprüfinstitute bekannt. Zu den größten

Vereinigungen im Bettwarenbereich gehören u.a. aber nicht ausschließlich das International

Down and Feather Bureau (IDFB), die European Down and Feather Association (EDFA) und

der Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie e.V. (VDFI). Durch diese

Vereinigungen werden hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, die Mitgliederinteressen der

Bettfederindustrie vertreten. Besonderes Augenmerk wird bei der EDFA z.B. auf die

Tierschutz- und Verbraucherbelange gelegt (EDFA 2014, IDFB o.J; VDFI 2014).

19 Die erste Angabe bezieht sich auf den Daunenanteil. Die zweite auf den Federanteil.

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

18

Die Otto Group – Bekleidungs-Industrie

Die Otto Group20 zählt weltweit zu den größten Online-Händlern für Fashion und Lifestyle.

Die Einzelhandelsunternehmen der Otto Group bieten u.a. Kleidung, Sportartikel sowie

Outdoor-Produkte an. Eines dieser Unternehmen ist z.B. die Sportcheck GmbH, welche u.a.

viele bekannte Sport- und Outdoor-Marken im Daunenbereich vertreibt (MERK 2013: 4; OG

2010: 1).

Laut einer Pressemitteilung vom November 2010 duldet die Handelsgruppe keine Produkte

in ihrem Sortiment, die Füllungen aus dem Lebendrupf enthalten. Diese Bedingung ist in

Form von Vereinbarungen mit den Unternehmen der Gruppe und deren Lieferanten

festgehalten und hat bei Verstößen Konsequenzen, wie bspw. die Beendigung der

Geschäftsbeziehungen zur Folge. Darüber hinaus hat der Pressereferent der Otto Group,

Herr GUTMANN, auf Anfrage ein wiederholtes Statement zur Gewinnung von Daunen und

Federn abgegeben, welches den gleichen Inhalt trägt. Dieses ist dem Anhang I zu

entnehmen (OG 2010: 1; GUTMANN 2014).

Die Otto Group verfügt weiterhin über verschiedene Richtlinien für den Einkauf von Waren.

Eine dieser Bestimmungen ist die Richtlinie „Nachhaltigkeit beim Einkauf“ welche seit März

2013 für alle Unternehmen des Konzerns gültig ist. Die Richtlinie enthält u.a. Tier- und

Artenschutzbestimmungen und verbietet bei Daunen- und Federprodukten die Verwendung

von Material aus der Stopfleberproduktion und dem Lebendrupf. Laut Aussagen der Otto

Group führte weiterhin ein Gespräch mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten zu

strengeren internen Einsatzregelungen von Daunenprodukten (MERK 2013: 24,59).

Sonderstellung Outdoor-Industrie

In der Outdoor-Branche werden Daunen und Federn hauptsächlich für die Füllungen von

z.B. Schlafsäcken, Jacken und Westen verwendet.

Eindeutige Definitionen für die Begriffe Outdoor-Branche, Outdoor-Industrie, Outdoor-

Produkte u.Ä. sind bis dato nicht vorhanden. Laut der Fachgruppe Outdoor21 (FGO) vom

Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V.22 (BSI) sind Outdoor und Outdoor -

Aktivitäten folgendermaßen definiert:

„Outdoor umfasst alle Aktivitäten, welche durch eigene menschliche Kraft in der Natur/im

Freien ausgeübt werden können.“ (BSI 2014b)

20 weltweit agierende Dienstleistungs- und Handelsgruppe mit ca. 123 Unternehmen in 20 europäischen, nordamerikanischen und asiatischen Ländern (OG 2010: 2). 21 Eine Interessensvertretung der deutschen Outdoor-Branche welche sich aus 41 führenden Herstellern und Importeuren von Outdoor-Ausrüstung zusammensetzt (BSI 2014). 22 Ein Unternehmensverband der deutschen Sportartikelhersteller, -großhändler und –importeure, mit 150 führenden, größtenteils mittelständigen Unternehmen (BSI 2014).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

19

„Die Aktivitäten werden dabei unter Berücksichtigung des Umweltschutzes ausgeübt, um die Natur zu schützen, diese den Menschen näher zu bringen und den Erhalt der Natur für die folgende Generation zu sichern.“ (BSI 2014b) Die European Outdoor Group (EGO) hat zudem für eine Umfrage Outdoor-Produkte wie folgt

definiert:

„Products are primarily function driven and are mainly distributed via specialist retail.“ (EOG 2014c: 8) Somit wird die Outdoor-Branche bzw. Outdoor-Industrie für diese Arbeit folgendermaßen

definiert. Alle Produzenten23 und Vereinigungen24 die EOG-Mitglieder sind und z.B. oben

genannte Daunenprodukte herstellen, zählen in den Bereich der Outdoor-Branche, sowie zur

Outdoor-Industrie. Einige Produzenten, die ebenfalls dem Sportartikelbereich zugeordnet

werden können, wie z.B. der Hersteller Adidas, fallen ebenfalls in diese Branche oder

Industrie.

European Outdoor Group (EOG)

Die EOG ist eine länderübergreifende Interessenvertretung der Outdoor-Branche, die im

Jahr 2003 von 19 der weltweit größten Outdoor-Firmen gegründet wurde. Dem Verband

gehören z.Z. 63 Hersteller und neun nationale Vereinigungen an. Die Tätigkeitsfelder der

EOG umfassen u.a. repräsentative Marktumfragen, Workshops und Foren für die Outdoor-

Industrie, die Zusammenarbeit mit nationalen Fachverbänden und -messen, sowie die

Förderung von „best practice“ und die Kooperation mit europäischen Entscheidungsträgern

(EOG 2014: 2f.; EOG 2014a).

EOG – Down Quantity Survey

Die EOG hat 2014 die Ergebnisse einer Studie über den Einsatz und die Qualitäten von

verwendeten Daunenmengen in der Outdoor-Branche veröffentlicht. An der Studie nahmen

31 von 46 angefragten europäischen und amerikanischen Herstellern, sowie weitere

Mitglieder teil. Somit ergab sich eine Rücklaufrate für die Umfrage von 67%. Laut den 23 Arc’teryx, Bergans of Norway, Berghaus, Adidas Group, Aku – Trekking & Outdoor Footwear, Black Diamond, Camelbak, Camp, Cascade Designs, Coleman, Columbia Sportswear Company, Deuter, Eagle Creek, Equip outdoor technologies ltd, Ferrino, Fjäll Räven, Haglöfs, Halti, Hanwag, Helly Hansen, Icebreaker Pure Merino, Jack Wolfskin, Kamik, Katadyn, Keen, Komperdell, Leki, Lowa, Lowe Alpine, Mammut, Marmot, Meindl, Merrell, Millet, Mountain Equipment, Nikwax, Nordisk, Oase Outdoors, Odlo, Ortlieb, Ortovox, Osprey, Packsafe, Patagonia, Petzl, Rab, Regatta, Salewa, Salomon, Scarpa, Schöffel, Sea to summit, Singing Rock, Smartwool, Tatonka, Ternua, The North Face, Thule, Trang World, Vango, VAUDE und Bionic (EOG 2014b). 24 Spanish Sport Industry Association, Fachgruppe Outdoor im BSI, Niederländischer Fachverband der Sportlieferanten, Italian Outdoor Group, Outdoor Industries Association – England, Outdoor Sports Valley Association – Frankreich, Polish Outdoor Group, Russian Outdoor Group und Scandinavian Outdoor Group (EOG 2014b).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

20

Ergebnissen dieser Erhebung liegt die verwendete Daunenmenge in der Outdoor-Branche

bei 1058 t pro Jahr. Das Verhältnis liegt dabei bei 49% Gänsedaunen und 51%

Entendaunen. Davon kommen 70% der Daunen beider Tierarten aus China, 12% aus

Ungarn, 5% aus der Ukraine, 4% aus Polen, 3% aus Rumänien und 6% aus weiteren

Ländern und Kontinenten 25 (vgl. Anhang II). Weiterhin wurden 31 verschiedene

Gänsedaunenqualitäten und 32 unterschiedliche Entendaunenqualitäten ermittelt. Spätere

Hochrechnungen ergaben eine Gesamtmenge von geschätzten 1410 bis 1630 t pro Jahr an

verwendeter Daune. Die weltweite Menge an verwendeten Daunen für die gesamte Branche

liegt nach geschätzten Berechnungen in Zusammenarbeit mit dem IDFL bei mind. 270 000 t

jährlich. Somit macht, laut dieser Studie, der Anteil der verwendeten Daunen im Outdoor-

Bereich weniger als ein Prozent aus. Trotz der geringen Daunenmenge, sowie der

möglicherweise niedrigen Hebelwirkungen bezüglich der Tierschutzthematik in der

Lieferkette, vertritt die EOG, laut Anmerkungen des EOG-Generalsekretärs Mark Held,

folgendes:

„Unser Ziel ist es, auf lange Sicht einen Weg hin zur Etablierung eines einzigen Industriestandards, der von einem unabhängigen Gremium gehalten wird, kosteneffizient ist und von Unternehmen und NROs gleichermaßen anerkannt wird, zu finden.“ (EOG 2014c: 3; EOG 2014: 1ff.,8). Weiterhin wurden die Studienteilnehmer zu den Daunenbeschaffungsquellen befragt. Die

Auswahl der Antwortmöglichkeiten bestand dabei aus: Bezug von Großhändlern, Bezug

direkt von der Farm, oder Bezug von anderen Quellen. Aufgrund der geringen Rücklaufrate

konnten diesbezüglich keine Aussagen zu den Bezugsquellen getätigt werden (EOG 2014c:

7).

Fachgruppe Outdoor - Erklärung: „Daune und Tierschutz“

Die FGO des BSI hat sich mit einer Erklärung im Mai 2014 gegen die Verwendung von

Füllmaterialien aus tierquälerischer Gewinnung entschieden (vgl. Anhang III). Weiterhin gibt

die Gruppe eine Selbstverpflichtungserklärung gegen die Verwendung von Enten- und

Gänsedaunen, sowie Federn die aus der Stopfleberproduktion und/oder aus dem

Lebendrupf (inklusive Mauserrauf) kommen ab. Darüber hinaus verpflichten sie sich für die

Schaffung von mehr Transparenz in den Lieferketten ihrer Daunenprodukte. Dies wird

umgesetzt, indem die Einhaltungspflichten dieser Erklärung sowohl an Lieferanten als auch

an Zertifizierungsorganisationen weitergegeben werden. Darüber hinaus hat der BSI im

Sommer und im November 2014 Zusammenkünfte mit Tierschützern und Daunenlieferanten

25 USA, Russland, Frankreich, Kanada, Europa und unbekannt (EOG 2014c: 6)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

21

zum Thema: Daunen und Tierschutz in Deutschland und in den USA einberufen, um über die

vorhandenen Problematiken zu diskutieren (SALDEN 2014; BSI 2014).

2.5 Produkt- und Lieferketten von Daunenprodukten

Im Zuge der Globalisierung sind Produkt- und Lieferketten bzw. Wertschöpfungsketten

verzweigter und undurchsichtiger geworden. Dies trifft u.a. auch auf Daunenprodukte zu. Die

Lieferketten dieser Produkte bestehen häufig aus vielen einzelnen Stufen. Demzufolge sind

zahlreiche Akteure und Unternehmen in diese involviert. Weiterhin kann es je nach

Bezugsland unterschiedliche Varianten von Lieferketten für Daunenprodukte geben. Das

IDFL hat den Versuch unternommen vier mögliche Lieferketten darzulegen. In Abb. 3 sind

diese graphisch dargestellt. Die ersten vier Stufen sind dabei gleich aufgebaut und umfassen

den Einzelhandel26, den Vertrieb bzw. die Handelsunternehmen27 sowie die Konfektion28 und

die Daunenverarbeitungsunternehmen29. Die vorgelagerten Bereiche bzw. Ketten können je

nach Land und Kontinent unterschiedlich dargestellt werden.

Abbildung 3 Beispiellieferketten für Daunenprodukte (IDFL 2014b: 6)

26 retail store 27 distributor / trading company 28 finishing factory 29 down processor

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

22

• Kette 1 wird als „Slaugtherhouse (European Style) - Supply Chain“ bezeichnet. Diese

Kette ist überschaubar gestaltet. Die Vögel werden in dieser Beispielkette für die

Fleischproduktion in großen, organisierten Betrieben gezüchtet und gehalten. Danach

werden diese zu Vertragsschlachtereien transportiert, in denen das Gefieder meistens

vorgewaschen und getrocknet wird. Das vorbehandelte Material wird danach zu einem

weiteren Daunenaufbereitungsbetrieb 30 befördert, welcher die finalen

Aufbereitungsschritte unternimmt. Manchmal sind innerhalb dieser Schritte weitere

Zwischenhändler präsent.

• Kette 2 stellt eine „Familiy or Township Slaughterhouse with Co-op Meat Packing Plant -

Supply Chain“ Variante dar. Die Rückverfolgbarkeit der Daunen und Federn in dieser

Kette ist schwieriger im Vergleich zur Kette 1. Diese Variante ist vielfach in China

vorzufinden. Die Vögel kommen hier häufig von kleineren, lokalen Betrieben. Weiterhin

kooperieren fleischabpackende Betriebe mit mehreren kleineren und familienbetriebenen

Schlachthäusern31 in einer Stadt. Nach der Schlachtung erfolgt der Rupf per Hand oder

mittels Maschinen (vgl. Abschnitt: Gewinnungsverfahren von Daunen und Federn). Das

Gefieder gelangt folgend zu einem (Vor-) Aufbereitungsbetrieb 32 , der das Material

vorwäscht und vorsortiert. Hier findet i.d.R. keine Mischung mit anderem Material aus

anderen Gebieten statt.

• Kette 3 wird von dem IDFL als „Local Collectors - Supply Chain“ bezeichnet. Hier stellt

sich die Rückverfolgbarkeit des Gefieders als noch schwieriger dar, da Händler33 das

Gefieder von lokalen Kollektoren aus ganz Asien beziehen und eine Dokumentation nicht

der Regelfall ist. Diese Kette besteht aus einer großen Anzahl von Farmen mit ca. 20

Gänsen oder Enten, sowie kleineren Schlachtbetrieben welche meistens nicht zu den

sog. „township slaughterhouses“ gehören. Bei dieser Art von Schlachtbetrieben wird das

sonnengetrocknete Gefieder in große Säcke verpackt und an lokale Kollektoren verkauft.

Danach findet ein Weiterverkauf an Händler statt, welche diese Säcke sammeln und

wiederum an Aufbereitungsbetriebe34 verkaufen.

30 feather factory 31 township slaughterhouse = family- owend and smaller slaughterhouses in the same town 32 feather plant (pre-processor) 33 3rd party agents 34 processing plant

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

23

• Kette 4 ist als „Agent That Mainly Use Township Slaughterhouses - Supply Chain“

dargestellt. In diesem Fall ist die Rückverfolgbarkeit vom Gefieder fast unmöglich, da

hierbei auf allen Stufen von der Voraufbereitung35 bis zur Aufbereitung36 von Daunen und

Federn unzählige Händler dazwischengeschaltet sein können. Weiterhin kann es u.U.

auch zusätzlich vorkommen, dass diese Händler das Material aus unterschiedlichen

Bezugsquellen vermischen (IDFL 2014b: 4ff.).

2.6 Standards und Zertifizierungen für Outdoor-Produkte mit Daunenfüllungen

Zertifizierungen von Produkten oder Prozessen erfolgen auf der Basis von festgelegten

Richtlinien, sog. Standards37 oder Normen. Weltweit gesehen sind eine große Anzahl von

verschiedenen Standards mit unterschiedlich Klassifizierungen vorhanden. Der Sinn und

Zweck einer Zertifizierung kann unterschiedliche Hintergründe haben. Einerseits kann sie

gesetzlich verpflichtend sein, aufgrund von Festlegungen für z.B. technische

Produktanforderungen. Andererseits kann eine Zertifizierung auch ungezwungen erfolgen

und z.B. als Teil von Unternehmenswettbewerbsstrategien gesehen werden, da bspw. eine

zunehmende Produktkontrolle von Endverbrauchern gefordert wird. Darüber hinaus können

Zertifizierungen u.a. nützlich sein, um Produktionsprozesse zu optimieren. Die Prüfung auf

Einhaltung der Produktanforderungen und die Ausstellung des Zertifikats übernehmen in

beiden Zertifizierungsfällen unabhängige, akkreditierte Kontroll- und Zertifizierungsstellen

(ENSTAHLER et al. 2007: 14).

Zertifizierung, Akkreditierungen und deren Ziele werden laut ENSTAHLER et al.

folgendermaßen Definiert:

„Zertifizierung und Akkreditierungen sind Teile eines Systems, das dazu dient, Waren und

Dienstleistungen daraufhin zu überprüfen, ob sie bestimmten Anforderungen genügen. [..]

Ziel des Systems ist es, von den Unternehmen gefertigte Produkte im Hinblick auf deren

Konformität mit bestimmten Qualitätsvorgaben zu untersuchen und zu erreichen, dass die

Konformität von Personen bzw. Institutionen bestätigt wird, denen man vertrauen kann.“

(ENSTAHLER et al. 2007: 3)

35 pre - processors 36 down processing plants 37 „Standard: etwas, was als mustergültig, modelhaft angesehen wird und wonach sich anderes richtet; Richtschnur, Maßstab, Norm.“ Synonyme zu Standard: Bewertungsmaßstab, feste Regel, Grundsatz, Norm, Prinzip, Richtlinie, Wertmesser u.a. (DUDEN 2014a).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

24

Die Herkunft der natürlichen Füllmaterialien in Outdoor-Produkten ist oft nicht genau

definierbar wie die Beispiele der verschiedenen Lieferketten in Kapitel 2.5 zeigen. Diese

Materialien können sowohl aus weltweit unterschiedlichen Quellen stammen, als auch u.U.

auf tierquälerische Weise gewonnen worden sein sowie von Tieren stammen, deren

Haltungs- und Fütterungsbedingungen unwürdig sind. Weiterhin liegen keine gesetzlichen

Verpflichtungen über die Einhaltung von Produktanforderung bezüglich der dargestellten

Tierschutzaspekte für diesen Bereich vor. Aus diesem Grund haben sich verschiedene

Outdoor-Hersteller sowie weitere Institutionen mit der Entwicklung von

Daunenzertifizierungssystemen auseinandergesetzt. Mit diesen Systemen soll einerseits

Transparenz in die Daunenlieferkette gebracht sowie die Herkunft und Rückverfolgbarkeit

der Füllmaterialien gewährleistet werden. Andererseits sollen dadurch u.a. auch die

Haltungsbedingungen von Wasservögeln kontrolliert werden. Im Folgenden werden die

wichtigsten Zertifizierungssysteme bzw. Standards für Daunenprodukte im Outdoor-Bereich

sowie deren Umfang verkürzt dargestellt. Die ausgewählten Aspekte beziehen sich zumeist

auf die ordnungsgemäße Gewinnung und Verarbeitung von Daunen und Federn sowie auf

die Schaffung einer Rückverfolgbarkeit dieser Materialien. Auf ausführliche Beschreibungen

der Zertifizierungsprozesse wird folgend aufgrund des Umfangs und unzureichender

Informationen diesbezüglich verzichtet.

The North Face: Responsible Down Standard

Abbildung 4 RDS Kennzeichnungslogos für blended- und 100% zertifizierte Daune (TE 2014b: 1)

Der Responsible Down Standard (RDS) wurde von der amerikanisches Marke The North

Face38 (TNF) in Kooperation mit der weltweit agierenden Zertifizierungsstelle, Control Union

und der Non-Profit Organisation39 Textile Exchange (TE) entwickelt. Zusätzlich waren weitere

Unternehmen und Personen an der Entwicklung des RDS beteiligt. Im Januar 2014 wurde 38 The North Face bietet Daunenbekleidung und Daunenschlafsäcke an. 39 „Öffentliche oder private Organisation oder Institution, die Dienstleistungen erbringt, ohne damit Gewinn erzielen zu wollen.“ (DUDEN 2014)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

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der RDS an die TE übergeben und somit der gesamten Industrie zur Verfügung gestellt.

Weiterhin soll dadurch die Integrität und die zukünftige Erhaltung und Verbesserung des

Standards sichergestellt werden (TE 2014: 5; TE 2014a).

Der Geltungsbereich des RDS bezieht sich auf Gänse, Enten und andere Wasservögel und

deckt die gesamte Produkt- und Lieferkette vom Brutbetrieb bis zum fertigen Produkt40 ohne

geographische Begrenzungen ab. Weiterhin findet er Anwendung für zwei Produktgruppen,

100% zertifizierte Daune und Mischdaune41 (siehe Abb. 4). Zu den übergeordneten Zielen

des Standards zählen die Verbesserung der Tiergesundheit und die Erhöhung der

Rückverfolgbarkeit auf globaler Ebene, durch einen Herkunftsnachweis des verwendeten

Gefieders. Die Vorortkontrollen und Zertifizierungen der einzelnen Stufen der Lieferkette

sowie die Dokumentenprüfungen erfolgen durch unabhängige dritte Parteien, einmal jährlich,

mit Ausnahme der „Small Farmer Groups“42 (SFG).

SFG stellen eine „collector based - supply chain“43 dar und sind Zusammenschlüsse von

Dörfern mit mehreren Familienbetrieben in definierten Regionen. 50% dieser Dörfer sowie

fünf Familienunternehmen in jedem Dorf werden dabei jährlich kontrolliert.

Darüber hinaus sind unangekündigte Kontrollen möglich. Die Wirksamkeit der Zertifizierung

beträgt 14 Monate. Zu den Zertifizierungsbereichen zählen Farmen 44 (Zucht- und

Mastbetriebe), Brutbetriebe 45 , Schlachteinrichtungen 46 , Daunensammelstellen bzw. -

Kollektoren 47 , Vor- und Aufbereitungsbetriebe 48 , Lagereinrichtungen 49 , Händler 50 und

Bekleidungshersteller51. Der RDS setzt sich aus fünf verschiedenen Modulen zusammen.

Eines dieser Module basiert auf dem Content Claim Standard (CCS) von der TE. Der CCS

ist ein Produkt- und Lieferkettenstandard zur Überprüfung und Rückverfolgung von

Rohmaterialien in Endprodukten (TE 2014: 6,21).

40 „Hatchling to Jacket“ (TE 2014: 5) 41 „blended“ (TE 2014: 6) 42 „[..] the standard allows for a group of smallholder farmers located in a defined geographical region to be audited as a single unit. Each group of farms is classified as a single unit, called a Small Farmer Group (SFG). [..] The smallholder farms are typically family farms raising waterfowl for home consumption, but may have up to 100 waterfowl that are sold or traded in local markets.“ (TE 2014: 21) 43 „A type of supply chain where the down products are collected from farms by collectors who deliver to either larger collectors or directly to the down traders and/or (pre-) processors.“ (TE 2014: 3) 44 „Any sites where waterfowl are raised for the production of parent waterfowl or for food production.“ (TE 2014: 3) 45 hatcheries (TE 2014: 6) 46 slaughter facilities (TE 2014: 6) 47 „A person or company that collects down and feather from farmers and trades this to other collectors, down traders and/or (pre-) processors.“ (TE 2014: 3) 48 (pre-) processors (TE 2014: 6) 49 warehouses (TE 2014: 6) 50 traders (TE 2014: 6) 51 assemblers (TE 2014: 6)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

26

Weiterhin enthält der RDS vier verschiedene Abstufungstypen52, ob Bestimmungen in den

verschiedenen Modulen zwingend eingehalten werden müssen, oder z.B. nur Empfehlungen

sind. Zu den wichtigsten Bestimmungen (Abstufungstyp: „critical major“) die eingehalten

werden müssen, zählen z.B. das Verbot des Ein- und Verkaufs von Tieren aus der

Zwangsfütterung53 und dem Lebendrupf54 sowie die Auslagerung beider Verfahren. Weiterhin

gehört die Wareneingangskontrolle zu den Bestimmungen die zwingend sind. Weitere

Bedingungen (Abstufungstyp: „major“) sind z.B. die Einhaltung der örtlichen

Tierschutzgesetzgebungen, die Regelungen für den Zugang zu Futter und Wasser sowie das

Verbot für die parallele Haltung von zertifizierten und nicht-zertifizierten Tieren55. Darüber

hinaus gibt es u.a. Tierschutzprinzipien wie z.B. Haltungsbedingungen, Besatzdichten,

Auslauf, Gesundheit, Hygiene, Schädlings- und Raubtierkontrollen. Diese sind teilweise

unterschiedlich abgestuft, zumeist in „minor“ oder als Empfehlung angegeben. Anweisungen

zur getrennten Lagerung und Kennzeichnung von zertifizierten und nicht-zertifizierten

Daunen und Federn sind ebenfalls in dem RDS festgelegt (TE 2014: 10ff.,27).

Die ausführlichen Definitionen der einzelnen Module und die Abstufungen der jeweiligen

Anforderungen können in dem RDS nachgelesen werden (vgl. TE 2014: 10-31).

Patagonia: Traceable Down Standard

Abbildung 5 Daune mit 100% Herkunftsnachweis (PATAGONIA 2014b)

52 requirement types: critical major, major, minor and recommendation (TE 2014: 7f.) 53 „Any form of feeding that forces the waterfowl to eat more than it wants/needs. In particular, this refers to manual intervention using mechanical equipment (tubes) to increase the fat content of the liver for fois gras production.“ (TE 2014: 10) 54 „Any form of removing down and feather from living waterfowl. Forced or assisted molting is prohibited. All down shall come from waterfowl that are raised for food.“ (TE 2014: 11) 55 „Carrying certified and non-certified waterfowl at the same location. Parallel production is not allowed except [..] grey and white geese [..] geese and duck [..] that are easily visually distinguished [..].“ (TE 2014: 11)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

27

Seit 2007 arbeitet der kalifornische Hersteller Patagonia an der Entwicklung des Traceable

Down Standards (TDS) für seine komplette Daunenkollektion56. Dieser Standard wurde in

der Herbstsaison 2014 implementiert. Für die Entwicklung waren weiterhin Kooperationen

mit unabhängigen Unternehmen nötig, um u.a. die Rückverfolgbarkeit innerhalb der

Lieferkette zu gewährleisten sowie Kontrollen und Zertifizierungen durchzuführen. Dies

geschah u.a. mit dem CSR57-Beratungsunternehmen Arche Advisors für den Bereich der

Rückverfolgbarkeit. Für die Zertifizierung der Daune mit lückenlosem Herkunftsnachweis ist

bis zum Jahr 2015 die Zusammenarbeit mit der Organisation NSF International 58

vorgesehen. Weiterhin besteht eine Gemeinschaftsarbeit für die Verbesserung des

Standards mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, der EOG, dem BSI und mit dem

Lenkungsgremium der TE (PATAGONIA 2014).

Der TDS beinhaltet angekündigte und unangekündigte Vorortkontrollen sowie

Dokumentenprüfungen von unabhängigen Auditoren und interne

Rückverfolgbarkeitskontrollen. Der Geltungsbereich umfasst die Elterntierhaltung

(Eierproduktion) bis zum Bekleidungshersteller. Überprüft, analysiert und bewertet werden

u.a. Maßnahmen zum Tierschutz und zur Rückverfolgbarkeit.

Zu den Tierschutzmaßnahmen zählen u.a.:

• Ausschluss von Lebendrupf und Mauserrauf

• Ausschluss von Zwangsfütterung oder foie gras Produktion

• Einhaltung oder Übertreffen der örtlichen Tierschutzbestimmungen, falls gesetzliche

Bestimmungen nicht vorhanden sind, müssen die „Good Practice Note on Animal

Welfare in Livestock Operations“ Richtlinien der International Finance Corporation

(IFS) eingehalten werden

Zu den Rückverfolgungsmaßnahmen zählen u.a.:

• eine lückenlose Dokumentation der Lieferkette

• Kennzeichnungspflicht auf jeder Stufe der Kette

• Trennungspflicht und separate Behandlung der TDS-Daune auf jeder Stufe der Kette

Diese Tierschutz- und Rückverfolgungsmaßnahmen sowie weitere Richtlinien werden auf

allen Stufen 59 der Patagonia Lieferkette auf Einhaltung überprüft. Zusätzlich liegt ein

Verhaltenskodex für Zulieferer vor. Außerdem basiert die Überprüfung der 56 Patagonia bietet nur Daunenbekleidung an, keine Schlafsäcke. 57 Corporate Social Responsibility 58 National Sanitation Foundation (NSF): US-amerikanische, gemeinnützige Organisation für Zertifizierungen und Kontrollen 59 umfasst: Elterntierhaltung, Brutbetriebe, Aufzuchtstationen, Schlachtbetriebe, Daunenaufbereitung, Daunenhändler, Bekleidungshersteller

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

28

Rückverfolgbarkeit auf dem bereits genannten CCS. Der TDS hat weiterhin die

Besonderheit, dass keine Daunen von Sammelstellen bzw. Kollektoren60 akzeptiert werden

(PATAGONIA 2013: 1ff.).

Fjäll Räven: Daunen-Kodex

Abbildung 6 The Fjäll Räven Down Promise (FR 2014a)

Auch die schwedische Firma Fjäll Räven (FR) stellt seit über 40 Jahren Daunenprodukte61

her und garantiert, dass die Füllungen dieser Produkte von Gänsen mit bestmöglichen

Aufzuchtbedingungen stammen. Seit 2009 arbeitet das Unternehmen an der Entwicklung

des Daunen-Kodex, welcher strenge Richtlinien und Abläufe zur Produktion von Daunen

beinhaltet. Laut eigenen Aussagen auf ihrer Internetseite, gehören die Produktionsprozesse

von FR im Augenblick zu den transparentesten der gesamten Outdoor-Branche, da die

verwendeten Daunen, vom Küken bis zum Endprodukt, zu 100% rückverfolgbar sind (FR

2014).

Weiterhin verwendet FR ausschließlich Gänsedaunen, die nach dem Schlachtprozess

gewonnen wurden um sicherzustellen, dass diese weder aus dem Lebendrupf noch aus der

Stopfleberproduktion kommen. Die Zusammenarbeit erfolgt bei FR ausschließlich mit einem

einzigen Daunenlieferanten, welcher über ausgewählte Farmen und über einen einzigen

Schlachtbetrieb verfügt. Für die Sicherstellung, dass keine Mischungen mit anderen Daunen

stattfinden können, werden diese in versiegelten, markierten Säcken gelagert, transportiert

und mehrmals während des gesamten Produktionsprozesses geprüft. Angekündigte und

unangekündigte Kontrollen der Prozesse sowie Farmbesichtigungen erfolgen durch FR

eigene Kontrollteams. Weitere Prüfungen erfolgen durch unabhängige schwedische

Veterinärmediziner. Die Transportwege werden kurz gehalten, um den Stress für die Gänse

60 „Diese Quellen finden sich gewöhnlich im informellen Bereich einer Landwirtschaft und würden eine Umstellung in Kultur und Geschäftspraktiken erfordern.“ (PATAGONIA 2014: 3) 61 FR bietet Daunenschlafsäcke und –bekleidung mit Gänsedaunenfüllung an.

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

29

so minimal wie möglich zu gestalten. Der Verhaltenscodex von FR, an den sich alle

Beteiligten der Lieferkette halten müssen, verpflichtet diese zu folgenden Bestimmungen:

• einen guten Umgang mit den Gänsen auf der Farm und im Schlachthaus, sowie die

Betäubung vor der Schlachtung

• Ausschluss von Lebendrupf und Zwangsfütterung

• gute Tiertransportbedingungen sowie gute Bedingungen bei der Be- und Entladung

• Prozesskontrolle der Daunenaufbereitung

Außerdem erfolgt eine Prüfung der Daunenqualität und -reinheit von dem IDFL (WOLF und

BODE 2014: 122f.).

Mountain Equipment: Down Codex

Abbildung 7 Mountain Equipment - Down Codex (ME 2014c)

Der britische Produzent Mountain Equipment (ME) arbeitet seit 2009 intensiv an seinem

Zertifizierungssystem, dem Down Codex. An der Entwicklung war weiterhin eine britische

Tierschutzorganisation beteiligt. ME gibt auf der eigenen Internetseite an, dass seit

September 2014 alle Daunenprodukte62 Down Codex zertifiziert sind. Weiterhin garantiert die

Marke, dass alle Daunen in diesen Produkten frei von Lebendrupf und Zwangsmästung sind,

sowie nach tierfreundlichen Richtlinien gewonnen werden. Die Zertifizierung der gesamten

Daunenlieferkette erfolgt durch das unabhängige Prüflabor IDFL, welches später dargestellt

wird. Weiterhin gibt ME an, dass es das erste Unternehmen in der Outdoor-Branche weltweit

ist, welches derzeit das umfangreichste und transparenteste Kontrollsystem besitzt. Jede

Daunencharge wird dabei von der IDFL geprüft, kontrolliert und bewertet, da schriftliche

Garantieerklärungen und Selbstzertifizierungen von Zulieferern für ME nicht ausreichend

genug sind. Es finden Vorort- und Dokumentenkontrollen statt. Die IDFL-Kontrollen wurden

bis 2013 mindestens alle drei Jahre durchgeführt. Verstöße, die nicht innerhalb von sechs

Monaten behoben werden konnten, hatten eine Beendigung der Geschäftsbeziehung zur 62 ME bietet Daunenschlafsäcke und –Bekleidung an (ME 2014).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

30

Folge. Seit 2014 finden die Kontrollen mindestens einmal jährlich statt. Weiterhin wurde im

Laufe der Zeit die Anzahl der Zulieferer verringert. Ab dem Jahr 2015 soll ein verbessertes

und strikteres Überprüfungssystem eingeführt werden, an dem derzeit noch gearbeitet wird.

Darüber hinaus stellt ME seit der Sommersaison 2012 dem Endverbraucher einen 12-

stelligen Code (siehe Abb. 8) für die Nachverfolgung der Daunen zur Verfügung, welcher im

Inneren des Produktes zu finden ist. Anhand dieses Codes können über die Internetseite des

Herstellers folgende Angaben herausgefunden werden:

• technische Informationen zum Produkt

• Art und Qualität der Daune

• Herkunftsland und Region

• IDFL Audit-Bericht zum Tierschutz

• IDFL Batch-Bericht zum Qualitätstest der Daunencharge

Abbildung 8 ME Trace your Down (eigene Aufnahme)

ME benutzt je nach Anforderungen an das Produkt, Daunen von beiden Tierarten. Die

Gänsedaunen kommen aus Russland oder China. Entendaunen werden aus China oder

Taiwan bezogen. Weiterhin erfolgt der Bezug des Gefieders aus zwei unterschiedlichen

Lieferkettenarten. Aus einer „collection based63 - supply chain“ und einer „slaughterhouse

based64 - supply chain“ (ME 2014; 2014a; ME 2014b).

Yeti: Ethical Down Code

Die Firma Yeti mit Sitz in Görlitz produziert Daunenprodukte65 ausschließlich in Deutschland.

Die Daunenqualität der Crystal Down66, wird regelmäßig vor Anlieferung durch Labore

geprüft. Des Weiteren erfolgen interne Qualitätskontrollen durch langjährige Mitarbeiter, die

in der Lage sind sowohl Reife, Bauschkraft, Mischungsverhältnisse, Geschmeidigkeit als

auch Gerüche von Daunen erkennen und unterscheiden zu können (YETI 2014).

Die Deutsche Firma hat als weltweit erstes Unternehmen ein Kodierungssystem namens

Ethical Down Code entwickelt, welches eine Transparenz vom Ei über die Aufzucht der Tiere

bis hin zur Daune schaffen soll. Laut Angaben auf der eigenen Internetseite findet dieses

Kodierungssystem bereits bei ca. 80% der Produkte Anwendung. Die verwendeten Daunen

kommen von europäischen Enten und Gänsen, welche artgerecht und freilaufend gehalten

sowie nach der Schlachtung gerupft wurden. Weiterhin bestehen vertragliche

63 „Where many small farms provide down to local collectors who then sell it on.“ (ME 2014b) 64 „Where single large or defined group of farms suppy a slaughterhouse directly.“ (ME 2014b) 65 Yeti bietet u.a. Daunenschlafsäcke, - Bekleidung, - Mützen, - Kissen, - Schuhe und – Decken an. 66 Als Crystal Down werden von der Firma Yeti Gänsedaunen bezeichnet (YETI 2014a).

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

31

Vereinbarungen mit Landwirten, welche den Lebendrupf ausschließen. Der Ethical Down

Code beinhaltet Angaben zur Bauschkraft, zur Region, zum Schlachtbetrieb und zur

Geflügelrasse sowie zum Mischungsverhältnis nach DIN-EN 12934 (siehe Abschnitt:

Normen für Daunen und Federn) des Produktes. Abb. 9 veranschaulicht die Angaben an

einem Yeti-Beispielcode. Für die Aufbereitung und Veredelung der Daunen besteht eine

Zusammenarbeit mit einem deutschen Familienbetrieb. Weitere Angaben zu einem

Zertifizierungsumfang sind nicht vorhanden (YETI 2014a).

Abbildung 9 Darstellung und Erklärung Ethical Down Code angelehnt an YETI 2014

Best Practice Standard

Die internationale Tierschutzorganisation Vier Pfoten hat in Zusammenarbeit mit der weltweit

agierenden Kontroll- und Zertifizierungsstelle AgroVet GmbH, mit Sitz in Österreich, einen

Best Practice Standard für Daunen und Federn entwickelt, der bis dato noch nicht

veröffentlicht ist. Zukünftig soll dieser Standard an eine Zertifizierungsstelle übergeben und

dem Markt zur Verfügung gestellt werden. Bei diesem Standard ist die parallele Produktion67

auf sämtlichen Stufen der Lieferkette nicht zulässig. Weiterhin finden unangemeldete

Kontrollen, insbesondere bei Elternbetrieben, statt und eine Vermischung von zertifizierten

und nicht-zertifizierten Daunen ist nicht erlaubt (JAMAL 2014: 2f.).

67 Generell kann davon ausgegangen werden, dass mit Parallelproduktionen immer zertifizierte und nicht-zertifizierte Tiere, Produkte oder Prozesse gemeint sind. Der Begriff Parallelproduktion kann bspw. eine parallele landwirtschaftliche Produktion von Tieren, parallele Prozesse wie z.B. die Schlachtung von Tieren, die Aufbereitung von Daunen und Federn (Trocknen, Waschen, Sortieren, Herstellung von Mischungsverhältnissen) umfassen und die parallele Herstellung von Produkten umfassen. Eine eindeutige Definition des Begriffes liegt nicht vor.

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

32

Frau Jamal von Vier Pfoten hat sich in dem durchgeführten Interview folgendermaßen

geäußert:

„Unser Hauptziel war es zu zeigen, dass es einen sehr starken Standard geben kann. [..]

Was für uns aber viel wichtiger ist, ist das diese safeguards in diesem Best Practice

Standard auch in den anderen Standards implementiert werden.“ (JAMAL 2014: 3)

Laut den Angaben der AgroVet GmbH beinhaltet der Standard u.a. Mindestanforderungen

für Enten und Gänse, wie z.B. keine Käfighaltung, keinen Lebendrupf, keine

Zwangsfütterung sowie tiergerechte Transportbedingungen. Der Standard umfasst folgende

Zertifizierungsbereiche: Zucht- und Mastbetriebe 68 , Brutbetriebe 69 , Schlachtbetriebe 70 ,

Gewinnung und Aufbereitung von Daunen und Federn 71 und die Textilherstellung 72

(AGROVET 2014). Da dieser Standard bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht öffentlich ist

liegen keine weiteren Informationen vor.

Weitere Zertifizierungssysteme

Abbildung 10 Links: Downpass Etikett, Rechts: Traumpass Logos (DOWNPASS 2014a; DIN CERTO 2014a)

Weitere Standards und Zertifizierungssysteme, welche hier nicht ausführlicher dargestellt

werden, sind u.a., aber nicht ausschließlich, das EDFA Herkunftsdokumentationssystem mit

dem EDFA Traceability Standard, die Zertifizierungsprogramme: Traumpass Fashion und

Traumpass Outdoor sowie der Downpass (EDFA 2012; DIN CERTO 2014; DOWNPASS

2014).

68 breeding and fattening 69 hatchery 70 slaughter 71 plucking and processing 72 textile processing

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

33

International Down and Feather Testing Laboratory (IDFL)

Das bereits mehrmals erwähnte International Down and Feather Testing Laboratory (IDFL)

ist das größte internationale Prüflabor für Daunen und Federn. Dieses ist von der EDFA und

dem IDFB zertifiziert und anerkannt. Die Dienstleistungen des Labors reichen von der

Überprüfung verschiedener Materialien73 bis hin zur Durchführung von Beratungen sowie der

Schaffung von Qualitätssicherungsprogrammen für Unternehmen auf der ganzen Welt. Das

IDFL bietet weiterhin Audits zur Rückverfolgbarkeit von Lieferketten74 für Produzenten75,

Einkäufer76 sowie Händler77 an. Die Gültigkeit der Zertifizierung beträgt jeweils ein Jahr. Zu

den verschiedenen Prüfthemen gehören u.a. die Kontrollen von internen Prozessabläufen,

Risikoanalysen über den Lebendrupf, Rückverfolgbarkeitsprüfungen, Lieferantenaudits,

Kontrolle auf Einhaltung des EDFA Verhaltenskodex und des EDFA Traceability Standards

sowie die geographische Herkunftsangabe von Daunen und Federn und deren Reinheit.

Darüber hinaus werden Haltungsformen von Tieren beurteilt (IDFL 2014; IDFL 2014a; IDFL

2014b: 1f.).

2.7 Zwischenfazit

Zusammenfassend ist hier zu nennen, dass die Verwendung von Daunen und Federn die

aus dem Lebendrupf stammen, oder von Tieren kommen welche für die Stopfleberproduktion

gemästet werden, als problematisch anzusehen ist, da diese beiden Praktiken als

tierschutzwidrig eingestuft werden können. Der Lebendrupf wird meistens bei Zuchtgänsen

durchgeführt während die Stopfleberproduktion beide Tierarten betreffen kann. Leidtragende

Enten- und Gänserassen für die Produktion von Stopflebern sind u.a., aber nicht

ausschließlich, die Toulouser Gänse, Mulardenten und Moschusenten. Außerdem kann

festgehalten werden, dass die Stopfleberproduktion vermutlich eher ein europäisches

Problem darstellt, während der Lebendrupf möglicherweise häufiger in Asien auftritt.

Aufgrund der höheren Nachfrage bezüglich der Farbe, findet dieser Lebendrupf

hauptsächlich bei Gänsen mit weißem Gefieder statt. Am problematischsten ist zudem die

Gewinnung und Verwendung von Daunen anzusehen, da diese aufgrund der beschriebenen

Eigenschaften und dem Verhältnis der Mischungen, einerseits häufiger benötigt werden als

Federn und andererseits für das Tier als Isolationsschutz am wichtigsten sind. Zudem

kommen wirtschaftlich interessante Aspekte hinzu, aufgrund der höheren Preise die sich

erzielen lassen.

73 Rohmaterialien, gewaschene Materialien, fertige Produkte (IDFL 2014) 74 Supply Chain Traceability Audit (IDFL 2014b: 2). 75 producer (IDFL 2014b: 2) 76 Buyers (IDFL 2014b: 2) 77 Retailers (IDFL 2014b: 2)

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

34

Obwohl die verwendeten Daunenmengen in der Outdoor-Industrie weniger als 1%

ausmachen, wurden in den vergangen Jahren diesbezüglich in der Branche viele Versuche

unternommen, um sicherzustellen, dass Daunen und Federn aus tierschutzgerechten

Quellen bezogen werden. Hierzu zählen bspw. die durchgeführte Erhebung der EOG, die

Einberufung von runden Tischen, die Entwicklungen von Standards sowie Verträge mit

Zuliefern. Auch die anderen Branchen, welche Daunen und Federn verwenden,

unternahmen Schritte für eine Verbesserung der Bezugsquellen. Hervorzugeben ist an

dieser Stelle der Mode-, Sport- und Fashionbereich, vertreten durch die weltweit agierende

Otto Group. Im Vergleich zu diesen beiden Branchen sind die Bemühungen der Bettfedern-

Branche allerdings begrenzt und weniger transparent gestaltet, obwohl diese den größten

Anteil an Daunen und Federn verarbeitet.

Ferner ist der Beschaffungsmarkt der Füllmaterialien ein Globaler und das verwendete

Gefieder kommt hauptsächlich aus dem asiatischen Raum. Die dortigen Produkt- und

Lieferkettenarten sind oft sehr verworren und dadurch intransparent. Durch die häufig

anzutreffende Kleintierhaltung sowie die zahlreichen Kollektoren und Zwischenhändler kann

es zu erschwerten Bedingungen bei Kontrollen und Zertifizierungen als auch zu

Vermischungen der Materialien und Transparenzproblemen kommen.

Außerdem sind die gesetzlichen Regelungen zu den Tierschutzmindestbestimmungen für

das Wassergeflügel nicht ausreichend genug, um ausreichende Verbesserungen zu

ermöglichen. Insbesondere die Ausnahmeregelungen für die Länder Frankreich und Ungarn,

bezogen auf die Stopfleberproduktion, führen dazu, dass auch Daunen und Federn weiterhin

aus diesen Quellen stammen und somit ein hohes, zusätzliches Risiko der Vermischung

besteht. Weiterhin kann die durchgeführte EFSA-Studie als kontraproduktiv eingeschätzt

werden, da diese nicht unbedingt förderlich für tiergerechte Gewinnungspraktiken ist. Die

Studie stellt vor allem dar, dass eine Gewinnung während der Mauser ohne Schäden und

Schmerzen durchgeführt werden kann, zugleich werden aber Begriffe wie bspw. „gathering“

und „harvesting“ definiert, was zu Verwirrungen und erweiterten Handlungsspielräumen

führen kann. Zudem kommen fehlende gesetzliche Regelungen für die asiatischen Länder

hinzu.

Die vorgestellten Zertifizierungssysteme und Standards weisen einige Unterschiede, wie

bspw. den Zertifizierungsumfang, auf. So finden bei manchen Herstellern nur Kontrollen ab

der Brüterei statt, obwohl gerade bei den Elterntieren aufgrund besserer Daunenqualitäten

eine höhere Gefahr vom Lebendrupf besteht. Bei einigen Standards sind zudem

Parallelproduktionen in Bezug auf die Tierhaltung und die Herstellungsprozesse erlaubt und

es ist zulässig, dass Daunen und Federn von Kollektoren oder Sammelstellen verwendet

werden. Diese Punkte können durchaus als bedenklich betrachtet werden, aufgrund der

bereits erwähnten Vermischungsgefahr. Weiterhin ist z.B. der Kontrollturnus, der sog. SFG in

2 ASPEKTE ZUR HERSTELLUNG UND VERWENDUNG VON DAUNENPRODUKTEN

35

dem Standard von The North Face, als kritisch anzusehen, sowie die Doppelzertifizierungen

für 100% zertifizierte Daune und Mischdaune. Die Abstufungstypen für die Einhaltung der

Tierschutzmaßnahmen im RDS, sollten weiterhin überarbeitet werden, um eine effizientere

Verbesserung, bezüglich des Tierschutzes, zu gewährleisten. Aufgrund der unzureichenden

Informationen über das Yeti-Kodierungssystem ist nicht ganz nachvollziehbar, ob eine

externe Konformitätsprüfung erfolgt. Die Angaben auf der firmeneigenen Internetseite lassen

vermuten, dass lediglich interne Qualitätskontrollen stattfinden, sowie Verträge mit

Lieferanten gegen den Lebendrupf vorliegen. Außerdem sind keine Angaben zu einem

Ausschluss der Stopfleberproduktion vorhanden. Es werden aber Daunen und Federn von

Enten und Gänsen aus europäischen Ländern verwendet. Um falsche Rückschlüsse zu

ziehen, sollte dies transparenter gestaltet werden. Auch die Firma ME bezieht Daunen und

Federn aus Lieferketten die als kritischer bezeichnet werden können. Als Positivbeispiel ist

das FR-System zu nennen, da Daunen und Federn nur von einem Daunenlieferanten

bezogen werden. Weiterhin scheint der Best Practice Standard ein sehr strenger Standard

zu sein, da Parallelproduktionen auf allen Stufen der Kette verboten sind. Ferner sind bei

diesem System vor allem die unangekündigten Vorortkontrollen von besonderer Bedeutung.

Der TDS von Patagonia hat darüber hinaus weitere positive Besonderheiten. Zum einen

erfolgt ein expliziter Ausschluss vom Mauserrauf und zum anderen darf das Gefieder von

Sammelstellen bzw. Kollektoren nicht verwendet werden. Ein direkter Vergleich aller

erwähnten Zertifizierungssysteme und Standards kann allerdings aufgrund mangelnder

öffentlicher Informationen nicht vorgenommen werden.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten trug außerdem zu zahlreichen Aktivitäten bei. So

initiierten sie u.a. die Thematisierung der Tierschutzprobleme, beteiligten sich an der

Entwicklung und Überarbeitung von einigen erwähnten Standards und führten Gespräche mit

der Otto Group und verschiedenen Outdoor-Herstellern.

Basierend auf den dargestellten Erkenntnissen soll das folgende Kapitel in das

Forschungsdesign für die Erhebung einführen.

3 FORSCHUNGSDESIGN

36

3 Forschungsdesign

Forschungsverlauf

Zur Einarbeitung in das komplexe Themengebiet wurde anfangs eine umfangreiche Internet-

und Literaturrecherche durchgeführt, um einen Überblick über den aktuellen

Forschungsstand zu gewinnen. Diese Recherche gestaltete sich als Herausforderung

aufgrund der Komplexität des Themengebietes. Für die genaue Ermittlung des Ist-Zustandes

mussten deshalb weitere Methoden gewählt werden. Folgend wurden explorative Interviews

in Form von Skype-Gesprächen, Telefonaten, Emails sowie persönlichen Gesprächen mit

Handelsvertretern aus der Outdoor-Branche genutzt, um einen tieferen Einblick in die

Gesamtsituation zu erhalten. Darüber hinaus erfolgte die Vorortbesichtigung eines

Schlachthofes, um einen Praxisbezug zu der Gewinnung von Daunen und Federn herstellen

zu können. Die erhaltenen Informationen konnten allerdings aufgrund der fehlenden Güte

nicht verwendet werden. Sie waren aber einerseits zentral für die Einfindung in das

umfassende Themengebiet und andererseits dienten sie für erste Überlegungen zu

möglichen Leitfragen und Hypothesen (MIEG und NÄF 2005: 10,22). Aufbauend auf den

ermittelten Forschungsstand wurde die Problemstellung erarbeitet, sowie die Leitfragen für

die Arbeit abgeleitet. Aufgrund der geringen Datenlagen, sowie der bereits erwähnten

Komplexität, wurde die Befragung einzelner Experten als weitere Methode gewählt, da eine

Befragung aller Akteure in der Branche unrealistisch und nicht umsetzbar gewesen wäre. Es

erfolgte daraufhin die Ausarbeitung eines Interviewleitfadens sowie die Auswahl der

Gesprächspartner. Nach der Durchführung der Interviews, wurden die Gespräche

softwareunterstützt transkribiert. Für die Analyse der Daten wurde mit Hilfe einer weiteren

Software eine ausgewählte Methode der qualitativen Inhaltsanalyse angewandt. Folgend

werden die Arbeitsschritte, welche für die qualitative Erhebungs- und Auswertungsmethode

notwendig waren, ausführlicher dargestellt.

Qualitatives Erhebungsdesign

Aufgrund der unzureichenden, wissenschaftlichen Datenlage zu dieser Thematik wurde eine

empirische Erhebung vorgenommen, um konkrete Aussagen und spezielles Wissen von

Experten zu erfassen, die für die Beantwortung der Leitfragen dieser Abschlussarbeit

notwendig waren. Diese Methode eignete sich weiterhin aufgrund des relativ kleinen

Stichprobenumfanges für die Generierung der Daten.

Experteninterviews stellen darüber hinaus eine besondere Form von Leitfadeninterviews dar.

Die befragte Person übernimmt bei dieser Gesprächsart die Rolle des Experten und

repräsentiert zugleich eine Gesamtgruppenmeinung innerhalb des

Untersuchungsgegenstandes. Die eigene Person des Interviewten steht hierbei nicht im

3 FORSCHUNGSDESIGN

37

Vordergrund. Ziel des Interviews mit Experten ist es, weiterhin Erkenntnisse über den

Forschungsgegenstand hinaus zu gewinnen (MAYER 2013: 37ff.; MIEG und NÄF 2005: 3ff.).

Vorbereitung der Experteninterviews

Laut MIEG und NÄF wird für die Vorgehensweise bei Experteninterviews einige Zeit benötigt

und besteht aus den Arbeitsschritten:

• Einarbeitung in das Themengebiet

• Definition des Interessenfeldes und Entwerfen der Fragestellung(en)

• Entwicklung eines Interviewleitfadens

• Auswahl der Experten

• Durchführung eines Probeinterviews

• Planung und Durchführung der Experteninterviews

Die Einarbeitung in das Themengebiet wurde bereits dargestellt. In den folgenden Kapiteln

werden nun die Fragestellungen erläutert, die Entwicklung des Leitfadens dargestellt, die

Auswahl der Interviewpartner aufgezeigt, sowie die Durchführung der Experteninterviews

beschrieben (MIEG und NÄF 2005: 10f.).

Darstellung der Fragestellung

Schlussfolgernd aus dem Forschungsstand lassen sich Erkenntnislücken identifizieren,

welche in den folgenden Leitfragen dargestellt werden.

• Inwieweit können Hersteller bei der Verwendung von Daunen und Federn als Füllmaterial

in Outdoor-Produkten den Verbrauchern Tierschutzkonformität gewährleisten?

• Inwiefern ist die Rückverfolgbarkeit der Herkunft von Daunen und Federn und somit die

Herstellung der Outdoor-Produkte transparent?

Diese Leitfragen bildeten die Grundlage für die Durchführung der Experteninterviews, um die

vorhandenen Forschungslücken zu schließen. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten,

wird ein Interviewleitfaden erarbeitet.

Forschungsinstrument

Ein Interviewleitfaden stellt das inhaltliche Gerüst des Gespräches dar und ist somit wichtiger

Bestandteil für die Durchführung von Interviews. Für die Entwicklung des Leitfadens wurde

ein sensibilisierendes Konzept aus der Problemstellung der Arbeit und den daraus

abgeleiteten Leit- und Forschungsfragen entwickelt, mit dem Ziel der freien Beantwortung

durch die interviewten Personen. Dieses Konzept diente als Grundlage (MAYER 2013: 25;

DRESING und PEHL 2013: 12).

3 FORSCHUNGSDESIGN

38

Die Erarbeitung des Leitfadens half ferner zur Generierung von Fachwissen zum

Themengebiet und sollte eine thematische Vorstrukturierung des

Untersuchungsgegenstandes gewährleisten. Die Fragen des Leitfadens wurden dabei offen,

einfach und verständlich formuliert. Der Leitfaden diente weiterhin als Orientierung während

der Gespräche und sollte außerdem die thematische Kompetenz der Interviewerin

sicherstellen. Er wurde konsequent bei allen Interviews eingesetzt, um die Vergleichbarkeit

dieser zu erhöhen (MAYER 2013: 43,37f.; DRESING und PEHL 2013: 9f.).

Der Leitfaden gliedert sich in vier Themenkomplexe mit Unterthemen. Der erste

Themenkomplex beinhaltet Fragen zu den Bereichen Daunenstandards in der Outdoor-

Industrie. Der zweite Komplex beleuchtet die Themenbereiche Daunengewinnung und

Tierschutz näher und der dritte Bereich umfasst die Produkt- und Lieferkette von

Daunenprodukten. Der letzte Themenkomplex widmet sich der Rückverfolgbarkeit der

Rohstoffe Daunen und Federn. Für die Interviews wurden zwei verschiedene Leitfaden-

Varianten erstellt. Variante 1 war für die Befragten bestimmt und setzt sich aus einem

Einleitungsteil mit dem Thema der Masterarbeit und dem Ziel des Interviews, einer Erklärung

zur Durchführung des Gespräches sowie den Themenkomplexen mit geschätzten

Zeitangaben und stichpunktartiger Zusammenfassung der Nachfragethemen zusammen.

Variante 2 wurde für die Interviewerin erstellt, enthielt konkret ausformulierte Fragen und war

zudem als Unterstützung gedacht. Mögliche Hilfestellungen und Überlegungen zu

Antwortmöglichkeiten waren ebenfalls vermerkt. Im Anhang VII ist die Variante 1 dargestellt.

Der Leitfaden wurde ca. eine Woche vor Durchführung des Interviews an die

Gesprächspartner zur Vorbereitung per email verschickt.

Forschungsgegenstand

Die Bildung des Stichprobenumfanges wird bei qualitativen Erhebungen nach anderen

Schwerpunkten vorgenommen als bei quantitativen Forschungen. Das Ziel qualitativer

Erhebungen liegt hierbei auf den inhaltlichen Aussagen der Befragten. Die Auswahl der

Experten soll, wie bereits erwähnt, mit der Absicht erfolgen, dass die Ergebnisse auch auf

andere Fälle übertragen werden können (MAYER 2013: 39).

Sowohl MAYER als auch MIEG und NÄF beschreiben Experten folgendermaßen:

„Als Experte gilt jemand, der auf einem begrenzten Gebiet über ein klares und abrufbares

Wissen verfügt.“ (MAYER 2013: 41)

„Experte = jemand, der/die aufgrund langjähriger Erfahrung über bereichsspezifisches

Wissen/Können verfügt.“ (MIEG und NÄF 2005: 7)

Um eine möglichst genaue und detaillierte Analyse von möglichen Schwierigkeiten der

Produkt- und Lieferkette eines Daunenproduktes zu bekommen, wurden die Interviewpartner

3 FORSCHUNGSDESIGN

39

zum einen mit praktischem und direktem Bezug zur Produkt- und Lieferkette gewählt. Zum

anderen wurden weitere Beteiligte aus der Outdoor-Branche befragt, um mögliche

Schwierigkeiten aus unterschiedlichen Perspektiven erfassen zu können. Eine Liste mit den

demographischen Angaben zu den Personen, sowie der Beziehung zur Produkt- und

Lieferkette ist dem Anhang VI zu entnehmen.

Die Stichprobenbildung erfolgte auf der Grundlage einer Vorab-Festlegung folgender

Merkmale zur Expertenperson und ergab sich zudem aus der Fragestellung der

Untersuchung (MAYER 2013: 39).

Vorab-Festlegung zur Person:

• muss Teil der Produkt- und Lieferkette eines Daunenproduktes sein, oder in einer

Beziehung zu dieser stehen

• muss über Kenntnisse der Gewinnungspraktiken von Daunen und Federn verfügen

• muss über Wissen verfügen, das den Tierschutz im Zusammenhang mit der

Gewinnung betrifft

Durchführung der Experteninterviews

Da Interviews für den Interviewer eine hohe Sensibilität für den Ab- und Verlauf des

Gespräches fordern, werden vorherige Interviewtrainings empfohlen. Vor dem ersten

Gespräch wurde deshalb ein Probeinterview durchgeführt, um die Interviewsituation zu

simulieren. Die Testperson verfügte dabei über Kenntnisse zu der Thematik, da sie aus dem

Outdoor-Einzelhandel kommt. Bei dem Pretest wurden Ablauf, Zeiteinhaltung und

Verständlichkeit der Leitfadenfragen geprüft. Daraufhin wurde der zeitliche Rahmen der

Gespräche von max. 60 Minuten festgelegt (DRESING und PEHL 2013: 12; MAYER 2013:

37,45f.; MIEG und NÄF 2005: 18). Tabelle 1 Übersicht der Interviews

Nr. Institution Person Datum/Uhrzeit Interview-form

Dauer in min

1 Eskildsen GmbH Hr. Eskildsen 25.09.2014, 8:00 Uhr vor Ort, Neu-Seddin

Ca. 65

2 Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V.

Fr. Espey 26.09.2014, 10:00 Uhr Telefon Ca. 35

3 Vier Pfoten-Stiftung für Tierschutz Fr. Jamal 26.09.2014, 13:00 Uhr Skype Ca. 77 4 VAUDE Sport GmbH & Co.KG Fr. Patzwall 29.09.2014, 11:00 Uhr Telefon Ca. 44 5 VAUDE Sport GmbH & Co.KG Hr. Ernst 30.09.2014, 11:00 Uhr Telefon Ca. 63 6 AgroVet GmbH Hr. Ritt 02.10.2014, 13.30 Uhr Skype mit Bild Ca. 90 7 PCU Deutschland GmbH Hr. Silenkov 03.10.2014, 11:00 Uhr Skype Ca. 70 8 Deutscher Tierschutzbund e.V. (Akademie

für Tierschutz) Fr. Dr. Müller 10.10.2014, 10:00 Uhr Telefon Ca. 59

9 Globetrotter Ausrüstung GmbH & Co. KG Hr. Nendza 05.11.2014, 10:00 Uhr Telefon Ca. 42

3 FORSCHUNGSDESIGN

40

Wie in Tabelle 1 dargestellt, wurden vom 25.09.2014 bis 05.11.2014 neun

Experteninterviews mit Einzelpersonen und einer durchschnittlichen Dauer von ca. 60

Minuten durchgeführt. Zu Beginn jeden Interviews wurden den Teilnehmern nochmals

Anlass, Ablauf und Thema beschrieben. Weiterhin erfolgte eine kurze Vorstellung der

Interviewerin, falls diese nicht schon im Vorfeld durch die erste Kontaktaufnahme geschah.

Alle Interviews wurden mit der Erlaubnis der Experten aufgezeichnet. Weiterhin wurden

Notizen über Besonderheiten oder Auffälligkeiten angefertigt. Aus Gründen der

Erreichbarkeit wurden drei verschiedene Interviewsituationen gewählt. Es erfolgte ein

Vorortinterview mit einer anschließenden Besichtigung der Schlacht- und Trocknungsanlage,

sieben Interviews per Telefon bzw. via Skype. Außerdem wurde ein weiteres Skype-

Gespräch mit bildlicher Übertragung durchgeführt. Zu Beginn des Interviews wurden alle

Partner gebeten, sich selber vorzustellen. Jedes Gespräch begann mit einer gleichen

Einstiegsfrage, welche den Transkripten im Anhang IX bis XXII zu entnehmen ist. Die

folgenden Leitfadenfragen wurden nicht zwingend in chronologischer Reihenfolge

abgearbeitet, um den Gesprächsfluss dynamisch zu gestalten (DRESING und PEHL 2013:

13f.; MIEG und NÄF 2005: 15).

Methodik der Datenauswertung

Die Analyse der Daten sowie die Darstellung der Ergebnisse zählen zu weiteren

Arbeitsschritten für die Auswertung von Experteninterviews. Laut MAYER erfolgt die

Auswertung von erhobenen Daten durch interpretative Verfahren, wie bspw. durch eine

qualitative Inhaltsanalyse, welche sowohl die Decodierung des Datenmaterials als auch die

Interpretation des Gesagten beinhaltet. Das Ziel der Interviewauswertung besteht darin,

Gemeinsamkeiten durch die inhaltlichen Aussagen der Experten zu identifizieren. Deswegen

wird als Methodik für die Auswertung der Daten die strukturierende Inhaltsanalyse als eine

der drei Basismethoden qualitativer Inhaltsanalysen verwendet. Weiterhin dient diese

Analysemethode zur Theorie- und Hypothesengenerierung für komplexe Abläufe sowie

Fragestellungen, um daraus z.B. Handlungsempfehlungen ableiten zu können (DRESING

und PEHL 2013: 6; MAYER 2013: 24f.,47; MIEG und NÄF 2005: 11; KUCKARTZ 2014:

72ff.).

3 FORSCHUNGSDESIGN

41

Transkription der Interviews

Grundlage für die inhaltliche Analyse der Interviews bilden die transkribierten

Audioaufnahmen der geführten Gespräche. Die Übertragung der Tonbandaufnahme in die

schriftliche Form erfolgte mit der Transkriptionssoftware f578 von der Interviewerin selbst. Die

Transkripte sind dem Anhang IX bis XXII zu entnehmen. Die Originalaudiodateien sind der

Arbeit auf einer CD beigelegt. Die Verschriftlichungen der Aufnahmen erfolgten aus

zeitlichen Gründen sowie aufgrund der Interviewlängen in Form von Minimaltranskripten mit

einfachen Regeln, da der Fokus auf die inhaltlichen Aussagen der Gespräche gelegt wurde

und nicht auf z.B. non- und paraverbalen Besonderheiten. Die Regeln der Transkription sind

angelehnt an DRESING und PEHL und befinden sich im Anhang VIII. Die Transkripte

wurden ein zweites Mal gegengelesen und auf Rechtschreibung kontrolliert. Bei Unklarheiten

wurde dazu die Tonbandaufnahme erneut hinzugezogen. Da es von keinem

Gesprächspartner gewünscht war, wurden die Interviews nicht anonymisiert. Die Transkripte

wurden allen Interviewpartnern mit einer Bearbeitungszeit von einer Woche zur Autorisierung

vorgelegt, um ggf. vertrauliche Informationen zu korrigieren. Es fanden dabei keine

inhaltlichen Änderungen statt. Aufgrund von sprachlichen Besonderheiten wurde einer

Interviewpartnerin eine längere Zeit eingeräumt, sowie zusätzlich die Originalaufnahme zur

Verfügung gestellt. Nach der Autorisierung erfolgte die inhaltliche Auswertung der Daten

(MAYER 2013: 46f.; DRESING und PEHL 2013: 17ff.).

Allgemeiner Ablauf: Inhaltlich strukturierender Analysen

Abbildung 11 Ablaufschema einer strukturierenden Inhaltsanalyse (KUCKARZT 2014: 78)

78 https://www.audiotranskription.de/f4.htm

3 FORSCHUNGSDESIGN

42

Wie Abb. 11 zeigt, setzt sich die inhaltlich strukturierende Analyse aus sieben Stufen

zusammen und wird hier kurz zusammenfassend erläutert. Ausgehend von den

Forschungsleitfragen wird sich in einem ersten Schritt ein Gesamtverständnis für den

jeweiligen Text verschafft. Dazu gehört u.a. das gründliche Lesen der erstellten Transkripte,

das Notieren bedeutender, unverständlicher oder schwieriger Passagen. Weiterhin wird ein

Augenmerk auf den kompletten Ablauf des Gespräches gelegt. Dazu können Memos für z.B.

Vermutungen und Hypothesen erstellt werden. Hilfreich ist es zudem, eine faktenorientierte

und systematische Zusammenfassung des Gespräches unter Berücksichtigung der

Forschungsfragen zu erstellen. In der zweiten Stufe werden die Inhalte des Textes als

Auswertungskategorien benutzt. Die Hauptkategorien können z.B. deduktiv 79 aus den

Forschungsfragen oder dem Interviewleitfaden erstellt, oder induktiv 80 aus den

Interviewtexten gebildet werden. Eine deduktiv-induktive Bildung von Kategorien ist darüber

hinaus auch möglich. Die dritte Stufe umfasst den ersten Codierprozess. Hierbei erfolgt eine

Einordnung der Textpassagen in die zuvor erstellten Hauptkategorien anhand von

Codierregeln. Nicht relevante Abschnitte bleiben dabei uncodiert. Die Kategorien, die für den

Untersuchungsgegenstand von besonderer Bedeutung sind, werden während der vierten

und fünften Phase geordnet und nach einem bestimmten Schema weiter zu Subkategorien

ausdifferenziert. Der sechste Schritt wird als zweiter Codierprozess bezeichnet, da in dieser

Phase die codierten Textstellen den erstellten Subkategorien zugeordnet werden. Dieser

Schritt erfordert eine erneute Durchsicht des kompletten Materials. In der letzten Stufe erfolgt

abschließend die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse auf Basis der Haupt- und

Subkategorien. Die Präsentation kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen

(KUCKARZT 2014: 52ff.,69,79ff.,83f.,88,93,).

Spezieller Ablauf: Inhaltlich strukturierende Analyse mittels f4-Analyse Software

Die Analyse der erhobenen Daten erfolgte mit Unterstützung der Software f4-Analyse81.

Dafür wurden die zuvor erstellten Transkripte in das Programm importiert. Vor und während

der initiierenden Textarbeit erfolgte eine Vorabüberlegung zur Bildung der Hauptkategorien.

Die Grundlage für die deduktive Kategorienbildung stellten dabei die Leit- und

Forschungsfragen der Masterarbeit sowie die Fragen aus dem Interviewleitfaden dar.

Weitere Subkategorien wurden anhand des Materials induktiv gebildet. Im Hinblick auf die

Ergebnisdarstellung ergaben sich somit drei große Themenbereiche mit neun

Hauptkategorien sowie zehn Subkategorien. Der vierte Themenbereich, mit zwei weiteren

79 Kategorienbildung durch Theorien, Hypothesen oder anhand des Interviewleifadens (KUCKARZT 2014: 60,62). 80 Kategorienbildung am Material (KUCKARZT 2014: 59). 81 https://www.audiotranskription.de/f4-analyse

3 FORSCHUNGSDESIGN

43

Hauptkategorien, diente zur Überprüfung der Personenauswahl und wurde weiterhin für eine

zusammenfassende Darstellung der Interviewpartner verwendet. Tabelle 2 zeigt eine

Übersicht aller Themenbereiche mit Angaben zu den Codierregeln bzw. Definitionen oder

Beispielen für die Zuordnung zu den Haupt- und Subkategorien. Tabelle 2 Haupt- und Subkategorien der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse

Themenbereich: Allgemeine Kenntnisse zur Thematik

Hauptkategorie Codierregeln (Beispiele oder Definition)

1. Gründe für die Auseinandersetzung mit der Thematik zur Gewinnung von Daunen und Federn in der Outdoor-Branche

wie z.B. NGO Kampagne

2. Vorhandene Standards und Zertifizierungen wie z.B. RDS, TDS u.a.

3. Relevanz von Standards und Zertifizierungen

wie z.B. Notwendigkeit und Wichtigkeit sowie eventuelle Angabe von Gründen z.B. Einhaltung von Tierschutzvorgaben

4. Präferenzen und Empfehlungen für einen Standard oder eine Zertifizierung

wie z.B. RDS und eventuelle Begründung dafür

Themenbereich: Kenntnisse zur Gewinnung und dem Herstellungsprozess

Hauptkategorie und Subkategorie Codierregeln (Beispiele oder Definition)

5. Produkt- und Lieferkette eines Daunenproduktes

einzelne Elemente/Stufen der Kette z.B. Farmen, Schlachthäuser, Aufbereiter u.a.

6. Mögliche Schwierigkeiten der Lieferkette Zusammenfassung aller vorhandenen internen und externen Schwierigkeiten der Kette

6.1 Generelle Probleme generelle Aussagen zur Lieferkette, z.B. Komplexität, globaler Markt, Preisveränderungen auf dem Markt, Gesamtmenge, wirtschaftliche Interessen

6.2 Problem: Parallelproduktion & Mischung

• Parallelproduktion auf der Tierebene, Verarbeitungs- und Herstellungsebene

• Vermischung von zertifizierten und nicht-zertifizierten Daunen und Federn

6.3 Problem: Kontrolle Kontrollen/Audits von Standards z.B. fehlende Dokumentation, Mengenflusskontrolle, angekündigte und unangekündigte Kontrollen, Kontrollintervalle

6.4 Problem: Qualitätsthemen die sich aus der Thematik der Produktqualität ergeben z.B. fill power/CUIN-Wert, Herstellung von Mischverhältnissen

6.5 Problem Stufe: landwirtschaftliche Produktion

Alle Stufen von der landwirtschaftlichen Urproduktion bis zum Abtransport der Tiere zur nächsten Stufe • Landwirtschaftliche Urproduktion: umfasst z.B.

Farmen, Betriebe (Mutterfarmen, Elternfarmen, Brutbetriebe, Aufzucht- und Mastbetriebe, u.a.)

• Umfasst Gewinnung von Daunen und Federn durch Lebendrupf, „harvesting“, Raufen, Mauserrauf

• Umfasst Tierschutz z.B. Haltung, Ernährung (Stopfmast), Auslauf, Schutz u.a.

• Umfasst gesetzliche Bestimmungen z.B. Haltung, Lebendrupf, Stopfmast

3 FORSCHUNGSDESIGN

44

6.6 Problem Stufe: Schlachtung Schlachtbetrieb und eventuelle Übergänge zur vor- und nachgelagerten Stufe (n)

6.7 Problem Stufe: Verarbeitung Verarbeitung, Aufbereitung, Erst- und Zweitverarbeitung von Daunen und Federn z.B. Waschen, Sortieren, Trocknen, Reinigung

6.8 Problem Stufe: Konfektion Herstellung der Endprodukte in z.B. Fabriken, Produktionsstätten

6. 9 Problem Stufe: Transport Transport zwischen allen Stufen, Überschneidungen hier möglich, weil nicht genau abzugrenzen

6.10 Problem Stufe: weitere/sonstige Alle Stufen oder Zwischenstufen, die nicht unter 6.5 bis 6.8 fallen z.B. Lagerhallen, Kollektoren, Sammelstellen, Daunenhändler, Daunenaufkäufer

7. Verbesserungsvorschläge zur Behebung der Schwierigkeiten

Lösungsansätze für alle Problemstellungen der Kette

Themenbereich: Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn

Hauptkategorie Codierregeln (Beispiele oder Definition)

8. Gründe für die Schwierigkeiten des Herkunftsnachweises

z.B. globale Lieferkette, globaler Markt, fehlende Transparenz, am Endprodukt nicht erkennbar

9. Vorstellbare Lösungsansätze z.B. Schaffung von Transparenz, Aufbau der eigenen Lieferkette, Kenntnisse zur Lieferkette notwendige Voraussetzung

Themenbereich: allgemeine Angaben und demographische Daten zur Person

Hauptkategorie Codierregeln (Beispiele oder Definition)

10. Daten zur Person und Unternehmen Name und Stellung im Unternehmen, beschäftigt seit wann, weitere wichtige Informationen zu Person/Unternehmen z.B. Grund für eigene Auseinandersetzung mit der Thematik

11. Beziehung zur Lieferkette z.B. welche Stufe wird abgedeckt oder in welcher Beziehung zur Kette stehend

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

45

4 Forschungsergebnisse

Die Ergebnisdarstellung aus der empirischen Untersuchung erfolgt in unterschiedlichen

Varianten und ist unterteilt in die drei zuvor genannten Themenbereiche:

• Allgemeine Kenntnisse zur Thematik (4.1)

• Kenntnisse zur Gewinnung und dem Herstellungsprozess (4.2)

• Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn (4.3)

4.1 Allgemeine Kenntnisse zur Thematik

In diesem ersten Themenbereich erfolgt die Darstellung der Ergebnisse der Hauptkategorien

eins bis vier.

Hauptkategorie 1: Gründe für die Auseinandersetzung mit der Thematik zur

Gewinnung von Daunen und Federn in der Outdoor-Branche

Acht von neun Interviewpartnern konnten Gründe für die Auseinandersetzung mit der

Thematik in der Outdoor-Branche nennen. Ein Interviewpartner konnte keine Aussage dazu

machen. Als Hauptgrund wurde die Vier Pfoten Kampagne gegen The North Face und

Patagonia genannt. Weitere erwähnte Gründe waren z.B. öffentlicher Druck, welcher nicht

näher definiert wurde, sowie Herausforderungen bei der Herstellung von Daunenprodukten

wie z.B. die Thematiken Zwangsmästung und Lebendrupf. Weiterhin wurden der Wettbewerb

in der Outdoor-Branche und die Hinterfragung von Produktionsprozessen genannt (NENDZA

2014: 1; MÜLLER 2014: 1; RITT 2014: 2; ERNST 2014: 1f.; PATZWALL 2014: 1; JAMAL

2014: 1; ESPEY 2014: 1; ESKILDSEN 2014: 12).

Beispielzitat zu der Vier Pfoten Kampagne:

„Warum das jetzt akut so ein Thema ist, ist einfach, weil jeder über diese Kampagne

tatsächlich auch noch mal überlegt hat, wie. Keiner will sich angreifbar machen. Das ist ja

extrem risikoreich bei solchen Kampagnen. Das Markenimage steht da auf dem Spiel und

deshalb sind die Unternehmen alle dadurch jetzt aufgeschreckt worden und haben sich,

dann da auch jeder für sich aber auch gemeinsam, überlegt, was tuen wir denn da mal.“

(PATZWALL 2014: 1)

Hauptkategorie 2: vorhandene Standards und Zertifizierungen

Alle Interviewpartner konnten Beispiele für Daunenstandards und -zertifizierungen von

Outdoor-Produkte nennen. Aufgezählt wurden der TDS, der RDS, der Best Practice

Standard und die Traumpass Fashion Zertifizierung. Weitere hauseigene Standards von Yeti

und ME sowie das Zertifizierungssystem von FR wurden erwähnt. Darüber hinaus wurden

der VDFI, das Prüfinstitut IDFL und Rückverfolgbarkeitsmodule von der EDFA, allerdings in

erster Linie als Bsp. für die Bettwarenindustrie, benannt. Neun Gesprächspartner erwähnten

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

46

den TDS, sieben den RDS, vier den Best Practice Standard und fünf das System von ME.

Die anderen Zertifizierungssysteme wurden weniger häufig erwähnt (PATZWALL 2014: 2;

ESPEY 2014: 1f.; RITT 2014: 3; MÜLLER 2014: 2; SILENKOV 2014: 2; ERNST 2014: 2;

JAMAL 2014: 1f.; NENDZA 2014: 2; ESKILDSEN 2014: 10).

Hauptkategorie 3: Relevanz von Standards und Zertifizierungen

Alle Gesprächspartner erachten Standards und Zertifizierungen für Outdoor-Produkte im

Daunenbereich als sinnvoll, wichtig und notwendig. Die Gründe für die Notwendigkeit sind

sehr unterschiedlich und werden wie folgt beschrieben:

• Bürgeranfragen nach tierschutzkonformen Standards und nach Produktkennzeichnungen

(MÜLLER 2014: 3)

• Konsumenteninteresse zur Daunenproduktion (NENDZA 2014: 3f.)

• klare Regelungen für Prozessabläufe (NENDZA 2014: 3f.)

• Lieferketten werden dadurch transparenter, was sowohl für Hersteller als auch für den

Tierschutz sinnvoll ist (ERNST 2014: 3)

• notwendig für die hundertprozentige Sicherstellung, dass Lebendrupf und Stopfmast

nicht stattfinden (JAMAL 2014: 4)

• keine Gesetzgebung vorhanden, deswegen sind Standards notwendig (ESPEY 2014: 2)

Beispielhafte Zitate aus den Interviews:

„Ich glaube, dass die Standards die Lieferkette durchsichtig machen. Was wiederum sehr

vielen Leuten in der Branche nicht gefällt, weil gerade die Daunenindustrie sehr viel Geld

verdient.“

(ERNST 2014: 3)

„Ja unbedingt. [..] Das man sagt, wir wollen einfach einen vernünftigen Umgang mit den

Tieren. Mehr ist es ja nicht.“

(ESKILDSEN 2014: 13)

„Ich bin der Meinung, dass die Standards, die auf Nachhaltigkeit fokussiert sind, sind

sowohl für die Unternehmen als auch für die Endverbraucher sehr wichtig.“

(SILENKOV 2014: 2)

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

47

„Ich könnte provokant sogar sagen, nein, es ist nicht wichtig, einen Standard zu haben.

Wichtig ist es, Mindestvorgaben zu definieren. Es ist nämlich egal, ob man Standard dazu

sagt oder wie auch immer. Es gibt gewisse Kriterien, die nicht diskutabel sind. Und um das

jetzt natürlich zu korrigieren. Selbstverständlich ist ein Standard wichtig.“

(RITT 2014: 5f.)

„Natürlich klar, es muss Dritt-Zertifizierung geben. [..] Im Sozialbereich gibt es die ja schon

ewig. [..] Die gibt es quasi alle, weil es die entsprechende Gesetzgebung nicht gibt. Also

behilft man sich irgendwie mit Standards. [..] Fakt ist, es gibt sie und sie haben auch ihre

Berechtigung.“

(ESPEY 2014: 2)

Hauptkategorie 4: Präferenzen und Empfehlungen für einen Standard oder eine

Zertifizierung

Zu den Präferenzen für Standards oder Zertifizierungen haben sich alle neun

Gesprächspartner geäußert. Auch hier wurden sehr unterschiedliche Aussagen getätigt. Vier

der Interviewpartner gaben keine Empfehlungen ab. Die Ergebnisdarstellung erfolgt

gruppenweise.

Gruppe 1: Tierschutz

Frau MÜLLER vom Deutschen Tierschutzbund gibt folgende Empfehlungen ab:

„Als Tierschutzorganisation ist unser erster Rat immer noch weiterhin, nehmt das

Alternativprodukt. Weil der beste Tierschutz ist immer noch, weder Fleisch zu essen, noch

die tierischen Nebenprodukte dann zu verwenden oder zu kaufen.“

(MÜLLER 2014: 3)

Weiterhin äußert sie, dass alle Standards Vor- und Nachteile haben. Der Patagonia Standard

scheint ihrer Meinung nach der am weitesten durchdachte Standard zu sein, da der

Lebendrupf nicht zulässig sei und ein expliziter Ausschluss vom Raufen erfolge. Weiterhin

erfolgen die Kontrollen ab der Elterntierhaltung und es dürfen keine Daunen aus

Sammelstellen oder von Kollektoren verwendet werden, d.h. eine Parallelproduktion wird

ausgeschlossen, um eine Mischung von zertifizierter und nicht-zertifizierter Ware zu

vermeiden. Vorgaben für die Tierhaltungsbedingungen werden im Patagonia Standard

jedoch nur eingeschränkt adressiert. Dies wird als Nachteil eingestuft. Als zweite

Empfehlung wird von Frau MÜLLER der RDS genannt. Der Vorteil bei diesem Standard ist

nach ihrer Einschätzung, dass er über die Kerntierschutzprobleme Stopfmast und

Lebendrupf hinaus gehe und z.B. Haltungsanforderungen für Tiere vorgibt. Als Nachteil

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

48

werden von der Befragten die Abstufungen der Haltungsanforderungen angeführt, da

wichtige Aspekte für das Wohlbefinden der Tiere nur empfohlen und nicht vorgeschrieben

seien. Weitere Defizite seien die Lücken in Bezug auf die Parallelproduktion und die nicht

vorhandenen Kontrollen bei der Elterntierhaltung (MÜLLER 2014: 2,7f.).

Frau JAMAL von Vier Pfoten sagt grundsätzlich:

„[..] von der Tierschutzebene her, gibt es viele gute Sachen bei den verschiedenen

Standards.“

(JAMAL 2014: 2)

Der Best Practice Standard hat laut ihrer Aussage die stärksten

Tierschutzsicherheitsmaßnahmen, wie z.B. die Kontrollen der Elterntierbetriebe, das Verbot

der Parallelproduktion und die Vermischung der Daunen sowie die Durchführung von

unangemeldeten Kontrollen. Bei dem TDS seien mehrere dieser

Tierschutzsicherheitsmaßnahmen vorhanden. Die Stärke des RDS liegt ihrer Meinung nach

in den detaillierteren Tierschutzanforderungen für die Lebensbedingungen der Tiere, welche

dort höher als in den Gesetzgebungen sind (JAMAL 2014: 2).

Gruppe 2: Kontrollstellen und Auditoren

Herr RITT von der Zertifizierungsstelle AgroVet merkt an:

„Ich denke, jede Aussage, welcher Standard gut oder schlecht ist, sollte nie von einer

Kontrollstelle beurteilt werden.“

(RITT 2014: 12)

Er hätte Kritikpunkte bei allen Standards, es wäre aber nicht seriös auf diese Frage zu

antworten (RITT 2014: 12).

Der RDS-Auditor Herr SILENKOV kennt den Patagonia Standard nicht im Detail und möchte

deswegen keine Wertung abgeben (SILENKOV 2014: 2).

Gruppe 3: Marke und Handel

Herr NENDZA von Globetrotter findet es positiv, dass Marken aktiv sind und verschiedene

Standards entwickelt haben, die ähnliche Aspekte beinhalten. Er möchte keine Empfehlung

zu den Standards abgeben und ist der Meinung, dass es die Praxis entscheiden würde

(NENDZA 2014: 3,5).

Der Produktmanager für Schlafsysteme von der Firma Vaude hält es für schwierig, eine

generelle Aussage zu machen, da es aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

49

könne. Aus Herstellersicht wäre es am Besten ein wasserdichtes System zu haben, welches

die Produktion abdeckt. Er führt FRs eigene, sichere und zertifizierte Lieferkette als positives

Bsp. dafür an (ERNST 2014: 2).

Frau PATZWALL sagt:

„Ja, [..] es gibt viele tolle, glaubwürdige Vorgehensweisen in der Branche.“

(PATZWALL 2014: 2)

Von der Marke Vaude wird der Patagonia Standard präferiert, weil er inhaltlich perfekt, recht

vollständig an Tierschutzaspekten und viel stärker als der RDS sei. Die begrenzte

Anwendbarkeit für die Branche wird als nachteilig angesehen, weil der Aufbau der eigenen

Lieferkette schwer realisierbar sei. Bei der Marke wird momentan geprüft, ob der TDS auf die

Vaude-Lieferkette übertragbar ist (PATZWALL 2014: 2f.).

Gruppe 4: BSI und Geflügelbetrieb

Der Geschäftsführer der Firma Eskildsen GmbH gibt keine Empfehlung ab. Er merkt an,

dass der Ausschluss von der Parallelproduktion bei den Standards unterschiedlich

gehandhabt werden würde und dass es außerdem Standards gäbe, die das „harvesting“

erlauben würden (ESKILDSEN 2014: 13).

Frau ESPEY präferiert den Best Practice Standard oder den Patagonia Standard, wenn sie

funktionieren. Nachteilig am RDS ist ihrer Meinung nach die Doppelzertifizierung (100%

zertifizierte Daune und Mischdaune). Weiterhin befände sich dieser TNF-Standard noch in

der Entwicklung. Sie merkt an, dass alle Standards vor der Problematik der Umsetzbarkeit

stehen (ESPEY 2014: 2,4).

4.2 Kenntnisse zur Gewinnung und dem Herstellungsprozess

Folgend werden die Ergebnisse der Hauptkategorien fünf bis sieben, sowie der

Subkategorien 6.1 bis 6.10 dargestellt.

Hauptkategorie 5: Produkt- und Lieferkette eines Daunenproduktes

Acht von neun Interviewpartnern konnten einzelne Stufen der Produkt- und Lieferkette eines

Daunenproduktes benennen. Eine Befragte konnte keine konkreten Aussagen dazu treffen.

Im Folgenden werden pro Interviewpartner die Stufen der Produkt- und Lieferkette vom

Ursprung bis zum Endprodukt graphisch dargestellt.

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

50

Abbildung 12 Produkt- und Lieferkette angelehnt an JAMAL 2014: 4

Abbildung 13 Produkt- und Lieferkette angelehnt an MÜLLER 2014: 8

Abbildung 14 Produkt- und Lieferkette für die Ukraine angelehnt an SILENKOV 2014: 4

Abbildung 15 Produkt- und Lieferkette für Frankreich, Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und China

angelehnt an RITT 2014: 12f.

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

51

Abbildung 16 Produkt- und Lieferkette angelehnt an NENDZA 2014: 5f.

Abbildung 17 Produkt- und Lieferkette angelehnt an ERNST 2014: 5ff.

Abbildung 18 Produkt- und Lieferkette angelehnt an PATZWALL 2014: 6

Abbildung 19 Produkt- und Lieferkette angelehnt an ESKILDSEN 2014: 5ff.

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

52

Hauptkategorie 6: Mögliche Schwierigkeiten der Lieferkette und Subkategorien 6.1 bis 6.10

Alle Interviewpartner konnten zahlreiche externe und interne Schwierigkeiten der Produkt- und Lieferkette benennen. In der Hauptkategorie 6

wurden alle möglichen Schwierigkeiten der Produkt- und Lieferkette eines Daunenproduktes zusammengefasst. In den folgenden

Subkategorien 6.1 bis 6.10 wurden diese aufgeschlüsselt. Die Darstellung erfolgt in Form von einer tabellarischen Übersicht zu den einzelnen

Subkategorien sowie als stichpunktartige Zusammenfassung aller Gesprächspartner.

Subkategorie 6.1 generelle Probleme • verflochtene Vielfalt der Daunenlieferkette • Transparenzprobleme an allen Stellen der Kette • Motivationsprobleme für die Umsetzung der Standards bei Tierärzten und allen Beteiligten der ersten Stufe der Lieferkette • Definitionen von Mindeststandards unterschiedlich oder nicht vorhanden • Ideen, die hinter nachhaltigen und ressourcenschonenden Standards stehen, von Unternehmen falsch interpretiert • finanzielle Unterstützung von Standardbetreibern, die Tierschutzmindestkriterien nicht weit genug berücksichtigen • eine Frage des Einflussbereiches von Großabnehmern, wenn Daunenabnahmemenge für die Outdoor-Branche nur 1% • Knackpunkt ist die Umsetzbarkeit der Standards • fehlende Gesamtmenge an zertifizierter Daune • fehlende Qualitätssicherungssysteme bei Kleinstbeständen in Asien • Lücken bei Produktionsprozessen, die in verschiedenen Händen liegen • wirtschaftliches Interesse für Lebendrupf, da höhere Erlöse • gesetzliche Regelungen in der Industrie unerwünscht oder unsinnig; Bsp. EU: Rechtsstand nicht angreifbar, da geographische Einteilung und

europäischer Rechtsraum unterschiedlich • bei internationalen Projekten spielen Gesetze keine Rolle, da Produktionen in China durch europäische Institutionen nicht prüfbar • keine Deklarationsvorschriften für Produkte aus der Stopflebermast; für Lebensmittel und Daunenprodukte • Ausnutzung der EN-Norm für die Daunenkennzeichnung, d.h. gesetzliche Kennzeichnungspflicht besteht nur für Angaben zum Mischungsverhältnis Quellen: PATZWALL 2014: 5,7; ESKILDSEN 2014: 2,4f.,7,9; ESPEY 2014: 3,5; NENDZA 2014: 6; ERNST 2014: 3,9f.; SILENKOV 2014: 7; RITT 2014: 3,7ff.

Subkategorie 6.2 Problem: Parallelproduktion & Vermischung • große Probleme überall wo Parallelproduktion stattfindet; auch Vermischung von Tieren möglich • im Endprodukt: verschiedene Daunengrößen; verschiedene Daunenqualitäten; Daunen aus verschiedenen Ländern; Mischung von zertifizierten und

nicht-zertifizierten Daunen • Risiko bei der Trennung von zertifizierter und nicht-zertifizierter Ware • Vermischung möglich, wenn keine hundertprozentige Trennungsgewähr geschaffen wird, bei zwei Produkten auf dem gleichen Standard

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

53

• Vermischbarkeit sehr hoch, wenn Daunen und Federn von unterschiedlichen Farmen zusammenkommen • Daunen aus Tot- und Lebendrupf aus China und anderen Ländern werden gemischt • überall wo gemischt wird, sind Schwachstellen; Mischvorgänge sind anfällig, das Daune aus der Stopfleberproduktion dazwischen kommt Quellen: ESPEY 2014: 5; ESKILDSEN 2014: 5; ERNST 2014: 8; RITT 2014: 7; SILENKOV 2014: 5; JAMAL 2014: 9f.; MÜLLER 2014: 9

Subkategorie 6.3 Problem Kontrolle

• fehlende Dokumente; Ansprechpartner nicht vor Ort; wichtige Daten unbekannt • Manipulation des Mengenflusses; Manipulation der Dokumente durch Tierärzte • nur Stichproben- oder Risikoprüfung des Auditors • keine Nachweismethode für den Lebendrupf • zeitliche Abstände von Kontrollen; angekündigte und unangekündigte Kontrollen • Konsequenz bei Feststellung von Abweichungen • Stärke der Kontrollinstanzen bei Überprüfung; Kontrollinstanzen nie so kleinräumig, dass alle kleinen Farmen kontrolliert werden • Doppelzertifizierungen problematisch z.B. blended im RDS Quellen: PATZWALL 2014: 4; ERNST 2014: 3f.; NENDZA 2014: 6f.; SILENKOV 2014: 4f.,7; JAMAL 2014: 5ff.

Subkategorie 6.4 Problem Qualitätsthemen • Qualitätsunterschiede bei Tierarten, d.h. Gänsedaune angeblich besser • Füllpower/fill power/Bauschkraft • Daunen von Zuchtgänsen haben höhere CUIN-Werte, weil größer und Isolierwert höher • Daunenqualität besser durch Lebendrupf und von alten Tieren • Daunenverschnitt, d.h. Mischung von unterschiedlichen Daunenqualitäten, um bessere CUIN-Werte zu erhalten • Qualitätsproblem von der Textilindustrie hergestellt durch Treiberei zu immer größeren CUIN-Werten • deutsche Gänse können keine Daunen mit ausreichenden CUIN-Werten produzieren • Verklumpung durch Feuchtigkeit • Mischungsverhältnisse von Federn zu Daunen • starke Preisvariabilität; Naturprodukt von schwankender Qualität • Verkauf der Daunen nicht nach Herkunft, sondern nach Qualität Quellen: ESPEY 2014: 3,26; ESKILDSEN 2014: 4f.,9; PATZWALL 2014: 5,7; NENDZA 2014: 4; JAMAL 2014: 9, ERNST 2014: 7; MÜLLER 2014: 7

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

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Subkategorie 6.5 Problem Stufe: landwirtschaftliche Produktion Generelle Tierschutzprobleme: Haltung und Lebensstandard für Tiere • dt. Tierschutznutztierhaltungsverordnung: kein Abschnitt für Enten und Gänse vorhanden; keine Definitionen von Mindestanforderungen für die Haltung

von Enten und Gänsen; EU-Empfehlungen zur Haltung von Enten und Gänsen sind nur Empfehlungen ohne strikte Vorgaben • Regelungen für Arten- und Tierschutzbelange nehmen in Osteuropa und Asien ab • Lebensstandards der Tiere variieren von Land zu Land • bei Enten und Gänsen große Haltungsprobleme • Dunkelhaltung; Käfighaltung; Gitterbodenhaltung; reine Stallhaltung; zu wenig Auslauf; hohe Besatzdichten; keine Bewegung; keine Schlafplätze; keine

Bademöglichkeiten; keine Hygienevorgaben; kein Schutz vor Raubtieren; Fangmethoden; Transportmethoden; Zugang zu Wasser und Nahrung problematisch

• Einsatz von gentechnisch verändertem Soja für die Fütterung; Einsatz von Antibiotika und Hormonen • Schnabel- und Krallenamputationen • Verhaltensstörungen durch Nichtausübung des arteigenen Verhaltens Quellen: MÜLLER 2014: 4ff.,9; JAMAL 2014: 13ff.; RITT 2014: 6,8; NENDZA 2014: 4, ESPEY 2014: 2; PATZWALL 2014: 5; ERNST 2014: 3f.; SILENKOV 2014: 2f. Tierschutzproblem: Stopflebermast/Stopfmast/Zwangsmast/Zwangsfütterung/foie gras/force-feeding Generelles: • verfettete Leber; Tiere würden an Multiorganversagen sterben • Mästung in den letzten drei Lebenswochen; drei bis vier mal täglich; Zwangsfütterung mit ca. 1,8 bis 2,5 kg/Tag Maisbrei oder Polenta mit Fett;

Verfahren mit Metallrohr und Luftdruck; Leberendgewichte zwischen 700 bis 900 g Tierarten: • bei Enten und Gänsen möglich verursacht: • Stress (durch Fixierung); Wirbel- und Flügelbruch; Verletzungen der Speiseröhre durch Schlauch oder Rohr; 4% bis 10% Sterberate; Atemprobleme Gesetzgebung: • EU Verbot: in vielen Ländern z.B. Deutschland und Polen • EU Ausnahmen für: Belgien, Bulgarien, Spanien, Ungarn (Kulturgut), Frankreich (Kulturgut) • Kulturgüter höhere Bedeutung als Tierschutz; national geschützt; aus Tradition und teilweise subventioniert • Asien: keine Gesetzgebung • Indien/Kalifornien: Verbot von Produktion und Import • Ukraine: im Tierschutzgesetz nicht explizit genannt, aber theoretische Abdeckung durch Vermeidung von Schmerzen bei Tieren weiteres: • nicht nur Daunen- und Federverkauf sondern auch Fleischverkauf aus Stopfleberproduktion • manchmal Stopfmast und Lebendrupf bei einem Tier Quellen: MÜLLER 2014: 4ff.; JAMAL 2014: 13ff.; SILENKOV 2014: 2f.; RITT 2014: 6,9; NENDZA 2014: 1,4; ERNST 2014: 3f.,7; ESPEY 2014: 2f.; PATZWALL 2014: 5; ESKILDSEN 2014: 3

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

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Tierschutzproblem: Lebendrupf/Mauserrauf/Raufe/Zupfen/Pflücke/“harvesting“/live-plucking Generelles: • der Rauf/das Raufen mit eingeschlossen • Def. Rauf: auskämmen der losen Federn während der Mauser • Federgewinnung während der Mauser: selten homogene Herden vorhanden; gleichzeitiger Rauf ganzer Herden; Rauf an allen Körperstellen • Mauserrauf in der industriellen Produktion ein getarnter Lebendrupf • wirtschaftliches Interesse für Lebendrupf, da Daunen hochwertiger Tierarten: • meist nur bei Zuchtgänsen; bei Enten kein Bedarf, da Lebensdauer kürzer Verursacht: • Stress (durch Fixierung); Panik; Angst; gegenseitiges Verletzten; Flügelbruch; Wunden; Schmerzen und Infektionen durch Ausreißen der festsitzenden

Federn; Nacktheit Gesetzgebung: • EU: Verbot, aber Grenze zwischen „harvesting“ und Lebendrupf schwimmend • EFSA hat Lebendrupf als „harvesting“ definiert, d.h. Entnahme während der Mauser kann durchgeführt werden • Deutschland und Ukraine: in den Tierschutzgesetzen nicht explizit genannt aber theoretische Abdeckung durch Vermeidung von Schmerzen bei Tieren • Ungarn: eigenes Lebendrupfgesetz, d.h. Tiere dürfen nicht am Rücken gerupft werden, nur an der Brust und 2/3 am Hals • Asien: keine Gesetzgebung z.B. China Weiteres: • 90% der Weltgänseproduktion aus China: größter Teil Lebendrupf; kleine Strukturen; Rupfen unproblematisch, da fehlende Qualitätssicherungssysteme • manchmal Stopfmast und Lebendrupf bei einem Tier Quellen: MÜLLER 2014: 4f.,7; JAMAL 2014: 13ff.; SILENKOV 2014: 2f.; RITT 2014: 6; NENDZA 2014: 1,4; ERNST 2014:3f.,7; ESPEY 2014: 2f.; PATZWALL 2014: 5; ESKILDSEN 2014: 2,5,9

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

56

Problem Stufen: Farmen/Elterntierbetriebe/Mutterfarmen/Mastbetriebe/Aufzuchtfarmen/Brütereien Elternbetriebe/Mutterfarm/Mastbetriebe: • sämtliche Tierschutzaspekte • hohe Gefahr von mehrmaligem Lebendrupf, da alte Tiere • Gefahr von Stopfleberfütterung • keine Sicherstellung der kompletten Rückverfolgbarkeit • verkaufen Daunen aus Lebendrupf nicht an Schlachterei sondern z.B. direkt an Wäscherei Brütereien/Aufzucht: • Rückverfolgbarkeitsschwierigkeiten, weil Brütereien Eier von verschiedenen Elternbetrieben kaufen • Gefahr Lebendrupf abhängig vom Tieralter, Rupf ab 8. Woche möglich Generelles: • Asien kleinräumiges Konstrukt mit unterschiedlichen kleinen Farmen • Aufwuchs, Rupfung, Schlachtung, Stopfleberproduktion unklar und schwer nachvollziehbar Quellen: PATZWALL 2014: 5ff.; ERNST 2014: 4,6f.; JAMAL 2014: 5,7

Subkategorie 6.6 Problem Stufe: Schlachtung • Vermischungsgefahr bei gleichzeitiger Schlachtung von zertifizierten und nicht-zertifizierten Tieren (Parallelproduktion) • Hohes Risiko der Vermischung von Daunen und Federn, da Ware von unterschiedlichen Farmen (Parallelproduktion) • willkürlicher Zukauf von anderen Landwirten aus unterschiedlichen Haltungsbedingungen (Parallelproduktion) • Verkauf von gerupften Daunen und Federn an den nächsten Händler • keine Einhaltung von Tierschutzmindestvorgaben z.B. bei Betäubung vor Schlachtung • bei Totrupf kein Ausschluss möglich, das Tiere bereits lebend gerupft wurden Quellen: MÜLLER 2014: 9; JAMAL 2014: 14; RITT 2014: 6; NENDZA 2014: 6; ERNST 2014: 4,7; ESKILDSEN 2014: 5,7; ESPEY 2014: 5

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Subkategorie 6.7 Problem Stufe: Verarbeitung Problem Stufen: Reinigung/Aufbereitung/Waschanlagen/Verarbeitung

Reinigung:

• Vermischungsgefahr sehr groß

Aufbereitung und Waschanlagen:

• Vermischungsgefahr bei zertifizierter und nicht-zertifizierter Ware; Vermischung von Daunen und Federn aus Lebendrupf und Stopfmast

• Wäscherei kann Daunen aus Lebendrupf woanders her beziehen als vom Schlachtbetrieb

Großverarbeitung:

• einzelne Prozesse beim Waschen, Trocknen, Sortieren unklar

Quellen: MÜLLER 2014: 9; JAMAL 2014: 8f.; ERNST 2014: 8; ESKILDSEN 2014: 7

Subkategorie 6.8 Problem Stufe: Konfektion

• Vermischungsgefahr, wenn Fabriken für verschiedene Hersteller Produkte herstellen; oft bei kleinen Herstellern möglich die sich Produktionsprozesse mit anderen Herstellern teilen

• Spielraum wäre gegeben, aber eher unabsichtlich durch z.B. falsche Instruktionen der Mitarbeiter • Füllung der falschen Daune in das falsche Produkt möglich Quellen: JAMAL 2014: 10; ERNST 2014: 10

Subkategorie 6.9 Problem Stufe: Transport • Transport kann oft nicht belegt werden • Tierschutzprobleme: lange Wege und zu kleine Boxen Quellen: MÜLLER 2014: 9; JAMAL 2014: 9,14; RITT 2014: 6

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

58

Subkategorie 6.10 Problem Stufe: weitere/sonstige Problem Zusammenfassung Stufen: Sammelstellen/Lagerhallen/Kollektoren/Aufkäufer Sammelstellen: • Vermischungsgefahr sehr groß Lagerhallen Daunen: • irrtümliche Vermischung möglich Lagerhalle des Produktes: • falsche Kennzeichnung bei Lagerung von zertifizierten und nicht-zertifizierten Endprodukten Kollektoren: • bei Aufkauf der Daunen schwer nachvollziehbar, ob aus Lebendrupf; mehrere Kollektoren möglich die Daunen aus Lebendrupf sammeln und an den

nächsten Kollektor weiterverkaufen Daunenaufkäufer: • keine genaue Definition der Warenherkunft möglich Quellen: MÜLLER 2014: 9; JAMAL 2014: 9f.; ERNST 2014: 4; ESKILDSEN 2014: 5

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

59

Hauptkategorie 7: Verbesserungsvorschläge zur Behebung der Schwierigkeiten

Alle Interviewpartner konnten Verbesserungsvorschläge und Lösungsansätze zu den

Schwierigkeiten der Produkt- und Lieferkette benennen. Im Folgenden werden diese wieder

in vier Gruppen dargestellt.

Gruppe 1: Tierschutz

Frau MÜLLER nennt als Lösungsansatz den Ausschluss der Parallelproduktion möglichst auf

allen Stufen der Kette, da z.B. auch Tiere vermischt werden können. Im Falle einer parallelen

Produktion auf Schlachthöfen könnte aber je nach Auslastung der Betriebe, z.B. eine

tageweise getrennte Schlachtung erfolgen. Sie äußert weiterhin, dass eine Kennzeichnung

der Ware in der kompletten Kette notwendig sei durch z.B. Versiegelung der Säcke.

Außerdem führt sie an, dass z.B. die Tierschutznutztierhaltungsverordnung ergänzt werden

müsste, da es keine Mindestanforderungen für die Haltung von Enten und Gänsen gäbe. Sie

meint darüber hinaus, dass ein EU-weites ausdrückliches Produktions-, Import- und

Handelsverbot von Stopfleber nötig wäre, wie es bspw. im amerikanischen Bundesstaat

Kalifornien der Fall ist. Dies hält sie aber für unrealistisch (MÜLLER 2014: 5f.,9).

Frau JAMAL gibt folgende Verbesserungsvorschläge: Wichtig sei es, dass unangekündigte

Vorortkontrollen zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt würden, um einen Lebendrupf

ausschließen zu können. Dafür wären Vorabinformationen für den Auditor z.B. über das

Tieralter notwendig. Weiterhin seien das Vorhandensein von Verträgen zwischen z.B.

Farmen und Schlachtbetrieben ratsam, damit Auditoren uneingeschränkten Zugang zum

Gelände hätten. Generell appelliert sie an ein besseres Betriebsmanagement, damit

Dokumente mit Informationen über z.B. Krankheits- und Sterberaten, Medikamenteneinsatz

und Impfungen sowie Futtermengen bei der Kontrolle einsehbar seien. Die Kontrollen dieser

Unterlagen und die der Warenflussdokumente können dann bei angekündigten Audits

erfolgen. Auf den Schlachthöfen kann eine Kontrolle über Stopfleberproduktionsmaschinen

erfolgen, sowie eine Überprüfung der Tiere anhand der Daunengröße am Körper geschehen.

Weiterhin kann nach der Tötung eine Entnahme der Daunen per Hand erfolgen, um bessere

Qualitäten zu erhalten. Um eine Vermischung zu vermeiden sei eine Verpackung in

verschlossenen Säcken oder eine Kennzeichnung der Ware mit z.B. Los- oder

Chargennummern, Codes oder Plomben ab dieser Stufe möglich, da die Tiere i.d.R. vorher

keine Kennzeichnungen besäßen. Eine Vergabe der nicht fälschbaren Plomben sollte durch

den Auditor erfolgen. Darüber hinaus sollte in der Wäscherei keine Parallelproduktion

stattfinden, damit eine Mischung von zertifizierten und nicht-zertifizierten Waren

ausgeschlossen werden könne. Im Falle einer parallelen Produktion erfordere es besondere

Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. Leerwaschgänge der Maschinen, Protokolle über

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

60

Waschgänge oder das Waschen nach Produktionslinien. Ferner sei es notwendig

Transporter zu kontrollieren, um sicherzustellen, das Daunen und Federn direkt vom

Schlachtbetrieb zur Waschanlage kommen. Nur so könne ein Ausschluss von nicht-

zertifizierten Waren erfolgen. Als weitere sinnvolle Maßnahmen werden von ihr z.B. einzelne

Lagerhallen für zertifizierte Waren genannt, um eine irrtümliche Vermischung zu vermeiden.

Darüber hinaus sei es wichtig, dass eine richtige Kennzeichnung am Endprodukt erfolge. Als

letzter Punkt wird von ihr ein mögliches Importverbot von Daunen und Federn aus der

Stopfleberproduktion genannt. Allerdings wird die Umsetzung innerhalb der EU von ihr

angezweifelt (JAMAL 2014: 5,7ff.,15).

Gruppe 2: Kontrollstellen und Auditoren

Herr RITT ist der Meinung das Konsequenz notwendig sei, um die Schwachstellen zu

beseitigen, durch z.B. das Verbot der parallelen Produktion. Weiterhin sei es nötig

sicherzustellen, dass keine Fremdware eingemischt werden kann, z.B. durch die Schaffung

von isolierten Einheiten und der Platzierung von Sicherheitsmerkmalen. Zudem merkt er an,

dass eine kritische Hinterfragung von Produkten den besten Bereinigungsprozess brächte.

Er äußert weiterhin, dass Aktivitäten von z.B. Tierschutzorganisationen große Wirkung habe.

Mit der Folge, dass Konsumenten sensibilisiert würden, Kaufentscheidungen nicht mehr

spontan getroffen würden und somit ein Produktwechsel im Handel möglich wäre (RITT

2014: 6,14f.).

Herr SILENKOV hält den Aufbau eines Dokumentationssystems für wichtig, um eine

Rückverfolgbarkeit zu ermöglichen. Weiterhin seien die Motivation aller Mitglieder der ersten

Stufe der Kette für die Standardumsetzung notwendig sowie die ausreichende Bereitstellung

von Informationen über den Standard. Als weiteren Vorschlag nennt er die Erhöhung der

Kontrollhäufigkeit von internen Audits, da eine Erhöhung der externen Kontrollen zu

kostenintensiv für Landwirte sei (SILENKOV 2014: 5,7).

Gruppe 3: Marke und Handel

Herr ERNST nennt als Verbesserungsvorschlag, den Aufbau einer eigenen Lieferkette und

deren Zertifizierung. Weiterhin sei es aus Herstellersicht wichtig mit Produzenten und allen

Beteiligten zu kommunizieren, um eine Kontrolle über den In- und Output von z.B.

Füllmaterialen zu haben. Eine weitere Variante sei die Entwicklung eigener

Qualitätssicherungssysteme, dass z.B. Vorortkontrollen bei der Öffnung von Daunenchargen

stattfinden können (ERNST 2014: 2,11).

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

61

Frau PATZWALL rät generell dazu keinen Lebendrupf zu praktizieren. Sie nennt ebenfalls

den Aufbau von eigenen Lieferketten. Weiterhin sei bei Herstellern eine Nominierung, sprich

Auswahl, von verschiedenen Materialien möglich. Das träfe im Normalfall auch für Daunen

und Federn zu und sollte genutzt werden. Ein möglicher Ausstieg aus dem Daunengeschäft

wäre weiterhin ein konsequenter Schritt und Verbesserungsvorschlag (PATZWALL 2014:

2f.,6f.).

Herr NENDZA meint, es ist nur möglich die Schwierigkeiten zu beheben, wenn alle Partner in

der Kette für das Thema sensibilisiert würden. Er erwähnt weiterhin die Wichtigkeit der

Dokumentation auf allen Prozessstufen, um eine Vermischung zu vermeiden. Außerdem sei

es notwendig, eine Zuordnung bzw. ein Mapping zu machen, um Kenntnisse über die

Herkunft der verwendeten Materialien erhalten zu können. Bei den Kontrollen sei es

notwendig, dass Maßnahmenpläne bei Verstößen vorlägen. Weiterhin sei eine klare

Positionierung der Hersteller wichtig, dass im Falle von Zuwiderhandlungen die Auflösung

von Geschäftsverhältnissen mit z.B. Lieferanten erfolge. Er erwähnt zudem, dass Standards

durchgesetzt werden müssen, da sie sonst unbrauchbar seien (NENDZA 2014: 6f.).

Gruppe 4: BSI und Geflügelbetrieb

Herr ESKILDSEN macht den Vorschlag, dass die Reduzierung des CUIN-Wertes im

Interesse aller wäre. Dadurch würde zumindest ein Teil der Zuchtgänse nicht mehr lebend

gerupft werden. Weiterhin meint er, dass bessere Kontrollen und Plausibilitätsprüfungen bei

Betrieben mit vertikalen Produktionsprozessen möglich seien. Außerdem können Betriebe

besser überprüft werden, wenn z.B. eine Selbstverpflichtungserklärung gegen den

Lebendrupf vorläge. In seinem Unternehmen wird z.B. daran gearbeitet, über die DNA von

Gänsefedern Verwandtschaftsbeziehungen abzuleiten. Damit kann im Endprodukt

nachgewiesen werden, von welchem Tier diese stammen. Er hält es zudem für sinnvoll wenn

landwirtschaftliche Unternehmen gemeinsam mit Outdoor-Herstellern an

Nachhaltigkeitskonzepten arbeiten (ESKILDSEN 2014: 4f.,7f.).

Frau ESPEY nennt Beispielfirmen, welche auf alternative Füllmaterialien setzen. Weiterhin

wäre die Aufhebung der Ausnahmeregelungen für die Stopfleberproduktion in Frankreich

und Ungarn ein notwendiger Schritt, um Fortschritte realisieren zu können. Als weiteren

Verbesserungsansatz nennt sie die transparentere Gestaltung der Rückverfolgbarkeit, um

die Daunenherkunft definieren zu können. Außerdem sei es notwendig, die Beteiligten der

Lieferkette davon zu überzeugen, an der Transparenzschaffung mitzuwirken (ESPEY 2014:

3,5).

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

62

4.3 Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn

In den letzten Themenbereich fallen die Ergebnisdarstellungen der Hauptkategorien acht und neun.

Hauptkategorie 8: Gründe für die Schwierigkeiten des Herkunftsnachweises und

Hauptkategorie 9: Vorstellbare Lösungsansätze

Alle Interviewpartner konnten Gründe für die Schwierigkeiten des Herkunftsnachweises aufzählen, sowie Lösungsansätze nennen. Folgend

werden Kategorie 8 und 9 tabellarisch und in vier Gruppen dargestellt, wobei die dargestellten Gründe und Lösungsansätze nicht zwingend

miteinander verknüpft sind. Weiterhin sind Überschneidungen der Antworten aus dem vorherigen Themenbereich möglich, da eine definitive

Abgrenzung zwischen den Schwierigkeiten der Lieferkette und dem Problembereich der Rückverfolgbarkeit schwer möglich ist. Beide

Problematiken sind miteinander verknüpft.

Gruppe 1: Tierschutz

Gründe: Lösungsansätze:

Der Nachweis über die Herkunft sei schwierig, da es zu viele

Herstellungs- und Produktionsschritte gäbe. Besonders schwierig sei

die Rückverfolgbarkeit in Ländern wie China oder Rumänien.

Weiterhin sei die fehlende Dokumentation ein Problem für den

Nachweis. Die schnelle Preisänderung von Daunen und Federn

werden ebenfalls als Grund angeführt, da z.B. bei niedrigen Preisen

Tiere eher gerupft würden als bei höheren Preisen (JAMAL 2014:

5,12).

Die Erhöhung der Transparenz, sowie die Genauigkeit des Audits

könne verbessert werden, indem man die notwendigen Informationen

von der Produktionskette fordere. Weiterhin werden der Aufbau einer

Datenbank sowie das Einführen von Chargennummern für Waren als

Vorschläge für einen sicheren Herkunftsnachweis genannt. Damit

können Informationen an Konsumenten weiter gegeben werden

(JAMAL 2014: 12f.).

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

63

Gründe: Lösungsansätze:

Der Herkunftsnachweis sei erschwert, weil die Daunen und Federn

durch viele Hände gehen. Weiterhin wird die erschwerte

Kontrollierbarkeit angemerkt durch das weltweite Vorgehen z.B. in

China. Gerade unangekündigte Kontrollen seien schwer realisierbar.

Der unkoordinierte Zusammenkauf der Daunen, da Mengen benötigt

werden, wäre außerdem ein Grund (MÜLLER 2014: 10).

Unangekündigte Audits würden die höchste Wirksamkeit haben. Diese

müssten jedoch auch angekündigt werden, um verantwortliche

Personen anzutreffen. Die Vorlaufzeit der Ankündigung müsse dabei

bedacht werden, um das Risiko von Manipulationen zu minimieren. Als

Vorschläge dazu werden z.B. eine langfristige Ankündigung innerhalb

der nächsten drei Monate oder eine kurzfristige Ankündigung für den

Folgetag genannt. Als Positivbeispiel wird der Hersteller Patagonia

genannt, welcher die komplette Lieferkette mit festen Lieferanten und

Produzenten zertifizieren lässt. Durch diese Art von

Geschäftsbeziehungen entstünde ein Vertrauensverhältnis und die

Sicherheit der Nachverfolgbarkeit würde damit erhöht werden

(MÜLLER 2014: 10f.).

Gruppe 2: Kontrollstellen und Auditoren

Gründe: Lösungsansätze:

Der Herkunftsnachweis gestalte sich nur bei nicht-zertifizierten

Produkten als schwierig, da am Endprodukt nicht erkennbar sei, ob

die Füllung aus der Stopfleberproduktion oder dem Lebendrupf

komme. Es gäbe weiterhin keine Nachweismethoden, welche dieses

ausreichend sicherstellen könnten. Asien zähle dabei zu den

schwierigen Bereichen (RITT 2014: 16ff.).

Die Rückverfolgbarkeit und der Herkunftsnachweis im Daunenbereich

sei im Vergleich zur Lebensmittelindustrie sehr viel einfacher, da die

Stufen der Kette nicht komplex sind. Wichtig dabei sei es, dass eine

Systematik berücksichtigt werden müsse, welche einen konsequenten

Ausschluss der Parallelproduktion, sowie Sicherstellungsmaßnahmen

mit Plausibilitätsprüfungen fordere. Die einzige Herausforderung sei

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

64

dabei die Konsequenz, nicht die Umsetzbarkeit. Weiterhin können

gesetzte Marker in Endprodukten einen Herkunftsnachweis sichern.

Ein Plomben-System für Waren und ein gutes Datenbanksystem in

dem Prozessketten bis zum finalem Produkt abgebildet werden

würden, verhindere weiterhin eine Mengenmanipulation. Ein besseres

Betriebsmanagement in Bezug auf die Warenwirtschaft sowie ein

eventueller Umsatzverzicht, weil weniger Ware zur Auswahl stünde,

seien Grundvoraussetzungen für eine hohe

Rückverfolgbarkeitssicherheit. Das Produkthandling könne einfacher

sein, wenn ausreichende Mengen vorhanden wären, wie bspw. bei

einer Produktion in Asien. Dadurch sei es einfacher, isolierte Einheiten

ohne Parallelproduktion zu schaffen (RITT 2014: 16f.).

Gründe: Lösungsansätze:

Der Herkunftsnachweis in der Ukraine sei aus folgenden Gründen

schwierig. Die Federsammlung erfolge aus vielen Dörfern. Weiterhin

wird der freie Markt genannt, d.h. Meistbietende erhalten die Ware.

Die Anzahl der Entstehungsbetriebe ändere sich zudem jährlich,

deswegen wäre ein Nachweis über die Herkunft bis zu jedem

einzelnen Kleinbauern sehr schwierig. Weiterhin sei nur eine

stichpunktartige Jahresprüfung der Landwirte in bestimmten

Regionen möglich. Der Turnus wechsle dabei von Jahr zu Jahr.

Außerdem wird die fehlende Motivation der Kleinbauern für die

Die Entwicklung eines Systems für die Rückverfolgbarkeit z.B. in Form

einer Datenbank sei eine Möglichkeit, um die Rückverfolgbarkeit zu

gewährleisten. Somit wäre für Erstverarbeiter erkennbar aus welchen

Regionen und von welchen Kollektoren die Federn stammen würden

(SILENKOV 2014: 8).

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

65

Auditdurchführung genannt. Die Dokumentation würde sowohl für

Kleinlandwirte als auch für Daunen- und Federhändler als

Extraaufwand gesehen werden, da diese bisher von staatlichen

Inspektionen nicht gefordert wurde. Das führe dazu, dass die Waren

an andere Händler verkauft würden, für die eine Rückverfolgbarkeit

nicht zwingend notwendig sei (SILENKOV 2014: 7f.).

Gruppe 3: Marke und Handel

Gründe: Lösungsansätze:

Das Hauptproblem sei die verflochtene Vielfalt der Daunenkette,

welche die Herkunft schwer nachvollziehbar mache. Das Geflecht aus

unterschiedlichen Stationen in der Kette, z.B. die vielen kleinen

Farmen, die hohe Anzahl der Kollektoren und die unterschiedlichen

Aufbereiter, mache eine Rückverfolgbarkeit sowie die Zertifizierung

unrealistisch (ERNST 2014: 3f.,13).

Über das Herkunftsland der Daunen könne viel in den Bezug auf den

Tierschutz vermieden oder gewonnen werden, da große gesetzliche

Unterschiede innerhalb von Europa und Asien bestünden. Weiterhin

würde die Ausübung von Druck auf die Outdoor-Branche durch z.B.

Tierschutzorganisationen zur Beeinflussung der dahinter stehenden

Lieferkette beitragen, um z.B. nur noch zertifizierte Produkte

herzustellen. Da die Outdoor-Branche relativ unwirtschaftlich sei durch

den geringen Daunenanteil, sei ein Zusammenschluss weiterer

Stakeholder z.B. aus der Fashion- und Bettenbranche mit höheren

Umsatzzahlen im Daunenbereich nötig, um Veränderungen

diesbezüglich bewirken zu können. Eine weitere Möglichkeit die

allerdings nicht direkt als Lösungsansatz gesehen wird, sei die alleinige

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

66

Verwendung von Waren aus Großbetrieben und mit vollstufigen

Prozessen. Dies wäre eine Variante, welche die Rückverfolgbarkeit

erhöhen würde. Allerdings sei es realitäts- und praxisfern (ERNST

2014: 3f.,11ff.).

Gründe: Lösungsansätze:

Nach der Sortierung und Verpackung könne man an der Daune nicht

mehr feststellen, wo der Ursprung dieser war und aus welcher

Tierhaltung diese stamme. Weiterhin werden die vielen kleinen

Betriebe genannt sowie die Vielfalt der Aufkäufer, welche die Waren

in großen Säcken mischen. Die Aufbereitungs- und Waschanlagen

werden ebenfalls als schwierig angesehen, da dort eine hohe

Vermischungsgefahr bestehe. Die Herstellung von gezielten Daunen-

und Federmischungsverhältnissen für bestimmte Produktqualitäten

sei ebenfalls ein Grund. Fehlende Transparenz auf Grund der

deutschen DIN-Vorschriften sowie die Ausschöpfung dieser Normen

werden zudem angemerkt (PATZWALL 2014: 7f.).

Als Lösung wird die Schaffung von Transparenz innerhalb des eigenen

Unternehmens gesehen. Nur so könne eine Gewissheit über die

Herkunft der Waren entstehen. Anschließend könnten Gefahrenstellen

wie z.B. Tierschutzverstöße erkannt und behoben werden. Die Auswahl

von Materialien sei eine weitere Möglichkeit für die Schaffung von

Transparenz, welche z.B. auch auf tierschutzkonforme Daune

übertragbar wäre. Außerdem wird der Aufbau einer flächendeckenden,

industrieinternen Rückverfolgbarkeit und Transparenz ähnlich wie im

Lebensmittelbereich genannt. So dass z.B. eine chargenweise

Rückverfolgung erfolgen könnte. Der Zusammenschluss mit anderen

Branchen wie z.B. der Fashion- , Sport-, Textil- und Bettenindustrie sei

weiterhin notwendig, um Veränderungen bewirken zu können

(PATZWALL 2014: 2,6,8ff.).

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

67

Gründe: Lösungsansätze:

Die Komplexität der verschiedenen Bezugsquellen sei schwierig für

einen Herkunftsnachweis. Ebenfalls angemerkt wird die fehlende

Transparenz bei der Reinigung, der Sortierung, der Schlachtung

sowie der verschiedenen Farmen (NENDZA 2014: 7f.).

Die Entwicklung von eigenen Standards der Marken wird als guter

Ansatz gesehen, da dies zur Transparenz innerhalb der Lieferketten

führe. Ein weiterer und wichtiger Schritt seien Stakeholder-Dialoge und

die Einbeziehung von Marken, da große Gruppen mehr bewirken

könnten. Gute Lösungsansätze bieten z.B. die Firmen Icebreaker im

Merinowolle-Bereich und Patagonia im Bereich CO2 durch ihre

Internetauftritte. Dort könne der Endverbraucher einen Überblick über

die Wertschöpfungsketten von Produkten erhalten (NENDZA 2014: 8).

Gruppe 4: BSI und Geflügelbetrieb

Gründe: Lösungsansätze:

Das Problem beginne in Asien, da 90% des Weltaufkommens von

diesem Kontinent kommen. Weiterhin stammen die Daunen und

Federn aus verschiedensten Quellen, größtenteils aus

Kleinstbetrieben. Die Prozesskontrolle gestalte sich bei diesen

Betrieben sehr schwierig. Außerdem würde von vielen

Zertifizierungsunternehmen die Kontrolle dieser Art von

Haltungssystemen abgelehnt werden. Wenn einzelne Prozesse in

verschiedenen Händen liegen, sei die Kontrolle des Warenflusses

sehr schwierig und nicht hundertprozentig zu garantieren. Dadurch

Als Lösungsansatz für Outdoor-Firmen wird die Zusammenarbeit mit

vertikal produzierenden Betrieben genannt, welche über ein

hundertprozentig geschlossenes System verfügen. Die Kontrolle des

Mengenflusses stelle sich bei dieser Art von Betrieben als einfacher

und sicherer dar. Auch die DNA-Analyse der Federn könne Aussagen

über Verwandtschaftsbeziehungen geben und somit einen

Herkunftsnachweis sicherstellen (ESKILDSEN 2014: 7f.,10).

4 FORSCHUNGSERGEBNISSE

68

könne nicht sichergestellt werden, welche Daunen in einem Textil

sind. In der Praxis wären kaum Systeme vorhanden, die das

gewährleisten könnten (ESKILDSEN 2014: 7,10).

Gründe: Lösungsansätze:

Als Rückverfolgbarkeitsproblematik wird gesehen, dass an der Daune

selber der Ursprung nicht erkennbar sei. Somit könne auch die

Stopfleberproduktion oder der Lebendrupf nicht nachgewiesen

werden. Weiterhin wird das weltweite Geschäft angemerkt, dass z.B.

auch ungarische Daunen nach Asien verschickt werden würden. Die

verzweigte Lieferkette und das Mischen der Daunen und Federn

durch Zwischenhändler seien zudem problematisch für die

Rückverfolgung und Transparenz. Das verführe überdies zu

Kriminalität, weil es nicht nachweisbar wäre (ESPEY 2014: 4,6).

Die Herkunft von Daunen und Federn könne nachgewiesen werden, in

dem die Firmen eine hundertprozentige Rückverfolgbarkeit schaffen.

Weiterhin müssten diese dafür sorgen, dass alle Beteiligten innerhalb

der Lieferkette dazu bereit wären, Veränderungen zu akzeptieren. Als

gutes Beispiel wird die Firma FR genannt, welche eine eigene

Lieferkette besitzt. Außerdem wäre eine kritische Masse von weiteren

Industrien nötig, welche ebenfalls die Notwendigkeit an

tierschutzgerechter Daune sehen, um diese in die Lieferkette

weiterzureichen zu können (ESPEY 2014: 6).

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

69

5 Diskussion der Ergebnisse

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung diskutiert. Die

Argumentation orientiert sich dabei an dem erläuterten Forschungsstand, an den

Ergebnissen der Erhebung und an den Leitfragen der Masterarbeit.

• Inwieweit können Hersteller bei der Verwendung von Daunen und Federn als Füllmaterial

in Outdoor-Produkten den Verbrauchern Tierschutzkonformität gewährleisten?

Wie aus der Ergebnisdarstellung der Erhebung, aus dem Forschungsstand und dem

Zwischenfazit dieser Arbeit hervorgeht, stellt die Gewährleistung über eine

Tierschutzkonformität für Hersteller gegenüber Endverbrauchern eine schwierige Aufgabe

dar. Die drei großen Problemfelder bezüglich des Tierschutzes während der

landwirtschaftlichen Produktion sind diverse Haltungs- und Lebensbedingungen für das

Geflügel, die Zwangsfütterung von Enten und Gänsen für die Stopfleberherstellung und die

Gewinnung von Daunen und Federn durch den Lebendrupf bei Gänsen.

Als Hauptgrund für die Auseinandersetzung in der Outdoor-Branche mit den genannten

Tierschutzproblematiken wird die Kampagne der Tierschutzorganisation Vier Pfoten gegen

die Hersteller The North Face und Patagonia in den Interviews genannt. Des Weiteren wurde

„öffentlicher Druck“ als Motiv erwähnt. Diese beiden Aussagen können als gleichbedeutend

angesehen werden, obwohl letzteres nicht genauer definiert wurde. Als

Gesamtgruppenmeinung kann festgehalten werden, dass diese Kampagne

ausschlaggebend dafür war, dass sich einzelne Outdoor-Hersteller aktiv darum bemüht

haben, Verbesserungen bezüglich des Tierschutzes anzustreben. Die Motivationen der

Hersteller sind dabei vermutlich unterschiedlicher Art. Durch die Kampagne wurde

Öffentlichkeitsarbeit betrieben, was zur Aufklärung und zur Sensibilisierung von

Endverbrauchern beitrug. Dadurch lag einerseits ein Handeln der Hersteller aufgrund des

naturverbundenen Images der Outdoor-Branche nahe. Anderseits mögen zudem

ökonomische Aspekte der jeweiligen Hersteller Beweggründe dafür gewesen sein. Denkbar

wäre z.B. die Erfüllung gestiegener Kundenerwartungen um künftig marktfähig zu bleiben.

Die Aussage von Frau PATZWALL, dass das Image der Marke auf dem Spiel stehe (vgl.

Kap. 4: Ergebnisdarstellung), verdeutlicht die Sichtweisen von Herstellern ebenfalls.

Die Relevanz von Standards und Zertifizierungen wird aus den unterschiedlichen

Perspektiven der Befragten eindeutig ersichtlich. Diese Kontrollsysteme sind sowohl für den

Tierschutz, als auch für Endverbraucher und Hersteller von großer Bedeutung. Die

Standards und Zertifizierungssysteme sind u.a. notwendig, da ausreichende gesetzliche

Regelungen zum Tierschutz nicht vorhanden sind. Es ist ebenfalls, wie aus den Ergebnissen

der Interviews und dem Forschungsstand weiterhin hervorgeht, dringend erforderlich die

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

70

bereits erwähnten Mindesthaltungsvorgaben für Wasservögel zu definieren, um einheitliche

Grundlagen für Standards und Zertifizierungssysteme schaffen zu können. Diese fehlenden

Mindestkriterien können somit ein Grund dafür sein, dass es nach wie vor zu

Haltungsproblemen, Zwangsfütterungen und tierschädlichen Daunengewinnungspraktiken

kommen kann. Das stellt wiederum eine Gewährleistung von Tierschutzkonformität in Frage.

Wie aus den Ergebnissen der Kategorie: „Vorhandene Standards und Zertifizierungen“

hervorgeht, sind den meisten Befragten die momentan gängigsten Daunenstandards und

Zertifizierungssysteme für Produkte im Outdoor-Bereich bekannt. Am häufigsten wurden der

Responsible Down Standard (RDS) und der Traceable Down Standard (TDS) erwähnt. Die

Kenntnisse über die Zertifizierungssysteme sind bei den Interviewpartnern zum einen

berufsbedingt begründet und zum anderen stehen über diese beiden Standards die meisten

Informationen öffentlich zur Verfügung. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass der

Bekanntheitsgrad von solchen Systemen, z.B. für Endverbraucher, durch eine

Internetpräsenz erhöht werden kann. Von zentraler Bedeutung sollte hierbei jedoch sein,

dass die Einhaltung von versprochenen Tierschutzmindestvorgaben gesichert ist, da es

sonst zur Täuschung der Verbraucher führt. Der Best Practice Standard wurde im Vergleich

zu den anderen weniger häufig genannt, was wahrscheinlich auf die Vorsicht der involvierten

Unternehmen und die noch nicht erfolgte Veröffentlichung zurückzuführen ist. Die

Zurückhaltung der Informationen über diesen Standard kann ungeachtet dessen als

nachteilig angesehen werden. Vorteilhaft, besonders für Verbraucher, wäre es, eine bessere

Informationsübermittlung, nach der Veröffentlichung, anzustreben.

Die Aussagen zu den Empfehlungen für einen Standard oder ein Zertifizierungssystem fallen

sehr unterschiedlich aus. Somit kann keine klare Gruppenpositionierung abgeleitet werden.

Der Sinn der Nachfrage lag jedoch auch nicht darin eine eindeutige Zuordnung zu machen,

da die Gruppe der Befragten unterschiedliche Beziehungen zu der Lieferkette aufweist. Es

war vielmehr Ziel herauszufinden, wie die Auffassungen der Interviewpartner zu den

unterschiedlichen Systemen sind. Als positiv wird in den Gesprächen häufiger erwähnt, dass

viele gute Bemühungen seitens der Hersteller vorhanden sind. Dennoch werden von den

meisten Befragten vor- und nachteilige Aspekte der unterschiedlichen Standards aufgezählt.

Beanstandet werden hierbei u.a. die Parallelproduktion, die Verwendung von Daunen und

Federn aus Sammelstellen und die Doppelzertifizierungen innerhalb eines Standards. Auf

diese Kritikpunkte wird im späteren Verlauf der Diskussion eingegangen. Als zweifelhaft

werden weiterhin die Vorgaben für die Tierhaltungsbedingungen und der unterschiedliche

Zertifizierungsumfang der Standards genannt. Die Enthaltungen zu den Präferenzen liegen

vermutlich daran, dass eine objektive Beurteilung seitens einiger Interviewpartner teilweise

nicht möglich ist. So sind bspw. manche Gesprächspartner in Kontrolltätigkeiten

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

71

eingebunden, sowie an der Entwicklung und Überarbeitung der vorgestellten Standards

beteiligt gewesen. Die beiden Vertreter der Firma Vaude sind zudem zurückhaltend mit ihren

Aussagen. Das kann u.a. daran liegen, dass der Firma bewusst ist, dass die aktuellen

Standards zum Teil noch keine ausreichenden Sicherheiten bezüglich des Tierschutzes

bieten können. Dieses Bewusstsein kann als positiv beurteilt werden.

Weiterhin können z.B. fehlende Nachweismethoden über einen erfolgten Lebendrupf oder

die angewandte Zwangsmästung bei den Tieren weitere Gründe sein, warum eine

Gewährleistung über eine Tierschutzkonformität schwer realisierbar ist, da folglich größere

Handlungsspielräume für alle Beteiligte entstehen. Beide Verfahren können, wie aus den

Interviews und dem Forschungsstand hervorgeht, nicht eindeutig nachgewiesen werden.

Experten können zwar, laut der EFSA-Studie, den Unterschied zwischen reifem und

unreifem Gefieder erkennen, allerdings ist der Nachweis nach der Verarbeitung schwer

möglich. Weiterhin stellt sich die Frage, in welchem Verhältnis diese Nachweismethoden

stehen. Eine Stichprobenprüfung zur Reife des Gefieders wäre zwar denkbar,

gegenübergestellt sei jedoch das Kosten-Nutzen-Verhältnis solcher Kontrollen für die

jeweiligen Unternehmen, Hersteller und Konsumenten. Weitere Methoden über den

Nachweis einer erfolgten Zwangsmästung am Gefieder sind derzeit nicht bekannt.

Dementsprechend soll an dieser Stelle auf die Notwendigkeit weiterführender

Untersuchungen verwiesen werden. Bspw. könnten durch die Inhaltsstoffe des Gefieders

u.U. Rückschlüsse auf eine fettreiche Ernährung des Geflügels gezogen werden. Da die

Zwangsmast allerdings über einen relativ kurzen Zeitraum erfolgt, ist es jedoch fraglich, ob

über eine Inhaltsstoffanalyse Schlussfolgerungen möglich sind. Auch hier ist wiederum das

Verhältnis von Kosten und Nutzen abzuwägen.

Die Aufhebung der Ausnahmeregelungen für die stopfleberproduzierenden Länder

Frankreich und Ungarn wird von den Gesprächspartnern ebenfalls thematisiert. Die

Umsetzung dieser Aufhebung wäre durchaus wünschenswert, um das Risiko einer

Vermischung mit dem Gefieder aus diesem Produktionsverfahren zu minimieren. Aufgrund

von politischen und wirtschaftlichen Interessen innerhalb der EU ist eine Annullierung jedoch

zu bezweifeln. Naheliegend ist folglich auch, dass die fleischlichen Abfallprodukte aus

diesem Herstellungsverfahren, wie bspw. Gänsekeulen oder Entenbrüste, ebenso in den

Handel geraten, was gleichermaßen als kritisch betrachtet werden muss. Eine

Deklarationsvorschrift für sämtliche Waren aus diesem problematischen

Produktionsverfahren liegt bis dato nicht vor. Es könnten jedoch anhand des

Ursprungslandes Rückschlüsse gezogen werden.

Weiterhin wird die Verwendung von alternativen Füllmaterialien, wie bspw. synthetische

Füllungen, angesprochen. Aus der Tierschutzperspektive, wie sie Frau MÜLLER

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

72

veranschaulichte, ist es die beste Möglichkeit, um die drei genannten Hauptprobleme nicht

überdies zu fördern. Aufgrund der dargestellten Eigenschaften von natürlichen

Füllmaterialien für bestimmte Einsatzzwecke im Outdoor-Bereich kann jedoch darauf

teilweise nicht verzichtet werden.

Anhand der Ableitungen aus dem aktuellen Forschungsstand und den Interviewergebnissen

kann somit eine hundertprozentige Tierschutzkonformität gegenüber Verbrauchern nicht

ohne weiteres gewährleistet werden.

• Inwiefern ist die Rückverfolgbarkeit der Herkunft von Daunen und Federn und somit die

Herstellung der Outdoor-Produkte transparent?

Die Schwierigkeiten über einen Herkunftsnachweis von Daunen und Federn sowie der

Problembereich der Rückverfolgbarkeit dieser Materialien und der Herstellungsprozesse von

entsprechenden Produkten, werden in der Outdoor-Branche und in den Interviews mehrfach

diskutiert und als bedenklich eingestuft. Die komplexe Lieferkette wird dabei häufig als

Hauptgrund für die fehlende Transparenz angesehen.

Herr RITT, als Vertreter der Gruppe Kontrollstellen und Auditoren, merkt in dem Interview als

einziger ausdrücklich an, dass eine Herkunft des Gefieders grundsätzlich nicht schwer

nachweisbar sei, wenn es sich um zertifizierte Ware handele (Vgl. Ergebnisdarstellung Kat.

8). Im Folgenden werden deshalb ausgewählte Beispiele zu den Problematiken des

Herkunftsnachweises von nicht-zertifizierten Produkten, sowie die Kontroversen die sich trotz

vorhandener Standards ergeben, diskutiert.

Wie bereits erwähnt, werden als Gründe für den schwierigen Herkunftsnachweis, die

verzweigten Lieferketten und ebenso die weltweiten Bezugsquellen von Daunen und Federn

von fast allen Interviewpartnern genannt. Diese Problematiken stellen scheinbar die größten

Herausforderungen in Bezug auf die Schaffung von Transparenz dar. Generell ist

anzumerken, dass eine Beschreibung der Produkt- und Lieferkette von Daunenprodukten

aufgrund der unterschiedlichen Varianten nicht einfach ist, und diese gerade im asiatischen

Raum nicht immer gleich abgebildet werden können. Aus den Ergebnissen der Interviews

geht hervor, dass nahezu alle Befragten Vorstellungen davon haben, aus welchen

verschiedenen Stufen sich diese Ketten zusammensetzen können (vgl. Ergebnisdarstellung

Kat. 5). Detaillierte Darstellungen wie sie in dem Kap. 2.6 aufgezeigt wurden, erfolgen durch

die Vertreterinnen der Gruppe „Tierschutz“ und durch die Personen der Gruppe

„Kontrollstellen und Auditoren“. Dies ist auf die Berufserfahrungen in diesem Bereich

zurückzuführen. Auch die beiden Vertreter der Firma Vaude können, berufsbedingt, gute

Beschreibungen abgeben. Die unterschiedlichen Darstellungen machen erneut deutlich, wie

verzweigt diese Lieferketten aufgebaut sein können. Die geäußerten Bedenken, ob die

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

73

Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn und die Herstellung der Outdoor-

Daunenprodukte unter diesen Bedingungen transparent genug ist, sind somit berechtigt.

Weiterhin kann festgehalten werden, dass es bei den Lieferketten zu zahlreichen externen

und internen Schwierigkeiten kommen kann. Übereinstimmende Meinungen der

Interviewpartner zu diesen Schwierigkeiten sind bspw. in den Subkategorien 6.2 und 6.5.

dargelegt. In der Subkategorie 6.2: „Problem: Parallelproduktion & Vermischung“, wurden

von allen Interviewteilnehmern Schwachstellen aufgeführt, die sich aus der parallelen

Produktion ergeben können. Wie bereits dargestellt, können unter Parallelproduktion

verschiedene Problemfelder zusammengefasst werden. Eine eindeutige Definition für das

Wort und dessen Umfang liegt jedoch nicht vor. Aus den Antworten der Interviewpartner wird

allerdings ersichtlich, dass eine parallele Produktion u.a., aber nicht ausschließlich, die

landwirtschaftliche Produktion von Tieren und nachgelagerte Prozesse wie bspw. die

Schlachtung, der Transport, die Daunenaufbereitung und Weiteres umfassen kann. Genauer

gesagt, können sich diese parallelen Produktionsverfahren z.B. auf zertifizierte und nicht-

zertifizierte Tiere und/oder Waren beziehen. Unter der Parallelproduktion bei Tieren wird

bspw. die parallele Haltung von zwei Gänseherden verstanden. Eine davon wird unter

ordnungsgemäßen Bedingungen gehalten, während in der anderen Herde z.B. ein

Lebendrupf praktiziert wird. Diese Art der parallelen Produktion ist vermutlich praxisfern und

nicht im Interesse der Tierhalter. Jedoch nicht auszuschließen, aufgrund hoher Gewinne aus

dem Lebendrupf. Unter der Parallelproduktion von Waren wird z.B. verstanden, dass ein

Aufbereitungsbetrieb zertifiziertes und nicht-zertifiziertes Gefieder wäscht, trocknet, sortiert

und verschiedene Mischungsverhältnisse herstellt. Diese Art von parallelen Verfahren kann

weitere Probleme mit sich ziehen, da die Betriebe in erster Linie versuchen, den Hersteller-

und Konsumentenansprüchen gerecht zu werden. Unter diesen beispielhaft beschriebenen

Umständen ist die hohe Risikoeinschätzung der Interviewteilnehmer berechtigt. Denn

solange die Möglichkeit der parallelen Produktion bei z.B. Aufbereitungsunternehmen

besteht, kann dies zu Vermischungen von Materialien und zu Intransparenz führen. Aufgrund

der dargestellten Problematiken ist es naheliegend, dass die Mehrzahl der Gesprächspartner

das Verbot der Parallelproduktion für einen möglichen Lösungsansatz hält, um die

Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn und die Herstellung der Produkte transparenter

zu gestalten. Die Realisierung des Verbotes, bezogen auf z.B. Aufbereitungsunternehmen,

ist allerdings zu bezweifeln, da die Umsetzung vermutlich eine Schaffung von separaten

Produktionsanlagen für die Outdoor-Branche voraussetzen würde und zudem einen

erheblichen finanziellen Mehraufwand, vor allem für die Hersteller, aber auch für

Endverbraucher bedeuten würde.

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

74

Weitere Probleme, welche eine Rückverfolgbarkeit der Gefiederherkunft und die

Transparenz bei den Herstellungsprozessen schwer möglich machen, sind z.B. die

Verwendung von Daunen und Federn aus Sammelstellen, oder von Kollektoren und die

Möglichkeit einer Doppelzertifizierung, wie es z.B. bei dem RDS der Fall ist. Zur

Verdeutlichung der Problematik wird hier kurz wiederholend auf diese beiden

Schwierigkeiten eingegangen. Bei der Verwendung des Gefieders von Kollektoren oder

Sammelstellen können ähnliche Probleme, die sich bspw. aus einer Parallelproduktion

ergeben, auftreten. Auch hier kann es zu Vermischungen von zertifizierten und nicht-

zertifizierten Waren kommen, da das Gefieder aufgrund der landwirtschaftlich bedingten

Strukturen, wie es z.B. in Asien der Fall ist, aus einer großen Anzahl von kleineren Farmen

stammt. Da der Kontrollaufwand zu groß ist, um jede einzelne Farm zu überprüfen, besteht

z.B. in dem RDS die Möglichkeit, dass sich diese Betriebe zu sog. „Small Farmer Groups“

(SFG) zusammenschließen können. Die Farmen, die jeweils zu einer SFG gehören, werden

dabei in unterschiedlichen Zeitabständen kontrolliert. Das bedeutet, dass die Kontrollen der

Betriebe nicht jährlich stattfinden. Es ist zwar nachvollziehbar, dass aufgrund der erwähnten

Strukturen der Überprüfungsintervall nicht erhöht werden kann, allerdings kann die

Zertifizierung von SFG als kritisch betrachtet werden, da es leicht zu den beschriebenen

Vermischungsschwierigkeiten kommen kann und zudem ein größerer Handlungsspielraum

für Tierhalter entsteht. Ferner müssen die höheren Daunenqualitäten aus dem Lebendrupf

bedacht werden, welche für bestimmte Produkteigenschaften im Outdoor-Bereich gefordert

werden und die dadurch bedingten, nicht unerheblichen Einnahmequellen aus dieser

Gewinnungspraktik für z.B. Tierhalter. Herr ESKILDSEN merkte zu diesem Punkt an, dass

eine Reduzierung des CUIN-Wertes zum Vorteil aller wäre. Dieser Lösungsansatz ist

durchaus nachvollziehbar. Fraglich ist allerdings, ob ein Herabsetzen des Wertes den

Lebendrupf dauerhaft unterbinden kann und ob die Bereitschaft in der Outdoor-Branche,

vorhanden ist, diesen Wert zugunsten des Tierschutzes zu reduzieren, da die hohen CUIN-

Werte besonders häufig in Outdoor-Produkten vorhanden sind.

Außerdem sollte die Sinnhaftigkeit, die hinter der erwähnten Doppelzertifizierung innerhalb

eines Standards steht, hinterfragt werden. Die bestehenden Möglichkeiten von 100%

zertifizierter Daune und Mischdaune könnten u.U. zu Verwirrungen bei Endverbrauchern

führen. Darüber hinaus könnte eine Doppelzertifizierung die Glaubwürdigkeit von

Zusicherungen bezüglich der Rückverfolgbarkeit und dem Tierschutz beeinflussen.

Als weitere Schwierigkeit für einen Herkunftsnachweis werden von einigen

Gesprächspartnern die fehlenden Dokumente erwähnt. Für eine Zertifizierung von Produkten

ist allerdings eine lückenlose Dokumentation zwingend erforderlich. Es kann demnach

vorausgesetzt werden, dass bei den bereits existierenden Standards und

Zertifizierungssystemen die notwendigen Unterlagen vorliegen müssen und eine Prüfung

5 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

75

dieser erfolgt. Außerdem ist anzunehmen, dass Sanktionsmaßnahmen bei Verstößen

vorliegen und durchgesetzt werden. Aufgrund von fehlenden Informationen kann dies aber

nicht ohne weiteres bestätigt werden.

Von den Interviewpartnern werden weitere zahlreiche Vorschläge angebracht, wie die

Schwierigkeiten bezüglich der Lieferketten und des Herkunftsnachweises verbessert werden

könnten. Als Grundvoraussetzung wird hier zum einen die Notwendigkeit der Sensibilisierung

alle Lieferkettenakteure gesehen, um gemeinsame Lösungsstrategien entwickeln zu können.

Zum anderen sei das Mitwirken von anderen Daunen-Branchen erforderlich, um

Verbesserungen in der gesamten Industrie erreichen zu können. Aufgrund der vorhandenen

Komplexität der Lieferkette und den sich daraus ergebenen Schwierigkeiten für einen

eindeutigen Herkunftsnachweis sind die Überlegungen der Gesprächspartner sinnvoll.

Allerdings kommt hier die Frage auf, ob eine ausreichende Bereitschaft der involvierten

Personen und Unternehmen realistisch ist und erreicht werden kann. Ein Hinderungsgrund

kann z.B. der wirtschaftliche Aspekt sein, welcher mit dem geringen Daunengesamtvolumen

der Outdoor-Branche von weniger als 1% (vgl. EOG-Studie) zusammenhängt. Dadurch wird

wiederum die Notwendigkeit von Kooperationen mit anderen Industriezweigen ersichtlich.

Nennenswert ist hier vor allem die Bettfedern-Industrie, welche die größten Daunenmengen

verwendet. Dahingestellt sei, ob Veränderungen zugunsten der angesprochenen

Tierschutzproblematiken und der Rückverfolgbarkeit von Materialien und

Herstellungsprozessen gewollt sind, da dies für die gesamte Daunenindustrie erhebliche

Kosten verursachen würde.

Als weitere Lösungsmöglichkeit wird der Aufbau eines Datenbanksystems in Kombination mit

der Einführung von z.B. Chargennummern oder Plomben-Systemen gesehen, um eine

Sicherheit und Transparenz bei der Herstellung von Daunenprodukten zu gewährleisten.

Dieser Verbesserungsvorschlag sollte weiter verfolgt werden. Die Einführung bewährter

Rückverfolgbarkeitssysteme, welche im Lebensmittelbereich bereits Anwendung finden,

sollten ausgebaut werden. Damit sind zwar zusätzliche Kosten verbunden, es bietet jedoch

die Möglichkeit eine Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten und die notwendige Transparenz

gegenüber dem eigenen Unternehmen und Endverbrauchern zu schaffen.

Anhand der dargestellten Unstimmigkeiten bei den bereits existierenden Standards und

Zertifizierungssystemen, sowie den Herausforderungen beim Herkunftsnachweis von nicht-

zertifizierten Waren, kann somit abgeleitet werden, dass die Herkunft des Gefieders und die

Herstellung von Outdoor-Daunenprodukten derzeit noch nicht die erforderliche Transparenz

aufweist.

6 KRITISCHE BETRACHTUNG DER ERHEBUNG

76

6 Kritische Betrachtung der Erhebung

Die empirische Erhebung fand unter Anwendung der Methode des Experteninterviews statt.

Experteninterviews sind, wie bereits im Forschungsdesign dargestellt, eine Sonderform des

Leitfadengesprächs. Die durchgeführten Interviews nutzten den Vorteil einer offenen

Gesprächsführung, um einerseits spezielles Wissen von Experten zu erfassen und um

andererseits eine ungezwungene Atmosphäre zu schaffen. Durch diese Methode ist es

weiterhin möglich, Erkenntnisse über den Forschungsgegenstand hinaus zu gewinnen. Mit

der gewählten Methode konnte darauf Rücksicht genommen werden. Weiterhin werden

offene Fragen mit dem Ziel der freien Beantwortung gestellt. Durch die offene

Gesprächsgestaltung konnten interessante oder unklare Aussagen detailliert und

konkretisiert werden. Allerdings induziert dies einen hohen individuellen Charakter der

Gespräche und die unmittelbare Vergleichbarkeit der Aussagen gestaltet sich als

schwieriger.

Aufgrund unzureichender, wissenschaftlicher Literatur zielte das gewählte

Untersuchungsdesign darauf ab, hilfreiche Informationen von Personen mit einem Bezug zur

Lieferkette von Daunenprodukten zu generieren. Auf dieser Basis konnten die Leitfragen

beantwortet werden. Der Stichprobenumfang für die Erhebung und die Auswahl der

Personen sind als ausreichend einzuschätzen, obwohl ursprünglich elf Interviews geplant

waren. Neun davon wurden durchgeführt. Die geplanten Interviews mit der Otto Group und

dem VDFI als Vertretungen für den Mode- und Sportbereich und für die Bettfedern-Industrie

konnten bedauerlicherweise nicht realisiert werden. Das Gespräch mit der Otto Group kam

aus zeitlichen Gründen seitens des Unternehmens nicht zustande. Das Interview mit dem

VDFI fand aufgrund von Schwierigkeiten, die hier nicht näher erläutert werden, nicht statt.

Die Otto Group stellte alternativ ein Statement zur Daunen- und Federgewinnung zur

Verfügung. Darüber hinaus wäre es sinnvoll gewesen Gespräche mit weiteren Akteuren der

Lieferkette zu führen wie z.B. mit Zwischenhändlern oder Aufbereitern. Alle diesbezüglich

gestellten Anfragen blieben leider unbeantwortet, wären aber zudem aus zeitlichen Gründen

nicht umsetzbar gewesen. Für weitere und umfangreichere Untersuchungen wäre es

zweckmäßig, Partner aus der Betten- und Mode-Industrie für Gespräche motivieren zu

können. Darüber hinaus würden sich weitere Interviews mit Akteuren der Lieferkette

anbieten, um die vermutlich unterschiedlichen Perspektiven zu veranschaulichen.

Die Methode der Experteninterviews sowie die Analyse und Auswertung der Daten wurden

sowohl organisatorisch als auch zeitlich unterschätzt. Sowohl der erheblichen Zeitaufwand

für die Interviewplanung, die eigens durchgeführten Transkriptionen und die Übersetzungen

der Interviews der internationalen Partner führten dazu, dass der Bearbeitungszeitraum für

6 KRITISCHE BETRACHTUNG DER ERHEBUNG

77

die Masterarbeit verlängert werden musste. Aufgrund fehlender Kenntnisse zur

Analysemethodik ergab sich ein weiterer und enormer zeitlicher Aufwand für die Bildung der

Haupt- und Subkategorien sowie für die Auswertung der Daten.

Bei den Übersetzungen der englischen Wörter in den Transkripten kann die Gefahr

bestehen, dass der Sinn nicht genau verstanden wird. Die Übersetzungen von dem Interview

mit Frau JAMAL waren erheblich. Deshalb wurden die Originalwörter in den Fußnoten

festgehalten. Um eine Vergleichbarkeit zwischen den Transkripten herzustellen, wurde

versucht, die Übersetzungen bei allen Verschriftlichungen anzuwenden. Aufgrund der Zeit

konnte dies leider nicht konsequent genug durchgeführt werden wie bspw. bei dem Wort

„labeling“. Weiterhin fanden aus Gründen der Verfügbarkeit drei verschiedene

Interviewsituationen statt. Das Vorortinterview und das Interview mit bildlicher Übertragung

weisen dabei einen persönlicheren Charakter auf. Zudem wurden die meisten

Telefoninterviews in der persönlichen Du-Form geführt, da es häufig in der Outdoor-Branche

üblich ist. Durch die konsequente Anwendung des Leitfadens konnte unabhängig von der

Interviewsituation jedoch eine Vergleichbarkeit hergestellt werden.

Zu erwähnen ist letztendlich, dass die Gruppe der Gesprächspartner relativ inhomogen ist.

Dies führte u.a. dazu, dass in manchen Fällen wenige Gemeinsamkeiten bei den Antworten

zu finden waren. Diese Kontraste konnten jedoch gut dargestellt werden. Zudem waren sie

vorteilhaft, da die Problematiken aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wurden.

Somit konnte ein breites Antwortspektrum erfasst werden.

7 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

78

7 Handlungsempfehlungen

Aus dem aktuellen Forschungsstand und den durchgeführten Interviews lassen sich einige

Handlungsempfehlungen zu der Thematik ableiten. Zusammenfassend werden die

genannten Lösungsansätze seitens der Interviewpartner sowie weitere naheliegende

Verbesserungsvorschläge dargestellt. Um diese Ansätze zu differenzieren, erfolgt eine

Unterteilung in: Handlungsempfehlungen für die Outdoor-Branche und

Handlungsempfehlungen für Endverbraucher.

7.1 Handlungsempfehlungen für die Outdoor-Branche

An dieser Stelle soll nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass es in den

letzten Jahren beachtliche Entwicklungen seitens einiger Outdoor-Hersteller gab.

Aus den Antworten der Interviewpartner und den Unstimmigkeiten bezüglich der

Daunenstandards wird jedoch ersichtlich, dass diese Systeme in einigen Punkten

überarbeitet werden müssen. Dies ist notwendig, um einerseits die Glaubwürdigkeit der

Standards zu gewährleisten und Verwirrungen bei Endverbrauchern zu vermeiden.

Andererseits aber auch, um mögliche Handlungsspielräume zu minimieren.

Zu den verbesserungswürdigen Punkten bei den Standards zählen u.a., aber nicht

ausschließlich, die parallelen Produktionsmöglichkeiten, insbesondere auf der

Aufarbeitungsebene, die Verwendung von Daunen und Federn aus Sammelstellen, inklusive

der „Small Farmer Groups“ sowie die Doppelzertifizierungen. Weiterhin sollte der

Zertifizierungsumfang der Standards einheitlich geregelt sein und auf der

landwirtschaftlichen Ebene beginnen, wo es am häufigsten zu den genannten

Tierschutzproblemen kommt. Darüber hinaus sollte die Einführung der erwähnten

Datenbanksysteme unterstützt werden um die Rückverfolgbarkeit transparenter zu gestalten.

Diese Verbesserungspunkte scheinen sich aufgrund der Betriebs- und Produktionsstrukturen

im asiatischen Raum und dem daraus resultierenden finanziellen Mehraufwand besonders

schwer realisieren zulassen. Damit sich dieser Aufwand nicht negativ auf den Konsumenten

auswirkt, muss jedoch die Bereitschaft für einen gegebenenfalls kurzfristigen Umsatzverzicht

seitens der Outdoor-Unternehmen vorhanden sein.

Die Zusammenarbeit mit anderen Daunen-Branchen in Form von Interessengemeinschaften

kann positive Auswirkungen auf die genannten Veränderungsmöglichkeiten und die gesamte

Industrie haben. Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen kann zudem erleichtert

werden, wenn diese Gemeinschaft einheitliche Mindesthaltungsvorgaben für Wasservögel

7 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

79

definiert, die Weiterentwicklung geeigneter Nachweismethoden für den Lebendrupf, oder die

Stopfleberproduktion unterstützt und eine Sensibilisierung aller beteiligten Personen der

Lieferkette erfolgt.

Da die Aufhebung der Ausnahmeregelungen für Frankreich und Ungarn unwahrscheinlich

ist, sollte zumindest die Verwendung von Daunen aus diesen Ländern bedacht werden. Als

Interessengemeinschaft könnten aber Forderungen diesbezüglich gestellt werden. Dieses

Zusammenwirken aller Beteiligten in der Daunenindustrie kann der gesamten Branche

helfen, Fortschritte in Bezug auf den Tierschutz und die Rückverfolgbarkeit zu erreichen und

darüber hinaus den Kundenerwartungen zu entsprechen.

7.2 Handlungsempfehlungen für Endverbraucher

Wie aus den Ergebnissen der Arbeit hervorgeht, kann die Tierschutzkonformität und die

Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn als Füllmaterialien in Outdoor-Produkten

angezweifelt werden, da bei den vorhandenen Standards noch Überarbeitungsbedarf

besteht. Verbraucher, die Wert auf diese Tierschutzkonformität legen, sollten deshalb

folgende Punkte beachten.

Solange keine hundertprozentige Sicherheit diesbezüglich vorliegt, sollte auf alternative

Füllmaterialien zurückgegriffen werden. Wenn Daunenprodukte aufgrund von

Produkteigenschaften trotzdem erforderlich sind, sollte der Einsatzbereich der verwendeten

Produkte und die Notwendigkeit für hohe CUIN-Werte bedacht werden. Falls die Standards

und Zertifizierungssysteme nach der Behebung der vorhandenen Unstimmigkeiten eine

hundertprozentige Garantie geben können, sollte auf entsprechende Kennzeichnung der

Produkte geachtet werden. Weiterhin kann dazu geraten werden, Informationen bei den

Herstellern einzuholen und diese zu hinterfragen. Beratungsmöglichkeiten von kompetentem

Verkaufspersonal in Outdoor-Läden sollten ebenfalls wahrgenommen werden.

Da Daunen und Federn oft als Nebenprodukte der Fleischindustrie bezeichnet werden, sollte

zugleich auch das vermutlich größere Problem bei der Fleischproduktion bedacht werden, da

es dort zu den gleichen Tierschutzproblemen kommen kann.

8 SCHLUSSBETRACHTUNG

80

8 Schlussbetrachtung

8.1 Zusammenfassung

Diese Masterarbeit befasste sich mit der Thematik der Rückverfolgbarkeit von Daunen und

Federn als Füllmaterial in Outdoor-Produkten unter Berücksichtigung ausgewählter

Tierschutzaspekte. Gegenstand dieser Abschlussarbeit war die Dokumentation, Präsentation

und Auswertung der Ergebnisse einer von der Autorin durchgeführten qualitativen Erhebung.

Dabei ist die Argumentation dieser Arbeit anhand folgender Leitfragen erarbeitet worden:

• Inwieweit können Hersteller bei der Verwendung von Daunen und Federn als Füllmaterial

in Outdoor-Produkten den Verbrauchern Tierschutzkonformität gewährleisten?

• Inwiefern ist die Rückverfolgbarkeit der Herkunft von Daunen und Federn und somit die

Herstellung der Outdoor-Produkte transparent?

Für die Beantwortung der entworfenen Fragestellungen wurde der Forschungsstand

ermittelt, die Begehung eines Geflügelschlachthofes vorgenommen sowie explorative

Gespräche und Experteninterviews durchgeführt.

Der erste Teil der Arbeit verdeutlichte den Aufbau und die Eigenschaften des Gefieders von

Enten und Gänsen und dessen Bedeutung für die Vögel und als Füllmaterial. Die weltweiten

Produktions- und Haltungsformen von Wassergeflügel und die Gewinnungsverfahren von

Daunen und Federn wurden dabei ebenfalls aufgegriffen. Deutlich wurden weiterhin die

vorhandenen Tierschutzprobleme bezüglich der Stopfmast bei Enten und Gänsen und des

Lebendrupfes bei Gänsen. Entsprechend gegenübergestellt wurden anschließend die

begrenzt vorhandenen gesetzlichen Regelungen. Weiterhin wurden die Schwierigkeiten, die

sich aus den verschiedenen Varianten der Produkt- und Lieferketten für Daunenprodukte

ergeben, verständlich. Die Diskussion verdeutlichte zudem die Rolle des Outdoor-Marktes

innerhalb der Daunen-Branche und benennt Gegensätze und Mängel der verschiedenen

Daunenstandards und Zertifizierungssysteme.

Da der aktuelle Forschungsstand und die geringe wissenschaftliche Datenlage nicht

ausreichte um die Leitfragen beantworten zu können, wurden folgend neun

leitfadengestützte Experteninterviews mit Personen, die einen Bezug zur Produkt- und

Lieferkette von Daunenprodukten aufweisen, durchgeführt. Als Auswertungsmethode für die

Interviews wurde eine strukturierende Inhaltsanalyse angewandt. In der anschließenden

Ergebnisdiskussion erfolgte die Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand und mit den

Interviewergebnissen zur Beantwortung der Leitfragen.

8 SCHLUSSBETRACHTUNG

81

Die erste wichtige Erkenntnis ist, dass eine hundertprozentige Tierschutzkonformität nicht

gewährleistet werden kann. Entsprechend besteht Verbesserungsbedarf bezüglich der

existierenden Daunenstandards. Weiterhin weist die Rückverfolgbarkeit von Daunen und

Federn sowie die Herstellung entsprechender Outdoor-Produkte aufgrund der komplexen

Produkt- und Lieferketten, insbesondere im asiatischen Raum, nicht die erforderliche

Transparenz auf. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zu diesen zählen u.a. fehlende

einheitliche Mindesthaltungskriterien für Wasservögel sowie mangelnde internationale

Regelungen zu speziellen Fragen des Tierschutzes, wie bspw. der Stopfmast und dem

Lebendrupf. Darüber hinaus erhöhen die Verfahren der parallelen Produktion, sowohl von

Tieren als auch von Waren, die Verwendung vom Gefieder aus Sammelstellen und/oder

Kollektoren das Vermischungsrisiko in Endprodukten.

Die Forschungsergebnisse implizieren, dass weiterer Handlungsbedarf in der Outdoor-

Branche besteht und dringend notwendig ist. Aufgrund des vergleichsweise geringen

Daunenvolumens in der Outdoor-Branche gehört dazu u.a., aber nicht ausschließlich, die

enge Zusammenarbeit mit anderen Daunenindustriezweigen, um Veränderungen in der

gesamten Daunenindustrie bewirken zu können. Zusätzlich ist eine Sensibilisierung aller

Akteure der Zulieferketten notwendig sowie eine Neubewertung der Risiken die sich aus der

Parallelproduktion, der Verwendung von Daunen aus Sammelstellen oder von Kollektoren

ergeben können. Eine Reduzierung der hohen fill power Werte von 950 bis 1000 CUIN in

Outdoor-Endprodukten könnte außerdem den Lebendrupf an Gänsen minimieren, da hohe

CUIN-Werte mit höheren Einnahmequellen für Tierhalter verbunden sind.

In Anlehnung an bewährte Verfahren aus dem Lebensmittelbereich sollte die Einführung von

Datenbanksystemen ebenfalls ausgebaut werden, um die Rückverfolgbarkeit von Daunen

und Federn, sowie die Herstellungsprozesse von Outdoor-Produkten transparenter gestalten

zu können. Aufgrund der dargestellten Forschungsergebnisse lässt sich für Endverbraucher

folgende Empfehlung ableiten. Wenn eine hundertprozentige Tierschutzkonformität

gewünscht wird, sollte die Notwendigkeit und der Einsatzzweck für Daunenprodukte

überdacht bzw. auf derartige Produkte verzichtet werden. Als Alternative bieten sich

Produkte mit synthetischen Füllstoffen an.

Erweiternde und ergänzende Studien sind notwendig, um die Wissenslücken in Bezug auf

die Nachweismethoden zum Lebendrupf und der Zwangsmast zu schließen und um die

Bereitschaft der anderen Daunen-Branchen zur Kooperation mit der Outdoor-Branche

einschätzen zu können. Handlungsbedarf besteht außerdem seitens der Gesetzgebung in

Form der Einführung von Mindesthaltungsstandards für die Geflügelproduktion.

8 SCHLUSSBETRACHTUNG

82

8.2 Executive Summary

This master’s thesis discussed the topic of traceability of downs and feathers as insulation

material in outdoor products taking into account selected aspects of animal welfare. Central

subject of the thesis was the documentation, presentation and assessment of the results of a

qualitative survey conducted by the author. The argument was developed using the following

guiding questions:

• To what extent can manufacturers ensure conformity with animal protection when utilising downs and feathers as filling material in outdoor products?

• How transparent is the traceability of the origin of downs and feathers used for outdoor products?

The author sought to answer above questions by establishing the status of research

literature, inspection a poultry slaughterhouse, and conducting exploratory discussions and

expert interviews to eventually provide recommendations both for the down industry and also

for the consumer.

The discussion of the status of research illustrated the structure and properties of ducks and

geese plumage and its importance for the birds and qualities as insulation material. This part

of the thesis also addressed the global production and husbandry of waterfowl and the

production and recovery process of down and feathers. It further contrasted animal welfare

issues related to force-feeding of ducks and geese and live plucking of geese with the limited

existing legal regulations. Furthermore, the thesis highlighted the difficulties arising from the

variations of the product and supply chains of down products. Finally, the discussion also

demonstrated the role of the outdoor market within the down industry and articulated

contradictions and shortcomings of different down standards and certification systems.

The current state of research and the limited existence of scientific data proved insufficient to

answer the guiding questions. Therefore additional expert interviews were conducted with

nine interviewees involved in the product and supply chain of down products. To evaluate

these interviews a structuring content analysis was applied. Combined with the analysis of

the state of the research and the interview findings the subsequent discussion of results

eventually provided answers to the guiding questions.

An important finding is that full compliance with animal protection can not be guaranteed.

Accordingly there is a need for improving the existing standards for down. Furthermore, the

traceability of downs and feathers lacks transparency and is rendered even more obscure

8 SCHLUSSBETRACHTUNG

83

through the complexity of the product and supply chain in the production of outdoor products,

in particular in Asia. The reasons for this are manifold and include, inter alia, the lack of

uniform minimum retention criteria for waterfowl and the lack of international regulations on

specific issues of animal welfare such as foie gras production and live plucking. Moreover,

parallel production of both animals and of multiple products and the utilization of plumage

from collectors increase the risk of mixture in final products.

The research findings further imply an absolutely essential need for further action of the

outdoor industry. Due to the comparatively low volume of down in the outdoor industry this

includes, but is not limited to a close collaboration with other down-related sector of

industries in order to bring about changes in the entire down industry.

In addition, awareness raising of all supply chain actors as well as a reassessment of the

risks that may arise from parallel production and the use of down from collectors are needed.

A reduction of the high fill power values 950 – 1000 CUIN in end products of the outdoor

industry could also minimize the live plucking of geese, as high CUIN values are associated

with higher revenue for livestock owners.

In line with best practices of the food industry the introduction of database systems should

also be further expanded in order to increase the transparency of the traceability of downs

and feathers as well as the manufacturing process of outdoor products.

Based on the above findings the following recommendation can be made for the end

consumer: if consumers desire their products to be fully compliant with animal welfare

regulations, they should reconsider the overall necessity and purpose of down products and

even dispense the use of such products. Products containing synthetic fillers constitute an

alternative option.

Additional studies are needed to close the knowledge gap concerning detection methods for

live plucking and forced mast and to assess the willingness of the outdoor sector to

cooperate with other down-related industries. Action is also required from the part of

legislation in the form of the introduction of minimum husbandry standards for poultry

production.

9 LITERATURVERZEICHNIS

84

9 Literaturverzeichnis

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ANHANG

Anhang

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!

ANHANG

II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 1 (EOG 2014c)

DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

MARCH 2014

PRIVATE & CONFIDENTIAL – NOT FOR RE-DISTRIBUTION

IN PARTNERSHIP WITH

ANHANG

II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 2 (EOG 2014c)

2 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

© EUROPEANOUTDOOR GROUP 2014

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Over the last few years there has been a growing focus from None Government Organisations (NGO’s), retailers and consumers on the ethical sourcing of Down within our industry.

Brands producing products that use Down as insulation are confronted with a complex supply chain and as part of their environmental and social stewardship wish to ensure that their supply chain embodies the minimum impact on the environment and highest levels of animal welfare.

At a meeting of the Down Task Group the European Outdoor Group (EOG) agreed to put in place a confidential survey aimed at establishing the type, quality and quantity of Down used across our industry.

The ultimate aim being for brands to understand more clearly the size and scale of the Down/Feather market globally as well as for outdoor, and to then assess more accurately what they can do to positively influence the impact their products may have on the environment, communities in the supply chain and animal welfare.

The scope of the survey is intended only to look at weights and quality of Down used in the industry along with the type (Duck or Goose) as well as its source (country of origin). The purpose of focusing on weights (Quantity), Quality (Content) and Origin is to clarify, with greater certainty what types of down the outdoor industry is currently using. Understanding these three fundamentals will allow the industry and participating brands to better assess a) the feasibility and practicality of implementing any standards and b) the potential effects of any standards on its current supply chain or those of the wider industry.

To ensure total confidentiality, the survey was operated on the same guidelines as the established EOG State of Trade survey. Participants send their data to an independent Notary Public and it was their role to ensure and certify that no data containing the identity of any brand participant would be passed on to the EOG. The anonymous data was then consolidated by a third party under a non-disclosure agreement.

The EOG only received the consolidated data to make it available to the industry as well as use it for its Down traceability and welfare work. The consolidated data may be made known to 3rd parties, but only those working with the EOG.

The survey was conducted in two rounds and invited a total of 46 key brands/groups from across Europe and the USA. The aim was to target the major Down brands in order to get a representative cross section of data from across the industry within a short timeframe while allowing the extrapolation of data to give a fair and realistic picture of the total volumes used in the outdoor industry.

The EOG also wished to involve other major stakeholders in the industry and as such looked for the support and assistance of the Outdoor Industry association (OIA) in the USA. The OIA was able to canvas support from their membership base and in so doing gain key brand involvement in North America, approaching 14 brands.

A short survey was constructed in which to capture the key elements of the survey, weight, country of origin and quality. In addition, participants were asked to identify the fill power, content standard and the source of the Down purchased (Wholesaler, farm, etc.).

This project summary gives a general overview to support all EOG members; the full report is available for participating brands only.

BACKGROUND

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II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 3 (EOG 2014c)

3 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

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There were a total of 46 brands/groups approached to take part in the survey with 31 respondents. Giving a 67% response rate.

• A total of 1,058 tons of Down was measured in the survey.

• 49% ( 517.5 tons) is Goose Down and 51% (540.5 Tons) Duck Down

• 70% (742 Tons) of the total Down is supplied from China

• There are 31 different Qualities of Goose Down recorded

• And 32 qualities of Duck Down.

RESULTS

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II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 4 (EOG 2014c)

4 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

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In Fig.1 the participating brands are buying Goose Down from 8 countries. China makes up 49%, Hungary at 24%, Ukraine at 9%, Romania 5% and Poland 5%. The remaining 3 countries make up 8% (USA, Russia, Canada).

Fig.1

Total weight: 517,490 kg

China

Hungary

Ukraine

Poland

Romania

Others (3)

GOOSE VOLUMES BY COUNTRY

49%

24%

9%

5%

5%

8%

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II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 5 (EOG 2014c)

5 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

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From Fig.2 the participating brands are buying Duck Down from 10 countries. China makes up 90%, Poland 3%, Hungary 2%, Ukraine 1% and Russia 1%. The remaining 5 countries make up 3% (France, Europe, Romania, USA, unknown).

Fig.2

DUCK VOLUMES BY COUNTRY

Total weight: 540,455 kg

China

Hungary

Ukraine

Poland

Russia

Others (3)

90%

3%2%

3%

1%1%

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II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 6 (EOG 2014c)

6 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

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The data in Fig.3 shows that participating brands are sourcing from a total of 11 countries with China making up 70%, Hungary 12%, Ukraine 5%, Poland 4% and Romania 3%. The 6 remaining countries total 6% (USA, Russia, France, Canada, Europe, unknown), with the last 4 of those countries contributing less than 0.5% each.

Fig.3

OVERALL TOTALS

Total Survey weight: 1,057,944 kg

China

Hungary

Ukraine

Poland

Romania

Others (6)

70%12%

5%

6%

4%

3%

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II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 7 (EOG 2014c)

7 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

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QUALITIES OF FILL

• 31 different qualities of Goose Down were registered in the survey. 75/25 550 Grey making up 31%

• 32 different qualities of Duck Down were registered in the survey. 80/20 550 Grey making up 23%

FILL POWER AND CONTENT STANDARD USED BY THE BRANDS

It would seem that almost all of the brands are measuring their fill power using the Lorch Method and IDFB Steam standard while 74% of respondents measure their content value using the US standard and 19% use the EU standard.

WHERE IS THE DOWN PURCHASED?

Respondents were asked to indicate if their Down was purchased direct from wholesaler, direct from farm or ‘other’

Due to such a low response rate it was not possible to determine with any accuracy where the respond-ents purchased their Down from.

OVERALL TOTALS

ANHANG

II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 8 (EOG 2014c)

8 EUROPEAN OUTDOOR GROUP DOWN QUANTITY SURVEY PROJECT OVERVIEW

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In total, the survey sample shows a volume of 1,058 tons of Down from brands primarily based in the USA and European markets. However, many of these respondents will sell outside of these areas and therefore their Down quantities will reflect this. Based on the brands who replied to the survey we have estimated that the survey sample represents somewhere in the region of 65% – 75% of the European/American ‘Outdoor’ brands. Giving an estimated ‘Outdoor’ market volume of between 1,410 – 1,630 tons of Down.

Participant brands have been drawn from what we classify as the specialist outdoor industry. Products are primarily function driven and are mainly distributed via specialist retail. We have not considered the wider ski race/fashion market within this survey, we do however recognize that some of the participating brands crossover to represent ski within their collections and as such we have considered their data and others in this survey.

It should also be noted that there is no inclusion of the general sports wear brands, fashion/high street brands/retailers or discounters within this survey.

There is a distinct lack of data surrounding the Down/Feather industry and in particular the quantities that are produced globally. Following approaches to the European Down and Feather Association (EDFA), American Down Feather Council (ADFC) and IDFB none had any understanding of the total global volumes produced in Down/Feather.

Data presented at ISPO in February 2014 was correct at time of going to print. Since then, additional data has come to light through the International Down & Feather Testing Lab (IDFL) and has given us an improved picture and understanding of the possible size of the Global Down/Feather Market.

We have estimated from the IDFL data that the total global production of Down/Feather is no less than 270,000 tons.1

• China represents 80% of the global market in which 90% is Duck Down and 10% Goose Down.

This data gives us an estimated ‘Outdoor’ volume for Europe and the USA of between 0.5% - 0.6% of the total Down/Feather industry.

NEXT STEPS

There will be a full presentation of the survey and results at Outdoor during the meeting of the Down Task Group. During this meeting it will be possible to discuss any feed back you may have, future steps and further action that may be required.

CONCLUSION

1. The EOG believes that the total global volume of 270,000 tons of down is cautious. The data is based on import and export information supplied by the IDFL. However at this point in time no data is available on the domestic consumption (Down produced and consumed in the market) of down within each market.

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II EOG Studie: Down Quantity Survey – Project Overview, Seite 9 (EOG 2014c)

This is a project summary and is only intended to offer an overview of the full project report. Any disclosure, copying, further distribution or action taken in reliance on it without authorised access by the European Outdoor Group is prohibited and may be unlawful.

This market research study has been compiled in good faith by the European Outdoor Group. However, no representation is made as to the completeness or accuracy of the information it contains. In particular, you should be aware that this information may be incomplete, may contain errors or may have become out of date.

The EOG shall not be liable for any direct, indirect, incidental, special or consequential damages, resulting from the usage of any content from this report.

DISCLAIMER

Gartenstrasse 2 6304 Zug Switzerland

T: +44 (0) 1539 727255 F: +44 (0) 1539 733225

[email protected] www.europeanoutdoorgroup.com

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III BSI Fachgruppe Outdoor: Erklärung Daunen und Tierschutz (BSI 2014a)

Fachgruppe Outdoor (FGO) Erklärung: „Daunen und Tierschutz“ 8. Mai 2014

Als Fachgruppe Outdoor im Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie erklären wir hiermit, im Rahmen einer Selbstverpflichung, dass wir im Interesse des Tierwohls und im Einklang mit der deutschen und europäischen Tierschutzgesetzgebung auf tierquälerisch gewonnene Gänse- und Entendaunen und Federn aus dem sogenannten Lebendrupf (inklusive Mauserrauf) und aus der Stopfleber-Herstellung grundsätzlich verzichten und diese in unseren Produkten nicht wissentlich verwenden werden. Wir verpflichten uns zudem, geeignete Massnahmen zu ergreifen, um die Transparenz in unseren Daunen- und Feder-Lieferketten zu erhöhen, um die Gefahr der unwissentlichen Verwendung solcher Produkte auf ein Minimum zu reduzieren. Wir geben entsprechende Anforderungen an unsere Vorlieferanten in der Lieferkette und an unsere jeweiligen Zertifizierungsorganisationen weiter und verpflichten auch diese, sofern betroffen, für deren Einhaltung Sorge zu tragen. Gemeinsam engagieren wir uns in Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen dafür, tierschutzgerechte Qualitätsstandards für den Daunen- und Federnhandel weiter zu entwickeln und so den weltweiten Tier- und Artenschutz zu verbessern. BSI – Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. ist der 1910 gegründete Unternehmens-verband der deutschen Sportartikelhersteller, -importeure und -großhändler. Ihm gehören 150 führende meist mittelständisch geprägte Firmen an. Die deutsche Sportartikelindustrie ist direkt oder indirekt Arbeit-geber für 120 000 Mitarbeiter, die einen Jahresumsatz von 11,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Der BSI ist Mitglied des Verbandes der europäischen Sportartikelhersteller FESI mit Sitz in Brüssel und damit auch Mit-glied im Weltverband der Sportartikelindustrie WFSGI mit Sitz in Bern. Der BSI ist Mitgründer und ideeller Träger der Köln-Messen spoga und spoga horse und ideeller Träger der ISPO Munich, der Weltmesse des Sports. Gleichzeitig ist er Förderer der Augsburger Messe, Golf Europe sowie der Fachmessen FSB in Köln. FGO – Fachgruppe Outdoor ist die Interessenvertretung der Outdoor Branche innerhalb des Bundesver-bandes der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI). Ihr gehören 41 führende deutsche Hersteller und Import-eure von Outdoor-Ausrüstung an. Neben der Vertretung der wirtschaftlichen Interessen hat sich die FGO zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur verpflichtet, um sie im Sinne der Nachhaltigkeit für nachfolgende Generationen zu erhalten. Der deutsche Outdoor-Markt entwickelt sich sehr dynamisch mit einem Jahresumsatz von aktuell 1,8 Milliarden Euro. Die FGO ist Mitglied der European Outdoor Group (E-OG) und Gründerin der europäischen Leitmesse OutDoor in Friedrichshafen.

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IV BSI legal background: live-plucking und forced-feeding, Seite 1 (BSI 2014)

Legal background: Animal welfare with regard to “live-plucking” and “forced-feeding” in Europe, Germany, US State of California and China

Live-plucking: Council of Europe: Standing Committee on the European Convention for the Protection of Animals for Farming Purpose (T-AP), “Recommendation concerning domestic geese, and their crossbreeds, adopted by the Standing Committee on 22 June 1999”, Article 23: 3. “Feathers, including down shall not be plucked from live birds.” Signed by all EU-member-states, except: Romania, Croatia, Slovakia and Slovenia European Union: Directive 98 / 58 EC: “General Directive concerning the protection of animals kept for farming purposes, 20.7.1998. Article 3 “Member States shall make provision to ensure that the owners or keepers take all reasonable steps to ensure the welfare of animals under their care and to ensure that those animals are not caused any unnecessary pain, suffering or injury.” Down-harvesting: European Food Safety Authority (EFSA): Scientific Opinion on the practice of harvesting (collecting) feathers from live geese for down production, 2010: The Scientific Opinion on the practice of collecting feathers from live geese for down production concluded that removing feathers from live geese can be carried without causing pain, suffering or injury to the birds, if feathers are gathered. Animal welfare organization claim that removal of feathers always causes pain, as in the industrialized animal breeding it is impossible to wait for mounting season of specific animals. Forced-feeding: European Union: Directive 98 / 58 EC: “General Directive concerning the protection of animals kept for farming purposes, 20.7.1998, Annex on Feed, water and other substances, Article 14: “Animals must be fed a wholesome diet which is appropriate to their age and species and which is fed to them in sufficient quantity to maintain them in good health and satisfy their nutritional needs. No animal shall be provided with food or liquid in a manner, nor shall such food or liquid contain any substance, which may cause unnecessary suffering or injury.” Germany: German Animal Welfare Act, Article 3, 9: “It shall be prohibited to force-feed an animal save for essential health reasons”, 10. “It shall be prohibited to give an animal food causing the animal severe pain, suffering or harm.”

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IV BSI legal background: live-plucking und forced-feeding, Seite 2 (BSI 2014)

Same legislation in 22 EU member states, except: France and Hungary (law on “national cultural heritage” allows forced-feeding), Belgium, Bulgaria and Spain. US State of California: The California “foie gras law”, California S.B. 1520,is a California State statute that prohibits the “force feed[ing of] a bird for the purpose of enlarging the bird’s liver beyond normal size” as well as the sale of products that are a result of this process. This outlaws the traditional method of producing foie gras in California. The law was enacted in 2004 and went into effect on July 1, 2012. China: There does not yet exist a law to protect domestic animals from the inappropriate actions of humans (anti-cruelty laws). There is still political discussion in China about the necessity and possible scope of such protective laws. Link: http://animallaw.info/ 24 April 2014 Nicole Espey - Referentin - Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) Adenauerallee 134 D-53113 Bonn Tel. +49 (0) 228 / 926593-12 Fax +49 (0) 228 / 926593-29 [email protected] www.bsi-sport.de

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V EOG Pressemitteilung: Neue Studie über den Einsatz von Daunen in der Outdoor-

Branche, Seite 1 (EOG 2014)

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PRESSEMITTEILUNG 03.06.14, zur sofortigen Veröffentlichung Neue Studie über den Einsatz von Daunen in der Outdoor-Branche Die European Outdoor Group (EOG) hat die Ergebnisse ihrer kürzlich veröffentlichten Studie über den Einsatz von Daunen in der Outdoor-Branche veröffentlicht. Mit dieser Studie reagierte sie auf das Bedürfnis von EOG-Mitgliedern mehr Einsicht in die Art, Qualität und Menge von Daunen, die bei der Fertigung von Outdoor-Produkten verwendet werden. Hilfreiche Unterstützung erfuhr die EOG von der Outdoor Industry Association (OIA), die ihrerseits weitere nordamerikanische Unternehmen zur Teilnahme an der Studie anregte, um so noch aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen. Die nun publizierten Ergebnisse liefern Markenherstellern sowie der gesamten Branche wertvolle Erkenntnisse und werden dazu genutzt, die mögliche Auswirkung von Outdoor-Produkten auf die Umwelt, Gemeinschaften in der Versorgungskette sowie den Tierschutz positiv zu beeinflussen. Laut der Auswertung der von den Studienteilnehmer gemachten Angaben, liegt die Menge der verwendeten Daunen bei 1.058 Tonnen. Das sind annähernd 65 %-75 % der von europäischen und amerikanischen Marken verarbeiteten Daunenmenge. Somit finden in der Outdoor-Branche jährlich schätzungsweise 1.410 bis 1.630 Tonnen Daunen Verwendung. Und obwohl dies einem Allzeithoch entspricht, macht diese Menge weniger als 1 % der weltweiten Gesamtdaunenmenge aus, welche den Schätzungen zufolge bei mindestens 270.000 Tonnen liegt. EOG-Generalsekretär Mark Held merkt an: „Es ist allgemein bekannt, dass ethische Fragen zu Daunenbeschaffungsmassnahmen von Marken in den letzten Jahren ein breites Interesse seitens NROs, Händlern und Kunden geweckt haben. . Mittlerweile setzen sich zahlreiche Markenhersteller intensiv dafür ein, dass bei ihrer Daunenverarbeitung hohe ethische und umweltrelevante Standards eingehalten werden. Die EOG

ANHANG

V EOG Pressemitteilung: Neue Studie über den Einsatz von Daunen in der Outdoor-

Branche, Seite 2 (EOG 2014)

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wird ihren Mitgliedern auch weiterhin mit Studien und wissenschaftlichen Untersuchungen zur Seite stehen, um die Debatte über Best Practices in Sachen Beschaffung sowie deren Etablierung zu fördern. Da die in unserer Branche eingesetzte Menge an Daunen weniger als 1 % der weltweiten Gesamtherstellungsmenge ausmacht, scheint sich die Hebelwirkung innerhalb der Versorgungskette in Grenzen zu halten, gleichzeitig sind wir jedoch alle zu mehr Verantwortung angehalten. Wir sind zuversichtlich, dass wir den richtigen Ansatz gewählt haben, um einerseits als Branche voranzukommen und Best Practices zu fördern, und auch immer mehr Daunenverwerter und die Versorgungskette zu mehr Verantwortung zu motivieren. Unser Ziel ist , auf lange Sicht einen Weg hin zur Etablierung eines einzigen Industriestandards, der von einem unabhängigen Gremium gehalten wird, kosteneffizient ist und von Unternehmen und NROs gleichermaßen anerkannt wird, zu finden.“ Ausführliche Informationen zur Studie über den Einsatz von Daunen stehen prinzipiell ausschließlich den Studienteilnehmern zur Verfügung. Für Unternehmen, die das allgemeine Ziel einer verbesserten Versorgungskette aktiv unterstützen möchten, sind jedoch Ausnahmeregelungen möglich. Falls Sie eine vollständige Übersicht wünschen oder den möglichen Zugang zu unseren gesamten Forschungsergebnissen besprechen möchten, stehen wir Ihnen per E-Mail an [email protected] oder [email protected] gerne zur Verfügung. Wenn Sie eine Berichtsübersicht wünschen, wenden Sie sich bitte in einem Email mit den folgenden Angaben an uns::

x Vollständiger Name der Person, die den Bericht anfordert x Ihr Unternehmen/Ihre Organisation x Grund, aus dem Sie den Bericht anfordern x Beabsichtigte Verteilung (Umlauf) des Berichts

ANHANG

V EOG Pressemitteilung: Neue Studie über den Einsatz von Daunen in der Outdoor-

Branche, Seite 3 (EOG 2014)

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Mit dem Absenden Ihrer Anfrage stimmten Sie automatisch zu, dass Sie von der EOG im Rahmen der Herkunftssicherung von Daunen und hinsichtlich Tierschutzbestimmungen kontaktiert werden, und akzeptieren die Bestimmungen der Geheimhaltungsvereinbarung wie im Bericht beschrieben.

Ende der offiziellen Pressemitteilung

Weitere Medieninformationen erhalten Sie bei Chris Lines, und zwar telefonisch unter +44 (0)7971 868329, per E-Mail an [email protected] oder unter www.twitter.com/chrisjlines. Anmerkung für die Herausgeber Über die EOG: Im Jahr 2003 von 19 der weltgrößten Outdoor-Unternehmen gegrundet, hat die European Outdoor Group die Notwendigkeit einer länderubergreifenden Vertretung der Outdoor-Branche erkannt. In einem zunehmend internationalen Umfeld entwickeln sich Gesetze, Umweltschutz, Medien und Markt immer öfter zu multinationalen Angelegenheiten. Die gemeinsame Stärke der EOG-Mitgliedermarken (62 Mitglieder sowie eine enge Zusammenarbeit mit neun nationalen Outdoor-Vereinigungen) verleiht der Gruppe ein extrem kraftvolles Instrument zur Vertretung der europäischen Outdoor-Branche in einer konstruktiven und positiven Art und Weise.

ANHANG

VI Demographische Angaben der Interviewpartner

Herr Lorenz Eskildsen ist Geschäftsführer und Inhaber der Firma Eskildsen GmbH sowie

Gesellschafter der Dithmarscher Geflügel GmbH & Co. KG und Vorsitzender vom

Bundesverband Bäuerliche Gänsehaltung e.V.. Da die Firma Eskildsen GmbH ein

Familienunternehmen ist, befasst sich Herr Eskildsen seit der Kindheit mit der

Geflügelproduktion (ESKILDSEN 2014: 1). Die Kontaktvermittlung erfolgte durch Frau

Espey. Herr Eskildsen wurde ausgewählt, da er die komplette Produkt- und Lieferkette

abdeckt und als Vertreter der Praxis angesehen werden kann. Das Interview fand vor Ort in

Neu-Seddin bei der Dithmarschen Geflügel GmbH & Co. KG statt. Eine anschließende

Besichtigung der Schlachterei und Daunentrocknung erfolgte mit Herrn Pabel (Neu-

Seddin/Brandenburg).

Frau Nicole Espey ist seit 2014 Geschäftsführerin vom Bundesverband der Deutschen

Sportartikel-Industrie e.V.. Sie war zuvor als Referentin für CSR- und europapolitische

Themen beim BSI beschäftigt. Seit 2012 hat sie sich mit dem Thema der Daunen- und

Federgewinnung auseinandergesetzt. Zu der Verbandsaufgabe vom BSI gehört es u.a. die

unterschiedlichen Stakeholder zusammen zu holen, um gemeinsam an der Thematik zur

Daunen- und Federgewinnung zu arbeiten (ESPEY 2014: 1,5f.). Der Kontakt entstand zum

einen durch die eigene Internetrecherche und zum anderen durch Frau Patzwall (Vaude).

Frau Espey übernahm weiterhin die Funktion eines sog. „gatekeepers“82. In Absprache mit

dem Betreuer dieser Arbeit und aufgrund ihres Wissenstandes zu dem Themenbereich

konnte sie zudem als Expertin fungieren. Das Gespräch wurde per Telefon durchgeführt

(Bonn/Nordrhein-Westphalen).

Frau Nina Jamal ist seit Mai 2013 Leiterin des Kompetenzzentrums für Nutztiere und

Ernährung von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten International – Stiftung für Tierschutz

in Österreich. Frau Jamal befasst sich seit der Vier Pfoten Kampagne 2013 mit der Thematik

der Daunen- und Federgewinnung. Die Aufgabe von Vier Pfoten ist es sicherzustellen, dass

die Rückverfolgbarkeitsstandards so stark wie möglich sind in Bezug auf den Tierschutz.

Weiterhin ist die Tierschutzorganisation ein Teil von dem Revisionskomitee für den RDS und

TDS (JAMAL 2014: 1,11). Der Kontakt entstand durch Frau Patzwall (Vaude) und Frau

Espey (BSI). Das Gespräch wurde via Skype durchgeführt (Österreich).

82 „Gatekeeper“ (deutsche Bedeutung: Türwächter/Tür-Öffner) sind Personen, die dem Forschenden den Zugang zu z.B. wichtigen Kontakten vermitteln sowie Hinweise und Ideen einbringen können. Diese Personen sind i.d.R. keine Experten (MAYER 2013: 46; MIEG und NÄF 2005: 14).

ANHANG

Frau Hilke Patzwall ist bei der Firma VAUDE Sport GmbH & Co. KG zuständig für

Umweltmanagement-, Nachhaltigkeits- und CSR-Themen und seit acht Jahren in dem

Unternehmen beschäftigt. Mit dem Thema der Daunen- und Federgewinnung wurde sich bei

der Firma schon viele Jahre vor Frau Patzwalls Eintritt beschäftigt. VAUDE verfügt weiterhin

über eine Selbstverpflichtung, keine Daune aus Lebendrupf und aus der

Stopfleberproduktion zu verwenden. Als Marke ist die Firma VAUDE indirekter Abnehmer

von fertigen, aufbereiteten, fein sortierten Daunen in bestimmten Qualitäten (PATZWALL

2014: 1,7). Der Kontakt entstand im Rahmen einer Schlafsackschulung durch einen

Handelsvertreter der Firma VAUDE in einem Outdoor-Laden in Berlin. Das Interview wurde

telefonisch durchgeführt (Tettnang/Baden-Württemberg).

Herr Markus Ernst ist seit 2013 Produktmanager für Schlafsysteme bei der Firma VAUDE

Sport GmbH & Co. KG. Weiterhin leitet er zusammen mit Frau Patzwall, stellvertretend für

VAUDE, die Koordination für die Daunen- und CSR-Themen. Im Rahmen seines vorherigen

Jobs als stellvertretender Einkäufer für Zelte und Schlafsäcke befasst er sich bereits seit

2006 mit der Thematik der Daunen- und Federgewinnung (ERNST 2014: 1). Der Kontakt

entstand durch Frau Patzwall. Das Gespräch erfolgte telefonisch (Tettnang/Baden-

Württemberg).

Herr Josef Ritt ist Geschäftsführer für die internationalen Bereiche der österreichischen

Kontroll- und Zertifizierungsstelle AgroVet GmbH. Er ist seit 22 Jahren Auditor für dieses

Unternehmen sowie der Austria Bio Garantie GmbH in unterschiedlichen Bereichen tätig.

1992 befasste er sich zum ersten Mal mit der Thematik der Daunen- und Federgewinnung

mit dem Fokus auf die ganzheitliche und ökologische Produktion. Die Kontrollstelle ist u.a.

zuständig für Zertifizierungen, Kontrollen und Sicherstellung sowie für die Datenbanken im

Bereich der Daunen- und Federgewinnung (RITT 2014: 1,16). Der Kontakt wurde durch Frau

Espey (BSI) vermittelt. Das Interview erfolgte via Skype mit bildlicher Übertragung

(Österreich).

Herr Bogdan Silenkov ist u.a. freischaffender Auditor für den RDS bei der Kontroll- und

Zertifizierungsstelle PCU Deutschland GmbH in Berlin. Seit 2013 beschäftigt er sich

jobbedingt mit der Gewinnung von Daunen und Federn. Seine Tätigkeit im Rahmen des RDS

umfasst die Kontrollen und Zertifizierungen der Erst-Verarbeitung bzw. die Überprüfungen

der Entstehungsbetriebe und der Kollektoren in der Ukraine (SILENKOV 2014: 1,7). Der

Kontakt entstand durch die Kontaktaufnahme zur PCU Deutschland GmbH. Das Interview

fand per Skype statt (Kiew/Ukraine).

ANHANG

Frau Dr. Esther Müller ist seit dreieinhalb Jahren in der Akademie für Tierschutz des

Deutschen Tierschutzbundes e.V. tätig. Sie ist dort als Referentin für den Fachbereich Tiere

in der Landwirtschaft, mit dem Schwerpunkt auf Geflügel, Agrarpolitik und Pferde, angestellt.

Frau Müller beschäftigt sich sowohl privat als auch jobbedingt mit der Thematik der Daunen-

und Federgewinnung. Zu ihren Hauptthemen zählen das Wassergeflügel und somit auch die

Geflügelmast und Fleischgewinnung sowie die Daunen. Die Akademie betreut und berät u.a.

Landwirte und Schlachthöfe, bei Fragen die z.B. die Schlachtung und den Transport von

Tieren betreffen (MÜLLER 2014: 1,9). Der Kontakt wurde durch Frau Espey (BSI)

hergestellt. Das Gespräch erfolgte telefonisch (Neubiberg/Bayern).

Herr Fabian Nendza stand ebenfalls für ein Interview zur Verfügung. Herr Nendza ist seit ca.

fünf Jahren bei der Firma Globetrotter Ausrüstung GmbH & Co. KG in Hamburg in dem CSR-

Bereich beschäftigt und übernimmt z.Z. zusätzlich die Aufgaben der

Unternehmenskommunikation. Er beschäftigt sich berufsbedingt seit fünf Jahren mit dem

Thema der Daunen- und Federgewinnung (NENDZA 2014: 1). Die Firma Globetrotter

Ausrüstung wurde als Vertretung für den Einzelhandel ausgewählt, da sie eine hohe Anzahl

an Produkten im Daunenbereich vertreibt. Die Kontaktaufnahme entstand durch Frau Espey

(BSI) und durch die Verfasserin selbst. Das Interview wurde telefonisch durchgeführt. Aus

zeitlichen Gründen seitens Herrn Nendza wurden ihm die vollständigen Fragen für die

Vorbereitung zur Verfügung gestellt (Hamburg).

ANHANG

VII Interviewleitfaden, Seite 1

Leitfaden Experteninterview

! 1

Einleitung: Vielen Dank für Ihre Zeit und dass Sie mir die Möglichkeit für dieses Interview geben! Ich bin eine Studentin an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) in Eberswalde und studiere den Master-Studiengang Öko-Agrarmanagement. Meine Masterarbeit schreibe ich zu dem Thema: Rückverfolgbarkeit von Daunen und Federn als Füllmaterial in Outdoor-Produkten unter Berücksichtigung von Tierschutzaspekten Auf Grund der unzureichenden Primärdatenlage möchte ich für diese Abschlussarbeit Experteninterviews mit einzelnen Personen aus der Lieferkette eines Daunenproduktes sowie weiteren Beteiligten bzw. Akteuren durchführen. Ziel dieses Interviews ist es, die Schwachstellen innerhalb der Wertschöpfungskette von Daunenprodukten zu ermitteln, um im Rahmen dieser Abschlussarbeit ausgewählte Handlungsempfehlungen herausarbeiten zu können. Im Fokus steht dabei die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe „Daunen“ und „Federn“ vom Ursprung bis zum Endprodukt. Weitere Ziele der Abschlussarbeit sind es die Problematiken der Gewinnungspraktiken von Daunen und Federn nochmals zu verdeutlichen, um damit weitere Anregungen für Verbesserungen zu geben und die Outdoor-Industrie somit zu unterstützen. Weiterhin soll durch die wissenschaftliche Datenerhebung ein Erkenntniszuwachs gegeben werden um mehr Transparenz für z.B. Endverbraucher zu schaffen. Zur Durchführung des Interviews möchte ich vorab einige Erläuterungen geben: Das Gespräch wird ca. 60 Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Ein Aufnahmegerät (Ton) wird während des Interviews aktiv sein. Es dient zur Kontrolle der Mitschriften und ist für die spätere Transkription sowie für die Auswertung der Daten notwendig. Sind Sie damit einverstanden? Teilen Sie mir bitte ebenfalls mit falls eine Anonymisierung Ihrer Person erfolgen soll und ob Sie eine Autorisierung des Datenmaterials im Falle einer Verwendung für diese Arbeit wünschen. Da Experteninterviews flexible und individuelle Gespräche sind, kann es sein, dass Sie nicht zu jedem Themenkomplex befragt werden oder einige Fragen nicht direkt zu Ihrer persönlichen Situation oder Position passen. Ich bitte Sie dies im Voraus zu entschuldigen!

ANHANG

VII Interviewleitfaden, Seite 2

Leitfaden Experteninterview

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Das Interview ist in folgende Themenkomplexe gegliedert (Reihenfolge offen): 1. Daunenstandards in der Outdoor-Industrie ! ca. 5-10 min.

• Notwendigkeit und Thematik in der Outdoor-Branche • vorhandene Standardentwürfe • Markteinführung Standard

2. Daunengewinnung und Tierschutz ! ca. 5-10 min.

• Probleme bei der Gewinnung • gesetzliche Regelungen • Inhalt und Umfang Standard (Tierschutz) • Standard und Tierschutzaspekt

3. Produkt- und Lieferkette eines Daunenproduktes ! ca. 15-20 min.

• Beschreibung Wertschöpfungskette Daunenprodukt • Experte: Teil der Kette/Beziehung zur Kette • Schwachstellenanalyse der Wertschöpfungskette • Lösungsansätze

4. Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe „Daunen“ und „Federn“ ! ca. 15-20 min.

• Schwierigkeiten Herkunftsnachweis • Lösungsansätze • bekannte Rückverfolgbarkeitssysteme • Realisierung der Rückverfolgung im eigenen Unternehmen

Haben Sie noch Fragen bevor das Interview durchgeführt wird? Kontakt: Maren Uhde Onckenstr. 13 12435 Berlin Tel.: +49 (0) 175 2036795 [email protected]

ANHANG

VIII Erläuterungen und Zeichenerklärung zur Transkription

Erläuterungen und Zeichenerklärung zur Transkription!

angelehnt an DRESING und PEHL (DRESING und PEHL 2013: 17-29) Die Transkription der Audioaufnahme erfolgte mit der Transkriptionssoftware f5 (https://www.audiotranskription.de). Bestand das Interview aus zwei Teilen, wurden diese zu einem Dokument zusammengefasst. Die Zeitmarke beginnt dabei wieder bei Null. Englische Wörter wurden wenn es möglich und/oder notwendig war ins Deutsche übersetzt. Sofern eine Übersetzung erfolgte, wurden die Wörter im Text als kursiv gekennzeichnet. Das Originalwort ist der Fußzeile zu entnehmen. Mögliche Dialekte wurden teilweise ins Hochdeutsche übertragen. Wenn keine Übertragung möglich war, wurde der Dialekt beibehalten. Wortverschleifungen wurden nicht transkribiert, sondern wenn möglich ins Hochdeutsche übertragen (z.B. halt, genau, ok, also). Doppelungen wurden nicht transkribiert. Die Satzform wurde wenn möglich angepasst, semantische Fehler können dennoch bestehen. Satz- und Wortbrüche wurden geglättet bzw. ausgelassen. Verständnissignale wurden nicht oder nur teilweise wenn nötig transkribiert (z.B. „hmm“, „ähm“, „oh“, „ah“, „ok“). Eventuelle Sprechpausen wurden nicht mit Zeitmarken versehen. Unrelevante Aussagen wurden nicht transkribiert. Nicht übliche Abkürzungen sind den Fußnoten zu entnehmen. Die Transkripte wurden allen Interviewpartnern zur Autorisierung vorgelegt. Veränderte oder ergänzte Aussagen, nach der Autorisierung, wurden im Dokument nicht gekennzeichnet. #00:00:00-0# Zeitmarke (Stunde, Minute, Sekunde, Millisekunde) (u) unverständlich (l) lachen ... Satz wurde nicht beendet bzw. ist unvollständig MU Maren Uhde (Interviewerin) Abkürzungen Interviewpartner: LE Lorenz Eskildsen NE Nicole Espey NJ Nina Jamal HP Hilke Patzwall ME Markus Ernst JR Josef Ritt BS Bogdan Silenkov EM Esther Müller FN Fabian Nendza

ANHANG

IX Transkript Interview 1

X Transkript Interview 2

XI Transkript Interview 3

XII Transkript Interview 4

XIII Transkript Interview 5

IXX Transkript Interview 6

XX Transkript Interview 7

XXI Transkript Interview 8

XXII Transkript Interview 9

ANHANG

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei den Interviewpartnern Frau Jamal, Frau

Patzwall, Frau Espey, Frau Dr. Müller, Herrn Ernst, Herrn Eskildsen, Herrn Ritt sowie Herrn

Silenkov und Herrn Nendza bedanken, die sich Zeit und Geduld für ein Gespräch im

Rahmen dieser Arbeit genommen haben. Weiterhin möchte ich der Firma Vaude, dem BSI

und Vier Pfoten danken für die Zusammenarbeit und Unterstützung. Außerdem möchte ich

Herrn Eskildsen und Herrn Pabel zusätzlich danken, dass sie mir die Möglichkeit für die

Besichtigung der Schlacht- und Daunentrocknungsanlage gegeben haben.

Der EOG und dem IDFL möchte ich überdies für die Bereitstellung von hilfreichen

Informationen danken. Ferner möchte ich der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in

Eberswalde, insbesondere den Betreuern der Arbeit, Herrn Prof. Dr. Jens Pape und Herrn

Ing. Agr. Gerriet Trei danken, dass ich das von mir gewählte Thema bearbeiten durfte sowie

für ihre Unterstützung. Ein weiterer und besonderer Dank gilt meiner Familie und meinen

Freunden, die mich während dieser Zeit begleitet, mental unterstützt haben und immer ein

offenes Ohr hatten.

ANHANG

Eigenständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit bzw. Leistung eigenständig, ohne fremde

Hilfe und nur unter Verwendung der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Alle

sinngemäß und wörtlich übernommenen Textstellen aus der Literatur, dem Internet und den

Interviews habe ich als solche kenntlich gemacht.

Berlin, 05.01.2015

Maren Uhde