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Eine Modell-Skateboardanlage für Kommunen Bachelor-Arbeit im Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang, Fach Sportwissenschaft der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vorgelegt von Fabian Männl Erstgutachter: Herr Prof. Dr. Robin Kähler Zweitgutachterin: Frau Silia Schröder Kiel, im Januar 2011

Eine Modell Skateboardanlage für Kommunen

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Die Bachelor-Arbeit von Fabian Männl, eingereicht 2011 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

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Eine Modell-Skateboardanlage für Kommunen

Bachelor-Arbeit im Zwei-Fächer-Bachelorstudiengang,

Fach Sportwissenschaftder Philosophischen Fakultät

der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

vorgelegt vonFabian Männl

Erstgutachter: Herr Prof. Dr. Robin KählerZweitgutachterin: Frau Silia Schröder

Kiel, im Januar 2011

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 12 Hauptteil 2

2.1 Geschichte des Skateboardings 2

2.1.1 Entwicklung des Skateboardings 2

2.1.2 Entwicklung der Obstacles 4

2.2 Planung und Gestaltung einer Skateparks 9

2.2.1 Warum Kommunen Skateparks benötigen 9

2.2.2 Skatepark-Varianten 9

2.2.2.1 Das „Baukastensystem“ 9

2.2.2.2 Individuell geplante Skateparks (Aus Holz oder Beton) 11

2.2.3 Kernprinzipien zur Qualitätssicherung 14

2.2.3.1 Beteiligung der Nutzer bei der Planung 14

2.2.3.2 Lage 15

2.2.3.3 Skateparks als sozialer Treffpunkt 17

2.2.3.4 Platzbedarf (Grundfläche) 17

2.2.3.5 Klein bedeutet nicht „für Anfänger“ 18

2.2.3.6 Der neue Skatepark ist eine Möglichkeit, kein Problem 19

2.2.4 Professionelle Skatepark-Firmen 21

2.3 Beispiele realisierter Skatepark-Projekte 22

2.3.1 Skatepark Gettorf 22

2.3.2 Skatepark Holtenau 23

3 Fazit 244 Literaturverzeichnis 25

1 Einleitung

Ein Aspekt, der den Skateboardsport von vielen traditionellen Sportarten unterscheidet ist,

dass er nicht an ein Spielfeld mit regulierten Feld-, Netz- oder Tormaßen gebunden ist.

Badmintonfelder zum Beispiel sehen im Idealfall überall auf der Welt gleich aus. Bei einem

Skateplatz1 wäre dies schwer möglich. Dies lässt sich mit einem Grundgedanken des

Skateboardens2 veranschaulichen, nämlich dem kreativen Umgang mit urbaner

Architektur. Würde man ein einziges, standardisiertes, als ideal erachtetes

Skateparkmodell weltweit bauen wollen, müsste man alle architektonischen Formen,

welche theoretisch skatebar (zum Skateboarden geeignet) sind, in einem Skatepark

vereinen.

Der daraus resultierende Platzbedarf und das dafür benötigte Budget lassen ein solches

Projekt, insbesondere für kleinere Kommunen, sehr leicht als nicht realisierbar erkennen.

Daraus soll aber nicht geschlossen werden, dass ein Skatepark möglichst groß und teuer

sein muss, um die Nutzer zufrieden zu stellen. Was macht also einen gute

Skateboardanlage aus?

Diese Arbeit soll aufzeigen, dass die Beachtung einiger Kernprinzipien bei der Planung

und Gestaltung einer Skateboardanlage auch bei geringeren finanziellen Möglichkeiten zu

guten Ergebnissen führen kann. Im Umkehrschluss kann die Missachtung dieser

Prinzipien, selbst bei großen Investitionen, ein sehr schlechtes Ergebnis hervorbringen.

Zuerst soll die Entstehung und die Entwicklung des Skateboardens im Bezug auf das

genutzte Terrain dargestellt werden, um zu veranschaulichen, wo einzelne Elemente einer

Skateboardanlage ihren Ursprung haben. Da der Weg bis zur Realisierung eines

gelungenen Skatepark-Projektes natürlich weitaus komplexer ist, als die bloße Addition

verschiedener Hindernisse auf einem Platz, soll im darauf folgenden Abschnitt erläutert

werden, was es alles bei der Planung und Gestaltung zu beachten gilt.

Da die Kosten für einen Skatepark aus den verschiedensten Gründen sehr stark variieren

können und es theoretisch keine Obergrenze gibt, wird auf diesen Punkt nicht näher

eingegangen.

Als Abschluss werden jedoch zwei Beispiele von Skateparks genannt, die bei ihrer

Planung an der Untergrenze eines sinnvollen Budgets (ca. 20.000€ bis 30.000€) orientiert

waren und trotzdem zu einem guten Ergebnis führten. Die meisten kleineren Kommunen

sind in der Lage, Kosten in dieser Höhe aufzubringen.

1 Skateplatz, Skateboardanlage und Skatepark werden im Folgenden synonymhaft verwendet.2 Skateboarden , Skaten und Skateboarding werden als Synonyme benutzt.

1

2 Hauptteil2.1 Geschichte des Skateboardings2.1.1 Entwicklung des Skateboardings

Wie viele Traditionssportarten entwickelt sich auch Skateboarding ständig weiter. Dieser

Effekt wird möglicherweise dadurch begünstigt, dass es beim Skaten keine

Reglementierungen gibt, die Veränderung und Fortschritt einschränken. Es gibt kein

internationales Komitee wie zum Beispiel die FIFA im Fußball, welches abstimmt, ob

bestimmte Entwicklungen regelkonform sind. Seit der Entstehung des Skatens habe sich

verschiedene Arten herausgebildet, die jeweils unterschiedliches Terrain beanspruchen.

Die Weiterentwicklung des Skatens bedeutete auch immer herauszufinden, was wo mit

dem Skateboard möglich ist. Die Obstacles, welche es heute in Skateparks gibt, wurden

nicht speziell dafür entwickelt sondern sind vielmehr Adaptionen aus alltäglicher

Architektur. Welche Elemente sich dabei bis zum heutigen Stand des Sports entwickelt

und als geeignet erwiesen haben, soll hier kurz dargestellt werden. Durch die ständige

Weiterentwicklung bleibt es spannend, was in Zukunft noch mit dem Skateboard möglich

sein wird.

Wer tatsächlich das erste Skateboard gebaut hat ist nicht hinreichend bekannt. War es ein

Surfer der einen Ersatz bei schlechten Wellen brauchte oder ein Kind, dessen Roller

anders aussehen sollte als alle anderen? Auf jeden Fall waren die ersten in privaten

Garagen gebauten Skateboards der 1950er Jahre sehr rudimentär aufgebaut und

bestanden meist aus einem soliden Stück Holz und auseinander gebauten Rollschuhen.

1959 kamen die ersten massenproduzierten Skateboards auf den Markt, welche aber

noch keinen wirklichen Fortschritt mit sich brachten, da die Hersteller eher am Profit als an

der technologischen Weiterentwicklung interessiert waren. Der erste „Boom“ war jedoch

schnell wieder vorbei. Mit bedingt durch die schlechte Qualität der Boards kam es oft zu

Unfällen, die Verkaufszahlen gingen zurück und viele Städte verboten Skateboarding auf

Grund der Gefahr, die damit verbunden war. Surfer waren davon jedoch nicht

abgeschreckt, sie sahen darin einen guten Ersatz, wenn die Wellen schlecht waren.

Skateboards wurden nun wieder vermehrt selbst hergestellt.

Der zweite kommerzielle Erfolg ist zum großen Teil auf die Entwicklung der

Polyurethanrolle Anfang der 70er Jahre zurückzuführen. Sie machte das Fahren sehr viel

kontrollierbarer als die vorher bei Rollschuhen benutzen Stahl- oder Plastikrollen. Ein

weiterer technischer Fortschritt war der Einsatz von geschlossenen Kugellagern in den

Rollen, was noch höhere Geschwindigkeiten ermöglichte.

2

Skater erkannten schnell, dass diese Verbesserungen völlig neue Möglichkeiten mit sich

brachten, das Skateboard zu benutzen. Die ursprünglich jugendfeindliche, „zubetonierte“

urbane Umgebung bot nun eine ungeahnte Vielfalt an Hindernissen, die es galt zu

erforschen und überwinden.

Die Revolution begann in Kalifornien an den Stränden von Venice Beach und Santa

Monica, wo der Besitzer eines Surfshops ein Team aus Skatern zusammenstelle. Sie

zeigten bei Wettbewerben eine völlig andere Herangehensweise an das Skaten. Wo

vorher eher gymnastische Übungen wie Pirouetten und Handstände gezeigt wurden,

benutzten diese Kids ihre Skateboards tatsächlich so, als würden sie auf der Straße

surfen. Sie waren es auch schließlich, die das Skaten in leeren kalifornischen

Swimmingpools , was vom Stil her dem Wellenreiten ähnelte, populär machten. Durch die

erneute große Popularität des Sports kamen in 70er Jahren dann auch die ersten

Skateparks zum Vorschein.

Die zweite Ernüchterung erlebte Skateboarding dann um 1980. Es wurde abermals als

sehr gefährlich eingestuft und Skateparks mussten aus Versicherungsgründen

geschlossen werden. Während der 80er Jahre waren Skateboarder wieder darauf

angewiesen, eigene Rampen zu bauen oder das zu skaten, was sie auf den Straßen

vorfanden. Hinzu kam die Entwicklung des Vertskatens3 auf selbst gebauten Hinterhof-

Half-Pipes, welche den concaven Formen der Swimmingpools ähnelten. Das Vertskaten

erfuhr zu dieser Zeit auch die größte Popularität in den Medien. Die Streetskater4 fuhren

zunächst mit den großen, breiten Vertboards doch im Laufe der Zeit wurden die Bretter

etwas schmaler und die Rollen kleiner, was technisch anspruchsvollere Tricks ermöglichte.

Seit Anfang der 90er Jahre blieb die Form des Skateboards relativ gleich, jedoch das

Skaten entwickelte sich ständig weiter. Immer mehr Tricks wurden erfunden und diese

wurden auf alle denkbaren Formen der urbanen Architektur angewendet. Einige klassische

Beispiele sind Treppen, Geländer oder auch Bordsteine. Im Prinzip wurde jedoch versucht,

alle möglichen Hindernisse möglichst kreativ und mit immer schwierigeren Tricks zu

überwinden.

Im nächsten Teil soll mit Hilfe von Bildern veranschaulicht werden, welches natürliche

Terrain im Laufe der Weiterentwicklung des Sports benutzt wurde und wie dadurch die

Obstacles eines Skateparks entstanden sind.

3 Vertskaten: Skaten in einer Half-Pipe4 Streetskaten: Skaten auf der Straße

3

2.1.2 Entwicklung der Obstacles

Was sich auf der Straße als skatebar erwiesen hat, wurde seit jeher versucht in

Skateparks umzusetzen. Das bedeutet aber nicht, dass jedes einzelne Hindernis genau

dem Vorbild auf der Straße gleichen muss. Vielmehr ist es möglich, einzelne Elemente so

zu kombinieren und zu verändern, das sich daraus vielseitige neue Möglichkeiten der

Nutzung ergeben.

Im Folgenden sollen einige wenige Abbildungen beispielhaft diese Entwicklung

demonstrieren. Es werden jeweils Elemente städtischer Architektur dem entsprechenden

Obstacle in einem Skatepark gegenüber gestellt.

Pool: (engl. Schwimmbecken)

Wie schon im vorigen Kapitel erwähnt, war schon in der frühen Geschichte des

Skateboardings das Skaten von leeren Swimmingpools populär. Manöver des Surfens

konnten hier nachgeahmt und für das Skaten neue entwickelt werden. Heutzutage ist die

Entwicklung sogar soweit voran geschritten, dass Surfer versuchen, Tricks aus dem

Skateboarding nachzuahmen. Pools sind in vielen größeren Skateparks vorzufinden und

werden nach dem ursprünglichen amerikanischen Vorbild in verschiedensten Größen und

Formen aus Holz oder Beton gebaut. Abbildungen 1 und 2 lassen ähnliche

Bewegungsformen erkennen.

4

Abbildung 2: Skater in einem leeren Swimmingpool

Abbildung : Surfer auf einer Welle

Half-Pipe: (engl. halbe Röhre)

Die ersten Half-Pipes waren tatsächlich halbe Röhren, angelehnt an die Form großer

Wasserpipelines (vgl. Abbildungen 3 und 4). Im Laufe der Jahre wurde das Design so

weiterentwickelt, das nun zwischen den beiden Vierteln ein Stück Flat (flacher Boden)

vorhanden ist. Am oberen Ende mündet der concave Übergang von der Waagerechten zur

Vertikalen (Transition) in ein Stück vertikalen Teil (Vert), meist zwischen 30 und 60

Zentimeter lang. Die übliche Höhe einer Half-Pipe liegt zwischen drei und viereinhalb

Metern (siehe Abbildung 5). Vergleichend dazu sieht man in den Abbildung 6 eine

Mini-Ramp. Sie ist im Prinzip die kleine Version einer Half-Pipe, jedoch ohne den

vertikalen Teil. Die Höhe kann zwischen knapp einem und ca. zweieinhalb Meter variieren.

5

Abbildung 5: Half-Pipe in Kiel-Gaarden Abbildung 6: Mini-Ramp in Kiel-Wik

Abbildung 3: Skater in einer Wasserpipeline (Full-Pipe)

Abbildung 4: Erste Generation einer Half-Pipe ohne Flat

Ditch: (engl. Entwässerungsgraben)

Im Gegensatz zu deutschen Gräben sind die amerikanischen meist aus Beton gefertigt.

Viele davon sind die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet und bieten durch ihre Bauform

viele Möglichkeiten zum Skaten. Hier hat auch DIY (Do it Yourself) eine große Tradition.

Mit Hilfe von Beton erweitern Skater die Ditches beispielsweise um Ledges oder bessern

beschädigte Stellen aus. Das Ufer der Ditch ist Namensgeber für ein weiteres populäres

Skatepark-Obstacle, die Bank (engl.: river bank – Flussufer)

Bank:

Jegliche Art von schräger Fläche. Amerikanische Ditches sind mit ihren betonierten

künstlichen „Flussufern“ beispielhaft für Banks. Man findet Banks aber auch häufig in

städtischer Architektur wieder (vgl. Abbildungen 7 und 8).

Curb: (engl. : Bordstein, Kantstein)

Skater in den USA bezeichnen damit ausschließlich Kantsteine. Sie werden mit einer

Wachsschicht versehen und können dann zum Grinden5 und Sliden6 benutzt werden. In

Deutschland werden auch ebenerdige Ledges als Curbs bezeichnet. Man findet sie

nahezu überall in in den Städten und sind gleichermaßen vertreten in Skateparks (vgl.

Abb. 9 und 10).

Ledge: (engl.: Mauerabsatz)

Eine Mauer, die zum Beispiel zum Abgrenzen von Gehwegen, Grundstücken oder Treppen

(in letzteren Fall „Hubba“ genannt, siehe Abb. 11-12) gebaut ist. Sie wird mittels Wachs

grind- und slidebar gemacht.

5 Grind: Ein Trick, bei dem der Skater mit einer oder mit beiden Achsen des Skateboards zum Beispiel über ein Geländer rutscht.6Slide: Trick, bei denen ein Teil des Decks (dem eigentlichen Holzbrett) dazu benutzt wird, um über Obstacles wie Rails oder Curbs/Ledges zu rutschen.

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Abbildung 7: Amerikanische Ditch Abbildung 8: Natürliche Bank im Kiel-Holtenau mit nachträglich integrierter Ledge

Flat Rail: (engl. in etwa: ebenes Geländer)

Flat Rails werden bei der Straßenarchitektur oft in ähnlicher Weise wie niedrige

Begrenzungsmauern (siehe Ledge) verwendet. Sie sind ebenfalls gut zum Grinden und

Sliden geeignet und somit fast immer in Skateparks vorzufinden (siehe Abbildung 10).

Handrail: (engl. Treppengeländer, Handlauf)

Auch Treppengeländer sind ein fester Bestandteil der Skatepark-Obstacles. Was für

Fußgänger ursprünglich zur Sicherheit

gedacht war, wird von Skatern benutzt, um

daran Tricks zu machen. Man beachte die

Ähnlichkeit von Abbildung 11 und 12.

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Abbildung 11: Ledge und Handrail

Abbildung 9: Skater grindet an einem Curb

Abbildung 10: Curb und Rail im Skatepark

Abbildung 12: Ledge und Handrail im Skatepark

Die bisher genannten Obstacles oder Abwandlungen davon gehören zu den Standards in

einem Skatepark. Sie stellen jedoch nur eine kleine Auswahl dar. Die Anzahl an möglichen

Hindernissen ist nahezu unbegrenzt, vor allem, da sie beliebig verändert und kombiniert

werden können, solange das Gesamtkonzept stimmig bleibt. Im Skatejargon wird hier der

Begriff „Flow“ verwendet, was bedeutet, dass es die richtige Anordnung der einzelnen

Obstacles erlaubt, den Skatepark möglichst variabel zu durchfahren, ohne dass man oft

vom Board absteigen oder stoppen muss.

Auch Objekte im Stadtbild, die auf den ersten Blick nicht so offensichtlich für das Skaten

geeignet sein mögen, können integriert werden. Das verdeutlicht der vermutlich durch

einen rangierendes Auto schief stehende Begrenzungspfosten (engl.: pole) in Abb. 13.

Auch derartige kleine Objekte, die keinen großen Materialaufwand mit sich bringen,

können Skateparks abwechslungsreicher gestalten (siehe Abb. 14).

Zu wissen, was Skateboarder für Terrain beanspruchen, wie der Sport sich entwickelt hat

und weiterentwickeln wird, ist sicherlich eine wichtige Grundvoraussetzung für die Planung

eines Skateparks. Der gesamte Prozess erfordert jedoch auch die Beachtung vieler

weiterer Aspekte, die über das Verständnis für Skateboarding hinaus gehen und ebenso

wichtig sind. Im folgenden Kapitel 2.2 wird versucht, die für Planung und Gestaltung von

Skateparks relevanten Bereiche zu erläutern.

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Abbildung 13: Schiefer Begrenzungspfosten

Abbildung 14: Pole als Obstacle im Skatepark

2.2 Planung und Gestaltung eines Skateparks

2.2.1 Warum Kommunen Skateparks benötigen

Lohnt sich die Investition in einen Skatepark überhaupt? Vielmals scheitert die

Realisierung eines solchen Projektes daran, dass Verantwortliche der Stadt fürchten, der

Nutzen eines Skateparks rechtfertige nicht dessen Kosten. Dies ist zum Großteil durch

das mangelnde Verständnis für und Wissen über das Skateboarding zu erklären. Vielmals

wird die potentielle Nutzerzahl unterschätzt. Auch wird befürchtet, dass ein Skatepark nur

kurze Zeit benutzt wird und Kinder und Jugendliche schon bald dem nächsten Trend

folgen. Skateboarding ist jedoch schon lange kein Trendsport mehr, wird aber von

Außenstehenden oft als ein solcher, oder noch schlimmer als eine Art

Kinderbeschäftigung, angesehen. Fakt ist jedoch, dass Skaten weit über das Kinder- und

Jugendalter hinaus geht und man durchaus auch Väter, die damals selbst als Kinder mit

zur ersten Generation von Skatern gehörten, mit ihren Kindern zusammen skaten sehen

kann. So wie es für Kinder Spielplätze oder Bolzplätze gibt, Sportvereine große Anlagen

für ihre Mitglieder haben, benötigen auch Skater Orte, an denen sie ihren Sport ausüben

können. Ist dies nicht der Fall, weichen sie zwangsläufig auf Plätze aus, an denen sie

zumeist nicht geduldet und vertrieben werden. Ein sehr treffendes Argument ist „if your

community does not have a skatepark it IS a skatepark“ (Bradstreet, 2009, S.13). Im

Konkreten sind das dann meist öffentliche Stadtplätze, Wohngebiete, große Parkplätze

von Einkaufszentren oder im Winter auch Park- und Tiefgaragen. Wenn also

Skateboarding in der Öffentlichkeit oft als Sport von Vandalen und Ruhestörern

angesehen wird, liegt es wahrscheinlich daran, dass es keine oder nicht genügend

ansprechende Ausweichmöglichkeiten in der näheren Umgebung gibt. Skateplätze

machen das Skaten also nicht nur sicherer für die Skater, sondern auch die Mitbürger

müssten sich weniger häufig durch Skateboarden in der Öffentlichkeit gestört fühlen.

Fakt ist auch, dass sich nicht jedes Kind zu traditionellen Vereinssportarten hingezogen

fühlt. Sollten sich nicht auch diejenigen Kinder sportlich betätigen können, welche eher

Gefallen an Individualsportarten außerhalb der Vereine finden?

2.2.2 Skatepark-Varianten

2.2.2.1 Das „Baukastensystem“

Es gibt viele Firmen, die modulare Rampensysteme anbieten. In ihren Katalogen bieten

sie eine mehr oder minder großen Anzahl von fertigen Obstacles an. Dies bedeutet, dass

9

sich der Kunde seinen Skatepark wie mit einem Baukasten zusammenstellen kann.

Diese Obstacles basieren meist auf Holz- oder Metallgrundgerüsten. Die Fahrbeläge sind

entweder aus Holz, Metall oder verschieden Kunststoffen (z.B. Fieberglas) hergestellt.

Auch Fertigbetonrampen sind relativ verbreitet. Vorteile solcher Systeme sind, dass man

nur eine ebene Flächen mit gutem Belag aus Beton oder Asphalt braucht, wo drauf die

Obstacles platziert werden können. Außerdem kann der Park im Laufe der Zeit relativ

schnell umgebaut (bei Beton auf Grund des Gewichts nicht so einfach) oder erweitert

werden, wenn neues Budget vorhanden ist7. Aus Sicht der Verantwortlichen bei der Stadt

ist es vorteilhaft, dass man recht exakt die Kosten dafür abschätzen kann. Wenn ein

gewisses Budget zur Verfügung steht, kann man schnell durch das Angebot der Firma

blättern und so viele verschiedene Sachen auswählen, bis das Budget erschöpft ist. Die

Firma bringt dann mit einem Laster die einzelnen Elemente an den dafür vorgesehenen

Platz und stellt sie auf. Vielen Kommunen kommt dies sehr entgegen, da lange

Planungsphasen vermieden werden, die Skater ihren Platz schnell bekommen haben und

das Thema damit abgehakt werden kann.

Auf den ersten Blick mögen diese Fertigsysteme viele Vorteile besitzen, weshalb man sie

wahrscheinlich auch überall in Deutschland verteilt in fast jedem Dorf vorfindet. Leider

haben sie meist aber mehr Nachteile als man vermuten mag. Das fängt schon beim

Design an. Oft sind es Firmen aus der Holz-, Metall- oder Betonverarbeitung oder

Spielgerätehersteller, die durch die Herstellung solcher Systeme einen neuen Markt

erschließen wollen. Sie haben zwar viel Erfahrung mit ihrem Material, jedoch weniger bis

gar keine auf dem Gebiet des Rampendesigns. Das resultiert dann in Obstacles, die

manchmal kaum fahrbar sind. Bei Quarter-Pipes8 sind zum Beispiel die Radien zu klein

gewählt oder Banks werden viel zu steil gebaut, als dass man sie gut befahren,

geschweige denn lange Freude daran haben könnte. Hinzu kommt manchmal noch, dass

diese sowieso schon fehlkonstruierten Rampen ohne viel Überlegung auf der Fläche

platziert werden und dann zu einander in Winkeln oder Abständen stehen, die es

unmöglich machen, sie vielseitig zu skaten.

Ein weiterer Nachteil ist die eingeschränkte Haltbarkeit und die damit verbundene ständig

benötigte Wartung und Instandsetzung solcher Rampen. Besonders Beläge aus Holz und

Kunststoff oder Glasfaser sind sehr anfällig und müssen schon nach wenigen Jahren oder

sogar jedes Jahr ausgetauscht werden. Auch wenn die Hersteller angeben, ihre Beläge

seien witterungsbeständig und würden lange halten, sind sie der ständigen

7 Vgl. Bradstreet S.228Quarter-Pipe: Eine Rampe in Form einer viertel Röhre. Sie wird häufig auch nur als Quarter bezeichnet.

10

Beanspruchung durch Skateboards nicht gewachsen. Irgendwann entstehen Löcher im

Belag, was dann sehr schnell das Verletzungsrisiko erhöht.

Fertigrampen müssen immer sogenannte Auffahrtsbleche besitzen, die einen guten

Übergang des Skateboards vom Beton oder Asphalt auf das Obstacle ermöglichen.

Bedingt durch die kleinen Skateboardrollen (meist 50-56mm Durchmesser) muss das

Blech genau mit dem Boden abschließen, da schon kleine Lücken das Skateboard abrupt

abstoppen lassen können und schwere Stürze möglich sind. Mit der Zeit verbiegen diese

Bleche jedoch oder die Befestigungsschrauben lösen sich. Eins sicheres Befahren ist

dann nicht mehr möglich.

Fertige Obstacles aus Beton haben je nach Größe ein sehr hohes Eigengewicht. Die

Grundfläche des Skateparks muss dieses Gewicht unbeschadet tragen können. Bei

Asphalt könnte es dazu kommen, dass er im Sommer bei längerer Sonneneinstrahlung

weich wird und die Obstacles mit der Zeit absacken. Dies hätte zur Folge, dass der

Übergang zwischen Auffahrtsblech und Belag rissig wird und Spaltmaße entstehen, die

wiederum Stürze provozieren. Beton als Grundfläche ist nicht zwingend erforderlich, wäre

aber langfristig die bessere Wahl.

Auch wenn die Initialkosten von Modulsystemen geringer sind als bei individuell geplanten

Betonparks von professionellen Skateparkfirmen, so müssen dafür immer wieder

Wartungs- und Reparaturkosten aufgebracht werden, welche die Kommune einerseits

nicht eingeplant haben mag und andererseits den günstigeren Kaufpreis schnell nicht

mehr rechtfertigen. Es sollten bei geringem Budget eher in wenige gute als viele schlechte

Obstacles investiert und spätere Ausbaufähigkeit eingeplant werden. Das bekannte

Sprichwort „Qualität statt Quantität“ gilt auch uneingeschränkt für Skateparks.

Zuletzt sei noch gesagt, dass auch manche auf Skateparks spezialisierte Firmen fertige

Rampendesigns anbieten. Bei diesen können die Bedenken, dass sie nicht den

Ansprüchen der Skater genügen, vernachlässigt werden. Hier wurde wahrscheinlich

genug Know-How in die Entwicklung gesteckt und das Design hat sich als gut fahrbar

bewährt. Außerdem sollte auch hier von Seiten der Firma eine gute Beratung stattfinden,

wie sich die einzelnen Module am besten kombinieren lassen. Darauf wird aber später, im

Teil zu professionellen Skateparkfirmen, näher eingegangen.

2.2.2.2 Individuell geplante Skateparks (aus Holz oder Beton)

Diese Art Skateparks zu bauen wird von den meisten professionellen Skateparkfimen

praktiziert und bietet den großen Vorteil, spezielle Kundenwünsche zu realisieren, die mit

11

fertigen Modulsystemen nicht möglich sind. Die verwendeten Werkstoffe sind meist Holz

oder Beton.

Holz hat natürlich auch hier den Nachteil der geringen Witterungsbeständigkeit und die

Beläge der Rampen müssen nach einiger Zeit erneuert werden. Selbst die im Rampenbau

populären mit Phenolharz beschichteten Siebdruckplatten halten meist nur ein paar Jahre.

An Orten, die nicht so starker Witterung ausgesetzt sind (zum Beispiel unter Brücken),

haben solche Beläge eine weitaus höhere Lebenserwartung. Manche Hersteller bieten als

Alternative speziell entwickelte Beläge wie Skatelite® oder Skatesmart® an, die solche

Probleme eliminieren sollen9.

Bei der Betonbauweise kann noch unterschieden werden zwischen Parks aus Ortbeton

und solchen, bei denen die Obstacles beim Hersteller gegossen und vor Ort mit Kränen

aufgestellt werden. Auch Mischformen dieser beiden Bauweisen sind möglich.

Ortbeton, wie der Name es vermuten lässt, wird vor Ort verarbeitet. Dazu muss natürlich

einiges an Vorarbeit geleistet werden. Zum Beispiel müssen Drainagen verlegt werden,

Ausgrabungen und Anhebungen für die verschiedenen Ebenen geschaffen und diese

verdichtet werden. Auf die genaue Ausführung kann hier natürlich nicht weiter

eingegangen werden, es sind jedoch im Grunde Prozesse, wie sie Standard im

Gebäudebau sind. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werden die Schalungen für

die Obstacles an den dafür vorgesehenen Stellen aufgebaut und mit Bewehrungsstahl

versehen. Zum Schluss wird mit speziellen Spritzgeräten der Beton in die Schalungen

gefüllt. Der Beton muss dann nochmals verdichtet werden und die Oberflächen in viel

Handarbeit geglättet werden, damit diese ein perfektes Finish erhalten.

Dass die Kosten für solch eine komplexe Bauweise höher sind, als für Fertigrampen auf

einer ebenen Fläche, liegt auf der Hand. Sie bringt jedoch so viele Vorteile mit sich, dass

sich damit alle anfänglichen Mehrkosten plausibel rechtfertigen lassen.

Die Lebensspanne von Skateparks aus Fertigbauteilen beträgt vielleicht fünf bis maximal

zehn Jahre. Während dieser Zeit müssen jedoch jedes Jahr kostenintensive

Wartungsarbeiten stattfinden, die günstigen Kaufpreis schnell relativieren. Fahrbeläge und

Auffahrtsbleche müssen erneuert und Schrauben nachgezogen werden, da die Obstacles

sonst schnell ein großes Verletzungsrisiko darstellen. Komplett aus Beton gefertigte

Skateparks sind nahezu wartungsfrei. Sie können leicht eine Spanne von mehreren

Jahrzehnten erreichen, in denen nur geringe Ausbesserungsarbeiten nötig sind, denn alle

Probleme der „Baukastenrampen“ sind hier durch das Bauprinzip eliminiert. Schrauben

und Auffahrtsbleche gibt es nicht, da alles aus dem gleichen Werkstoff besteht und „wie

9 siehe www.skatelite.com oder http://www.iou-ramps.com/pdfs/skatesmart

12

aus einem Guss“ in einander übergeht. Beton verrottet nicht wie Holz und verbiegt nicht

wie Blech; das Material ist also viel resistenter gegen die starke Beanspruchung der

Skater und auch spontanen Vandalismus. Damit verbunden ist natürlich das geringere

Verletzungsrisiko durch beschädigtes Material.

Die Vorteile sind aber nicht nur bei Sicherheit und Wartungsfreiheit zu sehen. Was

eigentlich viel interessanter ist, sind die Vorteile, die Betonparks für den Sport selbst

darstellen. Durch glatte (ebene, gleichmäßige, nicht rutschige) Oberflächen, die

fließenden Übergänge zwischen Boden und Obstacles wird ein sehr hoher Fahrkomfort

erreicht. Die kleinen Polyurethanrollen der Skateboards erfahren einen geringeren

Reibungswiderstand als bei rauem Asphalt und man muss weniger Energie für das

Pushen (Anschwung geben) aufbringen. Man kann sich quasi auf das Wesentliche, das

Fahren und Üben von Tricks, konzentrieren. Hinzu kommt das im Skatejargon „Pop“

genannte gute Absprungverhalten des Materials10: Ein Betonrampe gibt keinen Millimeter

nach und alle gegen sie gerichtete Absprungenergie kann in Höhe umgesetzt werden.

Holzrampen haben besonders nach einiger Zeit der Beanspruchung und nach

Regeneinfluss den Nachteil, dass das Material weich wird. Will der Skater mit seinem

Skateboard von der Rampe abspringen, wird ein Teil der Energie von der nachgebenden

Rampe „geschluckt“.

Ein ästhetischer Nachteil von Beton mag eventuell seine Farbe sein. Riesige graue

Betonflächen werden von der Öffentlichkeit nicht gerade als schön empfunden. Dem kann

aber mit vielen gestalterischen Möglichkeiten entgegengewirkt werden. Beton kann

entweder nachträglich lackiert oder schon als spezieller farbiger Beton hergestellt werden.

Auch kann dies zu einer Beteiligung mit regionalen Künstlern führen. Was in den

Vereinigten Staaten seit einiger Zeit die größte Popularität erfährt sind sogenannte

Skateplazas. Hier wir der Skatepark bewusst im Design an öffentlich Stadtplätze

angelehnt, um ihn optisch attraktiver zu machen und in das Stadtbild zu integrieren. Es

kommen viele Obstacles vor, wie man sie auch auf der Straße vorfinden würde. Bänke,

Picknicktische, Brunnen oder auch „skatebare Kunst“ sind hier beispielsweise denkbar.

So kann auch mit anderen Materialien wie zum Beispiel Granit gearbeitet werden, der sich

bei entsprechend glattem Schliff sehr gut zum Skaten eignet. Auch Naturstein oder

Backstein ist möglich, dies würde dann aber eher in nicht skatebaren Bereichen des Parks

zum Einsatz kommen.

10 Es sei angemerkt, dass auch Skater, die in der Lage sind Tricks hoch auszuführen, damit betitelt werden, viel „Pop“ zu haben.

13

2.2.3 Kernprinzipien zur Qualitätssicherung

2.2.3.1 Beteiligung der Nutzer bei der Planung

Das Recht auf Beteiligung junger Erwachsener in der Kommune ist seit 1996 in der

Schleswig-holsteinischen Gemeindeordnung festgeschrieben. Damit die Einflussnahme

Kinder und Jugendlicher im öffentlichen Raum funktioniert, muss sie zu einem gewissen

Maß formal organisiert sein. Die Formen der Beteiligung lassen sich in drei Arten

unterscheiden:

• Repräsentative Beteiligungsformen, bei denen Kinder und Jugendliche in der Regel

Rede- oder Vorschlagsrecht in Ausschüssen der Gemeinde haben.

• Offene Beteiligungsverfahren wie Kinder- und Jugendversammlungen, an denen

Interessierte auch spontan teilnehmen können

• Beteiligungsprojekte, die in den meisten Fällen thematisch und zeitlich begrenzt

sind und auf ein konkretes Ziel und fassbares Produkt hinarbeiten, wie zum Beispiel

ein Spielplatz oder Jugendraum. (vgl. Knauer et al. 2004, S.33)

Die Grenzen zwischen den einzelnen Formen sind nicht immer deutlich. Oftmals

interagieren die verschieden Arten und können so auch ihre jeweiligen Vorteile einbringen.

Der Vorteil von Beteiligungsprojekten liegt im Besonderen darin, dass sie auf ein sehr

spezifisches Ziel ausgerichtet sind und so oft schnelle, greifbare Erfolge verzeichnen, mit

den sich die Jugendlichen identifizieren können. (vgl. Knauer 2004, S.34)

Die Planung und der Bau von Skateparks sind ein gutes Beispiel für solche

Beteiligungsprojekte und werden in Deutschland auch oft in dieser Form praktiziert.

Warum diese Form in ihrer Qualität leider auch vielmals schlechte Ergebnisse zum

Vorschein gebracht hat, lag zum einem großen Teil daran, aus welcher Position das

Projekt initiiert wurde.

Top-Down-Projekte:

Sie werden aus der Politik gestartet und müssen sich die zu beteiligenden Jugendlichen

und weitere Projektpartner erst suchen. Das Problem im Bezug auf die Planung eines

Skatepark-Projektes ist hierbei, dass der Initiator wohl gute Intentionen haben mag, jedoch

das fehlende Fachwissen dazu führt, dass gut geeignete Partner nicht gefunden und die

späteren Nutzer, die eventuell genug Expertise hätten, nicht erreicht werden.

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Bottom-Up Projekte:

Die Initiative ergreifen hier die Jugendlichen selbst. Sie müssen zuständige Erwachsene

und die Politik von ihrem Vorhaben überzeugen. Diese Art trifft meist auf sehr viel

Widerstand und ist oft zum Scheitern verurteilt, da der Sachverhalt nicht mit genug

Nachdruck vorgetragen werden kann und so schnell als „Wunschdenken“ abgestempelt

wird. Typische Gegenargumente, die beim Wunsch eines Skateparks gebracht werden

sind dabei, dass die Stadt kein Geld dafür hat oder der Nutzen den Preis nicht rechtfertigt.

Projekte aus der Mitte:

Hier agiert die haupt- oder ehrenamtliche Jugendarbeit als Vermittler zwischen

Jugendlichen und Erwachsenen. Auch sie müssen Beteiligung suchen und zudem bei

Politik und Verwaltung für ihr Vorhaben werben. Die größte Aussicht auf Erfolg haben

Skateparkprojekte, bei denen der Initiator auf Grund von Fachkenntnissen selbst genau

weiß, welche Ansprechpartner im Bereich der Jugend aber auch der letztendlichen

Fertigung in Frage kommen. Zudem sollte er auch befähigt sein, seine Kompetenzen bei

wichtigen Entscheidungen wie Budgetplanung, Standortwahl oder Designplanung

einzubringen. Als Beispiel kann hier der Kieler Skateboardverein Skateboard Ahoi e.V.

genannt werden. Das Team besteht zum Großteil aus aktiven Skatern, die jeweils

Expertenwissen aus verschieden Gebieten besitzen. So sind dort Pädagogen,

Jugendarbeiter, professionelle Skater und sogar professionelle Rampenbauer (Anker-

Rampen) im Team vertreten, die sich alle zum Ziel gesetzt haben, den Sport in und um

Kiel voranzutreiben und Jugendliche zu fördern, indem ihnen qualitativ hochwertige

Skateparks geboten werden.

Ein weiterer Vorteil, den die Einbindung der lokalen jugendlichen Skater in Entwicklung

und eventuell Bau mit sich bringt ist, dass sie damit auch ein Gefühl von Stolz entwickeln

und Verantwortung für den Park übernehmen. Dadurch wird wird es oft zur Ehrensache,

die Anlage mit Respekt zu benutzen. Vandalismus und Vermüllung werden sehr

wahrscheinlich zu einem geringeren Problem werden.

2.2.3.2 Lage

Der Standort ist ein grundlegender Aspekt bei der Planung eines Skateparks. Ihm sollte

genügend Beachtung geschenkt werden, damit die fertige Anlage von den Skatern gut

angenommen wird und auch langfristig genutzt werden kann.

Viele Skater sind Kinder und Jugendliche, die selber noch kein Auto fahren. Eine gute

Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel sollte daher gegeben sein. Auch

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Parkmöglichkeiten sind notwendig, nicht nur für ältere Skater, sondern auch für Eltern, die

ihre Kinder hinbringen und abholen wollen. Da Skateboarding ein gewisses

Verletzungsrisiko birgt, sollten auch Krankenwagen möglichst nah an die Anlage

heranfahren können.

Wenn Skateparks in schlecht einsehbare und schwer zugängliche Orte gebaut werden,

kann dies zu Problemen führen, wie sie typisch für solche Orte sind. Vandalismus,

Vermüllung oder sogar Kriminalität sind hier im Besonderen zu nennen. Skater wären

zwar nicht die Verursacher, würden aber eventuell dafür verantwortlich gemacht werden,

und dass kann nicht im Sinne eines Sports sein, der nicht das beste Image bei der

Bevölkerung hat. Gerade jüngere Jugendliche würden diesen Platz kaum zum Skaten

nutzen, da sie sich dort nicht sicher fühlen könnten.

Auch wenn das Skaten auf Betonrampen oder gut gebauten Holzrampen nicht unbedingt

einen höheren Lärmpegel mit sich bringen sollte, als viele andere draußen stattfindende

Sportarten, sollten Skateboardanlagen jedoch nicht zu nah an Wohnhäusern gebaut

werden. Es wird leider immer Nörgler geben, die aus Unverständnis für den Sport gegen

das Fortbestehen einer Anlage wegen Lärmbelästigung Klagen einreichen. Dies kann

dazu führen, dass die Anlage dann nur noch zeitlich sehr eingeschränkt benutzt werden

darf oder sogar ganz geschlossen werden muss, so geschehen nach der Umgestaltung

eines Stadtplatzes in Hannover-Linden, dem Küchengarten( siehe Abbildung 1).

Bei der Gestaltung des Platzes wurden einige architektonische Elemente bewusst für die

Nutzung durch Skater eingeplant und das Skaten ausdrücklich erlaubt. Der Platz wurde

von Skatern direkt gut angenommen, auch wenn er nicht viel mehr bietet als seine

zentrale Lage, eine große Fläche mit gutem Boden und ein paar Ledges. Die Popularität

wurde dem Platz jedoch schnell zum Verhängnis, da sich Bewohner eines angrenzenden

Wohnblocks durch die Geräuschkulisse der Skateboards gestört fühlten. Obwohl

Messungen ergaben, das die Lärmrichtlinien durch die Skater nicht überschritten wurden,

mussten sich diese damit zufrieden geben, den Platz nur noch an drei Tagen der Woche

zu benutzen, um ein komplettes Skateverbot zu verhindern.

(vgl. www.linden-entdecken.de, Küchengarten Umbau 2006-2008)

16

Abbildung 1: Küchengartenplatz Hannover-Linden: Links im Bild eine Ledge mit Skater, rechts der angrenzende Wohnblock (Quelle: www.linden-entdecken.de)

Ideal sind daher Orte, an denen Menschen selbst gerne ihre Freizeit aktiv verbringen und

ein gewisser Lärmpegel als gegeben akzeptiert wird und nicht dort, wo sie sich

verständlicherweise bei ihrer Arbeit gestört fühlen oder ihre Ruhe haben wollen.

In vielerlei Hinsicht kann es daher von Vorteil sein, Skateparks in bereits bestehende

öffentliche Parkanlagen einzubauen, dessen Einrichtungen wie Parkplätze, Toiletten oder

eventuell sogar Beleuchtung dann mitbenutzt werden können. Dies würde auch

ermöglichen, dass das zu Verfügung stehende Budget tatsächlich rein für den

Skateparkbau in Anspruch genommen werden kann. Eventuell ist sogar schon eine

vorhandene betonierte oder asphaltierte Fläche vorhanden, die als Grundfläche für die

Rampen benutzt werden könnte. In öffentlichen Parks, wo die verschiedensten Menschen

zusammenkommen um ihre Freizeit zu verbringen, kann sich die ganze Kommune an

einem Skatepark erfreuen. Eltern können dort mit ihren Kindern den Tag verbringen oder

auch andere Parkbenutzer können den Skatern bei ihren Tricks zuschauen. Dies bringt die

Argumentation auf einen weiteren wichtigen Aspekt: den sozialen Treffpunkt.

2.2.3.3 Skateparks als sozialer Treffpunkt

Skater selbst sind natürlich auch Menschen, die Bedürfnisse wie alle anderen

Parkbenutzer haben. So wird der Platz zu einem Ort, an dem man nicht nur seinen Sport

ausübt. Er wird ein sozialer Treffpunkt und gibt Gelegenheit zur Interaktion – auch mit

Außenstehenden, die dadurch eventuelle Vorurteile gegenüber Skateboarding abbauen.

Für viele jugendliche Skater wird der Skateplatz sehr wahrscheinlich der Ort, an dem sie

mit ihren Freunden den Großteil ihrer Freizeit verbringen. Dies wird aber oft bei der

Gestaltung der Anlage zu wenig beachtet. Anstatt zu zweifeln, ob der Skatepark auch gut

frequentiert wird, sollte man bei der Planung von Anfang davon ausgehen, dass er bei den

Benutzern sehr populär sein wird. Es sollten daher am Rand des Skateplatzes Flächen

vorhanden sein, an denen sich die Skater „abseits des Bretts“ aufhalten und wohl fühlen

können. Zusätzliche Elemente wie Sitzgelegenheiten, schattige Plätze oder Unterstände

sind wichtig und daher von Anfang an mit einzuplanen (vgl. Whitley, 2010).

2.2.3.4 Platzbedarf (Grundfläche)

Die sprichwörtliche Basis für einen guten Skatepark ist die tatsächliche „Basis“, nämlich

die Bodenfläche. Viele Skater sind tatsächlich schon glücklich, wenn sie eine Fläche

haben, auf der das Skateboard gut rollt. Das erklärt auch, warum man Skater häufig auf

Stadtplätzen finden, die kaum mehr bieten als das. Die Fläche sollte aber nicht nur sehr

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guten Belag haben (Beton oder hochwertigen Asphalt), sondern auch groß genug gewählt

werden.

Oft wird die benötigte Grundfläche eines Skateparks unterschätzt, welche sich durch die

Dynamik des Skatens ergibt: Skater versuchen oft „Lines“ zu fahren. Das bedeutet, man

fährt quer durch den Skatepark und versucht, mehrere Tricks nacheinander zu machen

oder einfach nur zu „cruisen“ (gemütlich durch die Gegend fahren). Da besonders bei

gutem Wetter ein Skatepark von vielen Skatern gleichzeitig benutzt wird, müssen die

Flächen zwischen den Rampen ausreichend groß sein, sodass man sicher aneinander

vorbeifahren kann und Kollisionen vermieden werden.

Wenn der vorhandene Platz gering ist, darf also nicht der Fehler begangen werden, so

viele Obstacles wie möglich unterzubringen. Große Grundflächen erlauben die spätere

Erweiterung durch neue Obstacles (Vergleiche Skatepark Holtenau oder Skatepark Gettorf

im Kapitel: Beispiele). Stehen nur kleine Flächen zu Verfügung, sollte in die Qualität

einiger weniger Obstacles investiert werden, die bei den örtlichen Skatern populär und

vielseitig nutzbar sind.

2.2.3.5 Klein bedeutet nicht „für Anfänger“

Für jemanden der nicht selbst Skateboard fährt mag es plausibel sein, dass große

Rampen für Profis und kleine für Anfänger geeignet sind. Schließlich ist das ja bei anderen

Sportarten auch so. Kleine Kinder spielen Fußball mit kleinen Bällen auf kleinen Feldern

und schießen auf kleinere Tore. Bei Skateparks kann dieses Prinzip jedoch nicht so

einfach angewendet werden. Ein höheres Rail ist vielleicht schwieriger zu benutzen als ein

niedriges, aber eine große Quarter mit einem großen Radius lässt sich viel einfacher

fahren als eine kleine Quarter mit einem engen Radius. Ein Slalomparkour wird auch nicht

dadurch leichter zu fahren, dass man die Pylonen enger zusammenstellt.

Für Kommunen ist es daher wichtig zu wissen, dass der Skatepark nicht in verschiedene

Schwierigkeitsstufen unterteilt sein muss sondern etwas bietet, was für alle Skater gut

funktioniert. Anfänger lernen schnell dazu und tasten sich aus natürlichem Respekt

vorsichtig an Obstacles heran, die ein hohes Maß an Kontrolle erfordern. Wenn man aus

Sicherheitsgründen Miniaturversionen von etwas baut, wird dieser Respekt genommen.

Anfänger könnten sich somit leicht überschätzen, was entgegen der Intention das

Verletzungsrisiko steigert.

Beim Skateboarding kommt es nicht nur darauf an, dass die Hindernisse immer

schwieriger werden, sondern dass man vor allem versucht, diese mit immer schwierigeren

18

Tricks zu überwinden. Erfahrene Skateparkdesigner sind sich dessen bewusst und wissen,

wie ein Skatepark gestaltet werden muss, damit jeder vom Anfänger bis zum Profi lange

daran Spaß hat und neue Herausforderungen findet (vgl. Whitley, 2010).

2.2.3.6 Der neue Skatepark ist eine Möglichkeit, kein Problem

Schnell kann es passieren, dass die Schwierigkeiten, die beim „Projekt Skatepark“ zu

überwinden sind, die Planung und das Ergebnis negativ beeinflussen. Angespannte

Haushaltslage, zu erwartende Beschwerden wegen Lärmbelästigung, Angst vor

Vandalismus, Verschwendung von Steuergeldern und geringer Nutzen sind einige der

meist geäußerten Vorwürfe von Seiten der Gegner in Politik und Bevölkerung. Dazu passt

eine sehr treffende Aussage des örtlichen SPD-Fraktionschefs Roland Bartz zur geplanten

Skateanlage Schwedeneck, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Er

„kündigte an, dem Etat mit der enthaltenen Skateranlage nicht zuzustimmen, weil er in keiner Weise

ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis sehe. Eine nennenswerte Nachfrage sei nicht vorhanden,

auch sei es den Jugendlichen durchaus zuzumuten, nach Scharnhagen oder Lindhöft zu fahren, wo es

ähnliche Anlagen gibt, beziehungsweise geben wird. Im Übrigen seien Skateranlagen in fast allen

Gemeinden „ein sozialer Brennpunkt. Das will ich Schwedeneck nicht zumuten.“ (KN-online, 4.Oktober

2009)

Doch ausgerechnet wenn versucht wird, alle kontroversen Aspekte zu Gunsten der

Gegner zu entscheiden, führt das zu den Problemen, die diese vorausgesagt haben (siehe

Tabelle 1).

Standpunkt Opposition → Entscheidung → Ergebnis

• Angespannte Haushaltslage

• Geringer Nutzen

• Budget wird möglichst niedrig gewählt

• Anlage unterfinanziert, • unattraktiv für

Benutzer• Geringer Nutzen

• Zu erwartende Lärmbelästigung

• Vandalismus

• Anlage wird dort gebaut, wo niemand gestört wird

• außerhalb Hör- und Sichtweite

• Entlegene Orte fördern:

• Vandalismus • Junge Skater fühlen

sich unwohl• Geringer Nutzen

Tabelle 1:Folgen zu großen Einflusses der Gegner auf die Skateparkplanung

An dieser Stelle muss genügend Wert auf Überzeugungsarbeit gelegt werden und

19

Kommunikation mit den Gegnern stattfinden, zum Beispiel in öffentlichen Sitzungen. Die

positiven Aspekte müssen den Projektgegnern erläutert werden um Vorurteile zu

entkräften und eine Lösung zu finden, die tatsächlich beide Seiten zufrieden stellt. Einige

Ansätze hierzu wären:

Vorurteil: Vandalismus

• So offensichtlich es „mit gesundem Menschenverstand“ auch erscheinen mag, dass

Skater niemals ihren eigenen Skateplatz zerstören würden, so muss dies jedoch

manchen Leuten verdeutlicht werden – Wer am Wochenende seinen Garten

genießen möchte, verunstaltet auch nicht seine eigenen Blumenbeete.

• Deutlich machen, dass abgelegene Orte jeglicher Art problematisches Verhalten im

Allgemeinen fördern.

Vorurteil: Lärmentwicklung

• Massiv konstruierte Skateparks (z.B. aus Beton) produzieren weit aus weniger

Lärm als solche aus Metall.

• Zusätzlich können in Richtung eventuell nahe gelegener Wohnhäuser bepflanzte

Schallschutzwälle errichtet werden.

• Versuchen, zentrale Orte zu finden, an denen Lärm geduldet ist (vgl. Kapitel: Lage)

Vorurteil: Geringer Nutzen

• Verdeutlichen, wie populär Skateboarding tatsächlich ist. Nicht alle Kinder

interessieren sich für traditionelle Sportarten. Auch ihnen muss es möglich sein,

sich sportlich aktiv und vor allem kreativ zu beschäftigen.

• Andere Sportler können die Anlage mit benutzen (Inline-Skates, Scooter, BMX11)

• Interkommunale Planung in Erwägung ziehen. Wenn eine Anlage im eigenen Ort

nicht realisierbar ist, benachbarte Kommunen unterstützen.

Vorurteil: Angespannte Haushaltslage

• Bei geringem Budget nicht in jedem Dorf den gleichen langweiligen Park bauen.

Versuchen, an verschiedenen Orten attraktive Akzente zu setzen (sogenannte

Skate Spots schaffen). Wenn zum Beispiel im Nachbarort eine Mini-Ramp steht,

11 BMX: Mitbenutzung unter bestimmten Voraussetzungen: z.B. getrennte Fahrzeiten für BMX-Fahrer und Skater, da erhöhtes Verletzungsrisiko durch Kollision besteht; Verbot von Grind-Pegs am BMX. Diese beschädigen zu sehr die Obstacles

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könnte im eigenen Ort der Fokus auf Street Obstacles wie Curbs, Rails oder

Manual Pads gelegt werden.

• Wenn das Budget für einen eigenen Skatepark zu gering ist, mit anderen

Kommunen zusammenlegen.

• Phasenbauweise in Betracht beziehen (Erweiterung des Skateparks, wenn neue

Gelder zur Verfügung stehen)

Hilfreich kann es auch sein, erfolgreiche Projekte, die ähnliche Voraussetzungen hatten,

als Beispiele nennen (Vergleiche Kapitel: Beispiele realisierter Skatepark-Projekte).

Das Projekt Skatepark sollte für eine Kommune von Anfang an so aufgefasst werden, dass

es möglich ist, allen Beteiligten entgegen zu kommen. So kann etwas vorbild- und

beispielhaftes erschaffen werden, was nachhaltig den Skateboardsport fördert und woran

sich in Zukunft andere Projekte orientieren können.

2.2.4 Professionelle Skatepark-Firmen

So wichtig es auch ist, Kinder in die Planung von Skateparks mit einzubeziehen, darf man

nicht den Fehler begehen, ihnen die Verantwortung zu überlassen, das Design des

Skateparks zu bestimmen und zu entwerfen. Sie haben zwar sehr viele Ideen und

Wünsche, was in „ihrem“ neuen Park vorhanden sein soll, es mangelt jedoch an einer

wichtigen Grundvoraussetzung, nämlich Erfahrung. Um zu wissen, was funktioniert und

was nicht, was verschiedene Könnensstufen anspricht und auf Dauer fordert und Spaß

macht, muss man viele verschiedene Skateparks gesehen, geskatet und gebaut haben.

Deswegen haben wirklich gute Skateparkfirmen Experten für alle Bereiche des Planungs-

und Bauprozesses einer Anlage an Bord. Viele von ihnen, zumeist der Gründer selbst,

sind Skater mit langjähriger Erfahrung. Sie sollten natürlich auch ein gewisses

Designtalent besitzen, um selbst Parks entwerfen zu können. Ein gutes Design alleine ist

leider noch längst kein Garant für Erfolg. Eine schlechte Ausführung bei der Konstruktion

kann das beste Design im schlimmsten Fall unfahrbar machen oder die Langlebigkeit

gefährden („Pfusch am Bau“). Daher sind viele Firmen so ausgelegt, dass die von ihnen

entworfenen Parks auch selbst gebaut werden. Oft sind deswegen auch Architekten und

Ingenieure Teil des Teams. Sie wissen, dass viele Kleinigkeiten beachtet werden müssen,

welche nachher eine große Auswirkung auf die Fahrqualität haben. Insbesondere bei

Skateparks aus Beton ist dies wichtig, da Fehler beim Bau später nur schlecht und vor

allem kostenintensiv nachgebessert werden können. Da wäre zum Beispiel das genaue

21

Anarbeiten der Fahrflächen zu den Auffahrten der Obstacles oder die richtige Ausrichtung

der Copings12 zu nennen.

Ein Konstruktionsfirma, die etwa die meiste Erfahrung auf dem Gebiet Straßenbau hat,

würde über solche Feinheiten nicht Bescheid wissen und sie außer Acht lassen. Allerdings

gibt es auch die Möglichkeit, dass die Skateparkfirma Leute zu Verfügung stellt, die beim

Bau durch eine Fremdfirma als Bauleiter fungieren oder diese zumindest genau

eingewiesen wird.

Man sollte sich also genau über eine Firma informieren, bevor man ihr den Auftrag erteilt.

Dazu sollte schon deren Internetpräsenz möglichst viel Aufschluss geben. Es sollten am

besten einige Referenzen von realisierten Projekten vorgestellt werden. Über diese kann

man sich zusätzlich direkt bei den Gemeinden und den dortigen Nutzern informieren, ob

die Anlage tatsächlich gut angenommen wird. Eventuell kann man auch Ausflüge mit den

Jugendlichen dorthin planen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Generell sollte

die Firma den Eindruck vermitteln, dass sie selbst daran interessiert ist, ein qualitativ

hochwertiges Endprodukt abzuliefern, was für eine lange Zeit die Nutzer fordert und eine

Bereicherung für die Kommune ist. Sie sollte in vielen Prozessen der Realisierung

Handlungskompetenzen besitzen sowie Interesse an der Kommunikation mit dem

zuständigen Planungsbüro und den Jugendlichen zeigen. Bereits frühzeitig sollten

technische Details der gesamten Planung vorliegen können, damit zum Beispiel die

Kostenstruktur erhalten bleibt und nicht später böse Überraschungen auftreten, die den

Preis in die Höhe treiben. Von Firmen, die hauptsächlich Kinderspielplätze bauen und

Skaterampen nur als Teil ihres Angebots haben, sollte generell Abstand genommen

werden, da sie wahrscheinlich eher am Profit als an den wahren Bedürfnissen der Skater

interessiert sind. Wenn also in den Prospekten dieser Firmen steht, Skateboarding sei

„cool“, „in“ oder „der neue Trendsport“, sollte man ihnen lieber nicht den Auftrag für den

neuen Skatepark erteilen.

2.3 Beispielhafte Projekte2.3.1 Skatepark Gettorf

Der Skatepark in Gettorf ist beispielhaft dafür, dass man mit einem relativ geringen Budget

schon sehr viel richtig machen kann. 30.000 € wurden veranlagt, welche sich aus 26.500€

der Gemeinde Gettorf, 500€ durch eine Spendensammlung der örtlichen Jugend und

12 Coping: Das Eisenrohr am oberen Ende einer einer Quarterpipe. Es wird dazu benutzt, um Grind- oder Slidetricks zu machen .

22

3000€ der Nachbargemeinde Osdorf zusammensetzten. Die Anlage wurde komplett aus

Beton gefertigt, was eine lange Lebensdauer mit geringen Wartungskosten verspricht.

Durch das relativ geringe Budget für so eine Bauweise wurde die Anlage abschnittsweise

geplant. Der erste Teil ist zwar relativ klein (ca. 22 x 6 Meter), bietet aber durch die

Zusammenarbeit mit den örtlichen Skatern schon einige Elemente, die gut angenommen

werden. Es ist also ohne weiteres möglich, bei neu vorhandenem Budget die Anlage zu

erweitern und somit noch attraktiver zu gestalten. Hervorzuheben ist auch die Beteiligung

der knapp drei Kilometer entfernten Nachbargemeinde. Es ist sicherlich besser, jüngeren

Skatern kleine Entfernungen wie diese (vergleichbar etwa mit vielen Schulwegen)

zuzumuten, als ihnen statt dessen in beiden Orten etwas hinzustellen, was nicht

zufriedenstellend ist. Auch wenn die Spendensammlung der Jugendlichen nur einen relativ

niedrigen Betrag zusammengebracht hat, haben sie damit vor allem Außenstehenden

bewiesen, dass sie hinter dem Projekt stehen und “ihren” neuen Skatepark gut annehmen

werden. So ein Einsatz überzeugt auch Sponsoren. Wer etwas spendet, möchte natürlich

vorher wissen, ob es tatsächlich für einen guten Zweck ist.

2.3.2 Skatepark Holtenau

Der Skatepark in Holtenau ist unter der Nord-Ostsee-Kanalbrücke gelegen. Schon bevor

dort der Skatepark gebaut wurde, war es ein bei den Kieler Skatern bekannter Spot, da

zwei große Banks Teile der Brückenarchitektur sind und zum Skaten benutzt werden

können.

Bei diesem Projekt standen nur 22.000€ zur Verfügung, wovon alleine 17.000€ für die

Asphaltierung der Fläche aufgebracht werden mussten. Mit den verbleibenden 5000€

wurden deshalb einige kleine Street Obstacles gebaut, die sich mit geringen

Materialkosten realisieren lassen . Dazu gehören zwei Flat Rails, zwei Curbs, ein Manual

Pad, ein Roof Top (Hausdach) und zwei Poles. Die erwähnte vorhandene Bank wurde in

die Planung mit einbezogen und um eine Ledge erweitert. Durch geschickte Anordnung

der einzelnen Elemente kann der Platz sehr vielseitig genutzt werden. Die große

vorhandene Fläche unter der Brücke erlaubt es, dass in Zukunft neue Obstacles

hinzugefügt werden können, was auch schon in der ersten Planungsphase mit

einkalkuliert wurde.

Einziger Nachteil des Parks ist die Lage. Solch entlegene Orte wie Brückenunterführungen

fördern kriminelles Verhalten. Vandalismus ist ein geringeres Problem, da die Rampen

23

solide aus Beton und Metall gebaut sind. Jedoch fühlen sich besonders jüngere Skater

eventuell unwohl, da niemand mitbekommt, was dort geschieht. Bleibt zu hoffen, dass die

Pläne für eine Erweiterung des Skateparks in die Tat umgesetzt werden, sodass immer

eine große skatende Gemeinschaft den Platz nutzt und er nicht von anderen Gruppen in

Beschlag genommen wird.

3 Fazit

Skateboarding ist mittlerweile ein etablierter Sport, doch auch er durchlebt Trends. Dies

wirkt sich auch auf die Anforderungen an die Obstacles eines Skateparks aus. Besonders

bei knappem Budget wird dies ein wichtiger Aspekt, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.

So wie in den 80er Jahren das Vertskaten dominierte, ist es heute vor allem das

Streetskaten, was die meisten Skater fasziniert und in Skatemagazinen und Videos

dargestellt wird. Gerade Obstacles wie Half-Pipes sind aufgrund des hohen

Materialaufwands sehr teuer, heutzutage bei den jüngeren Skatern aber nicht gefragt. Aus

diesem Grund ist es unabdingbar, eng mit Experten zusammen zu arbeiten. Gute

Ansprechpartner sind die in Deutschland immer populärer werdenden Skateboardvereine.

Sie setzen sich engagiert für den Bau von Skateparks ein und stehen im direkten Kontakt

mit weiteren wichtigen Partnern. Das sind zum einen ihre Mitglieder – die zukünftigen

Nutzer des Skateparks – zum anderen auch Skateparkfirmen, die sich durch Erfahrung

auszeichen und deren Referenzen in der Skateszene bekannt sind.

Wie schon zu Anfang erwähnt, kann man nicht ein standardisiertes Skatepark-Modell

entwerfen, das überall funktioniert. Der finanzielle Aspekt ist hier nur einer von vielen

Gründen. Skateboarding ist vielseitig und entwickelt sich ständig weiter, was impliziert,

dass selbiges auch für Skateparks gilt. Jede Kommune hat zudem andere

Voraussetzungen. Oft ist es zum Beispiel nicht möglich, den perfekten Ort zu finden, mit

dem alle Beteiligten zufrieden sind. Deshalb ist jedes Skatepark-Projekt einzigartig.

Solange jedoch die richtigen Leute zusammenfinden und der Wille vorhanden ist, mit den

bestehenden Möglichkeiten etwas Vorbildhaftes zu schaffen, wird die Kommune selbst zu

einem Modell für zukünftige Projekte – zu einer Modell-Kommune für Skateboardanlagen.

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