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Einführung Einführung in die Slavische in die Slavische Sprachwissenschaft Sprachwissenschaft 1. 1. Doppelstunde: Philologie, Doppelstunde: Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik Sprachwissenschaft, Linguistik 2. 2. Vergleichende und indogermanische Vergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft Sprachwissenschaft 3. 3. Indogermanische Sprachen: Indogermanische Sprachen: Stammbaummodell Stammbaummodell 4. 4. Urslavisch, Altkirchenslavisch, Urslavisch, Altkirchenslavisch, Missionierung (Kyrill und Method) Missionierung (Kyrill und Method) 5. 5. Lautgesetze Lautgesetze

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1.1. Doppelstunde: Philologie, Sprachwissenschaft, LinguistikDoppelstunde: Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik2.2. Vergleichende und indogermanische SprachwissenschaftVergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft3.3. Indogermanische Sprachen: StammbaummodellIndogermanische Sprachen: Stammbaummodell4.4. Urslavisch, Altkirchenslavisch, Missionierung (Kyrill und Urslavisch, Altkirchenslavisch, Missionierung (Kyrill und

Method)Method)5.5. LautgesetzeLautgesetze

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7. Transliteration7. Transliteration 8. Polnisch8. Polnisch 9. Russisch9. Russisch 10. Ukrainisch (Frau Kovalchuk); Tschechisch, 10. Ukrainisch (Frau Kovalchuk); Tschechisch,

Slowakisch (11.01. 2007) Slowakisch (11.01. 2007) 11. Tschechisch, Slowakisch, Bulgarisch, Makedonisch 11. Tschechisch, Slowakisch, Bulgarisch, Makedonisch

(18.01.07)(18.01.07) 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch),

Slowenisch (25.01.07)Slowenisch (25.01.07) 15. Wiederholung des Stoffes (01.02.07)15. Wiederholung des Stoffes (01.02.07) 16. Klausur (08.02.07)16. Klausur (08.02.07) Zusätzliches Angebot: Tutorium Frau Dr. Schürcks: Zusätzliches Angebot: Tutorium Frau Dr. Schürcks:

12.01.07, 11-13h, Komplex II: Golm, Raum 12.01.07, 11-13h, Komplex II: Golm, Raum 02.25.B10102.25.B101

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Die SpracheDie Sprache bezeichnet die wichtigste bezeichnet die wichtigste Kommunikationsform des Kommunikationsform des MenschenMenschen. Sie wird akustisch . Sie wird akustisch durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Gebärden (vgl. durch Gebärden (vgl. GebärdenspracheGebärdensprache) oder Schrift ) oder Schrift (vgl. (vgl. SchriftspracheSchriftsprache) realisiert. Die Wissenschaft von ) realisiert. Die Wissenschaft von Sprache als System heißt Sprache als System heißt Allgemeine SprachwissenschaftAllgemeine Sprachwissenschaft. Exemplarisch sei die . Exemplarisch sei die DefinitionDefinition von von Edward SapirEdward Sapir ( (19211921) zitiert:) zitiert:– ""Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im

InstinktInstinkt wurzelnde wurzelnde MethodeMethode zur zur ÜbermittlungÜbermittlung von von GedankenGedanken, , GefühlenGefühlen und Wünschen mittels eines und Wünschen mittels eines SystemsSystems von frei von frei geschaffenen geschaffenen SymbolenSymbolen.." (zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, " (zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, 1992, S. 13) 1992, S. 13)

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Ferdinand de SaussureFerdinand de Saussure hat - einer Tradition folgend - Sprache als hat - einer Tradition folgend - Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als Verbindung Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als Verbindung von Lautbild und Vorstellung, also als etwas Mentales gefasst. von Lautbild und Vorstellung, also als etwas Mentales gefasst.

Karl BühlerKarl Bühler sieht Sprache als "geformtes Gerät", als Medium des sieht Sprache als "geformtes Gerät", als Medium des Verständigungshandelns mit den Grundfunktionen der Darstellung Verständigungshandelns mit den Grundfunktionen der Darstellung (Bezug auf die Wirklichkeit), des Ausdrucks (Befindlichkeit des (Bezug auf die Wirklichkeit), des Ausdrucks (Befindlichkeit des Sprechers) und des Appells (Beeinflussung des Hörers). Damit wird Sprechers) und des Appells (Beeinflussung des Hörers). Damit wird die Auffassung von Sprache als Zeichensystem fraglich, denn nur die Auffassung von Sprache als Zeichensystem fraglich, denn nur symbolische Ausdrücke lassen sich als Zeichen im eigentlichen Sinn symbolische Ausdrücke lassen sich als Zeichen im eigentlichen Sinn ("etwas steht für etwas") auffassen. Wofür steht der Artikel ("etwas steht für etwas") auffassen. Wofür steht der Artikel derder, die , die Abtönungspartikel Abtönungspartikel halthalt, das Zeigwort , das Zeigwort dada, die Interjektion , die Interjektion hmhm? ?

Für die Für die PragmatikPragmatik ist Sprache ein zweckorientiertes ist Sprache ein zweckorientiertes Handlungssystem, das mental verankert ist. Handlungssystem, das mental verankert ist.

Für manche Linguisten ist Sprache ein menschentypisches Für manche Linguisten ist Sprache ein menschentypisches biologisches Organ (Noam biologisches Organ (Noam ChomskyChomsky), für andere das Medium der ), für andere das Medium der Gedankenbildung schlechthin (W.v. Gedankenbildung schlechthin (W.v. HumboldtHumboldt).).

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Ferdinand de SaussureFerdinand de Saussure (* (* 26. November26. November 18571857 in in GenfGenf; † ; † 22. Februar22. Februar 19131913 in in Vufflens-le-ChâteauVufflens-le-Château bei bei MorgesMorges) war ein Schweizer ) war ein Schweizer SprachwissenschaftlerSprachwissenschaftler. De Saussure studierte in . De Saussure studierte in LeipzigLeipzig und in und in BerlinBerlin IndogermanistikIndogermanistik. Von . Von 19061906 bis bis 19111911 hielt er an der Universität hielt er an der Universität GenfGenf Vorlesungen über allgemeine Vorlesungen über allgemeine SprachwissenschaftSprachwissenschaft..

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Ferdinande de SaussureFerdinande de Saussure Er wird als Begründer der modernen Er wird als Begründer der modernen LinguistikLinguistik und - und -

fälschlicherweise - des fälschlicherweise - des StrukturalismusStrukturalismus betrachtet. In den betrachtet. In den posthumposthum unter Saussures Namen erschienenen unter Saussures Namen erschienenen Grundfragen der allgemeinen SprachwissenschaftGrundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft ((Cours de linguistique généraleCours de linguistique générale, , 19161916/dt. 1967; im /dt. 1967; im folgenden CLG), wird eine allgemeine Theorie der folgenden CLG), wird eine allgemeine Theorie der Sprache als Sprache als ZeichensystemZeichensystem entwickelt. Darin wird die entwickelt. Darin wird die Untersuchung von Sprache, verstanden als ein abstraktes Untersuchung von Sprache, verstanden als ein abstraktes und überindividuelles System von Zeichen (und überindividuelles System von Zeichen (languelangue), als ), als einzig relevanter Gegenstand der Sprachwissenschaft einzig relevanter Gegenstand der Sprachwissenschaft begriffen. Sprache wird so vom Sprechen, der begriffen. Sprache wird so vom Sprechen, der paroleparole, , abgelöst und kann von diesem unabhängig untersucht abgelöst und kann von diesem unabhängig untersucht werden.werden.

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Erst in den Erst in den 1950er1950er Jahren greift eine quellenkritische Rezeptionstradition Jahren greift eine quellenkritische Rezeptionstradition Raum, die bemüht ist, die authentische Sprachidee Saussures aus seinem Raum, die bemüht ist, die authentische Sprachidee Saussures aus seinem fragmentarischen Nachlass zu erschließen. Die Rezeptionsgeschichte fragmentarischen Nachlass zu erschließen. Die Rezeptionsgeschichte Saussures ist mithin durch eine Kluft zwischen Cours-Rezeption und Saussures ist mithin durch eine Kluft zwischen Cours-Rezeption und Saussure-Rezeption gezeichnet. Die gleichermaßen notwendigen wie Saussure-Rezeption gezeichnet. Die gleichermaßen notwendigen wie erfolgreichen Bemühungen um eine Rekonstruktion des authentischen erfolgreichen Bemühungen um eine Rekonstruktion des authentischen Sprachdenkens Saussures, das auch disziplinenübergreifend, etwa in der Sprachdenkens Saussures, das auch disziplinenübergreifend, etwa in der MedienMedien-, und -, und KulturwissenschaftKulturwissenschaft sowie der sowie der NeurolinguistikNeurolinguistik fruchtbar fruchtbar aufgegriffen worden ist, kann die weichenstellende Bedeutung des Cours, aufgegriffen worden ist, kann die weichenstellende Bedeutung des Cours, dessen Rezeption den dessen Rezeption den strukturalistischenstrukturalistischen und poststrukturalistischen und poststrukturalistischen DiskursDiskurs maßgeblich geprägt und unzählige Anschlußdiskurse gezeitigt hat, nicht maßgeblich geprägt und unzählige Anschlußdiskurse gezeitigt hat, nicht ungeschehen machen. Der ungeschehen machen. Der Cours de linguistique généraleCours de linguistique générale bleibt das bleibt das bedeutendste Buch, das Ferdinand de Saussure nie geschrieben hat.bedeutendste Buch, das Ferdinand de Saussure nie geschrieben hat.

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Saussures Ruhm zu Lebzeiten begründete sich in seiner Leistung als Saussures Ruhm zu Lebzeiten begründete sich in seiner Leistung als IndogermanistIndogermanist. In seinem . In seinem Mémoire sur le système primitif des Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennesvoyelles dans les langues indo-européennes ( (18791879) hat Saussure ) hat Saussure schon als 21-jähriger Student durch die Anwendung schon als 21-jähriger Student durch die Anwendung junggrammatischer Methoden die junggrammatischer Methoden die LaryngaltheorieLaryngaltheorie angedacht. Bei angedacht. Bei der internen Rekonstruktion des indogermanischen Vokalsystems der internen Rekonstruktion des indogermanischen Vokalsystems hat er unterliegende, abstrakte "Koeffizienten" (hat er unterliegende, abstrakte "Koeffizienten" (coefficients coefficients sonantiquessonantiques) angenommen, die der dänische Sprachforscher ) angenommen, die der dänische Sprachforscher Hermann Hermann MøllerMøller noch im 19. Jh. mit noch im 19. Jh. mit LaryngalenLaryngalen identifizierte. identifizierte. 19141914, nach Saussures Tod, hat , nach Saussures Tod, hat BedřichBedřich HroznýHrozný das das HethitischeHethitische entziffert, entziffert, und diese Sprache stellte sich dabei als und diese Sprache stellte sich dabei als indogermanische Spracheindogermanische Sprache heraus. An manchen Stellen, wo Saussure seine Lautkoeffizienten heraus. An manchen Stellen, wo Saussure seine Lautkoeffizienten rekonstruiert hatte, fand man im Hethitischen Laryngale. Obwohl rekonstruiert hatte, fand man im Hethitischen Laryngale. Obwohl mit wichtigen Einschränkungen zu rechnen ist, werden die mit wichtigen Einschränkungen zu rechnen ist, werden die Laryngalen im Hethitischen im Allgemeinen als Bestätigung von Laryngalen im Hethitischen im Allgemeinen als Bestätigung von Saussures Rekonstruktion betrachtet.Saussures Rekonstruktion betrachtet.

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Indogermanische SprachfamilieIndogermanische Sprachfamilie

Die Die indogermanische Sprachfamilieindogermanische Sprachfamilie, von der nicht , von der nicht deutschsprachigen Philologie eher als deutschsprachigen Philologie eher als indoeuropäischeindoeuropäische Sprachfamilie bezeichnet, deren Sprachfamilie bezeichnet, deren VokabularVokabular Übereinstimmung bei Übereinstimmung bei FlexionFlexion, , NumerusNumerus, , GenusGenus und und AblautAblaut aufweist, ist die mittlerweile vor allem auf Grund aufweist, ist die mittlerweile vor allem auf Grund der der KolonisationKolonisation meistverbreitete meistverbreitete SprachfamilieSprachfamilie auf der auf der Welt mit mehr als 2,5 Mrd. Welt mit mehr als 2,5 Mrd. MuttersprachlernMuttersprachlern..

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InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

1 Der Begriff „indogermanisch“1 Der Begriff „indogermanisch“

2 Ursprung und Entwicklung2 Ursprung und Entwicklung

3 Untergruppen3 Untergruppen

4 Verwandtschaftsverhältnisse4 Verwandtschaftsverhältnisse

5 Siehe auch5 Siehe auch

6 Literatur6 Literatur

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Der Begriff „indogermanisch“Der Begriff „indogermanisch“ Bei der Bildung der Bezeichnung Bei der Bildung der Bezeichnung IndogermanischIndogermanisch im im

19. Jahrhundert19. Jahrhundert gingen die Sprachforscher von den gingen die Sprachforscher von den beiden Sprachgruppen aus, die damals als die räumlich beiden Sprachgruppen aus, die damals als die räumlich am weitesten voneinander entfernten angesehen wurden, am weitesten voneinander entfernten angesehen wurden, d. h. der d. h. der indischenindischen im Osten und im Westen der im Osten und im Westen der germanischengermanischen Gruppe (mitsamt des Gruppe (mitsamt des IsländischenIsländischen). Die ). Die keltischen Sprachenkeltischen Sprachen wurden damals aufgrund wurden damals aufgrund grammatikalischer Besonderheiten noch nicht als grammatikalischer Besonderheiten noch nicht als indogermanisch angesehen und das indogermanisch angesehen und das TocharischeTocharische weiter weiter östlich wurde erst östlich wurde erst 18901890 entdeckt entdeckt

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Die Bezeichnung Die Bezeichnung IndogermanischIndogermanisch wurde im deutschen wurde im deutschen Sprachraum, der in dieser Forschungsdisziplin weltweit Sprachraum, der in dieser Forschungsdisziplin weltweit immer noch führend ist, beibehalten. In anderen immer noch führend ist, beibehalten. In anderen Sprachen wird hingegen die Bezeichnung Sprachen wird hingegen die Bezeichnung IndoeuropäischIndoeuropäisch ( (IEIE) verwendet. Der amerikanische ) verwendet. Der amerikanische LinguistLinguist MerrittMerritt RuhlenRuhlen benutzt die Bezeichnung benutzt die Bezeichnung Indo-Indo-HethitischHethitisch, um eine vorgebliche Sonderstellung des , um eine vorgebliche Sonderstellung des HethitischenHethitischen bzw. der bzw. der anatolischen Sprachgruppeanatolischen Sprachgruppe innerhalb des Indogermanischen zu betonen. Ein solcher innerhalb des Indogermanischen zu betonen. Ein solcher Stammbaum wird jedoch (zumindest in der Stammbaum wird jedoch (zumindest in der weitreichenden Form) von den meisten anderen weitreichenden Form) von den meisten anderen Forschern abgelehnt. Heute nehmen viele Forscher aber Forschern abgelehnt. Heute nehmen viele Forscher aber an, dass sich die anatolischen Sprachen tatsächlich als an, dass sich die anatolischen Sprachen tatsächlich als erste von der erste von der UrspracheUrsprache abgespalten haben. abgespalten haben.

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Ursprung und EntwicklungUrsprung und Entwicklung Die indogermanischen Sprachen sind nach Meinung der Die indogermanischen Sprachen sind nach Meinung der

IndogermanistikIndogermanistik im im linguistischenlinguistischen Sinne Sinne genetischgenetisch verwandt. Dass verwandt. Dass ihre Ähnlichkeit nur auf typologischer Angleichung nach Art eines ihre Ähnlichkeit nur auf typologischer Angleichung nach Art eines SprachbundsSprachbunds zustande kam, kann ausgeschlossen werden. zustande kam, kann ausgeschlossen werden.

Ende des Ende des 18. Jahrhunderts18. Jahrhunderts erkannte der englische Orientalist erkannte der englische Orientalist William JonesWilliam Jones aus Ähnlichkeiten zwischen dem aus Ähnlichkeiten zwischen dem SanskritSanskrit und und einigen europäischen Sprachen, dass es für diese Sprachen eine einigen europäischen Sprachen, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben muss. Der Deutsche gemeinsame Wurzel geben muss. Der Deutsche Franz BoppFranz Bopp brachte brachte 18161816 in seinem Buch in seinem Buch Über das Konjugationssystem der Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischenlateinischen, , persischenpersischen und germanischen Sprache und germanischen Sprache den den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als Entdecker des gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als Entdecker des Indogermanischen.Indogermanischen.

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Diese Diese indogermanische Urspracheindogermanische Ursprache ließ sich ließ sich sprachwissenschaftlichsprachwissenschaftlich rekonstruierenrekonstruieren, obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente , obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente vorliegen. Für die Sprachen, die auf das vorliegen. Für die Sprachen, die auf das IndogermanischeIndogermanische zurückgehen, lässt sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse zurückgehen, lässt sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des deutschen des deutschen LinguistenLinguisten August SchleicherAugust Schleicher ein „ ein „StammbaumStammbaum“ “ darstellen, der den Ursprung und die Verwandtschaftsstruktur dieser darstellen, der den Ursprung und die Verwandtschaftsstruktur dieser Sprachen wiedergibt. In diesem „Stammbaum“ gibt es sowohl Sprachen wiedergibt. In diesem „Stammbaum“ gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das hypothetische Protoindogermanische zu rekonstruieren, indem er hypothetische Protoindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen diverser indogermanischer Sprachen sich ursprünglicher Formen diverser indogermanischer Sprachen bediente. Daraus entstand eine Übersetzung der sog. bediente. Daraus entstand eine Übersetzung der sog. indogermanischen Fabelindogermanischen Fabel „Das Schaf und die Pferde“ als „ „Das Schaf und die Pferde“ als „Avis Avis akvasascaakvasasca“. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass solche “. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass solche RekonstruktionenRekonstruktionen in der Regel zu in der Regel zu WortwurzelnWortwurzeln einerseits und einerseits und morphologischenmorphologischen und und phonologischenphonologischen Erscheinungen andererseits Erscheinungen andererseits führen. Auch führen. Auch syntaktischesyntaktische Merkmale des Indogermanischen konnten Merkmale des Indogermanischen konnten mit Einschränkungen rekonstruiert werden. Eine Grundmit Einschränkungen rekonstruiert werden. Eine Grundsprachesprache im im Sinne eines kommunikativen Verständnisses wird mit dieser Sinne eines kommunikativen Verständnisses wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht.Rekonstruktion jedoch nicht erreicht.

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StammbaumtheorieStammbaumtheorie Die Die StammbaumtheorieStammbaumtheorie in der Linguistik wurde von in der Linguistik wurde von August SchleicherAugust Schleicher ( (

18211821--18681868) Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Er ging davon aus, dass ) Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Er ging davon aus, dass sich Sprachen analog der sich Sprachen analog der EvolutionEvolution biologischer Arten aus biologischer Arten aus UrsprachenUrsprachen entwickeln. Danach verhalten sich die Beziehungen und entwickeln. Danach verhalten sich die Beziehungen und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sprachen genau so wie die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sprachen genau so wie die Relationen der Arten in der Biologie, die sich in Form von Relationen der Arten in der Biologie, die sich in Form von StammbäumenStammbäumen darstellen lassen. Ausgehend von seinen darstellen lassen. Ausgehend von seinen evolutionstheoretischenevolutionstheoretischen Überlegungen entwickelte August Schleicher u. a. das Stammbaummodell Überlegungen entwickelte August Schleicher u. a. das Stammbaummodell der der indogermanischen Sprachfamilieindogermanischen Sprachfamilie..

Stammbaummodelle sind Stammbaummodelle sind hierarchischehierarchische Modelle, in denen sich Modelle, in denen sich Tochtersprachen Tochtersprachen "genetisch""genetisch" zusammenhängend aus Elternsprachen zusammenhängend aus Elternsprachen entwickeln. So sind die romanischen Sprachen entwickeln. So sind die romanischen Sprachen TochtersprachenTochtersprachen von von LateinLatein, , Latein ist eine Tochtersprache von Italisch, Italisch eine Tochtersprache des Latein ist eine Tochtersprache von Italisch, Italisch eine Tochtersprache des IndogermanischenIndogermanischen. Stammbaummodelle werden heute verwendet, um die . Stammbaummodelle werden heute verwendet, um die Beziehungen zwischen Sprachen darzustellen und sie zu gruppieren.Beziehungen zwischen Sprachen darzustellen und sie zu gruppieren.

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Durch Durch SprachvergleichSprachvergleich kann man Verwandtschaften entdecken und kann man Verwandtschaften entdecken und Elternsprachen teilweise rekonstruieren. So wurde die indoeuropäische Elternsprachen teilweise rekonstruieren. So wurde die indoeuropäische Sprache zum Teil rekonstruiert. Das Stammbaummodell führt, zu Ende Sprache zum Teil rekonstruiert. Das Stammbaummodell führt, zu Ende gedacht, gegebenenfalls zu einer gemeinsamen Ursprache aller Sprachen. gedacht, gegebenenfalls zu einer gemeinsamen Ursprache aller Sprachen. Darauf deuten bestimmte Erscheinungen des Basiswortschatzes und neuerer Darauf deuten bestimmte Erscheinungen des Basiswortschatzes und neuerer genetischer Forschungen hin, es ist aber umstritten, da jede weitere genetischer Forschungen hin, es ist aber umstritten, da jede weitere erschlossene ältere Stufe des Sprachstammbaums größere Unsicherheiten erschlossene ältere Stufe des Sprachstammbaums größere Unsicherheiten beinhaltet.beinhaltet.

Mit Mit "Stammbäumen""Stammbäumen" ließen sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts ließen sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts Erscheinungen der Durchdringung und Überlagerung von Sprachen nicht Erscheinungen der Durchdringung und Überlagerung von Sprachen nicht gut erklären. Einfacher zu begreifen war das von gut erklären. Einfacher zu begreifen war das von Johannes SchmidtJohannes Schmidt um um 18701870 entwickelte entwickelte WellenmodellWellenmodell. Aufgrund neuerer Erkenntnisse über . Aufgrund neuerer Erkenntnisse über genetische Abweichungen, Veränderungen und die Entwicklung der Arten genetische Abweichungen, Veränderungen und die Entwicklung der Arten in der Biologie, für die es jetzt Simulations- und Berechnungsmöglichkeiten in der Biologie, für die es jetzt Simulations- und Berechnungsmöglichkeiten mittels mittels mathematischer Modellemathematischer Modelle gibt, lebt heute jedoch die gibt, lebt heute jedoch die StammbaumtheorieStammbaumtheorie als Erklärungsmodell für als Erklärungsmodell für "genetische""genetische" Sprachveränderungen wieder auf.Sprachveränderungen wieder auf.

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Indogermanische UrspracheIndogermanische Ursprache Die Die indogermanische Urspracheindogermanische Ursprache ist der hypothetische ist der hypothetische

gemeinsame Vorfahre der gemeinsame Vorfahre der indogermanischen Sprachenindogermanischen Sprachen.. Da die Ursprache nicht direkt überliefert ist, wurden alle Da die Ursprache nicht direkt überliefert ist, wurden alle

Laute und Wörter durch die Laute und Wörter durch die KomparativmethodeKomparativmethode erschlossen. Man hat sich darauf geeinigt, nicht erschlossen. Man hat sich darauf geeinigt, nicht bestätigte Formen mit einem Sternchen zu markieren: bestätigte Formen mit einem Sternchen zu markieren: **wódrwódr "Wasser", * "Wasser", *ḱwōnḱwōn "Hund", * "Hund", *tréyestréyes "drei "drei (maskulin)", etc. Viele der Wörter in den modernen (maskulin)", etc. Viele der Wörter in den modernen indogermanischen Sprachen stammen durch regelmäßige indogermanischen Sprachen stammen durch regelmäßige LautverschiebungLautverschiebung von diesen "Urwörtern" ab (z.B. von diesen "Urwörtern" ab (z.B. Grimms GesetzGrimms Gesetz).).

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PhonologiePhonologie Es wird angenommen, dass die indogermanische Ursprache folgende Es wird angenommen, dass die indogermanische Ursprache folgende PhonemePhoneme

verwendete:verwendete:KonsonantenKonsonanten     labiallabial koronalkoronal palatopalatovelarvelar velarvelar labiolabiovelarvelar laryngallaryngalStimmloseStimmlose PlosivePlosive p t ḱ k kw p t ḱ k kw StimmhafteStimmhafte PlosivePlosive b d ǵ g gw b d ǵ g gw AspirierteAspirierte PlosivePlosive bh dh ǵh gh gwh bh dh ǵh gh gwh NasaleNasale m n    m n    FrikativeFrikative  s    h1, h2, h3  s    h1, h2, h3ApproximantenApproximanten w r, ly   w r, ly   VokaleVokaleKurze Kurze VokaleVokale a, e, oa, e, o Lange Lange VokaleVokale ā, ē, ōā, ē, ō DiphthongeDiphthonge ei, eu, ēi, ēu, oi, ou, ōi, ōuei, eu, ēi, ēu, oi, ou, ōi, ōu AblautAblautDie indogermanische Ursprache hatte eine charakteristische, generelle Die indogermanische Ursprache hatte eine charakteristische, generelle AblautsequenzAblautsequenz der der

Phoneme Phoneme o/e/Øo/e/Ø..

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VerbenVerben Das urindogermanische Verbsystem ist extrem kompliziert und Das urindogermanische Verbsystem ist extrem kompliziert und

beinhaltet eine Ablautsequenz, die in den beinhaltet eine Ablautsequenz, die in den germanischen Sprachengermanischen Sprachen noch immer vorhanden ist.noch immer vorhanden ist.

Verben haben mindestens vier Verben haben mindestens vier ModiModi ( (IndikativIndikativ, , ImperativImperativ, , KonjunktivKonjunktiv und und OptativOptativ, und vielleicht auch den , und vielleicht auch den InjunktivInjunktiv, der sich , der sich aus dem aus dem SanskritSanskrit rekonstruieren lässt), eine rekonstruieren lässt), eine DiatheseDiathese (Aktiv and (Aktiv and Mediopassiv), sowie drei Personen und drei Mediopassiv), sowie drei Personen und drei NumeriNumeri ( (SingularSingular, , DualDual und und PluralPlural). Verben werden in drei Tempora konjugiert (). Verben werden in drei Tempora konjugiert (PräsensPräsens, , AoristAorist, und , und PerfektPerfekt).).

KonjugationKonjugation Die Wurzel ist das grundlegende Die Wurzel ist das grundlegende MorphemMorphem eines Wortes. Der eines Wortes. Der

Stamm ist ein Wort, dem die flektierten Endungen abgeschnitten Stamm ist ein Wort, dem die flektierten Endungen abgeschnitten wurden. Im einfachsten Fall besteht der Stamm aus der einfachen wurden. Im einfachsten Fall besteht der Stamm aus der einfachen WurzelWurzel

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Konjugation des PräsensKonjugation des PräsensIm Präsens wurden Verben folgendermaßen konjugiert:Im Präsens wurden Verben folgendermaßen konjugiert:Stamm *Stamm *gwh(é)n-gwh(é)n- "schlagen" "schlagen"

1.sg. *1.sg. *gwhén-migwhén-mi2.sg. *2.sg. *gwhén-sigwhén-si3.sg. *3.sg. *gwhen-tigwhen-ti1.pl. *1.pl. *gwhn-mésgwhn-més2.pl. *2.pl. *gwhn-tégwhn-té3.pl. *3.pl. *gwhn-éntigwhn-énti

Konjugation des PräteritumsKonjugation des PräteritumsIm Präteritum wurden Verben folgendermaßen konjugiert:Im Präteritum wurden Verben folgendermaßen konjugiert:Stamm *Stamm *w(ó)idw(ó)id- "wissen"- "wissen"

1.sg. *1.sg. *wóid-h2awóid-h2a2.sg. *2.sg. *wóid-th2awóid-th2a3.sg. *3.sg. *wóid-ewóid-e1.pl. *1.pl. *wid-méwid-mé2.pl. *2.pl. *wid-téwid-té3.pl. *3.pl. *wid-é:rwid-é:r

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Indogermanische FabelIndogermanische Fabel Von Von August SchleicherAugust Schleicher wurde erstmals ein kurzer Text verfaßt, den er als wurde erstmals ein kurzer Text verfaßt, den er als

FabelFabel in der rekonstruierten in der rekonstruierten UrspracheUrsprache IndogermanischIndogermanisch verstanden wissen verstanden wissen wollte. Hiervon gibt es bislang zwei neuere Fassungen, eine von Hermann wollte. Hiervon gibt es bislang zwei neuere Fassungen, eine von Hermann Hirt und eine von Norbert Oettinger. Schleicher verfaßte den Text, um nicht Hirt und eine von Norbert Oettinger. Schleicher verfaßte den Text, um nicht nur einzelne rekonstruierte Wortformen, sondern auch deren syntaktische nur einzelne rekonstruierte Wortformen, sondern auch deren syntaktische Verbindung im Satz zeigen zu können.Verbindung im Satz zeigen zu können.

Fassung von Schleicher (1868:207)Fassung von Schleicher (1868:207) Avis akvāsas ka. Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam, Avis akvāsas ka. Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam,

vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku bharantam. vais akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti bharantam. vais akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard aghnutai vividvant-svas : manus patis varnām avisāms karnauti aghnutai vividvant-svas : manus patis varnām avisāms karnauti svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat kukruvants avis agram ā bhugat.kukruvants avis agram ā bhugat.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Übersetzung der FabelÜbersetzung der Fabel Übersetzung mit im Text nicht vorhandenen in eckigen, mit Übersetzung mit im Text nicht vorhandenen in eckigen, mit

erklärenden Zusätzen in runden Klammern: [Das] Schaf und [die] erklärenden Zusätzen in runden Klammern: [Das] Schaf und [die] Pferde. [Ein] Schaf, [auf] welchem Wolle nicht war (ein Pferde. [Ein] Schaf, [auf] welchem Wolle nicht war (ein geschorenes Schaf), sah Pferde, das [einen] schweren Wagen geschorenes Schaf), sah Pferde, das [einen] schweren Wagen fahrend, das [eine] große Last, das [einen] Menschen schnell fahrend, das [eine] große Last, das [einen] Menschen schnell tragend. [Das] Schaf sprache [zu den] Pferden: [Das] Herz wird tragend. [Das] Schaf sprache [zu den] Pferden: [Das] Herz wird beengt [in] mir (es tut mir sehr leid), sehend [den] Menschen [die] beengt [in] mir (es tut mir sehr leid), sehend [den] Menschen [die] Pferde treibend. [Die] Pferde sprachen: Höre, Schaf, [das] Herz wird Pferde treibend. [Die] Pferde sprachen: Höre, Schaf, [das] Herz wird beengt [in den] gesehen-Habenden (es tut uns sehr leid, da wir beengt [in den] gesehen-Habenden (es tut uns sehr leid, da wir wissen): [der] Mensch, [der] Herr macht [die] Wolle [der] Schafe wissen): [der] Mensch, [der] Herr macht [die] Wolle [der] Schafe [zu einem] warmen Kleide [für] sich und [den] Schafen ist nicht [zu einem] warmen Kleide [für] sich und [den] Schafen ist nicht Wolle (die Schafe haben aber keine Wolle mehr, sie werden Wolle (die Schafe haben aber keine Wolle mehr, sie werden geschoren; es geht ihnen noch schlechter als den Pferden). Dies geschoren; es geht ihnen noch schlechter als den Pferden). Dies gehört habend bog (entwich) [das] Schaf [auf das] Feld (es machte gehört habend bog (entwich) [das] Schaf [auf das] Feld (es machte sich aus dem Staub).sich aus dem Staub).

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Fassung von Hirt (1939:114)Fassung von Hirt (1939:114) Owis ek’wōses-kwe owis, jesmin wьl∂nā ne ēst, Owis ek’wōses-kwe owis, jesmin wьl∂nā ne ēst,

dedork’e ek’wons, tom, woghom gwьrum weghontmo , dedork’e ek’wons, tom, woghom gwьrum weghontmo , tom, bhorom megam, tom, gh’ьmonmo ōk’u bherontmo. tom, bhorom megam, tom, gh’ьmonmo ōk’u bherontmo. owis ek’womos ewьwekwet: k’ērd aghnutai moi owis ek’womos ewьwekwet: k’ērd aghnutai moi widontei gh’ьmonmo ek’wons ag’ontmo . ek’wōses widontei gh’ьmonmo ek’wons ag’ontmo . ek’wōses ewьwekwont: kl’udhi, owei!, k’ērd aghnutai vidontmos: ewьwekwont: kl’udhi, owei!, k’ērd aghnutai vidontmos: gh’ьmo, potis, wьl∂nām owjôm kwroneuti sebhoi gh’ьmo, potis, wьl∂nām owjôm kwroneuti sebhoi ghwermom westrom; owimos-kwe wьl∂nā ne esti. Tod ghwermom westrom; owimos-kwe wьl∂nā ne esti. Tod k’ek’ruwos owis ag’rom ebhuget. (Textcodierung: k’ek’ruwos owis ag’rom ebhuget. (Textcodierung: Western) Western)

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, wurde weiterhin in Zusammenarbeit mit Sprachen gemeinsam sind, wurde weiterhin in Zusammenarbeit mit der der ArchäologieArchäologie versucht, das Ursprungsgebiet der Indogermanen versucht, das Ursprungsgebiet der Indogermanen zu bestimmen. Dabei wurden sowohl Ostzu bestimmen. Dabei wurden sowohl Ostanatolienanatolien, Gebiete nördlich , Gebiete nördlich des des Schwarzen MeeresSchwarzen Meeres oder oder SüdosteuropaSüdosteuropa vorgeschlagen. Von den vorgeschlagen. Von den zahlreichen zahlreichen HypothesenHypothesen über diese über diese UrheimatUrheimat der der IndogermanenIndogermanen, , beispielsweise beispielsweise Kurgan-TheseKurgan-These, , Anatolien-TheseAnatolien-These ist keine allgemein ist keine allgemein akzeptiert. Einige Wissenschaftler stellen den Migrationsmodellen akzeptiert. Einige Wissenschaftler stellen den Migrationsmodellen die Konzeption eines ausgedehnten indogermanischen die Konzeption eines ausgedehnten indogermanischen Sprachkontinuums gegenüber. Es ist sogar strittig, ob eine Sprachkontinuums gegenüber. Es ist sogar strittig, ob eine 'Urheimat' überhaupt definiert werden kann, weil schon deren 'Urheimat' überhaupt definiert werden kann, weil schon deren Existenz nicht gesichert werden könne, geschweige denn eine auch Existenz nicht gesichert werden könne, geschweige denn eine auch nur mehr als vage zeitliche und räumliche Ansetzung möglich sei.nur mehr als vage zeitliche und räumliche Ansetzung möglich sei.

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Auch die Methodik der Auch die Methodik der GlottochronologieGlottochronologie liefert nur vermeintlich exakte liefert nur vermeintlich exakte Daten. Sie versucht an Hand einer Testliste von Begriffen, die in möglichst Daten. Sie versucht an Hand einer Testliste von Begriffen, die in möglichst vielen Sprachen vorhanden sind, Verwandtschaftsbeziehungen von vielen Sprachen vorhanden sind, Verwandtschaftsbeziehungen von Sprachen festzustellen: je größer der Prozentsatz an als verwandt Sprachen festzustellen: je größer der Prozentsatz an als verwandt vermuteten Wörtern der Liste, desto enger seien die Sprachen verwandt. vermuteten Wörtern der Liste, desto enger seien die Sprachen verwandt. Unter der Hypothese einer konstanten Ersetzungsrate (früher für alle Unter der Hypothese einer konstanten Ersetzungsrate (früher für alle Sprachen, heute je Einzelsprache oder gar Einzelwort) wird der Verlust an Sprachen, heute je Einzelsprache oder gar Einzelwort) wird der Verlust an gemeinsamem Wortbestand in einem belegbaren Zeitraum mit gemeinsamem Wortbestand in einem belegbaren Zeitraum mit verschiedenen Methoden einfach zurückprojiziert. Daraus ergäbe sich dann verschiedenen Methoden einfach zurückprojiziert. Daraus ergäbe sich dann automatisch der zeitliche Abstand der Trennung der Schwestersprachen. automatisch der zeitliche Abstand der Trennung der Schwestersprachen. Kritisiert an dieser Methodik wird v.a. die Überzeugung, dass für die Kritisiert an dieser Methodik wird v.a. die Überzeugung, dass für die verschiedenen Stufen der Ausgliederung eine absolute Chronologie verschiedenen Stufen der Ausgliederung eine absolute Chronologie bestimmt werden könne. Dies gilt auch für die in der Presse stark beachtete bestimmt werden könne. Dies gilt auch für die in der Presse stark beachtete Berechnung von Gray/Atkinson von der Universität Berechnung von Gray/Atkinson von der Universität AucklandAuckland ( (NeuseelandNeuseeland) ) aus dem Jahr 2003, die mit Computerprogrammen der aus dem Jahr 2003, die mit Computerprogrammen der BioinformatikBioinformatik arbeitet.arbeitet.

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Wahrscheinlich lassen sich sprachliche Rekonstruktionen nur in der Wahrscheinlich lassen sich sprachliche Rekonstruktionen nur in der Zusammenarbeit von Sprachwissenschaft und Archäologie Zusammenarbeit von Sprachwissenschaft und Archäologie erarbeiten.erarbeiten.

Ob die Humangenetik dabei eine Rolle spielen kann, ist umstritten. Ob die Humangenetik dabei eine Rolle spielen kann, ist umstritten. Populationsgenetiker wie Populationsgenetiker wie Luigi Luigi Cavalli-SforzaCavalli-Sforza versuchen versuchen nachzuweisen, dass sich zwischen der genetischen Verwandtschaft nachzuweisen, dass sich zwischen der genetischen Verwandtschaft auch weit auseinander lebender Bevölkerungsgruppen und auch weit auseinander lebender Bevölkerungsgruppen und sprachlicher Verwandtschaft Parallelen ziehen lassen.sprachlicher Verwandtschaft Parallelen ziehen lassen.

Vermutungen zu entfernter Verwandtschaft wurden zu beinahe allen Vermutungen zu entfernter Verwandtschaft wurden zu beinahe allen Sprachen der Welt angestellt. Die engste Verwandtschaft wird auf Sprachen der Welt angestellt. Die engste Verwandtschaft wird auf Grund grammatisch-morphologischer Gemeinsamkeiten mit den Grund grammatisch-morphologischer Gemeinsamkeiten mit den uralischenuralischen Sprachen Sprachen angenommen. Darüber hinaus wird eine lose angenommen. Darüber hinaus wird eine lose Verwandtschaft mit unter anderem Verwandtschaft mit unter anderem Afro-AsiatischenAfro-Asiatischen Sprachen Sprachen, sowie , sowie mit den mit den altaischenaltaischen Sprachen angenommen und unter dem Begriff Sprachen angenommen und unter dem Begriff NostratischNostratisch untersucht. untersucht.

Eine überholte Unterteilung der indogermanischen Sprachen Eine überholte Unterteilung der indogermanischen Sprachen erfolgte früher nach dem Zahlwort für „hundert", der erschlossenen erfolgte früher nach dem Zahlwort für „hundert", der erschlossenen Urform *Urform *kmtomkmtom, siehe , siehe KentumsprachenKentumsprachen..

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KentumsprachenKentumsprachen Als Als KentumsprachenKentumsprachen (seltener (seltener CentumsprachenCentumsprachen) )

bezeichnete die frühere bezeichnete die frühere IndogermanistikIndogermanistik eine eine indogermanische Sprachgruppe der indogermanische Sprachgruppe der JungsteinzeitJungsteinzeit. Alle . Alle anderen indogermanischen Sprachen gehören nach dieser anderen indogermanischen Sprachen gehören nach dieser Theorie zu den Theorie zu den Satem-SprachenSatem-Sprachen. Heute spielt diese . Heute spielt diese Unterscheidung in der Forschung keine Rolle mehr.Unterscheidung in der Forschung keine Rolle mehr.

Benannt sind die beiden Gruppen nach dem Benannt sind die beiden Gruppen nach dem lateinischenlateinischen bzw. bzw. altiranischenaltiranischen Wort für "hundert", die beide aus Wort für "hundert", die beide aus einem urindogermanischen */einem urindogermanischen */dk’mtómdk’mtóm/ entstanden sind./ entstanden sind.

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Ältere AnnahmeÄltere Annahme Früher nahm man an, dass sich das Früher nahm man an, dass sich das IndogermanischeIndogermanische - noch - noch

bevor die Völker westwärts nach Europa kamen - zuerst in bevor die Völker westwärts nach Europa kamen - zuerst in eine Kentumsprache und eine Satem-Sprache geteilt habe.eine Kentumsprache und eine Satem-Sprache geteilt habe.

Beim Proto-Indoeuropäischen geht man von der „k“-Beim Proto-Indoeuropäischen geht man von der „k“-Aussprache aus. Irgendwann tendierten einige Aussprache aus. Irgendwann tendierten einige indoeuropäische Sprachen dazu, dieses „k“ zu indoeuropäische Sprachen dazu, dieses „k“ zu palatalisierenpalatalisieren, , also zu einem Zischlaut /also zu einem Zischlaut /ss/ bzw. // bzw. /ʃʃ/ werden zu lassen, / werden zu lassen, ähnlich, wie dies später in den meisten ähnlich, wie dies später in den meisten romanischen Sprachenromanischen Sprachen mit dem lateinischen < mit dem lateinischen <cc> in > in centumcentum passierte.passierte.

Dieser Wandel trat bei den heute östlichen Zweigen wie z. B. Dieser Wandel trat bei den heute östlichen Zweigen wie z. B. den den IndoiranischeIndoiranische Sprachen Sprachen ein, zu denen ein, zu denen SanskritSanskrit und und PersischPersisch gehören. Auch bei den frühen gehören. Auch bei den frühen slawischenslawischen und und baltischen Sprachenbaltischen Sprachen sowie dem sowie dem AlbanischenAlbanischen ereignete sich ereignete sich Ähnliches. Andere Sprachen wie die Ähnliches. Andere Sprachen wie die germanischengermanischen und die und die keltischenkeltischen blieben (wenigstens zunächst) beim blieben (wenigstens zunächst) beim ursprünglichen Laut.ursprünglichen Laut.

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Moderne AnnahmeModerne Annahme Die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen einer Epoche, als die Die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen einer Epoche, als die

vergleichende Sprachwissenschaftvergleichende Sprachwissenschaft noch allzu sehr in einem sturen Denkschema mit noch allzu sehr in einem sturen Denkschema mit SprachstammbäumenSprachstammbäumen, die sich ständig verästeln, gefangen war. Dagegen besteht heute , die sich ständig verästeln, gefangen war. Dagegen besteht heute Einigkeit, dass die tatsächlichen Verhältnisse viel komplexer waren und insbesondere Einigkeit, dass die tatsächlichen Verhältnisse viel komplexer waren und insbesondere das Stammbaummodell spätere Beeinflussungen durch das Stammbaummodell spätere Beeinflussungen durch SprachkontakteSprachkontakte ignorierte. ignorierte.

Außerdem ist nicht zu beweisen, dass der Unterschied zwischen Kentum- und Außerdem ist nicht zu beweisen, dass der Unterschied zwischen Kentum- und Satemsprachen der am frühesten eingetretene Unterschied zwischen indogermanischen Satemsprachen der am frühesten eingetretene Unterschied zwischen indogermanischen Sprachen ist.Sprachen ist.

Zudem konnte man feststellen, dass in den Satemsprachen einige Wörter existieren, Zudem konnte man feststellen, dass in den Satemsprachen einige Wörter existieren, die den bewussten Lautwandel nicht zeigen, sondern noch das ursprüngliche die den bewussten Lautwandel nicht zeigen, sondern noch das ursprüngliche -k--k- aufweisen. Es kann sich aber auch nicht um Lehnwörter aus irgendeiner aufweisen. Es kann sich aber auch nicht um Lehnwörter aus irgendeiner Kentumsprache handeln.Kentumsprache handeln.

Da die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen sich also als nicht so Da die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen sich also als nicht so grundlegend herausgestellt hat, wie man lange gemeint hatte, spielt sie in der aktuellen grundlegend herausgestellt hat, wie man lange gemeint hatte, spielt sie in der aktuellen Forschung der Indoeuropäistik praktisch keine Rolle mehr.Forschung der Indoeuropäistik praktisch keine Rolle mehr.

Damit läge bei diesem Begriff ein weiteres Beispiel dafür vor, wie ein Damit läge bei diesem Begriff ein weiteres Beispiel dafür vor, wie ein Forschungsergebnis zu einer gewissen Zeit über die ursprüngliche Forschergemeinde Forschungsergebnis zu einer gewissen Zeit über die ursprüngliche Forschergemeinde hinaus populär geworden und dies geblieben ist, während es in der eigentlichen hinaus populär geworden und dies geblieben ist, während es in der eigentlichen Forschung keine Rolle mehr spielt.Forschung keine Rolle mehr spielt.

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UntergruppenUntergruppen Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen lebender Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen lebender

und und ausgestorbener (†)ausgestorbener (†) Sprachen: Sprachen: AlbanischAlbanisch Anatolische SprachenAnatolische Sprachen † † ArmenischArmenisch Baltische SprachenBaltische Sprachen

– Ostbaltische SprachenOstbaltische Sprachen – Westbaltische SprachenWestbaltische Sprachen † †

Germanische SprachenGermanische Sprachen – Nordgermanische SprachenNordgermanische Sprachen – Ostgermanische SprachenOstgermanische Sprachen † † – Westgermanische SprachenWestgermanische Sprachen

GriechischGriechisch IllyrischIllyrisch † † IndoiranischeIndoiranische Sprachen Sprachen

– IndoarischeIndoarische Sprachen Sprachen – Iranische SprachenIranische Sprachen

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ItalischeItalische Sprachen Sprachen – Latino-faliskischeLatino-faliskische Sprachen Sprachen (mit (mit LateinLatein und den und den

romanischen Sprachenromanischen Sprachen)) – Oskisch-umbrischeOskisch-umbrische Sprachen Sprachen † †

Keltische SprachenKeltische Sprachen – Festlandkeltische SprachenFestlandkeltische Sprachen † † – Inselkeltische SprachenInselkeltische Sprachen

PhrygischPhrygisch † † Slawische SprachenSlawische Sprachen

– Ostslawische SprachenOstslawische Sprachen – Westslawische SprachenWestslawische Sprachen – Südslawische SprachenSüdslawische Sprachen

ThrakischThrakisch † † TocharischTocharisch † † VenetischVenetisch † †

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Slawische SprachenSlawische Sprachen Übersichtskarte der Slawischen SprachenÜbersichtskarte der Slawischen Sprachen Die Die slawischen Sprachenslawischen Sprachen sind ein Zweig der sind ein Zweig der

indogermanischen Sprachenindogermanischen Sprachen..

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis1 Allgemeines1 Allgemeines 2 Überblick über die slawischen Sprachen2 Überblick über die slawischen Sprachen

– 2.1 Tabelle2.1 Tabelle 3 Ausgestorbene slawische Sprachen3 Ausgestorbene slawische Sprachen 4 Andere slawische Sprachen und Dialekte4 Andere slawische Sprachen und Dialekte 5 Charakteristika der slawischen Sprachen5 Charakteristika der slawischen Sprachen 6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen 7 Wörter mit slawischem Ursprung7 Wörter mit slawischem Ursprung 8 Literatur8 Literatur

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AllgemeinesAllgemeines Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem

sog. sog. UrslawischenUrslawischen entstanden, dem die älteste slawische entstanden, dem die älteste slawische Schriftsprache, das Schriftsprache, das AltkirchenslawischeAltkirchenslawische (ab dem (ab dem 9. Jahrhundert9. Jahrhundert), ), noch sehr nahe stand. Aus dem noch sehr nahe stand. Aus dem AltkirchenslawischenAltkirchenslawischen entwickelten entwickelten sich etwa dem sich etwa dem 11. Jahrhundert11. Jahrhundert verschiedene Varianten, die man verschiedene Varianten, die man traditionell als traditionell als KirchenslawischKirchenslawisch bezeichnet. Dabei unterscheidet bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen man zwischen Bulgarisch-KirchenslawischBulgarisch-Kirchenslawisch (oft auch (oft auch MittelbulgarischMittelbulgarisch genannt), genannt), Russisch-KirchenslawischRussisch-Kirchenslawisch, , Serbisch-KirchenslawischSerbisch-Kirchenslawisch, , Kroatisch-KirchenslawischKroatisch-Kirchenslawisch und und Tschechisch-KirchenslawischTschechisch-Kirchenslawisch. Auch in Rumänien war bis in das . Auch in Rumänien war bis in das 19. Jahrhundert19. Jahrhundert eine spezielle Variante des eine spezielle Variante des KirchenslawischenKirchenslawischen als als Kirchensprache in Gebrauch.Kirchensprache in Gebrauch.

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Am nächsten steht den slawischen Sprachen der Am nächsten steht den slawischen Sprachen der baltischebaltische SprachzweigSprachzweig, was auf die lange , was auf die lange Nachbarschaft zurückzuführen ist und darauf, Nachbarschaft zurückzuführen ist und darauf, dass sich beide Sprachgruppen aus ähnlichen dass sich beide Sprachgruppen aus ähnlichen indogermanischenindogermanischen DialektenDialekten entwickelt haben. entwickelt haben. Einige Sprachwissenschafter gehen sogar von Einige Sprachwissenschafter gehen sogar von einer einer baltisch-slawischen Spracheinheitbaltisch-slawischen Spracheinheit aus, aus, diese Meinung gilt jedoch als umstritten.diese Meinung gilt jedoch als umstritten.

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Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach den drei geografischen Untergruppen den drei geografischen Untergruppen OstslawischOstslawisch, , WestslawischWestslawisch und und SüdslawischSüdslawisch zunächst die slawischen zunächst die slawischen StandardsprachenStandardsprachen und und danach die sog. danach die sog. MikroliteratursprachenMikroliteratursprachen -- dieser -- dieser Ausdruck ist in der Ausdruck ist in der SlawistikSlawistik für Sprachformen für Sprachformen üblich, in denen schriftliche Texte verfasst üblich, in denen schriftliche Texte verfasst werden, die aber nicht alle Eigenschaften werden, die aber nicht alle Eigenschaften vollgültiger vollgültiger StandardsprachenStandardsprachen aufweisen. aufweisen. Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen alphabetisch angeordnet.alphabetisch angeordnet.

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Überblick über die slawischen SprachenÜberblick über die slawischen Sprachen KURZÜBERBLICK:KURZÜBERBLICK: Westslawische Sprachen:Westslawische Sprachen: SorbischSorbisch

– Niedersorbisch Niedersorbisch – Obersorbisch Obersorbisch

PolabischPolabisch ausgestorbenausgestorben PolnischPolnisch Pomoranisch Pomoranisch

– KaschubischKaschubisch – SlowinzischSlowinzisch ausgestorbenausgestorben

TschechischTschechisch – LachischLachisch

SlowakischSlowakisch

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ostslawische Sprachen:ostslawische Sprachen: RussischRussisch WeißrussischWeißrussisch UkrainischUkrainisch Karpato-RussinischKarpato-Russinisch Jugoslawo-RussinischJugoslawo-Russinisch WestpolessischWestpolessisch

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südslawische Sprachen:südslawische Sprachen: BosnischBosnisch BulgarischBulgarisch KroatischKroatisch MazedonischMazedonisch SlowenischSlowenisch SerbischSerbisch

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TabelleTabelle In der Spalte In der Spalte VerbreitungVerbreitung sind Gebiete, in denen die betreffende Sprache sind Gebiete, in denen die betreffende Sprache

AmtsspracheAmtssprache ist, fett und Gebiete, in die die betreffende Sprache erst durch ist, fett und Gebiete, in die die betreffende Sprache erst durch Auswanderungen in jüngerer Zeit gekommen ist, kursiv hervorgehoben.Auswanderungen in jüngerer Zeit gekommen ist, kursiv hervorgehoben.

Sprache Verbreitung Sprecher Sprache Verbreitung Sprecher ostslawische ostslawische StandardsprachenStandardsprachen

RussischRussisch ( (русский языкрусский язык) ) RusslandRussland, , WeißrusslandWeißrussland,, KasachstanKasachstan, , KirgisienKirgisien, , KrimKrim ( (UkraineUkraine); ); weitere Länder der ehemaligen weitere Länder der ehemaligen SowjetunionSowjetunion (vor allem (vor allem UkraineUkraine, , LettlandLettland, ,

EstlandEstland); ); USAUSA, , IsraelIsrael, , DeutschlandDeutschland, weitere , weitere westeuropäische Länderwesteuropäische Länder    180.000.000 180.000.000

UkrainischUkrainisch ( (українська моваукраїнська мова) ) UkraineUkraine, , RusslandRussland, , KasachstanKasachstan, , MoldawienMoldawien, , PolenPolen, , WeißrusslandWeißrussland, , SlowakeiSlowakei, , RumänienRumänien, , NordamerikaNordamerika, , ArgentinienArgentinien, , KirgisienKirgisien, , LettlandLettland, , WesteuropaWesteuropa, , TschechienTschechien  47.000.000  47.000.000

WeißrussischWeißrussisch ( (беларуская мовабеларуская мова))WeißrusslandWeißrussland, , RusslandRussland, , UkraineUkraine, , PolenPolen (in der Umgebung von (in der Umgebung von BiałystokBiałystok), ), LettlandLettland, , LitauenLitauen, , KasachstanKasachstan, , USAUSA   

8.000.000 8.000.000

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MikroliteratursprachenMikroliteratursprachen Karpato-RussinischKarpato-Russinisch (Ruthenisch) (Ruthenisch) ((руски язикруски язик))Karpato-UkraineKarpato-Ukraine ( (UkraineUkraine, dort aber nicht , dort aber nicht offiziell anerkannt, sondern als ukrainischer Dialekt offiziell anerkannt, sondern als ukrainischer Dialekt betrachtet), nordöstliche betrachtet), nordöstliche SlowakeiSlowakei und angrenzende und angrenzende Gebiete Gebiete PolensPolens, Emigranten v.a. in , Emigranten v.a. in NordamerikaNordamerika 830.000 830.000Jugoslawo-Russinisch (Jugoslawo-Russinisch (Batschka-RussinischBatschka-Russinisch)) ((бачвански руски язикбачвански руски язик))VojvodinaVojvodina ( (SerbienSerbien) und ) und SlawonienSlawonien ( (KroatienKroatien) (ursprüngliche Herkunft: ) (ursprüngliche Herkunft: Karpato-UkraineKarpato-Ukraine) 23.000) 23.000WestpolessischWestpolessischim Grenzbereich im Grenzbereich zwischen der zwischen der UkraineUkraine und und WeißrusslandWeißrussland  

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westslawische westslawische StandardsprachenStandardsprachen NiedersorbischNiedersorbisch ( (dolnoserbska rěcdolnoserbska rěc) ) NiederlausitzNiederlausitz ( (DeutschlandDeutschland) in der ) in der

Umgebung von Umgebung von CottbusCottbus 12.000 12.000 ObersorbischObersorbisch ( (hornjoserbska rěčhornjoserbska rěč) ) OberlausitzOberlausitz ( (DeutschlandDeutschland) in der ) in der

Umgebung von Umgebung von BautzenBautzen 55.000 55.000 PolnischPolnisch ( (język polskijęzyk polski) ) PolenPolen, Weißrussland, Ukraine, Tschechien, Litauen, , Weißrussland, Ukraine, Tschechien, Litauen,

NordamerikaNordamerika, , WesteuropaWesteuropa, , BrasilienBrasilien, , AustralienAustralien 50.000.000  50.000.000 SlowakischSlowakisch ( (slovenský jazykslovenský jazyk) ) SlowakeiSlowakei, , VojvodinaVojvodina ( (SerbienSerbien), Ungarn, ), Ungarn,

Rumänien, Tschechien, Ukraine, Kroatien, Rumänien, Tschechien, Ukraine, Kroatien, NordamerikaNordamerika, , AustralienAustralien, , WesteuropaWesteuropa 6.000.000  6.000.000

TschechischTschechisch ( (český jazykčeský jazyk) ) TschechienTschechien, angrenzende Länder (v.a. , angrenzende Länder (v.a. SlowakeiSlowakei), ), NordamerikaNordamerika, , WesteuropaWesteuropa, , AustralienAustralien 12.000.000 12.000.000

westslawische westslawische MikroliteratursprachenMikroliteratursprachen KaschubischKaschubisch ( (kaszëbsczi jãzëkkaszëbsczi jãzëk)in )in PolenPolen westlich und südlich von westlich und südlich von DanzigDanzig 50.000 50.000

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südslawische südslawische StandardsprachenStandardsprachen BosnischBosnisch ( (bosanski jezikbosanski jezik) ) Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina, , Serbien und MontenegroSerbien und Montenegro, ,

NordamerikaNordamerika WesteuropaWesteuropa 2.000.000 2.000.000 BulgarischBulgarisch ( (български езикбългарски език) ) BulgarienBulgarien, Ukraine, Moldawien, angrenzende Länder, , Ukraine, Moldawien, angrenzende Länder,

USAUSA, , WesteuropaWesteuropa 9.000.000 9.000.000 MazedonischMazedonisch ( (македонски јазикмакедонски јазик) ) MazedonienMazedonien, angrenzende Länder (v.a. , angrenzende Länder (v.a.

Griechenland, Bulgarien), Griechenland, Bulgarien), WesteuropaWesteuropa 2.000.000 2.000.000 KroatischKroatisch ( (hrvatski jezikhrvatski jezik) ) KroatienKroatien, , Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina, , WesteuropaWesteuropa 4.800.000 4.800.000 SerbischSerbisch ( (српски језиксрпски језик) ) SerbienSerbien, , MontenegroMontenegro, , Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina, ,

WesteuropaWesteuropa 10.000.000 10.000.000 SlowenischSlowenisch ( (slovenski jezikslovenski jezik))SlowenienSlowenien, südliches , südliches KärntenKärnten, Provinzen , Provinzen TriestTriest und und GörzGörz

((ItalienItalien), westliches Ungarn 2.000.000südslawische ), westliches Ungarn 2.000.000südslawische MikroliteratursprachenMikroliteratursprachen Banater BulgarischBanater Bulgarisch ( (bâlgarsći jazičbâlgarsći jazič) ) BanatBanat ( (RumänienRumänien

) 18.000) 18.000 BurgenlandkroatischBurgenlandkroatisch ( (gradišćansko-hrvatski jezikgradišćansko-hrvatski jezik))BurgenlandBurgenland ( (ÖsterreichÖsterreich) 19.000) 19.000 MolisekroatischMolisekroatischMoliseMolise ( (ItalienItalien) 2.500) 2.500 ResianischResianisch ( (rozojanski lengačrozojanski lengač))Resia-TalResia-Tal in der in der Provinz Provinz UdineUdine ( (ItalienItalien) 19.000) 19.000

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Charakteristika der slawischen SprachenCharakteristika der slawischen Sprachen Die slawischen Sprachen gelten als für Westeuropäer und insbesondere Deutsche schwer Die slawischen Sprachen gelten als für Westeuropäer und insbesondere Deutsche schwer

erlernbar. Diese Meinung beruht nicht nur auf Erfahrungen von Ausländern, die eine erlernbar. Diese Meinung beruht nicht nur auf Erfahrungen von Ausländern, die eine slawische Sprache lernen wollten, sondern auch auf dem Widerstand gegen das (z.B. nach slawische Sprache lernen wollten, sondern auch auf dem Widerstand gegen das (z.B. nach 1945 in der 1945 in der DDRDDR) oktroyierte Russische und auf Meinungen von Slawen über die schwere ) oktroyierte Russische und auf Meinungen von Slawen über die schwere Erlernbarkeit ihrer Sprachen (auf die sie ausdrücklich stolz sind). Objektiv zu beschreiben Erlernbarkeit ihrer Sprachen (auf die sie ausdrücklich stolz sind). Objektiv zu beschreiben sind die folgenden Faktoren, die sich jedoch nicht bei allen slawischen Sprachen in gleicher sind die folgenden Faktoren, die sich jedoch nicht bei allen slawischen Sprachen in gleicher Weise auswirken:Weise auswirken:

für manche slawischen Sprachen (vor allem Russisch, Polnisch, Bulgarisch) sind für manche slawischen Sprachen (vor allem Russisch, Polnisch, Bulgarisch) sind weicheweiche bzw. bzw. palatalisiertepalatalisierte Konsonanten charakteristisch, deren Aussprache Ausländern Konsonanten charakteristisch, deren Aussprache Ausländern Schwierigkeiten bereitet Schwierigkeiten bereitet

als typisch slawisch gelten Konsonantengruppen, die aber vor allem in den Sprachen als typisch slawisch gelten Konsonantengruppen, die aber vor allem in den Sprachen vorkommen, in denen vorkommen, in denen rr und/oder und/oder ll an Stelle von Vokalen gebraucht werden können an Stelle von Vokalen gebraucht werden können (Tschechisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch), Bsp.: (Tschechisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch), Bsp.: č. Strč prst skrz krk,č. Strč prst skrz krk,

vlk.vlk. man sagt den slawischen Sprachen, die zu den man sagt den slawischen Sprachen, die zu den flektierenden Sprachenflektierenden Sprachen gehören, einen großen gehören, einen großen

"Formenreichtum" nach; in der Tat haben die meisten slawischen Sprachen sechs oder "Formenreichtum" nach; in der Tat haben die meisten slawischen Sprachen sechs oder sieben sieben KasusKasus, Bulgarisch und Mazedonisch jedoch keine, manche ein reicheres , Bulgarisch und Mazedonisch jedoch keine, manche ein reicheres Tempussystem (so die sorbischen Sprachen, das Kroatische, das Serbische, das Bulgarische Tempussystem (so die sorbischen Sprachen, das Kroatische, das Serbische, das Bulgarische und das Mazedonische) usw. und das Mazedonische) usw.

als schwer erlernbar gilt der in allen slawischen Sprachen vorkommende als schwer erlernbar gilt der in allen slawischen Sprachen vorkommende VerbalaspektVerbalaspekt. .

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Vom Urslavischen zum KirchenslavischenVom Urslavischen zum Kirchenslavischen

Urheimat der Slaven (UdS)Urheimat der Slaven (UdS):: nördlich der Karpaten, laut der nördlich der Karpaten, laut der klassischen Theorie L. Niederles (1902; 1923; 1953) erstreckte sich klassischen Theorie L. Niederles (1902; 1923; 1953) erstreckte sich die UdS von den Flüssen Weichsel, W von Bug und Pripjet die UdS von den Flüssen Weichsel, W von Bug und Pripjet (pripjat‘) bis zum Mittellauf des Dnjepr, zum Oberlauf von S Bug (pripjat‘) bis zum Mittellauf des Dnjepr, zum Oberlauf von S Bug und Dnjestr (d.h., sie umfasste Ostpolen, Südweißrussland, einen und Dnjestr (d.h., sie umfasste Ostpolen, Südweißrussland, einen Teil der Ukraine); T. Lehr-SpTeil der Ukraine); T. Lehr-Spławiński (1946) verschiebt die ławiński (1946) verschiebt die Urheimat stark westwUrheimat stark westwäärts:rts: Mittellauf der Elbe bis auf das Gebiet Mittellauf der Elbe bis auf das Gebiet Wolhyniens (SW Ukraine), im NO bis zur Weichsel.Wolhyniens (SW Ukraine), im NO bis zur Weichsel.

Hydronymie: J. Udolph (1979) Nordhang der Karpaten, etwa zwischen Hydronymie: J. Udolph (1979) Nordhang der Karpaten, etwa zwischen Zakopane im W und der Bukowina im O.Zakopane im W und der Bukowina im O.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Gliederung der slavischen SprachenGliederung der slavischen Sprachen und und äältestelteste Schriftsprachen der SlavenSchriftsprachen der Slaven

1.1. Aksl. i. J. 863 zur ältesten slav. Schriftsprache erhobenAksl. i. J. 863 zur ältesten slav. Schriftsprache erhoben2.2. Die tsch. SSpr. 14. Jh.Die tsch. SSpr. 14. Jh.3.3. Die sloven. SSpr. 16. Jh.Die sloven. SSpr. 16. Jh.4.4. Die Maked. SSpr. i. J. 1944-1945Die Maked. SSpr. i. J. 1944-19455.5. Die bisher übliche klassische wiss. Einteilung beruht Die bisher übliche klassische wiss. Einteilung beruht

vor allem auf historisch-phonolog. bzw. morpholog. vor allem auf historisch-phonolog. bzw. morpholog. Kriterien:Kriterien:

Lautlehre (Phonologie)Lautlehre (Phonologie):: ursl. Lautgruppen ursl. Lautgruppen *tj/kt*tj/kt'', dj, dj : : *sv*světjaětja „Kerze“ / „Kerze“ / *n*năktăktьь „Nacht“, „Nacht“, *medja*medja „Rain, Grenze“: „Rain, Grenze“: Dreiteilung (Trichotomie) 1) Südslav.: Bulg., Mak., Skr., Dreiteilung (Trichotomie) 1) Südslav.: Bulg., Mak., Skr., Sloven. Sloven. unterschiedl. Reflexe: unterschiedl. Reflexe: свещсвещ, , нощнощ, , междамежда (bulg.);(bulg.);

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

mak. mak. свеќасвеќа, , ноќноќ, , меѓамеѓа;; skr. skr. sv(ij)esv(ij)eća/noćća/noć ; ; međameđa; sloven. ; sloven. sveča, noč, mejasveča, noč, meja // 2. // 2. Westslav.: Tsch., Slovak., Ober-, Niedersorb., Westslav.: Tsch., Slovak., Ober-, Niedersorb., Poln.: Poln.: c, zc, z (poln. (poln. dzdz): tsch. ): tsch. ssvvíce, noc, mezíce, noc, mez ((poln.poln. miedzamiedza)) // 3. Ostslav.: Ukr., Wßr., Russ. // 3. Ostslav.: Ukr., Wßr., Russ. – – č, ž: č, ž: свеча, ночь, межасвеча, ночь, межа (ukr. (ukr. свсвiiча, нча, нiiч, ч, ночночi,i, межа межа aber: aber: ходжуходжу ‚ich gehe‘; wrß. ‚ich gehe‘; wrß. свеча, ноч, межасвеча, ноч, межа). Zum Westl. gehören die ). Zum Westl. gehören die ausgestorbenen Sprachen Polab. und ausgestorbenen Sprachen Polab. und Ostseeslav. (Pomor.), die nie zur Stufe einer Ostseeslav. (Pomor.), die nie zur Stufe einer SSpr. erhoben wurden, vgl.: polab. SSpr. erhoben wurden, vgl.: polab. svecsvec‘‘a/nüc, mia/nüc, miʒʒ‘a‘a; kasch. ; kasch. sv’ėca/noc, m’esv’ėca/noc, m’eʒa. ʒa.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Urslavisch:Urslavisch: Entwicklungsstufe und Vorstufe der Entwicklungsstufe und Vorstufe der slavischen Sprachen.slavischen Sprachen.

Zeit: von der Ausgliederung aus der baltisch-slav. Zeit: von der Ausgliederung aus der baltisch-slav. Sprachgemeinschaft (2.-1. Jahrtausend v. Chr.) bis zu den Sprachgemeinschaft (2.-1. Jahrtausend v. Chr.) bis zu den Anfängen der mehr oder weniger selbständigen Anfängen der mehr oder weniger selbständigen Entwicklung der slav. Einzelsprachen (Ende 10. Jh. n. Entwicklung der slav. Einzelsprachen (Ende 10. Jh. n. Chr.)Chr.)

Gemeinslavisch: Gemeinslavisch: Periode kurz vor der Ausgliederung Periode kurz vor der Ausgliederung in die einzelnen slav. Sprachen; sie zeichnet sich durch in die einzelnen slav. Sprachen; sie zeichnet sich durch dialektalen Zerfall in die drei Gruppen: ost-, west- und dialektalen Zerfall in die drei Gruppen: ost-, west- und ssüüdslav.dslav. Spr. (spätestens seit 800 n.Chr. Karl d. Gr. > Spr. (spätestens seit 800 n.Chr. Karl d. Gr. > ostsl. korol‘, westsl. Krol > poln. król, südslav. kral(j), ostsl. korol‘, westsl. Krol > poln. król, südslav. kral(j), tsch. král „König“) aus. [vgl. Liquidametathese]. tsch. král „König“) aus. [vgl. Liquidametathese].

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Das Vokalsystem des Urslavischen – Das Vokalsystem des Urslavischen –

Gemeinslav.Gemeinslav. vordere hintere vordere hinterevordere hintere vordere hintere

ī ī

ĭĭ

ǖǖ

üü

ĕĕ

ēē

ăă

āā

ii

ьь

yy

ъъ

ee

ěě

oo

aa

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

VokalquantitVokalquantität: kurze und lange Vokale (wie heute im Tschech.: ät: kurze und lange Vokale (wie heute im Tschech.: drdráhaáha „„die Bahndie Bahn““ : : drahádrahá „„teuerteuer““ Adj.fem. Nom.Sg. Adj.fem. Nom.Sg.))

Akzent: frei und beweglich (wie heute im Russ.: Akzent: frei und beweglich (wie heute im Russ.: женжен''аа : : женжен''ы ы :: жж''ёныёны (NSg. : GSg. : NPl.)), um grammatische Formen zu (NSg. : GSg. : NPl.)), um grammatische Formen zu unterscheiden oder um lexikalische Bedeutung zu unterscheiden: unterscheiden oder um lexikalische Bedeutung zu unterscheiden: мукмук''а «а «MehlMehl» » // // м м''ука «ука «QualQual» з» з''амок амок „Schloss (chateau)“„Schloss (chateau)“ // // заза''мокмок „Schloss (Verschluss)“ „Schloss (Verschluss)“

Intonation: vier Intionationen wie im Sbkr.: kurzsteigend, Intonation: vier Intionationen wie im Sbkr.: kurzsteigend, langsteigend, kurzfallend und langfallend: langsteigend, kurzfallend und langfallend:

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Intonation und QuantitätIntonation und Quantität(Tonsilben)(Tonsilben) QuantitätenQuantitäten

IntonationenIntonationen kurz kurz

langlang

fallendfallend “ “ ˆ

steigendsteigend ` ` a a

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Silbenharmonie (Palatalisation)Silbenharmonie (Palatalisation) I. und II. PalatalisationI. und II. Palatalisation Gesetz der offenen Silben (TSS)Gesetz der offenen Silben (TSS) = = Liquidametathese: tart/talt, tert/telt Liquidametathese: tart/talt, tert/telt > > SüSüdslav.dslav., Tsch./Slk.: trat/tlat, tr, Tsch./Slk.: trat/tlat, trět tlětět tlět LLechit. echit. ((Poln.Poln., Pomor., Kasch.) + Sorb.: trot/tlot, , Pomor., Kasch.) + Sorb.: trot/tlot,

tret/tlettret/tlet Ostslav.: Vollaut (Pleophonie, Polnoglasie).Ostslav.: Vollaut (Pleophonie, Polnoglasie).

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

1. Silbenharmonie: 1., 2. u. 3. 1. Silbenharmonie: 1., 2. u. 3. PalatalisationPalatalisation

Die Silbenharmonie kommt zum Tragen in der Abfolge: velarer Die Silbenharmonie kommt zum Tragen in der Abfolge: velarer Konsonant + palataler (vorderer) Sonant/Vokal (vordere Vokale sind Konsonant + palataler (vorderer) Sonant/Vokal (vordere Vokale sind ьь, i, , i, e, e, ěě, , ęę) ) sowie der Gleitlautsowie der Gleitlaut j j

1.1. (urslav.) Palatalisation(urslav.) Palatalisation: : k, g, chk, g, ch + + ьь, i, , i, e, e, ěě, , ęę > > k‘, g‘, ch‘k‘, g‘, ch‘ > > č, ž, č, ž, šš: :

Belege: V.Sg.Belege: V.Sg. ((o-Sto-Stäämmemme) ) *rake*rake, , * Boge* Boge, , dauchedauche > > rače, Bože dušerače, Bože duše..

kj, gj, chjkj, gj, chj > > č, ž, šč, ž, š::

Belege: Belege: *bikj- > bi*bikj- > biččьь ‚Gei ‚Geißel‘, *mangj- > manßel‘, *mangj- > manžžьь (aksl. (aksl. mmąąžžьь) ‚Mann‘,) ‚Mann‘,

*p*pěchjěchjьь > p> pěšěšьь ‚zu Fu‚zu Fuß gehend‘ß gehend‘

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2. (gemeinslav.) Palatalisation2. (gemeinslav.) Palatalisation: : k, g, ch + ai, oi, ei > (k, g, ch + ai, oi, ei > (ě2 i2) > k', g', ch' > c, (d)z, s (š)Belege: *kaina, *nagai, *sachai > cěna, nodzě (poln. nodze, tsch.

noze), westsl. soše, sonst sosě DLSg. der a-Stämme; im Russ. wurde die 2. Palat. wieder rückgängig

gemacht, vgl. tsch. ruka : ruce, noha : noze // russ. нога : ноге, рука : руке (aruss. rącě, nozě)

3. progressive Palatalisation: ьь, i + velarer Konsonant (= , i + velarer Konsonant (= k, g, ch)k, g, ch) + a > + a > c, (d)z, s (š)

Belege: Belege: *av*avььka > ovka > ovььca ‚Schaf‘, *kca ‚Schaf‘, *kЪЪninga > aksl. kninga > aksl. kЪЪnędznędzьь ‚Fürst‘ zu ‚Fürst‘ zu got./urgerm. kuningaz, russ. got./urgerm. kuningaz, russ. князькнязь ,,FFüürstrst‘, tsch. kn‘, tsch. knězěz ‚Pfarrer‘; ‚Pfarrer‘; *v*vььcha > russ. cha > russ. вся, всевся, все, sbkr. sve , sbkr. sve < v< vььsese // wesl. // wesl. vše, wšo, wszystkovše, wšo, wszystko

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft Belege für die Liquidametathese (TSS):Belege für die Liquidametathese (TSS):

Urslav.Urslav.

tarttart > >

Südslav.Südslav.

Tsch.-Slk.Tsch.-Slk.

grad, hrad grad, hrad

Westslav.Westslav.

ggrodrod

Ostslav.Ostslav.

gorodgorod

*talt*talt > > glava, glava, hlavahlava

głowagłowa golovagolova

*tert*tert > > bbrrěgěgъъ brzegbrzeg beregbereg

*telt*telt > > mlmlěkoěko mlekomleko meleko> meleko> molokomoloko

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Russische SpracheRussische Sprache aus Wikipedia, der freien Enzyklopädieaus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Russisch (русский язык Russisch (русский язык         AusspracheAussprache   Gesprochen in Gesprochen in RusslandRussland, Mitgliedsstaaten der , Mitgliedsstaaten der GUSGUS und und

baltischen Staaten, sowie von Emigranten in den baltischen Staaten, sowie von Emigranten in den USAUSA, , IsraelIsrael, , DeutschlandDeutschland und weiteren europäischen und weiteren europäischen LändernSprecher145 Millionen Muttersprachler LändernSprecher145 Millionen Muttersprachler (Platz 8)(Platz 8)

etwa 110 Millionen Zweitsprachleretwa 110 Millionen Zweitsprachler LinguistischeLinguistische

KlassifikationKlassifikation Indogermanische SprachenIndogermanische Sprachen

– Slawische SprachenSlawische Sprachen Ostslawische SprachenOstslawische Sprachen

RussischRussisch

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Offizieller Status Offizieller Status Amtssprache inAmtssprache inRusslandRussland, , WeißrusslandWeißrussland, , KasachstanKasachstan, , KirgisistanKirgisistan (regional), (regional), UkraineUkraine (regional), (regional), Vereinte NationenVereinte Nationen

Sprachcodes Sprachcodes ISO 639ISO 639-1:ru -1:ru ISO 639ISO 639-2:(B) rus(T) --2:(B) rus(T) -SILSIL ISO 639ISO 639--3:RUS3:RUS

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Die Die russische Spracherussische Sprache (früher auch (früher auch GroßrussischGroßrussisch genannt; im Russischen: genannt; im Russischen: русский русский языкязык, , [[''ru.skʲɪjru.skʲɪj jɪˈzɨkjɪˈzɨk]]/ Transkription russki / Transkription russki jazyk) ist die jazyk) ist die slawische Spracheslawische Sprache mit den mit den meisten Sprechern und gilt als meisten Sprechern und gilt als WeltspracheWeltsprache. . Sie bildet zusammen mit dem Sie bildet zusammen mit dem UkrainischenUkrainischen (früher auch als (früher auch als KleinrussischKleinrussisch bezeichnet), bezeichnet), dem dem WeißrussischenWeißrussischen und dem und dem RussinischenRussinischen die Gruppe der die Gruppe der ostslawischen Sprachenostslawischen Sprachen. Die . Die russische russische StandardspracheStandardsprache beruht auf den beruht auf den mittelrussischen Mundarten der Gegend um mittelrussischen Mundarten der Gegend um MoskauMoskau..

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Russisch wird von etwa 145 Millionen Russisch wird von etwa 145 Millionen Menschen als Menschen als MutterspracheMuttersprache gesprochen, von denen etwa 118 gesprochen, von denen etwa 118 Millionen in Millionen in RusslandRussland leben. Es ist leben. Es ist AmtsspracheAmtssprache in in RusslandRussland, , WeißrusslandWeißrussland (zusammen mit Weißrussisch) und (zusammen mit Weißrussisch) und offizielle Sprache in offizielle Sprache in KasachstanKasachstan (mit (mit KasachischKasachisch als als AmtsspracheAmtssprache), ), KirgisistanKirgisistan (mit (mit KirgisischKirgisisch als als AmtsspracheAmtssprache) und der ) und der zur zur UkraineUkraine gehörenden Autonomen gehörenden Autonomen Republik Republik KrimKrim (zusammen mit (zusammen mit Ukrainisch und Ukrainisch und KrimtatarischKrimtatarisch). ).

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In manchen In manchen OblastenOblasten der Südostukraine der Südostukraine ist sie die regionale Amtssprache, wobei ist sie die regionale Amtssprache, wobei dieser Status wegen dieser Status wegen Verfassungswidrigkeit umstritten ist. Sie Verfassungswidrigkeit umstritten ist. Sie ist auch eine der Amtssprachen in den ist auch eine der Amtssprachen in den völkerrechtlich nicht anerkannten völkerrechtlich nicht anerkannten Staaten Transnistrien (zusammen mit Staaten Transnistrien (zusammen mit Ukrainisch und Moldawisch), Südossetien Ukrainisch und Moldawisch), Südossetien (zusammen mit Ossetisch) und (zusammen mit Ossetisch) und Abchasien (zusammen mit Abchasisch). Abchasien (zusammen mit Abchasisch).

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In diesen Staaten bzw. Regionen ist es sowohl In diesen Staaten bzw. Regionen ist es sowohl Muttersprache eines Teiles der Bevölkerung Muttersprache eines Teiles der Bevölkerung als auch Sprache eines großen Teils des als auch Sprache eines großen Teils des öffentlichen Lebens. Daneben gibt es öffentlichen Lebens. Daneben gibt es russischsprachige Minderheiten in allen russischsprachige Minderheiten in allen GUSGUS--Staaten sowie im Staaten sowie im BaltikumBaltikum. In . In IsraelIsrael bilden bilden die russischsprachigen Einwanderer ca. ein die russischsprachigen Einwanderer ca. ein Sechstel der Bevölkerung. Die russische Sechstel der Bevölkerung. Die russische Sprache ist ebenso eine verbreitete Sprache Sprache ist ebenso eine verbreitete Sprache für Wissenschaft, Kunst und Technik. Zählt für Wissenschaft, Kunst und Technik. Zählt man die man die ZweitsprachlerZweitsprachler hinzu, kommt man hinzu, kommt man auf etwa 255 Millionen Russischsprecher.auf etwa 255 Millionen Russischsprecher.

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InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

1 Verbreitung1 Verbreitung 2 Alphabet2 Alphabet 3 Phonetik und Phonologie3 Phonetik und Phonologie

– 3.1 Einleitung3.1 Einleitung – 3.2 Vokale3.2 Vokale – 3.3 Konsonanten3.3 Konsonanten

4 Aussprache4 Aussprache – 4.1 Tonalität4.1 Tonalität – 4.2 Wortbetonung4.2 Wortbetonung

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5 Grammatik5 Grammatik 6 Dialekte6 Dialekte

– 6.1 Nordrussisch6.1 Nordrussisch – 6.2 Mittelrussisch6.2 Mittelrussisch – 6.3 Südrussisch6.3 Südrussisch

7 Mischsprachen7 Mischsprachen 8 Lehnwörter8 Lehnwörter 9 Weitere verwandte 9 Weitere verwandte AktikelAktikel 10 10 WeblinksWeblinks

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AlphabAlphabetet   Russisches AlphabetRussisches Alphabet Аа Бб Вв Гг Дд Ее Ёё Жж Зз Ии Йй Кк Лл Аа Бб Вв Гг Дд Ее Ёё Жж Зз Ии Йй Кк Лл

Мм Нн Оо Пп Рр Сс Тт Уу Фф Хх Цц Чч Шш Мм Нн Оо Пп Рр Сс Тт Уу Фф Хх Цц Чч Шш Щщ Ъъ Ыы Ьь Ээ Юю ЯяЩщ Ъъ Ыы Ьь Ээ Юю Яя

Russisch wird mit dem Russisch wird mit dem russischen Alphabetrussischen Alphabet geschrieben (geschrieben (rus.rus.: : русский алфавитрусский алфавит od.od. русская азбука русская азбука / Transkription / Transkription russkij russkij alfavitalfavit od.od. russkaja azbukarusskaja azbuka), das dem ), das dem kyrillischen Alphabetkyrillischen Alphabet ( (rus.rus.: : кириллический кириллический алфавиталфавит od.od. кириллицакириллица/ Transkription / Transkription kirillikirilliččeskieskijj alfa alfavvitit od.od. kirillikirilliccaa) entstammt.) entstammt.

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Verbreitung Verbreitung [[BearbeitenBearbeiten]]

Die russischsprachige WeltDie russischsprachige Welt

Siehe Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Russishttp://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Spracheche_Sprache

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Seit Seit der letzten der letzten Rechtschreibreform im Jahre 1918Rechtschreibreform im Jahre 1918 besteht das besteht das russische Alphabet aus 33 Buchstaben. Davon russische Alphabet aus 33 Buchstaben. Davon dienen 10 Buchstaben zur Wiedergabe der dienen 10 Buchstaben zur Wiedergabe der VokaleVokale, und zwar: , und zwar: аа, , ее, , ёё, , ии, , оо, , уу, , ыы, , ээ, , юю und und яя. Die übrigen 23 Buchstaben werden zur . Die übrigen 23 Buchstaben werden zur Wiedergabe von Wiedergabe von KonsonantenKonsonanten verwendet, verwendet, wobei die Buchstaben wobei die Buchstaben ъъ und und ьь nicht zur nicht zur Nachbildung bestimmter, eigenständiger Laute, Nachbildung bestimmter, eigenständiger Laute, sondern als Indikatoren für die Härte oder sondern als Indikatoren für die Härte oder Weichheit vorangehender Konsonanten dienen Weichheit vorangehender Konsonanten dienen [[mehr dazu siehe unter:mehr dazu siehe unter: Russische PhonetikRussische Phonetik].].

Siehe auchSiehe auch: : Russische Rechtschreibreform von 1918Russische Rechtschreibreform von 1918

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Phonetik und Phonologie Phonetik und Phonologie – Hauptartikel: Hauptartikel: Russische PhonetikRussische Phonetik

Einleitung Einleitung Die phonetische Struktur der modernen Die phonetische Struktur der modernen

russischen Standardsprache zählt 42 russischen Standardsprache zählt 42 bedeutungsunterscheidende Einzellaute (bedeutungsunterscheidende Einzellaute (PhonemePhoneme), die sich wiederum in 6 ), die sich wiederum in 6 VokalVokal- und - und 36 36 KonsonantenlauteKonsonantenlaute aufteilen lassen. Das aufteilen lassen. Das umfangreiche Phoneminventar des Russischen umfangreiche Phoneminventar des Russischen erklärt sich durch eine für erklärt sich durch eine für slawische Sprachenslawische Sprachen typische Besonderheit der Aussprache, und typische Besonderheit der Aussprache, und zwar werden die meisten russischen zwar werden die meisten russischen Konsonanten sowohl Konsonanten sowohl harthart als auch als auch weichweich ( (palatalisiertpalatalisiert) ausgesprochen. ) ausgesprochen.

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Hierbei handelt es sich aber nicht um Hierbei handelt es sich aber nicht um sogenannte sogenannte PhonePhone, sondern um , sondern um einzelne Phoneme, denn jede dieser einzelne Phoneme, denn jede dieser Aussprachevarianten ist Aussprachevarianten ist bedeutungsunterscheidend. Einige bedeutungsunterscheidend. Einige russische Dialekterussische Dialekte haben einen haben einen spezifischen Phonembestand, in dem spezifischen Phonembestand, in dem einige Konsonanten vorwiegend hart einige Konsonanten vorwiegend hart bzw. palatalisiert oder etwas anders bzw. palatalisiert oder etwas anders (z. B. (z. B. gutturalguttural) ausgesprochen werden.) ausgesprochen werden.

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Die Aussprache russischer Vokale und Die Aussprache russischer Vokale und Konsonanten variiert in Abhängigkeit davon, Konsonanten variiert in Abhängigkeit davon, welche Position sie in einem Wort einnehmen. welche Position sie in einem Wort einnehmen. Dabei unterscheidet man bei Vokalen zwischen Dabei unterscheidet man bei Vokalen zwischen einer einer betontenbetonten und einer und einer unbetontenunbetonten Position. Position. So wird beispielsweise das "o" als [o] in betonter So wird beispielsweise das "o" als [o] in betonter und als [a] oderund als [a] oder als als [ə][ə] in unbetonter Position in unbetonter Position ausgesprochen. Die Aussprache vieler russischer ausgesprochen. Die Aussprache vieler russischer Konsonanten wird wiederum durch andere, ihm Konsonanten wird wiederum durch andere, ihm nachfolgende Konsonanten bestimmt. So nachfolgende Konsonanten bestimmt. So werden u. a. alle stimmhaften Konsonanten werden u. a. alle stimmhaften Konsonanten nicht nur am Wortende stimmlos nicht nur am Wortende stimmlos ausgesprochen, sondern auch dann, wenn sie ausgesprochen, sondern auch dann, wenn sie einem anderen stimmlosen Konsonanten einem anderen stimmlosen Konsonanten vorangehen. vorangehen.

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Im Unterschied zum Deutschen ist die Länge Im Unterschied zum Deutschen ist die Länge der Vokale im Russischen weder der Vokale im Russischen weder bedeutungsunterscheidend (wie z.B. in bedeutungsunterscheidend (wie z.B. in StielStiel – – stillstill) noch für die richtige Aussprache eines ) noch für die richtige Aussprache eines Wortes ausschlaggebend. Die betonten Vokale Wortes ausschlaggebend. Die betonten Vokale werden in der Regel halblang ausgesprochen. werden in der Regel halblang ausgesprochen. Die unbetonten Vokale sind dagegen kurz und Die unbetonten Vokale sind dagegen kurz und unterscheiden sich häufig von den unterscheiden sich häufig von den entsprechenden betonten Vokalen auch entsprechenden betonten Vokalen auch qualitativ. So wird das unbetonte o stets zu qualitativ. So wird das unbetonte o stets zu einem (kurzen) a (sog. аканье); das unbetonte einem (kurzen) a (sog. аканье); das unbetonte e oder я geht deutlich in Richtung i (иканье). e oder я geht deutlich in Richtung i (иканье).

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Beispiele: молоко (Milch) /məlakɔ/ Beispiele: молоко (Milch) /məlakɔ/ пятнадцать (fünfzehn) /пятнадцать (fünfzehn) / pit'natsiţpit'natsiţ / земля / земля (Land) /zim'ļa(Land) /zim'ļa / Sowohl Doppelvokale als / Sowohl Doppelvokale als auch zwei unterschiedliche, aufeinander auch zwei unterschiedliche, aufeinander folgende Vokale werden in der Regel als folgende Vokale werden in der Regel als einzelne Laute ausgesprochen (wie z.B. in einzelne Laute ausgesprochen (wie z.B. in KKooooperationperation, , aktaktueuellll, , MusMuseueumm, , ggeieimpftmpft). ). Ausnahmen hierfür sind die mit dem й (и Ausnahmen hierfür sind die mit dem й (и краткое = kurzes i, vergleichbar mit краткое = kurzes i, vergleichbar mit deutschem j) gebildeten deutschem j) gebildeten DiphthongeDiphthonge: ой : ой (betont) = wie eu/äu im Deutschen, ай = (betont) = wie eu/äu im Deutschen, ай = ei/ai im Deutschen. ei/ai im Deutschen.

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Auch wird die Verbindung ао/ау Auch wird die Verbindung ао/ау gelegentlich in Fremdwörtern zu einem gelegentlich in Fremdwörtern zu einem DiphthongDiphthong: Фрау (Frau als Anrede einer : Фрау (Frau als Anrede einer dt. Staatsbürgerin). Das е (je) wird vor dt. Staatsbürgerin). Das е (je) wird vor palatalisierten Konsonanten in der Regel palatalisierten Konsonanten in der Regel zu einem geschlossenen Vokal: кабинет zu einem geschlossenen Vokal: кабинет (Studien-, Arbeitszimmer) /kabi'ņet/, (Studien-, Arbeitszimmer) /kabi'ņet/, hingegen в кабинете (im hingegen в кабинете (im Arbeitszimmer) /fkabi'ne:ţe/ Andere Arbeitszimmer) /fkabi'ne:ţe/ Andere Beispiele hierfür: университет Beispiele hierfür: университет (Universität), газета (Zeitung). (Universität), газета (Zeitung).

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Vokale Vokale Das Russische besitzt 6 Das Russische besitzt 6

MonophthongeMonophthonge (ɨ wird aber oft ein (ɨ wird aber oft ein AllophonAllophon des i beachtet). des i beachtet).

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Monophthonge des Monophthonge des RussischenRussischen   

vvorneorne zentralzentral

hhinteninten ggeschlosseneschlossen ii ɨɨ

uu mmittelittel ee   oo offenoffen   aa  

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Konsonanten Konsonanten Das Russische hat 36 Das Russische hat 36 KonsonantenKonsonanten

. Davon treten 16 in Paaren mit . Davon treten 16 in Paaren mit einem palatalisierten und einem einem palatalisierten und einem nicht palatalisierten Laut auf. Die nicht palatalisierten Laut auf. Die Laute Laute //tsts//, , /tʲʃʲ//tʲʃʲ/, , /ʒ//ʒ/ und und /j//j/ verfügen verfügen über kein genaues Gegenstück.über kein genaues Gegenstück.

Die Tabelle enthält von jedem Die Tabelle enthält von jedem Konsonantenpaar nur die nicht palatalisierte Konsonantenpaar nur die nicht palatalisierte Variante.Variante.

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Konsonanten des RussischenKonsonanten des Russischen   

bbilabialilabial labio-dentallabio-dental alveolaralveolar post-post-aalveolarlveolar palatalpalatal velarvelar

PlosivePlosive pp bb   t t dd     kk gg

AffrikatenAffrikaten     tsts     tʲʃʲtʲʃʲ NasaleNasale mm   nn       VibrantenVibranten     rr       FrikativeFrikative   ff vv ss zz ʃʃ ʒʒ  

xx ApproximantenApproximanten         jj   LateraleLaterale     ll      

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Aussprache Aussprache Die Die Aussprache der russischen Aussprache der russischen

SpracheSprache bezeichnet die bezeichnet die PhonetikPhonetik und und die die PhonologiePhonologie der russischen der russischen StandardspracheStandardsprache. Im weiteren Sinne . Im weiteren Sinne kann darunter auch die Aussprache in kann darunter auch die Aussprache in verschiedenen verschiedenen VarietätenVarietäten ( (Dialekten und MundartenDialekten und Mundarten) der ) der russischen Sprache verstanden werden.russischen Sprache verstanden werden.

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Tonalität Tonalität Russisch ist eine Russisch ist eine nicht-tonale Sprachenicht-tonale Sprache, d.h. die , d.h. die

Tonhöhe der Vokale hat keinen Einfluss auf die Tonhöhe der Vokale hat keinen Einfluss auf die Bedeutung eines Wortes. Wie auch im Deutschen Bedeutung eines Wortes. Wie auch im Deutschen wird im Russischen innerhalb oder am Ende eines wird im Russischen innerhalb oder am Ende eines Satzes eine unterschiedliche Stimmhöhe benutzt, Satzes eine unterschiedliche Stimmhöhe benutzt, um z.B. einen Aussagesatz von einem Frage- oder um z.B. einen Aussagesatz von einem Frage- oder Ausrufesatz kenntlich zu machen. Ausrufesatz kenntlich zu machen.

Es gibt hierfür im Russischen 7 verschiedene Es gibt hierfür im Russischen 7 verschiedene Intonationskonstruktionen (интонационные Intonationskonstruktionen (интонационные конструкции), die mit ИК-1 bis ИК-7 bezeichnet конструкции), die mit ИК-1 bis ИК-7 bezeichnet werden und verschiedene Arten von Aussage- werden und verschiedene Arten von Aussage- und Fragesätzen kennzeichnen. In und Fragesätzen kennzeichnen. In tonalen Sprachentonalen Sprachen hingegen ändert der Ton die hingegen ändert der Ton die Bedeutung einzelner Bedeutung einzelner WörterWörter..

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Wortbetonung Wortbetonung Siehe auch :Siehe auch :

Wortbetonung in der russischen SpracheWortbetonung in der russischen Sprache Die Betonung eines Wortes (der Die Betonung eines Wortes (der WortakzentWortakzent) hat im ) hat im

Russischen eine wichtige und häufig eine Russischen eine wichtige und häufig eine sinnunterscheidende Bedeutung. Falsch betonte sinnunterscheidende Bedeutung. Falsch betonte Wörter können zu Verständnisschwierigkeiten führen, Wörter können zu Verständnisschwierigkeiten führen, insbesondere dann, wenn sie aus dem sprachlichen insbesondere dann, wenn sie aus dem sprachlichen KontextKontext isoliert oder einzeln ausgesprochen werden. isoliert oder einzeln ausgesprochen werden. In der In der sprachwissenschaftlichensprachwissenschaftlichen Literatur wird die Literatur wird die russische Wortbetonung u.a. als russische Wortbetonung u.a. als freifrei und und beweglichbeweglich bezeichnet. So werden z.B. durch die Verlagerung der bezeichnet. So werden z.B. durch die Verlagerung der Betonung innerhalb einiger russischen Wörter ihre Betonung innerhalb einiger russischen Wörter ihre unterschiedlichen unterschiedlichen FlexionsformenFlexionsformen gebildet. gebildet.

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Wortakzent als Mittel zur Bildung von Wortakzent als Mittel zur Bildung von Wortformen Wortformen

Die Beweglichkeit des Wortakzents hat im Die Beweglichkeit des Wortakzents hat im Wesentlichen folgende Wesentlichen folgende semantischesemantische Funktionen: Funktionen:

1. Mit dem Wortakzent werden 1. Mit dem Wortakzent werden ParadigmenParadigmen eines eines Wortes gebildetWortes gebildet,,also Formen eines Wortes, die sich bei seiner Beugung also Formen eines Wortes, die sich bei seiner Beugung ((DeklinationDeklination und und KonjugationKonjugation) ergeben, z.B.:) ergeben, z.B.:

водыa (des Wassers, водыa (des Wassers, Gen. Sing.Gen. Sing.) – воaды (die Wässer ) – воaды (die Wässer od.od. die Gewässer, die Gewässer, Nom. PluralNom. Plural) )

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доaма (des Hauses, доaма (des Hauses, Gen. Sing.Gen. Sing., , außerdemaußerdem "zu Hause") – домаa (die "zu Hause") – домаa (die Häuser, Häuser, Nom. PluralNom. Plural) )

оaблака (der Wolke, оaблака (der Wolke, Gen. Sing.Gen. Sing.) – ) – облакаa (die Wolken, облакаa (die Wolken, Nom. PluralNom. Plural) )

любиaте (Liebt!/Lieben Sie!, любиaте (Liebt!/Lieben Sie!, ImperativImperativ) ) – люa бите (ihr liebt/Sie lieben, – люa бите (ihr liebt/Sie lieben, IndikativIndikativ) )

дышиaте (Atmet!/Atmen Sie!, дышиaте (Atmet!/Atmen Sie!, ImperativImperativ) – дыaшите (ihr atmet/Sie atmen, ) – дыaшите (ihr atmet/Sie atmen, IndikativIndikativ) )

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2. Der Wortakzent grenzt einzelne Paradigmen 2. Der Wortakzent grenzt einzelne Paradigmen zweier unterschiedlicher Wörter abzweier unterschiedlicher Wörter ab,,also gebeugte Wörter, deren Grundformen also gebeugte Wörter, deren Grundformen unterschiedlich sind, z.B.:unterschiedlich sind, z.B.:

я плачуa (ich bezahle, я плачуa (ich bezahle, InfinitivInfinitiv: платиaть) – я плаaчу (ich : платиaть) – я плаaчу (ich weine, weine, InfinitivInfinitiv: плаaкать) : плаaкать)

круaжки (die Henkeltassen, круaжки (die Henkeltassen, Nom. Sing.Nom. Sing.: круaжка) – : круaжка) – кружкиa (kleine Kreise кружкиa (kleine Kreise od.od. Ringe, Ringe, Nom. Sing.Nom. Sing.: кружоaк) : кружоaк)

пиaли (ihr tranket/sie tranken, пиaли (ihr tranket/sie tranken, InfinitivInfinitiv: пить) – пилиa : пить) – пилиa (Säge!, (Säge!, ImperativImperativ von von пилиaть) пилиaть)

[со] знаaком ([mit] dem Zeichen, [со] знаaком ([mit] dem Zeichen, Nom. Sing.Nom. Sing.: знак) – : знак) – знакоaм (bekannt, знакоaм (bekannt, Kurzform des männl. AdjektivsKurzform des männl. Adjektivs знакóмый) знакóмый)

меaли (die Untiefen меaли (die Untiefen od.od. der Untiefe, der Untiefe, Nom. Sing.Nom. Sing.: мель) : мель) – мелиa (ihr fegtet/sie fegten, – мелиa (ihr fegtet/sie fegten, InfinitivInfinitiv: местиa) : местиa)

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3. Der Wortakzent grenzt Paradigmen eines 3. Der Wortakzent grenzt Paradigmen eines Wortes von der Grundform eines anderen Wortes von der Grundform eines anderen Wortes abWortes ab,,also gebeugte Wörter, die zwar gleich wie also gebeugte Wörter, die zwar gleich wie Grundformen anderer Wörter geschrieben, aber Grundformen anderer Wörter geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen werden, z.B.:unterschiedlich ausgesprochen werden, z.B.:

дорогаa (werte, teure - дорогаa (werte, teure - Kurzform des weilb. AdjektivsKurzform des weilb. Adjektivs дорогаaя) – дороaга (die Straße) дорогаaя) – дороaга (die Straße)

жилаa (sie lebte) – жиaла (die Sehne жилаa (sie lebte) – жиaла (die Sehne od.od. die Ader) die Ader) меaсти (der Rache, меaсти (der Rache, Gen. Sing.Gen. Sing.) – местиa (fegen, kehren) ) – местиa (fegen, kehren) поaтом ([mit] dem Schweiß, поaтом ([mit] dem Schweiß, InstrumentalInstrumental Sing. Sing.) – ) –

потоaм (dann, danach потоaм (dann, danach od.od. nachher, später) nachher, später) пищаa (piepsend, quietschend) – пиaща (die Nahrung пищаa (piepsend, quietschend) – пиaща (die Nahrung

od.od. die Kost) die Kost)

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4. Mit dem Wortakzent werden 4. Mit dem Wortakzent werden AspekteAspekte einiger einiger VerbenVerben gebildet gebildet,,also solche verbale Kategorien, die eine also solche verbale Kategorien, die eine Handlung in Bezug auf ihre Einmaligkeit oder Handlung in Bezug auf ihre Einmaligkeit oder Wiederholung im Zeitgeschehen spezifizieren Wiederholung im Zeitgeschehen spezifizieren oder auf Beginn, Dauer und Vollendung einer oder auf Beginn, Dauer und Vollendung einer Handlung hinweisen. Im Russischen sind es Handlung hinweisen. Im Russischen sind es ausschließlich Verben, die durch ausschließlich Verben, die durch unterschiedliche unterschiedliche PräfixePräfixe von den Verben von den Verben реaзать (реaзать (schneidenschneiden) und сыa пать () und сыa пать (schüttenschütten od. od. streuenstreuen) gebildet werden, z.B.:) gebildet werden, z.B.:

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срезаaть (abschneiden - срезаaть (abschneiden - unvollendeter unvollendeter Aspekt, wie z.B.Aspekt, wie z.B. "etwas fortwährend "etwas fortwährend abschneiden") –abschneiden") –среaзать (abschneiden - среaзать (abschneiden - vollendeter Aspekt, vollendeter Aspekt, wie z.B.wie z.B. "etwas endgültig abgeschnitten "etwas endgültig abgeschnitten haben") haben")

подсыпаaть (hinzuschütten - подсыпаaть (hinzuschütten - unvollendeter unvollendeter Aspekt, wie z.B.Aspekt, wie z.B. "etwas regelmäßig "etwas regelmäßig hinzuschütten") –hinzuschütten") –подсыa пать (hinzuschütten - подсыa пать (hinzuschütten - vollendeter vollendeter Aspekt, wie z.B.Aspekt, wie z.B. "etwas versehentlich "etwas versehentlich [einmal] hinzugeschüttet haben")[einmal] hinzugeschüttet haben")

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Grammatik Grammatik [[BearbeitenBearbeiten]]– Hauptartikel: Hauptartikel: Russische GrammatikRussische Grammatik

Wie die meisten Wie die meisten slawischen Sprachenslawischen Sprachen ist ist auch das Russische auch das Russische stark stark flektierendflektierend. In . In einer flektierenden Sprache ändert sich einer flektierenden Sprache ändert sich die Gestalt eines Wortes innerhalb die Gestalt eines Wortes innerhalb diverser diverser grammatischen Kategoriengrammatischen Kategorien, und , und zwar einerseits durch Hinzufügung von zwar einerseits durch Hinzufügung von AffixenAffixen ( (schwacheschwache od. od. äußere äußere FlexionFlexion) ) oder durch Veränderung des oder durch Veränderung des WortstammesWortstammes ( (starkestarke od. od. innere Flexioninnere Flexion). ).

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Für das Russische sind die beiden Flexionsarten Für das Russische sind die beiden Flexionsarten charakteristisch. Im Falle der starken Flexion charakteristisch. Im Falle der starken Flexion verändert sich der Stamm vieler russischen verändert sich der Stamm vieler russischen Wörter bei deren Beugung (Wörter bei deren Beugung (DeklinationDeklination, , KonjugationKonjugation, , KomparationKomparation), und zwar durch ), und zwar durch AblautAblaut ( (z.B.z.B.: м: мыыть - мть - моою, жю, жеевать - жвать - жууёт), ёт), KonsonantenverschiebungKonsonantenverschiebung ( (z.B.z.B.: во: воззить - воить - вожжу) у) oder Hinzufügung bzw. Wegfall der oder Hinzufügung bzw. Wegfall der Stammvokale (Stammvokale (z.B.z.B.: брать - б: брать - бееру, одру, одиин - одна). н - одна). Dabei können die Dabei können die AttributeAttribute der schwachen und der schwachen und der starken Flexion jeweils einzeln oder in der starken Flexion jeweils einzeln oder in Kombination miteinander auftreten (z.B.: жKombination miteinander auftreten (z.B.: жечечь - ь - жжёгёг - ж - жггу).у).

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Wortarten und deren grammatische Kategorien:Wortarten und deren grammatische Kategorien:

Wie im Deutschen werden im Russischen Wie im Deutschen werden im Russischen SubstantiveSubstantive, , AdjektiveAdjektive und und PronomenPronomen nach nach KasusKasus, , GenusGenus und und NumerusNumerus gebeugt und gebeugt und AdverbienAdverbien nur gesteigert. nur gesteigert. Russische Russische VerbenVerben werden hingegen nicht nur nach werden hingegen nicht nur nach TempusTempus und Numerus, sondern in der und Numerus, sondern in der Vergangenheitsform auch nach Genus gebeugt. Wie Vergangenheitsform auch nach Genus gebeugt. Wie im Deutschen werden im Russischen auch im Deutschen werden im Russischen auch EigennamenEigennamen (Personen-, Städte-, Ländernamen u.ä.) (Personen-, Städte-, Ländernamen u.ä.) und und ZahlwörterZahlwörter gebeugt. Außerdem kennt das gebeugt. Außerdem kennt das Russische weder bestimmte noch unbestimmte Russische weder bestimmte noch unbestimmte ArtikelArtikel. .

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Für die Anzeige von Für die Anzeige von KasusKasus, , GenusGenus und und NumerusNumerus treten stattdessen zahlreiche treten stattdessen zahlreiche SuffixeSuffixe auf. Bei einer kleinen Gruppe russischer auf. Bei einer kleinen Gruppe russischer Wörter können grammatische Kategorien Wörter können grammatische Kategorien durch Verlagerung der Wortbetonung von durch Verlagerung der Wortbetonung von einer auf die andere Silbe gebildet werden einer auf die andere Silbe gebildet werden ((mehr dazu siehe untermehr dazu siehe unter: : Wortbetonung in der russischen SpracheWortbetonung in der russischen Sprache). ). Weitere Wortarten im Russischen sind Weitere Wortarten im Russischen sind PräpositionenPräpositionen, , KonjunktionenKonjunktionen, , FragewörterFragewörter, , InterjektionenInterjektionen, , Frage-Frage- und und ModalpartikelnModalpartikeln sowie die Verbpartikel «бы». In einem Satz sowie die Verbpartikel «бы». In einem Satz bleiben sie immer ungebeugt.bleiben sie immer ungebeugt.

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Substantive:Substantive:Das Russische kennt drei Das Russische kennt drei grammatische Geschlechtergrammatische Geschlechter und sechs und sechs grammatische Fälle (grammatische Fälle (KasusKasus). Bei der ). Bei der Deklination wird innerhalb der Deklination wird innerhalb der grammatischen Geschlechter weiterhin grammatischen Geschlechter weiterhin nach belebten (d.h. Lebewesen) und nach belebten (d.h. Lebewesen) und unbelebten (d.h. Sachen) Substantiven unbelebten (d.h. Sachen) Substantiven unterschieden. Dies bezieht sich jedoch unterschieden. Dies bezieht sich jedoch nur auf die Akkusativbildung. nur auf die Akkusativbildung.

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Verben:Verben:Eine Besonderheit der russischen Eine Besonderheit der russischen Verben besteht darin, dass sie zwei Verben besteht darin, dass sie zwei unterschiedliche Formen haben, um unterschiedliche Formen haben, um eine Handlung im Zeitgeschehen als eine Handlung im Zeitgeschehen als vollendet oder unvollendet zu vollendet oder unvollendet zu spezifizieren. In der spezifizieren. In der sprachwissenschaftlichen Literatur wird sprachwissenschaftlichen Literatur wird diese verbale Kategorie als diese verbale Kategorie als AspektAspekt bezeichnet (bezeichnet (mehr dazu siehe unter:mehr dazu siehe unter: Der Aspekt in den slawischen SprachenDer Aspekt in den slawischen Sprachen, , VerlaufsformVerlaufsform).).

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Tempus:Tempus:Im Unterschied zu anderen indoeuropäischen Im Unterschied zu anderen indoeuropäischen Sprachen, z. B. dem Deutschen, gibt es in der Sprachen, z. B. dem Deutschen, gibt es in der russischen Standardsprache anstatt sechs nur russischen Standardsprache anstatt sechs nur drei Zeiten. Die Vergangenheitsform wird häufig drei Zeiten. Die Vergangenheitsform wird häufig analog zur analog zur Deutschen GrammatikDeutschen Grammatik als als PräteritumPräteritum bezeichnet. Diese Bezeichnung ist lediglich auf bezeichnet. Diese Bezeichnung ist lediglich auf die Art und Weise, wie die Vergangenheitsform die Art und Weise, wie die Vergangenheitsform russischer Verben gebildet wird, zurückzuführen. russischer Verben gebildet wird, zurückzuführen. Diese erfolgt ausschließlich durch Änderung der Diese erfolgt ausschließlich durch Änderung der Gestalt eines Verbs, wie etwa durch Anhängen Gestalt eines Verbs, wie etwa durch Anhängen spezifischer Suffixe. Die spezifischer Suffixe. Die NebenzeitenNebenzeiten, die im , die im Deutschen durch zusätzliche Nutzung der Deutschen durch zusätzliche Nutzung der Hilfsverben „Hilfsverben „habenhaben“ oder „“ oder „seinsein“ gebildet werden, “ gebildet werden, entfallen komplett.entfallen komplett.

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SyntaxSyntax (Satzbildung): (Satzbildung):

Da das Russische stark flektierend ist, sind die gebeugten Da das Russische stark flektierend ist, sind die gebeugten Formen vieler russischen Wörter oft einzigartig und Formen vieler russischen Wörter oft einzigartig und entsprechen jeweils nur einer bestimmten grammatischen entsprechen jeweils nur einer bestimmten grammatischen Kategorie. Deshalb ist die Verknüpfung einzelner Kategorie. Deshalb ist die Verknüpfung einzelner SatzgliederSatzglieder im Russischen nicht so streng wie im Deutschen geregelt. So im Russischen nicht so streng wie im Deutschen geregelt. So muss das muss das SubjektSubjekt nicht notwendigerweise unmittelbar vor nicht notwendigerweise unmittelbar vor oder nach dem oder nach dem PrädikatPrädikat gesetzt werden, ein Aussagesatz kann gesetzt werden, ein Aussagesatz kann mit dem Prädikat anfangen oder enden. Innerhalb kurzer mit dem Prädikat anfangen oder enden. Innerhalb kurzer Sätze oder einzelner, geschlossener Satzteile kann die Sätze oder einzelner, geschlossener Satzteile kann die Wortfolge oft stark dennoch nicht willkürlich variieren, ohne Wortfolge oft stark dennoch nicht willkürlich variieren, ohne dabei die dabei die SatzsemantikSatzsemantik zu verändern. Insbesondere in der zu verändern. Insbesondere in der Poesie wird dieses besondere Merkmal der russischen Poesie wird dieses besondere Merkmal der russischen SyntaxSyntax häufig verwendet, indem Sätze zuweilen durch eine unübliche häufig verwendet, indem Sätze zuweilen durch eine unübliche Umstellung der Wörter gebildet werden und somit die Umstellung der Wörter gebildet werden und somit die Reimfindung erleichtern. Einige Unterschiede zwischen den Reimfindung erleichtern. Einige Unterschiede zwischen den Satzbildungsregeln im Deutschen und im Russischen können Satzbildungsregeln im Deutschen und im Russischen können durch folgende Beispiele veranschaulicht werden:durch folgende Beispiele veranschaulicht werden:

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Im deutschen Satz „Im deutschen Satz „Maria fragt Jan.Maria fragt Jan.“ wird “ wird die Satzsemantik durch die Reihenfolge die Satzsemantik durch die Reihenfolge [Subjekt] → [Prädikat] → [Akkusativobjekt] [Subjekt] → [Prädikat] → [Akkusativobjekt] bestimmt. Die Substantive, in diesem Fall bestimmt. Die Substantive, in diesem Fall die Eigennamen „die Eigennamen „MariaMaria“ und „“ und „JanJan“, “, weisen keine grammatischen Merkmale weisen keine grammatischen Merkmale auf, die sie als Subjekt bzw. auf, die sie als Subjekt bzw. Akkusativobjekt erkennen lassen. Akkusativobjekt erkennen lassen. Deshalb, sobald man die beiden Deshalb, sobald man die beiden Substantive miteinander vertauscht, Substantive miteinander vertauscht, ändert sich die Bedeutung des Satzes im ändert sich die Bedeutung des Satzes im Deutschen: „Deutschen: „Jan fragt Maria.Jan fragt Maria.“. “.

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Im Russischen lassen sich die beiden Im Russischen lassen sich die beiden Substantive durch ihre Flexionsformen Substantive durch ihre Flexionsformen eindeutig als Subjekt bzw. eindeutig als Subjekt bzw. Akkusativobjekt erkennen. Die Akkusativobjekt erkennen. Die Bedeutung des Satzes „Мария Bedeutung des Satzes „Мария спрашивает Яна.“ („спрашивает Яна.“ („Maria fragt Jan.Maria fragt Jan.“) “) wird im Russischen also nicht durch wird im Russischen also nicht durch die Reihenfolge der Satzglieder, die Reihenfolge der Satzglieder, sondern durch deren Flexionsformen sondern durch deren Flexionsformen bestimmt. bestimmt.

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Deshalb ändert sich die Satzsemantik durch die Deshalb ändert sich die Satzsemantik durch die Umstellung der Satzglieder nicht. Im russischen Satz wird Umstellung der Satzglieder nicht. Im russischen Satz wird es immer Maria sein, die Jan fragt und nicht umgekehrt: es immer Maria sein, die Jan fragt und nicht umgekehrt: „Мария спрашивает Яна.“ oder „Мария Яна „Мария спрашивает Яна.“ oder „Мария Яна спрашивает.“ oder „Яна Мария спрашивает.“ oder „Яна спрашивает.“ oder „Яна Мария спрашивает.“ oder „Яна спрашивает Мария.“. Will man im Russischen sagen, спрашивает Мария.“. Will man im Russischen sagen, dass Jan Maria fragt, muss man die Flexionsformen der dass Jan Maria fragt, muss man die Flexionsformen der beiden Substantive ändern: „Ян спрашивает Марию.“. beiden Substantive ändern: „Ян спрашивает Марию.“.

Im deutschen Satz „Im deutschen Satz „Ich liebe dich.Ich liebe dich.“ muss das Prädikat “ muss das Prädikat immer an der zweiten Stelle stehen. Im Russischen Satz immer an der zweiten Stelle stehen. Im Russischen Satz kann es entweder an der zweiten oder an der letzten kann es entweder an der zweiten oder an der letzten Stelle sein: „Я люблю тебя.“ bzw. „Я тебя люблю.“. Wird Stelle sein: „Я люблю тебя.“ bzw. „Я тебя люблю.“. Wird das Prädikat an die erste Stelle im Satz gesetzt, so leitet das Prädikat an die erste Stelle im Satz gesetzt, so leitet es im Russischen nicht eine Frage ein, sondern hebt es im Russischen nicht eine Frage ein, sondern hebt lediglich die Handlung hervor und weist in diesem Fall auf lediglich die Handlung hervor und weist in diesem Fall auf die Gefühlsstärke des Sprechenden: „Люблю я тебя.“ die Gefühlsstärke des Sprechenden: „Люблю я тебя.“ („(„Ich liebe dich so sehr.Ich liebe dich so sehr.“). “).

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Dialekte Dialekte Man unterscheidet im europäischen Teil Man unterscheidet im europäischen Teil

Russlands drei sprachlich unterschiedliche Russlands drei sprachlich unterschiedliche Gebiete: Nord-, Mittel- und Südrussland. Die Gebiete: Nord-, Mittel- und Südrussland. Die Gebiete unterteilen sich ferner in einzelne Gebiete unterteilen sich ferner in einzelne DialekteDialekte. Generell sind die Dialekte im . Generell sind die Dialekte im Russischen aber trotz großer Entfernungen Russischen aber trotz großer Entfernungen weitaus weniger ausgeprägt, als etwa in weitaus weniger ausgeprägt, als etwa in Deutschland oder Frankreich. Unterschiede in Deutschland oder Frankreich. Unterschiede in der Aussprache liegen nirgendwo im Land so der Aussprache liegen nirgendwo im Land so auseinander, dass sich zwei Russen nicht auseinander, dass sich zwei Russen nicht verstehen könnten.verstehen könnten.

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NordrussischNordrussisch Nord-östlich einer Linie vom Nord-östlich einer Linie vom LadogaseeLadogasee über über

NowgorodNowgorod und und JaroslawlJaroslawl bis bis Joschkar-OlaJoschkar-Ola. . Diese Mundart kennzeichnet sich durch ein Diese Mundart kennzeichnet sich durch ein klar ausgesprochens unbetontes "o" (klar ausgesprochens unbetontes "o" (оканьеоканье - Okanje), ein - Okanje), ein gutturalesgutturales "g" und ein hartes "g" und ein hartes "t"."t".

Mundartengruppe von Ladoga und Tichwin Mundartengruppe von Ladoga und Tichwin Mundartengruppe von Mundartengruppe von KostromaKostroma Mundartengruppe von Mundartengruppe von WologdaWologda Mundartengruppe von Onega Mundartengruppe von Onega Mundarten von Beloozersk Mundarten von Beloozersk

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Mittelrussisch Mittelrussisch Die Nördliche Grenze verläuft von Die Nördliche Grenze verläuft von Sankt-PetersburgSankt-Petersburg

über Nowgorod und über Nowgorod und IwanowoIwanowo bis bis Nischni NowgorodNischni Nowgorod und und TscheboksaryTscheboksary, die südliche von Welikije Luki , die südliche von Welikije Luki über Moskau bis über Moskau bis PensaPensa. Dieses Gebiet zeigt sowohl . Dieses Gebiet zeigt sowohl nördliche als auch südliche Sprachzüge. Im Westen nördliche als auch südliche Sprachzüge. Im Westen ist das unbetonte "o" ein "o", im Osten ein "a" ist das unbetonte "o" ein "o", im Osten ein "a" ((аканьеаканье - Akanje). - Akanje).

Westmittelrussisch von Westmittelrussisch von PskowPskow Westmittelrussisch von Westmittelrussisch von NowgorodNowgorod Ostmittelrussisch von Ostmittelrussisch von MoskauMoskau und Umgebung und Umgebung Ostmittelrussisch von Jegorewsk und Umgebung Ostmittelrussisch von Jegorewsk und Umgebung Ostmittelrussisch von Temnikow und Umgebung Ostmittelrussisch von Temnikow und Umgebung Ostmittelrussisch vom Wolga-Wladimir Gebiet Ostmittelrussisch vom Wolga-Wladimir Gebiet

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SüdrussischSüdrussisch Im Bereich südlich von Im Bereich südlich von WelikijeWelikije LukiLuki

über über RjasanRjasan bis bis TambowTambow. Hier . Hier spricht man das unbetonte "o" als spricht man das unbetonte "o" als "a", ein "a", ein frikativesfrikatives "g" und ein "g" und ein weiches "t".weiches "t".

Mundart von Mundart von RjasanRjasan Mundartengruppe vom Mundartengruppe vom DnjeprDnjepr Mundart von Oskol Mundart von Oskol

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Zur Geschichte der russischen SpracheZur Geschichte der russischen Sprache

Das Gemeinostslawische Das Gemeinostslawische (ob(obščeščevostovostoččnoslavjanskij jazyk)noslavjanskij jazyk)

"Es handelt sich hier um jene Sprache, die zwischen "Es handelt sich hier um jene Sprache, die zwischen dem Zerfall des Urslawischen und der Herausbildung dem Zerfall des Urslawischen und der Herausbildung der ostslawischen Einzelsprachen, des Russischen der ostslawischen Einzelsprachen, des Russischen (Großrussischen), Ukrainischen und Belorussischen, (Großrussischen), Ukrainischen und Belorussischen, also chronologisch frühestens zwischen dem 8. und also chronologisch frühestens zwischen dem 8. und dem 14. Jahrhundert anzusiedeln ist. Diese Epoche dem 14. Jahrhundert anzusiedeln ist. Diese Epoche lässt sich nochmals in zwei Perioden untergliedern: lässt sich nochmals in zwei Perioden untergliedern:

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1. das frühe Gemeinostslawische: vom 8. 1. das frühe Gemeinostslawische: vom 8. Jahrhundert bis zum Zeitpunkt des Jahrhundert bis zum Zeitpunkt des überlieferten Schrifttums (Mitte des 11. überlieferten Schrifttums (Mitte des 11. Jahrhunderts). (...)Jahrhunderts). (...)Für einen bestimmten Zeitabschnitt des Für einen bestimmten Zeitabschnitt des Gemeinostslawischen vor der Überlieferung Gemeinostslawischen vor der Überlieferung des Schrifttums, d.h. für einige Jahrhunderte des Schrifttums, d.h. für einige Jahrhunderte vor der Mitte des 11.Jahrhunderts, gebraucht vor der Mitte des 11.Jahrhunderts, gebraucht V. Kiparsky den Terminus Urrussisch. V. Kiparsky den Terminus Urrussisch. Bestimmte Eigenheiten dieses Urrussischen Bestimmte Eigenheiten dieses Urrussischen ermittelt er aus der Lehnwortkunde und aus ermittelt er aus der Lehnwortkunde und aus einigen Aufzeichnungen fremder Beobachter. einigen Aufzeichnungen fremder Beobachter.

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2. das Altrussische im engeren Sinne: vom 2. das Altrussische im engeren Sinne: vom 11. bis 14. Jahrhundert. Für die erste 11. bis 14. Jahrhundert. Für die erste Periode ist die Konsolidierung der Periode ist die Konsolidierung der ostslawischen Stammesdialekte und die ostslawischen Stammesdialekte und die Herausbildung von territorialen Dialekten Herausbildung von territorialen Dialekten auf ihrer Grundlage charakteristisch. Die auf ihrer Grundlage charakteristisch. Die zweite verläuft bereits im Rahmen des zweite verläuft bereits im Rahmen des frühfeudalen Kiever Staates (Kievskaja frühfeudalen Kiever Staates (Kievskaja Rus'), so dass insgesamt für diese Rus'), so dass insgesamt für diese Zeitepoche der Frühfeudalismus Zeitepoche der Frühfeudalismus charakteristisch ist. charakteristisch ist.

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Eine einschneidende Zäsur ist die Bildung Eine einschneidende Zäsur ist die Bildung des ersten Staates auf dem Territorium des ersten Staates auf dem Territorium der Ostslawen mit der auch die der Ostslawen mit der auch die Übernahme des Christentums (988) und Übernahme des Christentums (988) und die Entwicklung des Schrifttums die Entwicklung des Schrifttums zusammenhingen, wobei letzteres, wie zusammenhingen, wobei letzteres, wie aus den Verträgen des Fürsten Igor mit aus den Verträgen des Fürsten Igor mit den Griechen bekannt ist, über ein den Griechen bekannt ist, über ein Jahrhundert früher einsetzte, als die Jahrhundert früher einsetzte, als die frühesten belegten Schriften bezeugen.frühesten belegten Schriften bezeugen.

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Das Gemeinostslawische löste sich im 13. bis Das Gemeinostslawische löste sich im 13. bis 15. Jahrhundert allmählich auf, als zuerst das 15. Jahrhundert allmählich auf, als zuerst das Ukrainische einige spezifische Züge Ukrainische einige spezifische Züge entwickelte und später auch das entwickelte und später auch das Belorussische sich in seiner Belorussische sich in seiner einzelsprachlichen Herausbildung abzuheben einzelsprachlichen Herausbildung abzuheben begann, während das Russische begann, während das Russische (Großrussische), die Sprache der (Großrussische), die Sprache der großrussischen Völkerschaft, sich im Rahmen großrussischen Völkerschaft, sich im Rahmen des Moskauer Staates weiter entwickelte." des Moskauer Staates weiter entwickelte."

Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 19.VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 19.

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Das Altrussische (drevnerusskij jazyk)Das Altrussische (drevnerusskij jazyk) "Den Terminus Altrussisch verwenden wir einer "Den Terminus Altrussisch verwenden wir einer

alten Tradition folgend in einem weiten Sinne, d.h. alten Tradition folgend in einem weiten Sinne, d.h. für die Zeit vom 11. Jahrhundert bis zum Ausgang für die Zeit vom 11. Jahrhundert bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts. Die altrussische Periode des 17. Jahrhunderts. Die altrussische Periode lässt sich in folgende zwei Teilperioden gliedern: lässt sich in folgende zwei Teilperioden gliedern:

die altrussische Periode im eigentlichen und die altrussische Periode im eigentlichen und engeren Sinne (11. bis 14. Jahrhundert) - engeren Sinne (11. bis 14. Jahrhundert) - drevnerusskij stardrevnerusskij starššej pory. Es ist dies gleichzeitig ej pory. Es ist dies gleichzeitig die Spätperiode des Gemeinostslawischen (...). die Spätperiode des Gemeinostslawischen (...).

die großrussische (velikorusskij) oder die großrussische (velikorusskij) oder mittelrussische Periode (srednerusskij period) oder mittelrussische Periode (srednerusskij period) oder wie sie in letzter Zeit häufiger genannt wird.: wie sie in letzter Zeit häufiger genannt wird.: starorusskij: vom 14. Jahrhundert bis Ende des 17. starorusskij: vom 14. Jahrhundert bis Ende des 17. Jahrhunderts. Jahrhunderts.

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Die erstgenannte Teilperiode, das Altrussische, ist Die erstgenannte Teilperiode, das Altrussische, ist in die Zeit der Existenz des Kiever Staates (862 - in die Zeit der Existenz des Kiever Staates (862 - 1240) bzw. die Epoche der feudalen Zersplitterung 1240) bzw. die Epoche der feudalen Zersplitterung einzuordnen. Gegen Ende dieser Periode löst sich einzuordnen. Gegen Ende dieser Periode löst sich das Gemeinostslawische auf. In dieser Zeit liegt die das Gemeinostslawische auf. In dieser Zeit liegt die Herausbildung ausgeprägter ostslawischer Herausbildung ausgeprägter ostslawischer Territorialdialekte. Die großrussische Periode steht Territorialdialekte. Die großrussische Periode steht in engem Zusammenhang mit der Herausbildung in engem Zusammenhang mit der Herausbildung der großrussischen Völkerschaft und der der großrussischen Völkerschaft und der Entwicklung des Moskauer Staates.“Entwicklung des Moskauer Staates.“

Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 20.Enzyklopädie, 1983, 20.

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Die Periode der Herausbildung der Die Periode der Herausbildung der russischen Nationalspracherussischen Nationalsprache

"Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 1. Drittel des "Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. Mit der Herausbildung der 19. Jahrhunderts. Mit der Herausbildung der russischen Nation entwickelt sich die russischen russischen Nation entwickelt sich die russischen Nationalsprache. Die Petrinische Zeit leitete diese Nationalsprache. Die Petrinische Zeit leitete diese Periode ein. Die Begründung der russischen Periode ein. Die Begründung der russischen Literatursprache auf demokratisch-Literatursprache auf demokratisch-volkssprachlicher Grundlage und die Schaffung volkssprachlicher Grundlage und die Schaffung einheitlicher Normen Anfang des 19. Jahrhunderts einheitlicher Normen Anfang des 19. Jahrhunderts schließen diesen Zeitabschnitt ab.“schließen diesen Zeitabschnitt ab.“

Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 20.Verlag Enzyklopädie, 1983, 20.

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Die Periode der russischen Sprache der Die Periode der russischen Sprache der GegenwartGegenwart

Sie zerfällt in vier Teilperioden:Sie zerfällt in vier Teilperioden:

1. die Periode der Entwicklung der russischen 1. die Periode der Entwicklung der russischen Nationalsprache im 19. Jahrhundert und zu Nationalsprache im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beginn des 20. Jahrhunderts.

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2. die Periode der Entwicklung der russischen 2. die Periode der Entwicklung der russischen Nationalsprache in der Sowjetzeit, d.h. seit Nationalsprache in der Sowjetzeit, d.h. seit 1917.1917.Die Große Sozialistische Oktoberrevolution Die Große Sozialistische Oktoberrevolution hatte grundlegende Auswirkungen auf die hatte grundlegende Auswirkungen auf die Entwicklung der modernen russischen Entwicklung der modernen russischen Literatursprache, von der erstmals die Literatursprache, von der erstmals die breiten Massen des Volkes besitz ergriffen. breiten Massen des Volkes besitz ergriffen. Es kommt weiterhin zu einer wesentlichen Es kommt weiterhin zu einer wesentlichen Ausweitung der gesellschaftlichen Funktion Ausweitung der gesellschaftlichen Funktion des Russischen als Mittel der Verständigung des Russischen als Mittel der Verständigung im polynationalen Sowjetstaat und als im polynationalen Sowjetstaat und als Weltsprache.Weltsprache.

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3. Die Periode der Zeit der 3. Die Periode der Zeit der Perestrojka (80er Jahre)Perestrojka (80er Jahre)

4. Die Periode der großen 4. Die Periode der großen Umwälzungen nach dem Fall des Umwälzungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs (90er Jahre)Eisernen Vorhangs (90er Jahre)

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TschechischTschechisch InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

1 Die gesprochene Sprache des Tschechischen1 Die gesprochene Sprache des Tschechischen 2 Grammatik2 Grammatik 3 Alphabet3 Alphabet 4 Die tschechischen Laute4 Die tschechischen Laute

– 4.1 Vokale4.1 Vokale – 4.2 Diphthonge4.2 Diphthonge – 4.3 Konsonanten4.3 Konsonanten

4.3.1 Sog. harte Konsonanten4.3.1 Sog. harte Konsonanten 4.3.2 Sog. weiche Konsonanten4.3.2 Sog. weiche Konsonanten 4.3.3 So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterla4.3.3 So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterla

uteute

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5 Aussprache5 Aussprache – 5.1 Grundregeln5.1 Grundregeln

6 Tschechische Schrift und ihre di6 Tschechische Schrift und ihre diakritischen Zeichenakritischen Zeichen

7 Sprachgeschichte7 Sprachgeschichte

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Tschechische SpracheTschechische Sprache aus Wikipedia, der freien Enzyklopädieaus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tschechisch (čeština)Tschechisch (čeština) Gesprochen inGesprochen inTschechienTschechien, angrenzende Länder (v.a. , angrenzende Länder (v.a.

SlowakeiSlowakei), ), USAUSA, , KanadaKanada, Westeuropa, , Westeuropa, AustralienAustralien Sprecher12 MillionenSprecher12 Millionen LinguistischeLinguistische

KlassifikationKlassifikation Indogermanische SprachenIndogermanische Sprachen

– Slawische SprachenSlawische Sprachen Westslawische SprachenWestslawische Sprachen

TschechischTschechisch

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Offizieller StatusOffizieller Status Amtssprache inAmtssprache in TschechienTschechien, , Europäische UnionEuropäische Union Sprachcodes Sprachcodes ISO 639ISO 639-1:cs-1:cs ISO 639ISO 639-2:(B) cze/ces(T) –-2:(B) cze/ces(T) – SILSIL ISO 639ISO 639-3:CZC-3:CZC

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TschechischTschechisch ist eine ist eine SpracheSprache aus aus dem dem westslawischen Zweigwestslawischen Zweig der der indogermanischen Sprachfamilieindogermanischen Sprachfamilie..

Sie wird von ca. 12 Millionen Menschen Sie wird von ca. 12 Millionen Menschen als als MutterspracheMuttersprache gesprochen (Stand gesprochen (Stand 1999), von denen ca. 10 Millionen in 1999), von denen ca. 10 Millionen in TschechienTschechien leben, wo es die leben, wo es die AmtsspracheAmtssprache ist. Seit dem ist. Seit dem 1. Mai1. Mai 20042004 ist Tschechisch auch eine Amtssprache ist Tschechisch auch eine Amtssprache der der EUEU. Die Wissenschaft, die sich mit . Die Wissenschaft, die sich mit der tschechischen Sprache befasst, ist der tschechischen Sprache befasst, ist die die BohemistikBohemistik..

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Tschechisch und Tschechisch und SlowakischSlowakisch sind sind gegenseitig gut verständlich (siehe dazu gegenseitig gut verständlich (siehe dazu unter unter slowakische Spracheslowakische Sprache). Schriftlich ). Schriftlich sind die beiden Sprachen am einfachsten sind die beiden Sprachen am einfachsten durch Buchstaben durch Buchstaben řř, , ěě und und ůů unterscheidbar, die es nur im unterscheidbar, die es nur im Tschechischen gibt (zur Aussprache siehe Tschechischen gibt (zur Aussprache siehe untenunten). Hingegen gibt es im ). Hingegen gibt es im Slowakischen die Buchstaben Slowakischen die Buchstaben ää, , ôô, , ľľ und und ŕŕ, die es nicht im Tschechischen gibt., die es nicht im Tschechischen gibt.

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Der ebenso geschriebene Laut des Der ebenso geschriebene Laut des ObersorbischenObersorbischen wird heute nach wird heute nach tt wie wie tschtsch oder oder cc, sonst wie , sonst wie schsch gesprochen. gesprochen.

Die Aussprache des Tschechischen gilt im Die Aussprache des Tschechischen gilt im Deutschen als schwierig, einerseits wegen Deutschen als schwierig, einerseits wegen der Zischlaute und des der Zischlaute und des řř, andererseits weil , andererseits weil rr und und ll eigene Silben bilden können (z.B. wird eigene Silben bilden können (z.B. wird der Ortsname der Ortsname Brno (dt. Brno (dt. BrünnBrünn) zweisilbig ) zweisilbig gesprochen). Dadurch sind Sätze wie gesprochen). Dadurch sind Sätze wie Strč prst skrz krkStrč prst skrz krk möglich möglich, die offensichtlich , die offensichtlich keine Vokale enthalten.keine Vokale enthalten. Es sind Es sind silbenbildende Konsonanten silbenbildende Konsonanten [[ŗ ] [ļŗ ] [ļ].].

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Die gesprochene Sprache des Die gesprochene Sprache des Tschechischen Tschechischen

Die Umgangssprache in Tschechien (Die Umgangssprache in Tschechien (obecná obecná češtinačeština) hebt sich von der Schriftsprache ) hebt sich von der Schriftsprache ((spisovná češtinaspisovná čeština) ab. Es handelt sich dabei ) ab. Es handelt sich dabei nicht um einen örtlichen Dialekt, sondern um nicht um einen örtlichen Dialekt, sondern um die gesprochene Sprache, die vor allem in die gesprochene Sprache, die vor allem in Böhmen verbreitet ist. Einige Böhmen verbreitet ist. Einige Sprachwissenschaftler, vor allem Mähren, Sprachwissenschaftler, vor allem Mähren, bezeichnen die Umgangssprache als s. g. bezeichnen die Umgangssprache als s. g. InterdialektInterdialekt, das ist ein verbreiteter Dialekt, , das ist ein verbreiteter Dialekt, der über anderen Dialekten steht.der über anderen Dialekten steht.

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Für diese Umgangssprache gibt es fast Für diese Umgangssprache gibt es fast keine schriftlichen Grundlagen. Die keine schriftlichen Grundlagen. Die nachfolgenden Ausführungen gelten nachfolgenden Ausführungen gelten deshalb in erster Linie für die sprachliche deshalb in erster Linie für die sprachliche Ebene, wie sie in den Medien und im Ebene, wie sie in den Medien und im Kontakt mit Nichtmuttersprachlern Kontakt mit Nichtmuttersprachlern benutzt wird.benutzt wird.

Der Lernende der tschechischen Sprache Der Lernende der tschechischen Sprache trifft ansonsten auf die nationale trifft ansonsten auf die nationale Umgangssprache oder einen der vielen Umgangssprache oder einen der vielen Dialekte, die es daneben gibt.Dialekte, die es daneben gibt.

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Grammatik Grammatik Tschechisch ist eine stark Tschechisch ist eine stark

flektierende Spracheflektierende Sprache mit sieben mit sieben grammatischen Fällen (grammatischen Fällen (NominativNominativ, , GenitivGenitiv, , DativDativ, , AkkusativAkkusativ, , VokativVokativ, , LokativLokativ, , InstrumentalInstrumental) im ) im SingularSingular und und PluralPlural. Im . Im Akkusativ Singular und Nominativ Plural der Akkusativ Singular und Nominativ Plural der Maskulina gibt es unterschiedliche Formen Maskulina gibt es unterschiedliche Formen für belebte (Belebtheitskategorie) und für belebte (Belebtheitskategorie) und unbelebte Wesen. Die Substantiva haben in unbelebte Wesen. Die Substantiva haben in jedem der drei Genera (männlich, weiblich, jedem der drei Genera (männlich, weiblich, sächlich) mindestens vier Grundformen.sächlich) mindestens vier Grundformen.

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Das Verbum verfügt über die Das Verbum verfügt über die Kategorien von Aspekt (perfektiv Kategorien von Aspekt (perfektiv und imperfektiv) und Tempus und imperfektiv) und Tempus (Präsens, Futur, Präteritum), (Präsens, Futur, Präteritum), Person, Numerus und Modus Person, Numerus und Modus (Imperativ, Konditional).(Imperativ, Konditional).

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Die Deklinierung und Konjugierung Die Deklinierung und Konjugierung erfolgt mittels Endungen (und/oder erfolgt mittels Endungen (und/oder kleinen Änderungen im Stamm), deren kleinen Änderungen im Stamm), deren Bildung sehr vielfältig und nicht immer Bildung sehr vielfältig und nicht immer regelmäßig und somit sehr schwer regelmäßig und somit sehr schwer erlernbar ist.erlernbar ist.

Die Wortfolge ist relativ frei und Die Wortfolge ist relativ frei und ermöglicht stilistische ermöglicht stilistische Differenzierungen.Differenzierungen.

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Im Tschechischen werden viele Im Tschechischen werden viele AdjektiveAdjektive und und PartizipienPartizipien nicht nur nach Genus, nicht nur nach Genus, Numerus und Kasus abgewandelt, es Numerus und Kasus abgewandelt, es wird zusätzlich zwischen langen und wird zusätzlich zwischen langen und kurzen Formen unterschieden. Im kurzen Formen unterschieden. Im Unterschied z.B. zum Unterschied z.B. zum KroatischenKroatischen oder oder den den baltischen Sprachenbaltischen Sprachen können kurze können kurze Formen nur prädikativ verwendet werden Formen nur prädikativ verwendet werden und weisen ein reduziertes und weisen ein reduziertes ParadigmaParadigma auf. auf.

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Während die Kurzformen von Adjektiven Während die Kurzformen von Adjektiven meist in gehobenem Stil benützt meist in gehobenem Stil benützt werden, ist die Verwendung der werden, ist die Verwendung der Kurz-/Langformen von Partizipien im Kurz-/Langformen von Partizipien im periphrastischen periphrastischen PassivPassiv auch in der auch in der UmgangsspracheUmgangssprache bedeutungsunterscheidend, z.B. bedeutungsunterscheidend, z.B. okno okno bylo zavřenobylo zavřeno (Vorgangspassiv: (Vorgangspassiv: das das Fenster wurde geschlossenFenster wurde geschlossen) vs. ) vs. okno okno bylo zavřenébylo zavřené (Zustandspassiv: (Zustandspassiv: das das Fenster war geschlossenFenster war geschlossen).).

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AlphabetAlphabet Tschechisch wird mit dem Tschechisch wird mit dem

lateinischen Alphabetlateinischen Alphabet geschrieben, durch geschrieben, durch diakritische Zeichendiakritische Zeichen differenziert. differenziert.

Beim Sortieren und in Verzeichnissen Beim Sortieren und in Verzeichnissen (Telefonbuch) und Wörterbüchern (Telefonbuch) und Wörterbüchern werden die Zeichen: werden die Zeichen: Č, Ch, Ř, Š, ŽČ, Ch, Ř, Š, Ž als als selbständige und eigenständige selbständige und eigenständige Buchstaben behandelt (das Ch folgt dem Buchstaben behandelt (das Ch folgt dem Buchstaben H); das tschechische Buchstaben H); das tschechische AlphabetAlphabet hat demzufolge ganze 34 statt hat demzufolge ganze 34 statt nurnur 26 Buchstaben. 26 Buchstaben.

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Vollständig lautet das Vollständig lautet das tschechische Alphabet:tschechische Alphabet:

A, (Á), B, C, Č, D, (Ď), E, (É), (Ě), A, (Á), B, C, Č, D, (Ď), E, (É), (Ě), F, G, H, Ch, I, (Í), J, K, L, M, N, (Ň), F, G, H, Ch, I, (Í), J, K, L, M, N, (Ň), O, (Ó), P, Q, R, Ř, S, Š, T, (Ť), U, O, (Ó), P, Q, R, Ř, S, Š, T, (Ť), U, (Ú), (Ů), V, W, X, Y, (Ý), Z, Ž.(Ú), (Ů), V, W, X, Y, (Ý), Z, Ž.

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Die in Klammern gesetzten Buchstaben werden beim Die in Klammern gesetzten Buchstaben werden beim Sortieren so behandelt wie der ihnen vorhergehende Sortieren so behandelt wie der ihnen vorhergehende Buchstabe. So steht dann beispielsweise Buchstabe. So steht dann beispielsweise pětpět (= fünf) (= fünf) vor vor petrklíčpetrklíč (= Schlüsselblume). Wenn sich zwei (= Schlüsselblume). Wenn sich zwei Wörter nur durch die beiden verwandten Buchstaben Wörter nur durch die beiden verwandten Buchstaben unterscheiden, steht zunächst das Wort mit dem unterscheiden, steht zunächst das Wort mit dem einfachen Buchstaben und dann das andere, also etwa einfachen Buchstaben und dann das andere, also etwa paspas (= Pass) vor (= Pass) vor páspás (= Gürtel). (= Gürtel).

Ě, Ů und Ý kommen nie am Wortanfang vor, deshalb Ě, Ů und Ý kommen nie am Wortanfang vor, deshalb sind die entsprechenden Großbuchstaben sehr selten sind die entsprechenden Großbuchstaben sehr selten und werden nur dann verwendet, wenn das ganze und werden nur dann verwendet, wenn das ganze Wort in Großbuchstaben geschrieben wird (z.B. Wort in Großbuchstaben geschrieben wird (z.B. MĚSTO).MĚSTO).

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Die tschechischen Laute Die tschechischen Laute Vokale [samohlásky]Vokale [samohlásky] Es gibt kurze und lange Vokale. Ferner Es gibt kurze und lange Vokale. Ferner

können im Tschechischen die können im Tschechischen die Konsonanten Konsonanten rr, , ll und (selten) und (selten) mm Silben Silben bilden, so gibt es auch Wörter, die nur bilden, so gibt es auch Wörter, die nur aus Konsonanten bestehen, vgl. etwa aus Konsonanten bestehen, vgl. etwa krkkrk "Hals" ; "Hals" ; blbblb "Blödmann" oder "Blödmann" oder scvrnklsscvrnkls "du hast es heruntergeschnipst"."du hast es heruntergeschnipst".

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Diphthonge [dvojhlásky]Diphthonge [dvojhlásky] Im Tschechischen gibt es die Im Tschechischen gibt es die

Diphthonge Diphthonge ouou, , auau und und eueu. Der . Der Diphthong Diphthong ouou ist auch in tschechischen ist auch in tschechischen Wörtern häufig, Wörtern häufig, auau und und eueu kommen nur kommen nur in Fremdwörtern oder Interjektionen vor in Fremdwörtern oder Interjektionen vor - in tschechischen Wörtern bilden sie - in tschechischen Wörtern bilden sie zwei Silben, z.B. in zwei Silben, z.B. in neučímneučím "ich lehre "ich lehre nicht", das dreisilbig gesprochen wird ['nicht", das dreisilbig gesprochen wird ['nɛ.u.tʃiːmnɛ.u.tʃiːm].].

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Der Diphthong Der Diphthong auau wird wie im Deutschen wird wie im Deutschen ausgesprochen, z.B. ausgesprochen, z.B. autoauto [' ['aʊtɔaʊtɔ]. ].

Bei der Aussprache des Diphthongs Bei der Aussprache des Diphthongs ouou werden werden ein offenes ein offenes oo und ein unsilbisches offenes und ein unsilbisches offenes uu verbunden, vgl. verbunden, vgl. moudrýmoudrý "schlau,intelligent" als "schlau,intelligent" als ['['mɔʊdriːmɔʊdriː], auf keinen Fall darf – wie in ], auf keinen Fall darf – wie in französischen Lehnwörtern im Deutschen – nur französischen Lehnwörtern im Deutschen – nur ein Vokal gesprochen werden (vgl. ein Vokal gesprochen werden (vgl. SouterrainSouterrain ['['sutɛrɛÏsutɛrɛÏ]). ]).

Bei der Aussprache des Diphthongs Bei der Aussprache des Diphthongs eueu werden werden ein offenes ein offenes ee und ein unsilbisches und ein unsilbisches uu verbunden, vgl. verbunden, vgl. LeukemieLeukemie [' ['lɛʊkɛːlɛʊkɛː,,mɪɛmɪɛ], auf ], auf keinen Fall darf wie im Deutschen keinen Fall darf wie im Deutschen oioi [ɔʏ] [ɔʏ] gesprochen werden. gesprochen werden.

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Konsonanten [souhlásky]Konsonanten [souhlásky] In der tschechischen In der tschechischen

Rechtschreibung unterscheidet man Rechtschreibung unterscheidet man sog. harte, neutrale und weiche sog. harte, neutrale und weiche Konsonanten. Weich ausgesprochen Konsonanten. Weich ausgesprochen (wie in anderen slawischen Sprachen (wie in anderen slawischen Sprachen wie dem Russischen) werden aber wie dem Russischen) werden aber nur die Konsonanten nur die Konsonanten ť, ďť, ď und und ňň..

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Für die Rechtschreibung und die Deklination Für die Rechtschreibung und die Deklination ist diese Einteilung sehr wichtig. Die Kinder ist diese Einteilung sehr wichtig. Die Kinder lernen daher in der Grundschule zum einen die lernen daher in der Grundschule zum einen die Reihen der harten und neutralen Konsonanten Reihen der harten und neutralen Konsonanten wie das Alphabet aufzusagen und zum wie das Alphabet aufzusagen und zum anderen jene Wörter mit neutralen anderen jene Wörter mit neutralen Konsonanten aufzusagen, in denen ein [i] als y Konsonanten aufzusagen, in denen ein [i] als y geschrieben wird (so genannte geschrieben wird (so genannte vyjmenovanávyjmenovaná oder oder vybraná slovavybraná slova bzw. "ausgewählte bzw. "ausgewählte Wörter"). Erwachsene haben aber meistens die Wörter"). Erwachsene haben aber meistens die Rechtschreibung bereits "automatisiert" und Rechtschreibung bereits "automatisiert" und brauchen diese Reihen nicht mehr.brauchen diese Reihen nicht mehr.

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Sog. harte Konsonanten Sog. harte Konsonanten Die 8 harten Konsonanten sind:Die 8 harten Konsonanten sind: Schriftzeichen BeispielSchriftzeichen Beispiel H H hotel, Prahahotel, Praha Ch Ch chyba, Čechchyba, Čech K K křeslo, vlakykřeslo, vlaky G G guma, magnetofonguma, magnetofon R R ráno, dobrýráno, dobrý D D dáme, jedendáme, jeden T T tabule, stůltabule, stůl N N noc, tennoc, ten In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen

Konsonanten ein [i] wie y.Konsonanten ein [i] wie y.

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Sog. weiche Konsonanten Sog. weiche Konsonanten [[měkké souhlásky]měkké souhlásky] Die 9 weichen Konsonanten sind:Die 9 weichen Konsonanten sind: Schriftzeichen BeispielSchriftzeichen Beispiel Ž Ž židle, ležížidle, leží Š Š šest, sešitšest, sešit Č Č černý, večerčerný, večer Ř Ř středa, říkástředa, říká C C co, mlocico, mloci J J jaký, jídlojaký, jídlo Ď Ď Maďarsko, ďábelMaďarsko, ďábel, dívka, dívka, ,

děkujiděkuji Ť Ť chuť, tichochuť, ticho Ň Ň skříň, niva, bez něhoskříň, niva, bez něho

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AnmerkungAnmerkung: ď wird handschriftlich als dˇ, ť als tˇ : ď wird handschriftlich als dˇ, ť als tˇ geschrieben.geschrieben.

In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie i bzw. Konsonanten ein [i] wie i bzw. ě oder e.ě oder e.

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So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute [obojetné souhlásky][obojetné souhlásky]

Die 8 neutralen Konsonanten sind:Die 8 neutralen Konsonanten sind: Schriftzeichen BeispielSchriftzeichen Beispiel B B tabule, býti, bídatabule, býti, bída, bíti, bíti F F fyzika, fičet fyzika, fičet L L leží, lysý, list leží, lysý, list M M mám, myš, míchat mám, myš, míchat

P P pán, pyšný, píchnoutpán, pyšný, píchnout, pysk, pískat, pysk, pískat S S sešit, sýr, sešit, sýr, síra, síra, prosímprosím V V velký, výr, velký, výr, vír, vír, vichřicevichřice Z Z zítra, jazykzítra, jazyk In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten

in "ausgewählten Wörtern" und einigen Fremdwörtern ein [i] in "ausgewählten Wörtern" und einigen Fremdwörtern ein [i] wie y, sonst wie i.wie y, sonst wie i.

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Eine Besonderheit beim Erlernen der neutralen Eine Besonderheit beim Erlernen der neutralen Zwitterlaute bietet hier der phonetische Zwitterlaute bietet hier der phonetische Zusammenfall von harten und weichen Zusammenfall von harten und weichen Konsonanten in einen mittleren, gleich Konsonanten in einen mittleren, gleich lautenden Laut, wodurch das tschechische Kind lautenden Laut, wodurch das tschechische Kind in der Schule den Bedeutungsunterschied von in der Schule den Bedeutungsunterschied von Wortformen nur aufgrund der unterschiedlichen Wortformen nur aufgrund der unterschiedlichen Schriftzeichen i/y oder í/ý erkennen und lernen Schriftzeichen i/y oder í/ý erkennen und lernen kann, vgl.: kann, vgl.: výr „Uhu“ : vír „Wasserstrudel“, mýt výr „Uhu“ : vír „Wasserstrudel“, mýt „waschen“ : mít „haben“, být „sein“ : bít „waschen“ : mít „haben“, být „sein“ : bít „schlagen“.„schlagen“. Mit gleichen Problemen hat der Mit gleichen Problemen hat der Ausländer beim Erlernen des Tschechischen zu Ausländer beim Erlernen des Tschechischen zu rechnen.rechnen.

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Aussprache Aussprache Das reglementierte Hochtschechisch Das reglementierte Hochtschechisch

(entsprechend der Schriftform) wird (entsprechend der Schriftform) wird bei offiziellen Anlässen gesprochen (z. bei offiziellen Anlässen gesprochen (z. B. Nachrichten im Rundfunk, TV, B. Nachrichten im Rundfunk, TV, Festreden), die tatsächlich Festreden), die tatsächlich gesprochene Umgangssprache weicht gesprochene Umgangssprache weicht jedoch stark davon ab, sowohl in der jedoch stark davon ab, sowohl in der Aussprache als auch in der Grammatik.Aussprache als auch in der Grammatik.

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Grundregeln Grundregeln Im Tschechischen wird grundsätzlich die erste Im Tschechischen wird grundsätzlich die erste

Silbe des Worts betont. Silbe des Worts betont. Die mit der so genannten Die mit der so genannten čárkačárka ( (AkutAkut) )

gekennzeichneten Buchstaben (gekennzeichneten Buchstaben (á, é, í, ó, ý, úá, é, í, ó, ý, ú, , sowie sowie ůů) werden lang ausgesprochen. Lange ) werden lang ausgesprochen. Lange und betonte Silben fallen oft nicht zusammen. und betonte Silben fallen oft nicht zusammen.

Die mit dem so genannten Die mit dem so genannten háčekháček (Häkchen) (Häkchen) gekennzeichneten Buchstaben sind entweder gekennzeichneten Buchstaben sind entweder Zischlaute (Zischlaute (š, č, ž, řš, č, ž, ř) oder sie werden weich ) oder sie werden weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein ein jj hinter dem Konsonanten artikuliert (dies hinter dem Konsonanten artikuliert (dies im Falle von im Falle von ť, ď, ňť, ď, ň). ).

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ěě wird wie wird wie jeje gesprochen, außer nach gesprochen, außer nach d, td, t und und nn, wo es deren Erweichung , wo es deren Erweichung auslöst. auslöst.

Vor Vor ěě und und ii werden die Konsonanten werden die Konsonanten d, td, t und und nn weich ausgesprochen, d.h. weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein mit einem Anklang an ein jj hinter hinter dem Konsonanten artikuliert. Die dem Konsonanten artikuliert. Die Zunge geht dabei zum vorderen Zunge geht dabei zum vorderen Gaumen. Gaumen.

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SprachgeschichteSprachgeschichte Das Tschechische stellt zusammen mit dem Das Tschechische stellt zusammen mit dem

Slowakischen die sog. südliche Gruppe der Slowakischen die sog. südliche Gruppe der westslawischen Sprachen dar. Diese Einordnung westslawischen Sprachen dar. Diese Einordnung beruht auf einigen lautlichen Besonderheiten, die beruht auf einigen lautlichen Besonderheiten, die das Tschechische/Slowakische mit dem das Tschechische/Slowakische mit dem Südslawischen gemeinsam aus dem Südslawischen gemeinsam aus dem Gemeinslawischen ererbt haben, wie z. B. die Gemeinslawischen ererbt haben, wie z. B. die Liquidametathese und Ersatzdehnung in den Liquidametathese und Ersatzdehnung in den Gruppen *TERT/*TELT/*TORT/*TOLT, die in beiden Gruppen *TERT/*TELT/*TORT/*TOLT, die in beiden Sprachen > TRĒT / TLĒT und TRŌT/ TLŌT mit der Sprachen > TRĒT / TLĒT und TRŌT/ TLŌT mit der weiteren Veränderung zu TRweiteren Veränderung zu TRĚT / TLĚT und TRAT / ĚT / TLĚT und TRAT / TLAT gegenüber dem Umlaut ohne Dehnung in den TLAT gegenüber dem Umlaut ohne Dehnung in den lechitischen Sprachen und sorbischen Sprachen: lechitischen Sprachen und sorbischen Sprachen: vgl. tsch. vgl. tsch. hlava, kráva, břeh, mlékohlava, kráva, břeh, mléko ..

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Obwohl das Tschechische und Slowakische Obwohl das Tschechische und Slowakische üüber mehr als ber mehr als 1000 Jahre Sprachkontakt zu 1000 Jahre Sprachkontakt zu unterschiedlichen Sprachen hatten und auch unterschiedlichen Sprachen hatten und auch – abgesehen von den Jahren der Ersten und – abgesehen von den Jahren der Ersten und Zweiten Tschechoslowakischen Republik – zu Zweiten Tschechoslowakischen Republik – zu unterschiedlichen politischen und kulturellen unterschiedlichen politischen und kulturellen Einflusssphären gehörten, bleibt die Einflusssphären gehörten, bleibt die sprachliche Nähe erhalten. Unterschiede sprachliche Nähe erhalten. Unterschiede ergeben sich vor allem in der Phonologie, der ergeben sich vor allem in der Phonologie, der Morphologie und der Lexik.Morphologie und der Lexik.

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Slk. Slk. Ľudia, ktorí ťažko robia, zvykle nemajú veľa peňazí Ľudia, ktorí ťažko robia, zvykle nemajú veľa peňazí Tsch. Lidé, kteří těžce pracují, obvykle nemají mnoho Tsch. Lidé, kteří těžce pracují, obvykle nemají mnoho

penězpeněz

Die besondere NDie besondere Näähe der beiden Sprachenhe der beiden Sprachen wird wird auch dadurch deutlich, dass selbst nach der auch dadurch deutlich, dass selbst nach der Trennung der beiden Nationen im Jahre 1993 Trennung der beiden Nationen im Jahre 1993 und der Auflösung der Tschechoslowakei ein und der Auflösung der Tschechoslowakei ein Tscheche und ein Slowake in der jeweils eigenen Tscheche und ein Slowake in der jeweils eigenen Muttersprache kommunizieren können, ohne Muttersprache kommunizieren können, ohne dass dabei Verständnisprobleme entstehen. dass dabei Verständnisprobleme entstehen.

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Diese sprachliche Nähe hat in der Zeit Diese sprachliche Nähe hat in der Zeit von 1918-1938 T. G. Masaryk, der von 1918-1938 T. G. Masaryk, der Präsident der Ersten Tschechoslowa-Präsident der Ersten Tschechoslowa-kischen Republik, genutzt, um von kischen Republik, genutzt, um von einer einheitlichen einer einheitlichen tschechoslowakischen Sprache in zwei tschechoslowakischen Sprache in zwei schriftsprachlichen Varianten zu schriftsprachlichen Varianten zu sprechen. sprechen.

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Zu den lautlichen Besonderheiten des Tsch. Zu den lautlichen Besonderheiten des Tsch. gehören folgende typisch westslavische gehören folgende typisch westslavische Lautwechsel: Lautwechsel:

(a) tj, dj > c, z (dz); (a) tj, dj > c, z (dz); svíce, sázetsvíce, sázet (b) kv, gv vor vorderen Vokalen bleiben (b) kv, gv vor vorderen Vokalen bleiben

unverändert (unverändert (květ, hvězdakvět, hvězda) gegenüber ) gegenüber ost-/südslav. ost-/südslav. cvet, zvezdacvet, zvezda..

(c) (c) LiquidaLiquida--mmetathese (etathese (hrad, robota, mléko, hrad, robota, mléko, břehbřeh))

(d) Kontraktion: (d) Kontraktion: dobrá, naší \ dobrá, naší \ russ.russ. dobraja dobraja Nom.Sg.,Nom.Sg., našeju našeju Instr. Sg.Instr. Sg. | | poln.poln. dobra, nasz dobra, nasząą

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Abweichungen gegenAbweichungen gegenüüber denber den anderen westslav. anderen westslav. Sprachen:Sprachen:

(a) Übergang von Nasalvokalen zu oralen Vokalen(a) Übergang von Nasalvokalen zu oralen Vokalen (b) Umlaut a > (b) Umlaut a > ě | e (nůše, duše : slk. ně | e (nůše, duše : slk. nôôša, duša)ša, duša) (c) Wechsel g (c) Wechsel g >> h h (gemeinsam mit dem Ukr. und (gemeinsam mit dem Ukr. und

Obers.): Obers.): hrad, hlava, horní, Hradčanyhrad, hlava, horní, Hradčany (d) Reduktion der Palatalitätsopposition(d) Reduktion der Palatalitätsopposition (e ) Phonem r > (e ) Phonem r > ř (řeka : slk. reka)ř (řeka : slk. reka)

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Die historische Entwicklung des Tsch. :Die historische Entwicklung des Tsch. : (1) Urtschechisch (Anf. 10. – 1. Hälfte 12. Jh.) (1) Urtschechisch (Anf. 10. – 1. Hälfte 12. Jh.)

[rekonstruiertes Stadium, keine schriftlichen [rekonstruiertes Stadium, keine schriftlichen Denkmäler] (belegt auf diesem Boden nur die Denkmäler] (belegt auf diesem Boden nur die lat. Texte und die aksl. Texte mähr./böhm. lat. Texte und die aksl. Texte mähr./böhm. Provenienz: Kiever Blätter Anf. 10. Jh. und Provenienz: Kiever Blätter Anf. 10. Jh. und Prager glagolitischen Glossen] Prager glagolitischen Glossen]

(2) Älteres Alttschechisch (12./13. Jh.) (2) Älteres Alttschechisch (12./13. Jh.) [Bohemica in lat. Texten: Chronica [Bohemica in lat. Texten: Chronica Boemorum von Kosmas Anf. 12. Jh.]Boemorum von Kosmas Anf. 12. Jh.]

(3) Jüngere alttschechische Periode (1. Hälfte (3) Jüngere alttschechische Periode (1. Hälfte des 14. Jh.) [ältere digraphematische des 14. Jh.) [ältere digraphematische Schreibung]Schreibung]

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(4) Hussitische Periode (2. Hälfte 14. Jh. – (4) Hussitische Periode (2. Hälfte 14. Jh. – Ende 15. Jh.) [Einführung der diakritischen Ende 15. Jh.) [Einführung der diakritischen Orthographie durch Jan Hus „Orthographia Orthographie durch Jan Hus „Orthographia Bohemica“]Bohemica“]

(5) Humanistisches Tschechisch (Anfang 16. (5) Humanistisches Tschechisch (Anfang 16. Jh. – Anfang 17. Jh.) [Grammatika Jh. – Anfang 17. Jh.) [Grammatika česká von česká von Beneš Optát, Petr Gzell und Václav Beneš Optát, Petr Gzell und Václav Philomates, 1533Philomates, 1533; 1571 überarbeitet und ; 1571 überarbeitet und ergänzt durch Jan Blahoslav; Bibl‘a Kralická ergänzt durch Jan Blahoslav; Bibl‘a Kralická in in 66 B Bäändennden, ] , ]

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Die in der Reihe "Biblia Slavica" bei Schöningh-Die in der Reihe "Biblia Slavica" bei Schöningh-Verlag 1995 nachgedruckte "Kralicka Bible" ist Verlag 1995 nachgedruckte "Kralicka Bible" ist erstmals in den Jahren 1579-1594 als erstmals in den Jahren 1579-1594 als monumentales Übersetzungswerk der monumentales Übersetzungswerk der Brüderunität erschienen. Sie ist das Ergebnis Brüderunität erschienen. Sie ist das Ergebnis einer gigantischen Übersetzerleistung der in einer gigantischen Übersetzerleistung der in der Zeit Jan Blahoslavs wirkenden Böhmischen der Zeit Jan Blahoslavs wirkenden Böhmischen Brüdergemeinde und stellt eine Mischung der Brüdergemeinde und stellt eine Mischung der tschechischen Volkssprache des ausgehenden tschechischen Volkssprache des ausgehenden 16. Jh. und der kultivierten Sprache der 16. Jh. und der kultivierten Sprache der tschechischen Schriftgelehrten und tschechischen Schriftgelehrten und Kulturschaffenden dar. Kulturschaffenden dar.

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Aufgrund ihrer sprachlichen und literarischen Aufgrund ihrer sprachlichen und literarischen Bedeutung wurde die Kralitzer Bibel zur Grundlage der Bedeutung wurde die Kralitzer Bibel zur Grundlage der kodifizierten Sprachnorm und galt -neben den in kodifizierten Sprachnorm und galt -neben den in Veleslavin edierten Drucken - lange Zeit als die Veleslavin edierten Drucken - lange Zeit als die eigentliche schriftsprachliche Norm der tschechischen eigentliche schriftsprachliche Norm der tschechischen Hochsprache. Als "einzigartiges Denkmal der Hochsprache. Als "einzigartiges Denkmal der tschechischen Geistes- und Kulturgeschichte" (Vaclav tschechischen Geistes- und Kulturgeschichte" (Vaclav Havel im Vorwort der Facsimile-Ausgabe) stellt die Havel im Vorwort der Facsimile-Ausgabe) stellt die Kralitzer Bibel "ein hervorragendes Ergebnis der Kralitzer Bibel "ein hervorragendes Ergebnis der damaligen Übersetzungskunst und exegetischen damaligen Übersetzungskunst und exegetischen Bestrebungen dar, das an die bedeutende ältere Bestrebungen dar, das an die bedeutende ältere Tradition der Übersetzungen der Heiligen Schrift in die Tradition der Übersetzungen der Heiligen Schrift in die tschechische Sprache anknüpfen konnte." (Havel, tschechische Sprache anknüpfen konnte." (Havel, a.a.O.) a.a.O.)

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LiteraturLiteratur: P. Kosta: Zur Sprache der Kralitzer : P. Kosta: Zur Sprache der Kralitzer Bibel. Vortrag auf der Tagung der "Deutsch-Bibel. Vortrag auf der Tagung der "Deutsch-Tschechischen Dobrovsky-Gesellschaft für Tschechischen Dobrovsky-Gesellschaft für Gelehrsamkeit und Künste e.V." im Gelehrsamkeit und Künste e.V." im Nationalmuseum Prag bei der feierlichen Nationalmuseum Prag bei der feierlichen Überreichung der Kralitzer Bibel am Überreichung der Kralitzer Bibel am 26.06.1995; Kralitzer Bibel/Kralicka Bible. Teil 26.06.1995; Kralitzer Bibel/Kralicka Bible. Teil 1: Bibli ceske. Dil prvni-sesty. Facsimile. Mit 1: Bibli ceske. Dil prvni-sesty. Facsimile. Mit einem Vorwort von Vaclav Havel, Ferdinand einem Vorwort von Vaclav Havel, Ferdinand Schöningh-Vlg. Paderborn, München, Wien, Schöningh-Vlg. Paderborn, München, Wien, Zürich 1995 (Biblia Slavica. Hrsg. von Hans Zürich 1995 (Biblia Slavica. Hrsg. von Hans Rothe und Friedrich Scholz). Rothe und Friedrich Scholz).

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(6) Barockes Tschechisch (2. Hälfte (6) Barockes Tschechisch (2. Hälfte des 17. Jh. – 2. Drittel des 18. Jh.) [Jan des 17. Jh. – 2. Drittel des 18. Jh.) [Jan RosaRosa:: Čechořečnost seu Grammatica Čechořečnost seu Grammatica linguae Bohemicae, 1704linguae Bohemicae, 1704; das Werk ; das Werk von Jan von Jan Amos KomenskýAmos Komenský]]

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

(7) Tschechisch der Nationalen Wiedergeburt (7) Tschechisch der Nationalen Wiedergeburt (80er Jahre d. 18. Jh. – 40er Jahre d. 19. Jh.)(80er Jahre d. 18. Jh. – 40er Jahre d. 19. Jh.)

[Beginn der Kodifizierung der tsch. [Beginn der Kodifizierung der tsch. Schriftsprache: Bohuslav Schriftsprache: Bohuslav Balbín Balbín Dissertatio Dissertatio apologetica pro lingua Slavonicaapologetica pro lingua Slavonica, , praecipue praecipue BohemicaBohemica, , Verteidigung der slavischen, Verteidigung der slavischen, vornehmlich böhmischen Sprache; 1672, vornehmlich böhmischen Sprache; 1672, besorgt durch Pelcl 1775; Akademische besorgt durch Pelcl 1775; Akademische Antrittsrede über den Nutzen und Wichtigkeit Antrittsrede über den Nutzen und Wichtigkeit der Böhmischen Sprache 1793 von Jan Pelcl; der Böhmischen Sprache 1793 von Jan Pelcl; Böhmische Grammatik 1795; Böhmische Grammatik 1795;

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Josef Dobrovskýs Josef Dobrovskýs Ausführliches Ausführliches Lehrgebäude der böhmischen SpracheLehrgebäude der böhmischen Sprache 1809 und 1809 und Lehrgebäude der Lehrgebäude der Böhmischen SpracheBöhmischen Sprache 1819, Josef 1819, Josef Jungmanns Wörterbuch 1835-1839 in Jungmanns Wörterbuch 1835-1839 in 6 Bänden: Slovn6 Bänden: Slovník česko-německýík česko-německý

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

(8) Tschechisch der Zeit nach der (8) Tschechisch der Zeit nach der Nationalen Wiedergeburt (40er Nationalen Wiedergeburt (40er Jahre d. 19. Jh. – Ende d. 19. Jh.)Jahre d. 19. Jh. – Ende d. 19. Jh.)

(9) Tschechisch der 1. Hälfte d. (9) Tschechisch der 1. Hälfte d. 20. Jh.20. Jh.

(10) Tschechisch der Gegenwart (10) Tschechisch der Gegenwart (2. Hälfte d. 20. Jh. - heute)(2. Hälfte d. 20. Jh. - heute)

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Slowakische SpracheSlowakische Sprache aus Wikipedia, der freien Enzyklopädieaus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Slowakisch (slovenčina)Slowakisch (slovenčina) Gesprochen inGesprochen in SlowakeiSlowakei, , USAUSA, , KanadaKanada, , VojvodinaVojvodina, , UngarnUngarn, , RumänienRumänien, ,

TschechienTschechien, , AustralienAustralien, , UkraineUkraine, , KroatienKroatien, Westeuropa, Westeuropa Sprecher 6 MillionenSprecher 6 Millionen Linguistische Linguistische KlassifikationKlassifikation Indogermanische SprachenIndogermanische Sprachen

– Slawische SprachenSlawische Sprachen Westslawische SprachenWestslawische Sprachen

SlowakischSlowakisch

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Offizieller StatusOffizieller Status Amtssprache inAmtssprache in SlowakeiSlowakei, , Europäische UnionEuropäische Union SprachcodesSprachcodes ISO 639ISO 639-1:sk-1:sk ISO 639ISO 639-2:(B) slo(T) slk-2:(B) slo(T) slkSILSIL ISO 639ISO 639-3:-3:SLOSLO SlowakischSlowakisch (slowakisch (slowakisch slovenčinaslovenčina) wird von etwa 5 ) wird von etwa 5

Millionen Slowaken in der Millionen Slowaken in der SlowakeiSlowakei und etwa einer und etwa einer Million Auswanderer in Million Auswanderer in NordamerikaNordamerika gesprochen. gesprochen. Kleinere Sprachgruppen gibt es heute noch in Kleinere Sprachgruppen gibt es heute noch in UngarnUngarn, , RumänienRumänien, , SerbienSerbien, , TschechienTschechien, , KanadaKanada und den und den USAUSA. . Seit dem Seit dem 1. Mai1. Mai 20042004 ist es eine der Amtssprachen der ist es eine der Amtssprachen der Europäischen UnionEuropäischen Union..

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis1 Geschichte1 Geschichte

2 Grammatik2 Grammatik 3 Aussprache3 Aussprache

– 3.1 Die rhythmische Kürzung3.1 Die rhythmische Kürzung 4 Dialekte4 Dialekte 5 Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschec5 Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschec

hischenhischen – 5.1 Lautsystem5.1 Lautsystem – 5.2 Wortschatz5.2 Wortschatz – 5.3 Grammatik5.3 Grammatik

6 Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen6 Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 7 Textsammlungen7 Textsammlungen 8 Literatur8 Literatur

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Geschichte Geschichte Das Slowakische entstand im Das Slowakische entstand im 10. Jahrhundert10. Jahrhundert

nach dem Untergang des nach dem Untergang des Großmährischen ReichesGroßmährischen Reiches aus der Sprache der aus der Sprache der slověneslověne (ausgesprochen etwa [slowäne](offenes (ausgesprochen etwa [slowäne](offenes e) oder [slowene] (mittleres e)), das heißt der e) oder [slowene] (mittleres e)), das heißt der Bevölkerung dieses Reichs (siehe unter Bevölkerung dieses Reichs (siehe unter SlawenSlawen), in Form von mehreren Dialekten. Vom 10. bis ), in Form von mehreren Dialekten. Vom 10. bis zum zum 19. Jahrhundert19. Jahrhundert wurde im wurde im Königreich UngarnKönigreich Ungarn (dessen Bestandteil die (dessen Bestandteil die Slowakei im Slowakei im 11. Jahrhundert11. Jahrhundert geworden war) als geworden war) als Amts- und Literatursprache vorwiegend Amts- und Literatursprache vorwiegend LateinLatein verwendet. Außerdem wurde zum Teil verwendet. Außerdem wurde zum Teil DeutschDeutsch und und UngarischUngarisch verwendet. verwendet.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Daneben begann vor allem das Bürgertum der Daneben begann vor allem das Bürgertum der Slowakei im Slowakei im 13.13. und und 14. Jahrhundert14. Jahrhundert, die eigene , die eigene Sprache als (parallele) Amtssprache zu Sprache als (parallele) Amtssprache zu verwenden, wobei man allerdings schon bald (am verwenden, wobei man allerdings schon bald (am Ende des Ende des 14. Jahrhunderts14. Jahrhunderts) dazu überging, in ) dazu überging, in dieser Funktion und später auch als dieser Funktion und später auch als Literatursprache das Literatursprache das TschechischeTschechische einzusetzen. einzusetzen. Die Gründe hierfür waren anfangs vor allem, dass Die Gründe hierfür waren anfangs vor allem, dass es sich um eine bereits "fertige" Schriftsprache es sich um eine bereits "fertige" Schriftsprache eines verwandten Landes mit einer berühmten eines verwandten Landes mit einer berühmten Universität in Universität in PragPrag handelte, im handelte, im 15. Jahrhundert15. Jahrhundert auch der Einfluss tschechischer auch der Einfluss tschechischer HussitenHussiten in der in der Slowakei und später auch der Einfluss Slowakei und später auch der Einfluss tschechischer protestantischer Emigranten in der tschechischer protestantischer Emigranten in der Slowakei. Slowakei.

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Die tschechischen Texte wurden Die tschechischen Texte wurden aber sehr oft (bewusst oder aber sehr oft (bewusst oder unbewusst) mit slowakischen unbewusst) mit slowakischen Elementen versehen (so genanntes Elementen versehen (so genanntes slowakisiertes Tschechisch, siehe slowakisiertes Tschechisch, siehe auch auch ŽilinaŽilina). Im mündlichen ). Im mündlichen Gebrauch wurden natürlich Gebrauch wurden natürlich weiterhin die jeweiligen weiterhin die jeweiligen slowakischen Dialekte verwendet. slowakischen Dialekte verwendet.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Obwohl es schon im Obwohl es schon im 16. Jahrhundert16. Jahrhundert Versuche gab, eine Versuche gab, eine slowakische slowakische SchriftSchriftsprache zu sprache zu etablieren, wurde die erste richtige etablieren, wurde die erste richtige SchriftspracheSchriftsprache erst erst 17871787 von von Anton Anton BernolákBernolák auf der Grundlage des auf der Grundlage des westslowakischen Dialekts aus der westslowakischen Dialekts aus der Umgebung von Umgebung von TrnavaTrnava festgelegt. festgelegt.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Die heutige slowakische Schriftsprache Die heutige slowakische Schriftsprache wurde in den wurde in den 1840er1840er Jahren des Jahren des 19. Jahrhunderts19. Jahrhunderts von von ĽudovítĽudovít ŠtúrŠtúr auf der auf der Basis eines mittelslowakischen Dialektes Basis eines mittelslowakischen Dialektes festgelegt (siehe festgelegt (siehe Nationale Wiedergeburt der SlowakenNationale Wiedergeburt der Slowaken). Die ). Die Tatsache, dass die Sprache erst so relativ Tatsache, dass die Sprache erst so relativ spät kodifiziert wurde, ist verantwortlich spät kodifiziert wurde, ist verantwortlich dafür, dass das slowakische Formensystem dafür, dass das slowakische Formensystem einfacher ist als das tschechische.einfacher ist als das tschechische.

Seit dem Seit dem 1. Mai1. Mai 20042004 ist Slowakisch eine der ist Slowakisch eine der Amtssprachen in der Amtssprachen in der EUEU..

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Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen Tschechischen

Lautsystem Lautsystem Das Slowakische und das Tschechische unterscheiden sich Das Slowakische und das Tschechische unterscheiden sich

vor allem durch einige lautliche Entwicklungen. Eigene vor allem durch einige lautliche Entwicklungen. Eigene slowakische Laute, die es im Tschechischen nicht gibt, und slowakische Laute, die es im Tschechischen nicht gibt, und die teilweise auch graphisch anders dargestellt werden, sind die teilweise auch graphisch anders dargestellt werden, sind das ä, die Diphthonge ia/ie/iu und ô, das dz, das dž, sowie das ä, die Diphthonge ia/ie/iu und ô, das dz, das dž, sowie das ľ (zur Aussprache dieser Laute siehe oben). Wie im das ľ (zur Aussprache dieser Laute siehe oben). Wie im Tschechischen können l und r als Vokale auftreten, im Tschechischen können l und r als Vokale auftreten, im Slowakischen gibt es dazu noch einen Unterschied zwischen Slowakischen gibt es dazu noch einen Unterschied zwischen langem und kurzem r oder l. (tschech.: vrba [vrba], slowak.: langem und kurzem r oder l. (tschech.: vrba [vrba], slowak.: vŕba [vr:ba], dt.: Weide). Die Lautassimilierung sowie eine vŕba [vr:ba], dt.: Weide). Die Lautassimilierung sowie eine Art "liaison" bei der Aussprache ist (zumindest in der Art "liaison" bei der Aussprache ist (zumindest in der Schriftsprache) im Slowakischen viel deutlicher ausgeprägt Schriftsprache) im Slowakischen viel deutlicher ausgeprägt als im Tschechischenals im Tschechischen..

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Wortschatz Wortschatz Der Wortschatz ist bis auf die lautlichen Der Wortschatz ist bis auf die lautlichen

Differenzen zum großen Teil mit dem Differenzen zum großen Teil mit dem tschechischen identisch. Unterschiede tschechischen identisch. Unterschiede betreffen im Wesentlichen die folgenden betreffen im Wesentlichen die folgenden Bereiche:Bereiche:

a) Fremdwörter sind im Tschechischen oft a) Fremdwörter sind im Tschechischen oft bewusst durch eigene Bildungen ersetzt bewusst durch eigene Bildungen ersetzt worden, im Slowakischen aber gebräuchlich worden, im Slowakischen aber gebräuchlich (vergleiche (vergleiche SekundeSekunde = ts. = ts. vteřinavteřina = sl. = sl. sekundasekunda, , JanuarJanuar = ts. = ts. ledenleden = sl. = sl. januárjanuár, , ähnlich auch die anderen Monatsnamen, ähnlich auch die anderen Monatsnamen, GrammatikGrammatik = ts. = ts. mluvnicemluvnice = sl. = sl. gramatikagramatika usw., dt. usw., dt. FlascheFlasche = ts. = ts. láhevláhev = sl. = sl. fľaša;fľaša;););

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b) im Slowakischen gibt es eine b) im Slowakischen gibt es eine kleine Zahl ungarischer Wörter, die kleine Zahl ungarischer Wörter, die im Tschechischen fehlen, vergleiche im Tschechischen fehlen, vergleiche NachrichtNachricht = sl. = sl. chýrchýr, ungar. , ungar. hírhír, und , und Wörter der im Karpatenraum Wörter der im Karpatenraum siedelnden Hirten, vergleiche siedelnden Hirten, vergleiche SchafskäseSchafskäse = sl. = sl. bryndzabryndza (dies ist (dies ist aus dem aus dem RumänischenRumänischen übernommen, wo es einfach übernommen, wo es einfach KäseKäse heißt); heißt);

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

c) gewisse Bereiche des c) gewisse Bereiche des Grundwortschatzes (zum Beispiel Grundwortschatzes (zum Beispiel dt.dt.sprechensprechen = ts. = ts. mluvitmluvit = sl. = sl. hovoriťhovoriť; dt.; dt.ja(wohl)ja(wohl) = ts. = ts. jojo = sl. = sl. hejhej, dt. , dt. falls, wennfalls, wenn = ts. = ts. jestlijestli = sl. = sl. akak; dt. ; dt. auf Wiedersehenauf Wiedersehen = ts. = ts. nashledanounashledanou = sl. = sl. dovideniadovidenia).).

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Die Ähnlichkeiten gehen zum größeren Die Ähnlichkeiten gehen zum größeren Teil darauf zurück, dass das Tschechische Teil darauf zurück, dass das Tschechische vom 15. bis vom 15. bis 18. Jahrhundert18. Jahrhundert in weiten in weiten Teilen der Slowakei als Schriftsprache Teilen der Slowakei als Schriftsprache gebräuchlich war. Im gebräuchlich war. Im 19. Jahrhundert19. Jahrhundert entfernte sich die neue slowakische entfernte sich die neue slowakische Schriftsprache (zum Teil auch bewusst) Schriftsprache (zum Teil auch bewusst) vom Tschechischen, in dieser Zeit wurden vom Tschechischen, in dieser Zeit wurden auch einzelne Wörter aus Dialekten in die auch einzelne Wörter aus Dialekten in die Schriftsprache übernommen. Schriftsprache übernommen.

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Außerdem wurde vor allem in der Außerdem wurde vor allem in der BiologieBiologie eine eigene wissenschaftliche eine eigene wissenschaftliche Terminologie gebildet. In der Zeit des Terminologie gebildet. In der Zeit des gemeinsamen Staates gemeinsamen Staates TschechoslowakeiTschechoslowakei näherten sich die Sprachen wieder an. näherten sich die Sprachen wieder an. Von Von 19181918 bis in die bis in die 1930er1930er Jahre gingen Jahre gingen die tschechoslowakischen Behörden von die tschechoslowakischen Behörden von der Fiktion einer "tschechoslowakischen" der Fiktion einer "tschechoslowakischen" Sprache aus, de facto wurde in dieser Sprache aus, de facto wurde in dieser Zeit das Slowakische bewusst an das Zeit das Slowakische bewusst an das Tschechische herangeführt. Tschechische herangeführt.

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Nachdem sich in den dreißiger Nachdem sich in den dreißiger Jahren deutlicher Widerstand gegen Jahren deutlicher Widerstand gegen diese Politik gewandt hatte, wurde diese Politik gewandt hatte, wurde sie nach sie nach 19451945 nicht wieder nicht wieder aufgenommen. Doch waren bis zum aufgenommen. Doch waren bis zum Ende der Ende der TschechoslowakeiTschechoslowakei terminologische Kommissionen terminologische Kommissionen bestrebt, den Fachwortschatz beider bestrebt, den Fachwortschatz beider Sprachen möglichst ähnlich zu Sprachen möglichst ähnlich zu halten. halten.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Zur heutigen Ähnlichkeit des Wortschatzes der Zur heutigen Ähnlichkeit des Wortschatzes der beiden Sprachen hat vor allem seit den beiden Sprachen hat vor allem seit den sechziger und siebziger Jahren des sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts20. Jahrhunderts die gegenseitige die gegenseitige Erreichbarkeit durch Rundfunk, Film und Erreichbarkeit durch Rundfunk, Film und Fernsehen in beiden Teilen der Fernsehen in beiden Teilen der Tschechoslowakei beigetragen. Auf diese Tschechoslowakei beigetragen. Auf diese Weise kamen alle Bürger mit beiden Sprachen Weise kamen alle Bürger mit beiden Sprachen in Berührung. Seit der Staatstrennung ist eine in Berührung. Seit der Staatstrennung ist eine erneute Entfernung zu beobachten. So haben erneute Entfernung zu beobachten. So haben Jugendliche heute oft Probleme, die jeweils Jugendliche heute oft Probleme, die jeweils andere Sprache zu verstehen. andere Sprache zu verstehen.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), Slowenisch (25.01.07)Slowenisch (25.01.07)

Serbokroatische SpracheSerbokroatische Sprache Gesprochen in Gesprochen in SerbienSerbien, , MontenegroMontenegro, ,

Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina, , KroatienKroatien, andere Nachfolgestaaten , andere Nachfolgestaaten des ehemaligen des ehemaligen JugoslawiensJugoslawiens und Auswanderungsziele der und Auswanderungsziele der Bevölkerung dieser Staaten, primär Bevölkerung dieser Staaten, primär DeutschlandDeutschland, USA, , USA, Kanada, Schweden, Kanada, Schweden, ÖsterreichÖsterreich, , SchweizSchweiz, Australien, Australien

Sprecher17–22 Millionen (Sprecher17–22 Millionen (SerbischSerbisch, , KroatischKroatisch und und BosnischBosnisch zusammengenommen). Es gibt keine Zahlen darüber, wie zusammengenommen). Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele sich tatsächlich als Sprecher des Serbokroatischen viele sich tatsächlich als Sprecher des Serbokroatischen betrachten.betrachten.

Linguistische Linguistische KlassifikationKlassifikation IndogermanischIndogermanisch

– SlawischSlawisch SüdslawischSüdslawisch

SerbokroatischSerbokroatisch

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Offizieller StatusOffizieller Status Amtssprache bis 1990/1992 im damaligen Amtssprache bis 1990/1992 im damaligen

JugoslawienJugoslawien; unter den Namen ; unter den Namen BosnischBosnisch, , KroatischKroatisch, , SerbischSerbisch, und , und BurgenlandkroatischBurgenlandkroatisch respektive in respektive in Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina, , KroatienKroatien, , SerbienSerbien, , MontenegroMontenegro und dem und dem BurgenlandBurgenland

Sprachcodes Sprachcodes ISO 639ISO 639-1:sh-1:shSILSIL ISO 639ISO 639-3:-3:SRCSRC SerbokroatischSerbokroatisch oder oder KroatoserbischKroatoserbisch (auch (auch

Kroatisch oder SerbischKroatisch oder Serbisch, , Serbisch oder Serbisch oder KroatischKroatisch) () (srpskohrvatskisrpskohrvatski oder oder cрпскохрватски oder cрпскохрватски oder hrvatskosrpskihrvatskosrpski oder oder hrvatski ili srpskihrvatski ili srpski oder oder srpski ili hrvatskisrpski ili hrvatski) war, ) war, gemeinsam mit gemeinsam mit SlowenischSlowenisch und und MakedonischMakedonisch, , die die AmtsspracheAmtssprache im ehemaligen im ehemaligen JugoslawienJugoslawien..

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Erstmalig wurde dieser Begriff vom Erstmalig wurde dieser Begriff vom SlowenischenSlowenischen PhilologenPhilologen JernejJernej KopitarKopitar in einem Brief im Jahr 1836 erwähnt. in einem Brief im Jahr 1836 erwähnt. Offiziell wurde die Bezeichnung von Offiziell wurde die Bezeichnung von 19211921 bis ca. bis ca. 19931993 als als DachspracheDachsprache für für die Dialekte von die Dialekte von SerbenSerben, , KroatenKroaten, , BosniakenBosniaken und und MontenegrinernMontenegrinern verwendet.verwendet.

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Mit dem Zerfall Mit dem Zerfall JugoslawiensJugoslawiens trennten sich die Sprachen, trennten sich die Sprachen, KroatischKroatisch, , SerbischSerbisch, , BosnischBosnisch und und MontenegrinischMontenegrinisch werden seitdem werden seitdem meist als getrennte Sprachen meist als getrennte Sprachen beschrieben (beschrieben (AusbausprachenAusbausprachen).).

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Der Ausdruck Der Ausdruck SerbokroatischSerbokroatisch wird wird in den serbokroatischsprachigen in den serbokroatischsprachigen Ländern kaum noch verwendet. Ländern kaum noch verwendet. Anfänglich verschwand er aus Anfänglich verschwand er aus offiziellen Dokumenten und mit offiziellen Dokumenten und mit der Zeit zunehmend auch aus der der Zeit zunehmend auch aus der sprachwissenschaftlichen sprachwissenschaftlichen Literatur. Literatur.

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Kontroverse um den Begriff Kontroverse um den Begriff „Serbokroatisch“„Serbokroatisch“

Heute ist „Serbokroatisch“ ein Heute ist „Serbokroatisch“ ein kontroverserkontroverser Begriff, der variablen Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes Bedeutung des Begriffes SpracheSprache entsprechend.entsprechend.

Nach der Meinung mancher Linguisten ist Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung es eine zusammenfassende Bezeichnung für für BosnischBosnisch, , KroatischKroatisch, , MoliseslawischMoliseslawisch, , MontenegrinischMontenegrinisch und und SerbischSerbisch. Es ist . Es ist umstritten, ob Serbokroatisch eine umstritten, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist.

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Die schriftsprachlichen Varietäten des Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des štokavischenštokavischen Dialektes und stimmen in weiten Teilen Dialektes und stimmen in weiten Teilen der der GrammatikGrammatik und des und des WortschatzesWortschatzes überein, überein, unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen das (im Kroatischen und Bosnischen das lateinischelateinische, im , im Serbischen überwiegend das Serbischen überwiegend das kyrillischekyrillische Alphabet). Ob Alphabet). Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in der ist sowohl in der SprachwissenschaftSprachwissenschaft vor allem an vor allem an Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als auch unter manchen Sprechern selbst umstrittenauch unter manchen Sprechern selbst umstritten..

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Kontroverse um den Begriff Kontroverse um den Begriff „Serbokroatisch“„Serbokroatisch“

Heute ist „Serbokroatisch“ ein Heute ist „Serbokroatisch“ ein kontroverserkontroverser Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes SpracheSprache entsprechend. entsprechend.

Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung für zusammenfassende Bezeichnung für BosnischBosnisch, , KroatischKroatisch, , MoliseslawischMoliseslawisch, , MontenegrinischMontenegrinisch und und SerbischSerbisch. Es ist umstritten, ob Serbokroatisch . Es ist umstritten, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. Die schriftsprachlichen Varietäten des Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des štokavischenštokavischen Dialektes und stimmen in weiten Dialektes und stimmen in weiten Teilen der Teilen der GrammatikGrammatik und des und des WortschatzesWortschatzes überein, überein,

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen das und Bosnischen das lateinischelateinische, im Serbischen , im Serbischen überwiegend das überwiegend das kyrillischekyrillische Alphabet). Ob es Alphabet). Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in der Sprachen handelt, ist sowohl in der SprachwissenschaftSprachwissenschaft vor allem an Lehrstühlen vor allem an Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als auch außerhalb der betroffenen Länder als auch unter manchen Sprechern selbst umstritten.unter manchen Sprechern selbst umstritten.

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Srpskohrvatski jezikSrpskohrvatski jezik naziv je za naziv je za jezikjezik koji je, po mišljenju koji je, po mišljenju nekih slavista, postojao od sredine 19. stoljeća do konca 20., nekih slavista, postojao od sredine 19. stoljeća do konca 20., kada se, po tom stajalištu, raspao na kada se, po tom stajalištu, raspao na hrvatskihrvatski, , srpskisrpski i i bošnjačkibošnjački, s potencijalnom daljnjom kristalizacijom , s potencijalnom daljnjom kristalizacijom crnogorskoga jezika. Po drugačijim se mišljenjima radi o crnogorskoga jezika. Po drugačijim se mišljenjima radi o pojmu koji ima političkopovijesni, ali ne i lingvistički sadržaj, pojmu koji ima političkopovijesni, ali ne i lingvistički sadržaj, tj., po tim stavovima, srpskohrvatski nikada nije postojao ni tj., po tim stavovima, srpskohrvatski nikada nije postojao ni kao sustav narječja, ni kao standardni jezik.kao sustav narječja, ni kao standardni jezik.

Назив језика у социјалистичким републикама Назив језика у социјалистичким републикама Српскохрватски језик је имао различите називе у Српскохрватски језик је имао различите називе у

тадашњим социјалистичким републикама у оквиру тадашњим социјалистичким републикама у оквиру СФРЈСФРЈ:: СР СрбијаСР Србија: српскохрватски : српскохрватски СР ХрватскаСР Хрватска: хрватски или српски / српски или хрватски : хрватски или српски / српски или хрватски СР Босна и ХерцеговинаСР Босна и Херцеговина: српскохрватски или : српскохрватски или

хрватскосрпски хрватскосрпски СР Црна ГораСР Црна Гора: српскохрватски : српскохрватски

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GeschichteGeschichte Traditionelle schriftsprachliche VarietätenTraditionelle schriftsprachliche Varietäten Die Geschichte der südslawischen Völker und Die Geschichte der südslawischen Völker und

infolgedessen auch der infolgedessen auch der südslawischen Sprachensüdslawischen Sprachen verlief über verlief über Jahrhunderte im Bereich der Literatur und der Jahrhunderte im Bereich der Literatur und der Sprachentwicklung aufgrund der über 500 Jahre Sprachentwicklung aufgrund der über 500 Jahre dauernden unterschiedlichen Zugehörigkeit des dauernden unterschiedlichen Zugehörigkeit des Großteils der Großteils der SerbenSerben zum zum Osmanischen ReichOsmanischen Reich und der Mehrheit der und der Mehrheit der KroatenKroaten zu zu Österreich-UngarnÖsterreich-Ungarn voneinander größtenteils voneinander größtenteils getrennt.getrennt.

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Standardisierung im 19. JahrhundertStandardisierung im 19. Jahrhundert In der ersten Hälfte des In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts19. Jahrhunderts

verfolgte die verfolgte die illyrischeillyrische Bewegung Bewegung im im österreichisch-ungarischen Kroatien das österreichisch-ungarischen Kroatien das Ziel, auf der Grundlage des Ziel, auf der Grundlage des ŠtokavischenŠtokavischen eine einheitliche Schriftsprache eine einheitliche Schriftsprache möglichst für alle Südslawen (anfangs möglichst für alle Südslawen (anfangs einschließlich der einschließlich der SlowenenSlowenen und der und der BulgarenBulgaren), zumindest aber für alle ), zumindest aber für alle Kroaten zu entwickeln. Kroaten zu entwickeln.

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Sowohl bei den Kroaten als auch bei den Serben Sowohl bei den Kroaten als auch bei den Serben entwickelten sich schriftsprachliche Varietäten auf der entwickelten sich schriftsprachliche Varietäten auf der Grundlage des Grundlage des štokavischenštokavischen Dialektes, jedoch keine Dialektes, jedoch keine einheitliche, nationalitätenübergreifende Norm. einheitliche, nationalitätenübergreifende Norm. Gleichzeitig existierten bei den Kroaten auch Gleichzeitig existierten bei den Kroaten auch schriftsprachliche Formen des schriftsprachliche Formen des KajkavischenKajkavischen und des und des ČakavischenČakavischen, während bei den Serben bis zur frühen , während bei den Serben bis zur frühen Neuzeit das Neuzeit das KirchenslawischeKirchenslawische als Schriftsprache als Schriftsprache verwendet wurde. Im Laufe des 18. und 19. verwendet wurde. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts setzte sich durch den russischen Einfluss Jahrhunderts setzte sich durch den russischen Einfluss auf die orthodoxen slawischen Völker des auf die orthodoxen slawischen Völker des osmanischen Reiches bei den Serben die russische osmanischen Reiches bei den Serben die russische Form des Kirchenslawischen durch, neben die für Form des Kirchenslawischen durch, neben die für weltliche Texte eine serbisch-russisch-weltliche Texte eine serbisch-russisch-kirchenslawische Mischsprache trat, die als kirchenslawische Mischsprache trat, die als SlawenoserbischSlawenoserbisch ( (slavenosrpskislavenosrpski, auch , auch slavjanoserbskislavjanoserbski) ) bezeichnet wird.bezeichnet wird.

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Ljudevit GajLjudevit Gaj, der wohl wichtigste Vertreter des , der wohl wichtigste Vertreter des Illyrismus, ging in seiner Zeitschrift Illyrismus, ging in seiner Zeitschrift DanicaDanica ("Morgenstern") ("Morgenstern") 18361836 vom vom KajkavischenKajkavischen der der Region um Region um ZagrebZagreb zum Štokavisch-ijekavischen zum Štokavisch-ijekavischen über. Als Vorbild diente dabei vor allem die über. Als Vorbild diente dabei vor allem die traditionelle Schriftsprache traditionelle Schriftsprache DubrovniksDubrovniks. Auf dem . Auf dem Gebiet der Orthographie orientierten sich die Gebiet der Orthographie orientierten sich die Illyristen am Lateinalphabet des Illyristen am Lateinalphabet des TschechischenTschechischen. . Die aus diesem übernommenen Buchstaben mit Die aus diesem übernommenen Buchstaben mit Sonderzeichen Sonderzeichen č, š, ž, ěč, š, ž, ě sowie das aus dem sowie das aus dem polnischen übernommene polnischen übernommene ćć traten an die Stelle traten an die Stelle verschiedener zuvor verwendeter, regional verschiedener zuvor verwendeter, regional unterschiedlicher Digraphen.unterschiedlicher Digraphen.

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Gleichzeitig waren bei den Serben Gleichzeitig waren bei den Serben Vuk KaradžićVuk Karadžić und seine Anhänger bestrebt, und seine Anhänger bestrebt, das Kirchenslawische als Schriftsprache durch das Kirchenslawische als Schriftsprache durch die štokavische Volkssprache zu ersetzen. Von die štokavische Volkssprache zu ersetzen. Von 18131813 an verfasste Vuk Karadžić zahlreiche an verfasste Vuk Karadžić zahlreiche Arbeiten über die und in der serbischen Arbeiten über die und in der serbischen Volkssprache - eine Grammatik, ein Volkssprache - eine Grammatik, ein Wörterbuch, Sammlungen von Volksliedern Wörterbuch, Sammlungen von Volksliedern und eine Bibelübersetzung. Ziel der Reform und eine Bibelübersetzung. Ziel der Reform sollte eine an der gesprochenen Volkssprache sollte eine an der gesprochenen Volkssprache orientierte Schriftssprache sein, deren orientierte Schriftssprache sein, deren Orthographie ausschließlich der Aussprache Orthographie ausschließlich der Aussprache folgen sollte (gemäß seinem Leitspruch: folgen sollte (gemäß seinem Leitspruch: Piši Piši kao što govoriškao što govoriš ("Schreibe, wie du sprichst!"). ("Schreibe, wie du sprichst!").

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Durch eine radikale Reform des kyrillischen Durch eine radikale Reform des kyrillischen Alphabetes des Serbischen erreichte er, dass in Alphabetes des Serbischen erreichte er, dass in diesem seitdem jedem Phonem genau ein diesem seitdem jedem Phonem genau ein Buchstabe entspricht. Karadžić verwendete dabei Buchstabe entspricht. Karadžić verwendete dabei überwiegend den heute als "Ostherzegowinisch" überwiegend den heute als "Ostherzegowinisch" bezeichneten štokavisch-ijekavischen Dialekt, wie bezeichneten štokavisch-ijekavischen Dialekt, wie er in der östlichen Herzegowina, im nördlichen er in der östlichen Herzegowina, im nördlichen Montenegro und im Südwesten Serbiens, woher Montenegro und im Südwesten Serbiens, woher er selbst stammte, gesprochen wird.er selbst stammte, gesprochen wird.

Unter diesen Umständen kam es seit der Mitte Unter diesen Umständen kam es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Zusammenarbeit des 19. Jahrhunderts zu einer Zusammenarbeit kroatischer und serbischer Linguisten bei der kroatischer und serbischer Linguisten bei der Normierung einer gemeinsamen Schriftsprache Normierung einer gemeinsamen Schriftsprache auf der Grundlage des štokavischen Dialektes.auf der Grundlage des štokavischen Dialektes.

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Die erste förmliche Schritt zu einer Die erste förmliche Schritt zu einer gemeinsamen Kodifikation der Schriftsprache gemeinsamen Kodifikation der Schriftsprache war das sogenannte war das sogenannte Wiener AbkommenWiener Abkommen vom vom 28. März28. März 18501850, das von einer Reihe von , das von einer Reihe von serbischen und kroatischen serbischen und kroatischen Sprachwissenschaftlern (u. a. von Vuk Karadžić, Sprachwissenschaftlern (u. a. von Vuk Karadžić, seinem Mitarbeiter seinem Mitarbeiter Đuro DaničićĐuro Daničić und dem und dem kroatischen Illyristen kroatischen Illyristen Ivan MažuranićIvan Mažuranić) sowie vom ) sowie vom angesehenen slowenischen Slawisten angesehenen slowenischen Slawisten Franc MiklošičFranc Miklošič unterzeichnet wurde, die sich zur unterzeichnet wurde, die sich zur Mitarbeit an der von der österreichisch-Mitarbeit an der von der österreichisch-ungarischen Regierung betriebenen Normierung ungarischen Regierung betriebenen Normierung der juristischen Terminologie in den Sprachen der juristischen Terminologie in den Sprachen des Habsburgerreichs in Wien aufhielten. des Habsburgerreichs in Wien aufhielten.

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Die Unterzeichner des Abkommens bekannten sich zu Die Unterzeichner des Abkommens bekannten sich zu dem Ziel, "dass dem Ziel, "dass einein Volk Volk einein Schrifttum haben muss" Schrifttum haben muss" ("da ("da jedanjedan narod treba narod treba jednujednu književnost da ima"). Sie književnost da ima"). Sie schlugen vor, dass das Štokavisch-ijekavische die schlugen vor, dass das Štokavisch-ijekavische die Grundlage der gemeinsamen Schriftsprache sein solle, Grundlage der gemeinsamen Schriftsprache sein solle, und machten Vorschläge zur Vereinheitlichung einiger und machten Vorschläge zur Vereinheitlichung einiger bisher in Kroatien und Serbien unterschiedlich bisher in Kroatien und Serbien unterschiedlich gelöster Fragen der Standardisierung. Diese waren vor gelöster Fragen der Standardisierung. Diese waren vor allem allem morphologischermorphologischer und und orthographischerorthographischer Natur: Natur: Beispielsweise solle der Genitiv Plural der meisten Beispielsweise solle der Genitiv Plural der meisten Substantive auf Substantive auf -a-a enden, das enden, das hh solle überall solle überall geschrieben werden, wo es geschrieben werden, wo es etymologischetymologisch vorhanden vorhanden sei (z. B. sei (z. B. historijahistorija 'Geschichte' statt 'Geschichte' statt istorijaistorija), und das ), und das silbische silbische rr solle ohne Begleitvokal geschrieben werden solle ohne Begleitvokal geschrieben werden (z. B. (z. B. prstprst 'Finger' statt 'Finger' statt pàrstpàrst o. ä.). Mit der o. ä.). Mit der Standardisierung des Wortschatzes befasste sich das Standardisierung des Wortschatzes befasste sich das Abkommen nicht. Abkommen nicht.

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Die juristische Terminologie wurde in Die juristische Terminologie wurde in getrennten Spalten für das Kroatische und das getrennten Spalten für das Kroatische und das Serbische veröffentlicht, was unter anderem Serbische veröffentlicht, was unter anderem darauf zurückzuführen war, dass an der darauf zurückzuführen war, dass an der serbischen Fassung auch Gegner von Karadžić' serbischen Fassung auch Gegner von Karadžić' Sprachreform mitwirkten, die Wörter Sprachreform mitwirkten, die Wörter slawenoserbischer Herkunft mit aufnahmen. slawenoserbischer Herkunft mit aufnahmen. Das Wiener Abkommen war eine informelle Das Wiener Abkommen war eine informelle Absichtserklärung, der zunächst keine weiteren Absichtserklärung, der zunächst keine weiteren Schritte folgten. Der größte Teil der Schritte folgten. Der größte Teil der orthographischen und morphologischen orthographischen und morphologischen Empfehlungen des Abkommens wurden Empfehlungen des Abkommens wurden schließlich in Serbien Ende der 1860er und in schließlich in Serbien Ende der 1860er und in Kroatien Anfang der 1890er Jahre zur offiziellen Kroatien Anfang der 1890er Jahre zur offiziellen Norm. Norm.

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Im Königreich Serbien konnten sich in in den Im Königreich Serbien konnten sich in in den 1860er Jahren die Anhänger der Sprachreform 1860er Jahren die Anhänger der Sprachreform Vuk Karadžić' gegen die Anhänger einer Vuk Karadžić' gegen die Anhänger einer stärker am slawenoserbischen orientierten stärker am slawenoserbischen orientierten Schriftsprache durchsetzen. Grundlage der Schriftsprache durchsetzen. Grundlage der Orthographie wurde die streng phonologische Orthographie wurde die streng phonologische reformierte Kyrilliza, Grundlage der reformierte Kyrilliza, Grundlage der Standardgrammatik die von Đuro Daničić in Standardgrammatik die von Đuro Daničić in Übereinstimmung mit den Vorstellungen Übereinstimmung mit den Vorstellungen Karadžić' und dem "Wiener Abkommen" Karadžić' und dem "Wiener Abkommen" verfasste Grammatik der serbischen Sprache. verfasste Grammatik der serbischen Sprache.

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Hinsichtlich des Reflexes des etymologischen Hinsichtlich des Reflexes des etymologischen JatJat in der Schriftsprache konnten sich jedoch die in der Schriftsprache konnten sich jedoch die Anhänger Karadžić' und Daničić' im Königreich Anhänger Karadžić' und Daničić' im Königreich Serbien und in der Vojvodina nicht durchsetzen. Serbien und in der Vojvodina nicht durchsetzen. Die Verwendung des Ijekavische wurde hier nur Die Verwendung des Ijekavische wurde hier nur von einer begrenzten Zahl von Menschen von einer begrenzten Zahl von Menschen übernommen, die Mehrzahl blieb in übernommen, die Mehrzahl blieb in Übereinstimmung mit den meisten in diesen Übereinstimmung mit den meisten in diesen Gebieten gesprochenen Dialekten beim Gebieten gesprochenen Dialekten beim Ekavischen. Durchsetzen konnte sich das Ekavischen. Durchsetzen konnte sich das Ijekavische als Schriftsprache hingegen in Ijekavische als Schriftsprache hingegen in Montenegro und unter den Serben in Bosnien-Montenegro und unter den Serben in Bosnien-Herzegowina und der kroatischen Militärgrenze, Herzegowina und der kroatischen Militärgrenze, wo auch ijekavische Dialekte gesprochen wo auch ijekavische Dialekte gesprochen werden.werden.

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In Kroatien orientierte sich die amtliche Schreibweise In Kroatien orientierte sich die amtliche Schreibweise des Štokavischen, das dort zunächst in illyristischer des Štokavischen, das dort zunächst in illyristischer Tradition meist als Tradition meist als IllyrischIllyrisch, seit Anfang der 1860er , seit Anfang der 1860er Jahre als Jahre als Kroatische oder Serbische SpracheKroatische oder Serbische Sprache bezeichnet wurde, von den 1840er bis zu den 1880er bezeichnet wurde, von den 1840er bis zu den 1880er Jahren überwiegend an den in den 1840er Jahren von Jahren überwiegend an den in den 1840er Jahren von den illyristischen Grammatikern kodifizierten Normen, den illyristischen Grammatikern kodifizierten Normen, die sich in einigen Punkten von den von Karadžić' und die sich in einigen Punkten von den von Karadžić' und Daničić' verfochtenen unterschieden: Die Daničić' verfochtenen unterschieden: Die Orthographie orientierte sich teilweise an Orthographie orientierte sich teilweise an morphologischen, nicht an phonologischen Kriterien morphologischen, nicht an phonologischen Kriterien (so wurde die Stimmtonassimilation nicht in der Schrift (so wurde die Stimmtonassimilation nicht in der Schrift wiedergegeben), und der ijekavische Jat-Reflex wurde wiedergegeben), und der ijekavische Jat-Reflex wurde zunächst als zunächst als ěě, später als , später als ieie oder oder jeje, nicht hingegen als , nicht hingegen als ije/jeije/je geschrieben geschrieben

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Auf dem Gebiet der Morphologie wurden im Auf dem Gebiet der Morphologie wurden im Plural der Nomina abweichende Plural der Nomina abweichende Flexionsendungen verwendet, die nur in Flexionsendungen verwendet, die nur in wenigen Varietäten des Štokavischen wenigen Varietäten des Štokavischen vorkommen, jedoch im Kajkavischen allgemein vorkommen, jedoch im Kajkavischen allgemein üblich sind und den rekonstruierten üblich sind und den rekonstruierten urslawischen Formen näherstehen. Über die urslawischen Formen näherstehen. Über die Details dieser Normierung kam es jedoch Details dieser Normierung kam es jedoch niemals zu einer allgemein akzeptierten niemals zu einer allgemein akzeptierten Einigung, vielmehr standen sich in Kroatien in Einigung, vielmehr standen sich in Kroatien in den meisten Fragen unterschiedliche auf die den meisten Fragen unterschiedliche auf die illyrische Tradition Bezug nehmende Schulen illyrische Tradition Bezug nehmende Schulen gegenüber. gegenüber.

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Vor allem unter dem Einfluss des an die Vor allem unter dem Einfluss des an die Jugoslawische Akademie der Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und KünsteWissenschaften und Künste in Zagreb in Zagreb berufenen Đuro Daničić entwickelte sich berufenen Đuro Daničić entwickelte sich parallel dazu die Schule der parallel dazu die Schule der sogenannten "kroatischen Vuk-sogenannten "kroatischen Vuk-Anhänger", die eine streng Anhänger", die eine streng phonologische Orthographie und eine phonologische Orthographie und eine Orientierung der Morphologie an den Orientierung der Morphologie an den Formen des gesprochenen Štokavischen Formen des gesprochenen Štokavischen forderte, wie es in den Werken von forderte, wie es in den Werken von Karadžić' und Daničić' verwirklicht war. Karadžić' und Daničić' verwirklicht war.

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Diese Schule, deren wichtigste Vertreter der Diese Schule, deren wichtigste Vertreter der Grammatiker Grammatiker TomislavTomislav MaretićMaretić und der und der Lexikograph Lexikograph Ivan Ivan BrozBroz waren, konnte sich waren, konnte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzen.gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzen.

Als Ergebnis dieser konvergenten Als Ergebnis dieser konvergenten Normierungsprozesse kam es gegen Ende des Normierungsprozesse kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer weitgehend 19. Jahrhunderts zu einer weitgehend einheitlichen einheitlichen morphologischenmorphologischen Norm der Norm der serbischen und/oder kroatischen Sprache und serbischen und/oder kroatischen Sprache und einer Vereinheitlichung der einer Vereinheitlichung der orthographischenorthographischen Normen des kroatischen lateinischen und des Normen des kroatischen lateinischen und des serbischen kyrillischen Alphabetes, so dass serbischen kyrillischen Alphabetes, so dass diese seitdem direkt ineinander diese seitdem direkt ineinander transliterierttransliteriert werden können.werden können.

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Da von der Sprachwissenschaft der damaligen Da von der Sprachwissenschaft der damaligen Zeit im Allgemeinen die Morphologie und der Zeit im Allgemeinen die Morphologie und der aus älteren Sprachformen ererbte aus älteren Sprachformen ererbte Grundwortschatz als entscheidend für die Grundwortschatz als entscheidend für die Klassifikation von Sprachen angesehen wurden, Klassifikation von Sprachen angesehen wurden, setzte sich in der setzte sich in der SlawistikSlawistik der damaligen Zeit der damaligen Zeit die Auffassung durch, dass die in ihrer die Auffassung durch, dass die in ihrer schriftsprachlichen Form auf diesen Gebieten schriftsprachlichen Form auf diesen Gebieten weitgehend übereinstimmenden Sprachen der weitgehend übereinstimmenden Sprachen der Serben und Kroaten als eine einzige Sprache Serben und Kroaten als eine einzige Sprache anzusehen seien, für die sich zunächst vor anzusehen seien, für die sich zunächst vor allem in der ausländischen Slawistik die allem in der ausländischen Slawistik die Bezeichnung "Serbokroatisch" einbürgerte.Bezeichnung "Serbokroatisch" einbürgerte.

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Sprachliche Entwicklung im 20. Sprachliche Entwicklung im 20. JahrhundertJahrhundert

Nach der Gründung des Nach der Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und SloweneKönigreiches der Serben, Kroaten und Slowenenn (des späteren (des späteren JugoslawiensJugoslawiens) als eines ) als eines gemeinsamen Staates dieser südslawischen gemeinsamen Staates dieser südslawischen Völker wurde die Völker wurde die AmtsspracheAmtssprache zunächst im zunächst im Einklang mit der offiziellen Ideologie, wonach Einklang mit der offiziellen Ideologie, wonach SerbenSerben, , KroatenKroaten und und SlowenenSlowenen ein einziges ein einziges Volk seien, als "Serbo-kroato-slowenisch" Volk seien, als "Serbo-kroato-slowenisch" definiert. Da die slowenische Schriftsprache definiert. Da die slowenische Schriftsprache sich jedoch auf allen Gebieten deutlich von sich jedoch auf allen Gebieten deutlich von derjenigen der Serben derjenigen der Serben

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Beim Ausbau des Beim Ausbau des WortschatzesWortschatzes kam es kam es hingegen zu keiner systematischen hingegen zu keiner systematischen Zusammenarbeit, so dass sich die Zusammenarbeit, so dass sich die Unterschiede zwischen der bei den Unterschiede zwischen der bei den Kroaten und der bei den Serben Kroaten und der bei den Serben gebrauchten schriftsprachlichen Form gebrauchten schriftsprachlichen Form des Štokavischen durch des Štokavischen durch unterschiedliches Vorgehen bei der unterschiedliches Vorgehen bei der Bildung von Bildung von NeologismenNeologismen und der und der Übernahme von Übernahme von FremdwörternFremdwörtern in diesem in diesem Zeitraum teilweise noch vergrößerten.Zeitraum teilweise noch vergrößerten.

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und Kroaten unterschied und auch von und Kroaten unterschied und auch von der damaligen Slawistik allgemein als der damaligen Slawistik allgemein als eigenständige Sprache betrachtet eigenständige Sprache betrachtet wurde, wurde innerhalb des wurde, wurde innerhalb des slowenischen Siedlungsgebietes de slowenischen Siedlungsgebietes de facto weiterhin das Slowenische als facto weiterhin das Slowenische als Amtssprache verwendet, was auch Amtssprache verwendet, was auch dadurch begünstigt wurde, dass das dadurch begünstigt wurde, dass das Siedlungsgebiet der Slowenen Siedlungsgebiet der Slowenen geographisch relativ klar von geographisch relativ klar von demjenigen der anderen demjenigen der anderen südslawischen Völker abgrenzbar ist. südslawischen Völker abgrenzbar ist.

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Im übrigen Staatsgebiet wurde jedoch das Im übrigen Staatsgebiet wurde jedoch das Serbokroatische zur einheitlichen Amtssprache Serbokroatische zur einheitlichen Amtssprache erklärt, wobei die Unterschiede zwischen den erklärt, wobei die Unterschiede zwischen den schriftsprachlichen Varietäten keine schriftsprachlichen Varietäten keine Berücksichtigung fanden. Da die Hauptstadt Berücksichtigung fanden. Da die Hauptstadt des neuen Staates des neuen Staates BelgradBelgrad war und dessen war und dessen Institutionen zum größten Teil von den Institutionen zum größten Teil von den Politikern, Beamten und Militärs des bisherigen Politikern, Beamten und Militärs des bisherigen Königreiches Königreiches SerbienSerbien beherrscht wurden, beherrscht wurden, führte dies in der Praxis dazu, dass die führte dies in der Praxis dazu, dass die serbische Varietät der Schriftsprache als serbische Varietät der Schriftsprache als Amtssprache verwendet wurde, während die Amtssprache verwendet wurde, während die vorvor

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allem auf dem Gebiet des Wortschatzes allem auf dem Gebiet des Wortschatzes abweichenden Formen der bis dahin in abweichenden Formen der bis dahin in KroatienKroatien verwendeten schriftsprachlichen verwendeten schriftsprachlichen Varietät von offizieller Seite als nicht Varietät von offizieller Seite als nicht standardgemäße Regionalismen betrachtet standardgemäße Regionalismen betrachtet wurden. Dies führte wiederum dazu, dass auf wurden. Dies führte wiederum dazu, dass auf kroatischer Seite zunehmend die Forderung kroatischer Seite zunehmend die Forderung aufkam, das Kroatische als eigenständige aufkam, das Kroatische als eigenständige Sprache anzuerkennen, um die Sprache anzuerkennen, um die Diskriminierung kroatischer Ausdrücke zu Diskriminierung kroatischer Ausdrücke zu beenden. Nach der Bildung der autonomen beenden. Nach der Bildung der autonomen Banovina KroatienBanovina Kroatien im Jahre 1939 wurde auf im Jahre 1939 wurde auf deren Gebiet de facto die kroatische Variante deren Gebiet de facto die kroatische Variante der Sprache auch amtlich verwendet.der Sprache auch amtlich verwendet.

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Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der faschistische sogenannte faschistische sogenannte Unabhängige Staat KroatienUnabhängige Staat Kroatien ( (Nezavisna Država Nezavisna Država HrvatskaHrvatska, , NDHNDH) ) 19411941––19451945 eine radikale Abkehr eine radikale Abkehr von der bestehenden sprachlichen Norm von der bestehenden sprachlichen Norm durchzusetzen. Das durchzusetzen. Das Kroatische staatliche Kroatische staatliche SprachbüroSprachbüro ( (Hrvatski državni ured za jezikHrvatski državni ured za jezik) ) versuchte alle (tatsächlichen oder angeblichen) versuchte alle (tatsächlichen oder angeblichen) Serbismen und Fremdwörter aus der Sprache zu Serbismen und Fremdwörter aus der Sprache zu verbannen und durch zum Teil ältere und verbannen und durch zum Teil ältere und traditionelle, zum Teil neu gebildete "echt traditionelle, zum Teil neu gebildete "echt kroatische" Wörter ersetzte (z. B. kroatische" Wörter ersetzte (z. B. telegraftelegraf durch durch das neue das neue brzojavbrzojav, wörtlich , wörtlich SchnellmeldSchnellmeld, oder , oder waggon-restaurantwaggon-restaurant durch durch kola za blagovanjekola za blagovanje, , wörtlich wörtlich Wagen fürs SpeisenWagen fürs Speisen). ).

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Gleichzeitig wurde unter Übergehung des Gleichzeitig wurde unter Übergehung des Widerspruchs führender kroatischer Widerspruchs führender kroatischer Sprachwissenschaftler eine Sprachwissenschaftler eine Rechtschreibreform dekretiert, durch die die Rechtschreibreform dekretiert, durch die die von den "kroatischen Vuk-Anhängern" Ende von den "kroatischen Vuk-Anhängern" Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzte des 19. Jahrhunderts durchgesetzte Rechtschreibreform rückgängig gemacht Rechtschreibreform rückgängig gemacht werden sollte. Die neue Norm sollte sich werden sollte. Die neue Norm sollte sich streng an morphologischen statt an streng an morphologischen statt an phonologischen Kriterien orientieren, da die phonologischen Kriterien orientieren, da die phonologische Orthographie angeblich nur phonologische Orthographie angeblich nur "serbisch" sei."serbisch" sei.

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Im kommunistischen Jugoslawien wurden in Im kommunistischen Jugoslawien wurden in den ersten Jahren nach 1945 ebenso wie den ersten Jahren nach 1945 ebenso wie schon in der Publizistik der schon in der Publizistik der PartisanenPartisanen während des während des Zweiten WeltkriegesZweiten Weltkrieges das das SerbischeSerbische und das und das KroatischeKroatische als zwei als zwei eigenständige Sprachen anerkannt, so dass eigenständige Sprachen anerkannt, so dass der jugoslawische Staat zu dieser Zeit vier der jugoslawische Staat zu dieser Zeit vier AmtssprachenAmtssprachen anerkannte (Serbisch, anerkannte (Serbisch, Kroatisch, Kroatisch, SlowenischSlowenisch und und MazedonischMazedonisch). In ). In den folgenden Jahren änderte sich die offizielle den folgenden Jahren änderte sich die offizielle politische Linie jedoch erneut. politische Linie jedoch erneut. 19541954 wurde im wurde im Abkommen von Abkommen von NoviNovi SadSad festgelegt, dass die festgelegt, dass die Sprache der Kroaten, Bosnier, Herzegowiner, Sprache der Kroaten, Bosnier, Herzegowiner, Serben und Montenegriner dieselbe sei, Serben und Montenegriner dieselbe sei,

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nämlich Serbokroatisch. Lediglich der nämlich Serbokroatisch. Lediglich der Unterschied in der Aussprache zwischen Unterschied in der Aussprache zwischen IjekavischIjekavisch und der und der EkavischEkavisch und die und die Verwendung der zwei verschiedenen Verwendung der zwei verschiedenen Alphabete sollten bestehen bleiben. Das Alphabete sollten bestehen bleiben. Das Serbische wurde danach gewöhnlich als Serbische wurde danach gewöhnlich als östliche Varianteöstliche Variante, das Kroatische als , das Kroatische als westliche westliche VarianteVariante des Serbokroatischen bezeichnet. Das des Serbokroatischen bezeichnet. Das Slowenische und das Mazedonische behielten Slowenische und das Mazedonische behielten hingegen ihre Anerkennung als eigenständige hingegen ihre Anerkennung als eigenständige Sprachen, und auf regionaler Ebene wurden Sprachen, und auf regionaler Ebene wurden auch die Sprachen nichtslawischer auch die Sprachen nichtslawischer Minderheiten wie das Minderheiten wie das UngarischeUngarische und das und das AlbanischeAlbanische als Amtssprachen anerkannt. als Amtssprachen anerkannt.

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Diese Regelung stieß in den 1960er Jahren in Diese Regelung stieß in den 1960er Jahren in Kroatien auf zunehmenden Widerspruch. Kroatien auf zunehmenden Widerspruch. 19671967 unterzeichneten bekannte kroatische unterzeichneten bekannte kroatische Sprachwissenschaftler, Literaten und Politiker Sprachwissenschaftler, Literaten und Politiker die die Deklaration über die Bezeichnung und StelluDeklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftspracheng der kroatischen Schriftsprache ( (Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog književnog jezikaknjiževnog jezika), in der sie das Recht ), in der sie das Recht einforderten, dass ein Volk seine Sprache einforderten, dass ein Volk seine Sprache nach sich selbst benennen dürfen müsse, nach sich selbst benennen dürfen müsse, selbst wenn diese Sprache mit der Sprache selbst wenn diese Sprache mit der Sprache eines anderen Volkes identisch sei. Auf diese eines anderen Volkes identisch sei. Auf diese Deklaration reagierte Deklaration reagierte TitosTitos Zentralregierung Zentralregierung mit Repressionen, die letztlich mit Repressionen, die letztlich

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wohl den kroatischen Widerstand noch wohl den kroatischen Widerstand noch verstärkten, der schließlich zum "verstärkten, der schließlich zum "Kroatischen FrühlingKroatischen Frühling" führte. Danach wurde im " führte. Danach wurde im Jahre Jahre 19741974 in Kroatien wieder in Kroatien wieder KroatischKroatisch als als Bezeichnung des Unterrichtsfachs in den Bezeichnung des Unterrichtsfachs in den Schulen eingeführt, und jede Teilrepublik Schulen eingeführt, und jede Teilrepublik konnte in ihrer Verfassung eine eigene konnte in ihrer Verfassung eine eigene regionale Varietät der Sprache benennen. Als regionale Varietät der Sprache benennen. Als Bezeichnung der gesamten Sprache sowie der Bezeichnung der gesamten Sprache sowie der Amtssprache auf Bundesebene blieb Amtssprache auf Bundesebene blieb "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (nun "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (nun offiziell meist in Kombination genannt) jedoch offiziell meist in Kombination genannt) jedoch im Gebrauch.im Gebrauch.

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Seit dem Zerfall Seit dem Zerfall JugoslawiensJugoslawiens werden das werden das BosnischeBosnische, , KroatischeKroatische und und SerbischeSerbische offiziell als offiziell als eigenständige Sprachen anerkannt, während der eigenständige Sprachen anerkannt, während der Status der Sprache der Montenegriner nach wie Status der Sprache der Montenegriner nach wie vor umstritten ist. Vor allem in Kroatien werden vor umstritten ist. Vor allem in Kroatien werden dabei auch sprachliche Eigenheiten, die seit dabei auch sprachliche Eigenheiten, die seit 19181918 verpönt, unterdrückt oder in Vergessenheit verpönt, unterdrückt oder in Vergessenheit geraten waren, wieder verwendet. Das geraten waren, wieder verwendet. Das grammatische System und der Grundwortschatz grammatische System und der Grundwortschatz der drei Sprachen sind nach wie vor großteils der drei Sprachen sind nach wie vor großteils identisch, jedoch dürfte die nicht mehr gemeinsam identisch, jedoch dürfte die nicht mehr gemeinsam erfolgende Sprachpflege zu einer künftigen erfolgende Sprachpflege zu einer künftigen weiteren auseinanderentwicklung beitragen. Das weiteren auseinanderentwicklung beitragen. Das Sprachenkürzel "sh" (nach Sprachenkürzel "sh" (nach ISO 639ISO 639) wird seit dem ) wird seit dem 18. Februar18. Februar 20002000 als veraltet angesehen (vgl. als veraltet angesehen (vgl. [1][1]).).

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DialekteDialekte Die von den Die von den SerbenSerben, , KroatenKroaten, , BosniakenBosniaken und und

MontenegrinernMontenegrinern gesprochenen gesprochenen DialekteDialekte sind sind Teil eines Teil eines südslawischensüdslawischen DialektkontinuumsDialektkontinuums, , das über das Serbokroatische hinaus auch das das über das Serbokroatische hinaus auch das SlowenischeSlowenische, , MazedonischeMazedonische und und BulgarischeBulgarische umfasst. Sie lassen sich in vier Dialektgruppen umfasst. Sie lassen sich in vier Dialektgruppen unterteilen, die nicht deckungsgleich mit den unterteilen, die nicht deckungsgleich mit den Staatsgebieten sind. Drei der Dialektgruppen Staatsgebieten sind. Drei der Dialektgruppen sind nach der jeweiligen Form des Fragewortes sind nach der jeweiligen Form des Fragewortes was?was? benannt, das selbst aber nur eines von benannt, das selbst aber nur eines von zahlreichen phonologischen und zahlreichen phonologischen und morphologischen Merkmalen ist, die dieser morphologischen Merkmalen ist, die dieser Einteilung zugrunde liegen.Einteilung zugrunde liegen.

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Das Das ŠtokavischeŠtokavische (nach dem Fragewort für (nach dem Fragewort für was?was?: : štošto oder oder štašta) wird in ganz ) wird in ganz Bosnien und HerzegowinaBosnien und Herzegowina und und MontenegroMontenegro sowie im größten Teil sowie im größten Teil SerbiensSerbiens und und KroatiensKroatiens gesprochen. Das gesprochen. Das KajkavischeKajkavische ( (kajkavskikajkavski; ; Fragewort Fragewort kajkaj was?was?) ist im nördlichen Kroatien ) ist im nördlichen Kroatien verbreitet und das verbreitet und das ČakavischeČakavische ( (čakavskičakavski; ; Fragewort größtenteils Fragewort größtenteils čača was?was?) im nördlichen ) im nördlichen und mittleren Teil der kroatischen Küste. Die und mittleren Teil der kroatischen Küste. Die Dialekte des südöstlichen Serbiens, die einen Dialekte des südöstlichen Serbiens, die einen Übergang vom Štokavischen zum Übergang vom Štokavischen zum MazedonischenMazedonischen und und BulgarischenBulgarischen bilden, werden bilden, werden als als TorlakischTorlakisch bezeichnet. bezeichnet.

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Da das Fragewort Da das Fragewort was?was? hier – ebenso wie im hier – ebenso wie im Štokavischen, Mazedonischen und Štokavischen, Mazedonischen und Bulgarischen – Bulgarischen – štošto lautet, werden die lautet, werden die torlakischen Dialekte oft zu den štokavischen torlakischen Dialekte oft zu den štokavischen hinzugerechnet. Da die eigentliche Grundlage hinzugerechnet. Da die eigentliche Grundlage der Einteilung in verschiedene Dialektgruppen der Einteilung in verschiedene Dialektgruppen jedoch nicht ein einzelnes Wort, sondern eine jedoch nicht ein einzelnes Wort, sondern eine ganze Reihe phonologischer, morphologischer ganze Reihe phonologischer, morphologischer und und syntaktischersyntaktischer Merkmale ist, ist das Merkmale ist, ist das Torlakische mit seinen morphologisch-Torlakische mit seinen morphologisch-syntaktischen Besonderheiten als eigene syntaktischen Besonderheiten als eigene Dialektgruppe anzusehen.Dialektgruppe anzusehen.

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Das Štokavische lässt sich wiederum in Das Štokavische lässt sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen. Der mehrere Untergruppen einteilen. Der auffälligste Unterschied betrifft die auffälligste Unterschied betrifft die verschiedene Wiedergabe des urslawischen verschiedene Wiedergabe des urslawischen Lautes Lautes *ě*ě (genannt "Jat"). Nach der (genannt "Jat"). Nach der Wiedergabe dieses Lautes als Wiedergabe dieses Lautes als ije/jeije/je (z.B. (z.B. urslawisch urslawisch *světъ*světъ > > svijetsvijet 'Welt' oder 'Welt' oder *květъ*květъ > > cvijetcvijet 'Blume'), 'Blume'), ee ( (svet, cvetsvet, cvet) oder ) oder ii ( (svit, svit, cvitcvit) werden die štokavischen Dialekte in ) werden die štokavischen Dialekte in ijekavischeijekavische ( (ijekavicaijekavica), ), ekavischeekavische ( (ekavicaekavica) ) und und ikavischeikavische ( (ikavicaikavica) unterschieden. ) unterschieden.

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Ijekavische Dialekte werden in Teilen Ijekavische Dialekte werden in Teilen Kroatiens, dem größten Teil Bosnien-Kroatiens, dem größten Teil Bosnien-Herzegowinas, ganz Montenegro sowie Herzegowinas, ganz Montenegro sowie in den Grenzgebieten Westserbiens in den Grenzgebieten Westserbiens gesprochen. Ekavische Dialekte werden gesprochen. Ekavische Dialekte werden im größten Teil Serbiens gesprochen. im größten Teil Serbiens gesprochen. Ikavische Dialekte kommen in Teilen Ikavische Dialekte kommen in Teilen DalmatiensDalmatiens, im südlichen , im südlichen IstrienIstrien, in der , in der westlichen westlichen HerzegowinaHerzegowina sowie Teilen sowie Teilen Westbosniens und des südlichen Westbosniens und des südlichen SlawoniensSlawoniens vor. vor.

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Die Die SchriftspracheSchriftsprache aller vier aller vier Nationalitäten baut auf dem Nationalitäten baut auf dem ŠtokavischenŠtokavischen auf. Die Kroaten, Bosniaken auf. Die Kroaten, Bosniaken und Montenegriner verwenden dabei nur und Montenegriner verwenden dabei nur das Ijekavische, die Serben in Serbien vor das Ijekavische, die Serben in Serbien vor allem das Ekavische, die bosnischen allem das Ekavische, die bosnischen Serben hingegen zum größten Teil das Serben hingegen zum größten Teil das Ijekavische. Daneben gibt es einige Ijekavische. Daneben gibt es einige seltener vorkommende lautliche seltener vorkommende lautliche Unterschiede im Wortschatz slawischer Unterschiede im Wortschatz slawischer Herkunft. Herkunft.

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Des Weiteren gibt es Unterschiede bei der Des Weiteren gibt es Unterschiede bei der Übernahme von Fremdwörtern: serbisch Übernahme von Fremdwörtern: serbisch falsifikovatifalsifikovati vs. kroatisch vs. kroatisch falsificiratifalsificirati; sb. ; sb. okeanokean vs. kr. vs. kr. oceanocean; sb. ; sb. hemijahemija vs. kr. vs. kr. kemijakemija. . Grundsätzlich werden Grundsätzlich werden FremdwörterFremdwörter im im Kroatischen sparsamer eingesetzt als im Kroatischen sparsamer eingesetzt als im Serbischen, während das Bosnische viele Serbischen, während das Bosnische viele TurzismenTurzismen enthält. Es gibt eine große Anzahl enthält. Es gibt eine große Anzahl von Regionalismen, deren Verbreitungsgebiet von Regionalismen, deren Verbreitungsgebiet jedoch oft nicht den nationalen Grenzen folgt. jedoch oft nicht den nationalen Grenzen folgt. Die Unterschiede im GrundDie Unterschiede im Grundwortschatzwortschatz sind sind dagegen geringer als etwa zwischen vielen dagegen geringer als etwa zwischen vielen deutschen deutschen DialektenDialekten..

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StandardvarietätenStandardvarietäten Das Serbokroatische wird (zumindest Das Serbokroatische wird (zumindest

seit dem seit dem Zweiten WeltkriegZweiten Weltkrieg) nicht als ) nicht als zentralistische Einheitssprache, zentralistische Einheitssprache, sondern als sondern als plurizentrischeplurizentrische Sprache Sprache verstanden, die nicht nur einen verstanden, die nicht nur einen einzigen einzigen StandardStandard kennt (wie z. B. das kennt (wie z. B. das ItalienischeItalienische, , PolnischePolnische oder Finnische), oder Finnische), sondern über mehrere sondern über mehrere Standardvarietäten verfügt (wie die Standardvarietäten verfügt (wie die meisten von mehreren meisten von mehreren

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Nationen gesprochenen Sprachen, Nationen gesprochenen Sprachen, z. B. Schweizer Hochdeutsch, z. B. Schweizer Hochdeutsch, österreichisches Deutsch und österreichisches Deutsch und Deutschlanddeutsch; britisches Deutschlanddeutsch; britisches Englisch, amerikanisches Englisch, Englisch, amerikanisches Englisch, australisches Englisch, schottisches australisches Englisch, schottisches Englisch usw.; Frankreichfranzösisch, Englisch usw.; Frankreichfranzösisch, belgisches Französisch, Schweizer belgisches Französisch, Schweizer Französisch, Quebecer Französisch Französisch, Quebecer Französisch usw.). In Abweichung von der usw.). In Abweichung von der deutschen linguistischen deutschen linguistischen

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Terminologie bezeichnet die Serbokroatistik eine Terminologie bezeichnet die Serbokroatistik eine solche Standardsolche Standardvarietätvarietät als als VarianteVariante (serbokroatisch (serbokroatisch varijantavarijanta).).

Zu allen Zeiten unterschieden und unterscheiden Zu allen Zeiten unterschieden und unterscheiden sich die Varietäten des Serbokroatischen nicht sich die Varietäten des Serbokroatischen nicht nur durch den Unterschied zwischen ijekavischer nur durch den Unterschied zwischen ijekavischer und ekavischer Aussprache und durch den und ekavischer Aussprache und durch den Gebrauch der beiden Alphabete, sondern vor Gebrauch der beiden Alphabete, sondern vor allem durch den Wortschatz (vgl. Unterschiede allem durch den Wortschatz (vgl. Unterschiede zwischen den serbokroatischen zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten; die Feststellung, dass zwei Standardvarietäten; die Feststellung, dass zwei Varietäten gleichermaßen ijekavisch und Varietäten gleichermaßen ijekavisch und lateinisch geschrieben seien, bedeutet also lateinisch geschrieben seien, bedeutet also keineswegs, dass sie damit identisch seien.)keineswegs, dass sie damit identisch seien.)

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Regionale Varietäten des Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1954–1974Serbokroatischen 1954–1974

Das 1954 geschlossene Das 1954 geschlossene Abkommen von Novi Sad Abkommen von Novi Sad unterschied zwei "Varianten", unterschied zwei "Varianten", zwei offizielle "Aussprachen" (skr. zwei offizielle "Aussprachen" (skr. izgovorizgovor) und zwei Alphabete, die ) und zwei Alphabete, die sich folgendermaßen verteilten:sich folgendermaßen verteilten:

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die die westliche Variante (zapadna varijanta)westliche Variante (zapadna varijanta), die , die nur in ijekavischer Aussprache und lateinischer nur in ijekavischer Aussprache und lateinischer Schrift vorkam (in den Teilrepubliken Kroatien Schrift vorkam (in den Teilrepubliken Kroatien und Bosnien-Herzegowina benutzt) und Bosnien-Herzegowina benutzt)

die die östliche Variante (istočna varijanta)östliche Variante (istočna varijanta), die in , die in zwei Aussprachen vorkam, die beide sowohl zwei Aussprachen vorkam, die beide sowohl kyrillisch als auch lateinisch geschrieben kyrillisch als auch lateinisch geschrieben werden konnten: werden konnten: – ijekavische Aussprache (in den Teilrepubliken ijekavische Aussprache (in den Teilrepubliken

Montenegro und Bosnien-Herzegowina) Montenegro und Bosnien-Herzegowina) – ekavische Aussprache (in der Teilrepublik ekavische Aussprache (in der Teilrepublik

Serbien) Serbien)

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In den 50er und 60er Jahren gab es jedoch auch In den 50er und 60er Jahren gab es jedoch auch eine inoffizielle Bestrebung, die Unterschiede eine inoffizielle Bestrebung, die Unterschiede zwischen den Varietäten zu verringern, die zwischen den Varietäten zu verringern, die vielleicht das Ziel verfolgte, letztendlich eine vielleicht das Ziel verfolgte, letztendlich eine "jugoslawische" Einheitssprache mit einem "jugoslawische" Einheitssprache mit einem einzigen Standard zu erhalten, der als einzigen Standard zu erhalten, der als "Kompromiss" auf der östlichen Varietät "Kompromiss" auf der östlichen Varietät beruhen, aber ausschließlich lateinisch beruhen, aber ausschließlich lateinisch geschrieben würde. Aus kroatischer Sicht wird geschrieben würde. Aus kroatischer Sicht wird dies als Beleg der fortgesetzten serbischen dies als Beleg der fortgesetzten serbischen Hegemonie gesehen, aus serbischer hingegen Hegemonie gesehen, aus serbischer hingegen als "demokratische" Notwendigkeit, da die als "demokratische" Notwendigkeit, da die Sprecher der östlichen Varietät gegenüber Sprecher der östlichen Varietät gegenüber denen der westlichen mit rund 10 zu 5 Millionen denen der westlichen mit rund 10 zu 5 Millionen klar in der Mehrheit waren.klar in der Mehrheit waren.

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Regionale Varietäten des Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1974–1991Serbokroatischen 1974–1991

Als 1974, nach dem "Kroatischen Als 1974, nach dem "Kroatischen Frühling", neue Verfassungen des Frühling", neue Verfassungen des Bundesstaats und der Teilrepubliken Bundesstaats und der Teilrepubliken verabschiedet wurden, konnten die verabschiedet wurden, konnten die Teilrepubliken je einen regionalen Teilrepubliken je einen regionalen "standardsprachlichen Ausdruck" (skr. "standardsprachlichen Ausdruck" (skr. književnojezički izrazknjiževnojezički izraz) definieren. Die ) definieren. Die Gesamtsprache hieß jetzt offiziell Gesamtsprache hieß jetzt offiziell "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (skr. "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (skr. srpskohrvatski ili hrvatskosrpski jeziksrpskohrvatski ili hrvatskosrpski jezik). ).

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Nun gab es vier verschiedene Varietäten, von Nun gab es vier verschiedene Varietäten, von denen jedoch nach wie vor nur zwei als denen jedoch nach wie vor nur zwei als offizielle "Varianten" galten. Die anderen offizielle "Varianten" galten. Die anderen beiden könnte man mit den von Ulrich beiden könnte man mit den von Ulrich Ammon (1995) als Ammon (1995) als HalbzentrenHalbzentren bezeichneten bezeichneten Varietäten der deutschen Sprache in Varietäten der deutschen Sprache in Luxemburg, Ostbelgien, Liechtenstein und Luxemburg, Ostbelgien, Liechtenstein und Südtirol vergleichen (gegenüber den Südtirol vergleichen (gegenüber den VollzentrenVollzentren in Deutschland, Österreich und in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz). Insgesamt wurden nun der Deutschschweiz). Insgesamt wurden nun also folgende Varietäten anerkannt: also folgende Varietäten anerkannt:

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die die kroatoserbische Variante der kroatoserbische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (hrvatskosrpska varijanta Sprache (hrvatskosrpska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika)jezika), bisweilen auch als , bisweilen auch als kroatische kroatische Standardsprache (hrvatski književni Standardsprache (hrvatski književni jezik)jezik), niemals aber als , niemals aber als kroatische kroatische Sprache (hrvatski jezik)Sprache (hrvatski jezik) bezeichnet bezeichnet (Amtssprache der Teilrepublik Kroatien): (Amtssprache der Teilrepublik Kroatien): ijekavisch in lateinischer Schrift ijekavisch in lateinischer Schrift

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die die serbokroatische Variante der serbokroatische Variante der serbokroatischen oder serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache kroatoserbischen Sprache (srpskohrvatska varijanta (srpskohrvatska varijanta srpskohrvatskoga ili srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika)hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik (Amtssprache der Teilrepublik Serbien): meist ekavisch (seltener Serbien): meist ekavisch (seltener auch ijekavisch), in kyrillischer oder auch ijekavisch), in kyrillischer oder lateinischer Schrift lateinischer Schrift

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der der montenegrinische montenegrinische standardsprachliche Ausdruck der standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache kroatoserbischen Sprache (crnogorski književnojezički izraz (crnogorski književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika)hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik (Amtssprache der Teilrepublik Montenegro): ijekavisch, in Montenegro): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift kyrillischer oder lateinischer Schrift

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der der bosnisch-herzegowinische bosnisch-herzegowinische standardsprachliche Ausdruck der standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (bosansko-hercegovački Sprache (bosansko-hercegovački književnojezički izraz srpskohrvatskoga književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika)ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Bosnien-(Amtssprache der Teilrepublik Bosnien-Herzegowina und dort von allen Herzegowina und dort von allen Bevölkerungsgruppen benutzt): Bevölkerungsgruppen benutzt): ijekavisch, in kyrillischer oder ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift lateinischer Schrift

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Nationale Varietäten des Serbokroatischen seit Nationale Varietäten des Serbokroatischen seit 19911991

Nach dem Zerfall Jugoslawiens waren die Nach dem Zerfall Jugoslawiens waren die Standardvarietäten nicht mehr an die ehemaligen Standardvarietäten nicht mehr an die ehemaligen Teilrepubliken gebunden, sondern in erster Linie an Teilrepubliken gebunden, sondern in erster Linie an die Nationalität der Sprecher. (Allerdings gibt es die Nationalität der Sprecher. (Allerdings gibt es hierüber Meinungsverschiedenheiten. So ist z. B. hierüber Meinungsverschiedenheiten. So ist z. B. unklar bzw. wohl auch individuell verschieden, ob in unklar bzw. wohl auch individuell verschieden, ob in Kroatien lebende Serben Serbisch oder Kroatisch Kroatien lebende Serben Serbisch oder Kroatisch sprechen, und das Bosnische wird von manchen als sprechen, und das Bosnische wird von manchen als gemeinsames Idiom aller Einwohner Bosniens, von gemeinsames Idiom aller Einwohner Bosniens, von anderen hingegen als Idiom der muslimisch-anderen hingegen als Idiom der muslimisch-bosnischen Nationalität verstanden.) Dadurch kam es bosnischen Nationalität verstanden.) Dadurch kam es zu einem qualitativen Wandel von zu einem qualitativen Wandel von regionalenregionalen Standardvarietäten innerhalb Jugoslawiens zu in Standardvarietäten innerhalb Jugoslawiens zu in vollem Sinne vollem Sinne nationalennationalen Varietäten: Varietäten:

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die kroatische nationale Varietät (von die kroatische nationale Varietät (von Kroaten vor allem in Kroatien und Bosnien-Kroaten vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina gesprochen, Amtssprache Herzegowina gesprochen, Amtssprache Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas): Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch und lateinisch geschrieben ijekavisch und lateinisch geschrieben

die serbische nationale Varietät, die in die serbische nationale Varietät, die in mindestens drei staatlichen mindestens drei staatlichen Standardvarietäten existiert (ähnlich wie die Standardvarietäten existiert (ähnlich wie die deutsche nationale Varietät des Deutschen deutsche nationale Varietät des Deutschen bis 1990 in zwei staatlichen Varietäten bis 1990 in zwei staatlichen Varietäten existierte, nämlich der der BRD und der der existierte, nämlich der der BRD und der der DDR): DDR):

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die Varietät Serbiens (Amtssprache Serbiens, die Varietät Serbiens (Amtssprache Serbiens, zwischen 1993 und 1998 auch von serbischen zwischen 1993 und 1998 auch von serbischen Nationalisten in Bosnien-Herzegowina als Nationalisten in Bosnien-Herzegowina als Amtssprache propagiert): meist ekavisch, verstärkt Amtssprache propagiert): meist ekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben

die Varietät Bosnien-Herzegowinas (Amtssprache die Varietät Bosnien-Herzegowinas (Amtssprache Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, verstärkt Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben

die Varietät Montenegros (Amtssprache die Varietät Montenegros (Amtssprache Montenegros): ijekavisch, lateinisch oder kyrillisch Montenegros): ijekavisch, lateinisch oder kyrillisch geschrieben geschrieben

die bosnische nationale Varietät (von Muslimen vor die bosnische nationale Varietät (von Muslimen vor allem in Bosnien gesprochen, Amtssprache allem in Bosnien gesprochen, Amtssprache Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, lateinisch Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, lateinisch geschrieben geschrieben

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Diese "Nationalisierung" der Varietäten, Diese "Nationalisierung" der Varietäten, verbunden mit deren kompletter Kodifizierung verbunden mit deren kompletter Kodifizierung in jeweils eigenen Wörterbüchern und in jeweils eigenen Wörterbüchern und Grammatiken, wird von den meisten Sprechern Grammatiken, wird von den meisten Sprechern als Entwicklung zu vollwertigen, unabhängigen als Entwicklung zu vollwertigen, unabhängigen Standardsprachen empfunden. Jedoch ist zu Standardsprachen empfunden. Jedoch ist zu bedenken, dass – unabhängig von der bedenken, dass – unabhängig von der politischen Bewertung dieses Prozesses – die politischen Bewertung dieses Prozesses – die Unterschiede zwischen in den einzelnen Unterschiede zwischen in den einzelnen Varietäten geschriebenen Texten nach wie vor Varietäten geschriebenen Texten nach wie vor deutlich geringer sind als z. B. diejenigen deutlich geringer sind als z. B. diejenigen zwischen tschechischen und slowakischen, zwischen tschechischen und slowakischen, zwischen dänischen und norwegischen oder zwischen dänischen und norwegischen oder zwischen deutschen und letzeburgischen zwischen deutschen und letzeburgischen Texten.Texten.

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Eine Ausnahme stellt das Projekt einer eigenen Eine Ausnahme stellt das Projekt einer eigenen montenegrinischen Sprache dar, für die Vojislav montenegrinischen Sprache dar, für die Vojislav Nikčević eine Grammatik und ein orthographisches Nikčević eine Grammatik und ein orthographisches Wörterbuch verfasst hat, da er dabei diverse Wörterbuch verfasst hat, da er dabei diverse phonologische und morphologische Dialektmerkmale phonologische und morphologische Dialektmerkmale einbezieht, die von der bisherigen serbokroatischen einbezieht, die von der bisherigen serbokroatischen Tradition deutlich abweichen. Dieses Projekt findet in Tradition deutlich abweichen. Dieses Projekt findet in Montenegro selbst jedoch bisher wenig Unterstützung. Montenegro selbst jedoch bisher wenig Unterstützung. Die meisten Montenegriner benutzen weiterhin die Die meisten Montenegriner benutzen weiterhin die oben beschriebene montenegrinische Varietät des oben beschriebene montenegrinische Varietät des Serbischen und nennen diese je nach politischer Serbischen und nennen diese je nach politischer Ausrichtung entweder Ausrichtung entweder MontenegrinischMontenegrinisch oder oder SerbischSerbisch..

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Politischer StatusPolitischer Status Die Diskussion um den Status des Die Diskussion um den Status des

Serbokroatischen ist stark von Ideologie Serbokroatischen ist stark von Ideologie geprägt. Während sich Sprecher der geprägt. Während sich Sprecher der Varietäten Serbisch, Kroatisch und Varietäten Serbisch, Kroatisch und Bosnisch gut verständigen können, Bosnisch gut verständigen können, lehnen sie es gleichzeitig ab, dass lehnen sie es gleichzeitig ab, dass dieses Mittel der Verständigung eine dieses Mittel der Verständigung eine gemeinsame Sprache sein soll.gemeinsame Sprache sein soll.

Es gibt grundsätzlich zwei Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Sichtweisen:unterschiedliche Sichtweisen:

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Sichtweise 1: Serbokroatisch als plurizentrische Sichtweise 1: Serbokroatisch als plurizentrische SpracheSprache

Bosnisch, Kroatisch und Serbisch seien keine Bosnisch, Kroatisch und Serbisch seien keine Einzelsprachen, sondern Varietäten einer Sprache Einzelsprachen, sondern Varietäten einer Sprache (ähnlich wie österreichisches und deutschländisches (ähnlich wie österreichisches und deutschländisches Deutsch, oder britisches und amerikanisches Deutsch, oder britisches und amerikanisches Englisch). Die serbische und die kroatische Englisch). Die serbische und die kroatische Schriftsprache unterschieden sich beispielsweise Schriftsprache unterschieden sich beispielsweise weniger voneinander als Bairisch und Hochdeutsch. weniger voneinander als Bairisch und Hochdeutsch. Teilweise seien die dialektalen Unterschiede innerhalb Teilweise seien die dialektalen Unterschiede innerhalb Kroatiens größer als die zwischen der Kroatiens größer als die zwischen der Standardsprache Kroatiens und der der anderen Standardsprache Kroatiens und der der anderen beiden serbokroatischsprachigen Länder (siehe beiden serbokroatischsprachigen Länder (siehe Dialekte).Dialekte).

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Die Abneigung gegen Serbokroatisch liege vor allem an Die Abneigung gegen Serbokroatisch liege vor allem an der historischen Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien der historischen Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien und der dortigen Ideologisierung des Serbokroatischen. und der dortigen Ideologisierung des Serbokroatischen. Daher betrachteten Politik und die meisten Sprecher die Daher betrachteten Politik und die meisten Sprecher die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprache mit den Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprache mit den Nachbarn im ehemaligen Jugoslawien in erster Linie als Nachbarn im ehemaligen Jugoslawien in erster Linie als ein Eingeständnis einer Zugehörigkeit zu einer ein Eingeständnis einer Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur oder einem gemeinsamen Volk. gemeinsamen Kultur oder einem gemeinsamen Volk. Aus der gleichen Motivation heraus suchten auch Aus der gleichen Motivation heraus suchten auch Linguisten aus den betroffenen Ländern nach Linguisten aus den betroffenen Ländern nach identitätsstiftenden Besonderheiten ihrer jeweiligen identitätsstiftenden Besonderheiten ihrer jeweiligen Varietät (siehe Ideologisierte Linguistik). So habe der Varietät (siehe Ideologisierte Linguistik). So habe der Zerfall Jugoslawiens in einzelne Staaten dazu geführt, Zerfall Jugoslawiens in einzelne Staaten dazu geführt, dass die Regionalvarianten der serbokroatischen dass die Regionalvarianten der serbokroatischen Sprache in ihren jeweiligen Sprecherländern in den Sprache in ihren jeweiligen Sprecherländern in den Status einer eigenen, den Landesnamen tragenden Status einer eigenen, den Landesnamen tragenden Amtssprache erhoben wurde.Amtssprache erhoben wurde.

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Dennoch habe es für einen Nichtmuttersprachler Dennoch habe es für einen Nichtmuttersprachler keinen Sinn, nacheinander Kroatisch, Serbisch keinen Sinn, nacheinander Kroatisch, Serbisch und Bosnisch zu lernen, genauso, wie man keine und Bosnisch zu lernen, genauso, wie man keine Dolmetscher und Übersetzer zwischen diesen Dolmetscher und Übersetzer zwischen diesen "Sprachen" brauche. (Allerdings scheiterte eine "Sprachen" brauche. (Allerdings scheiterte eine 1991 in Ilidža bei Sarajevo abgehaltene 1991 in Ilidža bei Sarajevo abgehaltene Konferenz, die den Krieg in Kroatien beenden Konferenz, die den Krieg in Kroatien beenden und den drohenden Krieg in Bosnien verhindern und den drohenden Krieg in Bosnien verhindern sollte, unter anderem an der Diskussion um die sollte, unter anderem an der Diskussion um die Forderung kroatischer und bosnischer Forderung kroatischer und bosnischer Nationalisten nach Simultanübersetzungen aus Nationalisten nach Simultanübersetzungen aus dem Serbokroatischen.)dem Serbokroatischen.)

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Sichtweise 2: Der Mythos Serbokroatische Sichtweise 2: Der Mythos Serbokroatische SpracheSprache

Die "Serbokroatische Sprache" sei ein politisches Die "Serbokroatische Sprache" sei ein politisches Konstrukt, das nie als Standardsprache existiert Konstrukt, das nie als Standardsprache existiert habe. Im Einklang mit der Ideologie wonach Serben habe. Im Einklang mit der Ideologie wonach Serben und Kroaten ein einziges serbokroatisches oder und Kroaten ein einziges serbokroatisches oder jugoslawisches Volk seien, wurde die von Kritikern jugoslawisches Volk seien, wurde die von Kritikern als panserbisch oder jugoslawisch-unitaristisch als panserbisch oder jugoslawisch-unitaristisch bezeichnete Sprache als "Serbo-kroatisch" definiert. bezeichnete Sprache als "Serbo-kroatisch" definiert. Die kroatische und serbische Sprache seien Die kroatische und serbische Sprache seien aufgrund ihrer historischen Entwicklung und aufgrund ihrer historischen Entwicklung und Standardisierung als Einzelsprachen zu betrachten Standardisierung als Einzelsprachen zu betrachten und hätten sich lediglich einige Jahrzehnte lang (zur und hätten sich lediglich einige Jahrzehnte lang (zur Zeit Jugoslawiens) parallel entwickelt (und das zum Zeit Jugoslawiens) parallel entwickelt (und das zum Teil unter Zwang).Teil unter Zwang).

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Der Tatsache, dass sich die drei Der Tatsache, dass sich die drei Standardsprachen Kroatisch, Bosnisch und Standardsprachen Kroatisch, Bosnisch und Serbisch aus dem Neu-Štokavischen entwickelt Serbisch aus dem Neu-Štokavischen entwickelt haben, sei keine allzu große Bedeutung haben, sei keine allzu große Bedeutung beizumessen:beizumessen:

In der Linguistik gebe es zahlreiche Beispiele In der Linguistik gebe es zahlreiche Beispiele für ähnliche, jedoch anerkannte für ähnliche, jedoch anerkannte unterschiedliche Standardsprachen, wie z. B.unterschiedliche Standardsprachen, wie z. B.

Hindi und Urdu, Hindi und Urdu, Rumänisch und Moldawisch, Rumänisch und Moldawisch, Bulgarisch und Mazedonisch oder Bulgarisch und Mazedonisch oder Norwegisch und Dänisch. Norwegisch und Dänisch.

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In dieser Sichtweise werden die In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:zusammenfassen lassen:

Alphabet: Lateinisch vs. Kyrillisch Alphabet: Lateinisch vs. Kyrillisch Orthographie: vor allem Adaption von Orthographie: vor allem Adaption von

Fremdnamen (z. B. serbisch Fremdnamen (z. B. serbisch Nju Jork/Њу Nju Jork/Њу ЈоркЈорк vs. kroatisch meist vs. kroatisch meist New YorkNew York) und ) und Schreibung gewisser Futur-Formen (z. B. Schreibung gewisser Futur-Formen (z. B. serbisch serbisch radiću/радићуradiću/радићу vs. kroatisch vs. kroatisch radit ćuradit ću 'ich werde arbeiten‘ 'ich werde arbeiten‘))

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Phonetik: unterschiedliche Akzentuierung Phonetik: unterschiedliche Akzentuierung einzelner Wörter einzelner Wörter

Grammatik: diverse Unterschiede, u. a. Grammatik: diverse Unterschiede, u. a. Meidung des Infinitivs im Serbischen (z. B. Meidung des Infinitivs im Serbischen (z. B. želim da radimželim da radim, wörtlich 'ich möchte, dass ich , wörtlich 'ich möchte, dass ich arbeite' vs. kroatisch arbeite' vs. kroatisch želim raditiželim raditi 'ich möchte 'ich möchte arbeiten') arbeiten')

Morphologie: zahlreiche unterschiedliche Morphologie: zahlreiche unterschiedliche Detail-Regelungen, die bisher meist eine Detail-Regelungen, die bisher meist eine Frage der Stilistik waren Frage der Stilistik waren

Wortschatz und Semantik: Unterschiede bei Wortschatz und Semantik: Unterschiede bei einer Reihe von Wörtern einer Reihe von Wörtern

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Allerdings gelten auch Hindi und Urdu Allerdings gelten auch Hindi und Urdu sowie Rumänisch und Moldawisch sowie Rumänisch und Moldawisch vielen Linguisten als Varietäten vielen Linguisten als Varietäten einereiner Sprache, und die mazedonische und Sprache, und die mazedonische und norwegische Standardsprache norwegische Standardsprache basieren auf anderen Dialekten als die basieren auf anderen Dialekten als die bulgarische bzw. dänische.)bulgarische bzw. dänische.)

In dieser Sichtweise werden die In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:zusammenfassen lassen:

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Fremdwörter vs. Fremdwörter vs. LehnübersetzungenLehnübersetzungen

Die kroatische Die kroatische StandardStandardsprache zeichnet sprache zeichnet sich durch einen Sprachpurismus aus, sich durch einen Sprachpurismus aus, der deutlich weniger Fremdwörter der deutlich weniger Fremdwörter akzeptiert als z. B. das Serbische. akzeptiert als z. B. das Serbische. Kroatische Formen wiederbelebter Kroatische Formen wiederbelebter Archaismen, Neologismen, Archaismen, Neologismen, Lehnübersetzungen und Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen werden bevorzugt.Lehnübertragungen werden bevorzugt.

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Kroatisch Bosnisch Serbisch DeutschKroatisch Bosnisch Serbisch Deutsch

siječanj januar Januarsiječanj januar Januar veljača februar Februarveljača februar Februar

ožujak mart Märzožujak mart März

travanj april Apriltravanj april April

svibanj maj Maisvibanj maj Mai

lipanj juni jun Junilipanj juni jun Juni

srpanj juli jul Julisrpanj juli jul Juli

kolovoz august avgustkolovoz august avgust August August

rujan septembar rujan septembar September September

listopad oktobarlistopad oktobar Oktober Oktober

studeni novembarstudeni novembar November November

prosinac decembarprosinac decembar Dezember Dezember

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KroatischKroatisch BosnischBosnisch SerbischSerbisch DeutschDeutsch

odrezakodrezak

časnik časnik šnicla šnicla

oficir oficir (dt./frz.)(dt./frz.) šnicla šnicla

oficir oficir (dt./frz.)(dt./frz.)

SchnitzelSchnitzel

OffizierOffizier

zrakoplovzrakoplov

zrakomlatzrakomlatavion avion (frz.)(frz.)

helikopter helikopter (dt.)(dt.)

avion avion (frz.)(frz.)

helikopter helikopter (dt.)(dt.)

FlugzeugFlugzeug

HelikopterHelikopter

kolodvorkolodvor

tisućatisućastanica stanica (ksl.)(ksl.)

hiljada hiljada (gr.)(gr.)stanica stanica (ksl.)(ksl.)

hiljada hiljada (gr.)(gr.)BahnhofBahnhof

tausendtausend

glazbaglazba

znamenkaznamenkamuzika muzika (lat.)(lat.)

cifra cifra (arab.)(arab.)muzika muzika (lat.)(lat.)

cifra cifra (arab.)(arab.)MusikMusik

ZifferZiffer

susjedsusjed komšija komšija (türk.)(türk.), susjed, susjed

sused, komšija sused, komšija (türk.)(türk.)

NachbarNachbar

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Gebrauch des Infinitivs vs. Gebrauch des Infinitivs vs. dada-Konstruktion-Konstruktion

Im Kroatischen wird bei Modalverben mehrheitlich und Im Kroatischen wird bei Modalverben mehrheitlich und bei der Bildung des Futurs ausschließlich der Infinitiv bei der Bildung des Futurs ausschließlich der Infinitiv benutzt. Im Serbischen und Bosnischen erscheint an benutzt. Im Serbischen und Bosnischen erscheint an dieser Stelle häufig eine Nebensatz-Konstruktion mit dieser Stelle häufig eine Nebensatz-Konstruktion mit der Konjunktion der Konjunktion dada ‘dass’ und einer finiten Verbform, ‘dass’ und einer finiten Verbform, wobei das Subjekt dieses wobei das Subjekt dieses dassdass-Satzes mit dem des -Satzes mit dem des Hauptsatzes identisch ist. Dies ist eine Gemeinsamkeit Hauptsatzes identisch ist. Dies ist eine Gemeinsamkeit mit den Idiomen des Balkansprachbunds. In den mit den Idiomen des Balkansprachbunds. In den Sprachen dieser Gruppe ist der Infinitiv jedoch Sprachen dieser Gruppe ist der Infinitiv jedoch vollständig geschwunden, sodass etwa im vollständig geschwunden, sodass etwa im Bulgarischen die Bulgarischen die dada-Konstruktion die einzig mögliche -Konstruktion die einzig mögliche Variante darstellt. Im Bosnischen und Serbischen sind Variante darstellt. Im Bosnischen und Serbischen sind dagegen beide Varianten möglich.dagegen beide Varianten möglich.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

KroatischKroatisch BosnischBosnisch SerbischSerbisch DeutschDeutschželim vas želim vas informiratiinformirati

želim da vas želim da vas informišem informišem

oderoder želim vas želim vas informisati informisati

Ich will Sie Ich will Sie informieren/ informieren/ ich will, dass ich will, dass ich Sie ich Sie informiereinformiere

moram raditi moram raditi moram da moram da radimradim

oderoder moram moram raditiraditi

ich muss ich muss arbeitenarbeiten("ich muss, ("ich muss, dass ich dass ich arbeite") arbeite")

ja ću to ja ću to napisatinapisatioderoder napisat napisat ću to ću to

ja ću to da ja ću to da napišemnapišemooderder ja ću to ja ću to napisatinapisatioderoder napisat napisat ću to ću to

ja ću to da ja ću to da napišemnapišemoderoder ja ću to ja ću to napisatinapisatioderoder napisaću napisaću to to

ich werde das ich werde das aufschreibenaufschreiben("ich werde, ("ich werde, dass ich das dass ich das aufschreibe")aufschreibe")

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Die slawische Sprachwissenschaft Die slawische Sprachwissenschaft Die slawische Die slawische SprachwissenschaftSprachwissenschaft

erforscht, dokumentiert und vermittelt erforscht, dokumentiert und vermittelt die Entwicklung der slawischen die Entwicklung der slawischen Sprachen von den Anfängen bis zur Sprachen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Gegenwart.

Zu den sprachwissenschaftlichen Zu den sprachwissenschaftlichen Untersuchungsbereichen der Slawistik Untersuchungsbereichen der Slawistik gehören:gehören:

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

PhonetikPhonetik PhonologiePhonologie MorphologieMorphologie SyntaxSyntax SemantikSemantik (Wort- und Satzbedeutungslehre) (Wort- und Satzbedeutungslehre) PragmatikPragmatik EtymologieEtymologie DialektologieDialektologie Historische LinguistikHistorische Linguistik SoziolinguistikSoziolinguistik

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

KonversationsanalyseKonversationsanalyse DiskursanalyseDiskursanalyse SprechakttheorieSprechakttheorie

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

1. Was ist Strukturalismus?1. Was ist Strukturalismus? 2. Was ist der Unterschied zwischen 2. Was ist der Unterschied zwischen

Bühlers und de Saussures Models?Bühlers und de Saussures Models? 3. Nennen und erläutern Sie 3. Nennen und erläutern Sie

Saussures vier Dichotomien!Saussures vier Dichotomien! 4. Grenzen Sie die Begriffe 4. Grenzen Sie die Begriffe

Philologie, Sprachwissenschaft und Philologie, Sprachwissenschaft und Linguistik ab! Linguistik ab!

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

5. Was bedeuten und was behandeln 5. Was bedeuten und was behandeln die folgenden Disziplinen und die folgenden Disziplinen und Teilgebiete der Sprachwissenschaft: Teilgebiete der Sprachwissenschaft:

a. Sprachgeschichtea. Sprachgeschichte b. Sprachvergleichb. Sprachvergleich c. Soziolinguistikc. Soziolinguistik d. Semantikd. Semantik e. Pragmatike. Pragmatik f. Syntaxf. Syntax

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

6. Was bedeutet indoeuropäisch uns 6. Was bedeutet indoeuropäisch uns was bedeutet indogermanisch?was bedeutet indogermanisch?

7. Erläutern Sie die Begriffe:7. Erläutern Sie die Begriffe: Kentumsprachen?Kentumsprachen? Satemsprachen?Satemsprachen? 8. Bestimmen Sie die wichtigsten 8. Bestimmen Sie die wichtigsten

Gruppen der indogermanischen und Gruppen der indogermanischen und der slavischen Sprachen am Beispiel der slavischen Sprachen am Beispiel des Stammbaummodellsdes Stammbaummodells

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

11. Welche Bedeutung hatte die 11. Welche Bedeutung hatte die Slavenmission im Kontext der Zeit? Slavenmission im Kontext der Zeit? Geben Sie die wichtigsten Etappen an.Geben Sie die wichtigsten Etappen an.

12. Welche slawischen 12. Welche slawischen Mikroliteratursprachen gelten als Mikroliteratursprachen gelten als anerkannte Minderheitensprachen, anerkannte Minderheitensprachen, welche als Regionalsprachen? welche als Regionalsprachen?

13. Was ist der Unterschied zwischen 13. Was ist der Unterschied zwischen Transkription und Transliteration?Transkription und Transliteration?

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

8. Bestimmen Sie die wichtigsten Gruppen der 8. Bestimmen Sie die wichtigsten Gruppen der indogermanischen und der slavischen Sprachen indogermanischen und der slavischen Sprachen am Beispiel des Stammbaummodellsam Beispiel des Stammbaummodells

9. Unterscheiden Sie die Perioden a) 9. Unterscheiden Sie die Perioden a) Gemeinslawisch, b) Urslawisch und c) Gemeinslawisch, b) Urslawisch und c) Altkirchenslawisch und ordnen Sie sie zeitlich Altkirchenslawisch und ordnen Sie sie zeitlich ein? d) Wo lag die Urheimat der Slawen? (3 ein? d) Wo lag die Urheimat der Slawen? (3 Theorien)Theorien)

10. Durch welche lautlichen Besonderheiten 10. Durch welche lautlichen Besonderheiten lässt sich das Urslavische (bzw. lässt sich das Urslavische (bzw. Gemeinslawische) charakterisieren und in Gemeinslawische) charakterisieren und in welchen slawischen Sprachen lassen sich noch welchen slawischen Sprachen lassen sich noch Spuren dieses phonologischen Systems heute Spuren dieses phonologischen Systems heute finden?finden?

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

14. Erläutern Sie die 14. Erläutern Sie die Tendenz zur Tendenz zur Steigerung der SilbensonoritätSteigerung der Silbensonorität!!

15. Geben Sie die Regel der folgenden 15. Geben Sie die Regel der folgenden Lautgesetze an: Lautgesetze an:

a. a. LiquidametatheseLiquidametathese b. b. SilbenharmonieSilbenharmonie c. c. 1. regressive (urslawischen) 1. regressive (urslawischen)

PalatalisationPalatalisation d. d. 2. regressive (gemeinslawische) 2. regressive (gemeinslawische)

PalatalisationPalatalisation e. e. 3. progressive Palatalisation3. progressive Palatalisation

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Einführung in die Slavische SprachwissenschaftEinführung in die Slavische Sprachwissenschaft

KlausurfragenKlausurfragen

16.16. Stellen Sie die wichtigsten Stellen Sie die wichtigsten allgemeinen (Sprecherzahl, allgemeinen (Sprecherzahl, Geschichte), phonologischen, Geschichte), phonologischen, morphologischen, syntaktischen und morphologischen, syntaktischen und lexikalischen Charakteristika einer der lexikalischen Charakteristika einer der folgenden Sprachen dar!folgenden Sprachen dar!

Russisch, Polnisch, Tschechisch, Kroatisch, Serbisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch,Bosnisch,

Ukrainisch, Makedonisch, BulgarischUkrainisch, Makedonisch, Bulgarisch

gez. Kosta, Schürcks, Daibergez. Kosta, Schürcks, Daiber

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

EinfEinfüührende hrende LiteraturLiteratur A. BibliographienA. Bibliographien Gladrow, W. Gutschmidt, Seemann, K. D. (Hrsg.). 2002:Gladrow, W. Gutschmidt, Seemann, K. D. (Hrsg.). 2002:

Bibliographie slawistischer Veröffentlichungen aus Bibliographie slawistischer Veröffentlichungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 1983/1987-Deutschland, Österreich und der Schweiz 1983/1987-1992. München: Sagner.1992. München: Sagner.

Olbislav: Die Online-Bibliothek der deutschsprachigen Olbislav: Die Online-Bibliothek der deutschsprachigen Slavistik. Bestände seit 1993. In: Slavistik. Bestände seit 1993. In: http://www.slavistik.uni-potsdam.de/cfdocs/bibliographhttp://www.slavistik.uni-potsdam.de/cfdocs/bibliographie/index.htmie/index.htm

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

B. Handbücher und Einführungen:B. Handbücher und Einführungen: Die slavischen Sprachen - The Slavic Languages. Ein

internationales Handbuch zu ihrer Geschichte, ihrer Struktur und ihrer Erforschung/An International Handbook of their History, their Structure and their Investigation. Herausgegeben von/Edited by Tilman Berger (Tübingen) - Karl Gutschmidt (Dresden) – Sebastian Kempgen (Bamberg) - Peter Kosta (Potsdam)

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

Enzyklopädie des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002.Enzyklopädie des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. Franz, Norbert: Einführung in das Studium der Slavischen Franz, Norbert: Einführung in das Studium der Slavischen

Philologie Darmstadt: Philologie Darmstadt: Verlag:Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1994 1994

Lehfeldt, Werner: Einführung in die Sprachwissenschaft für Lehfeldt, Werner: Einführung in die Sprachwissenschaft für Slavisten. München: Sagner (Slavistische Beiträge 324).Slavisten. München: Sagner (Slavistische Beiträge 324).

Evgenij Evgenij Širjaev (Hrsg.): Russkij jazyk. Širjaev (Hrsg.): Russkij jazyk. (Najnowsze dzieje języków (Najnowsze dzieje języków słowiańskich). Opole 2001.słowiańskich). Opole 2001.

Rehder, Peter (Hrsg.): Einführung in die slavischen Sprachen. Rehder, Peter (Hrsg.): Einführung in die slavischen Sprachen. Darmstadt Darmstadt 19981998(3). (3).

Trautmann, Reinhold: Die slavischen Völker und Sprachen. Eine Trautmann, Reinhold: Die slavischen Völker und Sprachen. Eine Einführung in die Slavistik. Leipzig Einführung in die Slavistik. Leipzig 19481948 (alt, aber immer noch gut) (alt, aber immer noch gut)

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

C. Linguistische WörterbücherC. Linguistische Wörterbücher::

Hadumod BuHadumod Bußßmannmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte Aufl. Stuttgart: Kröner 2002. Präsenzbestand.aktualisierte Aufl. Stuttgart: Kröner 2002. Präsenzbestand.

Kosta, PeterKosta, PeterWeitere Verfasser/Herausgeber:Weitere Verfasser/Herausgeber: Veselovská, Ludmila Veselovská, LudmilaTitel:Titel: Stichwortbearbeitung zur generativen Syntax: Stichwortbearbeitung zur generativen Syntax: Schlagwörter:Schlagwörter: Rektions-Bindungs-Theorie, Minimalistisches Programm, Rektions-Bindungs-Theorie, Minimalistisches Programm, Linguistisches Wörterbuch des TschechischenLinguistisches Wörterbuch des TschechischenRRubrik:ubrik: (01) Slavistik theoretisch und historisch (01) Slavistik theoretisch und historischSprache:Sprache: (38) Tschechisch. In: Enzyklopädisches Wörterbuch des (38) Tschechisch. In: Enzyklopädisches Wörterbuch des Tschechischen. Prag 2002. Hrsg. Petr Karlík.Tschechischen. Prag 2002. Hrsg. Petr Karlík.

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

D. Sammelbände:D. Sammelbände: Slavistische Linguistik 1996. Referate des XXII. Konstanzer Slavistische Linguistik 1996. Referate des XXII. Konstanzer

Slavistischen Arbeitstreffens. Potsdam 17.-20.09.1996. Hrsg. Slavistischen Arbeitstreffens. Potsdam 17.-20.09.1996. Hrsg. Von Peter Kosta und Elke Mann. München: Sagner 1997. Von Peter Kosta und Elke Mann. München: Sagner 1997. Bereichsbibliothek Neues Palais. Haus 10. KD 1035 SLA.Bereichsbibliothek Neues Palais. Haus 10. KD 1035 SLA.

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Wichtige Persönlichkeiten der Wichtige Persönlichkeiten der Linguistik des 20./21. Linguistik des 20./21. JahrhundertsJahrhunderts

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Noam ChomskyNoam Chomsky Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003 Avram Noam ChomskyAvram Noam Chomsky (* (* 7. Dezember7. Dezember 19281928 in in PhiladelphiaPhiladelphia, ,

PennsylvaniaPennsylvania, , USAUSA) ist Professor für ) ist Professor für LinguistikLinguistik am am Massachusetts Institute of TechnologyMassachusetts Institute of Technology (MIT). (MIT).

Er entwickelte die nach ihm benannte Er entwickelte die nach ihm benannte Chomsky-HierarchieChomsky-Hierarchie, seine , seine Beiträge zur Beiträge zur allgemeinen Sprachwissenschaftallgemeinen Sprachwissenschaft förderten den förderten den Niedergang des Niedergang des BehaviorismusBehaviorismus und den Aufstieg der und den Aufstieg der KognitionswissenschaftKognitionswissenschaft. Neben seiner linguistischen Arbeit gilt . Neben seiner linguistischen Arbeit gilt Chomsky als einer der bedeutendsten Chomsky als einer der bedeutendsten IntellektuellenIntellektuellen Nordamerikas Nordamerikas und ist als scharfer Kritiker der US-amerikanischen Außenpolitik und ist als scharfer Kritiker der US-amerikanischen Außenpolitik bekannt. Seine politische Heimat ist der bekannt. Seine politische Heimat ist der AnarchosyndikalismusAnarchosyndikalismus..

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft

2 Wirkung2 Wirkung – 2.1 Beiträge zur Linguistik2.1 Beiträge zur Linguistik

2.1.1 Generative Grammatik2.1.1 Generative Grammatik 2.1.2 Chomsky-Hierarchie2.1.2 Chomsky-Hierarchie 2.1.3 Kritik an Chomskys Linguistik2.1.3 Kritik an Chomskys Linguistik

– 2.2 Beiträge zur Psychologie2.2 Beiträge zur Psychologie 3 Auszeichnungen3 Auszeichnungen 4 Rezeption in Deutschland4 Rezeption in Deutschland 5 Original-Zitate (übersetzt)5 Original-Zitate (übersetzt) 6 Literatur6 Literatur

– 6.1 Linguistik6.1 Linguistik – 6.2 Politische Werke6.2 Politische Werke – 6.3 Über Chomsky6.3 Über Chomsky

7 Filme7 Filme 8 8 WeblinksWeblinks 9 Siehe auch9 Siehe auch

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Einführung Einführung in die Slavische Sprachwissenschaftin die Slavische Sprachwissenschaft LebenLeben Chomsky wurde am Chomsky wurde am 7. Dezember7. Dezember 19281928 in in PhiladelphiaPhiladelphia (Pennsylvania, USA) als Sohn (Pennsylvania, USA) als Sohn

des des jüdischenjüdischen GelehrtenGelehrten William Chomsky geboren. Im Jahr William Chomsky geboren. Im Jahr 19451945 begann er, an der begann er, an der University of PennsylvaniaUniversity of Pennsylvania PhilosophiePhilosophie und und LinguistikLinguistik zu studieren. Zu seinen zu studieren. Zu seinen Lehrern zählten der Sprachwissenschaftler Lehrern zählten der Sprachwissenschaftler ZelligZellig Harris Harris und der Philosoph und der Philosoph Nelson GoodmanNelson Goodman. Chomskys anarchistische Überzeugungen bildeten sich schon in . Chomskys anarchistische Überzeugungen bildeten sich schon in den 1940er Jahren heraus. Von großer Bedeutung war dabei die Auseinandersetzung den 1940er Jahren heraus. Von großer Bedeutung war dabei die Auseinandersetzung mit den mit den anarchistischenanarchistischen Experimenten während des Spanischen Bürgerkriegs. Experimenten während des Spanischen Bürgerkriegs. Chomsky hatte in dieser Zeit auch Kontakte zu Chomsky hatte in dieser Zeit auch Kontakte zu zionistischenzionistischen Organisationen. Organisationen.

Anfang der Anfang der 1950er1950er Jahre studierte er einige Jahre an der Jahre studierte er einige Jahre an der Harvard UniversityHarvard University, bis er , bis er 19551955 an der Universität von Pennsylvania in Linguistik an der Universität von Pennsylvania in Linguistik promoviertepromovierte. In seiner . In seiner DoktorarbeitDoktorarbeit The Logical Structure of Linguistic TheoryThe Logical Structure of Linguistic Theory begann er bereits damit, begann er bereits damit, einige der Ideen zu entwickeln, die er einige der Ideen zu entwickeln, die er 19571957 in seinem Buch in seinem Buch Syntactic StructuresSyntactic Structures, , einem der bekanntesten Werke der Linguistik, ausarbeitete.einem der bekanntesten Werke der Linguistik, ausarbeitete.

Nach der Verleihung der Doktorwürde lehrte Chomsky zunächst als Nach der Verleihung der Doktorwürde lehrte Chomsky zunächst als Assistenzprofessor, seit 1961 als ordentlicher Professor für Assistenzprofessor, seit 1961 als ordentlicher Professor für LinguistikLinguistik und und PhilosophiePhilosophie am am Massachusetts Institute of TechnologyMassachusetts Institute of Technology. In den 1960er Jahren wurden . In den 1960er Jahren wurden seine revolutionären linguistischen Arbeiten weltweit anerkannt, seither gilt er als seine revolutionären linguistischen Arbeiten weltweit anerkannt, seither gilt er als einer der wichtigsten Theoretiker auf diesem Gebiet.einer der wichtigsten Theoretiker auf diesem Gebiet.

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In dieser Zeit begann Chomsky, sich in der Öffentlichkeit deutlicher In dieser Zeit begann Chomsky, sich in der Öffentlichkeit deutlicher politisch zu politisch zu artikulierenartikulieren. Seit . Seit 19641964 protestierte er gegen das protestierte er gegen das Eingreifen der USA in Eingreifen der USA in VietnamVietnam. . 19691969 veröffentlichte er veröffentlichte er "Amerika "Amerika und die neuen Mandarine"und die neuen Mandarine", eine Sammlung von Aufsätzen über den , eine Sammlung von Aufsätzen über den VietnamkriegVietnamkrieg. Ebenso deutlich bezog Chomsky Stellung gegen die . Ebenso deutlich bezog Chomsky Stellung gegen die US-amerikanischeUS-amerikanische PolitikPolitik in in KubaKuba, , HaitiHaiti, , Ost-TimorOst-Timor, , NicaraguaNicaragua, im , im PalästinaPalästinakonfliktkonflikt und gegenüber den " und gegenüber den "SchurkenstaatenSchurkenstaaten" sowie zum " sowie zum GolfGolf- und - und KosovokriegKosovokrieg, zur Frage der , zur Frage der MenschenrechteMenschenrechte, zu , zu GlobalisierungGlobalisierung und und neoliberalerneoliberaler Weltordnung. Heute ist er, neben Weltordnung. Heute ist er, neben seiner weiter unbestrittenen Bedeutung für die Linguistik, zu einem seiner weiter unbestrittenen Bedeutung für die Linguistik, zu einem der bedeutendsten der bedeutendsten KritikerKritiker der der USUS--AußenpolitikAußenpolitik, der politischen , der politischen Weltordnung und der Weltordnung und der MachtMacht der der MassenmedienMassenmedien geworden. geworden.

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In der "In der "New York TimesNew York Times Book Review" wurde Chomsky einmal als der Book Review" wurde Chomsky einmal als der "wichtigste "wichtigste IntellektuelleIntellektuelle der der GegenwartGegenwart" bezeichnet. Noam Chomsky " bezeichnet. Noam Chomsky hierzu: hierzu: "Das Zitat wurde von einem "Das Zitat wurde von einem VerlagshausVerlagshaus veröffentlicht. Doch veröffentlicht. Doch da sollte man immer sehr genau lesen: Wenn man nämlich das Original da sollte man immer sehr genau lesen: Wenn man nämlich das Original nachschaut, dann heißt es weiter: 'wenn dies der Fall ist, wie kann er nachschaut, dann heißt es weiter: 'wenn dies der Fall ist, wie kann er dann solchen Unsinn über die amerikanische Außenpolitik schreiben?' dann solchen Unsinn über die amerikanische Außenpolitik schreiben?' Diesen Zusatz zitiert man nie. Aber um ehrlich zu sein: Gäbe es ihn Diesen Zusatz zitiert man nie. Aber um ehrlich zu sein: Gäbe es ihn nicht, würde ich glauben, ich mache etwas falsch."nicht, würde ich glauben, ich mache etwas falsch."

Noam Chomsky gilt in Hinblick auf sein politisches Noam Chomsky gilt in Hinblick auf sein politisches SchrifttumSchrifttum als der als der "meistzitierte "meistzitierte AußenseiterAußenseiter der Welt". Er wird als einer der Vorsprecher der Welt". Er wird als einer der Vorsprecher und Vordenker der und Vordenker der AntiglobalisierungsbewegungAntiglobalisierungsbewegung angesehen. Nach angesehen. Nach dem dem 11. September11. September 20012001 postuliertepostulierte Noam Chomsky in einer Reihe Noam Chomsky in einer Reihe von Interviews sinngemäß, dass von Interviews sinngemäß, dass Osama Bin LadenOsama Bin Laden gleichsam in gleichsam in Vertretung der Vertretung der Dritten WeltDritten Welt das Zentrum des internationalen das Zentrum des internationalen KapitalismusKapitalismus und der und der GlobalisierungGlobalisierung angegriffen habe, während die angegriffen habe, während die USA nach seiner Darstellung in USA nach seiner Darstellung in AfghanistanAfghanistan zu einem zu einem GenozidGenozid ansetzten.ansetzten.

Kritiker hingegen werfen ihm ein schlichtes Weltbild vor, das nur die Kritiker hingegen werfen ihm ein schlichtes Weltbild vor, das nur die Farben Schwarz und Weiß, nur Druck und Gegendruck kenne und Farben Schwarz und Weiß, nur Druck und Gegendruck kenne und demzufolge die demzufolge die USAUSA und und IsraelIsrael stets Unrecht, die stets Unrecht, die BefreiungsbewegungenBefreiungsbewegungen der Erde stets Recht hätten. der Erde stets Recht hätten.