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196 DIE STXRKE Nr. 7/1951 die Verfarbung der Sirupe, oder fur eine weniger gute Backprobe? Oder ist es nur wichtig, daB die Extinktions- linie so niedrig wie moglich bleibt? Wie 1HBt es sich weiter erklaren, daf3 cine Uitraviolettbestrahlung die Kurve der Aktivkohle scheinbar verbessert? Wird hier eine bestimmte Unreinheit in andere Stoffe aufgeteilt und getrennt? Sind diese Abbruchprodukte mehr oder weniger schadlich? Diese und eine grofle Anzahl anderer Fragen werden sich ergeben. Wir sind uns dessen bewuBt, da% es noch einer Menge ausgedehnter Untcrsuchungen bedarf, bevor wir in der Lage sein werden, Naheres uber die Erschei- nung der Verfirbung und uber die Ursachen, die sie be- herrschen, bekanntzugeben. Vielleicht bieten aber die we- nigen Bemerkungen uber unsere ersten Schritte auf diesem Wege einige Anregungen dazu, dai3 auch andere Interes- senten, und in erster Linie das Forschungsinstitut, Veran- hung nehmen werden, sich in diese Materie zu vertiefen. Zusammen fassung Es wird ein Laboratoriumsverscch beschrieben, auf Grund dessen man sich ein Urteil uber die Lebensdauer eines Anionenaustauschers bilden kann. Des weiteren werden die Resultate einer Serie vorlfu- figer Versuche behandelt, bei welchen ein auf verschie- dene Weise gereinigter Glukosesaft mittels eines Spektral- photometers untersucht wird. Die dabei erzielten graphi- schen Darstellungen werden angegeben. Summary The author describes a laboratory-test which can be used to estimate the life of an anion exchange resin. Furthermore the results of a series of preliminary tests are given, whereby glucose juices, purified along different lines, were examined in a photo-spectrometer. The various graphics are shown. Einsatzmoglichkeiten von Stirke und Stirkederivaten in der Pharmazie Von Dr. W. V o 1 k s e n , Hannover Native Starke ist lcein Arzneimittel im ublichen Sinne und besitzt auch keine ausgesprochene pharmakologische Wirkung. Sie zeigt aber neben ihrer Bedeutung als Kohlen- hydrat gewisse physikalisch-kolloidkcmische Eigenschaf- ten, die ihr einen Platz im Arzneischatz gesichert haben. Als Krafhehl oder Satzmehl finden wir Starke in alten Arzncibuchern regelrnaflig aufgefuhrr. In Deutschland ist offizinell die Reisstarkc und die Weizenstarke. Daruber hinaus nennt das Erganzungsbuch zum DAB 6 noch die Maranta-, Mais- und Kartoff elstarke, sowie die losliche Stiirke, zu deren Herstellung normalerweise Kartoffcl- starke benutzt wird. Die genannten Starkearten sind in den Arzneibuchern aller Kulturstaaten zu finden. Als wich- tiges offizinelles Starkederivat ware der Traubenzucker zu nennen. Die herkommlichen pharmazeutischen Anwendungsmog- lichkeiten der Starke kann man unterteilen in: 1. aufierliche Anwendung als Besrandteil von Pudern und Streupulvern, so auch in der Kosmetik; 2. als Vehikel fur Arzneistoffe in Gestalt von gequollener Starke in auflerlicher und innerlicher Anwendung (Schleime, Gallerten, Schuttelmixturen, Salben und Pasten); 3. als technisches Hilfsmittel in Form von Oblaten und Kapseln aus Starkemehl, als Tablettensprengmittel, Einstrcumittel u. a. Die Puder sind seit alten Zeiten Bestandteil des Arznei- schatzes der Dermatologen und Kosmetiker und enthalten anorganische und organische Komponenten. Pudergrund- stoff e sollen kuhlen, austrocknen, glatten und abdecken, sowie zugesetzte Medikamente zur Wirkung bringen. Fur Qualitat und Charakter eines medizinischen und kosmetischen Puders sind daher vor allem folgende Eigen- schaften wichtig: 1. Wasseraufnahmefahigkeit 2. Schuttgewicht 3. Warmekapazitat und Warmeleitfahigkeit 4. Haltbarkeit 5. Haftfihigkeit (Deckkraft) (Kuhivermogen) Sehen wir zu, wie sich in dieser Hinsicht die einzeliicn Starkearten verhalten. Bezuglich der W a s s e r a u f n a h m e (gemessen in der Enslin-Apparatur) steht die KartoffelstYrke mit 0,9 ccni pro l,o an der Spitze. Diese. Wnsseraufnahme entspricht ziemlich genau den1 Wassergchalt der Fcuchtstarkc. Es folgt in der Wasseraufnalimcfakiglteit die Rcisstarke unJ darauf die Wcizenstarke. Das S c h u t t g e w i c h t ist bci der Reis- und Weizen- starke geringer als bci der Kartoffelstsrkc, d. h. 1,O der erstgenannten Starken nimmt einen Raum von 1,5 ccni ein, 1,0 Kartoffelstirkc einen solchen von 1,2 ccm. Um den K u h 1 e f f e k t der Puder zu erklken, hat man eine ganze Reihc von Theorien aufgestellt, die alle am Wesentlichen vorbeigehen, obgleich die Erklarung recht naheliegend und einfach ist. Puderformige Stoff e entziehen namlich - sofern sie ni&t warmer als 20-25' sind - der Haut Warme und verursachen dadurch ein Kaltegefuhl. Der Kuhleffekt ist also im uberwiegenden MaBe abhangig vom Virmeleitvermogen und der Wlrmekapazittit der die Haut beruhrenden Stoffe. Dieser Effekt ist im Ver- gleih zu anderen Substanzen bei der Weizen- und Reis- starke als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Die H a 1 t b a r k e i t der Puder ist durch ihren Gehalt an organischen Stoffen, also auch durch den Starkezusatz bestimmt. Oberhalb eines gewissen Feuchtigkeitsgrades konnen bakterielle Zersetzungen eintreten. Das H a f t v e r m o g e n und damit die Deckkraft eines Puders, d. h. die Menge, die auf ,100 qcm Haut haften bleibt, ist sehr wichtig, denn die schonsten sonstigen Eigen- schaften eines Pudcrs sind illusorisch, wenn er nicht haftet. Es hat sich nun herausgestellt, daB die Kartoffelstarke von allen Starkearten das groBte Hafhermogen hat, namlich 120 mg auf trockener und 270 mg auf feuchter Haut. Die Pharmazie und Kosmetik lehnen aber trotz manchen wei- teren in Modellversuchen ermittelten guten Eigenschaften die KartoffeIstPrke ab und bevorzugen Reisstirke. Der Grund hierfur diirfle vor allem in der KorngroBe liegen. Patienten mit akuten Dermatitiden sagen ubereinstim- mend aus, dat3 Reisstiirke angenehmer wirkt und besser

Einsatzmöglichkeiten von Stärke und Stärkederivaten in der Pharmazie

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196 DIE S T X R K E Nr. 7/1951

die Verfarbung der Sirupe, oder fur eine weniger gute Backprobe? Oder ist es nur wichtig, daB die Extinktions- linie so niedrig wie moglich bleibt? Wie 1HBt es sich weiter erklaren, daf3 cine Uitraviolettbestrahlung die Kurve der Aktivkohle scheinbar verbessert? Wird hier eine bestimmte Unreinheit in andere Stoffe aufgeteilt und getrennt? Sind diese Abbruchprodukte mehr oder weniger schadlich?

Diese und eine grofle Anzahl anderer Fragen werden sich ergeben. Wir sind uns dessen bewuBt, da% es noch einer Menge ausgedehnter Untcrsuchungen bedarf, bevor wir in der Lage sein werden, Naheres uber die Erschei- nung der Verfirbung und uber die Ursachen, die sie be- herrschen, bekanntzugeben. Vielleicht bieten aber die we- nigen Bemerkungen uber unsere ersten Schritte auf diesem Wege einige Anregungen dazu, dai3 auch andere Interes- senten, und in erster Linie das Forschungsinstitut, Veran- h u n g nehmen werden, sich in diese Materie zu vertiefen.

Zusammen fassung Es wird ein Laboratoriumsverscch beschrieben, auf

Grund dessen man sich ein Urteil uber die Lebensdauer eines Anionenaustauschers bilden kann.

Des weiteren werden die Resultate einer Serie vorlfu- figer Versuche behandelt, bei welchen ein auf verschie- dene Weise gereinigter Glukosesaft mittels eines Spektral- photometers untersucht wird. Die dabei erzielten graphi- schen Darstellungen werden angegeben.

Summary The author describes a laboratory-test which can be

used to estimate the life of an anion exchange resin. Furthermore the results of a series o f preliminary tests

are given, whereby glucose juices, purified along different lines, were examined in a photo-spectrometer. The various graphics are shown.

Einsatzmoglichkeiten von Stirke und Stirkederivaten in der Pharmazie Von Dr. W. V o 1 k s e n , Hannover

Native Starke ist lcein Arzneimittel im ublichen Sinne und besitzt auch keine ausgesprochene pharmakologische Wirkung. Sie zeigt aber neben ihrer Bedeutung als Kohlen- hydrat gewisse physikalisch-kolloidkcmische Eigenschaf- ten, die ihr einen Platz im Arzneischatz gesichert haben. Als Kra fheh l oder Satzmehl finden wir Starke in alten Arzncibuchern regelrnaflig aufgefuhrr. In Deutschland ist offizinell die Reisstarkc und die Weizenstarke. Daruber hinaus nennt das Erganzungsbuch zum DAB 6 noch die Maranta-, Mais- und Kartoff elstarke, sowie die losliche Stiirke, zu deren Herstellung normalerweise Kartoffcl- starke benutzt wird. Die genannten Starkearten sind in den Arzneibuchern aller Kulturstaaten zu finden. Als wich- tiges offizinelles Starkederivat ware der Traubenzucker zu nennen.

Die herkommlichen pharmazeutischen Anwendungsmog- lichkeiten der Starke kann man unterteilen in: 1. aufierliche Anwendung als Besrandteil von Pudern

und Streupulvern, so auch in der Kosmetik; 2. als Vehikel fur Arzneistoffe in Gestalt von gequollener

Starke in auflerlicher und innerlicher Anwendung (Schleime, Gallerten, Schuttelmixturen, Salben und Pasten);

3. als technisches Hilfsmittel in Form von Oblaten und Kapseln aus Starkemehl, als Tablettensprengmittel, Einstrcumittel u. a. Die Puder sind seit alten Zeiten Bestandteil des Arznei-

schatzes der Dermatologen und Kosmetiker und enthalten anorganische und organische Komponenten. Pudergrund- stoff e sollen kuhlen, austrocknen, glatten und abdecken, sowie zugesetzte Medikamente zur Wirkung bringen.

Fur Qualitat und Charakter eines medizinischen und kosmetischen Puders sind daher vor allem folgende Eigen- schaften wichtig:

1. Wasseraufnahmefahigkeit 2. Schuttgewicht 3. Warmekapazitat und Warmeleitfahigkeit

4. Haltbarkeit 5. Haftfihigkeit (Deckkraft)

(Kuhivermogen)

Sehen wir zu, wie sich in dieser Hinsicht die einzeliicn Starkearten verhalten.

Bezuglich der W a s s e r a u f n a h m e (gemessen in der Enslin-Apparatur) steht die KartoffelstYrke mit 0,9 ccni pro l,o an der Spitze. Diese. Wnsseraufnahme entspricht ziemlich genau den1 Wassergchalt der Fcuchtstarkc. Es folgt in der Wasseraufnalimcfakiglteit die Rcisstarke unJ darauf die Wcizenstarke.

Das S c h u t t g e w i c h t ist bci der Reis- und Weizen- starke geringer als bci der Kartoffelstsrkc, d. h. 1,O der erstgenannten Starken nimmt einen Raum von 1,5 ccni ein, 1,0 Kartoffelstirkc einen solchen von 1,2 ccm.

Um den K u h 1 e f f e k t der Puder zu erklken, hat man eine ganze Reihc von Theorien aufgestellt, die alle am Wesentlichen vorbeigehen, obgleich die Erklarung recht naheliegend und einfach ist. Puderformige Stoff e entziehen namlich - sofern sie ni&t warmer als 20-25' sind - der Haut Warme und verursachen dadurch ein Kaltegefuhl. Der Kuhleffekt ist also im uberwiegenden MaBe abhangig vom Virmeleitvermogen und der Wlrmekapazittit der die Haut beruhrenden Stoffe. Dieser Effekt ist im Ver- gleih zu anderen Substanzen bei der Weizen- und Reis- starke als gut bis sehr gut zu bezeichnen.

Die H a 1 t b a r k e i t der Puder ist durch ihren Gehalt an organischen Stoffen, also auch durch den Starkezusatz bestimmt. Oberhalb eines gewissen Feuchtigkeitsgrades konnen bakterielle Zersetzungen eintreten.

Das H a f t v e r m o g e n und damit die Deckkraft eines Puders, d. h. die Menge, die auf ,100 qcm Haut haften bleibt, ist sehr wichtig, denn die schonsten sonstigen Eigen- schaften eines Pudcrs sind illusorisch, wenn er nicht haftet. Es hat sich nun herausgestellt, daB die Kartoffelstarke von allen Starkearten das groBte Hafhermogen hat, namlich 120 mg auf trockener und 270 mg auf feuchter Haut. Die Pharmazie und Kosmetik lehnen aber trotz manchen wei- teren in Modellversuchen ermittelten guten Eigenschaften die KartoffeIstPrke ab und bevorzugen Reisstirke. Der Grund hierfur diirfle vor allem in der KorngroBe liegen. Patienten mit akuten Dermatitiden sagen ubereinstim- mend aus, dat3 Reisstiirke angenehmer wirkt und besser

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kiihlr, Beobachtungen, die acch durch das klinische Bild bestarigt wurden. Der kosmetischen Literatur zufolge sol1 dic Buchweizenstarke die beste Pudetgrundlage dieses Sektors sein, wahrscheinlich, weil sie ebenfalls besonders kleinkornig ist.

Starkemehl wird in der r e z e p t u r m a 13 i g e n Her- stellung von Pudern und Srreupulvern noch relativ haufig gebraucht. Allgemein kann aber gesagt werden, da8 heute die Neigung besteht, weitgehend anorganische Stoff e als Pudergrcndlage zu benutzen. Hierfiir komrnen in Frage: Titandioxyd, Zinkox yd, Aluminiumoxyd, Siliciurndioxyd, Talcum, Bentonit, Kieselgur u. a. A d undekansaures Zink und Alurniniumstearat werden verwendet.

In den Pudern und auch in bestimmten Schuttelmix- wren, die man als ,fliissige Puder" bezeichnen konnte, kommen die Eigenschafien der unverkleisterten Starke zur Geltung, wie z. B. geringe Teilhengrone, Saug- und Haft- fiihigkeit und Gliitte.

In M i x t u r e n , G a l l e r t e n , S a l b e n und P a - s t e n m x h t man sich nun auch ihre kleisterbildenden Eigenschaften zunutze, so z. B. bei der offizinellen Gly- zerinsalbe des Arzneibuches. Derartige Zubereitungen sind mit Wasser abwaschbar und die Glyzerinsalbe ist das Blteste dieser wasserloslichen Salbenprzparate. Sie besteht nus Weizenstiirlte, Wasser, Glyzerin, Weicgeist und Tra- p i t h . Maisstiirke ist hierfur weniger geeignet.

Die Anwendung der Starke in derartigen Zubereitun- Ken ist n m zweifellos auch irn Ruckgang begriffen. Es hat dies verschiedene Grundc. Die Stfrke als organisches Na- tiirprcdulct ist in ihren physikalischen und kolloidchemi- schen Eigenschafteii nicht einheitlich, und ferner ist sie als Kohlcnhydrat besonders in verkleisterter Form bakteriel- len und fermentativen Zersetzungen unterworfen. Sie ist daher weitgehend dur& die modernen Zelluloseather verdrangt worden, die heure als Ernulgier-, Dispergier-, VerdiBungs- und Bindemittel auch in der Pharmazie be- nutzt werden. Diese Entwicklung hat nicht nur die Starke betroff en, sondern gilt ebenso fur andere pharmazeutisch gebrauchte Naturprodukte, wie Gelatine, Pektin, Tra- ganth, Agar Agar, Carrageen und Gummi arabicum.

Die Zellulosederivate haben im Vergleich zu den ge- nannten Stoffen gewisse Vorteile. So reagieren sie in Lo- sung vollig neutral. Sie sind widerstandsfahig gegen Schimmelbildung und bakterielle Zersetzung, teigen Be- standigkeit gegen Alkali und verdiinnte Sauren und sind gut vertraglich rnit anderen Kolloiden. A t Nachteil ware ihre praktische Unverdaulichkeit zu erwahnen, die zwar einem gesunden KGrper kaum etwas ausmacht, bei Darm- krankheiren zber doch zu Belastungen des Organismus fiihren kann.

Um die Einnahrne schlecht schmeckender Pulver zu er- lrichtern, sind von jeher Oblaten benutzt worden, die aus Veizenstirke allein oder in Mischung mit Weizenmehl hergestellt werden. Heute gebraucht man fur diesen Zweck fertige zweiteilige Starkemehlkapseln oder fur grogere Mengen Starkemehlbeutelchen. Der Gebrauch dieser Hilfs- mittel ist heute ebenfalls zuriickgegangen, denn ein groder Teil der Arzneimittel wird in einnehmefertiger, bequerner Tablettenform abgegeben.

Bei der H e r s t e l l u n g d e r T a b l e t t e n ist nun allerdings die Starke nicht zu entbehrerr. Urn namlich ein einwandfreies maschinelles Pressen zu gewahrleisten und urn ein schnelles Zerfallen der Tabletten in Wasser herbei- zufiihren, werden der Tablettenmasse 5-20 O/O Starke hin-

zugefiigt. Die Sprengwirkung der Starke beruht darauf, da13 die Starkekorner beim Befeuchten mit Wasser ganz erheblich ihre Dimensionen andern und so die Tabletten- masse lockern und zum Zerfall bringen.

Zusammenfassend lafit sich sagen, daR die Anwendung von Sdrkemehl in der pharmateutischen Praxis gegen- uber fruher wohl zuriickgegangen ist. Es ist durch zahl- reiche andere zum Teil synthetische Substanzen teilweise verdrangt worden.

Wenden wir uns nun den pharmazeutisch gebrauchten S t i r k e d e r i v a t e n zu, die man in zwei Gruppen ein- teilen kann, und zwar: 1. Derivate, bei denen der Starkecharakter weitgehend

erhalten ist, und 2. Derivate, die durch Starkeabbau erhalten wurden,

Wir werden sehen, daR man aus der Starke Veredlungs- produkte gewonnen hat, die in ihren Eigenschaften die vor- erwahnten Zellulosearher sogar noch iibertreff en. Unter den zahlreichen ,,StPrkeestern" und ,,Starkeathernu, die in den letzten Jahren hergestellt wurden, erscheint ein Praparat gleicherweise fur die Pharmazie wie auch fur die Starkeindustrie hochsc beachtenswert. Es ist narnlich Hoppler (1, 2) im Verlauf des letzten Krieges gelungen, im sogenannten U 1 t r a - A m y 1 o p e k t i n ein Starke- derivat zu schaffen, das in rnancher Hinsicht den Zellu- loseprodukten uberkgen erscheint. Ultra-Amylopektin stellt das Natriumsalz der Starkeglykolsaure dar, in der die Glykolsaurc atherartig uber die Oxygruppe an das Starkemolekul gebunden ist. Man erhalt diese Verbindung den Angaben Hopplers zufolge durch Behandlung nativer Kartoff elsrarke rnit Natriumalkoholat und Halogenfett- saure in alkoholischer Liisung. Durch Auswaschen der ver- atherten Starkekorner mit Methanol verschiedener Kon- tentration erhalt man zu etwa 85 Olo Amylopektinglyko- lit, etwa 14Vo Arnyloseglykolat und nach Hoppler cine unwesentliche Menge Arnylozelluloseglykolat. Von diesen Stoffen ist nur das Amylopektinglykolat brauchbar. Seine Zusarnmensetzung entspricht der Formel

CjHgO4 . 0 * CH2COONa . 2 H2O Das Ultra-Arnylopektin stellt ein rein weides, grieBiges

Pulver dar, in welchem die Starkekorner, wenn auch ver- andert, no& durchaus zu erkennen sind. Das geruch- und geschmadclose Praparar lost sich in jedem Verhaltnis in kaltem Wasser. Die Losungen sind glasklar und haltbar. Garungs- und Faulniserreger greifen sie nicht an. Das her- vorstechendste Merkrnal ist aber die aut3erordentliche Viskositat der Losungen, die weit uber derjenigen von Stirkekleister, Traganrh oder Quellzellulose liegt. In 1 Voiger LSsung zeigt Ultra-Amylopektin bereits eine et- wa 1OOOfach hohere Viskositat ats Wasser.

Die Auflosung des Stoffes in Wasser erfolgt uber ver- schiedene Phasen, die viskosimetrisch durchaus darstellbar sind. Zunachst erfolgt ein Anquellen der Teilchen, so dad si& ein Suspensionssystem von Gallertpartikeln ergibt, die s i h bald beriihren. Es entsteht eine Scheingallerte mit hoher Viskositit und schlieRlich flieden die Gelklumpchen zu einem einheitlichen hochviskosen Gel zusammen, das Strukturviskositat zeigt.

In verdiinntem Athyl- und Methylalkohol (bis 65 Oio) ist Ultra-Amylopektin vollig klar loslich. Die alkoholi- schen und wasserigen Losungen trocknen zu festen, durch- sichtigen, reversibel loslichen Filrnen ein. Das Praparat ist vollig verdaulich und unschadiich und stellt ein veredeltes Starkeprodukt dar.

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Die geschilderten Eigenschafien lassen erkennen, dai3 sich dein Ultra-Amylopcktin auch in der Pharmazie ein weites Anwendungsgebiet auftut. Seine Verdaulichkeit und vollige Unschzdlichkeit gestatten seinen Gebrauch nicht nur bei innerlich anzuwendenden Arzneimitteh, wie z. B. als Didrungsmittel bei Hustensaften, Abfuhremuldo- nen und geleeartigen Zubereitungen, sondern es stellt in 5 O/oiger Losung allein oder in Mischung mit anderen Stof- fen neuartige wasserlosliche und abwaschbare Salben- grundlagen dar bzw. eine durchsichtige geleeartige Masse, die als Arzneitrager dienen kann. Ferner hat sich Ultra-Amylopektin als Austauschstoff iiberall dort bewahrt, wo man ublicherweise Traganth und Agar Agar als Gleit- und Dickungsmittel benutzt hat. Zum Beispiel bei den Kathetergleitmitteln. Auch in der Bakteriologie kann man es rnit Vorteil an Stelle von Ge- latine in bestimmten Nihrboden verwenden. Als Spreng- mittel fur Tabletten ist es sehr gut geeignet. Die Kompri- mate zerfallen monientan und vollig.

In der Rontgendiagnostik wird bekanntlich in groflen Mengen Bariumsulfat als Kontrastmittel gebraucht, das leider infolge seiner Schwere die unangenehme Eigenschafk hat, schnell zu sedimentieren. Die Handelspraparate der Kontrastmittel, die Quellzellulose, Traganth, Dextrin und ahnliche Stoffe enthalten, verhalten sich in dieser Hin- sicht sehr unterschiedlich. Hier ware m. E. Ultra- Amylopek- tin geeignct, durch Viskositltserhohung die Sedimentation zu verhindern und eine gleichm33ige Andidrung hervor- zubringen. Es sei beilaufig bemerkt, dai3 auch Produkte der Nahrungsmittelindustrie wie Marmelade, Konfiture, Speiseeis, Siiawaren usw. durch Ultra-Amylopektin eine Konsistenzverbesserung erfahren konnen.

Dieses Stkkederivat kommt praktisch steril aus der Fabrikation und l5Bt sich auch nachtraglich ohne Schwie- rigkeit sterilisieren. Infolge seiner enormen Quell- und Saugfahigkeit kann es daher zur Wundbehandlung, zur Stillung von Blutungen und zur Immobilisierung von Korpersekreten benutzt werden. Es ergeben sich also fiir dicses neuartige Praparat, das aber m. W. noch nicht im Handel ist, eine groBe Zahl von Verwendungsmoglich- keiten.

In diesem Zusammenhang sei erwahnt, da13 man in Amerika aus Starke einen bIutstilIenden Schwamm ent- wickelt hat, der auch mit Penicillin und Sulfonamiden im- pragniert und in Wund- und Korperhohlen eingefiihrt werden kann. Der Schwamm saugt das 16fache seines Ge- wichtes an Flussigkeit auf und wird vom Organismus vol- lig resorbiert. Es konnte nicht ermittelt werden, ob es sich hier um ein ahnliches Starkepraparat wie Ultra- Amylopek- tin oder um ein ausgefrorenes und ausgewaschenes StHrke- gel handelt.

Das wichtigste Starkederivat ohne Starkecharakter ist zweifellos die Dextrose. Sie wird medizinisch-pharmazeu- tisch nicht nur als hochwertiges Nahrungs- und KrIf- tigungsmittel geschatzt, sondern entfaltet in 5,o- bis 40 O/oiger Losung intravenos verabreicht neben der osmo- tischen Wirkung einen ausgesprochen arzneilichen Eff ekt, besonders in Verbindung mit Strophantin bei Herz- und GefiBkrankheiten, aber auch bei Leberschaden, Udemen und apoplektischen Zustanden. In neuerer Zeit hat man die Dextrose auch rnit gutem Erfolg aui3erlich in Salben- form bei Wunden, Geschwiiren und Frostschaden an- gewandt. Es sei bemerkt, dai3 der Verbrauch an Trauben- zucker in einer Klinik unvergleichlich hoher ist, als der von arzneilich verwendeter nativer Starke.

Neuerdings ist die Dcxtrosetherapie, wie sic seit etwa 1914 ublich ist, besonders in Usterreich und in der Schweiz durm eine gleichartige Anwendung von Lavulose ersetzt worden. Die Lavulose, technisch wohl hauptsachlich aus Rohrzucker gewonnen, hat einige Vorziige gegenuber der Dextrose. So verursacht sie vor allem die erwunschte starkc Glykogenbildung in der Leber. Der Anstieg des Blut- zuckers ist geringer als bei der Dextrose und die Throm- bosegefahr ist vermindert. Auch Invertzucker und Honig- losungen - beide Substanzen enthalten ja acch Lavulose - werden heute an Stelle der Dextrose gebraucht. Durch sie wird der Traubenzucker zum Teil verdrangt.

Es seien hier no& ein Reduktions- und ein Oxydations- produkt der Dextrose erwshnt, die Leide arzneiliches In- teresse beanspruchen. Reduziert man Dextrose bis zum G I u k o h e x i t , so erhalt man einen siiBschme8enden Stoff, der unter dem Namen S i o n o n als Diabetiker- zudrer im Handel ist. Dies Praparat dient der Kohlen- hydratversorgung des Zudierkranken, dessen Organismus ja nur aus wenigen Monosacchariden Glykogen in ausrei- chender Menge t u bilden vermag. Durch die Zufuhr von Sionon ist dies gewahrleistet. Das genannte Reduktions- produkt stellt auch eine Stufe der Askorbinsauresyn- these dar.

Das zu erwahnende Oxydationsprodukt der Dextrose ist die G 1 u k o n s a u r e bzw. das glukonsaure Calcium, eine Verbindung, die aus Dextrose mit Brom erhalten werden lrann. Das Calciumsalz ist geschmacklos und biidet leicht ubersattigte Losungen. Es ist ein ausgezeichnetes Blutstillungsmittel und wird bei Kalkmangelerscheinun- gen verabfolgt.

Es sol1 hier nicht auf die diatetische Anwendung von Starke und Starkederivaten eingegangen werden, do& wollen wir nicht am S t 5 r k e s i r u p voriibergehen, ohne ihm einige Worte gewidmet zu haben. Als pharmazeutisch gebrauchtes Praparat hat er bei uns kaum Bedeutung er- langr, doafiihren das amerikanische, britische und schwei- zerische Arzneibuch ihn auf. In Deutschland ist dieses Starkederivat besonders in fruheren Jahrzehnten vielfach angefeindet worden, und zwar aus Griinden, die hier nicht naher erortert werden sollen. Es ist daher aIs Fort- schrin zu bezeichnert, dai3 es gelungen ist, S t a r k e - s i r u p in ein pulverfirmiges T r o c k e n e r z e u g n i s zu verwandeln, das zur Durchfiihrung einer peroralen Traubenzuckertherapie dienen kann. Die Wirkung des Praparates erfolgt nicht so stoaartig wie bei der Dextrose, sondern erstreckt sich auf langere Zeit, da der fermenta- tive Abbau der hoher molekularen Anteile und damit die Resorption eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.

Zusammen fassung

1. Die herkommliche Verwendung von Starkemehl in Arzneizubereitungen ist gegenuber friiher zuriickgegan- gen (Konkurrenz der Quellzellulosen und der anor- ganischen Pudergrundstoffe).

2. Die Anwendung neuartiger hochviskoser .StZrkeEther" und ,StErkeester* in der pharmazeutischen Praxis er- scheint aussichtsreich. Hier bieten sich der Forschung lohnende Aufgaben.

3. Die Dextrosetherapie wird heute bis zu einem gewis- sen Grade durch eine Lavulose- oder Invertzucker- therapie abgelost.

Nr. 7!3. Jzhrg. DIE S T H R K E 199

Siimmry The convcntionil use of starch f l o w in the preparation of medicines h a declined as compared to former t i m s (Competition of the swelling celiuloses and inorganic powder bases). The iise of novel highly viscous ,,st& ethers" and ,jt.irch esters" iiz the phannzcenticxl practice seems promising. In this ficld, resemch will find ~dvan t~ igeous t.7skr. Tb? dextrose therspy i s replaced n5w to a certain degree by n levirlose or invert sugar therapy.

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Liter~tiirnachweis

Mi;ppler, F.: Ultra-Amyiopektin (Natriumamylopcktin- glykoIat) ein neucr Austauschstoff fu r hochquellf5hige Na- tur-Kolloide. Forschungsberichte Gebr. H lake, Medingen (s. a. Chemiker-Zeitung 66 (1942). Hoppler, F.: Srruktur und Quellmechanismus der Stirke- korner. Forschungberichte Gebr. Haake, Medingen (s. a. Kolloid-Zeirschrift 100 (1942). v. Czetrch-Lindenwald, H . u. F. Schmidt-La Baume: Salb:n, Puder, Externa. Bd. 1. Berlin 1941.

fiber die Anforderungen der Eikorindustrie an Sirup und Kulor Von Dr. C u r t L u c k o w, Bergisch Neukirchen bei Koln

Die Spirituosenindustrie verwendet Starkesirup, um Likore samiger zu machen, ohne dabei einen bestimmten Siifiigkeitsgrad zu uberschreiten. Der Konsument erwar- tet, daR macche Spirituosen, z. B. Allasch, eine didsfliissige Konsisrenz aufweisen, die allein rnit Zucker nicht erreicht werden kann, da das Erzeugiiis zu aufdringlich und un- zngenehm siia schmecken wiirde. in diesem Falle ist die Zuhilfenahme von Stirkesirup am Platze. Oflmals kommt es nu& vor, dai3 ein und derselbe Likor samiger heraus- gebracht werden soll, da die Verbraucherschaft es so ha- ben will, wobei die SuRe aber die glciche bleiben mu& Hier wird man rnit Erfolg rum Starkesirup greifen, um den Wunschen der Abnehmer gerecht zu werden. Und umgekehrt spielt dcr Starkesirup eine Rolle, wenn die Konzistenz einer Ware gehalten, die Su8e aber gemildert werden SOH. Die besonderen Eigenrchaften des Starke- sirups helfen hier, den gewiinschten Ausgleich zu schaffen.

Der Spirituosenfabrikant schatzt am Starkesirup - sei- ner Bcstimmung entsprechend - allein die Dextrine. Die ebenfalls enthaltene Dextrose mu13 er als gegeben rnit hin- nchmen. Sie ist bei der Hmtel lung d-r Likore mit in Rechnung zu stellen, wobei allgemein die Relation gilt, dai3 5 kg gleich 31/? 1 Sdrkesirup denselben Siil3igkeits- weit besitzen, wie es bei einem Kilogramm Zudcer der Fall ist. Wer auf die W e , die der Starkesirup mitbringt, nicht achtet, erlebt Unannehmlichkeiten bei der Kund- schaft, wenn er unversehens einem Likor Starkesirup bei- mischt oder die Dcsierung %ndert,-da der Geschmads des Produktes in bezug auf d m Zudcergehalt nicht der gleiche geblieben ist.

Von einem Starkesirup verlangt die Spirituosenindustrie vorerst einmal, dai3 er den damit versetzten Erzeugnissen kein abweichendes Eigenaroma verleiht. Es sol1 nicht nur selbstverstandlich sein, dai3 der Starkesirup nicht nach schwefliger Saure oder nach Buttersaure schmedct, sondern es mu13 unbedingt von einem Starkesirup erwartet wer- den, da8 er a d nicht in der geringsten Form die Wesens- art und den Charakter der Ware betreffs des Geschmadrs beeinflugt. Es sei hier aber ausdrucklich bemerkt, dai3 die- ser Forderung bei Verwendung eines guten Likorsirups in normaler Dosierung wohl stets Genuge geleistet wird. Es gibt in der Spirituosenbranche vereinzelt immer noch Geg- ner des Stirkesirups, die mit besonderem Stolz hervor- heben, dai3 ihre samtlichen Erzeugnisse ohne Starkesirup hergestellt werden, und die behaupten, daB sie aus jedem

rnit Starkesirup bereiteten Likor das Dickungsmittel her- ausschmecken konnen. Hierzu ist zu sagen, daR einmal keine Spirituose in ilirem Wert und ihrer Gute infolge der Verwendung von Starkesirup in irgend einer Form her- abgesetzt wird, und dai3 weiterhin es als ubertrieben und auch als unerwiesen anzusehen ist, dd3 ein guter Likor- &up sich gcschmadtlich bemerkbar machen soll.

Der Starkesirup ist fur die Spirituosenindustrie ein wichtiges und unentbehrliches Hilfsmittel, von dern man ferner verlangt, dad er infolge seines Dextringehaltes beim Zusammentreffen rnit Alkohol zu keinen irgendwel- chen Triibungen Anlad gibt. Gerade die durch Dextrine hervorgerufcnen Ausscheidungen sind in dem Herstel- lungsgang der Likore besonders gefurchtet, weil sic von den gewohnlichen Filterschichten 06 nicht zuruckgehalten werden, so da8 besondere MaRnahmen ergriffen werden mussen. Starkesirup soll sich leicht und schnell sowohl in den Fertigwaren wic besonders beim Ausmischen der Er- zeugnisse ohne Hinterlassung von Ruckstinden losen. Um die hier genannten Bedingungen zu erfullen, geht an alle Starkesirup herstellenden Firmen die Bitte, den Betrieben der Likorbranche nur den sogmannten L i k o r s i r u p anzubieten und nicht den Kapillarsirup oder gar den Bon- bonsirup. Wenn zwar auch gerade der Dextringehalt das Wusschlaggebende bei der Benutzung des Stirkesirups ist, so bevorzugt doch der Spirituosenfabrikant stets den nur rund 40 Vo Dextrine enthaltenden Likorsirup vor den weit mehr Dextrine auf weisenden Kapillar- oder Bonbon- sirupen, weii der Likorsirup in seinem Wirkungswert voll- kommen den gestellten Anforderungen genugt und vor allem die Gewahr bietet, daR bei einer Mengengabe von hochstens 10 Litern auf 100 Liter Fertigware bestimmt rnit keinen Dextrinausscheidungen zu r e h e n ist.

Die Verarbeitung von Starkesirup ist infolge der Ziih- fliissigkeit des Materials relativ muhsam. Bedeutend ein- facher ist die Benutzung der Trockenpraparate, denen das Wasser entzogen wurde. Sie enthalten ebenfalls die Dex- trine und erfullen damit denselben Zweck wie der Likor- sirup. N u r sollte endlich der falsche, sinnenntellende Name ,,Trockenglukcse" verschwinden. Es handelt sich ia hier gar nicht um eine getrocknete Glukose, sondern um ein Gemisch von Glukose gleich Dextrose und von Dextrinen. Und nur der Dextrine wegen verwendet man das Pulver und nimmt die Glukose gleich Dextrose nur als zwangs- laufig notwendige Begleiterscheinung mit hin. Demzufolge