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Einfluß des ultravioletten Lichtes auf die Tiere während der Schwangerschafts- und Laktationsperiode

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Page 1: Einfluß des ultravioletten Lichtes auf die Tiere während der Schwangerschafts- und Laktationsperiode

Aus dem Laboratorium fiir Entwickhmgsphysioh)gie des Instituts fiir Tierzucht der ,,Lenin"-Akademie f. landwirtschaftliche Wissenschaften, Zoopark, Moskau.

(Direktor: Prof. M. M. Zawadowsky.)

Einflufl des ultravioletten Lichtes auf die Tiere wiihrend der Schwangerschafts- und Laktationsperiode.

Yon

G. W. Ssamochwalowa und S. A. Iwanowa. Mit 8 Textabbildungen.

(Eingegangen am 11. XII. 1932~)

Einleitung.

Um einen besseren Naehwuehs zu erzielen, wurde in der vorliegenden Arbeit der Einflu6 des ultravioletten Liehtes auf die Tiere w~hrend der Periode der Sehwangersehaft und Laktation studiert.

Die gestellte Aufgabe bietet ein doppeltes Interesse. Einerseits ist es intercssant, die Bedingungen der Korrelationen zwi-

sehen Mutter und Frueht zu erkl~ren, die Frage zu eri~rtern, wieweit gtinstige und ungiinstige Einwirkungen auf den Nutterorganismus die Naehkommensehaft beeinflussen; andererseits ist es praktiseh wiehtig zu erfahren, ob es mi~glieh sei, die Naehkommensehaft gegen Raehitis ge- ntigend zu sehtttzen und auf diese Weise die Sterbliehkeit zu vermindern und das Waehstum der ]ungen Tiere zu beschleunigen, indem wit den Mutterorganismus dureh das ultraviolette Lieht beeinflussen.

Obgleieh die Literatur beztiglieh dieser Frage reich ist, ist sie doeh in erhebliehem Mage widerspruehsvoll. Einerseits haben wit eine Reihe yon Arbeiten, welehe positive Ergebnisse erhielten. So z.B. zeigten K o r e n e h e v s k y u. Carr (]926), indem sie an Ratten arbeiteten, dal~ die Ern~hrung der Mutter w~hrend der Sehwangerschaft und Laktation mit an Calcium und Vitamin armem Futter, Stoffweehselzerst6rungen und Raehitis hervorruft, das Futter aber, welches an Calcium und Vita- min reich ist, die Naehkommensehaft verbessert. Indem Ai s ik o v i t s e h (1929), den Einflu6 des Liehtes, des Dunkels und der ultravioletten

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Strahlen auf die schwangeren Kaninchenweibehen studierte, erhielt er bei der Naehkommensehaft der bestrahlten Tiere, im Vergleieh zu den Kontrolltieren, welehe bei Tageslicht ohne Bestrahlung blieben, eine Ver- mehrung der Asche von 20%, bei dem Nachwuchse der im Dunkel ge- haltenen Tiere - - eine Verminderung des Aschenrestes um 23,4%.

Bei der Naehkommensehaft der bestrahlten Tiere wurde im Ver- gleich zur Kontrolle eine entsprechende Vermehrung von Calcium und Phosphor in der Asche beobachtet. In der obenerwiihnten Arbeit wurde keine spezielle Rachitisuntersuehung ausgefiihrt.

Im Jahre 1927 erzielte S chwabe bei Einwirkung des ultravioletten Liehtes auf junge und erwaehsene Sehweine einen positiven Effekt. Zu gleicher Zeit gibt es in Bezug auf diese Frage eine Reihe von Arbeiten, welehe negative Resultate mitteilen: Hess u. Weins tock (1924) z. B. kommen bei ihrer Arbeit an Ratten zu dem Schlusse, dal~ die Einftthrung yon Lebertran (und auf diese Weise yon Vitamin D) in den Mutter- organismus wi~hrend der Periode der Schwangerschaft und Laktation auf die Na~hkommenschaft keinen Einflul~ austtbt und keine Schutz- wirkung gegen Rachitis entfaltet. Dasselbe zeigen die Versuche von N a h m m a e h e r (1930) mit Vigantol (reines Pr~tparat yon Vitamin D), welche an Menschen durehgeftihrt wurden und keine positive, sondern einige negative Resultate (Verli~ngerung der Frist der Schwangersehaft um 10 Tage, Fallen des Kindesgewiehtes) braehten. Mtiller und andere (1928) stellten Versuche an Sehweinen an, um die Ergebnisse yon Schwabe zu kontrollieren, und zwar gebrauchten sie dieselben Dosen, wie der letztere. Zu Ende der Arbeit wurde ein bedeutender Gewiehts- untersehied zugunsten der unbestrahlten Gruppe der Tiere festgestellt. Also sind die Resultate dieser Arbeit denj enigen von S e h w a b e entgegen- gesetzt. So kann man das obenerwi~hnte Problem ftir nicht endgiiltig gelSst halten, dasselbe erfordert weiteres Bearbeiten und Studieren.

Material und Methode.

40 Rattenweibchen und die Nachkommenschaft der tthlfte derselben, 134 junge Ratten im ganzen, dienten der gegenw~rtigen Arbeit als :Material. Alle Tiere wurden mit rachitiserzeugender Kost Yon Scherman u. Pappen- heimer Nr. 84 gefiittert, welche aus folgenden Substanzen besteht: Weizen- mehl 95%, milchsaures Calcium 2,9%, Chlornatrium 2~ Eisenzitrat 0,1% und destilliertes Wasser. Aus obenerw~hntem Gemisch verfertigte man dtinne Fladen, welche sp~terhin im Laufe eines Tages im Thermostat bei Tem- peratur yon 60 o C getrocknet wurden. Auf diese Weise bestand das Futter der beobachteten Ratten aus rachitogenen Fladen und destilliertem Wasser; um den Mangel an Vitamin B zu kompensieren, erhielt jedes erwachsene Weibchen taglich 0,5 g trockene Bierhefe. Seit der zweiten tt~]fte der Lakta-

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tionsperiode wurde die Hefenportion bei den vielbringenden fruchtbaren Weib- chen bis zu 1 g ftir jeden Tag vergrSl~ert.

Yore 1. Tage des Schwangerwerdens an wurden die Rattenweibchen auf rachitiserzeugende Kost gesetzt und bel derselben bis zum Ende tier Laktation gelassen. Die Zeit des Schwangerwerdens wurde dureh das Studieren des ge- sehleehtlichen Zyklus der Versuchstiere, die Bestimmung des Ostrus und das Finden der Spermatozoen in der Mutterscheide nach der Kopulation fest- gestellt, was bei den Ratten das Sehwangerwerden bei 80~o garantiert.

Die H~lfte der Weibchen wurde der Einwirkung des ultravioletten Lichtes unterworfen, die an@re HNfte zur Kontrolle gelassen. Die Versuchsweibchen wurden t~glich im Laufe yon 10 Minuten mit der Bachschen Quarzqueck- silberlampe in ein und derselben Zeit (zwisehen 12 und 1 Uhr) im Abstand Yon 70 em yon der Lic, htquelle bestrahlt. Bei der D~sierung ~iehteten wit uns, indem wir die Methodik etwas veranderten, naeh den Angaben von Holmes , Wyman , Smith u. P i c o t t (1928), welche die Einwirkung des ultravioletten Lichtes auf junge Ratten studiert und positive Ergebnisse erzielt hatten.

Alle Versuchs- sowie die Kontrolh'attenweibehen wurden systematisch einmal im Laufe yon 5 Tagen gewogen, um objektive Anzeigen ftir die Ent- wieklung der Sehwangerschaft und des Gesundheitszustandes der Tiere zu gewinnen. Nach dem Wurf wurde die Nachkommensehaft systematiseh studiert.

Die jungen, yon den Versuehs- und den Kontrolltieren geborenen Ratten wurden w~hrend des ganzen S~uglingsperiode (21 Tage) bis zum Alter yon 2 Monaten beobaehtet.

Um die Wachstumskurven der jungen Ratten zu erhalten, wog man sic systematiseh: das erste W~gen land am Geburtstage und danach jede 3 Tage start. Man bestimmte das Sterbliehkeitsprozent ffir den 1. Tag naeh der Anzahl der Totgeborenen und weiterhin kontrollierte man die Sterbliehkeit im Laufe des weiteren Lebens.

Das Vorhandensein der Raehitis wurde dureh das Studium der histo- logisehen Pr~iparate und RSntgenogramme festgestellt, Die RSntgenaufnahmen wurden veto R6ntgenoteehniker D. N. Kare l in in dem RSntgenologisehen Institut der II. Moskauer Staatliehen Universit~t (Direktor Eisens te in) gemaeht,

Ergebnisse, 20 Weibehen, die beobaehtet wurden - - unter ihnen zehn Versuehs-

und zehn Kontrolltiere - - brachten 134 junge Ratten. Tabelle 1 zeigt, da~ die Anzahl der lebenden und toten jungen Ratten

und das Durehsehnittsgewieht der neugeborenen iungen Rattan in der Versuehsgruppe, obgleieh unbedeutend, doeh hSher sind Ms in der Kon- trollgruppe (Tabelle 1).

l)er Prozentsatz der Totgeborenen in der Versuehsgruppe ist 1,49, wghrend er in der Kontrollgruppe 8,95% erreieht, d. h. bedeutend hSher ist. Diagramm i (Abb. 1) illustriert dasselbe.

Der Untersehied in Prozent der Sterbliehkeit bei den iungen t /at ten der Versuehs- und Kontrollgruppe, wurde aueh im Laufe des weiteren

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Lebens beobaehtet. So z. B. beim VergMeh der Wtirfe mit der grSl~ten Anzahl (6--10) yon jungen Ratten, beobaehteten wir in der Kontroll- gruppe 100% Sterbliehkeit, wobei hauptsgehlieh das monatliche Alter unterlag, indem in der Versuehsgruppe das 8terbliehkeitsprozent in

gleiehartigen Wtirfen durehsehnittlieh 50% erreiehte, d.h. unter dem Einflul~ der ultravioletten Strahlen eine Verminderung des Sterbliehkeits- prozent um die Hglfte beobachtet wurde. Das letztere wird aneh dureh die fiir das ganze Material von zehn Wiirfen erMltenen Ziffer bestgtigt. Tabelle 1 und Diagramm 1 zeigen, dab bei der Kontro!lgruppe das durch- sehnittliehe Sterbliehkeitsprozent 88,06 ausmaeht, wghrend in der Versuehs- gruppe es 46,27 ist; wenn wir aber in Betraeht ziehen, dab im Laufe eines einzigen Tages der ganze Wurf des Weibehens Nr. 26 aus der Versuehs- gruppe yon Infektion und zwei sehon erwaehsene junge R~ttten des Weib- ehens Nr. 36 yon zuf~tl]igen Ursaehen starben, (bran f~illt (las Sterbliehkeits- prozent fiir diese (',ruppe bis a uf 29,85 (s. Abb. 1).

Als Waehstumsext)onenten geben wir (lie Abbildungen der 2 wSehentliehen jungen Ratten, Waehstumskurven und 1 )iagramme wieder.

Aus jedem Wurfe tier vMbringen- 1 l i t ,1 ! P* ' 9 (~en ii'elatme~J ,~x~(,rten wit in ]0%

Formalin eine 14t~tgige junge Ratte mittleren Gewiehts und erhielten auf

88o~

46,3%

\ \ N 8,95+ I . . . .

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Abb. 1. D i a g r a m m d e r S t e r b l i c h k e i t des ~\'flt~h'Wll{:l/se,q ill (t(}s ~o['s[igh8 IHI(] lr{Oll- t r o l l g r u p l ) e de r j u n g e n l{attt!n. Alh! T i e r e w u r d e n a i d r a ( h K o g e n e r D i i i t g e h a l t e n . Fig. 1 und 2 l i n k s z e l gen alas S t e r b l i e h k e l t s p r o z e n f bei de r ( ; e b u r t : F ig . l : g terbl i t~h- k e i t de r K o n t r o l l g r u i ) p e - = 8~!)5%; Fig. 2: S t e r b l i c h k e i f de r V e r s u o h s g r u p p e = 1,49 %. F ig . 3 und 4 zei~en (las S t e r b l i e h k e i l s p r o z e n t des N a o h w u e h s e s im Laufe des n a e h f o l g e n d e n E e b e n s : Fig. 3 : 8 f e r b l i e h k e i t (let" j t m g e n I{a t ten in d e r K o n t r o l l g r u p p e - - 88 % ; Fig . 4 : S t e r b l i e h k e i t t ier j u n g e n R a t t e n in d e r V e r s u c h s g r u p p e 4G3 %.

diese Weise ein Totalprgparat des Tieres. I)ie Beobaehtung zeigte, da6 die jungen Ratten der Kontrollgrupi)e sehwa, eher sind, ein seh]immeres Aussehen haben, sieh langsamer mit Haar bedeeken und im Vergleieh zur Kontrolle 1--2 Tage spttter zu sehen beginnen (Abb. 2, S. 682).

l)as Gewieht einer 2 Woehen alten Kontrollratte betrggt 7,45 und das Gewieht einer Versuehsratte desselben Alters 14,6, d. h. beinahe zwei- real so viel.

l)ie dutch das systematisehe W~tgen tier jungen Ratten erhaltenen Kurven illustrieren die Ver~tnderung im Waehstum der Versuehs- und der Kontrollra,tten (Abb. 3, 8. 683).

A r c h l y f. e x p e r i m e n t . P a t h . u. P h a r m a k o l . B d . 1r 44 a

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Auf der Abszissenachse ist das Alter in Tagen, und auf der 0rdinaten- aehse das Gewicht in Grammen angegeben. Um den Einflul~ des Wurf- quantums auf das Wachstum zu beseitigen und vergleichbare Gr56en zu erzielen, geben wir Kurven der Wtirfe, welehe einerseits die grSgte Zahl junger Ratten und anderseits ein und dieselbe Zahl (von 6--10) iunger Ratten aufweisen. Wie aus dem Material zu ersehen ist, sind die Wachs- tumskurven bei dell Versuchsratten hSher, als bei den Kontrollratten,

Abb. 2. J u a g e R a t t e u ira Alter yon zwei Wochea aus der Versuchs- und der Kontrollgrupl~e. Zwei l~atten yon Durchschnit tsgewicht wurden aus den Wtirfen genommen~ von denen jeder aus 8 Jungen be- stand. Abbi ldung oben: junge Rat te von einer bestrahl ten Mutter~ Gewieht ~ 14,6g; Abbi ldung

unten : junge Rat te yon einer unbestrahl ten Mutter, Gewicht = 7~45 g.

d. h. im Vergleich zu den ]ungen Ratten der Kontrollgruppe von unbe- strahlten Mfittern, wachsen die jungen Ratten der Versuchsgruppe von bestrahlten Miittern schneller und wiegen mehr.

Der Unterschied der Wachstumsgeschwindigkeit der iungen Ratten aus der Versuchs- und der Kontrollgruppe wird durch das Wachstums- diagramm illustriert (Abb. 4, S. 684). Dunkle Streifen zeigen das Gewicht der jungea Ratten aus der Kontrollgruppe, die dunklen und hellen, das Gewicht der jungen Ratten aus der Versuchsgruppe, die hellen aber den Gewichtsunterschied zwischen den beiden Gruppen.

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Das Diagramm zeigt, dab der Gewichtsunterschied zwischen der Versuchs- und der Kontrollgruppe im Alter von 1 Tag 7% ist, im Alter von 2 Wochen 42% erreicht und im Alter yon 11/2--2 Monaten bis 72% des Gewichts des Kontrolltieres steigt.

Eine der Ursachen eines solchen Unterschiedes im Wachstum zwi- schen der Versuchs- und der Kontrollgruppe ist wahrscheinlich die durch das Fehlen yon Vitamin D im Organismus der Kontrolltiere verursachte Rachitis.

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A b b . 3. W a c h s t u m s k u r v e j u n g e r R a t f e n y o n a u f r a e h i t o g c n e r Digit g e h a l t e n c n Mi i t t ern . A b s z i s s e n - a c h s e : A l t e r in T a g e n ; O r d i n a t e n a c h s e : G e w i c h t in G r a m m . - - - W a e h s t l l m j u n g c r l t a t t e n y o n

b e s t r a h l f e n M i i t t e r n . - - W a c h s t u m j u n g e r l ( a t t e n y o n u u b e s t r a h l t e n Mf i t t ern .

1)ie schlechte Entwicklung und der gro~e Sterblichkeitsanteil des ~achwuchses wurde in unseren Versuchen durch die seit dem 1. Tage der Schwangerschaft und im Laufe der ganzm~ Laktationsperiode erfolgte Ern~hrung der Weibchen mit Rachitis erzeugender Kost hervorgerufen. Um das Vorhandensein yon Rachitis festzustellen, studierten wir die R0ntgenaufnahmen und untersuchten die hinteren Extremiti~teu der jungen Ratten der Kontroll- und der Versuchsweibchen.

Auf den R0ntgenaufnahmen fanden wir bei allen jungen Ratten, welche yon unbestrahlten Miittern genommcn worden waren, einen brei- ten Streifen zwischen der Epiphyse und der 1)iaphyse der gr0t~eren inneren

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SehienbeinrShre, der dem unverkalkten Knorpel der Wucherungszone entsprach. Doch auf den Aufnahmen der jungen Ratten von bestrahlten Mtittern, fanden wit stets einen schmalen Streifen, was eine normale Ver- kalkung des Knochens in dieser Zone zeigt.

]3ie histologische Untersuchung der grSl~eren inneren Schienbein- rShren wnrde auf folgende Weise durchgefiihrt: die Knochen der hinteren Extremithten der eben getSteten jungen Ratten wurden genommen, in 10% Formalin fixiert, dutch 5% ige Aufltisung yon Salpetersi~ure dekalzi- niert und, wie gewShnlich, in Paraffin eingebettet. 8--10 # dicke sagit-

tale Durchschnitte des Proximalteiles der Tibia und einiger Teile der Hiifte (das Gebiet der Kniescheibe) wurden mit einem Mikrotommesser gemacht und mit Hamatoxylin Ehrlich gefarbt. Solche Pr~parate zeigen sehr deutlich den Unterschied der Knochenbildung (Mikrophoto 1 und 2, Kontroll- und Versuchsratten). Indem bei den yon

Abb. 4. Diagramm illustriert die Wachs- unbestrahlten Mtittern genommenen t umsdynamik der jungen Ratten yon bestrahlten und unbestrahlten, auf rachi- jungen R a t t e n d i e Knorpelwucherungs- togener Di~t gehaltenen Mfittern. Die schwarzgef~rbten Teile der Figuren be- zone yon Tibia einen breiten Streifen zeichnen alas Gewicht der jungen l~atten vorstellte und aus 35--40 Reihen von in der Kontrollgruppe, die schwarzen und henen zus~mmen: das Gewient d~* junge. Knorpelzellen bestand, war diese Zone Ratten in der Versuchsgruppe; die hellen: den Gewiehtsunterschied zwischen denbei- bei den jungen Ratten yon bestrahlten den Gruppen. DasDiagramm zeigt, daft der Mtittern 2--3 real sehmaler und be- Gewichtsunterschied zwisehen derVersuchs- und tier Kontrollgruppe im Alter yon 1 Tag s t a n d a u s 1 5 - - 2 0 Z e l l e n r e i h e n . 7 %, im Alter yon 2Woehen 42 % ausmacht und im Alter yon 1'/2--2 Monaten 72% B e i d e n jungen R a t t e n d e s s e l b e n

des Gewichts des Kontrolltieres erreicht. Alters, welche yon den auf natiirliche

Nahrung gesetzten Weibchen genommen waren, wurde dieselbe Er- scheinung, wie bei den yon bestrahlten Miittern genommenen jungen Ratten, beobachtet. Die Berechnung der Wucherungszone fiihrte man mit Hilfe des Okular-Mikrometers durch.

Tabel le 2.

Von unbestrahlten Weibehen Von bestrahlten Weibehen

Alter der jungen Gr6fe der Alter der jungen GrSfe der Nr. Ratten Wucherungszone Hr. :Ratten Wucherungszone

in Tagen (Proximalende) in Tagen (Proximalende)

21 19 24

35 25 32

22--45 35

36 35 79 26 25 32

18 18 15

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Auf Grund der RSntgenogramme und der histologischen Pr~tparate kommen wir zur Sehlul~folgerung, dal~ die jungen Ratten, welehe yon den mit Raehitis erzeugender Kost gefiitterten Mttttern genommen waren, in der Regel dureh Raehitis getroffen sind.

Die Bestrahlung mit ultraviolettem Liehte der wghrend der Sehwan- gersehaft auf Raehitis erzeugende Kost gesetzten Weibehen, sehtitzt die Naehkommensehaft in geniigendem Mage gegen Raehitis, infolgedessen sieh die jungen Tiere normal ent-

Abtt. 5. RSu tgenog ramm 1 : Junge R a t t e vm~ t m bes t rah l te r .Xlufter Nr. 21. (knzah l tier Jungen : 5.)

Alter a l Tage.

Abb. 6. RSn tgenogramm 2: J l l i lge l / a t t e ~'(m bes t rah l te r Mut ter Nr. 36. (Anzahl der Jungen : 8.)

Alter 29 Tage.

wickeln und eine geringere Sterblichkeit haben. Unsere Ergebnisse stimmen mit den Ergebnissen von K o r e n e h e v s k y u. Carr (]923) und auch Gross u. Goetseh (1926) iiberein, welehe zeigten, da[,~ bei dem N~ehwuehse die Widerstandsfghigkeit gegen Raehitis stark fgllt, wenn (lie Kost der sehwangeren Ratte von Vitamin D frei war. Aueh in unseren Versuchen wurden augenscheinlieh die Defekte in der Ent- wieklung und Lebensfithigkeit des Naehwuehses im wesentliehen durch das Fehlen yon Vitamin D in: Nutterorganismus verursaeht, da die Bestrahlung der Weibchen mit ultraviolettem Liehte die Abnormi- tgtten in der Entwieklung der jungen Ratten beseitigte und ihre Sterb-

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Abb. 7. Mikrophoto 1: KnorDetwucherungszone einer jungen Ratte yon uubestrahlter Mu~ter Nr. 21. Die Knorpeiwucherungszone n immt einen breiten Streifen ein und besteht aus 35 Reihen yon Knot:

pelzellen.

Abb. 8. Mikrophoto 2: Knorpelwucherungszone yon Tibia einer jungen Ratte "Con bestrahlter Mutter Nr. 36. Die Knorpelwueherungszone n immt einen schmalen Streifen ein und besteht aus 17 Reihen

yon Knorpelzellen.

lichkeit bedeutend verminderte. In aller Wahrscheinlichkeit wird das unter dem Einflu6 der Bestrahlung im Mutterk6rper entstandene Vita- min D der Frucht durch Placenta und dem geborenen Tiere durch Milch iibergeben.

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Einflug des ultravioletten Lichtes mff die Tiere. 68"7

Schluttfolgerungen.

1. Die Versuahe fiber den EinfluB des ultravioletten Liahtes auf die mit Rachitis erzeugender Kost yon S c h e r m a n - P a p p e n h e i m e r ge- fiitterten Rattenweibchen zeigten, dab die unmittelbare Bestrahlung der Mtitter w/~hrend der Periode der Schwangerschaft und Laktation einen besseren l~achwuchs erzielt.

2. Das Sterblichkeitsprozent bei der Geburt in der Versuchsgruppe, welche 67 yon 10 bestrahlten Mtittern genommene junge Ratten enthielt, war 1,49. W/~hrend as in der Kontrollgruppe bei derselben Anzahl der yon 10 unbestrahlten Miittern genommenan jungen Rattan 8,95 erreiahte. Naah 2monatiger Beobaahtung war die Sterbliehkeit des Naehwuehses in der Versuehsgruppe 46%, wi~hrend sie in der Kontrollgruppe bis auf 88% stieg. Auf diese Weise erhielt man in der Versuahsgruppe im Ver- gleiah zur Kontrolle eine Verminderung der Sterbliehkeit beinahe um 50%.

3. Das Durehsehnittsgewieht bei der Geburt war in der Versuehs- gruppe (junge Ratten yon bestrahlten Miittern) 5,35 g, in der Kontroll- gruppe 5 g.

4. In der N~ehkommenseh~,ft der bestrahlten Miitter beob~ehtete ma,n eine Vergrtigerung der Waehstumsgesehwindigkeit, was dureh T~- bellen und Kurven illustriert wird. So z. B. betr~gt am 14. T;~ge naah der Geburt das Gewieht ainer jungen Ratte yon ~estrahlten Miittern 14,6 g, alas Gewieht einer jungen Ratte von unbestrahlten Miittern 7,45 g. Im Alter yon 1 Mona t mid hOher erreieht der durehsahnitt!iehe Untersehied des Gewiahts in der Versuchs- und der Kontrollgruppe 72%.

5. Auf Orund der Ri)ntgenogramme und histologisehan Priiparate kommen wir zum Sehlug, d~6 die jungen th~tten, welehe yon den mit Raahitis erzeugender Kost gefiitterten Miittern genommen wurden, in der Regel durah Raehitis getroffen sind. Die Bestrahlung mit ultra- violettem Liehte der wiihrend der Periode der Sehwangersehaft und Lak- t~tion auf R~xahitis erzeugende Kost gesetzten Rattenweibehen sehiitzt in gentigendem Ma6e den Nt~ehwuehs gegen Raahitis.

Zum Schlul5 halten wir uns fiir verpfliehtet, Herrn Prof. M. M. Z awa- d o w s k y fiir seine wertvollen Anweisungen wi~hrend der Arbeit unseren hasten l)~mk auszuspreehen.

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Quecksilberquarzbestrahhmg auf (lie Naehkommenschaft der Tiere. Z. ,,Wratsehebn6~ Delo" 1929, Nr 21 22. -- 2. (~,rant-(ioetsch: Amer. & ]lyg. 1926. - - 3. Hess, A. 12.

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688 G.W. SSAMOr und S. A. [WANOWA: Einfluf~ des ultravioletten Lichtes.

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