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468 Verschiedenes. Sitodrepa panicea als Lederschadling. In den Entornologischen Blattern 1921, S. 45 berichtet Dorn-Leipzig iiber Sito- drqa panicen als Kofferschiidling. Der Kafer hatte zahlreiche Bohrlocher gefertigt, und zwar hauptsachlich dort, wo sich mit Kleister geklebte finder befanden. Mit Recht nirnmt D o r n an, daB die Larven sich hauptsachlich von dern Kleister nahrten. Der Berichterstatter glaubt, mit Hilfe von Petroleum den Schadling beseitigt zu haben. Ende August 1921 traten in rneiner Schoueberger Wohnung Massenschwarme von Sitodrepa panzcea auf. Etwa 2 Wochen hindurch waren t3iglich die Fensterscheiben eines Balkonzimmers von hunderten frischgefichlupfter Rafer besat. In ihrer Begleitung befanden sich zahlreiche Lariophagus distingueildus, derec Artzugehorigkeit Herr Ruschka- Weyer (Ob -0sterreich) bestimmte und einige Spatizls clnvator, die Herr Bischof f-Berlin identifizierte. Die Kafer wurden taglich getotet. Sie bewegten sich lebhaft an dem Fensterglas und an den hellen Stellen der Tapete in nachster Nahe der Fenster. Gegen Anbruch der Dimmerung schwarmten sie durch die offene Balkontiir aus und ein. In den letzbn Tagen des August verschwanden siu schlagartig. ken Ursprungsort habe ich nicht ermitteln konnen. In einer anderen Schoneberger Wohnung traten urn dieselbe Zeit Jdassenschwarine auf. Wahrend nun bisher kein Befall irgend welcher Nahrungsmittal und Nutzgegen- stande in meiner Wohnung trotz des Massenfluges der Schadlinge festgestellt werden konnte, fend ich Ende Dezember 1921 ein in einer gut schlielenden Komrnode auf- bewahrtes rindsledernes Reisenecessaire von Sitodrepa panicea erheblich beschadigt vor. Auch in diesem Falle hatten die Larven nur die geklebten und genahten Rander an- genommen. An Stellen, wo Leder- klappen iibereinander liegen, lagen FraBgange offen zutage. Die iiber dern FraBgang ah Decke befindlichen Stellen der Klappe waren angeschabt. Es ist auch das Leder selbst, nicht nnr das Klebematerial, gefressen worden. Bohrlocher, Iebende Larven und ein offenbar in der Puppenwiege abgestorbener Kafer waren vorhanden. Jedoch war auch das Leder erheblich augegriffen. Hanns von Lengerken. Eine neue Gefahr fur die Baumwolle. Unter diesem Titel schreibt die ,,Frankf. Zeitg." (1. Morgenblatt v. 3. Dez. 21): ,,Ad den 2. Dezember hat das Ackerbauamt eine Konferenz von Interessenten anberaumt, die iiber die Verhiitnng des Umsichgreifens eines neuen Baumwolle-Schiidlings beraten wird. Es ist dies der rosa Kapsel-Wnrm (pink boll worm), der der humwolle vie1 ge- fiihrlicher w i d als der Banmwollstecher (boll weevil). Der nene Schiidling kaun als Larve iiber zwei Jahie in gelagerter Baumwolle am Leben bleiben und greift sowohl die Faser wie den Samen an. Das Insekt wurde im Jahre 1917 aus Mexiko eingeschleppt. Es mrden sofort Quarantiinezonen eingerichtet, aber nichsdestoweniger ist der SchMling jetzt in Ellis County, Texas, ziemlich weit von der mexikanischen Grenze gefunden woiden.L' Bus dieser Notiz scheint hervorzngehen, da6 die Gefahr, die der amerikanischen Baurnwolle durch den roten Kapselwurm drohf nicht beseitigt ist, wie man aus den in den letzten Jahren zu uns gelangenden Berichten hatte glauben konnen. Durch iiberaus strenge Quarantiinemaflregeln besonders an der amerikanisch-mexikanischen Grenze und Verbot des Baumwollanbaues in weitem Umfange in den von dem Schiidling befallenen Distrikten in Texas, konnte man sich der Hoffnung hingebeo, da13 die Gefahr bewitigt sei. Dies scheint nun jedoch nicht der Fall zu sein, und meine bereita friiher aus- gesprochenen Befiirchtungen (vgl. Zeitschr. f. ang. Entom. Bd. 111. S. 405-417) haben sich verwirklicht. Frankfurt a Y. im Dezember 1921. Andres.

Eine neue Gefahr für die Baumwolle

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468 Verschiedenes.

Sitodrepa panicea als Lederschadling. In den Entornologischen Blattern 1921, S. 45 berichtet Dorn-Leipzig iiber Sito-

d r q a panicen als Kofferschiidling. Der Kafer hatte zahlreiche Bohrlocher gefertigt, und zwar hauptsachlich dort, wo sich mit Kleister geklebte finder befanden. Mit Recht nirnmt D o r n an, daB die Larven sich hauptsachlich von dern Kleister nahrten. Der Berichterstatter glaubt, mit Hilfe von Petroleum den Schadling beseitigt zu haben.

Ende August 1921 traten in rneiner Schoueberger Wohnung Massenschwarme von Sitodrepa panzcea auf. Etwa 2 Wochen hindurch waren t3iglich die Fensterscheiben eines Balkonzimmers von hunderten frischgefichlupfter Rafer besat. In ihrer Begleitung befanden sich zahlreiche Lariophagus distingueildus, derec Artzugehorigkeit Herr R u s c h k a - Weyer (Ob -0sterreich) bestimmte und einige Spatizls clnvator, die Herr B i s c h o f f-Berlin identifizierte. Die Kafer wurden taglich getotet. Sie bewegten sich lebhaft an dem Fensterglas und an den hellen Stellen der Tapete in nachster Nahe der Fenster. Gegen Anbruch der Dimmerung schwarmten sie durch die offene Balkontiir aus und ein. I n den letzbn Tagen des August verschwanden siu schlagartig. k e n Ursprungsort habe ich nicht ermitteln konnen. In einer anderen Schoneberger Wohnung traten urn dieselbe Zeit Jdassenschwarine auf.

Wahrend nun bisher kein Befall irgend welcher Nahrungsmittal und Nutzgegen- stande in meiner Wohnung trotz des Massenfluges der Schadlinge festgestellt werden konnte, fend ich Ende Dezember 1921 ein in einer gut schlielenden Komrnode auf- bewahrtes rindsledernes Reisenecessaire von Sitodrepa panicea erheblich beschadigt vor. Auch in diesem Falle hatten die Larven nur die geklebten und genahten Rander an- genommen. An Stellen, wo Leder- klappen iibereinander liegen, lagen FraBgange offen zutage. Die iiber dern FraBgang ah Decke befindlichen Stellen der Klappe waren angeschabt. Es ist auch das Leder selbst, nicht nnr das Klebematerial, gefressen worden. Bohrlocher, Iebende Larven und ein offenbar in der Puppenwiege abgestorbener Kafer waren vorhanden.

Jedoch war auch das Leder erheblich augegriffen.

Hanns von L e n g e r k e n .

Eine neue Gefahr fur die Baumwolle. Unter diesem Titel schreibt die ,,Frankf. Zeitg." (1. Morgenblatt v. 3. Dez. 21):

, , A d den 2. Dezember hat das Ackerbauamt eine Konferenz von Interessenten anberaumt, die iiber die Verhiitnng des Umsichgreifens eines neuen Baumwolle-Schiidlings beraten wird. Es ist dies der rosa Kapsel-Wnrm (pink boll worm), der der humwol le vie1 ge- fiihrlicher w i d als der Banmwollstecher (boll weevil). Der nene Schiidling kaun als Larve iiber zwei Jahie in gelagerter Baumwolle am Leben bleiben und greift sowohl die Faser wie den Samen an. Das Insekt wurde im Jahre 1917 aus Mexiko eingeschleppt. Es m r d e n sofort Quarantiinezonen eingerichtet, aber nichsdestoweniger ist der SchMling jetzt in Ellis County, Texas, ziemlich weit von der mexikanischen Grenze gefunden woiden.L'

Bus dieser Notiz scheint hervorzngehen, da6 die Gefahr, die der amerikanischen Baurnwolle durch den roten Kapselwurm drohf nicht beseitigt ist, wie man aus den in den letzten Jahren zu uns gelangenden Berichten hatte glauben konnen. Durch iiberaus strenge Quarantiinemaflregeln besonders an der amerikanisch-mexikanischen Grenze und Verbot des Baumwollanbaues in weitem Umfange in den von dem Schiidling befallenen Distrikten in Texas, konnte man sich der Hoffnung hingebeo, da13 die Gefahr bewitigt sei. Dies scheint nun jedoch nicht der Fall zu sein, und meine bereita friiher aus- gesprochenen Befiirchtungen (vgl. Zeitschr. f. ang. Entom. Bd. 111. S. 405-417) haben sich verwirklicht.

Frankfurt a Y. im Dezember 1921. A n d r e s .