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S. Hantxsch und H. Carlsohn. Einfh,$ dtw Losungsmittel usw. 199 EinflwB der Losungsmittel awf die Laslichkeit und Lichtabsorption echter Salze. Von A. KAKTZSCH und H. CARLSOHN. Nach der cheinischen Theorie der Farbe von A. HANTZSCH sind irn allgemeinen optische Veranderungen, die beim Losungsvorgang eines Elektrolyten auftreten, auf chemische Veranderungen in der ersten, d. h. inneren Sphare eines Koniplexes zuruckzufuhren. Es konnte aber bereits mit Hilfe von Extinktionsmessungen nachgewiesenl) werden, dal3 auch gewisse, im Sinne WERNER'S gesattigte Momplex- salze wie [PtClJNa, optisch etwas veranderlich sind und daher chemisch noch mehr oder weniger ungesattigt sein mussen. Der- artige optische Effekte werden nach der Ansicht des einen von uns2) durch chemische Veranderungen in einer dritten Sphare oder auch nach LEMBERT~) in einer zweiten inneren Sphare hervor- gerufen (Exo-aquosalze). Dal3 diese Effekte, ausschliefilich durch Solvatation und nicht durch elektrolytische Dissoziation verursacht werden, halten wir fur erwiesen durch die nachfolgende Untersuchung der Salze der sogenannten ,,Reineckesaure", der Tetrarhodanato- v diamminchromisaure4) Die roten Alkali- und Erdalkalisalze dieser Saure eignen sich besonders fur diesen Zweck infolge ihrer Leichtloslichkeit in orga- nischen Mitteln vie Alkoholen, Estern und Ketonen. Deshalb tritt auch der Zusammenhang zwischen Loslichkeit, Bildung von Xol- vaten und Lichtabsorption gerade bei diesen Salzen besonders deut- lich hervor. l) A. HANTZSCII, 2. phys. CAenz. 84 (1913), 329. 2, A. HANTZSCH, Ber. 50 (1917), 1417. 3, Z. B. LEMBERT, 2. phys. Chem. 104 (1923), 197. 4, REINECKE, Ann. 126 (1863), 113; NORDENSKJ~LD, Z. aqzorg. Chem. I (1892), 126; K. ESCALES und H. EHRENBERGER, Ber. 366 (1903), 2681.

Einfluß der Lösungsmittel auf die Löslichkeit und Lichtabsorption echter Salze

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Page 1: Einfluß der Lösungsmittel auf die Löslichkeit und Lichtabsorption echter Salze

S. Hantxsch und H. Carlsohn. Einfh,$ dtw Losungsmittel usw. 199

EinflwB der Losungsmittel awf die Laslichkeit und Lichtabsorption echter Salze.

Von A. KAKTZSCH und H. CARLSOHN.

Nach der cheinischen Theorie der Farbe von A. HANTZSCH sind irn allgemeinen optische Veranderungen, die beim Losungsvorgang eines Elektrolyten auftreten, auf chemische Veranderungen in der ersten, d. h. inneren Sphare eines Koniplexes zuruckzufuhren. Es konnte aber bereits mit Hilfe von Extinktionsmessungen nachgewiesenl) werden, dal3 auch gewisse, im Sinne WERNER'S gesattigte Momplex- salze wie [PtClJNa, optisch etwas veranderlich sind und daher chemisch noch mehr oder weniger ungesattigt sein mussen. Der- artige optische Effekte werden nach der Ansicht des einen von uns2) durch chemische Veranderungen in einer dritten Sphare oder auch nach LEMBERT~) in einer zweiten inneren Sphare hervor- gerufen (Exo-aquosalze). Dal3 diese Effekte, ausschliefilich durch Solvatation und nicht durch elektrolytische Dissoziation verursacht werden, halten wir fur erwiesen durch die nachfolgende Untersuchung der Salze der sogenannten ,,Reineckesaure", der Tetrarhodanato-

v

diamminchromisaure4)

Die roten Alkali- und Erdalkalisalze dieser Saure eignen sich besonders fur diesen Zweck infolge ihrer Leichtloslichkeit in orga- nischen Mitteln vie Alkoholen, Estern und Ketonen. Deshalb tritt auch der Zusammenhang zwischen Loslichkeit, Bildung von Xol- vaten und Lichtabsorption gerade bei diesen Salzen besonders deut- lich hervor.

l) A. HANTZSCII, 2. phys. CAenz. 84 (1913), 329. 2, A. HANTZSCH, Ber. 50 (1917), 1417. 3, Z. B. LEMBERT, 2. phys. Chem. 104 (1923), 197. 4 , REINECKE, Ann. 126 (1863), 113; NORDENSKJ~LD, Z. aqzorg. Chem. I

(1892), 126; K. ESCALES und H. EHRENBERGER, Ber. 366 (1903), 2681.

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200 A. Hantxsch und H. Carlsohm.

Behandelt wird zuerst die Darstellung der reinen Salze und ihrer Losungsmittel, sodann die Loslichkeit und Solvatation dieser Salze und zuletzt der optische Effekt der Solvatation.

I. Praparatives.

1. Reinigung der Losungsmittel.

Athylalkohol wurde durch Calciumoxyd entwassert und rekti- fiziert.

Essigester mit Soda und Wasser gewaschen, rnit Calciumchlorid getrocknet und rektifiziert.

Aceton durch Calciumoxyd entwassert und dreimal uber Kalium- permanganat destilliert I), uber Calciumchlorid aufbewahrt.

Als Xriterium fur die Verwendbarkeit dieser Losungsmittel wurde die Beobachtung benutzt, daB sich das in ihnen unlosliche Maliumsalz schon bei Anwesenheit von geringen Mengen Wasser mit roter Farbe lost.

2. Reiniguiig der Salze.

Die Salze des Kaliums, Natriums, Rubidiums und Bariums wurden nach ODIN L. CHRISTEN SEN^) durch Zusatz der konzen- trierten Losungen der Metallchloride zu einer konzentrierten Losung des Ammoniumsalzes als rote kristallinische Niederschlage gefallt, die durch Wasser leicht wieder in Losung gebracht werden konnen. Das Casiumsalz wurde durch doppelte Umsetzung des Ammonium- salzes mit Casiumchlorid, sowohl in konzentrierten als auch in mal3ig oerdunnten Losungen als ziemlich schwer loslicher kristallinischer Niederschlag abgeschieden.

Durch diese qualitativen Fallungsreaktionen werden indessen mindestens die leicht loslichen Salze noch nicht rein erhalten; auch ist die Empfindlichkeit der Reineckesalze einerseits gegen Basen, andererseits gegen Licht und Warme zu berucksichtigen. So wurde beim Umkristallisieren kein Salz dem Sonnenlicht oder fur langere Zeit hoheren Temperaturen als 25-30° ausgesetzt. Die Analysen wurden am raschesten und genauesten durch Destillation abgewogener Mengen der betreffenden Salze mit starker Alkalilauge und Titration des ubergangenen Ammoniaks ausgefiihrt.

WEDEKIND und GOOST, Ber. 49 (1916), 946. 2, Jounz. pr. 45 (P892), 216.

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JCi~irtflu,8 d. Lasungsrnittel auf d. Liislichkeit u. Lichtabsorpt. echter Salxe. 201

Kal iums a lz , W a s s e r f r ei. yon den1 nach A. WERNER1) erhaltenen rohen Salz wurden 10 g bei etwa 50° in 50 em3 Wasser gelost und die filtrierte Losung mit einer gesattigten Kaliumchloridlosung ge- fallt. Das rohe Salz wurde nochmals gelost, wiederum durch Kalium- chloridlosung gefallt und sodann nach zweimaligem Umkristallisieren aus Wasser erst uber Schwefelsaure, dann uber Phasphorpentoxyd getrocknet. Rote, wurfelformige Kristalle, seltener Schuppen. Los- lich in Wasser, wasserhaltigem Alkohol, wasserhaltigem Essigester und wasserhaltigem Aceton.

0,1117 g Salz: Gef. 9,56O/,, NH, Ber. 9,51.

Nat r iumsa la , Monohydra t : Analog hergestellt wie das Kalium- salz, uber Schwefelsaure getrocknet. Rote Schuppen, loslich in Wasser, absolutem Alkohol, Essigester und Aceton.

0,5441 g Salz: Gef. 9,41% NH, Ber. 9,46.

C a s i ums a l a , was s e r f r e i : Aquivalente Mengen von Casiumsulfat und Natriumsalz wurden in waBriger Losung umgesetat. Die ab- geschiedenen roten, in kaltem Wasser schwer loslichen Wurfel wurden abfiltriert und uber Phosphorpentoxyd getrocknet. Loslich in wasserfreiem Aceton, waBrigem Alkohol und wafirigem Essigester.

0,2168 g Salz: Gef. 7,52% NH, Ber. 7,54.

Calc iumsalz , H e x a h y d r a t : Wurde analog wie das Kaliumsalz durch Fallen mit n e u t r a l e r Calciumchloridlosung hergestellt, zwei- ma1 aus Wasser umkristallisiert und uber Calciumchlorid getrocknet. Rote Bliittchen, loslich in absolutem Aceton, Alkohol und Essigester.

0,4911 g Salz: Gef. 8,63% NH, Ber. 8,65. 0,3160g Salz: Gef. 8,57%

S t r o n t i u m s a l z , H e x a h y d r a t : Analog wie das Calciumsalzher- gestellt und uber Calciumchlorid getrocknet. Rote Blattchen, loslich in absolutem Aceton, Alkohol und Essigester.

0,3444 g Salz: Gef. S,OSo/o NH, Ber. 7,96.

B a r i u m s a l z , D i h y d r a t : Ebenso hergestellt und uber Schwefel- saure getrocknet. Rote Blattchen, loslich in absolutem Alkohol, Essigester und Aceton.

0,5550 g Salz: Gef. 8,4% IVH, Ber. 8,4.

1) ABEGO, Handb. der anorg. Chen IV 2, S. 270, Anm. 8. anorg. u. allg. Chcm. Bd. 166. 14

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202 A. Rantzsclz und H. Cadsohn.

Nach N O R D E N S P J ~ L D ') sol1 das Bariumsalz wasserfrei sein, obwohl die Analysen dieses Autors besser fur das Hydrat stinmien.

Te t r ame t h y l ammoniumsa lz ; wasserfrei : 2 g Tetramethyl- ammoniumjodid uncl 3,4 g Ammonium-Reineckesalz wurden in wa13- riger Losung umgesetzt. Rosafarbige Blattchen, loslich in wasser- haltigem Aceton. Analyse duroh Vcrgluhen der Substanz.

0,1440 g Salz: Gef. 0,0296 g Cr,O, mtspr. 13,13O/, Cr Ber. 13,25.

Das Salz ist in Wasser kanm loslich und bei Anwesenheit von etwas Tetramethylammoniumjodid praktisch, es eignet sich daher zur Analyse leicht loslicher Reineckesalze. Zu diesem Zweck w i d eine abgewogene Menge des zu analysierenden Reineckesalzes in Wasser gelost und bei gewohnlicher Temperatur mit einer Losung von Tetramethylamnioniumjodid gefallt. Der Niederschlag wird nach halbstundigem Stehen filtriert, zweimal mit wenig Wasser ge- waschen, bei looo getrocknet und als wasserfreies Salz gewogen.

Te t r a 5 t h y l ammonium s a lz ; wasserfrei : Aquivalente Mengen von Bariunisalz und Tetraathylammoniumchlorid wurden in w5Briger Losung umgesetzt. Rosafarbige Blattchen, loslich in Aceton, un- loslich in H,O, Alkohol, Essigester.

0,1867 g Salz: Gef. 0,0324 g Cr,O, entspr. 11,88°/, Cr Ber. 11,6.

M e t h y l p y r i d on i u m s a 1 z , wasserfrei. Wird aus Methylpyri- doniumjodid und Ammonium-Reineckesalz auf dieselbe Weise dar- gestellt. Hellrote KiistallblBttchen, loslich in Aceton, unloslich in Alkohol, Essigester und Wasser.

0,1779 g Salz: Gef. 0,0332 g Cr,O, entspr. 12,77O/, Cr Ber. 12,61.

11. Solvatation nnd Nachweis ,,gemischter" Solvate.

Nach den obigen Analysen kristallisieren wasserfrei die Salze des I<, Rb, Cs, N(CH,),, N(C,H,),, C,H,N-CH,, dagegen die Salze des Na, Ba, Sr uncl Ca a m den gesattigten, waBrigen Losungen als Hydrate von folgender Zusammensetzung :

Na- Salz Ba- Salz Sr-Salz Ca- Salz 1 H,O 2 H,O 6H,O 6H,O

Das Kristallwasser dieser Hydrate wird nur schwer vollstandig durch Erhitzen und unter teilweiser Zersetzung sowie Anderung cler Farbe entfernt. Beispielsweise hatten 0,7646 g Natriumsalz -

l ) 2. nnorg. Chem. 1 (1892), 134.

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Einflub d. Losungsmitiel auf d. Lodichkeit zc. Lichtabsorpt. echter Salze. 203

nach sechsstundigem Erhitzen auf 105O 0,0283 g = 3,7% H,O ver- loren; bei weiterem Erhitzen bis auf 140° betrug der Gesamtgewiohts- verlust 0,0338 g = 4,53°/0. Ber. fur 1 Mol H,Q 5,5%. Hierbei hatte sich aber das Salz schon betraohtlich zersetzt, was an der starken Parbiinderung von rot in rotviolett zu erkennen war. Wahrend sich die wasserfreien Salze des K, Rb und Cs in Alkohol und Essig- ester n i c h t losen, lassen sich von allen hydratisierten Salzen, also auch schon von dern Monohydrat des Na-Salzes, reoht konzentrierte Losungen wit diesen Losungsmitteln herstellen. Auoh die Salze des K, Rb und Cs, die wasserfrei kristallisieren, losen sich in wasser- haltigen Alkoholen und Estern, woraus hervorgeht, da8 das Wasser f i i r den Losungsvorgang notwendig ist.

Hiernach mussen in den alkoholischen und Esterlosungen der Hydrate ,,gemischte" S o l v a t e vorhanden sein, d. h. solche, die zwei verschiedene Losungsmittel angelagert haben, in vorliegendem Falle also Wasser und Alkohol oder Wasser und Ester. Wahrend aber iiber die Bindung des Wassers in einem derartig gemischten Solvate nichts Bestimmtes gesagt werden kann, geht, wie im voraus bemerkt ssi, aus der optischen Untersuchung hervor, da8 das zweite Sol- vens, wenigstens zum Teil, bestimmt an das komplexe Anion

Cr(NCS)4 ' angelagert ist, da durch den Losungsvorgang der rote

Komplex des Anions optisch verandert wird. Die Annahme derartig gemischter Solvate wird auch duroh das folgende werkwurdige Ver- halten gestutzt : Die genannten Salze lassen sich aus wlifirigen Lo- sungen durch Essigester nahezu, in vielen Fallen sogar quantitativ ausschutteln - eine Tatsache, die nur dadurch erklart werden kann, da5 nicht nur die Dissoziation, sondern wie im vorliegenden Falle auch die Solvatation, d. i. die verschiedene Stabilitat der ,,Solvate", die Verteilung von starken, monomolaren Elektrolyten zwischen zwei Losungsmitteln von sehr verschiedenen Dielektrizitatskonstanten (Wasser 81, Essigester 6 ) beeinflu5t.l) Die Verteilung ist, wie die Versuche ergeben haben, durch die Stabilitat der in der waBrigen Losung vorhandenen einfachen Hydrate einerseits und der in Essig- ester vorhandenen Wasser-Essigester-Solvate der Salze andererseits bestimmt. Je stabiler das Hydrat ist, urn so unvollstandiger la5t sich das Salz aus wBBrigen Losungen ausschutteln. Dementsprechend gehen die wasserfrei kristallisierenden Salze um so leichter in die

I) hnliche Anschauuiigen entwickelt auch N. R. DEAR, 8. anorg. u. allg.

i w3Xl

Ckem. 165 (1926), 42. 1 i*

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204 A. Hantxsch und H. Carlsohn.

Essigesterschicht uber, je instabiler ihre Hydrate sind. So 1aI3t sich das in Wasser nur schwer losliche Casiumsalz sehr rasch und am voll- standigsten VOQ allen Salzen durch Essigester ausschutteln, obwohl es in dem reinen Ester unloslich ist. Umgekehrt sind die durch Aus- schutteln erhaltenen Essigesterlosungen verschieden stabil, je nach der Bestandigkeit der einfachen Hydrate : je unbestandiger das ein- fache Hydrat ist, desto instabiler ist auch das ,,gemischte" Solvat. So laBt sich das nur schwer hydratisierbare Ciisiumsalz durch Er- warmen der wasserhaltigen Essigesterlosung um einige Grad (schon durch Handwarme) als wasserfreies Salz vollstandig abscheiden, wiihrend es zur Abscheidung des wasserfreien Kaliumsalzes schon des Erhitzens bis zum Siedepunkt bedarf und sich die mit Wasser kristallisierenden Na-, %a-, Sr- und Ca-Salze aus ihren Losungen in Essigester iiberhaupt nicht abscheiden lassen. Die einzigen Losungs- mittel, in welchen sich auch die wasser f re ien Salze mehr oder weniger leicht losen, sind die Ketone, von denen besonders das Aceton eingehend untersucht wurde. Aber auch dieser letztere Be- fund stellte keine Ausnahme dar, sondern steht in Einklang mit den auf optischem Wege erhaltenen Resultaten, wie weiter unten gezeigt werden wird.

Zusammenfassend kann man also sagen :

1. Aus Losungs- und Verteilungsversuchen ist auf die Existenz gemischter Solvate zu schlieI3en.

2. Die Verteilung eines starken Elektrolyten zwischen zwei Losungsmitteln hangt nioht nur physikalisch von den Dielektrizitats- konstanten der Losungsmittel und der Losliohkeit derselben in diesen Mitteln ab, sondern kann chemisch durch die verschieden grol3e Stabilitat von Solvaten bedeutend beeinfluat werden.

111, Durch Solvatation bedingte optisohe Effekte.

Dem eigenartigen Verhalten dieser Salze gegen Losungsmittel entspreohen auch die dadurch bedingten optischen Effekte.

Die Extinktionsmessungen wurden mit der grunen Quecksilber- h i e (546 pp) am KONIG-MERTEN~- Spektralphotometer ausgefuhrt, nachdem nachgewiesen war, daI3 bei dieser WellenlBnge die durch Solvatation auftretenden Effekte am besten nachzuweisen sind. Sie ergeben folgende Resultate :

a) I n wa8r iger Losung , in der alle Alkali- und Erdalkali-

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Eimflufi d. Losuizgsmittel auf d. Losliohkeit u. Lichtabsorpt. echter Salxe. 205

Salz 2% L L

salze neutral reagieren, lafit sich auch in groBen Verdiinnungen kein Zerfall des Komplexes opt,isch nachweisen. Die erhaltenen Ex- tinktionswerte sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Daselbst , sowie in den folgenden Tabellen bedeutet :

n = Normalitat der Losung, d = Schichtdicke in em, Mol-Ext. = Mol-Extinktion.

Nach diesen Messungen sind alle untersuchten waarigen Salz- losungen optisch innerhalb der Fehlergrenzen identisch. Fiir alle Losungen gilt das BEnR'sche Gesetz fast vollstandig; die Licht- absorption ist also unabhangig von der elektrolytischen Dissoziation.

d 1 Mol-Ext. 1 Mittelwert

Tabelle 1.

2 5

12 5

83,3 82,9 83,7 83,l

K ' 8 , O l 1 2 I 83,O I 0.001 5 I 8 2 3 1 8 2 8 1 0;OOOl 1 12 I 82,9 1

1 0,00038 1 I 1 ::$ 1 8372

Na . l H,O 0,0095 2 ' 83,7 0,0019 82,7 0,00038

Ca*6H,O I 0,0086 i 2 I 83,l 1 83,l

I 2 8 3 2 I 0,002 I 5 1 83,O I 83,l

83,4 I 83,5 I 83,5 Ba .2H,O 0,0096 1 0,0019

Dieser letzte Befund wurde noch dadurch bestatigt, daB die Lo- sungen dieser Salze bei Zusatzen von 50-100 Molen der ent- sprechenden Chloride, bezogen auf 1 Mol Reineckesalz, optisch kon- stant bleiben, obwohl dadurch die Dissoziation sicher stark zuruok- geht. Die Tabelle 9 enthglt die dabei gewonnenen Resultate.

Tabelle 2.

1 Neutralsalz

50 Mol KC1 1 50 Mol KC1 1 50 Mol KC1

__

50 Mol BaCl, It00 Mol NaCl 100 Mol NaC1

, Mol-Verhiiltnis ~~

1 : 50 1 : 50 1 : 50 1 : 50 1 : 100 1 : 100

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206 A. Hantxsch und H . Carlsohn.

b) I n Ess iges t e r u n d Alkohol , in denen sich, wie bereits be- merkt, nur die Hydrate der Salze losen, gilt gleichfalls das Gesetz von BEER, obgleich nicht so ausgezeichnet, wie fur die wahigen Lijsungen. Die Werte der Mol-Extinktion sind in Alkohol rund 70/,, groBer als in Wasser.

Tabelle 3a. Mol-Extinktionen in Alkohol.

-_ I Mol-Ext. I Mittelwert

-~ Salz I ~ _ _ - n l d

Ca.6H2O I 0,01 2 I $730 1 86,9 86,8 l 5 12 I 8633 I 0,002 I 0,001

Tabelle 3b. Mol-Extinktionen in Essigester.

- ~ _ _ _ _ ~ _ _ ~ ~ ~-

Salz I 1 d I Mol-EX~. 1 Mittelwert __

Na*H,O 1 0,Ol 1 86,6 5 85,0 84,9

-_____ 1 84,3 0,002

12 2

0,8011 12

2

85,8 1 88,6 84,6 I

85,s

c) I n Aceton , in dem sich nicht nur die Hydrate, sondern auch versohiedene wasserfreie Salze losen, gilt merkwurdigerweise n u r fur die Losungen der S a l a h y d r a t e das Gesetz ~70n BEER -

Tabelle 3c. Mol-Extinktionen in Aceton.

._ __ Salz r- n 1 d 1 Mol-Ext. 1 Mittelwert ,-__ ___- ___

Na . H,O 2

81.1 Ba.2H2O I 0 , O l 1 2

0,002 5 I 0,001 13

Sr .6H,O 0,011 2 I 0,002 ~ 5 I 0,001 12 i 80,9

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Einflup d. LdsungsrnitteE awf d. Lb'slichkeit w. Lichtabsorpt. echter Salxe. 207

und zwar unabhangig von deren Wassergehalt (also fur Na-Salz 1H,O, Ba-Sale 2K,O, Ca-Salz 6H,O) sehr gut. Die Werte sind hier am kleinsten, wie Tabelle 3c zeigt.

Die Mittelwerte der in den Tabellen 1-3 angegebenen Mol- Extinktionen sind, der GroBe nach geordnet, in der Tabelle 4 mit den Dielektrizitatskonstanten der Losungsmittel zusammengestellt.

Losungsmittel

Aceton . . . . . . . . Wasser . . . . . . . . Essiges ter . . . . . . . Alkohol . . . . . . . .

Tabelle 4. Mol-Ext. Dielektrizitktskonstante

der Losungen des Losungsmittels

81 83,l 85,4 86,s

21 81 6

27

Wie man sieht, ist der EinfluB cles Losungsmittels auf das optische Verhalten im vorliegenden Falle nicht symbat mit ihren Dielektrizitatskonstanten, wie I<. SUHRMANN und P. HUPPERT~) kurz- lich an Hand der Arbeiten von HANTZSCH fur [PbCl,]Na, zeigten. Es besteht vielmehr mit der Loslichkeit der Salze insofern ein Zu- sammenhang, als Alkohol und Essigester, in denen die Mol-Extink- tionen der gelosten Salze kleiner als in Wasser sind, nur die Hydrate der Reineckesalze losen, Gahrend Aceton, in dem die Mol-Extink- tion der gelosten Salzhydrate am kleinsten ist, auch einige wasser- freie Salze zu losen vermag. Aceton hat also fur diese Salze das grol3te Losungsvermogen. So losen sich verschiedene Reineckesalze, z. B. das Tetramethylammoniumsalz, erst nach Zusatz von Aceton in Wasser, wie aus Tabelle 5 hervorgeht.

Das optische Verhalten der wasserfreien nnd wasserhaltigen Salze in Aceton ist aber, wie bereits angefuhrt, auffallig verschieden. Nach Tabelle 3c zeigen alle wasserhaltigen Salze in Acetonlosung die gleiche, von der Vercliinnung nahezu unabhangige mittlere Mol- Extinktion von 81,O. Die Losungen der wasserfreien Salze dagegen haben in Aceton eine von der Loslichkeit und der Verdunnung ab- hangige, verschiedene Extinktion (Tabelle 6). 1st die Loslichkeit von der Gro13e der Solvatation abhangig, dann muB sich die Mol- Extinktion um so mehr dem Normalwert von 81,O nahern, j e grol3er die Loslichkeit und Solvatation ist. Je geringer die Loslichkeit und Solvatation ist, um so gro13er muB die Mol-Extinktion sein. Dies ist in der Tat naoh Tabelle 5 der Fall.

l) 2. phys. Chem. 116 (1925), 330.

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208 A. Haiatxsch und H. Carlsohn.

10sl. maf3ig losl.

~ leicht un16s1. losl.

N(CH,),-Salz *). . . . . N(C,HJ,-Salz . . . . . CSH,NCH,-Salz . . . . Cs-Sale . . . . . . . . .

0 , O l 2 85,7

0,Ol 2 86,; 0,Ol 2 86,l

0,Ol 2 83,7

0 , O l 0,002 0,001

98 “ 0

88 ”0 80 O i 0

88 “ 0

.- - 86,l 84,5 83,s

i 1 -

83,7 - 12 82,s I

1 : 35,5 12 1 : 4,9 12 1 : 2,5 2 1 : 4,2 12

d) In nichtionisierenden Fliissigkeiten lafit sich der EinfIuB des Losungsmittels auf die Mol-Extinktion natiirlich, weil alle Salze in ihnen nicht loslich sind, nur dadurcli anniiharnd untersuchen, daB man 2. B. einer alkoholischen Losung eines Reineckesalzes verschiedene Mengen solcher Losungsmittel zusetzt. Nach Tsbelle 7 wird die Mol- Extinktion einer alkoholischen Liisung (86,s) des Calciuinsalzes durch Zusatz nichtionisierender Liisungsmittel gro13er und zwar im allgemeinen um so niehr, je grol3er clas Molvolumen des in1 IherschuB zugesetxten Losungsmittels ist. Daher konnte eiiie gewisse Ab- hiingigkeit zwischen dem Volumen des Losungsmittels und cler Mol- Extinktion bestehen.

Tabelle 7.

Lijsungs- mittel

Alkohol . . . ,, +Benzol ,, + CHCl,

39 +CC4 ,, +Ather.

i 0,001 0,001 0,Ol 0,001

Mol- Ext.

86,s 93,5 94,7

95,5

~ -__

95,2

MoL-Vol. des LGsuugsmitt.

53 so 89 98 104

I ) Der fur N(CH,),-Sa.Iz angegebene Wert 88,7 bezieht sich auf eine Aceton- losung, die 20 Volumprozent Wasser enthalt. Wenn sich das Salz in wasser- freiem Aceton losen wiirde, ware clie Mol-Extinlition sicher noch grol3er.

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Einflup d. Losungsmittel auf d. Liislichkeit 2c. Lwhtabsorpt. echter Sake . 209

Das wichtigste Ergebnis der obigen Versuohe ist die exakte Bestiitigung, da13 vor allem die Solvatation und n i c h t die elektro- lytische Dissosiation die optischen Veranderungen bewirlit, und daB Loslichkeit, Solvatation und Lichtabsorption in naher Eeziehung zueinander stehen.

L&p,&g, Chemisches Laboratorium der Universitat.

Bei der Redaktion eingegangen am 19. Juni 1926.